Hans Drexler | Sebastian El khouli
NACHHALTIGE WOHNKONZEPTE Entwurfsmethoden und Prozesse
NACHHALTIGE WOHNKONZEPTE
HANS DREXLER | SEBASTIAN EL KHOULI
NACHHALTIGE WOHNKONZEPTE Entwurfsmethoden und Prozesse
Edition ∂
IMPRESSUM Das Buch wurde erarbeitet am Sustainable Building Design Studio der MSA Münster Vertretungsprofessur Dipl. Arch. ETH Hans Drexler M. Arch (Dist.) https://www.fh-muenster.de/fb5/departments/konstruktion/drexler/Prof-Hans-Drexler.php In Zusammenarbeit mit Bob Gysin + Partner BGP Architekten ETH SIA BSA, Zürich www.bgp.ch AUTOREN Hans Drexler Dipl. Arch. ETH M. Arch (Dist.) Sustainable Building Design Studio, MSA Münster Drexler Guinand Jauslin Architekten, Frankfurt am Main – Zürich – Rotterdam Sebastian El khouli Dipl.-Ing. Arch. TU, Energieberater TU Darmstadt Bob Gysin + Partner BGP Architekten ETH SIA BSA, Zürich ESSAYS Dominique Gauzin-Müller Bob Gysin REDAKTION UND LEKTORAT Steffi Lenzen (Projektleitung) Kirsten Rachowiak GRAFIK, LAYOUT UND ZEICHNUNGEN 3 Karat, Frankfurt am Main, Dipl. Des. Nora Wirth unter Mitarbeit von Dipl. Des. Katja Rudisch www.3Karat.de MITARBEIT ZEICHNUNGEN Simon Kiefer, Stephanie Monteiro Kisslinger STUDENTISCHE MITARBEITER Alexandra Cornelius, Santosh Debus, Marta Hristova, Christine Kutscheid, Anna Sumik HERSTELLUNG/DTP Roswitha Siegler REPRODUKTION ludwig:media, Zell am See DRUCK UND BINDUNG Kessler Druck + Medien, Bobingen Alle CO2-Emissionen, die aus für Recherche und Erarbeitung dieses Buchs unternommenen Flugreisen und Fahrten mit dem Pkw entstanden sind, wurden bei der Non-Profit-Stiftung myclimate (www.myclimate.org) kompensiert. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Dieses Buch ist auch in englischer Sprache erschienen (ISBN 978-3-920034-78-2). © 2012 erste Auflage Ein Fachbuch aus der Redaktion ∂ Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG Hackerbrücke 6, 80335 München www.detail.de Gedruckt auf 135 g BVS, holzfrei weiß matt gestrichen, FSC-zertifiziert.
ISBN 978-3-920034-77-5 Die Erarbeitung der Publikation war nur durch die Unterstützung des Sponsors möglich. Autoren und Verlag danken dem folgenden Unternehmen für die Förderung der Publikation: VELUX GROUP
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Housing should be seen as a process and not as a product. Balkrishna Doshi
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INHALT
1 VORWORT Vorwort
8
Danksagung
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2 POSITIONEN 2.1 Kleine Geschichte der nachhaltigen Architektur: Dominique Gauzin-Müller
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2.2 Nachhaltig entwerfen. Ein Statement: Bob Gysin
20
TEIL 1: NACHHALTIGE ARCHITEKTUR. GRUNDLAGEN UND STRATEGIEN 3 GRUNDLAGEN DES NACHHALTIGEN BAUENS 3.1 Sinn und Sinnlichkeit des nachhaltigen Bauens
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3.2 Systemischer Ansatz
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3.3 Nachhaltiges Bauen bedeutet kontextuelles Bauen und Prozessorientierung
33
3.4 Aspekte des nachhaltigen Bauens
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Lokal versus global
35
Die zeitliche Dimension der Architektur
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Identifizierung der grundlegenden Parameter (Ursachen und Hebel) statt Optimierung und Minimierung der negativen Auswirkungen (End of Pipe)
39
Lowtech versus Hightech
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Effizienz, Konsistenz, Suffizienz
42
Die richtigen Dinge tun und Dinge richtig tun
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4 DAS GEBÄUDE UND SEIN KONTEXT 4.1 Impact: Beeinflussung des Kontextes durch das Gebäude
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Globale Folgen der menschlichen Bautätigkeit
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Die Stadt als Zukunftsmodell
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Wirkung des Gebäudes auf das Umfeld
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Belichtung und Verschattung
46
Stadtbelüftung
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Stadtbaustein: Das Gebäude schafft einen Mehrwert für sein Umfeld
47
Der Wasserkreislauf
47
4.2 Building Performance: Wirkungen des Städtebaus und des Umfeldes auf das Gebäude
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Standortfaktoren und Stadtstruktur (Makroebene)
49
Einbindung des Gebäudes in die städtebauliche Struktur
50
Auswirkung der städtebaulichen Gebäudestruktur und Grundriss
51
5 ARCHITEKTUR ALS PROZESS 5.1 Ganzheitlich planen
55
Integrativ planen
55
Die Aufgabe. Definition von Bedarf und Qualitäten
56
Von der Idee zum Entwurf
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Vom Entwurf zum Gebäude. Planungs- und Bauphase
60
Von der Fertigstellung zum Gebrauch. Gebäude in Betrieb nehmen
62
5.2 Das Gebäude im Lebenszyklus
64
Lebenszyklus des Gebäudes: ökonomische und ökologische Analysen
64
Lebenszykluskostenbetrachtung (ökonomisch)
65
Ökobilanzierungen
65
INHALT
Baukonstruktion im Lebenszyklus
66
Lebenszyklus der Bauteile
66
Lösbare Verbindungen und hierarchisierte Konstruktionen: rückbaubare Baukonstruktionen
66
Rückbau, Wiederverwertung, Weiterverwertung
67
Das Gebäude im Wandel der Zeit, zeitliche Maßstäbe
67
Kurzfristige Nutzungsflexibilität
68
Langfristige konstruktive Nutzungsflexibilität
68
Nutzungsneutralität
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6 NACHHALTIGKEIT BEWERTEN 6.1 Nutzen und Anwendungsmöglichkeiten der Nachhaltigkeitsbewertung Nachhaltigkeit bewerten versus nachhaltiges Entwerfen 6.2 Strategien und Methoden der Nachhaltigkeitsbewertung
70 72 73
Instrumente für Stadt- und Raumplanung
73
Bewertungssysteme für Investoren und Nutzer
73
Instrumente für Planer
74
Beschreibende Bewertungssysteme
75
Quantitative Bewertungsmethoden
75
Qualitative Bewertungsmethoden
75
Umfang und Aufwand der Bewertung
76
6.3 Das Wohnwertbarometer – Aufbau und Methodik
77
Aufbau und Struktur der Kriterienmatrix
78
Übersicht der Kriterien
80
TEIL 2: NACHHALTIG ENTWERFEN. PROJEKTE 7 PROJEKTE 7.1 Weiterdenken – Das Dreieck
92
7.2 Forschung am Entwurf – Minimum Impact House
108
7.3 Solar vs. Polar – Sunlighthouse
120
7.4 The Do tank – Quinta Monroy
132
7.5 Wie gewachsen – Biohotel im Apfelgarten
144
7.6 Ephemere Architektur – Wall House
156
7.7 Outside the White Cube – Townhouse in Landskrona
168
7.8 Wiedergewonnen – Fehlmann-Areal
178
7.9 In a Forest – Lakeside House
190
7.10 Paläste statt Hütten – Isar Stadt Palais
200
7.11 Erde zu Erde – Haus Rauch
214
7.12 Design to Dissemble – Loblolly House
226
7.13 Holzbox – Jugend- und Freizeitcamps in der Steiermark
236
7.14 Architektur in Zeit und Raum – Black Box
248
7.15 Häuser für alle! – 20K Houses
260
7.16 Zusammenfassung der Analysen aus den Projekten
272
Bildnachweis
280
Übersicht Bewertungskriterien – Klappkarte
7
8
1 VORWORT
VORWORT
Wie entwirft man nachhaltige Gebäude? Diese Frage stand am Anfang diese Buchprojekts und hat uns in den Jahren unserer gemeinsamen Arbeit in verschiedenen Lehr- und Forschungsprojekten im Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen der TU Darmstadt zunehmend beschäftigt. In den Entwurfskursen stellten wir fest, dass nachhaltige Architektur in den meisten Publikationen als technische Anforderung dargestellt wird, auf die mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen reagiert wird. In der Fachliteratur wird der Fülle von einzelnen Kriterien oftmals eine Reihe von beispielhaften Projekten als Ergebnis nachhaltigen Planens gegenübergestellt. Selten jedoch wird ein konkreter Zusammenhang zwischen den jeweiligen Anforderungen und Rahmenbedingungen und den daraus folgenden Strategien und Entwurfsmethoden aufgezeigt, die im Verlauf des Planungsprozesses zur Anwendung gekommen sind. Mit dieser Publikation wollen wir deswegen zum einen eine ganzheitliche Sichtweise der für den Entwurfsund Planungsprozess relevanten Aspekte ermöglichen und sie in einen systemischen Zusammenhang bringen. Zum anderen wollen wir aufzeigen, wie diese Aspekte in die Produktion von Architektur methodisch eingebunden werden können. Nachhaltige Gebäude haben nicht nur weniger negative Auswirkungen auf ihre Umwelt, sondern können die Architektur erlebbar verbessern – dies ist die zentrale Idee, die uns durch das Projekt begleitet hat. In der öffentlichen Diskussion hat nachhaltiges Bauen oft das Image einer ökologischen Gegenkultur, die Verzicht predigt und sich der ästhetischen und kulturellen Dimension von Architektur verweigert. Wir wollen dem Leser Projekte vorstellen, die begeisternd, stimmig, dynamisch, inspirierend, atmosphärisch, lustvoll, beschützend, energieerzeugend, reinigend und bereichernd sind – und die vor allem auch Spaß machen. Und wir wollen erklären, wie diese Gebäude entstanden sind, und die Geschichten hinter den Projekten erzählen: welche Menschen, welche Ideen, welche Fragen, welche Schritte und welche Umwege für ihre Entstehung nötig waren. Darüber hinaus wollen wir zeigen, dass diese Gebäude nicht nur Qualitäten besitzen, bevor die Bewohner und andere Nutzer sie in Beschlag nehmen und diese leeren und vollkommenen Räume, die „Idee der Architektur“, mit ihrer Präsenz „verunreinigen“. Wir wollen deutlich machen, dass die cleanen Hochglanzfotos nur der Anfang einer größeren und oftmals spannenderen Geschichte sind, und herausfinden, wie die Menschen mit den Gebäuden leben.
Dieses Buch ist für uns gleichermaßen Lehrbuch wie Streitschrift. Ein Lehrbuch, weil es in den meisten Projekten nicht am Willen, sondern vor allem am Wissen darüber mangelt, was nachhaltiges Bauen ausmacht und wie es umsetzbar ist. In diesem Sinn diskutieren wir, wie Architektur nachhaltiger werden kann, und weniger, warum sie es muss. Gleichzeitig erhebt dieses Buch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für viele der Einzelthemen wie Energieeffizienz oder Lebenszyklusbetrachtungen gibt es ausführlichere Publikationen, die theoretisch und methodisch tiefer gehen, als wir es in diesem Rahmen tun können. Wir haben hingegen versucht, die Einzelthemen in einen ganzheitlichen Zusammenhang zu bringen und sie in Hinblick auf ihre Abhängigkeiten und Wechselwirkungen untereinander zu untersuchen. Eine Streitschrift ist das Buch insofern, als die von uns vertretene Haltung und die notwendigen Veränderungen nur auf den ersten Blick konsensfähig sind. Die inzwischen allgegenwärtigen Bekenntnisse zum Nachhaltigkeitsanspruch an die Gesellschaft im Allgemeinen und die Architektur im Speziellen sind zumeist sinnentleerte Worthülsen, die dazu dienen, die erlernten und anerzogenen Muster notdürftig zu tarnen. Die Bandbreite derer, die Nachhaltigkeit als Marketinginstrument entdeckt haben, reicht von den „Stararchitekten“ bis zu den Global Playern der Immobilienwirtschaft. Gemeinsam ist beiden Gruppen, dass sie das Thema wahlweise auf Fragen der technischen Gebäudeausstattung oder die Verwendung zertifizierter und geprüfter Materialien und Baustoffe reduzieren und ihm die gestalterische Kraft und damit die Relevanz im architektonisch-akademischen Diskurs absprechen. Unser Anliegen ist es, die Qualitäten von nachhaltigen Wohngebäuden zu vermitteln und sie als Teil der Lebenswirklichkeit ihrer Bewohner zu beschreiben. Deswegen war es für uns wichtig, die Gebäude, die wir analysiert und beschrieben haben, selbst vor Ort zu erfahren und mit den Menschen, die sie bewohnen und entwickelt haben, sprechen zu können. Keine noch so ausgefeilte Analyse kann das komplexe und vielschichtige Erleben eines realen Gebäudes ersetzen. Durch unsere persönlichen Erfahrungen und mithilfe zahlreicher Gespräche haben wir versucht, die Motive, Interessen und Wünsche der Beteiligten zu ergründen, um herauszufinden, warum und wie sie etwas geplant und umgesetzt haben. Unser Wunsch war es, einen Schritt weg von dem oftmals anzutreffenden Verständnis von Architektur als fertigem Produkt zu machen, sie vielmehr als Prozess und lebendiges, veränderliches System zu verstehen,
1 VORWORT
das in einem aktiven Dialog mit seiner Umgebung und den Nutzern steht, das altert und sich verändert. Diese Publikation soll in erster Linie als Hilfestellung für die Arbeit von Architekten und Planern dienen. Deswegen werden die verschiedenen Entwurfsstrategien des nachhaltigen Bauens anhand von 15 Beispielen erläutert, die aufgrund ihrer individuellen Ziele, Anforderungen und Kontexte teilweise sehr unterschiedliche Strategien und Ansätze verfolgen. Universelle Prinzipien oder einfache Rezepte für das Planen von nachhaltigen Gebäuden kann es nicht geben. Jedes Projekt stellt eine spezifische Antwort auf seinen Kontext, das lokale Klima und die Anforderungen der Nutzer dar. Deswegen war es unser Ziel, uns nicht auf die Ergebnisse der Planungen zu beschränken, sondern vor allem die Methoden und Prozesse zu beschreiben, mit denen diese erzielt wurden. Nachhaltige Architektur ist kein Architekturstil, sondern das Ergebnis einer Haltung – gegenüber der eigenen Arbeit, gegenüber den Menschen, für die wir bauen, und gegenüber der Welt, in der wir unsere Bauten realisieren. Sie verlangt nach einem ausgeprägten Bewusstsein für die Komplexität der Fragestellungen, mit denen uns das Bauen konfrontiert. Und sie benötigt viel positive Energie, um die vorhandenen Widerstände und Zweifel zu überwinden. Wir möchten allen an diesem Projekt beteiligten Personen danken für ihre umfangreiche und oftmals weit über das Übliche hinausgehende Unterstützung: Nora Wirth und ihrer Partnerin Katja Rudisch (www.3Karat.de), die für Layout und Grafik des Buchs verantwortlich zeichnen, für ihre tolle Arbeit und ihre beneidenswerte Geduld im Umgang mit uns und unseren oftmals widersprüchlichen Vorstellungen; Steffi Lenzen, Odine Oßwald, Robert Steiger und Roswitha Siegler für das uns gegenüber aufgebrachte Vertrauen und die fachliche Unterstützung sowie den jederzeit sachlichen und konstruktiven Dialog; Monica Buckland, Thomas Menzel und Kirsten Rachowiak für das ausdauernde sprachliche und inhaltliche Lektorieren unseres Manuskripts; Laura Bruce, Elisabeth Schwaiger, und Raymond Peat für die englische Übersetzung, Lone Feifer und Christoph Volkmann, ohne die die Realisierung der Publikation nicht möglich gewesen wäre, für die bedingungslose finanzielle Unterstützung unserer Idee; Bob Gysin + Partner BGP Architekten AG, die uns auf vielfache Art und Weise inhaltlich wie auch finanziell zur Seite gestanden und mit großer Gelassenheit die häufigen Absenzen hingenommen haben; Dominique Gauzin-Müller und Bob Gysin, die mit immensem Engagement und Aufwand zwei wundervolle Essays zur Vervollständigung unserer Idee beigesteuert haben; Anna Sumik, Lisa Katzenberger und Simon Kiefer, die bei der Analyse und der grafischen Ausarbeitung des Buchs mitgewirkt haben, und Christine Kutscheid, Alexandra Cornelius, Martha Hristova sowie Santosh Debus, die bei der Erarbeitung der Inhalte in den studentischen Seminaren mitgearbeitet haben; dem Fachbereich Entwerfen und Energieeffizi-
entes Bauen der TU Darmstadt und der Münster School of Architecture (MSA), die uns ein inspirierendes Arbeitsumfeld und darüber hinaus jede mögliche Unterstützung geboten haben – und nicht zuletzt unseren Partnerinnen und Freunden, die uns und unsere Launen und die zeitliche Mehrfachbelastung über einen Zeitraum von mehr als 24 Monaten ausgehalten haben. Wir möchten uns ferner bei allen beteiligten Architekten, Planern, Bewohnern, Bauherren und Förderern bedanken, die uns ihre Zeit geopfert haben, sowie bei allen Fotografen, die uns ihre Bilder für minimale Honorarsummen und teilweise sogar unentgeltlich zur Verfügung gestellt haben: 20K Houses: Danny Wicke, Gayle Etheridge, David Thornton, MacArthur Coach, Frank Harris; Biohotel: Sebastian Schels (Fotos), Deppisch Architekten (Fotos), Familie Hörger, Martha Hristova (Fotos und Zeichnungen) und Mira Hampel (Fotos: www.mirahampel. de); Black Box: Edward Weysen und Lore De Baere, Michelle Verbruggen (Fotos); Das Dreieck: Martin Albers, Kasper Fahrländer, Andreas Keller, Giorgio von Arb und Hannes Henz (Fotos), Santosh Debus (Fotos, Zeichnungen und Texte); Fehlmann-Areal: Marco Giuliani, Tanja Scholze, Marcel Knoblauch und Franz Aeschbach, Martin Kessler, Familie Latscha und Familie Bugmann, Roger Frei (Fotos: www.rogerfrei.com); Haus Rauch: Martin Rauch und Marta Rauch-Debevec, Roger Boltshauser, Anna Heringer, Beat Bühler (Fotos: www.beatbuehler.ch); Holzbox Tirol: Erich Strolz und Ferdinand Reiter, Gerald Gigler, Roland Kalss, Reinhard Dayer, Herrn Rettinger, Frau Vorraber, Johann Harrer, Peter Holzer, Günther Linzberger, Markus Fiedler, Birgit Koell (Fotos: www.birgitkoell.at) und Hertha Hurnaus (Fotos: www.hurnaus.com); Isar Stadt Palais: Joachim Leppert und Isabel Mayer, Sebastian Rickert, Thomas Fitzenreiter, Andi Albert (Fotos); Lakeside House: Tuomas Toivonen, Nene Tsuboi, Maija Luutonen; Loblolly House: Kieran Timberlake, Billy Faircloth, Carin Whitney und Christopher Kieran, Kevin Gingerich, Christine Cordazzo (Fotos: www.esto.com); Minimum Impact House: Esther Götz, Kristina Klenner, Marcella Lantelme, Susanne Sauter, Jörg Thöne und Eva Zellmann, Daniel Jauslin (Fotos), Sabine Djahanschah und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU); Quinta Monroy: Victor Oddó und Alejandro Aravena, Praxedes Campos, Jana Revedin, Sara Maestrello (Fotos: www.saramaestrello.com) und Cristobal Palma (Fotos: www.cristobalpalma.com); Sunlighthouse: Juri Troy, Lone Feifer und Heinz Hackl, Dietmar Polczer, Peter Holzer, Adam Mørk (Fotos: www.adammork.dk); Townhouse: Jonas Elding und Johan Oscarson, Conny Ahlgren and Johnny Lökaas, Åke E:son Lindman (Fotos: www.lindmanphotography.com); Wall House: Mario Rojas Toledo und Marc Frohn, Paty und Juan Rojas Toledo, Cristobal Palma (Fotos: www.cristo balpalma.com) Wir danken darüber hinaus allen Kollegen und Unterstützenden, die uns ihr Wissen sowie ihre Bilder, Grafiken und Unterlagen kostenfrei zur Verfügung gestellt haben, unter anderem eeConcept, Jay Kimball, Matthias Hampe und Joost Hartwig.
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POSITIONEN
KLEINE GESCHICHTE DER NACHHALTIGEN ARCHITEKTUR DOMINIQUE GAUZIN-MÜLLER
Nachhaltigkeit! Kaum ein Magazin, eine Sendung oder ein Symposium kommt ohne dieses Wort aus, oft genug wird es sogar zum Hauptthema. Dabei unterliegt dessen Bedeutung großen Schwankungen. Was für manche Militante zum fundamentalen Wert ihres Lebens geworden ist, bleibt für andere ein Kommunikationsmittel zum green washing nicht bedenkenloser Produkte. Auch für die Akteure des Bauens enthält der Begriff „nachhaltige Architektur“ ganz unterschiedliche Bedeutungsfelder. Der Schwerpunkt kann auf Energie, natürliche Materialien oder soziale Zielsetzungen gelegt werden. Einige verbinden den Begriff mit Lowtech und Selbstbau aus Holz oder Lehm, andere mit Hightechinstallationen und Nanomaterialien. Wahrscheinlich kann nachhaltige Architektur am ehesten als Balance zwischen der Wiederentdeckung bioklimatischer Prinzipien, der aus dem Kontext erwachsenden Bautradition und ausgeklügelten ressourcenschonenden Innovationen verstanden werden. Dieses Ziel kann nur über multidisziplinäre und integrative Planung erreicht werden, die auf einer holistischen Herangehensweise basiert. Auf dem langen Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft könnte so bald eine wichtige Etappe erreicht werden. Obwohl es immer wieder unterstellt wird, ist das nachhaltige Denken auf keinen Fall eine „Mode“. Auch wenn der Begriff damals noch nicht erfunden war, ist das Konzept genauso alt wie die Industrialisierung, deren Folgen es zu kompensieren versucht. Bekannt wurde es erst 1987 durch den von Gro Harlem Brundtland verfassten UNO-Bericht Our Common Future (Unsere gemeinsame Zukunft). Seit dem Welt-Gipfel von Rio de Janeiro 1992 wurde dessen „Dreisäulenmodell“ international verbreitet. Zu voller Entwicklung gelangte es jedoch erst, nachdem Frankreich 2002 beim folgenden Gipfel in Johannesburg eine vierte Säule hinzufügte. Und tatsächlich gehört neben Ökologie, Ökonomie und Sozialem auch Kultur unbedingt zu den Kernpunkten nachhaltiger Entwicklung. Seit 150 Jahren haben neben Biologen, Soziologen, Philosophen, Politikern, Ökonomen usw. auch Künstler und Architekten an der Ausgestaltung dieses Konzepts teilgenommen.
NACHHALTIGES DENKEN ALS FOLGE DER INDUSTRIALISIERUNG Die westliche Kultur folgt seit der Aufklärung im 18. Jahrhundert einem Ansatz, der auf dem Denken von René Descartes und dessen Vorbildern in der Bibel1 basiert. Diese kartesianische Weltanschauung sieht den Menschen nicht nur „als Besitzer der Natur“2 und Herrscher über „Tiere-Maschinen“. Sie folgt auch einem Fortschrittsgedanken, der von der ständigen Entwicklung neuer Techniken ausgeht, um unsere Lebensqualität immer weiter zu verbessern. Dabei wird die Natur hauptsächlich zur Quelle von Ressourcen, deren Verarbeitung uns zu mehr materiellem Komfort verhelfen soll. Jenseits dieses Denkens gab es jedoch immer wieder Mahner, die sich für mehr Vernunft im Umgang mit der Natur und für Enthaltsamkeit aussprachen. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Philosoph Henry David Thoreau zu einem der ersten Querdenker in den USA, die sich auf dem Wege zur größten Industrienation der Welt befanden. Seine lyrische Hymne an die Natur, Walden. Or Life in the Woods (Walden oder Leben in den Wäldern),3 wird oft als Ursprung der ökologischen Bewegung betrachtet. In dieses Gedankengut sind auch Ansätze von Jean-Jacques Rousseau und Autoren der europäischen Romantik eingeflossen. Um die Wende zum 20. Jahrhundert verbreitete Rudolf Steiner auf den Spuren Johann Wolfgang von Goethes eine anthroposophische Philosophie, die Mensch und Natur wieder in Einklang bringen wollte. Seine Lehre, die heute noch viele Anhänger findet, schlug sich sowohl in der Pädagogik als auch in der Medizin, der Landwirtschaft und sogar der Architektur nieder. Um diese Zeit entwickelten sich mehrere von Architekten, Handwerkern und Künstlern geführte Bewegungen, die sich gegen die Industrialisierung des Bauens und Wohnens richteten, wie etwa die Wiener Werkstätte um Josef Hoffmann oder die Arts & Crafts, die zuerst in Schottland von Charles Rennie Mackintosh, dann in Kalifornien von den Brüdern Greene angeführt wurde.
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Das von Walter Gropius 1919 gegründete Bauhaus verfolgte den gleichen Ansatz für die Integration von Architektur, Kunst und Handwerk, war jedoch viel stärker von der modernen Bewegung und ihrem internationalen Stil geprägt. Auch einige bedeutende Politiker haben die Gefahren früh erkannt und davor gewarnt. Schon vor über 100 Jahren, am 3. Dezember 1907, sagte Präsident Theodore Roosevelt vor dem US-Kongress: „Zuversicht ist eine gute Eigenschaft, aber wenn sie zum Exzess getrieben wird, wird sie zur Dummheit. Wir sind stolz darauf, dass die Ressourcen unseres Landes scheinbar unerschöpflich sind – aber dem ist nicht so. Der Reichtum an natürlichen Rohstoffen – Kohle, Eisen, Öl, Gas und alle anderen – reproduziert sich nicht von selber; deshalb wird er dereinst erschöpft sein. Je verschwenderischer wir heute damit umgehen, umso karger werden die nachfolgenden Generationen leben müssen.“4
FRANK LLOYD WRIGHT, ERFINDER DER ORGANISCHEN ARCHITEKTUR Ein wichtiger Ansatz kam aus den Vereinigten Staaten. Beeinflusst von dem Werk Thoreaus, glaubte der Architekt Frank Lloyd Wright (1867–1959), dass ein Haus aus der Begegnung zwischen dem Geist des Orts und den Bedürfnissen der Bewohner wie ein lebendiger Organismus geboren werde, und begründete damit das Konzept der „organischen“ Architektur. Wrights gebautes Werk wurde von wissenschaftlichen, künstlerischen und philosophischen Ansätzen inspiriert, unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe. Ein überzeugendes Beispiel seiner organischen Architektur stellen die zwei von ihm geschaffenen Wohn- und Atelieranlagen dar: das erstmals 1911 in den grünen Hügeln von Wisconsin gebaute Taliesin und das später in der Wüste Arizonas errichtete Taliesin West. Aus den beiden Gebäuden lässt sich beispielhaft ablesen, wie Bauherr und Architekt ein und dasselbe Programm in sehr unterschiedlichen geografischen und klimatischen Kontexten realisiert haben. Vertreter dieses organischen Ansatzes in Europa waren unter anderen Hans Scharoun (1893–1972), Hugo Häring (1882–1958) und Alvar Aalto (1898–1976) sowie später der anthroposophisch orientierte ungarische Architekt Imre Makovecz (geb. 1935).
die negativen Seiten der Industriegesellschaft in seinem satirischen Film Modern Times (Moderne Zeiten) auf, und Fairfield Osborn warnte 1948 in Our Plundered Planet (Unsere ausgeplünderte Erde) vor der wahnwitzigen Idee, man könne sich dem Prozess der natürlichen Kräfte folgenlos widersetzen. Wo blieben neben diesen engagierten Künstlern die Architekten? In einer Zeit, die sich, der internationalen Bewegung folgend, an Archetypen der Moderne, der Nutzung von Beton und standardisierten Baumethoden orientierte, probierten einige Außenseiter, einen anderen Weg zu gehen. Diese Versuche waren von der Verwendung lokaler Baumaterialien, der Weiterentwicklung der örtlichen Tradition sowie handwerklicher Qualität geprägt. Bestes Beispiel für diese Bewegung in Entwicklungsländern ist die Arbeit des ägyptischen Architekten Hassan Fathy (1900–1989). Er betonte die Echtheit der ländlichen Kultur und stellte sie dem Identitätsverlust und auch der Korruption, die durch die Verwendung von Bautechniken und -materialien aus dem Westen entstehen, entgegen. Dadurch wurde er zum Vorbild vieler Vertreter einer alternativen Architektur, und sein Werk findet heute noch im Süden wie im Norden viele Bewunderer. Fathy errichtete mit Adobe-Ziegeln und wiedererweckten Bautraditionen aus Nubien, unter Beteiligung der Bewohner im Selbstbau, mehr als 150 Projekte für die arme Bevölkerung in Ägypten, Irak und Pakistan. Im Tal der Könige begann er auf diese Weise in den 1940er-Jahren, zwei neue Dörfer für die
SCHÖNE NEUE WELT? In den 1930er- und 1940er-Jahren des 20. Jahrhunderts traten in England und den USA weitere Kritiker der gesellschaftlichen Entwicklung in Erscheinung. Um die Welt wachzurütteln, beschrieb Aldous Huxley 1932 in Brave New World (Schöne neue Welt) eine Gesellschaft, in der die Menschen unterdrückt werden und der durch Konsum und Drogen das Bedürfnis nach kritischem Denken und Hinterfragen der Weltordnung abhanden gekommen ist. 1936 zeigte Charlie Chaplin
01 Taliesin, Wisconsin (USA), Frank Lloyd Wright, 1911
POSITIONEN
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POSITIONEN
NACHHALTIG ENTWERFEN. EIN STATEMENT BOB GYSIN
ENTWERFEN „Entwerfen ist ein innovativer, kreativer und in der Regel heuristischer Gestaltungs- bzw. Suchvorgang, bei dem unter vorgegebenen Zielsetzungen, Randbedingungen und Kriterien eine bislang noch nicht bekannte Organisation von Objekten, Sachverhalten o.Ä. hergestellt wird.“ – so die Definition des Internetlexikons Wikipedia.1 Architektonisches Entwerfen ist folglich ein komplexer Prozess, der bestimmte Voraussetzungen erfordert: ein fundiertes architektonisch-konstruktives Grundwissen, analytisches Denken und gestalterische Fähigkeiten. Die wichtigsten Parameter stellen Ort und Landschaft dar, der städtebauliche Kontext, funktionale Vorgaben sowie die gegebenen konstruktiven Möglichkeiten. Es geht um das Erdenken und Erfinden von Formen und Inhalten in einem bestimmten Zusammenhang. Entwerfen ist nie Schöpfung aus dem Nichts. Entwerfen ist auch nicht der Bruch mit der Vergangenheit und nie ein absoluter Neuanfang.
PARADIGMENWECHSEL
gen des Meeresspiegels um 2 m und mehr. Für die Erderwärmung ist CO2 der Hauptverursacher. Aber Treibhausgase kann man in der Regel weder sehen noch riechen, sie manifestieren sich nur langsam und sind für uns kaum direkt erkennbar. Die meisten Baufachleute, aber auch interessierte Laien wissen, dass 30 bis 40 Prozent aller CO2-Emissionen beim Bauen erzeugt werden. Bekannt ist auch, dass Bau und Betrieb von Gebäuden weltweit ca. 40 bis 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs ausmachen und hier ein immenses Sparpotenzial besteht. Warum verändern sich unsere Handlungsweisen so zähflüssig? Ist das menschliche Bewusstsein doch nicht so hoch entwickelt, wie wir glauben oder hoffen? Bei aller Technikgläubigkeit unserer Zeit kann man doch nicht guten Gewissens behaupten, alles im Griff zu haben und zu behalten! Wäre es nicht opportun, unser individuelles, aber auch unser gesellschaftspolitisches Verhalten zu analysieren und entsprechend anzupassen – kombiniert mit der Implementierung neuester Forschung und Technik? Warum handeln wir also nicht bewusster und effizienter? Sehen die Menschen eher das, was sie verlieren, als das, was sie gewinnen können?2 Spielt uns der ungebrochene Glaube an das anhaltende (Wirtschafts-)Wachstum einen bösen Streich? Das alles sind einfache Fragen, die aber keine einfachen Antworten zulassen.
Ob die Menschheit eine lebenswerte Zukunft hat, wird sich an Themen wie Klimaerwärmung, demografischer Wandel, Globalisierung und den Möglichkeiten, Megastädte neu zu organisieren, entscheiden. Zu Beginn dieses Jahrtausends sind die Zusammenhänge zwischen unserem menschlichen Handeln und den be- NACHHALTIGES ENTWERFEN stehenden Umweltproblemen sichtbar geworden. Erstmals registrieren wir, dass hier Kausalität besteht. „Entwicklung zukunftsfähig zu machen heißt, dass die Mit dem Übergang vom fossilen ins postfossile Zeit- gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt, alter werden aufgrund des Klimawandels Migrationen ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generationen zu größeren Ausmaßes und damit soziale Unruhen mit gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können.“ – so heißt es im Brundtland-Bericht der UNO weitreichenden politischen Folgen entstehen. von 1987. 3 Wir verstehen Nachhaltigkeit heute im Sinn Die Komplexität des Klimawandels ist groß, die Folgen eines Dreisäulenmodells, das ökologische, ökonosind noch nicht in absoluten Zahlen zu beziffern, son- mische und soziale Anforderungen an ein Projekt ins dern nur abzuschätzen. Wissenschaftler sprechen von Gleichgewicht bringt. Architektur ist durchaus in der einer möglichen globalen Erderwärmung bis zum Jahr Lage, Konzepte zu entwickeln, die allen diesen Anfor2050 um weit über 2 °C und einem möglichen Anstei- derungen entsprechen.
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Doch Nachhaltigkeit zu messen und zu bewerten ist ein äußerst komplexer Vorgang, und Fachleute auf der ganzen Welt beschäftigen sich im Rahmen der Entwicklung von Nachhaltigkeitslabels für Gebäude mit dieser Materie. Nachhaltiges Entwerfen setzt als geistige und schöpferische Leistung ein kritisches Bewusstsein des Entwerfenden für die Gesellschaft und die drängenden Probleme des Klimawandels und der Umweltzerstörung voraus. Der Entwerfende wird dann sehr rasch zu der Erkenntnis gelangen, dass ein Umdenken in der Architektur und vor allem beim Umund Neubauen notwendig ist.
NACHHALTIGE GEBÄUDE – NACHHALTIGE ARCHITEKTUR Was unterscheidet nachhaltige Gebäude von „normalen“ Gebäuden? Es könnte folgendermaßen argumentiert werden: Wenn Architektur etwas anderes ist als „bloßes Bauen“, das heißt, wenn sie über besondere gestalterische Qualitäten verfügt, technisch auf dem Stand des Wissens und der Zeit und sozial verträglich ist, dann ist Architektur nachhaltig. Es genügt keinesfalls, ein technisch optimales Bauwerk zu erstellen, wenn es nicht den ästhetischen, gestalterischen und gesellschaftlichen Anforderungen genügt. Architektur hat immer auch mit der kulturellen Identität einer Gesellschaft zu tun, ist gewissermaßen deren Spiegelbild. Nachhaltige Bauten beinhalten Aspekte der Architektur, die mit der Ethik unseres Schaffens eng verbunden sind.
NACHHALTIGE STÄDTE – NACHHALTIGE PLANUNG Ein nachhaltiges Modell der Stadt zu erfinden, das für alle Stadtbewohner unserer Erde eine hohe Lebensqualität gewährleistet und nicht nur für einige privilegierte westliche Städte geeignet ist, stellt eine enorme Herausforderung dar. Um sie zu bewältigen, ist nicht nur eine kompromisslose Haltung der Architekten und Städtebauer erforderlich, sondern auch eine konsequente Politik. Vor allem die Megastädte werden uns in den kommenden Jahrzehnten vor große Probleme
1400 Oil Consumption (Quads)
1200 1000 800 600 400 200
10 00
B 60 C 0 BC 20 0 B 20 C 0 AD 60 0 A 10 D 00 A 14 D 00 A 18 D 00 A 22 D 00 A 26 D 00 A 30 D 00 A 34 D 00 A 38 D 00 AD
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01 Peak Oil – Endlichkeit der fossilen Energieträger
stellen. Die Ressourcenknappheit wird ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Spannungen erzeugen. Wir werden uns vermehrt und intensiv damit beschäftigen müssen, wie wir mit unseren (europäischen) Agglomerationen oder „Zwischenstädten“ umgehen wollen. Selbst in der kleinen Schweiz fand jahrzehntelang ein Kulturlandverschleiß von über 1 m² pro Sekunde statt – mit den Folgenständig abnehmen-der Biodiversität, weitreichender Zersiedlung der Landschaft und eines stetig wachsenden Mobilitätsbedarfs. In kleineren Städten wie zum Beispiel Zürich haben Studien gezeigt, dass durch maßvolle Verdichtung auf dem gleichen Stadtperimeter ohne Weiteres 100 000 Menschen mehr leben könnten – ohne Einbußen an Lebensqualität. Auf der gleichen Fläche könnten also rund 25 Prozent mehr Menschen leben und arbeiten als heute. Diese Zahlen sind zwar für Zürich errechnet worden. Die Vermutung liegt aber nahe, dass sich diese Erkenntnisse auf viele europäische Städte übertragen lassen. Das bedeutet, dass wir nachhaltiges Wachstum in den nächsten Jahrzehnten vor allem durch sorgfältige und qualitative Verdichtung unserer Städte erreichen können. Aber was ist das Wesen der Stadt? Die Stadt ist ein lebendiger Körper, kompakt und dicht, offen und weit, mit Nischen und Winkeln, mit verschiedenen Graden an Öffentlichkeit und Privatheit und einem Nutzungsmix, der über den reinen Kommerz hinausgeht. Auf der Grundlage eines leistungsfähigen Verkehrssystems und der spezifischen Geografie entwickelt sich ein umfassendes Kulturangebot aus sich selbst heraus und verwebt dabei alte und neue Strukturen miteinander. Stadt kann nicht mit effizienten Planungsinstrumenten allein erzeugt werden. Menschen müssen die Stadt zu dem machen, was sie ist – lebendig.
NACHHALTIGKEIT ALS CHANCE In den vergangenen Jahren wurde das Feld des nachhaltigen Bauens zu wenig bestellt und blieb lange ohne größeren Erfolg. Vergangene Visionen und Utopien zu green cities waren nicht mehrheitsfähig. Doch Visionen sind immer Optionen für die Zukunft – und im besten Fall Auslöser für einen grundlegenden Wandel. Aber erst mit steigenden Energiepreisen, knapper werdenden fossilen Rohstoffquellen und dem allmählich sicht- und spürbaren Klimawandel mit seinen möglicherweise verheerenden Begleiterscheinungen änderte sich auch in der breiten Masse langsam das Bewusstsein hinsichtlich der Chancen einer nachhaltigen Entwicklung. Ist dies nicht die Gelegenheit für die Architekten, in den letzten Jahrzehnten verlorenes Terrain wieder gutzumachen? Derzeit jammern einige Architekten über den vermeintlichen Verlust an Gestaltungsfreiheit, anstatt die Rolle als Generalist und Gestalter wahrzunehmen. Nachhaltigkeit muss von der Architektenschaft als Beitrag zu guter
POSITIONEN
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3 GRUNDLAGEN DES NACHHALTIGEN BAUENS
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05 Zonierung der Nutzungen innerhalb der Wohnung nach dem Sonnenstand
Neben den auf das Gebäude bezogenen sind vom Planenden weitere grundlegende Parameter zu bestimmen: Welche sind die Ziele des Projekts in Hinblick auf seine Nutzung und die Gebäudekonzeption? Ist der Standort für die geplante Nutzung geeignet? Ist das Raumprogramm für die Nutzung sinnvoll und in sich schlüssig? Ist die geplante Nutzungskonzeption über den Lebenszyklus des Gebäudes aufrechtzuerhalten, oder ist damit zu rechnen, dass häufig umgenutzt und umgebaut werden muss? Sind Budget und Ausbaustandard realistisch und angemessen? Die Architekten müssen ihre Fachkenntnisse nutzen, um den Bauherrn in Fragen zu beraten, die dem eigentlichen Entwurf vorgelagert sind. Auch kann eine umfassende Analyse von Standort und Raumprogramm genutzt werden, um die Aufgabenstellung kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen.
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Lowtech versus Hightech
Technologie ist die Antwort – aber was war noch mal die Frage? Cedric Price
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In den letzten Jahrzehnten hat eine zunehmende Technisierung der Gebäude stattgefunden. Es wurden große Anstrengungen unternommen, um die Gebäude mithilfe von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen witterungsunabhängig mit behaglichen Raumtemperaturen betreiben zu können. Elektrische Beleuchtung gestattet es, unabhängig vom Tageslicht Innenräume zu belichten. So können die Gebäude immer unabhängiger von äußeren Bedingungen betrieben werden. Erst die Technik ermöglicht uns den Lebensstil, an den wir uns gewöhnt haben. Der großen Zahl von Menschen, die die Erde bevölkern, ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, ist nur durch den gezielten Einsatz von Technik zur Erzeugung und Verteilung von Energie, zur Produktion von Lebensmitteln und zur Temperierung der Gebäude möglich. Trotz aller Vorteile, die die Technik für das Leben der Bewohner gebracht hat, ist negativ zu vermerken, dass Gebäude nur mit enormem technischem Aufwand gebaut
und betrieben werden können, wenn sie das Energieangebot im Umfeld nicht geeignet nutzen: In kalten und gemäßigten Zonen verbrauchen schlecht gedämmte Gebäude unnötig Heizenergie. Im warmen und heißen Klima müssen Gebäude, die nicht genug gegen Sonneneinstrahlung geschützt sind, stetig gekühlt werden. Tiefe Grundrisse und ungünstige Fassadengestaltung bedeuten, dass Innenräume auch bei Tageslicht künstlich belichtet werden müssen. Auch wenn bei Wohngebäuden der technische Aufwand im Vergleich zu anderen Gebäudetypen (zum Beispiel Gewerbe, Labor, Gesundheitsbauten) gering ist, folgen sie dem allgemeinen Trend zur zunehmenden Technisierung. Dieser Trend verstärkt sich, weil die Komfortansprüche stetig zunehmen. Während in der Vergangenheit nicht alle Räume ganzjährig geheizt wurden und die Nutzer durch entsprechende Kleidung und Einschränkungen in der Nutzung auf ungünstige Innentemperaturen reagierten, werden heutzutage weder niedrige noch hohe Temperaturen toleriert. Ablesen lässt sich diese Tendenz am deutlichsten an der Verschiebung der Kostenanteile bei den Bauprojekten: Während die Kosten für Technik früher eher gering ausfielen, sind inzwischen Anteile von einem Viertel der Gesamtkosten die Regel. Die steigenden Kostenanteile reflektieren gleichermaßen die wachsenden Komfortansprüche wie auch oftmals ungeschickte, ungeeignete Gebäudekonzepte. Wenn aber Probleme oder Unbequemlichkeiten in vielen Lebensbereichen mithilfe von Technik gelöst werden, führt dies fast zwangsläufig zu neuen Problemen, die dann wiederum mit noch mehr Technik gelöst werden. Am Beispiel des Klimawandels kann man erkennen, dass diese Strategie häufig zu kurz greift. Auch wenn sich viele Probleme technisch lösen lassen, so besteht immer die Gefahr, dass die Technik unerwünschte Nebenwirkungen hat, die vielleicht erst später und an anderen Orten zutage treten. Braungart und McDonough bezeichnen diese Art von Technik als brute force, weil sie mit Macht und Gewalt gegen die inneren Kräfte des Systems angeht, statt mit den Kräften zu arbeiten. Dies lässt sicher nicht den Rückschluss zu, dass die Technik das eigentliche Problem ist. Die Technisierung der Gebäude hat aber dazu geführt, dass viele planerische Fehlentscheidungen und Mängel in Hinblick auf eine sinnvolle Gebäudekonzeption technisch kompensiert werden. Die Technikverliebtheit hat darüber hinaus einen der erfolgreichsten Architekturstile des 20. Jahrhunderts geprägt. Die Hightecharchitektur, die in den 1960er-Jahren entstanden ist, orientierte sich an der Ästhetik von Raumfahrttechnik und Science-FictionFilmen. Die Gebäude wurden zu technischen Geräten, die alle Bedürfnisse und Wünsche des Nutzers auf Knopfdruck oder mit intelligenter Steuerungstechnik wie von Geisterhand erfüllen. Noch heute ist die Hightechästhetik weltweit für viele Bauaufgaben wie Bürogebäude und Flughäfen das am häufigsten zitierte Genre. Getragen wird diese Haltung von einem positivistischen Denken, das davon ausgeht, dass sich mit dem Einsatz der richtigen Technik alle Probleme lösen lassen. So aufregend diese Ideen im Abstrakten sein
3 GRUNDLAGEN DES NACHHALTIGEN BAUENS
mögen, so sehr ist auch klar, dass Gebäude dieser Art ein reibungsloses Funktionieren der Technik voraussetzen. Die Alltagserfahrung lehrt uns aber etwas anderes: Jede Technik beinhaltet die Möglichkeit von Fehlfunktionen und Störungen. Heizungen fallen aus, Klimaanlagen lassen sich nicht einstellen. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte hat gezeigt, dass hochtechnisierte Gebäude stark fehleranfällig sind und nicht unbedingt nutzerfreundlich. Neben diesen Betriebsstörungen bedeutet das Primat der Technik einen stetigen Aufwand in Herstellung, Instandhaltung und Betrieb des Gebäudes. Auch haben sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb der technischen Systeme in den letzten Jahren durch Verknappung der Ressourcen, steigende Energiepreise und Klimawandel dramatisch verändert. Die Hightechlösungen setzen meist am Ende des Prozesses an (End-of-Pipe-Strategie). Sinnvoller als effiziente Deckung eines entstandenen (Technik-)Bedarfs sind jedoch Reduktion oder Vermeidung. Statt eine möglichst effiziente Beleuchtungstechnik einzubauen und zu betreiben, ist es sinnvoller, die Arbeitsplätze so anzuordnen, dass sie während der Nutzung möglichst mit natürlichem Licht versorgt werden können. Einfacher als eine effiziente Heizung ist eine gute Dämmung des Gebäudes oder die Nutzung von passiver Sonnenenergie. Sinnvoller als eine effiziente Wasseraufbereitung ist die Senkung des Verbrauchs durch wassersparende Sanitärobjekte und Armaturen wie ein wasserloses Urinal oder Vakuumtoiletten. Wir haben in diesem Buch eine ganze Reihe von Beispielen zusammengestellt, die mit meist sehr einfachen architektonischen und baukonstruktiven Mitteln den Bedarf an Technik, Energie und anderen Ressourcen drastisch senken. Reduktionen um den Faktor 5 bis 10 sind im Bereich des Energieverbrauchs mit einem intelligenten Gebäudekonzept leicht zu erreichen. Dies ist aber nicht nur ein Hinweis darauf, welche großen Fortschritte in Richtung effizienter Gebäudeplanung gemacht wurden, sondern auch darauf, wie weit wir uns von einem sinnvollen Maß an Technik wegbewegt haben. Die Gegenposition zur Hightechstrategie ist die Optimierung des Gebäudes in Hinblick auf passive Maßnahmen oder Lowtechlösungen. Allein durch die intelligente Konzeption von Volumen, Fassade und Baukonstruktion lassen sich die Gebäude an den meisten Standorten und über den größten Teil des Jahres mit einem geringeren Aufwand an Technik und Energieverbrauch betreiben. Diese Lowtechstrategien haben eine ganze Reihe von Vorteilen: Die Nutzung der Umweltenergien am Standort ist kostenfrei und zukunftssicher. Technische Störungen sind nie ganz auszuschließen, kommen aber seltener vor. Jede technische Anlage mit beweglichen Teilen und elektronischen Schaltkreisen ist zwangsläufig störanfälliger als eine Wand oder ein Fenster. Ungewollte interne und externe Folgen sind bei Lowtechlösungen aufgrund der geringeren Komplexität der Systeme wesentlich unwahrscheinlicher. Wir wollen uns nicht für eine Rückkehr zu den niedrigen Standards der Vergangenheit einsetzen. Ein vollstän-
diger Verzicht auf Technik führt entweder zu unzureichenden Komfortbedingungen in den Gebäuden oder dazu, dass der Aufwand für die Baukonstruktion sinnlos wächst. Ein Gebäude ganz ohne Wärmeversorgung an Standorten mit kalten Wintern ist nicht denkbar, wenn gesunde Innentemperaturen gehalten werden sollen. Technik sollte aber beim Bauen nicht die erste Lösung sein, sondern eher das letzte Mittel, das zum Einsatz kommt, wenn die Lowtech- und die architektonischen Mittel ausgeschöpft sind. Diese Priorisierung wird auch durch eine Betrachtung der Systeme im Lebenszyklus gestützt. Die technischen Systeme sind meist kurzlebiger als die Bausubstanz. Der Betrieb eines Gebäudes lässt sich nach Hegger/Fuchs/ Stark/Zeumer unter energetischen Gesichtspunkten in fünf Themen gliedern. Dabei sind die passiven Lowtechmaßnahmen in der ersten Spalte aufgelistet und die aktiven Hightechmaßnahmen rechts daneben: ENERGIETHEMEN
ENERGIEBEDARF REDUZIEREN LOWTECH
ENERGIEVERSORGUNG OPTIMIEREN HIGHTECH
Wärme
Wärme erhalten
Wärme effizient gewinnen
Kälte
Überhitzung vermeiden
Wärme effizient abführen
Luft
Natürlich belüften
Effizient maschinell lüften
Licht
Tageslicht nutzen
Kunstlicht optimieren
Strom
Strom effizient nutzen
Strom dezentral gewinnen
06 Die zehn Bausteine des energieoptimierten Bauens nach Energiethemen
Weder der eine noch der andere Ansatz allein kann als Allheilmittel eingesetzt werden. Wichtig ist immer die sorgfältige Analyse von Kontext und Anforderungen, aus der die Auswahl der Mittel folgt. Es gibt Bauaufgaben, für die ein hochtechnologischer Ansatz aufgrund extremer Anforderungen sinnvoll ist. Genauso gibt es aber Bauaufgaben, bei denen nur ein Lowtechansatz möglich und erfolgversprechend ist. Notwendige Fragestellungen sind: Welche Technik ist notwendig und zweckmäßig? Welche Technik lässt sich dauerhaft problemlos einsetzen? Für die meisten Bauaufgaben lautet die Antwort: eine sinnvolle Kombination aus Hightech- und Lowtechelementen und Konzepte, bei denen die Technik das Gebäude sinnvoll ergänzt und unterstützt. Ansätze wie Passivhäuser und Nullenergiehäuser sind nur mit einer Kombination aus einer hochleistungsfähigen Baukonstruktion mit einer hocheffizienten Gebäudetechnik denkbar. Wichtig ist auch hier das Verständnis des Gebäudes als System, bei dem sich die einzelnen Bestandteile ergänzen und befördern. Eine solche integrale Planung kann in einem interdisziplinären Team erfolgreich umgesetzt werden. Sie setzt voraus, dass sich die Architekten intensiver als bisher mit
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5 ARCHITEKTUR ALS PROZESS
ARCHITEKTUR ALS PROZESS
Gebäude werden in erster Linie räumlich wahrgenommen und entwickelt, ihre zeitliche Dimension rückt oftmals in den Hintergrund. Sie werden als statische Gebilde (Immobilie) gedacht und existieren in diesem eingefrorenen Idealzustand nur in der Vorstellung der Planer. Tatsächlich ist das Gebaute jedoch Veränderungen in verschiedenen zeitlichen Maßstäben unterworfen, es ist weniger ein Zustand als vielmehr ein Prozess. Diese Betrachtung umfasst nicht nur den Entwurfs-, Planungs- oder Bauprozess. Auch während des weiteren Lebenszyklus ist Architektur steten Veränderungen unterworfen – durch Alterung und Benutzung ebenso wie durch Anbau, Umbau oder Rückbau.
Architektur ist ein dynamischer Prozess und als solcher nicht unbeweglich und statisch. Gebäude streben von einem Zustand höherer Ordnung in einen Zustand größtmöglicher Unordnung, größtmöglicher Entropie.1 Je höher die Entropie ist, desto ungleichmäßiger und zufälliger ist etwas verteilt. Dieser Prozess vollzieht sich sowohl auf materieller wie auch auf energetischer Ebene. Objekte verwittern und verfallen, bis irgendwann wieder ein ausgeglichener Zustand mit dem umgebenden System erreicht ist. Dieser Prozess kann nur durch kontinuierlichen Energie- und Materialeinsatz aufgehalten oder verlangsamt werden, durch Maßnahmen zur Instandhaltung, Instandsetzung und Sanierung – oder indem die verwendeten Materialien unter Zufuhr von externer Energie in einen neuen Zustand höherer Ordnung überführt werden. Neben der rein baulich-physikalischen Dimension, die den Gesetzen der Physik unterworfen ist, hat Architektur darüber hinaus auch eine ideelle, kulturelle und soziale Dimension, die anderen Gesetzmäßigkeiten folgt. Auch wenn die Materie, aus der Gebäude erbaut wurden, verfällt und einer höheren Entropie entgegenstrebt, vermag die Idee zu überdauern. Die Steine, aus denen die griechischen Tempel erbaut wurden, verfallen, die Idee des Tempels hingegen bleibt bestehen und ist sogar
in der Lage zu wachsen, wenn sie sich weiterentwickelt oder transformiert wird. So ist die Idee des griechischen Tempels in den humanistischen Idealen der Renaissance wiederauferstanden ebenso wie in dem aufklärerischen Gedankengut des Klassizismus. Architektur kann sich auch noch auf andere Art und Weise dem Ordnungsverlust entziehen: Indem sie den Beurteilungs- und Betrachtungsrahmen um den Aspekt der Nutzung und ihrer Nutzer erweitert; indem Veränderungen nicht per se als Verlust von Ordnung definiert werden, sondern als fester Bestandteil des Prozesses anerkannt werden; indem die dem System von außen zugeführte Energie genutzt wird, um eine höhere und komplexere Ordnung zu erreichen. Dieser Paradigmenwechsel setzt jedoch voraus, dass Architektur nicht als deterministischer Prozess gesehen wird, der mit der fotografischen Dokumentation des noch jungfräulichen und menschenleeren Gebäudes endet. Nur wenn die entwickelte Architektur in der Lage ist, die existierenden Kräfte mit einzubeziehen und zu nutzen, kann sie sich dauerhaft einem unausweichlichen und schleichenden Zerfall entziehen.
Nur wenn Architektur nicht unabhängig von dem Gebauten ist, sondern vielmehr erst durch das Gebaute existiert, hat sie die Fähigkeit, diese transformatorische Kraft für sich zu nutzen. Voraussetzung für diese Denkweise ist die Bereitschaft, den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes mitzudenken – ihn nicht nur auf materieller Ebene, in Form von Energieund Stoffströmen zu betrachten, sondern ebenso auf seiner emotionalen, funktionalen und sozialen Ebene. Funktional und sozial bedeutet dabei, dass Architektur spezifische Bedürfnisse zu erfüllen hat. Sie muss zielgruppenorientiert, benutzbar und an sich verändernde Bedürfnisse anpassbar sein und Raum lassen für Interpretation und Aneignung, vorhersehbare und nicht
5 ARCHITEKTUR ALS PROZESS
100
100
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80 Beeinflussbarkeit der Kosten 60
60
KostenVerlauf
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Abbruch
Nutzung
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Ausschreibung
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Projektplanung
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01 Beeinflussbarkeit der Gesamtkosten im Verlauf des Planungsprozesses
Gesamtkosten [%]
Um ausreichend Zeit und Kapazitäten für detaillierte Variantenabklärungen, Studien und Simulationen während der Vorplanungs- und Planungsphase zur Verfügung zu haben, ist es notwendig, die Gewichtung der einzelnen Planungsphasen an die sich ändernden Realitäten anzupassen. In einigen Pilotprojekten, wie beispielsweise bei der Planung der CO2-neutralen Stadt Masdar City in
Bedarfsplanung
Integrativ planen Um Ziele und Anforderungen eines Projekts definieren zu können, um alle relevanten Aspekte erfassen und die Wechselwirkungen zwischen ihnen abschätzen zu können, bedarf es unterschiedlicher Wahrnehmungen und Sichtweisen aller am Prozess Beteiligten. Die Herausforderung bei der Steuerung des Entwurfs- und Planungsprozesses besteht darin, die aus den unterschiedlichen Wahrnehmungen resultierenden verschiedenen Blickwinkel zusammenzubringen und in eine ganzheitliche Sichtweise des Problems zu überführen. Erst wenn alle Beteiligten sich der Ziele bewusst sind, kann ein effizienter und zielführender Prozess in Gang gesetzt werden. Aus diesem Grund ist die frühzeitige Einbeziehung der Beteiligten, das konsequente und stetige Hinweisen auf Zusammenhänge und Abhängigkeiten entscheidend für die Entwicklung ganzheitlicher Projekte. Durch unsere gesellschaftlichen und kulturellen Prägungen und die in Schulen und Universitäten antrainierten Verhaltensmuster favorisieren wir jedoch eher eine objektbezogene Wahrnehmung. Das sichtbare, die Sachen, die Dinge (sind) leicht zu erkennen, während die Zusammenhänge und Vernetzungen oft auf den ersten Blick und in unserer Wahrnehmung unsichtbar erscheinen. Konsequenterweise fördert unsere Gesellschaft Eindimensionalität und Spezialisierung, indem sie im Allgemeinen zu größerer Anerkennung führt – so formuliert es Frederic Vester.2 In den heutigen Planungsteams mit vielen Beteiligten übernimmt der Architekt eine andere Rolle als bisher.
Die heute in den meisten Honorarordnungen (AIA, RIBA, HOAI, SIA usw.) übliche Verteilung des Zeit- und Arbeitsaufwands auf die einzelnen Planungsphasen verhindert eine frühzeitige und umfassende Analyse alternativer Planungsvarianten, da ein Großteil der Leistungen erst für einen späteren Zeitpunkt in der Planung vorgesehen ist, wenn die grundlegenden Entscheidungen bereits getroffen wurden. Mit fortschreitendem Planungsverlauf sinken die Einflussmöglichkeiten auf das Ergebnis jedoch überproportional.
Erstellung
5.1 GANZHEITLICH PLANEN
Das tradierte Bild sieht ihn in der Rolle des Kapitäns, der – sein Ziel fest vor Augen – mithilfe seiner Autorität die Kontrolle über den Planungs- und Bauablauf behält. In den heutigen komplexeren Abläufen wird es immer schwerer, die Kontrolle zu behalten. Um Autoritätsverlust zu vermeiden, werden daher häufig Entscheidungen ohne geeignete Überprüfung oder wider besseres Wissen getroffen. Zielkonflikte und Probleme werden negiert anstatt gelöst. Komplexe Planungsprozesse können nicht beherrscht und kontrolliert werden. Sie verlangen nach dem Wissen und den Fähigkeiten eines Steuermanns, der die Planung und sein Team lenkt, statt zu bestimmen. Der Unterschied zwischen dem Führungsstil des Steuermanns und dem des Kapitäns besteht darin, dass Ersterer den Entwurfs- und Planungsprozess ergebnisoffen und ergänzungsfähig ablaufen lässt. Zu jedem Zeitpunkt wird die Bereitschaft beibehalten, Entscheidungen zu hinterfragen und, wenn nötig, die Richtung anzupassen oder zu korrigieren. Nicht der Weg wird definiert, sondern das Ziel.
Grad der Beeinflussung der Erst- und Folgekosten [%]
vorhersehbare Veränderungen. Emotional bedeutet hingegen, dass Architektur relevant sein muss, dass sie Identität stiftet und berührt, dass ihre Struktur dauerhaft und stark genug ist, um Veränderungen zu ertragen, und dass ihre Qualitäten größer sind als der ökonomische Druck. Um in der Komplexität dieser Denkweise nicht unterzugehen, sind andere als die erlernten linearen Entwurfsund Planungsmuster nötig. Nicht die geniale Idee des Künstlerarchitekten steht am Anfang des Prozesses. Die Entwicklung des Projekts findet nicht in splendid isolation unter Ausschluss der Beteiligten und Betroffenen statt. Am Anfang des Prozesses steht eine detaillierte Analyse der Ziele und Anforderungen, der Bedürfnisse und Rahmenbedingungen unter Einbeziehung aller Share- und Stakeholder, die Auseinandersetzung mit dem räumlichen und gesellschaftlichen Kontext und die Formulierung und Priorisierung von gemeinsamen Zielen. Auf jeder Iterationsstufe der Planung wird überprüft, hinterfragt und mit den wichtigsten Parametern und Akteuren rückgekoppelt. Der Erfolg des Prozesses hängt entscheidend von der Transparenz und Nachvollziehbarkeit der gewählten Methodik ab. Das Handeln der Planenden wird gesteuert, indem die Ergebnisse der einzelnen Schritte fortwährend vermittelt werden. Systemische Denk- und Entwurfsmethoden bedingen sowohl die Einbeziehung aller systemrelevanten Parameter als auch die der Variablen Zeit.
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6 NACHHALTIGKEIT BEWERTEN
Nachhaltigkeit bewerten versus Nachhaltiges Entwerfen Bewertungssysteme und Methoden können auf allen Ebenen des Entwurfs- und Planungsprozesses angewendet werden. Wie in Kapitel 5 geschildert, stellt eine iterative und rekursive Vorgehensweise eines der Grundprinzipien einer ganzheitlichen Entwurfsmethodik dar. Eine wiederholte Überprüfung der Ergebnisse in Bezug auf Ziele und Anforderungen erfordert leistungsfähige und praxisorientierte Instrumente, die belastbare Aussagen bei der Bewertung von Varianten und Alternativen in frühen Projektphasen liefern. Entwurfs- und Bewertungsmethoden sind hierbei eng miteinander verknüpft. Ein zielorientiertes Handeln ist ohne geeignete Instrumente zur Qualifizierung und Bewertung nicht möglich. Doch auch hier gilt die Aussage, dass die neuen Bewertungsmethoden vor allem ergänzenden Charakter haben. Sie dienen als Hilfestellung und können bei zentralen Entscheidungsfindungen nach Bedarf neben den üblichen Strategien eingesetzt werden.
bereits im Rahmen der Vorentwurfsplanung eingesetzt werden, um eine höhere Planungssicherheit zu ermöglichen. Das DGNB-System ist zurzeit nur für Büro- und Verwaltungsbauten einsetzbar (die Anwendung auf weitere Nutzungen befindet sich in der Entwicklungs- oder Prototypenphase), während LEED und BREEAM bereits eine große Vielfalt von Typologien abdecken. Allen drei Systemen gemein ist jedoch der mit der Bewertung verbundene hohe finanzielle und zeitliche Mehraufwand, der einen Einsatz bei kleineren Projekten (noch) nicht sinnvoll erscheinen lässt.
Die Auswahl des für den Einsatz im Entwurfs- und Planungsprozess am besten geeigneten Systems ist von verschiedenen Parametern wie der Nutzungstypologie, der Größe des Objekts, der Planungsphase und den gesetzlichen Rahmenbedingungen abhängig. Da es sich bei dem Feld der Nachhaltigkeitsbewertung um eine noch recht junge Disziplin handelt, gibt es bisher nur sehr wenige Systeme, die sich für eine größere Bandbreite von Nutzungstypologien oder in verschiedenen Ländern anwenden lassen. Am weitesten entwickelt sind hier sicherlich die beiden bereits etablierten und weitverbreiteten Systeme LEED und BREEAM, die inzwischen in über 60 Ländern zur Anwendung kommen. Beide Systeme können, genau wie das deutsche System DGNB,
Das von der TU Darmstadt entwickelte und für dieses Buch adaptierte Wohnwertbarometer7 eignet sich insbesondere für den Einsatz in der Bestandssanierung. Im Rahmen der Lehr- und Forschungstätigkeit wurde das System bereits mehrfach zur Potenzialanalyse bei Bestandsbauten eingesetzt. Durch die Bewertung des zu sanierenden Gebäudes können frühzeitig Potenziale und Schwächen herausgearbeitet sowie mögliche Strategien und Zielwerte definiert werden, deren Erreichung zu einem späteren Zeitpunkt der Planung überprüft werden kann. Aufgrund der einfachen Handhabbarkeit und des verhältnismäßig geringen Zeitaufwands kann es auch bei Neubauten zur Beurteilung von Varianten eingesetzt werden.
Zudem sind die Systeme nicht für den Einsatz in einer frühen Analyse- oder Entwurfsphase geeignet. Das Pearl Building Rating System (PBRS) von ESTIDAMA (VAE)6 erlaubt eine einfachere und praxisnahe planungsbegleitende Bewertung durch alle Phasen, ist insgesamt aber auch ein System, das vor allem für größere Projekte interessant ist.
DGNB/BNB LEED CA
BREEAM TQ HQE
LEED
CASBEE MINERGIE-ECO LEED VAE
EEWH
SICES ESTIDAMA
LEED IN
LEED BR Green Star
Green Star NZ
01 Verbreitung internationaler Nachhaltigkeitsbewertungssysteme (Auswahl)
6 NACHHALTIGKEIT BEWERTEN
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02 Potenzialanalyse mit dem Wohnwertbarometer: Analyse des Ist-Zustands (braun) und Definition der anzustrebenden Zielwerte (blau)
Das im Rahmen des Forschungsprojekts „Haus der Zukunft“8 an der HTA Luzern entwickelte Planungswerkzeug kann bereits bei der Zieldefinition eingesetzt werden und dient auch als Hilfsmittel, um mögliche Potenziale und Abhängigkeiten beim Entwerfen zu erkennen und gegenüber den Bauherren und dem Planungsteam transparent darstellen zu können. Auch hier ist es sinnvoll, wichtige Entwurfs- und Planungsentscheidungen im weiteren Verlauf immer wieder mit Analyseergebnissen dieses Planungswerkzeugs abzustimmen. In den kommenden Jahren sind bei der Weiterentwicklung von Nachhaltigkeitsbewertungssystemen große Fortschritte zu erwarten, da dann auf mehr Erfahrungswerte zurückgegriffen werden kann. Zudem werden Planungsinstrumente eine größere Rolle spielen, weil sie den Architekten und Planern einfachere und besser handhabbare Werkzeuge zur Verfügung stellen. Mittelfristig wird es jedoch zwingend notwendig sein, die existierenden Wissenslücken gerade bei Architekten zu schließen. Die Externalisierung der Nachhaltigkeitsberatung und -bewertung wird auch in Zukunft für größere Bauvorhaben ein gangbarer Weg sein, um die Unabhängigkeit der Beratung sicherstellen zu können. Doch auch hier ist für die beteiligten Planer ein umfangreiches Grundlagenwissen über nachhaltiges Bauen von Bedeutung, damit Konzepte auf Augenhöhe mit Auditoren und Beratern diskutiert und weiterentwickelt werden können. Für Projekte kleinerer und mittlerer Größe wird es darüber hinaus unabdingbar sein, dass die beteiligten Planer selbst über das notwendige Wissen verfügen, um nachhaltige Gebäude zu planen. Nur so kann eine ganzheitliche Architektur- und Planungskultur entstehen und sich langfristig etablieren.
6.2 STRATEGIEN UND METHODEN DER NACHHALTIGKEITSBEWERTUNG Die existierenden Systeme zur Nachhaltigkeitsbewertung verfolgen unterschiedliche Ansätze und Strategien. Die Wahl der geeigneten Methodik steht in engem Zusammenhang mit dem Einsatzbereich und der Zielgruppe. Bewertungssysteme – Einsatzbereich und Zielgruppe Instrumente für Stadt- und Raumplanung Instrumente für die Stadt- und Raumplanung haben zum Ziel, einen regional oder national vergleichbar hohen Standard im Planungs- und Entwicklungsprozess von zumeist größeren Bau- und Siedlungsentwicklungsprojekten sicherzustellen. Sie werden in der Regel in Planungs- und Wettbewerbsverfahren eingesetzt und sollen eine Entscheidungsgrundlage für politische Gremien oder Wettbewerbsjurys liefern. Aufgrund der vergleichsweise geringeren Daten- und Informationsmenge im Entwurfsstadium existiert meist eine umfassende Auswahl an Kriterien, die dann anhand weniger quantitativer und qualitativer Parameter überprüft werden. Beispiele für diese Art von Bewertungsinstrumenten sind zum Beispiel das Schweizer System Albatros9 oder das von der Stadt Linz entwickelte LES!10. Bewertungssysteme für Investoren und Nutzer Bei Bewertungssystemen für Investoren und Nutzer ist eine transparente Darstellung der Ergebnisse von zertifizierten Gebäuden in Form verschiedener Labels (z.B. beim bereits genannten LEED: Silber, Gold, Platin) von großer Bedeutung, um eine nutzergerechte und werbewirksame Vermarktung des erreichten Standards zu ermöglichen. Diese Systeme kommen überwiegend zur Bewertung von fertiggestellten Gebäuden zum Einsatz,
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02 Vertikales Wohnen, 3. OG
NACHVERDICHTUNG VON BAULÜCKEN Die aktuelle Diskussion um nachhaltiges Bauen konzentriert sich auf die Optimierung der Gebäude. Die Wahl des Standorts wirkt sich jedoch entscheidend auf die Nachhaltigkeit einer Maßnahme aus. Im Sinn der Nachhaltigkeit bietet eine Nachverdichtung innerhalb des Innenstadtgebiets eine Vielzahl von Vorteilen. Der Flächenverbrauch wird gesenkt, die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur intensiviert und das soziale Gefüge in der Stadt weiterentwickelt. Auch kann die Nutzung der Baulücken als Stadtreparatur verstanden werden und das Stadtbild aufwerten. Im Fall des Minihauses stand über einen Zeitraum von 40 Jahren eine unverputzte Backsteinwand an einer prominenten innerstädtischen Straße. Diese Fehlstelle in der Stadt, die aus der Kollision der Verkehrsplanung nach dem Zweiten Weltkrieg mit der gründerzeitlichen Blockstruktur entstand, wurde durch das Minihaus in einen Ort mit hohem Wiedererkennungswert verwandelt. Zur Erschließung dieser engen innerstädtischen Nischen und Restflächen ist die Entwicklung neuer Bautypologien und Baukonstruktionen nötig, weil sie durch konventionelle Bauformen nicht nutzbar sind. Im Vergleich besitzen suburbane Standorte, an denen noch immer der Großteil des neuen Wohnraums ge-
schaffen wird, eine schwach entwickelte soziale und kulturelle Infrastruktur und ein geringes Angebot an Arbeitsplätzen. Die Dinge des täglichen Bedarfs finden sich häufig nicht in der direkten Umgebung. Deswegen erzeugen diese Standorte einen erhöhten Mobilitätsaufwand für die Bewohner, die gezwungen sind, den motorisierten Verkehr in Anspruch zu nehmen. Die Zersiedelung der Landschaft führt zur Zerstörung von wichtigen ökologischen Ausgleichsflächen, wertvollen Naturräumen, Agrar- oder Forstflächen. Um das Ausmaß dieses Flächenverbrauchs richtig zu beurteilen, sind neben den mit Gebäuden überbauten Flächen auch die Straßen und sonstige Infrastrukturen einzubeziehen. Im Forschungsprojekt Minimum Impact House wurden innerstädtische Restgrundstücke auf ihre Eignung für die Bebauung mit nachhaltigen Wohngebäuden untersucht. Hierzu wurden Baulücken im Innenstadtgebiet von Frankfurt am Main systemisch gesammelt, bewertet und die potenziell auf den Baulücken zu realisierende Wohnfläche abgeschätzt. Dabei wurde ermittelt, dass im dicht bebauten Innenstadtgebiet Frankfurts durch Nachverdichtung und Aufstockung rund ein Drittel des Wohnflächenbedarfs der Stadt in den nächsten zehn Jahren gedeckt werden kann.1
7.2 MINIMUM IMPACT HOUSE
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Standortqualität und Versorgung Ortszentrum Regionalzentrum Kindergärten und Grundschulen Weiterführende Schulen Hochschulen und Erwachsenenbildung Einrichtungen sozialer Dienste Krankenhäuser und Ärztezentren Ärzte und Apotheken Spielplätze und Spielflächen Parkanlagen und Freiflächen Naherholungsflächen Angebot ÖPNV Alternative Verkehrskonzepte Anbindung Pkw Fuß- und Fahrradwegerschließung
03 Vertikales Wohnen, 2. OG
Prozessqualität Systemische Planung und Nutzerbeteiligung Bewertung im Planungsprozess Personalisierung
04 Der Dachgarten des Minihauses
Flexibilität und Durchmischung Nutzungsmischung
EINFAMILIENHAUS IN DER STADT Das als Prototyp für solche Nachverdichtungen entwickelte Minihaus vereint das von vielen Bürgern angestrebte Ideal des Einfamilienhauses im Wohneigentum mit einer zentralen Innenstadtlage. Durch konventionellen Geschosswohnungsbau sind solche Restflächen nicht nutzbar. Beim Minihaus wurde auf einer überbautenFläche von 29 m² eine Nutzf läche von 150 m² erzielt. Aufgrund der geringen Grundfläche entwickelt das Minihaus seine Qualitäten durch die vertikale Staffelung der Räume. Was im Geschosswohnungsbau in der Ebene angeordnet ist, ist im Minihaus in die Höhe entwickelt. Dabei entstehen immer wieder vertikale Raumbezüge zwischen den Geschossen und ein sich verändernder Blick auf die Stadt, der von Geschoss zu Geschoss neue Perspektiven eröffnet. Mit dieser Bauweise ist das Minihaus besonders flächeneffizient: Die Außenräume und Blickbeziehungen werden visuell mitbewohnt und wirken großzügig, ohne groß zu sein. Die Flächeneffizienz ist im Minihaus nicht nur eine messbare Größe, sondern ein räumliches Erlebnis. Das Fehlen eines erdgeschossigen Gartens wird durch eine Dachterrasse kompensiert. Das vertikale Wohnen hat aber auch Nachteile: Die Wohnform ist nicht für alle geeignet. Die vielen Treppen stellen für Ältere und Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit ein Hindernis dar. Auch im Alltag werden die vertikalen Wege als beschwerlicher empfunden als horizontale Verbindungen. Die Dachterrasse stellt zudem keinen gleichwertigen Ersatz für einen Garten dar. Sie bietet zwar spannende Ausblicke auf die Stadt, ersetzt aber nicht den von vielen Familien mit jüngeren Kindern oftmals gesuchten sicheren und geschützten Außenraum.
Räumliche Flexibilität Wohnung
Behaglichkeit Natürliche Belichtung Wohnung
Ressourcenbedarf Gebäude Flächeneffizienz Bebauung und Gebäude Revitalisierung und Flächenumnutzung
Primärenergiebedarf Mobilität
Kosten im Lebenszyklus Mobilitätskosten Bau- und Grundstückskosten
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7.4 QUINTA MONROY
23 Wohnhof 2004
24 Wohnhof 2010
7.4 QUINTA MONROY
Zukunft zu machen, bleibt. Die Umsetzung hingegen ändert sich bei jeder neuen Siedlung in Abhängigkeit von den ökonomischen und klimatischen Rahmenbedingungen. In Iquique, mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von durchschnittlich 3 mm und ganzjährig milden Temperaturen, müssen die Dächer – im Gegensatz zu den Häusern im subtropischen Klima von Monterrey in Mexiko – nicht vor Regen schützen. Bisher haben nur zwei Familien in der Quinta Monroy ihre Häuser verkauft. Die Verkaufspreise, die sie erzielen konnten, liegen zwischen 30 000 und 40 000 US-Dollar. Das bedeutet eine Steigerung der Anfangsinvestition um bis zu 300 Prozent, selbst wenn der Eigenbauanteil mit einbezogen wird. Ob diese Wertsteigerung ausreicht, um einen nächsten Schritt heraus aus der Armut zu machen, lässt sich nur schwer beantworten. Eine spürbare Verbesserung der Lebensumstände für die betroffenen Familien hingegen ist unbestreitbar. Die in den nächsten 20 Jahren budgetierten Ausgaben für sozialen Wohnungsbau in Chile liegen bei schätzungsweise zehn Milliarden US-Dollar. Wenn das Konzept der Quinta Monroy auf alle zukünftigen Planungen angewandt würde, verbesserte das nicht nur die Lebenssituation von fast einer Million Menschen, sondern diese Investition wäre sicherlich auch eine der sozial verträglichsten und nachhaltigsten Optionen für ein Land, das in Bezug auf Einkommensungleichheit zur Weltspitze gehört.8 Es ist nur schwer vorstellbar, dass diese Möglichkeiten die eigene Arbeit als Architekt nicht zu beflügeln vermögen.
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ENERGETISCHE KENNWERTE Kein fest installiertes Heizsystem Kein fest installiertes Heizsystem
BAUTEILAUFBAUTEN GEBÄUDEHÜLLE Tragstruktur:
HEIZUNG UND LÜFTUNG
Zugänglichkeit Öffentliche Nutzbarkeit und Durchwegung Integration von Verkehr und Wegen Parkkapazität und Erreichbarkeit Qualität des ruhenden Verkehrs Barrierefreiheit und altersgerechte Ausstattung Prozessqualität Systemische Planung und Nutzerbeteiligung Bewertung im Planungsprozess Selbstverwaltung Personalisierung Angemessenheit und Bautradition Nutzeransprache
Flexibilität und Durchmischung Wohnungsangebot Nutzungsmischung Umnutzungsfähigkeit Räumliche Flexibilität Wohnung Räumliche Flexibilität Haus Möblierbarkeit
Kein fest installiertes Heizsystem
WARMWASSER Dezentrale elektrische Warmwasserversorgung
Absolutes Min °C Absolutes Max °C
Temperaturen Iquique, Chile
Minimum °C Maximum °C
40 35 30 25 20 15 10 5 0
Behaglichkeit Natürliche Belichtung Wohnung %HOLFKWXQJ (UVFKOLHćXQJVĠÃFKHQ Thermischer Komfort Sommer Thermischer Komfort Winter Interner Schallschutz und akustische Zonierung Schallschutzanforderungen von außen Gesunde Materialien Kontrollierte Frischluftzufuhr Sicherheit Außenraum Sicherheit Gebäude Ressourcenbedarf Gebäude Ausnutzung )OÃFKHQHIğ]LHQ] %HEDXXQJ XQG *HEÃXGH Revitalisierung und Flächenumnutzung Nachhaltiger Umgang mit Baumaterial Dauerhaftigkeit und Rückbaubarkeit Primärenergiebedarf Mobilität Energiebedarf Raumtemperierung Energiebedarf Elektrizität Anteil erneuerbarer Energien Herstellen von Wasserkreisläufen Minderung des Wasserverbrauchs Gesamtauswirkungen Gebäude Risiko für lokale Umwelt – Technik Risiko für lokale Umwelt – Baustoffe Mülltrennung und Kompostierung Primärenergieinhalt Konstruktion
-5 -10 -15 -20 -25 -30
Standortqualität und Versorgung Ortszentrum Regionalzentrum Kindergärten und Grundschulen Weiterführende Schulen Hochschulen und Erwachsenenbildung Einrichtungen sozialer Dienste Krankenhäuser und Ärztezentren Ärzte und Apotheken 6SLHOSOÃW]H XQG 6SLHOĠÃFKHQ 3DUNDQODJHQ XQG )UHLĠÃFKHQ 1DKHUKROXQJVĠÃFKHQ Angebot ÖPNV Alternative Verkehrskonzepte Anbindung Pkw Fuß- und Fahrradwegerschließung
Funktionale Qualität Anschlüsse für Medien Ausstattungs- und Bedienungsqualität TGA Ausstattungsqualität Sanitärräume Private Abstellräume 6WHOOĠÃFKHQ *HPHLQVFKDIWOLFKH $EVWHOOĠÃFKHQ
Ungedämmte Stahlbetonschotten und Decken, Betonsteinwände Holzplatten-Werkstoffe Keine Anforderungen
Selbstbaufassaden: Fenster (Uw):
BEWERTUNGSSTUFEN
Räumliche und gestalterische Qualität Städtebauliche und landschaftliche Integration Gemeinschaftseinrichtungen Gemeinschaftliche Freibereiche Abgestufte Öffentlichkeitsgrade Gestaltung Zugangsbereich Haus Zonierung innerhalb der Wohnung Schutz der Privatsphäre Blickbezüge in den Außenraum Privater Freiraum Verknüpfung Wohn- und Freibereich Eingangs- und Erschließungsbereich Wohnung
ZIELWERT
Q h: Q p:
THEMA
Jan
Feb
Mär
Apr
25 Klimadaten Iquique, Chile
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Kosten im Lebenszyklus Externe Kosten Mobilitätskosten Bau- und Grundstückskosten Unterhalts- und Instandhaltungskosten Energiekosten
143
BEWERTUNG 1
2
3
4
5
148
7.5 BIOHOTEL IM APFELGARTEN
04 Blick in ein Hotelzimmer
werden, die von Familien genutzt werden kann. Im Erdgeschoss ist ein Zimmer rollstuhlgerecht ausgeführt. Die Zimmer im oberen Geschoss des Neubaus sind jedoch nur über die Treppe zugänglich, weswegen das Gebäude nur zur Hälfte barrierefrei erschlossen ist. Bei der Buchung kann aber auf individuelle Wünsche reagiert werden. Die Erschließung von Frühstücksraum und Rezeption wurde nicht barrierefrei nachgerüstet.
7.5 BIOHOTEL IM APFELGARTEN
05 Fassade zum Apfelgarten
06 Kapillarmaterial im Scheibenzwischenraum der Fassade
BAUKONSTRUKTION UND MATERIALITÄT Das ganzheitliche Konzept zeigt sich am deutlichsten in der Baukonstruktion des Biohotels. Das Gebäude wurde weitgehend aus nachwachsenden Rohstoffen konstruiert. Die zugrunde liegende Idee besteht darin, dass die durch die Herstellung des Gebäudes entstandenen Treibhausgas-Emissionen durch das in den Holzbauteilen gebundene Treibhausgas kompensiert werden. Es wurde jedoch kein rechnerischer Nachweis geführt. Das Gebäude ist raumweise aus Boxen zusammengesetzt, die einzeln aus massiven Wand- und Deckenelementen aus Vollholz gebaut wurden. Durch die eigenständige Konstruktion der Boxen werden Wand und Decken zweischalig konstruiert, um einen besseren Schallschutz zu erreichen. Dennoch genügt dies nicht, weil Geräusche und Stimmen durch die Trennwände übertragen werden. Die Wände der Boxen bestehen aus Schalen, die aus 96 mm Lagenholz, zwischen das eine Holzweichfaserplatte mit 30 mm Stärke verleimt wurde, hergestellt wurden. Die Decken sind aus 124 mm starken Kreuzlagen-Massivholz-Elementen gefertigt, auf die eine Trittschalldämmung und 60 mm Heiz estrich aufgebracht wurden. Die Bauteile aus Holz wurden weder im Innen- noch im Außenbereich beschichtet. Vielmehr wurde die Baukonstruktion so entworfen, dass die Bauteile konstruktiv – durch allseitige Belüftung und Dachüberstände – gegen die Witterung geschützt werden. So wird zum einen gewährleistet, dass die Bauteile am Ende des Lebenszyklus energetisch oder anderweitig nachgenutzt werden können. Darüber hinaus werden in den Innenräumen keine Lösungsmittel emittiert, die schädlich für Umwelt und Gesundheit sein könnten. Für die direkt bewitterte Fassade am Laubengang wurde widerstandsfähigeres Lärchenholz eingesetzt. Die Fußböden bestehen aus Eichenholz,
weil es härter und beständiger gegen Abnutzung ist. Neben Vollholz kommt ein Recyclingkunststoff aus PET-Flaschen für die Schiebetüren im Bad zum Einsatz. Die Holztafeln bleiben an Wand und Decken nach innen sichtbar. Dadurch entsteht eine ganz besondere Atmosphäre in den Räumen, die nicht nur durch die Optik geprägt ist, sondern vor allem durch den intensiven, aber sehr angenehmen Geruch, den die Holzoberflächen freisetzen. Gleichzeitig wurde auf Beschichtungen und Farben verzichtet. In den Räumen entstehen deshalb keine Ausdünstungen von Chemikalien, und es herrscht ein natürliches Raumklima.
g Räumliche Flexibilität Haus Möblierbarkeit Behaglichkeit Natürliche Belichtung Wohnung Thermischer Komfort Sommer Thermischer Komfort Winter
Gesunde Materialien
Ressourcenbedarf Gebäude
Nachhaltiger Umgang mit Baumaterial Dauerhaftigkeit und Rückbaubarkeit Energiebedarf Raumtemperierung
Gesamtauswirkungen Gebäude Risiko für lokale Umwelt – Baustoffe Primärenergieinhalt Konstruktion
07 Konstruktionsschema: Einzelne Boxen werden addiert.
149
176
7.7 TOWNHOUSE IN LANDSKRONA
13 Spannungsvoller Dialog
7.7 TOWNHOUSE IN LANDSKRONA
Das Townhouse ist auf die Wünsche und Bedürfnisse seiner Nutzer maßgeschneidert. Je genauer jedoch ein Gebäude an spezifische Ansprüche angepasst ist, desto weniger entspricht es allgemeinen Anforderungen. Würde es anderen Nutzern übergeben, so müssten sich diese vermutlich an das Gebäude gewöhnen, weil es nur schwer an veränderte Bedürfnisse, wie etwa den Wunsch nach abgeschlossenen Schlafräumen, anzupassen ist. Der Maßanzug passt seinem Träger wie angegossen. Ebenso gut wird er aber nur bei einem Menschen mit sehr ähnlichen Körpermaßen sitzen. Die Nachhaltigkeit dieses Ansatzes ist in dem Dialog des Gebäudes mit dem Kontext zu sehen: die sensible städtebauliche Setzung und die erhoffte Katalysatorwirkung für Landskrona. Dies zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur auf das Thema Energieeffizienz und Ökologie reduziert werden kann. Ein nachhaltiges Gebäude entsteht auch durch einen aktiven Dialog mit dem Kontext und den Nutzern.
BEWERTUNGSSTUFEN Standortqualität und Versorgung Ortszentrum Regionalzentrum Kindergärten und Grundschulen Weiterführende Schulen Hochschulen und Erwachsenenbildung Einrichtungen sozialer Dienste Krankenhäuser und Ärztezentren Ärzte und Apotheken 6SLHOSOÃW]H XQG 6SLHOĠÃFKHQ 3DUNDQODJHQ XQG )UHLĠÃFKHQ 1DKHUKROXQJVĠÃFKHQ Angebot ÖPNV Alternative Verkehrskonzepte Anbindung Pkw Fuß- und Fahrradwegerschließung Zugänglichkeit Öffentliche Nutzbarkeit und Durchwegung Integration von Verkehr und Wegen Parkkapazität und Erreichbarkeit Qualität des ruhenden Verkehrs Barrierefreiheit und altersgerechte Ausstattung
ZIELWERT –
ENERGETISCHE KENNWERTE A/V-Verhältnis: Q h: Q p:
0,61 (ohne Anbau) 37,8 kWh/m2a 152,75 kWh/m2a
Qp/Bewohner:
1757,7 kWh/a pro Bewohner
Prozessqualität Systemische Planung und Nutzerbeteiligung Bewertung im Planungsprozess Selbstverwaltung Personalisierung Angemessenheit und Bautradition Nutzeransprache
BAUTEILAUFBAUTEN GEBÄUDEHÜLLE Außenwand:
Räumliche und gestalterische Qualität Städtebauliche und landschaftliche Integration Gemeinschaftseinrichtungen Gemeinschaftliche Freibereiche Abgestufte Öffentlichkeitsgrade Gestaltung Zugangsbereich Haus Zonierung innerhalb der Wohnung Schutz der Privatsphäre Blickbezüge in den Außenraum Privater Freiraum Verknüpfung Wohn- und Freibereich Eingangs- und Erschließungsbereich Wohnung
U-Wert: 0,19 W/m2K 8 mm Rauputz 10 cm Ziegel 10 cm Polysterolschaum 10 cm Ziegel 8 mm Rauputz U-Wert: 0,14 W/m2K 3 cm Veg-Tech-Matte mit Sedum und Moos 2,5 cm Filtervlies/Drainagematte 25 cm Polysterol Bitumenbahn 2 cm Gefälledämmung 11,5 cm Trapezblech U-Wert: 0,19 W/m2K 6 cm Estrich 10 cm Betondecke inkl. Fußbodenheizung 20 cm Polysterol 15 cm Kiesschicht U-Wert: 1,2 W/(m²K)
Dach:
Bodenplatte gegen Erdreich:
Fenster:
Funktionale Qualität Anschlüsse für Medien Ausstattungs- und Bedienungsqualität TGA Ausstattungsqualität Sanitärräume Private Abstellräume 6WHOOĠÃFKHQ *HPHLQVFKDIWOLFKH $EVWHOOĠÃFKHQ Flexibilität und Durchmischung Wohnungsangebot Nutzungsmischung Umnutzungsfähigkeit Räumliche Flexibilität Wohnung Räumliche Flexibilität Haus Möblierbarkeit
HEIZUNG, LÜFTUNG UND WARMWASSER Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung Kompaktgerät Luft-Wasser-Wärmepumpe mit integrierter Lüftung, Ab- und Zuluft und WRG
Absolutes Min °C Absolutes Max °C
Temperaturen Landskrona, Schweden
Minimum °C Maximum °C
40 35 30 25 20 15 10 5 0
Behaglichkeit Natürliche Belichtung Wohnung %HOLFKWXQJ (UVFKOLHćXQJVĠÃFKHQ Thermischer Komfort Sommer Thermischer Komfort Winter Interner Schallschutz und akustische Zonierung Schallschutzanforderungen von außen Gesunde Materialien Kontrollierte Frischluftzufuhr Sicherheit Außenraum Sicherheit Gebäude Ressourcenbedarf Gebäude Ausnutzung )OÃFKHQHIğ]LHQ] %HEDXXQJ XQG *HEÃXGH Revitalisierung und Flächenumnutzung Nachhaltiger Umgang mit Baumaterial Dauerhaftigkeit und Rückbaubarkeit Primärenergiebedarf Mobilität Energiebedarf Raumtemperierung Energiebedarf Elektrizität Anteil erneuerbarer Energien Herstellen von Wasserkreisläufen Minderung des Wasserverbrauchs Gesamtauswirkungen Gebäude Risiko für lokale Umwelt – Technik Risiko für lokale Umwelt – Baustoffe Mülltrennung und Kompostierung Primärenergieinhalt Konstruktion
-5 -10 -15 -20 -25 -30
THEMA
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
14 Klimadaten Landskrona, Schweden
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Kosten im Lebenszyklus Externe Kosten Mobilitätskosten Bau- und Grundstückskosten Unterhalts- und Instandhaltungskosten Energiekosten
177
BEWERTUNG 1
2
3
4
5
178
7.8 FEHLMANN-AREAL
WIEDERGEWONNEN FEHLMANN-AREAL, BOB GYSIN + PARTNER BGP ARCHITEKTEN
»
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Jeder Eingriff ist eine Störung, störe mit Verstand. Luigi Snozzi
BETEILIGTE Bauherr: Architekten: Statik: H/L/S/E: Landschaftsarchitektur: Baumschutz: Totalunternehmer:
AXA Versicherungen AG Bob Gysin + Partner BGP Architekten ETH SIA BSA, Zürich Dr. J. Grob & Partner AG, Winterthur Gruenberg + Partner AG, Zürich vetschpartner Landschaftsarchitekten AG Woodtil Baumpflege Ost AG, Märwil Implenia Generalunternehmung AG
01 Lageplan, Maßstab 1 : 20 000
KENNWERTE Lage: Geodaten:
Winterthur, Schweiz Breite: 47°30‘0.72“N Länge: 8°44‘12.69“E Planungszeitraum: 1999 (Wettbewerb) – 2006 Bauzeit: 2007–2008 1. + 2. Etappe (5 Gebäude)/2009–2010 3. Etappe (1 Gebäude), 4. Etappe ausstehend Nutzung: 57 Wohnungen, davon 10 Eigentumswohnungen Wohnungsschlüssel: 7 x 2,5-Zimmer-Wohnungen 20 x 3,5-Zimmer-Wohnungen 22 x 4,5-Zimmer-Wohnungen 8 x 5,5-Zimmer-Wohnungen Nutzer: ca. 140 Bewohner + 30 Arbeitsplätze in der alten Villa Grundstücksfläche: 14 636 m2 Grundfläche: 3 945 m2 BGF: 10 004 m2 HNF: 7 163 m2 Energiebezugsfläche: 9 666 m2 GRZ: 0,27 GFZ: 0,68 BRI: 32 150 m3 (ohne Bestandsgebäude) Flächeninanspruchnahme: 99 m2 Grundstücksfläche/Bewohner 28 m2 Grundfläche/Bewohner Wohnflächenbedarf: 51 m2 WF/Bewohner – Durchschnitt Schweiz: 441, Durchschnitt Winterthur: 522,1 Baukosten (BKP 1 – 5): Erstellungskosten ca. 19 Mio. CHF (1. + 2. Etappe) Baukosten (BKP 1 – 5)/m2 GF: 3 095 CHF (1. + 2. Etappe) Baukosten (BKP 1 – 5)/m2 HNF: 4 330 CHF (1. + 2. Etappe) Baukosten (BKP 1 – 5)/m 3 BRI: 680 CHF (1. + 2. Etappe, inkl. Tiefgarage)
Noch immer ist das Wohnen im Grünen ein weitverbreitetes Ideal. Das eigene Haus mit kleinem Garten, ein sicherer Ort, wo die Kinder spielen können, wo man der Hektik und dem Lärm der Stadt am Feierabend und an den Wochenenden entfliehen kann. Die Folgen sind bekannt und allseits sichtbar. „Dass die ‚Hüslipest‘ Schuld ist an der Zersiedelung der Schweiz, ist eine Tatsache“3, sagt der Architekturkritiker Benedikt Loderer, und nur wenige widersprechen ihm. Doch der nicht enden wollende Flickenteppich aus Reihen- und Einfamilienhäusern deckt nicht nur unsere ehemals naturnahen Landschafts- und Naherholungsräume zu, sondern ist zudem mit einer entsprechend massiven Zunahme des Mobilitätsenergiebedarfs verbunden, der mit energieeffizienteren Häusern und Fahrzeugen alleine nicht gestoppt werden kann. Die zumeist angebotenen Alternativen werden von einem Großteil der Bürger nicht als gleichwertig angesehen. Nicht jeder ist von der Idee begeistert, in innerstädtischen und dicht bebauten Wohnvierteln, inmitten von trendigen Straßencafés, Bioläden und Parkplatzchaos den Feierabend zu genießen und seine Kinder aufzuziehen – unabhängig davon, wie hoch die Dichte an Kitas und Spielplätzen auch sein mag. Aber zentrale und ruhig gelegene Grundstücke sind rar und für den größten Teil der Bevölkerung zu teuer, um sie mit einer Dichte zu bebauen, bei der das Gefühl des Wohnens im Grünen erhalten bliebe.
179
7.13 HOLZBOX
HOLZBOX JUGEND- UND FREIZEITCAMPS IN DER STEIERMARK, HOLZBOX TIROL
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Wir suchen das Einfache, nicht das Banale. Wir lieben das Gewöhnliche, nicht das Übliche. Wir wählen das Besondere, nicht das Originelle. Wir freuen uns am Aktuellen, nicht am Modischen. Wir schätzen das Erdachte.
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Karl Josef Schattner BETEILIGTE Bauherr:
Architekten: Holzbau:
H/L/S/E (Lph 1 – 4): Statik (Lph 1–4): Beratung Behindertengerechtheit: Auslober/Förderung:
Gemeinde Passail, Naturfreunde (Wildalpen), Lebenshilfe (Oase Berta), Förderung durch LEADER+ Projekt der EU/Land Steiermark Holzbox Tirol, Innsbruck Strobl Bau – Holzbau GmbH, Schachnerhaus, Zimmerei Kieninger, Haas Holzbau Strobl Bau – Holzbau GmbH, Schachnerhaus, Zimmerei Kieninger Johann Riebenbauer, Graz Josef Hetzenauer Land Steiermark, Referat für Regionalentwicklung, Raumplanung und Raum, Landes- und Gemeindeentwicklung
KENNWERTE (FÜRSTENFELD) Lage:
Geodaten (Passail): Planungszeitraum: Bauzeit: Nutzer: Grundstücksfläche: Grundfläche: BGF: WF: Energiebezugsfläche: GRZ: GFZ: BRI: Flächeninanspruchnahme: Wohnflächenbedarf: Baukosten (KG 300/400):
Passail, Wildalpen, Fürstenfeld, Bad Aussee, Niederalpl und Planneralm; alle Österreich Breite: 47°16‘42.98“N Länge: 15°30‘23.10“E 2003–2008 je ca. 4 Monate Zwischen 24 und 58 Betten 4 100 m2 (alle Fürstenfeld) 305 m2 305 m2 232 m2 288 m2 0,33 (mit Bestand) 0,61 (mit Bestand) 836 m3 136 m2 Grundstücksfläche/Nutzer 10 m2 Grundfläche/Nutzer 5–7 m2 WF/Nutzer 1 550 €/m2 inkl. Möbel plus Gründung 500 €/m3 mit Möbel 30–40 % Förderung durch das Land Steiermark
0
5 1
01 Lageplan, Maßstab 1 : 2 500
10
50
LA
Seit fast 100 Jahren beschäftigen sich Architekten mit dem modularen Bauen. Einige der prägendsten Gestalten des 20. Jahrhunderts wie Jean Prouvé, Le Corbusier, Richard Buckminster Fuller, Konrad Wachsmann und Walter Gropius sahen darin die Zukunft des Bauens. Doch die Rationalisierung und Industrialisierung des Bauwesens und der Architektur konnten bis heute nur in geringem Umfang umgesetzt werden. Der Anteil an modularen Bauten oder Bauteilen ist noch immer gering, und ein Großteil der Bauabläufe hat sich in den letzten 100 Jahren nur geringfügig geändert. Noch immer werden die meisten Gebäude vor Ort größtenteils von Hand aus kleinen Bauelementen dauerhaft und ohne die Möglichkeit einer späteren Materialtrennung gefügt. Der moderne Holzbau stellt hierbei eine Ausnahme dar. Unter optimalen Bedingungen witterungsunabhängig in Werkhallen vorgefertigte Holzbauelemente, die innerhalb weniger Tage auf der Baustelle aufgebaut werden können, sind hier inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. Deutlich kürzere Bauzeiten, höhere Ausführungsqualität und die mögliche Reduktion der Baukosten sind die Vorteile. Zumeist beschränkt sich die Modularität jedoch auf einzelne Bauteile, die für die jeweilige Bauaufgabe geplant und hergestellt werden. Es fehlt die Massenproduktion. Die Vision einer industriellen Vorfertigung ist so um einen ihrer größten Vorteile beraubt worden.
237
04 Wildalpen, Sicht vom Fluss
GEBÄUDEKONZEPT UND KONSTRUKTION Die Vorgaben des Wettbewerbs verlangten hohe Flexibilität, ökologische Bauweise und uneingeschränkte Barrierefreiheit bei minimierten Kosten. Holzbox reagierte darauf mit einer konsequent einfachen und direkten Umsetzung. Die Grundrisse sind auf eine maximale Ausnutzung der Fläche optimiert, und die Modularität bringt hohe Planungs- und Nutzungsflexibilität. Die Baukonstruktion ist auf die wesentlichen Elemente reduziert: eine rohe und unbehandelte Hülle in Kombination mit intensiv farbigen Einbauten mit hochwertigeren Oberflächen. Die Basis bilden drei Raummodule, die jeweils 10 m tief und an den beiden Schmalseiten verglast sind. Die
05 Querschnitt, Maßstab 1 : 250
Längsseiten, Boden und Dach sind aus massiven Platten aus Kreuzlagenholz (KLH) konstruiert. Das Modul besteht damit aus einer unabhängigen selbsttragenden Einheit, die beliebig häufig aneinandergereiht oder bis zu einer Höhe von drei Geschossen aufeinandergestapelt werden kann. Die Konstruktionsmethode ermöglicht die einfache Anpassung an unterschiedliche Topografien und Gründungssituationen. Die Seitenfassade der Endmodule wird außenseitig gedämmt. Sie können mit verschiedenen hinterlüfteten Fassadenkonstruktionen verkleidet werden: mit unbehandeltem Lärchenholz, Schichtstoffplatten (HPL) oder auch Solarkollektoren wie in Bad Aussee. Dach und Boden sind ebenfalls außen gedämmt und verkleidet.
7.13 HOLZBOX
241
Standortqualität und Versorgung Ortszentrum Regionalzentrum Kindergärten und Grundschulen Weiterführende Schulen Hochschulen und Erwachesenenbildung Einrichtungen Sozialer Dienste Krankenhäuser und Ärztezentren Ärzte und Apotheken Spielplätze und Spielflächen Parkanlagen und Freiflächen Naherholungsflächen Angebot ÖPNV Alternative Verkehrskonzepte Anbindung PKW Fuß- und Fahrradwegerschließung
06 Grundriss EG/OG Passail, Maßstab 1 : 600
Alle Module weisen den größtmöglichen Anteil an gleichen Bauteilen auf und beruhen auf einem gemeinsamen Grundgedanken: Um einen zentralen kompakten Sanitär- und Aufenthaltsbereich gruppieren sich die restlichen Nutzungen. Der aus Dusche, WC und Waschtisch bestehende Sanitärkern und die Konstruktion der Möbel, Innenwände und Türen sind bei allen Modulen gleich. Jedes Modul besitzt zudem eine eigene Loggia und einen überdachten Eingangsbereich. Das kleinere Betreuermodul verfügt über eine Größe von 20 m² bei einer Innenbreite von 2 m und besitzt nur einen zur Loggia orientierten und sichtgeschützten Schlafplatz. Im Bereich des Eingangs befindet sich ein kleiner Arbeitsplatz. Das größere Modul mit einer Fläche von 40 m² und einer Innenbreite von 4 m bietet je nach Ausstattung sechs bis acht Schlafplätze, die sich als Etagen- oder Doppelbetten zu beiden Schmalseiten orientieren. In der Mitte des Raums befindet sich der Ess- und Kochbereich mit einer kleinen Kochnische und einem Esstisch. Die Grundrisse sind in Zusammenarbeit mit dem Experten für behindertengerechtes Bauen Josef Hetzenauer entwickelt worden. Um den nur in geringem Maß zur Verfügung stehenden Platz mit den Anforderungen von Rollstuhlfahrern in Einklang zu bringen, wurden die Sanitärbereiche mit Schiebetüren ausgestattet, damit Rollstuhlfahrer den Gangbereich mitnutzen können. Auf Basis dieser beiden Module gibt es eine Vielzahl von Sondermodulen, die auf dem gleichen Konstruktionsprinzip basieren. Grundriss und Konstruktion sind bis in die kleinsten Details hinein auf ein Höchstmaß an Einfachheit und Funktionalität konzipiert: Das Flachdach ist günstiger als ein Satteldach und erlaubt die Stapelung der Boxen sowie eine identische Konstruktion aller Module unabhängig von ihrer Lage. Die entwickelte Grundrissorganisation ermöglicht eine Minimierung der Flächen und Kosten für Leistungsführung und Haustechnik sowie die Zonierung des Grundrisses in gemeinschaftliche und private Bereiche. Die Anordnung der Fensterflächen an den schmalen Stirnfassaden schafft eine optimale Belichtungs- und Querlüftungsmöglichkeit und erleichtert die konstruktive Ausbildung der Längsfassaden sowie die Aneinanderreihung der Module. Durch den Aufbau der Gebäudehülle ist eine individuelle Gestaltung der Fassaden möglich, ohne Veränderungen bei der Primär- und Sekundärstruktur vornehmen zu müssen.
ZugänglichkeitZugänglichkeit Öffentliche Nutzbarkeit und Durchwegung Integration von Verkehr und Wegen Parkkapazität und Erreichbarkeit Qualität des ruhenden Verkehrs Barrierefreiheit und altersgerechte Ausstattung
Räumliche und gestalterische Qualität
Zonierung innerhalb der Wohnung Schutz der Privatsphäre Blickbezüge in den Außenraum Privater Freiraum Verknüpfung Wohn- und Freibereich Eingangs- und Erschließungsbereich Wohnung
Flexibilität und Durchmischung
Räumliche Flexibilität Wohnung Räumliche Flexibilität Haus Möblierbarkeit
Ressourcenbedarf Gebäude Flächeneffizienz Bebauung und Gebäude
Die verwendeten Materialien – sägeraue Lärche im Außenbereich sowie gehobeltes Lärchenholz und HPL-Platten im Innenbereich – reduzieren die Unterhaltskosten und schaffen zugleich warme und widerstandsfähige Oberflächen, die den Bedürfnissen der Nutzer angepasst sind. Die Ausführung der Fassade ohne Dachüberstände lässt eine gleichmäßige Patina entstehen, die den Alterungsprozess sichtbar macht, ohne die kubische Form zu konterkarieren. Die Konstruktionsweise ist nicht auf die Minimierung der Investitionskosten optimiert, sondern auf größtmögliche Flexibilität. Eine herkömmliche Holzrahmen-Bauweise ist kostengünstiger, hätte jedoch die Stapelung oder eine Auskragung der Boxen deutlich erschwert.
Kosten im Lebenszyklus
Bau- und Grundstückskosten Unterhalts- und Instandhaltungskosten
274
7.16 ZUSAMMENFASSUNG
THEMA
DAS DREIECK 1
2
3
MINIMUM IMPACT HOUSE 4
5
1
2
3
4
5
SUNLIGHTHOUSE 1
2
3
QUINTA MONROY 4
5
1
2
3
4
5
Standortqualität und Versorgung Ortszentrum Regionalzentrum Kindergärten und Grundschulen Weiterführende Schulen Hochschulen und Erwachsenenbildung Einrichtungen sozialer Dienste Krankenhäuser und Ärztezentren Ärzte und Apotheken Spielplätze und Spielflächen Parkanlagen und Freiflächen Naherholungsflächen Angebot ÖPNV Alternative Verkehrskonzepte Anbindung Pkw Fuß- und Fahrradwegerschließung Zugänglichkeit Öffentliche Nutzbarkeit und Durchwegung Integration von Verkehr und Wegen Parkkapazität und Erreichbarkeit Qualität des ruhenden Verkehrs Barrierefreiheit und altersgerechte Ausstattung Prozessqualität Systemische Planung und Nutzerbeteiligung Bewertung im Planungsprozess Selbstverwaltung Personalisierung Angemessenheit und Bautradition Nutzeransprache Räumliche und gestalterische Qualität Städtebauliche und landschaftliche Integration Gemeinschaftseinrichtungen Gemeinschaftliche Freibereiche Abgestufte Öffentlichkeitsgrade Gestaltung Zugangsbereich Haus Zonierung innerhalb der Wohnung Schutz der Privatsphäre Blickbezüge in den Außenraum Privater Freiraum Verknüpfung Wohn- und Freibereich Eingangs- und Erschließungsbereich Wohnung Funktionale Qualität Anschlüsse für Medien Ausstattungs- und Bedienungsqualität TGA Ausstattungsqualität Sanitärräume Private Abstellräume Stellflächen Gemeinschaftliche Abstellflächen Flexibilität und Durchmischung Wohnungsangebot Nutzungsmischung Umnutzungsfähigkeit Räumliche Flexibilität Wohnung Räumliche Flexibilität Haus Möblierbarkeit Behaglichkeit Natürliche Belichtung Wohnung Belichtung Erschließungsflächen Thermischer Komfort Sommer Thermischer Komfort Winter Interner Schallschutz und akustische Zonierung Schallschutzanforderungen von Außen Gesunde Materialien Kontrollierte Frischluftzufuhr Sicherheit Außenraum Sicherheit Gebäude Ressourcenbedarf Gebäude Ausnutzung Flächeneffizienz Bebauung und Gebäude Revitalisierung und Flächenumnutzung Nachhaltiger Umgang mit Baumaterial Dauerhaftigkeit und Rückbaubarkeit Primärenergiebedarf Mobilität Energiebedarf Raumtemperierung Energiebedarf Elektrizität Anteil erneuerbarer Energien Herstellen von Wasserkreisläufen Minderung des Wasserverbrauchs Gesamtauswirkungen Gebäude Risiko für lokale Umwelt – Technik Risiko für lokale Umwelt – Baustoffe Mülltrennung und Kompostierung Primärenergieinhalt Konstruktion Kosten im Lebenszyklus Externe Kosten Mobilitätskosten Bau- und Grundstückskosten Unterhalts- und Instandhaltungskosten Energiekosten Kennwerte Lage Nutzer Grundstücksfläche Grundfläche BGF WF HNF/BGF GRZ GFZ Flächeninanspruchnahme: Grundstücksfläche /Bewohner Grundfläche / Bewohner Wohnflächenbedarf / Bewohner Baukosten (KG 300/400)/m2 BGF Baukosten (KG 300/400)/m2 HNF Baukosten (KG 300/400)/m3 BRI A/V-Verhältnis Qh Qp Qp/Bewohner
Zürich, Schweiz ca. 130 Bewohner und 60 AP 3 562 m2 ca. 1970 m2 – ca. 4714 m2 – 0,55 2,5
Frankfurt am Main, Deutschland 4 Bewohner, EG und OG Gewerbe 92,23 m2 29,2 m2 203,1 m2 85,0 m2 (ohne EG und 1.OG) 0,76 0,31 1,66
Pressbaum bei Wien, Österreich 4 Bewohner (Annahme) 1 292 m2 122 m2 332 m2 150,4 + 42,7 m2 (Untergeschoss) 0,58 0,09 0,26
Iquique, Chile ca. 450 Bewohner 5 025 m2 ca. 1 650*/3 200** m2 – 3 500*/6 700** m2 – 0,3*/0,6** 0,7*/1,3
24 m2 ca. 13 m2 36 m2 – 2 100 CHF (nur Gebäude) 471 CHF (nur Gebäude) – 129 kWh/m2a (bezogen auf HNF) 162 kWh/m2a (bezogen auf HNF) 5 832 kWh/a Bewohner
30,75 m2 9,73 m2 42,5 m2 1 305 Euro (inkl. MWST) 1 721 Euro ( inkl. MWST) 398 Euro ( inkl. MWST) 0,59 13,9 kWh/m2a 12,1 kWh/m2a 514,3 kWh/a Bewohner
323 m2 31 m2 48 m2 2 021 Euro 3 477 Euro 753 Euro 0,77 23,0 kWh/m2a 25,3 (-24,2 inkl. PV) kWh/m2a 1 714 (-1 639 inkl. PV) kWh/a Bewohner
11,5 m2 7 m2 15 m2 – 200 US$/m2 HNF inkl. Grundstück – – Kein fest installiertes Heizsystem Kein fest installiertes Heizsystem Kein fest installiertes Heizsystem * Unausgebauter Zustand (2004) ** Ausgebauter Endzustand
7.16 ZUSAMMENFASSUNG THEMA
BIOHOTEL IM APFELGARTEN 1
2
3
4
5
TOWNHOUSE LANDSKRONA
WALL HOUSE 1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
FEHLMANN-AREAL 1
2
3
4
Standortqualität und Versorgung Ortszentrum Regionalzentrum Kindergärten und Grundschulen Weiterführende Schulen Hochschulen und Erwachsenenbildung Einrichtungen sozialer Dienste Krankenhäuser und Ärztezentren Ärzte und Apotheken Spielplätze und Spielflächen Parkanlagen und Freiflächen Naherholungsflächen Angebot ÖPNV Alternative Verkehrskonzepte Anbindung Pkw Fuß- und Fahrradwegerschließung Zugänglichkeit Öffentliche Nutzbarkeit und Durchwegung Integration von Verkehr und Wegen Parkkapazität und Erreichbarkeit Qualität des ruhenden Verkehrs Barrierefreiheit und altersgerechte Ausstattung Prozessqualität Systemische Planung und Nutzerbeteiligung Bewertung im Planungsprozess Selbstverwaltung Personalisierung Angemessenheit und Bautradition Nutzeransprache Räumliche und gestalterische Qualität Städtebauliche und landschaftliche Integration Gemeinschaftseinrichtungen Gemeinschaftliche Freibereiche Abgestufte Öffentlichkeitsgrade Gestaltung Zugangsbereich Haus Zonierung innerhalb der Wohnung Schutz der Privatsphäre Blickbezüge in den Außenraum Privater Freiraum Verknüpfung Wohn- und Freibereich Eingangs- und Erschließungsbereich Wohnung Funktionale Qualität Anschlüsse für Medien Ausstattungs- und Bedienungsqualität TGA Ausstattungsqualität Sanitärräume Private Abstellräume Stellflächen Gemeinschaftliche Abstellflächen Flexibilität und Durchmischung Wohnungsangebot Nutzungsmischung Umnutzungsfähigkeit Räumliche Flexibilität Wohnung Räumliche Flexibilität Haus Möblierbarkeit Behaglichkeit Natürliche Belichtung Wohnung Belichtung Erschließungsflächen Thermischer Komfort Sommer Thermischer Komfort Winter Interner Schallschutz und akustische Zonierung Schallschutzanforderungen von Außen Gesunde Materialien Kontrollierte Frischluftzufuhr Sicherheit Außenraum Sicherheit Gebäude Ressourcenbedarf Gebäude Ausnutzung Flächeneffizienz Bebauung und Gebäude Revitalisierung und Flächenumnutzung Nachhaltiger Umgang mit Baumaterial Dauerhaftigkeit und Rückbaubarkeit Primärenergiebedarf Mobilität Energiebedarf Raumtemperierung Energiebedarf Elektrizität Anteil erneuerbarer Energien Herstellen von Wasserkreisläufen Minderung des Wasserverbrauchs Gesamtauswirkungen Gebäude Risiko für lokale Umwelt – Technik Risiko für lokale Umwelt – Baustoffe Mülltrennung und Kompostierung Primärenergieinhalt Konstruktion Kosten im Lebenszyklus Externe Kosten Mobilitätskosten Bau- und Grundstückskosten Unterhalts- und Instandhaltungskosten Energiekosten Kennwerte Lage Nutzer Grundstücksfläche Grundfläche BGF WF HNF/BGF GRZ GFZ Flächeninanspruchnahme: Grundstücksfläche /Bewohner Grundfläche / Bewohner Wohnflächenbedarf / Bewohner Baukosten (KG 300/400)/m2 BGF Baukosten (KG 300/400)/m2 HNF Baukosten (KG 300/400)/m3 BRI A/V-Verhältnis Qh Qp Qp/Bewohner
275
Hohenbercha, Deutschland 42 (21 Zimmer) 6 000 m2 (geschätzt) 408 m2 868 m2 461 m2 0,56 0,235 0,59
Lampa (Santiago de Chile), Chile 2 Bewohner 5 758 m2 149 m2 230,84 m2 189 m2 0,82 0,025 0,04
Landskrona, Schweden 2 Bewohner 110 m2 (inkl. Weg) 59 m2 125 m2, bzw 136 m2 (mit Anbau) 93 m2 0,744 0,54 1,42
Winterthur, Schweiz 140 Bewohner + 30 AP 1 4636 m2 3 945 m2 10 004 m2 7 163 m2 0,71 0,27 0,68
64,3 m2 19,4 m2 10,5 m2 1 311 Euro 2 321 Euro 359 Euro 0,66 55 kWh/m2a 33,75 kWh/m2a 1296 kWh/a Bewohner
2 879 m2 74 m2 94 m2 434 Euro 529 Euro – – Stückholz-Kaminofen (Resthölzer) ca. 3 kWh/m2, Schätzung 945 kWh/a Bewohner
55 m2 62,5 m2 29 m2 2 240 Euro 3 010 Euro 680 Euro 0,61 (ohne Anbau)/ 0,91 (mit Anbau) 47 kWh/m2a 152,75 kWh/m2a 1 757,7 kWh/a Bewohner
99 m2 28 m2 51 m2 3 095 CHF (1.+2. Etappe) 4 330 CHF (1.+2. Etappe) 680 CHF (1.+2. Etappe) 0,29 – 0,43 33 – 42 kWh/m2a 31 – 40 kWh/m2a 2 416 kWh/a Bewohner
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