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Der Ursprung des WingTsun-Originalhandschrift von YipMan

Der Ursprung des Wing Tsun Originalhandschrift von Yip Man

Dieser Text wurde in chinesischen Schriftzeichen von Großmeister Yip Man verfaßt. Yip Man war im wahrsten Sinn des Wortes ein Gelehrter, wie diese Schrift beweist.

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Wir versuchen nun, diesen Originaltext über das Englische ins Deutsche zu übersetzen. Auftretende Fehler und Unstimmigkeiten haben allein die Übersetzer zu verantworten.

Die Ahnfrau des Wing -Tsun-Systems, das verstorbene Fräulein Yim Wing Tsun, wurde in der Kwangtung-Provinz i n China geboren. Als junges M ädchen war sie klug und aufgeweckt und f ür ihre »männlichen« Charaktereigenschaften bekannt. Sie wurde (schon als Kind) mit Herrn Leung Bok Chau, einem Salzhändler aus der Fukien Provinz verlobt. Kurz darauf starb ihre Mutter.

Ihr Vater, Yim Yee, wurde mit einer falschen Anklage bedroht. Er wollte das Risiko eingesperrt zu werden nicht eingehen und floh deshalb zusammen mit seiner Tochter. Schließlich ließen sie sich am Fuße des Tai-Leung-Ber-ges an den Grenzen der Yunnan - und Szechwan-Provin-z e n nieder, wo sie ihren Lebensunterhalt mit einem Tofu Verkaufsstand verdienten. (Tofu = Bohnenquark war der Eiweiß-Lieferant für die, die sich Fleisch nicht leisten konnten. Der Übersetzer.)

Es war während der K'anghsi-Regierung der Ching-Dynastie, als die Anh änger des Shaolin-Kung-Fu-Stiles wegen ihrer Kampfkunst so ber ühmt waren, daß die Ching-Regierung sich deshalb Sorgen machte und beschloß, die Mönche zu töten und das Kloster am Sung-Berg der Honan-Provinz in Central-China zu vernichten. Soldaten wurden mit dem Befehl ausgesandt, das Kloster zu zerst ören und die Religionsgemeinschaft auszulöschen. Aber die Mönche des Shaolin-Klosters und ihre Anh änger leisteten so starken Widerstand, daß selbst nach langem und hartem Kampf das Kloster immer noch unversehrt war.

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Chan Man Wai, der bei der Beamtenpr üfung als Bester des Jahres abgeschnitten hatte, wollte sich bei der Regierung einen Namen verschaffen, und trug ihr seinen (hinterlisti gen) Plan (zur Vernichtung des Klosters) vor. Um den Plan durchzuführen, verschwor er sich mit einigen Mönchen des Shaolin-Klosters (solche Lumpen finden sich immer). Der wichtigste von ihnen hieß Ma Ning Yee, der sich überreden ließ, seine eigenen Kameraden zu verraten, indem er hinter ihrem Rücken das Kloster in Brand steckte. Auf diese Weise gelang es schlie ßlich doch, das Shaolin -Kloster abzubrennen, worauf sich die Mönche und ihre Schüler in alle Teile Chinas zerstreuten. Unter den Überlebenden müssen als besonders erw ähnenswert folgende genannt werden: die buddhistische Meisterin Ng Mui, Meister Chi Shin, Meister Pak Mei, Meister Fung To Tak und Meister Miu Hin. Diese konnten entkommen und sich verborgen halten.

Die buddhistische Meisterin Ng Mui nahm Zuflucht im Tempel des Weißen Kranichs am Hang des Tai-LeungBerges, den man auch Chai -Har-Berg nannte. Dort machte sie die Bekanntschaft von Yim Lee und seiner Tochter Wing Tsun, bei denen sie auf dem Heimweg vom Markt oft Tofu zu kaufen pflegte.

Im Alter von 15 Jahren trug Wing Tsun ihr Haar hochgebun den, wie es damals üblich war, um zu zeigen, da ß sie heiraten durfte. Ihre Schönheit erregte die Aufmerksamkeit eines ortsbekannten Schl ägers, der sie mit Androhung von Gewalt zwingen wollte, ihn zu heiraten. Die wiederholten Drohungen des Schl ägers gaben Wing Tsun und ihrem Vater ständigen Grund zur Sorge.

Als die buddhistische Meisterin Ng Mui davon hörte, hatte sie Mitleid mit Wing Tsun und nahm sie als Schülerin auf. Ng Mui versprach, Wing Tsun die Kunst des K ämpfens zu lehren, damit diese selbst in der Lage sei, sich des Schl ägers zu entledigen und ihren Verlobten zu heiraten. Von dem Tag an folgte Wing Tsun Ng Mui und übte täglich Kung Fu. Als sie die Tec hniken, die Ng Mui ihr beigebracht hatte, meisterte, forderte Yim Wing Tsun den Schl äger, der sie so sehr bel ästigt hatte, zum Kampf heraus und besiegte ihn. Darauf verließ Ng Mui Yim Wing Tsun und setzte ihre Reisen durch das Land fort. Vorher hatte sie aber noch Wing Tsun das Versprechen abverlangt, die Kampfkunst zu bewahren und den Patrioten zu helfen, die Ching-Dynastie zu stürzen und die Ming-Regierung wieder einzusetzen.

Aus diesem Bericht kann man schlie ßen, daß das Wing-Tsun-System von Ng Mui abstammt.

Nach ihrer Hochzeit gab Yim Wing Tsun die Kunst W i n g Tsun an ihren Gatten Leung Bok Chau weiter, der wieder um Leung Lan Kwai unterrichtete. Leung Lan Kwai brach te diese Kunst dann seinerseits Wong Wah Bö bei, einem Mitglied einer Operntruppe an Bord einer Dschunke, die die Chinesen eine »Rote Dschunke« nennen. Unter den Kameraden von Wong Wah B ö auf der »Roten Dschunke« gab es einen gewissen Leung Yee Tei, der die Sechs-undein-halber-Punkt-Langstock-Technik von einem Koch des Schiffes gelernt hatte. Am Ende stellte es sich heraus, daß der Koch kein anderer als der Meister Chi Shin des abgebrannten Shaolin-Klosters vom Sung-Berg der Provinz Honan war. Diese Geschichte haben wir oben erzählt.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Wong Wah B ö und Leung Yee Tei führte zum Informationstransfer von einem Kung-Fu-Stil zum anderen und endete schlie ßlich damit, daß die Sechs -und-ein-halber-Punkt-Langstock-Techniken Bestandteil des Wing-Tsun-Systems wurden.

Leung Yee Tei unterrichtete dann Leung Jan, einen berühmten Arzt aus der Stadt Fatshan in der Provinz Kwang tung. Leung Jan lernte alle Geheimnisse der Kunst und erreichte den höchsten Grad an Perfektion. Herausforderer, die von Nah und Fern herbeieilten, wurden alle besiegt.

Später gab er seine Techniken an meinen verehrten Lehrer (Si-Fu) Chan Wah Shun weiter, von dem meine älteren Kung-Fu-Brüder Ng Siu Lo, Ng Chung So, Chan Yu Min, Lui Yu Chai und ich selbst während der Dutzende von Jahren, die wir ihm folgten, diese Kunst erlernten.

Es kann also gesagt werden, da ß das Wing-Tsun-System uns in einer direkten Linie von Nachfolgern von seinem Entstehen bis zum heutigen Tag weitergegeben wurde. Ich schreibe diese Geschichte des Wing Tsun in respektvollem Andenken an meine Vorgänger. Der Mensch soll immer an die Quelle des Wassers denken, das er trinkt. Und ich bin ihr (Yim Wing Tsun) ewig dankbar für die Überlieferung der Kenntnisse, die ich jetzt besitze.

Deshalb möchte ich diese Gelegenheit jetzt auch benutzen und mitteilen, daß ich eine Vereinigung von Wing -TsunKameraden ins Leben rufen will und daß ich zu diesem Zweck andere Lehre r (Ältere) um Unterst ützung und Schüler und Anhänger des Wing-Tsun-Systems um Mitwirkung bitte.

Ist das nicht der richtige Weg, Kung Fu zu propagieren und etwas für das Ansehen unseres Landes zu tun?

Hier endet die Originalschrift von Yip Man zur Geschichte des Wing Tsun, so wie seine Vorgänger sie ihm überliefert haben. Über Yip Man und seinen ersten Schüler in Hongkong, Leung Sheung, gelangte die Kunst dann in die Hände von Leung Ting, der sie seinem europäischen Meisterschüler Keith R. Kernspecht übergab, von dem das WT an würdige Lehrer vermittelt wird, die ihrerseits überall in Europa Unterricht erteilen.

Vereinfachter Stammbaum des WT- Systems

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