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Partnerschaftliche Brücken in die ganze Welt
by SDZ Media
DIE STÄDTEPARTNERSCHAFTEN IM MAGISCHEN DREIECK
Im Magischen Dreieck werden seit Jahrzehnten kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen gepfl egt, die über die Landesgrenzen hinausgehen. Unsere Serie über die Partnerstädte geht mit Ellwangen nun in die nächste Runde.
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ELLWANGEN – LANGRES Die längste Beziehung pfl egt Ellwangen zu Langres, das im Département Haut-Marne im Nordosten Frankreichs liegt. Der Ursprung der Partnerschaft geht auf die Siedlungsgeschichte Ellwangens zurück. Bevor sich die Stadt ansiedelte, wurde im Jahr 764 das Kloster gegründet, und zwar von Hariolf und seinem Bruder Bischof Erlolf aus Langres. Die Ellwanger haben sich daran stets erinnert und wollten eine Verbindung schaffen. Zunächst 1480 als sie mit Genehmigung von Langres das Stadtwappen an das französische anlehnten: das rote Andreaskreuz auf blauem Grund mit den goldenen Lilien. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich langsam eine Freundschaft zwischen den beiden Städten. Bereits Ende der 50er-Jahre erfolgte eine Vorbesichtigung der französischen Gemeinde. Im Jahr 1964 wurde dann die Partnerschaft in Ellwangen und 1965 in Langres feierlich besiegelt. Seitdem gibt es einen regen Austausch zwischen den Gemeinden. Eine Delegation aus Langres ist beispielsweise stets bei den Heimattagen zu Gast und eine aus Ellwangen fährt unter anderem zur Fête de la Musique nach Frankreich. Es besteht mittlerweile nicht nur eine Partnerschaft zwischen den beiden Verwaltungen und Vereinen, sondern es haben sich auch zahlreiche private Freundschaften ergeben.
Eingebettet in traumhafte Landschaften
Luftaufnahme von Langres. Foto: Jean-François Feutriez
LANGRES
ABIATEGRASSO
Entfernung zu Langres
548 km
ELLWANGEN
Entfernung zu
Abbiategrasso
513 km
Mit dem kleinen Touristenzug unterwegs auf den Befestigungsanlagen von Langres. Foto: Collection MDT Haute-Marne
LANGRES
Einwohnerzahl: 7.731 (Stand 1.1.17) Region: Grand Est Sehenswürdigkeiten: Stadtmauer (12 Türme und 7 Tore), Kathedrale St-Mammès, Maison des Lumières Denis Diderot
ABBIATEGRASSO
Einwohnerzahl: 32.855 (Stand 31.12.19) Region: Lombardei Sehenswürdigkeiten: Visconti-Kastell, Basilika Santa Maria Nuova, Barockkirche San Bernardino, Casa Albini
Fotos: © virtua73 – stock.adobe.com, Bruno Vallette, Sannita
Die Statue von Denis Diderot, französischer Schriftsteller und Philosoph, ist eine beliebte Sehenswürdigkeit und Teil von Stadtführungen in Langres. Foto: Jean-François Feutriez
Ellwangen
Abbiategrasso
ELLWANGEN – ABBIATEGRASSO Das Bistum aus Langres hat auch in Abbiategrasso ein Kloster gegründet. Von Anfang an bestand also schon eine indirekte Verbindung zwischen der norditalienischen Gemeinde und der baden-württembergischen Kreisstadt. So entsprang die Idee eines Dreibundes. 1991 wurde dann die Partnerschaft zwischen Ellwangen und Abbiategrasso offi ziell. Hier wird ein kultureller Austausch ebenfalls gründlich gepfl egt und mit Leben gefüllt. Besuche erfolgen sowohl unter anderem zu den Feierlichkeiten der Städte als auch zu sportlichen Ereignissen: Ellwanger nehmen beispielsweise am Marathon in Abbiategrasso teil. Vor zehn Jahren sind Ellwanger mit dem Fahrrad zuerst nach Langres gefahren, wo sich ihnen Franzosen anschlossen, und dann nach Abbiategrasso. Zusammen mit einigen Italienern ging es dann wieder in den Ostalbkreis.
METHODIUSZENTRUM Ellwangen hat außerdem eine enge Verbindung zu Bulgarien. Zum 40. Methodiustag im Mai 2010 reiste der Minister ohne Portefeuille (ohne Geschäftsbereich), Prof. Dr. Bojidar Dimitrov, in die Kreisstadt. Bei diesem Besuch entstand die Idee, in Ellwangen ein „Südeuropäisch-Bulgarisches Kulturinstitut“ einzurichten. Im Palais Adelmann wurde ein Raum für die Bibliothek des Kulturinstituts und ein anderer für den Leiter zur Verfügung gestellt. Außerdem wurden Möglichkeiten für Veranstaltungen wie Ausstellungen und Vorträge eingeräumt. Am 28. Mai 2011 fand dann die deutsch-bulgarische wissenschaftliche Tagung zum Thema „Die europäische Kultur und das Wirken der Heiligen Kyrill und Methodius“ statt, die gleichzeitig auch dazu diente, das Kulturinstitut der Öffentlichkeit zu übergeben. ag „Die roten Ziegeldächer sind typisch für die Altstadt von Abbiategrasso.“
Das Kastell in Abbiategrasso ist auch in der Nacht ein erhabener Anblick.
Fotos: Commune di Abbiategrasso
DAS HAT TRADITION: BÜRGERWEHREN, FESTE UND KAPELLEN
Im Magischen Dreieck wird Brauchtum und Kultur großgeschrieben. In den drei Städten Ellwangen, Crailsheim und Dinkelsbühl gibt es zahlreiche Vereine, Feste, Kapellen, Bürgergarden und -wachen, die auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Die Bürgerwache Crailsheim präsentiert sich vor dem Rathaus Fotos: Stadt Crailsheim
MIT SALUTKANONE „GERTRUD“ BEIM CRAILSHEIMER VOLKSFESTUMZUG Bereits 1637 wird eine bewaffnete Bürgermiliz in Crailsheim urkundlich erwähnt. Doch bis zum Geburtstag der Bürgerwache Crailsheim vergingen noch einige Jahre: Er ist auf den 31. Mai 1830 datiert. Damals ging es mit 60 Mann los, heute verteilen sich um die 120 Mitglieder auf vier Züge. Seit 2008 gibt es eine Jugendgruppe und 2018 entstand das NBO (Nachwuchsorchester Bürgerwache und Onolzheim) in Kooperation mit dem Musikverein Onolzheim.
Wenn die komplette Formation marschiert, führt der Fanfarenzug die Crailsheimer Bürgerwache an. Als nächstes folgt der Spielmannszug mit Pfeifen und Trommeln mit Lyra. Direkt dahinter marschiert der Musikzug, dessen Blasmusiker ein Repertoire von Marschmusik über Klassik bis hin zu modernen BigBand-Stücken beherrschen. Den Abschluss bildet die Kompanie mit dem Oberst, den Offi zieren, dem Hauptfeldwebel und der Mannschaft. Beim Crailsheimer Volksfestumzug schließt ein Pferdegespann mit der Salutkanone „Gertrud“ die Formation.
Auch die Uniform der Bürgerwache blickt auf eine lange Tradition zurück. Der Zweispitz mit Federbusch, der schwarze Waffenrock, grüner Ärmelaufschlag und Kragen sowie die weißen Handschuhe entsprechen dem württembergischen Jägerbataillon um 1870. „Beim Volksfestumzug schließt ein Pferdegespann mit der Salutkanone ‚Gertrud’ die Formation.“
Die Knabenkapelle zieht durch die historische Altstadt von Dinkelsbühl. Foto: Ingrid Wenzel
ÜBER 100 KNABEN MUSIZIEREN IN DINKELSBÜHL In Dinkelsbühl sind hingegen regelmäßig Dreispitze mit Zopfperücken und Rokokouniformen in den Stadtfarben Rot-Weiß zu sehen, und zwar immer, wenn die Knabenkapelle unterwegs ist. Ihre Anfänge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. 2018 feierte die Kapelle ihren 150. Geburtstag. Etwa 130 Musiker im Alter von sechs bis 20 Jahren gehören dazu.
Zunächst üben sich die Knaben an der Trommel. Nach etwa eineinhalb Jahren können sie sich ein Blasinstrument aussuchen, wie zum Beispiel Klarinette, Tuba oder Saxofon, oder auf ein Schlagzeug ausweichen. Über das Jahr verteilt tritt die Knabenkapelle Dinkelsbühl regelmäßig auf heimischem Boden auf. Vier Stammkonzerte und der städtische Festumzug zählen zum Musikprogramm. Hinzu kommen Gastspiele, Wochenendfahrten und Tourneen. Zum Beispiel ging es für die Knabenkapelle Dinkelsbühl im Jahr 2000 in die USA und 2018 nach Kanada.
Kinderzeche Dinkelsbühl. Foto: privat
ZEHN TAGE FEIERN INNERHALB DER HISTORISCHEN MAUERN 1629 wurde erstmals ein Schulfest in Dinkelsbühl urkundlich erwähnt. Die heutige Kinderzeche gibt es seit 1897. Jedes Jahr feiern zwischen 1.100 und 1.400 Teilnehmer das historische Fest. Am Wochenende vor dem dritten Montag im Juli geht es los bis einschließlich zum Wochenende danach.
Fester Bestandteil sind beispielsweise das Knabenbataillon und die Kinderlore. Die Sprechrolle wird stets für zwei Jahre mit Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren besetzt. Der kleine, reitende Obrist ist ebenfalls immer mit von der Partie. In diesem Fall entscheidet das Los zwischen den besten Drittklässlern in Dinkelsbühl.
Auch für Erwachsene gibt es verschiedene Rollen, unter anderem beim Festzug oder im Schwedenlager, das sich vor den Toren der Altstadt befi ndet. Im Spitalhof tummeln sich hingegen die Bürger und Torwächter des reichsstädtischen Lagers. Die Charaktere wie Bürgermeister, Syndikus und Ratsherren werden hingegen nur neu besetzt, wenn jemand freiwillig aufhört.
Die Kostüme der Kinderzeche sind dem 17. Jahrhundert nachempfunden. Drei Schneiderinnen arbeiten das ganze Jahr daran, damit sie originalgetreu aussehen.
Die heutige Kinderzeche gibt es seit 1897.
Die Bürgergarde in Formation. Fotos: Stadt Ellwangen „Markenzeichen sind die rot-blauen Uniformen.“
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MIT TROMMELN, GEWEHREN UND PFERDEN DURCH ELLWANGEN Markenzeichen der Ellwanger Bürgergarde sind die rot-blauen Uniformen mit goldenen Knöpfen, weißer Hose, weißem Hemd, schwarzen Stiefeln und Hut. Seit über 60 Jahren repräsentiert die reine Männergarde darin die Stadt Ellwangen zu Fuß und zu Ross. Doch die Geschichte reicht noch weiter zurück.
Bereits um 1439 wurde erstmals eine Schützengilde in der Ellwanger Chronik erwähnt, die zum Michaelsschießen mit der Armbrust einlud. Am 8. September 1756 zogen zwei Offi ziere und 40 Mann zu Pferd zum Schloss, um den neuen Fürstpropst Anton Ignaz Graf Fugger von Kirchberg und Weißenhorn abzuholen und feierlich seine Amtseinsetzung zu paradieren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam die uniformierte Bürgergarde allerdings zum Erliegen, bevor sie im Herbst 1958 neugegründet wurde.
Beispielsweise beim Kalten Markt tritt die komplette Bürgergarde auf. Vorneweg laufen der Spielmannszug mit Bläsern und Trommlern. Dahinter marschieren die zwei Züge der Infanterie mit á 15 Mann, gefolgt von der Kavallerie. Den Schluss bildet die Trachtengruppe, in der auch passive Mitglieder und Frauen mit dabei sind. ag
Die Teilnahme am Umzug beim Kalten Markt ist für die Bürgergarde ein Pfl ichttermin.