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Serie: Event Know-how
ILEA LIVE 2017:
Die Eventprofis treffen sich in Kanada
Das Jahrestreffen des Weltverbands der Eventspezialisten ILEA führte von 10. bis 12. August über 300 Mitglieder, Gäste und Sponsoren zur ILEA LIVE 2017 in Calgary zusammen. Dabei ging es um Trends und Chancen für die Branche, um die aktuellen Herausforderungen, um Interaktion auf Veranstaltungen und vor allem um ganz viel Networking. Der folgende Beitrag möchte einige Impressionen von der Veranstaltung vermitteln. Autor: Univ.-Prof. Dr. Cornelia Zanger, TU Chemnitz – Lehrstuhl Marketing und Handelsbetriebslehre
The International Live Events Association (ILEA) wurde 1987 in den USA gegründet, um das Wissen der im Eventbereich tätigen Spezialisten weiterzuentwickeln und höchste Qualitätsstandards bei der Planung, Organisation und Realisierung von Events zu erreichen. In den 30 Jahren ihres Bestehens ist ILEA zu einem wertvollen und vertrauenswürdigen Partner der LiveKommunikationsbranche geworden und hat inzwischen über 5.000 Mitglieder, die in 53 Regionalgruppen weltweit organisiert sind. Ziele der Arbeit von ILEA sind die Unterstützung der Bildung und beruflichen Weiterentwicklung der Mitglieder und die Stärkung des Selbstbewusstseins und der Glaubwürdigkeit der Branche. Dazu werden zahlreiche Veranstaltungen angeboten, um den Wissensaustausch mit den erfolgreichen Eventspezialisten zu fördern und kreative Köpfe vorzustellen, die den Mitgliedern neue Inspirationen für die eigene Arbeit vermitteln. Wichtigster Vorteil für die ILEA-Mitglieder ist der Zugang zum regionalen Netzwerk, aber automatisch auch zum stetig wachsenden internationalen Netzwerk der Profis aus der Branche der Live-Kommunikation. Die Mitglieder aus den DACH-Staaten sind im ILEA Chapter Europe organisiert. ILEA-Mitglieder sind vor allem Einzelpersonen, die absolute Eventprofis in allen unterschiedlichen Bereichen der LiveKommunikationsbranche sind und sich durch ihr Engagement sowie ihre exzellente Arbeit ein hervorragendes Renommee erworben haben. Sie kommen aus Agenturen, sind Event-Zulieferer oder arbeiten in Organisationen bzw. sind Kunden aus der Industrie. Höhepunkt der der Arbeit von ILEA ist die jährliche ILEA LIVE-Weltkonferenz, bei der sich Eventprofis aus der ganzen Welt treffen, um kreative Ideen und Anregungen aufzunehmen, den Wissensaustausch zu pflegen und intensiv zu netzwerken. Die ILEA LIVE 2017 stand ganz im Zeichen von Inspiration und Interaktion – sowohl das fachliche Programm als auch die Side-Events. Inhaltlich setzten sich die Kongressteilnehmer intensiv mit den Auswirkungen disruptiver gesellschaftlicher Veränderungen wie der Digitalisierung, der politischen Unsicherheit und dem erhöhten Sicherheitsbedarf auseinander. Die Adaption der Eventbranche an die Nutzung digitaler Kontaktkanäle wurde dabei als zentrale Aufgabe gesehen, um auch in der Zukunft den Kontakt zum Kunden sicherzustellen. Für den Eventprofi wurden Problemlösungskompetenz und Kreativität als bestimmende Schlüsselqualifikationen gefordert. Dementsprechend waren viele der Sessions auf die Diskussion von Eventdesign und Eventplanung an konkreten Eventbeispielen wie Festivals, Sportevents, Non-ProfitVeranstaltungen oder Messen ausgerichtet. Die strategische Sicht auf Events als Instrument des Brand Building oder der Markenkommunikation spielte nur bei einzelnen Diskussionen eine Rolle.

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Neue methodische Wege versuchte ILEA vor allem im Fachprogramm des Kongresses zu gehen, indem sowohl innovative Formate entwickelt als auch bekannte Präsentationsformate weiterentwickelt wurden: • Die Keynote Speaker verzichteten bei einem Zeitvolumen von 1,5 Stunden fast gänzlich auf klassische PowerPoint-Präsentationen und setzten vollständig auf Interaktion mit den 300 Teilnehmern. Bei der Eingangskeynote von David Adler von BIZBASH stand die Frage nach den disruptiven gesellschaftlichen Veränderungen und deren Einflüsse auf die Eventbranche im Mittelpunkt. Neben der Beteiligung über ein digitales Moderationssystem, mit dem die Reaktionen der Teilnehmer direkt in Word Clowds abgebildet und so ein schnelles Meinungsbild vermittelt werden konnte, hatte jeder Teilnehmer die Möglichkeit, mit seinen zufällig zusammengestellten Tischnachbarn zu diskutieren und die gemeinsamen Gedanken allen Teilnehmern mündlich kundzutun. • Workshops wurden als „interaktives Nachdenken“ aller Teilnehmer, moderiert durch den Referenten, organisiert, z. B. bei der Anwendung von Design Thinking, Storytelling oder dem Design der Customer Experience Journey. • Inspirationen wurden als neues Format im Zeitumfang von 20 Minuten eingeführt. Die Teilnehmer konnten dabei z. B. in eine 360°-Projektion eintauchen, den disruptiven Einfluss von Kunst erleben oder mussten, nur mit olfaktorischen und visuellen Reizen versorgt, Ideen zu einem Event entwickeln. • Klassische Best-Practice-Vorträge zu sehr vielen Bereichen der Live-Kommunikation wurden mit der Neuerung versehen, dass nicht nur eine Diskussion im Auditorium angeboten wurde, sondern jeder Teilnehmer am Vortrag die Möglichkeit hatte, seine Fragen an den Referenten in einem One-to-one-Gespräch zu klären. • Podiumsdiskussionen wurden durch Dialogveranstaltungen ersetzt, bei denen alle Teilnehmer mit den eingeladenen Eventspezialisten zu ausgewählten Themen wie dem Erkennen von Geschäftschancen oder der Gründung des eigenen Eventbusiness diskutieren konnten. • Organisiertes Networking wurde an die Stelle von Zufall gesetzt. Im fast privaten Umfeld wurden zuvor namentlich angemeldete Eventeinsteiger zu Diskussionen mit fachlich versierten Spezialisten zum Knowhow-Austausch zusammengebracht. Sicher auch eine interessante Form des Recruiting. • Und ganz besonders: ein hybrider Morgenevent für alle Kongressteilnehmer. Beim Wake-up-PowerSpaziergang entlang des Bow River wurde die positive Wirkung von Bewegung auf die sensorische Aktivierung von Eventteilnehmern diskutiert. Vorgestellt wurde auf dem Kongress auch das Zertifikat „Certified Special Events Professional (CSEP)“, das seit 1993 von der ILEA an geprüfte Eventspezialisten verliehen wird. Das Zertifikat setzt eine dreijährige einschlägige Berufserfahrung in der Eventbranche voraus und wird nach einer Online-Prüfung zu den praktischen Kenntnissen und Fähigkeiten zur Durchführung von Veranstaltungen der Live-Kommunikation verliehen. Das CSEP wurde entwickelt, um die Kompetenzen des Eventpersonals zu verbessern, die Branchenstandards zu erhöhen und den Zertifizierten Karrierevorteile zu bieten. Das CSEP konnte erfolgreich in Nordamerika und UK etabliert werden. Nach den Angaben von ILEA werden pro Jahr 40 bis 50 Eventprofis neu zertifiziert und 30 bis 40 rezertifiziert. Insgesamt war der ILEA LIVE-Kongress 2017 eine sehr anregende Veranstaltung mit vielen spannenden Kontakt-Möglichkeiten. Vielleicht hat der Beitrag Lust auf einen Besuch der ILEA LIVE 2018 von 16. bis 18. August in Denver gemacht.
Informationen unter: www.ilea-europe.com

❶ Disruptive Veränderungen und ihre Bedeutung für die Eventbranche waren ein zentrales Diskussionsthema bei ILEA LIVE 2017. ❷ In seiner sehr unterhaltsamen Keynote stellte Srini Rao anhand von Beispielen dar, was Erfolg vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen ausmacht. ❸ Für einen zünftigen Eröffnungsevent im Calgary Stampede war natürlich bei ILEA LIVE 2017 auch gesorgt.