2 minute read

Nachhaltige Lebensgestaltung unter dem Blickwinkel der Ewigkeit

mit Agape und Irene in der Katakombe Marcellino e Pietro, um 290. Die Beischriften lauten: „Agape misce mi“ und „Irene da calda“ (frei übersetzt: „Agape mische Wein für mich“ und „Irene reiche mir gewärmten Wein“).

• Ein solches Thema ist völlig uninteressant für alle, die den Gedanken an eine „Ewigkeit“ aus weltanschaulichen Gründen ablehnen. Allerdings trifft ein solcher nordatlantischer Atheismus in einen Gegensatz zur Menschengeschichte:

Advertisement

• Soweit wir wissen, hat man die Toten mit Grabbeigaben bestattet, um sie für die Reise ins Jenseits auszurüsten.

• Soweit wir wissen, brachte man den Göttern Opfer dar.

• Für die Indigenen Südamerikas und Afrikas sind Geister aus dem Jenseits etwas Selbstverständliches.

• Für die römischen Katakomben denke man an die berühmte Wandmalerei mit der Inschrift „Agape misce mi; Irene da calda“ („Agape mische Wein für mich, Irene reiche mir gewärmten Wein“). Das Bild auf Seite 18 zeigt ein Totenmahl, an dem Lebende und Tote teilnehmen.

I. Eine Reihe von Antworten zu unserer Lebensgestaltung

Zu allen Zeiten fanden Menschen verschiedene Antworten auf die Situation an der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits:

So den selbstgewählten Suizid, der heute „bestens“ vorbereitet wird. Oder ein volles Ja zur Todesstrafe, die manche Staaten verhängen. Gesellschaftliche Regelungen, beispielsweise die Tötung aller Über-Sechzig-Jährigen bei den Druiden. Oder der Glaube an ein „Rad der Wiedergeburten“, also immer neue Inkarnationen, wie z. B. im Hinduismus. Der Glaube an ein Nirwana, das heißt ein Erlöschen des Ichs und den Eingang in eine Weltseele, z. B. im Buddhismus. Der Glaube an eine Allerlösung, das heißt: ein liebender Gott nimmt am Ende alle an, wie in der modernen kritisch-christlichen Theologie gelehrt wird.

II. Die christliche Sicht

1. Die christliche Sicht wird seit zwei Jahrtausenden zentral bestimmt durch die Auferstehung Jesu von den Toten. Dabei geht es nicht nur um einen „Glauben“ an die Auferstehung. Für die urchristlichen Zeugen der Ereignisse geht es um ein geschichtliches Faktum: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden“ (Lukas 24,34). Gestützt wird diese Anschauung durch die lange Linie der Prophetie im Alten Testament, beispielsweise Jesaja 26,19; Hesekiel 37,1–14 sowie Daniel 12,2. Wir besitzen im Neuen Testament zahlreiche Zeugenberichte, die Jesu Auferstehung bestätigen, darunter auch von ehemaligen Gegnern oder Distanzierten (Paulus’ Apostelgeschichte 9,3 ff; Jesu Bruder Jakobus nach Johannes 7,5).

2. Eine nachhaltige Lebensgestaltung in christlicher Sicht umschließt beides: das Leben vor dem Tod und das Leben nach dem Tod. Es kommt ein Ganzes in den Blick, das einmalig ist: ein Leben mit Gott, das alle gewohnten Grenzen überschreitet. Wir werden wie Jesus Christus auferstehen als leibhaftige Personen, mit unserem einmaligen Gesicht, wir werden uns persönlich erkennen und wieder begegnen. Vor allem: „Wir werden [Gott] sehen, wie er ist“ (1. Joh. 3,2).

III. Ein solcher Blickwinkel der Ewigkeit macht es möglich, dass wir zu unseren irdischen Grenzen ein Ja finden

In dem Ausdruck „nach-haltig“ steckt ein kleines entscheidendes Wort, nämlich „Halt“. Wer seinen Halt im christlichen Glauben hat, der kann einen langen Weg gehen: zu Erfolg wie zu Misserfolg, durch gesunde und durch kranke Tage, durch Bescheidenheit inmitten der Erfolge anderer, eventuell durch ein langes Krankenlager und immer wieder zur Akzeptanz der eigenen Grenzen.

Gott kann es schenken, dass wir sogar die Erfolge anderer in Ruhe ertragen und begleiten können. Wir leben schon in dieser Welt in einem Reichtum des Gebets: „[…] in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ (Philipper 4,6).

Autor Prof. Dr. Gerhard Maier ist ehemaliger Landesbischof der evangelischen Landeskirche in Württemberg, Gastprofessor an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel und an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Heverlee, Leuven (Belgien).

This article is from: