Green 01/2015

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Energetische Stadtsanierung ‡ xxx Aufzüge energetisch modernisieren ‡ xxx Die Ökobilanz von Sanierungen ‡ xxx

Zeitschrift für nachhaltige Architektur und energetische Thema · Thema englisch · Thema französisch · SerieSanierung 2014 · 3 Review of Sustainable Architecture and Energy-Efficient Refurbishment Zeitschrift für Architektur + Konzept · Review of Architecture · Revue d’Architecture

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green Konzept


∂Green 01/15 Sonderausgabe zu DETAIL B 2772 ISSN 1868-3835

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Magazin Magazine Vintage-Design trifft Ressourcenschutz: Wiederverwendung in der Architektur Jakob Schoof

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Projekte

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Publikationen, Veranstaltungen

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Hintergrund Background Klimarettung oder Kulturzerstörung? Energetische Sanierung am Scheideweg Jakob Schoof Nachhaltige Architektur Sustainable architecture Sanierung eines Bürogebäudes in Bærum Snøhetta, Oslo

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Bürohaussanierung in München Arbeitsgemeinschaft Hild und K, München/ BM.C Baumanagement GmbH, München

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Sanierung eines Wohnhauses in Mannheim Technische Universität Darmstadt Günter Pfeifer, Annette Rudolph-Cleff

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Kirchenumbau in Essen Architekturbüro Heinrich Böll, Essen

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Forschung und Praxis Research and practice Die ökologische Bilanz energetischer Sanierungen Sarah Wald, Hannes Mahlknecht, Martin Zeumer

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Aufzüge energieeffizient modernisieren Peter Seifert

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Produkte und Baustoffe Products and materials

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Fachwissen Specialist information Energetische Stadtsanierung Gregor Langenbrinck

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Projektbeteiligte/Hersteller-/Fotonachweis

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Impressum

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www.detail.de French and Italian translations are available for every issue and can be downloaded as PDF files: www.detail.de/architektur/hefte/uebersetzung

Verlag und Redaktion: Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Hackerbrücke 6, 80335 München Redaktion: Christian Schittich (Chefredakteur), Jakob Schoof redaktion@detail.de, Telefon (0 89) 38 16 20-57; Anzeigen: anzeigen@detail.de; Telefon (0 89) 38 16 20-48; Vertrieb & Abonnement: detailabo@vertriebsunion.de; Telefon (0 61 23) 92 38-211 Übersetzungen: Sharon Heidenreich, Lance Phipps, Feargal Doyle, Sean McLaughlin Lektorat: Marion Linssen (deutsch), Anna Roos (englisch)


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Editorial

Den Walter Gropius zugeschriebenen Satz »Gestalten heißt: in Fesseln tanzen« kann vermutlich jeder Architekt unterschreiben. Bei Bestandssanierungen sind die Fesseln üblicherweise noch etwas enger als im Neubau: Man hat es mit komplexeren technischen Anforderungen zu tun und mit noch mehr Akteuren als sonst, die mitbestimmen wollen. Gestaltungsfreiheit und öffentliche Anerkennung fallen in der Regel geringer aus als bei Neubauten. Dennoch liegt die Zukunft des Bauens im Bestand: Im deutschen Wohnungsbau etwa fließen bereits rund drei Viertel aller Investitionen in Sanierungen. Grund genug, erstmals (fast) eine komplette Ausgabe von DETAIL Green dem Umbauen und Sanieren zu widmen. Auch künftig wird das Thema in dieser Zeitschrift einen deutlich breiteren Raum einnehmen als bisher. Die Gebäudebeispiele im vorliegenden Heft zeigen: Energetische Sanierung ist weit mehr als nur Wärmedämmung. Oft beginnt die Herausforderung bereits damit, einen Altbau überhaupt für weitere Jahrzehnte nutzbar zu erhalten und so vor dem Abriss zu bewahren. Dazu müssen in der Regel Baukonstruktion, Grundrisse, Erschließung, Brandschutz und vieles andere auf den heutigen Stand gebracht werden. Aber im Umkehrschluss gilt eben auch: Ganz ohne Wärmedämmung und andere energetische Maßnahmen sind Sanierungen zumeist vergebene Chancen. In Zeiten, in denen selbst der »Spiegel« mit Titelgeschichten wie »Volksverdämmung« aufwartet, mag eine solche Aussage dem Mainstream widersprechen. Aber Herausforderungen wie Klimawandel und endliche Ressourcen sind nicht nur Hirngespinste von Politikern und irgendwelchen »Dämmlobbys«. Und ein gut sanierter Altbau verbraucht nun einmal in aller Regel weniger als halb so viel Energie wie ein unsanierter. Keine Frage: Sanieren braucht Augenmaß – auch das unterstreichen die in diesem Heft versammelten Gebäude. Umso bedenklicher ist es, wie einseitig der Begriff »Baukultur« heute vielfach (noch) definiert wird. Bei der jüngsten Umfrage der gleichnamigen Bundesstiftung etwa assoziierten über 90 % der befragten Experten Baukultur mit dem Erhalt schützenswerter Altbauten, aber nur jeder Zweite mit Ressourcenschonung oder der Berücksichtigung sozialer Belange. Ähnlich sieht das Bild bei einer Umfrage unter Laien aus. Hier Baukultur, dort Ökologie und Soziales – dieses Auseinanderdividieren kann langfristig nicht gut gehen. Nur, wenn wir konsequent alle drei Aspekte zusammen denken, können langfristig bessere Sanierungen und Neubauten entstehen. Und wer wäre besser geeignet, diese Syntheseleistung zu vollbringen, als Architekten? Jakob Schoof

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Any architect would probably identify with the sentence attributed to Walter Gropius: “Designing means: dancing in shackles.” When it comes to renovations, the constraints are usually even tighter than when a new building is being designed; the technical requirements are more complex and there are more players involved who insist on having their say. Frequently, there is also less public recognition than for new buildings. Nevertheless, the future of building lies in renovations, which accounted for around three quarters of all investments in German housing construction in 2012. This is reason enough to dedicate an issue of DETAIL Green to the subject of conversion and renovation. In the future we are also planning to dedicate considerably more space in the magazine to this important green topic. The examples of buildings in this issue of DETAIL Green show that energy-saving measures for buildings require far more than mere thermal insulation. The challenge often begins with the task of maintaining the usability of an old building for additional decades, thus preventing its demolition. To this end, the structural design, the floor plans, the access routes, fire protection measures, as well as many other aspects usually have to be up-dated. It is also true however, that without any form of thermal insulation and other energy-saving measures, renovations are often wasted opportunities. During a time when the alleged disadvantages of thermal insulation are hotly debated in the German public, a statement like this may contradict mainstream opinion. Nevertheless challenges such as climate change and finite resources are not merely fantasies of politicians and ‘insulation lobbyists’. Moreover, a well-renovated old building usually consumes less than half as much energy as a building that remains unrenovated. There is no question that energy-efficient renovation is a balancing act. All the more alarming is the way in which many people (still) define the term ‘building culture’ today. In the latest survey carried out by the German Building Culture Foundation (Bundesstiftung Baukultur), for example, more than 90% of the surveyed experts associated building culture with aesthetic questions and with the preservation of old buildings. But only 50% of them considered resource conservation, or the awareness for social concerns to be aspects of building culture. The situation is mirrored in a survey of non-professionals. In the long run, this divide between building culture on one side, and ecology and social issues on the other has to be detrimental. Only if we consider all three aspects in tandem will the improved standard of renovations and new buildings be possible. And who would be more suited to achieving this synthesis than architects?


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Vintage-Design trifft Ressourcenschutz: Wiederverwendung in der Architektur Vintage design or conservation of resources? Re-use and recycling in architecture Jakob Schoof

Europas Machtzentrum erhält ein neues Gesicht: Der bisherige Sitz des EU-Ministerrats, ein längst zum Bürobau umfunktioniertes ehemaliges Wohngebäude aus den 20er-Jahren, wird derzeit durch den belgischen Architekten Philippe Samyn saniert und erweitert. Ein elliptischer Baukörper, dessen Form ein wenig an eine bauchige Vase erinnert, soll künftig die Sitzungs- und Bankettsäle für die politischen Entscheidungsträger sowie ein Pressezentrum beherbergen. Eingehaust ist diese Raumskulptur in eine Glashalle, deren Hülle so gar nicht dem gewohnten Bild der Repräsentationsbauten ringsum entspricht. Fast 3000 Holzfensterrahmen – einige davon mehr als 250 Jahre alt – ließen die Architekten von einem Händler für gebrauchte Baumaterialien in allen EU-Mitgliedsstaaten einsammeln und nach Brüssel bringen. Dort wurden sie aufbereitet, auf 3,5 ≈ 5,4 Meter große Stahlrahmen montiert und anschließend auf der – ebenfalls stählernen – Tragstruktur der Fassade befestigt. Die Idee für ihre Patchwork-Fassade formulierten die Architekten bereits im Architektenwettbewerb für den Erweiterungsbau Ende 2005. Anlass, so Samyn, sei eine Begegnung ganz in der Nähe seines

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Wohnhauses gewesen. Dort entsorgte ein Anwohner gerade wunderschöne alte Eichenfenster in den Müll, weil er sie nach einer energetischen Sanierung seines Hauses nicht mehr benötigte. Vieles ließe sich in die Fensterrahmen am EU-Ratssitz hineininterpretieren: Sie sind Ressourcen aus allen Teilen der Union, die zum Bau des »gemeinsamen Hauses« Europa beigetragen haben. Sie bilden eine Reminiszenz an tradierte Handwerkskunst, die gerade in den oft lieblos geplanten Verwaltungsbauten der EUAdministration unterrepräsentiert scheint. Sie kontrastieren den gigantischen EUApparat mit dem Maßstab des Häuslichen und Alltäglichen. Und sie sind Sinnbild für Ressourcenschonung, die sich die EU schon seit Jahren als Politikziel auf die Fahnen geschrieben hat. Diese Symbolik scheint auch die Entscheidungsträger bei der EU überzeugt zu haben: Nie wurde das Fassadenkonzept vom Bauherrn ernsthaft infrage gestellt, so Samyn. Er betont, die Fenster seien keineswegs nur Dekoration, auch wenn eine oberflächliche Betrachtung dies vielleicht nahelegen würde. Denn 2,70 Meter hinter den Holzfenstern schließt sich eine innere Fassadenschicht aus schusssicherem

Dreifach-Verbundsicherheitsglas an, die von einem eigenen, rautenförmigen Stahltragwerk gehalten wird. Auch der Rest des Erweiterungsbaus wurde zwar nach stringenten Nachhaltigkeitskriterien, aber letztlich mit konventionellen Materialien errichtet. Zwischen Repräsentation und Provokation Dennoch ist der Symbolwert des EURatssitzes nicht zu unterschätzen. Er ist nur der prominenteste Exponent einer ständig wachsenden Zahl an Neubauten, in denen wiederverwendete Materialien aller Art eine Hauptrolle spielen. Ihre Ästhetik reicht von vergleichsweise konventioneller Architektur wie bei der »Villa Welpeloo« in Enschede von 2012Architecten (heute Superuse Studios; siehe DETAIL 12/2010, S. 1314f.) bis zu gebauten Provokationen wie dem Mitte 2014 eingeweihten »Waste House« auf dem Campus der Universität Brighton. Das Haus, an dessen Planung und Bau 300 Hochschulstudenten und angehende Zimmerleute unter Leitung des Architekten Duncan Baker-Brown mitwirkten, soll künftig als Veranstaltungsort der dortigen Fakultät für Gestaltung dienen. Es besteht zu 90 Prozent aus Haushalts- und Bauab-

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Ausstellungspavillon in Trondheim, TreStykker 2011. Gemeinsam mit 30 Studenten errichteten Trygve Ohren und Charlotte Rostad diesen Pavillon aus Fensterrahmen und anderen Abbruchmaterialien eines nahe gelegenen Bürogebäudes. Experimentalbau (Waste House) der Universität Brighton, 2014. 85 % der Baumaterialien für das Seminar- und Ausstellungsgebäude stammen aus dem Abfall. Neu sind (fast) nur die Fenster, Dachfenster und die Unterspannbahnen der Fassaden. Büroräume in Madrid, Arturo Franco 2009. Gebrauchte Dachziegel bilden die licht- und luftdurchlässigen Trennwände dieses Büroeinbaus in einer ehemaligen Schlachthofhalle in Madrid.

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Exhibition pavilion in Trondheim, TreStykker, 2011. Together with 30 students, architect Trygve Ohren and artist Charlotte Rostad constructed this building using demolition materials from a nearby office building. Experimental building (Waste House) at the University of Brighton, 2014. 85% of all construction materials for this exhibition and seminar building were sourced from waste. The use of new materials was limited to windows, roof windows and airtightness membranes. Office spaces in Madrid, Arturo Franco, 2009. The light and air-permeable partitions of this office interior in a former abattoir are created with discarded roof tiles.

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Wiederverwendung von Baumaterialien sieht Delon nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein funktionales und kulturelles Potenzial: »Man sollte dabei zwischen den Kosten und dem Wert der Materialien unterscheiden. Das Bauen mit Abbruchmaterialien ist zwar meist nicht billiger, aber die Baustoffe haben oft eine höhere Qualität als neue Materialien. Außerdem bieten sie uns die einzigartige Möglichkeit, selbst in einen Neubau Erinnerungen an die Vergangenheit einfließen zu lassen.« Um zu einer höheren Wiederverwertungsquote zu gelangen, wäre laut Delon zunächst eine bessere Kenntnis des Gebäudebestandes nötig. »Wir wissen in Frankreich überhaupt nicht, welche Materialien in welcher Menge und Qualität wo verbaut sind.« Auch Internetplattformen für gebrauchte Baumaterialien gibt es dort bislang nicht. Nach Ansicht von Martin Roiner muss sich vor allem in der Ausbildung von Baufachleuten einiges ändern. Aber auch der Staat müsste mit gutem Beispiel vorangehen: »Wir müssen das Wissen um Abfallmanagement und Stoffströme noch viel stärker in den Lehrplänen der Bauingenieur- und Architekturfakultäten verankern. Hilfreich wäre es außerdem, wenn bei öffentlichen Ausschreibungen systematisch Recyclingbaustoffe bevorzugt würden.« Für Jan Jongert sind die Hindernisse vor allem ökonomischer Art. Auch er sieht die Politik in der Pflicht: »Ressourcen sind in unserer Gesellschaft zu billig, und Arbeit ist zu teuer. Und das hat vorwiegend mit der Höhe der Steuern zu tun.« Damit die hochwertige, aber arbeitsintensive Wiederverwendung von Baustoffen auf breiter Front Fuß fasst, müssten natürliche Ressourcen stärker besteuert und im Gegenzug die Lohnnebenkosten wie Einkommensteuer oder Rentenversicherungsbeiträge gesenkt werden. Sonst werden Bauten wie jene von Superuse Studios, Duncan Baker-Brown und Philippe Samyn in Europa auch weiterhin ein Nischendasein führen.

Europe’s centre of power gets a facelift: The seat of the EU Council of Ministers, a former residential building dating from the 1920s that was converted into an office building many years ago, is currently being renovated and extended by the Belgian architect, Philippe Samyn. An elliptical structure, the shape of which is slightly reminiscent of a convex vase, is to accommodate meeting rooms and banquet halls for political decision-makers, as well as a press centre. This three-dimensional sculpture is housed in a glazed hall, the shell of which contrasts starkly with ubiquitous appearance of the prestige buildings that surround it. The architects commissioned a supplier

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of used building materials to stockpile almost 3,000 wooden window frames – some of them more than 250 years old – from throughout the EU and transport them to Brussels. Here, they were repaired, mounted on 3.5 ≈ 5.4-metre steel frames and then attached to the facade’s loadbearing structure, which is also made of steel. The architects formulated the idea for their patchwork facade in the context of an architectural competition for the extension building in 2005. Their inspiration, according to Samyn, came from a chance encounter in close proximity to his own home. A local resident was in the process of dis-


Green Books – Tools for sustainable architecture Designing for energy efficiency Roberto Gonzalo Rainer Vallentin Planning and design of energy-efficient buildings

Passive House Design ∂ Green Books

Passive House Design ISBN 978-3-95553-220-8 2014. Roberto Gonzalo, Rainer Vallentin. 152 pages with numerous illustrations and photos. Format 21 × 29.7 cm. Hardcover. € 59.90 / £ 48.– / US $ 84.– + postage/packing + VAT, if applicable

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Project planning and energy balancing of passive houses Design strategies and construction methods Renovations using passive house components Home automation for passive houses Detailed documentation of constructed examples

New strategies for old buildings Energy efficiency refurbishments ISBN 978-3-920034-90-4 2013. Clemens Richarz, Christina Schulz. 144 pages with numerous diagrams, tables and photos. 21 × 29.7 cm. Hardcover. € 59.90 / £ 48.– / US $ 84.– + postage/packing + VAT, if applicable

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The economics and ecology of energy-efficient renovations Structural and system engineering measures Energy balancing according to DIN V 18599 Analysis of completed projects and numerous design details

A holistic approach to the assessment of sustainability Green building certification systems ISBN 978-3-920034-54-6 2011. Thilo Ebert, Natalie Eßig, Gerd Hauser. 144 pages with numerous diagrams, tables and photos. 21 × 29.7 cm. Hardcover. € 59.90 / £ 48.– / US $ 84.– + postage/packing + VAT, if applicable

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International framework conditions for sustainable building Certification systems in detail: BREEAM, LEED, DGNB, MINERGIE, HQE, EU Green Building Programme, CASBEE Planning processes and documentation requirements Certification costs, Project examples

Concepts for the post-fossil fuel era Sustainable Building Services ISBN 978-3-920034-49-2 2011. Bernhard Lenz, Jürgen Schreiber, Thomas Stark. 144 pages with numerous diagrams, tables and photos. 21 × 29.7 cm. Hardcover. € 59.90 / £ 48.– / US $ 84.– + postage/packing + VAT, if applicable

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Building services systems Building services in the energy concept Optimisation in existing buildings and in operation

Sustainable building planning from the outset A life cycle approach to buildings ISBN 978-3-920034-45-4 2010. Holger König, Niklaus Kohler, Johannes Kreißig, Thomas Lützkendorf 144 pages with numerous diagrams, tables and photos. 21 × 29.7 cm. Hardcover. € 59.90 / £ 48.– / US $ 84.– + postage/packing + VAT, if applicable

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Environmental life cycle assessments of materials, construction elements and buildings Calculates and optimises life cycle costs Reference projects: life cycle analysis in practice Planning tools, databases and tips on calculations

www.detail.de/green-books


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Projekte

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Nachwuchs auf dem Campus Sanierung und Erweiterung eines Hochschulgebäudes in Eberswalde Abelmann Vielain Pock Architekten, Berlin

Schnitt durch den Anbau Maßstab 1:400 Section of the new annex Scale 1:400

Bereits vor einigen Jahren haben die Berliner Architekten Abelmann Vielain Pock das alte Hauptgebäude der Hochschule für Nachhaltigkeit in Eberswalde ertüchtigt. Nun sollte der 1930 errichtete Bau des Fachbereichs Landschaftsnutzung und Naturschutz folgen. Die im Osten des Hauses angebaute Maschinenhalle wurde abgebrochen und wich einem dreigeschossigen Neubau in Massivholzbauweise, der im Erdgeschoss Foyer und Seminarraum, darüber den neuen, zentralen Hörsaal der Fakultät sowie auf der obersten Ebene Mitarbeiterbüros beherbergt. Der neue Anbau verlängert die Fassadenflucht des walmdachgekrönten Fakultätsgebäudes; seine Fassadenverkleidung aus vorvergrauten Alaska-Zedernholzschindeln nimmt hingegen den Bezug auf

zum Sichtziegelmauerwerk der Mensa von Herzog & de Meuron nebenan. Weiße Faschen aus Robinienholz rahmen die großformatigen Fensteröffnungen. Die Holzschindeln sind nicht hinterlüftet, um einer Brandausbreitung über die Fassade entgegenzuwirken; die tragenden Wände bestehen aus bis zu 24 Zentimeter starkem Fichten-Brettsperrholz und wurden im Inneren holzsichtig belassen. Der Altbau beherbergt vorrangig Labore, Archive für Bodenproben sowie Seminarund Büroräume. Seine Putzfassaden sind denkmalgeschützt und wurden in den Originalfarbtönen hergestellt. Eine Innendämmung aus Calciumsilikatplatten sowie eine Dämmung der obersten Geschossdecke senken den Heizwärmebedarf des Altbaus deutlich. Die vorhandenen Kas-

tenfenster blieben erhalten; teilweise wurden die Verglasungen ausgetauscht oder die Rahmen ausgebessert. Sie dienen auch nach wie vor als Haupt-Frischluftquelle für die Büros und Seminarräume. Nur die Labore und der Hörsaal werden mechanisch be- und entlüftet, Letzterer über die Zuluft auch gekühlt. Eine neue Pelletheizung im Erdgeschoss des Altbaus versorgt nunmehr den ganzen Campus mit Wärme. Das bestehende Nahwärmenetz auf dem Areal wurde hierzu lediglich instand gesetzt. Dank des verbesserten Wärmeschutzes und der regenerativen Wärmeversorgung kommen Alt- und Neubau gemeinsam auf einen Primärenergiebedarf von 102 kWh/m2a und unterschreiten damit die NeubauAnforderung der EnEV um rund ein Viertel. Abelmann Vielain Pock’s extension of a listed 1930s faculty building at the University of Sustainable Development in Eberswalde, north of Berlin, is a triple-storey, massive timber structure clad in Alaskan cedar shingles. It accommodates a foyer and seminar room on the ground floor, a lecture hall on the first floor, and staff offices on the uppermost level. The walls and intermediate floors consist of cross-laminated fir timber which has been left visible in the interiors. The existing faculty building was insulated from the inside with calciium silicate boards, and its box-type windows were only repaired where necessary. A new pellet boiler in the old building now provides the entire inner-city campus with renewable heat. It is distributed by an existing district heating network which was upgraded during the refurbishment.


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April 2015 Solarexpo Kongress und Ausstellung über dezentrale erneuerbare Energieerzeugung und solare Architektur 8.4.2015 –10.4.2015 Mailand www.solarexpo.com 5th Forum Bois Construction (FBC) Internationaler Holzbau-Kongress 16.4.2015 – 17.4.2015 Epinal/Nancy www.forum-holzbau.com 19. Internationale Passivhaustagung Internationaler Kongress mit Fachausstellung 17.4.2015 −18.4.2015 Leipzig www.passivhaustagung.de Berliner Energietage 2015 Kongress zum Thema »Energieeffizienz in Deutschland« 27.4.2015 –29.4.2015 Berlin www.berliner-energietage.de Hamburger Holzbauforum 2015 Fachveranstaltung über Bauphysik im Holzbau 29.4.2015 Hamburg www.zebau.de

Mai 2015 Tage der Sonne Veranstaltungsreihe zur Solarenergie 1.5.2015 −10.5.2015 ganze Schweiz www.tagedersonne.ch Expo Milano 2015 Weltausstellung 2015 zum Thema Ernährung – Motto: »Nutrire il pianeta« 1.5.2015 – 31.10.2015 Mailand www.expo2015.org 25. Symposium Thermische Solarenergie 6.5.2015 – 8.5.2015 Bad Staffelstein www.otti.de International Concrete Sustainability Conference 11.5.2015 −13.5.2015 Miami www.concretesustainabilityconference.org

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CEB Clean Energy Building Internationale Fachmesse und Kongress für energieeffiziente Gebäude und regenerative Energieerzeugung 20.5.2015 – 22.5.2015 Stuttgart www.cep-expo.de

6th International Conference Solar Air-Conditioning Internationale Konferenz zur solaren Gebäudeklimatisierung 24.9.2015 − 25.9.2015 Rom www.solaircon.com

4. Forum Internazionale dell’Edilizia in Legno Internationaler Holzbaukongress 22.5.2015 Verona www.forum-holzbau.com

4. Internationales Holzbau-Forum Nordic Kongress zu modernem Holzbau 24.9.2015 − 25.9.2015 Växjö www.forum-holzbau.com

Juni 2015

Oktober 2015

Resilient Cities 2015 6. Weltkongress zu Städten und deren Anpassung an den Klimawandel 8.6.2015 −10.6.2015 Bonn resilientcities2015.iclei.org

RENEXPO 2015 Fachmesse für Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energieinnovation 1.10.2015 – 4.10.2015 Augsburg www.renexpo.de

Intersolar 2015 Fachmesse zum Thema Solartechnik 10.6.2015 – 12.6.2015 München www.intersolar.de

Expo Real 2015 Messe für Gewerbeimmobilien 5.10.2015 –7.10.2015 München www.exporeal.net

Tag der Architektur Führungen und Sonderöffnungen in Neubauten im gesamten Bundesgebiet; Motto »Architektur bewegt« 27.6.2015 – 28.6.2015 bundesweit www.tag-der-architektur.de

7. Norddeutsche Passivhauskonferenz Fachtagung zum energieeffizienten Bauen 8.10.2015 Hamburg www.zebau.de

Juli 2015 Fachforum Energieeffizienzhaus Plus Kongress zu innovativen Gebäuden mit erneuerbaren Energien 14.7.2015 –15.7.2015 Hamburg www.otti.de Green.Building.Solutions Vienna Summer University 24.7.2015 –14.8.2015 Wien www.summer-university.net/study-abroad/green-building-solutions-vienna/

September 2015 PLEA 2015 31. Internationale Konferenz für nachhaltige Architektur; Thema: Architecture in (R)evolution 9.9.2015 −11.9.2015 Bologna www.plea2015.it

Rosenheimer Fenstertage Fachkongress 8.10.2015 – 9.10.2015 Rosenheim www.ift-rosenheim.de

November 2015 10. Energy Forum Kongress und Messe über die Gebäudehüllen der Zukunft 3.11.2015 – 4.11.2015 Bern www.energy-forum.com Tage des Passivhauses Tage der offenen Tür in Passivhäusern 13.11.2015 – 15.11.2015 international www.ig-passivhaus.de


Edition

Sebastian El khouli Viola John Martin Zeumer

Nachhaltig konstruieren Vom Tragwerksentwurf bis zur Materialwahl: Gebäude ökologisch bilanzieren und optimieren ∂ Green Books

Nachhaltig konstruieren 2014. Sebastian El khouli, Viola John, Martin Zeumer. 152 Seiten mit ca. 400 Abbildungen (Fotos und Pläne). Format 21 × 29,7 cm. ISBN 978-3-95553-217-8 Hardcover: € 59,90 aus der Reihe ∂ Green Books

Heute schon für morgen bauen Das DETAIL Green Buch »Nachhaltig konstruieren« bietet insbesondere Architekten eine fundierte Handhabe für den ökologisch optimierten Gebäudeentwurf und die Auswahl nachhaltiger Baukonstruktionen. Die Autoren geben einen Überblick über die wichtigsten Datenbanken und Gütezeichen für Bauprodukte und zeigen, wie Ökobilanzen erstellt werden. Sie identifizieren die Stellschrauben für eine ökologische Optimierung im Verlauf des Planungsprozesses und leisten Hilfestellung bei der Auswahl von

Fallbeispiele

Sanierung und Erweiterung eines Einfamilienhauses in Hamburg

Neben passiven wurden auch aktive Maßnahmen an der Gebäudehülle umgesetzt. Der neu errichtete Anbau fungiert dabei als kleines lokales Kraftwerk zur Versorgung der Bewohner. Als sichtbarer Bestandteil der Architektur kamen dachintegrierte Solarthermie- und Photovoltaikmodule zum Einsatz. Die 19,8 m2 große Solarthermieanlage liefert in Kombination mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe Heizwärme und Warmwasser. Das System verfügt über einen – mit 940 l groß dimensionierten – Warmwassertank, der sowohl die Entnahmestellen in Alt- und Neubau als auch die Fußbodenheizung speist. Den für den Gebäudebetrieb (Hilfsstrom inkl. Wärmepumpe sowie Haushaltsstrom inkl. Beleuchtung) erforderlichen Strom stellt die 75 m2 große Photovoltaikanlage bereit. Die polykristallinen Zellen in der Dachhaut und die transluzenten GlasGlas-Module über Terrasse und Carport sind auf jährlich rund 7000 kWh Strom ausgelegt; Überschüsse werden ins örtliche Netz eingespeist [9]. Zur Reduktion von Lüftungswärmeverlusten sowie zur Verbesserung des Innenraumklimas und der Behaglichkeit sind darüber hinaus alle Fenster mit einer umfangreichen Sensorik ausgestattet. Diese erfasst die Innenraumtemperatur, die

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Luftfeuchte sowie die Konzentrationen von CO2 und VOC (flüchtige organische Verbindungen) in der Raumluft. Eine automatische Fenstersteuerung reguliert abhängig von den Messwerten den Mindestluftwechsel und das Innenraumklima. Im Gegensatz zu einer mechanischen Lüftungsanlage kommt diese Technologie ohne kostenintensiv nachgerüstete Lüftungsschächte aus. Weiterhin steuert das System auch automatisch den Sonnenund Blendschutz. Der Sonnenschutz wird dabei nicht nur zur Regulierung der Innenraumtemperatur im Sommerfall eingesetzt – in kalten Winternächten sorgt er zusätzlich zur Verbesserung der Dämmwirkung und somit zur Reduktion der Transmissionswärmeverluste durch die Fenster. Durch die Sanierung sank der jährliche Endenergiebedarf des Gebäudes um fast 65 %. Der Primärenergiebedarf beträgt nun 47,2 kWh/m2a und unterschreitet damit den Grenzwert der EnEV 2009 um 65,7 %. Planungsprozess und erste Betriebserfahrungen

Während der Planungsphase wurde der Umgang mit dem Bestandsgebäude anhand von drei Modernisierungsvarianten mit unterschiedlichem Budgetrahmen untersucht (Abb. 6.26).

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Basismodernisierung Gebäudehülle

saniert

Die »Basismodernisierung« sah lediglich eine energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle vor. Die Gebäudestruktur blieb ohne große Veränderungen erhalten. Gezielte Durchbrüche machten den Grundriss offener und zeitgemäßer. Die Variante »Erweitungsmodernisierung« beschreibt eine Generalsanierung, bei der das Gebäude in seinen Rohzustand zurückversetzt wird. Der Altbau sollte entkernt, die Hülle energetisch saniert werden. Ergänzt wurde das Wohngebäude durch einen kleinen Anbau in Holzrahmenkonstruktion. Die Variante »Aktivhaus-Modernisierung« beschreibt in ihren wesentlichen Grundzügen den Umbau, der letztlich in Hamburg-Wilhelmsburg realisiert wurde. Nach der Fertigstellung und einer Zeit der öffentlichen Ausstellung im Rahmen der IBA startete das Projekt in eine zweijährige Testphase mit einer Probefamilie. Diese wurde im Rahmen eines Monitoringprogramms durch ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Architekten, Soziologen, Gebäude- und Solartechnikern betreut. Sensoren und Zähler erfassten den Energie- und Wasserverbrauch der Familie, die Raumtemperaturen, den Tageslichtanteil, die

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Erweitungsmodernisierung saniert

Aktivhaus-Modernisierung saniert

Gebäudestruktur

Durchbrüche im Grundriss saniert + Dachfenster

saniert + Dachfenster

neues Sparrendach + Dachfenster

Gebäudetechnik

Öl-Brennwertkessel, Heizkörper, Solarthermie + Trinkwasserspeicher

Luft-Wasser-Wärmepumpe, Solarthermie, Pufferspeicher, Fußbodenheizung, Trinkwasserspeicher

Luft-Wasser-Wärmepumpe, Solarthermie + PV, Pufferspeicher, Fußbodenheizung, Trinkwasserspeicher

bleibt bestehen + Überfirstverglasung

entkernt

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Dach

entkernt

kleiner Holzrahmenbau

großer Holzrahmenbau

Platzbedarf

2 – 3 Personen

3 – 4 Personen

4 Personen

Energiebedarf + CO2-Emissionen (zum unsanierten Bestand)

−50 %

Energie −60 %, CO2 −70 %

Energie −65 %

Kosten (brutto)

140 000 €

274 000 €

460 000 €

Anbau

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Baumaterialien und -elementen. Das Buch versteht sich vor allem als Anleitung für eigene Projekte, denn: Ökologische Optimierung ist kontextabhängig. Abhängig von den Anforderungen an Nutzung, Dauerhaftigkeit, Schall- oder Brandschutz eines Gebäudes können ganz unterschiedliche Lösungen die »richtigen« sein. Die hiermit verbundenen Abwägungsprozesse werden anhand fünf ausführlicher Dokumentationen gebauter Objekte aus Europa und Nordamerika illustriert.

6.26 Entwurfsvarianten (Grundrisse, Maßstab 1:500): a Basismodernisierung b Erweiterungsmodernisierung c Aktivhaus-Modernisierung (realisierte Variante) 6.27 Vergleich der Entwurfsvarianten 6.28 Dachgalerie im sanierten Bestandsgebäude 6.29 Schnitt Fassade/Dach Bestandsgebäude Maßstab 1:50 1 Dach: Doppeldeckung Faserzement lichtgrau Lattung 40/60 mm Konterlattung 30/50 mm Unterspannbahn (sd = ca. 0,15 m) Wärmedämmung Holzfaserplatte 35 mm Sparren 100/220 mm, dazwischen Wärmedämmung Mineralwolle (WLG 035) OSB-Platte 15 mm als Dampfsperre, Fugen luftdicht verklebt Gipskarton 12,5 mm 2 Fenster: Dreifachverglasung in Holz-AluminiumRahmen 3 Außenwand: Außenputz mineralisch 10 mm Wärmedämmung Mineralwolle 200 mm Mauerwerk Bestand 240 mm Innenputz 10 mm

machen, wurde die Gebäudetechnik für das zweite Testjahr um eine Geothermieanlage zur saisonalen thermischen Zwischenspeicherung ergänzt. Damit soll die im Sommer in den Erdboden eingespeiste Wärme künftig im Winter zu Heizzwecken zur Verfügung stehen. Sowohl im Alt- als auch im Neubau stellen sich – bezogen auf Normen des Komfortmonitorings [10] – ganzjährig eine hohe thermische Behaglichkeit sowie Qualität der Raumluft ein. Nur selten kommt es zu Überhitzungen [11]. Die Jahresverteilung der Temperaturen (Abb. 6.30, S. 114) an unterschiedlichen Messpunkten im Gebäude zeigt, dass vor allem die Räume im Erdgeschoss des Altbaus durch die vorhandene Speichermasse weniger stark auskühlten und überhitzten. Das massive Mauerwerk sowie die Durchlüftung im Treppenraum sorgen für den intendierten Kamineffekt. Der leichte Anbau in Holzständerbauweise verhält sich thermisch ähnlich wie die Räume im Obergeschoss des Altbaus, bei denen die (leichte) Dachkonstruktion den größten Teil der Hüllfläche bildet. Die Nutzer selbst berichten, dass sie den Neubau im Sommer trotz der Verschattungsmöglichkeiten zeitweise als zu warm wahrnehmen. An kalten Wintertagen wird von unangenehmem Luftzug berichtet. Die automatische Öffnung der Fenster über Sensoren ist zudem nicht geräuschlos und wird insbesondere im Altbau (in den privaten Räumen) zeitweise als störend beschrieben. In der Nacht schalten sie die Gebäudesteuerung daher manchmal komplett aus [12].

Graue Energie und recyclinggerechtes Bauen Die wichtigsten Gütezeichen und Datenbanken

6.28

Innenraumluftqualität, das Verhalten der Gebäudesteuerung sowie manuelle Eingriffe. Neben quantifizierbaren Messgrößen wurden auch Alltagserfahrungen der Bewohner mit dem Gebäude über Interviews, Fragebögen und ein Onlinetagebuch aufgezeichnet. Auf diese Weise hoffen die Soziologen, Faktoren identifizieren zu können, mit denen sich das Wohlbefinden in Gebäuden über den heutigen Wissenstand hinaus wissenschaftlich quantifizieren lässt. Erfahrungen aus dem ersten Jahr zeigen, dass die Maxime der Ressourcenschonung mit jener der Wohnqualität gut in Einklang gebracht werden konnten. Die Erträge der Photovoltaikanlage übertreffen die Kalkulation um etwa 10 %, Heizwärmeund Warmwasserbedarf fallen (mit zusammen 58 kWh/m2a statt der vorausberechneten 84 kWh/m2a) rund 30 % geringer aus als erwartet. Im Sommer übersteigt der Wärmegewinn aus der solarthermischen Anlage den Bedarf der vierköpfigen Familie deutlich. Lediglich der Stromverbrauch der Anlagentechnik liegt über den theoretischen Berechnungen. Insgesamt beträgt die gemessene Abweichung etwa 55 % – oder absolut rund 2500 kWh –, sodass das Ziel des Nettonullenergiebedarfs im ersten Betriebsjahr um ca. 2300 kWh verfehlt wurde. Dies ist unter anderem auf die zu groß dimensionierte Solarthermieanlage und die daraus resultierende Notwendigkeit zurückzuführen, überschüssige Erträge durch die Wärmepumpe an die Außenluft abzugeben. Um die sommerlichen Überschüsse künftig nutzbar zu

Ökobilanzierung von Gebäuden

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Entwurfsoptimierung im Planungsprozess Ausführliche Gebäudedokumentation 2

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6.29

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www.detail.de/n-konstruieren


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Sanierung eines Bürogebäudes in Bærum Refurbishment of an office building in Bærum Energiewende im Tarnkleid Energy efficiency in disguise

Norwegen gilt europaweit als Vorreiter bei der Versorgung mit regenerativer Energie. Schon seit Jahren deckt das Land über 60 Prozent seines Netto-Endenergiebedarfs aus erneuerbaren Quellen. Dennoch ist der Bau von Plusenergiegebäuden für die Norweger bislang Neuland. Denn diese nutzen meist die Sonne als Hauptenergiequelle. In Skandinavien hingegen dominieren – aus nahe liegenden klimatischen Gründen – bislang eher andere Naturressourcen wie Wind und Wasser die Energieversorgung. Die Planung des landesweit ersten Plusenergie-Bürohauses in Bærum zehn Kilometer südwestlich von Oslo war daher für alle Beteiligten – einschließlich der nationalen Bau- und Energiebehörden – eine Premiere. Dies umso mehr, als es sich beim »Powerhouse Kjørbo« um die energetische Sanierung zweier Büroblocks aus den 80er-Jahren handelte. Sie sind Teil eines Gebäudekomplexes, den der (heute zu Statoil gehörende) Ölkonzern Saga Petroleum Anfang der 80er-Jahre am Ufer des Oslofjords errichtet hatte. Insgesamt neun drei-bis viergeschossige Baukörper mit quadratischen Grundrissen verteilen sich auf dem parkartigen Grundstück. Auf der Landseite schließt sich das Zentrum des Ortsteils Sandvika an, das – mit Bürohäusern, Bahnhof, Einkaufszentrum und einem Autobahnknotenpunkt – wie eine hoch verdichtete Enklave in einem ansonsten locker bebauten Wohngebiet liegt. Die Federführung bei Norwegens erster Plusenergie-Sanierung lag bei einem interdisziplinär besetzten Konsortium, das 2010 auf Initiative der Umweltorganisation Zero und des Aluminiumkonzerns Hydro zusammengekommen war. Beteiligt waren unter anderem die Architekten Snøhetta, der Baukonzern Skanska, der staatseigene Immobilienkonzern Entra (der bei dem Vorhaben als Bauherr fungierte) sowie Asplan Viak, eines der größten Ingenieurbüros des Landes, das die beiden umgebauten Gebäudeteile heute als Mieter nutzt. Hinzu kam ein »Mitspieler«, den man bei der Sanierung eines 30 Jahre alten Gebäudes eher

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nicht vermuten würde: die Denkmalschutzbehörde. Denn die angrenzende Parkanlage mit ihrem historischen Baumbestand gehört zu einem historischen Gutshof am Meeresufer und wurde während der Planungsphase unter Denkmalschutz gestellt. Um die Ensemblewirkung auch bei der Teilsanierung des Gebäudekomplexes zu erhalten, forderte die Gemeinde, dass weder die Gebäudekubatur noch die Farbe oder Gliederung der Fassaden wesentlich geändert werden sollte. Das »Powerhouse« zeichnet sich deshalb auch durch die Besonderheit aus, dass sich seine hocheffiziente Technik – und die offenen und hellen Büroräume – hinter einem äußeren Erscheinungsbild verbergen, das man auf den ersten Blick eher mit einem Zeitalter der Energieverschwendung und düsterer Großraumbüros assoziiert. Auch die außen liegenden Fluchttreppenhäuser aus weiß gestrichenem Beton aus der Ursprungszeit sind erhalten geblieben. Die einzige wesentliche äußere Veränderung an den beiden Gebäuden ist die Verschalung aus thermisch behandeltem Espenholz, die an die Stelle der einst glatten, dunkel getönten Glasfassaden getreten ist. Auch die graue Energie zählt mit Die Zielsetzungen für die ambitionierte Sanierung betrafen nicht allein den Energiebedarf. Unter anderem strebte das Konsortium auch eine Zertifizierung mit der höchsten Note »Outstanding« (herausragend) im Zertifizierungssystem BREEAM-NOR an. Das ursprünglich aus Großbritannien stammende Gebäudelabel ist seit 2011 auch in Norwegen eingeführt. In puncto Energie sollten die beiden sanierten Bürohäuser ihren Bedarf komplett aus erneuerbaren Quellen vom eigenen Grundstück decken. Zwar sind in der Nullenergiebilanz all jene Energieverbräuche ausgeblendet, die nicht im Energieausweis auftauchen − also der Nutzerstrom, die IT und die zentralen Serveranlagen. Doch die radikale Bedarfsreduzierung im »Power-

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Südansicht vor der Sanierung Betonskelett während der Sanierung Lageplan Maßstab 1:2000 Ansicht der beiden sanierten Büroblocks von Südosten South view prior to refurbishment Concrete skeleton during refurbishment Site plan Scale 1:2000 Southeast view of the two refurbished office blocks

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Bauherr/Client: Entra Eiendom, Oslo Architektur, Landschafts- und Innenarchitektur/ Architects, landscape and interior architects: Snøhetta, Oslo Energie- und Elektroplanung, Akustik, Brandschutz/Energy consultants, electrical engineering, acoustics, fire protection: Asplan Viak, Bærum Generalunternehmer, Bauphysik, Ökobilanzierung, BREEAM-Zertifizierung/General contractor, building physics, life cycle assessment, BREEAM AP: Skanska Norge AS, Oslo Projektsteuerung/Project management: Aase Byggeadministrasjion AS, Oslo

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house« erstreckte sich auf alle Bereiche. Beim Heizenergiebedarf erreicht das Gebäude den Passivhausstandard, und auch sein Strombedarf ist mit 45 kWh/m2a (einschließlich IT und Serverräumen) für ein Bürohaus außerordentlich niedrig. Die Plusenergie-Ambitionen der Beteiligten gingen sogar noch weiter: Der Ertrag der Photovoltaikanlage auf dem Dach (rund 210 000 kWh/a) soll binnen 60 Jahren auch die in den Bauteilen gebundene »graue Energie« amortisieren. Um sie zu ermitteln, erstellte das Planungsteam eine Ökobilanz aller Bauteile. Dabei zeigte sich zweierlei: Zum einen übersteigt die graue Energie in der Gesamtbilanz die Betriebsenergie, was vor allem an der hohen (Betriebs-)Energieeffizienz des Gebäudes liegt. Zum anderen macht das bestehende Betontragwerk − das weitgehend unverändert aus den 80er-Jahren übernommen wurde − nur ein Achtel der im Gebäude enthaltenen grauen Energie aus. Der Löwenanteil ist in den Bauteilen gebunden, die neu hinzukamen.

Um das gewünschte Energie-Plus zu erreichen, griffen die Planer auf keinerlei experimentelle – und womöglich noch nicht ausgereifte – Technologien zurück, wie Projektleiter Fredrik Dæhli von Skanska betont. Statt auf Hightech lag der Fokus auf einer integralen Planung von Anfang an. »Alles, was wir hier verbaut haben, sind bewährte Technologien. Das Geheimnis liegt eher im Zusammenwirken der Elemente – und der Planer. Denn niemand kann ein Plusenergiehaus allein bauen. Die Innovation liegt in der Kooperation«, so Dæhli. Was im nachhaltigen Bauen immer wieder eingefordert, aber nur selten praktiziert wird, war hier Realität: Von Anfang an saßen nicht nur Bauherr und Architekt, sondern auch Fachplaner und die späteren Mieter mit am Tisch. Der Schwerpunkt der Arbeit lag stärker als sonst in den frühen Planungsphasen; dafür waren bei der späteren Detailplanung weniger Änderungen notwendig. Wesentlich für den Erfolg war auch die Tatsache, dass alle Fachplaner mit einer BIM-


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Graue Energie/Embodied Energy Gesamt/Total: 38,9 kWh/m2a 1)

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Graue CO2-Emissionen/Embodied CO2 emissions Gesamt/Total: 7,9 kg/CO2 eq./m2a

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2,11 10,0

5,4

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0,26 0,47

Stützen und Träger/Columns and beams Außenwände und Fundamente/Outer walls and foundations Innenwände/Inner walls Geschossdecken/Intermediate floors Dachaufbau/Outer roof Treppen, Balkone etc./Stairs, balconies etc. Lüftungsanlage/Ventilation and AC sonstige Elektroinstallationen/Low voltage supply PV-Anlage/PV array 2) Materialtransporte/Material transports Energiebedarf Bauphase/Energy use during construction 1)

1,77

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Norway’s first plus-energy office project called the Powerhouse Kjørbo is situated in Bærum, 10 kilometres southwest of Oslo. The two refurbished office buildings are part of a complex which the oil corporation Saga Petroleum (which has now been taken over by Statoil) erected on the banks of the Oslo fjord at the beginning of the 1980s. In total, nine three-to-four storey rectangular buildings are scattered on the park-like property. The plus-energy renovation was overseen by an interdisciplinary collaboration formed in 2010 on the initiative of the environmental organisation, Zero, and the aluminium company, Hydro. Also involved were: Snøhetta architects, the construction firm Skanska, the federal real estate agency, Entra (which assumed the role of client), as well as Asplan Viak, one of the largest engineering offices in the country, which currently occupies both of the renovated buildings. Even the historic preservation authorities were involved, as the neighbouring park with its old trees belongs to an historic estate on the waterfront that was placed under historic preservation during the design phase. The authorities stipulated that neither the building massing, nor the colours, nor the appearance of the facade be significantly changed during the renovation. The goals for the renovation went beyond simply reducing the energy demand. The project collaborators set their sights on getting a

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2)

einschließlich bestehender Betonkonstruktion/ including existing concrete structure Annahme: komplette Erneuerung nach 30 Jahren/ Assumption: complete replacement after 30 years

certification with the highest grade of ‘outstanding’ from the BREEAM-NOR certification system. This building label originated in Great Britain but has also been a certification in Norway since 2011. Consequently, both renovated buildings have to supply their energy needs completely from renewable sources on site. Even though some specific energy uses (such as electricity consumed by the building users, computers, and the server network) were excluded from the zero energy balance, the endeavour was to radically reduce the energy demand of the ‘Powerhouse’ in all areas. The heating demand of the building meets the Passivhaus Standard and the electricity demand of 45 kWh/m2a (including computers and server rooms) is extremely low for an office building. Embodied energy matters What is particularly impressive is that in the forthcoming 60 years the yield from the photovoltaic system on the roof (approx. 210,000 kWh/a) is expected to counterbalance the ‘embodied energy’ of the building components, which the planning team calculated by means of a life cycle assessment. This resulted in two key findings. The first is that, in total, the embodied energy outweighs the energy consumed during the building’s operation as the latter has been radically reduced in this highly energy-efficient building.


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a b

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BREEAM-Zertifizierungsergebnis Sanierungsarbeiten am Dach Detailansicht der Fassade Detailschnitt Fassade Maßstab 1:20 a Dach (U = 0,08 W/m2K): Abdichtung bituminös, 2-lagig; Wärmedämmung EPS, 400 − 600 mm (im Randbereich 60 cm breit entlang der Attika: Wärmedämmung Mineralwolle, 600 mm); Deckenplatte Stahlbeton (Bestand), 230 mm b Attika: Verkleidung Zinkblech schwarz; Furniersperrholzplatte, 19 mm; Lattung/Hinterlüftung, 45 mm; Unterdeckung Gipskarton wasserfest, 9 mm; Holzständer, dazwischen Dämmung Mineralwolle, 100 mm (vorgefertigtes Holzrahmenelement) c Furniersperrholzplatte wetterfest, 21 mm d Winkelprofil Aluminium, 50 ≈ 60 mm e Außenwand (U = 0,15 W/m2K): Verkleidung Espenholz, thermisch behandelt, 22 mm; Lattung/Hinterlüftung, 76 mm; Gipskarton wasserfest, 9 mm; Holzständer, dazwischen Dämmung Mineralwolle, 100 mm; Dämmung Mineralwolle, 100 mm; Dampfbremse; Holzständer, dazwischen Dämmung Mineralwolle, 100 mm; Innenverkleidung Gipskarton, 12,5 mm f textiler Sonnenschutz (Vertikalmarkise) außen liegend, transluzent g Fenster (Uw = 0,8 W/m2K): Dreifach-Wärmeschutzverglasung in Aluminiumrahmen h Brüstungselement: Innenverkleidung Akustikplatte, 5 mm; Hohlraum, 60 mm; Akustikvlies; Holzständer, dazwischen Dämmung Mineralwolle, 100 mm i Fassadenauflager: Querträger Brettschichtholz, 90 ≈ 225 mm; gelagert auf Stahlwinkeln, 150 ≈ 200 mm j Sockelzone Faserzementverkleidung, 6 mm Wärmedämmung EPS, 350 mm Sockelwand Stahlbeton (Bestand), 200 mm

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BREEAM certification result (after design stage) Installation of the rooftop insulation Detail view of the facade Facade section detail Scale 1:20 a Roof (U = 0.08 W/m2K): Bituminous waterproofing, double-layered; EPS thermal insulation, 400−600 mm (at the edges along the roof parapet: mineral wool thermal insulation, 600 mm); reinforced concrete roof slab (existing), 230 mm b Roof parapet: Zinc sheet cladding, black; veneer plywood, 19 mm; lathing/rear ventilation, 45 mm; waterproof gypsum plasterboard underside cladding, 9 mm; timber frame, with mineral wool thermal insulation in-between, 100 mm (prefabricated timber frame element) c Weatherproof veneer plywood, 21 mm d Aluminium angle profile, 50 ≈ 60 mm e Outer wall (U = 0.15 W/m2K): Aspen wood cladding, heat treated, 22 mm; lathing/rear ventilation, 76 mm; waterproof gypsum plasterboard, 9 mm; timber frame, with mineral wool insulation in-between, 100 mm; mineral wool insulation, 100 mm; vapour retarder; timber frame, with mineral wool insulation inbetween, 100 mm; gypsum plasterboard inner cladding, 12.5 mm f Textile sunshading (vertical blind) mounted outside of facade, translucent g Window (Uw = 0.8 W/m2K): Triple glazing in aluminium frames h Parapet: Acoustic board inner cladding, 5 mm; air cavity, 60 mm; acoustic tile; timber frame, with mineral wool insulation in-between, 100 mm i Facade base: Glued laminated timber cross beam, 90 ≈ 225 mm; resting on steel angle profiles, 150 ≈ 200 mm j Foundation: Fibre cement cladding, 6 mm; EPS thermal insulation, 350 mm; reinforced concrete foundation wall (existing), 200 mm

c d

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g

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Bürohaussanierung in München Refurbishment of an office building in Munich Klimaschutz mit Profil A new profile for climate protection

Beharrlich haben die Architekten Hild und K in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, unausgesprochene Denkverbote in der Architektur aus dem Weg zu schaffen. Bereits in den 90er-Jahren experimentierten sie mit Fassadenornamenten. Später integrierten sie Spolien historischer Gebäude in Neubaufassaden und schufen eine Architektur, deren Entstehungszeit sich oft erst auf den zweiten Blick entschlüsseln lässt. Zuletzt haben sich Hild und K offensiv einem Thema zugewandt, zu dem viele Architekten in Deutschland ein beinahe schizophrenes Verhältnis pflegen: dem Bauen mit Wärmedämmverbundsystemen. Die wenigsten lieben die Putzfassaden, die beim Klopfen hohl klingen. Doch wer unter Kostendruck bauen und sanieren muss und dabei heutige Energiestandards zu berücksichtigen hat – und wer muss das als Architekt nicht? – hat oft keine andere Wahl, als sie zu verwenden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts und mehrerer eigener Bauten haben sich Hild und K in den vergangenen Monaten damit auseinandergesetzt, wie sich WDVS-Fassaden mit unterschiedlichen Dämmstoffdicken und Putzstrukturen dreidimensional gestalten lassen. Eines dieser WDVS-Pilotprojekte ist das sanierte Abgeordnetenhaus des Bayerischen Landtags im Münchener Stadtteil Haidhausen. Das Landtagsgebäude selbst, 1857 von Friedrich Bürklein errichtet und bis heute jedermann in München als Maximilianeum bekannt, thront nur einen Steinwurf entfernt am östlichen

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Hochufer der Isar. Das Haus Ismaninger Straße 9 dient seit den 70er-Jahren als eine von zwei Außenstellen des Landtags. Nach der Sanierung beherbergt es 40 Abgeordnetenbüros und drei Besprechungsräume in seinen drei Gebäudeflügeln. Das viergeschossige Hauptgebäude im Osten des Grundstücks datiert vom Ende des 19. Jahrhunderts und wurde zunächst als Hotel und Gaststätte genutzt, bis der Freistaat Bayern es übernahm. In den 80er-Jahren entstanden außerdem ein dreigeschossiger Anbau mit weiteren Büroräumen im Süden sowie ein eingeschossiger Trakt an der Nordseite des Innenhofs. Der blassgelb verputzte Altbau war bis auf ein Gesims über dem Erdgeschoss praktisch schmucklos. Über dem einstigen Hoteleingang an der Ecke schob sich ein Erker in die Straßenkreuzung vor. Das Haus stand nicht unter Denkmalschutz und bot so beste Voraussetzungen für die vom Bauherrn geforderte energetische Sanierung. Dabei wurden die Fenster an allen Gebäudeteilen durch dreifach verglaste, weiß gestrichene Holzfenster ersetzt. Ferner erhielt das einstige Hotel eine Fassadendämmung sowie einen komplett neuen, wärmegedämmten Dachstuhl; die Decke zum unbeheizten Keller wurde unterseitig gedämmt. Der deutlich jüngere Gebäudeflügel im Süden war zur Bauzeit schon recht passabel gedämmt worden. Hier wurde neben dem Fenstertausch lediglich die Putzfassade ausgebessert und neu gestrichen. Der eingeschossige Anbau im Norden hingegen war bereits so marode, dass er komplett weichen musste und neu errichtet wurde. Wärmedämmverbundsystem mit Profil Die gestalterisch prägnanteste Dämmmaßnahme am Abgeordnetenhaus ist zweifellos das Wärmedämmverbundsystem, mit dem die straßen- und hofseitigen Fassaden des Altbaus verkleidet sind. Dies ist zugleich der einzige Punkt, an dem die Denkmalschutzbehörden ein Wort mitzureden hatten. Schließlich sollte die Ensemblewirkung der teils denkmalgeschützten Häuserzeile an der Ismaninger Straße durch die Sanierung nicht gestört werden. Beispielhaft loteten Hild und K hier die Möglichkeiten aus, mit dem Hartschaumdämmstoff dreidimensional zu arbeiten. Teilweise ließen sie hierbei bis zu drei Dämmstoffschichten übereinanderkleben. Teilweise wurden schlicht EPS-Blöcke unterschiedlicher Dicken aufgebracht, nachdem zuvor der alte Putz abgeschlagen und mit einem Ausgleichsputz eine glatte Fassadenebene hergestellt worden war. Die so entstandene Fassadengliederung mutet zunächst vertraut an und irritiert doch auf den zweiten Blick. Sie lässt sich wahlweise als Abfolge von Erkern oder als Pilasterordnung entziffern, die auf halber Höhe endet – wobei in diesem Fall die »Pilaster« in die Fassade zurück- statt aus ihr hervortreten. Tendenziell werden die Dämmstoffdicken nach oben und zu den Fenstern hin größer. Das ist bauphysikalisch sinnvoll, weil zum einen die Stärke (und damit


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10 Exposed cast-iron column in the main meeting room on the ground floor 11 View of the main staircase. In the course of the refurbishment, the former steel railing was replaced by a closed balustrade. 12 Energy balance (all parts of the building combined) 13 Office room on the upper floor 14 Well hole of the oval staircase

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Composite thermal-insulation system with a profile The most incisive aspect of the insulation work undertaken on the chamber of deputies is without doubt the composite insulation fitted to the old building’s facades facing the street and the courtyard. This was the only aspect where the monument protection authorities had any influence. Ultimately, it had to be ensured that the refurbishment would not destroy the ensemble effect of the buildings in Ismaninger Strasse, some of which are listed. With this in mind, and setting an example for others, Hild and K experimented with the possibility of working three-dimensionally with the polystyrene insulating material. In some places, this involved up to three layers of insulation being superimposed onto each other. In other places, single EPS blocks of different thicknesses were attached to the facade. The resulting facade design looks familiar at first sight, but is unsettling when examined closely. It can be interpreted as a sequence of bays or as an arrangement of pilasters ending at half height – in this case, with the pilasters recessed into the facade rather than protruding from it. The fine detailing of the facade enhances the overall appearance of the building; the ground floor and the pilasters have the horizontally combed plaster surface found on many Wilhelminian-style facades in Munich today. This surface is also painted with a somewhat darker coat of paint in order to emphasise the contrast between the plaster elements even more clearly. Hild and K also created a three-dimensional design for the former hotel facade facing the inner courtyard, but finished the walls with plain, smooth plaster. The courtyard is covered with large square concrete slabs, out of which grass grows in a random pattern, like ‘puddles’ of grass. With the carefully orchestrated pattern, landscape architects, Keller Damm Roser, sought to abstractly recreate the visual effect of the ivy that used to grow on the side wing before being removed during the course of refurbishment. Staircase sculpture from the 1980s Even though the building is being used for the same purpose as before the refurbishment, it was almost completely gutted in the course of the construction work. There were not only structural reasons for this – primarily statics and fire prevention – but also functional reasons. Before being renovated, the building had two stairwells: one in the old building where the pantry is currently situated and one built in the 1980s with an oval floor plan at the interface between the old and new building. The architects had the former torn down and the oval stairwell extended upwards so that it now provides access to all floors. The former steel railing was replaced with a closed balustrade built in a drywall construction, which effectively enhances the eye-catching oval shape of the space and stairwell. Furthermore, a lift next to the stairs enables barrier-free access to all the delegates’ offices, two of which have been altered to be completely wheelchairaccessible.

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Sanierung eines Wohnhauses in Mannheim Refurbishment of a residential building in Mannheim Dreifache Gewinnstrategie Threefold strategy for energy efficiency

Der Stadtteil Schönau ganz im Norden Mannheims gehört zu jenen vermeintlichen »Problemvierteln« in Deutschland, deren Ruf schlechter ist als die Realität. Seine Wurzeln reichen in die NSZeit zurück; ein regelrechter Bauboom setzte jedoch vor allem in den 50er- und 60er-Jahren ein. Das städtebauliche Erbe der Nachkriegszeit wird vor allem im Zentrum von Schönau sichtbar: Breite Grünflächen trennen die vier- bis fünfgeschossigen Wohngebäude von den Straßen. Sie geben dem Viertel einen relativ anonymen, aber keineswegs heruntergekommenen Charakter. Viele der Gebäude im Quartier wurden in den vergangenen Jahren sukzessive saniert. Ein Beispiel sind die 15 baugleichen Wohnhäuser mit T-förmigen Grundrissen, die die Lilienthalstraße und ihre Nachbarstraßen säumen. Sie datieren vom Ende der 50er-Jahre und erhielten zumeist verputzte Wärmedämmverbundsysteme, um sie energetisch auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen. Für das Haus Lilienthalstraße 232 verfolgte die Gemeinnützige Baugesellschaft (GBG) Mannheim als Eigentümerin eine andere Strategie. Das Haus liegt zentral im Quartier und sollte sich nicht nur gestalterisch von seinem Umfeld abheben, sondern mit geringfügig höheren Mieten auch eine etwas zahlungskräftigere Mieterklientel ansprechen. Mit der Planung beauftragte die Wohnungsbaugesellschaft die beiden Darmstädter Hochschulprofessoren Günter Pfeifer und Annette Rudolph-Cleff. Beide hatten für die GBG bereits 2010 eine Sanierungsstudie für die Siedlung »Aubuckel« im Osten Mannheims erstellt. Dabei schlugen sie vor, den dort vorhandenen Gebäudebestand nicht einfach zu dämmen, sondern typologisch so zu überformen, dass Wohnqualität und Energieeffizienz gleichermaßen profitierten.

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Typologisch und energetisch erneuert Das Konzept blieb seinerzeit unrealisiert, gab jedoch indirekt den Anstoß für die Sanierung in der Schönauer Lilienthalstraße. Zusätzliche Fördermittel steuerte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) bei. Die typologische Aufwertung begann mit der Umgestaltung der Wohnungsgrundrisse: Vor dem Umbau beherbergte das Gebäude pro Geschoss vier Zweizimmerwohnungen, die überaus flächeneffizient durch ein Treppenhaus an der Nordseite erschlossen wurden. Mit je 45 Quadratmeter waren sie jedoch für heutige Standards deutlich zu klein. Die Architekten behielten die Erschließungsstruktur bei, legten jedoch je zwei Kleinstwohnungen zu großzügigeren Dreizimmerwohnungen mit je 90 Quadratmetern zusammen. Zudem erlaubt nun ein Aufzug den barrierefreien Zugang zu allen Etagen. Die zuvor innen liegenden Bäder wurden an die Nordfassade verlegt; stattdessen bilden nun die Küchen das »warme Zentrum« der Wohnungen und den Auftakt zu einer dreiteiligen Raumsequenz Kochen-Essen-Wohnen. Darin sind die einzelnen Bereiche durch breite Durchgänge miteinander verbunden, die ursprünglich kleinteilige Raumstruktur bleibt aber noch ablesbar. Die Balkone wurden mittels einfacher Faltverglasungen zu Loggien umfunktioniert. Günter Pfeifer nennt diese Bereiche »Energiegärten«: Indem sie solare Wämegewinne nutzen, sollen sie auch im Winter zumindest bei sonnigem Wetter als Aufenthaltsräume im Freien dienen. Die gleiche solare Gewinnstrategie bestimmte auch viele andere Entwurfsentscheidungen. Die Fenster wurden bis zum Boden vergrößert und die Außenwände mit transluzenten PolycarbonatStegplatten verkleidet. Abgesehen von ihrer Funktion als solarer Warmluftkollektor – dazu später mehr – ist die Kunststoffhülle auch ein ästhetischer Zugewinn. Selbst an einem trüben Novembertag mit bedecktem Himmel reflektiert sie noch einen Rest Tageslicht, während die Putzfassaden der Häuser ringsum längst stumpf und trist wirken. Die Nordfassade ist als Einzige mit 14 Zentimeter Mineralwolle gedämmt, die außen weiß gestrichen wurde, um das einheitlich helle Fassadenbild nicht zu stören. An den drei übrigen Fassaden verzichteten die Architekten ganz auf eine Dämmung, um die solaren Energiegewinne durch die Polycarbonathülle in vollem Umfang nutzen zu können. Außen- wie Innenwände des Bestandsbaus bestehen aus 25 Zentimeter starkem Schüttbeton – oder auch »Trümmerverwertungsbeton«, wie ihn ein Bauhandbuch aus dem Jahr 1946 nannte. In diesem porösen Baustoff verwendeten die Baumeister der ersten Nachkriegsjahre alles, was in den kriegszerstörten Städten Deutschlands als Baumaterial zur Verfügung stand: Ziegeltrümmer, kleinere und größere Gesteinsbrocken, etwas frischen Kies und für heutige Verhältnisse nur sehr wenig Zement. Die Architekten ließen aus den Bestandswänden Bohrkerne entnehmen und in den Labors der TU Darmstadt auf ihre bauphysikalischen Werte hin untersuchen. Dabei ergab sich für die


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Nordostansicht vor dem Umbau Lageplan Maßstab 1:1000 Ostansicht nach dem Umbau. Die Fenster wurden vergrößert und die Balkone zu Loggien mit Faltverglasung umgebaut. Northwest view prior to refurbishment Site plan Scale 1:1000 East view after the refurbishment. Most windows have been enlarged and the balconies converted into glazed loggias.

Bauherr/Client: GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft, Mannheim Architekten/Architects: Technische Universität Darmstadt Günter Pfeifer, Annette Rudolph-Cleff Tragwerksplaner/Structural engineers: IBT Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Mannheim Medzech Krück Ingenieure, Bad Homburg Thermodynamische Simulation, TGA-Planung/ Thermodynamic simulation, building services engineering: Balck + Partner, Heidelberg Bauphysik/Building physics: vRP Ingenieurbüro für Bauphysik, Weinheim Brandschutz/Fire protection: Ingenieurbüro Wagner Zeitter, Wiesbaden BESAG Sachverständigenbüro, Darmstadt

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Die ökologische Bilanz energetischer Sanierungen Life cycle assessment of energy-efficiency refurbishment Sarah Wald, Hannes Mahlknecht, Martin Zeumer

Architekten bearbeiten eines der größten wirtschaftlichen Potenziale der Gesellschaft. Mit rund zehn Billionen Euro liegt der Wert des Gebäudebestandes in Deutschland etwa beim Vierfachen des jährlichen Bruttoinlandsproduktes – Tendenz gleichbleibend oder leicht steigend [1]. Noch vor dem Handel und der Automobilwirtschaft erreicht die Immobilienwirtschaft einen Anteil von 19 % an der gesamten Bruttowertschöpfung. Unser »Schatz« ist aber nicht nur ein wirtschaftlicher, sondern auch ein energetischer. Die im Gebäudebestand gebundene Herstellungsenergie beträgt etwa das Sieben- bis Achtfache des jährlichen deutschen Gesamtenergiebedarfs – oder umgerechnet das 25-Fache dessen, was wir jährlich an Heizenergie für dieselben Gebäude aufwenden [2]. Mit jeder energetischen Sanierung – und damit Senkung des Heizenergiebedarfs – verschiebt sich diese Relation weiter in Richtung Herstellungsenergie. Sofern der für 2050 von der Bundesregierung geforderte, nahezu CO2-neutrale Bestand tatsächlich Realität werden sollte, wird die im Bestand gebundene Energie zur maßgeblichen energetischen Ressource, mit der wir arbeiten. Der Erhalt und die energetische Sanierung von Bestandsbauten bilden damit zwei der wichtigsten Handlungsfelder, um den Energie- und Res-

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sourcenverbrauch im Gebäudebereich zu reduzieren. Politische Rahmenbedingungen der Sanierung Die Politik hat diesen Umstand schon seit Längerem erkannt. Die aktuellen Klimaziele der EU für 2030 sehen eine Reduzierung des Treibhausgasausstoßes gegenüber 1990 um mindestens 40 % vor. Erreicht werden soll dies durch den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Steigerung der Energieeffizienz. Die EURichtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (2010/31/EU) fordert für jede Erweiterung oder umfassende Sanierung eines Altbaus, dass der neu geschaffene Gebäudeteil oder das gesamte Gebäude bestimmte Mindestanforderungen erfüllen muss [3]. Eine Maßnahme der EU-Effizienzrichtlinie 2012/27/EU sieht vor, dass die Mitgliedsländer jährlich 3 % aller Regierungsbauten energetisch sanieren sollen, um ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden [4] [5]. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks schätzt die Kosten einer energetischen Sanierung aller Gebäude des Bundes auf rund drei Milliarden Euro [6]. Das Marktvolumen für die Sanierung des gesamten deutschen Wohngebäudebestands lässt sich nur erahnen. In Deutschland wurden im Zeitraum von 2001 bis

2010 rund 1,4 % der Ein- und Zweifamilienhäuser und 1,7 % der Mehrfamilienhäuser jährlich energetisch saniert [7]. Es müssten aber mindestens zwei Prozent sein, um – wie von der Bundesregierung angestrebt – den Wärmebedarf von Gebäuden bis 2020 um 20 % zu senken [8]. Neben dem politischen Druck zur Effizienzsteigerung zielt die Bundesregierung auch auf Suffizienz ab. Bis zum Jahr 2020 will sie den zusätzlichen Flächenverbrauch für Verkehrswege und Siedlungen auf maximal 30 Hektar pro Tag verringern. Derzeit liegt dieser Wert noch bei rund 73 Hektar täglich, wovon vier Fünftel auf Siedlungsflächen und nur rund 20 % auf Verkehrsflächen entfallen [9]. Dabei beanspruchen die privaten Haushalte mehr als die Hälfte der Siedlungsfläche. Im Jahr 2011 benötigte jeder Mensch in Deutschland 47 m2 Fläche zum Wohnen – weiterhin mit steigender Tendenz [10]. Wenn im Zuge einer energetischen Sanierung überdimensionierte, nicht mehr nachgefragte Wohnhäuser in mehrere kleinere Wohnungen aufgeteilt werden, lässt sich gerade in ländlichen Regionen Wohnraum für jüngere wie ältere Singles und Paare schaffen und so der Flächenverbrauch reduzieren. Ähnliches gilt prinzipiell für die Umwandlung leer stehender Bürogebäude in Wohnungen in den Städten, wenngleich diese oft kompliziert und daher kostspielig ist. Der Nutzen der Ökobilanzierung Eine Lebenszyklusbetrachtung der Umweltwirkungen liefert wichtige Argumente für Sanierungen. Und sie weitet – indem z. B. ein Lebenszyklus von 50 Jahren angenommen wird – den Blick für ökologische und ökonomische Zusammenhänge beim langfristigen Umgang mit dem Gebäudebestand. Die aktuelle Diskussion stellt dabei in der Regel zwei Varianten einander gegenüber: einerseits die Sanierung und andererseits die Kombination aus Abriss und Neubau, wobei Letztere meist mit einer Nachverdichtung einhergeht. Ein pau-


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Die ökologische Bilanz energetischer Sanierungen

Zweifachverglasung in Holzrahmen / Double glazing in timber frames (Uw = 1,3 W/m2K)

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1882

Zweifachverglasung in Kunststoffrahmen/ Double glazing in PVC frames (Uw = 1,2 W/m2K)

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Dreifachverglasung in Holz-Aluminium-Rahmen, gedämmt/Triple glazing in timber/aluminium frames, insulated (Uw = 0,8 W/m2K)

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When considered from an ecological perspective, using a life cycle assessment (LCA), energy-efficient refurbishments of buildings pay for themselves. In order to verify this claim, this article considers various refurbishment options on a multi-storey residential building from the 1960s. Furthermore, refurbishment options are compared with the alternative of demolishing buildings and constructing them from scratch. The building under focus represents the particular era of buildings that have the greatest cumulative energy savings potential in Germany: namely apartment buildings built between 1949 and 1968, which account for around a third of the existing German building stock and consume the highest amount of energy [11]. The test building is a typical three-storey residential building with basement and (unheated) attic. It has an energy reference area of 691 m2 and a window surface area of around 20 % of the facade area. The wall construction consists of conventional building components typical for its age as listed by the German Energy Agency (Deutsche Energie-Agentur/dena) [12]. The life cycle assessment assumes a life span of 50 years, although in some cases shorter replacement cycles for building components and technical equipment were used (for example 30 years for windows, 40 years for ETICS, and 25 years for condensation boilers and ventilation systems). The LCA values of all newly installed building components came from the databank ökobau.dat [13]. Furthermore, credit for disposal was taken into account. For the calculation the total primary energy demand (PEges) including the portion of the non-renewable primary energy (PEne) as well as the Global Warming Potential (GWP) were used. Life cycle assessment results The life cycle assessment shows that the energy demand for building operation is the decisive influencing factor. Over the entire life cycle it is almost irrelevant which measures are implemented, as long as the build-

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Dreifachverglasung in Kunststoffrahmen, gedämmt/ Triple glazing in PVC frames, insulated (Uw = 0,8 W/m2K) Fenstergröße: je 1,25 ≈ 1,4 m/ Window size: 1,25 ≈ 1,4 m each

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Dreifachverglasung in Holzrahmen, gedämmt/ Triple glazing in timber frames, insulated (Uw = 0,8 W/m2K)

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1000 2000 3000 4000 5000 6000 Primärenergiebedarf/Primary Energy Input [kWh]

ing’s energy demand for heating is reduced. In contrast, the embodied energy of the used building components plays only a minor role in the calculation. Even in the option ‘demolition and new-build’ (option 5), the energy required for manufacture is only a third of the entire energy demand during the 50-year life cycle. Partial refurbishment: a long-term strategy is essential The analysed partial refurbishment (option 2) pays itself off in energy investment and with regard to Global Warming Potential after just six months (fig. 7). This is consistent with other studies on the embodied energy of insulation in which a retrofitted exterior insulation has an energy amortisation period of just a few months [14]. The specific result depends on the U-value of the existing wall: the worse it is, the shorter the amortisation period. An efficient central-heating boiler and energy efficient windows (Uvalue 0.8 W/m2K instead of the previous 2.75 W/m2K) amortise within a few years. The studied partial refurbishment provides significant energy savings early on. However, it is important that the measures taken do not hinder future successive steps (for example retrofitting exterior thermal insulation). Poorly considered single refurbishment steps may later be found to be unhelpful and may make the building operation more expensive in the long-term. For example, it makes sense to adjust the heating equipment to the energy consumption of the refurbished building. This minimises the heating and allows it to be supplemented with renewable energy at a later stage [15]. Therefore, partial refurbishments only make sense if, from the onset, they follow an overall plan (refurbishment time table), which also includes later refurbishment steps that the client can implement according to the financial means available. Total refurbishment: slight advantages compared to demolition and reconstruction Both a general refurbishment (option 3) and a new-build (option 5) require around

381 500 0 100 200 300 400 Treibhauspotenzial/Global Warming Potential [kgCO2eq.]

the same amount of primary energy in the course of their life cycles. The Global Warming Potential (GWP) of the refurbishment falls significantly below that of a newbuild by around 15 %. Overall, the Global Warming Potential and the primary energy demand of each option is less than 70 % of that of an existing building that is not refurbished. However, the primary energy demand of the two options is distributed differently over the life cycle phases: in the case of the refurbishment, the energy necessary for manufacture is only 20 – 40 % of the value for demolition and new-build. In contrast, the energy required for building operation is less in the case of the newbuild. With an increasingly ambitious energy level of the refurbishment, however, the situation changes. If an existing building can be refurbished to the energy level of an average new building, then in view of the entire life cycle, this is significantly better from an ecological point of view. Partial refurbishment and rooftop extension: the best alternative in terms of ecology The amortisation period of the partial refurbishment with a rooftop extension at the Plus Energy Standard (option 4) takes about 26 months (in terms of embodied energy) to three years (in terms of Global Warming Potential). Significantly worse values would be gained by adding the rooftop extension without refurbishing the existing old building. Therefore, it is not a good strategy to compensate high-energy consumption with the sole use of renewable energy (in this case solar generated electricity from the roof). Rather, the extension of a building should be accompanied by an optimisation of the energy consumption of the existing building substance. The combination of the two strategies not only creates valuable additional living space in cities, but is also the best of the studied options in terms of energy efficiency. Building components and materials in detail Once the fundamental decision for a refurbishment strategy (or the construction of a


Energieaufwand/Energy demand

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Aufzüge energieeffizient modernisieren

ZweigeschwindigkeitsAufzüge mit Relaissteuerung/ Two-speed drives with relay controls

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Hydraulikantrieb mit einfachen Mikroprozessoren/ Hydraulic drives with simple microprocessors

frequenzgeregelter Antrieb mit Multiprozessorsteuerung/ Frequency-regulated drives with multi-processor control

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7 Stand-by-Verbrauch/ Standby energy use 70% Fahrtenverbrauch/ Travel energy use 1980

1990

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dig abdichtende Lüftungskomponenten zum temporären Verschließen der Öffnung eingesetzt (Abb. 7). Die Luft im Aufzugsschacht wird fortlaufend von Sensoren analysiert. Das System reagiert dann flexibel auf die jeweilige Situation. So öffnet sich die Lüftungsklappe unter anderem erst bei Rauchentwicklung oder einem Stromausfall. Über Bewegungsmelder sorgt das System zudem dafür, dass bei der Nutzung des Aufzugs und bei Wartungsarbeiten der Schacht ausreichend belüftet wird. Verkehrsmanagementsysteme vermeiden unnötige Fahrten Jede vermiedene Aufzugsfahrt spart Energie. Das setzt eine Steuerung voraus, die Fahrtwünsche der Nutzer möglichst effizient umsetzt. Für Aufzugsgruppen bietet der Einsatz einer Zielwahlsteuerung Optimierungspotenzial. Dabei gibt der Nutzer nicht erst in der Kabine, sondern bereits vor dem Betreten seine Wunschetage an. Daraufhin wird Personen mit identischem Ziel derselbe Aufzug zugewiesen. Das vermeidet Zwischenstopps und jeder kommt schneller an. Zudem werden die Anlagen besser ausgelastet

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5

Eine stetige Erhöhung des Sicherheitsniveaus führte in vergangenen Jahrzehnten zu einem steigenden Stand-by-Verbrauch der Anlagen. Seit einigen Jahren optimieren die Hersteller ihre Anlagen auch in diesem Punkt auf Energieeffizienz. Verkehrsmanagementsysteme ordnen Nutzer mit identischen Zieletagen einem Aufzug zu. Auf diese Weise werden Zwischenstopps vermieden und die Gesamteffizienz des Systems erhöht. Mit einer kontrollierten Schachtentlüftung lassen sich Wärmeverluste des Gebäudes minimieren (links: Aufzugsschacht ohne, rechts mit kontrollierter Entlüftung). a luftdichte Entrauchungsklappe b Maximalwert-Temperaturmelder c Ansaug- oder optisches Rauchmeldesystem d Bewegungsmelder für Kabine und Schacht

30%

2000 2010 Baujahr/Year of construction

oder bei geringem Verkehrsaufkommen stillgelegt. Das spart weitere Energie. Noch effizienter arbeiten Verkehrsmanagementsysteme wie z. B. die PORTTechnologie von Schindler, bei der jeder Passagier über ein Identifikationsmedium mit spezifischen Nutzerdaten verfügt (Abb. 6). Dadurch werden Informationen über den Aufenthalt von Personen in den einzelnen Etagen generiert, die das Verkehrsmanagementsystem anderen Bereichen der Gebäudetechnik über eine eigene TCP/IP-Schnittstelle zur Verfügung stellen kann. Dabei ergeben sich weitere Energiesparpotenziale, weil beispielsweise Leuchten und Klimaanlagen auf den einzelnen Stockwerken bedarfsgerecht geregelt werden können. In vielen Gebäuden der Welt ist das bereits Realität. Eines der ersten war der mit 484 Metern höchste Wolkenkratzer Hongkongs, das im Jahr 2010 eröffnete International Congress Center. Das dort installierte System leitet die Menschen nicht nur schneller zum gewünschten Ziel. Jährlich werden auch 85 000 Kilowattstunden Strom eingespart – allein dadurch, dass das System in Zeiten mit wenig Verkehr die Hälfte der Aufzüge stilllegt.

Der Gedanke liegt nah, dass Verkehrsmanagementsysteme nur in großen, komplexen Gebäuden von Nutzen sind. Wie jedoch die Praxis zeigt, können derlei Technologien bei vielen Gebäudetypen – selbst in Wohnhäusern – zur Optimierung des Personenflusses und der Verbrauchsdaten beitragen. Zudem lassen sich viele Verkehrsmanagementsysteme auch bei Bestandsbauten sowie Aufzugsanlagen unterschiedlicher Hersteller nachrüsten. Die Modernisierung ist bei laufendem Betrieb ohne Einschränkung der Kapazitäten möglich, indem die Technologie zunächst auf die bestehenden Controller aufgeschaltet wird. Auf diese Weise verbessert sich unmittelbar die Gesamtleistung der vorhandenen Aufzüge. Im weiteren Verlauf können dann einzelne Anlagen für die vollständige Umrüstung außer Betrieb gesetzt werden. Während dieser Zeit ist zumindest der ursprüngliche Service für die Fahrgäste gewährleistet. Unbedenkliche Materialien für Mensch und Umwelt Ein umfassendes Modernisierungskonzept beinhaltet also mehr als die reine Verbesserung der Energieeffizienz. Aspekte wie die Erhöhung des Sicherheitsniveaus oder die Verbesserung der Barrierefreiheit sollten in jedem Fall mit berücksichtigt werden. Darüber hinaus fordern Zertifizierungsgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) den Einsatz von Materialien, die für die menschliche Gesundheit und die Umwelt unbedenklich sind. Diesem Ansatz folgen die Hersteller beispielsweise durch den Einsatz bleifreier Gegengewichte sowie durch die Reduzierung von Schmiermitteln, Klebern und Anstrichen. Nicht zuletzt basieren moderne Serienaufzüge auf einer raumsparenden, langlebigen Leichtbauweise, durch die das Gewicht der Kabine deutlich gesenkt werden kann. Daraus ergibt sich auch, dass bei einem Komplettaustausch größere Kabinenmaße in bestehenden Schächten möglich werden.


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5

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4 Forschung und Praxis

The continuous improvement of lift security led to ever-increasing standby energy use in recent decades. Only in the last few years have manufacturers started to optimise their products in this respect. Traffic management systems assign users with identical targets the same lift cabin. In this way, in-between stops can be avoided and the overall efficiency of the system can be improved. With a controlled shaft elevation, heat losses of the building can be minimised (left: elevator shaft without; right: with controlled exhaust elevation). a airtight fume exhaust flap b temperature alarm c smoke detection device d motion sensor for cabin and shaft

a

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b

c

d

7

When it comes to the modernisation of lifts, there are three main strategies: the reduction of electrical consumption using energy saving components, minimising heat loss through the lift shaft, and optimising lift operation by means of intelligent traffic management systems. Lifts account for approximately 2–5 % of total energy consumption in residential buildings, and in heavily trafficked office buildings it can increase to 15 % – clearly a very relevant savings potential. The energy demand of a lift installation not only depends on the technology, but also the operating height, the number of floor levels and the intensity of use. A further factor not to be underestimated, is the ever-increasing safety standard which, on the one hand, has made lifts the safest mode of transport in the world, but has also significantly increased their energy consumption when stationary. As an example, modern systems use frequency inverter controls to ensure accurate positioning at each level, thereby reducing one of the main sources of accidents in lifts and improving user comfort, yet frequency inverters (in contrast to ageing two-speed, three-phase AC drives) consume electricity even when stationary. The same goes for supplementary safety related components like light sensors for automatic doors. It is only in the last few years that manufacturers have begun to focus their attention on the reduction of these standby requirements (Fig. 5). Regenerative drive systems with higher usage The fact that in the course of their daily operation, lifts continually accelerate and then decelerate to a halt again, it is possible to recover some of this energy. In older installations the energy produced by braking goes to waste, unused in braking resistors. In contrast, an inverter converts the surplus kinetic energy into electricity and feeds it into the supply network of the building or into the main supply grid. Also, in a group of lifts, surplus energy from one lift can be used by the other lifts. An energy surplus

can be produced by a heavily-loaded lift descending, but also when a lightly-loaded lift ascending is lighter than the counterweight (Fig. 3). However, to determine in concrete terms whether the use of a regenerative drive is really worthwhile, a costbenefit analysis is required. As a general rule with regard to life cycle costs, the use of a regenerative drive system (with a reasonable operating height) is usually cost effective from about 100,000 trips per year. This becomes clear if we take the example of a high-rise office building (Fig. 4): With 30,000 trips per year, the energy saving only offsets the energy consumption by about 630 kWh or 16 %, which barely covers the installation and maintenance costs. On the other hand, if the same lift makes 360,000 trips annually, the savings will be about 40 % – more than 6,700 kWh. On this scale, a regenerative drive definitely pays off. In contrast, for installations with low usage, which are stationary a lot of the time, a standby operation mode can be installed. The standby feature automatically shuts down the electronic systems during waiting times. However, in the case of heavy usage this mode can work out to be counterproductive and wear and tear can be unnecessarily increased as the technical components suffer from being frequently turned on and off. Shaft ventilation as a weak point With older installations the aforementioned lift shaft ventilation is a weak spot, as a significant amount of thermal energy can be lost through this permanent opening. Model calculations for a lift with 675 kg load capacity and six stops show an energy loss of approximately 15,000 kWh/a. In contrast, with a controlled shaft ventilation system, fully-sealed ventilation components are used to temporarily close the vent opening (Fig. 7). The air in the lift shaft is continuously analysed by sensors, and the system then responds in a flexible way to the respective situation. Only if, for example, there is a smoke build-up or a power

failure will the ventilation flap open. Using motion sensors, the system ensures that the lift shaft is sufficiently ventilated whenever the lift is in use or during maintenance works. Traffic management systems avoid unnecessary trips Energy can also be saved by the avoidance of unnecessary trips. By clustering lift groups together, the use of a destination selection-control makes it possible to optimise efficiency. The underlying principle is that each passenger selects their desired floor level before entering the lift carriage, thereby lifts are assigned to passengers with the same destination. This avoids unnecessary stops and everyone arrives at their destination more quickly. In addition, the installation is more efficiently utilised, and shuts down when volume is low, thereby making further energy savings. Intelligent traffic management systems such as the PORT system by Schindler are even more efficient. With this system each passenger uses an identification medium (key or card) containing specific user data (Fig. 6). Information about the visitors on each floor level is generated, and can be used for the efficient control of other technical building systems, such as lighting or air conditioning. This is already the reality in many buildings around the world. One of the first buildings to use this method was the International Congress Centre, a 484-metre-high skyscraper in Hong Kong which opened in 2010, and which saves 85,000 kilowatt hours of electricity every year by putting half of its lifts out of service during periods of low traffic. However, traffic management systems are not only useful in large complex buildings, they can even be helpful to optimise circulation and to reduce energy consumption in residential homes. Furthermore, many traffic management systems can also be retrofitted to existing lift installations, optimising their operation without having to change the overall system or the lift carriages.


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Produkte und Baustoffe Products and materials

Holzbau und Holzwerkstoffe

Bambus für Fenster- und Möbelbau

Betondecken für den Holzbau

Schlankes Balkenschichtholz

Eine breite Palette an Bambusbalken für Fenster- und Möbelbau sowie die Innenarchitektur bietet der niederländische Hersteller Moso an. Die gängigsten acht Standardartikel sind jederzeit ab Lager verfügbar. Darüber hinaus entwickelt und fertigt das Unternehmen aber auch kundenspezifische Halbzeuge für Innenverkleidungen, Decken, Treppen und ganze Gebäudemodule. Ab Werk lieferbar sind Balkenquerschnitte von 55 ≈ 55 bis 120 ≈ 100 Millimeter in Längen bis maximal 2440 Millimeter. Auch die Optik der Balken ist flexibel wählbar: Neben Hochkantund Breitlamellen mit sichtbaren Nodien gibt es die Ausführung Density, die optisch an tropisches Hartholz erinnert, sowie die extra widerstandsfähige, zweifach thermisch vorbehandelte Variante Thermo-Density. Laut Moso zeichnen sich die Balken durch eine höhere Stabilität und leichtere Bearbeitung als tropische Harthölzer aus. Auf Wunsch sind die Balken mit FSC-Zertifikat erhältlich.

Um die Vorzüge des Holzbaus mit dem erhöhten Schall- und Brandschutz von Massivbeton zu verbinden, hat Dennert eine Fertigteildecke entwickelt, die speziell für die Anforderungen des Holzbaus optimiert wurde. Die Elemente werden im Werk einschließlich aller Sonderelemente – wie integrierter Stürze, Rundungen, Durchbrüche und Auflagen für Treppen – auf Maß angefertigt. Die Montage auf der Baustelle – für 100 Quadratmeter werden rund drei Stunden benötigt – übernimmt ein Werksteam des Herstellers. Ebenfalls werksseitig sind die Deckenplatten mit einem Ringanker versehen, um auf der Baustelle Zeit zu sparen. Ein Brandschutz in F30, F60 oder F90 ist mit den Decken auch ohne zusätzliche Verkleidungen erreichbar. Optional lassen sich die Systemdecken mit einer integrierten Bauteilaktivierung oder mit Luftkanälen für die kontrollierte Wohnraumlüftung versehen.

Die Holzwerke Ladenburger haben ein neuartiges Balkenschichtholz vorgestellt, das aus Fichtenästen mit geringem Querschnitt hergestellt wird. Damit will der Hersteller nach eigenen Angaben die Ausnutzung des Rohstoffes Holz verbessern. Das Ladenburger-Schichtholz ist in Höhen bis zu 30 Zentimetern und in Breiten von sechs bis 14 Zentimetern erhältlich; die einzelnen Lamellen haben einen Querschnitt von je 6 ≈ 12 Zentimeter. Das neue Schichtholz ist als tragendes Element bauaufsichtlich zugelassen. Da es aus schwachem Rundholz hergestellt wird, haben die einzelnen Lamellen eine feinere Holzstruktur und neigen weniger zur Rissbildung als große Holzquerschnitte, wie sie etwa bei Konstruktionsvollholz (KVH) üblich sind. Die Trocknung auf eine Holzfeuchte von 13 (±2) Prozent erhöht darüber hinaus die Formstabilität im verbauten Zustand im Vergleich zu anderen Konstruktionshölzern.

Dennert Baustoffwelt GmbH & Co. KG Veit-Dennert-Straße 7 D-96132 Schlüsselfeld Tel.: +49 9552 71-0 Fax: +49 9552 71-187 E-Mail: info@dennert.de www.dennert-baustoffe.de

Ladenburger GmbH Zur Walkmühle 1-5 D-73441 Bopfingen-Aufhausen Tel.: +49 7362 9605-0 Fax: +49 7362 9605-200 E-Mail: info@ladenburger.de www.ladenburger.de

MOSO International B.V. De Marowijne 43 NL-1689 AR Zwaag Tel.: +31 229-265732 Fax: +31 229-267759 www.moso-bambus.de


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5 Produkte und Baustoffe

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Bioboden im Digitaldesign

Naturstrukturen von Menschenhand

Linoldruck einmal andersherum

Rizinusöl, dazu Kreide als Füllstoff – das sind die wesentlichen Rohstoffe, aus denen Windmöller den »Bioboden« Purline herstellt. Auf Chlor, Weichmacher und Lösungsmittel verzichtet der Hersteller vollständig – nicht aber auf eine ausgefallene Gestaltung: Unter dem Namen Purline Digital lässt sich der Bodenbelag nunmehr mit einem objektspezifisch individuellen Digitaldruck versehen. Der 2,5 Millimeter starke, dauerelastische Bodenbelag zeichnet sich laut Hersteller durch eine hohe Strapazierfähigkeit (Nutzungsklasse NK 43) aus und benötigt laut Lebenszyklusberechnungen bis zu 30 % weniger Wasser und Pflegemittel als herkömmliche elastische Beläge. Das schwer entflammbare Produkt wird als Rollenware in zwei Meter Breite angeboten. Seine Unbedenklichkeit wird durch Ökosiegel wie den »Blauen Engel«, TVI-TÜV ProfiCert, das dänische Climate Indoor Label sowie GreenGuard Gold bescheinigt.

Der Mensch sehnt sich nach Abwechslung und besitzt eine angeborene Affinität zur Natur. Gemäß diesem Credo hat Interface gemeinsam mit dem Industriedesigner David Oakey die Teppichfliesenkollektion »Human Nature« entwickelt. Die Bodenbeläge reflektieren natürliche Strukturen wie etwa Waldböden, Grasfelder oder Gehwege aus Kieselsteinen. Angeboten werden insgesamt fünf Teppichfliesen im Skinny-Planks-Format (25 ≈ 100 cm), die sich flexibel mit den 50 ≈ 50-cm-Fliesen aus anderen Interface-Kollektionen kombinieren lassen. Der Nachhaltigkeitsgedanke bestimmte auch die Materialwahl: Human Nature besteht zu 100 % aus recyceltem Nylongarn. 35 % der Herstellungsenergie bezieht Interface aus regenerativen Quellen. Insgesamt stellt das Unternehmen seine Produkte heute um 39 % energieeffizienter her und verwendet dafür 83 % weniger Wasser als vor zwei Jahrzehnten.

Beim herkömmlichen Linoldruck wird der Druckstock aus Linoleum angefertigt. Nun hat Armstrong den Spieß einmal umgedreht und mit »Naturecore« die erste Linoleumkollektion vorgestellt, die ihrerseits bedruckt ist. Bislang war dies aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht möglich. Im Gegensatz zu traditionellen Designbelägen aus Vinyl wird die neue Kollektion zu 80 % aus Naturmaterialien hergestellt. Naturecore besteht drei Materialschichten: Auf einem stabilisierenden Kunststoff-Netzgewebe liegt eine Linoleumschicht auf, die mit einem Holzdekor bedruckt ist. Ganz oben macht eine PURSchutzschicht Naturecore kratzfest und resistent gegenüber Feuchtigkeit. Außerdem sorgt sie für eine leichtere Reinigung der Beläge. Die ab Sommer 2015 erhältliche Kollektion soll zunächst 18 Motive umfassen, die von Eiche- und BucheHölzern bis zur Reinterpretation gekalkter Holzoberflächen reichen.

Windmöller Flooring Products GmbH Nord-West-Ring 21 D-32832 Augustdorf Tel.: +49 5237 609-0 Fax: +49 5237 609-309 E-Mail: info@windmoeller-flooring.de www.windmoeller-flooring.de

Interface Deutschland GmbH Rote-Kreuz-Straße 2 D-47800 Krefeld Tel.: +49 2151 3718-0 Fax: +49 2151 3718-35 E-Mail: interface.de@interfaceflor.eu www.interfaceflor.de

Armstrong DLW GmbH Stuttgarter Straße 75 D-74321 Bietigheim-Bissingen Tel.: +49 7142 71-0 Fax: +49 7142 71-185 E-Mail: service_germany@armstrong.com www.armstrong.de/boden


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Herstellernachweis/Fotonachweis

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Seite 30 / Page 30 Sanierung eines Bürogebäudes in Bærum Refurbishment of an office building in Bærum Kjørboveien 18–20 N−1137 Sandvika

Seite 40 / Page 40 Bürohaussanierung in München Refurbishment of an office building in Munich Ismaninger Straße 9 D– 81675 München

Seite 48 / Page 48 Sanierung eines Mehrfamilienhauses in Mannheim Refurbishment of a residential building in Mannheim Lilienthalstr. 232 D–68307 Mannheim

• Bauherr / Client: Entra Eidendom, Oslo • Architektur, Landschafts- und Innenarchitektur / Architects, landscape and interior architects: Snøhetta, Oslo • Energie- und Elektroplanung, Akustik, Brandschutz / Energy consultants, electrical engineering, acoustics, fire protection: Asplan Viak, Bærum • Generalunternehmer, Bauphysik, Ökobilanzierung, BREEAM-Zertifizierung / General contractor, building physics, life cycle assessment, BREEAM AP: Skanska Norge AS, Oslo • Projektsteuerung / Project management: Aase Byggeadministration AS, Oslo

• Bauherr / Client: Bayerischer Landtag, vertreten durch das Staatliche Bauamt München 2 Bavarian Chamber of Deputies, represented by the State Building Authority of München 2 • Architekten / Architects: Arbeitsgemeinschaft / Working partnership Hild und K, München/BM.C Baumanagement GmbH, München • Tragwerksplanung / Structural engineers: bracher bock ingenieure, München • Haustechnik / Building services engineering: Ingenieurbüro Pitscheider, München • Bauphysik / Building physics: Ingenieurbüro Hauser, München (Wärmeschutz/ Thermal insulation); Müller BBM, München (Akustik/Acoustics) • Elektrotechnik / Electrical engineering: bbs-project AG, Tiefenbach • Freiflächenplanung / Landscape architects: Keller Damm Roser, München • Brandschutz / Fire protection: hhp Berlin − Niederlassung München, München

• Bauherr / Client: GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft, Mannheim • Architekten / Architects: Technische Universität Darmstadt Fachbereich Entwerfen und Stadtentwicklung Prof. Dr. Annette Rudolph-Cleff Fachbereich Entwerfen und Wohnungsbau Prof. Günter Pfeifer • Tragwerksplaner / Structural engineers: IBT Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Mannheim Medzech Krück Ingenieure, Bad Homburg (Fassade / Facade) • Thermodynamische Simulation, TGA-Planung / Thermodynamic simulation, building services engineering: Balck + Partner, Heidelberg • Bauphysik / Building physics: vRP Ingenieurbüro für Bauphysik, Weinheim • Brandschutz / Fire protection: Ingenieurbüro Wagner Zeitter, Wiesbaden BESAG Sachverständigenbüro, Darmstadt IBF Ingenieurbüro für Brandschutz, Leipzig (Polycarbonatfassade / Polycarbonate facade) MFPA, Leipzig (Polycarbonatfassade / Polycarbonate facade) • Strömungssimulation für Fassadenzwischenraum / CFD simulation for facade interspace: Ansys Germany GmbH, Darmstadt

• Fenster- und Fassadenprofile / Window and facade profiles: Norsk Hydro, Oslo • Vorprojekt Solaranlage / Preliminary design of PV array: Sapa AS, Oslo • Forschungspartner / Research partners: The Research Centre on Zero Emission Buildings (ZEB), NTNU, Oslo SINTEF Byggforsk, Oslo

• Bauunternehmen / Main contractor: Wayss & Freitag Ingenieurbau, München • WDVS-Fassade / ETICS facade: Rebl GmbH, Landau a. d. Isar • Holzfenster / Timber windows: Sedlmeyr GmbH, Friedberg • Schreinerarbeiten / Joiner: Sedlmeyr GmbH, Friedberg Thomas Franz, Bruckberg Schreinerei der Justizvollzugsanstalt Straubing • Zimmererarbeiten / Carpentry: IHR Tischler GmbH, Harth-Pöllnitz

Fotonachweis Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, sind Architektenaufnahmen, Werkfotos oder stammen aus dem Archiv DETAIL. Seite 7 oben: Eric Mairiaux/Rotor, Brüssel Seite 7 unten: Christian Richters, Münster Seite 9 oben: Theo Lowenstein, Lewes Seite 9 unten: Carlos Fernàndez Piñar Seite 10: Iwan Baan, Amsterdam Seite 11 oben links: Stijn Bollaert, Brüssel Seite 11 oben rechts: Åke E:son Lindman, Bromma Seite 12 links oben: Georges de Kinder, Brüssel

Seite 12 links unten: Meininger Shared Services GmbH, Berlin Seite 13: Lynton Pepper, London Seite 14: Walter Vielain, Berlin Seiten 16—17: Walter Luttenberger, Gratkorn Seite 18: Hufton + Crow, London Seiten 22—24, 25 oben, 26 unten links, 27, 28 oben, 31, 32, 46 oben, 58, 60, 61 unten, 64: Jakob Schoof, München Seite 25 unten rechts: Markus Löffelhardt, Berlin Seite 26 oben rechts: Hiepler/Brunier für Euroboden, München

Seite 28 unten: Andi Schubert, Wien Seite 29: René Riller, Schlanders Seiten 31, 32 oben rechts, 33, 34 oben links, 37: Chris Aadland, London Seiten 34 unten links, 35, 38 unten links: Ketil Jacobsen, Oppdal Seiten 43—45, 46 links: Michael Heinrich, München Seiten 49, 51—55: Claudius Pfeifer, Berlin Seiten 56, 57, 59, 61 oben, 62: Thomas Mayer, Neuss Seite 71: Martin Kunze/IBA Hamburg GmbH


∂Green 2015 ¥ 1

Fotonachweis/Impressum

∂Green Zeitschrift für alle Aspekte des nachhaltigen Planens und Bauens Ausgabe 1/2015 Verlag: Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Hackerbrücke 6, 80335 München Tel. (089) 38 16 20-0, Fax (089) 38 16 20-66 Internet: http:// www.detail.de Postanschrift: Postfach 20 10 54, 80010 München

Seite 56 / Page 56 Kirchenumbau in Essen Church conversion in Essen Planckstr. 115 D–45147 Essen • Bauherr / Client: VEWO Wohnungsverwaltung GmbH, Gelsenkirchen • Architekten / Architects: Architekturbüro Heinrich Böll, Essen • Statik / Structural engineering: ahw Ingenieure GmbH, Münster • Bauphysik / Building physics: DS-Plan GmbH, Köln • TGA-Planung / Building services engineering: Ingenieurbüro Dohrmann, Essen • Freianlagenplanung / Landscape architects: Planergruppe Oberhausen, Oberhausen • Bodenmechanik / Soil mechanics: Jendrzejewski Wefers, Gelsenkirchen • Brandschutz / Fire protection: Ingenieurbüro Stütz, Dortmund • Baustoffgutachter / Building materials consultants: Umweltlabor ACB, Münster ibb Ingenieurgesellschaft, Osnabrück • Projektmanager / Project management: eProCon GmbH, Essen • Rohbauunternehmen / Concrete and masonry works: Echterhof-Holland Hoch- und Tiefbau, Bochum • Fenster, Faserzementfassade / Windows, fibre cement facade: Portawin Kriege GmbH, Essen • Metallbau / Metal works: Pilgram Stahl- und Metallbau GmbH, Oberhausen Füllbier GmbH, Essen • Dachabdichtung / Roofing: Thiele GmbH, Essen • WDVS, Trockenbau / ETICS, drywall construction: Hergerath Unternehmensgruppe, Moers • HLS-Installationen / Building services installations: H. Reuter GmbH, Essen • Innenputz / Interior plasterwork: Schlicht Stuck & Putz GmbH, Oberhausen

Seite 72: Schindler Aufzüge AG, Berlin Seite 90 oben rechts: Zooey Braun, Stuttgart Seite 93: Stadt Prenzlau Seiten 94, 95 oben links: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn Seite 95 oben rechts: Urbanizers, Berlin Seite 96: Stadt Sömmerda Seite 97: Nico Sönnichsen, Kiel

Persönlich haftende Gesellschafterin: Institut für internationale Architektur-Dokumentation Verwaltungs-GmbH, München, eine 100 %-ige Tochter der ATEC Business Information GmbH. Kommanditistin (100 %): ATEC Business Information GmbH, München.

Anzeigen: Martina Langnickel (Leitung, V. i. S. d. P.), DW -48 Claudia Wach, DW -24 (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0 ∂Green erscheint 2≈ jährlich im April und Oktober. Bezugspreise: DETAILGreen im Abonnement 2 Hefte (April + November) Inland: 29,– € Ausland: 29,– €/CHF 50,–/£ 20,– /US$ 38,40 DETAIL Green Einzelheft: 14,50 €/ CHF 25,–/£ 10,–/US$ 19,50 DETAIL inkl. DETAIL Green Abonnement 12 Hefte inkl. 2 Hefte DETAILKonzept, inkl. 2 Sonderhefte DETAIL Green: Inland: 179,– € Ausland: 179,– € /CHF 251,–/£ 119,– /US$ 234,–

Verlagsleitung: Meike Weber

Für Studierende: Inland: 95,– € Ausland: 95,– €/CHF 137,–/ £ 67,–/US$ 124,–

Redaktion DETAIL: (Anschrift wie Verlag, Telefon Durchwahl -57, E-Mail: redaktion@detail.de):

Ausland zzgl. MwSt., falls zutreffend Alle Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten. Abonnements sind sechs Wochen vor Ablauf kündbar.

Christian Schittich (Chefredakteur, V. i. S. d. P.), Sabine Drey, Andreas Gabriel, Frank Kaltenbach, Julia Liese, Michaela Linder, Thomas Madlener, Peter Popp, Maria Remter, Jakob Schoof, Edith Walter, Heide Wessely

Konto für Abonnementzahlungen: Deutsche Bank München BLZ 700 700 10 · Konto 193 180 700

Marion Griese, Emese M. Köszegi, Simon Kramer, Dejanira Ornelas Bitterer Englische Übersetzung: Feargal Doyle, Sharon Heidenreich, Sean McLaughlin, Lance Phipps Lektorat: Marion Linssen (deutsch), Anna Roos (englisch) Redaktion DETAIL transfer: Meike Weber (V. i. S. d. P.), Tim Westphal (Leitung), Patricia Beck, Zorica Funk, Thomas Greiser, Annett Körberlein, Katja Pfeiffer, Katja Reich, Hildegard Wänger, Kathrin Wieblishauser (Anschrift wie Verlag) Tel. (089) 38 16 20-0 Herstellung/DTP: Peter Gensmantel (Leitung), Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler, Simone Soesters Vertriebsservice: (Abonnementverwaltung und Adressänderungen) Vertriebsunion Meynen, Große Hub 10, 65344 Eltville Tel. (0 61 23) 92 38-211, Fax: -212 E-Mail: detailabo@vertriebsunion.de Marketing und Vertrieb: Claudia Langert (Leitung) Irene Schweiger (Vertrieb) Tel. (089) 38 16 20-37 Martina Mauderer (Marketing) Tel. (089) 38 16 20-14 (Anschrift wie Verlag) Auslieferung an den Handel: VU Verlagsunion KG Meßberg 1 20086 Hamburg

IBAN: DE24 7007 0010 0193 1807 00 SWIFT: DEUTDEMM Alle Rechte vorbehalten. Für unverlangte Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Nachdruck nur mit Genehmigung. Für Vollständigkeit und Richtigkeit aller Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Repro: Repro Ludwig Schillerstraße 10 A-5700 Zell am See Druck: W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co.KG Augsburger Straße 722 70329 Stuttgart Bei Nichtbelieferung ohne Verschulden des Verlages oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 47. © 2015 für alle Beiträge, soweit nichts anderes angegeben, bei Dieses Heft ist auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die Beiträge in DETAIL sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung dieser Beiträge oder von Teilen davon (z. B. Zeichnungen) ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

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