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Doppelmesser

Die Bart-Cham-Dao-Technik

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Die Doppelmesser-Technik wird als das höchste (vielleicht sogar als das einzige tats ächliche) Geheimnis im Wing Tsun behandelt. Ebenso wie beim Langstock nimmt man an, da ß unter Großmeister Yip Man nicht me hr als 4 Personen die berühmte Bart-Cham-Dao-Technik vollständig gelernt haben. Heutzutage behaupten aber nahezu alle wing-chun-Lehrer, daß sie die Doppelmesser-Form beherrschen. Leider halten solche Aussagen einer Nachpr üfung selten stand.

Manche Leute glauben, Bart-Cham-Dao (= Acht Wege der Messer) bedeutet 4 Bewegungen nach vorne und vier zurück. Aber das trifft nicht zu. Bart-Cham-Dao bedeutet 8 Angriffsund Verteidigungssequenzen. In jeder dieser Sektionen üben wir zuerst die Grundtechniken - Angriffs oder Verteidigungsbewegungen-zunächst ohne Schrittar beit, dann z.B. in Verbindung mit Wendungen und Schrit ten. Die Schritte können einfach oder komplex sein - je nach den entsprechenden Messerbewegungen.

I.Sektion:

Die wichtigste Bewegung in der 1. Sektion der Bart -ChamDao istGap-D a o (»Clapping Knives «). Diese Technik wird benutzt, um gegen einen Speer oder eine Lanze zu k ämpfen, die ein Gegner gegen unsere Kehle stößt.

2. Sektion:

Ji-Tsi-Dao heißt die parallele Sto ßtechnik zur Abwehr und zum Angriff in der 2. Sektion.

3. Sektion:

In der 3. Sektion dominiert G a u n-Dao. Diese Bewegung stammt von der entsprechenden waffenlosen WT -Bewegung und wird haupts ächlich benutzt, um gegen einen Gegner, der mit zwei Waffen (Messern, Schwertern) an greift, zu kämpfen.

4. Sektion:

In der 4. Sektion sind K w a n-Dao und B o n g-Dao vorherrschend. Wir kämpfen damit gegen einen »AugenbrauenStock« (japanisch Bö ), mit dem der Gegner nach uns stößt.

5. Sektion:

In der 5. Sektion k ämpfen wir mit Man-Dao (»Fragendes Messer «) gegen den Gegner, der von oben nach unten einen Waffenangriff gegen uns führt.

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6. Sektion:

In der 6. Sektion ist Jaf-Ts/'-Dao (Zeichen »1 «-Messer) die Hauptbewegung. Sie dient in der Regel zur Abwehr eines kurvigen oder nach unten gerichteten Überraschungsangriffes.

7. Sektion:

Jan-Dao (Messer unter dem Ärmel) ist die wichtigste Bewegung in der 7. Sektion. Damit kämpft man gegen den Gegner, der mit einer langen und flexiblen Waffe (Kette, Morgenstern, Nunchaku usw.) angreift.

S.Sektion:

In der 8. Sektion herrscht S a b-Tsi-Dao (Zeichen »10«Messer) oder »gekreuzte Messer « vor. Diese Bewegung wird hauptsächlich benutzt, um gegen sehr lange Waffen wie den Langstock oder den Dreizack, die lange Kriegslan ze usw. anzutreten.

Die WT-Messerkampf-Methode

Obwohl es z.B. in, Kung -Fu-Filmen Hunderte von bizarr geformten Waffen und die verr ücktesten Anwendungen zu sehen gibt, taugen nur wenige Bewegungen wirklich für die Praxis.

Optimistisch geschätzt sind 95 % der verbreiteten Waffen techniken nur f ür Shows und Demonstrationen geeignet. Anderenfalls könnten nur acht Sektionen der Bart -ChamDao nicht ausreichen, um einen wirksamen Schutz gegen alle denkbaren Angriffe mit Hieb- und Stichwaffen zu bieten. Selbstverständlich schließt das die Abwehr gegen Angriffe in jeder Höhe und aus jedem Winkel ein. Wer die wenigen, aber raffinierten Doppel messer-Techniken und Kombinationen meistert, braucht sich nicht mehr vor Angriffen mit Hieb- und Stichwaffen zu fürchten.

Im waffenlosen Wing Tsun und im Langstock -Kampf verwenden wir keine festen Kombinationen, son dern sog. »lebendige« Bewegungen, die sich direkt durch die Aktion des Gegners ver ändern und sich dem Angriff anpassen als reflexartige Reaktion, die durch taktile Reize bzw. durch Druck gegen die Waffe ausgel öst werden. Deshalb gibt es im waffenlosen WT (Faustkampf) das Chi -Sau und für den WT-Langstock das Chi -KVvan als Trai ningsmethode. Dank Chi-Sau und Chi-Kwan (»Klebende

Arme« bzw. »Klebender Langstock«) können wir im Faustund Stockkampf unsere Bewegungen l ückenlos und reflexartig auf die Techniken des Gegners einstellen.

Entgegen der Meinung vieler sog. wing-chun-Lehrer (mit der Schreibweise »wing chun« - klein geschrieben - meint man die Gesamtheit aller Stile, die sich vom 1972 verstorbenen Großmeister Yip Man ableiten) gibt es, ja kann es beim Doppelmesser -Kampf kein Chi-Dao (»Klebendes Messer«) geben. Viele wing -chun-Lehrer, die nicht wirklich von Großmeister Yip Man in die Geheimnisse der Doppel messer eingeweiht worden sind, lehren entsprechend dem Muster der drei Unterrichtsschritte (Form-Gefühlstraining - Kampf) auch eine Art Chi -Dao, ohne zu wissen, daß dieses Konzept durch die spezifische Eigenart von schnei denden Waffen durchbrochen wird.

Doppelmesser sind kurze Nahkampfwaffen, und der Druck gegen das kurze Messer reicht für einen praktisch ausnutzbaren Reflex nicht aus. Der Messerkampf ist zu schnell und jede Bewegung, jeder Schnitt f ührt unmittelbar zur Ver stümmelung oder zum Tod, so daß für ein Reagieren nach Messerkontakt bei der K ürze der Messer keine Chance besteht.

Im WT weiß man deshalb, da ß es um Leben und Tod geht, sobald die Messer gezogen sind und da ß der Kampf nach den ersten zwei Bewegungen entschieden ist. Standen sich früher zwei Gegner mit gezogenen Dop pelmessern im Nahkampf gegenüber, war jeder darauf aus, den anderen schnell zu töten. Zum Wechsel und zur Anpas sung an die Technik des Gegners bl ieb keine Zeit. Wer nur etwas zögerte, war der sichere Verlierer. Deshalb werden z.B. in der 8. Sektion die Bewegungen mit h öchster Geschwindigkeit ausgef ührt, und es handelt sich dabei um Angriffe und nicht um Abwehren ! Wer diese Bewegungen meistert, wird sie im Kampf um Leben und Tod mechanisch anwenden.

Faustkampf hängt unter anderem von Schlagkraft ab, auch im WT, wo wir nahezu ausschlie ßlich leicht verletzbare Schwachstellen der menschlichen Anatomie angreifen. Aber selbst in diesem Falle bringt nicht jeder Treffer unmit telbar die Entscheidung. Anders ist es beim WT -Doppel-messerKampf. Hier hängt alles von der Geschwindigkeit ab. Jeder Treffer kann die Entscheidung bringen. Bei rich tiger Entfernung ist die Kli nge überall. Alles, was zählt, ist die Frage, wer zuerst trifft. Es gibt kein Fühlen, keine Änderung. Deshalb sprechen wir im WT auch von ultimativen Messern. Die Schwäche der Messerkampf-Methode, die unten kor rekt charakterisiert wird, ist die Schw äche, die jede optische Methode aufweisen muß. Aber in der Phase der Ausbildung, in der der WT -Kämpfer mit den Messern umgeht, ist er schon so fortgeschritten, da ß seine F ähigkeiten der Anteperzeption und der Winkel - und Entfernungsschätzung ihm auch unter diesen widrigen Umständen den Sieg sichern werden.

Keith R. Kernspecht formulierte diese Besonderheit der Doppelmessertechniken wie folgt: Bei den Doppelmessertechniken wird das Konzept Form -Chi-Sau Kampf durchbrochen, so daß man notgedrungen zur »toten« Technik zurückkehren muß. Kein Zweifel, daß diese mechanischen Kombinationen Lücken und Schwächen aufweisen müssen, da das Frühwarnsystem (aufgrund taktiler Reize) wegfallen muß und man optischen Täuschungen und Finten ausgesetzt ist.

Diese einzuschleifenden Messerangriffskombinationen stellen aber dennoch die wirkungsvollste Messerkampfmethode dar, die jemals entwickelt wurde. Denn aus dem Wissen um die Schwächen der optisch erkennenden Selbstverteidigungskünste haben Generationen von Meistern den bestmöglichen Kompromiß gewählt, der dem WT-Messerkämpfer Überlegenheit gegenüber allen anderen Stilen garantiert. Allerdings gilt dies nur unter einer Voraussetzung: Die Bart-Cham-Dao-Techniken und Kombinationen dürfen dem Gegner nicht bekannt sein. Denn da es sich um feste Kombinationen handelt und nicht um gefühlsgelenkte reflexartige Reaktionen, können sie nicht lückenlos sein.

Wer um diese Eigenart der Doppelmessertechnik weiß, dem wird jetzt auch verständlich werden, weshalb man bei den Messertechniken immer noch von Geheimtechniken spricht. Wer das weiß, dem wird bewußt, daß alle Bücher, Filme oder Vorführungen der »Messerform« nicht wirklich die wahre Form zeigen. Die wenigen, die die wahre Form kennen, zeigen sie nie oder nur sehr stark verändert. Aber in der Regel hat der, der die Messer demonstriert — Chinese oder nicht —keine Ahnung von den richtigen Bewegungen. Im Gegensatz zu den Faustkampf- und Langstock-Techniken, die an Wirksamkeit nichts einbüßen, selbst wenn der Gegner sie kennt, leben die Messertechniken davon, daß der Gegner nicht auf sie vorbereitet ist. Ich nenne die Faust- und Langstockkampf im WT deshalb ein »System«, während ich dem Messerkampf nur die Bezeichnung »Methode« zukommen lassen kann.

Ich befinde mich dabei in guter Gesellschaft mit meinen chinesischen Wing-Tsun-Vorvätern, die bezeichnenderweise von den »Wegen« der Messer sprachen. Und bedeutet nicht auch das aus dem Griechischen stammende Wort »Methode« Weg ?

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Die Gap-Dao-Technik

• Tam mit Doppelmessern (rechts im Bild) steht vor Lee, der mit einem Speer bewaffnet ist. • Lee (links) greift an mit Ausfallschritt und Stoß zu Tams Hals. • Tam immobilisiert Lees Speer zwischen seinen Messern und dreht sich weg. • Dann geht Tarn vor, indem er seinen linken Ellbogen hebt und weiterhin Lees Speer kontrolliert. • Währenddessen gleitet sein linkes Messer an Lees Speer entlang nach vorne und schneidet in die Finger von Lees vorderer Hand. • Gleichzeitig schneidet Tams rechtes Messer von oben in Lees Hals.

• Tam (rechts) steht mit Doppelmessern vor Kwok, der ein langes und ein breites Schwert schwingt. • Kwok (links) greift an mit einem kr äftigen Schwerthieb von oben nach Tams Kopf. • Tam geht sofort vor und wendet links Man-Dao gegen Kwoks Schwert an. • Wegen der keilförmigen Position von Tams Messer kann Kwok keinen Druck gegen Tams Kopf richten, startdessen gleitet sein Schwert nach unten ab. • Gleichzeitig setzt Tarn sein rechtes Messer unter seinem linken Arm ein, um unter Kontrolle des angreifenden Schwertes Kwoks Schwert zur Seite zu leiten und dann in Kwoks Hals zu schneiden. • Während Tams Messer weiter nach au ßen gleitet und in Kwoks linken Arm schneidet, hackt Tams linkes Messer simultan m Kwoks Hals.

Die Man-Dao-Technik

Großmeister Leung Ting und Keith R. Kernspecht vor dem Messerkampf

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