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Kultur

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Bon appétit

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Ein Festival für die Jugend

Die Jugend, heißt es nicht zu Unrecht, hat während der Pandemie besonders gelitten. Daher ist es umso begrüßenswerter, dass der Süden Frankreichs im bevorstehenden Frühling Schauplatz eines Festivals ist, dass sich speziell an ein junges Publikum richtet. Es trägt den Namen „Festo Pitcho“, Hauptaustragungsort ist Avignon, doch auch in umliegenden Orten wie Carpentras treten Künstler auf die Bühne. Zu sehen gibt es neben Konzerten auch Theatervorstellungen - darunter eine Adaption von Antoine de Saint-Exupérys bekanntestem Werk, das hier den Titel „Le (tout) Petit Prince“ trägt, was frei übersetzt der „zu kleine Prinz“ heißt. Festo Pitcho - Spectacles Vivants pour Publics Jeunes Avignon und Umgebung, 26. März bis 10. April, festopitcho.com

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Kulturtipps

VON RALF JOHNEN

Gaudí als Möbeldesigner

Mit seinen kunstvoll verspielten Entwürfen und seinen behaglichen organischen Formen ist Antoni Gaudí (1852-1926) posthum zu einem Weltstar der Architektur aufgestiegen. Dabei muss die Welt immer noch die Vollendung seines Opus Magnum warten: Mit der Fertigstellung der Sagrada Familia in Barcelona wird aktuell für das Jahr 2026 gerechnet. In Frankreich hat sich mehr als 50 Jahre lange keine große Ausstellung mit dem Werk des Katalanen beschäftigt. Dies holt das Musée d‘Orsay nun nach, wobei der Fokus auf die Möbelentwürfe Gaudís gerichtet ist. Ein Aspekt, der den Bewunderern seiner Bauten oft verschlossen bleibt. Gaudí, Musée d‘Orsay, Paris, 12. April bis 17. Juli 2022, musee-orsay.fr

Gauguin: Exotisch und erotisch

1891 hat Paul Gauguin (1848-1903) die Kunstmetropole Paris und seine Familie verlassen, um sich in Französisch-Polynesien auf die Suche nach neuer Inspiration und spiritueller Erfüllung zu machen. Auf der Insel Tahiti entstanden in der Folge seine wohl bekanntesten Bilder, dank derer er heute zu den maßgeblichen Wegbereitern der Moderne zählt. Gauguins Werk ist dabei ebenso exotisch wie erotisch. Vor allem aber kündet es von einer entschieden westlichen Weltsicht mitsamt der dazugehörigen kolonialen Denkweise der Epoche. Diesen Aspekt rücken die Kuratoren ins Zentrum der Ausstellung, die am 26. März in Berlin eröffnet wird. Vor Ort erweitern sie die Perspektive, indem sie Arbeiten zeitgenössischer Künstler als Kontrapunkt zeigen. Paul Gauguin - Why Are You Angry?, Alte Nationalgalerie Berlin, 26.März bis 10. Juli, smb.museum

Impressionistische Dekors

Der Impressionismus wird gemeinhin mit Innovation, der Neuinterpretation des Lichts und verhuschtabstrahierten Alltagsdarstellungen in Verbindung gebracht. Der Einfluss des Stils auf die Kunstform der Dekoration jedoch blieb bislang weitgehend unbeachtet. Die Pariser Ausstellung schafft diesbezüglich nun mithilfe einer opulenten Sammlung von Exponaten Abhilfe. Le décor impressioniste. Aux sources des Nymphéas, 2. März bis 11. Juli, Musée de l‘Orangerie, Parismusee-orangerie.fr

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Frauen auf Friedhöfen

Ein nicht alltägliches Thema hat sich das Berliner Haus der Demokratie für seine nächste Ausstellung auserkoren. Dabei geht es um Frauenfiguren, wie sie seit dem 19. Jahrhundert auf französischen Friedhöfen zu sehen sind. Im Mittelpunkt der Schau stehen fotografische Arbeiten der Künstlerin Semiramis. Inspiriert von der Tatsache, dass die Frau in der christlichen Kultur seit dem 14. Jahrhundert als Metapher für die menschliche Vergänglichkeit eingesetzt wird, befasst sie sich seit geraumer Zeit mit dem Sujet. Dabei gelingt ihr der Nachweis, dass die Darstellungen trotz des wenig geeigneten Ortes nicht selten auch auf erotisierende Weise erfolgen. Somit dienen die Figuren ganz nebenbei auch als Spiegel einer Gesellschaft mit einem maskulin geprägten Blick auf Frauen. Zwischen ewiger Jugend und Vergänglichkeit. Frauendarstellungen auf französischen Friedhöfen, Haus der Demokratie (Foyer Robert-Havemann-Saal), Berlin, 7. März bis 30. April 2022 hausderdemokratie.de

Die Art Paris wird nachhaltig

Auf der Liste der Veranstaltungen, die kulturaffine Menschen am meisten vermisst haben, stehen Kunstmessen weit oben. Schon 2021 bildete die Art Paris diesbezüglich eine Ausnahme, weil die Organisatoren mit dem September einen günstigen Termin gewählt hatten. An neuer Wirkungsstätte im Grand Palais Èphémère konnten sie sich gar über mehr als 70 000 Besucher freuen. Beflügelt von diesem Erfolg, liegt der Nachfolgetermin bereits in diesem April. Mehr als 130 Galerien aus über 20 Ländern nutzen die Messe als Schaufenster, um die Aufmerksamkeit auf angesagte Künstler zu lenken. Erstmals liegt bei der 24. Austragung ein Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, bislang eher ein Fremdwort in der Szene. Art Paris, Grand Palais Éphémère, Paris, 7. bis 10. April, artparis.com

Kulturtipps

Lunch mit Fabelwesen

In Toulouse ist in diesem Frühjahr ein seltsames Wesen zu sehen. Dabei handelt es sich um ein Cheval Dragon, also ein Drachenpferd. Kenner ahnen bereits, dass es sich dabei um eine Kreation der Performance-Gruppe La Machine handelt, die eigentlich in Nantes ihr Unwesen treibt (Reportage ab S. 44). Am Fuße der Pyrenäen gibt das Ensemble nun mit einer eigens entwickelten Spezies ein Gastspiel. Fans haben Gelegenheit, im Beisein der Kreaturen zu speisen. Halle de la Machine, Toulouse, bis einschließlich 8. Mai 2022, halledelamachine.fr

Renoir und der Rokoko

Ebenso wie Gauguin und Monet zählt auch Pierre-Auguste Renoir zu den Protagonisten des Impressionismus. Dabei hat die Kritik einen prägenden Einfluss lange übersehen: Renoir hatte als ausgebildeter Porzellanmaler enge Bande zum Rokoko, der darüber hinaus im Frankreich des ausklingenden 19. Jahrhunderts sehr präsent war. Das Frankfurter Städel Museum deckt die Verbindungen nun in einer Ausstellung auf - unter anderem, indem es Renoirs bevorzugte Motive mit denen des Rokoko abgleicht. Renoir. Rococo Revival, 2. März bis 19. Juni 2022, Städel Museum Frankfurt, staedelmuseum.de

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