Lehmbaukultur

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JEAN DETHIER

LEHMBAU KULTUR VON DEN ANFÄNGEN BIS HEUTE

Edition ∂


INHALT

EINFÜHRUNG

PLÄDOYERS FÜR DEN LEHM Warum mit Lehm bauen? Warum wurde Lehmbauarchitektur, gleichermaßen missachtet und beachtenswert, zum Opfer einer langanhaltenden kulturellen Amnesie und sehr negativer Vorurteile? Worin bestehen die vielfältigen Vorteile der Lehmbauweise angesichts der Herausforderungen unserer Zeit? Was sind ihre Vorzüge, vor allem in ökologischer Hinsicht, und wo sind ihre Grenzen? Wie kann die richtige Verwendung dieses Baustoffs zu einem Wandel des gesellschaftlichen Paradigmas beitragen? Welches Zukunftsversprechen steckt im Lehm?

KAPITEL 1

DENKANSÄTZE IN DER ARCHITEKTUR Welche verschiedenen traditionellen, modernen und neuen Techniken des Lehmbaus gibt es auf der Welt? Worin bestehen die besonderen Merkmale des Stampflehms, der Wellerbauweise, von Strohlehm, Adobe oder hybriden Techniken? Wie lassen sich diese verschiedenen Methoden architektonisch interpretieren? Warum und auf welche Weise ist Lehmbaumauerwerk, insbesondere über einen langen Zeitraum, so widerstandsfähig? Wie lassen sich die Leistungen dieses Baustoffs verbessern, ohne dabei seine ökologischen Vorteile zu mindern? Wie funktioniert »weniger mit mehr«?

KAPITEL 2

ARCHÄOLOGISCHE ZEUGNISSE Welche antiken Kulturen haben die ersten Lehmbauten erschaffen? Auf welche Weise haben sie diesen lokalen Baustoff genutzt? Wie konnten in Mesopotamien die ersten Städte, Paläste und Tempel entstehen, ja sogar »Wolkenkratzer« (die Zikkurate), um eine Verbindung zwischen Menschen und Göttern herzustellen? Warum wurden im antiken Ägypten alle Wohnbauten, Siedlungen und Festungen mit Lehm erbaut, während man in der Monumentalarchitektur den Stein bevorzugte?

KAPITEL 3

HISTORISCHE ZEUGNISSE Welches sind die bemerkenswertesten architektonischen und urbanen Stätten auf der ganzen Welt, die zwischen dem 7. und dem 18. Jahrhundert aus Lehm erbaut wurden? Warum hat die Unesco 175 davon als Weltkulturerbe klassifiziert? Welches sind die wichtigsten Beiträge der Kulturen, die sich im Iran, in China, Marokko, Afrika, Amerika und Europa entfaltet haben? Welches im 18. Jahrhundert entstandene Meisterwerk aus Lehm auf dem europäischen Kontinent ist bis heute fast unversehrt erhalten geblieben?


KAPITEL 4

VERNAKULÄRES BAULICHES ERBE Wie wurde der über lange Zeit missachtete vernakuläre Wohnbau (insbesondere von regionalen Volkskulturen) heute zu einer Quelle der Inspiration? Warum geht man heute davon aus, dass diese spezifische Architektur in Stadt und Land sinnvoll und Ausdruck von Vernunft und Kompetenz beim Bau ist? Welche Lehren technischer und ökologischer Art lassen sich aus ihrer kreativen Intelligenz ziehen? Wie konnte es dazu kommen, dass diese lange Zeit als veraltet und überholt betrachtete Handwerkskunst heute eine bemerkenswerte Erneuerung erfährt?

KAPITEL 5

ALTERNATIVE MODERNEN Wie tritt die Erneuerung der Lehmbauarchitektur in den Jahren zwischen 1789 und 1968 in Erscheinung? In welcher Form und auf welche Weise haben diese Innovationen das Entstehen der Moderne begleitet? In welchen Ländern? Wer sind die Pioniere dieser bemerkenswerten Wandlung? Was waren ihre sozialen, kulturellen und technischen Ziele? Was sind ihre Beiträge, und welchen Einfluss haben sie ausgeübt? Welcher gesellschaftliche Kontext hat diese Veränderungen begünstigt?

KAPITEL 6

ZEITGENÖSSISCHE GESTALTUNGSKRAFT Wie kam es zu einer weiträumigen Erneuerung der Lehmbauarchitektur in den letzten fünf Jahrzehnten? Wie tritt diese Veränderung in Erscheinung? Wie schafft sie in gleichem Maße Wohnraum für die Ärmsten wie für die Bessergestellten? Wie konnten so viele mit Lehm erstellte Gebäude entstehen, die der Ausbildung, der Gesundheit, dem Tourismus, der Kultur oder dem Handel dienen? Wer sind die Pioniere bei diesen Veränderungen? Auf welche Weise bringt diese Architektur Innovation, Attraktivität, Qualität und Verantwortung gegenüber der Umwelt in Einklang?

KAPITEL 7

ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN Welches Fazit lässt sich in Bezug auf diesen transhistorischen Parcours durch das traditionelle und moderne Kulturerbe in 80 Ländern ziehen? Was ist die Zukunft der Lehmbauarchitektur? Wo liegen die Stärken und Schwächen? Warum sollte man von der Ausbildung der Maurer, die darin geschult werden, einer wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, eine kulturelle Revolution erwarten? Wie kann heute mithilfe der Kreislaufwirtschaft in den großen Städten mit Lehm gebaut werden?


PLÄDOYER FÜR DEN LEHMBAU Ein ökologisches Baumaterial für eine neue Wahrnehmung unserer gebauten Umwelt JEAN DETHIER

U

nsere Gesellschaft leidet an kultureller Amnesie.

wichtigsten Zeugnisse dieses kulturellen und technischen

Wie sonst lässt sich erklären, dass die mehrere Jahr­

Juwels einfach außer Acht ge­­lassen. Niemals zuvor wurde die­

tausende

der­

ses Kapitel der universellen Kunstgeschichte durch eine

art in Vergessenheit geraten kann, obwohl zahlreiche bedeut­

Gesamtübersicht seiner Werke geehrt. Auch in der Archäologie

same Zeitzeugnisse aus Lehm (alle Arten von Behausungen,

werden antike Ruinen mit Überbleibseln ganzer Städte, riesiger

Architektur und Ballungsräume) existieren? An dieser Stelle sei

Tempel, gigantischer Festungsanlagen oder luxuriöser Paläste

vorausgeschickt, dass wir uns ausschließlich mit Lehm, also

aus Lehm bislang nur unzureichend gewürdigt.

Erde in ihrer unbehandelten Form, befassen. Auch Terra­kotta,

Ebenso legten die meisten Fachleute aus Bauwesen und

dem Wortursprung nach »gekochte Erde«, wird verwendet, um

Architektur, insbesondere die Avantgarde-Künstler in den

überspannende

Lehmbauarchitektur

Mauerziegel herzustellen. Jedoch sind hierfür energieintensive

1920er-Jahren, eine fast schon arrogante Haltung an den Tag,

und umweltverschmutzende Industrie- und Handwerksverfahren

indem sie die mit diesem Material erstellten Meisterwerke ein­

sowie hohe Temperaturen nötig, weshalb es nicht Gegenstand

fach nicht beachteten. Und doch profiliert sich diese au­ ­

dieses Werks ist. Bereits der französische Ethnologe Claude Lévi-

ßergewöhnliche Architekturepoche gerade durch den Bezug zur

Strauss wusste, dass der Unter­schied zwischen dem »Rohen und

Baukunst vergangener Zeit, als Behausungen und Sied­ lungen

dem Gekochten« entscheidend war, sind dies doch zwei völlig

ausschließlich mit lokal verfügbaren natürlichen Ressourcen

im Gegensatz zueinander stehende Möglichkeiten zur Nutzung

gebaut werden konnten, wobei es sich häufig in erster Linie um

ein und derselben Ressource.1 Der Lehm ist uns allen vertraut.

Lehm handelte. Diese Einschränkung hinsichtlich der lokalen

Dieser in Hülle und Fülle zu unseren Füßen liegende Schatz erfüllt

Nutzung, mit der unsere Vorfahren konfrontiert waren, erscheint

nicht nur eine nährende Funktion, sondern versorgt uns auch mit

uns heute unumgänglich, wollen wir unsere Zukunft sicherstel­

dem einfachsten, ökologischsten und am weitesten verbreiteten

len: Es ist für uns lebensnotwendig, unsere wirtschaftlichen

Baustoff, der uns zur Verfügung steht. Seit der Antike nutzten zahl­

Strukturen abzuändern und ein Modell zu entwickeln, das den

reiche Zivilisationen und Kulturen auf der ganzen Welt die unter

regionalen Gebrauch natürlicher Ressourcen fördert. Dies gilt

dem fruchtbaren Ackerboden liegenden Lehm­schichten, um ihre

insbesondere für den Bausektor.

Dörfer und Städte zu erbauen. Seit jeher werden Behausungen und Gemeinschaftsbauten aus Lehm von Menschen aus allen gesell­ schaftlichen Schichten, von den Ärmsten bis zu den Reichsten,

VON DER »HÖLLE« INS LICHT

erbaut und genutzt. Lange Zeit hat die Lehmbauarchitektur so im

Große französische Bibliotheken besitzen häufig eine gesonderte

Verborgenen zu einer Demokratisierung des Wohnraums beige­

Abteilung namens »Enfer« (französisch für Hölle), in der die der

tragen. Mit unserem Buch wollen wir dem Lehm die Anerkennung

Öffentlichkeit nicht zugänglichen Werke aufbewahrt wurden. In

zollen, die ihm zu oft verwehrt bleibt.

diesem Schattenreich fristeten auch Hunderte Werke – häufig Fachbücher – zum Thema Lehmbau sowie Tausende von wissen­ schaftlichen Artikeln, die Vertretern verschiedener Disziplinen

LEHMBAU – EIN VERKANNTES JUWEL DER ARCHITEKTURGESCHICHTE

zu verdanken sind, ihr Dasein.2 Diese Texte wenden sich nur sel­ ten an das fachfremde Pub­ l ikum und geben häufig keinen

Die überwiegende Mehrheit dieses wertvollen Kultur­erbes wurde

gesamtkulturhistorischen Abriss. Dies möchten wir mit dem vor­

noch in keinem Buch, das bisher zu diesem Thema erschien,

liegenden Werk, das sich in die Nische der international vertrie­

behandelt. Dabei zeichnet sich die Lehm­bauarchitektur durch

benen Kunst- und Kulturbücher einordnen will, nun nachholen.

eine atemberaubende Vielfalt und häufig auch durch eine bemer­

Dabei gehen wir auf Beispiele aus etwa hundert Ländern auf den

kenswerte konzeptuelle Qualität und Intelligenz aus. In zahlrei­

fünf Kontinenten ein und präsentieren einen Architekturbereich,

chen Fachbüchern, die angeblich einen Abriss über die

der seit mehreren Jahrtausenden und auch heute noch Bauten

Architekturgeschichte bieten wollen, wurden und werden die

hervorbringt. Wir werden auch viele Bauwerke erwähnen, die aufgrund von Kriegen oder anderen Übeln verschwunden sind. Für die Gliederung unserer Gesamtschau setzen wir auf einen

1 – Mythologica I. Das Rohe und das Gekochte ist der erste Band der »Mythologica« von Claude Lévi-Strauss über die Mythen Nord- und Südamerikas und eine Einführung in die Mythenanalyse.

2 – siehe Bibliografie im Anhang

8 L E H M B AU K U LT U R


Folgende Seite: Sekundarschule und dazugehöriges Internat für 540 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren, erbaut aus Holz und Lehm in Formoso do Araguaia im brasilianischen Bundesstaat Tocantins für die Stiftung Bradesco (2016). Architekten: Gustavo Utrabo und Pedro Duschenes (vom Architekturbüro Aleph Zero), Marcelo Rosenbaum und Adriana Benguela. Dieses »Children Village« hat 2018 einen Award for International Excellence vom Royal Institute of British Architects (RIBA) erhalten.

chronologisch und thematisch geordneten Bericht mit vielen

FUNDAMENT FÜR EINE ZUKUNFTSVISION

Illustrationen. Immer wieder geben wir dabei Beispiele dafür an,

Um die bereits angesprochene kulturelle Amnesie zu behandeln,

in welchen Bereichen dieses natürliche Material genutzt wird,

aber auch um die Debatte über unsere Zukunft zu befeuern, geht

wie im Bauwesen, im Militär, in der Landschaftsarchitektur, im

dieses Buch gleichermaßen auf traditionelle wie auf moderne

Design oder in den bildenden Künsten. Letztere umfassen neben

Aspekte ein. Dabei teilt es sich in vier Programmteile: die

den primitiven, moder­nen oder zeitgenössischen Künsten auch

Entwicklung des Lehmbaus von der Antike bis zur Auf­k lärung;

den Bereich der Land-Art, eine Strömung, die künstlerisches

die zeitlosen Kreationen vernakulärer Baukunst; moderne

Schaffen und Natur kombiniert.

Entwicklungen im Lehmbau zwischen 1789 und 1968 und schließlich das Erwachen einer vergessenen Bau­weise seit 1980. Insgesamt wollen wir so ein tragfähiges Fundament für eine

EMOTIONAL-KÄMPFERISCHE ZIELSETZUNG

Zukunftsvision schaffen und die Verwen­dung von Lehm vor dem

Im Laufe der zwei Jahrzehnte, die die Vorbereitung dieses

Hintergrund eines ökologisch-sinnvollen Bauverhaltens wieder

Buchs in Anspruch genommen hat, wandelte sich der ursprüng­

auffrischen und ausbauen.

liche Plan, einen neuartigen visuellen Abriss über die Vielfalt

Die riesige Auswahl der im Buch vorgestellten – monumentalen

dieses Kulturerbes geben zu wollen, in ein stärker kämpfe­

und auch bescheidenen – Bauten kann uns viel beibringen,

risch orientiertes Ziel. Der Bericht besitzt daher zwei Ebenen:

sowohl in technischer wie auch in kultureller, sozialer und stra­

Während etwa 30 interdisziplinäre Aufsätze renommierter

tegischer Hinsicht. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn die der­

Akteure den sachlich-faktischen Anspruch ab­­ decken, sollen

zeit vorherrschenden Bauverfahren nicht als alternativlos ange­

die etwa 800 Abbildungen – häufig unbearbeitete Fotografien

sehen werden. Diese bedienen sich häufig großer Mengen

und Zeichnungen – einen emotionalen Bezug herstellen. Dieser

umweltschädlicher Ressourcen und werden uns von der Lobby

doppelte Ansatz wurde in der Hoffnung gewählt, dass er

multinationaler Konzerne auferlegt, die die industriellen Bau­

Fragestellungen aufwirft. Die Er­­ wähnung der altüberlieferten

stoffe fertigen, die heute unseren Lebensrahmen entscheidend

Architekturbeispiele soll pro­vozieren, um Grundlegendes zu klä­

mitgestalten. Die Fertigungsver­fahren führen zu einem übermä­

ren: Warum beispielsweise hat unsere Gesellschaft versucht, das

ßigen Verbrauch fossiler Energieträger – Erdöl, Erdgas und

Bauen mit einem natürlichen und ökologischen Baustoff, wie es

Kohle – und tragen zur massiven Luftverschmutzung und zur

der Lehm ist, an den Rand zu drängen, teilweise gar untersagen

Emission von Treibhaus­ gasen bei, den Ursachen des Klima­

zu wollen? Dieses Vorgehen ist umso paradoxer, als die zeitgenös­

wandels, der unsere ganze Zukunft bedroht. Mit Lehm lassen

sische Architektur heute gerne Anspruch auf eine ganz­heitliche

sich diese Katastrophen verhindern: Sein Einsatz erfordert kei­

Beziehung zwischen dem Menschen, der gebauten Umwelt und

eintrag, da er nicht umgewandelt werden nen großen Energie­

der Natur erhebt und einen ökologisch-sinnvollen Umgang mit

muss und regional verwendet wird. Zudem erzeugt er nahezu

vorhandenen Ressourcen fordert. Die aktuelle Ächtung des

keine Treibhaus­gase. Es ist daher lebenswichtig, diese reichhal­

Lehmbaus ist schon deshalb nicht hinnehmbar, als das Recht,

tig vorhandene Ressource mit ihrer anerkannt ökologischen

mit Erde zu bauen, in allen Kulturen der Welt implizit gegeben

Quali­t ät 5 in erster Linie für den Wohnungsbau, aber auch für

ist. Diese grundlegende Freiheit muss aufrechterhalten, gefördert

andere Gebäudearten kleinerer oder mittlerer Größe zu nutzen.

und gestärkt werden, und zwar nicht nur – wie bisweilen pater­ nalistisch und auch ein wenig herablassend geäußert wird – als Lösung für ländliche Ge­­biete oder ärmere Länder, sondern auch in Städten und Metropolen. Dass dies gelingt, zeigen die 1985 bei Lyon eröffnete Lehmbausiedlung Domaine de la Terre3 und ein Pariser Stadtquartier 4 auf eindrucksvolle Art und Weise. Es gibt zahlreiche Beispiele, die die Relevanz, Zuverlässigkeit und Umweltverträglichkeit von Lehmbauten überzeugend belegen.

3 – siehe Projektbeschreibung, Seite 392–395 4 – siehe Projektbeschreibung, Seite 472–473

5 – siehe Texte von Hubert Guillaud (Seite 21) und Dominique Gauzin-Müller (Seite 24–25)

9 EINFÜHRUNG


HYBRIDTECHNIKEN

Mehrere Bauverfahren setzen auf die Ver­ bindung aus Lehm mit anderen Materialien. Strohlehm beispielsweise ist eine Mischung aus tonhaltiger Erde, Wasser und gehacktem Stroh; er wird als Ausfachung in Holztragwerken ein­ gesetzt (rechte Seite oben links und unten). Strohlehm war von der romanischen Epoche bis hin zur Renaissance in Europa weit verbrei­ tet und hat die Fachwerkarchitektur geprägt. Diese wurde häufig für ländliche Bauten in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika ver­ wendet, ist aber auch in vielen europäischen Altstädten in Frankreich, England, Deutschland und Skandinavien bei öffentlichen und privaten Gebäuden anzutreffen. Aus dieser Verwendung heraus ist das Leichtlehmverfahren entstan­ den. Dabei wird Lehm mit Stroh oder ande­ ren pflanzlichen Materialien wie Hanf oder Holzspänen vermengt. Leichtlehm wird für Trockenbauelemente

zur

Bekleidung

von

Decken oder für die Dämmung von Wänden oder Dächern genutzt. Die Mischung lässt sich unter hohem Druck auf Metallunterkonstruktionen spritzen, wie in Chile (rechte Seite oben rechts) geschehen. In Spanien ist es durchaus üblich, Stampflehm in eine Lehmziegelwand einzu­ arbeiten (linke Seite unten). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts half in Deutschland meist die ganze Familie bei der Herstellung von Lehmbroten (linke Seite Mitte).

H. G.

Linke Seite oben: Villa in Belgien, e ­ ntworfen vom Architekten Herwig Van Soom, mit einer Trag­ struktur aus Holz, Verfüllung mit Stroh und Außenputz aus Lehm.

WEITERE INFORMATIONEN: Volhard (2016); CRAterre

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DENKANSÄTZE IN DER ARCHITEKTUR

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WANDTEXTUR

In Afrika bestechen die Fassaden traditioneller Lehmbehausungen häufig durch ihre künstlerisch anmutende Wandgestaltung. Aufgrund ihrer Textur verströmen Lehmwände oft eine friedliche Atmosphäre und subtile Sinnlichkeit. Verstärkt wird diese Wirkung durch die Farbe, die überdies den geologischen Bezug zum Boden, aus dem der Lehm entnommen ist, schafft. All das zusammen verleiht diesen Behausungen eine eigene Note, eine strahlende und poetische Kraft (siehe S. 218–219 und S. 224–225). In zahlreichen Regionen bleiben diese Traditionen lebendig und kreativ, obwohl deren Fortbestand in urbaner Umgebung bisweilen bedroht ist.

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J. D. und R. E.


DENKANSÄTZE IN DER ARCHITEKTUR

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CHINA DIE TULOU-RUNDHÄUSER DER HAKKA

Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts befand sich die chinesische Land­ bevölkerung in einer großen Unsicherheit aufgrund des Banditentums, das lange die ländlichen Gebiete Chinas beherrschte. In der Provinz Fujian, im Südwesten von China, führte das zu der Entwicklung einer einmali­ gen ländlichen Hausarchitektur, die spezifisch für das Volk der Hakka ist: die Tulou-Rundhäuser. Noch heute sind zahlreiche dieser Zeugnisse ein­ heimischer Tradition bewohnt. Seit der im Jahr 2008 erfolgten Einstufung von 46 Tulou-Rundhäusern als Weltkulturerbe der Menschheit sind sie zu einer viel besuchten Stätte des Kulturtourismus geworden. Die großzügig angelegten Gebäude wurden in Form einer Festung erbaut, oft mit einem kreisförmigen Grundriss. Einige von ihnen waren bis zu fünf Stockwerke hoch, ihr Durchmesser betrug bis zu 70 m. Die imposante Außenmauer, deren Stärke zwischen 2 und 3 m variiert, erklärt sich aus dem Zweck der Verteidigung. Diese massive Mauer sorgt bei den Bewohnern für eine

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HISTORISCHE ZEUGNISSE

thermische Behaglichkeit. Die monolithische, strenge Außenarchitektur kon­

Jahrhunderten gilt diese Wohnanlage als vorbildliches Modell für gemein­

trastiert mit der harmonischen, subtilen Gestaltung der Raumordnung des

schaftliche Lebensformen.

J. D.

konzentrischen Innenraums. Ein solcher Grundriss ermöglicht es für meh­ rere Hundert Bewohner, innerhalb dieser Räume alle gemeinschaftlichen Aktivitäten auf der Basis einer egalitären Lebensweise zu gestalten. Im zen­ tralen Innenhof sind die niedrigsten Gebäude untergebracht: Ahnentempel,

WEITERE INFORMATIONEN:

Küchen etc. Um das Gemeinschaftszentrum zieht sich das äußere, höhere

Dingcheng (2014), Dunzhen (1980)

Gebäude, das von Rundwegen eingefasst ist. Innerhalb dieser kreisförmig angelegten Siedlung belegt jede Familie einen trapezförmigen Abschnitt. Die Wohngebäude sind um diesen zentralen Treffpunkt herum gruppiert und streben in die Höhe. Im untersten Stock sind die Tiere untergebracht. Darüber befindet sich die Ebene für die Vorratsräume, und im Stockwerk darüber liegen die Wohnräume. Das älteste Tulou-Haus stammt vermutlich aus dem Jahr 1308, das neueste wurde 1981 erbaut. Seit mehr als sieben

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SPANIEN DIE ALHAMBRA IN GRANADA

In Granada, im Herzen Andalusiens steht die Alhambra

eines

der

bemerkenswertes­

ten Beispiele der Welt für den maurischen Architekturstil. Das einzige erhaltene Palast­ gebäude aus dieser Zeit besticht auch im 21. Jahrhundert noch durch seinen ausge­ zeichneten Erhaltungszustand. Seit 1984 ist die Alhambra in der Liste des Weltkulturerbes der

Unesco

erfasst.

Die

mittelalterliche

Stadtburg steht auf einem Hügel, von dem aus die im 13. Jahrhundert durch den nasridischen Herrscher Muhammad ibn Nasr erbaute Stadt Granada einsehbar ist. Acht Jahrhunderte später zeugt die riesige Festungsmauer aus Stampflehm noch immer vom bemerkenswerten Handwerk, das die maurischen Erbauer aus Marokko importiert

hatten,

wo

Lehmbauverfahren

bereits seit langer Zeit genutzt wurden. Es exis­ tieren viele andere architektonische Beispiele für dieses Bauverfahren: in Spanien beispiels­ weise Baños de la Encina in der Provinz Jaén (linke Seite unten) und in Marokko insbeson­ dere Rabat, wo die Ummauerung der merinidi­ schen Nekropole im 14. Jahrhundert entstanden ist (linke Seite Mitte).

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J. D.


HISTORISCHE ZEUGNISSE

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Oben und linke Seite unten: Lehmhäuser in

Seite 240 unten: Das Minarett der Al-­M ihdhar-­

Wadi Do’an. Rechte Seite unten: Die Siedlung

Moschee in Tarim wurde 1914 vom Maurer Awad

Al-­K huraibah in Wadi Do’an.

Salman Afif aus Adobe-Ziegeln er­­baut. Mit einer

Seite 240 oben: Osmanische Miniatur aus dem

Höhe von 53 m gilt es als höchstes Lehm­

16. Jahrhundert, die möglicherweise den Bau

baugebäude der Welt. Seite 241: Im Wall­fahrtsort

der ersten Moschee durch den Propheten

Qabr Hud finden sich jedes Jahr viele Pilger ein.

Mohammed – in Lehmbauweise – darstellt.

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VERNAKULÄRES BAULICHES ERBE

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VERNAKULÄRES BAULICHES ERBE

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JEMEN UND MALI ALTE UND NEUE SIEDLUNGS­ STRUKTUREN

Die beiden Luftaufnahmen (rechte Seite) erlau­

moderne Stadt Mopti in Mali wurde ebenfalls im

ben den Vergleich der Stadtstruktur der histo­

Schachbrettmuster entworfen. Auch für deutlich

rischen Stadt Shibâm in Jemen (rechte Seite

weniger dicht bebaute Vororte kann Lehm ein

unten) und eines gegen Ende des 20. Jahr­

bevorzugter Baustoff sein, wie dies La Luz (siehe

hunderts

S. 346–377) zeigt. Das Viertel entstand zwischen

erbauten

Stadtteils.

Die

beiden

Ansammlungen von Wohnhäusern wurden aus Lehm erbaut. Das historische Viertel wurde nach einem althergebrachten organi­ schen Konzept sehr dicht bebaut. Das zweite ist im Schachbrettmuster entworfen und gibt eine ausreichend breite Straße für Fahrzeuge frei. Die Gegenüberstellung der beiden Über­ sichten macht deutlich, dass mit diesem Bau­ stoff Stadtviertel entstehen können, die den modernen Bedürfnissen gerecht werden. Die

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1960 und 1970 in den USA.

J. D. und R. E.


VERNAKULÄRES BAULICHES ERBE

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DER KAMPF UM EINE ALTERNATIVE ARCHITEKTONISCHE MODERNE 1789 BIS 1968 JEAN DETHIER

D

mischen Prozessen oder sind Erdölderivate. Alle diese Baustoffe

er entscheidende Zeitraum, in dem sich die erste Phase der Modernisierung des Lehmbaus abzeichnete, wurde

legen lange Transportwege bis zu einem industriellen, energiein-

durch zwei bedeutende sozialpolitische Bewegungen

tensiven Verarbeitungsprozess zurück, der sich in hohem Maße

geprägt, die die westliche Welt erschüttert haben: die Französische

als umweltschädlich erweist.

Revolution von 1789 mit ihren weltweiten Auswirkungen und die

Im Namen des Fortschritts oder aber für das Gewinnstreben

Jugendrevolten von 1968 in Europa und den Vereinigten Staaten,

eines bisweilen verantwortungslos gewordenen kapitalistischen

die sich gegen eine in ihren Augen erstarrte Gesellschaft rich-

Systems wurden viele andere Baustoffe erfunden. So vermischte

teten. Innerhalb von 180 Jahren haben zwei hervorstechende

man zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Zement mit hochgif-

Persönlichkeiten zu der Erneuerung des Lehmbaus beigetragen:

tigem Asbest, um Asbestzement zu gewinnen. Dessen massive

die Architekten François Cointeraux (siehe S. 308–311), ab 1790

weltweite Nutzung im 20. Jahrhundert ist verantwortlich für

in Frankreich aktiv, und Hassan Fathy, ab 1947 in Ägypten tätig

Millionen von Todesfällen oder unheilbaren Erkrankungen.

(siehe S. 334–341). Die lange Übergangsphase von den traditio-

Seine Verwendung im Baugewerbe wurde erst sehr spät verbo-

nellen oder vernakulären Praktiken bis hin zum Sichtbarwerden

ten, und trotz seiner schrecklichen Auswirkungen wird dieser

einer neuen Art des Lehmbaus seit den 1970er-Jahren war durch

Baustoff in den meisten Ländern auch heute noch kommerziell

viele Entwicklungsschritte geprägt. Doch bevor wir uns diesen

genutzt. Das bedeutet, dass die Bauindustrie, dominiert von

zuwenden, ist es dringend notwendig, auf ein grundlegendes

einer mächtigen Lobby und angetrieben von einem globalen

Phänomen hinzuweisen, das aufgrund seiner Auswirkungen auf

Expansionswillen, nur sehr wenig Gewicht auf soziale oder

den gesamten Bausektor – sowohl den privaten als auch den öffent-

gesundheitliche Belange legt oder auf den Schutz der Umwelt.

lichen – die moderne Welt radikal verändert hat: die Erfindung

Dieses Versagen hat sich auf der Welt ausgebreitet. So ar­­beiten zum

von industriell hergestellten Baustoffen. Diese hatte zur Folge,

Beispiel in Asien Zementfabriken mit mafiösen Organisationen

dass nicht erneuerbare Ressourcen auf maßlose Weise ausge-

zusammen, die den Handel mit Sand an sich gerissen haben.

beutet und natürliche Lebensräume zerstört wurden. Außerdem

Dieser ist zu einer knappen, doch unverzichtbaren Ressource

führte sie zu industriell verursachter Umweltverschmutzung

für den Bau mit Stahlbeton geworden. Eine weitere alarmierende

und zum massiven Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2. All

Entwicklung besteht darin, dass aufgrund des stark industria-

dies trägt zu einem Übel bei, von dem wir alle betroffen sind:

lisierten und energieintensiven Herstellungsprozesses der in

dem Klimawandel.

der Regel verwendeten Baumaterialien der weltweite Bausektor eine sehr große Menge an wichtigen Ressourcen verbraucht. In Großbritannien macht sein Energieverbrauch bis zu 50 % des nati-

DIE VORHERRSCHAFT DER INDUSTRIELLEN BAUSTOFFE

onalen Gesamtkonsums aus. Und die Zementindustrie ist verant-

Seit Jahrtausenden wurden fast alle Häuser, Städte und Dörfer

wortlich für mindestens 6 % der weltweiten CO2-Emissionen, eine

auf der Welt aus natürlichen Materialien erbaut, die meistens

der Hauptursachen für den Klimawandel. Dieser Anteil wird von

vor Ort zur Verfügung standen, vor allem Stein, Holz oder Lehm.

einigen Wissenschaftlern zu Beginn des 21. Jahrhundert sogar

Doch das 19. Jahrhundert wurde – zunächst in Europa – durch

eher auf 10 % geschätzt.

die Industrialisierung geprägt, vor allem die von Baustoffen. Der

Der Lehm verfügt über großartige Qualitäten, die dem Zynismus

Zement wurde zwischen 1818 und 1824 erfunden, anschlie-

der multinationalen Konzerne entgegenwirken. Er ist ein »anti-

ßend der Stahl. Diese beiden Erfindungen führten ab 1870

kapitalistischer« Baustoff, da er – im Prinzip und auch heute

bis 1880 zur Nutzung einer revolutionären Entwicklung: des

noch – nicht käuflich erworben werden muss, sofern man ein

Stahlbetons. Weitere industriell hergestellte Baustoffe setzten

Grundstück besitzt, auf dem man ihn ausheben und mit ihm bauen

sich durch, so zum Beispiel um 1860 das Aluminium. Es kamen

kann. Er ist auch einer der gesündesten natürlichen Baustoffe,

auch Produkte auf den Markt, die aus natürlichen Ressourcen

die verwendet werden können, steht reichlich zur Verfügung

stammende Ausgangsmaterialien veränderten. So wurde das

und seine Nutzung ist ökologisch. Wie zwei Wissenschaftler

Holz mit industriellen Additiven zu Sperrholz oder zu Laminat.

in diesem Buch belegen, ist es auch möglich, ihn mit Zement

Um 1950 erschien eine andere Art von Ausgangsstoffen, die im

anzureichern oder zu stabilisieren (siehe S. 36– 39). Angesichts

Bauhandwerk genutzt wurden, auf der Bildfläche. Sie werden

der Vorherrschaft der industriell hergestellten Baustoffe scheint

als »synthetische Baustoffe« bezeichnet und stammen aus che-

es naheliegend, sich die Moral zweier Fabeln von La Fontaine

298 L E H M B AU K U LT U R


von traditionellen Baumethoden haben nur dann einen Sinn,

ins Gedächtnis zu rufen: »Jeder Beruf schätzt sich selbst von Herzen, er hält die anderen Berufe für unwissend und beurteilt

wenn sie für die Nutzer eine effektive Verbesserung gewährleis-

sie als unverschämt.« Dieser Einstellung fiel der Lehm eine lange

ten. Man muss das Vertrauen in die Vorteile von solchen Bau­

Zeit zum Opfer, ohne sich verteidigen zu können – denn er hatte

traditionen bewahren, die sich im Laufe der Zeit bewährt haben.

keine Lobby, die ihn unterstützte. Und so ist hier auch ein ande-

Selbst wenn sie auf eine jahrhundertealte Tradition zurück­

rer Satz von La Fontaine zutreffend: »Geduld und Zeit erreichen

blicken, so sind ihre Wahrheiten doch von einer wesentlich stär-

mehr als Gewalt oder Wut.« Diese Geduld haben viele Bauherren

keren Bedeutung als manch andere verlogene Versprechungen

bewiesen, die zunächst als Außenseiter belächelt wurden, im

aus der jüngsten Zeit.«

20. Jahrhundert jedoch allmählich Fortschritte beim Lehmbau

Begleitend zu diesem großen staatlichen Bauprojekt entstan-

als einer technologischen Lösung und einer kulturellen und öko-

den regionale Ausbildungszentren für verschiedene Ansätze im

logischen Alternative machten. Statt uns diese Fortschritte unter

Lehmbau. Institutionelle Anreize förderten die ersten wissen-

chronologischen Gesichtspunkten anzusehen, werden wir sie

schaftlichen Forschungen in Europa zu diesem Thema, insbe-

im Folgenden nach thematischen Gesichtspunkten zusammen-

sondere zur Rationalisierung von Strohlehm, einer Leichtlehm­

fassen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit, indem wir sie

konstruktion, die durch die Beimischung von Stroh leichter

in ihren politischen, sozialen und sogar militärischen Kontext

gemacht wurde, und zur halbindustriellen Produktion von ge­­

einordnen. Die Verwendung von Lehm als Ersatzwerkstoff

pressten Lehmsteinen (sogenannte Tonadur-Platten). Diese Ent­

erscheint unter ganz spezifischen Umständen in besonderer

wicklung hatte eine rege Veröffentlichung an technischer Lite­

Weise unerlässlich – nämlich dann, wenn die beiden modernen

ratur zur Folge oder von solchen Werken, die der allgemeinen

Baustoffe Zement und Stahl ihre Prüfung nicht bestanden haben.

Verbreitung dieser Ideen dienten, ebenso die Herstellung von Lehrfilmen. Die standardisierte Anwendung von Lehm wurde – zum ersten Mal weltweit – in Deutschland im Jahr 1944 regle-

NACH DEM KRIEG DER LEHM

mentiert. Der erste Anstoß kam vom von den Nationalsozialis­

Nach dem Ende jeder der beiden Weltkriege waren viele Länder

ten bevorzugten Architekten und einflussreichen Mitglied der

Europas mit Ruinen übersät und standen vor dem Problem,

NSDAP Albert Speer. Im Jahr 1951 wurde schließlich die ent-

unzählige Behausungen, Dörfer und Stadtviertel wieder auf-

sprechende DIN-Norm 18 951 herausgegeben. Speer, der Hitler

bauen zu müssen. Häufig waren auch die industriellen Pro­

sehr nahestand, wurde 1942 Reichsminister für Rüstung und

duktionsstätten für Baustoffe zerstört worden, oder aber die

Kriegsproduktion. Von der damaligen Regierung für seine hohe

Nachfrage übertraf das Angebot und es kam zu einer Unter­

Effizienz geschätzt, ließ er mehrere Millionen ziviler Gefangener

produktion. In solchen Fällen diente der Lehm beim Wiederaufbau

aus ganz Europa als Sklaven in der Industrie arbeiten. Auf seine

als Ersatzbaustoff. Doch ungeachtet der Tatsache, dass man in

Verfügung hin waren Zement und Stahl von diesem Zeitpunkt an

Frankreich schon seit einem Jahrhundert über ein erneuertes

militärischen Zwecken vorbehalten, und der Lehmbau wurde für

Wissen in Bezug auf den Lehmbau verfügte und in England

die zivile Nutzung gefördert.

Clough Williams-Ellis 1919 den Vorschlag gemacht hatte, die

1952, einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, richteten die

Lehmbauweise zu modernisieren, wurden in beiden Ländern

deutschen Ingenieure Pollack und Richter einen eindringli-

keine nennenswerten Anstrengungen dazu unternommen.

chen Appell an zukünftige Generationen von Bauherren. Auf

Deutschland hingegen verfolgte eine solide Strategie zuguns-

der Grundlage ihrer eigenen Erfahrung forderten sie darin:

ten der Lehmbauweise, und zwischen 1919 und 1924 wurden

»Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass der

hier mehr als 20 000 Behausungen auf diese Art erstellt. An­­

Lehmbau lediglich eine provisorische Lösung darstellt, um

gesichts der Effektivität dieser Strategie zog die amerikanische

der aktuellen Krise des Wohnungsbaus zu begegnen. Dieser

Zeitschrift News Record in ihrem Artikel »Germany Returns to

Technik muss von nun an die gleiche Beachtung zuteil werden

Adobe Building« eine positive Bilanz. Adolf Loos, einer der öster-

wie den anderen Techniken, indem man ihre Mechanisierung

reichischen Wegbereiter der architektonischen Moderne, schloss

und Industrialisierung unterstützt. In einer systematischen

sich dieser Bewegung an und forderte die Architekten auf, ent-

Standardisierung und Weiterentwicklung des Sektors der

sprechende Maßnahmen zu ergreifen: »Habt keine Angst davor,

Lehmbauweise liegt der Schlüssel zum Erfolg – genau wie bei

dass man euch als un­­modern betrachten könnte. Erneuerungen

den anderen Bereichen des Bauwesens. Führungskräfte in der

299 A LT E R N AT I V E M O D E R N E N


FRANÇOIS COINTERAUX PIONIER DER ERNEUERUNG DER LEHMBAUWEISE

Im

Umfeld

der

Französischen

Revolution

nimmt François Cointeraux eine überragende Bedeutung ein: Er war der erste Architekt in der Geschichte der Architektur, der gleichzeitig theoretische Schriften verfasste, lehrte und die Modernisierung der Lehmbauweise praktizierte.

R. E. und J. D.

Rechte Seite oben: Die bekannteste Zeichnung von Cointeraux macht eine seiner Überzeugun­ gen deutlich: In der nach dem Ende der Revolu­ tion entstandenen, neuen egalitären Gesellschaft sollten die in Lehmbauweise erbauten Wohnun­ gen den Bedürfnissen aller sozialen Schichten gerecht werden. Dieser Vorstellung entsprang die Idee, einen Haustyp zu schaffen, der gleich­ zeitig beiden Schichten dienen sollte. Das Haus für die Ärmsten sollte in seinem Rohzustand direkt »aus der Hand des Arbeiters« zur Ver­ fügung gestellt werden. Bessergestellte beka­ men ein ähnliches Haus, das jedoch Dekorationen auf­ weisen sollte. Es sollte sich nur durch die zusätzlichen ornamentalen Verzierungen auf der Fassade vom anderen Hausmodell unterschei­ den. Rechte Seite unten: Cointeraux empfiehlt die Verwendung von Stampflehm auch für Bau­ projekte, die den Bedürfnissen einer im Entste­ hen begriffenen Industriegesellschaft entspre­ chen sollen. Ein Beispiel ist diese 1790 erstellte Textilmanufaktur auf vier Ebenen. Linke Seite: Die Arbeiten von Cointeraux wur­den sehr früh durch den einflussreichen französischen Bau­ theoretiker Jean-­Baptiste Rondelet hinsichtlich ihrer Qualitäten ihres operativen Realismus an­­ erkannt und bewundert. So hat Rondelet diese beiden Abbildungen eines Hauses in Stampflehm und des dazu ge­­hörenden Bauprozesses in sein 1917 in sieben Bänden erschienenes Werk Traité théorique et pratique de l’art de bâtir (Wissenschaft­ liche und praktische Abhandlung der Baukunst) auf­genommen. Es erwies sich aufgrund seiner 16 Neuauflagen und der zahlreichen Überset­ zungen als sehr einflussreich.

310


A LT E R N AT I V E M O D E R N E N

311


USA DAS VORSTADTVIERTEL LA LUZ

In einigen progressiven Kreisen der USA hat die Gegenkultur (siehe vorherige Seiten) dazu bei­ getragen, ein neues Gefühl für die gesellschaft­ liche und ökologische Verantwortung zu entwi­ ckeln. Das betraf manchmal auch den Bereich der Stadtplanung. So begann der Architekt Antoine Predock im Jahr 1967 damit, am Stadt­ rand von Albuquerque, der Hauptstadt von New Mexico, das Wohnviertel La Luz in AdobeLehmbauweise zu errichten. Dessen 60 Reihen­ häuser sind harmonisch gruppiert und definie­ ren einen neuen Wohnungstyp für eine wohlha­ bende Klientel. La Luz bietet ein intelligentes und ansprechendes Gegenbeispiel für das ver­ altete und gemeinschaftsfeindliche Wohnmodell der amerikanischen Vorstadt, das seit den 1940er- und 1950er-­Jahren in den USA unzäh­ lige Nachahmer fand. Die Wohnsiedlung La Luz ist

ein

überzeugendes

Beispiel

für

Haus­

gemeinschaften im Lehmbau. Sie wurde in einem zeitgemäßen Stil erbaut, ohne auf nostal­ gische Weise regionalistisch zu sein, und richtet sich an potenzielle Bewohner der oberen Mittelschicht. Nach einem Besuch dieses inspi­ rierenden Ortes hatte der belgische Architekt Jean Dethier im Jahr 1979 die Idee, etwas Ähnliches in Europa zu bauen, jedoch für eine deutlich weniger privilegierte Zielgruppe. So entstand in Frankreich ein Pilotquartier mit 64  So­­ zialwohnungen

aus

Stampflehm

und

Adobe, die Domaine de la Terre. Das Viertel wurde im Jahr 1985 in Villefontaine eingeweiht. Das Projekt fand viel Resonanz bei internationa­ len Medien und wurde mit technischer Unter­ stützung von CRAterre umgesetzt. Es soll einen Beitrag zur Wie­derbelebung der Lehmbauarchi­ tektur in Europa leisten (siehe S. 392–393).

346

R. E.


A LT E R N AT I V E M O D E R N E N

347


BILANZ EINER 50-JÄHRIGEN ENTWICKLUNG 1970–2020 ARIANE WILSON

N

och vor 50 Jahren war es eine kleine Minderheit, die

Entscheidungsträger. Der Club of Rome, ein Zusammenschluss

sich dem Credo der ökologischen Architektur verschrie­

von Experten verschiedener Fachbereiche, forderte in seinem

ben hat. Heute ist das Thema vor dem Hintergrund der

1972 veröffentlichten Bericht »Die Grenzen des Wachstums«

nachhaltigen Entwicklung und des ökologischen Wandels aus

eine neue Weltpolitik. Dies wurde damit begründet, dass sich

dem öffentlichen Diskurs nicht mehr wegzudenken. Schritt für

das westliche Modell der ungebremsten Industrialisierung

Schritt eroberte sich das grüne Bauen einen festen Platz in der

ihrer Ansicht nach nicht fortsetzen und auf Entwicklungsländer

Politik, der Bauindustrie und der Architektur. Die zunehmende

ausweiten lasse. Auf der Basis dieser Feststellung wurden

Annäherung wirft nun die Frage auf, inwieweit sich Bündnisse

Bauunternehmen aufgefordert, ihre moralische Verpflichtung

realisieren lassen, ohne dabei ethische Grundsätze über Bord

zum Schutz der Natur anzunehmen. Die Architekturszene war

werfen zu müssen.

in diese Bewusstseinsfindung damals jedoch nicht wirklich eingebunden. Es existierten zwar Initiativen für eine »sanfte Architektur«, für solares Bauen und für ökologisches Design; sie

LEHM IN PUNCTO NACHHALTIGKEIT SEINER ZEIT VORAUS

waren jedoch allesamt zweitrangig. Nur die kleine Nische des

Der Begriff der Nachhaltigkeit war in seinen verschiede­

Lehmbaus war gut gewappnet, um es mit den neuen Prioritäten

nen Bedeutungsnuancen schon immer wichtiger Bestandteil

aufzunehmen.

der Argumentation für den Lehmbau. Bereits in den ersten

In den 1980er-Jahren, nachdem die Ölkrisen überstanden waren

Abhandlungen des 18. Jahrhunderts betonten die Autoren die

und erste internationale Gipfel zum Klimaschutz stattfanden,

Möglichkeit, traditionelle Verfahren zu verbessern, um die

wurden dann auch erste Handbücher zum Lehmbau veröffent­

Lebensdauer von Lehmbauten zu steigern. Dieses Argument der

licht: von den Gründern des französischen Forschungslabors

Beständigkeit, im Wort »nachhaltig« buchstäblich ausgedrückt,

CRAterre (siehe S. 370–373 und S. 374–375) sowie von Franz

wurde auch wiederholt angeführt, wenn die Feuerfestigkeit und

Volhard und Gernot Minke in Deutschland (siehe S. 386–387).

die Stabilität von Lehm betont werden sollten. Auch Nachhaltigkeit

Diese Werke gelten bis heute als Standardreferenz. Hier sind

im Sinne der Ressourcenschonung ist Gegenstand von Arbeiten,

einerseits die wichtigsten von den Vorgängern überlieferten

die zu solchen Zeiten publiziert wurden, als es an Holz, Kohle

Argumente zusammengetragen: die Vorstellung, dass der

oder Erdöl mangelte. Schließlich bedeutet nachhaltiges Bauen

Lehmbau einen Gegenpol zu dem aus der modernen Bewegung

gemäß diesen historischen Abhandlungen auch, den unumstöß­

entstandenen, entmenschlichten Trend bildet und dazu beitragen

lichen Gesetzen des Aufbaus der Erde zu folgen.

kann, die Wohnsituation der Ärmsten zu verbessern; der Wunsch,

Mitte des 20. Jahrhunderts kamen zwei neue Strömungen in

Lehmbau als Architekturzweig anzuerkennen und der Wille zur

der Lehmbautheorie auf, die weitere Aspekte der Nachhaltigkeit

Perfektionierung traditioneller Verfahren. Diese Bücher setzten

betonten. So wurde die Meinung vertreten, Tradition sei eine

aber auch neue Akzente. So wurden die Vorteile neu formuliert,

»Reaktivierung vorhandenen Wissens«. Der ägyptische Architekt

sodass der ökologische Nutzen expliziter hervortrat. Die natür­

Hassan Fathy sah im Lehmbau beispielsweise eine Möglichkeit,

liche Herkunft und Unbedenklichkeit des Baustoffs gewannen in

so zu bauen und zu leben, wie es sich seit Jahrtausenden bewährt

der Baubiologie (Wissenschaft der globalen Beziehung zwischen

hat. Er war der Ansicht, dass die Grundsätze des Lehmbaus auch

der gebauten Umwelt und ihren Bewohnern) zunehmend an

für das wirtschaftliche und soziale Gefüge im zeitgenössischen

Bedeutung. Dabei fragte man sich, welchen Platz der Lehm im

Kontext gelten. Die zweite Tendenz wurde von Architekten wie

Verhältnis zu den neuen, revolutionären Verbundwerkstoffen ein­

Bernard Rudofsky begründet. Letzterer widmete sich in seiner

nehmen würde. Schließlich führten ein wiederbelebtes Interesse

1964 im New Yorker MoMA gezeigten Ausstellung »Architecture

für das Lehmbauerbe und die Befürchtung eines Verlusts wert­

without

vernakulä­

voller Handwerkskunst dazu, dass Lehmbauten kategorisiert

ren Architektur, deren Bauten im Einklang mit der »ewigen

wurden – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch als »kul­

Gültigkeit der Grundsätze der Natur« von einer engen Bindung

turelle Ressource«, die gleichermaßen universelle wie regionale

zum Standort erzählten.

Bedeutung hat.

Die dem Lehmbau von Haus aus innewohnende »Nach­

Diese weltweite Vision war Gegenstand einer von Jean Dethier

haltigkeit« hielt erst ab dem Moment, als diese »ewige Gültigkeit

initiierten Ausstellung mit dem Titel »Des architectures de terre

der Natur« bedroht schien, explizit Einzug in den Diskurs der

ou l’avenir d’une tradition millénaire« (Lehmarchitektur: Die

Architects«

voller

Bewunderung

der

358 L E H M B AU K U LT U R


Der Etoscha-Pavillon im Basler Zoo in der Schweiz, 1999 von Martin Rauch in Stampflehm errichtet (siehe S. 482). Architekt: Peter Steiner.

Zukunft einer vergessenen Bautradition), die 1981 im Pariser

heute den politischen Diskurs zum Pro und Kontra des Materials;

Centre Pompidou stattfand (siehe S. 390–391). Sie brachte auch

es hat auch den Fortlauf der Geschichte der Normalisierung einer

die in der Postkolonialzeit vorherrschende Sorge zum Ausdruck,

nachhaltigen Entwicklung geprägt.

wie Entwicklungsländer, die fortan unter dem Label »Dritte Welt«

In dem Jahrzehnt zwischen 1985 bis 1995 ist viel passiert: Die

zusammengefasst wurden, ihre technologische und kulturelle

Erde wurde von mehreren schlimmen Umwelt­ k atastrophen

Unabhängigkeit und Lebensqualität sicherstellen können. Der

heimgesucht (Chemiekatastrophe von Bhopal, Reaktorunglück in

Lehmbau ermöglichte mehr Autonomie beim Bauen und begüns­

Tschernobyl, Ölpest vor Alaska durch den Tanker Exxon Valdez);

tigte eine Entwicklung, die den lokalen Bedürfnissen Rechnung

der Weltklimarat (offiziell: Intergovernmental Panel on Climate

trug und nicht automatisch dem wirtschaftlichen Interesse der

Change) wurde gegründet; der Brundtland-Bericht wurde ver­

Stärksten diente. Dass für die Förderung des Lehmbaus auch

öffentlicht; in Rio fand der erste Erdgipfel statt; später wurde

soziale Aspekte wie Unterkunft, Beschäftigung, Ausbildung und

das Kyoto-Protokoll unterzeichnet; Vorschriften für Energielabel

Chancengleichheit berücksichtigt wurden, war ein neuer Ansatz.

wurden eingeführt und eine Reihe von Publikationen herausge­

Dieser kommt später auch beim Drei-Säulen-Modell »Ökologie –

geben, die eine philosophische Debatte zur Ökologie und zum

Wirtschaft – Soziales« der nachhaltigen Entwicklung, einem 1987

Anthropozän eröffnet haben. Der Umweltschutz prägte die poli­

durch den Brundtland-Bericht geprägten Konzept, zum Tragen.

tischen und gesellschaftlichen Debatten, seine Bedeutung war

Mit dem 1985 eröffneten Pilotprojekt für ein Lehmbauviertel in

beim Übergang zum 21. Jahrhundert unumstritten. Noch immer

Villefontaine zeigte Frankreich, dass es auf die Kombination aus

jedoch war das Thema Ökologie nicht bis in die Architektur

alternativer Bewegung und festen Institutionen setzte: Nationale

vorgedrungen: Lediglich eine Minderheit an Akteuren enga­

und regionale Behörden zeigten sich experimentierfreudig und

gierte sich aktiv für die Einbindung der Natur in die Stadt, für

übernahmen Ideen, die der Ideologie der Industrialisierung ent­

die Architektur als Umfeld, für bioklimatische Gebäude oder für

gegenstanden. Gemeinsam mit Wissenschaftlern, Ingenieuren

eine Rückkehr zu natürlichen Materialien.

und Kon­strukteuren kämpften junge Architekten für eine aus

Erst ab den 2000er-Jahren, als Politik, Medien und Finanzwelt

dem Volk geborene, vernakuläre Bewegung, indem sie verschie­

den Ruf nach einem neuen Ökokapitalismus für sich ent­

dene Lehmbautechniken wiederbelebten (Stampflehm ohne

deckten, kam auch in die Architekturszene Bewegung. Alle

Zementzusatz, gepresste Lehmsteine, Strohlehm etc.). Damit

Publikationen und Werke orientierten sich fortan am Tenor der

wollten sie demonstrieren, dass dieser häufig als antiquiert

nachhaltigen Entwicklung, in gleicher Weise erfolgte auch die

empfundene Baustoff den energetischen und wirtschaftlichen

Ausrichtung der Architekten. Der etablierte Markt entdeckte in

Anforderungen des zeitgenössischen Wohnbaus durchaus gerecht

den 2010er-Jahren die von der jungen Architektengeneration

werden kann. Der Lehmbau wurde damit zu einem Teil der ideo­

vertretenen, alternativen Auffassungen für sich, so zum Beispiel

logischen Debatte darüber, wie sich »zwischengelagerte« oder

die Wiederverwertung und danach, Schritt für Schritt, den Lehm

»geeignete« Technologien zum Fortschritt nutzen lassen.

als Baustoff.

Über seine gesamte Geschichte schwankt der Umgang mit

In jüngerer Zeit bedient sich die Architektur im Rahmen

dem Lehmbau immer wieder mehr oder weniger zwischen der

des ökologischen Diskurses der Argumente, die bereits seit

Wertschätzung seiner Tradition und dem Bestehen auf seiner

Jahrhunderten für den Lehmbau stehen. 20 Jahre nachdem

Modernisierung. Dieses Wechselspiel bestimmt nicht nur bis

Politiker damit angefangen haben, ihre Sorgen zum Zustand des

359 Z E I T G E N Ö S S I S C H E G E S TA LT U N G S K R A F T


WOHNGEBÄUDE AUSTRALIEN

In der Region Pilbara in Westaustralien errich­tete der Architekt Luigi Rosselli 2014 ein kompaktes Ensemble von zwölf kleinen Häusern (insgesamt 575 m2) für die Unterbringung von Schäfern. Inmitten eines bis dahin unberührten landwirtschaftlich genutzten Gebietes erstreckt sich über eine Länge von 230 m eine tragende mit Zement stabilisierte Mauer aus Stampflehm. Deren wellenförmig verlaufende Linie trägt zur individuellen Gestaltung der kleinen Reihenhäuser bei, die durch diese geschickte Methode eine individuelle Note erhalten. Ein solches Vorgehen könnte auch auf ein urbanes Milieu übertragen werden, wo diese Kompaktheit noch besser zum Tragen käme. Um den thermischen Komfort inmitten einer Region mit subtropischem Klima zu gewährleisten, wurde das Flachdach dieser Häuser mit einer dicken Erdschicht bedeckt, die zurzeit neu bepflanzt wird. Dieses Programm wurde 2017 mit dem Terra Award nominiert, dem ersten in Frankreich initiierten internationalen Preis, der die kreativsten Lehmbauten seit 2000 auszeichnet.

400

R. E. und J. D.


Z E I T G E N Ö S S I S C H E G E S TA LT U N G S K R A F T

401


WOHNGEBÄUDE ÖSTERREICH SCHWEIZ

Martin Rauch hat sich als einfallsreichster und anspruchsvollster

Bauunternehmer

für

die

Bauweise in Stampflehm einen Namen gemacht. Er wurde ursprünglich zum Keramiker ausgebildet, was ihn eigentlich zum Arbeiten mit Terrakotta hätte führen müssen. Doch konnte er ab 1999 alle seine Talente im Bereich des Lehmbaus voll zur Entfaltung bringen, als er in seinem Geburtsdorf Schlins in Österreich das Bauunternehmen »Lehm Ton Erde« gründete. Seitdem wird er von den bekanntesten Architekten angefragt. Dazu gehören zum Beispiel Herzog & de Meuron in der Schweiz, die 2014 Lagergebäude für die Firma Ricola in Basel entwarfen, oder das norwegische Büro Snøhetta für das Museum von Dharan in SaudiArabien, das durch die Erdölfördergesellschaft Aramco finanziert wird. Im Gegensatz zu seinen opulenten Bauherren ist Rauch von einer Bescheidenheit und Diskretion, die der Tradition der ländlichen Welt entsprechen, in der er fest verwurzelt ist. Hier hat er auch sein Wohnhaus (linke Seite oben) und sein Atelier (linke Seite unten) erbaut. Seine herausragende Professionalität und die minimalistische Finesse seiner Werke scheinen aus einer dreifachen Verankerung seiner Person zu stammen. Er ist in seiner bäuerlichen Herkunft verwurzelt, in der Zugehörigkeit zu einer Region, die geprägt ist von protestantischer Strenge, und in einer rationalistischen Ausbildung der Ulmer Hochschule für Gestaltung und der Hinwendung zu den Ideen des Bauhauses. Rauch, der über ein außerordentliches Wissen in Bezug auf den Stampflehmbau verfügt, vertritt auch eine kompromisslose Ethik. So lehnt er jegliche industrielle Beimischung wie Zement oder Ähnliches zum von ihm höchstgeschätzten Baustoff ab.

J. D.

Rechte Seite unten: Innenräumliche Umge­ staltung eines Landhauses in Almens in der Schweiz (Architekten: Gujan und Pally, 2013)

WEITERE INFORMATIONEN: siehe Beitrag von Martin Rauch »Unerlässliche Neuerungen für die Lembaukunst», S. 482; Rauch (2001); Heringer, Kaplinger und Sauer (2015); Rauch und Blair-Howe (2019)

406


Z E I T G E N Ö S S I S C H E G E S TA LT U N G S K R A F T

407


UNIVERSITÄTSCAMPUS FRANKREICH

Das

fortgeschrittene

Reifestadium,

in

dem

sich die Lehmbauarchitektur heute befindet, scheint seit Beginn des 21. Jahrhunderts einer der Gründe dafür zu sein, dass sich deren Anwendungsspektrum erweitert. Dieses erstreckt sich nun auch auf unerwartete Bereiche wie beispielsweise Gebäude im Forschungsbereich. Hier ist ein hohes Leistungsniveau zwingend erforderlich. Davon zeugt das in Frankreich errichtete neue Gebäude des französischen Instituts für

landwirtschaftliche

Forschung

(INRA)

auf dem Universitätsgelände von Orléans. Als Beherbergungsort für die empfindliche Sammlung landwirtschaftlicher

Bodenproben

aus

ganz

Europa hatte einer der Kommanditär die sachdienliche Idee, dass dieses architektonische Ensemble in Lehmbauweise erstellt werden sollte, um die wertvolle Sammlung optimal vor Feuchtigkeit und klimatischen Einflüssen zu schützen. Die »Schatzkammer« dieser Sammlung mit ihren Laboratorien wurde von den Architekten Bruno Marielle und Miléna Stefanova (Büro Design & Architektur) sowie Arnaud Misse, Jean-Marie Le Tiec und Sébastien Freitas (Nama Architecture) entworfen, einem Team, das die Ausbildung von CRAterre an der École d ­ ’architecture de Grenoble durchlaufen hatte. Alle Wände in Stampflehm (60 cm Dicke) sind tragende Wände, die äußeren Wände wurden mit 5 % Kalk stabilisiert, die anderen Wände sind ohne Beimischung. Das 2014 eingeweihte Gebäude verfügt über eine Fläche von 1500 m2. Es vereint auf bemerkenswerte Weise technologische

Anforderungen,

architektoni-

sche Qualität und die Ruhe eines Ortes. Es ist eine Architekturikone für die wissenschaftliche Forschung.

434

J. D. und R. E.


Z E I T G E N Ö S S I S C H E G E S TA LT U N G S K R A F T

435


STÄDTISCHES SCHWIMMBAD SPANIEN

Auch der Bereich Sport und Freizeit wurde vom

typischen Risiken mit Fungiziden und wasser-

großen internationalen Trend der Erneuerung

abweisenden

der

Monumentalität

Lehmbauarchitektur

erfasst.

Davon

dieses

dem

beschichtet.

Die

Schwimmsport

zeugt zum Beispiel in Spanien das mustergül-

gewidmeten Tempels entspringt insbesondere

tige städtische Schwimmbad von Toro in der

dem raffinierten Spiel zwischen den horizonta-

Provinz Zamora. Der Entwurf stammt vom

len Schichten aus ockerfarbenem Stampflehm,

Architekturbüro Vier Arquitectos und wurde

dem schrägen Tageslichteinfall vom Dach her

im Jahr 2010 eröffnet. Aufgrund seiner äußeren

und dessen Widerschein im Wasser. Diese so

Erscheinung erinnert dieses Bauwerk mit seinen

verfeinerte Szenografie hat eine einzigartige

2450 m auf subtile Weise an die Tradition der

Wirkung, innerhalb derer der Lehm eine symbo-

in Lehmbauweise erstellten strengen Festungen

lische Rolle hat, denn er dient als Musterbeispiel

in Kastilien. Doch im Innenraum entfaltet sich

für neue Einsatzmöglichkeiten dieses Baustoffs.

kraftvoll

mit

So wurden erstmals am selben Ort die bei-

Architektur. Dem Stampflehm (tapia) wurden

den Hauptkomponenten unserer natürlichen

hier zur Stabilisierung 4  % Weißzement und

Umgebung, Erde und Wasser, miteinander ver-

2  % Kalk zugefügt. Die tragenden Wände im

bunden.

2

ein

zeitgenössischer

Umgang

Inneren hat man zum Schutz vor in Nassräumen

452

Komponenten

J. D. und R. E.


Z E I T G E N Ö S S I S C H E G E S TA LT U N G S K R A F T

453


DIE ZUKUNFT DER LEHMBAUARCHITEKTUR RISIKEN UND CHANCEN JEAN DETHIER

W

die ökologischen Anforderungen und vor allem nicht auf den

ährend der vergangenen Jahrzehnte hat sich

Lehmbau vor.

die Praxis der Lehmbauarchitektur auf der ganzen Welt auf vielfältigste Weise weiterentwickelt.

•  Wenn Lehm mit industriellen Zusätzen wie Zement stabilisiert

Noch nie zuvor in der Geschichte gab es in so kurzer Zeit so

wird, geht dies zulasten seiner ökologischen Vorteile. Zumal

viele Innovationen und Fortschritte in Bereichen, die sich so

neueste Studien belegen, dass diese Praxis nicht zwingend

gut ergänzen wie die Architektur und der Wohnungsbau, das

notwendig ist oder durch den Rückgriff auf natürliche Zusätze ersetzt werden kann.

Ingenieurwesen und die wissenschaftliche Forschung, Bildung und Pädagogik und die Technologie und Kultur. Die starke

•  Wenn bestimmte Architekten oder Planer den Einsatz von

Verbreitung von Initiativen und realen Projekten eröffnet neue

Lehm pervertieren, in dem sie ihn als ein modisches Accessoire

Entwicklungsaussichten, die für vorangegangene Generationen

betrachten, wird dieser ökologische Baustoff abgewertet.

nicht vorstellbar waren. Welche Risiken und welche Chancen werden den Weg für diese Zukunft bereiten?

DIE CHANCEN Trotz der oben genannten Risiken sprechen zahlreiche positive

DIE RISIKEN

Faktoren dafür, eine innovative Dynamik voranzutreiben, innerhalb derer sich die Lehmbauarchitektur entfalten kann.

•  Sollte sich die Lehmbaupraxis erfolgreich weiterentwickeln, sind seitens der Lobby für Industriebaustoffe Abwehrstrategien

•  Seit den 2010er-Jahren ist eine gesellschaftliche Veränderung

zu befürchten. Die betroffenen multi­ nationalen Konzerne

im Gange, die von einer neuen Generation getragen wird,

könnten eine protektionistische Strategie zu Verteidigung

die eine ehrgeizige ökologische Strategie einfordert. Diese

ihrer Interessen verfolgen, wenn sie um Marktanteile fürch-

neue Kraft protestiert schonungslos gegen die Untätigkeit der

ten. Dies könnte sich ähnlich entwickeln, wie es bereits

Politik in diesem Bereich. Diese Jugend ist fest entschlossen,

bei anderen ­ starken Industrielobbys wie beispielsweise der

die Änderungen durchzusetzen und neue Wege zu gehen,

Tabaklobby, geschehen ist. Diese führte Kampagnen gegen

für die die ältere Generation weder den Weitblick noch den

ihre Wettbewerber und stellte die Glaubwürdigkeit von deren

Mut hatte. Sie initiiert neue Lebens- und Denkweisen, neue

Maßnahmen und wissenschaftlichen Forschungsergebnissen

Handlungsoptionen und Wohnformen. Wird sie so den Bau

infrage, um damit deren Entwicklungschancen zu beschneiden.

von Städten, Stadtvierteln, Wohnungen und Architektur för-

•  Immer drakonischere, häufig technokratisch anmutende

dern, die tatsächlich nachhaltig sind, und eine neue, besondere Beziehung mit der Natur und ihren Baustoffen einführen?

Regelungen sind eine echte Bedrohung für die Zukunft des

•  Dass diese von einer revoltierenden Jugend verkörperte

Lehmbaus. •  Die Konzepte der Politik, die häufig den wirtschaftlichen

Bewegung ein solches Ausmaß angenommen hat, war durch

Interessen der Schwerindustrie dienen und sich unzurei-

die Mobilmachung in den sozialen Netzwerken möglich.

chend gegen den ökologischen Notstand engagieren, grei-

Auch für zahlreiche Baumeister war das Internet eine rei-

fen zu kurz und sind mit zu viel Misstrauen behaftet, um die

che Informations- und Wissensquelle für den Selbstbau ihrer

positiven Beiträge alternativer Denkansätze im Lehmbau zu

Behausungen aus Lehm. Diese pragmatische Dyna­m ik setzt

berücksichtigen.

eine neue informelle Wirtschaftsweise am Rande offizieller Wirtschaftskreisläufe in Gang.

•  Darüber hinaus profitieren bestimmte Industriebranchen von Steuervergünstigungen für die Herstellung von Baustoffen, die

•  Ebenfalls entstand etwa im Jahr 2015 die Kreislaufwirtschaft,

mit einer ökologischen Transformation unvereinbar sind und

angewandt auf den Lehmbau im städtischen Umfeld. In der

zulasten unseres Planeten gehen.

Tat haben die Wissenschaftler von CRAterre und Amàco

•  Lehm hat im Gegensatz zu anderen Baustoffen den großen

bewiesen, dass ein beträchtlicher Anteil der Rohstoffe aus

Nachteil, dass er von keiner international einflussreichen

dem Untergrund von städtischen Großbaustellen insbeson-

Lobbygruppe unterstützt wird, die seine Vorteile bewirbt und

dere mit den technischen Anforderungen des Lehmbaus

sich für dessen Einsatz stark macht.

kompatibel ist. Für diese sehr innovative Vorgehensweise

•  Die Ausbildungsinstitute für Architekten, Ingenieure und

sind für die 2020er-Jahre insbesondere in Paris und Brüssel

Handwerker bereiten ihre Studierenden nicht ausreichend auf

bereits Vorhaben geplant. Das daraus resultierende Potenzial

474 L E H M B AU K U LT U R


Ingenieurhochschulen zunehmend auf dem Lehrplan steht,

wurde bisher nicht beachtet, da fälschlicherweise angenom-

birgt für die Zukunft einen großen Vorteil.

men wurde, dass diese Erde nicht verwertbar sei. Jenseits der technologischen Dimension steckt hinter diesem Vorgehen ein

•  So konnte Grundlagenforschung in einem Laborkontext

revolutionäres Konzept: Erdaushübe werden nicht weiter als

betrieben und damit der Einsatz von Lehm als Baustoff opti-

Abfälle, sondern als Ressource betrachtet.

miert werden.

•  Weitere, seit mehreren Jahrzehnten unternommene Ver­

•  I m Zuge dieser Dynamik entstand 2001 ein neuer beruflicher

änderungen haben eine positive Perspektive auf den Lehmbau

Bildungszweig auf der Grundlage richtungs- und zukunftswei-

ermöglicht, während dieser über einen langen Zeitraum mit

sender Pädagogik (siehe S. 476–477).

negativen Vorurteilen belastet war. Mittlerweile rufen seine Eigenschaften und besonderen Merkmale Neugierde, Interesse

Am Ende dieses kurzen und thematischen Überblicks über

und sogar Begeisterung hervor.

die heutigen Chancen scheint es so, als ob trotz einiger weiter

•  Diese Tendenz verstärkt sich durch die wachsende Anzahl von

oben genannter Risiken der seit einigen Jahrzehnten festge-

Fernsehsendungen, Internetseiten, Büchern und Zeitschriften,

stellte Fortschritt einen günstigen Nährboden für die weitere

die seine Vorteile einer breiten Öffentlichkeit zugänglich

Entwicklung der Lehmbauarchitektur darstellt. Allerdings sind

machen.

die neuesten Fortschritte teilweise so außergewöhnlich, dass wir Nichtregierungsorga­

uns hüten sollten, in ihnen ein Allheilmittel oder eine Patentlösung

nisationen (NGO) in Schwellenländern zahlreiche Sozial­

zu sehen. Wir müssen die Verfahren des ökologischen Bauens,

wohnungsbauprogramme in Lehmbau.

die bereits optimale Reifegrade erreicht haben, weiterentwickeln.

•  Seit

den

•  Durch

1960er-Jahren

die

Einrichtung

initiieren

von

Dabei werden uns die nachfolgenden Generationen mit ihren

branchenübergreifenden

Fähigkeiten und ihrem Engagement unterstützen. Der Lehmbau

Netzwerken wird eine höhere Effizienz garantiert. •  Auf Treffen, Symposien und internationalen Kongressen wird

wird so zu einem unverzichtbaren Bestandteil der so dringend

von Forschern des Lehmbaus angesammeltes Wissen ausge-

erwarteten ökologischen Transformation, um den schlimmsten

tauscht und die Szene der Lehmbaupraktiker wächst.

Gefahren des Klimawandels zu begegnen, die uns schon lange prophezeit werden.

•  I n Europa, in Asien oder auf dem afrikanischen Kontinent steigt die Zahl der international renommierten Architekten, die sich für den Lehmbau engagieren. •  Hunderte weiterer Architekten und Ingenieure haben seit Beginn des 21. Jahrhunderts eine Vielfalt an Lehmbaugebäuden unterschiedlicher Funktionen errichtet. •  Diese Bauten sind auf allen Kontinenten, sowohl auf dem Land, als auch in den Städten verteilt. •  Die positive Entwicklung wird auch durch die große Menge an Stätten und Monumenten aus Lehm deutlich, die als UnescoWeltkulturerbe eingestuft sind. Während das architektonische Kulturerbe noch weitgehend unbekannt war, als die Unesco 1978 dieses Programm ins Leben rief, steigt die Zahl der Stätten mit dieser wertvollen Klassifikation unaufhörlich. •  Die Unesco hat 1992 auch Lehrstühle eingerichtet, um in den Bereichen die Lücken zu füllen, die bisher unbeachtet blieben. Der vom Verein CRAterre seit 1998 an der École d’architecture de Grenoble geleitete Lehrstuhl für Lehmbauarchitektur, Baukulturen und Nachhaltigkeit brachte nahezu 1000 Fachleute hervor. Diese wiederum haben ihr Wissen in etwa 100 Ländern weitergegeben. •  Dass dieser Fachbereich bereits an Universitäten und

475 ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN


BIOGRAFISCHES

DER AUTOR Text von Ruth Eaton

»Des architectures de terre« sollte eng mit der operativen Umsetzung der Ideen in Originalgröße einhergehen, die sie

Jean Dethier, studierter Architekt und Stadtplaner, ist seit

bewarb. Diese praktische Umsetzung, also der Übergang von

den 1970er-Jahren leidenschaftlicher Kulturvermittler. Drei

der Theorie in die Praxis, nahm durch den Bau des Stadtviertels

Jahrzehnte lang war er im Centre Pompidou in Paris Kurator

mit 62 Sozialwohnungen Gestalt an, das 1985 in Villefontaine

von

(Department Isère) eingeweiht wurde. Die Gruppe CRAterre

Ausstellungen

und

Mitautor

der

entsprechenden

war eng mit dem Projekt verbunden und hatte die technische

Ausstellungskataloge.

Leitung. Diesem Viertel, das 2008 von der Region Rhône-Alpes Dieses Museum für moderne und zeitgenössische Kunst hat als

als beispielhaftes Zeugnis einer nachhaltigen Entwicklung prä-

­einziges Museum dieser Art in Europa eine Abteilung für Baukunst.

miert wurde, wird eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der

Sie soll zur Erneuerung einer Städtebau- und Architekturkultur

Lehmbauarchitektur in Europa zugestanden.

beitragen, die nicht länger nur einem Fachpublikum vorbehalten sein soll, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger, also für eine

1987: Preisträger des Grand Prix national de l’architecture in

breite Öffentlichkeit inklusive der Medien und Studierenden, kon-

Anerkennung seiner »Bestrebungen zur Demokratisierung

zipiert wurde. Jean Dethier hat mit seiner innovativen Motivation

der Architekturkultur«. Verleihung des französischen Titels

etwa 20 Ausstellungen konzipiert, von denen drei international

»Chevalier des Arts« (Ritter der bildenden Künste) durch den

Erfolg hatten. Sie bearbeiteten interdisziplinäre und ganz neue

damaligen französischen Minister für Kultur, Jack Lang.

Themen wie die Geschichte der Bahnhöfe als Spiegel einer internationalen Eisenbahnepoche oder die historische Entwicklung

1988: Mitautor des Artikels »Terre: architecture et écomatériau

bewohnter Brücken (living bridges). Sie stellten beispielhaft

de construction« (Lehm: Architektur und ökologischer Baustoff)

die Verbindung zwischen Ingenieurwesen, Architektur und

in der Encyclopædia Universalis.

Städtebau dar. 1981 wurde schließlich Jean Dethiers Ausstellung zur Lehmbauarchitektur eröffnet. Jean Dethier hat dieses Thema

2002: Kurator der Ausstellung über die Lehmbau-Moscheen in

mit Leidenschaft beständig, wie nachfolgend dargestellt, verfolgt.

Mali, mit Fotografien von Sebastian Schutyser, im Maison européenne de la Photographie, Paris.

1968: Jean Dethier ist einer der beiden Leiter der Sanierung des Dorfes (ksar) Tissergate aus Lehm im präsaharischen Draa-Tal.

2013: Zusammen mit Dominique Gauzin-Mülller und Patrice Doat Mitbegründer des Prix national des architectures de terre

1979–1981: Kurator der Ausstellung »Des architectures de terre

(Nationaler Preis für Lehmbauarchitektur) in Frankreich.

ou l’avenir d’une tradition millénaire« (Lehmbauarchitektur. Die Zukunft einer vergessenen Bautradition). Eine Szenografie,

2016: Jurymitglied beim Terra Award, internationaler Preis für

in der Siedlungen in etwa 15 Ländern gezeigt wurden, ­bildete

zeitgenössische Lehmbauarchitektur seit 2000.

den ersten Überblick über die vernakulären Traditionen des Lehmbaus auf der ganzen Welt sowie dessen moderne Ent­ wicklung. Ein Plädoyer zugunsten des Einsatzes dieses natürlichen ökologischen Baustoffs vervollständigte die Ausstellung. Sie zählte aufgrund ihrer Pionierrolle und ihres Engagements, aber nicht zuletzt aufgrund ihrer 16 Jahre andauernden Reise mit 24 Stationen auf vier Kontinenten, drei Millionen Besucher, und der Ausstellungskatalog wurde in neun Sprachen übersetzt. 1981–1985: Initiator für den Bau des modernen Stadtviertels Domaine de la Terre in Frankreich. Das Konzept der Ausstellung

492 L E H M B AU K U LT U R


Von links nach rechts: Jean Dethier und Patrice Doat / Hugo Houben / Hubert Guillaud

DER WISSENSCHAFTLICHE AUSSCHUSS 2018 wurde ein wissenschaftlicher Ausschuss aus den drei

er 1984 Mitgründer einer auf Lehmbauarchitektur spezialisierten

Mitgründern von CRAterre ins Leben gerufen. Dabei verfolgte

Ausbildungstechnik, die mit dem Diplom DSA terre abschließt.

der Autor und Herausgeber vier Ziele: Überwachung der Kohärenz

Innerhalb dieses Studiengangs unterrichtet er die Geschichte der

und Sachdienlichkeit von Werken, Koordination der Beiträge

vernakulären Lehmbauten sowie die Theorie der Konservierung

unterschiedlicher Fachleute, Redaktion und Lektorat der Texte

von Baudenkmälern. Als Mitgründer des Forschungslabors

und Artikel im Buch.

CRAterre-ENSAG im Jahr 1986 ist er dort mehrere Jahre lang wissenschaftlicher Leiter. Er ist Mitautor der Traité de construc-

PATRICE DOAT

tion en terre (Abhandlung zum Lehmbau) und zahlreicher weiterer

Architekt. Emeritierter Professor für Wissenschaften und

Veröffentlichungen. Darüber hinaus unterrichtet er Lehmbau in

Techniken der Architektur, Mitgründer von CRAterre und den

Nigeria, Kuba, im Iran und in Peru. Als Experte für das Unesco-

Grands Ateliers. 1972 veröffentlichte er die ersten wissenschaft-

Weltkulturerbe hat er die Standorte Bahla (Sultanat von Oman),

lichen und technischen Grundlagen zur Lehmbauarchitektur.

Tchogha Zanbil und Bam im Iran bewertet. Als ehemaliger Leiter

Zusammen mit der ENSAG, rief er 1998 den Unesco-Lehrstuhl

des Unesco-Lehrstuhls für Lehmbauarchitektur hat er zu des-

»Lehmbauarchitektur, Baukulturen und nachhaltige Entwicklung«

sen internationaler Vernetzung beigetragen. Darüber hinaus ist

ins Leben. Der Lehrstuhl soll der beschleunigten Wissensweitergabe

er Mitglied im Ausschuss ICOMOS-ISCEAH sowie im iberoame-

dienen. Vor dem Hintergrund, Architekten auszubilden, die eng

rikanischen Netzwerk Proterra.

mit den Gegebenheiten des Geländes vertraut sind, schafft er eine ursprüngliche Lehre, bei der die Studierenden in praktischen

HUGO HOUBEN

Werkstätten direkt am »lebenden Objekt« arbeiten Diese fortschritt-

Physikingenieur. Forschungsingenieur an der ENSAG. Er ist

liche Lehre, die zum Lernen motivieren soll und die Freude am

Mitgründer von CRAterre und hat davor zur Erneuerung der

Verstehen fördert, führt 2001 zur Entwicklung der Grands Ateliers.

Lehmbauarchitektur in Algerien Anfang der 1970er-Jahre bei-

Sie sollen Lernraum und Reallabor zugleich sein. Gleichzeitig grün-

getragen. Er ist Mitautor von Traité de construction en terre und

det er das Festival Grains d’Isère, wo wissenschaftliche und tech-

war an der Entwicklung des Diploms DSA terre und des Unesco-

nische Kultur für alle ausgetauscht und geteilt wird. Dort gibt es

Lehrstuhls für Lehmbauarchitektur beteiligt. In Zusammenarbeit

Workshops zu Prototypen für wirtschaftliches Wohnen und die

mit dem ICCROM in Rom und später mit dem Getty Conservation

Werkstatt Amàco innerhalb der Grands Ateliers. Er ist seit 2009

Institute in Los Angeles entwickelte er die Projekte Gaia und Terra.

Chevalier des Arts et des Lettres (Ritter der Bildenden Künste

Hierüber starteten 1989 internationale Kurse für die Bewahrung

und Geisteswissenschaften), bekam 2014 die Auszeichnung für

von Architekturdenkmälern aus Lehm. Er hatte den Vorsitz des

Forschung und Technik der Académie d’architecture und erhielt

Ausschusses für gepresste Lehmsteine bei der internationale

2016 den Global Award for Sustainable Architecture der Fondation

Vereinigung von Prüf- und Forschungslaboratorien für Materialien

Locus und der Cité de l’architecture et du patrimoine in Paris.

und Konstruktionen RILEM und dem Conseil International du Bâtiment (CIB), der in Zusammenarbeit mit der ARSO (African

HUBERT GUILLAUD

Organisation for Standardisation) die afrikanischen Normen ent-

Architekt. Honorarprofessor für Architekturwissenschaften

wickelte, die heute in 21 Ländern gelten. Bei zahlreichen inter-

und -techniken an der École nationale supérieure d’architecture

nationalen Organisationen, insbesondere beim Zentrum der

de Grenoble (ENSAG). Als er 1976 während seines Studiums

Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (UN-Habitat),

die USA bereist (New Mexico, Arizona, Kalifornien), entdeckt

beim Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP),

er die Lehmbauarchitektur. Damals kommt er in Kontakt mit

bei der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle

der Gegenkultur, besucht Solarwohnprojekte in Adobe-Technik

Entwicklung (Unido), bei der Weltbank und beim Projekt des

in Albuquerque und Santa Fe sowie die Dörfer indianischer

Entwicklungsprogramms der EU ist er als Berater tätig. Er hat in

Ureinwohner (Taos, Acoma, Isleta). Sein Diplom wartet mit einem

Zusammenarbeit mit den Grands Ateliers das Forschungsprogramm

ersten Inventar von ländlicher und urbaner Lehmbauarchitektur

Grains de bâtisseurs zur Physik des Baustoffs Lehm entwickelt und

in Frankreich auf. Durch seine Lehr- und Forschertätigkeit wird

dieses mitgegründet. Er ist außerdem Mitgründer von Amàco.

493 BIOGRAFISCHES


DIE WEITEREN AUTOREN (Jean-Claude)

Architekt.

Promovierter

Historiker

Als Ergänzung zu den von Jean Dethier und den Mitgliedern

GOLVIN

des Forschungsausschusses verfassten Texten wurden zehn

mit

Experten beauftragt, um den interdisziplinären Ansatz zu

Wiederherstellung

gewährleisten, außerdem vier weitere Fachleute, die ihre

Forschungsdirektor am CNRS sowie ehemaliger Leiter des

Zukunftsvision darstellen. Zwei Architekten haben Zeichnungen

französisch-ägyptischen Forschungszentrums für die Karnak-

beigesteuert.

Tempel und die archäologische Mission in Tunesien. Autor zahl-

Staatsexamen.

Experte von

für

die

architektonische

Ausgrabungsstätten.

Ehemaliger

reicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Werke mit weiter Verbreitung.

ANGER (Romain) Promovierter Ingenieur, Spezialist für Lehm­ bauarchitektur. Mitautor des Buches Bâtir en terre (2009) sowie der wissenschaftlichen Ausstellungen »Ma terre ­première« (2009) und

HERINGER (Anna) Architektin, ihr philosophischer Ansatz lässt

»Terres de Paris« (2016). Einer der Leiter des Bereichs »Matières et

sich im Sinnspruch »architecture is a tool to improve lives«

matériaux« im Forschungslabor CRAterre-ENSAG. Seit 2012 wis-

(Architektur soll als Werkzeug dienen, das Leben zu verbessern)

senschaftlicher und pädagogischer Leiter von Amàco.

zusammenfassen und zeigt sich bei unterschiedlichen Projekten, die sie in Asien, Afrika und Europa umgesetzt hat. Hierfür erhielt

BARDAGOT (Anne-Monique) Promovierte Ethnologin, bis 2017

sie zahlreiche Preise wie den Aga Khan Award sowie den Global

Lehrbeauftragte bei der ENSAG zu Fragen des Siedlungsbaus,

Award for Sustainable Architecture.

zum Wohnen, zur Qualität der Nutzung und Politik der Stadt. MORISET (Sébastien) Architekt und Forscher bei CRAterre.

Gastwissenschaftlerin bei CRAterre.

Experte für die Konservierung von Lehmbauarchitektur. Er ist BESNARD (Arthur) Architekt, 2017 Abschluss an der Hochschule

Berater beim Unesco-Welterbekomitee für die Länder des afri-

Paris-Belleville. Sein Interesse für die Lehmbauarchitektur

kanischen Kontinents und Lehrbeauftragter beim Postmaster-

wurde durch seine Forschungen zu Hassan Fathy geweckt. Er

Programm von DAS terre und ENSAG.

verfolgte es weiter über seine ehrenamtliche Mitarbeit an diesem Buch. Hierfür hat er etwa 60 Architekturzeichnungen bewertet

RAKOTOMAMONJY (Bakonirina) Architektin und Forscherin

und koloriert.

bei der ENSAG. Pädagogische Koordinatorin von DSA terre. Leiterin des Netzwerks UNITWIN des Unesco-Lehrstuhls

DAVIS (Lara K.) Architektin, Master für Architektur der School

für

of Architecture and Planning des Massachusetts Institute of

Mitglied des Vorstands des internationalen Ausschusses von

Lehmbauarchitektur.

Vorsitzende

von

CRAterre

und

Technology (MIT). Sie ist Mitdirektorin des Auroville Earth

ICOMOS-ISCEAH.

Institute (Indien), einem Referenzzentrum des Unesco-Lehr­ RAUCH (Martin) Seit 1984 im Stampflehmbau spezialisierter

stuhls für Lehmbauarchitektur in Asien.

österreichischer Unternehmer. Gründete 1999 das Unternehmen EATON (Ruth) Britische Historikerin. Sie ist Autorin des Buches

»Lehm Ton Erde«, betreibt zahlreiche Pilotbauprojekte in Öster­

Ideal Cities (Thames & Hudson, 2000). Sie war beauftragt mit

reich, Deutschland, in der Schweiz und außerhalb Europas. Er hat

den historischen Recherchen für die Ausstellung »Des archi-

innovative Verfahren zur zementfreien Fertigteilherstellung aus

tectures de terre« (Centre Pompidou, 1981) und für andere

Stampflehm entwickelt. Honorardozent am Unesco-Lehrstuhl

Architekturausstellungen, insbesondere in London (RAA), Paris

für Lehmbauarchitektur.

(BNF), Barcelona (CCCB), New York (NYPL), Tokyo (MCA) und SABATIER (Nathalie) Die promovierte Ethnologin und Gast­

Frankfurt (DAM).

forscherin bei CRAterre entwickelt das Bildungspaket Élémen­ GANDREAU (David) Archäologe, promovierter Architekt und

Terre zur Erforschung der wissenschaftlichen Eigenschaften

Gastdozent an der ENSAG sowie Forscher bei CRAterre. Er ist

des Baustoffs Lehm, das aus dem Projekt Grains de bâtisseurs

Experte beim Zentrum für das Unesco-Welterbekomitee für die

hervorgegangen ist.

Länder Zentralasiens. Er ist seit 2018 Mitdirektor des UnescoVAN DAMME (Henri) Physikochemiker. Er ist auf »weiche Materie«

Lehrstuhls für Lehmbauarchitektur.

spezialisiert und Lehrbeauftragter an der Elitehochschule ESPCI GASNIER (Hugo) Promovierter Architekt, Gastforscher bei CRAterre.

Paris und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) sowie

Als Technikexperte entwickelt er ein Forschungsprogramm zur

wissenschaftlicher Leiter des zentralen Labors IFSTTAR für

Verwendung von Erdaushub bei städtischen Großbaustellen für

Brücken und Straßen. Er war an der Entwicklung des Projekts

den nachhaltigen Städtebau.

Grains de bâtisseurs bei CRAterre beteiligt.

GAUZIN-MÜLLER (Dominique) Architektin und Forscherin.

WILSON (Ariane) Architektin und Historikerin. Sie lehrt an

Gast­dozentin beim Unesco-Lehrstuhl für Lehmbauarchitektur,

der École nationale supérieure d’architecture Paris-Malaquais.

Initiatorin und Koordinatorin des Terra Award, Autorin des

Ihre

Buches Lehmarchitektur heute (2017) und Kuratorin der damit

unter anderem auf die kulturelle, symbolische und politische

verbundenen Wanderausstellung.

Dimension des Einsatzes von Baustoffen wie Lehm innerhalb der

For­ schungen

und

Architekturgeschichte.

494 L E H M B AU K U LT U R

Veröffentlichungen

beziehen

sich


ABKÜRZUNGEN UND SONSTIGE BEGRIFFE AUS DEN BIOGRAFISCHEN NOTIZEN AE & CC: Forschungsbereich »Architecture, ­environnement et cultures construc­

Grands Ateliers: Öffentliche, 2001 in Villefontaine, im französischen Département

tives« (Architektur, Umwelt und Baukulturen) der ENSAG, bestehend aus den

Isère eingeweihte Institution mit Bildungsauftrag. Sie hat den Status einer

­beiden verbundenen Forschungslaboren CRAterre sowie Cultures Constructives.

­ffentlichen Interessensgruppe. Unter ihrem Dach sind etwa ein Dutzend ö Architektur-, Ingenier- und Kunsthochschulen vereint, an denen Bauen über das

Amàco: Atelier matières à construire (Werkstatt für Baustoffe). Aus CRAterre

Experimentieren unterrichtet wird.

hervorgegangene Organisation, die sich mit der Forschung und Erprobung von Rohstoffen wie Lehm und anderen Baustoffen aus biologischer und geologischer

ICOMOS: Conseil international des monuments et des sites (Internationaler Rat

Herkunft befasst sowie mit der entsprechenden Ausbildung in Bezug auf deren

für Baudenkmäler und Standorte), gegründet 1965. Internationale Vereinigung von

Anwendung. Sie hat ihren Sitz in den Grands Ateliers von Villefontaine im franzö­

Fachleuten zur Bewahrung von Welterbe-Baudenkmälern und -Stätten. Sitz in der

sischen Département Isère.

Nähe von Paris.

Unesco-Lehrstuhl für Lehmbauarchitektur, Baukulturen und nachhal-

IFSTTAR: Institut français des sciences et technologies des transports, de

tige Entwicklung, wurde 1998 durch das Forschungslabor CRAterre-ENSAG

l­’aménagement et des réseaux (Französisches Forschungs- und Technologie­institut

in Grenoble gegründet. In 21 Ländern und mit 41 akademischen und beruflichen

für Verkehrswesen, Bauplanung und Netzwerke). Öffentliche, wissenschaftlich und

Einrichtungen (Stand 2019) widmet er sich der Wiederaufwertung von Architektur

technologisch ausgerichtete Institution. Gegründet 2010 mit Sitz in Marne-la-Vallée

und Lehmbau über Forschung, Ausbildung und Anwendung bei konkreten Projekten,

bei Paris.

insbesondere in Entwicklungsländern. ISCEAH: International Scientific Committee on the Conservation for Earthen CNRS: Centre national de la recherche scientifique (Staatliches französisches

Architectural Heritage (Internationaler Wissenschaftsausschuss zur Bewahrung

Zentrum für wissenschaftliche Forschung), 1939 in Frankreich gegründet.

des Lehmbauarchitekturerbes). Angegliedert an ICOMOS und weitere internatio­ nale Wissenschaftsausschüsse.

CRAterre: Centre international de la construction en terre (Internationales Zentrum für Lehmbau), gleichzeitig ein 1979 gegründeter Verein und seit 1986

ParisTech: Netzwerk von zehn Ingenieurhochschulen in Paris und Umgebung, das

Forschungszentrum an der französischen Elitehochschule für Architektur, der École

in der Ausarbeitung von gemeinsamen Bildungs-, Forschungs- und Innovations­

nationale supérieure d’architecture de Grenoble (ENSAG). Beide Einrichtungen

projekten im Bereich Wissenschaften, Technologien und Management tätig ist.

befinden sich in Grenoble. Proterra: Ibero-amerikanisches Netzwerk (Spanien, Portugal und lateinamerikani­ DSA terre: Diplôme spécialisé en architecture de terre (spezialisierter Abschluss für

sche Länder) von Architektur- und Lehmbaufachleuten. Gegründet 2006, infolge

Lehmbauarchitektur). Dieser Postmaster-Studiengang wurde 1984 von CRAterre

des sozialen Wohnungsbauprogramms Programme d’habitat d’intérêt social (2001–

gegründet. Er schließt mit einem Diplom ab und wird in Grenoble an der ENSAG

2005) des CYTED (Iberoamerikanisches Wissenschafts- und Technologieprogramm

durchgeführt.

für Entwicklung).

ÉlémenTerre: Pädagogischer Bildungskoffer, der im Rahmen des Programms

Terra award: Internationaler Preis, der von Dominique Gauzin-Müller, der Gruppe

Grains de bâtisseurs entwickelt und zur wissenschaftlichen Erforschung des

CRAterre und Amàco gegründet wurde. Er wird seit 2017 für besonders bemerkens­

Baustoffs Lehm international verbreitet wird.

werte Lehmbauarchitektur weltweit verliehen, die seit 2000 entstanden ist.

ENSAG: École nationale supérieure d’architecture de Grenoble (französische

Unesco: Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

Elitehochschule für Architektur), innerhalb der Universität Grenoble Alpes (UGA).

Sitz in Paris.

ESPCI: École supérieure de physique et de chimie industrielles (Hochschule für

UNITWIN: Netzwerk des Programms UNITWIN / Unesco-Lehrstühle, 1992 gegrün­

industrielle Physik und Chemie), 1888 in Paris gegründet. Elitehochschule für

det, versammelt über 700 Bildungs- und Forschungseinrichtungen in 116 Ländern.

das Ingenieurwesen, Forschungs- und Innovationszentrum. Einige ihrer Forscher

Fördert die internationale Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, um den

wurden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

Wissensaustausch zu stärken.

Grains de bâtisseurs: Unter der Leitung von CRAterre in den Grands Ateliers seit 2000 entwickeltes Forschungsprogramm zur »granularen Masse« (Lehm). Aus diesem Programm ging ein jährlich stattfindendes internationales Festival hervor, das Grains d’Isère, das auch in den Grands Ateliers stattfindet. Es trägt dazu bei, das schulische und universitäre Umfeld für die Architektur und den Lehmbau zu sensibilisieren.

495 BIOGRAFISCHES


508 L E H M B AU K U LT U R


INHALTSVERZEICHNIS 06–27

EINFÜHRUNG: PLÄDOYERS FÜR DEN LEHM

08–19 Jean Dethier: Ein Plädoyer für den Lehmbau 21 Hubert Guillaud: Die ökologisch nachhaltige Wirkung des Lehmbaus 22–23 Romain Anger: Wie Lehmbauarchitektur zum gesellschaftlichen ­Wandel beiträgt 24–25 Dominique Gauzin-Müller: Vorteile und Grenzen des Lehmbaus 26–27 28–63

Verbreitung der Lehmbauarchitektur K APITEL 1:  DENKANSÄTZE IN DER ARCHITEKTUR

30–33 Hubert Guillaud: Überblick der Bautechniken im Lehmbau 35 Patrice Doat: Geologie, Werkstoffe und Materialien 36–37 Hugo Houben und Henri Van Damme: Wie widerstandsfähig ist ein Mauerwerk aus Lehm? 38–39 Hugo Houben und Henri Van Damme: Höhere Leistung im Lehmbau ohne Einschränkung der ökologischen Vorzüge 40–63 Darstellung von elf bebilderten ­T hemendossiers 64–101 K APITEL 2  ARCHÄOLOGISCHE ZEUGNISSE 66–68 Hubert Guillaud: Das tausendjährige Epos der Lehmbaukunst 70–71 David Gandreau: Was uns die ­A rchäologie lehrt 72–101 Darstellung von zehn bebilderten ­T hemendossiers 102–149 K APITEL 3: HISTORISCHE ZEUGNISSE 105 Jean Dethier: Wenn große revolutionäre Umwälzungen die Entwicklung der Lehmbaukunst beeinflussen 106–107 Ruth Eaton: Was uns die Geschichte lehrt – Widerlegung negativer Vorurteile gegenüber Lehmbauarchitektur Darstellung von 15 bebilderten 108–149 ­T hemendossiers

150–295 KAPITEL 4: VERNAKULÄRES BAULICHES ERBE

472–489 K APITEL 7: ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN

153 Anne-Monique Bardagot und Nathalie Sabatier: Was lehrt uns vernakuläre Handwerkskunst?

474–475 Jean Dethier: Die Zukunft der Lehmbauarchitektur – Risiken und Chancen

154 Hubert Guillaud: Beiträge der ver­n akulären Architektur für die Baumeister von heute

476–477 Patrice Doat: Kultur und Bildung müssen sich grundlegend verändern

156–266 Darstellung von 40 bebilderten ­T hemendossiers (1. Teil) 267 Jean Dethier: Die Erneuerung vernakulärer Traditionen 268–289 Darstellung von zehn bebilderten Themendossiers (2. Teil) 290–291 Sébastien Moriset: Lehmbaukunst in Afrika – Entwicklung und Hoff­ nungen 293 Patrice Doat: Neue Techniken zur Sanierung des Lehmbauerbes 294 Hubert Guillaud: Neuinterpretation traditioneller Baukulturen als Anreiz für die regionale Entwicklung

478–479 Hugo Gasnier: Lehmbaukunst im städtischen Umfeld – eine neue zukunftsträchtige Kreislaufwirtschaft 480–486 Sechs Aussagen zur Zukunft des Lehmbaus: S. K. Sharma / Martin Rauch / Anna Heringer / CRAterre (Sébastien Moriset) / Auroville Earth Institute (Lara K. Davis) / Dominique Gauzin-Müller 488–489 Luc Schuiten und Ron Cobb: Satirische Kritik an unserer ökologischen Verantwortungslosigkeit 490–512 ANHANG 492–495 Autoren

296–355 K APITEL 5: ALTERNATIVE MODERNE 1789 – 1968

496–501 Bibliografie

298–307 Jean Dethier: Der Kampf um eine alternative architektonische Moderne 1789 bis 1968

504–505 Verzeichnis der im Buch dar­ gestellten Projekte

308–309 Jean Dethier: François Cointeraux, seit 1789 Pionier für die Erneuerung der Lehmbauweise 310–333 Darstellung von zwölf bebilderten Themendossiers (1. Teil) 334–335 Jean Dethier: Hassan Fathy, seit 1947 Pionier für die Erneuerung der Lehmbauweise 336–355 Darstellung von neun bebilderten Themendossiers (2. Teil) 356–471 K APITEL 6: ZEITGENÖSSISCHE GESTALTUNGSKRAFT VON 1979 BIS HEUTE 358–363 A riane Wilson: Bilanz einer 50-jährigen Entwicklung: 1970–2020 364–367 Hubert Guillaud: Übersicht über die zeitgenössische Architekturpraxis 368–369 Hubert Guillaud: Porträts von drei Pionieren – Francis Kéré, Wang Shu und Lu Wenyu 370–373 Jean Dethier: CRATerre, seit 1979 Pioniere für die Erneuerung der Lehmbauweise 374–375 Patrice Doat, Hubert Guillaud und Hugo Houben: Erfahrungsbericht der ­Gründer von CRATerre 376–471 Darstellung von 43 bebilderten ­T hemendossiers

Moschee von Nando im Land der ­Dogon, Mali (siehe S. 180–183).

509 I N H A LTS V E R Z E I C H N I S

502–503 Verzeichnis der Architekten und ­weiterer Gestalter und Künstler

506 Übersicht über die Bildungszentren des Unesco-Lehrstuhls »Architectures de Terre« 507 Danksagungen 509 Inhaltsverzeichnis 510–511 Abbildungsnachweis 512 Impressum


ABBILDUNGSNACHWEIS

Folgende Abkürzungen werden verwendet: l: links / r: rechts / o: oben / u: unten / M: Mitte.

Coverbild: HIKMA – Ein weltliches und religiöses Bildungs- und Kulturzentrum in Dandaji, Niger. Architekturbüro: atelier masōmı̄+ studio chahar Team: Yasaman Esmaili (masomi), Mariam Kamara (chahar) Bauträger: Salou Alpha et Fils Foto © James Wang Anpassung und Kolorierung der Abbildungen durch die Architekten Arthur Besnard und Nicolas Genest: S. 40 (o, nach Mitchell und Stein), S. 46 (or), S. 52 (M), S. 55 (or, nach John Norton / Development Workshop), S. 70, S. 72 (nach James Mellaart), S. 78 (o), S. 81 (or), S. 82 (o), S. 84 (o, nach Jean-Claude Golvin / Editions Errance), S. 85 (o, nach Walter Emery), S. 86 (o), S. 89 (or), S. 94 (or, nach Coe), S. 98 (ul, ur), S. 109 (o), S. 112 (ul, uM, ur), S. 122 (ul), S. 124 (ul), S. 127 (o, Ml, Mr, nach Michaël Bier), S. 134 (ul), S. 136 (o), S. 139 (ol, or), S. 141 (ol, or), S. 162 (ol, or, nach Jean Hensens), S. 180 (ul), S. 184 (or, nach Gérard Beaudoin), S. 192 (ul, nach Pierre Maas), S. 208–209 (nach Fabrizio Ago), S. 210 (o, nach Fabrizio Ago), S. 222 (ol, ul, nach Fabrizio Ago), S. 228 (o, nach Christian Seignobos), S. 229 (ol, or, nach Christian Seignobos), S. 232 (o), S. 234 (ul), S. 235 (ol, oM, nach Corinne und Laszlo Mester de Parajd), S. 253 (ol, or, nach Jean-Paul Loubes), S. 258 (ol, or), S. 261 (or, nach Thomas Sharp), S. 273 (ol, nach Salma Samar Damluji), S. 309 (nach François Cointeraux), S. 310 (M, u, nach Jean-Baptiste Rondelet), S. 311 (nach François Cointeraux), S. 317 (o), S. 320 (o, M, nach Clark Somers und Jones Palmer), S. 339 (ol, or, nach Aga Khan Architecture Award, Genf), S. 344 (ol, or, nach Steve Baer), S. 346 (o, nach Antoine Predock), S. 381 (o, nach Josep Esteve), S. 386 (ol, or, nach Gernot Minke), S. 393 (or, nach Alain Leclerc), S. 408 (o, nach Rama Estudio), S. 415 (o, nach Reitermann und Sassenroth), S. 420 (o, nach Anna Heringer), S. 442 (u, nach André Stevens), S. 450 (o, nach Pierre Jequier und Laurent Séchaud). S. 6–7 © Satprem Maini (Auroville Earth Institute); S. 10 –11 © Cristóbal Palma; S. 14 © Amateur Architecture Studio; S. 17 © Marion Tabeaud; S. 18 © Joly&Loiret; S. 19 © amàco – Gian Franco Noriega und Zoé Tric; S. 20 © Yann Arthus Bertrand / Hemis.fr; S. 25 © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 26 (ol) © CRAterre / Arnaud Misse; S. 26 (oMl) © CRAterre / Hubert Guillaud; S. 27 (oMr) © Terra Incognita; S. 27 (or) © Mu Jun / Unesco-Lehrstuhl von CRAterre in China; S. 26–27 (u) © CRAterre / Arnaud Misse; S. 28–29 © Pascal und Maria Maréchaux; S. 30 © CRAterre / Arnaud Misse; S. 33 © Dorothée Gruner; S. 34 © Tomas Griger / Alamy / Photo12; S. 35 © Jürg Donatsch; S. 37 (l, r) © Alain Klein architecte; S. 40 (M) © Bert Kitchen; S. 40 (u) © Luiz Claudio Marigo / Nature Picture Library / Getty Images; S. 41 © imageBROKER / Photo12; S. 42 © Margaret Courtney Clarke; S. 43 © Aga Khan Trust for Culture / Kamran Adle (photo); S. 44, 45 (o, u) © Josep Esteve; S. 46 (l) © British Library Board. All Rights R ­ eserved / Bridgeman Images; S. 46 (Mr) © Jean Dethier; S. 46 (ur) © Andreas Krewet / AKTERRE; S. 47 (l, r) © Ingrid Amslinger; S. 49 (o) © Malagasy View / Alamy / Photo12; S. 48–49 (u) © Paule Seux / hemis.fr; S. 50 (o), 51 (ol) © Satprem Maini (Auroville Earth Institute); S. 51 (or) © CRAterre / Hugo Gasnier; S. 50–51 (u) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 52 (ol, or) © Herwig Van Soom / ORCA architectuur & stabiliteit (orcaarchi.be); S. 52 (u) © Guillermo Maestro Casado; S. 53 (ol) © Roland Schweitzer; S. 53 (or) © Marcelo Cortes; S. 53 (u) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 54–55 (u) © Association la Voûte Nubienne (AVN); S. 55 (Mr) © ADAUA; S. 55 (ur) © Charlie Shepperd; S. 56–57 © André Stevens; S. 58 (ol) © Dominique Lenclos; S. 58 (Ml) © NSP-RF / Alamy / Photo12; S. 58 (ul) © Alain Klein architecte; S. 58–59 (M) © Tuul und Bruno Morandi; S. 59 (or) © Clayarch Gimhae Museum; S. 59 (Mor) © Lucille Reyboz; S. 59 (Mur) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 59 (ur) © CRAterre / Romain Anger und Laëtitia Fontaine; S. 60–61, 62–63 © James Morris; S. 64–65 Aquarelle de Jean-Claude Golvin. Musée départemental Arles Antique © Jean-Claude Golvin / Éditions Errance; S. 68–69 © Tuul und Bruno Morandi; S. 71 © Jean Dethier; S. 72–73 (M) © Marcel Socías; S. 73 (o) © Mauricio Abreu / AWL Images / Getty Images; S. 74 © Harold Hill; S. 75 (o) © Musée du Louvre, Dist. RMN-Grand Palais / Christian Larrieu; S. 75 (u) DR; S. 76 (o) © Walter Andrae; S. 76 (u) ©Mission archéologique d’AlRawda; S. 77 Zeichnung von Maurice Bardin. Courtesy of the Oriental Institute of the University of Chicago; S. 78 (u) © Gilles Barbier / Imagebroker / Photo12; S. 79 (o, u), 80–81 (u) Aquarelle von Jean-Claude Golvin. Musée départemental Arles Antique © Jean-Claude Golvin / Éditions Errance; S. 80 (o), 81 (o) © Luisa Fumi / Shutterstock. com; S. 82 (u), 83 (u), 84–85 (u) © Jean-Claude Golvin / Éditions Errance; S. 86 (u) © Stephan Lippmann / Oneworld Picture / Alamy / Photo12; S. 87 (o) © Agencja Fotograficzna Caro / Alamy / Photo12; S. 87 (u) © Calle Montes / Photononstop; S. 88–89 (u) © Jon Arnold Images Ltd / Alamy / Hemis.fr; S. 89 (ol) © André Stevens; S. 90 © marktucan / Shutterstock; S. 91 (o) © Trujillo, Proyecto Huaca de la Luna-Museo Huacas del Valle de Moche, Universidad Nacional de Trujillo, Ministerium für Kultur Peru; S. 91 (u) © Matyas Rehak / Shutterstock; S. 92 (o) © CRAterre / Hubert Guillaud; S. 92 (u) © Watchtheworld / Alamy / Photo12; S. 93 © Toño Labra / Agefotostock / Photo12; S. 94 (ol) © Luis Covarrubias; S. 94 (u) © 2019 Banco de México Diego Rivera Frida Kahlo Museums Trust, Mexico, D.F. / Adagp, Paris 2019. Photo © De Agostini Picture Library / G. Dagli Orti / Bridgeman Images; S. 95 © Granger / Bridgeman Images; S. 96 (o, u) © Jon Gibson; S. 97 (o) Courtesy of The Ancient Ohio Trail; S. 97 (u) © Lloyd Townsend; S. 98 (o), 99 © Giovanni Caselli; S. 100 (o) DR; S. 100 (u) © Jean Dethier; S. 101 © RMN-Grand Palais (Musée du Louvre) / Hervé Lewandowski; S. 102–103 © Yann ArthusBertrand / Hemis.fr; S. 104 © Dorothée Gruner; S. 107 © Ricardo Wolfson. Photo © Jean Dethier; S. 108 © Pascal und Maria Maréchaux; S. 109 (u) © Yann Arthus-Bertrand / Hemis.fr; S. 110 –111 (o) © Paule Seux / Hemis.fr; S. 110–111 (u) © Aga Khan Trust for Culture / Anne De Henning (photo); S. 112 (o) © Pascal und Maria Maréchaux; S. 113 (o) © Aga Khan Trust for Culture / Anne De Henning (Foto); S. 113 (u) © Jon Arnold Images / Hemis.fr; S. 114 (o) © Tina Manley / Alamy / Photo12; S. 114 (M) © JeanPhilippe Lenclos; S. 114 (u) © CRAterre / Sébastien Moriset; S. 115 © Roland und Sabrina Michaud / akg-images; S. 116 (o) © Aliaksandr Mazurkevitch / Alamy / Photo12; S. 116 (u) © Tuul und Bruno Morandi; S. 117 (o) © Paule Seux / Hemis.fr; S. 117 (u) © Tuul und Bruno Morandi; S. 118, 119 © M. Khebra / Shutterstock; S. 120–121 (o) © Mauritius images GmbH / Alamy Stock Photo / Hemis.fr; S. 120–121 (u) © Georg Gerster / Gamma-Rapho; S. 122 (o) © EmmePi Travel / Alamy / Photo12; S. 122 (ur) © Robert Harding / Alamy / Hemis.fr; S. 123 (o) © EmmePi Travel / Alamy / Photo12; S. 123 (u) © CRAterre; S. 124–125 (o) © Tuul und Bruno Morandi; S. 124–125 (ur) © Keren Su / Getty Images; S. 126 (o, u), 127 (u) © Marie Schuiten; S. 128–129 © Geoff Wiggins / Alamy / Photo12; S. 130–131 © travelib india / Alamy / Photo12; S. 132 (o) © John Lander / Alamy / Photo12; S. 133 (o) © Picture Partners / Alamy / Photo12; S. 132–133 (u) © Sean Pavone / Alamy / Photo12; S. 134 (o) © RGB Ventures / SuperStock / Alamy / Photo12; S. 135 (o) © Everett Historical / Shutterstock; S. 134–135 (ur) © Dennis Frates / Alamy / Photo12; S. 136 (u) © Robert Fried / Alamy / Photo12; S. 137 © Steven Milne / Alamy / Photo12; S. 138 (o); © Bildagentur-online / Alamy / Photo12; S. 138–139 (u) © Marica van der Meer / Arterra Picture Library / Photo12; S. 140 (o) DR; S. 140–141 (u) © StockBrazil / Alamy / Photo12; S. 142 (o) © Keren Su / China Span / Alamy / Photo12; S. 142 (u) © Jordi Cami / Alamy / Photo12; S. 143 (o) © Wendy Connett / Alamy / Photo12; S. 143 (u) © Robert Harding / Alamy / Photo12; S. 144 (o) © CFimages / Alamy / Photo12; S. 144 (M) © Jacques Sierpinski / Hemis.fr; S. 144 (u) © Jordi Cami / Alamy / Photo12; S. 145 © Ken Welsh / Alamy / Photo12; S. 146 (o) © Jack Sullivan / Alamy / Photo12; S. 146 (M) © Jean Dethier; S. 146 (u) © Lucas Vallecillos / Alamy / Photo12; S. 147 (o) © Goran Bogicevic / Alamy / Photo12; S. 147 (u) © Hope Production / Hemis.fr; S. 148 © Stefan Auth / ImageBROKER / Photo12; S. 149 (o) © Lin Yiguang / Xinhua / Alamy / Photo12; S. 149 (u) © Sean Pavone / Shutterstock; S. 150–151 © Jean Dethier; S. 152 (o) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 152 (u) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 155 © Jordi Cami / Alamy / Photo12; S. 156 (o), 157 (ol) DR; S. 157 (or) © Robert Fried / Alamy / Photo12; S. 156–157 (u) © Rob Crandall / Alamy / Photo12; S. 158 (o, u), 159 (o, u) © Jean Dethier; S. 160 (o) © Jam World Images / Alamy / Photo12; S. 161 (ol) © Karl Heinz Striedter; S. 161 (or) © Charles O. Cecil / Alamy / Photo12; S. 160–161 (u) © Tuul und Bruno Morandi; S. 162 (u) © Karl Heinz Striedter; S. 163 (o) © Tuul und Bruno Morandi; S. 163 (u) © Ellen McKnight / Alamy / Photo12; S. 164 © Travel4pictures / Alamy / Photo12; S. 165 (o) © Jean Dethier; S. 165 (u) © Franck Charton / Hemis.fr; S. 166 (ol, ul,), 167 © CRAterre / Grégoire Paccoud / Thierry Joffroy; S. 166–167 (M) © CRAterre / Grégoire Paccoud; S. 167 (ur) © Susanna Wyatt / Getty Images; S. 168, 169 © Marie Schuiten; S. 170 (ul) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 170–171 (r) © Yann Arthus Bertrand / Hemis.fr; S. 172–173, 174 (o) © Deidi von Schaewen; S. 174 (u), 175 © Ruiz / Tréal / Gamma-Rapho; S. 176 (o) © CRAterre / Romain Anger und Laëtitia Fontaine; S. 176 (M) © Claude Lefèvre / www.claudelefevre.fr; S. 176 (u) © Tuul und Bruno Morandi / Hemis.fr; S. 177 © Gert Chesi; S. 178 © Marie Schuiten; S. 179 (o) © Alioune Ba; S. 179 (u) © Alfred Wolf / Gamma-Rapho; S. 181 (o) © Marie Schuiten; S. 180–181 (ur) © Alfred Wolf / GammaRapho; S. 182–183 © Marie Schuiten; S. 184 (ol) Collection Jean Dethier; S. 185 (o), 184–185 (u) © Yann Arthus Bertrand / Hemis.fr; S. 186 (o) © F. Nansen; S. 186 (M, u) Sammlung Alain Klein architecte; S. 187 © René Gardi; S. 188 Sammlung Alain Klein architecte; S. 189 © Gert Chesi; S. 190, 191 © Gérard Beaudoin; S. 192 (o) © Andrault; S. 192–193 (ur) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 193 (o) © Aflo / Hemis.fr; S. 194–195 © Yann Arthus-Bertrand / Hemis.fr; S. 196 © Marli Shamir; S. 197 © Jon Arnold Images / Hemis.fr; S. 198 (o, u) © Peeyush Sekhsaria; S. 199 © Aga Khan Trust for Culture / Anne-Hélène Decaux (photo); S. 200–201 © Yann Arthus-Bertrand / Hemis.fr; S. 202, 203, 204, 205, 206 (o) © Dorothée Gruner; S. 206 (u) © Bert de Ruiter / Alamy / Photo12; S. 207 (o) © Marie Schuiten; S. 207 (u) © Roberto Nencini / Shutterstock; S. 210–211 (u), 211(o) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 212–213 © Catherine de Clippel; S. 214–215 © Dorothée Gruner; S. 216 (ol) © Andrault; S. 216 (or) © Deidi von Schaewen; S. 216

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(u) © Marli Shamir; S. 217 (ol) © Andrault; S. 217 (or) DR; S. 217 (u) © Marie Schuiten; S. 218 (o) © René Gardi; S. 219 (o) © Steven Ehrlich; S. 218–219 (u) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 220 (o) DR; S. 220 (u) © René Gardi; S. 221 © Deidi von Schaewen; S. 222–223 (r) © Z. R Dmochowski; S. 224 (o, ul) © Steven Ehrlich; S. 224 (ur) © RMNGrand Palais (Musée du quai Branly – Jacques Chirac) / Jean-Gilles Berizzi; S. 225 © René Gardi; S. 226 (o, u) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 227 (ol, or) © CRAterre / Arnaud Misse; S. 227 (u) © Lucille Reyboz; S. 228–229 (u) © René Pauleau. Sammlung Alain Klein architecte; S. 230 © Marie Schuiten; S. 231 (ol, or) © CRAterre / Romain Anger und Laëtitia Fontaine; S. 231 (u) © Marie Schuiten; S. 232 (M) © F. Nansen; S. 232 (u) Sammlung Alain Klein architecte; S. 233 (o) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 233 (u) © Mohand Abouda; S. 234–235 (u) © Gert Chesi; S. 235 (o) © René Gardi; S. 236–237 © javarman / Shutterstock.com; S. 238 (ul) © Christophe Boisvieux / Hemis.fr; S. 238 (or) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 239 (or) © Trevor H. J. Marchand; S. 238–239 (ur) © Nick Ledger / Alamy / Photo12; S. 240 (ol) © Harper Collins / TAA / Aurimages; S. 240 (ur) © Pascal und Maria Maréchaux; S. 240–241 © Christian Darles; S. 242 (ol) © Eric Lafforgue / Alamy / Photo12; S. 242 (ul) © John WarburtonLee Photography / Alamy / Hemis.fr; S. 243 (or), 242–243 (u) © Parice Doat / CRAterre; S. 244 (o, u), 245 © Thierry Mauger; S. 246 (o) © Urs Flueeler / Alamy / Photo12; S. 246–247 (u) Sammlung André Stevens; S. 247 (o) © Houda Kassatly; S. 248 (o) © Tuul und Bruno Morandi; S. 248 (u) © Purepix / Alamy / Photo12; S. 249 (o) © Tuul und Bruno Morandi; S. 249 (u) © Dinodia photos / Alamy / Photo12; S. 250 (o), 250–251 (u) © Marie Schuiten; S. 251 (o) © Henry Westheim Photography / Alamy / Photo12; S. 252 (o) © Ana Flasker / Alamy / Photo12; S. 252–253 (u) © Tuul und Bruno Morandi; S. 254 © Ana Flasker / Alamy / Photo12; S. 255 (o, u) © Marie Schuiten; S. 256 (o) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 256 (M) © Christian Lignon; S. 256 (u) © CRAterre / Romain Anger und Laëtitia Fontaine; S. 257 (o) © CAUE du Gers; S. 257 (u) © CRAterre / Patrice Doat; S. 258 (u) © Gilles Targat / Photo12; S. 259 (o) © Richard Weil; S. 259 (M) © CRAterre / Philippe Bardel; S. 259 (u) © Mark Jones / Alamy / Photo12; S. 260 (o) DR; S. 261 (ol) © travelib prime / Alamy / Photo12; S. 260–261 (u) © Incamerastock / Alamy / Photo12; S. 262–263 © Bahnmueller / Alamy / Photo12; S. 264–265 © Lesley Lababidi; S. 265 (or) © MCLA Collection / Alamy / Photo12; S. 265 (ur) © Musée du quai Branly – Jacques Chirac, Dist. RMN-Grand Palais / Patrick Gries / Bruno Descoings; S. 266 © Alberto Arzoz.Design Pics / Alamy / Photo12; S. 267 © Jean-Pierre De Mann / AGE / Photo12; S. 268 (o) © Jean Dethier; S. 268 (M) © Chris Mellor / Lonely planet / Getty Images; S. 268 (u) © Andrew Wilson / Alamy / Photo12; S. 269 © Juergen Ritterbach / Alamy / Photo12; S. 270 (ul) © Jean Dethier; S. 270–271 © René Burri / Magnum Photos; S. 272 (o) © Trevor H. J. Marchand; S. 273 (or) © Christian Heeb / Alamy / Photo12; S. 272–273 (u) © Pascal und Maria Maréchaux; S. 274 DR; S. 275 (o) © Pascal und Maria Maréchaux; S. 275 (u) © Aga Khan Trust for Culture / Courtesy of Salma Samar Damluji; S. 277 (ol) © Design Pics Inc / Alamy / Photo12; S. 277 (or) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 276–277 (u) © Deidi von Schaewen; S. 278 (o) DR; S. 278 (u) © Jordi Cami / AGEfotostock / Photo12; S. 279 (o) © Design Pics Inc / Alamy / Photo12; S. 279 (u) © Marie Schuiten; S. 280–281 © James Morris; S. 282 (o) © Rob Crandall / Alamy / Photo12; S. 282 (u), 283 (o, u) © Bart Deseyn; S. 284 (o) © Marica van der Meer / Alamy / Photo12; S. 284 (u) © Eric Lafforgue / AGEfotostock / Photo12; S. 285 (ol, Ml, ul) © Aldo Pavan / AGEfotostock / Photo12; S. 285 (or) © Louise Batalla Duran / Alamy / Photo12; S. 285 (Mr) © Eric Lafforgue / Alamy / Photo12; S. 285 (ur), 286 (ol, ul), 287 (o) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 287 (u) © Adriandne Van Zandbergen / Alamy / Photo12; S. 288 (ol) © Leonid Andronov / Alamy / Photo12; S. 288 (ul) © Michele Burgess / Alamy / Photo12; S. 288–289 (u) © Tuul und Bruno Morandi; S. 289 (ol) © Fabian von Poser / ImageBROKER / Photo12; S. 289 (or) © Robert Harding / Alamy / Photo12; S. 291 © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 292–293 © Marion Tabeaud; S. 295 (o) © Gimhae Clayarch Museum; S. 295 (u) © Kéré Architecture; S. 296–297 (o) © Aga Khan Trust for Culture / Hassan Fathy (architecte), Gary Otte (photo); S. 296–297 (u) © Aga Khan Trust for Culture / Albek A. & Niksarli M.; S. 302 © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 307 © Clara Eyckerman; S. 310 (ol, or) © Jean-Baptiste Rondelet; S. 312 (o, u) © Christian Lignon; S. 313 (o) © CRAterre; S. 313 (M) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 313 (u) © Christian Lignon; S. 314–315 (u) © Irinia Afonskaya / Alamy / Photo12; S. 316 (o), 317 (u) © Library of Congress; S. 316 (u) © Greg Balfour Evans / Alamy / Photo12; S. 318 (o, u), 319 (o, u) © Marie Schuiten; S. 320 (u) © Association Égyptologique Reine Élisabeth; S. 321 (o) © Nicholas Warner; S. 321 (u) © The Metropolitan Museum of Art, Dist. RMN-Grand Palais / image of the MMA; S. 322 (o) © Mary Evans Picture Library / Photononstop; S. 323 (ol, or) © Jean Dethier; S. 322–323 (u) © Ministère de la Culture und de la Communication, Médiathèque de l’architecture und du patrimoine, Dist. RMN-GP; S. 324 (o) © Ivo Roospold / Alamy / Photo12; S. 324 (M) © America / Alamy / Photo12; S. 324 (u) © Oliver Gerhard / ImageBROKER / Photo12; S. 325 (o) © Cannon Photography LLC / Alamy / Photo12; S. 325 (u) © Jay Goebel / Alamy / Photo12; S. 326 (o, u) © R. M. Schindler papers, Architecture & Design Collection. Art, Design & Architecture Museum; University of California, Santa Barbara; S. 327 (ol, or, M, u) © Adagp, Paris, 2019. © The Frank Lloyd Wright Foundation Archives (The Museum of Modern Art / Avery Architectural & Fine Arts Library, Columbia University, New York); S. 328 (o, u) © Jean Dethier; S. 328 (M) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 329 (o) © Richard Mayer / Alamy / Photo12; S. 329 (u) © Frans Lemmens / Alamy / Photo12; S. 330 (o, u), 331 (o) Sammlung Alain Klein architecte; S. 331 (ul, ur) DR; S. 332 (o, u), 333 (o, u) © F.L.C. / Adagp, Paris, 2019; S. 335 © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 336 (o), 337 (ol, or) DR; S. 336 (u) © Deidi von Schaewen; S. 337 (M), 338 (o, u) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 337 (u) © Aga Khan Trust for Culture /Albek A. & Niksarli M; S. 338 (M) © B.O’Kane / Alamy / Hemis.fr; S. 339 (u) © Aga Khan Trust for Culture / Christopher Little (photo); S. 340 (o) © Adel Famy; S. 340 (M) © Olivier Sednaoui; S. 340 (u), 341 (u) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 341 (o) © Bruno Ruffini; S. 341 (M) © Aga Khan Trust for Culture / Chant Avedissian (photo); S. 342 (o), 343 (ol, or) DR; S. 342–343 (u), 344 (u), 345 (o, u) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 346 (M) DR; S. 346 (u), 347 (o, u) © Bastin & Evrard SPRL / Adagp, Paris 2019; S. 347 (M), 348 (o, Mo, Mu, u), 349 (o, u) © Jean Dethier; S. 350, 351 © Jean-Marie Louis; S. 352 © Musée des Augustins, Toulouse, France / Bridgeman Images; S. 353 (o) © 2019 Banco de México Diego Rivera Frida Kahlo Museums Trust, Mexico, D.F. / Adagp, Paris 2019. Photo © Alamy / Photo12; S. 353 (u) © Adagp, Paris, 2019. Photo © RMN-Grand Palais / René-Gabriel Ojéda; S. 354–355 © Adagp, Paris, 2019. Photo © Artcurial; S. 356–357 © Germain Rozo und Claire Guyet; S. 359 © Bruno Klomfar; S. 361 © Marc Auzet / Juliette Goudy; S. 363 © Blaine Harrington III / Alamy / Photo12; S. 364 © Kurt Hoerbst; S. 365 © Studio Anna Heringer; S. 366 © Association la Voûte Nubienne (AVN); S. 368 © Astrid Eckert / TUM; S. 369 (ul, ur) © Gino Maccarinelli; S. 371 © CRAterre / Pierre Eric Verney; S. 376 (o, u), 377 (o, u), 378 (o, M, u), 379 © CRAterre / Patrice Doat; S. 380 (o) © Florence Lipsky und Pascal Rollet; S. 380 (M, u) © CRAterre / Patrice Doat; S. 381 (u) © AE&CC / Maxime Bonnevie; S. 382 (o) © Vincent Liétard; S. 382 (Mo, u) © CRAterre / Patrice Doat; S. 382 (Mu), 383 (o, u) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 384 (ol, ul), 385 (or, ul) © Satprem Maini (Auroville Earth Institute); S. 384–385 (M) © CRAterre / Sébastien Moriset; S. 386 (M, u), 387 (o, u) © Gernot Minke; S. 388 (o) © Josep Esteve / ADAUA; S. 388 (u) © Marcelo Cortes; S. 389 (o, u) © Association la Voûte Nubienne (AVN); S. 390 (o) © Dominique Appia; S. 390 (u) © Ruth Eaton; S. 391 (o) © Jean-Claude Planchet; S. 391 (u) © Jean Dethier; S. 392 (o), 393 (M, u) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 392 (Mo, Mu, u) © Dominique Pidance und Alain Lebahl; S. 393 (ol) © CRAterre / Patrice Doat; S. 394 (or, ol) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 395 (o, u) © Gilles Perraudin und Françoise Jourda; S. 396 (ol), 396–397 (u) © Bill Timmerman / Studio Rick Joy; S. 396–397 (oM) © Undine Pröhl; S. 397 (or) © Wayne Fuji / Studio Rick Joy; S. 398 © Paul Weiner / Design Build Collaborative; S. 399 (o) © Low Compound by Tim Hursley; S. 399 (u) © Johnson-Jones Residence by Tim Hursley; S. 400 (o, u), 401 © Luigi Rosselli Architects; S. 400 (M) © Edward Birch / Luigi Rosselli Architects; S. 402 (o, M), 403 (o) © Dario Angulo; S. 402–403 (u) © Andrei S.; S. 404 (ol, or, u), 405 (Ml, Mr, u) © CRAterre / Thierry Joffroy; S. 405 (o) © Elie Mouyal; S. 406 (o), 407 (o) © Dominique Gauzin-Muller; S. 406 (u) © Bruno Klomfar; S. 407 (u) © Ralph Feiner; S. 408 (M, u), 409 (o, u) © Rama Estudio / JAG; S. 410 (o) © Thomas Ott / www.o2t.de; S. 410 (M, u) © Pierre Mignot; S. 411 (o) © By Reg› – Régis L›Hostis; S. 411 (M, u) © Alberto Cosi / Chiangmai Life Architects; S. 412 (o) © Ossart+Maurières, architecteS. Photo © Nicolas Schimp; S. 412 (M) © Onerva Utriainen; S. 412 (u) © Thomas Jay – Caracol Architectures; S. 413 (o) © Bluff Design Build; S. 413 (u) © Amateur Architecture Studio; S. 414 (o) © Lothar Steiner / Alamy / Photo12; S. 414 (u) © Ingo Jezierski / Alamy / Photo12; S. 415 (u) © Adam Eastland / Alamy / Photo12; S. 416–417 (o) © Richard Rowland / Justine Girard / Marie Niccolazi; S. 416–417 (u) © David Mastalka / A1 architects; S. 418 (o) © Francis Kéré; S. 418 (M) © Architectural Review; S. 418 (u) © Francis Kéré; S. 419 (o, u) © Erik-Jan Ouwerkerk; S. 420 (M), 421 (o), 420–421 (u) © Kurt Hoerbst; S. 422 (o) (c) © Adagp, Paris 2019. Photo © Faly Randrianjatovo; S. 422 (Mo, Mu, u) © Kikuma Watanabe; S. 423 (o) © Mu Jun; S. 423 (u) © Chiangmai Life Architects; S. 424–425 © Erik Jan Ouwerkerk; S. 426 (o) © Christophe Malecot / Yann Letenier SCB / André Berthier und Joseph Frassanito Architectes; S. 426 (u) © Guillaume Lavesvre / André Berthier und Joseph Frassanito Architectes; S. 427 (o, M, u) © Encore Heureux und Co-Architectes; S. 428 (o) © Keith Morris / Alamy / Photo12; S. 428 (M) © Pascal und Maria Maréchaux; S. 428 (u) © Cariddi Narulli; S. 429 (ol, or) © Odile Vandermeeren; S. 429 (M) © Gustave Deghilage; S. 429 (u) © Kurt Hoerbst; S. 430 DR; S. 431 (ol, or) © Michel Denancé; S. 431 (u) © Sandra Pereznieto; S. 432–433 (u), 433 (o) © Amateur Architecture Studio; S. 434–435 (o, u) © Miléna Stefanova; S. 436 (o) © Manuelle Roche / Adagp, paris 2019; S. 436 (M) © Jean Dethier; S. 436 (u) © Luis Gordoa; S. 437 (o) © Andrea Maretto for Kéré Architecture; S. 437 (u) © Kéré Architecture; S. 438 (o, u) © RPBW; S. 438–439 (or, ur) © Archivio Emergency; S. 440 (o) © Craig Lamotte; S. 440 (u) © Ben Wrigley; S. 441 (o) © Gregory Burgess Architects; S. 441 (M) © Gregory Burgess; S. 441 (u) © Trevor Mein; S. 442 (o) © Frédéric Hédelin; S. 443 (o) © Nic LeHoux / DIALOG; S. 443 (u) © CRAterre; S. 444 (o) © James Wang; S. 445 (o) © Eskaapi; S. 444–445 (u) © Robust Architecture Workshop; S. 446 (ol, or, u), 447 (o, u) © BC Architects; S. 448, 449 (u) © Bill Timmerman / Studio Rick Joy; S. 449 (o) © Bruno Klomfar; S. 450 (Mo, Mu) © Renaud Leblevenec; S. 450 (u) © Alnatura / Marc Doradzillo; S. 451 (o) © Aga Khan Trust for Culture / Amir-Massoud Anoushfar (photo); S. 451 (u) © Laurent Séchaud (architecte und photo). Source: Aga Khan Trust for Culture; S. 452–453 (u), 453 (o) © Héctor Santos-Díez; S. 454 (o) © John Gollings; S. 454 (M) © Greenway Architects; S. 454 (u) DR; S. 455 (ol) © Denis Coquard; S. 455 (Ml, u) © Charlie Shepperd; S. 455 (or, Mr) © Bruno Ruffini; S. 456 (ol) © EDF / Dominique Guillaudin; S. 456 (or, u) DR; S. 457 (o) © MC2 Patrick W. Mullen III; S. 457 (u) © Felix Beato; S. 458 © Nic LeHoux / DIALOG; S. 459 (o, u) © Bruno Klomfar; S. 460 (o) © Steven Jimel; S. 460 (M) © Abey-Smallcombe; S. 460 (ul) © Alain Klein architecte; S. 460 (ur) © Mathilde und Nicolas Béguin / Atelier Alba; S. 461 (ol) © Gisèle Taxil; S. 461 (or) © Daniel Duchert, 2016; S. 461 (u) © Tim Nolan 2014; S. 462 (o) Andy Goldsworthy. Lambton earthwork. County Durham, England.1988 © Andy Goldsworthy; S. 462 (u) Richard Long, Red Earth Circle, 1989 (Wand) Ton aus dem Fluss Avon auf einer Wand von 12 x 20 m © Adagp, Paris 2019. Paddy Japaljarri Sims, Paddy Japaljarri Stewart, Neville Japangardi Poulson, Francis Jupurrurla Kelly, Paddy Jupurrurla Nelson, Franck Bronson Jakamarra Nelson, Towser Jakamarra Walker, Mitglieder der Gemeinschaft Yuendumu, Yam Dreaming, 1989 (au sol) © Warlukurlangu artists of Yuendumu. Photo © Centre Pompidou, MNAMCCI Bibliothèque Kandinsky, Dist. RMN-Grand Palais / Béatrice Hatala / Konstantinos Ignatiadis; S. 463 (o) Andy Goldsworthy. Clay wall. Musée Départemental de Digne, Digne-les-Bains, Haute Provence, France. June 1999 © Andy Goldsworthy. Photo © Camille Moirenc / Hemis.fr; S. 463 (u) © Adagp, Paris, 2019. Photo © Eloïse DethierEaton; S. 464 (o) © Terunobu Fujimori. Photo © Alamy / Photo12; S. 464 (u) © Mona Hatoum. Courtesy Galerie Chantal Crousel (Foto: Marc Domage); S. 465 © Holt / Smithson Foundation / Adagp, Paris, 2019. Photo © Nathan Allred / Alamy / Photo12; S. 466 (o), 467 (ol) © Ingrid Amslinger; S. 466 (u), 467 (u) © ImageBROKER / Photo12; S. 467 (or) © Hannsjörg Voth; S. 468 (o), 469 (ol, or) © H+N+S landscape architects; S. 468–469 (u) © Irvin van Hemert; S. 470–471 © KCphotography / Alamy / Photo12; S. 472–473, 479 © Joly&Loiret, L+R, Amateur Architecture Studio; S. 481 © Satprem Maini (Auroville Earth Institute); S. 487 © James Wang; S. 488 (o), 489 (o) © Ron Cobb; S. 488 (u), 489 (u) © Luc Schuiten; S. 490–491 © James Wang; S. 493 (l, M, r) © Gino Maccarinelli; S. 510 © Marie Schuiten

511 ABBILDUNGSNACHWEIS


Übersetzung aus dem Französischen und Lektorat Ingeborg Hagedorn, Kirsten Heininger, Sandra Schlums für keiki communication, Berlin Korrektorat Sandra Leitte, Valley City Projektleitung Steffi Lenzen Satz Roswitha Siegler Grafische Gestaltung Julie Rouart (Leitung); Marc Walter, Pierre-Yann Lallaizon / Studio Recto Verso, Paris Lithographie Bussière, Paris Druck und Bindung GPS Group, Bosnien

Titel der französischen Originalausgabe Habiter la terre – L’ art de bâtir en terre crue veröffentlicht im Rahmen einer Kooperation mit ­ Flammarion S. A., Paris © Flammarion, Paris 2019

Deutsche Erstausgabe Lehmbaukultur – von den Anfängen bis heute © 2019, erste Auflage DETAIL Business Information GmbH, München detail.de ISBN 978-3-95553-490-5 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs­ weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetz­l ichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungs­pflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. Bibliografische Information der deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

Dieses Werk wurde unterstützt von QUARTUS im Rahmen

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografi-

von dessen Engagement für die Kreislaufwirtschaft und die

sche Daten sind im Internet über <http://dnb-nb.de> abrufbar.

Lehmbauweise.

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