Architects for Future:
Ziele und Errungenschaften
Aims and Achievements
BOB-Campus in Wuppertal: Bauen für die Nachbarschaft Building for Neighbourhoods
Architects for Future:
Ziele und Errungenschaften
Aims and Achievements
BOB-Campus in Wuppertal: Bauen für die Nachbarschaft Building for Neighbourhoods
Als Referenten begrüßen wir unter anderem
Moderation
JETZT ANMELDEN
Bis 2050 will die EU die Klimaneutralität erreicht haben. Und sch deutsche Gebäudebestand nahezu klimaneutral sein. Diese Ziele haben zweierlei gemeinsam: Sie sind ambitioniert – und vermeintlich noch weit entfernt. Ein Trugschluss, natürlich, angesichts der langen Investitionszyklen im Gebäudebereich. Die Weichen in Richtung Klimaneutralität müssen lange im Voraus gestellt werden –hier und heute, jeden Tag aufs Neue. Wie das gelingen kann, diskutieren wir beim KlimaForum von Detail in Berlin mit Werkvorträgen und Expertinnengesprächen. 2 ne utr a l ?
Esther Stevelink, GAAGA
Hybrid-Veranstaltung on 2045 soll der
Paul Schmidt, ATELIER SCHMIDT GMBH
Felix Waechter, WAECHTER + WAECHTER ARCHITEKTEN
Jakob Schoof (stellvertr. Chefredakteur DETAIL, München) und Tim Westphal (Fachjournalist Digital&Bauen, Berlin)
06. Juni 2024, 14:30 – 19.00 Uhr, anschließendes Get-together Change Hub Berlin (Hardenbergstraße 32, 10623 Berlin) und online
detail.de/klimaforum-berlin
Nachhaltigkeit hat viele Facetten, die alle dem Ziel der Dekarbonisierung verpflichtet sind. Bauen im Bestand sowie die Reduktion grauer Energie sind wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Klimaneutralität. Der Umgang mit Ressourcen und der reduzierte Energieverbrauch im Betrieb von Gebäuden mit langem Lebenszyklus sind ebenso maßgeblich. Wie ist das Haus gedämmt? Wie werden seine Räume gekühlt? In der Diskussion zur Projektauswahl für diese Ausgabe haben wir uns gefragt, welche der vielen Ansätze zur Dekarbonisierung wir berücksichtigen sollen. Denn sie weisen in unterschiedliche Richtungen und sind teils sogar konträr. Wir haben uns entschieden, ohne ideologische Brille zu entscheiden und deshalb neben urbanen Holzbauten und Bestandserweiterungen auch einen Betonbau und ein Ferienhaus im Grünen aufgenommen. Können Betonbauten etwas beitragen?
Weg
Aus Holz und Stroh gebaut: Das kleine Haus in den Vogesen von Studiolada steht auf Granitblöcken, um den Eingriff in die Natur zu minimieren (Seite 28).
Wood and straw: Studiolada’s compact dwelling is raised on granite blocks to minimize its impact on the natural surroundings (page 26).
Kann ein Einfamilienhaus auf der grünen Wiese klimagerecht sein?
Unser Hauptteil zeigt Ihnen Wohnbauten in Barcelona und in Eindhoven mit Lowtech-Lösungen und kreislaufgerechter Konstruktion. Der Schulneubau von Dietrich Untertrifaller im französischen Département Lot produziert mehr Energie als er verbraucht. Und der Bob-Campus in Wuppertal nutzt eine ortsspezifische Ressource: den Bestand. In ihrem Technikbeitrag blickt Claudia Siegele kritisch auf die Klimabilanz von Beton. Das Bürogebäude von Studio Sozia zeigt wiederum, welche Qualitäten das mineralische Baumaterial für lange Lebenszyklen und flexibel umnutzbare Räume hat.
Es gibt viele Ansätze, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Wir zeigen in unserer Juni-Ausgabe sechs Projekte, die dazu einen Beitrag leisten und recht unterschiedliche Wege gehen.
Sustainability encompasses various practices, all aimed at reducing carbon emissions. Adaptive reuse of buildings and minimizing embodied energy (grey energy) are crucial for achieving climate neutrality. Equally vital measures are the efficient use of resources and reducing operational energy consumption in buildings designed for long-term use: How is the building insulated? How are its rooms cooled?
In selecting projects for this issue, we considered which of the many decarbonization strategies to feature, given their diverse and sometimes conflicting directions. Can a standalone house on
undeveloped land be eco-friendly? Can concrete buildings contribute positively to sustainability? Choosing to move beyond a restrictive mindset, we feature not only urban timber constructions and adaptive reuse with building extensions but also a concrete building and a vacation home in a field.
In our main section, you’ll find two apartment buildings in Barcelona and Eindhoven that employ low-tech solutions and circular construction. In Lot, France, a new school building by Dietrich Untertrifaller generates more energy than it consumes. And the BOB Campus in Wuppertal leverages a site-specific
resource for sustainability: existing structures. In our Technology feature, Claudia Siegele examines the carbon footprint of concrete. Meanwhile, the office building by Studio Sozia demonstrates the advantages of this mineral-based building material for long lifecycles and flexible-use spaces. Numerous strategies can reduce a building’s environmental impact. With this June issue, we spotlight six diverse projects that are taking steps towards a climate-neutral future in very different ways.
Sandra Hofmeister zeditors@detail.de
8 Klima-Interview Luisa Ropelato Bauwende jetzt!
Climate Interview Luisa Ropelato Transform Construction Now!
Oliver Tessmann 14 Research Stahlbetonbauteile wiederverwenden
Reusing Reinforced Concrete Components
Valentina Grossmann 20 Farbkonzepte Colour Concepts
22 Velux Architektur-Wettbewerb 2024/25, Neuerscheinungen
Velux Architecture Award 2024/25, New Publications
Beim sozialen Wohnungsbau in Barcelona von DataAE sorgen Freibereiche vor den Wohnungen für ein angenehmes Klima –im Sommer wie im Winter.
In this social housing block in Barcelona by DataAE, the outdoor spaces before the apartments ensure a comfortable indoor climate – in both summer and winter.
Inga Schaefer 94 Lösungen für eine klimaresiliente Stadt Solutions for a Climate-Resilient
Building
Das Grand Palais in Paris wird in diesem Jahr zum spektakulären Schauplatz der Fecht- und Taekwondo-Wettkämpfe der Olympischen und Paralympischen Spiele.
The Grand Palais in Paris will host the fencing and taekwondo events of the Olympics and Paralympics this year, offering a stunning backdrop for the competitions.
28 Ferienhaus in den Vogesen (FR) Holiday Home in the Vosges (FR) Studiolada
36 BOB-Campus in Wuppertal (DE) raumwerk.architekten
46 47 Sozialwohnungen in Barcelona (ES)
47 Council Apartments in Barcelona (ES)
dataAE + Narch + Maira Arquitectes
56 Wohnungsbau Het Bosbad in Eindhoven (NL)
Het Bosbad Housing in Eindhoven (NL)
GAAGA
64 Bürohaus mit Wohnoption im Breisgau (DE)
Office Building with Housing Option in Breisgau (DE)
Studio Sozia
70 Collège d’Orlinde in Bretenoux (FR)
Dietrich Untertrifaller
Technik
Technology
Claudia Siegele
80 Neuartige Betone
New Types of Concrete
Für den Bau des Ferienhauses in den Vogesen verwendeten die Architekten von Studiolada Holz und Stroh, das aus der Umgebung stammt.
The architects of Studiolada utlized locally sourced timber and straw in their design for a vacation home in the Vosges.
Ergänzende Fotos, Pläne, Projekte und Podcasts zu dieser Ausgabe haben wir auf unserer Website für Sie zusammengestellt.
We compiled more photos, plans, projects, and podcasts to complement the articles in this issue for you online.
raumwerk.architekten
Tragwerksplanung
Structural engineering: bau|werk Ingenieurbüro
TGA-Planung Services engineering: TBP Köln
Bauphysik Building physics: Energiebüro vom Stein
Lageplan Maßstab 1:2500
1 Wohnhaus
2 Shedhallen mit Bürolofts
3 Fabrik
Site plan scale 1:2500
1 Residential building
2 Shed halls with office lofts
3 Factory
Von Osten nach Westen fällt das Gelände steil ab. Dass die komplette Anlage insgesamt sieben Geschosse überwindet, sieht man von der Straße aus jedoch nicht.
From east to west, the site slopes steeply. The entire facility bridges a height difference of seven storeys. However, viewed from the street level, this fact hardly becomes apparent.
Bestand reaktivieren ist die Königsdisziplin des nachhaltigen Bauens, denn sie schont Ressourcen am meisten. Wenn dazu noch aus einer verwahrlosten Industrieanlage in einem Brennpunktviertel ein belebtes Kleinquartier für die Nachbarschaft entsteht – umso besser. Einen maßgeblichen Beitrag für die Verwandlung der ehemaligen Textilfabrik im Bezirk Oberbarmen leistete die Montag Stiftung Urbane Räume, die mit ihrem Entwicklungskonzept Maßstäbe setzt. Gemeinwohl bauen, so ihr Tenor. Doch wie gelingt das? Für eine chancengerechte Stadtteilentwicklung investiert die Stiftung nicht nur Geld, sondern setzt auch auf die frühzeitige Beteiligung der Nutzer. Bereits während der Machbarkeitsstudie, die Raumwerk Architekten durchführten, wurden Nachbarschaftsvertreter eingebunden. In Workshops arbeiteten sie am Programm mit und sind heute, nach der Inbetriebnahme des BOB-Campus, Ansprechpartner für die Menschen im Viertel.
The reuse of existing buildings is a central aim of sustainable construction, since it is the most effective way of conserving resources. It is all the more beneficial when a derelict industrial site in a district affected by social deprivation is transformed into a vivid neighbourhood. The Montag Urban Spaces Foundation, which supports building public welfare, substantially contributed to the transformation of the former textile factory in the district of Oberbarmen by proposing a standard-setting development concept. The foundation offers funding for equal opportunity urban development where the participation of users begins early on. Raumwerk Architekten were responsible for the feasibility study. During its creation, neighbourhood representatives were invited to contribute. They cooperated in the development of the program and continue to serve as neighbourhood interlocutors. On 6300 m 2 the BOBCampus offers room for living, working, learning and commu-
Baujahr Bestand
Completion existing building 1890–1973
Fertigstellung
Sanierung
Completion refurbishment
2022
Gross floor area
8100 m 2
Usable floor area
6300 m 2
Baukosten
Construction costs
9,1 Mio €
U-Werte W/m 2K
U values
— Fassade 0,11
Facade
Fenster 1,3
Windows
Dach 0,16
Roof
Bodenplatte 2,5
gegen
Erdreich
Floor to subsoil
Photovoltaikanlage
Photovoltaic array — Fläche
Area
142 m²
— Leistung
Power output 29,6 kWp
— Stromertrag Electricity yield 856 kWh/a
Heiztechnik
Heating technology
Fernwärme
District heating
Primärenergiebedarf
Primary energy demand
300 kWh/m 2a
CO 2-Emissionen
CO 2 emissions 19,57 kg/m 2a
Die Gewerbe- und Büroetage mit zentralem Konferenzraum ist in Ebene 2 angeordnet. Zugänglich ist sie über den offenen Treppenturm, der an der Nordostecke liegt.
Für sie ist auf 6300 m2 nun Platz zum Wohnen, Arbeiten, Lernen und für die Gemeinschaft. Zwei kernsanierte Gründerzeithäuser beherbergen jetzt elf Wohnungen und einen Gemeinschaftsraum. Die ehemalige Shedhalle, deren filigranes Dachtragwerk erhalten blieb, ist in ein Büroloft verwandelt. Die größte Transformation erfuhr die ehemalige viergeschossige Fabrik, in der neben Kita, Kunsträumen für die benachbarte Realschule, Büros, Bücherei und Quartiersküche auch die Nachbarschaftsetage liegt. Sie ist das Herzstück des Campus. Ebenso wie die Nachbarschaftsterrasse, die sich hinter leuchtend gelbem Streckmetall verbirgt, steht sie allen Menschen aus dem Viertel offen – für unterschiedlichste Aktivitäten. Erforderlich ist lediglich eine Anmeldung.
Weil die Grundrisse der alten Fabrik sehr tief sind, haben die Architekten für die bestmögliche Belichtung eine transluzente Hülle gewählt. Diese eigens für das Projekt entwickelte sogenannte Kollektorfassade dient auch der Klimatisierung.
nity functions. Two Wilhelmian era houses were extensively renovated. Today, they feature eleven apartments including a common area. The shed roof covered hall with its filigree roof structure now serves as an office loft. The former four-storey factory building currently houses a daycare centre, art studios for the neighbouring secondary school, offices, a library and a neighbourhood kitchen, in addition to a shared community level. It is the centre of the campus. Similar to the neighbourhood terrace, enveloped by bright yellow expanded sheet metal panels, it is open to all residents – for a diverse range of functions. Merely advance registration is required.
The floor plans of the old factory are very deep. For this reason, the architects selected a translucent exterior to ensure that daylight can enter in an optimal manner. The so-called collector facade was specifically designed for this project and also serves for purposes of climate control.
Zwischen Polycarbonatplatten und Bestandswänden entsteht eine 20 cm dicke, geschlossene Luftschicht, die von der Sonne erwärmt wird und wiederum die Betonwände temperiert. Eine kleine Lüftungsanlage lässt die Luft horizontal um das Gebäude kreisen: morgens von der Ostseite auf die übrigen Fassadenseiten, gegen Abend von der Westseite aus. Wenn im Frühling die Tage wärmer werden und im Süden schon gekühlt werden soll, kann die solar erwärmte Luft in die unterste Ebene geführt werden, wo die Raumtemperaturen noch niedrig sind. Nur an heißen Tagen wird die Kollektorluft durch Umgebungsluft ersetzt. Wegen des thermischen Auftriebs wird die Luft in der oberen Zone um die Fassade geführt. Eine Lüftungsbrücke verbindet die zwei Seiten einer Brandwand, auf der keine Kollektornutzung zulässig ist. Die Lüftungstechnik, die über Sensoren gesteuert die Luftmassen reguliert, befindet sich auf der Terrasse – dort, wo sich auch die Nachbarschaft trifft. HW
A 20 cm deep layer of air is enclosed between polycarbonate panels and existing walls. Sunlight increases its temperature and heat is transmitted into the concrete walls. A ventilation system serves to move the air around the building: In the morning, air circles from the eastern side to the other facades and in the evening, circulation begins on the western side. In spring, when daytime temperatures rise and cooling is required in the south, the heated air is led into the deepest level, where temperatures are still low. On hot days, collector air is replaced by ambient air. Due to thermal lift, air ascends and circles around the upper facade zone. A ventilation bridge connects the two sides of the firewall, where installing the collector wasn’t permitted. The ventilation technology is monitored by sensors and is located on the terrace – the place where the neighbourhood residents meet. HW
Übersicht Nutzungen
Overview, functions
Übersicht bauliche und energetische Ertüchtigung
Overview, building and energy-efficient retrofit
A Fabrik (ca. 1970) Nachbarschaftsetage, Stadtteilbibliothek, Büros, Gewerbe, Kita, Schule
1 Aufzug + offener Treppenturm Nachbarschaftsterrasse
2 Stahltragwerk (Bestand)
3 Gründach + Photovoltaik
4 Polycarbonatfassade
Factory (ca. 1970) neighbourhood level, district library, offices, commercial spaces, daycare centre, school
5 Pfosten-Riegelfassade
6 Fluchttreppenhaus (Bestand)
7 Kollektorfassade
8 Lüftungsbrücke
9 Dachdeckung (neu) Stahltragwerk (Bestand)
10 Aufzug, Stege
B Shedhalle (ca. 1900) Büroloft Shed roof hall (ca. 1900) office loft
1 Elevator + open staircase tower neighbourhood terrace
2 Steel structure (existing)
3 Green roof + photovoltaics
4 Polycarbonate facade
C Gründerzeithäuser (ca. 1870) Wohnen Wilhelmian era houses (ca. 1870) residential use
5 Mullion transom facade
6 Emergency staircase (existing)
7 Collector facade
8 Ventilation bridge
9 Roofing (new), steel structure (existing)
10 Elevator, footbridges
Nachbarschaftspark
Oben auf der Nachbarschaftsterrasse sowie in der Nachbarunterschiedlichste Aktivitäten statt. Initiatoren sind immer die Bewohner des Viertels.
The neighbourhood terrace on level 5 and the community level offer room for a diverse range of functions. The district residents are the initiators of related activities.
Zurückhaltend fügen sich die neuen Bauteile in die Struktur der alten Industriearchitektur ein. Geschichte und Gegenwart vereinen sich hier zu einem neuen Bild.
The new building parts integrated into the existing industrial architecture display a restrained character. The past and the present are united within a new, shared image of the site.
Studio Sozia
Tragwerksplanung
Mohnke Höss
TGA-Planung Uwe Häberle
Bauphysik
EnerCheck Ingenieurbüro Letsch
Explodierende Grundstückspreise im Einzugsbereich großer Städte können zu kreativen Gebäudelösungen führen. In Breisach am Rhein nahe Freiburg erwarb die Bauherrin einen günstigen Bauplatz im Gewerbegebiet. Studio Sozia errichteten dort ein unkonventionelles Bürogebäude, in dem bereits alle Maßnahmen für eine adaptive Umnutzung getroffen sind: Sollte der heute monofunktionale Flächennutzungsplan später einmal geändert werden, lassen sich die Büroräume auf Ausbauebene mit wenigen Eingriffen zu einer variablen Anzahl an Wohnungen umbauen. Die hohen statischen Anforderungen der Erdbebenzone 2 erforderten eine effiziente und langlebige Tragstruktur aus Stahlbeton, die gleichzeitig maximale Flexibilität in der Nutzung und Zonierung ermöglicht.
Der dreigeschossige Baukörper basiert auf einem Raster von 5 × 5 m. Im Norden sind die Fassaden komplett geschlossen und mit Trapezblech verkleidet. Hier befinden sich alle
Lageplan
Maßstab 1:5000
Funktionsräume. Straßenseitig wird die orthogonale Geometrie von einer außenliegenden Treppe durchbrochen. Sie markiert die Zugänge und erlaubt – zusammen mit dem von außen begehbaren Aufzug – eine flexible Einteilung des Gebäudes in barrierefrei erreichbare Nutzungseinheiten. Auf zwei Dritteln der Gesamtfläche sorgt eine offene Stützenstruktur für maximale Freiheiten bei der Raumaufteilung. Essenzieller Bestandteil für eine potenzielle Wohnnutzung sind die über die gesamte Gebäudebreite verlaufenden Südbalkone, die im Büroalltag als informelle Arbeitsplätze dienen.
Konstruktions- und Ausbauelemente lassen sich bei Bedarf leicht entflechten und umgestalten. Je zwei Fensterelemente sind über Winkelprofile sichtbar an den Stützen und Decken
verschraubt und können einfach und kostengünstig durch Fenster mit Öffnungsflügeln ersetzt werden. Wand- und Deckendurchbrüche für zusätzliche Sanitärbereiche sind mitgeplant, Zu- und Abläufe für die Fußbodenheizung entsprechend abgestimmt. Um die Betriebskosten zu minimieren, wurde der Neubau mit einer Grundwasser-Wärmepumpe ausgestattet. Die relativ konstante Temperatur des Grundwassers führt zu einem ganzjährig hohen Wirkungsgrad und ermöglicht eine passive Kühlung im Sommer. Die Betriebskosten liegen bei 5 % im Vergleich zu einer konventionellen Kühlung. Eine mechanische Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für Frischluft. Der Ertrag der Photovoltaikanlage übersteigt den Gesamtbedarf aus Heizung, Lüftung und Nutzerstrom. Der Überschuss wird momentan noch eingespeist, ein Batteriespeicher ist geplant. Die Kombination der Maßnahmen macht das Bürogebäude zu einem Plusenergiehaus. PP
Grundrisse • Schnitt
Maßstab 1:250, 1:500
1 Eingang
2 Empfang
3 Büro
4 Technik
5 Teeküche
6 Lager
PP
7 Putzraum
8 Terrasse 9 Büro / Besprechung
10 Besprechung
11 Lager / Archiv
12 Balkon
Zukünftige Wohnszenarien
Fertigstellung
2022
835 m 2
612 m 2
Baukosten
1,7 Mio €
U-Werte W/m 2K
Fassade 0,21
Fenster 0,95
Dach 0,16
Bodenplatte 0,31 gegen Erdreich
Durchschnitt 0,43
Photovoltaikanlage
Fläche
130 m²
Leistung
21 kWp
20 500 kWh/a
gemessener Stromverbrauch mit Nutzer-
14 700 kWh/a
Heiztechnik
Grundwasserwärmepumpe
Primärenergiebedarf
84 kWh/m 2a
CO 2-Emissionen
29,6 kg/m 2a
Bei einer Änderung des Flächennutzungsplans lässt sich das Bürogebäude auf Aus-passen. Mit wenigen Eingriffen können auf den drei Etagen bis zu neun Wohneinheiten entstehen.
Das „grüne Haus“ steht am Eingang zu Bremens Alter Neustadt auf einem ehemaligen Parkplatz. Die Gewoba als Bauherr hatte einen Architekturpreis ausgelobt und den Siegerentwurf von Hild und K mit 52 frei finanzierten und geförderten Wohnungen realisiert. Gewerbeflächen mit Gastronomie beleben das Erdgeschoss. Blickfang des Achtgeschossers ist seine Fassade. Graugrün glasierte, vertikal verlegte Klinkerriemchen kontrastieren changierend die ockerfarbenen Fensterprofile. Überdies schützen die Fliesen die Dämmschicht aus Mineralwolle vor Umwelt-
Structure and Colour
Acht Geschosswohnbauten aus den 1960er-Jahren prägen den Starenweg im Norden von Lüdenscheid. Die städtische Gesellschaft Lüdenscheider Wohnstätten ließ die viergeschossigen Riegel mit einer Teildämmung versehen, die die Bauten auch gestalterisch aufwertet. Die Planung der Sanierung leitete der Architekt Sutjahjono Hartani von der Wohnbaugesellschaft. Nach der Fertigstellung zeigen sich die Bauten mit einer Fassade, die durch die Teildämmung mit EPS Prime Dämmplatten 3813 von Brillux fast reliefartig erscheint. Die WDVS-Rahmen legen sich jeweils um ein oder zwei Fenster, zudem wurden die
Eight multi-storey residential buildings from the 1960s characterise Starenweg in the north of Lüdenscheid. Lüdenscheider Wohnstätten had the four-storey blocks partially insulated, which also enhances the design of the buildings. After the renovation, the planning of which was led by the architect Sutjahjono Hartani, the buildings have a facade, which appears almost relief-like due to the partial insulation with EPS Prime insulation boards 3813 from Brillux. ETICS frames surround one or two windows, and the edges of the building are
also insulated. A colour concept by Peter Zoernack emphasises the new structures and gives the blocks a playful appearance. Brillux supported the planning team with bringing together the insulation material, surface coatings and finishes. The upper floors were plastered with suitable silicone-based products. Subtle shades were achieved with Silicone Facade Paint 918, while Evocryl 200 was used to create strong nuances. The base areas are protected with the Rausan KR K1 3523 scratch plaster with an anthracite finish.
einflüssen. Die Architekten haben sich bewusst für das WärmeDämm-Verbundsystem StoTherm Mineral anstelle von Styropor entschieden. Ihre Argumente sind die Ökobilanz und Langlebigkeit von WDVS, trotz der „verbleibenden Schwierigkeiten beim späteren Recycling“. Insbesondere die Ausformulierung mit feinen Versätzen vermeide horizontale Flächen, auf denen sich Wasser sammeln und die Fassade angreifen könnte. Damit, so Hild und K, lässt sich die Attraktivität der Fassade über viele Jahrzehnte hinweg erhalten. Im Vergleich zu einer vorgehängten Konstruktion sei diese Art der Dämmung zudem wesentlich kostengünstiger und der realisierte Wandaufbau flächeneffizient.
The “Green House” is located at the entrance to Bremen’s Alter Neustadt. Gewoba as the client organised an architectural competition and realised the winning design by Hild und K in the form of 52 privately financed and subsidised apartments. Commercial spaces with cafés and restaurants enliven the ground floor. The eyecatching feature of the eightstorey building, however, is its facade. Grey-green glazed, vertically laid clinker brick slips contrast iridescently with the ochrecoloured window profiles. The slips also protect the mineral wool insulating layer from the elements.
The architects deliberately opted for the StoTherm Mineral thermal insulation composite system instead of polystyrene. Their reasons for doing so were the life cycle assessment and the longevity of ETICS, despite the “remaining difficulties in subsequent recycling”. In particular, the inclusion of fine offsets avoids horizontal surfaces where water could collect and damage the facade. According to Hild und K, this means that the attractiveness of the facade can be maintained for many decades. Compared to a curtain wall, this type of insulation is also much more cost-effective.
Gebäudekanten gedämmt. Ein Farbkonzept von Peter Zoernack betont die neuen Strukturen und lässt die Riegel verspielt und farbenfroh wirken. Bei der Herausforderung, Dämmmaterial, Oberflächenbeschichtungen und Schlussanstriche zusammenzubringen, unterstützte Brillux das Planungsteam. Die Obergeschosse wurden mithilfe von geeigneten Produkten auf SiliconBasis verputzt. Dezente Farbtöne ließen sich darauf mit der Silicon-Fassadenfarbe 918 verwirklichen, für kräftige Nuancen kam Evocryl 200 zum Einsatz. Die Sockelbereiche schützt der Kratzputz Rausan KR K1 3523 mit einem Anstrich in Anthrazit.
zbrillux.com
Fineo Hybrid, die Isoliergläser mit integrierter Vakuumglas-Unit von AGC Glass Europe, verbinden Isolierglas- und VakuumglasTechnologie. Der Aufbau gleicht dem eines herkömmlichen Zweifach-Isolierglases, die technischen Werte in puncto Wärme- und Schalldämmung sind dem Hersteller zufolge durch die Vakuumglas-Technologie allerdings deutlich effektiver. Mit einem Ug-Wert von unter 0,5 W/(m2K) dämmen die Gläser besser als kryptongefüllte Dreifach-Isoliergläser. Ihr Aufbau ab 22 mm Dicke bietet einen Schallschutz von Rw = 38 dB Auch hinsichtlich der Tages-
Prax is
Potenziale für eine klimapositive Architektur
Potential for architecture with a positive effect on climate
Stadtklimatische Vorteile durch neue Begrünungskonzepte
greenery concept
Nicole Pfoser (Hg /Ed.), deutsche Ausgabe 2023, English edition 2024
d etail.de/gruene-fassaden detail.de / de en / green-facades
lichttransmission und Wärmedämmung spricht der Hersteller von Spitzenwerten. Durch den filigranen Aufbau der Fenster und Fassaden lässt sich im Gebäudeinneren Raum gewinnen. Die Vakuumverglasungen werden zunehmend auch im Neubau und Projektgeschäft eingesetzt, beispielsweise im Hochhaus Belnine in Brüssel. In der Bautiefe eines Zweifach-Isolierglases wird ein U-Wert von < 0.5 W/(m2K) plus guter Schallschutz erreicht, bei einer gleichzeitig leichteren Fassade. Bei der Entwicklung von speziellen und schlanken Profilen, die wie beim Belnine auf Fineo angepasst sind, arbeitet AGC mit Schüco zusammen.
Fineo Hybrid, the insulating glass
wi t h an i nte g rate d vacuum gl ass unit from AGC Glass Euro p e, c ombines insulating glass and vacuum g lass technolo gy. The c onstruction is similar to that of a c onvent i ona l d ou bl e i nsu l at i ng glass, but according to the man ufacturer, the thermal and acoustic i n su lation i s m u ch more effe ctive t h an k s to t h e vacuum g l ass tec hnolo gy. With an U g val ue of l ess than 0.5 W/(m 2 K), t h e gl ass i ns ulates better than krypton-f illed triple insulating glazing. Its co nstruction, startin g from a thick-
ness of 22 mm, offers sound insulation of R w = 38 dB. The manufacturer also claims top values for d ayligh t transm i ss i on an d t h erma l insulation. The f iligree structure of th e win d ow s an d faca des m a kes i t poss ibl e to g a i n space i ns id e t h e b u ildi ng. Vacuum g l a zi ng
a l so b e i ng use d
n ne w b uildin g s and proj ect business, for exam p le i n t he Bel n i n e building in Brussels. At the installation depth of double insulatin g g lass, a U -value of < 0.5W/(m 2 K) i s a chieved alon g with g ood acoustic insulation and a li g hter facade.
Zeitschrift für Architektur + Baudetail Review of Architecture + Construction Details
ISSN 2627-2598
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Assistenz
Editorial Assistants: Jasmin Rankl, Laura Traub
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Products & References: produkte@detail.de products@detail.de
Gestaltung Design: strobo B M (Matthias Friederich, Sabrina Baumann) München Munich, Germany
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Dejanira Ornelas Bitterer, Marion Griese, Barbara Kissinger, Martin Hämmel; Rana Aminian, Ralph Donhauser (Freie Mitarbeit Freelance Contributors), Julia Voitl (Werkstudierende Student Trainee)
Herstellung
Production, DTP: Peter Gensmantel (Leitung Manager ), Michael Georgi, Natalia Shelenina, Roswitha Siegler, Simone Soesters
dieser Ausgabe
Photographers of this issue:
Aldo Amoretti, Andreas Bormann, Richard Brink, Ditz Fejer, Kim Fohmann, Sabine Gärtner, Adrià Goula, Michael Heinrich, Christoph Irrgang, Simon Kochhan, Jennifer Krichel, Laurent Kronental, Holger Krull, Lukas Ledderose, Koen Muton, Melchior Overdevest, Olivier Mathiotte, Stefan Mays, Antoine Mercusot, Max Hart Nibbrig, Jan Rottler, Thomas Schäkel, Chris Schroeer-Heiermann, Tjark Spille,
Oliver Tessmann, Bernhard Tränkle, Malcolm Unger, Jens Willebrand
Autorinnen und Autoren dieser
Ausgabe Authors of this issue:
Inga Schaefer, Claudia Siegele, Oliver Tessmann
Übersetzungen Translations:
Mark Kammerbauer, Alisa Kotmair, Raymond Peat, MarcSelway
Director Sales & Events:
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Alle CAD-Zeichnungen der Zeitschriftsind mit dem Programm Vectorworks® erstellt. All CAD drawings of the journal were produced with Vectorworks®.
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∂ 2024 Vorschau Preview
7/8Alpine Architektur Alpine Architecture
9Konzept: New Work Concept: New Work 10Gebäudehüllen + Sonderteil Interiors Building Envelopes + Interiors 11Holzbau und Vorfertigung Timber Construction and Prefabrication 12Mauerwerk Masonry 1/2Nachhaltig und digital Sustainable and Digital
Projekteinsendungen jeweils sechs Monate vorher an Project submissions six months in advance to: einsendungen@detail.de submissions@detail.de
Cover 6.2024: Wohnungsbau Het Bosbad in Eindhoven Het Bosbad Housing in Eindhoven
Architektur Architecture: GAAGA
Mehr Detail auf allen Kanälen More Detail on all channels: zdetail.de/socialmedia
Teilen unserer Ausgabe liegen Beilagen nachstehender Firmen bei. Supplements from the following companies are included in parts of our issue. Gisoton, Aichstetten ip-company, Visbek