DETAIL 03/2014 Konzept Verdichtet wohnen · Higher-Density Housing · Logement et densité

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‡ Wohnhochhaus und Baugruppenprojekt

‡ Innovative Wohnkonzepte, komplexe Raumgefüge ‡ Light + Building 2014

Verdichtet wohnen · Higher-Density Housing · Logement et densité · Serie 2014 · 3 Zeitschrift für Architektur + Konzept · Review of Architecture · Revue d’Architecture

Konzept


∂ Zeitschrift für Architektur Review of Architecture 54. Serie 2014 • 3 Verdichtet wohnen ISSN 0011-9571 B 2772 Redaktion: E-Mail: redaktion@detail.de Telefon (0 89) 38 16 20-84 Christian Schittich (Chefredakteur) Sabine Drey, Andreas Gabriel, Frank Kaltenbach, Julia Liese, Michaela Linder, Thomas Madlener, Peter Popp (Online), Maria Remter, Edith Walter, Heide Wessely Freie Mitarbeit: Sophie Karst, Emilia Margaretha, Eva Schönbrunner Marion Griese, Emese M. Köszegi, Nicola Kollmann, Simon Kramer (Zeichnungen) Redaktion Produktinformation: produkte@detail.de Tim Westphal (verantwortlich) Katja Reich, Cordula Vielhauer (Online), Hildegard Wänger

Verdichtet wohnen Städtische Wohnbauten müssen heute mit vielfältigen und flexiblen Typologien den unterschiedlichsten Lebensmodellen gerecht werden: Zu Singles, Studenten und klassischen Kleinfamilien gesellen sich Patchworkfamilien, Alterswohngemeinschaften oder die Heimarbeiter einer digital vernetzten Gesellschaft, in der die Grenzen zwischen Wohnen und Büro zunehmend verschwimmen. LAN Architekten in Hamburg bieten in ihrem Baugruppenprojekt die ganze Palette an Möglichkeiten (s. S. 196ff.). Die Bauherren können von behindertengerechten Erdgeschosswohnungen über Maisonetten bis hin zu maßgeschneiderten Stadthäusern wählen, die hinter einheitlichen Fassaden die Vorteile des Einfamilienhauses mit denen des urbanen Wohnens verbinden. Hierl Architekten indes gelingt auf einer Konversionsfläche in München ein Wohnhochhaus mit einer erstaunlichen Vielfalt an Grundrissen ohne die übliche Assoziation gestapelter Etagen (s. S. 184ff.). Eine wesentliche Rolle dabei spielen auch die Erker, die sich – mal verglast, mal als offene Loggia – spiralförmig an der Fassade nach oben drehen. Das Studentenheim in Paris von OFIS (s. S. 168ff.) dagegen zeigt zwei sehr unterschiedliche Gesichter: Die plastisch gestaltete Schau- sowie die von den Laubengängen geprägte Erschließungsseite. Urban housing developments today have to accommodate many different forms of dwelling, often at the interface between living and work in a digitally cross-linked society. In their Hamburg project (p. 196), LAN Architects of Paris have created a wide range of type. An astonishing wealth of layouts has also been achieved by Hierl Architects in their high-rise block in Munich – without needing to stack storeys repetitively on top of each other (p. 184). The student hostel in Paris by OFIS (p. 168) shows two quite different faces: a sculptural, animated show front and the entrance side with its access galleries.

Übersetzungen englisch: Peter Green, Mark Kammerbauer

Verlag und Redaktion: Institut für internationale ArchitekturDokumentation GmbH & Co. KG Hackerbrücke 6 80335 München

Anzeigen: E-Mail: anzeigen@detail.de Telefon (0 89) 38 16 20-48

Vertrieb & Abonnement: E-Mail: detailabo@vertriebsunion.de Telefon (0 61 23) 92 38-211 Vertriebsunion Meynen Große Hub 10 65344 Eltville

Übersetzungen in Französisch und Italienisch als PDF für jedes Heft zum Download: French and Italian translations are available for every issue and can be downloaded as PDF files: www.detail.de/ translation

Beginnend mit dieser Ausgabe liegt DETAIL im deuschsprachigen Raum viermal im Jahr das neue Fachmagazin für Innenarchitektur  bei: Trends und Hintergrundinformationen, Fachartikel und ­faszinierende Beispiele rund um das Thema Interior Design.

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Diskussion • discussion 132 Editorial 134 Minimum als Experiment – Ein Gespräch mit pool Architekten aus Zürich Norbert Fiebig, Oliver Herwig

Berichte • reports 142 Manhattismus an der Maas: »De Rotterdam« Klaus Englert 144 Bücher, Ausstellungen, Online

Typologie • typology 150 Raumkonzeptionen als Ausdruck sozialer Verhältnisse Ulrike Wietzorrek 156 Wohnhaus in Zürich Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten, Zürich 159 Wohnbaugemeinschaft in Berlin ifau & Jesko Fezer, Berlin; Heide & von Beckerath, Berlin 162 Wohnhochhaus in Oslo MAD Arkitekter, Oslo 165 Studentenwohnheim in Genf Lacroix Chessex, Genf 168 Studentenwohnheim in Paris OFIS Arhitekti, Ljubljana 171 Wohnbebauung in Berlin Grüntuch Ernst Architekten, Berlin 174 Wohnanlage in Aarhus JDS Architects, Kopenhagen; CEBRA, Aarhus 178 Sozialer Wohnungsbau in Bozen cdm architetti associati, Bozen

Prozess • process 184 Wohnhochhaus in München Hierl Architekten, München 196 Wohnbebauung in Hamburg LAN Architecture, Paris

Produkte • products 208 Light + Building 220 Fassaden 236 Universal Design, Healthcare 242 Architektur im Dialog 246 Objekt + Produkt 244 DETAIL research 249 Serviceteil 258 Projektbeteiligte /Hersteller /Ausführende Firmen 261 Büroprofile 263 Inhalt Produktinformation /Anzeigenverzeichnis 264 Vorschau 265 Impressum, Fotonachweis


Studentisch dimensioniert Das fünfgeschossige Wohnheim besteht nahezu ausschließlich aus Holz. Dies begünstigt räumliche Flexibilität, ohne die Energiebilanz vernachlässigen zu müssen.

Pragmatisches Doppel Die schwierige Lage und ein enger Kostenrahmen führten zu einer räumlich ablesbaren Trennung zwischen Werkstatthalle und Wohneinheit mit hohem Vorfertigungsgrad.

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Großzügig kompakt Mit seinen an ein Bücherregal erinnernden, unregelmäßig gestapelten Wohnboxen ragt das 360°-Hochhaus des Architekten Isay Weinfeld nicht nur optisch aus dem Häusermeer São Paulos. Zwischen den locker verteilten Apartmenteinheiten sorgen großzügige Terrassen für eine luftige Atmosphäre. In Ergänzung zur Printausgabe stellt die DETAIL-Website weitere aktuelle Wohnbeispiele vor (s. Abb. rechts): Das auf den ersten Blick unspektakulär wirkende Studentenwohnheim in Versailles überzeugt bei genauerer Betrachtung durch einladende Offenheit. »Haus Unimoog«, ein hybrides Low-BudgetProjekt, definiert sich weniger als klassisches Wohnhaus, denn als zeitgemäßes Statement – pro »Wohnen und Arbeiten«. Wie man den meist nur temporär andauernden Charme des Zeltens durch Annehmlichkeiten hinauszögern kann, ­demonstriert die koreanische Antwort auf das Freizeitphä­ nomen »Glamping«. Für japanische Verhältnisse ungewöhnlich raumgreifend, beantwortet ein Einfamilienhaus nahe Tokushima den landestypischen Diskurs um ­Nähe und Distanz mit einer formal eigenwilligen Lösung. Unter nachfolgendem

Link finden Sie eine Gesamtübersicht unserer im März in den Bereichen Print und Online veröffentlichten Projekte zum Thema »Wohnungsbau«. PP

www.detail.de/2014-3

Naturnah inszeniert Inmitten einer koreanischen Waldlichtung versprechen membranumhüllte Pavillons ein ebenso komfortables wie nachhaltiges Naturerlebnis.

Aufgeschlossenes Ensemble Durch kreisförmige Verkettung funktional definierter Raummodule findet ein japanisches Hofhaus zu einer klar umrissenen Balance zwischen intro- und extrovertiert.


Diskussion  discussion


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Minimum als Experiment – Ein Gespräch mit pool Architekten aus Zürich 4

Minimization as an Experiment? – In Conversation with pool architects from Zurich

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Norbert Fiebig, Oliver Herwig

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Für guten Wohnungsbau benötigte man bis heute, verkürzt formuliert, drei Dinge: Bauland, Kapital – und gute Ideen. Jetzt stehen wir vor einem ökologischen wie ökonomischen Wandel, der die Schaffung von neuem Wohnraum wesentlich komplexer macht. Die Maxime heißt Minimum: Wohnungsbau unter Berücksichtigung aller Aspekte des nachhaltigen Bauens bei gleichzeitiger bestmöglicher Verdichtung und Optimierung aller Kosten, sodass Wohnraum in Zukunft für möglichst viele Menschen bezahlbar bleibt. Welche Typologien und Grundrisse, welche Materialien brauchen wir in Zukunft, um gut zu wohnen? pool Architekten aus Zürich arbeiten am Wohnungsbau der Zukunft. Raphael Frei und Mischa Spoerri, Partner von pool Architekten, Martin Gutekunst, assoziierter Partner des ­Büros, und Jörg Lamster, Geschäftsführer des kooperierenden Planungs- und Beratungsbüros durable, skizzieren die derzeitige Herausforderungen. Der Verlust der natürlichen Landschaften, bedingt durch zunehmende Zersiedlung, evoziert heute in breiten Teilen der Bevölkerung eine Sorge, der sich selbst die politische Diskussion nicht entziehen kann. In weiten Teilen der Schweiz wie auch Deutschlands resultiert daraus die Maxime des »Zusammenrückens«, denn Baulandreserven gibt es nicht überall. Dieses Postulat der stärkeren Verdichtung stellt nicht nur Herausforderungen an die Raumplanung allgemein, sie betrifft gleichfalls die Potenziale des Städte- und Wohnungsbaus. Gleichzeitig sind Selbstverständnisse des Wohnens neu zu hinterfragen. Seit Beginn der 1950er-Jahre ist in Europa eine stete Vergrößerung des Wohnraums zu verzeichnen: Auf immer größeren Flächen leben weniger Menschen. Zu dieser Entwicklung tragen der demografische Wandel, die Veränderung von Familienstrukturen, aber auch steigende Ansprüche an das Wohnen bei. So hat sich in Zürich seit 1970 der durchschnittliche Wohnraum pro Person um 40 Prozent erhöht – mit der Konsequenz, dass heute trotz Ausweitung der Flächen weniger Wohnraum zur Verfügung steht. Mit dem

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Wandel der ökologischen Raumplanung vollzieht sich aktuell aber auch ein ökonomischer: Zusammenrücken heißt oftmals Abriss und Investition in Neubauten. Die dadurch bedingte Enge treibt die Preise: Wohnen wird immer teurer, ist längst nicht für jedermann bezahlbar. Und natürlich spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle im Wohnungsbau. Wie geht ein relativ junges Büro mit diesen Paradigmen des Wandels um, wie wirken sich die neuen Anforderungen an das Wohnen auf Typologie, Grundriss, auf Einsatz und Umgang mit dem Material aus? Ein Büro auf neuen Wegen pool formierte sich 1994 als Diskussionsplattform mit Workshops und Debatten über Architektur und Städtebau. 1996 wurde die praktische Tätigkeit als Architektengemeinschaft aufgenommen, 1998 die ArchitektenGenossenschaft mit acht gleichberechtigten Partnern gegründet. Die Partner des Büros und Anteilseigner der Genossenschaft wählten mit dieser Organisationsform eine in der Schweiz übliche Geschäftsform, die bei Architekturbüros jedoch selten anzufinden ist. Bauen im Kollektiv – das ist zunächst einmal ein großes Versprechen: auf Gemeinschaft und kreatives Pingpong, sich ergänzende Intelligenz. Die Genossenschaft stehe »für eine gute Form kollektiver Zusammenarbeit«, meint Mischa Spoerri. In einem früheren Interview sagt er, wie schwer der Einstand war: »Die Erfolglosigkeit bis ins Jahr 2001 gab uns Zeit, gegenseitig unsere Marotten kennenzulernen sowie das Administrative und Finanzielle grundsätzlich zu regeln.« Das Büro beschäftigt heute 70 Mitarbeiter. Einer der Arbeitsschwerpunkte ist der Wohnungsbau: Jüngere Projekte, die meisten davon in und um Zürich angesiedelt, sind die Wohnsiedlungen Leimbachstraße (2005), Aspholz (2007) und Blumenfeldstraße (2008), das Wohn- und Geschäftshaus Badenerstraße (2010), die Terrassenhäuser Auhalde (2011) und, derzeit im Bau befindlich, drei Wohngebäude der Genossenschaftssiedlung »mehr als wohnen«. Für pool Architekten bedeuteten die Pla-

nungsarbeiten an der Großsiedlung Leimbachstraße Einstieg und zugleich Wendepunkt in der Entwicklung ihrer Wohnkonzepte: Alternativ zu den üblichen Standards der 4,5- und 5,5-Zimmer-Wohnungen entwickelten sie hier ganz im Sinne des nachhaltigen Bauens flächenreduzierte Lösungen. Reduktion und Transformation »Die Bauherren wurden«, so Mischa Spoerri­, »wie wir selbst auch vom ökologischen Wandel regelrecht überrollt.« An den Hochschulen sei, so Raphael Frei, der Aspekt der Nachhaltigkeit kein Thema gewesen. »Hier ging es um Architektur – und das habe damit gar nichts zu tun, hieß es damals.« Wer sich Ende der 1980er-Jahre diesem Thema verschrieben hatte, sei nicht ernst genommen worden. Also ließ man es links liegen, »weil wir gute Architekten werden wollten«. Von Projekt zu Projekt hat man sich dann in den letzten 15 Jahren, gemeinsam mit den Bauherren, in das Thema eingearbeitet – und durchaus überzeugende Lösungen gefunden. Reduktion und Transformation heißen für pool Architekten die Antworten auf die aktuellen Ansprüche an den Wohnungsbau: »Die Reduktion der Wohnfläche ist eine architektonische Herausforderung. Aber sie ist die effizienteste Antwort auf die neuen Anforderungen des ökologischen und ökonomischen Bauens«, so Raphael Frei. »Wenn man den Flächenbedarf pro Person verringert, ist der Effekt größer, als wenn man das Gebäude dick einpackt. Dass die Diskussion damit komplexer geworden ist, spielt uns als Architekten in die Hände, da das Management von Komplexität unsere Stärke ist.« Künftiges Wohnen: vom Zimmer zum Cluster Wesentlicher Schlüssel zur Lösung dieser komplexen Aufgabenstellungen ist das Hinterfragen etablierter Wohnhaustypologien und -grundrisse – und deren kontinuierliche Weiter- und Neuentwicklung: »Je tiefer ein Gebäude, desto ökologischer ist es«, so Mischa Spoerri. Aber für tiefe Gebäudetypen müssen erst gute flächenreduzierte Grundrisse entwickelt werden. »An der TU Berlin«,


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Diskussion

E – I H aus G, Wohngebäude der Genossenschaftssiedlung »mehr als wohnen«, Zürich ab 2010 Architekten: pool Architekten, Zürich E Lageplan Maßstab 1:4000 F Rendering Gebäude G, H Grundriss 4. OG, Schnitt Maßstab 1:750 I Rendering Wohnraum

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E – I H ouse G: housing block forming part of the cooperative development “more than just housing”, ­Zurich, from 2010; architects: pool architects, ­Zurich E Site plan  scale 1:4000 F Computer rendering of building G, H Fourth-floor plan, section  scale 1:750 I Rendering of living room

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tiers auch einige mit Kompaktfassaden, aber, so Jörg Lamster »bei Haus G haben die Planer mit Dämmbeton gearbeitet und einen anderen – nämlich dynamischen – Heizwärmebedarf-Nachweis erbracht, bei dem die Speicherkapazitäten des Materials mit berücksichtigt werden.« Martin Gutekunst ergänzt: »Dies war insofern möglich, als der Bauherr bereit war, auf das Einhalten der Norm des Schweizerischen Ingenieurund Architektenvereins (SIA) zu verzichten, die lediglich auf statischen Berechnungen beruht. Nur die dynamische Berechnung zeigt aber die Fähigkeit des Materials auf, Wärme aufzunehmen und auch wieder abzugeben.« Sie bietet daher große Potenziale für Dämmbeton, zumal das Material darüber hinaus als diffusionsoffenes System fungiert: »Bauschäden durch Feuchte sind hier kein Thema – die Fenster können an jeder beliebigen Stelle der Laibung angeschlagen werden«, so Lamster. Nur so ist der Verzicht auf Balkone möglich: Die teilweise 80 Zentimeter tiefen Wände bieten natürliche Austritte.

Zu Beginn der Planungen musste man sich um die »Graue Energie« des Dämmbetons Gedanken machen. Das war Neuland und geschah, bevor heute gültige Normen und Zielwerte definiert waren. Erst in der Projektphase 2010 erschien vom SIA ein Merkblatt zur Bilanzierung von Grauen Energien, 2011 wurde dafür ein Zielwert in die Labels Minergie-A und Minergie-ECO übernommen. Die einzig verfügbaren Kennzahlen hierzu wiesen für den Dämmbeton schlechte Werte aus, vergleichbar denen einer vorgehängten Glasfassade. Erst als im Rahmen des Projekts eine produktspezifische Ökobilanz erstellt wurde, stellte sich heraus, dass die Werte besser waren als beispielsweise die von klassisch gedämmten Fassaden. Nicht nur der Werkstoff eröffnete pool Architekten neue Möglichkeiten. Das Projekt zeigt, dass die Minimierung von Wohnraum mehr ist als nur ein Experiment: Typologien, Materialien und Formen des Zusammenwohnens schaffen eine Verdichtung mit hoher Wohnqualität.

pool architects in Zurich are concerned with developing housing for the future. Raphael Frei and Mischa Spoerri, partners in the practice, Martin Gutekunst, an associate partner, and Jörg Lamster, managing director of the planners and consultants “durable”, who have collaborated with pool, outline the present challenges they face. Overdevelopment and housing sprawl, has led in many areas of Switzerland and Germany to a concept of “drawing closer together”, because reserves of building land are no longer available everywhere. Demographic shifts, changes in family structures as well as the demand for better living conditions have led to a constant expansion of areas for habitation in Europe since the early 1950s. In Zurich alone, the average living area per person has risen by 40 per cent since 1970. In the meantime, other aspects, like sustainability, have come to play an important role in housing development. How, then, does a relatively young practice deal with such paradigms of change? pool architects emerged in 1994 as a platform for discussion, organizing workshops and ­debates on the subject of architecture and ­urban planning. In 1996, the office took up its practical work, and in 1998, an architectural cooperative was founded, comprising eight partners with equal rights. Today, the office has a team of 70 assistants, with housing forming a central area of its work. A project currently under construction comprises three residential blocks for the cooperative “more than just housing”. In this scheme, pool designed units with reduced areas in accordance with concepts of sustainable construction. “If you reduce the floor area allowed per person, the effect is greater than if you put the building in a thick wrapping,” Raphael Frei remarked. According to Mischa Spoerri, “The deeper a building is, the more environmentally friendly it will be.” But for deep building forms, effective layout plans are needed that are reduced in area. Access to the individual rooms is no longer via corridors, but via a central living space. The whole block is a system in which links are created. The direction is clear: from


Edition ∂ Praxis

Farbe Entwurfsgrundlagen Planungsstrategien visuelle Kommunikation

Farbe Axel Buether

NEU Februar 2014. Axel Buether. 112 Seiten mit zahlreichen Zeichnungen und Farbfotos. Format 21 × 29,7 cm. ISBN 978-3-920034-96-6 Softcover: € 49,90 aus der Reihe ∂ Praxis

Visuelle Raumwirkung und Kommunikation Farben wirken auf den Menschen, sie erzeugen Emotionen und wecken häufig Erinnerungen. Mit Farben beschäftigen sich daher nicht nur Künstler, sondern auch Naturwissenschaftler, Psychologen, Planer und Schriftsteller. Für den Architekten gehört die Farbwahl zu einer sehr anspruchsvollen Aufgabe, die – professionell umgesetzt – enorme Wirkung erzielen kann. Dieser Band aus der Reihe DETAIL Praxis vermittelt die für jeden Architekten relevanten Fachkenntnisse im Umgang mit Farben: von der Farbtheorie und den Gesetzen der Farbharmonie über Grundlagen der Farbwahrneh-

mung und -wirkung bis hin zu Strategien für die Entwicklung schlüssiger Farbkonzepte im Entwurfsprozess. Farbe in Stadt und Land, historische Betrachtungen zur Farbkultur, Fakten zu wesentlichen Raumwirkungen, zur Materialität, zum Einfluss von Licht und Farbe auf den Entwurf sowie zu Farbordnungen und -systemen runden den Theorieteil der Publikation ab. Verschiedene internationale Projektbeispiele im Innen- und Außenraum zeigen darüber hinaus den gelungenen Umgang mit Farbgestaltung und liefern Inspirationen für die eigene Praxis.

Ausführungsbeispiele Universitätsgebäude in Paris

Universitätsgebäude in Paris

Entwurfsgrundlagen

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Konzeptionelles Farbdesign

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Périphériques architectes, Paris Emanuelle Marin, Anne-Françoise Jumeau, David Trottin Stéphane Razafindralambo, Sébastien Truchot Tragwerksplaner: OTH Bâtiments, Paris 2006 Fertigstellung: Architekten: Mitarbeiter:

Lageplan Maßstab 1:7500 Grundrisse Maßstab 1:1500 Schnitt Maßstab 1:750 Detailschnitt Maßstab 1:20 Ansicht Fertigteil Maßstab 1:100 1 2 3

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Gestaltung von Raumatmosphären

Das Gebäude des Jussieu-Campus nahe beim historischen Zentrum von Paris ergänzt die Universitätsbauten, die der Architekt Edouard Albert in den 60er-Jahren für 45 000 Studenten und Forscher über einem streng orthogonalen Raster errichtete. Die Architekten führen das System des Bestands weiter und variieren es zugleich. Anstelle eines einzigen Innenhofs besitzt der Neubau zwei, wovon einer mit ETFE-Folienkissen überdeckt ist. Dieses Atrium bündelt die Zirkulation und bildet einen vertikalen räumlichen Schwerpunkt im Gebäude. Von der Straße aus führt die Eingangsebene als mehrfach geknickte Rampe in fließender Bewegung in die Halle. Über Rolltreppen und Brücken in den Obergeschossen kann die Halle durchquert werden. Eine kräftige, je nach Nutzung unterschiedliche, monochrome Farbgebung der Erschließungszonen erleichtert die Orientierung. Großformatige Betonfertigteilelemente als Brüstungen an Treppen und umlaufende Galerien prägen die räumliche Wirkung der Halle und stehen in ihrer Schwere und Sprödigkeit im Kontrast zur leichten Fassadenbekleidung des Gebäudes. Diese besteht aus in unterschiedlichem Muster perforierten Aluminiumpaneelen, die das Tageslicht filtern.

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Plateau Bestand (Edouard Albert) Hof Atrium

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Eingangsgeschoss

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Fase umlaufend 5/5 mm Fertigteil Stahlbeton B 40 in glatter geschliffener Stahlform gegossen Oberfläche zum Atrium naturfarben glatt Oberfläche zur Galerie farbbeschichtet 120 mm Epoxidharzbeschichtung eingefärbt Stahlbeton 200 mm Leuchtkörper abgehängt Schraubhülse Stahl für Transport, nach Montage verspachtelt Randaussparung nach Montage mit Vergussmörtel gefüllt Fugenversiegelung dauerelastisch schwarz

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www.detail.de/p-farbe


Berichte  reports


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Ausstellungen

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Spätmoderne Slowakei. Gebaute Ideologie

52 Wochen, 52 Städte. Fotografien von Iwan Baan Iwan Baan gilt als der rasende Reporter unter den Architekturfotografen. Wo immer auf der Welt ein besonderer Bau fertig wird, ist er mit seiner Kamera schon da. Ungewöhnlich vor allem aber ist sein Stil: Er vermeidet es, die portraitierte Architektur zu idealisieren, vielmehr zeigt er sie in ihrem städtischen Kontext und stets auch mit ihren ­Nutzern. Für das Marta in Herford hat er auf seiner Reise um die Welt ein Jahr lang eine Art visuelles Tagebuch geführt. In fas­ zinierenden Bildern veranschaulicht Baan alltägliche Beobachtungen ebenso wie anspruchsvolle Architektur und präsentiert sie auf künstlerische sowie sinnliche Art und Weise. Mit anthropologischer Herangehensweise dokumentiert er dabei sowohl die Bauwerke als auch deren Aneignung durch die Menschen und stellt besonders die Interpretation des Ortes in den Vordergrund. Hinter jedem Bild steckt eine kleine Geschichte, die er in Form von ausführlichen Erläuterungen kommentiert. verlängert bis 30.3.2014, Marta Herford www.Marta Herford.de Katalog: 52 Weeks, 52 Cities, Iwan Baan, Kehrer Verlag Heidelberg Berlin 2013, 136 S., € 39,90 Ulrich Müther Die von Ulrich Müther seit den frühen 1960er-Jahren konzipierten Betonschalen werden zunehmend wieder wertgeschätzt. Seine elegant geschwungenen Betondächer nehmen eine herausragende Stellung innerhalb der Baukunst der DDR ein. Zu den bekanntesten Schalenbauten Müthers gehört die an der Ostsee bei Rostock gelegene Ausflugsgaststätte »Teepott« sowie die Rennschlittenbahn in Oberhof, basierend auf der Spritzbetontechnologie, die in seiner Firma erprobt und weiterentwickelt wurde. bis 6.4.2014, Architekturgalerie am Weissenhof, www.weissenhofgalerie.de

Während eines beträchtlichen Teils des ­ 20. Jahrhunderts ist die Slowakei totalitären Regierungen unterworfen. Wie wird dieser Umstand in der Architektur widergespiegelt? Die von Henrieta Moravčíková und Adolph Stiller kuratierte Ausstellung dokumentiert sieben Fallstudien von Projekten in Architektur und Stadtplanung, die unter ­ähnlichen Vorzeichen an unterschiedlichen Orten realisiert wurden. Ein kurzer Umriss der ersten sieben Jahrzehnte: Angefangen mit den 1920er-Jahren beginnen sich die Prinzipien der modernen Architektur durchzusetzen; Mitte der 1930erJahre wird die Wirtschaftskrise überwunden, eine Debatte zwischen Moderne und Tradition floriert. Während des Zweiten Weltkriegs verlassen viele jüdische Architekten die ­Slowakei oder kommen als Widerstandskämpfer ums Leben. Architekten, die sich in den 1950er-Jahren politisch engagieren, müssen mit Repressalien rechnen. In den 1960er- und 1970er-Jahren erlaubt ein liberalerer Geist die Realisierung von gewagten Entwürfen. Der gleichnamige Katalog zur Ausstellung aus der Reihe »Architektur im Ringturm« hält prägnante Analysen bereit und hinterfragt bisherige Erklärungsmodelle zur Entstehung moderner Architektur in der Slowakei. Er behandelt u. a. Interpretationen der Monumentalität, sowie die Wechselwirkungen zwischen Gedächtnis und den gegenwärtigen Umgang mit diesen Bauten. Darin befinden sich auch ausführliche Studien zur Entstehung der in der Ausstellung gezeigten sieben Fallbeispiele, darunter eine Filiale der Tschechoslowakischen Nationalbank in Bratislava (1936 – 39) des Architekten Emil Belluš; das Repräsentationshaus in Žilina (1939 – 46) von Otto Reichner; die Brücke des Slowakischen Nationalaufstands in Bratislava (1969 – 73; s. Abb.), die an den Optimismus des Weltraumzeitalters anknüpft. Darüber hinaus gewähren die Texte Einblicke in die Schicksale bzw. bewegten Lebensläufe der Architekten. Eugen Kramár – bekannt für seinen Entwurf für die Postverwaltungszentrale in Bratislava – saß zum Beispiel zehn Jahre in Prag im Gefängnis; danach konnte er wieder richtungsweisende Bauten realisieren. Elise Feiersinger bis 14.3.2014, Architektur im Ringturm, Wien, www.vig.com Katalog: Spätmoderne Slowakei. Gebaute Ideologie, Adolph Stiller (Hg.), Müry-Salzmann, Salzburg 2014, € 156 S., 26,– Raw Materials. Vom Baumarkt ins Museum Spanplatten, Abflussrohre, Schleifpapiere, Tapeten und Farbeimer – die Ausstellung

»Raw Materials« stellt rund dreißig renommierte Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Generationen vor. Sie sind mit Skulpturen, Wandarbeiten, Videos, Foto­ grafien und Rauminstallationen vertreten, in denen die wohlbekannten Alltagsmaterialien überraschende Wirkungen entfalten. bis 30.4.2014, Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen, www.galerie.bietigheim-bissingen.de Konstantin Grcic – Panorama Konstantin Grcic ist einer der führenden Designer unserer Zeit. Einige seiner Entwürfe, etwa der »Chair_One« (2004) oder die Leuchte »Mayday« (1999), gelten bereits heute als Designklassiker. Mit der Ausstellung »Konstantin Grcic – Panorama« zeigt das Vitra Design Museum seine bislang größte Einzelausstellung. Sie gibt einen umfassenden Überblick über Grcics Werk und ist zugleich ein eigenes, neues Designprojekt: Eigens für die Ausstellung entwickelt Grcic raumbildende Installationen, mit denen er seine persönlichen Visionen für das Leben von morgen inszeniert – nachdenklich, radikal und bildmächtig! 22.3.–14.9.2014, Vitra Design Museum, Weil am Rhein, www.design-museum.de Visionen der Alhambra – Álvaro Siza Die Palastanlagen der Alhambra in Südspanien sind das wohl bekannteste Bauwerk der maurischen Kultur und Teil des Weltkulturerbes. Der Architekt Álvaro Siza kennt sie seit seiner Kindheit und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder damit beschäftigt. 2010 wurde er von einem internationalen Wettbewerbskomitee ausgewählt, einen neuen Eingang und ein Besucherzentrum für die Alhambra zu gestalten. Die Ausstellung stellt Sizas Entwürfe anhand von Zeichnungen, Interviews und Modellen vor und zeigt, wie der Architekt seine eigene Formensprache mit der Alhambra und ihrer umgebenden Landschaft in Einklang bringt. 21.3.– 8.5.2014, Aedes am Pfefferberg, Berlin, www.aedes-arc.de


Typologie typology


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Wohnhaus in Zürich Housing Development in Zurich Architekten: Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten, Zürich Mitarbeiter: Jonathan Roider (Projektleiter) Dominique Kühnhanss, Rosanna May, Sandra Mosbacher, Michael Reiterer, Pascal Steiner, Samuele Tirendi Tragwerksplaner: APT Ingenieure, Zürich weitere Projektbeteiligte S. 258

Die dörflichen Strukturen Schwamendingens im Norden Zürichs sind an vielen Stellen noch sichtbar. Der Stadtteil wird jedoch ­zunehmend durch hohe Nachverdichtung geprägt. So bestand die Aufgabe eines Wettbewerbs darin, neben dem Anbau an ein altes Bauernhaus, der die ehemalige Scheune ersetzt, auf dem dahinter liegenden Gartengrundstück eine Wohnanlage zu errichten. Behutsam passt sich der neue Baukörper seiner Umgebung an. In zweiter Reihe gelegen, bleibt er zweigeschossig und ordnet sich dem gewachsenen Bestand unter. Einem kleinen Wasserlauf folgend zeigt sich der gestreckte Riegel von zwei unterschiedlichen Seiten: Auf der Bachseite durch einen leichten Knick und die zwei offenen Treppenhäuser strukturiert, wird die

gesamte Länge des Volumens erfahrbar. Zur Gartenseite gestaltet sich die Fassadenentwicklung differenzierter. Einschnitte in die Kubatur des Baukörpers definieren Hofsituationen und Gartenräume, die Bezug auf die Maßstäblichkeit der umliegenden Bebauung nehmen und sich kleinteilig mit ihr verzahnen. Der Charakter eines Gartenhauses wird durch die sägeraue Holzverschalung verstärkt, die Assoziationen an einen Schuppen wachruft. Diesen Eindruck kontrastiert wiederum die Präzision, mit der die einzelnen Elemente des Holzbaus zusammengefügt sind. Die Schalung legt sich wie ein dünnes Kleid um das Haus; die Fenster, umgeben von Blechfeldern in leuchtenden Grüntönen, wirken wie holzschnittartig herausgearbeitet.

Die Außenräume der Loggien und Treppenhäuser werden durch ein kräftiges Gelb akzentuiert. Dieser collagenartige Mix aus Farben und Flächen verleiht der Fassade ein lebhaftes Erscheinungsbild. Aufgrund der komplexen Geometrie des Gebäudes sind die Grundrisse der 13 Wohneinheiten unterschiedlich, folgen dabei aber demselben Schema. Über einem L-förmigen Wohnraum mit offener Küche und Essbereich betritt man die Wohnungen. Die Erschließung über die abgewinkelte Raumfolge erlaubt vielfältige Blickbezüge, die die kleinen Wohnungen größer erscheinen lassen als sie sind. Verstärkt wird dieser Eindruck durch raumhohe Türen und das ­fugenlos verlegte Linoleum, das die räumliche Kontinuität fortsetzt.

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Lageplan Maßstab 1:5000 Grundrisse • Schnitte Maßstab 1:500 1 2 3 4 5

Zugang Treppenhaus 2-Zimmer-Wohnung 3-Zimmer-Wohnung 4-Zimmer-Wohnung Garten

Site plan scale 1:5000 Layout plans • Sections scale 1:500 1 2 3 4 5

Access to staircase Two-room flat Three-room flat Four-room dwelling Garden

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Wohnhaus in Zürich

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The present scheme was the outcome of a competition for the extension of an existing farmhouse and the creation of an elongated housing strip in the garden to the rear. In this position and with a height of only two storeys, the new building is carefully integrated into its surroundings. The housing development has two contrasting faces. On one side, where it overlooks a stream, the building is articulated by its angled form and by two open staircases. On the garden face, deep indentations define courtyard-like situations and garden spaces that are related in their proportions to those of the surrounding developments. The facades, clad with sawn timber boarding, conjure associations of a summer house. The Genossenschaftswohnungen / Cooperative housing Anzahl Wohnungen /No. of dwellings: 13 Größe Wohnungen /Size of dwellings: 57– 93 m2 Sondernutzungen /Special uses: Technik /Mechanical services 14 m2 Wasch- und Trockenraum /Washing and drying room: 40 m2 Fahrradraum /Bicycle store: 80 m2 Kellerräume /Basement spaces: 117 m2 Vierspänner (Treppenhaus Nord), Zweispänner (Treppenhaus Süd) und Maisonettewohnung mit separatem Eingang / Quadruplex flats (north staircase) Duplex flats (south staircase) Maisonettes with separate access BGF/Gross floor area: 1445 m2 Nutzfläche/Effective floor area: 1147 m2 Jahr Fertigstellung/Date of completion: 2012 Kosten ohne Grundstück /Construction costs: 5 035 000 €

Grundriss Maßstab 1:250 1 Eingang 2 Küche

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windows, in contrast, are surrounded by bright green metal sheeting, while the external spaces (the loggias and staircases) are accentuated by their bold yellow coloration – a collage of different tones and surface finishes that lends the facade a lively appearance. The complex geometry of the building means that the 13 dwellings have different layouts, although they all follow the same pattern: entry via an L-shaped living room, with an open kitchen and dining area. The sequence of spaces affords a variety of views, so that the dwellings seem larger than they really are. This impression is reinforced by room-height doors and jointless linoleum flooring, which enhances the sense of spatial continuity.

Wohn-/Essbereich Bad Schlafzimmer Loggia

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Living-dining area Bathroom Bedroom Loggia

2 1

5

3 4 5 6

Floor plan scale 1:250 1 Entrance 2 Kitchen

5


Prozess process


Wohnbebauung in Hamburg Housing Development in Hamburg LAN Architecture, Paris

Den Stadtteil Wilhelmsburg, auf einer Elbinsel im südlichen Teil von Hamburg gelegen, charakterisieren extrem gegensätzliche Stadträume: Neben weitläufigen Hafen-, Industrie- und Landwirtschaftsflächen findet man Wohnquartiere unterschiedlichster Ausprägung und viel Grünraum. Geprägt wird das Viertel auch durch große Verkehrsflächen, da zwei Autobahnen, Schnellstraßen sowie mehrere Eisenbahntrassen das Gebiet durchschneiden. Mit dem Projekt »Sprung über die Elbe« ergriff die Internationale Bauausstellung IBA die Chance, hier ein zukunftsweisendes Modell für das Leben in der Großstadt zu realisieren. Mit dem Ziel, den vernachlässigten Stadtteil schrittweise aufzuwerten, haben die Stadtplaner sieben Jahre lang zu den Leitthemen »Kosmopolis«, »Metrozonen« und »Stadt im Klimawandel« geforscht und entwickelt, um die Elbinseln in einen attraktiven Wohnund Arbeitsstandort zu verwandeln. Obwohl kaum weiter vom Zentrum entfernt als Teile der urbanen Hafencity, ermöglicht das Quartier natur- und citynahes Wohnen gleichzeitig. Eines der insgesamt 36 in diesem Zusammenhang entstandenen Projekte ist die Wohnbebauung am Schlöperstieg. Das Projekt »Neue Hamburger Terrassen« mit einer Gesamtfläche von ca. 6300 m² befindet sich an der Nahtstelle zwischen gebauter Stadt und den im Rahmen der Internationalen Gartenschau 2013 gestalteten Grünflächen. Der für diesen Bereich ausgeschriebene Wettbewerb sah die Bebauung in zwei Schritten vor. Im ersten Bauabschnitt entstand ein Mehrfamilienhaus mit Mietwohnungen und einem Kindergarten, im zweiten ein Ensemble aus fünf U-förmigen Stadthäusern, wovon vier LAN Architecture gestalteten. Situated on an island in the River Elbe in the southern part of Hamburg, Wilhelmsburg is a district of strongly contrasted urban spaces, with extensive harbour, industrial and agricultural areas, different residential ­developments and a lot of green open space. The location is also dissected by motorways and railway lines. With the project “Leap across the Elbe”, the International Building Exhibition (IBA) wished to upgrade a neglected part of the city with a forward-looking model for urban life. The planners spent seven years researching the topics “cosmopolis”, “metrozones” and “cities and climate change” to transform the islands in the River Elbe into an attractive location for housing and work close to the heart of Hamburg. The Schlöperstieg project is one of 36 developments implemented in this context. The New Hamburg Terraces, with an overall area of roughly 6,300 m2, are situated at the interface between the existing city and the green spaces designed for the International Garden Show in 2013. An ensemble was created, comprising five U-shaped urban blocks, four of which were designed by LAN Architecture.

Projektbeteiligte S. 260



200

Wohnbebauung in Hamburg

2014 ¥ 3   Konzept   ∂

B

A Grundrisse Maßstab 1:250

D

Floor plans scale 1:250

C

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77

7

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4

3

4

6

3

6

3

4

4 2

2

B

2

2 3

3

A

5

A B C D

dreigeschossige Eckwohnung: 138 m2 zweigeschossige Eckwohnung: 78 m2 eingeschossige Wohnung: 68 m2 eingeschossige Eckwohnung: 56 m2

A B C D

Three-storey corner dwelling: 138 m2 Two-storey corner dwelling: 78 m2 Single-storey flat: 68 m2 Single-storey corner flat: 56 m2

4

5 6

4

6 2

3 3 2 C

2

3 4

9

2

3 6

9

4 D

9

9

6

6

In ihrem äußeren Erscheinungsbild, in Kubatur und Größe sind die Gebäude ähnlich, doch hinter dem strengen Fassadenraster befinden sich 32 individuell gestaltete Grundrisse. Es gibt Wohneinheiten mit einer oder zwei Ebenen und einer Fläche zwischen 50 bis 90 m2 sowie Wohnungen mit drei Etagen, deren Größe je nach Lage ­innerhalb des Blocks zwischen 120 und 160 m2 variiert. Im Lauf des Entwurfsprozesses wurde für jede Wohnung ein zentrales Thema festgelegt, wie z. B. eine große, offene Küche oder Arbeiten zu Hause, und bis ins Detail ausgearbeitet. Je nach Wunsch des Bauherrn integrierten die Architekten Büros, Grafik-Design-Studios oder Therapieräume in die Grundrisse. Andere räumliche Elemente, wie die Lage der Treppe oder der Küche, die Anzahl der Schlafzimmer und Bäder entschieden ebenfalls die Bewohner. Einige Wohnungen sind sehr offen gestaltet, ein großzügiges Treppenauge verbindet alle Geschosse miteinander, andere sind klassisch mit einer geschlossenen Treppe errichtet. Nach einem von den Architekten in Abstimmung mit den zukünftigen Bewohnern festgelegten Standard für die Innenausstattung konnten sich die Bauherren entweder für diese Elemente entscheiden oder auch, je nach Budget und gestalterischen Vorstellungen, andere Produkte und Materialen wählen. Behind the strict facade grid are 32 dwellings with individually designed layouts. These include units on one or two levels with an area of 50 – 90 m2 and others extending over three floors with areas of between 120 and 160 m2. A central theme was elaborated for each dwelling: for example, a large, open kitchen or working at home, and many other spatial wishes of the clients were incorporated in the planning, such as offices, therapy spaces, etc. Some dwellings have an open form, with a large stairwell that allows communication between levels; others are laid out in a more classical way with an enclosed staircase. A standard was agreed for the internal finishings, but clients could nevertheless opt for products and materials of their own choice.


∂   Konzept   2014 ¥ 3

Prozess

Schnitte • Grundrisse Maßstab 1:500 1 2 3 4

Garage Eingang Wohnraum Koch- / Essbereich

Sections • Floor plans scale 1:500 5 6 7 8

Arbeitszimmer Schlafzimmer Kinderzimmer Gästezimmer

9 Loggia 10 Luftraum 11 Müllraum

9

6

9

6

6

9 Loggia 10 Void 11 Refuse space

9 7

7 bb

7

cc

7 9

6

6

9 9 7 6 7 3

Workroom/Study Bedroom Children’s room Guest room

6

7

9

76

5 6 7 8

Garage Entrance Living room Kitchen/Dining room

6

7 aa

1 2 3 4

9

6

7

7

6

6

9

9

7 6

7 6

7

7

10

7

7

6

6

6

6

9

9

7 6

2. Obergeschoss /Second floor 5 4

5

10

3

3

3

3

7

10 10

7 3 7 7

5 3 1. Obergeschoss /First floor 3 a

7

3 10

3 7

1. Obergeschoss /First floor

5

4

4

3

4

4

4

b Erdgeschoss /Ground floor

Erdgeschoss /Ground floor 4

3

b

4

4 4

4

3

4

4

1 c

1 11

4

4

c

11 4 a

1

11

5

1

4

4

8

4

3 4

4

5 5

10

b

3

3

11 4

8

10

35

3

3 5

5

3 10

5

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9

5

7

3 5

7

7 9

6

3

3

5

7

7 10

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9

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7

5 2. Obergeschoss/Second floor 5 3

6

7

9

5

6

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6 7

5

7

6

97

6

1 a

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1

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Wohnbebauung in Hamburg

2014 ¥ 3   Konzept   ∂

1

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Prozess

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dd

Vertikalschnitt Hoffassade Vertikalschnitt Loggia Horizontalschnitt Loggia Maßstab 1:20

Vertical section through courtyard facade Vertical section through loggia Horizontal section through loggia scale 1:20

1 Abdeckblech Aluminium lackiert 2 mm   2 OSB-Platte 20 mm   3 Randstreifen Kies 50 mm   4 Vegetationsschicht 80 mm Dichtungsbahn Gefälledämmung von 150 –200 mm Wärmedämmung 150 mm Dampfsperre Stahlbeton 200 –250 mm verspachtelt, gestrichen   5 vorgefertigtes Fassadenelement: Schalung Douglasie 30/30 mm Schalung Douglasie 30/90 mm Lattung Douglasie 45/40 mm Konterlattung 25 mm Holzfaserplatte diffusionsoffen ­hydrophobiert 18 mm Zellulosedämmung 200 mm dazwischen Holzständer 60/180 mm mit 20 mm Abstand vor Rohbau  6 Geländer: Brüstung Streckmetall 1,5 mm Maschenweite 40 ≈ 17 ≈ 2 mm Transparenz 76 % in Stahlrahmen geschweißt   7 Fußbodenbelag 10 mm Estrich 45 mm Trennlage Trittschalldämmung 15 mm Wärmedämmung 40 mm Stahlbeton 250 mm verspachtelt, gestrichen   8 Sonnenschutz textil  9 Dreifachverglasung in Kunststoffrahmen 10 Holzbohle Douglasie 20/100 mm Kantholz 50/80 mm 11 Gitterrost 30 mm 12 Fußbodenbelag 10 mm Estrich 45 mm Trennlage Trittschalldämmung 15 mm Wärmedämmung 100 mm Trennlage Stahlbeton Wärmedämmung 2≈ 100 mm 13 Silikatputz 5 mm Wärmedämmung 2≈ 100 mm Fenstersturz KS-Mauerwerk 175 mm Putz 5 mm 14 Unterkonstruktion Stahlrohr | 100/100 mm 15 offene Holzverschalung Douglasie 40/45 mm Stahlrohr ¡ 40/60 mm 16 Betonfertigteil

1 2 mm sheet-aluminium covering, painted   2 20 mm oriented-strand board   3 50 mm peripheral gravel strip   4 80 mm layer of vegetation roof sealing layer 150 –200 mm insulation to falls 150 mm thermal insulation vapour barrier 200 –250 mm reinforced concrete roof, smoothed and painted   5 prefabricated facade element: 30/30 mm Douglas fir strips 30/90 mm Douglas fir strips 40/45 mm Douglas fir battens 25 mm counterbattens 18 mm water-repellent moisturediffusing wood fibreboard 200 mm cellulose insulation between 60/180 mm timber posts with 20 mm spacing from structure  6 balustrade: 1.5 mm expanded-metal mesh welded in steel frame (mesh: 40 ≈ 17 ≈ 2 mm; 76 % transparency)   7 10 mm floor finish 45 mm screed separating layer 15 mm impact-sound insulation 40 mm thermal insulation 250 mm reinforced concrete floor, smoothed and painted   8 fabric sunblind   9 triple glazing in plastic frame 10 20/100 mm Douglas fir boarding 50/80 mm wood bearers 11 30 mm metal grating 12 10 mm floor finish 45 mm screed separating layer 15 mm impact-sound insulation 100 mm thermal insulation separating layer reinforced concrete base slab 2≈ 100 mm thermal insulation 13 5 mm silicate rendering 2≈ 100 mm thermal insulation 175 mm sandlime-brick lintel 5 mm plaster 14 supporting structure: 100/100 mm steel SHS 15 40/45 mm open-spaced Douglas fir strips 40/60 mm steel RHSs 16 precast concrete element


204

Wohnbebauung in Hamburg

2014 ¥ 3   Konzept   ∂

Leben in der Gemeinschaft – Erfahrungen der Bewohner

Inga and Said Hammy We were very attracted by the systematic approach to the project, but when we moved in, we were surprised how many of the proposals had actually been realized. The kindergarten is in our road, and a new school has been built. New cycle paths and a lot of other measures, like relocating the arterial road, are also being planned. For us, though, the big advantage of living here is being part of a community. We modified the position of the staircase from the standard plan to create an open L-shaped form. We wanted an “industrial look”, so the metal balustrade fitted in very well; and instead of parquet flooring, we opted for a screed finish. For many people, moving from a flat in an older building with high ceilings was a bit of a problem. We now have room heights of 2.65 m and 2.45 m. Higher spaces would have involved a greater outlay. We were all sceptical about the architect’s proposals at first because of the costs. In the end, though, it proved possible to implement these goals without any greater expense.

Living in a Community – Residents’ Experiences

Inga und Said Hammy Uns hat der Purismus des Projekts sehr angesprochen. Viele waren jedoch wegen dessen Lage in dem als sozialer Brennpunkt bekannten Stadtteil kritisch eingestellt. Wir haben uns auch die Pläne für die Infrastruktur angesehen. Nach dem Einzug waren wir überrascht, dass viele von den geplanten Projekten umgesetzt werden: Der Kindergarten liegt in unserer Straße, eine neue Schule wurde gebaut, neue Fahrradwege und viele weitere Maßnahmen, wie die Verlegung der Bundesstraße, sind in Planung. Der größte Vorteil hier zu wohnen, ist für uns tatsächlich das Leben in der Gemeinschaft. Das hätten wir vorher nie gedacht. In Bezug auf den Standardgrundriss haben wir die Treppe gespiegelt, um eine komplette offene L-Form zu bekommen. Da wir ­einen »Industrie-Look« wollten, hat das vorgeschlagene Lochblechgeländer sehr gut gepasst, das Stabparkett ersetzten wir hingegen durch Betonestrich. Das größte Problem war für viele der Umzug aus einer Altbauwohnung mit hohen Decken in einen Neubau. Wir haben jetzt im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss jeweils eine Deckenhöhe von 2,65 m und dafür im 2. Obergeschoss eine niedrigere Höhe von 2,45 m umgesetzt. Man hätte natürlich noch höhere Räume bauen können, doch das wäre mit größeren Kosten verbunden gewesen. Auch die dezente Individualität der Gebäu-

dehüllen gefällt uns. Als der Architekt den Vorschlag machte, waren alle wegen der damit verbundenen Kosten skeptisch. Letztendlich war es ohne Mehraufwand möglich. Cordula Büchse & Olaf Sierig Unsere jetzigen Nachbarn hatten auf dem Wochenmarkt Flyer verteilt und versucht, Menschen für das Projekt zu begeistern. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob unser Haus gebaut wird. Die Architektur hat uns sofort angesprochen. Wir haben unsere besten Freunde überzeugt und sind dann gemeinsam in das Bauvorhaben eingestiegen. Wir kannten das Projekt »Der Sprung über die Elbe« und wollten miterleben, wie sich der Stadtteil entwickelt und verändert. Abweichend vom Standardgrundriss liegt bei uns der Luftraum an einer anderen Stelle. Bei der Treppe ins 2. OG haben wir uns für eine mit gewendeltem Antritt entschieden und gegen eine geradlinige, um Platz für einen begehbaren Schrank zu haben. Katrin Arfmann und Christian Dahle Wir fanden den innovativen Charakter und die durch die IBA-Projekte initiierte Veränderung von Anfang an spannend. Wir alle hatten Lust auf etwas Neues. Es gab bei diesem Projekt keine festgefahrenen Strukturen, sondern einen lebendigen Rahmen, der sich verändert, je nachdem, was jeder einbringt. Das Besondere an dieser Baugruppe war, dass man sich nicht zusammengefunden hat, um möglichst billig zu bauen. Gemeinsamer Fokus des Projekts war, von ­einem angesagten Quartier in ein benachteiligtes Stadtviertel zu ziehen. Jeder war darauf eingestellt, Kompromisse einzugehen und nicht nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Im Vordergrund stand stets die Frage: Wie entscheiden wir, damit es möglichst vielen gut geht? Was den Grundriss betrifft, haben wir keine Loggia im Schlafzimmer, dafür mehr Fläche, und auch keinen Luftraum. Uns war wichtig, Rückzugsorte zu haben. Der ­eine kocht, der andere kann sich ungestört im Wohn- oder Arbeitszimmer aufhalten. Eine Loftwohnung würde bei uns nicht funktionieren.

Cordula Büchse and Olaf Sierig The architecture immediately attracted us. We wanted to experience for ourselves how the district would develop and change. The double-height space in our dwelling is situated in a different position from that foreseen in the layout plan; and for the stairs leading up to the second floor, we decided in favour of a curved foot instead of a straight flight in order to make space for a walk-in cupboard. Katrin Arfmann and Christian Dahle We were impressed by the innovative character of the scheme and the changes generated by the IBA projects. There was no rigid order to this development. It afforded scope for personal ideas and wishes. As for the layout, we don’t have a double-height space nor a loggia next to the bedroom. We opted instead for more floor area. For us, it was important that everyone should have his or her own space. One person may be cooking; the other can use the living area or workroom undisturbed. An open-plan dwelling wouldn’t work for us.


Produkte  products


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2014 ¥ 3   ∂

Light + Building Beleuchtung Elektrotechnik Gebäudemanagement

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Light + Building 2014 in Frankfurt – die Digitalisierung des Lichts schreitet voran »Explore Technology for Life – die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird« unter diesen plakativen Motto steht die Light + Building 2014, vom 30.03.– 04.04.2014 in Frankfurt am Main. Mit den Leitthemen »Intelligente Nachhaltigkeit«, »Smart Powered Building« und »Mensch und Licht« will die weltgrößte Messe für Licht und Gebäudetechnik nicht nur Produkte und Lösungen für die Zukunft aufzeigen, sondern auch Antworten auf aktuelle Themen geben – von der Energiebilanz bis hin zur Auswirkung des Lichts auf die Gesundheit des Menschen. Rund 2 300 Unternehmen werden auf der Light + Building ihre Neuheiten präsentieren, etwa 200 000 Besucher aus dem Inund Ausland werden an den sechs Messetagen erwartet. Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nach LED-Lösungen wird für diesen Bereich sowie für technische Leuchten und Lampen erstmals die Halle 6.2 als zusätzliche Fläche in Betrieb genommen. Damit stehen den Ausstellern und Besuchern insgesamt 22 Hallenebenen zur Verfügung. Über die Präsentation von Produktneuheiten hinaus wird das Angebot der Messe im Bereich Energieerzeugung mit regenerativen Energien im und am Gebäude sowie bei der Energiespeicherung ausgeweitet.

Das umfassende Lichtangebot der Light + Building ist geprägt durch eine dynamische Entwicklung von LED- und OLED-Technologien. In den Hallen 1, 2, 3, 4, 6 und 10 zeigen die Hersteller auf der weltgrößten Bühne für den Lichtmarkt ihre Neuheiten zu technischen Leuchten und Lampen sowie zu Straßenbeleuchtung und Außenleuchten für den öffentlichen Bereich. Dabei zeichnen sich gerade technische Leuchten und Lampen durch ein breites Anwendungsspektrum aus und nutzen die Möglichkeiten der intelligenten Digitalisierung des Lichts. Zusätzlich zu den technischen-designorientierten Leuchten in den Hallen 1 und 5 werden dekorative Leuchten für den Wohn- und Objektbereich auch in den Hallen 5, 6, und 10 vorgestellt. Abgerundet wird der Bereich durch lichttechnische Komponenten in den Hallen 4 und 6. Parallel zum Produktangebot bietet das vielfältige Rahmenprogramm Gelegenheit zum Informationsaustausch und zur Vertiefung aktueller Branchenthemen. Die Sonderschau »Smart Powered Building – Ihr Gebäude im Smart Grid« in den Hallen 8, 9 und 11 präsentiert Technologien für die intelligente Steuerung des Energiebedarfs. Reale Installationen im Live-Betrieb sollen abbilden, wie vernetzte Gebäude dezentral

Energie erzeugen, speichern, verteilen und nutzen. Das »E-Haus« des ZVEH (Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke) in Halle 8 nimmt diesen Faden auf und zeigt, wie sich intelligentes Energiemanagement beim Endverbraucher gestalten lässt. Der Congress »Building Performance« im Portalhaus und den Hallen 8 und 11 bietet interessierten Fachbesuchern in Seminaren und Vorträgen Gelegenheit für Wissensvermittlung und Dialog zu den Themen Licht und integrierte Gebäudetechnik. Renommierte Experten aus dem In- und Ausland beleuchten in ihren Vorträgen aktuelle Entwicklungen zu den Themen der Messe. Einen Anziehungspunkt für Architekten, Innenarchitekten und Designer schafft das Trendforum im Foyer zwischen den Hallen 5.1 und 6.1. Verschiedene Wohnszenarien werden visualisiert und dabei ausgewählte Produkte gezeigt, die in ungewöhnliche Rauminszenierungen integriert sind. Die Umsetzung übernimmt das international renommierte Stilbüro bora.herke.palmisano aus Frankfurt am Main und Berlin. Der Wettbewerb »Design Plus« powered by Light + Building repräsentiert den Innovationsgehalt und die zukunftweisenden


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Light + Building 2014

Produktleistungen der Aussteller der Light + Building aus den Bereichen Licht, Elektrotechnik, Haus- und Gebäudeautomation sowie Software für das Bauwesen. Die prämierten Produkte der Aussteller werden im Rahmen einer eigens dafür konzipierten Ausstellung während der Messe in einem Sonderareal gezeigt. Auch Studierende und junge Absolventen kreativer Studiengänge können sich mit visionären Konzepten und Lösungen am Wettbewerb beteiligen. Das von der Messe Frankfurt geförderte »Areal Young Design« in Halle 1.1 schafft eine Bühne für die Ideen junger Designerinnen und Designer und bietet eine Gelegenheit, die Talente von morgen zu entdecken. In der »Outlook-Lounge« in Halle 4.2 im Foyer finden Architekten, Planer und Ingenieure einen exklusiven Rahmen für den fachlichen Austausch. Hier starten auch die geführten Messerundgänge. Informationen zur Anmeldung und dem Angebot der Rundgänge sind erhältlich im Internet in der Rubrik Events unter www.light-building.com. Das ACS-Forum / Forum Open BIM im Portalhaus (Via-Ebene, Raum Frequenz) stellt im Rahmen einer Gemeinschaftspräsenta-

2014 ¥ 3   ∂

tion auf der Light + Building 2014 neue Methoden für das Planen und Bauen vor. Architekten präsentieren ihre realisierten Projekte und erläutern die konkrete Umsetzung der einzelnen Prozessphasen. Projektbeteiligten aus den unterschiedlichen Disziplinen zeigen an verschiedenen Stellen des Gemeinschaftsareals auf, wie sie an einem einzigen und gemeinsamen digitalen Gebäudemodell nach BIM (Building Information Modeling) Methode planen und mit dieser Methode den Prozessablauf effizient gestalten können. Besucher haben so die Möglichkeit, ihre Kenntnisse zu den einzelnen Prozessschritten und Lösungen vertiefen. Ein kulturelles Highlight während der Light + Building ist die parallel stattfindende Luminale mit mehr als 100 über die Innenstadt verteilten Lichtinstallationen. Mit über 140 000 Besuchern (2012) hatte sich die Lichtschau als Biennale der Lichtkultur international etablieren können. Neu in diesem Jahr ist der Workshop »skyline@nite«, der Architekturfotografie, Informationen zur Energieeffizienz sowie das Erleben der Stadt bei Nacht kombiniert. Programm und Informationen unter: www.luminale.de. ¥ www.light-building.com

Services

Datum: 30. März – 04. April 2014 Ort: Messegelände Frankfurt am Main Öffnungszeiten: 30. März – 03. April 2014; 9 –18 Uhr 04. April 2014; 9 – 17 Uhr Eintrittspreise: Tageskarte Vorverkauf 15 €/ Kasse 17 € Dauerkarte Vorverkauf 32 €/ Kasse 37 € Ermäßigte Tageskarte 10 €, nur Tageskasse Online-Tickets unter www.light-building.com inkl. kostenloser Anreise im öffentlichen Nahverkehr im Rhein-Main-Verkehrsverbund (bei Vorabbestellung). Die mobile Orientierungshilfe, der Light + Building Navigator, kann kostenlos im App Store oder im Android Market heruntergeladen werden. Weitere Informationen zur Messe, dem Rahmenprogramm sowie der Luminale unter www.light-building.com Facebook: http://www.facebook.com/light. building Twitter: http://twitter.com/light_building


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Light + Building 2014

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Flexible Pendelleuchte mit schwenkbarem Schirm

Schlichte Eleganz

Mit der Leuchte »Tilt« hat Jjoo Design für den Leuchtenhersteller Nyta eine charaktervolle und flexible Pendelleuchte geschaffen, die einen dreh- beziehungsweise schwenkbaren Leuchtenschirm besitzt. Ohne große Anstrengung lässt sich das offene, weiche Licht intuitiv dorthin bewegen, wo es gewünscht wird. Die Leuchte verteilt das Licht großflächig im Raum oder lenkt es auf das zu beleuchtende Objekt. Der matt lackierte Schirm aus Aluminium und die Schirmführung aus Edelstahl machen Tilt zu einer hochwertigen Erscheinung. Das 2 m lange Textilkabel gibt der Pendelleuchte eine be-

sondere Variabilität, denn es steht in acht unterschiedlichen Farben – Schwarz, Grau, Weiß und Rot sowie Hellgrün, Altrosa, Hellblau und Beige – zur Verfügung. Das ausgewogene Design verleiht der Leuchte einen leichten und schwebenden Eindruck. Als Leuchtmittel können LED-Lampen, Halogenlampen oder Glühbirnen eingesetzt werden. Der Neigungswinkel beträgt maximal 110 ° und der Drehwinkel 360 °.

Für die Ausleuchtung einer Treppe von oben ist »Jessy WL-1 QRB« mit ihrer klaren Form gut geeignet. Die aus weiß lackiertem Aluminium hergestellte Designleuchte hat einen dreh- und schwenkbaren Leuchtenhalter. Dadurch ist eine individuelle Ausrichtung des Lichtkegels möglich. Sie kann sowohl an der Wand als auch an der Decke montiert und mit LED-Leuchtmittel bestückt werden.

¥ Nyta UG � +49 (0)721 4704 4707 www.nyta.eu

¥ Gehrs Marketing GmbH � +49 (0)6441 9027-0 www.arts-of-light.de

Skulpturale Trompeten

Effektiver Funktionalismus

Maximiertes LED-Potenzial

»Nafir« ist neben der Bezeichnung für eine afrikanischen Trompete auch eine außergewöhnliche Leuchtenkollektion, die Karim Rashid für Axo Light kreierte. Als Einzelobjekt oder in Dreiergruppen wird Nafir zu einer Lichtskulptur, die auch im ausgeschalteten Zustand eine extravagante Wirkung besitzt. Sie wird aus weißem spritzgegossenem Kunststoff hergestellt und präsentiert sich in drei dezenten Farbvarianten.

Die deutsche Designmanufaktur Bolichwerke hat sich in ihrer neuesten Kollektion »Ebolicht« dem klassischen Industriedesign verschrieben. Die Leuchten bestechen durch ihre zeitlose Materialität aus Stahlblech und eine hervorragende Verarbeitungsqualität. Diese Rundleuchte sorgt mit runden Lichtaustrittsöffnungen für schlichte Lichteffekte an der Decke. Der eingebaute Reflektor dient zur Streuung des Lichts.

Die Technologie des Herstellers Targetti zielt bei der »CCTLed«-Serie hinsichtlich Leistung und Energieeinsparung auf die Maximierung des LED-Potenzials ab. Die abgebildete Pendelleuchte »CCTLed Pendant« ist mit einem durchsichtigen oder einem metallisiertem Reflektor erhältlich. Sie besitzt einen kompakten Kühlkörper, ein komplett werkzeugloses Anschluss-System und ein bis zu 3,0 m langes Stahlkabel.

¥ Axo Light � +39 041 5845193 www.axolight.it

¥ Bolichwerke KG � +49 (0)7259 800-0 www.bolichwerke.de

¥ Targetti � +39 (0)55 37911 www.targetti.com


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2014 ¥ 3   ∂

Universal Design Healthcare

Weitere Produkte zum Thema Universal Design und Healthcare unter: www.detail.de

Design für alle

Gesundes Licht

Strahlenschutz mit Blei

Der demografische Wandel verändert zunehmend unsere Vorstellungen vom Wohnen, und diese Entwicklung stellt vor allem die Sanitärbranche vor neue und spannende Aufgaben. Die Initiative »Blue Responsibility«, ins Leben gerufen vom VDMA Fachverband Armaturen und dem IndustrieForum Sanitär (IFS), beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie die Digitalisierung im Badezimmer Menschen in allen Lebensphasen unterstützen kann. Die intuitive Bedienung spielt dabei eine große Rolle. Digitale Heizkörper mit integrierter Zeitsteuerung, komfortables Duschen im Liegen oder Stehen oder eine App, die Nachrichten und Wetterlage auf den Badezimmerspiegel projiziert, sollen die täglichen Rituale im Badezimmer angenehm und einfach für alle machen – vom Kind bis zum Senior.

Patienten auf Intensivstationen befinden sich vor oder nach einer Operation oft in einem kritischen Zustand, in dem verschiedene Faktoren den Erfolg der Behandlung beeinflussen. Laute Geräusche, rein funktionale Beleuchtung und soziale Isolation erhöhen das Risiko, in einen schockähnlichen Zustand zu verfallen. Um die emotionale und psychologische Belastung der Intensivpatienten möglichst gering zu halten, hat Philips einen großformatigen LED-Screen entwickelt, der sowohl stimulierendes Tageslicht erzeugen als auch beruhigende Animationen abspielen kann. Die gemeinsam mit dem Architekturbüro Graft konzipierte Lichtdecke mit 15 400 LEDs ist leicht abgehängt und zum Fußende hin in Richtung des Patienten gewölbt. Sie füllt somit das komplette Blickfeld aus, was den Eindruck erzeugt, dass sich bei einer individuellen Anpassung der Lichtstimmung die gesamte räumliche Umgebung ändert.

Eine planerische und architektonische Herausforderung stellte für die Architekten der Planungsgesellschaft Röder mbH, Losheim am See/Trier, die Einrichtung einer neuen nuklearmedizinische Pflegestation im bestehenden Gebäude des Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Trier dar. Die richtigen Bedingungen fand man im obersten Stockwerk, einem Bereich, der zuvor HNO-medizinisch genutzt worden war. Der Vorteil: Da sich radioaktive Strahlung stets geradlinig ausbreitet und sich nicht reflektieren lässt, konnte so auf eine Abschirmung der Außenwände und der Decke verzichtet werden. Zur Abschirmung der Strahlung fiel die Wahl auf Blei. Da das Stockwerk ein Aufbau auf dem vormaligen Dach des Klinikums ist und dieses für hohe Schneelasten ausgelegt war, kann es als Boden der Pflegestation das Gewicht der Bleielemente tragen.

Hinter Blue Responsibility – Nachhaltige Sanitärlösungen stehen derzeit 24 Markenhersteller: Berluto, Burgbad, Dornbracht, Duravit, Franke Aquarotter, Gampper, Geberit, Grünbeck, Heimeier, Honeywell, Ideal Standard, Kaldewei, Kemper, Keramag, Keuco, Kludi, Mepa, Neoperl, Oventrop, Sam, Sasserath, Schell, Viega und Villeroy & Boch. www.bewegung-im-bad.net www.blue-responsibility.com

Der Prototyp ist seit Herbst 2013 in zwei Räumen einer Intensivstation der Charité Berlin im Einsatz. Eine spezielle Programmierung, entwickelt vom Gestaltungsstudio ART+COM, steuert den Screen so, dass der Patient eine auf ihn abgestimmte Licht- und Stimmungssituation erhält. Der behandelnde Arzt gibt dazu auf einer Tablet-Oberfläche Parameter zum aktuellen Gesundheitszustand ein. Neben den RGB-LEDs sind in der Deckeninstallation auch Hochleistungsleuchtdioden mit warm- und kaltweißer Lichtfarbe integriert. Sie sind in der Lage, Beleuchtungsstärken von über 20 000 Lux zu erzeugen, vergleichbar mit dem Licht unter freiem Himmel im Sommer. Der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus des Patienten wird unterstützt und der gesunde Schlaf gefördert. Das kann sich unter anderem vorbeugend auf akute Bewusstseinsstörungen, sogenannte Delirien, auswirken.

Innerhalb des strahlengeschützten Bereiches umfasst die neue Pflegestation fünf Patientenzimmer mit jeweils zwei Betten, einen Behandlungsraum und einen Aufenthaltsraum. Ziel war es, die Strahlenschutzmaßnahmen so einfach wie möglich zu halten. Dies gelang mit den Bleiprofilen von Röhr + Stolberg, die sich, versehen mit Nut und Feder, stapeln oder als Bodenplatten ineinander schieben lassen. So entstand eine lückenlose Schutzhülle am Boden sowie in Form von 2,20 m hohen Wänden. Die Dicke der Bleiabschirmung beträgt bis zu 46 mm. Die Dicken der Wände ließen sich nach Bedarf anpassen. Zwischen den Patientenzimmern sind sie besonders massiv, um eine gegenseitige Verstrahlung zu verhindern. Darüber hinaus konnten die Wände so angeordnet werden, dass an den Zugängen wenig Strahlung auftritt. Komplexe Türabschirmungen waren nicht notwendig, es mussten lediglich Türen mit dünnem Bleikern zum Einsatz kommen.

¥ Philips GmbH � +49 (0)40 2899-0 www.philips.de

¥ Röhr + Stolberg GmbH � +49 (0)2151 5892-0 www.roehr-stolberg.de


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research

DETAIL research ist eine Vermittlungsplattform, die Entwicklungsfragen und Szenarien zur Zukunft des Bauens betrachtet. Im Netzwerk von DETAIL research tauschen sich Architekten und Beteiligte aus Industrie, universitärer Forschung und Politik persönlich aus. DETAIL research sammelt, strukturiert, bewertet und vermittelt die Ergebnisse medienübergreifend.

detail.de/research

3+ – Oscar Zieta entwickelt multifunktionales Halbzeug auf digitaler Basis Der polnische Designer Oskar Zieta ist ein echter Metal-Freak, Schwermetalle sind seine Sache jedoch nicht. Oskar Zieta nennt sich Prozessdesigner, und ihn interessiert es vor allem, Metall leichter zu machen. Vor ein paar Jahren kam er mit der revolutionären FiDUTechnologie auf den Markt, seitdem sind seine PLOPP-Hocker in jedem Museumsshop zu finden. Zur imm cologne 2014 zeigte er die neue Technologie 3+, die zunächst viel weniger spektakulär wirkt als das »Aufblasen« von Metall, das er an der ETH Zürich mit FiDU vorgemacht hatte. Das Besondere an 3+ ist nämlich – ein Nichts. Zumindest fast. Wir trafen Oskar Zieta in Köln und sprachen mit ihm über Superstudio, Legosteine und die Geschichte von 3+. Mit Metall beschäftigt sich Zieta bereits seit 2002, als er an der ETH Zürich gemeinsam mit Professor Ludger Hovestad und Philipp Dohmen zur Stabilisierung dünner Metallplatten forschte. Die digital initiierte Verformung der Platten, bei der CNC-Geräte eingesetzt werden, führte zu zahlreichen experimentellen Konstruktionen wie dem SXM-Pavillon oder dem 7-Days-Pavillon. 2007 entwickelte Zieta erstmals einen Stuhl aus drei dünnen, gefalteten Metallplatten mit dreidimensionaler Punktierung, der bereits die 3+ Technologie vorwegnahm. Die Weiterentwicklung dieser Technologie zur Marktreife präsentierte Zieta nun erstmals in Köln als eigene Kollektion.

3+ ist also kein neues Möbel, es ist kein fertiges Produkt, es ist eher ein Halbzeug, aber im Grunde ist es eine neue Technik kombiniert mit einem bekannten Material: Metall. Die Idee ist einfach: Zwei dünne Metallplatten – jede für sich genommen von eher schwächlicher Kondition und daher ziemlich unstabil – werden so miteinander verbunden, dass sie ein steifes Sandwichpaneel ergeben. Der Clou ist die Verbindung der Elemente: Sie erfolgt mithilfe eines kreisrunden Lochs, das zunächst per CNC-Technologie in die Platten gestanzt und danach kegelförmig herausgehoben wird. Zwei Platten zusammengesetzt, ergeben ein Paneel. Dabei können die Abstände der Stanzpunkte zu einander variieren, die Raster können eher weitmaschig oder auch enger sein, auch die eingesetzten Metallplatten unterscheiden sich in ihrer Anmutung. Gestaltet wurde von Zieta zunächst nur die Kegelgeometrie mit dem Loch. Was sich aus dem Sandwichpaneel für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten – von der Fassadenplatte bis zum Couchtisch – ergeben, kann der Verbraucher selbst bestimmen. Hier lassen sich phantastische Assoziationen herstellen: »Superstudios und Archizooms utopische Entwürfe! Das Infinite Monument mit seiner radikalen Rasterstuktur!«, fällt uns dazu ein, »Das von Kitsch und Zwängen befreite Design der 1960er Jahre, das sich als endlose rationalistische Struktur

über die ganze Welt erstrecken sollte ...« Zieta nickt zustimmend, verrät aber auch gleich, dass er sich bei der Konzeption von 3+ eher von Lego-Bausteinen hat inspirieren lassen. Und von den Meccano-Konstruktionsspielzeugen, die vor über 100 Jahren in England erfunden wurden. Deshalb hat er es natürlich auch nicht bei der Platte bewenden lassen. Um die Fantasie seiner zukünftigen 3+-Kunden anzuregen, und um selbst herauszufinden, was man damit alles machen kann, hat er zahlreiche Möbel aus den Platten entworfen und Zusatztools dafür entwickelt. Angefangen von Schraubelementen, die man braucht, um die Paneele untereinander zu verbinden, gibt es zum Beispiel Varianten von Tischbeinen: aus Holz, Metall oder 3+Paneel. Hinzu kommen Haken, kleine Boxen, Auflagen – aus Filz, Metall oder PVC – und Türen. Doch das war es auch schon. Wie bei seinen Vorbildern aus Dänemark und England soll der Verbraucher auch noch selbst kreativ werden können. Die Zielgruppe hat Zieta dabei genau im Blick: Er denkt an den urbanen Nomaden, dessen Möbel sich unterschiedlichen Wohnsituationen und Funktionen anpassen müssen, der an Langlebigkeit eher interessiert ist als an günstigen Modeprodukten. Und der findet, dass man den Spaß am Schrauben auch den Möbeln ansehen darf. CV


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Metal Scapes zur inkrementellen Blechverformung den Höhenlinien eines topografischen Landschaftsmodells, weshalb der Titel Metal Scapes diese Technik sehr gut beschreibt.

Im letzten Sommer war das Projekt in Berlin zu sehen, nun zeigten die Studenten der FH Potsdam ihr Projekt »Metal Scapes« einem internationalen Publikum auf der imm cologne 2014. Metal Scapes sind ein angewandtes Forschungsprojekt des Studiengangs Produktdesign in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz. Betreut wurde das Projekt von Hermann Weizenegger (FH Potsdam) und Jörg Höltje (Studio Hausen).

Die Studenten haben sechs verschiedene Projekte zum Umgang mit der neuen Technik entwickelt. Zum Einsatz kam jeweils ultraleichtes Aluminiumblech. Datatrophy ist ein Pokal, dessen Form aus den individuellen Daten eines sportlichen Wettkampfs generiert wird (Stefan Aufrichter, Robin Hohn, Tilo Krüger, Stephan Schmidt). Bei Smart Shaped kann eine Blechform doppelt genutzt, da unterschiedlich weit befüllt werden: Das spätere Produkt ist als Tisch oder als Hocker einsetzbar (Grischa Guzinski, Jonas Hagenbusch, Robert Vogel). Polylight beschreibt einen aus verschiedenen Polygonen gefalteten Reflektorschirm (Heiko Rintelen, Hendrike Roers). Besonders sinnfällig erschient der Einsatz der Technik bei dem Projekt Closer: Hier transformiert die Studentin Jana Marlene Lippert am Körper eines Patienten gescannte Daten über ein Computermodell auf eine dem Körper angepasste Prothese, die dank des hochglänzenden Metalls zum Schmuckstück wird. Andre Diekneite und Julia Oberndörfer entwickeln mit Rohform eine Kooperationsplattform zwischen Hightech und Handwerk. Und mit Sibu zeigen Max Woscyna und Bernadette Wüchner die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Technologie – vom Schaukelsitz bis zur Fassadenplatte. CV

Geforscht wurde bei Metal Scapes zu Anwendungsmöglichkeiten des »inkrementellen Blechumformens«. Bei dieser neuen Technik geht es um die Herstellung komplexer Geometrien aus Blech. Wie bei den meisten digital gesteuerten Anwendungen, den CNC-Technologien, spielt hier die Produktion von kleinen Stückzahlen eine wichtige Rolle. Für die Herstellung großer Stückzahlen in der Massenproduktion sind solche Technologien weniger geeignet, da sich in diesem Fall das Herstellen von industriellen Formen – sogenannten Werkzeugen – lohnt, wie sie beispielsweise beim Tiefziehen zum Einsatz kommen. Beim »inkrementellen Blechumformen« wird das Blech in kleinen Schritten verformt: inkrementell bedeutet »stufenweise«. Stück für Stück drückt sich ein kleiner runder Metallkopf in das zu verformende Blech und fährt immer wieder und immer weiter den Linien nach, die das gewünschte Volumen nachzeichnen: Wie bei

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Fotos auf dieser Seite: 1 Metal Scapes, Projekt Sibu 2 Metal Scapes, Projekt Rohform 3 Metal Scapes, Projekt Closerr 4 Metal Scapes, Projekt Smart Shaped

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Partner von DETAIL research:

Förderer und wissenschaftliche Partner:

ETH Zürich: Professur für Architektur und Digitale Fabrikation ETH Zürich: Professur für Computer-Aided Architectural Design Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg: Lehrgebiet Konstruktion und Technik HAWK Hildesheim: Institute International Trendscouting Technische Universität Braunschweig: Institut für Gebäude- und Solartechnik Technische Universität Dortmund: Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung Technische Universität Dresden: Institut für Bauinformatik CIB Technische Universität Graz: Institut für Architektur-Technologie Technische Universität München: Fakultät für Architektur Universität Stuttgart: Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren

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Vorschau DETAIL 4 /2014

Treppen, Rampen, Aufzüge Treppen leisten weit mehr als die bloße Verknüpfung von Geschossen. Als vertikale Elemente der Architektur bieten sie die Möglichkeit, Räume spannungsvoll zu inszenieren und die dritte Dimension zu betonen. Für die neue UNVerwaltung in Kopenhagen z. B. hat das Büro 3XN eine schwarze Treppenskulptur entworfen, die mit ihrer dynamischen Form Blickfang des sechsgeschossigen ­Foyers ist und gleichzeitig die sternförmig angeordneten Gebäuderiegel zusammenbindet. Auch in anderen Bauten des dänischen Architekturbüros spielen Treppen eine bedeutende Rolle – nicht zuletzt, weil sie zur Kommunikation ­einladen, wie Kim Herforth Nielsen im ­Interview erläutert. Diesen Gedanken greift auch die Architektin Angela Fritsch bei ihrer Internationalen Schule auf: Die breite ­Freitreppe bildet nicht nur das Zentrum des Gebäudes, sondern bietet auch Sitzstufen, die die Schüler in den Pausen oder bei Veranstaltungen nutzen. Vertical lines of access provide exciting scope for three-­ dimensional design. In the UN City scheme in Copenhagen, the Danish 3XN office has created a dynamic staircase sculpture in the six-storey foyer. Staircases encourage communication – an idea pursued by Angela Fritsch in her International School. Here, a broad free-standing staircase at the heart of the building provides tiers of seating for the pupils.


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Fotonachweis / Impressum Fotonachweis Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, sind Architektenaufnahmen, Werkfotos oder stammen aus dem Archiv DETAIL. Seite 132, 197–202, 204 oben: Julien Lanoo, F–Comines Seite 133, 135, 138 rechts: Andrea Helbling, Arazebra, CH – Zürich Seite 134: Peter Tillessen, CH – Zürich Seite 136: Ana Hernández Pérez Seite 138 links: Giuseppe, Micciché, CH – Zürich Seite 141, 142: Ossip van Duivenbode, NL – Rotterdam Seite 144: Simon Menges, D – Berlin Seite 146 links Iwan Baan, NL–Amsterdam Seite 146 rechts: Olja Triaška Stefanovič, SK–Bratislava Seite 148 oben links: Fernando Guerra, P – Lissabon Seite 148 Erstes von oben rechts: Sergio Grazia, F – Paris Seite 148 Zweites von oben rechts: Sebastian Berger, D – Stuttgart Seite 148 Drittes von oben rechts: June Young Lim, ROK–Seoul Seite 148 Viertes von oben rechts: Eiji Tomita Seite 149, 168 –170: Tomaž Gregorič, SLO – Ljubljana Seite 150: Ruedi Walti, CH – Basel Seite 151, 153: Roger Frei, CH – Zürich Seite 152 oben: Walter Mair, CH – Basel Seite 152 unten: Hannes Henz, CH – Zürich Seite 154 oben: Margherita Spiluttini, A – Wien Seite 154 unten: Heinrich Helfenstein, CH – Zürich Seite 155: Roland Halbe, D – Stuttgart Seite 156–158: Roland Bernath, CH – Zürich Seite 159–161: Andrew Alberts, D – Berlin Seite 162–164: Jiri Havran, N – Oslo Seite 165–167: Radek Brunecky, CH – Zürich Seite 171, 173: Jan Bitter, D – Berlin Seite 172: Elke Stamm, D – Berlin Seite 174, 176, 177 oben, 207: Mikkel Frost, DK–Kopenhagen Seite 177 Mitte, 177 unten: Artur Ajzenman, ProPlan Seite 178 –180: Andrea Martiradonna, I–Mailand Seite 183, 185, 193: Christian Schittich, D – München Seite 186, 188, 190: Florian Holzherr, D – München

Seite 191, 192, 261 links: Michael Spakowski, D – Lichtenau Seite 194: Ingenieurbüro Grewolls, D – Ulm Seite 195: AWD Ingenieure, D – Köln Seite 204 Mitte: Katrin Arfmann, D – Hamburg Seite 204 unten: Thomas Margaretha, D – München Seite 208 oben, 208 unten links, 208 unten Mitte: Pietro Sutera /Messe Frankfurt Exhibition Seite 208 unten rechts: Jochen Günther/ Messe Frankfurt Exhibition Seite 212 oben links: Christoph Bauer, D – Ammerbuch Seite 212 oben Mitte, 212 oben rechts, 212 unten: Frank Ockert/Nimbus Group Seite 218 oben links: Ulrich Beuttenmüller/Gira Seite 217 unten links: Loris Pignoletti, USA – New York Seite 220 oben, unten links: HD-Wahl, Christan Gahl, D –Berlin Seite 220 unten rechts: Ebener GmbH, Jörg Seiler, D– Köln Seite 225 oben: Toni Ott, D–Landshut Seite 221: Bohumil Kostohryz /Schüco Seite 222: Martin Duckek, D – Ulm Seite 223: BCT Architekt, D – Hamburg Seite 226: Grotz-Beckert KG, D –Albstadt Seite 227: Hans-Georg Merkel / Burkhard Architekten Seite 228 oben: Andreas Reinink / zucker-fuers-auge.de Seite 228 unten Mitte: Wolfgang Croce/Prefa GmbH Seite 229: Dr. Krekeler Generalplaner, D – Brandenburg Seite 230 oben links: Dirk Wilhelmy, D – Stuttgart Seite 233 oben: Jeffrey Totaro /Schott USA Seite 235 oben Mitte: Christian Ohde, D – Hamburg Seite 238 rechts: Christian Rose Seite 246 –248: Zooey Braun, D – Stuttgart Seite 261 rechts: Benoit Linero, F– Paris Seite 264 oben: Leonardo Finotti, BR –São Paolo Seite 264 Mitte: Taufik Kenan, D –Berlin Seite 264 unten: Adam Mørk, DK – Kopenhagen

Rubrikeinführende s/w-Aufnahmen/Vorschau Seite  133: Siedlung mit Alterswohnungen und Kinderkrippe in Zürich Architekten: pool Architekten, CH–Zürich Seite  141: Hochhauskomplex »De Rotterdam« an der Maas Architekten: OMA, NL–Rotterdam Seite  149: Studentenwohnheim in Paris Architekten: OFIS Arhitekti, SLO–Ljubljana Seite  183: Wohnhochhaus in München Architekten: Hierl Architekten, D–München Seite  207: Wohnanlage in Aarhus Architekten: JDS Architects, DK–Kopenhagen Seite 264 oben: Weingut in Bargino Architekten: Archea Associati, I–Florenz Seite 264 Mitte: Schule in Seeheim-Jugenheim Architekten: Angela Fritsch Architekten, D–Seeheim-Jugenheim Seite 264 unten: UN-Verwaltung in Kopenhagen Architekten: 3XN, DK–Kopenhagen

∂ Zeitschrift für Architektur + Baudetail Verlag: Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Hackerbrücke 6, 80335 München Tel. (089) 38 16 20-0, Fax (089) 38 16 20-66 Internet: http:// www.detail.de Postanschrift: Postfach 20 10 54, 80010 München

DETAIL erscheint 10≈ jährlich am 28. Dezember / 3. März / 1. April / 2. Mai / 2. Juni / 15. Juli / 1. September/ 1. Oktober / 3. November / 1. Dezember/ im Mai + November zusätzlich DETAILGreen als Sonderhefte. Bezugspreise: Abonnement 12 Hefte inkl. 2 Hefte DETAIL-Konzept, inkl. 2 Sonderhefte DETAILGreen: Inland: € 172,– Ausland: € 172,– / CHF 251,– / £ 114,– / US$ 224,–

Persönlich haftende Gesellschafterin: Institut für internationale ArchitekturDokumentation Verwaltungs-GmbH, München, eine 100 %-ige Tochter der ATEC Business Information GmbH. Kommanditistin (100 %): ATEC Business Information GmbH, München.

Für Studierende: Inland: € 91,– Ausland: € 91,– / CHF 137,– / £ 64,– / US$ 119,–

Verlagsleitung: Meike Weber

Ausland zzgl. MWSt, falls zutreffend

Redaktion DETAIL: (Anschrift wie Verlag, Telefon Durchwahl -84, E-Mail: redaktion@detail.de):

Alle Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten. Abonnements sind 6 Wochen vor Ablauf kündbar.

Christian Schittich (Chefredakteur, V. i. S. d. P.), Sabine Drey, Andreas Gabriel, Frank Kaltenbach, Julia Liese, Michaela Linder, Thomas Madlener, Peter Popp ­(Online), Maria Remter, ­Jakob Schoof, Edith Walter, Heide Wessely Freie Mitarbeit: Sophie Karst, Emilia Margaretha, Eva Schönbrunner Marion Griese, Emese M. Köszegi, ­Simon Kramer Freie Mitarbeit: Dejanira Ornelas Bitterer, Ralph Donhauser, ­ Martin Hämmel (Zeichnungen) Peter Green, Mark Kammerbauer (Übersetzungen engl.), Xavier Bélorgey (Übersetzungen franz.), George Frazzica, Rossella Mombelli (Übersetzungen ital.) Redaktion DETAIL transfer: Meike Weber (V. i. S. d. P.), Tim Westphal (Leitung), Patricia Beck, Zorica Funk, Thomas Greiser, Katja Pfeiffer, Katja Reich, ­Dijane Slavic, Cordula Vielhauer, ­Hildegard Wänger, Kathrin Wieblishauser (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0 Herstellung /DTP: Peter Gensmantel (Leitung), Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler, Simone Soesters Vertriebsservice: (Abonnementverwaltung und Adressänderungen) Vertriebsunion Meynen, Große Hub 10, 65344 Eltville Tel. (0 61 23) 92 38-211, Fax: -212 E-Mail: detailabo@vertriebsunion.de Marketing und Vertrieb: Claudia Langert (Leitung) Irene Schweiger (Vertrieb) Tel. (089) 38 16 20-37 Ariadna Zorca (Marketing) Tel. (089) 38 16 20-14 (Anschrift wie Verlag) Auslieferung an den Handel: VU Verlagsunion KG Postfach 5707, 65047 Wiesbaden Anzeigen: Thomas Perskowitz (Leitung, V. i. S. d. P.), DW -48 Claudia Wach, DW -24 (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0

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DETAIL Einzelheft: € 18,– /  CHF 28,– / £ 13,– / US$ 23,50 DETAILGreen Einzelheft: € 14,50 / CHF 25,– / £ 10,– / US$ 19,50

Konto für Abonnementzahlungen: Deutsche Bank München BLZ 700 700 10 · Konto 193 180 700 IBAN: DE24700700100193180700 SWIFT: DEUTDEMM Alle Rechte vorbehalten. Für unverlangte Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Nachdruck nur mit Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit aller Beiträge wird keine ­Gewähr übernommen. Repro: Martin Härtl OHG Kistlerhofstraße 70, 81379 München Druck: Sachsendruck Plauen GmbH Paul-Schneider-Straße 12, 08525 Plauen Bei Nichtbelieferung ohne Verschulden des Verlages oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 46 Verbreitete Auflage IV. Quartal 2013: 21 406 Exemplare + 2301 Exemplare aus früheren ­Berichtszeiträumen

@ Dieses Heft ist auf chlorfrei­gebleichtem Papier gedruckt. Die Beiträge in DETAIL sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung dieser Beiträge oder von Teilen davon (z. B. Zeichnungen) sind auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.


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