Putze, Farben, Beschichtungen

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∂ Praxis

Putze, Farben, Beschichtungen Details Produkte Beispiele

Alexander Reichel Anette Hochberg Christine KĂśpke

Edition Detail



∂ Praxis

Putze, Farben, Beschichtungen Details Produkte Beispiele

Alexander Reichel Anette Hochberg Christine KĂśpke

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Autoren: Alexander Reichel, Dipl.-Ing. Architekt, Gastprofessor Lehrstuhl für Entwerfen und Raumgestaltung, TU Darmstadt Anette Hochberg, Dipl.-Ing. Architektin Christine Köpke, Dipl.-Ing. Architektin Mitarbeit: Lisa Barucco Zeichnungen: Sabine Nowak, Dipl.-Ing. (FH) Andrea Saiko, Dipl.-Ing. (FH)

Redaktion: Nicola Kollmann, Dipl.-Ing. (FH) Andrea Wiegelmann, Dipl.-Ing.

© 2004 Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, München Ein Fachbuch aus der Redaktion DETAIL ISBN 3-920034-11-2 Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Alle Rechte vorbehalten, einschließlich das des auszugsweisen Abdrucks, der Übersetzung, der fotomechanischen Wiedergabe und der Mikrokopie. Die Übernahme des Inhalts und die Darstellung, ganz oder teilweise, in Datenbanken und Expertensystemen ist untersagt. DTP & Produktion: Peter Gensmantel, Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler Druck: Aumüller Druck KG, Regensburg 3. Auflage 2013, korrigierter Nachdruck

Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co.KG Hackerbrücke 6, D-80335 München Telefon: +49 / 89 / 38 16 20-0 Telefax: +49 / 89 / 39 86 70 Internet: www.detail.de


∂ Praxis Putze, Farben, Beschichtungen

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Einleitung

11 12 13 14 15 16 17 18 19 21 22 23 24 25 26 27

Haus A Attika Fenster Fenster Balkon Sockel, gedämmtes Kellergeschoss Sockel, ungedämmtes Kellergeschoss Fensterpaneel, Installationsschacht Innentür Haus B Dach, Traufe Dach, Ortgang Fenster, Schiebeladen Fenster, Schiebeladen Sockel, gedämmtes Kellergeschoss Balkon

30 32 33 34 37 38 39 40 41 44 45 49 50 51 54 55

Putze Putzmörtelgruppen Technische Normen Erhärtung und Verfestigung von Bindemitteln Putzsystem, Putzregeln Zuschlagsstoffe, Zusatzmittel, Füllstoffe Mörtelpigmente, farbige Putze Anforderungen an Putze Putze ohne besondere Anforderungen, nicht wasserhemmende Putze Wasserhemmende Putze Wasserabweisende Putze Putze für Sonderzwecke Wärmedämmverbundsysteme Putzträger und Befestigungen Putzwerkzeuge Putzoberflächen

60 61 62 63 64 65 70 71 72 73 74 75 76 77 78

Farben und Beschichtungen Farbe, Anstriche, Lacke Farbenkennwerte Farbinhaltstoffe Beschichtungssysteme und Verfestigungen Anstrichfarben Kunstharzfarbe, Lacke Brandschutzfarbe Imprägnierungsmittel Beschichtung auf Beton Beschichtung auf Putz Beschichtung auf Holz Beschichtung auf Glas Beschichtung auf Metallen Korrosionsschutz, Farbsystematiken

80 97 108 109 111 112

Ausgeführte Putzbauten Technische Information Normen und Richtlinien Herstellerverzeichnis/Verbände Sachregister Literatur/Bildnachweis


Bauen mit Putz Einleitung

Haus A Anhand zweier Beispiele sollen typische Zusammenhänge und Detaillösungen von Putzbauten sowohl im Innen- als auch im Außenbereich vorgestellt werden. Beide stellen keine realen Gebäude dar, sondern zeigen eine Vielzahl von Lösungen anhand eines allgemeingültigen »normalen« Projekts auf. Sie unterscheiden sich durch die konstruktiven Wandaufbauten.

a

Haus A ist ein typischer Vertreter eines 30–40 Jahre alten Wohngebäudes, das mithilfe eines auf den alten Putz aufgebrachten so genannten Wärmedämmverbundsystems konstruktiv instandgesetzt und energetisch optimiert wird. Gleichzeitig steht es auch als Beispiel für ein modernes hochwärmegedämmtes Gebäude, für das die Detaillösungen analog entwickelt werden können. Das vorgestellte Projekt ist ein freistehendes mehrgeschossiges Wohnhaus mit 24 cm starken Ziegelwänden. Diese damals übliche Regelkonstruktion genügt den heutigen Vorschriften des Energieeinsparungsgesetzes nicht mehr. Die Decken sind durchgehend aus Stahlbeton. Die Zwischenwände können gemauert oder als Trockenbauwände ausgeführt sein. Die Fensteröffnungen strukturieren die Fassaden mit einem Wechsel unterschiedlicher Formate, deren größte die als Loggien ausgebildeten Balkone sind. Das alte Flachdach wird begrünt. aa

8

a


Bauen mit Putz Einleitung

a

Haus B Die Konstruktion von Haus B besteht aus hochwärmedämmenden Ziegeln, 36,5 cm stark, die mit 20 mm Leichtputz versehen sind. Mithilfe dieser Konstruktion lassen sich dem heutigen Standard entsprechende massive Wandaufbauten bis zu einem U-Wert von 0,30 W/m2K erzielen.

a

Das Gebäude ist zweigeschossig – es besteht aus einem ausgebauten Hanggeschoss und einem bis unter das Dach reichenden Erdgeschoss. Das als Pfettendach konstruierte Satteldach überträgt die Lasten direkt in die Wände. Die Aussteifung erfolgt über Innenwände aus Mauerwerk und über Stahlbetondecken. Die Fenster sind raumhoch und können mit einem Sonnenschutz, z.B. einem Schiebeladen, versehen werden. Die Balkone sind von der Konstruktion thermisch getrennt. Auch bei zu sanierenden älteren Objekten können, unter Abwägung der Gesamtenergiebilanz des Hauses, einfache konstruktive Details beibehalten werden. Der Putz wird in seiner ganzen Gestaltungsvielfalt angewendet.

aa

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Haus A

12

15 18

16 17

Haus A 12 13 14 15 16 17 18 19

Attika Fenster Fenster Balkon Sockel, gedämmtes Kellergeschoss Sockel, ungedämmtes Kellergeschoss Fensterpaneel, Installationsschacht Innentür

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Haus A Vertikalschnitt Attika a x

a An das Attikablech schließt das WDVSystem (Wärmedämmverbundsystem) mit einem Fugendichtband an, um das Hinterlaufen von Wasser in die Dämmung bei Schlagregen zu verhindern. Bei eingedrungenem Wasser würde das System versagen. Die Dimensionen des Blechs unterliegen den Richtlinien des Dachdeckerhandwerks. Gebäudehöhe Stirnseite x: bis 8,0 m ≥ 5,0 cm bis 20,0 m ≥ 8,0 cm über 20,0 m ≥ 10,0 cm Der Überstand y zur Wand muss mindestens 3,0 cm betragen.

y

b

b WDV-Systeme sind bauaufsichtlich zugelassene mehrschichtige Systeme. An den Untergrund wird ein Wärmedämmmaterial, in der Regel Hartschaumplatten oder Mineralwolle, geklebt. Die Dämmung wird vollflächig mit einer Armierungsmasse überzogen. In diese wird ein Kunststoffgewebe eingespachtelt, das Risse in der Putzoberfläche verhindern soll. An besonders gefährdeten Ecken, z. B. Fensterkanten oder Laibungen, legt man in der Fläche Diagonalarmierungen ein, um die Festigkeit zu erhöhen. c Die alte Putzschicht ist auf Tragfähigkeit und Risse zu prüfen. Grobe Unebenheiten müssen ausgeglichen werden. Bei WDV-Systemen sind Dübel als zusätzliche Befestigung in folgenden Regelfällen vorgeschrieben: bei einer weichen Dämmung und ab einer Gebäudehöhe von 8,0 m oder bei schlechtem Untergrund mit mehr als 3,0 cm Ebenheitsdifferenz. Jeder Systemhersteller hat zusätzlich eigene an die jeweilige bauaufsichtliche Zulassung geknüpfte Vorschriften.

c

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Haus A Vertikalschnitt Fenster d Wenn Rolladenkästen vorhanden sind, bestimmt der Durchmesser des aufgewickelten Rollladens die Lage des Fensters. Die Kästen werden vorgefertigt und gedämmt geliefert und nach dem Einbau eingeputzt. Dabei ist eine Revisionsöffnung vorzusehen, die eine Schiene vom Putz trennt.

d

e Die Lage der Fenster in der Wand ist bei Gebäuden gestaltbildend. Gleichzeitig hat sie auch konstruktive Konsequenzen, da die Wärmedämmung zur bauphysikalischen Optimierung immer in der Ebene des Fensters liegen muss. Bei Sanierungen werden häufig die Fenster ersetzt und das Gebäude mit einer zusätzlichen Dämmung versehen. Die direkteste Lösung legt die Fensterebene an die Vorderkante der Wand, sodass das WDVSystem ohne Versprung durchläuft. Liegen die Fenster näher am Innenraum, muss die Dämmung um die Öffnungsecken herum mitgeführt werden.

e

f Die Bündigkeit der Fensterebene mit dem Innenputz erfordert ein hohes Maß an Genauigkeit in der Bauausführung und ist dementsprechend in der Planungsphase zu berücksichtigen. Die unterschiedlichen Materialien dehnen sich bei Temperaturschwankungen unterschiedlich aus und müssen daher getrennt werden. Dies kann durch ein als Schattenfuge ausgebildetes Putzprofil erfolgen oder durch ein umlaufendes auf dem Holzrahmen befestigtes Fugenband. Die Verwendung des hier gezeigten tradierten Kellenschnittes ist ausreichend. Dabei wird nach dem Einputzen die Fuge mit der Kelle nachgezogen. So entsteht eine Sollbruchstelle zwischen den zwei Materialien.

f

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Haus B

23 22 25 24 27

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Haus B 22 23 24 25 26 27

Dach, Traufe Dach, Ortgang Fenster, Schiebeladen Fenster, Schiebeladen Sockel, gedämmtes Kellergeschoss Balkon

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Haus B Vertikalschnitt Sockel, gedämmtes Kellergeschoss a Um den unterschiedlichen Wärmedurchgang der Materialien Beton und Ziegel auszugleichen, erhält die betonierte Kellerwand eine zusätzliche Dämmung. Mit einer bewehrten und deshalb dünneren Betonwand kann eine Perimeterdämmung ohne Versprung in der Außenfassade aufgenommen werden. Die Hartschaumplatten sind mit Bitumenkleber auf der Abdichtung befestigt. b Außensockelputze müssen ausreichend fest sein, d. h. in der Regel eine Druckfestigkeit von 10 N/mm2 aufweisen, dürfen nur wenig wassersaugend sein und müssen Widerstandskraft gegen Feuchtigkeit und Frost besitzen. In der Regel wird als Sockelputz ein Zementputz bis unter die Geländeoberkante geführt und auf einem Spritzbewurf mit einem verzinkten Putzträger aufgebracht. Die Putzstärke kann hierbei auch mehr als 20 mm betragen, da dieser Bereich besonders geschützt werden sollte. Die Abdichtung unter dem Sockelputz muss eine Haftbrücke in Form einer Dichtschlämme auf Zementbasis erhalten. c Eine Kellerwand aus Ziegelmauerwerk oder Beton ist gegen Bodenfeuchtigkeit und drückendes Wasser zu schützen. In der Regel ist dies mithilfe einer zweikomponentigen bituminösen Dickbeschichtung möglich. Vor der eigentlichen Beschichtung wird ein Voranstrich aufgebracht und gegebenenfalls eine Kratzspachtelung als Ausgleichsschicht durchgeführt. Die Trockenschichtstärke des Anstrichs muss 5 mm bei Bodenfeuchtigkeit und 6 mm bei stauendem Wasser betragen. Die Beschichtung wird über die Hohlkehle an die Außenseite des Fundaments geführt.

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a

b

c


Haus B Vertikalschnitt Balkon d Putzfassaden auf der Wetterseite sind starken Beanspruchungen durch Feuchtigkeit ausgesetzt. Der Putz muss sowohl wasserabweisend sein als auch Wasserdampf von innen nach außen durchlassen. Dies gilt auch für die Fassadenfarbe, die mit ihren entsprechenden Stoffwerten auf den jeweiligen Untergrund abzustimmen ist. Damit Farbe und Putz eine Einheit bilden, sind bei der Planung die Abhängigkeiten von Wasser-, Wasserdampf-, und Kohlendioxiddurchlässigkeit aufeinander abzustimmen.

d

e Der Balkon besteht aus einem Betonfertigteil, das mithilfe eines so genannten »Isokorbes« an der Geschossdecke befestigt ist. Isokörbe sind typengeprüfte Fertigteilelemente, bestehend aus Bewehrungskörben und Hartschaumdämmblöcken, die als thermische Trennung zwischen der Decke und dem Balkon befestigt werden. Die Elemente sind maximal 1,0 m lang und in Deckenstärken von 16 – 25 cm erhältlich. Je nach Ausführung werden die Dämmkörbe in die Schalung eingebaut und vergossen, oder sind bereits am Fertigteil befestigt. f Damit überschüssiges Wasser nicht ungeordnet abläuft, wird es in einer Rinne am Ende der Platte gesammelt und über Wasserspeier direkt abgeführt. g Um Schmutzfahnen durch ablaufendes Wasser zu vermeiden, erhalten überstehende Bauteile Tropfkanten, an denen der Wasserfilm abreisst.

f

e

g

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Putze 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55

Putzmörtelgruppen Technische Normen Erhärtungsvorgänge der mineralischen Bindemittel Chemische Verfestigungsvorgänge Mineralische Bindemittel Putzsystem, Putzregeln Zuschlagstoffe, Zusatzmittel, Füllstoffe Mörtelpigmente, farbige Putze Anforderungen an Putze Kalkputze Gipsputze, Kalkgipsputze Lehmputze Kalkzementputze, Leichtputze, Trasskalkputze Zementkalkputze Sanierputze Kunstharzputze, Siliconharzputze, Silikatputze Zementputze Wärmedämmputze, Opferputze Wärmedämmverbundsysteme Dübelbefestigung Putzschienen Putzgrund, Putzträger Putzwerkzeuge Putzoberflächen


Putz prägt den Charakter und das Erscheinungsbild eines Bauwerks. Der Putz fungiert als schützende Haut und übernimmt diverse Aufgaben. Bereits in der Entwurfsplanung bestimmt die Wahl der Baumaterialien das Putzsystem. Wand, Putz und eventuelle Anstriche oder Beschichtungen müssen ein aufeinander abgestimmtes System bilden, um schadensfrei funktionieren zu können. Der Putz stellt den Abschluss des Bauprozesses dar und kommt daher oft zur Ausführung, wenn das Budget bereits ausgeschöpft ist. Durch den unbedachten Einsatz nicht systemgerechter Komponenten können Bauteile nachhaltig geschädigt werden. Langlebige Systeme müssen gut geplant, zeitlich angemessen umgesetzt und gepflegt werden. Aus diesem Grund war es früher üblich, die Häuser regelmäßig frisch zu kalken. Regionale Bautraditionen stellen mit ihrem handwerklichen Wissen und Können einen Fundus dar, der gerade im Zuge einer Europäisierung der Bauprozesse zugunsten einer größeren Gestaltungsvielfalt wieder aktiviert werden sollte. Architekten, Handwerker und Hersteller sind deshalb frühzeitig gefordert diese Gelegenheit wahrzunehmen.

1

Nizwa, Oman, traditionelle Öffnungsausbildung

31


Putzmörtelgruppen

Der mengenmäßige Hauptbestandteil sind die Zuschlagstoffe. In kleineren Mengen enthalten sind Bindemittel, die alles miteinander »verkleben« und für den Erhärtungsvorgang, die Erhärtungsart, verantwortlich sind; zu einem noch kleineren Teil Zusatzmittel (ZM) mit speziellen Eigenschaften. Tabelle 2 Zusammenstellung der wichtigsten Fassadenputze nach Mörtelgruppen/Bindemittel und bauphysikalischen Kenndaten. 1 Ein begrenzter Zementzusatz ist zulässig. 2 Häusliche Küchen und Bäder zählen nicht zu den Feuchträumen. 3 Für Außensockelputz auf Mauerwerk der Steinfestigkeitsklasse ≤ 6 darf Mörtel P III ausnahmsweise eine Mindestdruckfestigkeit von 5 N/m2 haben. Sie müssen die Anforderungen an wasserabweisende Putzsysteme erfüllen. w-Wert: Wasseraufnahme-Koeffizient μ-Wert: Wasserdampf-Diffusionswiderstandszahl sd-Wert: Diffusionsäquivalente Luftschichtdicke

Die meisten der Normen, sowohl die nationalen als auch die europäischen (DIN und EN), die hier zitiert werden, sind in der Regel für Neubauten gedacht.

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Bei alten Bauwerken hat sich über Jahrhunderte ein Feuchtegleichgewicht der Baustoffe eingestellt, das durch Austrocknungsmaßnahmen und hydrophobe Beschichtungen, durch Volumenverlust und

Putze mineralisch

Putze Putz im Sinne der Norm ist ein an Wänden und Decken ein- oder mehrlagig aufgetragener Belag bestimmter Dicke aus Putzmörteln (Beschichtungsstoffe als Oberputze sind auch möglich). Seine endgültigen Eigenschaften treten erst mit der Verfestigung am Baukörper ein.

Das herkömmliche Verhältnis von Sand zu Kalk beträgt schon seit der Antike in fast allen Rezepten in den unteren Schichten 3:1. In manchen Rezepturen bleibt dieses Verhältnis bis zum letzten Bewurf gleich. Andere Rezepte empfehlen, die letzten Schichten kalkreicher (feiner, weicher, d.h. sandärmer ) zu halten, etwa nach der alten Malerregel: fett auf mager. Bindemittelarme (magere) Mörtel sind wenig fest, sie sanden leicht ab. Bindemittelreichere (fette) Mörtel schwinden stark, was zur Bildung von Schwindrissen führen kann (eine Ausnahme sind Gipsmörtel, sie quellen und sind raumbeständig). Die mittlere Dicke von Putzen, die allgemeinen Anforderungen genügen, muss außen 20 mm (mind. 15 mm) und innen 15 mm (mind. 10 mm) betragen. Die Wahl der Putzmörtel, der Putzweisen und Putzaufbauten richtet sich nach dem Untergrund, der zu erwartenden Beanspruchung und der gewünschten Oberfläche.

Putze organisch / Beschichtungen

Als Mörtel wird ein Gemisch aus Bindemitteln, Zuschlägen (Korn) und Anmachwasser bezeichnet. Man unterteilt Mörtel je nach Anwendung in Putz- oder Mauermörtel. Es wird unterschieden: • nach dem Zustand: in Frischmörtel (der gebrauchsfertige, verarbeitbare Mörtel) und Festmörtel (der verfestigte Mörtel), • nach dem Ort der Herstellung: in Baustellenmörtel (der auf der Baustelle aus den Ausgangsstoffen gemischte Mörtel) und Werkmörtel (der im Werk gemischte Mörtel).

Auskristallisation von Salzen geschädigt werden könnte. Technische Eigenschaften der Putzmörtel • Das E-Modul des Putzes soll kleiner sein als das des Putzgrundes. • Für den Wasseraufnahmekoeffizienten soll ein Wert von ≤ 0,5 kg/m2h0.5 (wasserhemmend) gelten. • Bei der Haftzugfestigkeitsprüfung soll der Abriss im Putzgrund erfolgen oder die Haftzugfestigkeit βhz ≥ 0,1 N/mm2 betragen. • Die Druckfestigkeit βd des Putzes soll kleiner als die des Putzgrundes sein. Ausschlaggebend für die zu erzielende Festigkeit ist sowohl die Art des Bindemittels als auch das Verhältnis von Bindemittel zu Zuschlag (B/Z). Außenputze haben die Aufgabe, das Mauerwerk zu egalisieren, kleine Fugen zu verschließen (Winddichtigkeit) und eine das Gebäude vor Witterung schützende Schicht zu bilden. Sie dienen der Gestaltung und dem Schutz einer Fassade.

Putzmörtelgruppe PIa

Mörtelart Luftkalkmörtel

Art der Bindemittel Luftkalkteig oder Kalkhydrat

Zuschlag Sand

PIb

Wasserkalkmörtel

Wasserkalkteig

Sand

PIc

Mörtel mit hydraulischem Kalk

Hydraulischer Kalk

Sand

P II a

Mörtel mit hochhydraulischem Kalk bzw. Putz- und Mauerbinder

Hochhydraulischer Kalk oder Putz- und Mauerbinder

Sand

P II b

Kalkzementmörtel

Sand

P III a P III b P IV a

Zementmörtel mit Zusatz von Kalkhydrat Zementmörtel Gipsmörtel

Kalkteig oder Kalkhydrat und Zement Zement und Kalkhydrat Zement Stuckgips und Putzgips

Sand –

P IV b

Gipssandmörtel

Stuckgips und Putzgips

Sand

P IV c

Gipskalkmörtel

Sand

P IV d

Kalkgipsmörtel

PVa

Anhydritmörtel

Kalkteig oder Kalkhydrat und Stuckgips oder Putzgips Kalkteig oder Kalkhydrat und Stuckgips oder Putzgips Anhydritbinder

PVb

Anhydritkalkmörtel

Anhydritbinder und Kalkteig oder Kalkhydrat

Sand

Sand/Kies Stroh Häcksel organisch und mineralisch möglich

Lehmputz gemäß DIN 18 350 kombinierbar zu P I + P II P Org. 1 (Kunstharzputz)

Lehmmörtel

Tonanteil

alkalibeständig Beschichtungsstoff

Polymerisatharz

P Org. 2

Beschichtungsstoff

Sand

Sand Sand


Technische Normen DIN EN 998-1

Die neue Europäische Norm, DIN EN 998-1: 2003-09 Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau Teil 1: Putzmörtel ersetzt in der DIN 18550-1 bis -4 diejenigen Abschnitte, die sich auf die Herstellung von Putzmörtel als Werkmörtel beziehen. Die DIN EN 998-1: 2003-09 ersetzt dabei die Putzmörtelgruppen P l a, b, c, P ll, P lll, P lV a, b, c, d und P V nach DIN 18550-1 durch die Klassifizierung nach Druckfestigkeit (CS l-CS lV), kapillarer Wasseraufnahme (W 0, W 1, W 2) und nach Wärmeleitfähigkeit (T 1, T 2).

Außen kalt

Innen warm

Sie führt neue Kurzzeichen für Putzmörtelarten nach Eigenschaften und/oder dem Verwendungszweck ein: GP: Normalputzmörtel, LW: Leichtputzmörtel, CR: Edelputzmörtel, OC: Einlagenmörtel für außen, R: Sanierputzmörtel, T: Wärmedämmputzmörtel, FP: Bruchbild. Zudem regeln sie folgendes: • Ergänzung der Einlagenputzmörtel für außen • Angabe des Brandverhaltens nach europäischer Klassifizierung • Ersatz der Verfahren der Eigen- und Fremdüberwachung zum Übereinstimmungsnachweis durch das Konformitätsbescheinigungsverfahren 4 (Herstellererklärung) entsprechend der Bauproduktenrichtlinie.

Außenputz Wasserdampf

wasserdampfhemmend

Innenputz

Feuchtigkeitsstau

Wasserdampfdurchgang Außenputz Wasserdampf

wasserdampfdurchlässig

»Die Eigenschaften von Putzmörtel hängen wesentlich von der Art des

3 Zusatz1) Zement

Zement

Die CE-Konformitätskennzeichnung besteht aus: CE-Zeichen, Name oder Bildzeichen und eingetragene Anschrift des Herstellers, den letzten beiden Ziffern des Jahres, in dem das Kennzeichen angebracht wurde, Nummer der Europäischen Norm, Beschreibung des Produktes sowie Angaben über jene Eigenschaften, für die gesetzliche Bestimmungen gelten.

Mindestdruckfestigkeit [N/mm2] Hauptsächlich geeignet für ohne Innen- und Außenputz für geringere Beanspruchung Anforderungen Außenputz wasserhemmend nur mit ZM Außenputz wasserabweisend nur mit ZM ohne Anforderungen

1,0

2,5

Innenputz für übliche Beanspruchungen einschl. Feuchträume 2 Außenputz wasserhemmend nur mit ZM Außenputz wasserhemmend nur mit ZM Innenputz mit erhöhter Abriebfestigkeit einschl. Feuchträume Außenputz wasserabweisend nur mit ZM Außenputz mit erhöhter Festigkeit

2,5

102

– Weißkalk

102 2,0

Weißkalk

2,0

Innenputz, entspricht Maschinenputzgips, Haftputzgips und Fertigputzgips nach DIN 1168 Teil 1 Innenputz

2,0

Innenputz

Innenputz

ohne Anforderungen 2,0

2,0

getrocknet: 2–3 Leichtlehm: 0,1–1 –

Kellerwandaußenputz Außensockelputz 3

Bindemittels bzw. der Bindemittel und deren Mischungsverhältnissen ab«. (Zitat Einleitung DIN EN 998-1) Nach DIN EN 998-1 findet eine Zuordnung der Putzmörtel nach Bindemitteln jedoch nicht mehr statt und bei den Angaben der CE-Kennzeichnung ist kein Vermerk über das Bindemittel vorgesehen. Die Leistungsanforderungen an Festmörtel weisen große Überschneidungen innerhalb der Geltungsbereiche von Druckfestigkeitswerten in den Kategorien CS I bis CS IV auf. Daher müssen die Anforderungen der EN 998-1 nach wie vor mit den Kriterien der Putzsystemwahl sorgfältig gekoppelt werden. Die Wahl eines abgestimmten Putzsystems wird bestimmt durch die Wahl der Bindemittel, deren Festigkeiten und Wasserdampf-Diffusionsfähigkeit. Entscheidendes Kriterium für eine konkrete Ausschreibung ist die Kenntnis der Mörtelrezepturen der Verfestigungsvorgänge und der Verträglichkeiten bzw. Unverträglichkeiten der Bindemittel und Zuschläge. Da die neue Norm dazu keine ausreichenden Angaben in der Herstellerkennzeichnung verlangt, empfiehlt es sich, die nötigen Informationen direkt beim Hersteller zu erfragen. w-Wert [kg/m2h0,5] > 2,0

μ-Wert 20

> 2,0

20

> 2,0 mit ZM < 0,5

20–30

< 2,0 > 0,5, mit ZM < 0,5 0,5

20–30 15–35

sd-Wert [m] s = 0,02 sd = 0,4

s = 0,02 sd = 0,4–0,6 s = 0,02 sd = 0,4–0,6

50

s = 0,02 sd = 1,0

(8) 10

sd = 0,25

Maschinenputz: 5,0–15 Haftputz: ca. 18 Fertigputz: 5,0–15 5,0–15

5–6

Innenputz, außen mit großen Einschränkungen auch möglich

10–20

5–10

Innen- und Außenputz auf tragfähigen, festen, mineralischen und kunststoffvergüteten Untergründen, wasserabweisend

0,1

100

sd = 0,25 5–6

Innenputz, Naturgips mit Beimengungen von Tonkalk, Mergel oder Eisenoxid, deshalb nicht reinweiß Innenputz

Innenputz

s = 0,02 sd = 0,10–0,2 s = 0,005 sd=0,5

50/200

33


Putzwerkzeuge

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54

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69 Putzwerkzeuge 70 Glätter/Traufel, zum Auftragen allgemein, Oberputze glätten, verdichten 71 Kartätsche gezahnt, zum lattengerechten und nesterfreien Abziehen, Egalisieren oder Zuziehen 72 Putzkamm mit Holzgriff, zum Aufkämmen oder Aufrauen von Unterputzen oder für gekämmte Oberputze 73 Gitterrabbot, zum Egalisieren 74 Fächerspachtel glatt, zum Entfernen der Sinterhaut 75 Flächenspachtel gezahnt, zum leichten Aufrauen 76 Kunststoffreibebrett, zum Reiben oder Scheiben von Oberputz 77 Styroporreibebrett 78 Schwammreibebrett, zum Abreiben oder Abfilzen von angezogener Putzfläche 79 Nagelbrett, Putzigel, für Kratzputze zum Abkratzen der oberen erhärteten Schicht 80 Putzkratzer, zum Strukturieren der Oberfläche


Putzoberflächen

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Putzoberflächen lassen sich aufgrund ihrer guten Formbarkeit vielseitig gestalten, sowohl in ihrer Farbigkeit als auch der Struktur. Früher gab es nach regional unterschiedlicher Bautradition ganz individuelle Ausprägungen, die heute durch die maschinelle Herstellung zunehmend verschwinden. Oberflächenstrukturen sind meist unabhängig von der Putzart. Es gibt folgende Möglichkeiten der Strukturgebung: • durch die Art der Zuschläge, die dem Putzmörtel zugegeben sind, durch Größe, Kornform und -farbe, • durch die Putzweise; durch die Art des Aufbringens; durch Anwerfen, Aufziehen mit der Kelle, Spritzen usw. Hierbei ergibt sich das Strukturbild aufgrund der handwerklichen Benutzung des eingesetzten Werkzeugs oder Geräts, • durch händisches Auftragen: dem Putz sieht man die Handschrift des Handwerkers an, da jeder Mensch eine unterschiedliche Wurftechnik aus dem Handgelenk besitzt, • durch Oberflächenbehandlung des frisch aufgetragenen Putzmörtels, z.B. durch Verwaschen, Kellenstrich, Kammzug, Freilegen des Zuschlags durch Herauswaschen des Bindemittels, Kratzen, • durch steinmetzmäßige Bearbeitung des schon festen Putzes an der Wand, • durch farbige Pigmente. Als Putzweisen werden die vielfältigen Vorgehensweisen der Oberflächenbearbeitung der Oberputze/Edelputze bezeichnet. Im Folgenden sind die wichtigsten genannt: Mörtelgestaltungstechniken sind Putzritzungen, Putzschnitte, Putzintarsien, sowie Sgraffito, die positive wie negative reliefartige Formen ermöglichen. Sgraffito Der Name dieser Technik stammt aus dem Italienischen und bedeutet kratzen. Das Sgraffito ist ein aus mehreren farbi-

83

gen Putzlagen herausgekratztes Bild mit Linien- oder Flächenstruktur. Der Putz besteht aus Unterputz, Kratzgrund und Kratzschicht. Bildträger ist ein mit scharfem Flusssand hergestellter Kalkputz. Der Kratzgrund besteht aus einzeln nacheinander nass in nass aufgetragenen, max. 4 mm dicken farbigen Kalkputzschichten. Der Putz lässt sich mit Holzkohle, mit über Nacht in Wasser angeteigten Pigmenten oder mit zerkleinerten Zuschlägen, wie Schiefer, Basalt, Marmor etc. einfärben. In den feuchten Oberputz kann al fresco oder mit Kaseinfarben gemalt werden. Mit angeschrägten Messern, Schlingen, Kratzeisen oder Stiften werden aus dem Oberputz Linien oder Flächen schräg herausgearbeitet. Der schräge Schnitt verhindert das Verwittern der Ränder. Bei der Herstellung muss in Tagesschritten gedacht und gearbeitet werden.

Waschputze Die im Putz enthaltenen Zuschläge werden bei dieser Putzweise durch Herauswaschen der oberflächlichen, noch nicht erhärteten Bindemittelschlämme sichtbar. Er wird so lange mit einer Bürste gewaschen, bis die Körner klar heraustreten, sie dürfen aber nicht abgewaschen werden. Der restliche Zementschleier wird zum Schluss entfernt. Vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich durch die naturfarbenen Zuschlagstoffe (z. B. Ziegelsplitter, bunte Glasstückchen, farbiger Kies) und durch die Einfärbemöglichkeit des Kalkzementmörtels. Die DIN 18550 T 2 fordert Zuschläge grober Körnung. Der Unterputz muss MG III entsprechen, damit ist er besonders stoßfest und eignet sich für hohe Feuchtigkeitsbelastungen. Die grobe, schwere Körnung braucht viel Bindekraft. Reiner Kalk reicht nicht aus, es bedarf zusätzlich hydraulischer Bindung.

Stuccolustro (geglättetes Fresco, auch pompejanische Wandmalerei genannt) 81 Bereits in der Antike war das Glätten der Oberflächen von frischen Frescomalereien bis zum marmorartigen Glanz bekannt. 82 Nach dem Aufbringen eines Spritzbe83 wurfs, eines Unterputzes und eines dicht- 84 85 geschlagenen frischen Kalkmörtels als Zwischenputzlage wird in drei Schichten eine insgesamt ca.1 cm starke Malstuckschicht aufgetragen. Ein feiner Marmormörtel aus pigmentiertem Kalkteig bildet die dritte Schicht, die nach dem Erhärten mit einer erwärmten Edelstahlkelle geglättet und gewachst wird. Die Güte der Oberflächenglätte, des Glanzes und der 84 Wischfestigkeit kann durch die Verwendung von Olivenöl oder Seifenwasser verbessert werden. Temperatur, Beginn und Dauer des Glättens beruhen auf handwerklicher Erfahrung. Stuccolustro eignet sich als hochwertiger Außenputz.

Kellenwurfputz als reiner Kalkputz, raue Struktur: Sumpfkalk glatte Struktur: Kalktrassputz, gebürstet Bernhardskapelle, 2002, Architekt: Hans Klumpp Stuccolustro Sgraffito Waschputz mit Glasstein, hell eingefärbt Waschputz mit Glasstein, dunkel eingefärbt

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55


Putzoberflächen

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Kellenstrichputze Sie gehören zu den schwach strukturierten Putzen in Bezug auf die Zuschläge (Korngrößen: fein 0,3–2,5 mm). Der angeworfene und leicht angezogene Mörtel wird mit der Glättkelle (Traufel) verdichtet. Der einzelne Kellenstrich bleibt sichtbar, er kann waagerecht, senkrecht, bogenförmig, fächer- oder schuppenförmig verstrichen werden. Ihren Ursprung haben Kellenstrich- oder so genannte Traufelputze im Mittelalter. Mit der Kelle wurde der angeworfene oder aufgezogene Putzmörtel geglättet (Kellenstrichglattputz). Aus dieser Zeit kommt auch die Technik, in diesem Arbeitsgang gleich eine Weißkalkhydratschlämme mit einzuglätten (chemischer Verbund zwischen Putz und Anstrich). So entsteht ein ebenflächiger, von den Unebenheiten des Mauerwerks beeinflusster, leicht welliger, kuppiger Putz (Klosterputz). Als Werkzeug für Kellenstrichputze werden Vierecks-, Dreiecks- und Glättkelle mit abgerundeten Kanten verwendet. Varianten: • fächer/schuppenförmig, mit einheitlichen oder wechselnden Kellenstrichen stark strukturiert • schwach verwaschen, Klosterputz • dekorative Streifen- oder Riffelstruktur

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Gefilzte oder geglättete Putze Kurz vor dem Erhärten wird mit einer weichen Filz- oder Schwammscheibe oder einer Glättkelle (Traufel) die Oberfläche verrieben. Es entsteht eine sehr feine, verdichtete Oberfläche (Korngrößen: fein 0,3–grob 2,5 mm) mit der gleichen Mörtelkonsistenz wie bei den Kellenstrichputzen, wobei sie feiner behandelt ist. Wegen seiner zurückhaltenden Struktur kommt es bei diesem Oberputz auf die Materialqualität an, z.B. Lehm- und Kalkputze. Heute werden nur noch gröbere Unterputze gefilzt. Das Glätten der Oberputze erfolgt in der Regel mit dem Schwammbrett, da sie aufgrund verarbeitungstechnisch notwendiger Zusatzmittel für die Filzscheibe zu klebrig sind. Varianten: • Gekämmte Putze Die feinkörnige Oberputzschicht wird in frischem Zustand mit Zahnkelle, Stahloder Holzkamm senkrecht, waagerecht oder in verschiedene Richtungen gezogen (Jugendstilputze). • Stempel- und Walzputze Sie sind feinkörnig, aber dick aufgetragen, mittels Holz-, Gummi-, Lederoder Metallstempel oder Walzen werden plastische Strukturen, Muster oder Ornamente eingedrückt.

Kellenwurfputze Die Struktur entsteht durch Anwerfen des Mörtels mit der Kelle. In der Regel wird grober Zuschlag (Korngröße: fein 6–grob 12 mm) verwendet. Sie gehören zu den ältesten handwerklich ausgeführten Strukturputzen. Die raue Oberflächenstruktur ergibt sich aus der Kornzusammensetzung und den handwerklichen Fertigkeiten des Putzers. Besonders seine Anwurftechnik kann unterschiedlich grobe und feinen Strukturen erzeugen. Die Aufwurfwucht des Mörtels auf den Spritzbewurf oder Unterputz sorgt für den guten Verbund. Varianten: • Kellenwurfputz, angeworfener Mörtel bleibt stehen, • Kellenwurfputz verwaschen, angeworfener Mörtel wird schwach verwaschen, • Kellenspritzputz, Anwerfen flüssigen Mörtels mit großem, korngerundeten Zuschlag (auch Rieselwurfputz mit Zuschlag Rieselputzschotter (3–16 mm), • Rapputz, hervorstehende Stellen werden mit Kellenkante aufgerappt und in Mörtelvertiefungen hineingeworfen, • Patschputz, nach Anwerfen und grobem Abziehen wird ein nasses Reibebrett eingedrückt und ruckartig abgezogen. • Stepputz, mit dem stumpfen Reisigbesen gestupft.

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Kellenstrichputz, modelliert gefilzter Putz Kellenwurfputz Kellenstrichputz, geglättet( Klosterputz) gekämmter Putz (aus dem Jugendstil) mit Putzkamm strukturiert Spritzputz Münchner Rauputz Kratzputz Scheibenputz


Putzoberflächen

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Spritzputze Durch Aufspritzen eines feinkörnigen, dünnflüssigen Mörtels entsteht eine ebenmäßige, körnige Struktur, die sich durch die Kornstärke des Zuschlags variieren lässt (Korngrößen: fein 1,5–grob 4,0 mm). Die feine Körnung und Dünnflüssigkeit sind optimale Voraussetzungen für Maschinengängigkeit. Heute werden sie meist mit Spritzputzgeräten durch zweioder mehrlagiges Aufsprenkeln angebracht. Durch den Einsatz von Putzmaschinen ist Spritzputz ein sehr günstiger und weit verbreiteter Oberputz. Früher bezeichnete man diese Technik als Besenputz, die älteste Putzart. Mit einem in Mörtel getauchten Reisigbesen, der auf ein an die Wand gehaltenes Rundholz aufgeschlagen wurde, spritzte der Mörtel auf den noch nicht abgebundenen, abgeriebenen Unterputz. Dieses Prinzip des guten Verbundes durch den feuchten, chemisch noch aktiven Unterputz führt zur Bildung eines festen Spritzputzes.

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Geriebene/gezogene Strukturputze, Scheibenputze Die Struktur entsteht beim Verreiben der Oberschicht durch das Größtkorn. Die Korngrößen betragen: fein 1,5–grob 5 mm, Sonderkörnungen bis 7 mm. Das Korn wird auf dem frischen Oberputzmörtel verrieben und erzeugt so Rillen. Als Werkzeug dient ein Holzbrett (Holzscheibe). Als Varianten gelten: • Münchner Rauputz, waagerechtes Reiben, • Wurmputz, rundförmiges Reiben, • Rinden- oder Schlepputz, senkrecht mit einer Kartätsche abgezogen, • Altdeutscher Putz, großes Reiben mit Holzreibebrett in allen Richtungen, sowie weitere Bezeichnungen.

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Kratzputze Sie können nur mit mineralischen Bindemitteln aus Kalk oder Zement hergestellt werden. Ihre Auftragsdicke liegt zwischen 10 – 15 mm, abhängig vom Größtkorn des Zuschlags. Die heute verwendeten Korngrößen gehen, bedingt durch die geforderte Maschinengängigkeit, von 1 – 9 mm. Händisch aufgetragen sind bis zu 16 mm möglich. Kratzputze müssen dicker – um das 3- bis 4fache ihrer Kornstärke – aufgetragen werden als andere Putze. Nach bestimmter Erhärtungszeit wird mit einem Nagelbrett (Putzigel) bis auf eine Dicke von 8–10 mm die bindemittel- und spannungsreiche Oberfläche abgekratzt. Dadurch entsteht eine größere Oberfläche, Schwindrissbildung wird vermieden. Bei einer einlagigen Putzausführung ist eine Gesamtdicke von 20–25 mm nötig. Die charakteristische Struktur entsteht durch das herausspringende runde oder gebrochene Korn. Materialbedingt rieselt ein mineralischer Kratzputz. Gemäß DIN 18550 stellt dies keinen Mangel dar. Mit den herunter rieselnden Körnern werden Schmutz, Keime und Sporen von der Fassade entfernt. Durch die raue Oberfläche läuft das Regenwasser nur gebremst die Fassade hinab. Das Wasser verteilt sich durch die Kapillarkräfte im Material und konzentriert sich nicht auf der Oberfläche. Eine zu starke Algenbildung kann dadurch verhindert werden. Die Putze können ohne Anstrich ihre Eigenfarbigkeit beibehalten. Bei Verschmutzung können sie nur mit Wasserdruck gereinigt werden. Steinmetzmäßig bearbeitete Putze Ihr Untergrund muss druck- und schlagfest sein. Um die erhärteten, festen Putze steinmetzartig scharrieren, stocken oder spitzen zu können, sind Zuschläge von geringer bis mittlerer Härte, z.B. Kalksandstein-, Muschelkalk- oder Marmorgranulat geeignet. 57


Farben und Beschichtungen 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78

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Farben, Anstriche, Lacke Farbenkennwerte Farbinhaltstoffe Beschichtungssysteme und Verfestigungen Kalkfarbe, Zementfarbe, Leimfarbe, Kaseinfarbe Silikatfarbe Dispersionssilikatfarbe Siliconharz-Emulsionsfarbe Dispersionsfarbe Kunstharzfarbe, Lacke Brandschutzfarbe Imprägniermittel Beschichtung auf Beton Beschichtung auf Putz Beschichtung auf Holz Beschichtung auf Glas Beschichtung auf Metallen Korrosionsschutz, Farbsystematiken


Beschichtungen – Farben, Anstriche, Lacke

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»Gefangen gehaltenes Sonnenlicht«, so bezeichnete Isidor von Sevilla (560 – 636), Enzyklopädist des frühen Mittelalters, Farbe. »Farbe ist diejenige Gesichtsempfindung eines dem Auge strukturlos erscheinenden Teiles des Gesichtfeldes, durch die sich dieser Teil bei einäugiger Beobachtung mit unbewegtem Auge von einem gleichzeitig gesehenen, ebenfalls strukturlosen angrenzenden Bezirk allein unterscheiden kann«, so ca. 1 400 Jahre später die Deutsche Industrienorm über Farbmessung. Die Diskussion über die Wahrnehmung von Farbe als subjektive oder objektive Empfindung wurde schon früher geführt. Sir Isaak Newton versuchte, die Farben des Regenbogens in ein lineares und messbares Spektrum einzupassen, im Gegensatz dazu weniger wissenschaftlich entwickelte Goethe aus seiner Theorie der Licht-und-Finsternis-Polarität einen eigenen Farbkreis (siehe Abb. 1, 2). Farbe als Baumaterial Farben in all ihren Nuancen werden zur Gestaltung von Gebäuden genutzt. Dabei ist die Farbe nicht nur in ihrer Eigenschaft als Farbton, sondern als konstruktiver Farbanstrich gefordert, als Witterungsschutz von Bauteilen gegen Feuchtigkeit und Wasser, gegen atmospärische, chemische, biologische, mechanische oder andere Einwirkungen, bzw. Beanspruchungen. Zusätzlich werden dabei gestalterische Aufgaben übernommen. Präziser wird im englischen Sprachraum differenziert. Die Wörter Colour und Paint trennen die jeweiligen Aufgaben eindeutig. In diesem Teil des Buches werden Grundlagen vorgestellt, die notwendig sind, um die Charakteristiken der heute üblichen Beschichtungssysteme für Putzfassaden und darüber hinaus für gängige Baumaterialien zu beurteilen und für die spezifische Anforderung (je nach Untergrund) einsetzen zu können.

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Beschichtungen – eine Definition Unter dem Oberbegriff Beschichtungen, der die tradierten Begriffe Anstrich oder Lack ersetzt, sind heute eine große Anzahl von Schutzsystemen bis hin zu Spachtelmassen und Bodenbeschichtungen zusammengefasst. Der Beschichtungsstoff im Sinne der DIN 55 945 – Lacke und Anstrichsstoffe – bezeichnet flüssige bis pastenförmige, auch pulverförmige Stoffe, die aus Bindemitteln sowie aus Pigmenten oder anderen Farbmitteln, Füllstoffen, Lösemitteln und sonstigen Zusätzen bestehen. Zur Unterscheidung und Beschreibung von Farben gibt es mehrere Möglichkeiten. Umgangssprachlich wird häufig die Funktion oder das Bauteil zur näheren Beschreibung verwendet: Farbe als Brandschutz- oder Korrosionsanstrich, als Fenster- oder Fassadenfarbe. Auch erfolgt die Einteilung des Anstrichs in Deck- oder Grundanstrich. Der vorhandene Untergrund, Holz, Stahl oder mineralische Baustoffe, bietet ebenfalls eine klare und notwendige Differenzierung. Die sinnfälligste erfolgt, analog zu den Putzsystemen, nach Bindemitteln, z.B. Alkydharzfarben nach dem gleichnamigen Bindemittel oder Silikatfarben, aufbauend auf der Grundsubstanz Kaliumwasserglas, die mit ihren Eigenschaften für die Haftung und Verbindung mit dem Untergrund verantwortlich sind. Anhand der Bindemittel können heute fast alle unter jeweils firmeneigenen Bezeichnungen vertretenen Produkte eingeteilt und bewertet werden. Bauphysikalische Eigenschaften von Farbe Für die Wahl eines Beschichtungsstoffs ist aber nicht nur seine Haftung auf dem Untergrund wichtig, sondern vor allem die auf diesen abgestimmten bauphysikalischen Eigenschaften, durch deren Zusammenwirken erst ein langlebiges

und konstruktiv sinnvolles Beschichtungssystem entsteht. Daher zieht die neue europäische Norm für Beschichtungsstoffe, die prEN 1062, diese bauphysikalischen Kennwerte zur Einteilung heran. Danach unterscheiden sich Farben in folgenden Eigenschaften: • Wasserdampf-Diffusionsstromdichte – siehe Anhang, Tabelle Farbklassen (S. 105), • Durchlässigkeit für Wasser – s. Anhang Tabelle Farbklassen (S. 105) • Kohlenstoffdioxid-Durchlässigkeit – siehe Anhang, Tabelle Farbklassen (S. 105), • Glanzgrad – glänzend, mittel, matt, • Schichtdicken (< 50 μm bis > 400 μm), • Korngröße – fein, mittel, grob, sehr grob, • Rissüberbrückung – ohne Anforderung bis > 2500 μm.

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Farbenkreis zur »Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens«, J. W. von Goethe, 1809 Spektralfarben, in die sich z.B. farbneutrales Sonnenlicht zerlegen lässt

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Ausgeführte Putzbauten Beispiele

Ausgeführte Putzbauten

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Besucherzentrum Mauthausen MSP-H Architekten, Wien

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Wohnhaus in Venedig Cino Zucchi architetti, Mailand

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Wohnanlage in Bonn Uwe Schröder, Bonn

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Katholische Akademie in Stuttgart-Hohenheim Arno Lederer, Jórunn Ragnarsdóttir, Marc Oei, Stuttgart/Karlsruhe

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Wohnbebauung in Biesdorf-Süd Léon Wohlhage Wernik Architekten, Berlin

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Wohnbebauung in Ljubljana Bevk Perovic’ Architects, Ljubljana

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Wohn- und Geschäftshaus in Zürich Marcel Meili, Markus Peter Architekten, Zürich

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Pfarrzentrum in München Allmann Sattler Wappner, München


Ausgeführte Putzbauten Beispiele

Besucherzentrum Mauthausen

Grundriss Maßstab 1:1500 Vertikalschnitt Brüstung Maßstab 1:20

MSP-H Architekten, Wien 2 3

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Im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen entstand ein neues Besucherforum, dessen Gebäude in der Nähe des originalen Baubestandes konzentriert sind. Um das ursprüngliche Erscheinungsbild des Lagers unverändert zu lassen, liegt das Eingangsniveau des neuen Zentrums niedriger als das des bestehenden Lagerbaus. Das Raumprogramm beinhaltet einen Ausstellungsbereich, Seminarräume, Bibliothek, Archiv, Shop und Büroräume. Die Fassaden sind je nach Nutzung aus Sichtbeton, naturfarben gespachteltem Beton oder in Glas ausgeführt.

1 Wandaufbau: Betonspachtel naturfarben 6 mm Stahlbeton 200 mm 2 Geländer Lärchenholz gehobelt 60 mm, imprägniert durch Wärmebehandlung 3 Abdichtung Kunststoffbeschichtung Stahlbeton 80 mm Betonspachtel naturfarben 6 mm 4 Dachaufbau Terrasse: Kies Granitbruch 160 mm Wärmedämmung Polystyrol 40 mm Dachdichtung Bitumenbahn zweilagig Wärmedämmung Polystyrol 80 mm Dachdichtung Bitumenbahn Dampfsperre Beton im Gefälle 60 mm Stahlbetondecke 200 mm, Untersicht gespachtelt

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Ausgeführte Putzbauten Beispiele

Wohnanlage in Bonn

Uwe Schröder, Bonn

Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:200 Lageplan Maßstab 1:1250

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Die Wohnanlage in Bonn besteht aus 40 zweigeschossigen Einfamilienhäusern, die in vier Reihen von jeweils fünf Einheiten um einen Hof gruppiert sind, über den sie erschlossen werden. Die Wohnungen sind auf eine sich ständig verändernde Familienstruktur ausgerichtet. Größe und Zuschnitt der Räume sind deshalb nutzungsneutral ausgebildet. In der mittleren lichtarmen Zone sind die Sanitär- und Erschließungskerne angeordnet. Verputzte Betonbalken und -pfeiler rahmen die Freiräume und verbinden die Zeilen zu einer kubischen Einheit. Die vertikalen Pfeiler und

Mauern der Rahmenkonstruktion sind auf Einzelfundamenten gegründet. Die Häuser stehen getrennt davon auf Bodenplatten. Als Ober- und Unterputz wurde eine ockergrau eingefärbte Kalkzementmischung verwendet. Die Oberfläche wurde glatt gefilzt und – aufgrund der glatten Körnung von 0,5 mm – zur Rissüberbrückung ein Gewebe eingelegt. Die beiden Pfosten-Riegel-Konstruktionen der Stirnfassaden sind beweglich in das Rahmenwerk eingestellt und durch die Holzbalkendecke über dem Erdgeschoss miteinander verbunden.


Ausgeführte Putzbauten Beispiele

Vertikalschnitt Horizontalschnitt Maßstab 1:20

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1 Putzaufbau: Oberputz Kalkzementputz gefilzt 5 mm, Körnung 0,5 mm mit eingelegtem Glasfaserarmierungsgewebe Unterputz Kalkzementputz 15–20 mm 2 Kantholz 100/100 mm 3 Dachaufbau: Abdichtung Bitumenbahn Wärmedämmung, Polystyrolhartschaumplatte 210 mm Dampfsperre Hohlplattendecke Spannbeton 150 mm 4 Dachbegrünung: extensive Begrünung 100 mm Filtervlies Drainschicht Hartschaumplatte 50 mm Schutz- und Speichermatte, verrottungsfeste Synthesefasern Wurzelschutz PE-Folie 5 Kantholz 100/225 mm 6 Lamellen-Schiebeladen Lärche 7 Bodenaufbau: Bodenbelag Linoleum Estrich 75 mm Trennlage PE-Folie Wärmedämmung Polystyrol 150 mm Abdichtung Stahlbetondecke 225 mm 8 Innenputz Gipsputz 15 mm Armierungsgewebe Mauerwerk Kalksandstein 170 mm 9 Putzaufbau: Oberputz Kalkzementputz gefilzt 5 mm, Körnung 0,5 mm mit eingelegtem Glasfaserarmierungsgewebe, Unterputz Kalkzementputz 15–20 mm Pfeiler Stahlbeton 400 mm

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