9 Vorwort
Theater 19
Tektonik 13 Formen und Funktionen Zwischen Praxis und Lehre Projektauswahl und Konzept Räumliche Relationen Medium der Abschirmungen Momentaufnahmen zur Gebäude- und Entwurfslehre Selektive Aufmerksamkeit
Projekte
14 47 52 89 95 127 133
Museum 61
Bibliothek 99
Staat
Typus 165 Charakter und Urhütte Jean-Nicolas-Louis Durands Kompositionslehre Analytische Typologie Generative Typologie Typen und Diagramme Stil, Typisierung, Dom-ino Typisches erinnern
166 20 1 203 205 239 275 284
137
Büro 173
Freizeit 211
Religion 247
Einzelhandel 289
Topos 317 Third Typology, After-Sprawl 318 Neo-Rationalismus 321 Zwischenstädtische Grundfunktionen? 357 Neo-Realismus 360 Smart Sprawl 393 Analogie, Collage und Thematisierung 396 Negatives Change Management 437
Fabrik 329
Bildung 365
Kontrolle 409 473 Anhang
Krankenhaus 445
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kann als Repositorium für das Entwerfen bzw. die universitäre Entwurfslehre fungieren. Die Auswahl der 144 Projekte beinhaltet eine Vielzahl von klassischen Entwürfen bzw. Bauten, um ein zeitgemäßes Vorgehen der Gebäudelehre als komplementäres Entwurfsfach zu illustrieren, das den Aspekt der Komposition aus einem typologischen Verständnis zu entwickeln hilft. Die Komposition bildet als ästhetische Festlegung der architektonischen Form einen Entwurfsaspekt, der – vor Fragen nach Funktion, Zweck und Atmosphäre – Zeiten und Nutzungszyklen überdauern kann. In den Prozessen der Entwurfsarbeit lässt sich der Begriff der Komposition daher nicht nur als Dialog mit Präzedenzfällen, mit Typen und Elementen verstehen, sondern in einem erweiterten Sinne auch als transformativer Zugriff auf das Wissen der Architektur fassen, das sich im Rahmen architektonischer Entwurfshandlungen als nicht abschließbares Probehandeln mit den Diskrepanzen von Innen und Außen, von Formen und Funktionen zu verstehen gibt. Die Auswahl von zwölf mal zwölf architektonischen Projekten stellt dem Entwerfenden grundlegendes Anschauungsmaterial zur Gebäudelehre zur Verfügung, dessen Entwicklungslinien sich immer wieder neu verbinden lassen. Diese Arbeit besteht aus drei Kapiteln, die mit den allgemeinen Architekturbegriffen Tektonik, Typus und Topos übertitelt sind: Dem Text des ersten Kapitels, Tektonik, folgen jeweils zwölf Projekte aus den vier Genres Theater, Museum, Bibliothek und Staat. Die These lautet, dass Gebäudelehreinstitute heute nicht nur vornehmlich Entwurfsinstitute sind, sondern auch genuin architektonische Forschungsleistungen als bzw. im Rahmen der Entwurfslehre erbringen können. Im Sinne des in d iesem K apitel dargestellten Entwurfs- und Lehrverständnisses und der Ü berblicksfunktion der Gebäudelehre über Bauten unterschiedlicher Nutzungszusammenhänge sind die beiden darauffolgenden Kapitel – Typus und Topos – komplementär gedacht. Das zweite Kapitel „zoomt“ auf die Geschichte architektonischer Typus-Begriffe und wird von jeweils zwölf Projekten aus den Genres Büro, Freizeit, Religion und Handel begleitet. Es konzentriert sich auf das vielschichtige und zugleich zentrale Verständnis von Gebäudetypologien und fragt nach einer Bestimmung des Verhältnisses von baulichen Typen und der Arbeit am bzw. die Lehre vom Typus als Typologie. Dafür werden zentrale Positionen in der Geschichte der Architekturtheorie rekapituliert. Im dritten Kapitel – Topos – erfolgt eine Zoom-out-Bewegung, wenn das vielschichtige und immer streitbare Verhältnis von Architektur und Stadt als ab Mitte der 1960er Jahre immer umfassendere Perspektivierung des „Kontexts“ mit zentralen Positionen von Aldo Rossi, Colin Rowe, O. M. Ungers und Rem Koolhaas in Erinnerung gerufen wird. Dabei wird zugleich für ein architektonisch-städtebauliches Nachdenken plädiert, das sich öffentlichen Funktionen und Nutzungen von Bauwerken in den suburbanen und peripheren Verstädterungslandschaften widmet und dabei der Forschungsfrage nach civic monuments in den vornehmlich privaten „Utopien“ suburbaner Peripherien nachgeht. Die hier propagierte Entwurfs- und Lehrhaltung bedient sich der Geschichte und der Analyse der Architektur für das Entwerfen, um architektonische Transformationen, Kontext- und Bedeutungsverschiebungen in und zu spezifischen Orten zu bearbeiten, die immer Verdichtungsstrategien sowohl Neu-, An-, Um-, Zu- und Weiterbauten als auch Abbruch, Demontage und Renaturierung von Siedlungsstrukturen umfassen. Ebenso wie die Nach- und Verbesserung der Räume und Schwellen zwischen privatem Rückzug und öffentlichen Stadt- und Gemeinschaftsbühnen, wird uns auch deren gänzliche Eliminierung als möglicher vierter, „posthumaner“ Architekturtypus hinkünftig beschäftigen – nicht nur als energetisch und ökonomisch optimierte Server-Farmen und Datencenter, die längst fernab von der messy reality menschlicher Umwelten existieren, sondern als Obsoleszenz der nicht einmal mehr ausgebeuteten Niemandsländer einstiger Provinzen.
Die Distanz zur Vergangenheit ist im Stadtraum aufgehoben, der die zeitliche Abfolge in ein lebensbestimmendes räumliches Nebeneinander verwandelt.6 Stanford Anderson 1995
Tektonik
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Gordon Bunshaft – SOM Beinecke Rare Book & Manuscript Library
New Haven 1963
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Das neue Bibliotheksgebäude der Yale University soll seltene Bücher, Manuskripte und Sammlungen von Sonderausgaben aufnehmen, gleichzeitig mußte ein Forschungszentrum eingeplant werden. Der ebene Bauplatz mit einer Abmessung von 61 × 107 m ist von neuklassizistischen und pseudo gotischen Bauwerken umgeben. Das Projekt gliedert sich in zwei Bauteile: das ausgedehnte unter irdische Forschungszentrum und darüber die große Ausstellungshalle. Im Erdgeschoß befindet sich die zurückgenommene Eingangshalle, die von grau getöntem Glas umschlossen wird. Von hier führen zwei breite Bronzetreppen auf das umlaufende Emporengeschoß, über dessen Grundfläche von rund 24 × 40 m sich die 15 m hohe Halle erhebt. Im Zentrum des Raumes steht der mächtige Bücherturm, ein Regalsystem, das 180 000 Bände aufnehmen kann; er ist durch einen gläsernen Curtain Wall klimatisch von der Halle getrennt. Hinter den beleuchteten äußeren Regalen, in denen die bibliophilen Ausgaben sichtbar zur Schau aufgestellt werden, sind die Standardwerke untergebracht sowie in einem Kern die Personen- und Bücheraufzüge und verschiedene technische Einrichtungen. Die untergehängte Decke besteht aus Akustikputz-Pyramiden. Unmittelbar unter den Treppen, die zum Zwischengeschoß führen, liegen die Treppenläufe in das erste Untergeschoß mit dem Forschungszentrum, dem Kontrollpult, dem Katalograum, den um einen Lichthof angeordneten Büros für Bibliothekare und Kuratoren und einem Leseraum. Henry Russell Hitchcock / Ernst Danz: Architektur von Skidmore, Owings & Merrill, 1950–1962, Stuttgart: 1962, S. 204
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Lexikon der Bautypen: Freizeit Arbeiterclub Arena Amphitheater
A ussichtsturm Bad Ballhaus Belvedere Circus Folie Freibad Garten Gartenhaus Gewächshaus
Grotte Hammam Hippodrom Kuranlage Kulturhaus Labyrinth Laube Loggia Lusthaus Orangerie Park (öffentlicher) Pavillon Pleasure Dome
100
Ausgewählte Literatur Sporthalle Stadion Terminal Therme Volkshaus Zoo
• Ingeborg Flagge / Felizitas Romeiss-Stracke: Freizeitarchitektur: Planen und Bauen für die Freizeit, Stuttgart: 1988 • Christophe Girot: Landschaftsarchitektur gestern und heute – Eine Kulturgeschichte, München: 2016 • Martin Grassnick: Die Architektur der Antike, Materialien zur Baugeschichte Bd. 1, Braunschweig/Wiesbaden: 1982 • August Grisebach: Der Garten; eine Geschichte seiner künstlerischen Gestaltung, Leipzig: 1910 <http://gartengestaltung-tuebingen.de/uploads/files/august_grisebach_der_garten_2015.pdf> • Susanne Grötz / Ursula Quecke (Hg.): Balnea – Architekturgeschichte des Bades, Marburg: 2006 • Philip Jodidio: Neue Pavillons in der Architektur, München: 2016 • Herbert Lachmayer / Sylvia Mattl-Wurm / Christian Gargerle (Hg.): Das Bad. Eine Geschichte der Badekultur im 19. und 20. Jahrhundert, Salzburg/Wien: 1991 • Landezine – Society for Promotion of Landscape Architecture – www.landezine.com • Fred Kaspar: Der Kurgarten, ein historischer Überblick – von Spielwiese und Allee zu Kurgarten und Kurpark, Petersberg: 2016 • Rem Koolhaas: Delirious New York – Ein retroaktives Manifest für Manhatten, Aachen: 1999 • Rudolf Ortner: Sportbauten – Anlage Bau Ausstattung, München: 1953 • Marc Treib (Hg.): Modern Landscape Architecture – A Critical Review (3. Aufl.), Cambridge/London: 1998 • Franz-Joachim Verspohl: Stadionbauten von der Antike bis zur Gegenwart. Regie und Selbsterfahrung der Massen, Wetzlar: 1985
200
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OMA Lille Congrexpo (Grand Palais)
Lille 1994
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GSEducationalVersion
‘Bigness’ was written following the first OMA achievement considered to be ‘extra large (XL)’: the Grand Palais (1990–1994) in Lille. Its global ovoid form, set straight out within the limits of a site bordered by road and railroad infrastructures, was rather brutally cut – perpendicular to its longi tudinal axis – into the three sections of the program: a theater/concert hall, a convention center, and an exhibition hall. Each one of these sections could function independently of the others, just as one section could associate itself with one or two others for a specific event. Lille’s Grand Palais thus reiterated the experiences of the Downtown Athletic Club and the Parc de la Villette, its setups able to accommodate ‘different programmatic events, yet all contributing to a summation that is more than the accumulation of parts’. In the forging of this summation, architecture had almost taken a turn back to brutalism with each of the three ‘parts’ having its own individual expression, no articulation or composition to link them, and their ‘poor,’ ‘as found’ materials assembled edge to edge and ‘joint less.’ The bands of the Parc de la Villette project were a background on which a multiplicity of ac tivities could be developed. As for the Grand Palais in Lille, it was a figure cut into sections that could also be seen as the ovoid portion of an unlimited background.
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GSEducationalVersion
Jacques Lucan: Composition, Non-composition, London: 2012, S. 554 f.
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