Parkstadt Karlshorst (JOVIS Verlag)

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Âť Zum Wohnen, so scheint es, gelangen wir erst durch das Bauen. Dieses, das Bauen, hat jenes, das Wohnen, zum Ziel.ÂŤ

Martin Heidegger



Modell einer Wohnstadt

Klaus Theo Brenner (Hrsg.) Stephan Hรถhne Eingartner Khorrami Eckert Negwer Suselbeek Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur


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Inhalt

Einleitung

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Rico Kallies: Eine Stadt zum Wohlfühlen

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Dietmar W. Nöske: Die Stadt der Rationalisten

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Klaus Theo Brenner: Die gute Stadt

Teil I Themen der Stadtarchitektur 16

Straßen und Plätze · Blöcke · Häuser

Stadtgrün öffentlich · Stadtgrün privat

30 Teil II Masterplan

Schwarzplan · Masterplan · Perspektiven

Axonometrien · Strukturpläne

42 Teil III Projekt Parkstadt

Lageplan · Straßenquerschnitte · Entwürfe · Perspektiven

Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur

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Eingartner Khorrami

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Eckert Negwer Suselbeek

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Stephan Höhne Gewerbe und Schule

Teil IV Reformwohnungsbau 114

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Wolfgang Sonne: Der Reformblock – ein variantenreicher

Grundbaustein des modernen Städtebaus

Maximilian Meisse: Reformwohnungsbau in Berlin

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142 Projektpartner

144 Impressum

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Rico Kallies

Eine Stadt zum Wohlfühlen Wenn der größte Wohnprojektentwickler Deutschlands mitten in Berlin ein Quartier mit 1000 Mietund Eigentumswohnungen, mit Restaurants und Einzelhandelsflächen, einer großen Kita und sogar einer neuen Schule plant, dann hat das durchaus den Charakter eines Mammutprojekts. Architektonische Gleichförmigkeit ist dabei jedoch nicht zu befürchten: Insgesamt vier Architekturbüros sorgen mit ihren kreativen Ideen dafür, dass jedes Gebäude auf dem rund 120.000 Quadratmeter großen Areal seinen individuellen Charme und jede Straße ihre eigene Charakteristik entfalten wird. Was die beteiligten Architekten für das Areal zwischen dem Blockdammweg, der Trautenauer Straße und dem Hönower Wiesenweg entworfen haben, kann sich zweifellos sehen lassen: Aus dem ehe­maligen, zuletzt lange vernachlässigten Industriegelände wird künftig ein Wohnquartier mit Vorbildcharakter. Hier wird mehr entstehen als einfach nur eine Sammlung von neuen Häusern. Die Quartiersarchitektur, die an die Ideen des Reformwohnungsbaus anknüpft, wird sich mit ihrer Formensprache als sinnvolle Ergänzung zu den historischen Gebieten wie dem Prinzenviertel oder der Wuhlheide nahtlos in das Stadtbild einfügen. Im Gegensatz zu einer anonymen Großstadtatmosphäre, wie sie von Geschossbauten nicht selten vermittelt wird, ist jedes unserer Objekte so individuell wie seine Bewohner. Blühende Vorgärten, bepflanzte Straßenränder und öffentliche Parkareale werden die Parkstadt Karlshorst wie ein grünes Band durchziehen. Wir wollen ein Wohnumfeld zum Wohlfühlen schaffen und dabei spielen auch die Kindertagesstätte und Schule, die Läden und Restaurants in der direkten Nachbarschaft eine wichtige Rolle – hier wird nicht nur gewohnt, sondern auch gelebt. Ein echtes Zuhause eben. Die Errichtung eines völlig neuen Quartiers ist allerdings auch unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten eine verantwortungsvolle Aufgabe. Hier möchte ich mich sehr für die Unterstützung von Senat und Bezirk bedanken, die das Projekt mit uns in enger Zusammenarbeit begleiten. Ein zentrales Element unseres Konzepts ist die Schaffung von sozialverträglichem Wohnraum. Damit nehmen wir nicht nur unsere Pflicht als Bauträger in puncto Stadtentwicklung wahr, sondern können auch die Grundlagen dafür legen, dass die künftigen Bewohner die ganze

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Vielfalt Berlins widerspiegeln. Für uns ist das eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein buntes und lebendiges Quartier. Das neue Projekt reiht sich ideal in die vergangenen Bonava-Bauvorhaben ein, die wir am Standort Karlshorst verwirklicht haben: Bereits in den Jahren 2005 bis 2009 sowie 2011 bis 2013 haben wir (noch unter unserem früheren Namen NCC) im Wohngebiet Carlsgarten und am Aristotelessteig nahe der Hochschule für Technik und Wirtschaft rund 100 Häuser errichtet. Wie schon diese beiden Projekte, wird sich auch die Parkstadt Karlshorst harmonisch in das Umfeld einfügen. Schließlich ist keine weitere Bebauung geplant, die Parkstadt wird unmittelbar in die umliegenden Grünflächen übergehen. Unser wichtigstes Ziel ist es, dass die Parkstadt Karlshorst ein Zuhause zum Wohlfühlen wird. Denn genau dafür steht unser Name, der sich aus den schwedischen Worten »bo« für wohnen und »nav« für Mittelpunkt zusammensetzt. Wir bauen nicht einfach nur Häuser, wir bauen ein Zuhause und Wohnumfelder, in denen die Menschen glücklich sein können. Ich bin zuversichtlich, dass uns genau das in der Parkstadt Karlshorst gelingen wird und freue mich sehr, Sie in Form des vorliegenden Buches durch unser Projekt führen zu dürfen. Bonava ist einer der führenden Projektentwickler im Wohnbau in Nordeuropa und Deutschland. Entstanden unter dem Dach von NCC schafft Bonava seit den 1930er Jahren ein Zuhause und Wohnumfelder für viele Menschen. Heute beschäftigt das Unternehmen 1600 Mitarbeiter in acht europäischen Ländern – Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen, Deutschland, St. Petersburg, Estland und Lettland. Der Umsatz belief sich 2016 auf 1,43 Mrd. Euro. Bonava ist an der Börse NASDAQ in Stockholm gelistet. In Deutschland ist Bonava vor allem im Heimatmarkt Berlin, in den Wachstumsregionen Hamburg, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, Köln/Bonn, Rhein-Neckar/Stuttgart, Sachsen und entlang der Ostseeküste tätig. Im Jahr 2016 verkaufte Bonava (ehem. NCC) in Deutschland 1933 Häuser und Wohnungen an Eigennutzer und Investoren. Die rund 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Hauptsitz im brandenburgischen Fürstenwalde/Spree und in den regionalen Büros erzielten dabei einen Umsatz von knapp 413 Mio. Euro. 1964 als Industriebau Fürstenwalde gegründet, ist das Unternehmen laut einer jährlichen Marktstudie des deutschen Analyseunternehmens bulwiengesa zum fünften Mal in Folge der aktivste Projektentwickler für Wohnimmobilien in den deutschen Metropolen.

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Klaus Theo Brenner

Die gute Stadt Das Projekt Parkstadt Karlshorst ist Teil einer Strategie, die an geeigneten Orten um die Innenstadt von Berlin herum Wohnquartiere besonderer Qualität bezogen auf Stadtbau und bezahlbaren Wohnraum entwickelt. Diese Strategie entspricht dem Modell einer »Ringstadt« (siehe Abbildung) im weiteren Sinne mit – in den bestehenden Kontext eingelagerten – Stadtteilen besonderer Identität. Jedes Projekt für ein städtisches Quartier stellt eine Antwort dar auf eine ganze Reihe spezifischer Fragestellungen: der Ort, die Umgebung, Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik, der geforderte Wohnungsstandard, Freiflächen-, Gewerbe- und Infrastrukturkonzept und so weiter. Da die Antworten auf diese Fragestellungen eine Vielzahl an guten oder schlechten architektonischen Lösungen zulassen (es gibt heute mehr schlechte als gute Lösungen), kommen dann die architektonischen Qualitätskriterien ins Spiel, die den Entwurf für das neue Stadtquartier prägen und gleichzeitig eine Vision eröffnen (im Zusammenhang mit festen Spielregeln) auf die gebaute Realität, die den zukünftigen Bewohnern auf lange Sicht einen attraktiven und anspruchsvollen Wohnraum sichert, wie man ihn – gerade auch bezogen auf preiswerten Wohnraum – bis heute in den historischen Reformwohnungsbauquartieren aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts findet. Unser spezieller, qualitativer Bezug auf den historischen Reformwohnungsbau in Deutschland, Berlin und Lichtenberg resultiert aus zwei Themen, die im Reformwohnungsbau exemplarisch repräsentiert sind: einmal die Suche nach Standardlösungen für bezahlbaren Wohnraum mit seriellem Charakter; und andererseits die architektonische Qualität, die trotz maximaler Reduktion der Mittel sowohl städtebaulich (Straße, Block, Haus und Garten), als auch architektonisch (Einfachheit, Strenge, Proportion und Materialität) zeitlos, anspruchsvoll und nachhaltig erscheint. Die angesprochenen Qualitäten sind im Masterplan für die Parkstadt festgelegt (öffentliche Räume, Blöcke, Häuser und Grünflächen, Materialität, Farben, differenzierte Gebäudetypologien und -höhen). Auf Grundlage dieser Festlegungen mit sieben Turmhäusern im Norden, sieben Blöcken und sieben Putzfarben – im Sinne einer symbolischen Charakterisierung des Quartiers – wurden von vier Architekturbüros (der Gruppe der »Berliner Rationalisten«) in enger Zusammenarbeit mit der Bonava und dem Bezirksamt Lichtenberg die Hausentwürfe mit Grundriss, Schnitt und Fassade de-

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Ringstadt

tailliert ausgearbeitet. Wenn wir hier von Planungskultur sprechen, sind drei qualitativ wirksame Aspekte gemeint: Erstens die professionelle und partnerschaftliche Kooperation; zweitens die Suche nach der individuellen, charakteristischen architektonischen Erscheinungsform einzelner Häuser und Hausensembles; und drittens die daraus resultierende Harmonie in der Vielfalt. In der zusammenfassenden Betrachtung des Projektes Parkstadt Karlshorst mit seinen spezifischen Qualitäten als Stadtprojekt, Wohnmodell und architektonisches Ensemble, und wenn wir diesem Projekt eine beispielhafte Funktion zuweisen im Kontext der aktuellen und drängenden Wohnungsbauprobleme, stößt man auf eine spezielle Konstellation, ohne die ein solches Projekt nicht realisierbar wäre – die Kooperation zwischen Architekten, Bauherr und Stadtpolitik. Wenn dieses »Trio« nicht funktioniert, ist ein Projekt dieser Qualität nicht denkbar.

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Teil I Themen der Stadtarchitektur

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Die Tradition der europäischen Stadt steht für das Modell der Wohnstadt. Die Themen der Stadtarchitektur sind: der öffentliche Raum, die Blöcke, die Häuser und die Grün­flächen unterschiedlicher Nutzung und Qualität.

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Blöcke

Der Block ist der resultierende Raum zwischen den Straßen und Plätzen und damit unmittelbare Konsequenz aus der Struktur der öffentlichen Räume, die den Kernraum der Stadtstruktur bilden. Im einfachsten Fall der Rasterstadt auf quadratischem Stadtgrundriss und idealtypisch betrachtet (es gibt natürlich eine unendliche Zahl unterschiedlicher und formal komplexer Blockformationen) ist der Block ein dreidimensionales Geviert mit vier Straßenfassaden und einem Innenraum – also eigentlich eine hohle Kiste. Diese Kiste wird dann gefüllt mit Häusern (hohen oder niedrigen, schmalen oder breiten, flachen oder tiefen) und Höfen bzw. Gärten im Inneren des Blocks als Äquivalent zum öffentlichen Raum der Straßen. In Abhängigkeit von der Form der Bebauung des Blocks wechselt seine Erscheinungsform bisweilen dramatisch. So ist ein Block, der wie in der griechischen Rasterstadt mit ein- bis zweigeschossigen Atriumhäusern bebaut war, ein Symbol für Intimität, wie der mit gereihten Wolkenkratzern bebaute Hochhausblock in Chicago ein Symbol für die moderne Geschäftsmetropole geworden ist. Nicht nur die Masse und Höhe der Bebauung charakterisieren den städtischen Block; es sind auch die Gliederungselemente im Innern, wie Garten- und Hofhäuser, Gassen, die durch den Block hindurchführen und ihn untergliedern, Höfe, Gärten, Wasserflächen. Der Berliner Mietwohnungsbau schuf den Exzess der Hofbebauung mit bis zu fünf und mehr Schichten von Hofhäusern ohne Grün. Die Antwort der frühen Moderne war der Reformblock mit einheitlicher (genossenschaftlich organisierter) Randbebauung und einem Park mit Kindergarten oder einem Kleingartengelände für die Bewohner im Innern. Überlagert man alle Variationsmöglichkeiten des Stadtblocks – äußere Form, Art der Bebauung, Gliederung im Innern – ergibt sich eine Vielzahl von Typen und eine unübersehbare Zahl an morphologischen Erscheinungsformen, die dem Stadtraum nach außen ein repräsentatives und für die Bewohner nach innen ein intimes Erscheinungsbild geben.

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Shoowa, aus dem Katalog: Traumzeichen, Raphiagewebe des Kรถnigreichs Bakuba

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Blockstruktur

Straßenraum

Haustypen

Öffentliche Grünflächen

Private Grünflächen

Materialkonzept Backstein

Materialkonzept Putz

Planung Architekten

Schwarzplan

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Blockdammweg

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Klaus Theo Brenner

Das Haus ist die Stadt und die Stadt ist das Haus. Wenn wir nun vor dem Hintergrund eines Masterplans, konkreter Nutzungsvorgaben, Realisierungsziele und bindender Material- und Farbvorgaben vor der Aufgabe stehen, städtische Häuser zu entwerfen (und das im Kreise von im Denken verwandten Kollegen – den »Berliner Rationalisten«), herrscht zunächst einmal das Gefühl: Wir befinden uns in einem Quartier – wie man Stadtteile nennt, die eine verbindliche und eben dadurch wohnliche Atmosphäre vermitteln. Historische Quartiere zeichneten sich dadurch aus, dass es verbindliche Regeln gab, die das individuelle Spiel der Hausfassaden zu einem Ganzen zusammenbanden. So ist das bei uns in der Parkstadt auch, wobei die Suche nach dem Charakter der einzelnen Häuser (die unerlässlich ist, wenn wir dem Quartier eine gestalterische Vielfalt wünschen) eine sehr subtile architektonische Fragestellung ist, die auf der Akzeptanz von Regeln basiert und gleichzeitig die Recherche nach Mitteln der Selbstfindung, der Individualität beinhaltet. In einem Quartier, wo es diese Regeln nicht gibt, ist dieser Prozess der Selbstfindung nach dem Prinzip »anything goes« zwar einfacher, führt aber meist in einen Wust von Banalitäten, wie er für viele Wohnviertel bezeichnend ist. Die Suche nach dem individuellen Charakter des Hauses im abgestimmten Ensemble geht allerdings von einer grundsätzlichen Bedingung aus: der Erkennbarkeit der Hauseinheit auch in der Reihung gleicher oder ähnlicher Fassaden durch Fugen, Hauseingänge und volumetrische Differenzierung. Eine einfache und klare Ordnung aller Fassadenelemente verstärkt grundsätzlich die Lesbarkeit und Erkennbarkeit von individuellen Häusern an der Straße. Die Materialdifferenzierung – Putz und Backstein – ist dabei ein willkommenes Mittel zur Stärkung und Profilierung der architektonischen Ordnung. In der Überlagerung horizontaler und besonders auch vertikaler Fassadenelemente in rotem Backstein stärken wir das Prinzip der Reihung, das das Grundprinzip der städtebaulichen Ordnung ist (vertikale Elemente stärken grundsätzlich das Bild der Reihung, während horizontale Elemente dazu tendieren, diese zu negieren). Loggien und Balkone geben dem Ganzen eine dreidimensionale, körperliche Dimension, die ein wesentliches Element einer lebendigen Stadt mit einem die Bewegung der Bewohner aufnehmenden und anregenden Stadtraum darstellt. Die Höhendifferenzierung der Häuser ist eben­falls ein wichtiges Element der dreidimensionalen Stadt. Die architektonische Ordnung von Baukörper und Fassade und das Prinzip der Reihung in ruhiger, einfacher Form entsprechen dem Wohnsystem, das ein hohes Maß an Standardisierung bei reduziertem Erschließungsaufwand vorsieht. Die Wohnungsgrundrisse stellen ein attraktives Angebot dar an flächenmäßig reduzierten, aber räumlich optimierten, auch seriell herstellbaren Wohnräumen, die über einfache Fenstertypen mit niedriger Brüstung (und Brüstungsgeländer), Loggien und Balkonen an geeigneter Stelle innerhalb der Wohnung mit dem Stadtraum (Straße und Hof) kommunizieren.

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Klaus Theo Brenner · WA8

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WA8 Ansicht Ost

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Eckert Negwer Suselbeek · WA3

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WA3 Ansicht Süd

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WA3 Staffelgeschoss


Stephan Höhne Verwandte Charaktere. Der städtebauliche Masterplan lässt sich in verschiedene stadträumliche Kategorien aufteilen. Es gibt die zentrale Achse, die davon abzweigenden Anger, die Bebauungskante zum Park, die im Park liegenden Solitäre, die Außenkante zum Hönower Wiesenweg, die Außenkante zum östlich anschließenden Grünstreifen und die Blockinnenbereiche. Unser Ziel ist es, diese unterschiedlichen Situationen mit individuellen Fassadenthemen zu bespielen, die sich jeweils aus der stadträumlichen Situation und der Gebäudetypologie ableiten. Dabei entsteht ein Spannungsfeld vom ablesbaren Einzelhaus bis zum gegliederten Großblock. Variationen von senkrechten und horizontalen Fassadengliederungen, von Gesimsbändern und Lisenen, der verschiedenartige Einsatz von Klinkerund Putzflächen, das Herausarbeiten von Sockel und oberem Gebäudeabschluss sowie von Gebäudemitte und Gebäudekante und die Rhythmisierung durch Loggien und Balkone dienen dabei als Handwerkszeug. Expressionistisch gegliederte Balkonbrüstungen, Tordurchgänge und Sockelbereiche setzen individuelle Akzente. Die Verwendung eines braunrotbunten Klinkers verleiht den Häusern einen haptischen Charakter. Das westliche Solitärgebäude fügt sich mit seiner vorwiegend horizontalen Fassadengliederung ähnlich wie sein linker Nachbar in die Mitte der zwei senkrecht gegliederten Kopfgebäude ein. Das zweite Solitärgebäude bildet mit einer prägnanten Klinkerlisenenstruktur den östlichen Abschluss der Häuserreihe. Die Torhäuser an der zentralen Achse und am Hönower Wiesenweg thematisieren durch einen hohen Klinkeranteil mit expressionistischen Elementen die Gebäudemitte und den Tordurchgang. An den Seiten nehmen die Klinkerflächen ab und laufen als horizontale Bänder um die Ecken. Die beidseitige Angerbebauung erzeugt mit langen horizontalen Putzbändern einen in der Gebäudehöhe reduzierten, homogenen und intimen Stadtraum, dessen Mitte durch leichte Gebäuderücksprünge aufgeweitet wird. Von einer Rhythmisierung durch sich wiederholende Einzelhäuser wird hier bewusst abgesehen. Der südliche Block verfügt über eine sehr feingliedrige und erst auf den zweiten Blick differenzierte Fassadentektonik aus horizontalen und vertikalen Elementen. Im abgerundeten Bereich wird mit über die volle Gebäudehöhe verlaufenden Klinkerlisenen der Rolle des Gebäudes als kraftvoller Auftakt des Quartiers von Süden Rechnung getragen. Dieses Thema wird an den nördlichen Gebäudeecken wiederholt. In den dazwischenliegenden Bereichen bekommen horizontale Elemente mehr Gewicht und bilden mit nur noch eingeschossigen Lisenen ein ausgewogenes Verhältnis. Abgeschrägte Klinkerbalkone erzeugen einen expressiven Ausdruck. Es entstehen zeitlose, individuelle, architektonische Charaktere, die sich einem urbanen und maßvollen Traditionalismus verpflichtet fühlen. Vorbilder sind dabei die Wohnungsbauten von Erwin Gutkind in Lichtenberg und Reinickendorf, die Woga-Bauten von Erich Mendelsohn in der Cicerostraße und die Backsteinbauten von Fritz Höger. Es geht dabei aber nicht um Kopien und Zitate dieser Vorbilder, sondern um eine Weiterentwicklung im Sinne von Interpretation, Variation und Abstraktion.

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Wolfgang Sonne

Der Reformblock – ein variantenreicher Grundbaustein des modernen Städtebaus Der Reformblock bildet den Grundbaustein des modernen Städtebaus – nicht die Zeile oder das Punkt­­hochhaus, wie es uns die Avantgardisten Gropius und Le Corbusier aus eigenen Interessen weismachen wollten und wie es bis heute unkritisch nachgebetet wird. Der reale Städtebau in Europa bis um 1950 – privat und öffentlich – bestand wohl zu über 90 Prozent aus Blockrandbebauungen, deren reflektierteste und ambitionierteste Beispiele die Varianten des Reformblocks waren. Mit dem Reformblock sollten die Nachteile einer zu dichten Blockbebauung mit zu vielen Hinterhäusern und zu engen Hinterhöfen mit oftmals zu dichter Belegung überwunden werden, ohne dabei die stadträumlichen Zusammenhänge der Großstadt aufzulösen. Das Grundprinzip des Reformblocks bestand darin, mit seiner Bebauung einerseits eine Straßenwand zum öffentlichen Raum der Stadt zu bilden und andererseits durch Gartenflächen im Hof Licht, Luft und Grün zu den Wohnungen zu bringen. Stadt auf der einen Seite – Land auf der anderen: So lautete das Rezept des Reformblocks zur Lösung der Wohnungsfrage in der Stadt. Damit stand er im Gegensatz zu den Stadtauflösungsbestrebungen der diversen Siedlungsideologien von der englischen Gartenstadt bis zur deutschen Siedlungsbewegung. Ihnen galt die Großstadt als das Böse schlechthin: ausbeuterisch und entfremdend in der Kritik der Sozialdemokraten und Sozialisten, traditionslos und die Volksgesundheit gefährdend in der Kritik der Konservativen und Nationalsozialisten. In ihren Augen konnte die Großstadt nicht reformiert, sondern nur durch neue Siedlungsformen ausgerottet werden. Laut und zahlreich waren deshalb ihre Manifeste und Modellprojekte, doch die städtebauliche Realität sah anders aus: Reformblöcke und konventionelle Blockrandbebauungen auf parzellierten Blöcken waren der Normalfall des modernen Städtebaus. Selbst für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde prominent die Blockrandbebauung im Unterschied zur Zeile propagiert. So meinte 1945 etwa Philipp Rappaport, der von den Nationalsozialisten verfolgte und den Besatzungsmächten wieder eingesetzte Direktor des Siedlungsverbandes Ruhr: »Die Anordnung der dreigeschossigen Bauten wird im allgemeinen in der üblichen Blockform längs bescheidener Straßenzüge erfolgen. Die Anordnung von Zeilenbauten, hintereinander gereiht, hat sich weder hinsichtlich der Zugänge und Leitungen als billiger erwiesen, noch bietet sie sonst ir-

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Karl Schneider – Wohnblock Raum Hamburg 1927/28

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Horstweg

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Parkstadt Karlshorst Projektentwickler Bonava Deutschland GmbH Mitarbeit: Rico Kallies, Danny Reichert Bezirksamt Lichtenberg von Berlin Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Dipl. Ing. Dietmar Nöske

Masterplan Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur – Brenner Krohm Architekten PartG Mitarbeit: Christian Sauer, Jens Thränhardt, Guerino Coppola

Entwurfsplanung Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur – Brenner Krohm Architekten PartG Mitarbeit: Christian Sauer, Jens Thränhardt, Guerino Coppola Eckert Negwer Suselbeek Architekten Mitarbeit: Isabel Fischer, Fabian Abel Eingartner Khorrami Architekten BDA PartG mbB Mitarbeit: Peter Eingartner, Elli Sparmann Stephan Höhne Gesellschaft von Architekten mbH Mitarbeit: Dirk Heldmann, Florian Roloff, Alexander Preißer

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Bebauungsplan BSM Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH Mitarbeit: Peter Ullrich Vorkonzept Öffentlicher Raum und Vorentwurf Parkanlagen Planungsgruppe Cassens + Siewert Mitarbeit: Lydia Reibeholz, Eckhard Siegert

Vorkonzept Öffentlicher Raum, Verkehrsplanung Freie Planungsgruppe Berlin GmbH Mitarbeit: Martin Panhorst, Uwe Kleber

Text Reformwohnungsbau Prof. Wolfgang Sonne Deutsches Institut für Stadtbaukunst, Universität Dortmund

Fotos Reformwohnungsbau Berlin Maximilian Meisse

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