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Gründen: so funktioniert’s
Sei dein eigener Chef – So funktioniert’s
Hast du eine coole Idee und denkst „Damit lässt sich bestimmt Geld verdienen.“?
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Träumst du davon, dein eigener Chef zu sein? Willst du wissen, ob die Selbstständigkeit überhaupt etwas für dich ist? Dann finde es doch gleich hier heraus! Wir haben uns für dich an der Hochschule Aalen, bei jungen Gründern und der IHK Ostwürttemberg umgehört.
Foto: © marvent – Adobe.Stock.de
Wann ist der richtige Zeitpunkt? Gleich einmal vorneweg: Den einen richtigen Zeitpunkt zur Existenzgründung gibt es nicht. Vielleicht möchtest du diesen Schritt schon als Schüler wagen, oder du willst zuerst eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. In jedem Fall solltest du dich gut vorbereiten und die Voraussetzungen recherchieren, um erfolgreich dein Unternehmen zu gründen.
Frau Prof. Dr. Constance Richter, Dozentin an der Hochschule Aalen und Studienberaterin für Business Development (Produkt- und Start-up-Management) rät: „Hör gut in dich hinein! Was willst du? Wer schon als Schüler*in eine Geschäftsidee hat, aber dennoch erst studieren möchte, sollte nach Hochschulen ausschauen, die in Bezug auf Gründung etwas zu bieten haben. Mittlerweile gibt es bundesweit einige Gründerhochschulen. Auch unsere Hochschule Aalen und das Innovationszentrum fördern und unterstützen den Aufbau einer selbstständigen Existenz. Nicht immer ist es schlau, alles alleine zu machen – im Team geht es oft leichter. Im Masterstudiengang Business Development und im INNO-Z kann man sozusagen mit Coaching gründen.“ Constanze Richter hinterfragt bei jungen Gründern, ob es ihnen tatsächlich in erster Linie darum geht, selbstständig zu sein? „Ist es nicht vielmehr so, dass man am Anfang für eine Idee brennen muss?“
Ihr Student Daniel Güven antwortet, dass er spätestens seit dem Praxissemester wusste: „Ich möchte selbstständig sein, aber nicht als Einzelkämpfer, sondern im Team! So bleibt auch noch Zeit zum Studieren. Ich habe 1000 Ideen und will Probleme selbstbestimmt lösen. In Eigenverantwortung bin ich effizienter und kann mehr bewegen“. Das Studium in Aalen ist für ihn beinahe wie ein Anfängerkurs für Start-ups. „Wir machen fast nur Projekte und ich habe immer eine Anlaufstelle bei Fragen.“
Nico Tesche wollte zuerst einfach nur seine Idee umsetzen. Sein eigener Chef zu sein war dann die logische Konsequenz daraus. Er bedauert, nicht schon während seines Studiums gegründet zu haben, und würde sich heute besser über mögliche Geschäftsformen erkundigen. „Wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte, würde ich mich
zuallererst ans INNO-Z wenden!“ Frederic Keller und sein Team vom „Mutiger Weg“ stießen mit ihrer Berufsorientierungsidee an Schulen auf großes Interesse. „Wir haben also einfach angefangen. Am wichtigsten ist es, an die Sache zu glauben. Unter Umständen bist du dann sogar nicht nur dein eigener Chef, sondern hast plötzlich Verantwortung für Mitarbeiter. Auch das muss man wollen.“ Wer mit dem Gedanken spielt, ein Business zu gründen, sollte sich seiner Meinung nach mit anderen Unternehmern unterhalten und sich Mentorinnen und Mentoren suchen. „ Mir persönlich hat vor allem die Beratung der IHK geholfen, welche ich gleich mehrmals in Anspruch genommen habe.“
Wer hilft bei den ersten Schritten? Kostenlose Beratung erhältst du in örtlichen Gründerzentren, bei Handwerkskammern, Arbeitsagenturen und der Industrie- und Handelskammer. Elke App ist Gründungsberaterin bei der IHK Ostwürttemberg in Aalen und empfiehlt: „Wichtig für eine erfolgreiche Existenzgründung ist der Austausch mit Experten.“ Denn wer Beratungen nutzt und sich Unterstützung sucht, lässt manche Probleme gar nicht erst entstehen. „Zudem ist es wichtig, sich selbstkritisch zu hinterfragen.“
Bist du ein Unternehmertyp? Hier ist deine Selbsteinschätzung gefragt. Welche Stärken und Schwächen bringst du mit? Bist du von deiner Idee überzeugt? Arbeitest du problemorientiert? Räumst Schwierigkeiten aus dem Weg oder schiebst du schwierige Angelegenheiten vor dir her? Bist du schnell gestresst? Wie wichtig ist dir Urlaub? Wie kommst du mit viel Arbeit und ungewissem Einkommen zurecht? Nimmst du die Dinge gern selbst in die Hand? Bist du bereit etwas zu wagen? Vermeidest du hohe Risiken? Diese und weitere Fragen solltest du dir ehrlich beantworten, um herauszufinden, ob du eine Gründerpersönlichkeit bist. Hast du Lust auf einen Gründertest? Im Internet wirst du fündig. Auch die IHK bietet einen Test an, bei dem du deine unternehmerischen Fähigkeiten prüfen kannst.
Wie sieht deine Geschäftsidee aus? Eine Geschäftsidee ist schnell geboren, doch lässt sich daraus auch ein gewinnbringendes Geschäftsmodell entwickeln? Frau App warnt: „ Keine Gründung ohne Geschäftsidee und nicht jede Ge-
KEINE GRÜNDUNG OHNE GESCHÄFTSIDEE!
Experten-Tipps
Elke App, Gründerteam IHK Ostwürttemberg
Elke App und das Gründerteam der IHK Ostwürttemberg informieren gerne beim Weg in die Selbstständigkeit.
Tel. 07321 324-186 Weitere Infos und Angebote gibt es unter www.ostwuerttemberg.ihk.de
Professor Dr. Constance Richter, Dozentin an der Hochschule Aalen
Produkt- und Start Up-Management passen beim dreisemestrigen Masterstudiengang Business Development perfekt zusammen. Start-up Interessierte nutzen im Innovationszentrum der Hochschule Aalen einen Co-Working Bereich und erhalten Betreuung durch die Gründungsinitiative stAArt-UP!de
Informiere dich unter www.hs-aalen.de Nico Tesche, Park Pillar GmbH
Nico Tesche ist mit seiner Firma Park Pillar GmbH im INNO-Z Aalen angesiedelt und entwickelt ein Fahrrad-Parksystem. Seine Idee entstand während eines Fahrradurlaubs.
Frederic Keller, Mutiger Weg
Frederic Keller studierte Business Development an der Hochschule Aalen. Seine Firma „Mutiger Weg“ will jungen Menschen helfen, den eigenen beruflichen Weg zu finden. Bei Fragen zur Selbstständigkeit, können sich Schüler*innen auch gerne unverbindlich über www.mein-mutiger-weg.de an ihn wenden.
Daniel Güven, 7. Semester User Experience Hochschule Aalen
Nebenbei ist er Mitbegründer des Start-up-Unternehmens Vickii, welches eine App im Finanz- und Investmentbereich entwickelt.
Gründen will gut überlegt sein. Schon vorab kannst du vieles planen und vorbereiten.
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schäftsidee zündet! Man sollte auch immer einen Plan B in der Tasche haben.“ Prüfe, ob es deine Geschäftsidee, dabei kann es sich um ein Produkt oder um eine Dienstleistung handeln, eventuell schon gibt. Bietest du einen echten Mehrwert an? Besteht dafür ein Bedarf und ist der Zielmarkt ausreichend groß? Was macht die Konkurrenz? Wie kannst du dich vom Wettbewerb abheben? „Alleinstellungsmerkmale sind hilfreich. Am besten orientiert man sich an einem Problem und entwickelt dafür eine Lösung. Dabei muss man sein Handeln stets aus Markt- und Kundensicht hinterfragen und Kundenwünsche auch in Weiterentwicklungen einfl ießen lassen“, sagt die Gründungsberaterin. Bei Gesprächen mit Fachleuten aus der Branche und anderen Gründerinnen und Gründern kannst du von deren Erfahrungen profi tieren. Suche dir zum Beispiel Kontakt zu örtlichen GründerWorkshops. Überlege auch, welche Kosten dir entstehen und welchen Preis du mit deiner Idee realisieren kannst. Eventuell solltest du dein Produkt durch eine Anmeldung als Patent, Marke, Gebrauchs- oder Geschmacksmuster schützen lassen.
Möchtest du allein oder besser im Team gründen? Vor allem im Dienstleistungssektor kann man auch alleine erfolgreich sein. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse solltest du jedoch besitzen oder dir aneignen. Gründungen im Team bieten oft Vorteile, wenn zum Beispiel unterschiedliches Fachwissen gefragt ist. Zudem steht mehr Eigenkapital zur Verfügung. Achte aber darauf, dass dein Gründungsteam nicht zu groß wird, idealerweise sollte es aus höchstens drei Personen bestehen.
Was ist ein Business-Plan? Das Unternehmenskonzept ist sozusagen der Fahrplan in deine Selbständigkeit. Arbeite heraus, warum du erfolgreich sein wirst. Analysiere den Markt und deine potentielle Kundschaft. Es gibt Vorlagen von der IHK und anderen Anbietern, die helfen, alles genau zu durchdenken und zu planen. Beim Aufschreiben fallen dir sicher auch zusätzliche Ideen und Punkte ein, die beim bloßen Gedankenspiel verloren gehen. Die IHK Ostwürttemberg, die Pegasus-Vereine, Banken, Hochschulen und Steuerberaterbüros können unterstützen. Informiere dich: Es gibt viele kostenfreie Beratungen oder auch Beratungszuschüsse vom Land. Zum Business-Plan gehört auch ein Finanzplan.
Wie sieht dein Finanzplan aus? Sicher kannst auch du deine Idee nicht ganz ohne Kapital starten. Stelle einen Plan auf, in dem du Eigenkapital sowie die Finanzierung durch Bankkredite und Förderprogramme aufl istest. Bund und Länder unterstützen den Schritt in die Selbstständigkeit mit unterschiedlichen Darlehen. So gibt es zum Beispiel Mikrokredite des Bundes für Gründerinnen und Gründer, die Schwierigkeiten haben, eine Hausbank zu fi nden. Öffentliche Fördermittel werden in der Regel über die eigene Hausbank beantragt. Verlasse dich nicht nur auf die Auskünfte der Banken, sondern recherchiere selbst, ob du in weiteren Förderprogrammen berücksichtigt werden kannst.
Welche Rechtsform ist für dein Unternehmen die beste? Ob GbR, GmbH oder UG – Die Rechtsform für dein Startup solltest du dir gut überlegen. Sie bildet die Rahmenbedingung für dein späteres wirtschaftliches Handeln. Bei der richtigen Auswahl können Anwaltskanzleien und Steuerberaterbüros helfen. Wie fi nde ich den geeigneten Standort und wo melde ich mein Gewerbe an? Wähle deinen Standort so, dass du nah genug an deinem Kundenkreis bist. Berücksichtige Lage und Mieten. Bei deiner konkreten Suche helfen dir die Wirtschaftsförderstellen der Städte und Gemeinden. Vor dem Start musst du dein Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt anmelden. Als Freiberufl er reicht es, das Finanzamt in Kenntnis zu setzen. Manch-
mal gibt es für bestimmte Branchen besondere Vorschriften. Möchtest du einen Handwerksbetrieb eröffnen, musst du diesen in die Handwerksrolle bei der Handwerkskammer eintragen lassen. Der Meisterzwang besteht übrigens für viele Handwerke nicht mehr und auch das Inhaberprinzip wurde unter bestimmten Bedingungen abgeschafft. Bevor du ein Unternehmen gründen kannst, gibt es also einiges zu tun. Lass dich davon nicht abschrecken. Bedenken im Vorfeld und Respekt vor neuen Aufgaben zu haben, ist völlig normal. Seneca, ein römischer Dichter und Philosoph, sagte: „Nicht, weil es schwer ist, wagen wir es nicht – sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Je besser du dich informierst und vorbereitest, umso klarer wirst du die richtige Entscheidung für dich treffen.