der Spatz Nr. 5 / 2021

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Wintermantel fürs Haus Nie war es lohnender, das Eigenheim energetisch zu optimieren. Wer jetzt in Rundum-Dämmung und Heiztechnik mit erneuerbaren Energien investiert, profitiert von kräftig aufgestockten Förderprogrammen. // Hartmut Netz Die energetische Qualität des Gebäudebestandes ist ein Schlüsselfaktor, um die Klimaziele zu erreichen. Heizung, Lüftung, Kühlung, Beleuchtung und Warmwasserbereitung der 21 Millionen Gebäude in Deutschland sind verantwortlich für mehr als ein Viertel des gesamten Klimagas-Ausstoßes. Deshalb fördert der Staat die energetische Gebäude-Sanierung stärker denn je. Wer sein Eigenheim runderneuert, wird darüber hinaus mit geringeren Energiekosten, gesteigertem Wohnkomfort und langfristigem Werterhalt belohnt. Doch wo beginnen? Zunächst einmal steht die individuelle Beurteilung des Gebäudezustandes an. Denn jedes Haus ist einzigartig und bildet mit seinen baulichen Eigenheiten und der vorhandenen Energietechnik zudem ein komplexes System, das durch unbedachte Eingriffe schnell aus dem Gleichgewicht geraten kann. Wer beispielsweise in dicht schließende Isolierfenster investiert, das Geld für die Fassadendämmung jedoch scheut, riskiert Schimmelbildung. Deshalb ist es sinnvoll, für Bestandsaufnahme und Planung der einzelnen Sanierungsschritte den Rat von Fachleuten einzuholen. Soll der Staat die energetische Ertüchtigung des Eigenheims finanziell fördern, muss für die Erstellung des Sanierungskonzepts und die anschließende bauliche Begleitung ohnehin die fachliche Beratung einer qualifizierten Stelle nachgewiesen werden.

Dämmen lohnt sich immer Oft senken bereits einfache Einzelmaßnahmen, bei denen man auch selbst Hand anlegen kann, den Energieverbrauch des Hauses spürbar. Um die Decke des unbeheizten Kellers mit Dämmplatten abzukleben, seien keine speziellen Fachkenntnisse vonnöten, gibt Andreas Köhler, Architekt und Energieexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ein Beispiel. Das gelte auch für die Dämmung der Dachschrägen von der Raumseite, bei der das Isoliermaterial zwischen die Sparren geklemmt und mit Folie gegen Schwitzwasser geschützt wird. Soll dagegen die Fassade gedämmt werden, beauftragt man besser einen Fachbetrieb. Meist kommen sogenannte Wärmedämm-Verbundsysteme zum Einsatz, die aus dem Dämmstoff und einem Armierungsgewebe mit Außenputz bestehen. Das kostet natürlich. Wer sein Eigenheim damit dämmen will, muss mit Gesamtkosten ab 18.000 Euro rechnen, hat die Deutsche Energie-Agentur im Jahre 2010 ermittelt. Als Faustregel gilt: Je kleinteiliger und komplexer die Fassade, desto teurer wird es. Doch insbesondere für in den 50er, 60er und 70er Jahren erbaute Häuser lohne sich das Dämmen der Außenwände immer, stellt Köhler klar. „Am besten kombiniert mit anderen Renovierungsarbeiten.“ Stehe beispielsweise ein Neuanstrich der Fassade oder eine Reparatur des Daches an, werde sowieso ein Gerüst aufgestellt, das man für die Montage der Dämmplatten mitnutzen könne. „Man muss unterscheiden zwischen Sowieso- und energiebedingten Kosten“, erläutert der Experte. „Die energiebedingten Kosten ergeben sich aus den Mehrkosten für Dämmplatten und deren Montage.“

Große Bandbreite Als Dämmstoff eignen sich über 30 verschiedene Materialien. Marktführer Polystyrol, ein unter dem Markennamen

Styropor und Styrodur bekanntes synthetisches Material, enthielt früher oftmals das in der Umwelt schwer abbaubare und für Wasserorganismen giftige Flammschutzmittel HBCD, das seit 2018 jedoch weltweit verboten ist. Alternativ bietet der Markt unbrennbare Dämmstoffe auf mineralischer Basis, etwa Glas- oder Steinwolle. Wer es ökologisch mag, greift dagegen zu Materialien wie Hanf, Flachs, Schilf, Stroh, Kork, Kokos, Schafwolle, Holzfasern oder Zellulose – die Bandbreite ist groß. Vergleicht man die Klimabilanzen, schneiden nachwachsende Dämmstoffe, die für ihr Wachstum CO2 aus der Atmosphäre ziehen, am besten ab. Nachteilig wirken sich jedoch die benötigten Anbauflächen aus, die dadurch der Nahrungsmittelproduktion entzogen werden. Zudem sind die meisten nachwachsenden Dämmstoffe, anders als man annehmen sollte, nicht komposttierbar, denn sie enthalten Stützfasern oder schädliche Zusatzstoffe. Neben Naturstoffen bieten sich Dämmmaterialien aus Rest- und Recyclingstoffen an. Am bekanntesten ist Zellulose, hergestellt aus Altpapier. Zellulose dämmt gut, ist billig und wird gepresst als Platte oder lose zum Einblasen angeboten. An die Kellerdecke getackerte Platten oder in die Hohlräume zwischen den Dachsparren eingeblasene Flocken dämmen genauso gut wie Mineralfasern. Daneben gibt es Glaswolle aus Altglas, die unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten genauso gut abschneidet wie Zellulose.

Sparbüchse im Keller Während die stetig steigende CO2-Abgabe das Heizen mit Öl und Gas schrittweise verteuert, werden Wärmepumpe oder Holzpellet-Kessel zur Sparbüchse im Keller. Sogar ein TeilUmstieg auf erneuerbare Energien, beispielsweise durch Einbau eines Gas-Brennwertkessels, kombiniert mit einer solarthermischen Anlage, lohne sich, erläutert Köhler: „Für solche Hybrid-Anlagen gibt es Geld vom Staat“, sagt er. „Für reine Gaskessel dagegen nicht.“ Die staatliche Förderung gliedert sich in Tilgungszuschüsse und zinsgünstige Kredite für bauliche Maßnahmen, ausgereicht von der KfW-Förderbank; sowie in Zuschüsse für moderne Heiztechnik, gewährt vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Sogar Energieberatungskosten werden bezuschusst. Die 2020 kräftig aufgestockte Förderung soll die Sanierungsquote ankurbeln, die aktuell bei nur etwa einem Prozent pro Jahr liegt. Denn bis 2050 soll der Gebäudebestand nahezu klimaneutral sein – so will es die EU.

Info: Weiterführende Links www.energie-effizienz-experten.de: Online-Datenbank mit Adressen qualifizierter Sachverständiger für die individuelle Energieberatung. www.kfw.de: Mit wenigen Mausklicks zum passenden Kreditoder Zuschussprogramm der KfW-Förderbank. www.bafa.de: Förderprogramme für moderne Heizungstechnik. www.daemmen-lohnt-sich.de: Alles über Dämmung sowie eine Suchfunktion zu Fachbetrieben in der Nachbarschaft. www.verbraucherzentrale-energieberatung.de: Energie-Beratung online, telephonisch oder vor Ort.

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