Wolfgang Bachmann
Edition
Weiterbauen in der Pfalz Rebuilding in the Palatinate
Räume nutzen Orte erhalten Ressourcen schonen
Using Built Spaces Reviving Places Saving Resources
Weiterbauen in der Pfalz
Rebuilding in the Palatinate
INHALT
004
PROLOG / PROLOGUE Wolfgang Bachmann 006
01 Max Dudler Hambacher Schloss, Neustadt / Weinstraße Hambach Castle, Neustadt 032
ESSAY / ESSAY Claudia Siegele Zurück zur Mitte! Back to the Centre! 011
02 Lamott.Lamott, Thorsten Holch Ateliers und Werkstätten in einer ehemaligen Reithalle, Landau Studios and Workshops in Former Riding Hall, Landau 038
INTERVIEW / INTERVIEW Wolfgang Bachmann im Gespräch mit Thomas Metz, ehemaliger Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) Wolfgang Bachmann in Conversation with Thomas Metz, the Former Director General of Cultural Heritage Rhineland-Palatinate (GDKE) 021
03 Thorsten Holch Gewerbe und Wohnungen im Stadttor, Landau Commerce and Apartments in Town Gate, Landau 044
PROJEKTE / PROJECTS
05 Jochen Ziegler Ferienwohnungen in einem Stadtmauerhäuschen, Freinsheim Holiday Apartments on Town Wall, Freinsheim 052
Projektübersicht Project Overview 030
04 Krüger Architektur, René Krüger Wohnen in der umgebauten Panzerwerkstatt, Landau Living in a Converted Tank Workshop, Landau 048
06 LAMPEvier Wohnloft in einer ehemaligen Scheune, Gleisweiler Loft in Former Barn, Gleisweiler 058 07 Elke Eberle Lokal im alten Kuhstall, Forst Wine Bar in Former Cowshed, Forst 062 08 Matthias Bader, Andreas Winkler Vinothek in einer ehemaligen Garage, Rhodt Wine Shop in Former Garage, Rhodt 066 09 Schöne Architekten, Jochen Schöne Vinothek im Kelterhaus, Maikammer Wine Shop in Wine Press House, Maikammer 070
CONTENT
10 Erwin Becker Feriendomizil in der Scheuer, Klingenmünster Holiday Home in Barn, Klingenmünster 074 11 Humpert & Kösel-Humpert Designzentrum im Weltkriegsbunker, Ludwigshafen Design Centre in World War II Bunker, Ludwigshafen 078
005
18 Werkgemeinschaft Landau Ferienwohnungen im verlassenen Bauernhaus, Nothweiler Holiday Apartments in Abandoned Farmhouse, Nothweiler 112 19 Herboth-Jörg & Günther Architektenpartnerschaft Wohnen und Arbeiten im barocken Garten, Speyer Living and Working in a Baroque Garden, Speyer 118
12 Disson + Ritzer Ferienwohnungen im Weingut, Gimmeldingen Holiday Apartments in Winery Buildings, Gimmeldingen 084
20 Helmut Riemann Architekten Hardenburg, Bad Dürkheim Hardenburg, Bad Dürkheim 122
13 Henrich Architektur, Mathias Henrich Poldermuseum im Bauernanwesen, Neupotz Polder Museum in a Farmhouse, Neupotz 088
EPILOG / EPILOGUE Harald Martenstein Der Dorfumbau Village Renewal 128
14 Müllers Büros, Ralf Müller Musikerwohnung in einer Mühle, Dierbach Musician’s Residence in a Mill Building, Dierbach 094
ANHANG / APPENDIX Projektdaten Project Data 134
15 Prof. Focht + Partner Vinothek und Wohnung im Winzerhof, Sausenheim Tasting Room and Apartments in Winegrower’s Farm, Sausenheim 098 16 Haack Lauerbach Architekten Restaurierung eines Geschäftshauses, Kandel Restoration of a Shop Building, Kandel 104 17 Klein Architekten, Winfried Klein Weinbar im leeren Getreidespeicher, Zellertal Wine Bar in Empty Granary, Zellertal 108
Autoren Authors 140 Bildnachweis Picture Credits 142 Impressum Imprint 143
WEITERBAUEN IN DER PFALZ
REBUILDING IN THE PALATINATE
Zurück zur Mitte!
Back to the Centre!
Claudia Siegele
011
ZURÜCK ZUR MITTE!
Unsere Gemeinden und Dörfer leiden an Karies. Ganz schlimm in manchen Regionen. Angefangen hat das Dilemma in den späten 1960er-Jahren, als die ersten Neubaugebiete aus dem Boden gestampft wurden. Damals gab es noch Baugrundstücke mit bis zu einem Hektar Fläche und mehr. Der Quadratmeterpreis lag oft weit unter 50 DM, besonders wenn man gute Beziehungen zum Gemeinderat oder dem benachbarten Bauern pflegte. Wer nicht vorhatte, in die Stadt abzuwandern, der wollte mindestens an den Ortsrand, den Traum vom Haus im Grünen verwirklichen. Man zog von der Kirchgasse in die TheodorFontane-Straße, ins neue Baugebiet mit breiten Straßen. Nur weg von dem krähenden Hahn auf dem Misthaufen hinter Nachbars Scheune, ins neue Einfamilienhaus mit Gästebad, Partykeller, Wintergarten und unverbaubarem Blick auf die Weinberge oder den Waldrand. Statt Innenhof und Scheune auszukehren, pflegte man nun den Rasen und die Doppelgarage. Der Schulweg für die Kinder war halt etwas weiter und zur Metzgerei brauchte man fortan das Auto. Aber seit am Ortsrand auch ein Supermarkt stand, ließen sich dort alle Besorgungen in einem Rutsch erledigen. Und einen Parkplatz gab’s dort quasi vor der Tür.
DIE RÄNDER WACHSEN, DAS ZENTRUM STIRBT So fing es an. Die Metzgerei gab irgendwann auf, der Tante-Emma-Laden mit den tollen Bonbongläsern ein Jahr später. Dass im Folgejahr das Gasthaus neben der Kirche nur noch sonntags warme Mahlzeiten anbot und bald darauf nicht einmal mehr das, war dann doch ein gewisser Verlust. Aber man kam damit klar, im Nachbardorf war ja noch die Pizzeria. So ging es weiter … Als nächstes machte die einzige Firma im Ort Pleite, für viele Frauen die einzige Chance auf einen Arbeitsplatz, der zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar war. Schließlich fiel der große, schöne Tabakschuppen einem Bauträgerprojekt zum Opfer. Das alte Rathaus wird nur noch sporadisch von Vereinen genutzt. Es verkommt mehr und mehr. Auch den Dorfschuster sucht man vergebens, keine Apotheke, in der ehemaligen Tankstelle werden nur noch Gebrauchtwagen verscherbelt. Das stattliche Gebäude, in dem einst der Kindergarten untergebracht war und die barmherzigen Schwestern nebenbei die kleinen Wehwehchen der Bauern
012
erstversorgten, hat inzwischen ein Callcenter in Beschlag genommen, vor dem sich grell geschminkte Damen ihre Raucherpause gönnen. Neueste Errungenschaft ist ein Kreisverkehr im Ortskern, dort, wo früher ein kleiner Platz mit einer Bank und einer großen Linde vor dem gleichnamigen Restaurant die Keimzelle dörflichen Lebens war. Jetzt steht dort ein Kran – ein Bauträger stampft kleine, gesichtslose Einfamilienhäuschen aus dem Boden. Das Dorf, es stirbt von innen heraus.
DIE AMERIKANISIERUNG UNSERER DORFSTRUKTUR: ÖDNIS, STRASSEN, SUPERMÄRKTE Viele unserer Städte haben ihre historische Mitte durch das Bombardement in den letzten Kriegsmonaten verloren, und was dann noch zu retten gewesen wäre, erledigten treffsicher die brutal gezogenen Straßenschneisen der 1950er- und 60er-Jahre. Auf dem Land gab es hingegen kaum Kriegsschäden, aber dafür neue Rathäuser, große Schulareale, eine verbreiterte Hauptstraße und Einkaufszentren am Ortsausgang. Die dörfliche Mitte – sie fand kaum Beachtung. Wichtiger war das Ausdehnen der Ränder mit schnurgeraden Anliegerstraßen, Parkplätzen und streng geregeltem Bebauungsplan, der in seinem Ergebnis eher einer sterilen Friedhofsordnung gleichkam, als die historisch gewachsene Mitte weiterzuentwickeln. Ja, die Transformation dieser alten, gewachsenen Dorfstrukturen in das digitale Zeitalter, sie ist nicht überall gut gelungen. Der Rückzug ins Eigenheim, das Aussterben der Gastronomie, das Dahinsiechen der Vereinskultur, das Aufgehen der Tante-Emma-Läden in 1-Euro-Shops, Bau- und Supermärkte – all das und vieles mehr führte unmerklich zu einem Bruch bei der Identifikation mit dem Ortskern, ließ das Gefühl für die Relevanz des Genius loci für das dörfliche Zusammenleben absterben. Nun stehen wir da, diskutieren über Klimawandel, Nachhaltigkeit und unwiederbringliche Ressourcen, zu denen auch der Grund und Boden gehören, auf dem im Ortskern die alten Häuser verrotten und am Ortsrand überdimensionierte Einfamilienhäuser – um nicht zu sagen toskanische Villenattrappen – dem familiären Erbfall entgegenblicken, Ausgang ungewiss. Wie wollen wir künftig mit der historischen Mitte und den vielen Sünden der Boomjahre umgehen?
BACK TO THE CENTRE!
Our communities and villages suffer from tooth decay. Very badly in some regions. The dilemma has its origins in the late 1960s when the first new housing estates were built. At that time, building plots of up to one hectare and more were still available. The price per square metre was often far less than 50 Deutschmarks, especially if you were on good terms with the local council or the neighbouring farmer. Those who were not aiming to relocate to the city wanted at least to move to the outskirts of the village and realise their dream of a house in the countryside. People moved from Kirchgasse by the church to Theodor-Fontane-Straße, the new development area with wide streets. Away from the crowing rooster on the dung heap behind the neighbour’s barn, into the new single-family home with guest bathroom, party room in the cellar, a conservatory and an unobstructed view of the vineyards or the edge of the forest. Instead of sweeping out the courtyard and barn, they now tended the lawn and the double garage. The children’s school run was a little longer and they needed a car to go to the butcher’s now but, since there was also a supermarket on the outskirts of the village, they could do all their errands in one go there. And there was a parking space right outside the door.
THE EDGES GROW, THE CENTRE DIES That’s how it started. The butcher’s shop gave up at some point, the corner shop with the great jars of sweets a year later. The fact that the following year the inn next to the church began offering hot meals only on Sundays, and soon after not even that, was a loss in a way. But they could cope, there was still the pizza place in the neighbouring village. And so it went on ... The next to go was the village’s one factory, which for many women had been the only chance of a job that could be reached on foot or by bike. Finally, the big, beautiful tobacco shed fell victim to a property development project. The old town hall is now sporadically used by local clubs, but is becoming more and more run down. Even the village cobbler is nowhere to be found, there is no chemist, and the former petrol station only sells used cars.
013
The handsome building that once housed the kindergarten and where the merciful sisters also took care of the farmers’ little aches and pains has now been taken over by a call centre in front of which heavily made-up women take their cigarette break. The latest achievement is a roundabout in the centre of the village, replacing a small square with a bench and a large lime tree in front of the restaurant of the same name which used to form the nucleus of village life. A crane now stands there – a property developer is pounding small, faceless single-family homes out of the ground. The village is dying from within.
THE AMERICANISATION OF OUR VILLAGE STRUCTURE: WASTELAND, STREETS, SUPERMARKETS Many of our towns and cities lost their historic centres in the bombardment during the last months of World War II and what could have been saved then was ruined unerringly by the merciless construction of roads in the 1950s and 60s. In the countryside, on the other hand, there was hardly any war damage, but there were new town halls, large schools, a wider main road and shopping centres at the end of the village. The village centre itself hardly received any attention. More important was the expansion of the edges with dead-straight residential streets, car parks and strictly regulated development plans, which resulted in something like a sterile cemetery layout rather than further developing the historically grown centre. Yes, the conversion of these old, grown village structures for the digital age has not been successful everywhere. Retreating into one’s own home, fewer places to eat, the decline of club and society life, the merging of the discount shops, DIY superstores and supermarkets – all this and much more has imperceptibly led to a break in the identification with the village centre and allow the feeling for the relevance of the character of village life die away. Here we are now, discussing climate change, sustainability and irretrievable resources, including the land on which the old houses in the centre of the village are rotting, and on the outskirts of the village oversized single-family houses – fake
019
Links: Sanierung eines denkmalgeschützten Fachwerkhauses. Architektur: Haack Lauerbach Left: Renovation of a listed half-timbered house Architects: Haack Lauerbach
Unten: Umbau einer Trafostation auf einem ehemaligen Kasernenareal zu einem Wohnhaus in Landau. Architektur: Werkgemeinschaft Landau
Rechts: Umbau eines denkmalgeschützten Winzerhofs in Forst. Das neue Wohnhaus ersetzt die querstehende Scheune. Architektur: Jochen Ziegler Right: Renovation of a listed winegrower’s farm in Forst. The new residential building replaces the transverse barn. Architect: Jochen Ziegler
Bottom: Conversion of a transformer station at a former army barracks in Landau into a residential building. Architects: Werkgemeinschaft Landau
02
LAMOTT.LAMOTT ARCHITEKTEN, THORSTEN HOLCH
Kunstkaserne
038
Art Barracks
WERKSTÄTTEN IN EHEMALIGER REITHALLE, LANDAU
WORKSHOPS IN FORMER RIDING HALL, LANDAU
039
Landau wird von seiner militaristischen Vergangenheit geprägt. Die grenznahe Lage führte dazu, dass sich die Einwohner entweder gegen die Franzosen verteidigen oder sie als Ordnungsmacht akzeptieren mussten. Während die historischen Kasernenbauten lange Zeit behelfsmäßig genutzt oder abgerissen wurden, hat man inzwischen mit dem angrenzenden Gelände der Landesgartenschau von 2015 ihren Wert erkannt. Die ehemalige Reithalle wurde um 1890 auf einem Sandsteinsockel errichtet. Rote Ziegelbänder und Reliefpfeiler gliedern ihre von Rundbogenfenstern perforierte gelbe Backsteinfassade, die unter der Traufe mit einem Zahnfries abschließt. Bei der Restaurierung ging es darum, das Volumen des Gebäudes nicht mit Wohnnutzungen bis zur Unkenntlichkeit zu verändern, sondern seine räumliche Weite erlebbar zu erhalten. Als die Universität Koblenz-Landau Werkstätten und Ateliers für ihre Studierenden der Kunstwissenschaft und Bildenden Kunst suchte, bot sich der mittlerweile als Turnhalle genutzte Bau an. Äußerlich wurden die Fenster unterhalb der Solbänke mit rechteckigen Blechgefachen vergrößert. Die alten Stahlsprossen blieben erhalten, dahinter schlagen dreifach verglaste AluminiumFlügel mit geklebten Scheiben unauffällig an. Innen sind zwei neue Ebenen aus Dickholzelementen eingezogen. Ohne die historischen Außenmauern anzugreifen, stehen sie wie Tische im Raum, der Rhythmus der Hohlprofilstützen erklärt sich aus der Lastabtragung der Dachbinder. Deren filigranes Stahlgespärre teilt diese Galerie in Arbeitsemporen, die jeweils über eine eigene (auch brandschutzrelevante) Treppe erschlossen werden. So ist eine von Dachflächenfenstern erhellte, strukturierte Werkebene entstanden. Die Innendämmung aus porosierten Lochziegeln endet unterhalb der schmückenden Ziegelbordüre. Kabelpritschen, Gitterroste und Wickelrohrradiatoren verstärken die Anmutung eines inspirierenden Maschinenraums.
Landau is marked by its military past. Its location near the border meant that the inhabitants had to fend off the French or become subject to their rule. While the historic barracks were used for other purposes over time or demolished, their value has finally been recognised with the adjacent site of the 2015 state garden show. The former riding hall was built on a sandstone base in about 1890. Red brick bands and relief pillars break up its yellow brick facade, which is perforated by semic-circular arch windows and ends in a sawtooth frieze under the eaves. The aim of the restoration work was to avoid changing the volume of the building beyond recognition, e.g. or residential purposes, and instead to palpably preserve its spatial expanse. When the University of Koblenz-Landau needed workshops and studios for its theory of art and fine arts students, the building then being used as a gymnasium was the obvious choice. Externally, the windows were enlarged with rectangular sheet metal frames below the window ledges. The old steel glazing bars have been retained, and triple-glazed aluminium sashes with glued panes have been fastened inconspicuously behind. Inside, two new floors made of cross-laminated timber elements have been added. Without touching the historic outer walls, they stand like tables in the room; the rhythm of the hollow profile supports results from the load transfer of the roof trusses. Their filigree steel framework divides the floor into working galleries, each of which is accessed via its own staircase (also relevant for fire protection). This has created a structured work floor illuminated by skylights. The interior insulation of porous perforated bricks ends below the decorative brick edging. Cable racks, grates and coiled-tube radiators reinforce the impression of an inspiring engine room.
Architektur: Lamott.Lamott Architekten, Stuttgart, mit Architekturbüro Thorsten Holch, Landau in der Pfalz Bauherr: Archimedes Bauträger GmbH Tragwerksplanung: Ingenieurbüro von Fragstein, Landau Fertigstellung: 2018 Maßnahme: Umbau einer ehemaligen Reithalle zum Hochschulgebäude (Unterrichtsräume, Werkstatt)
Architects: Lamott.Lamott Architekten, Stuttgart, with Architekturbüro Thorsten Holch, Landau in der Pfalz Client: Archimedes Bauträger GmbH Structural Engineering: Engineering Consultancy von Fragstein, Landau Completion: 2018 Project: Conversion of a former riding hall into a university building (classrooms, workshop)
02
LAMOTT.LAMOTT ARCHITEKTEN, THORSTEN HOLCH
8 Frame store, exhibition preparation 9 Ceramics 10 Firing room 11 Digital image processing 12 Work area, studio
Sections / Floor plans Scale 1:400 1 Foyer 2 Archive, office 3 Painting, drawing 4 Printmaking 5 Sculpture workshop 6 Wood and metal workshop 7 Plaster workshop
8 Rahmenlager, Ausstellungsvorbereitung 9 Keramik 10 Brennraum 11 digitale Bildbearbeitung 12 Arbeitsbereich, Atelier
Schnitte / Grundrisse Maßstab 1:400 1 Foyer 2 Archiv, Büro 3 Malerei, Zeichnung 4 Druckgrafik 5 Bildhauerwerkstatt 6 Holz- und Metallwerkstatt 7 Gipswerkstatt
040
aa
12
11
b
Obergeschoss Upper floor
3
5
4
2 a
a
1
9
8
10
Erdgeschoss Ground floor
b
7
6
WERKSTÄTTEN IN EHEMALIGER REITHALLE, LANDAU
bb
WORKSHOPS IN FORMER RIDING HALL, LANDAU
041
07
ELKE EBERLE
Kryptisch: Q-Kapelle Cryptic: Q-Kapelle
062
LOKAL IM ALTEN KUHSTALL, FORST
WINE BAR IN FORMER COWSHED, FORST
063
Forst entstand als typisches Einstraßendorf. Seine prägende Verkehrsachse säumen meist traufständige Winzerhöfe mit beeindruckenden Hochkellern aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Das anspruchsvolle frühklassizistische Gebäude, das seit 1925 der Winzerverein nutzt, wurde 1802/03 errichtet und zeugt noch immer von der hohen Wohnkultur der Weingutsbesitzer. 1840 kam ein Kuhstall hinzu, er erinnert an die Krypta einer romanischen Basilika. Diese Typologie war seinerzeit gang und gäbe, da sich die Steinmetze nach der Säkularisation ohne die Aufträge der Kirchen neue Bauaufgaben suchen mussten. Außerdem boten die hochwertigen Sandsteingewölbe mehr Widerstand gegenüber Feuchtigkeit und Feuer als traditionelles Fachwerk. Als die Architektin Elke Eberle die Räume des Winzervereins – bei laufendem Betrieb – umbaute, erinnerte man sich auch an die „Kuhkapelle“, in der zuletzt die Lüftungstechnik und ein Kühlraum untergebracht waren. Der Innenraum wurde entkernt, vom Zementputz befreit, wo nötig restauriert und durch die Öffnung einer tragenden Mittelwand mit zwei neuen Segmentbögen zu einer ansprechenden Gaststube erweitert. Zur Hofterrasse hin sind denkmalgerechte Holzsprossenfenster eingesetzt. Hinter dem mit Stahlblech verkleideten Tresen führt ein weiterer Torbogen zur Küche, zur anderen Giebelseite sind Toiletten eingefügt. Unter der Decke erinnert eine Antriebswelle an die zeitweilige Nutzung als Schlachthaus. Feinsteinzeugplatten verbergen eine Fußbodenheizung. Auf einen sichtbaren Akustikputz wurde verzichtet, die Zugstäbe des Gewölbes können bei Bedarf schalldämpfende Filzvorhänge aufnehmen. Außer den Innenausbauten aus massiver Eiche setzt sich das Mobiliar bewusst von der volkstümlichen Bauernstubeneinrichtung ab. Weinempfehlung: Forster Kirchenstück – die wertvollste Rieslinglage weit und breit.
Forst originated as a typical single-street village. Its characteristic traffic axis is lined by mostly eaves-mounted winegrower’s farms with impressive daylight cellars from the 17th to 19th centuries. The sophisticated early classicist building, which has been used by the winegrowers’ association since 1925, was built in 1802/03 and still bears witness to the vineyard owners’ cultured standards of living. In 1840, a cowshed was added, reminiscent of the crypt of a Romanesque basilica. This typology was common at the time because, after secularisation, a lack of commissions from churches meant that stonemasons had to look for new building tasks. In addition, the high-quality sandstone vaults offered more resistance to moisture and fire than traditional half-timbering. When architect Elke Eberle rebuilt the premises of the winegrowers’ association – during ongoing operations – the “cow chapel” also came up, which most recently had housed the ventilation machinery and a cold storage room. Its interior was gutted, freed from cement plaster, restored where necessary and expanded into an attractive bar by opening up a loadbearing centre wall with two new segments. Historic wooden mullioned windows were installed facing the courtyard terrace. Behind the steel-covered counter, another archway leads to the kitchen, and toilets were installed on the other gable side. Under the ceiling, a drive shaft reminds us of the building’s temporary use as a slaughterhouse. Porcelain stoneware tiles conceal an underfloor heating system. Visible acoustic plaster was dispensed with; the tension rods of the vault can accommodate sound-absorbing felt curtains when necessary. Apart from the interior fittings made of solid oak, the furniture is a deliberate contrast to the traditional farmhouse parlour furnishings. Wine recommendation: Forster Kirchenstück – the most valuable Riesling vineyard far and wide.
Architektur: Elke Eberle, Forst Bauherr: Forster Winzerverein Tragwerksplanung: Alfred Eberle, Bad Dürkheim Fertigstellung: März 2019 Maßnahme: Umbau eines Kuhstalls zum Lokal
Architect: Elke Eberle, Forst Client: Forster Winzerverein Structural Engineering: Alfred Eberle, Bad Dürkheim Completion: March 2019 Project: Conversion of a cowshed into a wine bar
07
ELKE EBERLE
064
Lageplan Maßstab 1:2000
Site plan Scale 1:2000
Grundriss / Schnitte Maßstab 1:300 1 Kochen 2 Lager 3 Vinothek 4 WC 5 Außenbestuhlung
Floor plan / sections Scale 1:300 1 Cooking 2 Warehouse 3 Wine bar 4 WC 5 Outdoor seating
2 b 1
3
a
a
5
4
b
11
HUMPERT & KÖSEL-HUMPERT
Erbschaft dieser Zeit Legacy of that Time
078
12
DISSON + RITZER
Elegante Verwendung
084
Elegant Appropriation
FERIENWOHNUNGEN IM WEINGUT, GIMMELDINGEN
HOLIDAY APARTMENTS IN WINERY BUILDINGS, GIMMELDINGEN 085
Das Gebäudeensemble des Loblocher Hofs kann auf eine Ahnenreihe an Umbauten zurückblicken. Auf einem Schlussstein im klassizistischen Kellergewölbe, das einmal einem Weinkommissär diente, liest man die Jahreszahl 1841. Die dazugehörigen Wirtschaftsgebäude wurden zuletzt von einer Kachelofenmanufaktur genutzt. Als die beiden Bauherren 2008 die Anlage erwarben, war die Verwendung noch offen, doch der Gedanke an Ferienwohnungen lag nahe. Für sich selbst ließen die Eigentümer das 40 m lange Dachgeschoss über den Gewölben zu einem beeindruckenden Wohnloft ausbauen, im rückwärtigen Keller verbirgt sich ein Wellnesskabinett mit Pool. Die Tonnenhalle zur Gartenseite steht den Gästen zur Verfügung. Ihr Sandsteingiebel bildet den Blickfang eines hübsch bepflanzten Hofs, den die mit Wohnungen ausgebauten Zeilen auf beiden Seiten bilden. Ein jüngeres Gebäude schließt auf der Westseite an. Alle mit Biberschwanz gedeckten Satteldächer wurden neu aufgeschlagen. Unter dem einfachen Putz (Bestich) ist eine Wärmedämmung aufgebracht, in den Fassadenöffnungen sitzen dreifach verglaste graue Metallfenster mit glatter Profilleiste (Stulp). Auch ohne die Wegweisungen der Denkmalpflege haben die Architekten eine beneidenswerte Balance zwischen historischem Kontext und neuem Komfort gefunden. Die unterschiedlichen, zum Teil über zwei Ebenen reichenden Wohnungen folgen einem übergeordneten Konzept, das die Bauherren stilsicher verfolgten. In den von Winkeln und Gespärre gegliederten Raumfolgen gibt es Spuren der Gegenwart mit Stahlblechstufen, ordnenden Wandscheiben und frei stehenden Küchenelementen. Die Türblätter sind aus OlivEsche oder Kirschbaum und lackiert, der Travertinbelag über der Fußbodenheizung ist scharfkantig oder getrommelt ausgeführt. Selbst die Leuchten sind eine Exkursion in die Annalen der Guten Form. Schwer, sich für eine Wohnung zu entscheiden.
The Loblocher Hof building ensemble looks back on a long line of alterations. A keystone in the classical vaulted cellar, which once served a wine commissar, bears the year of 1841. The adjoining farm buildings were last used by a tiled-stove manufacturer. When the two owners acquired the property in 2008, they had not yet decided how to use it, but holiday apartments were an obvious idea. For themselves, the owners had the 40-metre long attic above the vaults converted into an impressive loft, while the rear cellar conceals a wellness studio with pool. The barrelshaped hall on the garden side is available to guests. Its sandstone gable is the eye-catcher of a beautifully planted courtyard framed by the rows of apartments on both sides. A newer building adjoins on the west. All the gable roofs covered with plain tiles have been re-tiled. Thermal insulation has been applied under the single-layer plaster (rough render), and triple-glazed grey metal windows with smooth profile mouldings (French casement) sit in the facade openings. Even without the guidance of the monument preservation authorities, the architects managed to achieve an enviable balance between historical context and modern comfort. The different units, some of which extend over two levels, follow an overarching concept stylishly put into practice by the clients. The sequences of rooms, which are structured by angles and rafters, bear traces of the present in the form of sheet steel steps, structuring wall panels and freestanding kitchen elements. The door leaves are made of olive ash or cherry and lacquered, the travertine flooring above the underfloor heating is sharp-edged or tumbled. Even the light fixtures represent a field trip through the annals of good form. Hard to decide which apartment to choose.
Architektur: Disson + Ritzer, Neustadt / Weinstraße Bauherren: Jörg Appelt, Jürgen Bastian Tragwerksplanung: Gerhard Matter, Neustadt / Weinstraße Fertigstellung: Mai 2012 Maßnahme: Umstrukturierung und Modernisierung eines Wohnhauses und Umbau von Werkstattgebäuden zu Ferienwohnungen
Architects: Disson + Ritzer, Neustadt / Weinstraße Clients: Jörg Appelt, Jürgen Bastian Structural Engineering: Gerhard Matter, Neustadt / Weinstraße Completion: May 2012 Project: Restructuring and modernisation of a residential building and conversion of workshop buildings into holiday apartments
12
DISSON + RITZER
2
3 1
FERIENWOHNUNGEN IM WEINGUT, GIMMELDINGEN
Lageplan Maßstab 1:2000 1 Ferienwohnung 2 Ferienwohnung 3 Gewölbekeller und Wohnbereich Schnitt / Grundrisse Maßstab 1:750 4 Ferienwohnung 5 Innenhof 6 Gewölbekeller
7 Fitness / Eigennutzung 8 Zugang Loblocher Straße 9 Aufzug 10 Wohnung (Eigennutzung) 11 Garten (Eigennutzung) 12 Zugang Kurpfalzstraße
HOLIDAY APARTMENTS IN FARM BUILDINGS, GIMMELDINGEN 087
Site plan Scale 1:2000 1 Holiday apartment 2 Holiday apartment 3 Vaulted cellar and living area Section / floor plans Scale 1:750 4 Holiday apartment 5 Inner courtyard 6 Arched cellar
7 Fitness / owner’s use 8 Access Loblocher Straße 9 Lift 10 Apartment (owner’s use) 11 Garden (owner’s use) 12 Access Kurpfalzstraße
12
a
a
7
9 11
10 6
4 4 4
5
8
Kellergeschoss Basement
Erdgeschoss Ground floor
13
HENRICH ARCHITEKTUR, MATHIAS HENRICH
Stromlinien
088
Streamlines
19
HERBOTH-JÖRG & GÜNTHER ARCHITEKTENPARTNERSCHAFT
Point de vue
Point de Vue
118
WOHNEN UND ARBEITEN IM BAROCKEN GARTEN, SPEYER
LIVING AND WORKING IN A BAROQUE GARDEN, SPEYER
119
Der Name lässt die Bedeutung der spätbarocken Bebauung von 1726 ahnen: Das Hofschlösschen stand vor der Stadt in einem Gartenpark und diente wohlhabenden Familien zur standesgemäßen Erholung. Später übernahm es der Bischof als Empfangssalon, in der Neuzeit beherbergte der Bau ein Modeatelier. Da war der linke Seitenflügel bereits verschwunden und sein ruinöses Pendant rechts zugerümpelt. Da das Areal in der Denkmalzone liegt und der erhaltene Pavillon des Schlösschens den Status eines Kulturdenkmals genießt, galt es bei einer Verwertung mit der Denkmalpflege zu kooperieren. Das Traufenhaus von 1850, durch dessen Durchfahrt man das verborgene Kleinod erreicht, durfte aufgestockt werden und schließt nun auf Höhe der Nachbarbebauung den Straßenraum. Fehlende Fassadendetails und Klappläden wurden nachgearbeitet, ein Gurtgesims markiert die Aufstockung. Die alten Außenwände wurden innen mit Kalziumsilikat-Steinen gedämmt, das Obergeschoss ist aus Porenbetonblöcken gemauert. Die maroden flankierenden Bauten des ehemaligen Wandelgartens sind durch je eine Reihenhauszeile mit Pultdach ersetzt. Die etwa 100 m2 Wohnfläche bietenden Häuser säumen einen Freiraum, der unabhängig von den Parzellengrenzen ein wenig Barock demonstriert. Darunter verbirgt sich eine Tiefgarage. Point de vue der Gartenachse ist das Schlösschen mit seinem schmucken Mansardwalmdach zwischen den ergänzten Flügeln. Hier residiert die Firma des Projektentwicklers. Das Sandsteinportal wurde sinngemäß ergänzt, gleich hinter der Tür steht man im hellen Empfangsbereich, der bis auf eine tragende Wand jetzt ungeteilt ist. Sehenswert ist der Besprechungsraum unter dem Dach, den das offenen Gespärre wie einen Schirm aufspannt. Parkett egalisiert notwendige Stufen und Unebenheiten. Die Rückseite des historischen Lustschlösschens wurde vom Putz befreit, um das einbezogene Fragment der Stadtmauer zu zeigen.
Its name gives an idea of the significance of the late baroque building from 1726: The Hofschlösschen (“little court palace”) stood outside the town in a garden park providing wealthy families with a place to relax in keeping with their status. Later, the bishop used it as a reception room, while in modern times the building housed a fashion studio. By then, the left wing had disappeared and the right one was full of clutter. Since the site is located in the monument zone and the palace’s remaining pavilion is a listed building, its repurposing necessitated working with the monument preservation authorities. The eaves house from 1850, through the gateway of which the hidden gem is accessed, was given another storey, enabling it to “close ranks” with the other buildings on the street. Missing facade details and folding shutters were restored, while a belt cornice marks the addition. The old exterior walls were insulated with calcium silicate bricks on the inside, and the upper floor is made of aerated concrete blocks. The dilapidated flanking buildings of the former tea garden have been replaced by a row of terraced houses with monopitch roofs. With an area of about 100 m2 each, these houses line an open space that manages to appear baroque to a certain degree, regardless of the plot boundaries. Under them is an underground garage. The point de vue or focal point of the garden axis is the small palace with its neat mansard roof between the added wings. The project developer’s company resides here. The sandstone portal has been completed correspondingly. Immediately behind the door is the bright reception area, which is now undivided except for one load-bearing wall. The meeting room under the roof, which the open rafters span like an umbrella, is worth visiting. Parquet flooring levels out necessary steps and unevenness. The rear of the historic residence has been stripped of its plaster to reveal an incorporated fragment of the town wall.
Architektur: Herboth-Jörg & Günther Architektenpartnerschaft, Speyer; Katrin Herboth, Andreas Günther Bauherr: PadA Immobilien-Projektentwicklung GmbH Tragwerksplanung: Ingenieurbüro für Baubetrieb und Baustatik Ralph Parker, Pfinztal Fertigstellung: 2016 Maßnahme: Denkmalgerechte Sanierung des Kulturdenkmals Hofschlösschen in eine Wohnbebauung
Architects: Herboth-Jörg & Günther Architektenpartnerschaft, Speyer; Katrin Herboth, Andreas Günther Client: PadA Immobilien-Projektentwicklung GmbH Structural Engineering: Ingenieurbüro für Baubetrieb und Baustatik Ralph Parker, Pfinztal Completion: 2016 Project: Renovation of the listed “Hofschlösschen” palace into a residential development
19
HERBOTH-JÖRG & GÜNTHER ARCHITEKTENPARTNERSCHAFT
Grundriss / Schnitt Maßstab 1:750 1 Kochen 2 Wohnen, Essen 3 Schlafen 4 Bad 5 WC 6 Flur 7 Sauna 8 Gast 9 Abstellraum 10 Büro, Arbeiten 11 Besprechungsraum
120
Floor plan / Section Scale 1:750 1 Kitchen 2 Living, dining 3 Sleeping 4 Bathroom 5 WC 6 Hallway 7 Sauna 8 Guest 9 Storeroom 10 Office, work 11 Meeting room
a 9
1
1
9
4
1 9 5 8
2 4 6 8
3 6
1
2
6 8
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Erdgeschoss Ground floor
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HELMUT RIEMANN ARCHITEKTEN
Tickets im Torturm
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Tickets at the Gate Tower
HARDENBURG, BAD DÜRKHEIM
HARDENBURG, BAD DÜRKHEIM
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Die Hardenburg der Leininger Grafen – ihre Baugeschichte auf einem Felsensporn über dem Isenachtal begann 1205 und erreichte ihren Höhepunkt mit einem wehrhaft befestigten Renaissanceschloss samt Gartenanlagen. Von den Franzosen gründlich zerstört, blieb dennoch eine beeindruckende Ruine erhalten, die größte in der Pfalz, die sich mit ihren labyrinthischen Gewölben, Gängen und Höfen auf 180 × 90 m ausbreitet. Einziger Neubau war bislang ein unauffälliges Kassenhäuschen. Um der Bedeutung der Anlage gerecht zu werden, sollte die Eingangssituation deutlich verbessert werden. Den Auftrag dafür erhielt nach einem beschränkten Realisierungswettbewerb der Architekt Helmut Riemann aus Lübeck. Bevor mit dem Ausbau begonnen werden konnte, musste der im Lauf der Geschichte verfüllte Torturm ausgebaggert werden. Was dabei an archäologischen Trouvaillen zum Vorschein kam, bildet nun den Grundstock der im neuen Haus eingerichteten Dauerausstellung über das Leben auf der Burg. Hinter der Umfassungsmauer aus rotem Sandstein wurden an zwei Stellen Betonsegmente eingefügt. Sie tragen den Dachdeckel, der innen mit einer gewölbten Untersicht aus Gipskarton abschließt, sowie darunter auf einem Rost aus Unterzügen die Kassenund Ausstellungsebene. Eine mittige Öffnung und ein umlaufender Randspalt holen Tageslicht herein. Auf dem Boden liegt ein terrazzoartiger Gussasphalt. Die Nebenräume sind in den bogenförmig die äußere Kontur fortsetzenden Aufmauerungen untergebracht. Diese ragen glatt und scharfkantig über den Ruinenumriss, die wechselnde Gebindehöhe des roten Sandsteinmauerwerks ergibt ein präzises Gefüge, das sich akkurat von den narbigen Bossen abhebt. Die eigentliche Attraktion ist der freigelegte, aus der Tiefe gähnende Turmschacht. Man kann über eine schier endlose Spindeltreppe mit Lochblechstufen hinuntersteigen, um einen unheimlichen Raum zu erleben. Die Trümmerrostfarbe (kein Cortenstahl!) passt zur Exkursion ins Unterirdische. Erleichtert genießt man danach die Aussicht von der neuen Dachterrasse. Von hier führt eine weitere Stahltreppe über einen Wehrgang in den inneren Burghof.
Built by the Counts of Leiningen on a rocky spur above the Isenach Valley, the history of Hardenburg Castle began in 1205 and reached its pinnacle as a fortified Renaissance castle complete with gardens. Thoroughly destroyed by the French, it nevertheless remained an impressive ruin, the largest in the Palatinate, its labyrinthine vaults, corridors and courtyards spread over a footprint of 180 × 90 metres. The only new building to date had been an inconspicuous ticket office. In order to do justice to the complex’s significance, the entrance situation was to be significantly improved. Following a limited design competition, the commission was awarded to architect Helmut Riemann from Lübeck. Before the extension could begin, the gate tower, which had been filled in over the course of its history, had to be excavated. The archaeological finds that came to light in the process now form the basis of the permanent exhibition on life in the castle housed in the new building. Concrete segments were inserted in two places behind the red sandstone enclosure wall. They support the roof cover, which is finished on the inside with a vaulted soffit of plasterboard, and below that, on a grid of beams, the ticket office and exhibition level. A central opening and a circumferential edge gap bring in daylight. The floor is covered with a terrazzo-like mastic asphalt. The ancillary rooms are housed inside the new brickwork that continues the outer contour. It rises smoothly and sharply above the outline of the ruins, the varying height of the rows of red sandstone masonry resulting in a precise structure that contrasts accurately with the scarred bosses. The real attraction though is the excavated tower shaft gaping from the depths. A seemingly endless spiral staircase with perforated metal steps makes it possible to descend into the eerie space to experience it. The rubble rust colour (no corten steel!) fits this excursion into the below. Afterwards, the new roof terrace offers the relief of an enjoyable view. From here, another steel staircase leads over the battlements and into the inner castle courtyard.
Architektur: Helmut Riemann Architekten, Lübeck Bauherr: Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Rheinland-Pfalz, Niederlassung Landau Tragwerksplanung: Wetzel & von Seht, Hamburg Fertigstellung: 2012 Maßnahme: Neubau als Eingangsgebäude der Hardenburg
Architects: Helmut Riemann Architekten, Lübeck Client: Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Rheinland-Pfalz, Landau office Structural Engineering: Wetzel & von Seht, Hamburg Completion: 2012 Project: New entrance building for Hardenburg Castle
20
HELMUT RIEMANN ARCHITEKTEN
Grundrisse / Schnitt Maßstab 1:500 1 Galerie 2 Spindeltreppe 3 Technik 4 Windfang 5 Foyer, Kasse
6 7 8 9 10
Ausstellung WC-Anlage „Schmiede“ „Gewölbter Raum“ Treppe „Wehrgang“ 11 Turmraum
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Floor plans / Section Scale 1:500 1 Gallery 2 Newel staircase 3 Plant room 4 Vestibule 5 Foyer, ticket desk
6 7 8 9 10
Exhibition Toilet facilities “Forge” “Vaulted Room” Battlements staircase 11 Tower space
Ebene 3 Level 3
3
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Ebene 1 Level 1
HARDENBURG, BAD DÜRKHEIM
HARDENBURG, BAD DÜRKHEIM
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8 4
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3 11
a
9 10 8
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Ebene 2 Level 2
a
PROJEKTDATEN
PROJECT DATA
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Hambacher Schloss, Neustadt / Weinstraße Hambach Castle, Neustadt / Weinstraße Architektur Architecture Max Dudler Oranienplatz 4, 10999 Berlin maxdudler.de Projektleitung Project Management Simone Boldrin Mitarbeit Team Julia Lapsin (stellvertretende Projektleitung), Kilian Teckemeier, Thomas Back, Patrick Gründel Julia Lapsin (deputy project manager), Kilian Teckemeier, Thomas Back, Patrick Gründel Bauherr Client Stiftung Hambacher Schloss, vertreten durch Landesbetrieb LBB Landau Hambach Castle Foundation, represented by Landesbetrieb LBB Landau Tragwerksplanung/Brandschutz Structural Engineering / Fire Safety Engineering Schenck Beratender Ingenieur, Neustadt / Weinstraße Schenck Consulting Engineer, Neustadt / Weinstraße Landschaftsplanung Landscape Designers Latz Riehl Partner Landschaftsarchitekten und LOMA architecture. landscape. urbanism, Kassel Fertigstellung Completion 2014 Standort Location Neustadt / Weinstraße hambacher-schloss.de
134
Ateliers und Werkstätten in ehemaliger Reithalle, Landau in der Pfalz Studios and Workshops in Former Riding Hall, Landau in der Pfalz Architektur Architecture Lamott.Lamott Architekten, Stuttgart Caterina Lamott Dipl.-Ing. Freie Architektin Prof. Ansgar Lamott, Dipl.-Ing. Freier Architekt BDA Mörikestraße 32, 70178 Stuttgart lamott.de in Zusammenarbeit mit in Cooperation with Architekturbüro Thorsten Holch Dagobertstraße 1, 76829 Landau in der Pfalz archimedes-landau.de Bauherr Client Archimedes Bauträger GmbH, Düsseldorf Tragwerksplanung Structural Engineering Ingenieurbüro von Fragstein, Landau in der Pfalz Fertigstellung Completion 2018 Standort Location Heinrich-Diehl-Straße 5, 76829 Landau in der Pfalz 03
Gewerbe und Wohnungen im Stadttor, Landau Commerce and Apartments in Town Gate, Landau Architektur Architecture Architekturbüro Thorsten Holch Dagobertstraße 1, 76829 Landau in der Pfalz archimedes-landau.de Mitarbeit Assistant Stephanie Scholze Bauherr Client Thorsten Holch, Landau in der Pfalz Tragwerksplanung Structural Engineering Ingenieurbüro Schön, Landau in der Pfalz Ingenieurbüro von Fragstein, Landau in der Pfalz (Dach, Gesims) Fertigstellung Completion 2021 Standort Location Untertorplatz 3, 76829 Landau in der Pfalz
IMPRESSUM
IMPRINT
Herausgeber / Editor Wolfgang Bachmann
© 2022, erste Auflage / First edition
Autoren / Authors Wolfgang Bachmann, Harald Martenstein, Thomas Metz, Claudia Siegele Projektleitung / Project management Michaela Busenkell Mitarbeit / Editorial assistance Charlotte Petereit Korrektorat (Deutsch) / Proofreading (German) Sandra Leitte, US – Valley City Übersetzung / Translation into English Stefan Widdess, DE – Berlin Korrektorat (Englisch) / Proofreading (English) Meriel Clemett, GB – Bromborough Gestaltung / Design strobo B M, DE – München / Munich Umschlag / Cover Kai Meyer, DE – München / Munich Zeichnungen / Drawings Lisa Hurler, DE – Augsburg, Barbara Kissinger (Detail) Reproduktion / Reproduction Repro Ludwig, AT – Zell am See Druck und Bindung / Printing and binding Eberl & Kösel GmbH & Co. KG, DE – Altusried-Krugzell Papier / Paper Magno Volume 1,08-f. Vol. 150 g/m2 Surbalin seda 115 g/m2 (Umschlag / Cover) ISBN 978-3-95553-577-3 (Print) ISBN 978-3-95553-578-0 (E-Book)
143
DETAIL Business Information GmbH, DE – München Munich detail.de Die für dieses Buch verwendeten FSC-zertifizierten Papiere werden aus Fasern hergestellt, die nachweislich aus umwelt- und sozialverträglicher Herkunft stammen. The FSC-certified paper used for this book is manufactured from fibres originating from environmentally and socially compatible sources. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Zeichnungen, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werks oder von Teilen dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. This work is subject to copyright. All rights reserved, whether relating to the material in whole or in part, specifically the rights of translation, reprinting, re-use of illustrations, recitation, broadcasting, reproduction on microfilms or in other ways, and storage in databases. Permission of the copyright holder must be sought prior to use of any type. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Bibliographical information published by the German National Library. The German National Library lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; Detailed bibliographical data is available on the Internet at http://dnb.d-nb.de.
WOHNEN UND ARBEITEN IM BAROCKEN GARTEN, SPEYER
LIVING AND WORKING IN A BAROQUE GARDEN, SPEYER
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