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Ruhiges Massiv de l'Esterel
from Frankreich Magazin
Wandern an der Küste des Esterels Meerblick
Egal, ob man wandert, die Aussicht von einer Strandliege aus genießt oder mit dem Auto hindurchfährt: die Schönheit des Esterel-Gebirges zwischen Mandelieu-La-Napoule und Saint-Raphaël ist betörend.
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TEXT PAUL SMIT FOTOGRAFIE PAUL SMIT & MICK PALARCZYK
Oben: Der Garten des Schlosses von La Napoule. Rechts: während der Küstenwanderung von Boulouris zum Cap du Dramont begegnet man vielen Pflanzen, die aus den Gärten der Villen entkommen sind.
Rechts: Der Corniche d’Or, der Küstenweg von Estérel von oben gesehen.
Der schönste Teil der Côte d'Azur? Nach Meinung Vieler ist es das EsterelGebirge. Wir entscheiden uns für einen Tagesausflug und machen eine gemütliche Wanderung mit vielen Badepausen und einer Mittagspause rund um das Cap du Dramont. Wir beginnen mit einem Strandspaziergang vom Bahnhof des Badeortes Boulouris bei Saint-Raphaël. An Sonnenanbetern wandern wir über den Sentier des Douaniers von Saint-Raphaël nach Agay. In der Ferne sehen wir schon den Dramont. D'armont bedeutet auf provenzalisch Buckel und genau das sehen wir von hier aus: einen roten Buckel auf seiner eigenen Halbinsel. Wenn uns zu heiß wird, tauchen wir ins Wasser. Anschließend laufen wir wieder, bis plötzlich zwischen dem Meer und den Mauern, welche die Gärten der Villen umgeben, kaum noch Platz ist. Heute können wir passieren, aber bei mehr Wind hätten wir wegen der Wellen diesen Teil der Strecke über die Straße laufen müssen.
ESTÉREL
Goldene Insel
Bald beginnt der schönste Teil der Wanderung, über den Dramont selbst. Von hier aus können wir auch die Île d'Or sehen: eine rote Insel mit einem hohen Turm auf der Spitze, ein faszinierender Anblick. Spannend ist auch die Geschichte der Île d'Or. 1897 versteigert der Staat sie für nur 280 Francs an Léon Sergent, den Vizekonsul von England, der sie 1909 bei einem Kartenspiel wieder verliert. Doktor Auguste Lutaud, der neue Besitzer, lässt daraufhin einen vierstöckigen Sarazenenturm aus dem hiesigen Felsen bauen und erklärt sich selbst zum König Augustus I. der Goldenen Insel. Er lässt Münzen prägen, Briefmarken drucken und eine Hymne komponieren. Die Krönungsfeier, bei der die Tochter einer der Steinmetze als Maskottchen der Insel geehrt wird, ist grandios und auch in den Folgejahren finden regelmäßig Veranstaltungen statt. Den Gästen wird meist ein wichtiger Ministerposten zugeteilt. Der Erste Weltkrieg indes schmälert den Reichtum in Europa und mit dem auf der Île d'Or ist es vorbei. Aber nicht mit dem Königreich; erst 1925 stirbt der König. Seine Asche wird über die roten Felsen verstreut. ›
ZUR GEOLOGIE
Einst bildeten Korsika und die Provence eine Einheit. Der größte Teil des Esterels landete auf dieser Insel, nachdem diese sich losgerissen hatte und durch geologische Prozesse abgedriftet war. Der „zurückgelassene“ Esterel ist ein Vulkangebiet. Hier floss vor etwa 280 Millionen Jahren zähes Magma aus Rissen in der Erdkruste und erstarrte zu einem ockerroten Gestein, das Geologen Rhyolith nennen. Es ist diese Farbe, die den Esterel so besonders macht. Hinzu kommt die Form der Gipfel – Erosionsreste der Lava: steil, voller Risse und Brüche, aber abgerundet, wie Zuckerkuchen. Dies alles bürgt für eine Landschaft, die man so schnell nicht vergisst.
Oben: vom südlichsten Punkt des Cap du Dramont ist die Aussicht formidabel. Im Hintergrund der imposante Rocher de la Cathédrale. Unten: der Jachthafen von Théoule-sur-Mer.
Rechts: Auf dem Weg zum Pic du Cap Roux reicht die Aussicht über Anthéor en Cap du Dramont bis zum Cap Camarat.
1944 dann durchbohrt eine Granate während der Invasion der Alliierten am Strand von Dramont den dritten Stock des Turms, aber François Bureau, ein ehemaliger Offizier der Marine, der die Insel 1961 kauft, läßt ihn restaurieren. Er zieht sogar auf das Eiland – nur um 1994 bei seinem morgendlichen Schwimmen um die Insel zu ertrinken. Heute leben seine Nachkommen dort. Wenn die Flagge weht, sind sie zu Hause. Für uns bricht endlich der Abend an. Wenn die Sonne untergeht und die roten Felsen noch röter werden als zuvor, segelt eine Jacht zur Insel und legt an. Augenblicke später weht eine Flagge auf dem Turm. Nicht der Halbmond und der Stern von König August I. – es war immerhin ein Sarazenenturm –, sondern ein fröhliches Bleu-Blanc-Rouge.
Blumenwanderung
Kommt man von Cannes zum Dramont, färbt sich die Landschaft ab Théoule rot. Wer in Théoule ist, sollte unbedingt vor Sonnenaufgang aufstehen. Es lohnt sich, denn kein anderer Ort im Esterel bietet einen besseren Blick auf die Morgendämmerung als die Pointe de l'Aiguille, das Kap, das die Bucht von Cannes im Südwesten abschließt. Die Sonne geht über Cap d'Antibes auf und erhebt sich dann
über den Inseln Sainte-Marguerite und Saint-Honorat. Wir beobachten das Spektakel vom Kiesstrand aus, zwischen roten Felsvorsprüngen auf der einen und der Grotte de Gardanne auf der anderen Seite, einem natürlichen Bogen, durch den die Wellen brechen. Noch schöner ist die Aussicht vom Weg, der von hier aus aufsteigt, inmitten der Aiguilles, den roten Felsnadeln. Von Théoule bis zu diesem Strand ist es ein angenehmer Spaziergang am Meer entlang. Das macht Lust auf mehr: Wir wollen die Inseln von oben, was vom Pic du Cap Roux aus möglich ist. Die Wanderung beginnt am Cap Roux am Meer, dem roten Kap. Dieser ist etwas schwerer als der vorherige und hat den Pic du Cap Roux als Ziel. Blumen überall. Bei der Cistus albidus, einer Zistrose, könnte man schwören, dass die fünf Zentimeter großen rosa Blüten aus Krepppapier sind. Spektakulär ist auch der weiße Affodill mit
UNSER TIPP: DIE KÜSTENSTRASSE CORNICHE D'OR
Sie können nicht nur einen angenehmen Spaziergang entlang der Küste des Esterels genießen, sondern auch eine schöne Fahrt auf der Corniche d'Or unternehmen. Es ist, als würde man an der Grenze zwischen dem azurblauen Meer und den lachsroten Felsen schweben. Glücklicherweise wurde ein Projekt zur Verbreiterung und Neutrassierung der Straße nie durchgeführt. Die Strecke zwischen Théoule-sur-Mer und Saint-Raphaël ist nur 30 Kilometer lang, wirkt aber durch die vielen Kurven und Ausblicke viel länger. Auch wegen der Pausen, die man unweigerlich einlegt - und sei es nur für ein Bad in einer der vielen Buchten.
Der Einsiedler Honoratus flüchtete vor seinen Anhängern auf eine Insel. Dort aber resignierte er. Er ließ sie bleiben und gründete ein Kloster.
Links: Eine versteckte Bucht beim Cap du Dramont mit Blick auf die Île d’Or.
Unten: Das Schloss La Napoule.
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seinen über einen Meter hohen Blütenähren. Am schönsten finden wir die Judasbäume, die hier und da vereinzelt zwischen den Korkeichen stehen und die üppig lila-rosa blühen.
Einsiedler und Fans
Bevor wir den Gipfel erreichen, wandern wir zur Grotte de la Sainte Baume. Hier fand der Eremitenlehrling Honoratus um 400 n. Chr. in einer Höhle unter der Spitze eines roten Felsens die Einsamkeit, die er suchte. Hinter der letzten Biegung des Weges zu seinem Versteck steht noch ein altes Tor; wie ein Set aus einem Abenteuerfilm. Honoratus war ein Gallo-Römer, der in den letzten Jahren des Römischen Reiches von wohlhabenden Eltern aufgezogen wurde. Als Jugendlicher beschloss er Christ zu werden, fasziniert von den ersten christlichen Einsiedlern in Ägypten, deren Schriften damals den Westen erreichten. Er ging in den Orient, aber unterwegs starb sein Bruder, der ihn begleitete. Also kehrte er um und landete in der Provence. Als Einsiedler versuchte er sich an der wunderschönen Bucht von Agay. Doch das funktionierte nur bedingt, weil er offenkundig Anhänger hatte, die seine Nähe suchten. Um seinen „Fans“ zu entkommen, hat er sich in jene Höhle zurückgezogen, wo auch wir jetzt Schatten suchen. Doch auch dort wurde er nicht allein gelassen, also flüchtete er auf jene unbewohnte Insel in der Bucht von Cannes, die heute seinen Namen trägt: Île de Saint-Honorat. Als wir die Höhle wieder verlassen, verstehen wir warum: Wie ein Rahmen umschließt der Ausgang den Blick auf ebendiese Insel. Honoratus hat genau das Tag für Tag gesehen! Auf der Insel übrigens resignierte der Einsiedler schließlich, er ließ seine Anhänger bleiben. So entstand eines der ersten Klöster Westeuropas. Das Besondere daran ist, dass auch 1600 Jahre später immer noch ausschließlich Mönche Saint-Honorat hier leben. Wir erreichen unterdessen mit dem Pic du Cap Roux den höchsten Punkt unserer Wanderung auf 445 Metern. Wenn der Mistral blasen würde, könnten wir in der klaren Luft Korsika sehen. Aber auch die heutige Aussicht ist beeindruckend: ein Panorama vom Kap Bordighera in Italien bis zum Golf von Saint-Tropez. Die zitternden Knie sind da längst vergessen: Schließlich genießen wir die schönste Aussicht des Esterels
Tipps & Adressen
Distanz
Frankfurt - Agay: 1134 Kilometer
Wanderungen
Schöne Runde 1,5 Stunden ab Théoule: randoxygene.departement06.fr (Suchbegriff: Circuit de l'Aiguille) Die anderen Wanderungen finden Sie hier: www.saint-raphael. com (Suchbegriff: suggested hikes)
LA VILLA MAURESQUE ©
Info
Esterel-Küste: saint-raphael.com (Suchbegriff: discover/the-sea). Naturschutzgebiet der Pointe de l'Aiguille: departement06.fr (Suchbegriff: Parc de la Pointe de l'Aiguille). Das Schloss La Napoule: chateau-lanapoule.com.
Attraktionen & Aktivitäten
In den Hügeln hinter Théoule steht eine 12 m hohe Madonna gegenüber ihrem Bildnis NotreDame d'Afrique in Algier auf der anderen Seite des Mittelmeers. Es ist den französischen Siedlern gewidmet, die während des algerischen Befreiungskrieges in Eile fliehen mussten. Sehenswert ist das Château de la Napoule mit seinen Gärten, das Schloss von Bildhauer Henry und der Architektin Marie Clews, die verheiratet waren. Sie kauften es 1918, restaurierten es und feierten dort legendäre Partys. Besichtigt werden können die Räume mit skurrilen HeinrichStatuen (witzig: die schlecht gelaunt aussehenden Köpfe unangenehmer Bekannter wie der „Gott der Spinnen“).
Übernachten
La Villa Mauresque (Boulouris) Schöner Garten mit Meerblick, Swimmingpool mit viel Schatten. Am Beginn der Küstenwanderung zum Cap du Dramont, wo sich auch ein kleiner Bahnhof befindet. Ab 201 € pro Nacht, villa-mauresque.com
B&B Villa Mélodie (Cap du Dramont) Wer neben dem Cap du Dramont, dem schönsten Kap des Esterels, übernachten möchte, darf die Villa Mélodie mit ihrer etwas altmodischen Atmosphäre nicht verpassen. Gastgeberin Francesca versorgt ihre Gäste perfekt. Ein Strand in einer wunderschönen Bucht ist 100 Meter entfernt. Ab 66 € pro Nacht, villa-melodie.com
Le Relais d’Agay (Agay) Ein No-Nonsense-Hotel im positiven Sinne mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, direkt an der Bucht von Agay, nur die Straße ist dazwischen. Trotzdem ist es nachts ruhig. Ab 81 € pro Nacht, relaisdagay.com
Hôtel Miramar (Théoule-sur-Mer) Schönes Luxus-Spa-Hotel direkt am Meer mit Swimmingpool und Privatstrand. Ab 270 € pro Nacht, miramar-beachspa.tiara-hotels.com
Essen & Trinken
Urban Beach (Boulouris) Am Ausgangspunkt der Küstenwanderung von Boulouris zum Cap du Dramont. Blick auf den Jachthafen, frischer Fisch, gutes Ambiente. urban-beach.fr
L'épuisette (Boulouris). Direkt am Meer entlang des Küstenweges, bekannt für seine leckeren Cocktails. lepuisetteplage.fr
Tiki Plage (Cap du Dramont) Am Strand, am Ende der Umrundung des Kaps. Bessere Strandmahlzeiten. letiki-plage.fr
Le Charivari (Agay) Nicht weit vom Cap du Dramont entfernt liegt die weitläufige Bucht von Agay mit einem einladenden Strand. Versuchen Sie, einen Platz auf der Gartenterrasse zu ergattern, denn dann können Sie die hervorragende Küche mit Blick auf die Bucht genießen. Weitere Informationen auf der Facebook-Seite
Snack la Cabane Chez Monique (Le Trayas) Die Küche ist viel besser, als man es von einem Imbiss erwarten würde. Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis des Esterels. Direkt an der Corniche d'Or, der Küstenstraße des Esterel. Weitere Informationen auf der Facebook-Seite
Restaurant L’aiguille (Théoule-sur-Mer) Der Spaziergang von Théoule an der Strandpromenade bis zur Pointe de l'Aiguille ist ein Muss. Kurz vor dem Ziel gelangt man zu diesem Restaurant am Strand. Unbedingt reservieren. Hervorragende Küche, schöne Aussicht, kaum zu überbieten. laiguille-restaurant-plage.fr
Côte d’Azur
Urlaub an der Côte d’Azur, direkt am Strand? Im Schatten eines weitläufigen Pinienwaldes an der Küste finden Sie den FünfSterne-Campingplatz Camp du Domaine, ein idealer Ort für die ganze Familie.
Wenn Sie abends vor Ihrem Wohnmobil, Zelt oder Wohnwagen unter dem Sternenhimmel das Rauschen des Meeres hören, sind Sie wie verzaubert. Dies ist der Campingplatz am Meer, von dem Sie geträumt haben. Für jeden ist etwas dabei, da man auch mieten kann. Die Bungalows, die etwas höher auf einem bewaldeten Hügel liegen, bieten von der Terrasse einen Meerblick. Auf diesem großen Campingplatz fi nden Sie alles, was Sie brauchen, von Restaurants und Bars bis hin zu einem Supermarkt.
Sehenswürdigkeiten
Wer gerne die Umgebung erkunden möchte, kann Monaco und Saint-Tropez besuchen. Bormes-Les-Mimosas, ein typisches provenzalisches Dorf mit verwinkelten Gassen, liegt nur wenige Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Das alte Fischerdorf Le Lavandou ist über einen Pfad entlang der Küste zu erreichen. Es gibt einen Markt am Donnerstagmorgen. Der Campingplatz organisiert auch Ausfl üge mit dem Minibus und einer Führung. Einfach praktisch.
Auf dem Campingplatz
Für kleine Kinder gibt es schöne Spielplätze, Wasserfontänen und einen kostenlosen Miniclub. Sie fi nden sogar spezielle Babybäder! Die Kinder können Bogenschießen, Windsurfen und Wasserski fahren, für Jugendliche gibt es die Möglichkeit, Tennis oder Beachvolleyball zu spielen. Herausforderung: vielleicht sogar einen Tauch- oder Segelkurs machen. Abends sorgt das Animationsteam für Spaß. Camp du Domaine ist ein großartiges Urlaubsziel und weit genug vom Trubel von St. Tropez entfernt.
CAMP DU DOMAINE
2581 La Favière F-83230 Bormes-les-Mimosas Tel. (0033) 4 94 71 03 12 GPS 43.1179, 6.35183 9 April bis zum 31 Oktober 2022 geöffnet. Der Campingplatz liegt in einem 45 Hektar großen Park direkt am Strand mit vielen Plätzen für Camping und Bungalow.