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Inhalte in guter Kleidung Verena Panholzer ist AGI-Mitglied

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Talking in Symbols

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»WIR TRANSPORTIEREN INHALTE IN GUTER KLEIDUNG«:

VERENA PANHOLZER IST AGI-MITGLIED

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Die Kommunikationsdesignerin Verena Panholzer wurde kürzlich in die Alliance Graphique Internationale (AGI) aufgenommen. Mit Cordula Alessandri, Andrea Gassner und Elisabeth Kopf ist sie mittlerweile die vierte Frau aus Österreich, die diesem internationalen Eliteverband angehört. designaustria gratuliert! Brigitte Willinger hat das freudige und ehrenvolle Ereignis zum Anlass genommen und der Gestalterin ein paar Fragen zu ihrem Selbstverständnis und ihrer Herangehensweise an die kreative Arbeit gestellt.

Du leitest deine eigene Designagentur, Studio Es. Was hat dich bewogen, den Beruf der Kommunikationsdesignerin zu ergreifen. Worum geht es dir beim Gestalten? Im Gegensatz zur Architektur und zum Industriedesign sind die Prozesse schneller. Ich bin wahnsinnig ungeduldig, und so führte eins zum anderen. Beim Kommunikationsdesign oder besser gesagt bei der Entwicklung von visuellen Kommunikationsideen arbeiten wir eng mit den Kunden zusammen. Es geht bei uns nicht um »Grafikkunst«, sondern um Grafik, die individuell auf Personen/Unternehmen zugeschnitten ist. Die persönliche Ebene und der Prozess in der Zusammenarbeit ist ein wichtiger Faktor.

Du wurdest kürzlich in die AGI aufgenommen, die in der Szene als Eliteverband gilt. Die Anzahl der Mitglieder ist limitiert, und »Neulinge« werden aus dem Kreis der bestehenden Mitglieder heraus nominiert: Man kann nicht von sich aus um Mitgliedschaft ansuchen. Was bedeutet diese Aufnahme für dich? Eine wahnsinnige Wertschätzung. Ich wusste zuvor gar nicht, wie die Aufnahme funktioniert. Cordula Alessandri, meine »Patin», war sozusagen für mich verantwortlich. Danke dafür. Ich sehe die Alliance Graphique Internationale als ein Netzwerk für Freunde mit gleichen Interessen. Es freut mich sehr, nun ein Teil davon zu sein.

Was an deiner Person und deinen Arbeiten hat nach deinem Dafürhalten das Aufnahmegremium der AGI überzeugt? Vielleicht neben der Arbeit die persönliche Komponente (hoffe ich) und mein Engagement und die Mitarbeit in Vereinen (100 beste Plakate, CCA).

Welche Projekte lagen bzw. liegen dir besonders am Herzen? Welche Arbeiten sind dir nach deinem Empfinden besonders gelungen? Hast du ein Lieblingsprojekt? Ich muss hier gleich mal betonen, ich bin keine One-Woman-Show. Aktuell ist unser Lieblingsprojekt die Arbeit für LE STUDIO im Haus des Studio Molière im 9. Wiener Gemeindebezirk. Wir haben ein Kommunikationskonzept entwickelt, das jeden Monat mir der Handschrift eines der Künstler/ Künstlerinnen arbeitet. Nicht immer muss man alles selber gestalten. Es braucht nur ein gutes Konzept und ein klares System. Auch der Auftritt von Helmuts Art Club, einer neuen Galerie in Wien, ist mir ein Anliegen. Das Konzept: Hier sortiert sich der Inhalt immer nach dem Ausstellungstitel. Nicht ein großes Bild kommuniziert, sondern das entstandene Pattern macht das Thema sichtbar.

Auf welche Tätigkeitsbereiche legst du mit deinem Studio Es den Schwerpunkt? Auf die Entwicklung von Identitäten und Kampagnen für Unternehmen im kulturellen Umfeld. Darunter fallen Publikationen, Magazine, Bücher, Ausstellungsdesigns, Poster, Websites etc. Wir arbeiten gerne ganzheitlich, daher betreuen wir oft Kunden über mehrere Jahre hinweg.

Du bist mit Cordula Alessandri, Elisabeth Kopf und Andrea Gassner die vierte Frau aus Österreich in der AGI. Ist es für Frauen schwerer, im Grafik- bzw. Kommunikationsdesign eine erfolgreiche Karriere zu beschreiten? Nein. Mir kommt derzeit vor, dass es sogar ein Vorteil ist, Frau zu sein (Stichwort »Quotenfrau«).

Die Liste deiner Auszeichnungen und Preise, die du für deine Arbeiten bekommen hast, ist lang. Erlangt man durch die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben die Sichtbarkeit, die es braucht? Da wir eigentlich sonst nicht so viel über uns reden, sind solche Wettbewerbe sicher eine brauchbare Bühne und ein gutes PR-Instrument. Auch die Kunden freuen sich über die Wertschätzung durch ausgezeichnete Arbeiten.

Gestalten Frauen anders als Männer? Nein.

1 Studio Es: Corporate

Identity für LE STUDIO im Studio Molière

2 Studio Es: Corporate

Identity für Helmuts

Art Club

Ist Wiedererkennbarkeit, eine eigene Handschrift oder ein Stil, heute ein wichtiges Kriterium für eine Gestalterin/einen Gestalter? Oder geht es um ganz etwas anderes? Jedes Studio hat seine Handschrift. Ich erkenne fast immer, wer was gemacht hat. Für mich geht es beim Gestalten aber nicht um Selbstverwirklichung. Wir machen keine Kunst. Wir transportieren Inhalte in guter »Kleidung«.

Suchst du dir deine Projekte wohlüberlegt aus? Eigentlich nicht. Wir werden meist ausgesucht. Da wollen die Kunden schon mit uns arbeiten. Ich bin kein Fan von Pitches, weil man zuerst nur an der Oberfläche arbeitet, ohne wirklich zu wissen, wie das Unternehmen tickt.

Gab es in deiner Laufbahn Momente, wo du Projekte als problematisch empfunden hast? Keine Partner auf Augenhöhe zu haben, finde ich problematisch. Zudem wird es schwierig, wenn Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind. Gibt es, vergleichbar der Blockade der Schriftstellerin/des Schriftstellers, die Blockade der Gestalterin/des Gestalters? Gestaltungsblockaden kenne ich zum Glück nicht, ich hätte nur gern mehr Zeit zum Gestalten. Sehr viel Zeit geht für Organisatorisches verloren. Mir kommt manchmal vor, dass ich zu 70 Prozent am Tag nur organisiere.

Wie wichtig ist Kreativität? Braucht eine Designerin/ein Designer auch andere Fähigkeiten, die mindestens genauso wichtig oder vielleicht sogar wichtiger sind? Organisationsfähigkeit und soziale Kompetenz halte ich ebenfalls für sehr wichtig.

Gibt es eine Aufgabe, die du besonders gerne übernehmen würdest – ein Projekt, für das du besonders gerne gestalten würdest? Für einen Fashion Brand, ein Museum oder ein Opernhaus – aber auch für einen Papierhersteller würden wir gerne arbeiten. Ein Verlag wäre auch interessant. Wir möchten wieder mehr Bücher machen.

ÜBER DIE INTERVIEWTE:

Verena Panholzer ist Art Direktorin und Gründerin von Studio Es, einem Büro für visuelle Kommunikation in Wien. Sie studierte zunächst Industriedesign an der Kunstuniversität Linz, beschloss dann aber, einen anderen Weg einzuschlagen, und besuchte die Meisterklasse an der »Graphischen« in Wien. Nach Stationen wie TBWA in Berlin machte sie sich recht schnell selbstständig. Heute ist sie im Vorstand des Vereins 100 beste Plakate e.V. und gibt ihr Wissen als Lektorin weiter. Seit rund 13 Jahren führt sie ihr Studio in Wien und betreut schwerpunktmäßig Kunden aus dem Kunst- und Kulturbereich. Im Fokus der stark konzeptionellen Arbeiten der Designerin: Identities. Viele der Projekte wurden bereits national und international ausgezeichnet. studio-es.at

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