Magazin der CVP Schweiz, Oktober 2011

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Magazin fĂźr Meinungsbildung. Ausgabe 7 / Oktober/November 2011 / CHF 7.80 www.die-politik.ch

Familie InItIatIve ZeIt Infrastrukturen


Inhalt

TiTel

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Zukunft schweIZerMeIster stIlle ZeIt MentalItätswandel Mann und MaMI tIerfaMIlIen kInderschutZ ModernIsIerung

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impressum

Herausgeber Verein DIE POLITIK redaktionsadresse DIE POLITIK, Postfach 5835, 3001 Bern, Tel. 031 357 33 33, Fax 031 352 24 30, E-Mail binder@cvp.ch, www.die-politik.ch redaktion Marianne Binder, Jacques Neirynck, Yvette Ming, Lilly Toriola, Rudolf Hofer gestaltungskonzept, illustrationen und layout Brenneisen Communications, Basel druck Schwabe AG, Muttenz inserate und abonnements Tel. 031 357 33 33, Fax 031 352 24 30, E-Mail abo@die-politik.ch, Jahresabo CHF 52.–, Gönnerabo CHF 80.– näcHste ausgabe Dezember 2011 titelbild: ©iStockphoto.com/RTimages

Das Cover – Ihre Wahl! Das Titelbild der aktuellen POLITIK-Ausgabe wurde von den Leserinnen und Lesern bestimmt. Beim Wettbewerb auf Facebook, bei dem drei verschiedene Titelbild-Varianten zur Wahl standen, haben 52 Prozent der POLITIK-Fans für das Cover mit den Stiefeln gestimmt. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Teilnahme! Die Gewinnerin/ der Gewinner des Jahresabonnements wird Mitte Oktober auf www.facebook.com/diepolitik bekannt gegeben.

Magazin für Meinungsbildung. Ausgabe 7 / Oktober/November 2011 / CHF 7.80 www.die-politik.ch

Familie InItIatIve ZeIt Infrastrukturen


ediTOrial – Marianne Binder, Chefredaktorin

erfolgreIche faMIlIen – erfolgreIcher MIttelstand – erfolgreIche gesellschaft «Die Familie ist es, die unsern Zeiten not tut, sie tut mehr not als Kunst und Wissenschaft, als Verkehr, Handel, Aufschwung, Fortschritt, oder wie alles heisst, was begehrenswert erscheint. Auf der Familie ruht die Kunst, die Wissenschaft, der menschliche Fortschritt, der Staat.» An dieser Funktion der Familie, wie sie der österreichische Schriftsteller Adalbert Stifter im 19. Jahrhundert sah, hat sich wenig verändert. Familien in all ihren Formen des Zusammenseins, bilden die kleinsten Einheiten einer Gesellschaft. Was man ihnen an Unterstützung und Wertschätzung zukommen lässt, kommt der ganzen Gesellschaft zu Gute. Nach «Wirtschaft», «Umwelt und Energie» und «Sicherheit» beschliessen wir unsere Reihe zu den CVP-Schwerpunktthemen mit demjenigen, welches der CVP wie kein anderes am Herzen liegt, der Familie. Familien brauchen Zeit, Geld und Infrastrukturen. Auf diese Formel fassen wir unsere Resolution zur Familienpolitik zusammen, welche wir am letzten Parteitag verabschiedet haben. Familien stützen bedeutet auch den Mittelstand stützen, indem man die Kaufkraft erhöht und die Rahmenbedingungen für die einzelnen Familienmitglieder verbessert. Sei dies mit Unterstützungsbeiträgen für pflegende Angehörige, Steuerbefreiung von Kinder- und Ausbildungszulagen, sei dies indem man die finanzielle Diskriminierung von verheirateten Paaren gegenüber Konkubinatspaaren aus der Welt schafft, sei dies, indem man Kinder von den Krankenkassenprämien befreit. Familien stützen, heisst die Gesellschaft verbessern. Dass wir mit dem Thema offene Türen einrennen, zeigen die vielen Gespräche und der grosse Zuspruch für die CVP, welchen wir momentan mit unseren Familieninitiativen auf der Strasse erfahren. Das macht uns Mut für die letzten Wochen vor den Eidgenössischen Wahlen 2011. Die politische Tradition der Schweiz baut auf den Einbezug aller Landesteile und aller politischen Kräfte. Sie hat zum Erfolgsmodell geführt. Als führende Kraft in der Mitte fühlt sich die CVP für die Konkordanz verantwortlich. Wir bitten sie am 23. Oktober um ihre stimme für eine starke CVp. Für einen gesunden mittelstand. Für eine erfolgreiche schweiz.

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Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz im Interview

«Mehr ZuM leben» Lucrezia Meier-Schatz, Sie engagieren sich seit Jahren für die Anliegen von Familien. Weshalb liegen Ihnen diese so am Herzen? Die Familie hat mich als Ort der Geborgenheit, der Sicherheit, der persönlichen Entfaltung und der Freude seit jeher fasziniert. Damit bin ich nicht alleine. Heute heiraten wieder mehr junge Menschen. Immer mehr Eltern möchten nicht nur ein Kind, sondern zwei oder drei. Die Familie ist ein Zukunftsmodell. In unserer globalisierten Welt gibt es ein zunehmendes Bedürfnis nach Geborgenheit, einem tragenden Netz und kleinen Strukturen. Das alles bietet die Familie. Wenn wir ein langfristiges Gleichgewicht zwischen den Generationen wollen, braucht unser Land viel mehr Kinder. Das werden wir aber nur erreichen, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen. Wie müssen diese aussehen? Wenn man Familien auf der Strasse nach ihren Bedürfnissen fragt, ist es ganz klar: Losgelöst vom gelebten Familienmodell oder der Lebensphase, in der sie sich befinden, brauchen sie vor allem mehr Zeit, Geld und starke Infrastrukturen. Sie müssen Beruf und Erziehung oder Beruf und Pflege unter einen Hut bringen können. Zentral ist für mich zudem die Wahlfreiheit: Familien müssen die Möglichkeit haben frei zu wählen, wie sie ihr Leben gestalten möchten. Unabhängig davon, ob Einverdiener-Familie, Doppelverdiener- oder Patchwork-Familie, ob sie eine klassische, vertauschte oder gemischte innerfamiliäre Rollenverteilung leben, ob sie eine junge Familie sind oder sich in einer späteren Lebensphase befinden. Wenn beide Elternteile einer Berufstätigkeit ausser Hause nachgehen – sei es, weil sie dies so möchten oder weil sie darauf angewiesen sind – für ihre Kinder aber keine Betreuungsinfrastrukturen zur Verfügung stehen, kann man nicht von Wahlfreiheit sprechen. Damit Familien ihr Lebensmodell tatsächlich frei bestimmen können, braucht es geeignete Rahmenbedingungen, wie beispielsweise finanzielle Entlastungen. Familien müssen wieder mehr zum Leben haben. Die grosse Mehrheit aller Familien hat ein steuerbares Einkommen unter 100 000 Franken. Ein steigender Anteil der Kinder wächst heute in prekären Einkommensverhältnissen auf. Die Preise, die Krankenkassenprämien und die Mietzinse 4

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steigen. Um die Familien zu stärken, braucht es das Engagement der Politik, der Gesellschaft und der Wirtschaft. Wo muss der Staat, wo die Wirtschaft Verantwortung übernehmen? Zu den Rahmenbedingungen, die der Staat setzen muss, gehören unter anderem eine familienfreundliche Steuerpolitik oder die Unterstützung im infrastrukturellen Bereich, beispielsweise bei Krippen oder Tagesheimen für betagte Eltern. Die Wirtschaft steht in den kommenden Jahren vor neuen Herausforderungen. Qualifizierte Mitarbeitende werden zu einem knappen Gut. Man wird deshalb nicht darum herumkommen, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen. Nicht nur für Mütter, auch für Väter. Arbeitnehmende werden auch zunehmend mehr Zeit brauchen, um betagte Familienmitglieder zu pflegen. Die Vereinbarkeitsfrage ist bei Unternehmen, die auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen sind, bereits heute sehr präsent. Sie werden deshalb von sich aus neue und flexible Modelle entwickeln, die den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden entsprechen. Ich bin überzeugt, dass sich dies für die betreffenden Unternehmen zum Erfolgsfaktor entwickeln wird. Wo ist die Gesellschaft gefordert? Die Familie ist nicht nur Privatsache. Das Wohlergehen dieser kleinen Gemeinschaften geht uns als ganze Gesellschaft etwas an. Sie übernehmen sehr viele Leistungen für die Gesamtgesellschaft, von der auch all jene, die – freiwillig oder unfreiwillig – keine Kinder haben, profitieren. Deshalb brauchen sie zwingend mehr Anerkennung. Denken wir beispielsweise an die Sozialleistungen im Alter, die von der jüngeren Generation mitfinanziert werden. Wer in eine Familie investiert, trägt zur Sicherung unseres Wohlstands bei und schenkt unserem Land Innovationspotenzial. Wir dürfen weiter nicht vergessen, dass der Begriff Familie nicht nur auf das Kind zentriert ist. «Familie» ist man bis zum betagten Elternsein. Wir wissen alle, dass wir in der Schweiz einen wachsenden Anteil an älteren und pflegebedürftigen Menschen haben. Sie alle sind Familienmitglieder und werden meist vom Partner, von Tochter, Sohn, Schwiegertochter oder


Was die CVP in den letzten 4 Jahren für Sie und ihre Familie in der Steuerpolitik erreicht hat Massnahme in den letzten Jahren, welche die direkte Bundessteuer betreffen

Vorher

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Differenz

Einführung eines Verheiratetenabzugs

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2600.–

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Einführung eines Steuerabzugs von CHF 250 pro Kind und Jahr vom geschuldeten Steuerbetrag (direkte Bundessteuer)

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Einführung eines Kinderbetreuungskostenabzugs (maximaler Betrag = CHF 10 000.–)

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Erhöhung des Zweiverdienerabzugs (dieser beträgt 50% des niedrigeren Einkommens der gemeinsam besteuerten Personen). Dieser beträgt neu mindestens CHF 8100.–, maximal CHF 13 200.–

Min. 7600.–

Min. 8100.–

500.–

Max. 12 500.–

Max. 13 200.–

700.–

6100.–

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Erhöhung des Kinderabzugs (Ausgleich kalte Progression)

Lesen Sie mehr dazu unter www.meier-schatz.ch/wahlen-2011/mehr-zum-leben-rechnen-sie-nach/

jeher ein zentraler Grundsatz. Dank uns haben Frauen heute Anrecht auf einen Mutterschaftsurlaub. Wir haben auf Bundesebene verschiedene Steuerreduktionen durchgesetzt und auch einen Steuerrabat pro Kind vom Steuerbetrag eingeführt. Dank uns fördert der Bund neue Krippenplätze, die Angebote für familienergänzende Kinderbetreuung wurden ausgebaut und Familien profitieren von halbierten Krankenkassenprämien. Aktuell setzen wir uns mit unseren zwei Volksinitiativen dafür ein, dass die Kinder- und Ausbildungszulagen von den Steuern befreit und verheiratete Paare gegenüber Konkubinatspaaren nicht weiter steuerlich benachteiligt werden.

-sohn gepflegt. Die CVP ist die einzige Partei, die seit Jahren konsequent eine Mehrgenerationenfamilienpolitik fordert. Wir konzentrieren uns nicht nur auf das Kind, die Erwerbstätigkeit der Eltern oder die Gleichstellung, wie andere Parteien dies tun. Die Politik, die wir betreiben – unser Engagement – kommt allen Familien in ihren unterschiedlichen Lebensphasen zugute. Welches sind die wichtigsten Erfolge, die die CVP im Bereich der Familienpolitik in den letzten Jahren erzielen konnte? Dank der CVP erhalten heute alle Kinder Zulagen – auch jene von Selbständigerwerbenden. «Ein Kind – eine Zulage» war seit

Familienpolitische Massnahmen werden oftmals der Kosten wegen kritisiert. Wieso soll sich die Schweiz weitere Verbesserungen im Bereich der Familienpolitik leisten? Bei der Gesundheit ist es für uns alle selbstverständlich, dass diese etwas kostet. Gesunde Familien kosten auch – das geht allerdings oft vergessen. Familienpolitik ist eine Investition in die Zukunft. Diese zahlt sich womöglich nicht unmittelbar aus, langfristig aber sehr deutlich. Denn wenn wir schauen, wie viele Zusatzkosten auf kommunaler Ebene verursacht werden, wenn Familien oder Teile davon aus dem Netz fallen, weil sie nicht richtig unterstützt oder gefördert wurden, dann sind die Fakten klar. Nachträgliche Massnahmen wie Sozialhilfe, Integrations- oder andere Unterstützungsmassnahmen sind weitaus teurer. Investitionen in die Familienpolitik sind Präventionskosten. Und vergessen wir nicht: Kinder sind die Zukunft unseres Landes. ■ –Interview: Lilly Toriola Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Urs Schwaller, Fraktionspräsident

ZukunftsModell Kinder sind eine Bereicherung – nicht nur für ihre Eltern und Grosseltern, sondern für die ganze Gesellschaft. Sie sind die Zukunft unseres Landes. Sich für Familien einzusetzen, heisst auch, sich für das Erfolgsmodell Schweiz stark zu machen. Unsere Partei tut das seit jeher. Mit unserer politischen Arbeit stärken wir Familien. Wir unterstützen sie bei der Bewältigung der sich wandelnden Herausforderungen. Das traditionelle Familienmodell wurde durch die Modernisierung und den gesellschaftlichen Wandel immer mehr verdrängt. Das Zusammenleben in Grossfamilien, das Verständnis der Lebensgemeinschaft und die Rollenteilung innerhalb einer Familie haben sich verändert. Heute existieren verschiedene Familienmodelle. Neben der klassischen Familie gibt es unverheiratete Paare mit Kindern, alleinerziehende Mütter und Väter sowie Patchwork-Familien. Immer mehr Mütter sind (teilzeit)erwerbstätig, unabhängig davon, ob sie alleinerziehend sind oder nicht. Damit erhöhen sie nicht nur ihr Familieneinkommen; sie leisten auch einen Beitrag an unseren wirtschaftlichen Erfolg. Auch das Rollenverständnis der Väter hat sich in den vergangenen Jahren geändert: Sie übernehmen einen aktiveren Part in der Erziehungs- und Hausarbeit und brauchen dafür das Entgegenkommen des Arbeitgebers. Verändert hat sich auch die Stellung respektive das Bild der Familien in der Gesellschaft. In den 1970er-Jahren gab es etwa gleich viele Familien- wie Nichtfamilienhaushalte. 2007 lag der Anteil der Familienhaushalte noch bei einem 6

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Viertel, während jener der Haushalte ohne Kinder auf zwei Drittel anstieg. Es gibt heute also immer mehr Menschen, die sich nicht mehr für Familie und Kinder entscheiden. Diese Entwicklung bereitet mir Sorgen.

Kinder dürfen kein finanzielles Risiko sein Damit diesem Trend entgegengewirkt werden kann, braucht es gute Rahmenbedingungen für Familien und Kinder. Unsere Partei setzt sich konsequent dafür ein, zum Beispiel mit der im Frühjahr lancierten Volksinitiative «Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe». Alle Familien – egal nach welchem Modell sie leben – sollen gleich behandelt werden. Es kann nicht sein, dass verheiratete Paare vom Steuerrecht schlechter behandelt werden als unverheiratete. Diese bereits vor 27 Jahren vom Bundesgericht festgestellte Benachteiligung Verheirateter muss endlich beseitigt werden. Kinder dürfen auch nicht länger ein finanzielles Risiko darstellen. Sie sind die Basis unserer Gesellschaft. Und dennoch: Familien sind nach wie vor überdurchschnittlich häufig von Armut betroffen. 2007 lebten etwa ein Viertel der Einelternfamilien und der Paare mit drei und mehr Kindern unter der Armutsgrenze. Letztere sind oft auch «working poor»; trotz einem Erwerbspensum von mindestens 90 Prozent deckt das Einkommen den Bedarf des Haushalts nicht. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass Kinder und Familien nicht mehr als Armutsfallen gelten. Einige Erfolge in diese Richtung können wir bereits verbuchen: Dank der Arbeit unserer Partei gibt es schweizweit eine Mindesthöhe für Kinder- und Ausbildungszulagen. Jedes Kind erhält 200 Franken, jeder Jugendliche 250 Franken. Dank uns können künftig auch rund 75 000 Kinder von Selbständiger-


werbenden von Kinder- und Ausbildungszulagen profitieren. Kinder von Selbständig- und Unselbständigerwerbenden werden gleich behandelt. Wir sind auch auf der Zielgeraden, um für die Aus- und Weiterbildung 10 000 Franken von den Steuern abziehen zu können. Das hilft den Familien. Mit unserer zweiten Volksinitiative «Familien stärken! Steuerfreie Kinderund Ausbildungszulagen» wollen wir die Kinderzulagen von den Steuern befreien. Damit werden insbesondere Mittelstandfamilien entlastet und ihre Kaufkraft gestärkt. Gleiches wollen wir auch mit der Forderung erreichen, dass Kinder gänzlich von Krankenkassenprämien befreit werden.

Kein «entweder – oder» Selbstverständlich umfasst unsere Familienpolitik mehr als nur die finanzielle Entlastung und Gleichbehandlung aller Familien. Gute Rahmenbedingungen berücksichtigen auch die vielfältigen Ansprüche, denen Familien heute gegenüberstehen. Dies gilt insbesondere für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Doch ohne die notwendigen Schritte seitens der Arbeitgeber und der Politik nützt die grösste Flexibilität der Familien nichts. Von Unternehmen fordern wir deshalb familienfreundliche Arbeitszeitmodelle. Es liegt an ihnen, flexible Arbeitszeiten, private Kinderbetreuungsangebote und homeoffice-Möglichkeiten anzubieten. Aber auch die Politik kann

und muss ihren Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf leisten. Unsere Partei hat sich für die Verlängerung des Impulsprogramms des Bundes für familienergänzende Kinderbetreuung bis 2015 eingesetzt. Weiter engagieren wir uns für die Einführung eines Kleinkindergeldes. Damit erhalten Eltern die Möglichkeit, frei zwischen den verschiedenen Betreuungsmöglichkeiten zu wählen. Sie sollen nicht mehr vor die Wahl «entweder – oder» gestellt werden. Denn viele Paare sind heute auf die Erwerbstätigkeit beider Partner angewiesen. Deshalb wollen wir den Wiedereinstieg erleichtern. Es braucht konkrete Angebote, die Männern und vor allem Frauen nach einer Familienphase, den Weg zurück ins Erwerbsleben erleichtern. Einen konkreten Vorschlag in diese Richtung haben wir bereits formuliert: Die Kosten für Aus- und Weiterbildungen, die während der Familienphase absolviert werden, sollen nach erfolgtem beruflichem Wiedereinstieg als Gewinnungskosten von den Steuern abgezogen werden können. Wir sind die Familienpartei. Es liegt an uns, die Zukunft der Familien und damit unserer Gesellschaft und des Erfolgmodells Schweiz zu sichern. ■

Wiedereinsteigerinnen unterstützen Der gesellschaftliche Wandel stellt Familien heute vor ganz andere Herausforderungen als noch vor 20, 50 oder 100 Jahren. Aufgrund der veränderten Familienmodelle möchten Paare die Erziehungs- und Hausarbeit immer häufiger teilen. Dafür benötigen sie flexible Arbeitszeitmodelle. Diese sind nach wie vor kaum etabliert. Gerade für Frauen bildet die Rückkehr ins Erwerbsleben eine grosse Hürde. Obwohl sie über eine grosse Erfahrung in der Familienarbeit verfügen – sie haben Kinder erzogen, Angehörige gepflegt, einen Haushalt geführt –, finden sie oft kaum einen ihren Fähigkeiten entsprechenden Job. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Je nach Länge der Auszeit haben sich die Anforderungen im angestammten Beruf verändert, Arbeitgeber bevorzugen oft Jüngere aufgrund von Kostenüberlegungen und nicht zuletzt fehlt es Wiedereinsteige-

rinnen an Selbstbewusstsein im Bewerbungsverfahren und auch später im Beruf. Die CVP setzt sich deshalb für Wiedereinsteigerinnen ein und fordert, dass sie auf ihrem Weg in die Berufswelt unterstützt werden. Neben flexiblen Arbeitszeitmodellen und Teilzeitstellen sowie Kinderbetreuungsangeboten, brauchen sie auch konkrete Aus- und Weiterbildungsangebote. Die Eintrittsbarrieren für Ausbildungen, beispielsweise im Pflegebereich oder bei der vorschulischen und schulischen Erziehung, müssen verringert und die Erfahrung einer Mutter und «Familienmanagerin» angerechnet werden. Die Gruppe der Familienfrauen verfügt über ein grosses Potenzial und ist nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern auch für unsere Wirtschaft eine wichtige Stütze. ■ –Brigitte Häberli-Koller, Nationalrätin Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Christophe Darbellay, Parteipräsident CVP Schweiz

faMIlIenParteI Die Familie ist der wichtigste Bezugspunkt im Leben der meisten Menschen. Deshalb engagiert sich die CVP seit jeher für gute Rahmenbedingungen für die Familien und den Mittelstand, beispielsweise mit der Resolution «Familien stärken!».

Zeit Familien brauchen Zeit, denn Familienzeit ist Lebenszeit: Eine flexible unbezahlte Elternzeit würde es Eltern erlauben, spezifischen Bedürfnissen des Kindes Rechnung zu tragen, indem sie sich in jenen Phasen Zeit nehmen könnten, in denen sie das Kind am meisten braucht. Wir fordern weiter, dass innert der ersten zwölf Monate nach der Geburt des eigenen Kindes der WK durch einen Vaterschaftsurlaubs ersetzt werden kann. Von den Unternehmen verlangen wir familienfreundlichere Rahmenbedingungen für Väter und Mütter, damit sich Beruf und Familie besser vereinen lassen. Bei der Betreuung von pflegebedürftigen Menschen 8

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zuhause spielen Angehörige eine zentrale Rolle. Damit auch sie Erholungszeiten haben, braucht es mehr Entlastungsmöglichkeiten.

Geld Familien brauchen Geld zur Sicherung des Familieneinkommens: Um Eltern bei der Wahl des Betreuungsmodells die Freiheit zu lassen, fordern wir die Einführung eines Kleinkindergeldes für alle Eltern mit Kindern im Vorschulalter. Mütter und Väter, die nach einer längeren Familienpause den beruflichen Wiedereinstieg suchen, sollen Aus- und Weiterbildungskosten von den Steuern abziehen können. Bei der Anstellung von Wiedereinsteigern muss vermehrt auch Familienarbeit als Qualifikation berücksichtigt werden. Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 35 Jahren sollen mit der «jungen Säule» steuerbefreit für die Familiengründung sparen können. Wenn ältere Menschen zu Hause von ihren eigenen Familienangehörigen betreut und gepflegt werden, können Spitexdienste entlastet und eine Heimeinweisung hinaus gezögert oder gar verhindert werden. Diese Leistung muss mit einer Betreuungszulage honoriert werden. infrastrukturen Familien brauchen Infrastrukturen, die sie entlasten: Damit sich Beruf und Familie besser vereinbaren lassen, fordern wir ein ausreichendes Angebot an schulergänzender Betreuung mit Mittagstischen und Blockzeiten. Frühzeitige Integration in ein förderndes Umfeld, frühzeitiger Spracherwerb und frühzeitige soziale Integration in Hort und Kinder-

Foto: ©iStockphoto.com/Andrew Rich

Als die CVP im Mai die beiden Volksinitiativen zur Stärkung der Familien lancierte, wurde uns gesagt, am Thema «Familie» sei in unserem Land niemand interessiert. Beim Unterschriftensammeln erleben wir jedoch das Gegenteil. Alle unterschreiben: Jung, Alt, Männer, Frauen. Die Parteizugehörigkeit spielt keine Rolle und immer wieder hören wir: «Es wird Zeit, dass man mehr an die Familien denkt.» Diese Erfahrungen zeigen: Die Bedeutung der Familie darf nicht unterschätzt werden. Um Rahmenbedingungen zu schaffen, welche allen – Kindern und Eltern – einen harmonischen Familienalltag ermöglichen, hat die CVP an ihrem letzten Parteitag die Resolution «Familien stärken!» verabschiedet. In den unterschiedlichen Lebensphasen, und losgelöst vom gelebten Familienmodell, brauchen Eltern und erwachsene Kinder pflegebedürftiger Eltern vor allem drei Dinge: Zeit, Geld und Infrastrukturen.


Geburten pro Frau 1960–2010 Im westafrikanischen Nigeria ist die Anzahl Kinder pro Frau in den vergangenen 50 Jahren nur leicht zurückgegangen, eine Frau bringt heute im Schnitt 5,6 Kinder zur Welt. Anders sieht es in Indien aus: Konstantes Wohlstandswachstum und bessere Bildung lassen die Geburtenrate immer kleiner werden. Das chinesische Regime hat dies ebenfalls erreicht, aber mit drastischen Massnahmen: Deut­ lich sieht man den Geburtenrückgang, ausgelöst durch die Einführung der «Ein­Kind­Politik». In der Schweiz sorgen Babyboomer und Pillenknick dafür, dass die Kurve an ein voralpines Panorama erinnert. 8

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tagesstätten stärken Kinder mit Migrationshintergrund und verbessern ihre Startchancen im Alltag. Um vermehrt Bewegung in den Alltag der Kinder zu bringen und gleichzeitig die Verkehrskompetenz zu fördern, setzen wir auf die Idee des Pédibus. Denn zu Fuss zur Schule zu gehen fördert körperliche Aktivität und Selbständigkeit der Kinder. Weiter fordern wir von Gemeinden, dass sie im Rahmen der kommunalen Planung öffentlichen Spielplätzen und Freiräumen in den Quartieren Priorität einräumen. Für pflegende Angehörige braucht es Entlastungsmöglichkeiten. Wir fordern deshalb Infrastrukturen wie Tagesheime (auch in bestehenden Institutionen) und eine Förderung von Entlastungsdiensten der Spitex. ■ Lesen Sie mehr zur CVP­Familienresolution «Familien stärken!» unter www.cvp.ch/themen/positionspapiere

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Geburtenrate heute Die kleinste Geburtenrate Europas weisen die Italiener auf, welche im Vergleich zu anderen euro­ päischen Männern auch am längsten bei ihrer Mutter wohnen. Italien das Land der Mammoni. Eine ähn­ lich tiefe Rate weist die Schweiz auf. Europäischer Spitzenreiter bei der Anzahl Neugeborener ist Frankreich, dies aufgrund seiner aktiven Familien­ politik. Indien konnte seine Bevölkerungsexplosion abbremsen, nicht aber Nigeria. Im bevölkerungs­ reichsten Land Afrikas herrscht immer noch Hoch­ konjunktur für Klapperstörche. 6

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Im Netz der Spinne x

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Als Politiker, der im Herbst wieder kandidiert, erhält man in diesen Wochen mehr Umfragen als je zuvor. Jeder Verband, jede Lobby- oder Interessengruppe, und jeder Politologe, der sich Aufträge sichern muss, schickt einem ungefragt einen Fragebogen. Natürlich kostet das Beantworten immer nur 10 Minuten, angeblich. Natürlich wird einem versprochen, die Umfragen würden hunderttausende von Klicks anziehen. Natürlich wird einem – mehr oder weniger subtil – angedeutet, dass ein Abseitsstehen fatale Folgen hätte: Nichtbeachtung, Nichtwahl. Die Fragen sind oft so gestellt, dass einem als Politiker, der die Sache, nämlich die Politik, ernst nimmt, die Antworten nicht immer leicht fallen. Ist man für oder gegen Steuersenkungen? Ist man für oder gegen den Asylmissbrauch? Ist man für oder gegen Atomstrom? Die ersten beiden Fragen sind vermutlich leicht. «Natürlich dafür.» «Natürlich dagegen.» Die dritte Frage ist komplex und provoziert die Allerweltsantwort: «Es kommt drauf an.» Kurzfristig? Mittelfristig? Langfristig? Zu welchem Preis? Welche Folgen haben die Alternativen für den CO2-Ausstoss? Hier hätte man doch noch ein paar Differenzierungen erwartet, bevor man einfach Ja oder Nein klicken kann. Aber die Umfragen kennen keine Gnade. Sie wollen, dass man klar und schnell und jetzt antwortet. Nur so kann man eingeordnet, vermessen, in ein einfaches Koordinatensystem eingefügt werden, nur dann entsteht ein Ranking, eine Grafik. Politologen nennen letztere «Spider». Die Beine der Spinne markieren die politische Verortung. Bei linken und rechten Politikern sind sie ausgeprägt erkennbar. Dumm nur, dass sie sich damit nicht fortbewegen könnte, weil nur einseitig gehfähig. Bei Mitte-Politikern gibt’s eine Spinne ohne Beine, eigentlich eher eine Wanze.

Diese Spinnen werden dann von Politologen, den neuen Gurus am politischen Analysehimmel, dem staunenden Publikum vorgeführt. Da man Medienschaffenden offenbar nicht mehr traut, wenn sie das politische Geschehen einordnen und kommentieren, zieht man Politologen heran. Denn diese können Ratings machen, die «politischen Profile» auf einem Diagramm so zeichnen, dass sie auch funktionellen Analphabeten einleuchten. Sieht ja irgendwie wissenschaftlich aus, man hat’s auch in der Schule seinerzeit nie richtig geschnallt. Als Politiker muss man sich daran gewöhnen, vermessen zu werden, nur einseitige Antworten parat zu haben – auf alles! Man darf nie auch nur erwägen, dass bei einem Thema noch etwas nachgedacht werden sollte, oder, schlimmster Fehler: ein Kompromiss, eine mehrheitsfähige Lösung herauskommen müsste. Das wäre fatal, denn dann würde man abweichen von den klaren Antworten, die die Spinne will. Gefangen in diesem Netz, hört dann bald das eigene Denken auf. Albert Camus meinte einmal, er würde einer Partei beitreten, wo die Mitglieder nicht sicher sind, ob sie Recht haben. Die Spinne würde verhungern. Eine solche Partei würde aber auch nicht gewählt. Es fragt sich, was das grössere Übel wäre. ■ –Gerhard Pfister, Nationalrat

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Jean-René Fournier, Ständerat

schweIZerMeIster der faMIlIenPolItIk Das Wallis ist Schweizermeister in Sachen Familienpolitik und ein Vorbild für Kinderfreundlichkeit. Hauptverantwortlich: die CVP. Am 13. Juni 1999 hat das Walliser Stimmvolk mit einer überragenden Mehrheit von mehr als 70 Prozent den kantonalen Verfassungsartikel 13 bis zur Familienpolitik angenommen. Dieser hält fest: «der staat muss der Familie, als Basisgemeinschaft der Gesellschaft, den für die entfaltung jedes ihrer mitglieder notwendigen schutz sowie unterstützung gewähren.» Erarbeitet wurde der Artikel Ende der 90er Jahre von der Walliser Kantonsregierung. Er bildet die Grundlage der Walliser Erfolgsgeschichte im Bereich der Familienpolitik. Und da die Walliser Regierung mehrheitlich aus CVPMitgliedern besteht, ist die CVP gleichsam verantwortlich für den Walliser Erfolg.

Steuerlast reduziert Politik darf sich nicht in Theorie erschöpfen. Aus diesem Grund hat die Walliser Regierung damals entschieden, auf Grundlage der Verfassungsänderung nicht einfach ein allgemeines Gesetz zu erarbeiten, sondern jene Punkte in der kantonalen Gesetzgebung zu ändern, die eine direkte Auswirkung auf die Familien haben. Dazu gehören eine Reihe finanzieller Erleichterungen für Familien: eine Erhöhung der Kinderabzüge, zusätzliche Abzüge für Kinder, die ausserhalb des Kantons in Ausbildung sind, spezifische Abzüge ab dem dritten Kind und schliesslich der Abzug der Betreuungskosten für Kinder bis 14 Jahre.

Höchste Kinderzulagen Ein weiterer zentraler Schritt war das kantonale Jugendgesetz. Es schreibt vor, dass ein genügend grosses Angebot an (privaten und öffentlichen) familienergänzenden Betreuungsangeboten für Kinder – von Geburt bis Ende Primarschule – bestehen muss. Nach Annahme des Verfassungsartikels 13 bis hat der Kanton Wallis weiter eine massive Erhöhung der Kinderzulagen beschlossen sowie die Erhöhung der Ausbildungs-, der Geburts- und der Adoptionszulagen. Das Wallis ist stolz darauf, schweizweit heute die höchsten Kinderzulagen auszurichten. Familienrat ins leben gerufen Verstärkt wurde die Wirkung der verschiedenen Massnahmen zugunsten der Familien durch weitere Faktoren. So wurden die Kompetenzen des Sekretariats für Gleichstellung, das dem Departement für Finanzen, Institutionen und Gesundheit untergeordnet ist, ausgeweitet. Heute trägt es den Namen «Sekretariat für Gleichstellung und Familie». Ein Gleichstellungs- und Familienrat wurde ins Leben gerufen. Dieser hat den Auftrag, der Kantonsregierung jedes Jahr Vorschläge zur Verbesserung der Familienpolitik in verschiedenen Bereichen zu unterbreiten, beispielsweise bezüglich der Betreuungsstrukturen, der Besteuerung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder der Harmonisierung der Schulzeiten. Grösstes frei verfügbares einkommen Auch im Bereich des verfügbaren Einkommens ist das Wallis Vorreiter. So hat eine Studie der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) ergeben, dass in Sion schweizweit das grösste frei verfügbare Einkommen besteht. Dies lässt sich gemäss SKOS vor allem auf die hohe Alimentenbevorschussung sowie die vergleichsweise hohe Prämienverbilligung und die daraus resultierende Nettoprämie zurückführen, welche im Vergleich zu den übrigen Kantonshauptorten schweizweit am tiefsten ist. Weiter fallen auch die tiefen Kosten für die Kinderkrippe ins Gewicht. ■

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2000-Watt-

Die Gesellschaft – utopisch oder machbar? Die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft sieht eine kontinuierliche Absenkung des Energiebedarfs auf 2000 Watt vor. Der Umsetzung dieses Konzepts haben sich in der Schweiz bereits zahlreiche Regionen angenommen. Noch ist die 2000-Watt-Gesellschaft nicht Realität, mehrere Regionen sind allerdings auf gutem Kurs. Buchs (SG), Vevey, Illnau-Effretikon, Erstfeld und die Städte Basel und Zürich beanspruchen heute schon unterdurchschnittlich wenig Energie. Liegt der durchschnittliche Konsum in der Schweiz bei rund 6500 Watt pro Person, lässt es sich in den fünf genannten Gemeinden mit deutlich geringerem Bedarf – zwischen 3500 und 5000 Watt pro Person – leben. Der Begriff «leben» ist wortwörtlich zu verstehen, denn im Alltag – beim Wohnen, im Verkehr oder bei der Arbeit – werden diejenigen Güter und Dienstleistungen konsumiert, welche hauptsächlich für den Verschleiss von Energie und auch fossilen Ressourcen verantwortlich sind.

investition in die Zukunft Sollen kommende Generationen nicht vor unlösbaren Problemen stehen, muss das aktuelle Nutzungsmass drastisch gesenkt, die Klimaveränderung eingedämmt und das wirtschaftliche Gefälle zwischen Industrie- und Entwicklungsländern ausgeglichen werden. Mittelund langfristig heisst das: den globalen Energiekonsum auf 2000 Watt pro Kopf und die Treibhausgasemission auf eine Tonne pro Kopf und Jahr reduzieren. So viele Ressourcen wären gleichbedeutend mit einem nachhaltigen Konsum und reichen ebenfalls aus, um Wohlstand und hohe Lebensqualität für alle Menschen zu sichern, haben Forscher 12

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des ETH-Bereichs zu Beginn dieses Jahrtausends erkannt. Will auch die Schweiz ihren Beitrag leisten, müssen wir den Energieverbrauch also um über Faktor 3 verringern und den CO2-Ausstoss auf einen Achtel senken. Bedeutsam dabei ist, dass zum unmittelbaren Energiekonsum auch die vorangehenden Umwandlungs- und Lieferungsketten – vergleichbar der grauen Energie – gezählt werden und die Watt-pro-Kopf-Angaben somit einer Primärenergiebilanz entsprechen.

Verantwortung des einzelnen Was die unterschiedlichen Werte einzelner Gemeinden betrifft, profitiert Erstfeld beispielsweise vom hohen Anteil an erneuerbarer Energie, die für die Elektrizitätsversorgung genutzt werden kann. In Zürich wiederum schlägt positiv zu Buche, dass der Automobilisierungsgrad der Bevölkerung unterdurchschnittlich ist. Generell ist darauf hinzuweisen, dass das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft sehr persönlich zu nehmen ist: Jeder Einwohner bestimmt mit seinem Lebensstil und seinem Konsummuster mit, wie viel Energie Ende Jahr verbraucht worden ist. Um die ambitionierten Reduktionsziele zu erreichen, braucht es deshalb den kombinierten Einsatz von energieeffizienter Technologie, erneuerbarer und emissionsarmer Energie sowie ein suffizientes Konsumverhalten. Wie die flächendeckende Umsetzung aussehen soll, gilt es noch zu erproben. Auf jeden Fall

aber ist die Notwendigkeit zum tiefgreifenden Wandel im Energienutzungsund Energieversorgungsystem bei vielen Behörden und auch in der Gesellschaft erkannt: Die 2000-Watt-Gesellschaft wird beim Bund und der Hälfte aller Kantone als Leitidee für die Energieund Klimapolitik propagiert. Im lokalen Umfeld häufen sich die Initiativen, welche eine Adaption der Nachhaltigkeitsvision verlangen.

modell- und Partnerregionen Den Anfang haben Basel, Genf und Zürich gemacht und sich gemeinsam mit dem ETH-Bereich (Novatlantis) als Partner- und Modellregionen dafür eingesetzt, 2000-Watt-taugliche Rahmenbedingungen und Konzepte für den Gebäude- und den Mobilitätsbereich zu entwickeln. Inzwischen erproben auch die 600 Gemeinden, die dem Energiestadtverein angeschlossen sind, energieeffiziente Technologien und Gebäudestandards im Alltag. Und neuerdings ist die Stadt Zug dazu gestossen, nachdem im Frühjahr eine Volksinitiative zur Realisierung der 2000-Gesellschaft angenommen worden ist. austausch von Wissenschaft und Gesellschaft Die Pionierregionen sind in ihrem Betätigungsfeld grundsätzlich frei. Möglichkeiten zur gegenseitigen Vernetzung und institutionellen Verankerung sind jedoch vorhanden: So sorgt Novatlantis, das


Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit im ETH-Bereich, für den permanenten Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft; es werden wichtige Entscheidungsgrundlagen für die 2000Watt-Vision erarbeitet und Fachveranstaltungen organisiert. In Ergänzung dazu ist seit kurzem die Fachstelle «2000Watt-Gesellschaft» aktiv, als Beratungsorgan etwa für Behörden auf kommunaler Ebene. Im Praxislabor zur Erprobung innovativer Vorhaben, wie das Planen 2000-Watt-tauglicher Siedlungsareale, das Erstellen nachhaltiger Gebäude- und klimafreundlicher Mobilitätskonzepte wird bereits intensiv gearbeitet: So sind, begleitet durch die Stadt Zürich, mehrere Wohnsiedlungen, Bürobauten, Spitäler und Schulhäuser entstanden, welche ein umfassendes Nachhaltigkeitsspektrum – geringer Energiebedarf bei Bau, Betrieb und beim Mobilitätsaufwand – erfüllen. Derweil hat sich die Stadtverwaltung von Basel auf den «Erlebnisraum Mobilität» konzentriert und darin den Einsatz von Erdgasautos bei Taxibetrieben erprobt. Die Erfahrungen aus diesem 10-jährigen Test liegen nun vor: Die energieeffizienten und emissionsarmen Fahrzeuge sind bei Chauffeuren und Fahrgästen mehrheitlich auf ein positives Echo gestossen. Derartige Leuchtturmprojekte bestätigen also, dass der Primärenergiebedarf heute schon markant gesenkt werden kann. Insofern kommen die Umsetzung der 2000-WattGesellschaft und die nachhaltige Energiezukunft bestens voran. ■

roland stulz, Geschäftsführer des For­ schungsprogramms «Novatlantis – Nachhal­ tigkeit im ETH­Bereich», Leiter Fachstelle 2000­Watt­Gesellschaft.

MiSSinG Link

E

igentlich ist es erstaunlich, dass die Beteiligung bei Wahlen tiefer ist als bei manchen Abstimmungen. Denken Schweizerinnen und Schweizer, es sei eigentlich gleichgültig, wen man nach Bern schicke, man könne ja dann immer noch per Referendum und Initiative alles korrigieren? Das wäre ein Fehlschluss. Das Volk kann Gesetze, die ihm nicht passen, mit dem Referendum ablehnen. Es kann aber nicht dafür sorgen, dass Gesetze erlassen werden, die ihm passen. Es muss die versalzene Suppe nicht essen, aber es bekommt keine neue Suppe. Mit Initiativen kann das Volk die Verfassung ändern, aber letztlich greifen diese Volksentscheide erst, wenn sie das Parlament in Gesetze umsetzt. Initiativen startet man meist, um etwas durchzusetzen, was das Parlament nicht will. Sonst hätte es längst die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Es wird also nur widerwillig die entsprechenden Gesetze ausarbeiten, was nicht gerade eine ideale Voraussetzung für gute Gesetze ist. Wenn die Gesetze einmal da sind, bestimmt das Parlament ganz allein, wie das Geld auszugeben ist. Zu Kreditbeschlüssen hat das Volk nichts zu sagen. Wenn Sie sich also in den letzten vier Jahren mindestens einmal pro Monat über das Parlament geärgert haben, sollten Sie an den Wahlen teilnehmen. Das kostet höchstens einen Franken für das Porto und damit etwas mehr als zwei Rappen pro Monat. Wenn Sie so frühzeitig wählen, dass Sie das Wahlcouvert mit der B-Post schicken können, sind es sogar weniger als zwei Rappen pro Monat. Damit das Schweizer Parlament weiterhin eines der weltweit günstigsten bleibt, aber nicht das billigste wird. –Gerhard Pfister, Nationalrat

www.2000watt.ch Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Barbara Schmid-Federer, nationalrätin

Stille Zone

Innert kürzester Zeit haben sich Verbündete gefunden, mit denen ich zuerst in Zürcher Apotheken, Restaurants und an Bahnhöfen rund 100 Stillzonen eröffnete. Es gibt diese mittlerweile in Läden, Bibliotheken und Restaurants des Kantons Genf und in den Apotheken der Kantone Bern und Graubünden. Markiert sind die Standorte mit einem einheitlichen Emblem – dem Stillzone-Kleber mit dem Konterfei von Baby Moritz. Die schweizweite Aktion bildet für mich eine der schönsten Erfahrungen meines ganzen politischen Lebens und trug mir den Namen «Mutter der Stillzonen» ein.

Im Frühling 2007 berichtete eine Zeitung von einem Fall, bei dem eine Mutter in einem Zürcher Restaurant vor die Tür gesetzt worden war, weil sie ihr Kind gestillt hatte. Ich erinnerte mich an meine eigene Zeit als junge Mutter, in der ich mich jeweils genötigt gefühlt hatte, mit meinen Kindern zur Stillzeit wieder zu Hause zu sein. So kam mir die Idee, etwas für junge Mütter zu unternehmen, die – wie ich früher in der Babyphase – unabhängig bleiben wollen, sich aber auch Ruhe und Diskretion wünschen. 14

Die Politik 7 Oktober/November 2011

etwas bewegen Natürlich bin ich mir bewusst, dass dies nicht der ganz grosse politische Wurf ist, der die Welt verändert. Aber: Die erfolgreiche Umsetzung und die rasante Ausbreitung der Stillzonen haben mich in meinem Glauben bekräftigt, dass es in der Schweiz als Politikerin möglich ist, etwas zu bewegen und zu verändern. Und dass es dazu nicht immer den Staat braucht, sondern dass dies auch mit Eigeninitiative, Fleiss und der Zusammenarbeit mit privaten Partnern möglich ist. Eine weitere Erkenntnis, die ich aus der Lancierung der Stillzonen gewonnen habe, ist folgende: Ich will mit meiner Familienpolitik nicht anderen vorschreiben, was sie zu tun haben. Ich will vielmehr Freiheiten schaffen, die es den Menschen ermöglichen, ihr Leben möglichst unabhängig und in Eigenverantwortung zu gestalten. Für das Stillen heisst das: Es spielt keine Rolle, ob jemand zu Hause, in einer Stillzone oder in der Öffentlichkeit stillt – wichtig ist, dass es überall möglich ist.

elternschaftsurlaub Diese Einstellung ist auch die Grundlage meiner übrigen Familienpolitik. Ich halte den Mutterschaftsurlaub für einen tollen Gewinn, meine aber, das Rad muss sich weiterdrehen: Eltern sollen ihre Urlaubszeit selbst bestimmen können. Ich fordere deshalb einen Elternschaftsurlaub. So können Väter bei der Kinderbetreuung eine zentralere Rolle übernehmen. Mütter fänden, falls sie dies wünschen, auch nach der Geburt Zeit für die berufliche Entwicklung und verpassen damit nicht den Anschluss. Der Bundesrat hat meine Vorstösse dazu teilweise gutgeheissen. ■


OrTsTermin Ivo Bischofberger, Ständerat

im paradiesli Die Ferien sind vorbei. Schneller als gewünscht fordert mich der berufliche wie auch der politische Alltag wieder. Unerbittlich weist mir die Agenda den Weg und zwingt mir Termine auf: Sitzungen, Besprechungen, Telefonate und der Fahrplan der Züge lassen mich gelegentlich zum Sklaven von Meister Hora werden. Um all dies prästieren zu können, brauche ich nebst der Familie Quellen, welche mir die nötige Energie geben, brauche ich Kraftorte, welche mich zum Verweilen einladen, welche mich zur Ruhe, zu mir selber kommen lassen – einen Ort in der Natur namens «paradiesli». Diese in meinem Innerrhoder Wohnbezirk Oberegg seit Urzeiten so benannte Örtlichkeit zeigt sich eingebettet als kleine Wiese mitten in einer dichten Waldung. Als historisch und politisch interessierter Mensch

erinnert mich diese Waldlichtung an die politisch-religiöse Kultstätte der Germanen, wie sie der römische Schriftsteller Tacitus beschreibt: «Nach Anschauung der Germanen verträgt es sich nicht mit der Erhabenheit der Himmlischen, sie in Tempel einzuschliessen und sie menschenähnlich darzustellen. Wälder und Haine weihen sie ihnen, und mit Namen rufen sie jenes geheimnisvolle Wesen an, das ihnen hilft und bei Entscheiden weisen Rat eingibt.» Wenn der Germane Kraft brauchte und Rat suchte, so musste er sich aktiv aufmachen und den Weg zum Heiligen Hain bewusst gehen. Was – metaphorisch gesprochen – den Germanen heilig war, soll mir recht sein. Wenn auch nicht gleich das Paradies, so doch das paradiesli. ■ Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Klaus Tschütscher, Regierungschef des Fürstentums Lichtenstein

Das schicksal Des staates hängt vom ZustanD Der Familie ab

Die demographische Entwicklung fordert auch das Fürstentum Liechtenstein heraus. Wir müssen die richtigen Antworten finden, damit sich einerseits wieder mehr junge Männer und Frauen für Familie und Kinder entscheiden, andererseits traditionelle und veränderte Familienformen gleichberechtigt ihren Platz in unserer Gesellschaft haben. Dort, wo Erwerbstätigkeit und Elternschaft nicht oder nur schwer miteinander zu verbinden sind, werden Kinderwünsche aufgeschoben oder gar nicht erst verwirklicht. Die Familienpolitik in der Schweiz wie auch in Liechtenstein hat das zwar erkannt, aber es ist uns immer noch nicht ausreichend gelungen, für die Realisierung vorhandener Kinderwünsche von Paaren ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem Elternschaft und Erwerbstätigkeit nicht mehr als Gegensatz gesehen werden. Die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheint auch im Zeitalter der Kindertagesstätten und der stark ausgebauten Tagesstrukturen nach wie vor ein wichtiger Grund zu sein für niedrige Geburtenraten.

mentalitätswandel Deshalb ist in der Familienpolitik ein ähnlicher Mentalitätswandel erforderlich, wie wir ihn auf einem ganz anderen Gebiet, nämlich im Verhältnis von Ökologie und Ökonomie, die ebenfalls lange Zeit als unvereinbar galten, bereits vollzogen haben. Die einseitig von Frauen erbrachten häuslichen Betreuungs- und Pflegeleistungen müssen neu verteilt werden – zwischen den Geschlechtern, aber auch zwischen Familien und ausserhäuslichen, familienergänzenden Betreuungseinrichtungen.

Ganzheitliche Familienpolitik Die Familie mit Kindern ist für die Zukunftssicherung jedes Landes entscheidend. Der Schweizer Theologe Alexandre Rodolphe Vinet hielt einst fest: «Das Schicksal des Staates hängt vom Zustand der Familie ab.» In Liechtenstein betrachten wir die Familienpolitik deshalb als eine unserer zentralen Zukunftsaufgaben. In der Agenda 2020 hat die Regierung die wichtigsten sechs strategischen Ziele aufgezeigt, die zu einer erfolgreichen und nachhaltigen Entwicklung in den kommenden zehn Jahren massgeblich beitragen können. In unserem 16

Die Politik 7 Oktober/November 2011

Familienleitbild stellen wir das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt. Kinder- und familienfreundlich zu sein bedeutet aber auch, dass wir die Eltern dabei unterstützen, eine Balance zwischen Arbeits- und Familienzeit zu finden. Familien sind zunehmend darauf angewiesen, auch jenseits verwandtschaftlicher Beziehungen auf stabile soziale Netzwerke und leicht zugängliche Unterstützungsangebote zurückgreifen zu können. Es geht heute auch vermehrt um das Thema Familie und Pflege, um die Vereinbarkeit von häuslicher Pflege und Beruf. Dann müssen wir auch alles dafür tun, dass wir der vorhandenen Armutsgefährdung bestimmter Familiengruppen entgegenwirken. Zu einer ganzheitlichen Familienpolitik gehören auch die Bildungspolitik, die Sozialpolitik sowie die Standort- und Wirtschaftspolitik. Daraus wird erkennbar, dass gesunde Familienstrukturen nicht nur die Grundlage für eine stabile Gesellschaft, sondern auch für eine gut funktionierende Wirtschaft sind.

lebenslauforientierte Familienförderung Wir denken in der liechtensteinischen Familienpolitik immer stärker an eine lebenslauforientierte Familienförderung, die noch besser auf unterschiedliche Bedürfnisse in den verschiedenen Lebensphasen und Lebensbereichen eingeht. Familien mit Kindern brauchen je nach Situation vor allem Unterstützung in zeitlicher Hinsicht durch verlässliche und flexible Kinderbetreuungsangebote sowie familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle. Je nach Familienphase spielt aber auch die finanzielle Unterstützung eine ganz wichtige Rolle. Es geht somit um drei wichtige Elemente, die je nach Familienphase unterschiedlich stark ausgeprägt sein können: Dieser Fördermix besteht aus Zeit, aus Betreuungs-Infrastrukturen und aus einer finanziellen Entlastung.


Solidarität in der mehrgenerationengesellschaft Der Kindermangel in Liechtenstein wie in anderen europäischen Staaten ist ein politisches Warnsignal. Mit unserer Politik wollen wir jungen Menschen Mut zur Familie machen, indem wir gemeinsam mit der Wirtschaft für kinderfreundlichere und familiengerechtere Lebens- und Arbeitsbedingungen sorgen. Denn das demografische Problem der sogenannten «Überalterung» der Gesellschaft liegt ja nicht darin, dass wir zu viele alte Menschen haben, sondern dass es zu wenig Kinder gibt. Wenn wir aber mehr Kinder in die Familien bringen wollen, dann müssen wir noch stärker in familienfreundliche Strukturen und Fördermodelle investieren. Verschiedene Beispiele in Europa zeigen, dass mit solchen Massnahmen die Ziele der Familienpolitik erreicht werden: Es werden mehr Kinder geboren und gleichzeitig lassen sich Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung und Bildungschancen der Kinder optimal unter einen Hut bringen. Damit wirkt sich die Familienpolitik positiv auf die demografische Entwicklung aus. Aber auch unsere Wirtschaft profitiert davon, wenn die Rahmenbedingungen für die Erwerbstätigkeit der Frauen verbessert werden.

Dialog von Politik und Wirtschaft Einen wichtigen Ansatzpunkt für solche Verbesserungen sehe ich im Dialog mit der Wirtschaft, um Standards für eine familienfreundliche Unternehmenspolitik zu finden mit immer besseren Familien-Arbeitszeit-Modellen. Darin liegt ein riesiges Potenzial für unsere Volkswirtschaft. Wenn es uns mit zukunftsweisenden Modellen gelingt, den Frauenanteil in der Wirtschaft und in Führungspositionen deutlich zu erhöhen, dann ist das sowohl familienpolitisch wie auch volkswirtschaftlich ein grosser Fortschritt. Wir tragen als Staat und Gesellschaft eine Verantwortung für die Familien, die unsere nachwachsende Generation erziehen, ältere Menschen pflegen und wichtige Werte weitergeben. Das will und muss der Staat durch eine aktive Förderung honorieren. Parteien wie die CVP, die sich das auf ihre Fahnen geschrieben haben, sind der Motor für eine gesellschaftspolitische Wende hin zu mehr Gerechtigkeit, die einen faireren Lastenausgleich zugunsten unserer Familien von uns verlangt. ■

Die Politik 7 Oktober/November 2011

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CVP-Familie

Ausschneiden und einsenden

Eidgenössische Volksinitiative «Familien stärken! Steuerfreie Kinder- und Ausbildungszulagen» Im Bundesblatt veröffentlicht am 3.5.2011. Die unterzeichneten stimmberechtigten Schweizer Bürgerinnenund Bürger stellen hiermit, gestützt auf Art. 34, 136, 139 und 194 der Bundesverfassung und nach dem Bundesgesetz vom 17. Dezember 1976 über die politischen Rechte, Art. 68ff, folgendes Begehren: Die Bundesverfassung1 wird wie folgt geändert: Art. 116 Abs. 2 zweiter Satz (neu) 2 … Kinder- und Ausbildungszulagen sind steuerfrei. Auf dieser Liste können nur Stimmberechtigte unterzeichnen, die in der genannten politischen Gemeinde in eidgenössischen Angelegenheiten stimmberechtigt sind. Bürgerinnen und Bürger, die das Begehren unterstützen, mögen es handschriftlich unterzeichnen. Wer bei einer Unterschriftensammlung besticht oder sich bestechen lässt oder wer das Ergebnis einer Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative fälscht, macht sich strafbar nach Art. 281 beziehungsweise nach Art. 282 des Strafgesetzbuches.

Kanton

Nr.

Name

handschriftlich in Blockschrift

Vorname

handschriftlich in Blockschrift

Postleitzahl

Politische Gemeinde

Geburtsdatum

Wohnadresse

Tag/Monat/Jahr

Strasse/Hausnummer

Unterschrift

eigenhändig

Kontrolle leer lassen

1. 2. 3. Wichtig: Die Liste ist vollständig oder teilweise ausgefüllt sofort zurückzusenden an das Initiativkomitee: CVP / PDC / PPD / PCD, «Steuerfreie Kinder- und Ausbildungszulagen!», Postfach 362, 3052 Zollikofen, das für die Stimmrechtsbescheinigung besorgt sein wird. Weitere Unterschriftenbögen können per Email bei info@cvp.ch bestellt oder auf der Homepage www.familieninitiativen-cvp.ch heruntergeladen werden. Ablauf der Sammelfrist: 3.11.2012 Die unterzeichnete Amtsperson bescheinigt hiermit, dass obenstehende (Anzahl) Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Volksinitiative in eidgenössischen Angelegenheiten stimmberechtigt sind und ihre politischen Rechte in der erwähnten Gemeinde ausüben.

Amtsstempel

Die zur Bescheinigung zuständige Amtsperson (eigenhändige Unterschrift und amtliche Eigenschaft)

Ort: Datum: Das Initiativkomitee, bestehend aus nachstehenden Urheberinnen und Urhebern, ist berechtigt, diese Volksinitiative mit absoluter Mehrheit seiner stimmberechtigten Mitglieder zurückzuziehen. Darbellay Christophe, Le Perrey, 1921 Martigny-Croix; Schwaller Urs, Rossackerstrasse 4, 1712 Tafers; Binder Marianne, Müntzbergstrasse 21, 5400 Baden; David Eugen, Marktgasse 20, 9000 St. Gallen; de Buman Dominique, Place de Notre-Dame 12, 1700 Fribourg; Frey Tim, Freiensteinstrasse 6, 8032 Zürich; Glanzmann-Hunkeler Ida, Feldmatt 41, 6246 Altishofen; Häberli-Koller Brigitte, Im Furth, 8363 Bichelsee; Hany Urs, Chileweg 8, 8155 Niederhasli; Meier-Schatz Lucrezia, Haus zum Bädli, 9127 St. Peterzell; Pedrazzini Luigi, Sentiero alle coste 1, 6600 Solduno; Pfister Gerhard, Gulmstrasse 55, 6315 Oberägeri; Romano Marco, Via Carlo Pasta 21, 6850 Mendrisio; Seydoux Anne, Rue du Mont-Terri 15, 2800 Delémont. 1

SR 101


eninitiativen

JEtzt UntEr- ! bEn i E r H c S

www.familieninitiativen-cvp.ch Eidgenössische Volksinitiative «Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» Im Bundesblatt veröffentlicht am 3.5.2011. Die unterzeichneten stimmberechtigten Schweizer Bürgerinnen und Bürger stellen hiermit, gestützt auf Art. 34, 136, 139 und 194 der Bundesverfassung und nach dem Bundesgesetz vom 17. Dezember 1976 über die politischen Rechte, Art. 68ff, folgendes Begehren: Die Bundesverfassung1 wird wie folgt geändert: Art. 14 Abs. 2 (neu) 2 Die Ehe ist die auf Dauer angelegte und gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau. Sie bildet in steuerlicher Hinsicht eine Wirtschaftsgemeinschaft. Sie darf gegenüber andern Lebensformen nicht benachteiligt werden, namentlich nicht bei den Steuern und den Sozialversicherungen. Auf dieser Liste können nur Stimmberechtigte unterzeichnen, die in der genannten politischen Gemeinde in eidgenössischen Angelegenheiten stimmberechtigt sind. Bürgerinnen und Bürger, die das Begehren unterstützen, mögen es handschriftlich unterzeichnen. Wer bei einer Unterschriftensammlung besticht oder sich bestechen lässt oder wer das Ergebnis einer Unterschriftensammlung für eine Volksinitiative fälscht, macht sich strafbar nach Art. 281 beziehungsweise nach Art. 282 des Strafgesetzbuches.

Kanton

Nr.

Name

handschriftlich in Blockschrift

Vorname

handschriftlich in Blockschrift

Postleitzahl

Politische Gemeinde

Geburtsdatum

Wohnadresse

Tag/Monat/Jahr

Strasse/Hausnummer

Unterschrift

eigenhändig

Kontrolle leer lassen

1. 2. 3. Wichtig: Die Liste ist vollständig oder teilweise ausgefüllt sofort zurückzusenden an das Initiativkomitee: CVP / PDC / PPD / PCD, «Heiratsstrafe abschaffen!», Postfach 362, 3052 Zollikofen, das für die Stimmrechtsbescheinigung besorgt sein wird. Weitere Unterschriftenbögen können per Email bei info@cvp.ch bestellt oder auf der Homepage www.familieninitiativen-cvp.ch heruntergeladen werden. Ablauf der Sammelfrist: 3.11.2012 Die unterzeichnete Amtsperson bescheinigt hiermit, dass obenstehende (Anzahl) Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Volksinitiative in eidgenössischen Angelegenheiten stimmberechtigt sind und ihre politischen Rechte in der erwähnten Gemeinde ausüben.

Amtsstempel

Die zur Bescheinigung zuständige Amtsperson (eigenhändige Unterschrift und amtliche Eigenschaft)

Ort: Datum: Das Initiativkomitee, bestehend aus nachstehenden Urheberinnen und Urhebern, ist berechtigt, diese Volksinitiative mit absoluter Mehrheit seiner stimmberechtigten Mitglieder zurückzuziehen. Darbellay Christophe, Le Perrey, 1921 MartignyCroix; Schwaller Urs, Rossackerstrasse 4, 1712 Tafers; Binder Marianne, Müntzbergstrasse 21, 5400 Baden; David Eugen, Marktgasse 20, 9000 St. Gallen; de Buman Dominique, Place de Notre-Dame 12, 1700 Fribourg; Frey Tim, Freiensteinstrasse 6, 8032 Zürich; Glanzmann-Hunkeler Ida, Feldmatt 41, 6246 Altishofen; Graber Konrad, Amlehnhalde 18, 6010 Kriens; Häberli-Koller Brigitte, Im Furth, 8363 Bichelsee; Hany Urs, Chileweg 8, 8155 Niederhasli; Meier-Schatz Lucrezia, Haus zum Bädli, 9127 St. Peterzell; Pedrazzini Luigi, Sentiero alle coste 1, 6600 Solduno; Pfister Gerhard, Gulmstrasse 55, 6315 Oberägeri; Romano Marco, Via Carlo Pasta 21, 6850 Mendrisio; Seydoux Anne, Rue du Mont-Terri 15, 2800 Delémont. 1

SR 101


Unterschriftensammeln als politischer Sport Am Anfang war ich alles andere als begeistert: Die Vorstellung, etwas anzubieten – in gewissem Sinne auch mich selbst als Politiker – und zurückgewiesen zu werden, passte mir nicht. Tatsächlich gab es viele Passanten, die mit saurem Gesicht an mir vorbei hasteten und offensichtlich nicht die geringste Lust verspürten, mit mir zu reden. Aber dann habe ich gelernt, ein Gespür für die Stimmungslage der Passanten zu entwickeln und die Fähigkeit, auf den ersten Blick die potenziellen Interessenten zu erkennen. Und um die anderen besser einen grossen Bogen zu machen. Diese «anderen» erkennt man an der düsteren Mine. Sie betrachten das Einkaufen auf dem Markt als lästige Pflicht, wirken so als hätten sie Platzangst und meiden die grosse Menschenmenge. Dabei handelt es sich meistens um Männer. Ich vermute, sie schauen sich gerne Fussballspiele im Fernsehen an und trinken dabei Bier. Haben Männer also einen Bierbauch, gehe ich nicht auf sie zu. Die potentiellen «Kunden» jedoch flanieren lächelnd durch die Strasse, schauen sich um, und man sieht, sie sind bereit, Zeit für einen Schwatz mit mir zu opfern. Es sind Damen eines bestimmten Alters. Manche von ihnen sind verheiratet, manche leben alleine, sind geschieden oder verwitwet. Manche von ihnen haben erwachsene Kinder. Mit ihnen komme ich ins Gespräch. Das Gespräch ist angeregt und spannend. Ich gebe zu, dass ich eine Schwäche bekommen habe für diese Damen. Das Ziel meiner Annäherungen an die Wählerinnen und Wähler besteht selbstverständlich nicht darin, nur mit ihnen zu plaudern, obwohl dies unglaublich spannend ist. Es geht vielmehr darum, Unterschriften für die beiden Familieninitiativen der CVP zu sammeln. Was allerdings kein Problem ist. Unsere Forderungen unterschreiben sie gerne. Gute Vorzeichen für die Abstimmung. Also zusammengefasst: Unterschriften sammeln ist ein politischer Sport mit spielerischem Effekt. Und es macht Spass. ■ –Jacques Neirynck, Nationalrat

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Die Politik 7 Oktober/November 2011

Wörterbuch der Volksvertreter A erster Buchstabe des Alphabets. Dieser Buchstabe wird benützt von Ratingagenturen zur Beurteilung der ökonomischen Situation eines Staates, dessen Budget- und Geldpolitik. Ein AAA (englisch triple A, ausgesprochen «trippl ei») steht für die Höchstnote. Analog zur Schule werden nur ganz brave Länder so benotet. Danach folgen jene mit AA, AA+ und AA–. Als Mittelmass bezeichnet man die Note A, A+, A–. Danach folgen alle B’s, die C’s und dann die D’s, doch dann sind die Staaten bereits bankrott. Übertragen auf die politischen Parteien heisst das, dass die CVP, welche mehr als 80% der Abstimmungen gewinnt, ein AAA erhalten würde. Die FDP wäre knapp darunter und erhielte ein AA. Die SVP und die SP mit etwas über 40% Abstimmungserfolg erhielten ein knappes A und die Grünen wären abgeschlagen auf einem A–. Tröstlich für Letztere: Niemand fliegt aus der Schule, sie erhalten sogar die Chance, sich im nächsten Jahr zu verbessern.


Guy Huracek, Männerzeitung

eIn Mann als kleInkInderZIeher? Männer in Erziehungsberufen haben nicht selten mit erheblichen Vorurteilen zu kämpfen. Männer sind in Erziehungsberufen nach wie vor unterdotiert, obwohl beispielsweise Pädagogische Hochschulen diverse Anstrengungen unternehmen, um ihnen den Beruf des Lehrers schmackhaft zu machen. Noch seltener sind Männer in Kindergärten und Kindertagesstätten vertreten. Samuel – er möchte anonym bleiben – erinnert sich an die Infoveranstaltung zum Beruf des Kleinkinderziehers, die er vor zwei Jahren besuchte. «Als ich dort auftauchte, gab es einige seltsame Blicke», erzählt er. Eine Pädagogin habe ihm gesagt, dass sie seine Wahl «sehr mutig» fände, riet ihm aber davon ab, weil er es sehr schwierig haben würde. «Sie behielt recht», sagt er heute. Samuel suchte fast zwei Jahre nach einer Lehrstelle, obwohl er mit der Matura und zahlreichen Praktika im Sozialbereich sehr gute Qualifikationen vorwies. «Eine Verwandte setzte sich schliesslich für mich ein. Ohne ‹Vitamin B› hätte es nicht geklappt», ist Samuel überzeugt.

Jeglichen Körperkontakt vermeiden Die erste Arbeitswoche sei für ihn unangenehm gewesen. Einige Eltern wollten ihre Kinder nicht mehr in die Kindertagesstätte bringen. Die Telefonleitungen liefen heiss. Die Verunsicherung legte sich erst nach zwei Monaten, als die Leitung den Eltern schriftlich garantierte, dass Samuel stets in Begleitung einer weiblichen Betreuungsperson arbeiten, den Kindern nicht die Windeln wechseln und mit ihnen nicht auf die Toilette gehen würde. Und, dass er beim Spielen jeglichen Körperkontakt vermeiden werde. «Als ich den ‹Samichlaus›

spielte, durfte ich kein Kind auf den Schoss nehmen», erzählt Samuel. Die Kinder hätten sich auf einen kleinen Stuhl neben ihm setzen müssen, wenn sie sich ein Geschenk von ihm wünschten. Doch Samuel sprach in der Folge offen mit den Eltern über ihre Ängste. «Das schuf Vertrauen», sagt er.

«Ungutes Gefühl» Während wir Samuel einen Tag lang bei seiner Arbeit besuchen, sprechen wir mit einigen Eltern. Die meisten fänden es gut, wenn Kinder mehr männliche Bezugspersonen hätten. Aber: «Bei einem Mann, der Kinder betreut, hat man schnell ein ungutes Gefühl», sagt eine junge Mutter, die ihre Tochter an der Hand hält und ein Vater meint: «Bei all den Medienberichten über Vergewaltiger und Pädophile ist es kein Wunder, wenn die Leute Angst haben.» Eine Betreuerin erzählt, dass vor allem Väter misstrauisch seien. «Die meisten können nicht verstehen, wieso ein Mann einen solchen Beruf wählt. Kleinkinderzieher haben mit Vorurteilen zu kämpfen. Viele Männer denken, sie seien schwul oder pädophil. Frauen sind da weniger skeptisch.» ■

die Männerzeitung erscheint vier Mal im Jahr. Sie bildet männliche Lebenswirklichkeiten ab und durchleuchtet den Mythos Männ­ lichkeit. Die Männerzeitung blickt hinter gängige Klischees, liefert Fakten, stellt Männerpolitik zur Diskussion und bringt Portraits von Männern, die ihre Wege abseits der traditionellen Pfade be­ schreiten.

Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Marc Rosset, kurator Tierpark Dählhölzli, Bern

dIe bedeutung des begrIffs faMIlIe In der tIerwelt Beim Begriff «Familie» denken Zoologen zunächst an die so benannte Ebene der Tiersystematik wie «Hasenartige», «Marderartige» oder «Hunde». Die Familie als Verband von Vater, Mutter und ihren Nachkommen ist im Tierreich eher ungewöhnlich. Die Organisationsformen Einzelindividuum, Polygamie und die Staatenbildung sind viel häufiger als die Monogamie, die dem Bild der Menschenfamilie am ehesten entspricht. 22

Die Politik 7 Oktober/November 2011

Die Organisationsform einer Tierart richtet sich nach der Frage: Wie bringen wir unseren Nachwuchs am besten ins Erwachsenenalter? Die Antwort hängt von den körperlichen und kommunikativen Fähigkeiten der Tierart ab, ihrer Ernährungsweise, dem Lebensraum und dessen Ausstattung mit Nahrung, Konkurrenten und Feinden. Die unmittelbare Brutpflege geht meist vom Muttertier aus. Je nach Organisationsform übernehmen aber andere Individuen die indirekten Aufgaben der Aufzucht: die Jungen putzen, tragen, retten, wärmen, ihnen Nahrung beschaffen, mit ihnen spielen und sie verteidigen; ebenso können sie die Mutter mit Nahrung versorgen, Baue graben und Vorräte anlegen.


säugetiere und trächtigkeit

Betrachten wir drei Beispiele von Arten, die im Tierpark Dählhölzli Bern vorkommen: – Wisente durchstreifen ihren Lebensraum in Gruppen, welche aus Mutterkühen und ihren bis zu drei Jahre alten Kälbern bestehen. Anführerin ist eine ältere Kuh. Junge Stiere verlassen die Gruppe nach der Geschlechtsreife, vereinen sich zu Bullengruppen oder leben als Einzelgänger. Vor der Paarungszeit schliessen sich Bullen einer Muttergruppe an. In eindrücklichen Kämpfen machen sie aus, welcher Bulle bei der Gruppe bleibt und Vater des kommenden Jahrganges wird. Nach der Brunft verlässt der Bulle die Gruppe; die Kühe werfen ihre Jungen neun Monate später und säugen sie sieben Monate lang. Die Rolle des Vaters ist minimal. – Ein Biber-Paar findet sich bei der Suche nach einem Revier anhand der abgesetzten Duftmarken. Gemeinsam gräbt es in der Uferböschung einen Bau mit Unterwasserzugang und überschichtet ihn mit Ästen. Der Bau wird zur Burg. Nach 105 Tagen Tragezeit werden im Mai ein bis vier sehende Junge geboren. Sie schwimmen von Geburt an, das Tauchen lernen sie von den Eltern. Ab der vierten Lebenswoche bilden Gräser und Kräuter einen Grossteil ihrer Nahrung, sie werden jedoch noch vier weitere Wochen gesäugt. Während der gesamten Aufzucht werden die Jungen von beiden Eltern und allenfalls vorhandenen älteren Geschwistern umsorgt. Wenn sie den Bau zu früh verlassen, werden sie wieder zurückgebracht. Im dritten Lebensjahr verlassen die Jungen die Familie endgültig.

tierart Elefant Nashorn Giraffe Pferd Rind Mensch Schaf Schwein Tiger Meerschweinchen Katze Hund Igel Kaninchen Ratte Goldhamster

ungefähre höchstwerte 722 Tage 540 Tage 450 Tage 336 Tage 280 Tage 267 Tage 150 Tage 114 Tage 100 Tage 70 Tage 65 Tage 63 Tage 35 Tage 32 Tage 23 Tage 19 Tage

– liszt-Äffchen-Verbände bestehen aus dem Elternpaar und Nachwuchs, der bis zu drei Generationen umfassen kann. Es werden aber auch zugewanderte Artgenossen aufgenommen. Nach der Geschlechtsreife verlassen die Jungtiere den Verband. Nur das Elternweibchen pflanzt sich fort. Dazu setzt es hormonhaltige Duftmarken ab, die bewirken, dass andere Weibchen nicht in Fortpflanzungsstimmung geraten. Der Vorteil, dass sich das Weibchen mit mehreren Männchen paart, liegt darin, dass sich auch mehrere Männchen um den Nachwuchs kümmern. Weil jedes Männchen annimmt, der Vater der Jungen zu sein. Nach ein bis zwei Wochen gibt das Weibchen seine Jungen, die es drei Monate lang stillt, auch anderen Gruppenmitgliedern zum Tragen. Auf den ersten Blick entspricht unser «FamilienModell» eher jenem der Biber als dem der Affen. Historisch betrachtet (Rolle der Sippe, der Grosseltern) und heute wieder zunehmend (familienexterne Kinderbetreuung) liegt nahe, dass es sich aus dem Modell der Äffchen entwickelt haben könnte (von der Promiskuität des Weibchens mal abgesehen). ■ Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Beruf und/ Muttersein ist ein Managementjob Gabrielle Bourguet aus Granges ist die erste Vizepräsidentin des Grossen Rates in Freiburg sowie politische Sekretärin der CVP des Kantons. Das erste Kind bekam sie während dem Jura-Studium. Nach ihrem Abschluss blieb sie zu Hause, richtete dort ihr Büro ein und arbeitete als juristische Beraterin. Zwei weitere Kinder kamen auf die Welt. Als diese grösser waren, nahm sie eine Tätigkeit ausser Haus auf. Während ihrer Abwesenheit hütete ihr Mann die Kinder. Gabrielle Bourguet ist überzeugt, dass jede Familie selber herausfinden muss, wie sie sich am besten organisiert. Sie sagt: «Als berufstätige Mutter muss man den Ausgleich zwischen Familie und Beruf gut gestalten. Muttersein ist ein Managementjob. Er ähnelt der Tätigkeit einer Chefin eines KMU. Ohne die notwendigen Rahmenbedingungen, welche nur die Politik setzen kann, ist eine echte Wahl des Familienmodells schwierig. Für diese Rahmenbedingungen setze ich mich ein.»

It takes a whole village to raise a child! Simone Curau-Aepli, Weinfelden (TG): «Mein Alltag in den 90er-Jahren mit vier kleinen Kindern, dem Haushalt, der eigenen Firma und den gesellschaftlichen Engagements war nur dank einem engagierten Ehemann, verfügbarer (Gross)mutter, verschiedenen jugendlichen Kinderhüterinnen und einer Portion Organisationstalent zu meistern. Regelmässige Auszeit alleine, mit meinem Mann oder Freundinnen waren zudem in dieser intensiven Lebensphase überlebenswichtig. Ich habe dabei gelernt, jede angebotene Hilfe dankbar anzunehmen, ganz im Sinne des afrikanischen Sprichwortes: ‹It takes a whole village to raise a child!› – Um ein Kind gross zu ziehen, braucht es ein ganzes Dorf!»

Die Organisation ist entscheidend «Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Organisation», sagt Béatrice Hirsch, Krankenschwester und Gemeinderätin von Troinex (GE). Sie hat zwei Kinder im Alter von 14 und 16 Jahren. Jedes Familienmit­ glied kennt die Tagesplanung des anderen und weiss, was es selber zu erledigen hat. Béatrice Hirsch erzog ihre Kinder relativ früh dazu, Ver­ antwortung zu tragen und selbständig zu sein. «Viel Zeit miteinander zu verbringen, ist nicht zwingend besser», meint sie. Wichtig ist ihr die Qualität der gemeinsamen Stunden. Bevor sie in die Politik einstieg, suchte sie das Gespräch mit der Familie und konnte sie davon über­ zeugen, dass sich ein solches Engagement positiv auf die Stimmung in der Familie auswirken würde. 24

Die Politik 7 Oktober/November 2011


oder Familie? Konsequente Einführung von Blockzeiten Christine Hehli Hidber ist Rechtsanwältin und hat eine eigene Kanzlei in Lenzburg (AG). Ihre beiden Knaben sind im Alter von acht und vier Jahren und werden in der Abwesenheit der berufstätigen Eltern von einer Nanny betreut. Die Familie wohnt in Seengen am Hallwilersee. Christine Hehli Hidber ist während der Mittagszeit zu Hause und nimmt sich jeden Mittwochnachmittag frei. Oft arbeitet sie abends, wenn die Kinder im Bett sind beziehungsweise am Wochenende, wenn ihr Mann zu Hause ist. Grundsätzlich nimmt ihr Umfeld die Doppeltätigkeit positiv auf. Sowohl ihre Eltern als auch die inzwischen verstorbenen Schwiegereltern haben sie immer unterstützt. Trotzdem wünscht sie sich, dass man in der Schweiz vermehrt einen Blick aufs Ausland werfen würde, wo die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Teil schon fast eine Selbstverständlichkeit darstellt. Dies hat Christine Hehli Hidber bei ihren je einjährigen Aufenthalten in Boston und London bei ihren Kolleginnen mit Familie beeindruckt: «Ein erster Schritt zur Entlastung von berufstätigen Müttern ist die konsequente Einführung von Blockzeiten in Schulen. Oft geraten Eltern in grosse Schwierigkeiten, wenn Lehrpersonen krank werden. Da müsste in der Schule selbst für eine Ersatzbetreuung gesorgt werden.»

Vor 33 Jahren unvorstellbar Die ehemalige Nationalrätin Rosmarie Dormann war als Sozialarbeiterin tätig. Sie wohnt in Rothenburg (LU), ist kinderlos und wurde vor 33 Jahren zur Richterin gewählt: «Es wäre unvorstellbar gewesen in dieser Zeit, dass eine Mutter nebenbei als Richterin tätig ist. Ich stelle fest, dass es heute für Mütter einfacher geworden ist, Familie und Beruf zu vereinbaren. Da es viel mehr Frauen gibt, welche nebenbei arbeiten, ist es auch allgemein akzeptierter und selbstverständlicher geworden. Eine Frau verliert auch nicht gleich ihre Stelle, wenn sie Kinder kriegt. Doch nach wie vor liegt die Herausforderung in der Qualität der Planung. Der Stress des Organisierens ist – heute wie früher – sehr gross, obwohl es Kindertagestätten und bessere Stundenpläne gibt. Ich glaube, dass es sich positiv auswirkt auf die Familie, wenn Mütter neben ihrer Betreuungsarbeit einem weiteren Beruf nachgehen.»

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Lilly Toriola

Der letzte Ausweg

Seit zehn Jahren bietet das Spital Einsiedeln einen letzten Ausweg für Mütter in grösster Not. Seit seiner Eröffnung wurden sechs Kinder im Babyfenster abgegeben. Wenn im Spital Einsiedeln der Alarm losgeht, herrscht grösste Anspannung. «In welchem Zustand befindet sich das Kind, ist es womöglich in einer medizinischen Notlage, was erwartet uns; solche Fragen stellen wir uns in diesem Moment», sagt Lisa Kaufmann, Hebamme im Spital Einsiedeln. Sechs Mal war dies in den letzten zehn Jahren der Fall. Sechs Mütter haben ihr Kind anonym in das Babyfenster in Einsiedeln – das einzige in der Schweiz – gelegt. «In einem Zustand der grössten Not», wie Lisa Kaufmann vermutet. Für Gedanken über mögliche Hintergründe der verzweifelten Tat bleibt den Hebammen und Kinderärzten in den ersten Minuten nach dem Alarm allerdings keine Zeit. «Wir nehmen an, dass die Geburt meist nicht mehr als 24 Stunden zurück liegt», sagt die Hebamme. «Im Vordergrund steht somit die Versorgung des Babys.» Es wird abgeklärt, ob es gesund ist und medizinisch versorgt. Danach informiert das Spital Vormundschaftsbehörde und Medien. So erfahre nicht nur die Öffentlichkeit, sondern vor allem auch die Mutter, dass ihr Kind wohlauf ist.

ein Jahr Zeit Das beheizte Babyfenster liegt an einem Seitentrakt des Spitals Einsiedeln, der nicht von Passanten frequentiert und nicht überwacht wird. Ausgelöst wird der Alarm mit einer dreiminütigen Verzögerung. Zwei Buben und vier Mädchen wurden seit 2001 in das Babyfenster gelegt. Letztmals schrillte der Alarm im Dezember 2010. Nach der Abgabe bleiben die Kinder für etwa ein bis zwei Wochen im Spital. «Bis die Vormundschaftsbehörde eine passende Pflegefamilie gefunden hat», 26

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erklärt Lisa Kaufmann. Die Frauen werden in einem Brief, der im Kinderbettchen liegt, auf ihre Rechte hingewiesen. Während einem Jahr haben die leiblichen Eltern die Möglichkeit, ihr Kind zurückzuholen. Erst dann kann es zur Adoption frei gegeben werden. Laut dem Spital Einsiedeln wurde bisher nur ein Kind von den Eltern zurückgeholt. «Es kommt aber vor, dass sich Mütter kurz nach der Abgabe telefonisch im Spital melden, um zu erfahren, wie es ihrem Kind geht», sagt Kaufmann. Generell sei feststellbar, dass die Babys liebevoll gewickelt und warm angezogen seien. «Wir hatten in keinem der Fälle den Eindruck, dass das Kind lieblos abgegeben wurde.»

Weniger Kindstötungen Ins Leben gerufen wurde das Babyfenster am Muttertag 2001. Ziel ist, Frauen die sich in einer ausweglosen Situation fühlen, eine Nothilfe zu bieten. «Wir wollen verhindern, dass verzweifelte Mütter ihr Kind aussetzen oder gar töten», sagt Kaufmann. Die Zahlen würden für sich sprechen. Laut dem Spital Einsiedeln gab es in der Schweiz seit der Einführung des Babyfensters deutlich weniger Kindstötungen. In den fünf Jahren vor der Eröffnung, zwischen 1996 und 2000, sind in der Schweiz sieben getötete oder an den Folgen der Aussetzung verstorbene Babys aufgefunden worden. Zwischen 2001 bis 2005 waren es vier, von 2006 bis 2010 zwei. Für das Spital Einsiedeln ist deshalb klar, dass die Schweiz ein solches Angebot braucht: «Jedes Kind, das bei uns abgegeben wird, ist ein gerettetes Leben.» ■ www.babyfenster.ch


Familienmodelle Schweden In Schweden gehört es zur Tradition, dass beide Eltern einer beruflichen Tätigkeit ausser Haus nachgehen. Die schwedische Sozialpolitik fördert seit Jahrzehnten die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und will allen Männern und Frauen, unabhängig von ihrem Familienstand, Erwerbstätigkeit und Elternschaft ermöglichen. Ein langer Vaterschaftsurlaub beispielsweise gehört auch zum Programm. Von zehn schwedischen Müttern arbeiten acht, von zehn schwedischen Vätern arbeiten neun ausser Haus. Was die Geburtenrate betrifft, befindet sich Schweden auf Rang drei im europäischen Vergleich und liefert damit den Beweis, dass sich gute Betreuungsstrukturen für Kinder auch positiv auf das Wachstum der Gesellschaft auswirken können.

China Heiraten ist in China beliebt. Über acht Millionen Paare begaben sich im letzten Jahr ins Büro für Zivilangelegenheiten, wie Standesämter in China heissen. Ein typisches chinesisches Grossstadtpaar ist um die dreissig, ehrgeizig und selbstbewusst. Es hat zwei Jobs, zwei Autos und ein Kind. Der Staat macht es berufstätigen Eltern leicht. Die Schulen kümmern sich bis 19 Uhr um die Kinder. Die staatlich aufgezwungene «EinKind-Politik» stellt die chinesische Gesellschaft aber vor immer grössere demografische Probleme. An China wird sich zeigen, was für verheerende Auswirkungen der immer grösser werdende Männerüberschuss haben wird.

Afrika Die traditionell afrikanische Grossfamilie umfasst drei bis vier Generationen: Grosseltern, Eltern mit Kindern, oft auch Onkel, Tanten und weitere Verwandte. Nach wie vor sind viele Familien polygam, d.h. ein Mann hat mehrere Frauen geheiratet. Jedes Familienmitglied bekleidet eine bestimmte Position in der Familie. Die Stellung des Einzelnen ergibt sich aus einer ausgeprägten Rangordnung. Ältere Menschen haben einen grossen Einfluss. Ebenfalls werden die Ahnen geehrt.

Japan In Japan leben die Familien meist auf sehr kleinem Raum, oft sogar in einem einzigen Zimmer. Das hat nichts mit allfälliger Armut zu tun, sondern mit einer Gesellschaft, welche der Privatheit keinen grossen Stellenwert einräumt. Die Wände der Wohnungen sind dünn und durchlässig. Für Kinder ist der Platz zum Spielen eng. Ein grosser Teil des sozialen Lebens spielt sich in der Schule respektive am Arbeitsplatz ab. Kinder verbringen wenig Tageszeit zu Hause. Die Eltern ebenfalls nicht, die Wege zum Arbeitsplatz sind lang und der Einsatz für die Firma ist überaus gross im weltweiten Vergleich. Der Spruch «mit der Arbeit verheiratet zu sein» trifft in Japan auf viele Beschäftigte zu. Die Politik 7 Oktober/November 2011

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SchlüSSel zum Erfolg 1985 habe ich zusammen mit zwei Kollegen die Spezialtiefbaufirma Greuter Grundbau AG gegründet, dies mit einer Minderheitsbeteiligung der Spezialtiefbauunternehmung Ing. Greuter AG. Im Bewusstsein darum, dass wir keine einfache Aufgabe zu bewältigen hatten, haben wir mit 18 Mitarbeitenden den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Ich war damals 30 Jahre alt und hatte eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Neben der existenziellen Verantwortung für meine Familie war für mich auch die Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Kreditgebern und Lieferanten belastend und gleichzeitig auch eine Herausforderung. Nebst der existenzsichernden Akquirierung und Abwicklung der Aufträge stellte ich schnell einmal fest, dass unser wichtigstes «Kapital» die Mitarbeitenden sind. Ein offenes Ohr für die Anliegen und auch Forderungen der Bauführer, Poliere und Arbeiter zu haben kostet Zeit, kann unangenehme Diskussionen auslösen, erfordert Entscheidungen. Es ist aber einer der wichtigsten Schlüssel, der die Türen zum Erfolg öffnet. Liberal-soziales Denken und Handeln eines Unternehmers gegenüber seinen Mitarbeitenden ist eine Voraussetzung für die Entwicklung eines Unternehmens.

lebenswerk gesichert Nach rund zehn Jahren Tätigkeit in der Greuter Grundbau AG hat sich die Gelegenheit ergeben, dass ich die Aktienmehrheit der Spezialtiefbauunternehmung Ing. Greuter AG übernehmen konnte. In der Zwischenzeit hatten wir einige, auch unternehmerische Turbulenzen zu bewältigen. Das Unternehmen wurde immer grösser, weitere Firmen kamen dazu, die Ausführungspalette innerhalb des Spezialtiefbaus wurde erweitert, die Anzahl der Mitarbeitenden stieg zeitweise gegen 200. Entsprechend 28

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mussten auch unsere Strukturen laufend angepasst werden. Ende 2009 packten wir die Gelegenheit, die Zukunft unseres Unternehmens zu sichern und verkauften unser «Lebenswerk» an die Firma Frutiger AG. Der Name, der Standort, die Tätigkeitsgebiete und die Geschäftsleitung mit dem gesamten Personal erfuhren keine Veränderung. Ich darf weiterhin als Mitglied des Verwaltungsrats die Weiterentwicklung «unseres» Unternehmens mitgestalten. Die alte gleich neue Geschäftsleitung denkt und funktioniert weiterhin auf der Basis des liberal-sozialen Gedankenguts.

liberal-soziales Denken und Handeln in einem Unternehmen Damit ein Unternehmen marktgerecht funktionieren und wachsen kann, ist ein liberales Umfeld unabdingbar. Staatlich verordnete Rahmenbedingungen und administrative Aufwendungen sind auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Gleiches gilt für die Steuerbelastung. Die unternehmerische Freiheit darf möglichst wenig eingeschränkt werden. Für mich ist sie aber auch Basis für das verantwortungsvolle Denken und Handeln der Unternehmensleitung. Sie muss sich ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden und der Gesellschaft gerecht werden. Verantwortungsvolle Unternehmerinnen und Unternehmer wissen, dass ihr Unternehmen nur dann erfolgreich funktioniert, wenn die Mitarbeitenden als massgebender «Erfolgsfaktor» anerkannt und entsprechend behandelt werden. Zuständig für die Rahmenbedingungen für unseren Wirtschaftsstandort und unsere Unternehmen ist vor allem die Politik. Diese Erkenntnis müsste dazu führen, dass die Letztverantwortlichen in unseren KMU vermehrt auch politisch tätig werden und politische Verantwortung übernehmen! Als Unternehmer und Politiker bin ich überzeugt, dass liberal-soziales Denken und Handeln in der Wirtschaft, aber auch in der Politik der beste Weg für eine prosperierende und zufriedene Gesellschaft ist. ■ –Urs Hany, Nationalrat und Dipl. Bauing. HTL/SIA


Sabrina Mohn, jüngste Kantonalpräsidentin (27) der CVP aus dem Kanton Baselland

Glückliche Menschen Gehen wählen! In den Medien konnten wir lesen: Vier von fünf Schweizerinnen und Schweizer sind glücklich. Wir gehören damit weltweit zu den glücklichsten Menschen. Am 23. Oktober gilt es, diesem Glück Sorge zu tragen! Vier von fünf Schweizerinnen und Schweizer sind glücklich. Es stellt sich natürlich die Frage, wie man solche Resultate erheben kann. In diesem Fall mussten die Befragten lediglich angeben, wie glücklich sie auf einer Skala von 1 bis 10 sind. 78 Prozent der Befragten haben ihrem Leben die Note 8, 9 oder 10 gegeben! Gehören auch Sie dazu? Sind Sie glücklich? Solche Studien dürfen, ja sollen kritisch hinterfragt werden. Trotzdem können wir festhalten: Uns Schweizerinnen und Schweizern geht es gut. Ohne Zweifel gibt es auch bei uns Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, aber im internationalen Vergleich jammern wir auf sehr hohem Niveau. Die Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte – ein erfolgreiches und attraktives Land! Das politische System ist stabil und wir können durch die direkte Demokratie sehr viel Einfluss auf das politische Geschehen in unserem Land nehmen. Die Kriminalitätsrate ist im internationalen Vergleich tief. Unsere Vorsorgeund Gesundheitssysteme gehören zu den besten weltweit. Die Steuerbelastung ist im Vergleich zu unseren Nachbarländern moderat. Die Arbeitslosigkeit ist auf einem Niveau, von dem viele Länder nur träumen können. Auch unser Schul- und Ausbildungssystem gehört zur Weltspitze.

Wir verfügen über eines der besten Strassen-, Bahn- und Busnetze – über 90 Prozent aller Züge sind pünktlich. Schliesslich ist der hohe Anteil in der Freiwilligenarbeit europaweit einzigartig und beruht auf einem gut funktionierenden Milizsystem in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Die Aufzählung ist hier selbstverständlich nicht abgeschlossen und könnte noch lange weitergeführt werden.

Wer ist verantwortlich? Und wer ist für diesen Erfolg verantwortlich? Es sind die Schweizerinnen und Schweizer, welche die Verantwortung tragen, denn sie heissen den pragmatischen und lösungsorientierten Weg der Mitteparteien in über 80 Prozent der Volksabstimmungen gut. Unserem Glück müssen wir Sorge tragen. Glücklich zu sein, bedeutet nicht, sich den Problemen zu verschliessen. Das Glück gibt einem aber den nötigen Rückhalt, um gute Entscheide zu fällen. In diesem Jahr haben wir Bürgerinnen und Bürger das Glück, unsere Volksvertretung wählen zu können. Ich wünsche mir, dass die konstruktiven Kräfte gestärkt und somit die Geschichte des «Erfolgsmodells Schweiz» weitergeführt werden kann! ■

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Viola Amherd, Nationalrätin

Kinder brauchen noch mehr Schutz

Gibt es etwas Abscheulicheres als sexuellen Missbrauch von Kindern, Kinderpornographie oder Kinderhandel? Das UNO-Kinderhilfswerk schätzt, dass weltweit jeden Tag rund 3000 Kinder Opfer von Menschenhändlern werden. Von jährlich 40 000 Opfern sexueller Gewalt in der Schweiz spricht die Organisation «Marche Blanche».

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In den letzten Jahren haben die Berichte zu pädophilen Übergriffen an katholischen Schulen für viel Aufsehen und Empörung gesorgt. Und im Februar dieses Jahres wurde der Fall des Therapeuten aus dem Kanton Bern bekannt, der über hundert Kinder und Jugendliche in Behindertenheimen sexuell ausgebeutet haben soll. Man verdrängt solche Vorfälle gerne. Aber wir dürfen uns nicht aus der Verantwortung stehlen. Wir müssen unsere Kinder besser schützen. Das ist zwar in erster Linie eine Aufgabe der Eltern, aber nicht nur; es ist auch die Aufgabe unserer Gesellschaft. Diese Herausforderung ist enorm. Verbrechen wie Kinderpornographie, Menschenhandel und Kinderschändung haben durch das Internet eine neue, gewaltige Dimension erreicht. In virtuellen Parallelwelten wie beispielsweise «Second Life» missbrauchen und vergewaltigen Mitspieler virtuelle Kinder. Nicht selten führt die Anbahnung von sexuellen Gesprächen durch Erwachsene in Chatrooms zu tatsächlichen Treffen und realem Missbrauch. Mit dem Boom von Social Networks hat diese Gefahr in den letzten Jahren dramatisch zugenommen.

CVP-Druck seit Jahren 2007 hat die CVP eine neue Offensive zur Jugendförderung, zum Kinder- und Jugendschutz und gegen Jugendgewalt gestartet. Sie ist mit der Forderung nach einer Gesamtstrategie in der Kinder- und Jugendpolitik aufgetreten. Die Sichtweise

der Mehrsäulenpolitik ist vom Bundesrat aufgenommen worden. Allerdings geht er in zentralen Punkten der Umsetzung sehr zögerlich vor. Eine nationale Medienkompetenzstelle zum Beispiel, wie wir sie schon mehrmals gefordert haben, ist für ihn anscheinend immer noch kein Thema. Erfreulicherweise hat dagegen das Parlament der Totalrevision des Kinder- und Jugendförderungsgesetzes zugestimmt, so wie ich es vor vier Jahren in meiner Motion gefordert habe. Meine parlamentarische Initiative zur Schaffung eines eigenen Kinderund Jugendförderungsartikels in der Bundesverfassung ist mit der Einsetzung einer Subkommission durch die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur Anfang September einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Die Umsetzung dieses wichtigen Anliegens ist somit auf gutem Weg. Trotz bundesrätlichem Widerstand wurde auch meine Motion für einen neuen Straftatbestand zur Ahndung des Kindsmissbrauchs im Internet überwiesen. Das Parlament fordert damit den Bundesrat auf, virtuellen Kindsmissbrauch und die Anbahnung eines eindeutigen sexuellen Dialogs zwischen einem Kind und einer offensichtlich erwachsenen Person unter Strafe zu stellen. Auf gesetzlicher Stufe ist klarzustellen, dass es sich dabei um ein kinderpornografisches Angebot handelt, welches unter Strafe steht. Bisher hat die Landesregierung allerdings noch keinen konkreten Vorschlag dazu unterbreitet.

Dranbleiben Das Fazit aus den CVP-Forderungen von 2007 ist heute, dass wir sehr viel erreicht, aber noch viel durchzusetzen haben. Wir dürfen nicht stillstehen. Unsere Positionspapiere zu Cyber Crime und zur Sicherheitspolitik sind wichtige Schritte, um die Dinge am Laufen zu halten. Die CVP wird auch in der kommenden Legislaturperiode beim Schutz der Kinder und Jugendlichen stark gefordert sein. ■

«Das Schlagwort Chancengleichheit bleibt eine Worthülse, wenn tagesstrukturen Tagesstrukturen nicht flächendeckend angeboten werden. Diese stärken entgegen dem Glauben gewisser konservativer Kreise kreise auch das traditionelle Familienleben, indem sie Kontinuität kontinuität und Eltern und den Kindern Strukturen schaffen, die den berufstätigen eltern kindern zu Gute kommen.» irene Näf-kuhn, Klavierlehrerin an der Neuen Kantonsschule Aarau, Präsidentin Aargauer Kuratorium

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Rudolf Hofer, Bümpliz

Familiengeschichte In den letzten siebzig Jahren hat sich das Bild, das sich die Sozialwissenschaften von der Entwicklung der Familie machen, wesentlich gewandelt. Es hat sich noch nicht verfestigt, könnte aber dazu beitragen, auch in der Familienpolitik einiges klarer zu sehen. Familien bilden eine Geschichte von vergangener Grösse und Zerfall. Im Mittelalter existierte die Grossfamilie, die mehrere Generationen, mehrere erwachsene Geschwister samt Ehepartnern, deren Kinder und das Gesinde umfasste. Diese Familie hatte vielfältige, insbesondere auch wirtschaftliche Funktionen. Sie bestimmte die Lebenschancen ihrer Mitglieder. Sie war mächtig. Sie war stabil. Durch die Modernisierung wurde das mittelalterliche Familiengebilde zerstört.

Familienbilder Inzwischen hat die Familie an zentraler Bedeutung verloren. Wirtschaftliche Betriebe oder der Staat haben einen Teil ihrer Funktionen übernommen. Die Herrschaft der Familie beziehungsweise ihres Oberhauptes über die Familienmitglieder ist geschwunden. Die Familienzugehörigkeit bestimmt den weiteren Lebensverlauf in geringerem Masse. Die Familie ist autonomer geworden und hat sich der – oft mit «Haberfeldtreiben» und ähnlichen recht brutalen Methoden ausgeübten – sozialen Kontrolle der Dorfgemeinschaft entzogen. Die sogenannte Kernfamilie wie wir sie heute kennen – ein Elternpaar mit seinen Kindern –, findet sich aber vermutlich in einzelnen Regionen bereits im ausgehenden Mittelalter. In dieser Kernfamilie gewinnen Ehepaare Privatheit. Zugleich wandeln sich die Beziehungen zwischen den Ehepartnern. Ehen werden aufgrund persönlicher Gefühle und nicht aufgrund der Interessen der Grossfamilie geschlossen. Auch die Beziehung zwischen Eltern und Kindern wird persönlicher, die Erziehung gewinnt an Vorrang gegenüber wirtschaftlichen Überlegungen. So beginnen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts immer mehr Frauen ihre Kinder zu stillen. Diese 32

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Entwicklungen laufen in verschiedenen sozialen Schichten in unterschiedlichem Tempo und oft sogar in unterschiedlicher Reihenfolge ab. Wir finden in einer Epoche nicht «eine Familie», sondern unterschiedliche Familientypen.

eine neue Sicht Als Anstösse für das Nachdenken über die Familienpolitik sind drei soziologische Ansätze interessant. Der amerikanische Soziologe Talcott Parsons setzte an die Stelle des Funktionsverlusts den Funktionswandel. Die Familie verliert verschiedene Funktionen – zum Beispiel wirtschaftliche –, aber sie gewinnt neue Funktionen wie jene der psychischen Gratifikation der Ehepartner oder der intensiveren Kindererziehung hinzu. Die Familie wird also nicht einfach demontiert, sondern sie wandelt sich. Sein Landsmann David Riesman sah die neue Eltern-KindBeziehung als Voraussetzung für die Entstehung des innengeleiteten Menschen, der aufgrund der Werte, die er in der Erziehung verinnerlicht hat, dem Druck der Tradition und der Gesellschaft widerstehen kann und damit auch innovativer und risikofreudiger ist.


Der österreichisch-amerikanische Soziologe Peter L. Berger zieht aus diesen beiden Ansätzen und der Tatsache, dass der Wandel der Familie der Industrialisierung teilweise vorausgeht, den Schluss, dass die Familie nicht einfach als passives Element gesehen werden sollte, die durch die Modernisierung demontiert oder zumindest umgeformt wird. Die Familie ist vielmehr auch als Akteur der Modernisierung zu verstehen, denn der innengeleitete Mensch ist jener Menschentyp, der in Demokratie und Marktwirtschaft funktional agieren kann.

aktiv und wandlungsfähig Diese soziologischen Sichtweisen bieten einen interessanten Ausgangspunkt für familienpolitische Überlegungen. Sie führen zu einem wichtigen Kriterium bei der Unterscheidung und Bewertung familienpolitischer Massnahmen.

Entlastung und Stärkung sind nicht absolute Gegensätze. Aber wer wie die CVP grundsätzlich die Stärkung der Familie vorzieht, will nicht alle Aufgaben an andere übertragen. Das heisst nicht, dass Schule und Gesellschaft nicht Rahmenbedingungen schaffen können, welche die Familie in ihrer Funktion besser unterstützen. Bei jeder familienpolitischen Massnahme ist aber in jedem Fall zu überlegen, ob das Ziel nicht durch eine Stärkung statt durch eine Entlastung der Familie zu erreichen ist. Nach Möglichkeit ist eine Stärkung zu wählen. ■

Wenn die Familie einer Funktion, die man ihr zugeordnet hat, effektiv oder vermeintlich nicht ausreichend nachkommen kann, werden Gesellschaft und Staat aktiv. Entweder entlastet man die Familien oder man stärkt sie. Die dritte Option, die «Rückkehr zur guten alten Zeit», ist meist realitätsfremd, auch wenn sie – wie die Verteidigung der «Schnürlischrift» – durchaus zur Erheiterung beitragen kann. Angenommen die Familie sei ein Opfer der Modernisierung, werden wir eine Lösung im Sinne einer Entlastung suchen müssen. Offenbar ist die Familie nicht in der Lage ihre Funktion zu erfüllen. Deshalb übertragen wir diese ganz oder teilweise einer anderen Institution. Beispiel: die ausserhäusliche Kinderbetreuung. Vater und Mutter arbeiten, also werden die Kinder in einer staatlichen Tagesstätte untergebracht. Sehen wir die Familie dagegen als aktives und wandlungsfähiges Element der Gesellschaft, so werden wir versuchen, sie durch die Zuweisung von Ressourcen so zu stärken, dass sie die betreffende Funktion in autonomer Verantwortung selber wahrnehmen kann. Ein typisches Beispiel für eine derartige Massnahme ist die Abschaffung der Heiratsstrafe: Der Familie werden Ressourcen zugewiesen beziehungsweise wieder belassen. Ebenfalls ist die Steuerbefreiung der Kinder- und Ausbildungszulagen diesem Ziel zuträglich.

Grincheux De passage à Londres cet été, je suis allé faire un tour au grand magasin Harrods. Et j’ai cru rêver en voyant toute la panoplie de Noël en bonne place sur les rayons. Rien n’y manquait: sapins synthétiques, guirlandes, boules, étoiles, bonhommes de neige en tissu et même des décorations plus étonnantes comme des grenouilles en tricot vert et blanc ou des téléphones portables roses et bleus en plastic. Mais pourquoi déjà mettre en vente tous ces articles à 150 jours de Noël? Il paraît que, bien que majoritairement musulmans, les clients du Moyen-Orient, très nombreux dans la capitale britannique durant l’été, sont friands de tout ce qui brille et apprécient ce folklore… «Business is business, isn’t it?» Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Annina Kienholz, Sozialarbeiterin

TeenagerelTern Wenn Teenager Eltern werden, stehen sie im Spannungsfeld zwischen eigener Entwicklung und Erziehungsverantwortung, zwischen Kinder kriegen und dem eigenen Erwachsenwerden. 2010 sind in der Schweiz laut dem Bundesamt für Statistik 101 Kinder von minderjährigen Müttern zur Welt gekommen. Die Anzahl hat sich in den letzten 20 Jahren nicht wesentlich verändert (2000: 100 Kinder, 1995: 95, 1990: 129). Einige der Kinder werden im eigenen Familiensystem betreut (durch Grosseltern, ältere Geschwister, zusammen mit den Eltern), einige Teenagereltern geben ihre Kinder in Pflege oder zur Adoption frei, ein weiterer Teil betreut sie in spezialisierten Institutionen für Mütter und Kinder. Ungeachtet der gewählten oder verordneten Lebensform stellt sich die zentrale Frage: Wie können jugendliche Eltern ihre Aufgaben als Mütter und Väter wahrnehmen, ihrem Kind dabei gerecht werden und daneben ihre eigene Entwicklung nicht aus den Augen verlieren?

Wichtige Prozesse noch vor sich Jugendliche Eltern stehen oftmals vor Aufgaben und Anforderungen, welchen sie nur schwer gerecht werden können, da ihre eigene Entwicklung noch nicht an dem Punkt angelangt ist, an dem sie fürs Elternsein bereit wären. Aus entwicklungspsychologischer Sicht werden in der Adoleszenz wichtige innere und äussere Prozesse vollzogen, die uns auf spätere Lebensphasen vorbereiten. Sei dies die Entwicklung einer eigenen Identität, die emotionale Ablösung von den Eltern, der Aufbau eines eigenen Wertesystems, die Gestaltung der freien Zeit, die Entwicklung eines bedürfnis- und ressourcengerechten Konsumverhaltens, die Bewältigung schulischer Anforderung und zentral: die Berufswahl und Berufsausbildung. Diesen zu bewältigenden inneren und äusseren Prozessen steht bei Teenagereltern die grosse Verantwortung gegenüber, die sie für ihr Kind zu tragen haben. Dazu gehören neben der Befriedigung von Grundbedürfnissen (wie Wickeln, Ernähren, Tragen, Spielen, Spazieren) auch, dass sich die Eltern auf das Kind einstellen, es fördern und anregen, ihm eine kleinkindgerechte Wohnsituation schaffen. Weitere Anforderungen wie zum Beispiel das Festlegen und Aushandeln der Aufgaben mit dem 34

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Umfeld und dem Vater des Kindes, das Bewältigen von Belastungen mit Blick auf das Wohl des Kindes, das Sorge tragen zu den eigenen Bedürfnissen als Frau und Mann oder Lebensentwürfe zu gestalten.

Berufliche integration Damit diese beiden Bereiche – die eigene Entwicklung und die Erziehungsverantwortung – nebeneinander funktionieren können, braucht es gesellschaftliche und familiäre Rahmenbedingungen. Nur so wird eine gelungene Entwicklung sowohl des kleinen Kindes als auch der jungen Mutter/der jungen Eltern ermöglicht. Deutlich sichtbar ist dies an den Beispielen Ausbildung und Erwerbstätigkeit. «Jugendzeit ist Schulzeit» – sie ist grundlegend für die weitere Entwicklung, nicht nur in beruflicher Hinsicht. Mit der Wahl der ersten Berufsausbildung werden im Jugendalter wichtige Entscheidungen getroffen. Für Eltern wiederum ist das Sicherstellen der ökonomischen Basis der Familie eine zwingende Entwicklungsaufgabe. Wenn das Entstehen einer Familie jedoch zeitlich vor der Berufswahl und Berufsausbildung kommt, stellt dies ein enormes Armutsrisiko dar. Eine Berufslehre an sich ist bereits eine grosse Herausforderung für die Entwicklung von Jugendlichen. Fällt dieser Umstand mit der Betreuung eines Kindes zusammen, entsteht ein Anforderungsprofil, dem die wenigsten jungen Eltern entsprechen können. Nichts desto trotz ist die berufliche Integration zentral. Sie bedeutet, eine autonome Existenzsicherung in den Bereich des Möglichen zu rücken. Weiter geht es hierbei auch um die Stärkung des Selbstwerts junger Frauen, was zu einer gewünschten Annäherung an die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern beitragen kann. Die Integration in die Berufswelt ermöglicht es Menschen in Austausch mit anderen zu treten und so Beziehungen zu pflegen. Für eine junge Mutter kann dies eine Ressource darstellen. Es gilt also Arbeit – auch bei Teenagereltern – nicht als Zusatzbelastung zu verstehen, sondern als Ausgleich und als identitätsstiftende Tätigkeit. Kann das Jugendalter durch die Schaffung von Rahmenbedingungen in einer Art und Weise gelebt werden, die es den jugendlichen Eltern ermöglicht, sich selber weiterzuentwickeln, kommt dies auch dem Kind zu Gute. ■


nationalrat Jacques neirynck (5.v.r.) und sein familienclan.

Parlamentarierrating der anderen art Wie eine Auswertung der Aargauer Zeitung gezeigt hat, ist die CVP-Fraktion «Spitzenreiterin», was das Kinderkriegen angeht. Die Rangliste mit sechs Kindern führen Nationalrätin Elvira Bader und Ständerat Jean-René Fournier an. Von den zwölf kinderreichsten Parlamentarierfamilien gehören sechs der CVP an.

©Aargauer Zeitung, 04.08.2010

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

elvira Bader, CVp, 6 Kinder Jean-rené Fournier, CVp, 6 Kinder Andreas Brönnimann, EDU, 5 Kinder Jakob Büchler, CVp, 5 Kinder Kurt Fluri, FDP, 5 Kinder Hans Grunder, BDP, 5 Kinder Filippo Leutenegger, FDP, 5 Kinder ruedi lustenberger CVp, 5 Kinder Jacques neirynck, CVp, 5 Kinder Yves Nidegger, SVP, 5 Kinder philipp stähelin, CVp, 5 Kinder Bruno Zuppiger, SVP, 5 Kinder

(Foto)

Aber auch die durchschnittliche Kinderzahl pro Fraktionsmitglied ist bei der CVP beachtlich und schlägt den Schweizer Durchschnitt von 1,5 Kindern. 1. 2. 3. 4. 5.

CVp FDP: SVP: Grüne: SP:

2,26 Kinder 2,17 Kinder 2,01 Kinder 1,62 Kinder 1,5 Kinder

Insgesamt kommen die 246 Bundespolitiker auf 479 Kinder. Im Nationalrat beträgt die durchschnittliche Kinderzahl laut Aargauer Zeitung 1,96, im Ständerat 1,89 Kinder. (lt) Die Politik 7 Oktober/November 2011

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Am 23. Oktober cVP wählen!

Erfolg. Schweiz. cVP. Jede Stimme zählt! Keine Schweiz ohne uns.

www.cvp.ch


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