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Chi-Sau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 4
Vorwort des Herausgebers
Wing Tsun Kuen, die Bibel des WT, haben wir 1978 zum ersten Mal in deutscher Sprache herausgebracht. In der englischen Version erlebt dieses Werk inzwischen seine 9. Auflage und ist nach wie vor ein Bestseller.
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Dieses umfangreichste und aufwendigste aller ernstzu nehmenden Werke über einen chinesischen Selbstvertei digungsstil ist inzwischen auch in Chinesisch, Jugoslawisch, Spanisch und Italienisch erschienen, wobei diese Versionen auf die Initiative des Wu Shu Verlages erfolgten. Aber zweifellos sind seit der ersten deutschen Fassung von 1978 noch in zwei Bänden - wobei der 2. Band etwas später folgte, einige Jahre ins Land gegangen. Da WT immer ein lebendiges System war und geblieben ist, gab es in diesem Jahrzehnt organisatorische Änderungen und auch einige Veränderungen und Anpassungen, die auf weiterentwickelte Interpretationen der WT-Prinzipien beruhen. Auch führte eine erfrischende westliche Brise von Offenhe i t und Praxisnähe im Training dazu, daß WT sich nun sehr viel transparenter gibt und seine höheren Techniken nicht länger wie Geheimnisse hütet. So verfügt dieses Gesamtwerk Wing Tsun Kuen nicht nur über ein vom Fotomaterial neues ChiSau-Kapitel, sondern auch über einführende Kapitel in die WT-Waffenkunst, namentlich in WT -Lang-stock und Doppelmesser. Während man in China bislang immer zu glauben schien, daß die intensive Beschäftigung mit den Formen und dem Chi-Sao automatisch zu guten Selbstverteidigun gs- und Freikampfergebnissen führt, relativiert westlicher Einfluß diese Grundeinstellung durch das vom Europa-Cheftrainer angefügte Kapitel Freikampf, das bezeichnenderweise im ansonsten kompletten Werk fehlte.
Bei diesem Gesamtwerk Wing Tsun Kuen handelt es sich um die neueste Version überhaupt. Sie ist der englischen Fassung noch um einiges voraus (z.B. Chi -Sau, Langstock, Messer, Freikampf) und bietet auch historische Fotos von den Anfängen des WT in Europa und vor allem in Deutschland.
Zu diesem Zweck haben wir sie nicht nur auf den letzten Stand gebracht, sondern auch aus der vorzüglichen chinesischen Ausgabe diejenigen Kapitel übernommen, die in der englischen und deutschen bisher fehlten.
Zur Freude mancher Leser haben wir die Techniken des halb auch in chinesischen Schriftzeichen wiedergegeben, obwohl wir die Ansicht einiger schwärmerischer Asien-Fans nicht teilen, die da glauben, daß durch die Kenntnis des chinesischen Namens unmittelbar der Grad der korrek ten Ausführung dieser Bewegungen zunehme. Wenn dem s o wäre, müßten die englischen Fußballer Weltmeister sein und die meisten Tore schießen, denn sie verwenden noch die Original -Vokabeln (Goal für Tor) der ehemals englischen Fußballsprache.
Wer diese Überlegungen für ein Sakrileg hält, sei an Großmeister Leung Tings eigene Worte in Langenzell erinnert: »WT ist nicht mehr chinesisch, es ist international, vielleicht zur Zeit sogar deutsch und vielleicht in der Zukunft amerikanisch.«
Noch ein Wort zur Umschrift, sie gibt die englische Aus sprache wieder (z.B. J u t-Sau gesprochen »djat sau«). Daß das kein Idealzustand ist, wissen wir selber. Denn wir sind keine Engländer oder Amerikaner, sondern Deutsche oder unsere zahlreichen Freunde aus der Schweiz und Öster reich nicht zu vergessen - zumindest Deutschsprachige. Deshalb sollten wir - wie wir es früher schon einmal versuchsweise (und Kritik erntend) praktiziert haben, die Vokabeln so schreiben wie wir sie aussprechen müssen. Das würde z.B. zu »Gaan-Sau« statt G a u n-Sau führen, wobei uns auch die Anhäufung des weiblichen Schweineviehs nicht sonderlich behagt und wir statt dessen lieber Gaan -Sao schreiben würden. Aber kämpfe einer mal gegen die Tradition und die lieben Puristen an, die päpst licher als der Papst und chinesischer als die Chinesen sein wollen. Nun - im Buch Vom Zweikampf (im gleichen Verlag erschienen) haben wir einen kleinen, mutigen Anfang ge macht und statt S a u dort »Sao« geschrieben.
Mit Wing Tsun Kuen wollen wir den klassischen Unter richtsstoff der internationalen WT-Schulen darstellen. Das Gesamtwerk behandelt in Grundzügen das klassische Lehrprogramm vom 1. Schülergrad (SG) bis zum 8. Mei stergrad. Wobei die Chi -Sau-Sektionenfürdie Lehrergrade noch erheblich umfangreicher sind. Aber natürlich kann auch das dickste Buch keinen Lehr er und keinen jahrelan gen persönlichen Unterricht ersetzen. So soll also niemand, der nur nach diesem Buch im stillen Kämmerlein trainiert, glauben, er sei nun ein WT-Fortgeschrittener oder gar WTMeister. Manche Leser mögen hier verwundert den Kopf schütteln, aber solches ist in der Tat schon passiert. Besonders im Ausland gab und gibt es Leute, die nach der Lektüre unserer Bücher und Poster oder dem Betrachten unserer WT-Videos die Öffentlichkeit als »WT-Meister« und »-Sifus« beglücken.
Wer WT-Unterricht in der Nähe seines Wohnortes sucht oder die Qualifikation eines angeblichen WT-Lehrers überprüfen möchte, wende sich bitte mit Rückporto an den Verlag.
WU SHU VERLAG
Vertrieb K. Witt, Kantstr. 8, 23764 Burg/Fehm. Tel. 04371/4581