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Maria Ziegelböck und Georg Petermichl Objekte
from Schule Oberhuber
aus der Sammlung der Angewandten neu interpretiert und fotografisch in Szene gesetzt. Und Marei Buhmann und Marie Yaël Fidesser haben in ihrem multimedialen Werkzyklus Ja was machen wir mit den Stimmen? im Universitätsarchiv schlummernden Protokollen und Autografen hörbare und körperliche Präsenz verliehen.
Unter der Prämisse der ‚Permanenten Veränderung‘ arbeitete der Künstler Oswald Oberhuber direkt am und gegen den Nerv des Kunstbegriffs der Moderne. Dabei hat er eine Position eingenommen, die eingefahrene Konventionen und kanonische Verfestigungen grundsätzlich infrage stellt. Er setzte sich produktiv und subversiv mit dem hochgradig auf Repräsentation beruhenden Kunstsystem auseinander und scheute sich nicht, dessen blinde Flecken künstlerisch zu dekonstruieren. Als „Alleskönner“ wirkte er sowohl durch seine individuelle künstlerische Produktion als auch durch seine Fähigkeit, Netzwerke zu knüpfen und kollektive Bewegungen zu stärken. Bereits seit den 1980er-Jahren war Oswald Oberhuber zudem richtungsweisend in der Bearbeitung kunsthistorischer Themen, deren Bedeutung erst heute umfänglich erfasst wird –etwa das der eminenten Bedeutung der Frauen in der Wiener Werkstätte, der vergessenen und verfolgten Künstler:innen der Wiener Moderne oder der Vernetzungen der „österreichischen“ Avantgarde im zentraleuropäischen Raum. Man kann Oberhuber somit als Ausnahmekünstler bezeichnen, der neben seiner eigenen künstlerischen Arbeit zur Wiederentdeckung zahlreicher politisch wie kunsthistorisch marginalisierter Künstler:innen beitrug.
Es ist kaum zu überschätzen, wie sehr seine künstlerischen, hochschulpolitischen und kuratorischen Initiativen ineinandergriffen, um eine unterdrückte Kunstgeschichte zum Vorschein zu bringen, die nach den Repressionen der NS-Herrschaft und einer konservativen, geschichtsglättenden Nachkriegszeit erst mühsam erarbeitet werden musste. Aus diesem Blickwinkel zeigt Oberhubers unermüdliches Engagement an der Angewandten, beim Aufbau der Studiensammlung und bei der Intensivierung der Ausstellungstätigkeit und des Kunstdiskurses, in seiner Gesamtheit gesehen eine außergewöhnliche Stringenz und Hartnäckigkeit. Oberhubers rastloser Gestaltungswille reichte dabei bis zu so profanen und „kleinen“ Formen wie den zahlreichen von ihm selbst gestalteten und hier dokumentierten Plakaten, mit denen er ein lebendiges Programm an Ausstellungen, Vorträgen oder Konzerten propagierte. Mit der künstlerischen Verschränkung so vieler Bereiche des Tuns und Handelns hat Oberhuber seinem Denken nicht nur einen in seiner Wandelbarkeit kohärenten, sondern auch einen lustvollen Rahmen gegeben, in dem nicht zuletzt Selbstironie und Selbstkritik immer wieder einen prominenten Platz einnahmen.