DETAIL 11/2017 - Material und Oberfläche/Materials and Finishes

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‡ Interview mit Eduardo Souto de Moura ‡ Heatherwick: MOCAA in Kapstadt ‡ Snøhetta: SFMOMA in San Francisco

Zeitschrift für Architektur + Baudetail · Review of Architecture + Construction Details Material und Oberfläche · Materials and Finishes · Ausgabe · Issue · 11 · 2017


Kongress TRANSFORMATION Architektur im Wandel

Die Gesellschaft wandelt sich und damit auch der städtische Raum. Individualisierungs-, Hybridisierungs- und Fragmentierungsprozesse wirken sich auf die Stadt aus. Architekten und Stadtplaner müssen deshalb den Status quo kritisch reflektieren und den Wandel gestalten. Denn der städtische Raum ist nur dann zukunftsfähig, wenn der Bestand intelligent transformiert und Neues sensibel integriert wird. Hochkarätige Experten erklären die Zusammenhänge des Wandels, erläutern Trends und Positionen zur Zukunft des Bauens und stellen Lösungsansätze vor. Mitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen können mit der Teilnahme am DETAIL Kongress gemäß § 3 der Fortbildungsordnung 7 Fortbildungspunkte erwerben. Vortragssprache: Deutsch und Englisch

MODERATION REFERENTEN

ILKE RUBY MAKING CITIES FOR PEOPLE – TOOLS FOR CHANGE Birgitte Bundesen Svarre, Gehl Architects, Kopenhagen

RE-INVENT THE EXISTING, TRANSFORM, ADD, REUSE, NEVER DEMOLISH, TO DO MORE AND BETTER Julien Callot, lacaton & vassal, Paris

BAUEN FÜR DIE ZUKUNFT – LEBEN 2050 Martin Haas, haascookzemmrich STUDIO2050, Stuttgart

BIOTECH DESIGN TO RESILIENT CITIES Mitchell Joachim, Terreform ONE, New York

TRANSFORMATION ALS RESSOURCE – GEBAUTE BEISPIELE AUS KOPENHAGEN Caroline Nagel, COBE Architects, Kopenhagen

URBAN MINING / URBAN FRACKING Tobias Nolte, Certain Measures, Berlin/Boston

FUTURE CONSTRUCTION DIGITAL Alexander Rieck, Fraunhofer-Institut, Stuttgart

CITIES ALIVE: GREEN BUILDING ENVELOPE Rudi Scheuermann, ARUP, Berlin

TRANS-FORMATIONEN. ENGENDERING ARCHITECTURE Christian Veddeler, UNStudio, Amsterdam, in Kooperation mit MDT-tex

NEWCOMER

UPDATE//ACCELERATE – ENABLING FOR RESILIENT ARCHITECTURES Paul Bart, Marvin Bratke, BART//BRATKE, Berlin/London

STADT ALS LABOR Verena Schmidt, teleinternetcafé, Berlin

START-UPS

WIE WERDEN WIR IN ZUKUNFT PLANEN? Sebastian Doppelhammer, popularc, München

BUILDINGRADAR – BAUVORHABEN 2 – 3 JAHRE VOR BAUBEGINN ENTDECKEN Paul Indinger, Building Radar, München

JETZT ANMELDEN!

Donnerstag, 16. November 2017 10.00 bis 18.00 Uhr Portikus, Alte Brücke 2 / Maininsel D-60594 Frankfurt am Main

Vorzugspreis für Abonnenten

€ 49,– Partner:

Informationen und Anmeldung unter www.detail.de/detailkongress

Ideelle Partner:


Editorial

Natürlich künstlich Naturally Artificial

Mit kaum einem anderen Thema kann man Architekten mehr faszinieren als mit neuen Materialien, ihren bisher ungeahnten Eigenschaften und verzaubernden haptischen Oberflächen. Betrachtet man jedoch die gebaute Realität, spielen sie kaum eine Rolle. Im Gegenteil: Der internationale Trend zu natürlichen Oberflächen aus Holz, Ziegel oder Naturstein setzt sich weiter fort. So ästhetisch und ökologisch sinnvoll das sein mag – bedenklich wird die Entwicklung, wenn Gebäude und Innenräume in Südchina, Paris oder Kopenhagen nicht mehr zu unterscheiden sind. Dass mit dieser eng begrenzten Material- und Farbpalette dennoch individuelle Lösungen möglich sind, zeigen die Beispiele in unserem aktuellen Heft. Naturstein und Massivholz, heute Baustoffe aus dem Luxussegment, waren noch vor wenigen Jahren in Ländern wie Portugal billiger als Beton und Furnier, wie der PritzkerPreisträger Eduardo Souto de Moura uns im Interview erklärt. Für ihn bleiben die Entwurfsbausteine der Architektur im Laufe der Geschichte immer dieselben, nur die Materialien ändern sich (Seite 16ff.). Renzo Piano geht bei seinem Parlaments­ gebäude in Valletta den umgekehrten Weg. Er nimmt den lokalen Korallenkalkstein der historischen Stadtbefestigung als Ausgangspunkt und interpretiert die Erosionsformen des Gesteins in einer innovativen vorgehängten Hightech-Natursteinfassade (Seite 24ff.). Als Gegenpol zu den Beispielen mit traditionellen Materialien wird in der Rubrik Technik die Herstellung und Montage der Kunststofffassade des Museum of Modern Art in San Francisco vorgestellt. Es ist die bisher größte Gebäudehülle aus GFK, einem Material, das bereits vor Jahrzehnten entwickelt wurde. Das Beispiel zeigt, wie lange es besonders im Bauwesen dauert, bis neue Materialien in großem Maßstab zum Einsatz kommen – und welche Potenziale sie für die Baukultur eröffnen (Seite 67ff.). Ausstellen in Innenräumen und Inszenieren von Interieurs ist das Thema der neuen Ausgabe von DETAILinside, die diesem Heft beiliegt.

There is hardly another topic that fascinates architects more than new materials, with their previously unimagined properties and enchanting haptic surfaces. Yet if you look at built reality, these hardly play a role. On the contrary, the international trend continues to move towards natural surfaces made of wood, brick and natural stone. As aesthetically and ecologically meaningful as they may be, this development becomes alarming when buildings and interiors in southern China, Paris or Copenhagen become indistinguishable. The examples in our current issue show, however, that individual solutions are still possible even within a narrow range of materials and colours. Just a few years ago, natural stone and solid wood – building materials used today by the luxury sector – were cheaper than concrete and veneer in countries like Portugal, as the Pritzker Prize winner Eduardo Souto de Moura explains to us in an interview. In his eyes, the design elements of architecture remain the same throughout history, only the materials change (see pp. 16ff). Renzo Piano takes the opposite tack with his parliament building in Valletta. Using the local coralline limestone of the historic city’s fortifications as a starting point, he interprets the erosion forms of the rock in an innovative, high-tech natural stone facade (see pp. 24ff). As a counterpoint to the examples using ­traditional materials, our Technology section examines the production and assembly of the polymer facade at the Museum of Modern Art in San Francisco. This is the largest building envelope to date made using fibreglass ­reinforced polymer (FRP) cladding, a material that was developed decades ago. This project shows how long it takes, especially in the building industry, for new materials to be used on a large scale – and their potential for the development of the built environment (see pp. 68ff). Exhibiting in interiors and staging interiors is the theme of the new issue of DETAILinside, which is included in this issue.

Die Redaktion wünscht eine inspirierende Lektüre.

The editorial team wishes you inspired reading.

Frank Kaltenbach redaktion@detail.de

Die weichen Wellen der sandgestrahlten Kunststofffassade des San Francisco Museum of Modern Art von Snøhetta beziehen sich auf die Strände der nahen Bay. Wir stellen den Bau in unserer Rubrik Technik ab Seite 67 vor. The soft waves of the sandblasted FRP facade of the San Francisco Museum of Modern Art by Snøhetta make reference to the beaches of the nearby bay. We present the building in our Technology section on pp. 67ff.


1 Editorial Frank Kaltenbach   14 Impressum, Abbildungsnachweis 114 Contributors

Berichte • reports   4 Victoria & Albert Museum in London: Erweiterung und neuer Zugang Giovanna Dunmall   8 MOCAA – Museum für zeitgenössische Kunst Afrika in Kapstadt Phumzile Konile, Jan Schabert   10 Temporäre Stadtstrukturen Sulafa Isa

Diskussion • discussion   16 »Die Leute in Portugal lieben Naturstein wie man seinen Hund liebt« im Gespräch mit Eduardo Souto de Moura Frank Kaltenbach

Dokumentation • documentation   24 Parlamentsgebäude in Valletta (MT) Renzo Piano Building Workshop, Genua/Paris   32 Justizgebäude in Balaguer (ES) Camps Felip/Arquitecturia, Girona   38 Erweiterung Bündner Kunstmuseum in Chur (CH) Barozzi Veiga, Barcelona   44 Gemeindezentrum in Ribe (DK) Lundgaard & Tranberg architects, Kopenhagen   50 Konservatorium und Tanzakademie in Belfort (FR) Dominique Coulon & associés, Straßburg   56 Einfamilienhaus in Fully (CH) Bonnard Woeffray Architects, Monthey   60 Wohnhaus in Münchenstein (CH) Buchner Bründler Architekten, Basel

Technik • technology   68 Erweiterungsbau des SFMOMA – die Kunststofffassade Snøhetta, Oslo/New York

Produkte • products   78 DETAIL research   82 Natürliche Materialien – Technische Oberflächen  90 Fliesen   96 Putze, Anstriche, Beschichtungen 100 Innenausbau 107 Serviceteil 112 Projektbeteiligte / Hersteller /Ausführende Firmen


Berichte  reports


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MOCAA – Museum für zeitgenössische Kunst Afrika in Kapstadt MOCAA – Museum of Contemporary Art Afrika in Cape Town

Architektur: Heatherwick Studio Fotos: Iwan Baan Text: Phumzile Konile, Jan Schabert Zum Zeitpunkt ihrer Erbauung vor fast hundert Jahren war sie das höchste afrikanische Gebäude der südlichen Hemisphäre: Die ­Siloanlage in Kapstadt bestand aus einem 57 m hohen Sortierturm und einem 27 m ­hohen Block aus 6 ≈ 7 zylinderförmigen Getreidesilos mit einem Durchmesser von 6 m. In den 1990er-Jahren, ungefähr zeitgleich mit dem Ende der Apartheid und nur kurz nachdem die Victoria & Alfred Waterfront in eine der größten Touristenattraktionen des Kontinents verwandelt worden war, wurde das ­Silo außer Betrieb gesetzt. Nach einem ersten Konzept für die Transformation dieses Nationaldenkmals in ein Kunstmuseum im Jahr 2006 – Ex Puma Chef Jochen Zeitz ­stiftete seine private Sammlung – öffnete

nun im September das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) seine ­Tore. Mit 6000 m2 ist es das größte Museum, das afrikanischen Künstlern des 21. Jahrhunderts gewidmet ist. Während Architekt Thomas Heatherwick die Hülle des Zylinderblocks fast in Originalform stehen ließ, drücken sich in den obersten fünf Etagen des Sortierturms mit 28 Luxushotel­zimmern blasenartige Fenster durch das Betonskelett. In ein Dutzend der innenliegenden Silo­ röhren schnitt er die Form eines riesigen ­Getreidekorns und überrascht so mit noch nie da­gewesenen organischen Formen. Das Atrium ist über 30 m hoch, durch seine runden Öffnungen schimmert der Himmel hindurch (Seite 3). Treppen und Glasaufzü-

ge potenzieren die Dynamik dieses überschwänglichen Vorspiels zu den Ausstellungen, die allerdings auf den sieben Geschossen mit konventionellen kubischen Schauräumen verpufft. Für sie ließ Heatherwick 30 Zylinder – mit Ausnahme der Fassadensegmente – abtragen. Es bleibt zu hoffen, dass diese dem Panafrikanismus gewid­ mete Institution nicht vorwiegend von der reichen Elite frequentiert werden wird. Die Konstellation eines deutschen Stifters, eines britischen Architekten und eines weißhäutigen Afrikaners als Kurator könnten als ­Botschaft missverstanden werden, dass Schwarzafrikaner noch nicht imstande sind, ihre eigene Kultur auf internationaler Bühne zu vertreten.


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Berichte

weitere Fotos / further photos: www.detail.de/D11_2017_Heatherwick

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Grundriss Maßstab 1:750

Floor plan scale 1:750

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Luftraum Ausstellung

Void to atrium Exhibition

Built nearly a century ago, the Cape Town Grain Silo was the tallest African building in the southern hemisphere: a grading tower 57 m tall and a lower cylinder block of 6 ≈ 7 silos [Ø = 6 m, h = 27 m]. Seventy years ­later in the 1990s it retired, along with apartheid, not long after the V&A Waterfront ­mixed-use development was installed to ­become one of the continent’s prime tourist destinations. The idea to transform this ­national monument into an art museum was born in 2006; the Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (MOCAA) opened this ­September. The largest museum of its kind, it promotes African art on the global stage. 6,000 m2 are dedicated the display of 21st century African Art and the empowerment of its artists. While the facade of the cylinder blocks remains largely unaltered, the grading tower’s upper fivefloor concrete skeleton was opened by protruding windows to accommodate 28 luxury hotel rooms. Prominently seen from Cape Town, rising to the sky, it is a compelling presence in the cityscape. Entering the atrium feels like stepping into an enormous cave. A dozen of the silo tubes were carved out in the shape of a gigantic grain of corn, exposing organically shaped voids, while skylight seeps in through round openings at the top. The building’s history is revealed and its new function adds another layer to the narrative. Stairs and lifts form part of the threshold between the atrium and galleries. The atrium’s exuberant foreplay then leads visitors to seven floors of gallery spaces surrounding the atrium, for which 30 cylinders were shaved down leaving only their facade segments standing. If pan-Africanism can be defined as a movement aiming to unite people of African descent, the pan-Africanism of this institution can certainly be challenged. The choice of a British architect and a white Afrikaans curator initiated by a German patron perpetuates the notion of Africans being incapable of supporting and leading themselves. One cannot help but fear that this space will be predominantly occupied by the wealthy elite – even as an African building for an African purpose is needed today more than ever.

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Impressum

Zeitschrift für Architektur + Baudetail Review of Architecture + Construction Details ISSN 0011-9571/B 2772 DETAIL Business Information GmbH Hackerbrücke 6, 80335 München Tel. +49 (0)89 38 16 20-0 Fax: +49 (89) 38162066 www.detail.de Postanschrift: Postfach 20 10 54, 80010 München Geschäftsführung: Karin Lang Redaktion Tel. +49 (0)89 381620-84 redaktion@detail.de Dr. Sandra Hofmeister (Chefredakteurin, V. i. S. d. P., SaH) Sabine Drey (SD), Andreas Gabriel (GA), Frank Kaltenbach (Heftkonzeption, FK), Julia ­Liese (JL), Peter Popp (PP), Jakob Schoof (JS), Edith Walter (EW), Heide Wessely (HW) Burkhard Franke (BF), Roland ­Pawlitschko (RP) (freie Mitarbeit) Assistenz: Michaela Linder, Maria Remter Herstellung / CAD: Peter Gensmantel (Leitung), Michael Georgi, Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler, Simone Soesters Dejanira Ornelas Bitterer, Marion ­Griese, Barbara Kissinger, Emese M. Köszegi (Zeichnungen) Martin Hämmel (freie Mitarbeit) Übersetzungen: Roderick O'Donovan, Alisa Kotmair, ­Almut Pohl Redaktion Produktinformation: produkte@detail.de Katja Reich (V. i. S. d. P.), Thomas Jakob, Sabina Strambu Brigitte Bernhardt ­(freie Mitarbeit) Verkauf und Marketing: Claudia Langert (Verlagsleitung, V. i. S. d. P.) Hon. Prof. Meike Weber, Senior Vice President / Business Development Medialeistungen und Beratung: Annett Köberlein (Leitung), DW -49 Anzeigendisposition: Claudia Wach (Leitung), DW -24 Tel. (089) 38 16 20-0 Detail Transfer: Marion Arnemann, Tina Barankay, ­Heike Kappelt, Martina Zwack Eva Maria Herrmann, Bettina Sigmund, Tim Westphal (freie Mitarbeit) Vertrieb und Marketing: Kristina Weiss (Leitung) Irene Schweiger (Vertrieb), Tel. (089) 38 16 20-37 Auslieferung an den Handel: VU Verlagsunion KG Meßberg 1, 20086 Hamburg

Abonnementverwaltung und Adressänderungen: Vertriebsunion Meynen, Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel. (0 61 23) 92 38-211, Fax: -212 detailabo@vertriebsunion.de

‡ Interview mit Eduardo Souto de Moura ‡ Heatherwick: MOCAA in Kapstadt ‡ Snøhetta: SFMOMA in San Francisco

Zeitschrift für Architektur + Baudetail · Review of Architecture + Construction Details Material und Oberfläche · Materials and Finishes · Ausgabe · Issue · 11 · 2017

DETAIL erscheint 10≈ jährlich am 30. Dezember / 1. März / 3. April / 2. Mai / 1. Juni / 14. Juli / 1. September / 2. Oktober / 2. November / 1. Dezember/ plus je 2≈ jährlich die Sonderhefte ­DETAIL green, ­DETAIL structure und ­DETAIL inside Bezugspreise: Abonnement 10 Aus­ gaben zzgl. Sonderhefte: Inland: € 189,–, Ausland: € 189,– / CHF 251,– / £ 129,– / US$ 244,– Für Studenten: Inland: € 99,–, Ausland: € 99,– / CHF 137,– / £ 70,– / US$ 129,– DETAIL Einzelheft: € 18,90 / CHF 28,– /  £ 13,60 / US$ 24,50, DETAILgreen, DETAILstructure, DETAILinside Einzelheft: € 18,90 / CHF 28,– / £ 13,60 / US$ 24,50 Ausland zzgl. MwSt., falls zutreffend. Alle Preise zzgl. Versandkosten. Abonnements 6 Wochen vor Ablauf kündbar. Konto für Abonnementzahlungen: Deutsche Bank München BLZ 700 700 10 · Konto 193 180 700 IBAN: DE24700700100193180700 SWIFT: DEUTDEMM Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit aller Beiträge wird keine ­Gewähr übernommen. Repro: Martin Härtl OHG, Kistlerhofstraße 70, 81379 München Druck: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG, Augsburger Straße 722, 70329 Stuttgart CAD-Zeichnungen: Alle CAD-Zeichnungen, die im Dokumentationsteil der Zeitschrift veröffent­licht ­werden, wurden mit dem Programm ­erstellt. Bei Nichtbelieferung ohne Verschulden des Verlages oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 49 Verbreitete Auflage II. Quartal 2017: 21 003 Exemplare + 1434 Exemplare aus früheren ­Berichtszeiträumen

@ Dieses Heft ist auf chlorfrei­gebleichtem Papier ­gedruckt. Die Beiträge in DETAIL sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung dieser Beiträge oder von Teilen davon (z. B. Zeichnungen) sind auch im ­Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen ­Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts

Cover 11_2017: Parlamentsgebäude in Valletta Architekten: Renzo Piano Building Workshop, Genua/Paris Rubrikeinführende S/W-Aufnahmen: Seite 3: MOCAA – Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst in Kapstadt Architekten: Heatherwick Studio, ­London Seite 15: Fußballstadion für die EM 2004 in Braga Architekt: Eduardo Souto de Moura, Porto Seite 23: Konservatorium und Tanzakademie in Belfort Architekten: Dominique Coulon & ­associés, Straßburg Seite 67: SFMOMA San Francisco Museum of Modern Art Architekten: Snøhetta, Oslo/New York Seite 77: Gemeindezentrum in Ribe Architekten: Lundgaard & Tranberg, Kopenhagen

Abbildungsnachweis

Fotos ohne Nennung sind Werkfotos oder stammen aus dem Archiv DETAIL. Seite 1, 67, 68, 72 unten, 75 oben rechts, 75 unten, 76: Henrik Kam Seite 3, 8, 9, 74 rechts: photo: Iwan Baan Seite 4, 5, 6 oben: Hufton+Crow Seite 6 unten: Stephen Citrone Seite 10, 12: Frank Kaltenbach Seite 15: Miguel Silva Rocha Seite 16: Sofía Moro / El País Seite 17, 18, 19 unten: Luís Ferreira Alves Seite 19 oben: João Morgado Seite 20: Duccio Malagamba Seite 23, 50–52, 53 unten, 54, 55: Eugeni Pons Seite 24, 25, 26 oben, 28, 30/31, 114: Michel Denancé Seite 26 unten, 27: Mario Carrieri Seite 29 oben: RPBW Seite 29 Mitte, 29 unten: M. + A. Filiberti Seite 30 oben: Cyril Sancereau Seite 32–37: Pedro Pegenaute Seite 38 –40, 42, 43: Simon Menges Seite 41: Ralph Feiner

Seite 44, 45, 47 unten, 49, 77: Anders Sune Berg Seite 46, 47 oben: Jakob Schoof Seite 53 oben: Dominique Coulon & associés Seite 56–59: Roland Halbe Seite 60, 62, 63: Ruedi Walti Seite 61, 64: Rory Gardiner Seite 69: Jon McNeal Seite 70, 72 oben, 75 oben links: Kreysler & Associates Seite 74 links: Snøhetta Seite 74 rechts: Untitled, Joel Shapiro, photo: Iwan B ­ aan © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Seite 76: Maquette for Trois Disques (Three Disks), formerly Man, Alexander ­Calder, photo: Henrik Kam Seite 82 oben: Rathscheck Schiefer/Gerard Halama Seite 82 links unten: heroal Seite 82 rechts unten: Florian Licht für Alucobond Seite 84 oben: Sven-Erik Tornow/Primero Seite 84 Mitte links: Gabriel Buechelmeier Seite 84 unten: Till Forrer/Lignatur Seite 86 links oben: Christof Lackner Seite 88 oben Mitte: Yannick Milpas, Lisa van Damme Seite 88 rechts unten: Ditz Fejer/Rieder Gruppe Seite 89 links: Christian Fabris /sedak Seite 90 oben, links unten: Cersaie Seite 90 Mitte, rechts unten: Brigitte Bernhardt Seite 100 links unten: Bernadette Grimmenstein Seite 100 rechts unten: ppm GmbH Seite 96 rechts unten: Olaf Herzog Seite 100 oben: DGNB Seite 100 links unten: Bernadette Grimmenstein Seite 100 rechts unten: ppm GmbH Seite 103 rechts oben: Nikolay Kazakov Seite 104 unten: Aleksandar Novoselski/Idealight Ltd Seite 114 links: Courtesy of Barozzi Veiga Seite 114 Mitte: Courtesy of Dominique Coulon & ­associés Wissenschaftliche Partner von DETAIL Research: ETH Zürich: Professur für Architektur und ­Digitale Fabrikation ETH Zürich: Professur für Computer-­ Aided ­Architectural Design Georg-Simon-Ohm-Hochschule ­Nürnberg: Lehrgebiet Konstruktion und Technik HAWK Hildesheim: Institute International Trendscouting Technische Universität Braunschweig: Institut für Gebäude- und Solartechnik Technische Universität Dortmund: Fachgebiet Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung Technische Universität Dresden: Institut für Bauinformatik CIB Technische Universität Graz: Institut für Architektur-Technologie Technische Universität München: ­Fakultät für Architektur Universität Stuttgart: Institut für Leichtbau ­Entwerfen und Konstruieren


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Konservatorium und Tanzakademie in Belfort Conservatory and Dance Academy in Belfort

Architektur: Dominique Coulon & associés Fassadenbemalung: Max Coulon, Gabriel Khokha Fotos: Eugeni Pons Messerscharf geschnitten sind die Ecken und Kanten der Kuben aus selbstverdichtendem Beton. Durch den Verzicht auf jegliche Attikableche und Fugen wirkt die Tanzund Musikschule in Belfort wie eine abstrakte Skulptur zwischen Stadt und Landschaft. Den Architekten erschien eine graue Sichtbetonoberfläche zu steril, so ließen sie die Gebäudehülle von Künstlern mit einer Camouflage-Struktur überziehen, die mit dem Astwerk des benachbarten alten Baumbestands und dessen Schattenwurf korrespondiert. Die künstlerische Reverenz bilden die Drip Paintings aus den 1960er-Jahren, bei denen Jackson Pollock Farbe auf die am Boden liegende Leinwand tropfen ließ. Um

die vertikalen Wände und Deckenuntersichten von Hubsteigern aus gleichmäßig bewerfen zu können, entwickelten die Künstler eigene pinselartige Werkzeuge. Während die zur Umgebung weisenden Fassaden mit einem Netz aus zwei verschiedenen Blautönen auf grauem Sichtbeton überzogen wurden, ist in den eingeschnittenen Innenhöfen das Prinzip umgekehrt. Hier, wo sich laut Architekt die gesamte Energie des Gebäudes verdichtet, ist der Beton schwarz grundiert und mit einem weißen Farbbewurf überzogen. Innen wurde auf die künstlerische Schicht verzichtet: Graue Sichtbetonflächen bilden den neutralen Hintergrund zu den Öffnungen, die wie Bilder über die Wände

verteilt sind und die introvertierte Eingangshalle durch Aus- und Durchblicke mit den angrenzenden Räumen, Höfen, Terrassen und dem Himmel verbinden. Wie über Zuschauerränge schreitet man von hier unter der Leuchtdecke in die Obergeschosse, bis zum zweigeschossigen Tanzsaal, der mit seinem großen Schaufenster expressiv über den Sockelbau auskragt und die historische Zitadelle von Belfort ins Visier nimmt. In akustisch relevanten Bereichen bekleiden individuell perforierte, schräg gestellte Leichtbaudecken und -wände die Innendämmung der Stahlbetonkonstruktion und verleihen jedem der 32 Einzelunterrichts­ räume einen individuellen Ausdruck.  FK


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Lageplan  Maßstab 1:2500 Schnitt • Grundrisse  Maßstab  1:750 Site plan  Scale  1:2500 Section • Floor plans  Scale 1:750

The corners and edges of the exposed concrete cubes look as if they have been cut with a sharp knife. As a result of dispensing with any kind of parapet flashing and joints this 19 13 school 12 of12music and6dance in66Belfort seems 6 19 13 like an abstract sculpture positioned between the city 13 and the landscape. 13 13 concrete 18 13 The architects regarded an exposed 13 18 13 13 and so they had artists surface as too sterile 13 cover the building envelope with a camouflage 14 14 corresponds with the branches pattern that of the nearby mature trees and the shadows 12 12 13 that they cast. 13 The artistic reference here is to Jackson Pollock’s “Drip Paintings” from the 1960s in which he dripped paint across canvas spread

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Erdgeschoss / Ground floor

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2. Obergeschoss / 2nd floor

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1. Obergeschoss / 1st floor

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for openings placed like pictures on the walls, which allow views out of and across the building and connect the introverted entrance hall with the adjoining rooms, courtyards, terraces and the sky. Like climbing up a spectator stand from here you ascend the wide staircase under a luminous ceiling to the upper floors, reaching the two-storey dance hall with a large window which projects expressively beyond the plinth and focuses on the historic citadel of Belfort. Where the acoustics are ­particularly important differently perforated, ­angled lightweight ceilings and walls clad the inside insulation to the reinforced concrete structure, giving each of the 32 single tuition rooms an individual ­expression.

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out on the floor. So that they could also apply the pattern evenly to the vertical walls and horizontal soffits the artists, working on hydraulic platforms, developed their own brush17 like 17tools. While the facades towards the surroundings were covered with a net made up of two different shades of blue that is spread across the grey exposed concrete, in the incised internal courtyards this principle was reversed. Here, where according to the architect the entire en16 ergy of the building condenses, the concrete 16 was primed in black and then daubed with white paint. This artistic layer is not used in the interior of the building. Here grey exposed concrete ­surfaces form a neutral background

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1 ü berdachter 6 6 13 14 ­Vorplatz 15  2 Halle 15  3 Empfang 16   4 Auditorium c 17 140 Plätze 6 14 18  5 Lüftungsanlage 19  6 Klassenzimmer 6  7 Schlagzeugzimmer  8 Lager   16  9 Büro 12 13 6 15 10 Besprechung  2 11 Amphitheater  3 70 Plätze  4 12 Gruppenübungsraum  5

g Luftraum 6 13 15 Innenhof Terrasse Schauspiel­unterricht 13 Tanzstudio Bibliothek Lehrerzimmer Covered entrance area 6 Hall Reception Auditorium 140 seats Ventilation plant

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Classroom Percussion room Storage Office Meeting room Amphitheatre 70 seats Group rehearsal room Void Courtyard 6 12 Terrace Acting classes Dance studio Library Teachers room


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Konservatorium und Tanzakademie in Belfort (FR)

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iesschicht 100 mm K Abdichtung Bitumenbahn zweilagig Wärmedämmung 300 mm, Dampfsperre Stahlbetondecke 230 mm Wärmedämmung Mineralwolle 100 mm Akustikdecke Gipskartonplatte 12,5 mm bereichsweise perforiert Stahlbeton selbstverdichtend 250 mm mit Farbbewurf zweifarbig Wärmedämmung Mineralwolle 160 mm Installationsraum 440 mm Akustikdämmung Mineralwolle 40 mm Gipskartonplatte bereichsweise perforiert 12,5 mm Kunstharzbeschichtung Estrich 60 mm, Trittschalldämmung 40 mm Laibung Betonfertigteil Isolierverglasung in Holzrahmen Plattenbelag Beton 30 mm, Splittbett 30 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig Wärmedämmung 200 mm, Dampfsperre Stahlbeton 220 mm, Wärmedämmung 100 mm Stahlbeton 200 mm schwarz gestrichen mit ­weißem Farbbewurf Wärmedämmung 160 mm Mineralwolle 40 mm Gipskarton 12,5 mm bereichsweise perforiert Fenster Innenhof Isolierverglasung in Rahmen Holz 80 mm schwarz beschichtet mit weißem Farbbewurf Gipskartonplatte 12,5 mm bereichsweise perforiert Mineralwolle 60 mm, Mauerwerk Ziegel 200 mm Gipskartonplatte 12,5 mm

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100 mm gravel two-ply waterproof bituminous membrane 300 mm thermal insulation, vapour barrier 230 mm reinforced concrete slab 100 mm mineral wool 1.5 mm plasterboard acoustic ceiling, perforated in areas 250 mm reinforced concrete daubed with paint in two colours 160 mm mineral wool thermal insulation 440 mm services space 40 mm mineral wool as acoustic insulation 12.5 mm plasterboard, perforated in areas synthetic resin coating, 60 mm screed 40 mm footfall sound insulation precast concrete sill thermal glazing in timber frame 30 mm concrete paving slabs; 30 mm gravel bed two-ply bituminous membrane 200 mm thermal insulation, vapour barrier 220 mm reinforced concrete 100 mm thermal insulation 200 mm reinforced concrete primed black daubed with white paint d 160 mm thermal insulation; 40 mm mineral wool 12.5 mm plasterboard, perforated in areas courtyard window thermal glazing in 80 mm timber frame, coated black daubed with white paint 12.5 mm plasterboard, perforated in areas 120 mm mineral wool; 125 mm brick masonry 120 mm mineral wool bb 12.5 mm plasterboard

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Dokumentation

Schnitte • Horizontalschnitte  Maßstab  1:20 bb, dd Außenfassade cc, ee Hoffassade Sections • Horizontal sections  Scale  1:20 bb, dd external facade cc, ee courtyard facade

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Konservatorium und Tanzakademie in Belfort (FR)

Schnitt  Maßstab 1:750  1  2  3  4  5  6  7  8  9

Amphitheater Innenhof Lager Klassenzimmer Bibliothek Eingangshalle Empfang Auditorium Tanzstudio

Detailschnitt Fenster Eingangshalle Maßstab 1:20 10 K iesschicht 50 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig Wärmedämmung 300 mm

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Dampfsperre Stahlbeton 200 mm Putz 15 mm Stahlblech verzinkt 0,7 mm Abdichtung Bitumenbahn zweilagig Holz-Verbundplatte 80 mm mit Dämmkern 40 mm Rahmen Kantholz 160/70 mm Festverglasung 8 + SZR 16 + 8 mm Betonplatten 30 mm in Splittbett Abdichtung Bitumenbahn zweilagig Wärmedämmung 200 mm

Dampfsperre Stahlbeton 200 mm Akustikdämmung zementgebundene Holzwolle-Leichtbauplatte 100 mm schwarz beschichtet 15 Kunstharzbeschichtung Stahlbeton flügelgeglättet 300 mm Wärmedämmung 140 mm 16 Akustikwand Schlagzeugzimmer: Naturholzprofile Gipskarton perforiert 12,5 mm Steinwolle 120 mm Stahlbeton 200 mm

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Section  Scale  1:750   1 Amphitheatre   2 Courtyard   3 Storage   4 Classroom   5 Library   6 Entrance hall   7 Reception   8 Auditorium   9 Dance studio Detail section window in entrance hall Scale 1:20 10 50 mm gravel two-ply waterproof bituminous membrane 300 mm thermal ­insulation

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vapour barrier 200 mm r. c. 15 mm render 0.7mm steel sheet, ­galvanised two-ply bituminous membrane composite panel 80 mm timber with 40 mm ­insulation core 160/70 mm timber section frame fixed glazing 8 mm + cavity 16 mm + 8 mm 30 mm concrete ­paving slabs in chippings bed two-ply bituminous membrane

200 mm thermal i­ nsulation vapour barrier 220 mm reinforced concrete acoustic insulation 100 mm cementbound woodwool, black coated 15 epoxy resin coating 300 mm r. c. trowel ­finish 140 mm thermal ­insulation 16 wall construction, percussion room: timber sections 12.5 mm plasterboard perforated 120 mm rock wool 200 mm r. c.


Technik technology


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Technik

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und kulturelles Zentrum für San Francisco beteiligt war (Abb. C). Snøhettas Erweite­ rung des Museums im Jahr 2016 hingegen musste nicht nur der inzwischen stark ver­ änderten Umgebung gerecht werden, son­ dern auch dem gewachsenen Anspruch des Museums bezüglich seiner Außenwir­ kung (Abb. B). Das SFMOMA wollte großzü­ giger auf den öffentlichen Raum eingehen, neue Initiativen für die Öffentlichkeit anbie­ ten, seine räumliche und visuelle Zugäng­ lichkeit verbessern und eine klare Zukunfts­ orientierung vorgeben. Die Architektur des Erweiterungsbaus soll erneut den Anspruch des Museums als ein Zentrum der kulturel­ 5 5 len Bildung mit viel Strahlkraft nach außen

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zum Ausdruck bringen. Diese Zielsetzung spiegelt sich in der gewellten Fassade wi­ der, die von der hügeligen Topografie San Franciscos und dem Meeresklima inspiriert ist. Ein maßgebender Einflussfaktor waren die Beziehungen des Baukörpers zum um­ gebenden städtischen Gefüge. Eine beson­ dere Herausforderung stellten die ange­ sichts der Dimensionen der Nachverdich­ tung beengten Standortverhältnisse dar. Da­ her strebten die Architekten schließlich eine vertikale Stapelung des Raumprogramms an. Mit über 100 m Länge und knapp 23 m Breite kann der Erweiterungsbau als ein ho­ rizontaler Wolkenkratzer betrachtet werden, als ein Bindeglied zwischen den niedrigen   A L ageplan Maßstab 1:7500  B Erweiterungsbau   C Altbau   D Schnitt   E 5. Obergeschoss   F 1. Obergeschoss Maßstab 1:1250

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1 Altbau  2 Erweiterungsbau   3 Café mit Skulpturengarten   4 Halle Altbau  5 Luftraum   6 Eingang   7 Luftraum  8 Eingangskontrolle  9 Studio 10 Museumspädagogik 11 Shop

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A Site plan Scale 1:7500   B Expansion building   C Old building   D Section   E 5th floor   F 1st floor Scale 1:1250   1 Old building   2 Expansion building   3 Café with sculpture garden   4 hall old building   5 Exhibition   6 Entrance   7 Void   8 Entry control   9 Studio 10 Education dept. 11 Shop

Hallen des Industriegebiets und den Büro­ türmen des nahen Finanzdistrikts. Über den sieben Geschossen für Ausstellun­ gen befinden sich drei Stockwerke für die Verwaltung. Im Querschnitt sowie im Grund­ riss ist der Baukörper durch einen Bogen von der nordöstlichen Grundstücksgrenze zurückgesetzt. So gelangt Tageslicht zum neuen Eingang in der Mitte des Gebäude­ blocks. Gleichzeitig wird die neue Fassade von unterschiedlichen Standpunkten in der Stadt sichtbar. Die sanfte, doppelt gekrümm­ te Form dieser zur Gänze freistehenden Fas­ sade verschafft dem Museum einen neuen öffentlichen Auftritt, mit dem seine räumliche Präsenz in der Stadt betont wird. Wie von Meer und Wind geschmirgelt Das Prinzip der gekrümmten Flächen bildet sich von der schieren Größe des Gebäudes bis hin zu den kleingliedrigen Details der Fassadentextur in unterschiedlichen Maß­ stäben ab. Die Fassade soll wie von Hand bearbeitet oder vom Wetter geformt wirken; verbunden mit einem Gefühl der Dauerhaf­ tigkeit analog zum Kunsthandwerk der Steinbildhauerei. Der Eindruck der Solidität von Bottas kräftigem Gebäude wird im Er­ weiterungsbau aufgenommen und um eine geologische Komponente ergänzt, die je­ doch auf die heutige Zeit, einen veränderten Ort und geänderte Werte Bezug nimmt. Design-Assist-Planungsverfahren Nicht nur die Formgebung der Fassade lei­ tet sich von Naturphänomenen in der Bay Area ab, auch die für den Bau notwendigen technischen Verfahren kommen aus der Re­ gion. So erzählt das Gebäude nicht nur von den neuesten digital gesteuerten Herstel­ lungsverfahren und Computerprogrammen, die zum Großteil im Silicon Valley entwickelt wurden, sondern auch von der bahnbre­ chenden Anwendung von faserverstärkten Kunststoffen, die ihren Ursprung in der Bootsbauindustrie der amerikanischen Westküste haben. Ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Realisierung der Fassade war Snøhettas Partnerschaft mit dem lokal an­ sässigen Fassadenplaner, Kreysler & Asso­


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Erweiterungsbau des SFMOMA – die Kunststofffassade

L T ransport der GFK-Schale auf der ­Polystyrolform M Schnitt Fassade Maßstab 1:20 1  GFK mit Gelcoat und Brandschutzbeschichtung sandgestrahlt 4,7 mm 2  Aluminiumrahmen auf GFK geschaubt 3  Brüstung Terrasse Büros 4  Aluminium-Paneel mit Wärmedämmung 140 mm 5  Brandschutzbeplankung, wo erforderlich 6  Fassadenkonstruktion Stahlrohr ¡ 250/300 mm N Montage der bis zu 1,5 ≈ 9 m großen Paneele

Snøhetta, zu Deutsch »Schneespitze«, wurde 1989 von Craig Dykers und Kjetil Thorsen gegründet. Das Kollektiv mit interdisziplinären Büros in Oslo und New York beschäftigt sich mit der integrierten Planung von Architektur, Landschaftsgestaltung, Innenarchitektur, Möbeldesign, Grafikdesign und Markenauftritt. Zu den wichtigsten Bauten gehören u.a. die Bibliothek in Alexandria, das Opernhaus in Oslo, der Time Sqaure in New York und die Erweiterung des SFMOMA in San Francisco.

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Snøhetta, which means “snow peak”, in English, was founded in 1989 by Craig Dykers and Kjetil Thorsen. This collective with interdisciplinary offices in Oslo and New York deals with the integrated design of architecture, landscape, interiors, furniture, graphics and brands. Among their most important buildings are the Library in Alexandria, the Opera House in Oslo, Times Square in New York and the extension to SFMOMA in San Francisco.

he FRP shells are transported to the building site T on the polystyrene forms M Section through facade, scale 1:20 1  FRP treated with GelCoat, sandblasted, 4.8mm 2  Aluminum frame screwed toFRP 3  Parapet to office terrace 4  Aluminium panel with 140 mm insulation 5  Fire protection lining, when needed 6  250/300 mm steel tube facade construction N Fitting the panels up to 1.5 ≈ 9 m in size

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beim Transport (Abb. L). Im Gegensatz zu diesem hohen Grad der Individualisierung bei der sichtbaren Außenhülle wurden die unterschiedlichen Formate und Faltungen der wärmegedämmten Aluminiumpaneele, auf denen die GFK-Paneele befestigt sind, auf ein Minimum begrenzt, um die Abdich­ tung der Fugen zu vereinfachen (Abb. O).

Individualisierung Jedes der 710 GFK-Paneele ist individuell geformt und wurde mittels speziell angefer­ tigter Formen produziert. Während dieser hohe Grad der Individualisierung bei der Verwendung von GFB oder Metall aufwän­ dig erscheinen mag, war die Umsetzung mit GFK relativ kostengünstig. Da alle Gussfor­ men nur ein einziges Mal benutzt wurden, konnten sie aus gewöhnlichem expandier­ tem Polystyrolhartschaum gefräst werden, der zudem leicht maschinell bearbeitbar und recycelbar ist (Abb. G). Als positiver Nebeneffekt fanden die Formen nach dem Laminieren eine Zweitverwertung als maß­ geschneiderte stabilisierende Unterlage

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Brandschutzzertifizierung Die Gesamtfläche der GFK-Hülle umfasst insgesamt rund 5100 m2. Da das Material noch nie zuvor als Fassadenbekleidung in dieser Größenordnung eingesetzt worden war, mussten ausführliche Brandversuche durchgeführt werden. Um den Grad der

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Brandausbreitung zu ermitteln, wurde das zweigeschossige 1:1-Mock-up der modula­ ren Vorhangfassade 30 Minuten lang einer heißen Flamme ausgesetzt, die aus der Fensteröffnung schlug. Es ist das erste Kom­ posit-System, das diesen strengen Brand­ schutztest bestand. Die Ergebnisse machen diesen Fassadenaufbau in den USA sogar an den oberen Stockwerken (ab dem fünften Stockwerk) von Hochhäusern als Außenbe­ kleidung möglich. Durch die Verwendung beim Erweiterungsbau des SMFOMA wird GFK in Zukunft sicher öfter bei Architektur­ projekten zum Einsatz kommen. Ausblick Die Entwicklung einer solch leistungsfähigen und gestalterisch unverwechselbaren Fassa­ de war nur durch eine enge Zusammenar­ beit zwischen den Architekten, den Ingeni­ euren und den Herstellern möglich. In diesem Projekt herrschte ein innovatives, sich ständig weiterentwickelndes Klima der Zusammenarbeit, wodurch ein hoher Indivi­ dualisierungsgrad bei der Formgebung er­ reicht werden konnte, ohne Kosten- und Leistungsgrenzen zu überschreiten. Denn Produktionskosten werden heutzutage über­ wiegend durch die Dauer der Maschinen­ laufzeiten bestimmt und weitgehend unab­ hängig davon, ob die Produkte standardi­ siert identisch oder individuell geformt sind. Glasfaserverstärkte Kunststoffe, die es schon seit den 1950er-Jahren gibt (mindes­ tens ein Jahrzehnt länger als Glasfaserbe­ ton), wurden schon in weit anspruchsvolle­ ren Anwendungen verwendet als bei Fassa­ denverkleidungen. Da GFK äußerst langle­ big ist, wird es häufig dort eingesetzt, wo Langzeitfestigkeit unter großen Lasten wich­ tig ist, wie z. B. als Säuretanks, Rotorblätter von Windkraftanlagen, Salzwasseraquarien (wie im Monterey Bay Aquarium) und antark­ tischen Forschungsstationen. Die Anpas­ sungsfähigkeit von GFK, seine Eigenschaf­ ten als Baustoff und die Eignung für individu­ alisierte Formen werden zunehmend in Ent­ wurfsüberlegungen einfließen, wodurch neue Möglichkeiten entstehen, immer sinnlichere und faszinierendere Bauten zu schaffen.


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Erweiterungsbau des SFMOMA – die Kunststofffassade

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ontage der Fassadenpaneele M fertig bekleidete Innenansicht der Fassade Screenshot des 3D-Modells mit Paneelaufteilung Montage der ebenen Fassadenelemente zur ­Straße und der gekrümmten Elemente zum Hof L fertig montierte Gebäudehülle mit Brücke zu Café und Skulpturen-Dachgarten auf dem Nachbar­ gebäude M Skulpturengarten im 2. OG mit Brücke zum Café O F itting the facade panels P Interior face of the completed facade Q Screenshot of the 3D model showing the distribution of the panels R Fitting the flat facade elements to the street front and the curved ones to the courtyard front L The completed building envelope, with the bridge to the café and the sculpture roof garden on the neighboring building M Second floor sculpture garden with bridge to café O

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With an area of more than 5000 m² the envelope of San Francisco Museum of Modern Art (SFMOMA) is the largest FRP facade made to date in the USA. To obtain a building permit it successfully passed all the fire regulation tests that are obligatory where FRP is to be used above fourth story level on a high-rise ­exterior. In comparison to other materials such as concrete or glass fiber reinforced concrete FRP offers the distinct advantage of a considerably lower weight. In the SFMOMA this led not only to drastic cost savings for the steel structure but also to a much shorter construction period. It made it possible to fix each of the 710 individually shaped panels to the steel frame structure via a single pass with the ­crane. The FRP shells, which measure up to 1.50 ≈ 9 m with a material thickness of just 4.7 mm, were first of all mounted on standardized insulated aluminum panels of the same size. This innovative solution could be implemented only thanks to a planning process that made use of the design-assist procedure, in which the various construction firms are involved in the engineering from the very start. Soft Shape in a Sharp-Edged Context In 1995 San Francisco Museum of Modern Art opened the doors of its new home on Third Street in a warehouse district called South of Market (SoMa). For many years, South of Market (SoMa) had been a derelict area. The neighborhood had long been eyed for commercial opportunities by outsiders, but had been beset by many abandoned or stalled development projects. The question that then faced SFMOMA and their architect, Mario Botta, was how to create a modern art museum within this context; one that could both be magnetic and withstand the grit of the neighborhood. Botta responded with a bold, muscular building that for the last two decades has served as a powerful anchor for the museum in the city and has helped transform the neighborhood into what it has become today: a dense urban and cultural center for San Francisco (Fig. C). Snøhetta’s expansion to the museum in 2016 not only had to respond to much-changed surroundings, but also to SFMOMA’s different

institutional approach toward public outreach (Fig. B). This time, the museum’s goal was to express greater generosity toward public space, offer new community programs, enhance physical and visual accessibility, and create an unmistakable sense of destination. The architecture of the expansion building was developed to express this reinvigorated mission and to be an outward-looking cultural hub of arts education. This aim is mirrored in the building’s distinctive rippled facade that draws inspiration from San Francisco‘s undulating topography and maritime climate and, as a positive gesture, makes an active contribution to its urban setting. A key driver was how the building’s exterior forms a set of relationships to the surrounding urban fabric. Given the dimensions of the planned increase in density the cramped situation presented a formidable challenge. This led us to explore a vertically stacked organization. Over 100 meters long and almost 23 meters wide, the expansion can be thought of as a horizontal skyscraper mediating between the low-lying surrounding warehouse district and the verticality of the encroaching towers of the financial district. Inside, three floors of administration are stacked above seven floors of gallery space. Yet in section and in plan the building is pulled back from the northeastern site boundary, bringing daylight down to a new entrance in the middle of the super block and allowing oblique views of the new facade from multiple vantage points around the city. The soft, doubly curved form of this facade that is freed from its neighbors gives the museum a new public face that emphasizes its physical presence in the city. Sculpted by Wind and Sea From the immensity of its size to the finely grained details of the facade’s texture, the ­exterior expression of the building negotiates multiple scales. The facade is meant to appear as if carved either by hand or honed overtime by the weather, and links a sense of permanence that is symbolic of the museum as an institution within the city, to the handwrought craftsmanship of stone sculpture. The expansion building incorporates some-

thing of the muscularity of Botta‘s building, while also adding geological components that reference a different time, place, and set of values. Design-Assist Planning Procedures Just as the facade’s form references natural phenomena in the Bay Area, the technical processes that first enabled it to be built are also rooted in this region. From the latest digital fabrication technologies and computer code that emerged mostly from Silicon Valley, to the pioneering use of fiberglass-reinforced polymer that originated in the West Coast boat building industry, a compelling narrative can be woven from the many threads that tie the design to the city and the geological, cultural, and industrial landscape from which it emerges. A key factor in realizing the facade was Snøhetta’s partnership with the Kreysler & Associates, a local firm of facade fabrication consultants, which through a seamless design and fabrication process significantly expanded the area in which fiberglass-reinforced polymer (FRP) can be used. Bill Kreysler’s knowledge of manipulating composites like FRP is derived from over 30 years of building racing boats in the Bay Area. Kreysler & Associates have positioned themselves as leaders in CNC technology, with an in-house team of engineers that leverage the latest 3D software and use computer code to help realize various small projects for artists. In the SFMOMA expansion building, engineers and fabricators were involved in the design process from the start of the project in order to ensure a seamless sequence of processes that would allow nearly every step of the design, fabrication, and construction process to be optimized. Snøhetta developed the design surface in ­Rhino, Grasshopper, and a custom Python script. Kreysler used the same 3D model directly for FEA engineering, shop and fabrication documents, and ultimately to run the CNC machines that made the molds for laminating the panels. This direct line of communication between the designer and the fabricator enabled the complex design of the building envelope to be transferred to the facade panels with essentially no loss of detail, apart from


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Fliesen Neuheiten Cersaie 2017

Weitere Informationen zum Thema Fliesen unter www.detail.de/produkte/innenausbau

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Cersaie 2017 in Bologna – Trends und Neuheiten bei Fliesen und Baddesign Vom 25. bis 29. September fand in Bologna die Cersaie statt, die internationale Fachmesse für Architekturkeramik und Badezimmerausstattung. Mehr als 100 000 Besucher kamen auf das Messegelände, um sich über Fliesen- und Sanitärtrends und über technische Neuheiten zu informieren. Das Rahmenprogramm stand dieses Jahr unter dem Motto »Bauen, Wohnen, Denken«. Zu den Diskussionen und Konferenzen waren namhafte Vertreter der Architektur- und Designwelt geladen, etwa der chilenische Architekt Sebastián Irarrázaval, der Berliner Architekt Diébédo Francis Kéré und der italienische Designer Fabio Novembre. Auf der Sonderschau Milleluci – Italian Style Concept – stand das Thema Beleuchtung im Mittelpunkt. Die Ausstellung führte in die 70er-Jahre und wurde mit bekannten Szenen aus Kino und Theater realisiert. Inszeniert wurden Materialien, Oberflächen und Produktdesign verschiedener Stilrichtungen.

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scher Fliesenform, mal als kreatives Spiel bei Mosaiken, mal mit Formaten und Verlegemustern, die echtes Holzparkett imitieren. Ein Comeback erlebt Terrazzo. Zahlreiche Aussteller hatten den bereits in der Antike geschätzten Bodenbelag in ihrem Portfolio, etwa in Form von Feinsteinzeug. Auch als Wandverkleidungen waren Terrazzofliesen auf der Cersaie zu sehen. Brigitte Bernhardt

Unter der Vielzahl an Bodenbelägen und Wandverkleidungen aus Keramik waren einige Themen besonders stark vertreten: Fliesen im Großformat sind einer der wichtigsten Trends in der Branche und wurden sogar in einem eigenen Workshop thematisiert. Zahlreiche Hersteller präsentierten beeindruckende Formate, die an vielen Ständen auch als Wandverkleidung zu sehen waren. Mit raumhohen Fliesen lassen sich einheitliche Oberflächen an Wänden und Böden herstellen – mit faszinierendem Effekt auf die Raumwirkung. Eine große Rolle spielten auch natürliche Looks, vor allem die Anmutung von Stein oder Holz. Fliesen in Natursteinoptik sind einer der Trends der Branche und waren auch auf der diesjährigen Cersaie stark vertreten. Immer beliebter und technisch ausgeklügelter wird die Nachbildung von Holz. Das Thema wurde von den Firmen auf vielfältige Weise aufgegriffen – mal in klassi-

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Eine große Rolle auf der Cersaie in Bologna spielte die Nachbildung von Holz auf keramischen Fliesen.

2, 3, 4 Fliesen-Impressionen auf der Cersaie

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Geflieste Wände im Backstein-Stil Industrielook und Behaglichkeit verbinden sich bei den wie von Hand gefertigt wirkenden Wandfliesen Mano des tschechischen Herstellers Rako. Die bewegte Struktur erinnert an traditionelle keramische Produktionsmethoden. Mit ihren hochglänzenden Oberflächen steht die Serie für eine moderne Interpretation rustikaler Backsteinwände und erzeugt ein lebhaftes, zeitgemäßes Ambiente. Die Fliesen machen sich nicht nur gut in Badezimmer oder Küche, sondern schaffen auch frische Akzente in Wohnraum oder in öffentlichen Bereichen. Zur Wahl stehen die Formate 30 ≈ 60 und 30 ≈ 7,5 cm in den Farben Weiß, Hellbeige und Hellgrau. Natursteinoptik für Wand und Boden www.rako.eu

Supergres hat mit Frenchmood französische Natursteine neu interpretiert, die durch besondere Farbschattierungen, Äderungen und fossile Einschlüsse charakterisiert sind. Die Fliesen eignen sich für Bodenbeläge und Wandverkleidungen im Innen- und im Außenbereich. Natürlich und schlicht wirkt das Mosaik der Reims-Kollektion mit getrommelter Optik. Die weichen Schattierungen sind dem belgischen Stein Pierre Bleue nachempfunden.

Mikro-Mosaik Die italienische Marke Micro versteht sich als offenes Projekt, das namhafte Designer aus der ganzen Welt einbindet auf der »Suche nach der Essenz, dem kleinsten gemeinsamen Nenner«. Das japanische Designstudio Nendo hat Micro-Brick gestaltet: winzige Blöcke zu verschiedenen Mustern angeordnet – puristisch bis dekorativ. Micro-Brick Cross ist eine der fünf Varianten, die in fünf Farben erhältlich sind. www.progettomicro.it

www.supergres.com

Dekorative Oberflächen

der 10 ≈ 10 mm großen Mosaikteilchen. Durch diesen scheinbaren Widerspruch von organischer Form und strenger Geometrie entsteht eine optisch sehr ansprechende grafische Oberfläche. Die 129,1 ≈ 290,5 cm großen Module gibt es in Schwarz, Grau und Rosé. Sie sind ab 2018 erhältlich.

Edle Interieurs im Art-déco-Stil lassen sich mit der Großformatfliese Vienna von Unica realisieren. Kleine Achtecke mit Metallprägungen fügen sich zu einem wohlproportionierten, eleganten Muster. Der matte Hintergrund bildet einen ruhigen Kontrast zum glänzenden Dekor, das zarte Lichtreflexe erzeugt. Vienna steht in den Farben Weiß, Grau, Mokka und Schwarz zur Verfügung. Zur 60 ≈ 120 cm großen Wandfliese gibt es die passende Bodenfliese mit 60 ≈ 60 cm.

www.bisazza.it

www.unicaceramiche.com

Mosaikdekore mit organischen Mustern aus der Natur Von der Natur inspiriert ist die Serie von Glasmosaiken, die Greg Natale für Bisazza entworfen hat. Die Korallen des Great Barrier Reefs waren Vorlage für den australischen Innenarchitekten bei der Gestaltung der wellenförmigen Muster von Groove. Der Reiz des Entwurfs liegt in dem Übertragen von unregelmäßigen, zufälligen Formen aus der Natur in das quadratische Raster


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Innenausbau Innenwände Decken

Weitere Informationen zum Thema Wände und Decken unter www.detail.de/produkte/innenausbau

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Zertifizierungssystem für nachhaltige Innenräume Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, DGNB, hat eine neue Variante ihres Zertifizierungssystems entwickelt, und zwar für nachhaltig ausgebaute und eingerichtete Innenräume. Es zielt auf das Wohlbefinden der Gebäudenutzer ab, belohnt Angebote von Unternehmen für ihre Mitarbeiter und betrachtet Baustoffe und Möblierung der Räume. Das System soll in erster Linie als Planungswerkzeug genutzt werden und richtet sich an Innenarchitekten, Nutzer von Büro- und Handelsflächen sowie Bauherren von Gebäuden mit einem hohen Ausstattungsgrad. Es kann ergänzend zu den DGNB-Zertifi­ zierungssystemen für Neubauten und Bestandsgebäude eingesetzt werden, wobei auch eine Anwendung bei Innenräumen in nicht-zertifizierten Gebäuden möglich ist. Im Rahmen der Expo Real Anfang Oktober in München wurde das Zertifikat an die ersten beiden Projekte verliehen: das InterfaceOffice in Krefeld (Foto 2) und den Weber Original Store Amersfoort in den Niederlanden (Foto 3). Das Zertifizierungssystem für Innenräume konzentriert sich auf verschiedene Kriterien, die auf den Menschen bezogen sind, etwa die Qualität der Raumluft. Es betrachtet et-

wa die Lüftungsrate und die relative Luftfeuchte. Auch Maßnahmen zur Steigerung des visuellen Komforts, etwa zur Blendfreiheit bei Tageslicht sowie eine hohe Kunstlichtqualität, werden untersucht. Es belohnt zudem eine bewegungsfördernde Arbeitsplatzgestaltung und eine zukunftsorientierte Gestaltung des Innenraums, die die Bedürfnisse der Nutzer berücksichtigt. Das Zertifizierungssystem, das zunächst für Flächen in Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie für Shopping-Center und andere Handelsflächen verfügbar ist, versteht sich nicht nur als Wegweiser zu gesundheitsbewussteren Innenausbauten; es soll auch Impulse für umweltfreundlichere und wirtschaftlichere Innenräume setzen. Wie bei der Gebäudezertifizierung fußt auch das neue System für Innenräume auf einer lebenszyklusorientierten Betrachtung, indem es die über die Planungs- und Bauzeit hinaus anfallenden Kosten mitbetrachtet und die Wiederverwendung von Produkten ­belohnt. Erstmals wird im Rahmen einer DGNB-Zertifizierung die Auswahl der Möbel unter Nachhaltigkeitsaspekten bewertet. So wirken sich ergonomische, nachweislich schadstoffarme Möbel mit geringen negativen Folgen für die Umwelt und einer langen

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Nutzungsdauer positiv auf das Zertifizierungsergebnis aus. Im DGNB-Zertifizierungssystem für Innenräume werden nur die beeinflussbaren Aspekte der Nachhaltigkeit adressiert. Mit 16 Kriterien bei Büro- und Verwaltungsgebäuden bzw. 13 Kriterien bei Handelsbauten ist der Umfang der Zertifizierung entsprechend gering. Auch die Nachweisführung ist reduziert und praxisnah gehalten. Darüber hinaus gibt es auch dort die Möglichkeit der Mehrfachzertifizierung nahezu baugleicher Innenausbauten an verschiedenen Standorten. www.dgnb.de

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bersicht der Kriterien bei der DGNB-ZertifizieÜ rung für Innenräume (Grafik: DGNB)

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ie Büroräume des Textilbodenherstellers InterD face in Krefeld wurden Anfang Oktober auf der Messe ExpoReal in München DGNB-zertifiziert

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uch der erste Weber Original Shop im nieder­ A ländischen Amersfoort erhielt eine DGNB-Auszeichnung


Contributors

Barozzi Veiga »A Sentimental Monumentality« nennen Fab­ rizio Barozzi (Jahrgang 1976) und Alberto Veiga (Jahrgang 1973) ihre mächtige Sicht­ betonsäule in der Mittelachse des Arsenale auf der Architekturbiennale Venedig 2016. Der Titel könnte als Charakterisierung Ihres gesammten Werks stehen. Vor allem aber für ihr Bündner Kunstmuseum in Chur, das wir in diesem Heft vorstellen (Seite 38ff.). Inter­ national bekannt geworden ist das mehrfach ausgezeichnete Duo mit der 2014 eröffneten Philharmonie in Stettin, die sich durch die kleinteilig gegliederte Dachstruktur aus un­ zähligen spitzen Giebeln in das Altstadtquar­ tier einfügt und durch die von innen leucht­ ende weiße Gebäudehülle dennoch als iden­ titätsstiftender Kulturbau wahrgenommen wird. Das Erfolgsrezept der Architekten liegt in der unmissverständlich klaren und den­ noch poetischen Architektursprache, einer Symbiose aus Razionalismo – der Italiener Barozzi hat in Venedig studiert – und spani­ schem Minimalismus – Veiga ist Galizier und studierte in Navarra. Kennengelernt haben sich beide im Architekturbüro von Vázquez Consuegra in Sevilla. 2004 gründeten sie ihr eigenes Büro in Barcelona. “A Sentimental Monumentality” is what Fabrizio Barozzi (*1976) and Alberto Veiga (*1973) called their mighty exposed concrete column on the central axis of the Arsenale at the Venice Architecture Biennale 2016. This title well describes their entire oeuvre, especially the Graubünden Museum of Fine Arts in Chur presented in this issue (pp. 38ff). The awardwinning duo gained international acclaim with the Szczecin Philharmonic Hall in 2014. The architects’ success lies in their clear, poetic architectural language blending Razionalismo (Barozzi is Italian and studied in Venice) and Spanish minimalism (Veiga is Galician and studied in Navarre). After meeting at the firm of Vázquez Consuegra in Seville, they founded their own office in Barcelona in 2004. www.barozziveiga.com

Dominique Coulon Pink, Gelb, Blau – den experimentierfreudi­ gen Architekten (Jahrgang 1961) reizt der Umgang mit kräftigen Farben, mit denen er energische Antworten auf die Herausforde­ rungen der Gegenwart geben will. Seit 2008 betreibt er mit Partnern das Büro Dominique Coulon & associés in Straßburg, das 2016 in gleich zwei Kategorien mit dem Amerikani­ schen Architekturpreis ausgezeichnet wur­ de. Coulon baut bevorzugt Schulen, Alters­ heime, Krankenhäuser, Schwimmbäder und Bibliotheken in wirtschaftlich und sozial dis­ kriminierten Quartieren. Zu seinen herausra­ genden Gebäuden gehören u.a. die José­ phine-Baker-Schule in La Courneuve, die André-Malraux-Schule mit Kindergarten in Montpellier und die spektakuläre Sanierung und Erweiterung des Hallenbads in Bagneux bei Paris. Beim Musikkonservatorium in Bel­ fort, das wir ab Seite 50 vorstellen, hat er eine gänzlich neue Art des Farbauftrags ausprobiert: Sein Sohn Max hat gemeinsam mit Gabriel Khokha, der ebenfalls Künstler ist, die Wände mit Farbklecksen beworfen, wie einst der Action-Painter Jackson Pollock. Pink, yellow, blue – this experimental architect (*1961) is drawn to strong colours, which he uses to provide energetic answers to the challenges of the present day. Since 2008 he and his partners have run Dominique Coulon & associés in Strasbourg, which won the American Architecture Prize in two categories in 2016. Coulon prefers building schools, retirement homes, hospitals, swimming pools and libraries in economically and socially discriminated neighbourhoods. His outstanding works include the Joséphine Baker Schools in La Courneuve, the André Malraux Schools in Montpellier and the spectacular renovation and extension of the indoor swimming pool in Bagneux near Paris. At the music conservatory in Belfort (pp. 50ff), he tried out a completely new way of applying paint. His son Max, together with fellow artist Gabriel Khokha, threw paint at the walls like the action painter Jackson Pollock once did. www.coulon-architecte.fr

Michel Denancé »Der Architekturfotograf sollte keinen eige­ nen Stil anstreben, aber er braucht Sensi­ bilität, Neugier, Aufmerksamkeit und vermut­ lich eine spezielle Obsession«, sagt Michel Denancé, der all diese Eigenschaften be­ reits während seines Architekturstudiums ausgebildet hat. Seit seinem Abschluss be­ vorzugt es der Architekt jedoch, sich mit den Arbeiten seiner Kollegen auseinander­ zusetzen und sie im Bild festzuhalten. Mi­ chel Denancé lebt in Paris, meistens sind Architekten seine Auftraggeber; darunter so internationale Größen wie Renzo Piano, von dem er viele Bauten dokumentiert hat. Zu den bekanntesten Projekten gehört Pianos neues Opernhaus in Athen oder die Fondati­ on Pathé in Paris. Besonders eindrucksvoll ist Michel Denancés Sichtweise auf die neu­ en Mauern des Parlamentsgebäudes von Malta in Valletta (Seite 24ff.) Seine freien Ar­ beiten umfassen Bildbände zu Stadt und Landschaft in Afrika und dem Umland von Paris. “The architectural photographer should not strive for an own style, but needs sensitivity, curiosity, attention and probably a special obsession,” says Michel Denancé, who trained in all of these qualities during his architectural studies. Since graduating, the architect has focussed on capturing the works of colleagues with his lens. Denancé lives in Paris and most of his clients are architects, including such international names as Renzo Piano, many of whose buildings he has documented. Among his best-known projects are Piano’s new opera house in Athens and the Pathé Foundation in Paris. Denancé’s images of the new walls of the parliament building in Valetta are particularly impressive (pp. 24ff). His independent works include photography books on cities and landscapes in Africa and the Parisian environs. www.micheldenance.com


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Foto: © Christian Schittich

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Wir haben über 5.000 DETAIL Projekte für Sie online gestellt. In unserer Bild- und Referenzdatenbank nden Sie alle Projektdokumentationen aus über 50 Jahren DETAIL. Ob Sie sich primär für Tragwerkskonstruktionen interessieren oder ganz gezielt nach einem Gebäudetyp in einem speziellen Land suchen, mit der DETAIL inspiration Datenbank nden Sie genau die Referenzfotos, Zeichnungen und technischen Informationen, die Sie suchen. Durch eine professionelle Suchfunktion und Filteroptionen nach Hauptschlagwortbegriffen, wie Gebäudeart, Material, Baujahr oder DETAIL Heftthema unterstützt DETAIL inspiration Sie bei der Suche nach Baulösungen und in Ihrer alltäglichen Arbeit. Die Datenbank ist auch für Tablet und Smartphone optimiert. Alle Projektbeschreibungen stehen Ihnen als Download zur Verfügung. Fordern Sie jetzt Ihren Test zugang an: detail.de/inspiration

We have made over 3,000 DETAIL projects available for you online. Project information from more than 30 years of DETAIL can be found in our image and reference database. Whether you are interested in supporting structures or specic building types in certain countries, the DETAIL inspiration database contains all the reference photos, drawings and technical information you need. A professional search function and lter options with key words such as building type, material, build year or DETAIL magazine topic help you to search for solutions in your everyday work. The database design is optimised for your smart phone, tablet and desktop. All project descriptions are available for download. Register for a free trial access now: detail-online.com/inspiration

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