T I T E LT H E M A
„Das Ende der Gewissheiten sehe ich als Chance“ Welche Menschen will die DW insbesondere erreichen, was erwarten diese von Deutschlands internationaler Informationsanbieterin und was bedeutet das für die Ausrichtung der journalistischen Angebote? Programmdirektorin Gerda Meuer erläutert im Weltzeit-Interview die wachsenden Anforderungen im Zeichen von Diversität und Wandel. Fragen Hannah Jasiewitz
Die DW will vor allem städtisch geprägte, in ihrer jeweiligen Gesellschaft engagierte Frauen und Männer zwischen 14 und 40 erreichen. Warum diese Fokussierung? Wir wollen mit unseren Programmen zur Stärkung der Presse- und Meinungsfreiheit weltweit beitragen. Und das bedeutet in der Folge zweierlei: Zum einen fokussieren wir auf Länder mit geringen Bewegungsspielräumen für die Menschen, zum anderen haben wir es dann automatisch mit einer sehr jungen Zielgruppe zu tun. Denn in afrikanischen, arabischen und auch lateinamerikanischen Gesellschaften leben oftmals überdurchschnittlich viele junge Leute, die informa tionshungrig sind und für die Zukunft stehen. Im Kern geht es um Multiplikatoren. Akteure der politischen Meinungsbildung jenseits von Regierungen und staatlichen Machtzentren. Dazu zählen zum Beispiel auch Influencer, Digital Natives, die schon vor dem 18. Lebensjahr an gesellschaftlichen Debatten teilnehmen. Überaus erfolgreiche DW-Formate wie JaafarTalk für den arabischen Raum oder The 77 Percent für Afrika profitieren gerade von dieser Zielgruppe. Das bestätigt
Entscheidend ist der Austausch mit denen, die unsere Angebote nutzen. 22 Weltzeit 1 | 2020
uns in unserer Ausrichtung. Im Übrigen sind selbstverständlich alle herzlich willkommen, die die Angebote der DW nutzen. Wir arbeiten jeden Tag sehr hart und sehr erfolgreich daran, mit attraktiven Formaten immer mehr Menschen zu erreichen. „Ich will wissen und verstehen, was in meiner Region und in der Welt passiert und wie es mich betrifft.“ Was bedeutet diese in der DW-Strategie formulierte Erwartung des Publikums für die Programmgestaltung? Sie bedeutet, dass unsere journalistischen Angebote das Interesse des Publikums sehr
konsequent im Blick haben müssen. Wir gehen in unseren Redaktionen und in unserer professionellen Marktbeobachtung genau diesen Weg: täglich mehr zu erfahren von den Interessen der Nutzenden, um darauf publizistisch zu reagieren. Wir wollen unsere Entscheidungen datenbasiert treffen. Denn wir machen das Programm ja nicht für uns, sondern für diejenigen, die es nutzen. Sollten diese von der DW nicht vor allem erfahren, was in Deutschland passiert? Selbstverständlich erfahren sie in unseren Programmen, was in Deutschland passiert.