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Projekte der BIO 26: Neue Wege zu Wissen und Information

PROJEKTE DER BIO 26:

NEUE WEGE ZU WISSEN UND INFORMATION

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Die Designbiennale von Ljubljana versteht sich neuerdings als Experimentierfeld, das Lösungsansätze für globale Probleme und Herausforderungen erarbeiten möchte. Sechs Aufgaben mit ausgewählten lokalen Partnerinstitutionen – einer Bibliothek, einem Museum, einem Altenheim, einer Zeitung, dem Botanischen Garten und der Universität – galt es zu bewältigen; die interdisziplinären Teams mit ihren internationalen MentorInnen und örtlichen ProjektleiterInnen sowie deren Projektvorschläge wurden in mehrtägigen zeitversetzten Arbeitssessions, sogenannten »Designathons«, ermittelt und evaluiert. Unterstützt wurden Kurator Thomas Geisler und Assistenzkuratorin Aline Lara Rezende in diesem Prozess von einem internationalen ExpertInnenBoard, besetzt mit dem slowenischen Innovationsexperten Aleš Pustovrh, Kuratorin Amelie Klein vom Vitra Design Museum, Deyan Sudjic als Direktor des London Design Museum, dem Philosophie- und Kunstprofessor Johnny Golding und Maja Vardjan, MAO-Kuratorin für Design und Architektur. Die sechs Siegerprojekte erhielten finanzielle Unterstützung zur weiteren Ausarbeitung und wurden von 14. November 2019 bis 9. Februar 2020 an über die ganze Stadt verteilten Orten präsentiert. Die im Rahmen der Biennale entwickelten Designansätze sollen auch über die Laufzeit der Veranstaltung hinaus ihre Wirkung tun. Sie berühren nicht in erster Linie Fragen der Gestaltung, sondern Systemisches, wissenschaftliche Forschung, humanistische Herausforderungen und Lebensräume allgemein. Das vielseitige Programm einschließlich der kuratierten Projekte wurde in Form von Führungen, Workshops und Vorträgen vermittelt. Design erwies sich als ideales Werkzeug, um sich der komplexen Informationskrise von heute mit Erscheinungsformen wie Datenmissbrauch, Wissensmanipulation, Informationsflut etc. zu stellen und und Wege aufzuzeigen, um das Vertrauen in Informationen wieder herzustellen.

CHALLENGE #1: ALTE STRUKTUREN, NEUE FUNKTIONEN

Institution: National- und Universitätsbibliothek Team: Thomas Hügin (Deutschland), Maja Kolar (Kroatien), Yuxi Liu

(China), Boris Smeenk (Niederlande)

Projektleitung: Špela Pavli Perko Designmentoren: Jon Stam & Simon de Bakker, Commonplace Studio

Die meisten Bibliotheken entstanden, als von Computern und Internet noch keine Rede war. In jüngerer Zeit hat ein Wandel stattgefunden, der neue System- und Raumlösungen und ein zeitgemäßes Serviceangebot zur Unterstützung der Wissensaneignung und -vermittlung erfordert. »Serendipity Searcher« ist ein visueller Atlas, der unerwartete Pfade im wertvollen Archiv der Bibliothek erzeugt. Eine interaktive Rauminstallation, maschinelles Lernen und menschliches Agieren treffen aufeinander und decken überraschende visuelle Zusammenhänge auf.

CHALLENGE #2: AUSSAGEKRÄFTIGES ONLINE/ OFFLINE-ERLEBNIS

Institution: Museum of Contemporary Art Team: Cyrus Clarke (Frankreich), Giulia Cordin (Italien), Juliana Lewis

(Dänemark), Luigi Savio (Italien), Monika Seyfried (Polen)

Projektleitung: Matevž Straus Designmentor: Paolo Patelli

Im Museum der Zukunft finden physische und digitale Räume nahtlos und auf kreative Art und Weise zueinander, der Zugang zu den Sammlungen wird erweitert. Die Herausforderung besteht darin, digitale Daten nicht nur als auffindbare Informationen zu öffnen, sondern auch als Raumerlebnis. »Bodies of Knowledge« ist ein spielerisch benutzbares Archiv, das es BesucherInnen im Geist des zeitgenössischen Tanzes erlaubt, durch Gesten auf Inhalte zuzugreifen und diese zu verändern und neu zu gestalten. Die Installation ist in Zusammenarbeit mit dem Temporary Slovenian Dance Archive von Rok Vevar entstanden.

CHALLENGE #3: AUF DEM WEG ZU EINER NEUEN ERGONOMIE DES LERNENS

Institution: Universität von Ljubljana Team: Gent ¸iana Dumitras¸cu (Rumänien), Adrian Judt (Deutschland),

Simon Platzgummer (Österreich), Andreja Pogacˇar (Slowenien)

Projektleitung: Janja Štorgelj Designmentorin: Apolonija Šušteršic ˇ

Universitäten spielen eine wichtige Rolle bei der Hervorbringung gut ausgebildeter BürgerInnen. Hier geht es um eine Neubetrachtung traditioneller Formen der Wissensvermittlung und der Wissenschaft: Wie und wo kann Lernen noch stattfinden? »Course K« besteht aus einer nomadischen Küche, die sich als Werkzeug für einen Wissensaustausch zwischen Studierenden, Lehrpersonal und BürgerInnen auf Augenhöhe anbietet. Sie zieht von Institut zu Institut und lädt zum Mitmachen ein. Soziale Aktivitäten wie das gemeinsame Kochen und Essen während der Lehrveranstaltung sorgen für das Aufbrechen von Hierarchien und eine Ausweitung des TeilnehmerInnenkreises.

CHALLENGE #4: LEBENSAKADEMIE

Institution: Altenheim Team: Guendalina Ballerini (Italien), Rebecca Carrai (Italien), Natalia

Skoczylas (Deutschland), Elizaveta Strakhova (Russland)

Projektleitung: Barbara Peterca Designmentorin: Kathrina Dankl

Das Altern der Gesellschaft ist ein globales Phänomen. Bessere Lebensbedingungen gehen mit einer längeren Lebenserwartung und einer niedrigeren Geburtenrate einher. Doch ein Miteinander zwischen Jung und Alt findet nicht statt. Der Dialog zwischen unterschiedlichen Altersgruppen könnte neues Wissen und neue Lösungskonzepte hervorbringen. Alte Menschen können durch ihre Erfahrung zur Gesellschaft beitragen. Das auf Umfragen, räumlichen Interventionen und Requisiten beruhende ethnografische Projekt »Rethinking Retirement« regt zum Nachdenken über Ruhestand und Älterwerden an. Es werden Möglichkeiten für den Austausch zwischen den Generationen geschaffen.

CHALLENGE #5: MITEINANDER VON PFLANZE UND MENSCH

Institution: Botanischer Garten Team: Krzak Collective – Eliza Chojnacka, Kamila Kantek,

Olga Roszkowska, Pola Salicka, Gabriela Szalanska (Polen)

Projektleitung: Simona Volaj Rakušc ˇek Designmentoren: Amy Franceschini & Lode Vranken, Futurefarmers

Die Hauptaufgabe von botanischen Gärten besteht in der Katalogisierung und Erhaltung von Pflanzen. Es sind Institutionen der Wissenschaft, die auch als Erholungs- und Bildungsraum dienen können. Ziel war es, das Wissen um Samen und die Bewahrung von Arten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. »Mur-Mur-Murs from the Hi-Hi-Hills« bedient sich der Möglichkeiten von Storytelling. Interaktive Objekte, Geräusche und Begriffe erlauben eine sensorische und emotionale Annährung an Pflanzen in einer vornehmlich wissenschaftlichen und von Daten bestimmten Umgebung.

CHALLENGE #6: GLAUBWÜRDIGKEIT UND UNBEHAGEN DER MEDIEN

Institution: Tageszeitung »Delo« Team: Maxime Benvenuto (Niederlande), Petra Mati´ c (Kroatien), Mateja

Mlinaricˇ (Slowenien), José Tomás Pérez Valle (Chile), Zuzanna Zgierska (Niederlande)

Projektleitung: Jurka Mihelin Designmentoren: Léonore Bonaccini & Xavier Fourt, Bureau d'études

Die Online-Verbreitung von Fake News und die durch mangelhaft betreute soziale Medien verursachten Probleme sorgen dafür, dass Fakten oft nicht mehr von Fiktion unterschieden werden können. Anliegen dieser Aufgabe war es, dem Qualitätsjournalismus wieder zu mehr Glaubwürdigkeit und zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen. »Delo Lab: Your Stories Make Our Common History« ist eine offene auf Kollaboration basierende Forschungsplattform, die mit dem kollektiven Gedächtnis arbeitet, um neue Narrative zu schaffen und die gemeinsame Geschichte wiederzuentdecken. Dabei wird auf vertrauenswürdiges Wissen aus der Gemeinschaft vertraut und Feedback eingeholt. Mitglieder können ihre eigenen Geschichten erzählen, Sichtweisen austauschen und zu einem größeren Ganzen beitragen. Der Dialog wird gefördert.

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