DEUTSCHER FILMPREIS 2005
Herzlich Willkommen zum Deutschen Filmpreis 2005 in der Berliner Philharmonie 8. Juli 2005
GruSSwort Der staatsministerin dr. christina weiss Als vor gut zwei Jahren bekannt wurde, dass der höchstdotierte deutsche Kulturpreis künftig nicht mehr von einer Jury, sondern von den Mitgliedern einer noch zu gründenden Filmakademie vergeben werden sollte, entbrannte darüber eine Debatte, die zuweilen apokalyptische Züge annahm. Von einer „Verwüstung“ war gar die Rede. Es schien, als sollte die gesamte deutsche Filmkunst rückwirkend bis zur Stummfilmzeit an Geschäftemacher verkauft werden. Diese besorgten Stimmen sind verstummt, und ich bin sicher, dass die diesjährige Nominierungspraxis und die Preisvergabe weiter dazu beitragen, allfällige Bedenken zu entkräften. Vor allem die Sorge, einzelne starke Produzenten könnten die Auszeichnung als ihr Marketinginstrument missbrauchen, hat keine neue Nahrung bekommen. Der Deutsche Filmpreis bleibt ein Staatspreis.
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Ich begrüße, dass die Filmakademie auch bei den Skeptikern in der Branche aktiv um Mitglieder wirbt, denn eine möglichst große demokratische Öffentlichkeit ist das beste Mittel gegen Verschwörungsängste. Es war immer klar, dass die Diskussionen mit der Gründung der Akademie und der Unterzeichnung der entsprechenden Verträge nicht enden würden. Ich bleibe jedoch dabei, dass die Differenzierung zwischen anspruchsvollen und kommerziell erfolgreichen Filmen überholt ist. Sie hat sich als weltfremd erwiesen. Wirkliche Qualität besteht darin, sich mit künstlerischem Ambitionen beim Publikum zu behaupten.
Die Wüste lebt – und ich bin guter Hoffnung, dass der Deutsche Filmpreis auch künftig dazu beiträgt, sie immer fruchtbarer zu machen. Ich wünsche allen Nominierten und Preisträgern des Deutschen Filmpreises 2005 einen anregenden Abend.
Das ist in den vergangenen Jahren deutschen Filmemachern immer häufiger gelungen. Wenn ich hier keine Namen aufzähle, dann nur deswegen, weil die Beispiele mittlerweile so zahlreich sind, dass die Gefahr bestünde, jemanden zu vergessen.
Dr. Christina Weiss Staatsministerin beim Bundeskanzler Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Deutscher Filmpreis 2005
GruSSwort der akademie-präsidenten senta berger und dr. günter rohrbach Die Skepsis war groß, und der Gegenwind kam auch aus den eigenen Reihen. Eine Akademie, so die Meinung der Kritiker, werde, schon der Masse der Urteilenden wegen, dem Mainstream huldigen und die eher schwierigen, sperrigen Filme übergehen. Die Nominierungen haben dieses Vorurteil eindrucksvoll widerlegt. Die großen Publikumserfolge sind mehr oder weniger durchgefallen, dafür traf das Licht der Aufmerksamkeit zum Teil auf Filme, die bisher kaum wahrgenommen wurden. Dass ein Film wie „Der Untergang“ nicht nominiert wurde, dafür aber zum Beispiel „Der Wald vor lauter Bäumen“, hat, gelinde gesagt, viele erstaunt. Eine Jury hätte sich das nicht getraut, man hätte es ihr vermutlich auch nicht ungerügt durchgehen lassen. Die Akademie hingegen, und das ist ihre Stärke, handelt
souverän. Die Besten unter den Filmschaffenden des Landes haben entschieden. Es ist wie es ist, und die Betroffenen haben das auch nobel respektiert. Lediglich über die Vorauswahl muss noch einmal kritisch nachgedacht werden. Nie zuvor hat der Filmpreis im eigenen Milieu eine solche Aufmerksamkeit erfahren, nie wurde so viel diskutiert. Der deutsche Film ist dabei, sich selbst kennen zu lernen. Das ist ein großer Erfolg jenseits aller Wertungen. Es gilt, diesen starken Impuls hineinzuholen in den Abend des 8. Juli. Es ist zu wünschen, dass die Preisverleihung das große Fest wird, auf das wir nach einem besonders erfolgreichen Jahr Anspruch zu haben glauben. Dabei wollen wir auch nicht vergessen, dass wir die öffentliche Resonanz, die der deutsche Film zuletzt
gefunden hat; nicht zum wenigsten einigen der Filme zu verdanken haben, die heute Abend nur am Rande stattfinden. Danke sagen möchten wir allen, die an der Vorbereitung dieses Abends mitgewirkt haben, danke den freiwilligen Akteuren, danke den Sponsoren, danke der ARD, danke vor allem dem Kulturausschuss des Bundestages und den Mitarbeitern des BKM, vertreten durch ihre tapfere Protagonistin Christina Weiss. Senta Berger Präsidentin Dr. Günter Rohrbach Präsident
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über DIE DEUTSCHE FILMAKADEMIE Am 08.09.2003 wurde die DEUTSCHE FILMAKADEMIE gegründet. Nahezu hundert Vertreter des deutschen Films trafen sich in Berlin, um eine Selbstverständlichkeit endlich Wirklichkeit werden zu lassen: den Zusammenschluss der Kreativen des Kinos. Bis zum Frühjahr 2005 hat sich die Mitgliederzahl der Akademie versechsfacht, und man kommt den Zielen einer solchen, in anderen Ländern längst üblichen Einrichtung immer näher. Es geht um Kommunikation untereinander und nach Außen, Informationsaustausch und Interessenvertretung, sowie künstlerische und persönliche Begegnungen miteinander und mit einem Publikum, das den deutschen Film wieder zu beachten und zu schätzen weiß – also auch um den Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Die Akademie wird durch einen elfköpfigen Vorstand und die Präsidentin Senta Berger sowie den Präsidenten Günter Rohrbach repräsentiert und geleitet. Der Vorstand (Vorsitz: Produzent
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AKADEMIE auch über die Vergabe des vom Bund gestifteten Deutschen Filmpreises (LOLA). Ein wichtiger Schritt in die Öffentlichkeit ist dabei das LOLA-Festival, bei dem zwischen März und Mai diesen Jahres in vier großen Kinostädten des Landes innerhalb von sechs Wochen alle 42 vorausgewählten Filme für den Deutschen Zu den Projekten und Aktivitäten gehören neben Filmpreis 2005 zu sehen waren. Danach gingen einer sehr informativen Homepage (www.deut- die 18 Filme mit Nominierungen noch einmal sche-filmakademie.de) mit einem internen Mit- auf Tour. In 19 deutschen mittelgroßen Städten gliederforum und einem Newsletter vor allem waren diese Filme zwischen dem 9. und dem auch filmpolitische und -pädagogische Aktio- 22. Juni im Kino zu sehen. nen und Programme. So gibt es seit April 2004 die monatlich stattfindenden „Begegnungen im Die DEUTSCHE FILMAKADEMIE ist ein gemeinKino“, bei denen sich Akademie-Mitglieder mit- nütziger Verein, finanziert durch Mitgliedsbeieinander und mit dem Publikum anhand von träge, Spenden und Sponsorgelder. Wichtige filmischen Beispielen über ihre Arbeit und die Firmen aus der deutschen Filmwirtschaft unterihrer Kollegen verständigen. Außerdem enga- stützen die Akademie als Fördermitglieder. Und giert sich die DEUTSCHE FILMAKADEMIE im jeder Freund des deutschen Films hat auch die Bereich Kino und Schule, kümmert sich u.a. in Möglichkeit, ein Freund der DEUTSCHEN FILMeiner aktiven Kooperation mit dem Wettbewerb AKADEMIE zu werden. „First Steps“ um den Nachwuchs und fühlt sich für das filmkünstlerische Erbe verantwortlich. Seit 2005 entscheidet die DEUTSCHE FILMStefan Arndt) entscheidet über Aktivitäten und Projekte, mit denen sich die Akademie beschäftigt – sowohl intern als auch in der Öffentlichkeit. Die Koordination findet im Berliner Büro des eingetragenen Vereins statt, dessen Geschäfte von Christiane Teichgräber geführt werden.
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Fernsehen wie im Kino.
Vorauswahljurys Deutscher Filmpreis 2005 Die Entscheidung über die Vergabe des Deutschen Filmpreises wird nach der Satzung der Deutschen Filmakademie in einem dreistufigen Verfahren herbeigeführt. In der ersten Phase suchen die von der Mitgliederversammlung gewählten Vorauswahljurys bis zu 50 Filme aus, aus denen dann in der zweiten Phase durch die Mitglieder der einzelnen Sektionen der Akademie die Nominierungen für diese Sektionen ermittelt werden. In der dritten Phase stimmen alle Mitglieder der Deutschen Filmakademie in geheimer Wahl über die endgültigen Preisträger ab. Die Vorauswahljurys repräsentieren die einzelnen Sektionen der Akademie und wählen jeweils für diese Sektionen aus. Die Vorauswahljurys für die Preise „Bester Spielfilm“, „Bester Kinderund Jugendfilm“ und „Bester Dokumentarfilm“ sind Sektionen übergreifend besetzt – und um jeweils zwei Mitglieder aus dem Kulturausschuss des Deutschen Bundestages ergänzt. Die Besetzungen der Jurys für den Deutschen Filmpreis 2005 im einzelnen:
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Spielfilm/Kinder- und Jugendfilm
Dokumentarfilm
Günter Rohrbach Produktion Peter Rommel Produktion Jo Baier Regie Jeanine Meerapfel Regie Martina Gedeck Schauspiel Lena Stolze Schauspiel Mario Giordano Drehbuch Barbara Baum Szenenbild/ Kostümbild/ Maske Barbara Hennings Schnitt Enjott Schneider Musik Wolfgang Treu Kamera Bernd Neumann Kulturausschuss Gisela Hilbrecht Kulturausschuss
Jakob Claussen Produktion Thomas Kufus Dokumentarfilm Benedict Neuenfels Kamera Juliane Lorenz Schnitt Dorothee Schön Drehbuch Peter Fleischmann Regie Melanie Oßwald Kulturausschuss Angelika KrügerLeißner Kulturausschuss
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Schauspiel
Drehbuch
Meret Becker Otto Sander Andrea Sawatzki Monika Hansen Tobias Moretti
Mathias Pacht Susanne Schneider Rolf Silber Peter Zingler Kathrin Richter
(nicht im Foto)
(nicht im Foto)
Szenenbild/ Kostümbild
Musik/Schnitt/ Tongestaltung
Kamera/ Bildgestaltung
Natascha E. Tagwerk Jan Schlubach Toni Lüdi Uli Hanisch Henning von Gierke
Maximilian Geller Johannes Warns Alexander Berner Helga Borsche Angelo D’Angelico
Wedigo von Schultzendorff Hagen Bogdanski Frank Griebe Franz Rath Martin Kukula
Regie Lars Becker Dagmar Hirtz Vivian Naefe Uwe Schrader Sven Taddicken (kein Foto)
Jury Ehrenpreis Georg Alexander Heinz Badewitz Marion Döring Ulrich Felsberg Molly von Fürstenberg Hans W. Geissendörfer Fred Kogel Sigrid Narjes Günter Rohrbach Volker Schlöndorff
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Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises Reinhard Hauff – Regisseur, Produzent, Professor Reinhard radikal – eine Hommage von Volker Schlöndorff Streng wirkt er schon, der Reinhard, wenn er da zwischen den Studenten auf dem Adlerhorstbalkon der dffb hoch über Hellmut Jahns Atrium im Sony-Center hin- und hergeht. Er spricht den einen oder andern an, die Studenten aber machen eher einen Bogen um ihn. So habe ich ihn zunächst von Aussen erlebt. Doch der Schein trügt. Wenn er dann im Schneideraum oder in der Vorführung mit einzelnen zusammen ist, geht er sehr auf sie ein, geradezu besorgt. Er hat ihnen einen Teil seiner Karriere geopfert, indem er sich von der Regie zurückzog und die Leitung der Schule übernahm. Ein schwerer Schritt, ein wirkliches Opfer, aber eines, das er bei den Studenten nicht einklagen kann. Sie haben ihn ja nicht darum gebeten, sowenig wie je ein Sohn von seinem Vater ein Opfer verlangt. Die Gründe und auch den Lohn für einen solchen Schritt müssen die Väter schon bei sich selbst suchen. Und möglichst nicht publik machen, eine Regel
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an die Reinhard Hauff sich immer gehalten hat. Aber man merkte auch, dass er im Gegenzug das Recht davon ableitete, anspruchsvoll zu sein. War man mal als durchreisender Regisseur an einem Workshop der Schule tätig, neigte man natürlich zu Nachsicht. Mir jedenfalls war es eingestandener Weise fast wichtiger, bei den Studenten beliebt zu sein, als sie zu fordern. Ich war neugierig auf die Ideen der Studenten, bereit mich auf jede Fantasie erst einmal einzulassen. Bis Reinhard dann kam und mich zur Rede stellte: Das und jenes darfst du ihnen nicht durchgehen lassen! Seine Aufgabe war ja sie zu einem Abschluss zu bringen. Sie einer Härte auszusetzen, die vergleichbar ist der Härte des zukünftigen Berufslebens. Auch machte er ihnen klar, was für ein Privileg sie genossen, eine solche Ausbildung (gratis) zu bekommen, und dass sie ihrerseits der Gesellschaft (nicht ihm) etwas dafür schuldeten. Diese Verantwortung aus einer politisierteren Zeit, die er immer von seinen eigenen Filmen erwartete, gab er weiter an Generationen, die damit nicht immer etwas
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anfangen konnten. Jahrzehntelang, bis sich das Rad der Geschichte gedreht hatte, und diese gesellschaftliche Betrachtungsweise bei einer neuen Generation wieder fasste. Seine Schule steht auf einmal wieder ganz vorne, bei der Berlinale und anderswo, weil wieder radikale Filme - sein Lieblingswort - erwartet werden. Doch bei diesem Bild des fordernden Lehrers will ich es nicht belassen. Man muss Reinhard bei Drehschlussfesten oder der Sommer-Nacht der Schule erlebt haben,wenn sein Tenor erklingt, er sich biegt vor Lachen oder von Rührung überwältigt wird, um zu spüren, dass bei ihm alles von Herzen kommt.
Bio-/Filmografie Reinhard Hauff Geboren 1939 in Marburg/Lahn Ab 1961 Studium Germanistik, Theaterwissenschaften, Soziologie in Wien und München Ab1962 daneben Theaterarbeit und Regieassistenz bei der Bavaria Danach Regisseur für TV-Shows, Kabarett und Musicals
Ab 1968 Spiel- und Dokumentarfilme 1973 Gründung der Produktionsfirma BioskopFilm, München, mit Volker Schlöndorff und Eberhard Junkersdorf Filmpolitische Aktivitäten im Rahmen der AG (Der Text erschien in einer internen Festschrift Neue Deutsche Spielfilmproduzenten anläßlich der Verabschiedung von Reinhard Vorsitzender des Filmbeirats Hauff als Direktor der Deutschen Film- und beim Goethe Institut Fernsehakademie im Mai 2005. Veröffentli- Mitglied der Akademie der Künste, der chung mit freundlicher Genehmigung des Au- Europäischen Filmakademie und der tors.) Deutschen Filmakademie
Von 1993 bis 2005 Direktor der Deutschen Filmund Fernsehakademie Berlin und Professor für Filmregie an der UdK, Berlin Filme (Auswahl) UNTERMANN – OBERMANN, Dokumentarfilm, 1968 DIE REVOLTE, TV-Film, 1969 MATHIAS KNEISSL, Spielfilm, 1971 DIE VERROHUNG DES FRANZ BLUM, Spielfilm, 1973 DER HAUPTDARSTELLER, Spielfilm, 1977 MESSER IM KOPF; Spielfilm, 1978 DER MANN AUF DER MAUER, Spielfilm, 1983 STAMMHEIM – BAADER MEINHOF VOR GERICHT, Spielfilm, 1986 LINIE 1, Spielfilm, 1987 BLAUÄUGIG, Spielfilm, 1989 MIT DEN CLOWNS KAMEN DIE TRÄNEN, TV-Dreiteiler, 1990
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DER STATUS DER DINGE Ein Erfahrungsbericht aus der Tiefe des Vorführraums über die Untiefen und Höhepunkte eines deutschen Filmjahres und die Freude am Vorauswählen, Nominieren und Wählen. Von Akademie-Mitglied Rolf Silber, Drehbuchautor, Regisseur und Mitglied der Vorauswahljury Drehbuch Es ist, kurz gesagt, bescheuert. Am Anfang denkst du noch: Toll! Jetzt kann ich mal den deutschen Film retten. Naja, ihn wenigstens helfen zu verbessern. Vorauswahljurymitglied! Super. Und du bist natürlich derjenige, der nur hoch qualifizierte, extrem rationale, durchweg gerechte, mindestens aber grundgütige Entscheidungen treffen wird. Vor deinem strengen Blick wird sich - mirnix-dirnix - die Spreu vom Weizen trennen und dann… ja dann wirst du mit soignierter Eleganz dein Urteil fällen, dein Verdikt sprechen, dein Lob hudeln. Also die dicke, fette Überraschungsbox von der Akademie aufreißen und DVD’s und Cassetten reinschieben und wo’s passt ins Kino rennen. Super. Geht doch wie geschmeckt.
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Siebzig Filme = siebzig Hoffnungen, siebzig Versuche, siebzig Einfälle, siebzig Visionen und Hunderte Ideen. Große, kleine, intelligente, bescheuerte. Und du erinnerst dich an deine eigene Arbeit, an selbstvergossenes Herzblut, an Überraschungen, die das Material dir bereitet, an Fehler, die du sehenden wie blinden Auges begangen hast. Und an solche, die dich kalt erwischt haben. Und du fühlst plötzlich so ein nervöses Prickeln auf der Kopfhaut, als würdest du dich mit einem Igel kämmen. Du bemerkst, dass dein Kriterienkatalog, von dem du eben noch dachtest, er wäre klar definiert, seltsam löchrig wird. Und wenn du Pech hast, beginnst du durch diese Löcher hindurch die Kreativität deiner Kollegen besser zu sehen. Ja: Pech. Weil dir sofort all die Grandezza, die Attitüde, die Eitelkeit des distanziert tuenden Gremienritters verfliegt. Dumme Sache das, Alter: Kannst dir mit dem belehrend ausgestreckten Zeigefinger fast nur selbst ins Auge stechen. So ist das dann also am Morgen der Entscheidung: Vorgelagerte Position auf der Schäreninsel
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Also: Leinen los und rein in die Gischt. Die ersten Kandidaten erweisen sich als teilweise höchst passable Wellenreiter. Leider bricht einem meiner Favoriten mitten in seinem gekonnten Surf einfach das Heck weg – ja, stimmt ja Kollegen, der dritte Akt stinkt, aber vorher die Dialoge, der Mut sich zu reduzieren, die Charaktere……. Die Brandung „Wir“ armen Schweine? Ja. Richtig. Entgegen aller Erwartungen steht nämlich kein rotes Tele- spült ein veritables Halbwrack an den Strand und fon im formschönen Bakelit-Gehäuse im Raum, ich werde nachher noch mal rüber gehen und ihm, das immer zum passenden Moment drohend-lo- zum Trost, den schönen Bug streicheln. ckend klingelt und durch das uns aus verschiedenen Produzentenbüros passable Schmiergel- Ein anderer versucht hartnäckig unsere Skepsis der, ukrainische Alleinunterhalterinnen, fette zu untertauchen, schnorchelt sich immer wieder Folgeaufträge oder wenigstens ein paar exqui- in die Diskussion. Aber das andauernde „Pingsite Erpressung hingeschoben werden. Nix! Gar Ping“ unseres Frühwarnsystems signalisiert: nix! Dabei hatten wir’s aus dem Blätterwald Kompromisskandidat, da macht man nix falsch, doch ganz anders rauschen und mahnen hören. da sagt keiner was dagegen und noch weniger Die Enttäuschung ist groß. Nicht mal ein hilfrei- dafür, da ist weder Wohl noch Wehe weit weg. cher Wink, eine stumme Botschaft im Fingeral- Und schon läuft er auf eine Sandbank. Obwohl: phabet vom Akademiepersonal, das uns mit Kaf- eigentlich gut gebaut ist er ja doch. Aber…. fee versorgt, zugemorst. Kein Krokantkonfekt von Stefan Arndt, keine Flasche Moet von Bernd Ein aus wild zusammengeklaubten VersatzstüEichinger, nicht mal eine Micky-Maus-Uhr von cken mühsam zusammen geschraubter KataBuena Vista International. Wir müssen es wirk- maran kankelt auf einem Schwimmer über den Wellenkamm und alle erwarten eigentlich, dass lich selber machen.
„Vorauswahlkommission Drehbuch“. Vor dem Riff der Entscheidung liegt die kleine Armada, am Erwartungshorizont schäumt die Brandung. Da müssen die durch. Wir armen Schweine. Wir tun uns jetzt schon leid.
das erste Argument ihn gleich zerreißt. Aber so sehr es ihn auch hin und herschüttelt, das Ding hat einen enormen Überlebenswillen. Und schafft es - zu unserer allgemeinen Verblüffung - nahezu unbeschädigt bis an den Strand. Wenige gibt es, die wir unisono ans Ufer winken. Obwohl oder gerade weil sie so unterschiedlich sind wie ein Krabbenkutter und ein Öltanker. Wunderbar bunte Vergnügungsdampfer zerlegen sich ganz von selbst vor unserem Auge, das aber – immerhin - sehr effektvoll. Scheinbar soliden Schlachtschiffen fliegen in schwerer See ganz plötzlich die Sperrholzaufbauten weg und – ja, auch ich mache mich schuldig und torpediere ein munteres Butterschiff, das sich dem Ufer entgegen schrammelt und empfinde drüber so wenig Befriedigung wie die Kollegen, die mir meinen favorisierten Einhand-Segler zersägt haben. Warum? Weil wir keine Haifische sind, die sich an den Überresten der Besatzung aasen. Weil wir zudem eigentlich doch gar nicht zu den Menschen gehören wollen, die nur über Film reden oder die, schlimmer, das Reden über das Reden über den Film verwalten. Wir sind aus
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nie geben kann. Für die Zukunft heißt das: Im Triumph mehr Demut, in der Niederlage mehr Selbstbewusstsein. Und die eigene Arbeit werden wir künftig sehr viel kritischer betrachten. Das hier wird, wenn es richtig läuft, also genau keine peinliche Selbstbelobhudelung zum Takt Wir verstehen dieses Material hier so gut, dass wechselseitig, rhythmischen Schulterklopfens. jeder Schnitt auch ins eigene Fleisch gehen Danke für die Möglichkeit, diese Erfahrung zu wird; fühlen uns ein ganz klein wenig wie der machen, danke für die Chance daran mitwirken sich selbst operierende Schiffsarzt in „Master & zu dürfen, Kritik wird gerne entgegengenomCommander“. Er weiß ja, spürt doch, viel genau- men und notfalls können wir ja eine Runde vor er als jeder andere, wo die Leber, die Milz und die Tür gehen. wo die Kugel sitzt. Und trotzdem oder gerade deshalb: Nach unserer gemachten Erfahrung Am Ende: Dämmerung der gestrandeten Träuwerden wir künftig lieber von Kollegen ge- me – wir gehen am Ufer entlang, sehen alle schlachtet oder gelobt. Einmal, ein einziges Mal, diese fabelhaften Mast- und Schotbrüche, dies wollen auch wir die Chance haben, vor Unseres- zauberhaften Wracks, finden wunderschöne, weggespülte Galionsfiguren, kreatives Treibgleichen bestehen. Und nur vor diesen. Ohne doppelten Boden aus gut, bunte Überreste gelebter Träumen. Die Proporz und Taktik, ohne rettendes Netz der Produktion eines Jahres zu sehen, war verblüfkulturellen oder ökonomischen Bedeutungssta- fender, schöner, ärgerlicher, atemberaubender als erwartet. Keiner von uns steht morgens mit tistik. Wir waren mitfühlende Metzger. Und wir haben dem festen Vorsatz auf, seine Arbeit schlecht zu soviel dabei gelernt. Auch, dass es letztend- machen, überall war Begabung, Können, Esprit, lich gültige, unhinterfragbare Entscheidungen Charme oder wenigstens Chuzpe zu entdecken. dem selben Holz. Wir lachen wenn man uns kitzelt, wir bluten wenn man uns sticht. Und sterben, wie sie, wie die, wie ihr, wenn wir von der cinematografischen Etappe niedergemacht und manchmal sogar wenn wir gelobt werden.
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Tut uns also leid, Kollegen, wo wir geirrt haben. Verzeiht uns. Aber helft uns das, was jetzt angefangen hat, zu bewahren, es auszubauen, es zu verbessern, es zu beschützen. Es lohnt sich. Und draußen, in der orange-violetten Gischt, tobt immer noch einer der kleinsten, fehlerhaftesten, schrotteligsten und dabei schönsten Kandidaten völlig unausgepreist herum, kreischt und tobt, freut sich an der Brandung, surft auf einem Bein. Mit seinem zerballerten Flickenbrett. Schade, dass er nichts abgekriegt hat. Weil: In seiner rotzigen Unbekümmertheit hat er uns daran erinnert, worum es eigentlich geht. Notfalls aus der Hüfte schießen und von diesem Land, dieser Zeit, dieser Welt erzählen. Mit allem was wir haben. Breakdance the waves. Status Yo, Bro’s!
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Die künstlerischen Leiter der Verleihungszere- Wirkt sich diese Energie auf die Inhalte der monie Nico Hofmann und Thomas Peter Friedl Verleihung aus oder wird sie eher atmosphäüber ihr Konzept und den Moderator Michael risch zu spüren sein? Bully Herbig Thomas Peter Friedl: Nun, eine Preisverleihung Die Entscheidungswege zur Vergabe des Deut- ist eine Preisverleihung. Und da sollen immer schen Filmpreises haben sich grundsätzlich erst einmal die einzelnen Personen im Mittelgeändert durch die Übertragung der Verant- punkt stehen, die ausgezeichnet werden. Die wortung zur Deutschen Filmakademie. Inwie- müssen die Bühne kriegen, die sie mit ihrer weit wird sich das auch auf die Verleihungs- Leistung verdient haben. Es war uns aber zum Beispiel sehr wichtig, dass wir mit der Zäsur in zeremonie auswirken? der Entscheidungsfindung über die Preisträger Nico Hofmann: Da müssen wir lange vor dem auch eine Zäsur durch einen neuen VeranstalAbend anfangen. Denn für mich beginnt das tungsort bekommen. Mit der neuen Location in Ganze mit dem Faszinosum, dass alle Menschen, der Philharmonie stehen die Preisträger buchdie etwas mit dem deutschen Film zu tun ha- stäblich im Mittelpunkt und man hat außerdem ben, nun auch etwas mit der Preisverleihung zu genug Platz, um wirklich auch alle Beteiligten tun haben. Mir gefällt die Energie und Eupho- einladen zu können. rie, mit der alle – vom Szenenbildner über den Musiker, Köstumbildner bis zum Regisseur – Hofmann: Thomas Friedl und ich sind schon für etwas angetreten. Wir haben uns vorgenommen, sich für den Filmpreis engagieren. für einen Abend zu sorgen, mit dem alle Beteili-
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gten glücklich und zufrieden sein können. Wir orientieren uns von der Dramaturgie und dem Timing her ganz klar am Oscar und wollen unter Beweis stellen, dass die Deutschen auch feiern können. Denn wir haben nach diesem erfolgreichen Jahr wirklich allen Grund zu feiern.
Foto: ©Joachim Gern
DIE DRAMATURGIE DER EMOTIONEN
Wie wird das gehen? Hofmann: Es geht um Rhythmus und Timing, wie bei einem Film selbst. Man muss die Spannung halten, die Emotionen setzen. Und da kümmern wir uns gerade um jedes Detail.
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Friedl: Es geht auch darum, die Veranstaltung sowohl im Saal als auch auf dem Bildschirm attraktiv zu machen. Bisher ging es immer eher um Zweiteres. Das geht aber nicht, wenn die Akademie und die Branche im Saal ist und ja auch wirklich etwas zu feiern hat. Dabei soll sich die neue Attraktivität des deutschen Films auch fürs das Publikum durch die Verleihung widerspiegeln. Und das ist ein Balance-Akt, der sich aber in der Philharmonie sehr gut vollführen lässt.
Die Moderation des Abends macht Michael Bully Herbig, der sowohl im Fernsehen als auch im Kino für Publikum sorgt.
Friedl: Ein solcher Abend steht und fällt mit dem Moderator. Deshalb wollten wir und die Akademie jemanden, der über genügend Erfahrung verfügt, auf der BühHofmann: Deshalb leisten wir uns auch den ne alles im Griff zu Ehrgeiz, mit der zeitversetzten Fernsehaus- haben und auch sponstrahlung am selben Abend Quote machen zu tan reagieren zu könwollen. Das schafft auch wieder Publikum fürs nen, aber sich auch als „Gastgeber“ des Kino. Abends auf der Bühne seinem Standing und Anerkennung der deutschen Filmbranche sicher sein kann. Das ist eigentlich unlösbar - außer
mit Michael Bully Herbig. Der ist Filmemacher, Schauspieler, Autor, Produzent, ist in allen Gewerken des Kinos seit Jahren zuhause und hat eine große Liebe dazu. Darüber hinaus er ist ein Publikumsmagnet und besitzt auch noch die Schlagfertigkeit, die für eine Live-Moderation notwendig ist. Hofmann: Die Idee stammt übrigens von Günter Rohrbach. Herbig ist Deutschlands erfolgreichster Autorenfilmer! Und die gemeinsame Arbeit in der Vorbereitung dieses Abends ist eine große Freude, weil sie mit der gleichen Intelligenz, der Euphorie und Genauigkeit vonstatten geht wie bei einem Kinoprojekt. Außerdem ist Bully sich sehr bewusst, dass gerade diese Premiere für den neuen Filmpreis eine Herausforderung ist, die auch Mut braucht. Und den hat er.
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Wie viel Raum und Zeit wird er denn im Rahmen des Abends bekommen? Friedl: Wenn man Bully hat, dann muss man auch Bully verwenden. Also wird er den Freiraum bekommen, den jemand mit seinem Talent und seiner Schlagfertigkeit auch braucht. Dennoch möchten wir schon betonen, dass der Abend keine Comedy-Parade werden wird. Es wird eine Mischung aus der Seriosität, den der Preis durch die Filmakademie und die Kulturstaatsministerin hat, und komischen, durchaus auch ironischen Strecken, die sich mit dem deutschen Film im vergangenen Jahr und der Deutschen Filmakademie beschäftigen. Da wird auch mal in Wunden gebohrt. Und es ist ja wohl eindeutig besser, dieses mit Witz und Ironie zu machen als mit erhobenem Zeigefinger.
künstlerische und inhaltliche Vielfalt, widerspiegeln. Mit der Veranstaltung wollen wir genau diese Bandbreite sichtbar machen. Das bedeutet eben auch klar zu machen, dass das deutsche Kino nicht nur aus Arthouse-Filmen besteht. Wir wollen mit den Elementen der Veranstaltung den Brückenschlag zwischen allen Elementen des deutschen Films hinkriegen. Und dafür wird sowohl durch die potentiellen Preisträger als auch durch die Laudatoren und schließlich den Moderator gesorgt werden. Davon bin ich überzeugt.
Friedl: Ich habe auch früher nie eingesehen, weshalb es Acts gab, die überhaupt keinen Filmbezug hatten und nur künstlich die Attraktivität der Veranstaltung steigern sollten. Eigentlich wird man dadurch aber nur aus dem Thema und aus dem Rhythmus gebracht. Und wir haben für den Abend eine emotionale Dramaturgie zu entwickelt, die dadurch nur gestört würde. Kino ist Emotion und darum soll auch eine Feier für das Kino emotional funktionieren. Und da bin ich für diesen Abend sehr zuversichtlich.
Wird es klassische Show-Einlagen geben?
Hofmann: Nein. Wir haben uns - auch durch unsere gemeinsame und gute Erfahrung bei den First Steps-Verleihungen - bewusst dagegen entschieden. Aber es wird eine Bigband auf der Bühne geben, Hofmann: Da kommt unser Credo zusammen. die sich in Interaktion mit dem Moderator befindet. In den Entscheidungen der Akademie wird Das wird schon glamourös, aber dafür muss jetzt sich die Vielfalt des deutschen Films, auch die nicht unbedingt Sarah Connor auftreten.
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S & J 051.4040 S
LOLA schwebt. Die S-Klasse. Exklusiver Fahrservice des Deutschen Filmpreises 2005.
Mercedes-Benz
Bester Spielfilm AGNES UND SEINE BRÜDER – Produzent: Stefan Arndt – X Filme Creative Pool GmbH Als der 1961 in München geborene filmische Autodidakt Stefan Arndt Mitte der achtziger Jahre das Berliner Sputnik-Kollektiv mitgründete, war es zwar noch ein weiter Weg bis zu seiner ersten eigenen Spielfilmproduktion, aber dieser war vorgezeichnet. Schon im Repertoire dieses altehrwürdigen Kultkinos, das geografisch weit jenseits dessen lag, was sich als Berliner Szene im Dreieck Charlottenburg – Schöneberg – Kreuzberg abspielte, zeigten sich Arndts Vorlieben für ein Kino, in dem schöne Kunst und schonungsloser Realismus einander nicht ausschließen. Das sollte auch das Credo der X Filme Creative Pool GmbH sein, die Stefan Arndt zehn Jahre später zusammen mit den Regisseuren Dani Levy, Wolfgang Becker und Tom Tykwer gründete. Zwei Jahre zuvor – 1992 – waren Arndt 18
und Tykwer die Firma Liebesfilm und gaben mit DIE TÖDLICHE MARIA ihr gemeinsames Kinofilmdebüt. X Filme Creative Pool, an einem offenbar äußerst inspirierenden Abend auf dem Balkon der Schauspielerin Maria Schrader als pragmatische Antwort auf das Gejammer der Kreativen über künstlerische Isolation und mangelnde Solidarität ersonnen, sollte sehr bald zu einem echten Markenzeichen für engagiertes, gutes und immer öfter auch erfolgreiches Kino werden. Produktionen wie Dani Levys STILLE NACHT (1995), Wolfgang Beckers GOOD BYE, LENIN! (2003) und Tom Tykwers LOLA RENNT (1998) sind drei der herausragendsten Beispiele für das Konzept eines kreativen Produzierens, das eben nicht allein auf der Arbeitsteilung beruht, bei der einer das Geld besorgt, das der andere ausgibt. Zu diesem Konzept gehörte schließlich zwingend die Gründung eines eigenen Verleihs, des X Verleihs, der seit 2000 unter dem Vorstand von Manuela Stehr, Anatol Nitschke und Stefan Arndt eigene und fremde Produk-
tionen auswertet. Auch die Zusammenarbeit mit Oskar Roehler begann mit dem Verleih von ALTER AFFE ANGST (2003). Roehler passt nach Arndts Ansicht zu X Filme, weil auch er im Kino ein Leben zeigt, „das meist viel interessanter ist, als es sonst im Film gezeichnet wird“. Darum geht es auch in AGNES UND SEINE BRÜDER. Seit einiger Zeit kümmert sich der Produzent Stefan Arndt übrigens nicht nur um die dauernde Veränderung des Kinos, sondern auch um die Veränderung der Rahmenbedingungen, in der Kino entsteht. Deshalb ist er Mitglied des Vorstands der Produzenten-IG Film 20 und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Filmakademie.
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Bester Spielfilm ALLES AUF ZUCKER – Produzentin: Manuela Stehr – X Filme Creative Pool GmbH Die in Berlin geborene Volljuristin Manuela Stehr hatte schon vor ihrem Studium als Komparsin in diversen Kinoproduktionen Feuer für das Metier gefangen. Folgerichtig absolvierte sie ihr Referendariat bei der Filmförderungsanstalt und verantwortete anschließend als unabhängige Produzentin beispielsweise den Berlin-Kultfilm VA BANQUE (R: Diethard Küster 1986) und Ivan Filas GESCHICHTEN AUS EINER ANDEREN WELT (1991). Von 1992 bis 1999 leitete sie die Abteilung Produktionsförderung bei der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, wo sie zuletzt (ab 1997)
Nominierungen
auch als Prokuristin und Stellvertreterin des Geschäftsführers tätig war. Im Jahr 2000 kehrte Manuela Stehr nicht nur nach Berlin, sondern als Mitglied der Geschäftsführung der dort ansässigen X Filme Creative Pool GmbH auch in ihren Lieblingsberuf zurück: Sie beginnt wieder, Filme zu produzieren und wird auch Mitglied des Vorstandes der X Verleih AG. Zu ihren wichtigsten Produktionen gehören Michael Kliers HEIDI M. (2001), der der Schauspielerin Katrin Saß nicht nur die Rückkehr ins Kino ermöglichte, sondern gleich auch noch einen Deutschen Filmpreis bescherte. Es folgen Tom Tykwers HEAVEN (2001), Dani Levys VÄTER (2002), Achim von Borries WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN? (2004) und der Kinderfilm 4 FREUNDE UND 4 PFOTEN (R: Gabriele Heberling 2003). Mit der Produktion der Komödie ALLES AUF
ZUCKER! hat Manuela Stehr zusammen mit dem Regisseur Dani Levy Neuland im deutschen Kino betreten: Jüdischer Alltag im Deutschland nach der Wende im ScrewballFormat. Auch das Thema ihrer jüngsten, gerade beendeten Produktion DER ROTE KAKADU (Dominik Graf) ist neu im neuen deutschen Kino: Die Geschichte spielt unter lebenshungrigen jungen Menschen im Dresden vor dem Mauerbau.
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Bester Spielfilm DER NEUNTE TAG – Produzent: Jürgen Haase – Provobis Film Gmbh Professor Jürgen Haase, Berliner des Jahrgangs 1945, ist seit über zwanzig Jahren Geschäftsführer der Provobis Gesellschaft für Film und Fernsehen mbH, deren Vorliebe für historische und literarische Themen natürlich auch seine Vorlieben sind. Dafür steht Bernhard Wickis grandiose und mehrfach preisgekrönte Adaption des Joseph-RothRomans DAS SPINNENNETZ (1989, mit Ulrich Mühe) – die Geschichte eines Politkarrieristen an der Schwelle des Dritten Reiches – ebenso wie die mehrfach ausgezeichnete Thomas Mann Verfilmung MARIO UND DER ZAUBERER (1994), mit der der SchauspielStar Klaus Maria Brandauer auch sein Talent als Filmregisseur bewies, oder Nina Grosses Hölderlin-Biografie FEUERREITER (1998). All diese Filme entstanden als große inter20
nationale Koproduktionen, eine Spezialität des Produzenten Haase, der seit 1997 durch die Übernahme der vormaligen DEFA-Distribution Progress Film-Verleih GmbH auch für die Kinoauswertung seiner Produktionen verantwortlich zeichnet. Darüber hinaus hält der Verleih natürlich auch das Repertoire der alten DEFA-Produktionen. Für das Fernsehen hat sich Jürgen Haase auf gängige und auf gesellschaftspolitische Genres spezialisiert. Er produziert regelmäßig die Berliner Beiträge der ARD-Erfolgsserie TATORT, realisierte 1996 den preisgekrönten Wendefilm NIKOLAIKIRCHE unter der Regie von Frank Beyer und machte u.a. 2002 mit dem zweiteiligen Thriller OPERATION RUBIKON unter der Regie von Thomas Berger auf PRO 7 Furore. DER NEUNTE TAG, für den Jürgen Haase 2004 mit dem Friedenspreis des Deutschen Films ausgezeichnet wurde, war ein Projekt, mit dem er sich beschäftigte, seit er 1996 die Aufzeichnungen des Priesters Jean Barnard („Pfarrerblock 25487“) gelesen hatte. Es gab verschiedene Drehbuchfassungen und ver-
schiedene Regisseure für das Projekt, das für den Produzenten nach eigenen Worten Fragen behandelte, „denen man sich selbst gerade aus heutiger, gegenwärtiger Sicht in einer komplizierten Welt nicht entziehen kann und darf“. Mit dem Oscar-prämierten Regisseur Volker Schlöndorff fand Haase den Mann, der diese Fragen mit Hilfe einer exzellenten Besetzung richtig stellen konnte.
Deutscher Filmpreis 2005
Bester Spielfilm Der Wald vor lauter Bäumen – Janine Jackowski – Komplizen Film GbR Komplizinnen waren die Regisseurin Maren Ade und die Produzentin Janine Jackowski (Jahrgang 1976) schon seit Beginn ihres gemeinsamen Studiums an der Hochschule für Fernsehen und Film in München Ende der neunziger Jahre. Folgerichtig gründeten sie ihre gemeinsame Firma Komplizen Film noch während dieses Studiums, um Maren Ades Regiearbeiten (EBENE 9, 2000) und die ihrer Kollegin Sonja Heiss (KARMA COWBOY, 2001) selbst zu produzieren. Mit der Produktion des 90minütigen Abschlussfilms von
Nominierungen
Maren Ade DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN (2003) zeigten die Komplizinnen, dass sie bereits über die Kondition für eine Langstrecke verfügen. Diese Strecke führte sie unter anderem auf die Festivals von Hof, Toronto, Göteborg und Sundance. Ein Erfolg, der Janine Jackowski darin bestätigt, „weiter Filme zu produzieren, die erzählerisch, filmisch oder thematisch ein Risiko eingehen“. In diesem Sinne arbeitete Janine Jackowski auch in den letzten Jahren als Producerin für Filme der Rat Pack Filmproduktion von Christian Becker und Anita Schneider. Gerade hat Janine Jackowski wieder zusammen mit Maren Ade den ersten langen Film von Sonja Heiss HOTEL VERY WELCOME in Koproduktion mit dem Kleinen Fernsehspiel des ZDF fertiggestellt.
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Bester SpielFilm
Nach dem großen Erfolg mit seinem Spielfilmdebüt DAS WEISSE RAUSCHEN (2001) hatte Hans Weingartner, geboren 1970 in Österreich, nicht primär die Absicht, der Produzent seiner eigenen Filme zu werden. Aber seine komplizierte Suche nach Stoffen und die offene Art, wie seine Filme entstehen, ließen diesen Schritt zu einer Option werden, die eine zusätzliche, durchaus auch künstlerische Herausforderung für Weingartner war und die er sowohl im kreativen wie auch wirtschaftlichen Bereich annahm und meisterte. Der Absolvent der Hochschule für Medien in
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Köln, der zuvor Physik, Gehirnforschung und Neurochirurgie in Berlin und Wien studiert hatte, tat sich schließlich für das bilaterale Projekt DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI mit einem der interessantesten Produzenten aus Österreich zusammen. Antonin Svoboda, Gründungsmitglied des Wiener Filmemacher-Kollektivs coop99, zu dem auch die Regisseurinnen Barbara Albert und Jessica Hausner sowie der Kameramann Martin Gschlacht gehören, steht für international erfolgreiches Autorenkino durch Filme wie NORDRAND (Albert) oder HOTEL (Hausner). Coop99, als Synonym für eine Nouvelle Vague auf Wienerisch, war sowohl stilistisch als auch programmatisch ein idealer Partner für Hans Weingartner und sein Konzept vom politischen Kino.
Foto: © Amélie Losier
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI – Produzenten: Hans Weingartner, Antonin Svoboda – y3 Film Hans Weingartner Filmproduktion, coop99 Filmproduktion GmbH
Deutscher Filmpreis 2005
Bester spielFilm SOPHIE SCHOLL – Christoph Müller und Sven Burgemeister, Neue Goldkind Filmproduktion GmbH & Co.KG, Fred Breinersdorfer und Marc Rothemund – Broth Film GbR Zwei Firmen, vier Produzenten und eine Vielzahl von Geschichten, die durchaus zwingend zu einer solchen Kooperation führen sollten: Christoph Müller, Jahrgang 1964, hatte vor drei Jahren mit der TV60Film von Bernd Burgemeister die Neue Goldkind Filmproduktion gegründet, um gemeinsam Gregor Schnitzlers Stuckrad-Barre-Adaption SOLOALBUM, sowie Florian Gaags WHOLETRAIN, der gerade fertig gestellt wird, zu produzieren. Mit Marc Rothemund hatte Müller bereits zu seiner Zeit als ausführender Produzent bei der Constantin Film-Produktion HARTE JUNGS (2000) zu tun. Als Produzent war Sven Burgemeister (Jahrgang 1966) mit dem Regisseur Rothemund und dem Autor Breinersdorfer bereits im Nominierungen
Fernsehen erfolgreich. Für TV60Film produzierte Burgemeister DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT (2002) und der Film wurde mehrfach ausgezeichnet. Bernd Burgemeisters TV60Film produzierte auch die ersten Fernsehfilme von Marc Rothemund mit Autor Breinersdorfer innerhalb der „Anwalt Abel“ Reihe des ZDF. Fred Breinersdorfer, 1946 geboren und am längsten im Geschäft, ist der Quereinsteiger des Quartetts. Der gelernte Jurist, der seit vielen Jahren zu den bekanntesten und erfolgreichsten Drehbuchautoren des deutschen Fernsehens gehört (u.a. TATORT: ZWEIERLEI BLUT; DER HAMMERMÖRDER), hat in dieser Eigenschaft schon mehrfach mit dem Regisseur Marc Rothemund zu tun gehabt. Mit ihrer gemeinsamen Firma Broth Film sind sie bei SOPHIE SCHOLL als Produzenten aktiv. Seine Regisseurslaufbahn begann der 1968 geborene Marc Rothemund als Assistent bei Helmut Dietl, Bernd Eichinger und Dominik Graf, bevor er gleich mit seinen beiden ersten
Kinofilmen das große Publikum suchte und fand (DAS MERKWÜRDIGE VERHALTEN GESCHLECHTSREIFER GROSSSTÄDTER ZUR PAARUNGSZEIT, 1998 und HARTE JUNGS). Für SOPHIE SCHOLL erhielt Rothemund auf der Berlinale 2005 den Silbernen Bären für die Beste Regie.
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Bester Dokumentarfilm Rhythm is it! – UWE DIERKS, THOMAS GRUBE, ANDREA THILO – BOOMtownmedia Für den Einen begann die Arbeit mit den bewegten und bewegenden Bildern in der erfolgreichen Kölner TV-Produktionsfirma Pro GmbH Ende der achtziger Jahre, der Andere begann da gerade sein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Babelsberg: Uwe Dierks (Jahrgang 1961) und Thomas Grube (Jahrgang 1971) fanden sich schließlich durch ihr gemeinsames Interesse am Dokumentarischen und an der Musik. Um dieses Interesse auch gemeinsam verfolgen zu können, gründeten sie 1997 die Firma „grube&dierks“ und waren sowohl als Produzenten als auch als Regisseure aktiv. Zwei Jahre später riefen
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sie zusammen mit der Journalistin und Filmemacherin Andrea Thilo (Jahrgang 1966) die Produktionsfirma BoomtownMedia ins Leben, die unter anderem für die Dokumentationen WESCHKE – EIN DEUTSCHER MALER (2001) und SURROGATE CITIES (2003) verantwortlich zeichnet. Die Dokumentation WARSCHAUEXPRESS über die polnische Hauptstadt als Boomtown wurde 2000 für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. „Wir glauben an die Zukunft des Musikfilms, der nicht nur schöne Musik illustriert, sondern emotionale Geschichten erzählt – über Musik und was sie den Menschen bedeuten kann“, bekennen die Filmemacher. Und beweisen mit RHYTHM IS IT!, bei dem Thomas Grube neben Enrique Sanchez Lansch auch Regie führte, dass dies nicht nur möglich ist, sondern auch auf großes und anhaltendes Interesse beim Kinopublikum stößt.
Deutscher Filmpreis 2005
Bester Dokumentarfilm TOUCH THE SOUND – Stefan Tolz, Leslie Hills, Trevor Davies – Filmquadrat GbR, Skyline Es ist so etwas wie das ungeschriebene Gesetz des Dokumentarfilms: Seine Macher sind Multitalente, schreiben, recherchieren, produzieren, führen Regie und stehen nicht selten selbst vor der Kamera. Auch die Münchner Filmquadrat GbR von Thomas Riedelsheimer, Stefan Tolz (Jahrgang 1966) und Thomas Wartmann ist keine Firma mit strenger Arbeitsteilung. Tolz dreht selbst seit 1989 Dokumentarfilme, die sich mit ethnologischen und politischen Themen aus der ganzen Welt – vom Schwarzwald bis zum Kaukasus – beschäftigen, lehrt an Filmhochschulen und tat sich für TOUCH THE SOUND, den Dokumentarfilm über das Sehen, Hören und vor allem eben das Fühlen des Sounds
Nominierungen
von Evelyn Glennie, wieder mit den zwei Kollegen aus Schottland zusammen, die mit ihrer Produktionsfirma Skyline bereits Thomas Riedelsheimers RIVERS AND TIDES (2001) erfolgreich mitproduziert hatten. Für die musikalische Weltreise der Sinne kommt Trevor Davies (ohne Foto) sicherlich seine Erfahrung als Macher von Musikdokumentationen wie BIRDS OF PARADISE zu Gute. Der Filmemacher, der auch als Filmpolitiker und Förderer aktiv war, kann auf ein breites Spektrum von Themen zurückblicken, was er seiner journalistischen Herkunft zu verdanken hat. Seine Partnerin Leslie Hills ist Geschäftsführerin der Skyline und hat in den vergangenen Jahren für fast alle wichtigen britischen und europäischen Sender dokumentarische und fiktionale Programme entwickelt und produziert. Dass sie außerdem als Dramaturgin, Kurzgeschichtenautorin und Musikkritikerin aktiv ist, lässt auch sie das ungeschriebene Gesetz des Dokumentarfilmens einhalten.
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Bester Kinder- und Jugendfilm DIE WILDEN KERLE 2 – Ewa Karlström und Andreas Ulmke-Smeaton – SamFilm GmbH Als Mitte der neunziger Jahre plötzlich deutsche Filme aus München kamen, die bei einem unterhaltungsfreundlichen Publikum auf lange nicht mehr da gewesenes Interesse stießen, hatte das auch etwas mit dem filmischen Aktivitäten von Ewa Karlström (Jahrgang 1965) und Andreas Ulmke-Smeaton (Jahrgang 1967) zu tun. Auch wenn Kritiker besagte Publikumsreaktion als das MERKWÜRDIGE VERHALTEN GESCHLECHTSREIFER GROSSSTÄDTER ZUR PAARUNGSZEIT (Regie: Marc Rothemund, 1997) abtaten, so musste ihnen doch klar sein, dass die Produzentin Ewa Karlström es sich längst ABGESCHMINKT (Regie: Katja von Garnier, 1993) hatte, dies ernst zu nehmen. Zwischen diesen beiden Filmen und auf dem Höhepunkt der
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Beziehungskomödien-Welle lag die Gründung der gemeinsamen Firma SamFilm GmbH, die in regelmäßigen Abständen und gleichbleibender Qualität auch die blühende TV-Movie-Schiene der Privatsender bedienen konnte. Das sichere Gespür des ProduzentenDuos für publikumsnahe Themen und Stoffe zeigte sich auch in der Entscheidung, die Kinder- und Jugendbuchreihe DIE WILDEN KERLE fürs Kino zu adaptieren. Da der Autor der Bücher gleichzeitig Regisseur ist, waren die Entstehungswege kurz und das Projekt jederzeit in guten Händen. Nach einer Nominierung für den Deutschen Filmpreis für den ersten Teil 2004 (Regie: Joachim Masannek) folgte der zweite Streich nicht nur gleich in den Kinos. Die Entscheidung dafür kam, wie Ewa Karlström betont, „wegen des Erfolgs und weil wir von Kindern so oft gefragt wurden, von allein“. Für die zweite Nominierung indes waren noch ein paar Instanzen dazwischen.
Deutscher Filmpreis 2005
Bester Kinder- und Jugendfilm LAURAS STERN – Thilo Graf Rothkirch, Maya Gräfin Rothkirch – Rothkirch /Cartoon, Warner Bros Entertainment GmbH, MaBo, Comet Film Maya Gräfin Rothkirch und Thilo Graf Rothkirch (Jahrgang 1948) haben fast ihre gesamte bisherige berufliche Laufbahn einem vermeintlichen Stiefkind des deutschen Kinos gewidmet, das nicht zuletzt mit ihrer Hilfe zu einem der Lieblinge desselben geworden ist, nämlich der Animation. Gräfin Rothkirch begann Ende der achtziger Jahre Zeichentrickfilme und -serien fürs Fernsehen zu schreiben, zu entwickeln, zu inszenieren und zu produzieren. Zehn Jahre später war sie für die Produktionsdurchführung des Kinoprojektes TOBIAS TOTZ UND SEIN LÖWE (1999, R: Thilo Graf Rothkirch/Piet De Rycker) verantwortlich. Der Film war der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit der Rothkirchs mit der Nominierungen
deutschen Filiale der Warner Bros., die dadurch mit dazu beitrugen, hierzulande das Disney-Monopol auf dem Zeichentrickmarkt für Kinder zu brechen. Der Film basierte auf Geschichten, die Graf Rothkirch bereits seit 1988 als TV-Serien herstellte, und wurde für den Deutschen Filmpreis 2000 nominiert. Thilo Graf Rothkirch, der als Grafikdesigner und Storyboarder die Animation von der Pieke auf gelernt und in den späten Siebzigern auch gelehrt hatte, setzte nach diesem Erfolg die Zusammenarbeit mit Warner Bros. fort und entwickelte aus seinen besten TV-Vorlagen Kinozeichentrickfilme für ein spezielles, sehr junges Publikum, das eine besondere Verbindung zu den Figuren aufgebaut hat und pflegt. So konnte 2001 DER KLEINE EISBÄR im Kino Erfolge feiern und erhielt in seiner Version als TV-Serie sogar eine Emmy-Nominierung. LAURAS STERN (2004) ist die dritte gemeinschaftliche Arbeit mit Warner Bros. und mit dem belgischen Autor und Regisseur Piet
De Rycker, der das gleichnamige Kinderbuch von Klaus Baumgart über die Freundschaft zwischen einem abgestürztem Stern und einem kleinen Mädchen gemeinsam mit Michael Mädel überzeugend für die Leinwand adaptierte.
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Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle HANNELORE ELSNER – Alles auf Zucker Kino definiert. Charaktere zwischen Stolz und Verlorenheit, Selbstbewusstsein und der Suche nach sich selbst. Nach Jahren der Kinoabstinenz, die aber auch Jahre der Theater- und Fernseherfolge waren, kehrte sie durch die Filme von Oskar Roehler, Oliver Hirschbiegel (MEIN LETZTER FILM, 2002) und Rudolf Thome (FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT, 2003) genau dorthin wieder zurück – reifer, noch besser und darum auch mit der selbstverständlichen Freude an der Komödie, die ALLES AUF ZUCKER! nun mal ist. „Ich finde es unglaublich fantasievoll von Dani Levy, dass er bei dieser Rolle an mich gedacht hat“, sagt Hannelore Elsner. „Eine Blondine, die berlinert – das habe ich noch nie gemacht.“ Dafür musste sie den Berliner Zungenschlag „wie eine Fremdsprache“ lernen. Foto: © X Verleih
Obwohl – oder auch gerade weil – Hannelore Elsner zu den schönsten Frauen des deutschen Films zählt, feiert sie ihre größten Erfolge, wenn sie ihr Aussehen ändert. Etwa, als sie in Oskar Roehlers preisgekröntem Drama DIE UNBERÜHRBARE (2000) die mächtige schwarze Perücke ihrer Namensvetterin Gisela auf ihrem hoch erhobenen Haupt trug. Für ihre Rolle in ALLES AUF ZUCKER! (Regie: Dani Levy) als weibliches Oberhaupt einer jüdischen Familie, die sich die jüdische Lebensweise erst aneignen muss, gibt sie erstmalig eine Blondine. Als Hannelore Elsner vor gut vierzig Jahren in Will Trempers kaum bekanntem Meisterwerk DIE ENDLOSE NACHT (1963) eine junge, etwas fremd wirkende Frau in der eigentümlichen nächtlichen Welt am damals zentralen Berliner Flughafen Tempelhof spielte, war ihre Position im deutschen
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Deutscher Filmpreis 2005
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle JULIA JENTSCH – Sophie Scholl
Nominierungen
ORESTIE von Eurypides. Allein im vergangenen Jahr war sie in drei Kinoproduktionen zu bewundern – als unfreiwillige Kidnapperin in Hans Weingartners DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI, als geschundene, starke Bauerntochter in SCHNEELAND von Hans W. Geißendörfer und schließlich als SOPHIE SCHOLL im gleichnamigen Film über die letzten Tage unter der Regie von Marc Rothemund. Für diese Rolle erhielt Julia Jentsch im Februar diesen Jahres bereits den Silbernen Bären der Berliner Filmfestspiele als Beste Darstellerin. Natürlich empfindet es Julia Jentsch als „große Herausforderung“, eine historische Persönlichkeit zu spielen. „Als Schauspielerin will man jeder Figur gerecht werden, die man verkörpert. Aber bei Figuren, die tatsächlich gelebt haben, kommt noch etwas hinzu: Verantwortung gegenüber denen, die sie kannten.“
Fotos: © X Verleih
Das deutsche Kino in seiner Vielfalt hätte in den vergangen zwölf Monaten kaum stattfinden können ohne Julia Jentsch. Und dass, obwohl sie ihre meiste Zeit auf der Theaterbühne verbringt. Die 1978 geborene Schauspielerin absolvierte ihre Ausbildung an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“ und wurde sehr schnell für das Theater entdeckt. Seit 2001 ist sie Mitglied des Ensembles der Münchner Kammerspiele und wurde bereits im Jahr darauf von der Zeitschrift „Theater heute“ zur besten Nachwuchsschauspielerin gewählt. Diese Schuhe sind Julia Jentsch längst zu klein. Sie konnte und wollte innerhalb kürzester Zeit viel Erfahrung sammeln – und vielfältige. Zwischen Christoph Starks Love-Parade-Drama JULIETTA (2001) und dem vielbeachteten Debüt von Sven Taddicken MEIN BRUDER DER VAMPIR im selben Jahr lagen noch gewaltige Theaterproduktionen wie Shakespeares OTHELLO oder die
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Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle JESSICA SCHWARZ – Kammerflimmern Debüt gab sie in Benjamin Quabecks preisgekröntem Coming-Of-Age-Film NICHTS BEREUEN (2001). Bei dem Münchner Regisseur Dominik Graf gehört sie mittlerweile zum Stammpersonal. Nach den beiden herausragenden Fernsehspielen DIE FREUNDE DER FREUNDE (2002) und KALTER FRÜHLING (2003) besetzte Graf sie im letzten Jahr auch für seinen neuen Kinofilm DER ROTE KAKADU mit Max Riemelt. Ihren Traumpartner scheint Jessica Schwarz indes mit
Matthias Schweighöfer gefunden zu haben: Mit ihm war sie nicht nur in den beiden TVFilmen von Dominik Graf zu sehen, er ist auch ihr Partner in KAMMERFLIMMERN (Regie: Hendrik Hölzemann), ein Film, der ihr besonders viel abverlangt. In der Geschichte einer starken Frau, die einem professionellen Lebensretter emotional das Leben rettet, scheint die Schauspielerin bei sich zu sein: klug, trotzig, gefühlsbetont und von beeindruckender darstellerischer Sicherheit.
Fotos: © Constantin Film Verleih GmbH
Jessica Schwarz, geboren 1977 im Odenwald, galt vor wenigen Jahren als so umwerfend neues Gesicht, dass sie den New Faces Award eines großen bunten Blattes gleich zweimal hintereinander bekam: Aber in unterschiedlichen Kategorien. Einmal Fernsehen, einmal Film. Heute ist sie aus beiden Medien nicht mehr wegzudenken. Ihre Karriere begann vor der Kamera eines Fotografen und führte über die viel beachteten Moderationen beim Jugendsender VIVA zum Film. Ihr aufregendes
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Deutscher Filmpreis 2005
DER DEUTSCHE FERNSEHPREIS GRATULIERT ALLEN NOMINIERTEN UND GEWINNERN DES DEUTSCHEN FILMPREISES 2005
Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle AUGUST DIEHL – Der neunte Tag
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mit Peter Kern für dessen Polit-Farce APRIL 2001 – HAIDER LEBT (2002), spielt die Hauptrolle in Robert Schwentkes Thriller TATTOO (2001), liefert bemerkenswerte Auftritte in Stefan Ruzowitzkys ANATOMIE 2 (2002) und Hans-Christian Schmids mehrfach prämiertem Film LICHTER (2003), bevor er zusammen mit Daniel Brühl in WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN (2003) von Achim von Borries auf der Berlinale 2004 und im Kino Triumphe feiern kann. Seine Rolle als theologisch beschlagener Gestapo-Chef in Volker Schlöndorffs DER NEUNTE TAG hat ihn nicht nur historisch, sondern gerade auch als Schauspieler gereizt: „Ich glaube, dass ein Schauspieler nicht Wissenschaftler sein muss oder so katholisch wie ein gläubiger Mann. Er glaubt selbst an sehr viele Sachen, ohne religiös zu sein, und das kann man sehr gut einbringen, um jemanden glaubhaft darzustellen, der an eine Sache glaubt.“
Foto: © Provobis Film GmbH
Sein erster Auftritt in einem Kinofilm schlug ein wie eine Bombe. Dabei war der Schauspieler August Diehl (Jahrgang 1976) bereits in Berlin ein Theaterstar, bevor ihn HansChristian Schmid für seinen Hacker-Film 23 (1998) entdeckte. Der Absolvent der Schauspiel-Schule „Ernst Busch“ und Sohn der Schaubühnen-Ikone Hans Diehl erhielt denn auch prompt für sein Debüt den Deutschen Filmpreis. Seitdem ist Diehl aus dem deutschen Kino nicht mehr wegzudenken. Er brillierte in Rainer Kaufmanns Ingrid-Noll-Adaption KALT IST DER ABENDHAUCH (2000) und Peter Sehrs LOVE THE HARD WAY (2000). Im Jahr 2000 war er außerdem einer der „European Shooting Stars“. Danach stellt er sein großes darstellerisches und inhaltliches Spektrum als Schauspieler weiter unter Beweis. Er gewinnt 2001 den Alfred-Kerr-Darstellerpreis für seine Leistung in Luc Bondys „Möwe“-Inszenierung am Wiener Burgtheater, arbeitet in der österreichischen Hauptstadt
Deutscher Filmpreis 2005
Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle BRUNO GANZ – Der Untergang
Nominierungen
tisches Kino mit Reinhard Hauff und Volker Schlöndorff (MESSER IM KOPF, 1978 und DIE FÄLSCHUNG, 1981) und poetisches Kino mit Wim Wenders (u.a. DER AMERIKANISCHE FREUND,1977 und DER HIMMEL ÜBER BERLIN, 1987). Er dreht – zusammen mit Otto Sander – einen bemerkenswerten Dokumentarfilm über die Schauspieler Curt Bois und Bernhard Minetti (GEDÄCHTNIS, 1982). Und er sorgt mit seiner leisen und dabei so wirkungsvollen Darstellung eines schüchternen Kellners in Silvio Soldinis PANE E TULIPANI für die Sensation im europäischen Arthouse-Kino des Jahres 2000. Was soll nach all diesen Leistungen noch schwer daran sein, Adolf Hitler zu spielen? Zum Beispiel die Entscheidung, wie viel Mensch gebe ich der Figur, damit das Monster sichtbar wird. Bruno Ganz hat diese Entscheidung in DER UNTERGANG getroffen und mit der Konsequenz eines leidenschaftlichen Schauspielers umgesetzt.
Foto: © Constantin Film Verleih GmbH
Den Iffland-Ring hat er schon. 1996 erhielt Bruno Ganz die höchste Auszeichnung für einen deutschsprachigen Theaterschauspieler als Nachfolger des verstorbenen Joseph Meinrad, der sie seit 1959 trug. Dafür hat der 1941 in Zürich geborene Schauspieler kein Abitur. Ob ihm beides oder eines von beiden oder keines von beiden wichtig ist, ist angesichts seiner künstlerischen Biografie unwichtig. Der schweizerische Schauspieler, der seit Anfang der sechziger Jahre hauptsächlich in Deutschland arbeitet und lebt, hat sowohl auf der Bühne als auch im Kino Maßstäbe gesetzt und eine Figur entwickelt, die man immer wiedererkennt und die dabei auch immer wieder überrascht. Er hat mit Peter Stein, Klaus Michael Grüber und Claus Peymann legendäre Theaterinszenierungen gemacht – von „Sommergäste“ über „Faust“ bis „Der Ignorant und der Wahnsinnige“. Er war einer der ersten Protagonisten des deutschen Kinos nach Oberhausen in Haro Senfts DER SANFTE LAUF (1966). Er machte poli-
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Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle HENRY HÜBCHEN – Alles auf Zucker! etwas äußerst Liebenswertes und etwas äußerst Gefährliches zugleich. Der Kotzbrocken und das Kuscheltier – für Henry Hübchen sind das keine Gegensätze, sondern die Eckpfeiler seines schauspielerischen Spektrums, die manchmal faszinierend nahe beieinander stehen. Das geht vom spießigen Familienvater in Leander Haussmanns SONNEN ALLEE (1999) über den skrupellosen Spekulanten in Hans-Christian Schmids LICHTER (2003) bis zum unberechenbaren Mafia-Koch in Pepe Danquarts schwarzer Komödie BASTA – ROTWEIN ODER TOTSEIN (2004). Als Sportreporter-Legende Jaeckie Zucker in Dani Levys Screwball-Komödie ALLES AUF ZUCKER! geht Hübchen als Schauspieler auch dann noch nicht die Puste aus, wenn seine Figur längst mit einem Herzinfarkt flach liegt. Foto: © X Verleih
Es ist wirklich keine Schande, wenn einer sein Kinodebüt im erfolgreichsten Indianerfilm der DEFA-Geschichte gefeiert hat. Dennoch fiel Henry Hübchen neben Gojko Mitic in DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN (1965) noch nicht richtig auf. Da musste erst der Grandseigneur des DDR-Kinos kommen und mit ihm eine Oscar-Nominierung – und Henry Hübchen war ein Star nach seinem Auftritt neben Erwin Geschonnek in Frank Beyers JAKOB DER LÜGNER (1974). Zu dieser Zeit begann auch Hübchens festes Engagement an der Berliner Volksbühne, deren Stil er zusammen mit Regisseur Frank Castorf namentlich in den neunziger Jahren prägte. Vorher war der 1947 geborene Berliner wie eigentlich alle Bühnen-Schauspieler in der DDR auch immer wieder im Fernsehen und im Kino präsent. Dabei hat Hübchens Präsenz immer
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Deutscher Filmpreis 2005
Beste darstellerische Leistung – Männliche Hauptrolle ULRICH MATTHES – Der neunte Tag
Nominierungen
Eindruck im Kino hinterließ der Sohn eines berühmten Berliner Journalisten in Tom Tykwers WINTERSCHLÄFER (1996) als Mann ohne Gedächtnis. Auch sein Auftritt als ebenso schmieriger wie verzweifelter Bademodenvertreter in Nikolai Albrechts existenzialistischem Road-Movie MITFAHRER (2004) zeigt diesen Schauspieler auf der Suche nach dem Leben. Das findet er schließlich ebenfalls in der Figur des Pfarrers Kremer in Volker Schlöndorffs DER NEUNTE TAG, in dem er sich als Schauspieler besonders gefordert fühlt, denn „der Beruf des Schauspielers zwingt permanent dazu, Dinge, die mit einem selbst erst einmal gar nichts zu tun haben, in sich hinein zu lassen, und zwar möglichst intensiv. Ich selbst habe das als eine Form der Konzentration, Stille und Innenschau empfunden, verstärkt im Sinne der Religiosität“.
Foto: © Provobis Film GmbH
„Dieser zurückhaltende Mann sucht im Theater nicht die Selbstdarstellung, sondern das Leben“, schreibt der Theaterkritiker C.Bernd Sucher über Ulrich Matthes (Jahrgang 1959). Diese Eigenschaft stellt Matthes – der bereits 1987 von der Zeitschrift „Theater heute“ zum Schauspieler des Jahres gewählt wurde und den Gertraud-Eysoldt-Ring 2005 für die Leistung als bester Schauspieler in der Rolle des George in WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? am Deutschen Theater in Berlin erhielt - seit über zehn Jahren auch auf dem Bildschirm und im Kino ständig unter Beweis. Selbst in den unheimlichen TäterRollen als Gestapo-Mann in Max Färberböcks AIMEE UND JAGUAR (1997) oder zuletzt als Joseph Goebbels in DER UNTERGANG (2004) von Oliver Hirschbiegel. Besonders eindringlich geraten Matthes´ Rollen von Männern auf verlorenem Posten. Den ersten starken
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Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle CORINNA HARFOUCH - Der Untergang
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EVA BLOND im besten Programm, das SAT.1 zu bieten hat oder als SEXY SADIE in Mathias Glasners gleichnamigen Kinofilm (1996). Sie war das ungewöhnlichste – und für viele schönste – Gesicht im Komödienboom der Neunziger (IRREN IST MÄNNLICH, 1996 und KNOCKIN´ ON HEAVEN´S DOOR, 1997), wurde zum Star für Kinder in den BIBI BLOCKSBERG-Verfilmungen (2002 und 2004) und bewies ihre große Wandlungsfähigkeit mit den Mittel des Minimalismus in Dramen wie GEFÄHRLICHE FREUNDIN (1996) und DER GROSSE BAGAROZY (1999) oder der Kriminalgroteske JETZT ODER NIE (2000). Die Rolle der ebenso fanatischen wie gefühlskalten Goebbels-Gattin Magda in Oliver Hirschbiegels DER UNTERGANG (2004) ist sicherlich eine der größten Herausforderungen für die oft fragil wirkende Schauspielerin Corinna Harfouch. Hier kombiniert sie zwei Charaktere, die die Titel zweier ihrer Filme zieren: DIE FREMDE FRAU (2004) und DAS MONSTRUM (2001).
Foto: © Constantin Film Verleih GmbH
Sie hat schon als Schauspielerin in beiden Teilen Deutschlands gearbeitet, als selbst der kälteste Krieger nicht ernsthaft glauben wollte, dass es bald nur noch einen Teil geben sollte. Corinna Harfouch, 1954 im thüringischen Suhl geboren, aufgewachsen in Sachsen, war schon vor der Wende Stammgast in den Filmen des Hamburgers Hark Bohm (YASEMIN, 1986 und DER KLEINE STAATSANWALT, 1987). Zur gleichen Zeit glänzte sie in Roland Gräfs FALLADA – DAS LETZTE KAPITEL (1987) und arbeitete mit ihrem damaligen Mann Michael Gwisdek an dessen international erfolgreichem Regie-Debüt TREFFEN IN TRAVERS (1988) für die DEFA. Dieser Film war auch so etwas wie der Abschied von der DEFA: Sie gewann den Darstellerpreis auf dem letzten DEFA-Spielfilmfestival 1990. Danach ist die gelernte Theaterschauspielerin quasi ununterbrochen auf der Bühne, auf dem Bildschirm und auf der Kinoleinwand präsent. Ob als Eva Braun am Berliner Ensemble (1996), als
Deutscher Filmpreis 2005
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle JULIANE KÖHLER – Der Untergang
Nominierungen
den Deutschen Filmpreis. Danach leiht sie sowohl den großen Kinoproduktionen PÜNKTCHEN UND ANTON (1999) und NIRGENDWO IN AFRIKA (2001) – beide unter der Regie von Caroline Link – als auch den Debütfilmen NEUFUNDLAND (2003, R: Georg Maas) und MEIN ERSTES WUNDER (2002, R: Anne Wild) ihr Talent für Figuren mit innerer Stärke, die nach Außen zerbrechlich und leicht verletzbar wirken. Eine solche Figur ist auch ihre Eva Braun in Oliver Hirschbiegels DER UNTERGANG, mit der sie – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Tanz auf dem Vulkan hinlegt.
Foto: © Constantin Film Verleih GmbH
Juliane Köhler (1965 in Göttingen geboren) ist ein Star am Münchner Residenz-Theater, als der Vertrag 1997 gelöst wird, damit sie eine der Hauptrollen in Max Färberböcks Liebesdrama AIMEE UND JAGUAR übernehmen kann. Eine Entscheidung mit erfreulichen Folgen für die ehemalige Schülerin von Uta Hagen in New York, die 1988 ihre Bühnenkarriere in Hannover begonnen hat. Denn für ihre Darstellung der Lily Wust, einer mehrfachen Mutter im Berlin der Nazizeit, die sich in die so attraktive wie furchtlose Jüdin Felice Schragenheim (gespielt von Maria Schrader) verliebt, erhält sie prompt den Darstellerpreis der Berlinale 1998 und
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Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle KATJA RIEMANN – Agnes und seine Brüder
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steht sie in Frankreich neben Jeanne Moreau und Gerard Depardieu für Josée Dayans BALZAC vor der Kamera. Auch die neue Dekade beginnt mit einem Kinoerfolg, diesmal in einem Kinderfilm: BIBI BLOCKSBERG (2001) von Hermine Huntgeburth. Die große internationale Annerkennung kommt schließlich mit einem Film, in dem Katja Riemann ihre Begabung, ganz in ihren Figuren aufzugehen und neue, glaubwürdige, mitreißende Charaktere zu schaffen, auf den Punkt bringen kann: Für ihre Darstellung der Alltagsheldin Lena Fischer in Margarethe von Trottas Historiendrama ROSENSTRASSE (2003) wird auf den Filmfestspielen von Venedig zur besten Darstellerin gekürt. Ganz anders und doch genauso überzeugend gibt Katja Riemann in AGNES UND SEINE BRÜDER von Oskar Roehler die eigenwillige Politikergattin, deren Verachtung für ihren Mann in prägnant gespielten Szenen auch für den Zuschauer geradezu körperlich spürbar wird – durch den souveränen Einsatz der
sehr nachhaltig wirkenden Gesten und Blicke die Katja Riemann schon immer beherrscht hat. Sie ist nicht die Hauptfigur dieses Films, aber für viele die unvergesslichste.
Foto: © X Verleih
Der Boom des deutschen Films Mitte der neunziger Jahre ist nicht denkbar ohne Katja Riemann. Die Schauspielerin (Jahrgang 1963) mit klassischer Ausbildung und klassischem Werdegang (Theater von der Provinz nach München), schafft den hierzulande schwierigen Sprung vom TV- zum Kinostar mit Vehemenz. Nach ihren Auftritten im „Tatort“ und dem Erfolg der zehnteiligen Fernsehserie REGINA AUF DEN STUFEN beginnt für Katja Riemann mit Katja von Garniers Kultkomödie ABGESCHMINKT 1993 eine außergewöhnliche Karriere. Sie dreht mit Rainer Kaufmann die Kinohits STADTGESPRÄCH (1995) und DIE APOTHEKERIN (1997). Sie schreibt zusammen mit ihren Kolleginnen Jasmin Tabatabai und Nicoelette Krebitz für Katja von Garniers zweiten Kinofilm BANDITS (1997) die Filmmusik, wofür sie Schlagzeug spielen lernt - und macht zusammen mit Til Schweiger und Joachim Krol Sönke Wortmanns DER BEWEGTE MANN (1994) zum deutschen Kinohit des Jahrzehnts.1999
Deutscher Filmpreis 2005
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle
Ingeborg Westphal hat eine Spezialität. Die Berliner Schauspielerin, die zu DEFA-Zeiten mit Regisseuren wie Ralf Kirsten (LACHTAUBEN WEINEN NICHT, 1979) und Lothar Warneke (UNSER KURZES LEBEN, 1980) zusammenarbeitete und in den Neunzigern für Wolfgang Becker (DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE, 1997) und Andreas Kleinert (WEGE IN DIE NACHT, 1999) vor der Kamera stand, ist nun schon wieder bei der nächstjüngeren Generation von Regisseuren beliebt. Sie spielte in den beiden ersten Filmen des türkischstämmigen Kreuzberg-Chronisten Neco Celik (ALLTAG, 2002 und URBAN GUERILLAS, 2003), in VINZENT (2004), einer stilverliebten Spielfilm-Etüde des Werbefilmers Ayassi,
Nominierungen
in SCHUSSANGST (2003) von Dito Tsintsadze und verhalf Hendrik Hölzemanns Kino-Debüt KAMMERFLIMMERN (2004) zu einem jener intensiven Momente, nach denen der Film immer wieder erfolgreich sucht, aber sie nirgendwo so erfolgreich findet wie in dem Augenblick, da Ingeborg Westphal den Tod ihres Filmgatten eigentlich schon zum zweiten Mal begreift und immer noch so tut, als verstehe sie es nicht. Ihre zweite Spezialität ist: Sie versteht in all ihren Filmrollen präsent und unvergesslich zu sein. Demnächst ist sie in Dominiks Grafs DER ROTE KAKADU mit Max Riemelt und Jessica Schwarz zu sehen.
Foto: © Constantin Film Verleih GmbH
Weibliche Nebenrolle – INGEBORG WESTPHAL – Kammerflimmern
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Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle BURGHART KLAUSSNER – Die fetten Jahre sind vorbei anderen Zusammenhängen auch staatstragende Figuren wie Ministerpräsidenten oder Polizeichefs abnimmt, den zunächst skrupellos erscheinenden Unternehmer Hardenberg. Durch die aus der Not geborene Entführung durch drei junge Idealisten, die sich „Die Erziehungsberechtigten“ nennen, gerät er auch durch seine eigene linke Vergangenheit immer stärker in die Position eines Freundes, ja Komplizen. Bekanntlich wurde beim Dreh dieses Films viel Wert auf improvisatorisches Talent gelegt. Burghart Klaußner konnte dieses Talent in zweifacher Hinsicht nutzen: Als Mitglied einer Swing-Band hat er besondere Erfahrungen im Improvisieren. Als ehemaliges Mitglied verschiedener Polit-WGs in den sechziger und siebziger Jahren bringt er persönliche Erfahrungen für die Ausgestaltung seiner Rolle mit. Foto: © y3 film
Der 1949 in Berlin geborene Schauspieler Burghart Klaußner taugt auf den ersten Blick nicht für die klassische Vaterrolle. Aber einige seiner prägnantesten Auftritte im Kino waren Auftritte als Väter. Die beiden Väter, die er im Abstand von zehn Jahren für Wolfgang Becker spielte, hätten unterschiedlicher nicht ausfallen können: Der Tyrann im Jugenddrama KINDERSPIELE (1992) und der verlorene, liebende Vater in GOOD BYE, LENIN! (2002). Beweise für das große darstellerische Spektrum eines Schauspielers, der sich sicher zwischen Bühne, Fernsehen und Kino bewegen kann. Auch für Hans-Christian Schmid schlüpfte Klaußner schon zwei Mal in die Rolle des Vaters, zuletzt in dem soeben fertiggestellten Drama REQUIEM. In DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI von Hans Weingartner spielt Klaußner, dem man in
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Deutscher Filmpreis 2005
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle UWE OCHSENKNECHT – Vom Suchen und Finden der Liebe
Nominierungen
Kontinuität gewahrt und gesteigert. Er war in so unterschiedlichen Kinoerfolgen wie Peter Sehrs KASPAR HAUSER (1993), Peter Timms EIN MANN FÜR JEDE TONART (1993) und Helmut Dietls SCHTONK (1992) zu sehen. Für seine Hauptrolle in FUSSBALL IST UNSER LEBEN (2000) von Tomy Wigand erhielt er den Deutschen Filmpreis. Gemeinsam ist all den Figuren eine komödiantische Ernsthaftigkeit, für deren Ausdruck Ochsenknecht die perfekte Kombination seines mimischen und sprachlichen Talents zum Einsatz bringt. Dieses Talent treibt er in der Rolle des Theo Stokowski in Helmut Dietls VOM SUCHEN UND FINDEN DER LIEBE auf die Spitze. Und die Rolle ist dafür wie geschaffen: Der beste Freund der Hauptfigur. Ein klassisches Star-Vehikel, das Uwe Ochsenknecht sicher steuert.
Fotos: © Constantin Film Verleih GmbH
Die Frage, wann ein Mann ein Mann ist, hat Uwe Ochsenknecht (Jahrgang 1956) bereits 1985 beantwortet – in Doris Dörries Erfolgskomödie MÄNNER, dem Beginn einer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit der beiden, zu der auch die Filme BIN ICH SCHÖN? (1998) und ERLEUCHTUNG GARANTIERT (2000) gehören. Ochsenknecht, der bereits mit siebzehn Jahren die Aufnahmeprüfung zur Schauspielschule Bochum bestand, wurde einem breiten Publikum durch seinen Auftritt in Wolfgang Petersens DAS BOOT (1981) bekannt. Das Ensemble des Films, dem auch Jürgen Prochnow, Heinz Hoenig, Ralf Richter, Claude Oliver Rudolph, Herbert Grönemeyer und Martin Semmelrogge angehörten, gilt längst als eine Art Keimzelle für eine ganze Schauspieler-Generation im deutschen Film. Und Uwe Ochsenknecht hat wie kaum einer dieser Generation seine künstlerische
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Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle UDO SAMEL – Alles auf Zucker! Zu dieser Zeit spielte er übrigens den Teufel im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen, zu denen er im vergangenen Jahr über das Kino zurückkehrte: In SILENTIUM, Wolfgang Murnbergers furioser Komödie über kulturelle und religiöse Bigotterie, spielt Samel mit sichtlicher Freude den skrupellosen Direktor der Institution, an der er im wahren Leben als Schauspieler Triumphe feiern konnte. Freude hatte er unübersehbar auch an der ebenfalls von Bigotterie nicht freien Figur des klammen jüdischen Geschäftsmannes Samuel Zuckermann, der sich in Dani Levys ALLES AUF ZUCKER! um des lieben Geldes willen mit seinem verhassten Bruder Jakob versöhnen muss.
Foto: © X Verleih
Sein Name ist untrennbar mit den glorreichen Zeiten der Berliner Schaubühne in den achtziger Jahren verbunden: Udo Samel, geboren 1953, ausgebildet an der Hochschule für Musik und Theater in Frankfurt/M., spielte zwischen 1978 und 1992 in den großen Inszenierungen von Peter Stein, Luc Bondy und Klaus Michael Grüber. Obwohl er auch in dieser Zeit schon in TV- und Kinofilmen mitwirkte, begann seine echte Kinokarriere für viele erst danach mit Wim Wenders IN WEITER FERNE, SO NAH (1993). Er spielte für Peter Sehr in dessen Kinoerfolg KASPAR HAUSER (1993) und folgte seinem Faible für das Komische im Jahr darauf in Reinhard Münsters Film-im-Film-Satire ALLES AUF ANFANG.
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Deutscher Filmpreis 2005
DEUTSCHER FILMPREIS 2005
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WIR GRATULIEREN ALLEN GEWINNERINNEN UND GEWINNERN DES DEUTSCHEN FILMPREISES 2005!
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Beste Kamera/Bildgestaltung HANS-GÜNTHER BÜCKING - Schneeland Begonnen hat der 1951 geborene Routinier der Kamera Hans-Günther Bücking als Assistent bei einigen Klassikern des neuen deutschen Films wie Fassbinders DIE DRITTE GENERATION (1979), DIE KINDER AUS NR.67 von Ursula Barthelmess und Werner Meyer (1980) oder WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO von Uli Edel (1981). Für seine suggestiven Bilder in Nina Grosses Spielfilmdebüt DER GLÄSERNE HIMMEL (1988) erhielt er unter anderem den Deutschen Kamerapreis. Danach arbeitete er für fast alle interessanten deutschen Filmemacher und Filmemacherinnen von Sherry Hormann (WIDOWS, 1997) über Nico Hofmann (SOLO FÜR KLARINETTE, 1998) bis Marc Rothemund (HARTE JUNGS, 2000). Vor allem aber für Hans W. Geissendörfer (u.a. JUSTIZ,1993), Peter Keglevic
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(u.a. VICKYS NIGHTMARE, 1998, TANZ MIT DEM TEUFEL, 2001) – und für sich selbst. Denn seit er 1991 mit dem Roadmovie EINMAL ARIZONA auch als Autor und Regisseur debütierte, ist Hans-Günther Bücking auch in diesen Disziplinen des Filmemachens gefragt. Für seinen 2002 entstandenen Film über den Tiroler Rebellen JENNERWEIN erhielt er Nominierungen und Preise in verschiedenen Kategorien. Hans-Günther Bücking gehört zu den Kameramännern in Deutschland, die die unterschiedlichen Bildformate des Fernsehens und Kinos gleichermaßen beherrschen, die der Psychologie von Figuren ebenso nahe kommen können wie der Poesie von Landschaften. Eine ideale Vorraussetzung für die Arbeit an Hans W. Geissendörfers KinoComeback SCHNEELAND.
Deutscher Filmpreis 2005
Beste Kamera/Bildgestaltung MARTIN LANGER – Sophie Scholl Die Kamera ist für den 1959 geborenen Hamburger Martin Langer ein Werkzeug im besten Sinne des Wortes. Also ein Kunstwerkzeug, das zu beherrschen handwerkliche Fähigkeiten mit visionären verbindet. Deshalb ist Langer zum Beispiel für die psychologischen, historischen und sozialen Dramen des Regisseurs Roland Suso Richter der buchstäblich einzig Richtige – von 14 TAGE LEBENSLÄNGLICH (1997) über DIE BUBI SCHOLZ STORY (1998) bis zu EINE HANDVOLL GRAS (2000). Und deshalb passt Langer auch in die Arbeitswelt des ironischen Naturalismus der Filmemacherin Hermine Huntgeburth (DER HAHN IST TOT, 2000), mit der er zuletzt Corinne Hoffmanns
Nominierungen
Bestseller DIE WEISSE MASSAI (mit Nina Hoss in der Titelrolle) verfilmte. Für Regisseur Marc Rothemund führt seine ebenso sensible wie zupackende Kamera das Publikum spürbar durch die Seelenqualen einer Polizistin im Mobbing-Inferno auf dem Revier, aus dem es nur einen Ausweg gibt, den Freitod (DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT, 2002). In Rothemunds Berlinale-prämiertem Widerstands-Drama SOPHIE SCHOLL geht die faszinierende Reise sowohl in die kargen und grauen Räume hinter Gittern als auch in die Gesichter der starken Julia Jentsch und ihres zusehends verunsicherten Antagonisten Alexander Held.
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Beste Kamera/Bildgestaltung FRANZ LUSTIG – Land of Plenty
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Kein Wunder, dass Franz Lustig auch dort zum Zuge kam. Noch weniger verwunderlich ist bei dieser beruflichen Biografie, dass Wim Wenders auf Franz Lustig aufmerksam wurde. Wenders, der – ohne Übertreibung – mit den größten Kinematografen der Filmgeschichte zusammengearbeitet hat, wurde mit seinem Vertrauen in einen Kameramann ohne echte Spielfilmerfahrung nicht enttäuscht. Lustig schuf ihm in LAND OF PLENTY in nur 16 Drehtagen auf 25P ein Bild von Amerika im scope Format, das aktueller nicht sein konnte. Da ließ die nächste Kooperation der beiden nicht lange auf sich warten. Ihr gemeinsames Familiendrama, diesmal in Form eines 35mm anamorphen Roadmovies, von und mit Sam Shepard DON´T COME KNOCKING lief in diesem Frühjahr in Cannes.
Foto: © Donata Wenders
„Während in den Medien zum Thema Afrika häufig das Problemhafte betont wird, findet Franz Lustig Bilder voll Schönheit und Würde“, begründete 1998 die Jury des Förderpreises für Kamera und Schnitt in Köln die Entscheidung für den damals 31jährigen aus Freiburg. Er hatte mit dem Regisseur Ralf Schmerberg für dessen Film HOMMAGE A NOIR (1996) den anderen, den poetischen, aber nicht schönfärberischen Blick auf den Kontinent Afrika geteilt. Später arbeitete Lustig mit Schmerberg auch an dessen kinematografischer Gedichtsammlung POEM (2003). Dass sich das Poetische mit dem Pragmatischen gut verbinden lässt, ist eine Erfahrung, die sowohl Filmemacher als auch Zuschauer heutzutage besonders oft in der Werbung machen können.
Deutscher Filmpreis 2005
TNT Express
Directors cut: TNT Express. Wer auch immer Regie führt, darf die Zeit nicht aus den Augen verlieren. Denn ein gelungener Film braucht vom ersten Skript bis zum letzten Schnitt auch eine reibungslos funktionierende Logistik. TNT Express spielt in Sachen Business-to-Business Expressdienstleistungen weltweit die Hauptrolle. Wöchentlich liefern wir mehr als 3,3 Millionen Pakete, Dokumente und Frachtstücke in über 220 Länder. TNT Express GmbH Niederlassung Berlin
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Bester Schnitt PETER ADAM – Der neunte Tag Peter Adam (1957 in Pirmasens geboren) hätte keine Probleme damit, wenn man seinen Arbeitsplatz als Werkbank in der Traumwerkstatt bezeichnen würde. Filmmontage hat für ihn sehr viel damit zu tun, den eigenen Rhythmus und die eigene Form der Wahrnehmung in Träumen auf die Erzählweise einer Geschichte im Kino zu übertragen. Was in Wirklichkeit nicht geht, ist im Traum und natürlich im Kino mittels Montage möglich – der Wechsel von Perspektiven. Begonnen hat Peter Adam seinen Traumjob allerdings als Tonmann bei Roland Emmerichs Debütfilm DAS ARCHE NOAH PRINZIP (1983), um danach bei Anthony Waller als Cutterassistent, das zu lernen, was ihn schon kurze Zeit später zu einem der zuverlässigsten und begehrtesten Schnittmeister hat werden lassen. Er arbeitet regelmäßig mit Detlev
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Buck (WIR KÖNNEN AUCH ANDERS, 1993, MÄNNERPENSION, 1995) und Roland Suso Richter (14 TAGE LEBENSLÄNGLICH, 1996, DER TUNNEL, 2000), erhielt für seinen Schnitt von Joseph Vilsmaiers COMEDIAN HARMONISTS (1998) den Deutschen Filmpreis ebenso wie für die Montage von Wolfgang Beckers Welthit GOOD BYE, LENIN! (2002). Die Arbeit an Volker Schlöndorffs sehr stark auf die beiden Hauptfiguren konzentrierten Film DER NEUNTE TAG war für Peter Adam, dessen inhaltliche Beteiligung am Gelingen eines Films – bei aller persönlicher Bescheidenheit - stets über die Arbeit am Schneidetisch hinausgeht, eine besondere Herausforderung. Peter Adam engagiert sich übrigens seit Gründung der Deutschen Filmakademie in deren Vorstand.
Deutscher Filmpreis 2005
Bester Schnitt ELENA BROMUND – Alles auf Zucker Die beiden verstehen sich. Nach VÄTER (2002) hat die 1969 in Frankfurt/M geborene Cutterin Elena Bromund nun auch Dani Levys ALLES AUF ZUCKER geschnitten. Vom Familiendrama zur Screwball-Komödie. Das ist nicht nur eine andere Herausforderung für Autoren, Regisseure und Schauspieler. Weil es im undeutschesten aller Filmgenres so sehr auf Timing und Rhythmusgefühl ankommt, stehen die Editoren hier von einer besonders schönen und großen Aufgabe.
Nominierungen
Elena Bromund dürften ihre ersten Erfahrungen beim Werbefilm und mit dem Schnitt von Videoclips dabei zugute gekommen sein. Bromund, die an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach auch als Dozentin für ihre Profession arbeitete, lebt seit 1998 als freie Cutterin in Berlin und war an Uli Schüppels PLANET ALEX (2000), einer suggestiven Reise durch das andere Berlin ebenso beteiligt wie an Hendrik Handloegtens Kinodebüt LIEGEN LERNEN (2003).
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Bester Schnitt Dirk Grau, Martin Hoffmann – RHYTHM IS IT! Sie hatten das Motto ihrer Arbeit immer vor Augen: RHYTHM IS IT! ist nicht nur der Titel des Films von Thomas Grube und Enrique Sánchez Lansch, es könnte auch so etwas wie ein Wahlspruch für Filmeditoren sein. Dirk Grau (Jahrgang 1963) und Martin Hoffmann (Jahrgang 1971) haben sich daran gehalten und bei der Fülle des Materials über ein künstlerisches und soziales Projekt auf Initiative von Sir Simon Rattle einen Dokumentarfilm geschnitten, die beiden inhaltlichen Komponenten in eine spannende Relation gestellt. Dirk Grau hat sich als Schnittmeister hochwertiger Fernsehspiele (SCHIMANSKI MUSS LEIDEN, R: Mathias Glasner, 2000) und Aufsehen erregender Independent-Filme wie PLUSMINUS NULL (1998) von Eion Moore, FREUNDE (2000) von Martin Eigler oder YUGOTRIP (2004) von Nadja Derado einen Namen gemacht. Auf der Berlinale 2004 präsentierte er die von ihm geschnittene Kurzfilmkompilation SHOOT GOALS! SHOOT MOVIES! (Thomas Struck), ein
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Projekt der Berliner Filmfestspiele in Zusammenarbeit mit der DFB-Kulturstiftung zur Fußball-WM 2006. Mit der Gründung seiner Produktionsfirma Seaside Pictures (zusammen mit Carmen Baudi) arbeitet Grau auch verstärkt als Drehbuchautor und Regisseur (ZU FISCH NUR WEISSWEIN, Kurzfilm,1999 oder AUSZEIT, 2003). Gerade hat er den Spielfilm A FULL CIRCLE fertiggestellt. Auch sein Kollege Martin Hoffmann ist ein Multitalent. Neben seiner Arbeit als Cutter, zu der er als Quereinsteiger kam, ist Hoffmann auch als Kameramann aktiv. Er drehte Musikvideos und Werbeclips mit Peter Thorwarth und Thomas Grube und führte bei dem Anti-AIDS-Spot „Streichholzschachtel“ auch Regie. Für die Produzenten von RHYTHM IS IT!, Boomtown Media, saß er schon für mehrere Dokumentarfilmprojekte am Schneidetisch. Unter anderem für den zum Deutschen Fernsehpreis nominierten Film WARSCHAU EXPRESS von Thomas Grube.
Deutscher Filmpreis 2005
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Bestes Szenenbild CHRISTIAN M. GOLDBECK – Alles auf Zucker! Alles, was ein Szenenbildner braucht: Ein Studium an der Filmhochschule in Babelsberg und ein Architektur-Studium an der University of East London. Doch es ist natürlich nicht die hervorragende Ausbildung, die Christian M. Goldbeck (Jahrgang 1974) zu einem hervorragenden Szenenbildner macht, sondern das Wissen um die richtigen Mittel am richtigen Ort in der richtigen Geschichte. Nur wenn man das hat, kann man den Schrecken der Räume wie in Stefan Ruzowitzkys ANATOMIE 2 (2002) so zelebrieren, wie man die Tristesse der Orte zwi-
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schen Ost und West in LICHTER von HansChristian Schmid (2003) vorsichtig, aber wirkungsvoll gewähren lassen kann. In Detlev Bucks LIEBESLUDER (1999) machte er die Idylle zur Bedrohung ihrer selbst. Und die Verwandlung einer säkularen Spieler- und auch ein bisschen Spießer-Wohnung in eine Art jüdisch-orthodoxes Muster-Haus in Dani Levys ALLES AUF ZUCKER! dürfte für den Szenenbildner im richtigen Leben kaum weniger aufregend gewesen sein als für Hannelore Elsner im Film.
Deutscher Filmpreis 2005
Bestes Szenenbild ARI HANTKE – Der neunte Tag Wie viele Szenenbildner beim Film kommt der 1943 in Hirschberg geborene Production Designer Ari Hantke von der klassischen Architektur, die er in München studierte. Hantke, der den französischen Orde des Architectes trägt, arbeitet seit 1976 als Szenenbildner für die unterschiedlichsten Film- und Fernsehproduktionen – von PUMUCKL oder die Katja-Riemann-Serie REGINA AUF DEN STUFEN und die EUROCOPS bis zur deutschfranzösischen Koproduktion ASTERIX UND OBELIX GEGEN CÄSAR (1997) und den
Nominierungen
ersten ERKAN UND STEFAN-Filmen (1999 und 2001). Für das Szenenbild für Volker Schlöndorffs DER NEUNTE TAG lag die Herausforderung und die Leistung in der Beschränkung. Besonders das – von Schlöndorff so genannte – „Universum“ des Konzentrationslagers erhält durch die Arbeit Hantkes seinen Schrecken nicht durch eine vordergründig auf diesen Schrecken ausgerichtete Ausstattung, sondern durch die Wirkung im Detail.
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Bestes Szenenbild BENGT SVEDBERG – Schneeland Als Regisseur Hans W. Geißendörfer sich entschied, die kargen, aber viel sagenden Höfe für seine optisch opulente Literaturadaption SCHNEELAND im mittelschwedischen Niemandsland bauen zu lassen, konnte seine Wahl nur auf einen erfahrenen Szenenbildner aus Schweden fallen, der weiß, wie man diese einzigartige Landschaft für die Set Decoration nutzt und umgekehrt. Bengt Svedberg hat natürlich mit IngmarBergman gearbeitet (FANNY UND ALEXANDER, 1982), war auch bei den modernen Klassikern
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des schwedischen Abenteuerkinos RONJA RÄUBERTOCHTER (1984) und PELLE, DER EROBERER (1987) von Bille August am Szenenbild beteiligt und erreichte auch mit der in den Fünfzigern angesiedelten Familientragödie MY BIG FAT DADDY (1992) von KjellAke Andersson internationale Anerkennung. In SCHNEELAND gelingt es ihm, dass ein Ensemble hochkarätiger deutscher Schauspieler in einem ebenso exotisch wie authentisch wirkenden Ambiente zu sich und ihren Figuren kommen.
Deutscher Filmpreis 2005
SARAH WIENER wünscht guten Appetit und einen schönen Abend.
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Bestes Kostümbild LUCIE BATES – Alles auf Zucker! „Zeitgenössische Kostüme zu machen ist fast noch schwieriger als historische“, meint Lucie Bates, „weil es heute eigentlich gar keine Kleiderordnung mehr gibt.“ Und da, wo sie dennoch besteht, weil nämlich die Protagonisten Trauer tragen müssen wie in Dani Levys ALLES AUF ZUCKER, kommt es dann ganz besonders auf die Nuancen an. Genau die haben es der Kostümbildnerin Lucie Bates (Jahrgang 1958) angetan, die überall da zuhause ist, wo darstellende Künstler nicht nur mit Worten und Gesten, sondern auch mit ihrer Garderobe Geschichten erzählen. Am Theater ließ beispielsweise Peter Zadek seinen „Hamlet“ in ihrem Kostüm auf Europa-Tournee gehen, im Fernsehen ermittelten „Tatort“-Kommissare ebenso in der von ihr ausgesuchten oder entworfenen Kluft
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wie sich eine großstädtische Bankierstochter aus dem 19. Jahrhundert in eine Obstbäuerin verwandelte (DIE KIRSCHENKÖNIGIN, R: Rainer Kaufmann, 2004). Und im Kino ist sie für kleine Experimente an fremden Körpern (FREMDKÖRPER, 2002) ebenso zu haben wie für literarische Konvention im buchstäblich historischen Gewand (BERGKRISTALL, R: Joseph Vilsmaier, 2004). ALLES AUF ZUCKER! nun spielt heute in einer Welt zwischen jüdischer Orthodoxie und säkularer Steuerflucht, zwischen Synagoge und Wettbüro, zwischen Kabale und Liebe – und bietet genau die von Lucie Bates bevorzugte Lücke, wo die Feinheiten in der Kleiderwahl die Feinheiten in den Charakteren beeinflussen – und umgekehrt. Denn „das Kostüm hört nicht am Kragen auf“.
Deutscher Filmpreis 2005
Bestes Kostümbild STEFFI BRUHN – Aus der Tiefe des Raumes Was für Regisseure und Schauspieler durchaus zur beruflichen Gepflogenheit gehört, ist in anderen Filmberufen eher die Ausnahme – der Wechsel zwischen Filmset und Theaterbühne. Steffi Bruhn vollzieht diesen Wechsel. Sie gehört seit Jahren zu den gefragtesten Bühnen- und Kostümbildnerinnen der deutschen Theaterszene und hat in den späten neunziger Jahren unter den Intendanten Leander Haussmann und Matthias Hartmann manche viel beachtete Inszenierung am renommierten Bochumer Schauspielhaus ausgestattet. Für den Regisseur Gil Mehmert wagte sie ein cinematografisches Experiment in Sachen Kostüm: Mehmerts Film AUS DER TIEFE DES RAUMES (2004)
Nominierungen
spielt in den sechziger Jahren und erzählt die fiktive Geschichte vom Aufstieg einer zum wirklichen Leben erweckten Tischfußballfigur zur Mittelfeld-Legende Günter Netzer. Seinen Reiz bezieht dieser Film aus der Kombination einer skurril-künstlichen Story in einem authentischen Ambiente, zu dem die Kostüme einen wesentlichen Teil beitragen. Zuvor hatte Steffi Bruhn übrigens mit Gil Mehmert – wie sollte es anders sein – am Theater gearbeitet. Im Stadttheater Hildesheim brachten sie gemeinsam den MusicalKlassiker „Jesus Christ Superstar“ auf die Bühne – ein Kult-Stück aus den Sechzigern.
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Bestes Kostümbild ANDREAS JANCZYK – Schneeland Für den Kostümbildner Andreas Janczyk war die Arbeit an Hans W. Geißendörfers archaischem Familiendrama SCHNEELAND gleichzeitig auch Neuland. Der vielbeschäftigte Costume Designer, der wie die meisten seiner Kollegen sowohl für Kinoproduktionen wie GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT (2002, R: Maria von Heland) als auch für Fernseh serien wie „Das Büro“ mit Ingolf Lück arbeitet, fand seine Herausforderungen bislang stets in der Gegenwart – sei es in einer modernen Fantasiewelt wie bei KAI RABE GEGEN DIE VATIKANKILLER (1998; R: Thomas Jahn), in der postmodernen Club-Szenerie wie in
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Mathias Glasners FANDANGO (2000) oder im Milieu halbspießiger Hipness auf einem Porzer Polizeirevier in Ralf Hüttners MUSTERKNABEN III. Im schneebedeckten Niemandsland aus dem Roman von Elisabth Rynell herrscht naturgemäß keine große Auswahl an Stoffen, Mustern und Farben. Da müssen sich die Kostüme in Details unterscheiden, um dem Publikum etwas über ihre Trägerinnen und Träger erzählen zu können. Diese Details zu finden und zu erfinden, das war die neue Herausforderung für Janczyk, die offensichtlich gerne und mit Erfolg angenommen hat.
Deutscher Filmpreis 2005
Beste Filmmusik ALEX HAAS, STEFAN NOELLE, GERD BAUMANN – Aus der Tiefe des Raumes Wenn man die Band The Dukes nicht für den Film AUS DER TIEFE DES RAUMES von Gil Mehmert erfunden hätte, dann hätte es sie in der Zeit in Deutschland geben müssen, als es die Rattles (in Hamburg) oder die Petards (in Kassel) wirklich gegeben hat. Beat-Bands made in Germany, in den Hitparaden irgendwo zwischen Mireille Mathieu, Gus Backus, den Rolling Stones und Freddy Quinn, waren vor allem lokale Größen - von den männlichen Moped-Fahrern beneidet, von deren Begleiterinnen bewundert. Deshalb gehört diese Musik auch in die niederrheinische Fantasy-Geschichte, die in den Sechzigern spielt. Dafür, dass es auch wirklich danach klingt, haben der Bassist Alex Haas (Jahrgang 1962) und
Nominierungen
der Schlagzeuger Stefan Noelle (Jahrgang 1965) die fiktive Band gegründet und sich mit dem Produzenten und Gitarristen Gerd Baumann (Jahrgang 1967) musikalisch in die Zeit versetzt, da sie gerade geboren waren. Im wahren Leben stehen Haas und Noelle seit 1991 als „Unsere Lieblinge“ gemeinsam auf der Bühne und haben eine neue, originelle Form kammermusikalischer Unterhaltung erfunden, die sie auch für die Arbeit bei Theater- oder Kabarett-Produktionen einlädt. Am Theater ist auch ihr Produzent Gerd Baumann (produziert u.a. Constantin Wecker) zu Hause, der in München u.a. am Bayerischen Staatsschauspiel, am Volkstheater oder in der Schauburg am Elisabethplatz arbeitet.
Foto: © www.marcoeder.de
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Beste Filmmusik TILL BRÖNNER, ARNE SCHUMANN, JOSEF BACH – Höllentour Der heimliche Untertitel von HÖLLENTOUR, dem in vielerlei Hinsicht rasanten Dokumentarfilm von Pepe Danquart über die Tour de France von innen, könnte „Fahrrad zum Schafott“ lauten. Zumindest, wenn man an die Filmmusik von Till Brönner (Jahrgang 1971) denkt, der selber durchaus an den vielleicht berühmtesten Soundtrack der Filmgeschichte denken musste, als er zusammen mit seinen Partnern, dem Produzententeam Arne Schumann und Josef Bach, die Musik zu den Bildern zwischen Triumph und Trivialität eines sportlichen Großereignisses entwickelte. Aber sie hatten dazu etwas mehr Zeit als ihr Kollege Miles Davis, als der 1959 Louis Malles Klassiker FAHRSTUHL ZUM SCHAFOTT innerhalb von 24 Stunden zu einem echten film noir machte. Die Zusammenarbeit zwischen Danquart und dem Team des derzeit wichtigsten und erfolgreichsten Jazz-Musikers in Deutschland war wochenlang sehr intensiv und führte zu einer Filmmusik, die sich niemals vom Thema und den Bildern unabhängig machte, sondern deren 60
Eindruck entweder verstärken oder bewusst relativieren wollte und sollte. Für Brönner, den leidenschaftlichen Bühnenkünstler mit einer gewissen Vorliebe für Konzept-Alben, genau die richtige Kombination und nicht
die erste Kinoerfahrung. Er war musikalisch bereits an so unterschiedlichen Filmen wie Ed Herzogs HAPPY WEEKEND (1996) und Achim von Borries WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN (2003) beteiligt.
Deutscher Filmpreis 2005
Beste Filmmusik NIKI REISER – Alles auf Zucker!
Nominierungen
NIRGENDWO IN AFRIKA (2002). In den letzten Jahren hat er auch den Soundtrack zu dem Kinderfilmerfolg DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER (Tomy Wigand, 2002) und Marco Kreuzpaintners Coming-Out–and-ofAge-Geschichte SOMMERSTURM (2004) geschrieben. Seiner Liebe zur traditionellen jüdischen Musik konnte sich Reiser natürlich besonders bei Levys ALLES AUF ZUCKER! widmen, wobei er der Versuchung, allzu folkloristisch zu werden, bewusst widerstanden hat und mit der WDR-Big-Band eine Filmmusik einspielte, die kontrapunktisch zum Screwball-Charakter der Komödie Anklänge an große Kino-Western suchte und fand. Niki Reiser vertritt seit 2003 seine Zunft übrigens auch als Mitglied des Vorstands der Deutschen Filmakademie.
Foto: © Mathias Bothor
Der aus der Schweiz stammende Regisseur Dani Levy und der Filmkomponist Niki Reiser (Jahrgang 1958) sind nicht nur Landsleute, sondern auch Freunde und künstlerische Partner seit Levys erstem Film DU MICH AUCH (1986). Reiser hat von 1980 bis 1984 in Boston Flöte und Komposition studiert, um anschließend erste Experimentalfilme zu vertonen und sich seiner Leidenschaft als Jazz- und Klezmer-Flötist zu widmen. Neben seiner regelmäßigen und intensiven Zusammenarbeit mit Dani Levy schrieb Reiser auch die Musik zu Caroline Links JENSEITS DER STILLE (1996), ein Film, bei dem die Musik bekanntlich auch inhaltlich eine große Rolle spielt. Dafür erhielt Reiser den Deutschen Filmpreis 1997. Den bekam er auch für seine Musik zu Caroline Links Oscar-Erfolg
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Beste Tongestaltung Mario Hubert, Michael Kranz, Heiko Müller, Roland Platz, Chrissi Rebay, Roland Winke – (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 Als Michael Bully Herbig seine buchstäblich abgefahrene Zeitreise (T)RAUMSCHIFF SURPRISE – PERIODE 1 (2004) plante und damit fast nahtlos an den in dieser Größenordnung überraschenden Erfolg seiner Karl-May-Parodie DER SCHUH DES MANITU (2001) anknüpfen konnte, war dem Detail-versessenen Allround-Künstler klar, dass der Ton in diesem Fall die Musik machen sollte. Deshalb arbeitete er mit einem Team von erfahrenen und enthusiastischen Mischmeistern, Sound-Designern und Tonmeistern für das Projekt. Den O-Ton besorgte Roland Winke, der dafür unter anderem auch bei Nico Hofmanns SOLO FÜR KLARINETTE (1998), DER GROSSE BAGAROZY (1998) von Bernd Eichinger und zuletzt SCHNEELAND (2004) von Hans W. Geißendörfer verantwortlich war. Für die Geräusche, die selbst bei technisch aufwändigsten Produktionen immer noch gerne handgemacht sind, sorgte Roland
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Platz (u.a. DIE WILDEN KERLE, 2003). In den bestens ausgestatteten herbX Studios kümmerten sich Studioleiter Heiko Müller und Mario Hubert um das Sound-Design und die Synchronbearbeitung. Gesamtverantwortlich für den Bereich Ton bei (T)RAUMSCHIFF SURPRISE – PERIODE 1, also Supervising Sound Editor, war Chrissi Rebay, der für diese so komplizierte wie reizvolle Arbeit mit seinen Kollegen im Studio insgesamt 17 Wochen veranschlagen musste. Danach lag die Mischung schließlich in den bewährten Händen von Michael Kranz, der in den Tonstudios der Münchner Bavaria unzählige Filmerfolge gemischt hat – von Loriots ÖDIPUSSI (1988) über Dominik Grafs SPIELER (1990), SCHTONK (1992) von Helmut Dietl, SCHLAFES BRUDER (1995) von Joseph Vilsmaier, PÜNKTCHEN UND ANTON (1999) von Caroline Link bis zu DER UNTERGANG (2004) von Oliver Hirschbiegel.
Deutscher Filmpreis 2005
Beste Tongestaltung HUBERT BARTHOLOMAE, GUNNAR VOIGT – Der neunte Tag Es gibt Filmprojekte, da fällt die Tongestaltung auf, nicht weil sie auffällig, sondern weil sie besonders sorgfältig ist. Zu diesen Projekten zählt ganz bestimmt Volker Schlöndorffs DER NEUNTE TAG: ein Film, in dem die ihn tragenden Dialoge in eine authentische Atmosphäre passen müssen. Für diese Mischung im doppelten Sinne des Wortes tragen der Tonmeister Gunnar Voigt und der Mischmeister Hubert Bartholomae die Verantwortung. Voigt hat in den letzten Jahren für die O-Töne in diversen Kino- und Fernsehproduktionen gesorgt, darunter GERMANIKUS (R: Hanns Christian Müller, 2003), HEIMAT 3 (2003) von Edgar Reitz und KOMMISSARIN LUCAS (2004) von Thomas
Nominierungen
Berger. Hubert Bartholomaes (Jahrgang 1957) Karriere begann mit der des Regisseurs Roland Emmerich, bei dessen Debüt DAS ARCHE NOAH PRINZIP (1984) er für die Musik und die Animation zuständig war. Bartholomae machte auch die Musik für Hans-Christoph Blumenbergs Spielfilm DER SOMMER DES SAMURAI (1986). Als Mischtonmeister arbeitete Bartholomae unter anderem für den erfolgreichsten deutschen Zeichentrickfilm WERNER – DAS MUSS KESSELN! (R: Michael Schaack, Udo Beißl, 1996), 14 TAGE LEBENSLÄNGLICH (1997) von Roland Suso Richter und Uli Edels DER KLEINE VAMPIR (2000).
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Beste Tongestaltung ANDRE BENDOCCHI-ALVES, MARTIN STEYER, ROLAND WINKE, ERIK SEIFERT – Schneeland Für Regisseur Hans W. Geißendörfer hatte die Geschichte, die seinem Film SCHNEELAND zugrunde liegt, „etwas unheimlich Archaisches, es geht um Liebe, um Einsamkeit, um das ganze Urgestein des Menschseins.“ Deshalb war er für ihn auch immer als ein Fest der Sinne angelegt. Man sieht es – und man kann es hören. Dafür haben vier echte Experten ihres Gewerbes gesorgt. Der O-Tonmann Roland Winke, der im letzten Jahr auch an den Großproduktionen (T)RAUMSCHIFF – SURPRISE von Michael Bully Herbig und DER UNTERGANG von Oliver Hirschbiegel mitgearbeitet hat, und sein Kollege Erik Seifert (LAMMBOCK, 2001, R: Christian Zübert). Für den Tonschnitt war der gebürtige Brasilianer André Bendocchi-Alves (Jahrgang 1958) zuständig, der seit fast zwanzig Jahren als Schnittmeister, Sound-Editor und SoundDesigner arbeitet – unter anderem mit Wim
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Wenders (LISBON STORY, 1994), Romuald Karmakar (DER TOTMACHER, 1995), Bille August (FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE, 1997) und Benjamin Quabeck (VERSCHWENDE DEINE JUGEND, 2003). Und immer wieder mit dem Mischtonmeister Martin Steyer, der seit Jahren zu den aktivsten und engagiertesten Vertretern seiner Zunft gehört. Steyer, der sein feines Gespür für Töne sicherlich auch seiner großen Musikalität verdankt, ist auch deshalb so viel beschäftigt, weil er neugierig ist. In der langen Liste seiner Filme befinden sich genauso viele Übungen von Filmstudenten wie große Produktionen á la DER BEWEGTE MANN (1994), MÄNNERPENSION (1995), DIE APOTHEKERIN (1997) und GOOD BYE, LENIN! (2003). Und sie werden mit mindestens der gleichen Sorgfalt und Liebe zum Detail gemischt.
Deutscher Filmpreis 2005
Beste Tongestaltung GREGOR KUSCHEL, HUBERTUS RATH, THOMAS RieDELSHEIMER, CHRISTOPH VON SCHÖNBURG, MARC VON STUERLER – Touch the Sound Der Titel des Films ist Programm. Und schon deshalb verwundert es kaum, dass der Regisseur Thomas Riedelsheimer (Jahrgang 1963) – der auch als Kameramann und Schnittmeister agierte – beim Ton von TOUCH THE SOUND ebenfalls mitmischte, im wahrsten Sinne des Wortes. Für seine Weltreise durch das Universum der Töne einer fast tauben Musikerin, die alle Sinne in Aktion versetzen will, muss und kann, brauchte er für die Sound-Ebene ein besonderes Team. Mit dem Ton-Meister Gregor Kuschel (Jahrgang 1955) fand er einen Mann mit besonderen Erfahrungen im Dokumentarfilmbereich. Sein O-Ton-Meister Marc von Stuerler hat sich genau bei der Art von Filmen einen Namen gemacht, wo es um die Balance zwischen Sensibilität im Umgang mit Menschen vor Kamera und professionelle Genauigkeit im technischen Bereich geht, weil sich im Do-
kumentarischen manches nicht wiederholen lässt (BERNAU LIEGT AM MEER, 2003, R: Martina Döcker; FLAMMEND HERZ, 2004, R: Andrea Schuler, Oliver Rutz). An seiner Seite der Spielfilm-erprobte Ton-Cutter und –Designer Christoph von Schönburg (u.a. THE LONG HELLO AND SHORT GOODBYE, 1999, R: Rainer Kaufmann, BIBI BLOCKSBERG , 2002, R: Hermine Huntgeburth). Gemischt wurde der Film schließlich von Hubertus Rath. Der studierte Mathematiker und
Philosph (Jahrgang 1963) ist seit über zehn Jahren Mischtonmeister bei der Bavaria in München und ist sowohl für den guten Ton von Gernot Rolls BALLERMANN 6 (1997) verantwortlich als auch von Florian Gallenbergers Oscar-Gewinner QUIERO SER (1999) oder Werner Herzogs MEIN LIEBSTER FEIND (1999). Seit 2003 doziert Rath auch im Bereich Sounddesign an der Internationalen Filmschule in Köln.
Foto: © Sebastian Derungs
Nominierungen
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Bestes Drehbuch FRED BREINERSDORFER – Sophie Scholl Es gibt Autoren, bei denen die Fantasie die Recherche ersetzt. Und es gibt Autoren, bei denen die Recherche die Fantasie erst richtig beflügelt. Ein solcher Autor ist Fred Breinersdorfer, der schreibende Rechtsanwalt des Jahrgang 1946, Autor zahlreicher Kriminalromane, Bühnenstücke und Hörspiele, Drehbuchautor von Fernsehklassikern wie dem TATORT: ZWEIERLEI BLUT (1984, mit Götz George), DER HAMMERMÖRDER (1990, Regie: Bernd Schadewald) oder der ZDF-Serie ANWALT ABEL. Bei dieser Serie begann auch Breinersdorfers Zusammenarbeit mit dem Regisseur Marc Rothemund, mit dem er die gemeinsame Firma Broth Film gründete. Nachdem sie mit einem von Sven Burgemeister produzierten Fernsehfilm Furore machten,
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fungierte diese auch bei SOPHIE SCHOLL als eine der beiden produzierenden Firmen. Breinersdorfers Talent, äußere Spannung mit einem Höchstmaß an inneren Konflikten und Verletzungen seiner Figuren zu verbinden, wurde bei DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT (2002) mit den großartigen Darstellern Anneke Kim Sarnau und Axel Prahl auf die Spitze getrieben. Breinersdorfers intensives Studium der Vernehmungsprotokolle der Mitglieder der „Weissen Rose“, die erst nach dem Ende der DDR zugänglich waren, inspirierte ihn und Rothemund zu einem Film, der die Geschichte des zivilen Widerstands gegen die Nazi-Diktatur um eine wertvolle und spannende Facette bereichern konnte.
Deutscher Filmpreis 2005
Bestes Drehbuch EBERHARD GÖRNER, ANDREAS PFLÜGER – Der neunte Tag Das Drehbuch zu Volker Schlöndorffs Film über die unheimliche Begegnung zwischen einem luxemburgischen Geistlichen auf einem gespenstischen Freigang aus dem KZ Dachau und einem deutschen Gestapo-Chef war die erste Zusammenarbeit der Autoren Eberhard Görner (Jahrgang 1944) und Andreas Pflüger (Jahrgang 1957). Aber es war nicht ihre erste Arbeit für die Berliner Provobis Film GmbH. Görner arbeitete von 1991 bis 2000 fest als Redakteur, Regisseur und Autor für die Firma. Pflüger schrieb unter anderem das Drehbuch zu der erfolgreichen TV-Produktion OPERATION RUBIKON (2002). Im Fernsehen der DDR war Eberhard Görner sicher einer der wichtigsten Dramaturgen und Autoren. Allein die Tatsache, dass die heute noch erfolgreich in der ARD laufende Kultreihe POLIZEIRUF 110 von ihm miterdacht und -geschrieben wurde, ist nichts weniger als ein
Nominierungen
historischer Verdienst. 1995 war er zusammen mit dem Regisseur Frank Beyer und dem Romancier Erich Loest für das Drehbuch für den preisgekrönten Wende-Mehrteiler NIKOLAIKIRCHE zuständig. Der Absolvent der Hochschule für Fernsehen und Film „Konrad Wolf“ in Babelsberg hat sich auch durch seine zahlreichen kulturgeschichtlichen Dokumentationen (u.a. über Freya von Moltke, Elisabeth Mann Borgese und George Tabori) für diesen heiklen wie intensiven Stoff qualifiziert. Andreas Pflüger, der von der klassischen Schriftstellerei (z.B. das Theaterstück HERRENGOLD) zum Drehbuchschreiben kam, bezeichnet seine Auseinandersetzung mit den Erinnerungen des Auschwitz-Überlebenden Primo Levi als eine der Initialzündungen für die Arbeit an DER NEUNTE TAG. Das Studium der Theologie mag eine weitere Hilfe gewesen sein.
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Bestes Drehbuch HOLGER FRANKE, DANI LEVY – Alles auf Zucker!
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Autor und Regisseur für Bühnen in Stuttgart und dem bayerischen Mehring (Theaterhof Priessenthal), bis er 2001 in Berlin die „Rote Grütze“ neu gründete. Dani Levy setzte währenddessen seine Karriere als Filmregisseur und -autor fort, erhielt den Hypo-Preis beim Münchner Filmfest für seinen Kurzspielfilm OHNE MICH (1993) – übrigens durchaus schon eine Referenz für ALLES AUF ZUCKER! - und nahm mit der ersten Produktion des X Filme Creative Pool (zu dessen Gründern er gehört) STILLE NACHT (1995) am Wettbewerb der Berlinale teil. Dani Levy hat nicht nur die Drehbücher zu all seinen Filmen (wie MESCHUGGE, 1997, und VÄTER, 2002) selbst geschrieben, er arbeitet auch für sich und seine Kollegen als Schauspieler. So hat er schließlich ja auch einmal angefangen.
Foto: © Joachim Gern
„Humor ist immer dann am stärksten und berührendsten, wenn er aus einer Not heraus entsteht“, bringt Dani Levy (Jahrgang 1957) das Motiv für die Komödie ALLES AUF ZUCKER! auf den Punkt. Die „erste jüdische Komödie in Deutschland nach 1945“ schrieb er zusammen mit Holger Franke (Jahrgang 1942), den er bereits aus gemeinsamen Tagen beim Berliner Kult-Theater „Rote Grütze“ Anfang der achtziger Jahre kennt. 1988 schrieben sie dann zum ersten Mal fürs Kino zusammen: Die WG-Komödie ROBBYKALLEPAUL (Regie: Dani Levy) erhielt völlig zu Recht den Publikumspreis auf dem Max-Ophüls-Festival und offenbarte das schwer herzustellende und dabei so leicht wirkende Gefühl für komisches Timing und Situationskomik. Danach war Holger Franke hauptsächlich als
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Beste Regie VOLKER SCHLÖNDORFF – Der neunte Tag
Nominierungen
Literaturverfilmungen auf sich aufmerksam. An erster Stelle, nicht nur chronologisch, DIE BLECHTROMMEL (1979) nach Günter Grass, die Schlöndorff die beiden wichtigsten Ehrungen der Filmbranche brachte: die Goldene Palme von Cannes und den Oscar. Es folgen unter anderem die internationalen Produktionen wie TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN (1984) und HOMO FABER (1991). Danach übernimmt Schlöndorff für einige Jahre die Leitung des Studios Babelsberg und bleibt natürlich Filmemacher. Als solcher bleibt er seinen Themen treu. Er verfilmt den Roman „Der Erlkönig“ von Michel Tournier unter dem Titel DER UNHOLD und mischt sich in die Politik mit seinem psychologischen Terroristendrama DIE STILLE NACH DEM SCHUSS. DER NEUNTE TAG, die wahre Geschichte des Paters Jean Bernard und seiner Konfrontation mit einem theologisch beschlagenen Nazi, ist der erste Film von Volker Schlöndorff in dem, so der Regisseur, „auch das Universum des KZ gezeigt wird“.
Foto: © Otto B Hartmann
Wenn von der ersten Generation des mittlerweile in den besten Jahren befindlichen Jungen Deutschen Films die Rede ist, ist immer auch die Rede von Volker Schlöndorff. Der Wiesbadener Wahlpotsdamer des Jahrgangs 1939, der lange in München gelebt hat, kam direkt über das französische Kino zum deutschen Film. Nach Hospitanzen bei Alain Resnais, Jean-Pierre Melville und Louis Malle legte Schlöndorff 1966 mit der Musil-Adaption DER JUNGE TÖRLESS sein furioses Regiedebüt vor. Von da ab haben seine Filme immer Spuren hinterlassen, politisch, cineastisch, kulturell. Nach dem nicht nur Aufsehen erregenden DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM (1975), dem vielleicht wichtigsten populären Kommentar zur hysterischen politischen Stimmung Mitte der siebziger Jahre, und seiner Mitwirkung an dem Omnibus-Film DEUTSCHLAND IM HERBST (1977) quasi zum gleichen Thema, machte Volker Schlöndorff mit einigen ehrgeizigen und weltweit beachteten
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Bestes Regie DANI LEVY – Alles auf Zucker!
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der Hypo Vereinsbank auf dem Filmfest München erhielt. Den hatte im Jahr zuvor sein Kollege Wolfgang Becker gewonnen. 1994 taten die beiden sich mit Tom Tykwer und dem Produzent Stefan Arndt zusammen, um die Firma X Filme Creative Pool zu gründen, deren erste Produktion der nächste Film von Dani Levy sein sollte. In STILLE NACHT (1996) wurde es etwas ernster in den Beziehungen und der Film lief im Wettbewerb der Berlinale. Auch Dani Levys nächste Arbeit war keine Komödie, sondern der ambitionierte Thriller MESCHUGGE (1998). Nach dem Familiendrama VÄTER (2002) hat sich Dani Levy nun einem Projekt gewidmet, mit dem er sich schon lange beschäftigt hatte und das ihn zurück zur Komödie führte: ALLES AUF ZUCKER! wurde zunächst fürs Fernsehen produziert und war der Überraschungserfolg des beginnenden Kinojahres 2005.
Foto: © Joachim Gern
Auch wenn er als Artist, Theaterschauspieler und Musiker angefangen hat, der Traum von Dani Levy (Jahrgang 1957) war immer das Kino. Diesen Traum hat sich der gebürtige Baseler 1986 mit seiner Form der Beziehungskomödie DU MICH AUCH verwirklicht – und erhielt prompt den Preis für die beste Komödie auf dem darauf spezialisierten Filmfestival von Vevey, dem Ort, an dem einst Charlie Chaplins Leiche vom Friedhof gestohlen wurde. Drei Jahre später hatte Levys Publikum in ROBBYKALLEPAUL wieder allen Grund zum Lachen und quittierte das mit dem Publikumspreis auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis. Levys dritter Spielfilm I WAS ON MARS (1991) spielte nicht mehr in den Straßen und Wohngemeinschaften von Berlin, sondern in New York. Von dort wehte auch der gute Geist Woody Allens in Dani Levys hinreißende kleine Politkomödie OHNE MICH, für die er 1993 den Regiepreis
Deutscher Filmpreis 2005
Beste Regie HANS WEINGARTNER – Die fetten Jahre sind vorbei
Nominierungen
Danach ist der zweite Film normaler Weise immer der schwerste. Hans Weingartner hat das gewusst und die Herausforderung angenommen. Zwei Jahre brauchte er für die Entwicklung von DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI, die er zusammen mit der jungen Autorin Katharina Held vorantrieb. In dieser Zeit erwies sich das Multitalent auch als effektiver Produzent, der für das politisch kontroverse Projekt mit experimentellem Charakter erfolgreich Förderungen und Partner akquirieren konnte. Schließlich bricht der fertige Film auch noch den vermeintlichen Bannstrahl des Festivals von Cannes über den deutschen Film, der nach zehn Jahren Zwangspause mit DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI wieder in den Wettbewerb an der Croisette zieht. Das musste ja auch an der Kinokasse gut ausgehen.
Foto: © Amélie Losier
Selten hat ein Regisseur hierzulande mit seinem ersten Spielfilm eine solche Aufmerksamkeit erregt. Der studierte Hirnforscher Hans Weingartner (Jahrgang 1970) schloss sein zweites Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln mit einem Film ab, der erfolgreich etwas probierte, woran bis dahin viele Filme gescheitert sind: die erlebbare Darstellung einer Krankheit oder: DAS WEISSE RAUSCHEN (2001). Das intensive Spiel des damals noch relativ unbekannten jungen Schauspielers Daniel Brühl gepaart mit einer Regie, die sozusagen diagnostisches Wissen mit souveräner Schauspielerführung vereint und dabei auch noch visuelle Schranken überwindet, machte den Film zu einem besonderen Debüt, das zu Recht bei kaum einer Nachwuchspreisvergabe übergangen wurde und über Festivals durch die Welt reiste.
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WAHRE KINOMOMENTE Die Brauerei Warsteiner und ihr Engagement für den deutschen Film Die Warsteiner Brauerei ist offizieller Partner der Deutschen Filmakademie und unterstützt die Filmschaffenden in Deutschland. Und das tut sie nicht nur, indem sie tatkräftig dafür sorgen wird, dass am Abend der Verleihung der Deutschen Filmpreise in der Berliner Philharmonie garantiert niemand Durst leiden muss. Bereits im Vorfeld der Verleihung hat Warsteiner das LOLA-Festival – bei dem alle zur Nominierung vorgeschlagenen Filme für den Filmpreis 2005 noch einmal in ausgewählten Kinos zu sehen waren - unterstützt. Und bereits seit März bereichert Warsteiner mit einer attraktiven Aktion verschiedene kulturelle Veranstaltungen in Deutschland, um dem deutschen Film, seinen Machern und Stars und auch der Deutschen Filmakademie die größtmögliche Aufmerksamkeit zu verschaffen: Auf einer überdimensionalen Nachbildung der LOLA, wie der Deutsche 72
Filmpreis im Volksmund und unter den Filmschaffenden heißt, werden die Autogramme prominenter Vertreter aus der Filmbranche (und mittlerweile auch darüber hinaus) gesammelt – wie zum Beispiel die von Peter Lohmeyer und Moritz Bleibtreu. Die täglich wertvoller werdenden Statue soll noch in diesem Sommer zugunsten der Deutschen Filmakademie versteigert werden. Letzter großer Auftritt der Warsteiner-LOLA wird dann die Verleihung des Deutschen Filmpreises am 8. Juli selbst sein, bei der selbstverständlich noch einmal viele begehrte Autogramme hinzukommen werden.
wahre und exklusive Kinomomente verschaffen“, so Mathias Lenz, Leiter Sponsoring der Warsteiner Brauerei.
Doch nicht nur die LOLA-Verleihung wird gefördert, die Warsteiner Brauerei unterstützt als einziger Sponsor die Filmakademie ganzjährig. Die Förderung ist Teil des umfangreichen Engagements der Warsteiner Brauerei im kulturellen Bereich. „Wir engagieren uns für den deutschen Film und die Deutsche Filmakademie. Damit wollen wir Liebhabern des deutschen Films auch in Zukunft Deutscher Filmpreis 2005
Deutscher Filmpreis 2005 Wir gratulieren allen Nominierten! Medienboard-Förderungen:
Vom Suchen und Finden der Liebe Regie: Helmut Dietl. Weitere Förderer: FFF Bayern, FFA. Nominierung: Bester Nebendarsteller: Uwe Ochsenknecht
Rhythm is it! Regie: Thomas Grube, Enrique Sánchez Lansch. Nominierungen: Bester Dokumentarfilm, Bester Schnitt: Dirk Grau, Martin Hoffmann
Die fetten Jahre sind vorbei Regie: Hans Weingartner. Weiterer Förderer: BKM. Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste Regie, Bester Nebendarsteller: Burghart Klaußner
Der neunte Tag Regie: Volker Schlöndorff. Weiterer Förderer: FFF Bayern. Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller: August Diehl; Ulrich Matthes Bestes Drehbuch: Andreas Pflüger und Eberhard Görner Bester Schnitt: Peter R. Adam Bestes Szenenbild: Ari Hantke Beste Tongestaltung: Hubert Bartholomae und Gunnar Voigt
Lauras Stern Regie: Piet de Rycker, Thilo Graf Rothkirch. Weitere Förderer: FFA, Filmstiftung, MDM, FilmFörderung Hamburg, BKM. Nominierung: Bester Kinder- und Jugendfilm
Agnes und seine Brüder Regie: Oskar Roehler. Weitere Förderer: Filmstiftung, FFF, BKM, FFA. Nominierungen: Bester Spielfilm, Beste Nebendarstellerin: Katja Riemann
Land of Plenty Regie: Wim Wenders. Weitere Förderer: FilmFörderung Hamburg, FFA. Nominierung: Beste Kamera/ Bildgestaltung: Franz Lustig
Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH • August-Bebel-Str. 26 – 53 • 14482 Potsdam-Babelsberg • Tel./Fax: +49 – (0)331 – 743 87 – 0/– 99 info@medienboard.de • www.medienboard.de
So gut wie lange nicht mehr Gespräch mit Lutz Carstens, Chefredakteur von TV SPIELFILM, zum Filmpreis und über Zustand und Zukunft des deutschen Films. Seit Jahren unterstützt TV SPIELFILM den Deutschen Filmpreis. Welche Bedeutung messen sie dem Preis zu? Lutz Carstens: Der Deutsche Filmpreis ist der höchstdotierte Kulturpreis in unserem Land. Und das zu Recht.
spieler. Da äußern sich Talente, die schon in wenigen Jahren auch international für Aufsehen sorgen werden. Dass gerade eine deutsche Regisseurin den Studenten-Oscar 2005 in der Kategorie bester ausländischer Film gewonnen hat, ist kein Zufall. Wenn die „richtigen” Projekte gefördert und dann auch vom Publikum akzeptiert werden, könnte der deutsche Film bald wieder das Renommee erlangen, das er in den 70er-Jahren hatte.
Wir blicken auf ein sehr gutes und erfolgreiches Jahr für den deutschen Film zurück. Ist das ein gutes Zeichen für den Ausblick auf die Zukunft?
Glauben Sie, dass die Deutsche Filmakademie und ihre Aktivitäten das deutsche Kinopublikum interessieren, ansprechen oder sogar begeistern können? Und wenn ja, wie?
Carstens: Der deutsche Film steht so gut da, wie schon lange nicht mehr. Das belegt auch, aber nicht nur, der kommerzielle Erfolg einzelner aufs große Publikum zielender KinoKomödien. Was vor allem optimistisch in die Zukunft blicken lässt, ist die künstlerische Qualität der Filme junger Macher und Schau-
Carstens: Die Arbeit der Akademie wird heute natürlich in erster Linie von der Branche beobachtet. Von den Machern, von der Presse. Es wird eine Weile dauern, bis sich die Aktivitäten und die Jury-Arbeit für den Deutschen Filmpreis auch beim Publikum herumgesprochen haben. Dabei hilft TV
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SPIELFILM, Deutschlands reichweitenstärkste Programmzeitschrift mit seinen acht Millionen Lesern. Dazu muss man aber auch mit den Kinos kooperieren, Filmreihen präsentieren, eben das unterstützen, wovon die Akademie lebt: den künstlerisch wertvollen, im Idealfall aber auch publikumswirksamen deutschen Film.
Deutscher Filmpreis 2005
Ausgezeichnete Filme sehen wir gern. TV SPIELFILM gratuliert den Gewinnern des Deutschen Filmpreises 2005.
TV SPIELFILM. Nur das Beste sehen. Jetzt am Kiosk.
Perfekte Lippen für den Roten Teppich! Mit dem neuen Colour Perfection Lippenstift „Ein Lippenstift wird nicht nur beim Essen von Max Factor by Ellen Betrix: und Trinken auf eine harte Probe gestellt, auch beim Sprechen wird er sehr beansprucht. Nicht nur auf der Besonders bei der Formung phonetischer Kino-Leinwand, auch Laute reiben die Lippen aneinander und im wirklichen Le- werden gegen die Zähne gedrückt. Für mich ben sind perfekt ge- als Make-up Artist eine echte Herausfordeschminkte Lippen ein rung, denn am Filmset müssen Schauspieler Symbol für Attrakti- ihre Dialoge immer wieder vor der Kamera vität und Sinnlichkeit, wiederholen - ein Extremtest für einen Lipweiß Max Factor by penstift. Mit dem Ellen Betrix Make-up neuen Colour Artist Sarah Monza- Perfection von ni, die auch die Stars Max Factor by des Deutschen Film- Ellen Betrix ist preises 2005 schminkt. das kein ProDoch gerade bei knalligen oder kräftigen Far- blem mehr: ben, wie sie gerne für Gala-Events getragen Sein Geheimnis werden, ist es wichtig, dass die Lippenfarbe ist die neuartige gleichmäßig auf den Lippen hält und makel- Gel-Textur, die los aussieht. sich leicht und
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gleichmäßig auf den Lippen verteilen lässt. Die Formulierung mit feinst verteilten Farbpigmenten dehnt sich bei Lippenbewegungen elastisch aus und zieht sich wieder zusammen - so bleiben Lippenstift und Farbe da, wo man sie aufgetragen hat. Und er fühlt sich nicht nur angenehm an, er hält auch stundenlang! Das Ergebnis: ein geschmeidiger, makelloser Lippen-Look auf den Frau sich verlassen kann!“
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email: loy.arnold@transitfilm.de · www.transitfilm.de
Das Team Veranstalter/Auftraggeber
Projektkoordination
Der Deutsche Filmpreis ist eine Veranstaltung Julia Sturm (Askania Media) der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit der Beauftragten der Bundesregierung Projektassistenz für Kultur und Medien, produziert von Askania Angie Kotschisch (Askania Media) Media. Deutsche Filmakademie e.V. Präsidium: Dr. Günter Rohrbach, Senta Berger Vorstandsvorsitzender: Stefan Arndt Geschäftsführung: Christiane Teichgräber Assistenz: Clara Brockmann, Stella Maris Model, Christiane Brauer BKM/Filmreferat K35, Jürgen Tillmann
Künstlerische Leitung Nico Hofmann (teamWorx) Thomas Peter Friedl (Constantin Film AG)
Moderation
Regie
Philipp Barnett Benjamin Wedel Petra Windelboot
Utz Weber
Kreativpaket Stephan Reichenberger (Schwanstein AG)
Redaktion Schwanstein AG Martin Brandl, Susina Lange (Zuspieler) Jennifer Fiedler, Alexander Maier (Show) Claudia Völker (Betreuung Nominierte und Paten) Marion Brings, Dagmar Werther
Produktionsleitung
Produzent
MBTV/Matthias Börner, Carsten Lehmann, Uli Dietrich
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Gestaltung Partybereiche Anina Diener
Redaktion Askania Media
Michael Bully Herbig Martin Hofmann (Askania Media)
Bühnenbild Jürgen Haßler
Regieassistenz Martin Hoffmann
Komponist Loy Wesselburg/Bernhard Eichner
Einspielung Titelmusik Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle
Musikalische Begleitung Gala Tobias Kremer Big Band, Hubermusic GbR
Musikberatung Cinesong/Milena Fessmann, Michael Beckmann
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Impressum On-Air-Design/Druckerzeugnisse
Herausgeber
Layout/Gestaltung
e27
e27 Berlin, www.e27.com
e27 Deutsche Filmakademie/Stella Maris Model
Askania Media Filmproduktion GmbH Rosenthaler Straße 42 10178 Berlin (V.i.S.d.P.)
Sendepartner
und
Internet
Das Erste RBB Rundfunk Berlin Brandenburg Redaktion: Rosemarie Wintgen, Jürgen Reiss
Presse Q’n’A Public Relations Unlimited Petra Schwuchow, Viola Betz
Gästemanagement
Chefredaktion & Texte Alfred Holighaus
Gastautoren
Catering
Rolf Silber Volker Schlöndorff
Lola-Festival/Publikumspreis
Abdruck der Texte nur nach vorheriger Genehmigung und mit Quellenhinweis „Deutscher Filmpreis 2005“
Deutsche Filmakademie e.V. Hohenzollerndamm 150 14199 Berlin
Sigrun Hauer Sarah Wiener/Michael Lammert
Fotos Vorauswahljurys Seite 6 und 7: Florian Liedel
Anzeigen Petra Windelboot
Dagmar Kusche, Martin Danner
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DankSAGUNG Wir danken den folgenden Partnern, Sponsoren und Förderern:
Brigitte Eckmann und Thomas Justen für ihre Unterstützung im Sponsorenbereich Getränke Herrn Frank Kersten, Herrn Peter Brem und Frau Rosmarie Gebhardt von der Berliner Philharmonie für ihr Engagement Unserem Partnerhotel The Ritz-Carlton, Berlin für seine Unterstützung TV SPIELFILM für den Druck dieser Broschüre und die Möglichkeit der Nutzung ihres Foto archivs
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Für die Nutzung von Filmmaterial danken wir: Advanced Media Bavaria Film Constantin Film Distant Dreams Kirch Media Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung Österreichischer Rundfunk Peter Schamoni Film Praesens Film Progress Filmverleih Rainer Werner Fassbinder Foundation Reverse Angle
Rialto Film Schorcht Media Schramm Film Seitz Film Senator Entertainment Südwestrundfunk Timebandits Filmverleih Transit Film Warner Brothers Wüste Film X Filme/X Verleih Ziegler Film
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2 0 t Akh s e l s Ge aus ndo nde s k i cha unc Bür neg t i n von Eck n d ay F abel Gun Den r Ma G l a Wol Mic H e i er v ring Hoe b e r er E bs H ann K l a r Re H G r a u Har lexa eit J as S isel Mar r Ma N i e tian Eva r ü c a Re hler ra R n e r e r g - O s t Sc olfg erbe de S fani u r e na T h To r UF Vac oigt Gun oma i Ro cha
h Ce avan man rd B Baus cchi r Be Hark el Br khor g e r a t e D a n D o h elka Emm echt sber ter F n i s rei G s Ma f Gr hael di H on H I r m se Ur g Su va H anne Chri us K inha B En skop a l d ndra an J tefa a Ma c u s rtin m e y e Pa Poet kner itz U Cath udni Gmb Norb pach hnei a n g rt Sc imon e Sta ns S halb ma G A Fil ek D Mag tber s We land rias
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x of in H l vo nd P vari avid er Bi a u s Heid s k a urke k o b a Da a u s n Eg e Em e Ma & Co Clau runo tthi lasn ne G Jürg i Ha Man n Pet Andr pf Ki f Hu ke Vi llas Keil s Ge ent I Krau chen ra Di ers U y Fra Meer ier F a t z Noet c h l Poet ygod er Ri Günt dolp t Sa er Ni S c h Schn ft W Ralp Sink Gero d i o arin itsc rodu o v a m e y ohan g Wi dolf Zapa
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