Programm: Deutscher Filmpreis 2009

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Herzlich Willkommen zum Deutschen Filmpreis 2009 im palais am funkturm 24. APRIL 2009


GruSSwort

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Erneut wurde die Verleihung des Deutschen Filmpreises von den Mitarbeitern der Deutschen Filmakademie mit ihren Präsidenten Senta Berger und Günter Rohrbach organisiert. Ich möchte mich herzlich für ihre äußerst engagierte Arbeit bedanken. Allen Gästen, Nominierten und Preisträgern wünsche ich einen spannenden und unterhaltsamen Abend mit vielen interessanten Begegnungen.

Bernd Neumann, MdB Staatsminister bei der Bundeskanzlerin Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Foto: © Seekamp, Bremen

Die jährlich stattfindende Vergabe des Deutschen Filmpreises ist für alle Filmfreunde ein mit Spannung erwartetes Großereignis. Endlich werden die Gewinner der begehrten LOLA bekanntgegeben, kann man Stars von Nahem bewundern, lassen sich in einem festlichen Rahmen die filmischen Höhepunkte des zurückliegenden Jahres noch einmal in Erinnerung rufen. Wieder einmal erstaunt, wie facettenreich sich der deutsche Film präsentiert. So war es 
für die Vorauswahljury und Akademiemitglieder mit Sicherheit nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Die diesjährige Berlinale und die Oscarnominierungen der letzten Jahre haben zudem gezeigt, dass der deutsche Film derzeit auch international ein außerordentlich großes Ansehen genießt.

Deutscher Filmpreis 2009


GruSSwort als hätten wir es stillschweigend akzeptiert, ein permanenter Krisen-, also Pflegefall zu sein. Immerhin hatte das ja auch gewisse Vorteile. Man war gehalten, sich um uns zu kümmern. In den letzten Jahren ist es uns aber immer mehr gelungen, uns aus der selbst verschuldeten Gefangenschaft herauszuwinden, nicht ohne Hilfe anderer, aber auch aus eigener Kraft. So begegnen wir der allgemeinen Krise nicht nur krisengestählt, sondern auch mit neuem Selbstbewusstsein. Wir werden gebraucht, gerade auch dort, wo man glaubte und, wie sich zeigt, gelegentlich immer noch glaubt, ohne uns auszukommen. Gleichwohl sehen wir keinen Grund, übermütig zu werden. Wir können und wollen uns weiter verbessern. Daran sollte uns niemand hindern, schon gar nicht die internationalen Finanzmärkte. Senta Berger Günter Rohrbach Präsidentin Präsident

Foto: © Mathias Bothor

Es erinnert an einen alten Werbespruch der Deutschen Bundesbahn: Alle reden von der Krise. Wir nicht. Jedenfalls noch nicht. Der Kinobesuch ist unverändert gut, und die bewährten Krisen-Auguren versprechen weiterhin günstige Winde. In finanziell schwierigen Zeiten, so kann man lesen, hat das Kino als ein vergleichsweise billiges Vergnügen gute Chancen. Wir wollen das gerne glauben, auch wenn die Erfahrungen, die diese These stützen, aus einer Epoche stammen, in der es noch kein Fernsehen gab. Freilich haben wir ganz andere Gründe, im allgemeinen Krisengejammer Gelassenheit zu bewahren. Kein anderes Wort hat den deutschen Film jahrzehntelang so hartnäckig begleitet wie das der Krise. Sie war gewissermaßen unser Dauerzustand, wir hatten uns in ihr eingerichtet. Lange, fast zu lange hat es so ausgesehen,

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Das erste Jubiläum In diesem Jahr ist die Deutsche Filmakademie zum fünften Mal für die Entscheidung über die Vergabe des DEUTSCHEN FILMPREISES verantwortlich und richtet die Gala aus – eine kleine Bilanz Als am 8. September 2003 im Hotel Adlon am Pariser Platz in Berlin etwa hundert Filmschaffende zusammen saßen, um endlich eine Deutsche Filmakademie zu gründen, hatte das im Bewusstsein großer Teile der veröffentlichten Meinung den Ruch eines geradezu verschwörerischen Aktes. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Deutsche Filmakademie von Anfang an klare und ehrgeizige Ziele im Auge und diese auch öffentlich benannt hatte. Die Filmakademie wollte der Ort werden, an dem sich die Filmkünstler des Landes begegnen sollen, um sich und damit natürlich vor allem ihre Arbeit und ihre Visionen gegenseitig kennenzulernen. Ihre Gründung war der Ausdruck eines gewachsenen und ständig weiter wachsenden Selbstbewusstseins im deutschen Film, der tatsächlich seit Beginn des neuen Jahrtausends eine bislang nicht da gewesene künstlerische und wirtschaftliche Konstanz er4

reicht hat. Inklusive großer internationaler An- der zu einer der Hauptqualitäten der Deutschen erkennung bei Festivals und Preisverleihungen. Filmakademie werden sollte: nie zuvor wussten die Filmschaffenden des Landes so viel über die Und wie jede Filmakademie der Welt nahm auch Arbeit, über die Themen und Formen, Persöndie Deutsche Filmakademie für sich in Anspruch, lichkeiten und Konstellationen ihrer eigenen Kiüber die Vergabe der Filmpreise des Landes ent- nematografie. Der deutsche Film begegnete sich scheiden zu dürfen, ja zu müssen. Doch anders selbst auf Augenhöhe. als bei den Preisen der anderen Filmakademien der Welt, ist der DEUTSCHE FILMPREIS dotiert. Dennoch war die Skepsis groß. Die Gefahr, die Hochdotiert sogar. Die Deutsche Filmakademie Mitglieder der Filmakademie könnten aus der musste mit der Kulturverwaltung des Bundes, Vergabe des DEUTSCHEN FILMPREISES einen dem und damals noch der Beauftragten der Selbstbedienungsladen machen, wurde immer Bundesregierung für Kultur und Medien, einen wieder beschworen. Doch abgesehen davon, Modus finden, die Entscheidung über öffentli- dass eine Filmakademie, die sich ernst nimmt, che Mittel durch die Vertreter der Branche, der weil sie ihr Thema und ihre Personen ernst sie auch zu Gute kommen sollten, transparent, nimmt und liebt, gar kein Interesse daran haben gerecht und nachvollziehbar zu machen. Das ist kann, die eigene Glaubwürdigkeit und Seriosität mit dem gemeinsam entwickelten dreistufigen aufs Spiel zu setzen, sprechen auch die Zahlen Auswahlverfahren gelungen – und hatte noch aus den Jahren, seit die Filmakademie die LOLA einen wichtigen Nebeneffekt, der eigentlich die verantwortet, eine andere Sprache: Im Jahr 2005 Hauptsache sein sollte: Nie saßen in einer öf- hatte die Deutsche Filmakademie 565 Mitgliefentlichen Jury so viele kompetente Fachleute der. 76 Personen waren damals für einen Filmzusammen, um über Leistungen zu entscheiden, preis nominiert. Davon waren 43 Personen keideren Beschaffenheit ihr tägliches Brot ist. Und ne Mitglieder der Deutschen Filmakademie. Ein dies wiederum hatte noch einen Nebeneffekt, Phänomen, das sich bis heute beobachten lässt, Deutscher Filmpreis 2009


Auch die Filmpreisverleihung atmet seit 2005 mehr denn je den Geist des Kinos, was daran liegt, dass die produzentische und künstlerische Verantwortung für diese große und wichtige Fei-

er des deutschen Films in den Händen der Filmakademie liegt und aus der Mitgliedschaft heraus unterstützt wird. Die Produzenten Nico Hofmann und Thomas Peter Friedl lieferten gleich zum Auftakt 2005 mit dem neuen Gastgeber Michael Bully Herbig den überzeugenden Beweis dafür, dass die Branche sich nicht nur selbst feiern kann, sondern auch in der Lage ist, ihre gute Stimmung, die auch eine Aufbruchsstimmung war, einem Publikum zu vermitteln. „Zum ersten Mal ist die 2003 gegründete Deutsche Filmakademie verantwortlich für die Verleihung der Filmpreise, der 55. insgesamt. Sie hat die Vorauswahl organisiert und fürs Sponsoring gesorgt, hat den Abend

Foto: © Florian Liedel

obwohl die Zahl der Mitglieder jährlich steigt. So hatte die Filmakademie 2006 bereits 707 Mitglieder. Von den damals 64 nominierten Personen waren 34 nicht in der Filmakademie. 2007 waren es 829 Mitglieder, 70 Nominierte, davon 40 nicht in der Filmakademie. 2008 war das Verhältnis erstmalig umgekehrt: Bei 991 Mitgliedern und 62 Nominierten waren die Mitglieder mit 35 in der Mehrheit. Jetzt, 2009, da die Filmakademie 1100 Mitglieder zählt, sind unter den 66 Nominierten 38 nicht Mitglieder der Deutschen Filmakademie. Selbstbedienung sieht anders aus. Die Mitglieder der Filmakademie entscheiden nach Geschmack und Wissen. Dass nach den Nominierungen und nach den Filmpreisen viele der Nominierten und Preisträger Mitglieder wurden, liegt in der Natur der Sache: Sie haben verstanden, dass sie von ihren Kolleginnen und Kollegen als Kreative des Kinos wahrgenommen und anerkannt wurden.

vorbereitet und die Fernsehausstrahlung und ist vor allem für das neue Feeling verantwortlich, für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Branche“, lobte die „Süddeutsche Zeitung“ die erste Gala der Filmakademie im Juli 2005. 5


Und der Berliner „Tagesspiegel“ beschrieb das als Gefühl, was für die Macher aus der Filmakademie tatsächlich das Ziel des Abends gewesen war: „Eine Woge der Begeisterung schwappte durch den Saal der Zufriedenheit über diesen krönenden Abschluss eines an Höhepunkten doch wirklich nicht armen Abends. Der, wie versprochen, Emotionen geboten hatte, Freude vor allem, gut durchgemischt mit Humor, Selbstironie auch, ab und zu eine Prise Klamauk – und kaum Längen. [...] Der Abend, eine Premiere für die Filmakademie, war mehr als gelungen. [...] Sie haben es schön hingekriegt, die mittlerweile 652 Leute von der Deutschen Filmakademie. Sich selbst haben sie ein fröhliches Fest bereitet in der Berliner Philharmonie und ihren Gästen und den Fernsehzuschauern noch dazu. [...] Aber zu spüren war während des angenehm straff organisierten, heiter und warmherzig beseelten Abends ein neuer Geist.” Vier Mal waren Hofmann und Friedl für den Abend verantwortlich. Im vergangenen Jahr holten sie mit Barbara Schöneberger eine Nachfolgerin für Michael Bully Herbig, die stark und 6

selbstbewusst genug war, diese Herausforderung anzunehmen. Sie wird auch in diesem Jahr wieder Gastgeberin sein, wenn erstmalig der Regisseur und Akademie-Vorstand Hans-Christoph Blumenberg die künstlerische Leitung inne hat. Und nichts spricht dafür, dass nicht auch im fünften Jahr der Gala aus dem Haus und dem Geist der Deutschen Filmakademie wieder das zustande kommt, was den DEUTSCHEN FILMPREIS neben der nicht zu unterschätzenden finanziel-

len Implikation so wertvoll und unverzichtbar macht – ein Fest für den Film, seine Macher und sein Publikum. Für Blumenberg geht es darum, dass das „Publikum noch mehr Lust auf das deutsche Kino bekommt.“ Und darum geht es auch der Deutschen Filmakademie.

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harmantestes Lächeln

lamourösester Auftritt

pruch des Abends

Verleihen Sie doch Ihre ganz persönlichen LOLAs. Das ZDF wünscht Ihnen viel Vergnügen bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises.


Wenn 1100 kreative Filmschaffende die Arbeit ihrer Kollegen betrachten, beurteilen und schließlich bewerten, kommen am Ende nicht nur kompetente Entscheidungen heraus, die genauso umstritten sein können wie jede andere Entscheidung auch. Es kommt vor allem dabei heraus, dass die Filmschaffenden die Gelegenheit wahrnahmen, das Filmschaffen komplett und mit wachen Augen zur Kenntnis zu nehmen. Das hat die Filmkultur in Deutschland endlich auf Diskurs-Kurs gebracht, die Wahrnehmung von Themen und Formen verstärkt – und wird damit auf Dauer noch mehr zur derzeit erfreulich auffälligen Vielfalt des deutschen Films beitragen. Dies ist das besonders Wichtige an dem Auswahlverfahren der Deutschen Filmakademie, das darüber hinaus so konzipiert ist, dass das Know-how der einzelnen Berufsgruppen in der Akademie ausdrücklich gefragt und eingesetzt wird. Anfangs wählen Spezialisten die Filme und Leistungen für die Vorauswahl. Die einzelnen Sektionen besorgen dann die Nominierungen für ihre Berufskollegen. Und alle Mitglieder finden so die kompetente Basis für die endgültige Entscheidung für die Preisträger. 8

Fotos: © Florian Liedel

DIE Jurys – vorauswahl und ehrenpreis

Spielfilm Jan Tilman Schade Musik/Schnitt/Ton Kit Hopkins Drehbuch Volker Schlöndorff Regie Birge Schade Schauspiel Knut Loewe Szenenbild/Kostümbild/ Maske Hendrik Handloegten Regie Joachim von Vietinghoff Produktion Monika Griefhahn (Kulturausschuss Deutscher Bundestag) Barbara Rudnik Schauspiel Wolfgang Treu Kamera Peter Zenk Produktion Barbara Hennings Musik/Schnitt/Ton Es fehlt: Dorothee Bär Kulturausschuss Deutscher Bundestag

Kinder- und Jugendfilm Natja Brunckhorst Drehbuch Sven Burgemeister Produktion Elisabeth Trissenaar Schauspiel Anna Loos Schauspiel Es fehlen: Lars Becker Regie Marco Wanderwitz (Kulturausschuss Deutscher Bundestag) Dokumentarfilm Stefan Tolz Ute Badura Bertram Verhaag Angelika Krüger-Leißner (Kulturausschuss Deutscher Bundestag) Jörg Bundschuh Nicole Leykauf Deutscher Filmpreis 2009


Fotos: © Florian Liedel

Regie Erwin Keusch Peter Lichtefeld Anno Saul Dominik Reding Ralf Huettner

Schauspiel Angela Roy Ulrike Luderer Hartmut Becker Ilona Schulz Hansi Jochmann

Drehbuch Knut Boeser Holger Franke Henriette Piper Christoph Darnstädt Es fehlt: Stefan Dähnert

Szenenbild/ Kostümbild/Maske Toni Lüdi Ingrid Zoré Lothar Holler Jana Karen Erwin Prib

Musik/Schnitt/ Tongestaltung Arne Schumann Marcel Spisak Claudia Fröhlich Josef Bach Uta Schmidt Manfred Arbter

Kamera/ Bildgestaltung Jo Heim Hagen Bogdanski Peter Ziesche Jacques Steyn Franz Rath

Ehrenpreisjury (ohne Foto)

Bernd Eichinger Stefan Gärtner Reinhard Hauff Mechthild Holter Michael Bully Herbig

Franz Kraus Roland Suso Richter Günter Rohrbach Barbara Rudnik Jasmin Tabatabai 9


NOCH MEHR LUST AUF DEUTSCHES KINO Ein Gespräch mit Hans-Christoph Blumenberg, dem neuen künstlerischen Leiter der LOLAVerleihung, über Preise und Partner, Bühne und Bildschirm und die Herausforderungen für die Moderatorin Barbara Schöneberger. ?? Der Wechsel in der künstlerischen Leitung für die Filmpreis-Gala ist ja nicht das Ergebnis eines Putsches, sondern eine angekündigte Veränderung. Dennoch bleiben Vergleiche nicht aus. Was soll auf jeden Fall bleiben? Und was soll sich auf jeden Fall verändern? Blumenberg: In den Jahren, in denen Nico Hofmann und Thomas Peter Friedl verantwortlich waren, ist die Veranstaltung immer besser geworden. Die beiden haben großartige Arbeit geleistet. Will sagen: Seitdem die Deutsche Filmakademie die Verleihung des DEUTSCHEN FILMPREISES ausrichtet, hat die Veranstaltung deutlich an Glanz und Witz gewonnen. Es geht also darum, die Arbeit der beiden fortzusetzen, das Niveau, das natürlich in den ersten drei Jahren nicht zuletzt auch durch Bully Herbig geprägt war, zu halten. Dafür muss man aber im Detail auch Dinge verändern. 10

?? Welche Details wären das denn?

Blumenberg: Ja. Und auch da hat es einen Wechsel gegeben. Wir hatten im letzten Jahr das Vergnügen mit Ralf Husmann zu arbeiten, der inzwischen ja nicht nur Comedy-, sondern auch Bestseller-Autor ist und gar keine Zeit mehr hat. Aber ich habe schon im letzten Sommer darüber nachgedacht, wie man ein neues Autoren-Konzept finden kann. Und kam schnell auf Johanna Adorján, die ich für eine der besten und witzigsten jungen Autorinnen halte – als Journalistin und Redakteurin der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“…

Blumenberg: Wir wollen zum Beispiel weniger mit vorproduzierten MAZ-Zuspielern arbeiten. Und weil wir mit Barbara Schöneberger eine glänzende Moderatorin haben, die ja auch eine sehr gute Entertainerin ist, wollen wir ihr mehr die Möglichkeit geben, live mit dem Publikum zu interagieren und sie weniger in Zuspielern auftreten lassen. Der DEUTSCHE FILMPREIS wird ja auch durch ihre Person repräsentiert. Je mehr Möglichkeiten wir ihr also geben, mit dem Publikum zu spielen, um so charmanter kann der ??…und auch als angehende Bestseller-Autorin. Abend werden.

?? Sieht sie das auch so? Ist sie mit einbezogen in Blumenberg: Ja, jetzt aktuell hoch gelobt mit ihrem ersten Buch „Eine exklusive Liebe“. Sie ist die Entwicklung neuer Ideen, neuer Varianten? der Filmbranche verbunden, hat zum Beispiel Blumenberg: Selbstverständlich. Ich bin seit Mo- mit Heike Makatsch das Drehbuch zu dem Film naten mit ihr regelmäßig im Gespräch. Und gera- SCHWESTERHERZ geschrieben. Und als ich sie de, weil sie eine Entertainerin ist, hat sie beson- fragte, ob sie das Drehbuch zur Filmpreis-Verleideren Spaß daran, live zu arbeiten. Und sie ist in hung schreiben wolle, war sie im ersten Moment ganz überrascht. Im zweiten Moment hatte sie alle Phasen der Vorbereitung eingebunden. aber Lust, darüber zu reden – und wir stellten ?? Das gilt ja auch für die Autoren oder Autorinnen. schnell fest, dass das eine gute Idee sein könnte. Deutscher Filmpreis 2009


nehmen, die die Leute im Moment beschäftigen. Was wahrlich nicht heißt, dass die LOLA-Verleihung eine Zwei-Stunden-Veranstaltung über die Weltwirtschaftskrise wird. ?? Aber auch keine Zwei-Stunden-Veranstaltung über die Krise des deutschen Films?

Blumenberg: Wo soll denn da die Krise sein? Wahrscheinlich ist es im deutschen Film seit Jahren nicht mehr so krisenfrei zugegangen wie im Augenblick. Der Marktanteil ist markant, die in?? Diese Kombination klingt gewagt. Hatten Sie ternationale Aufmerksamkeit ist hoch. Selbst eivon Anfang an das Gefühl, dass da kreativ die nen Oscar gab es wieder. Und ich will nicht sagen: nur einen Kurzfilm-Oscar. Der hat denselben Wert Funken stieben könnten? wie ein anderer. Blumenberg: Wenn man eine Kombination schafft aus zwei Vertretern unterschiedlicher ?? TV-Partner bei der Verleihung ist das ZDF. Wie Schreibpositionen, die aber verbunden sind gestaltet sich hier die Zusammenarbeit? durch eine gemeinsame Liebe zum Film und beide auf der Höhe der Zeit, ist das ein guter Weg. Blumenberg: Wir haben mit dem UnterhaltungsDenn für mich ist sehr wichtig beim DEUTSCHEN chef Manfred Teubner und der verantwortlichen Filmpreis 2009, dass man auch merkt: Es ist der Redakteurin Susanne Krummacher zwei Partner, DEUTSCHE Filmpreis 2009 und nicht 2007 oder die leidenschaftlich und sehr konstruktiv bei der 1999. Die Veranstaltung muss ja die Themen auf- Sache sind. Es ist eine Veranstaltung der Deut-

schen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem BKM, die vom ZDF übertragen wird. Da heißt es, eine gemeinsame Linie zu finden. Da kommen natürlich auch Ideen vom ZDF. Am Ende ist es für uns alle wichtig, dass wir nicht nur eine glamouröse Veranstaltung haben, die dem Publikum im Saal gefällt, sondern auch einem Fernsehpublikum, das die Show leider erst ab 22.15 Uhr sehen wird. ?? Um diese Zeit wird freitags im ZDF gerne gekocht. In der Gala auch? Blumenberg: Ich kann bereits jetzt versprechen: In der Show wird nicht gekocht. Und es werden auch keine Köche Paten, Laudator oder Preisträger sein! Es könnten natürlich Köche im Publikum sitzen. Ich hoffe sehr, 11

Foto: © Mathias Bothor

Dazu kam dann schnell die Idee, Johanna Adorján mit einem zweiten Autor zusammenzubringen, der über viel Erfahrung beim Schreiben von solchen Shows verfügt. Da kommt Christof Mannschreck ins Spiel, ein kluger, vielfach bewährter Autor großer Fernseh- und Preisgalas. Ein enger Mitarbeiter von Thomas Gottschalk zum Beispiel. Die beiden sind jetzt das Autorenteam. Und obwohl sie aus sehr unterschiedlichen Traditionen des Schreibens kommen, verstehen sie sich blendend und arbeiten sehr gut miteinander.


dass zum Beispiel Sarah Wiener mit ihrem Mann Peter Lohmeyer kommt. Aber KochshowElemente sind definitiv nicht vorgesehen.

Blumenberg: Natürlich. Es ist die große Möglichkeit, zwei Stunden für den deutschen Film zu werben. Und das tun wir schon dadurch, dass wir den deutschen Film in seiner Vielfalt zeigen. Eine Vielfalt, die sich ja auch hervorragend in den Nominierungen widerspiegelt.

Foto: © Florian Liedel

?? Es soll natürlich auch eine Show für das Fernsehpublikum sein. Aber darüber hinaus doch sicher auch eine Show, die – wenn auch ohne Kochrezepte – das Fernsehpublikum auf den Geschmack fürs Kino bringen soll.

?? Um welche Themen wird es denn gehen? Um Thema entsteht zur Zeit originelles, komödianti- ein Regisseur, der in der Lage ist, die Stimmung, die man sich in einem solchen Saal wünscht und welche Personen oder Tendenzen? sches Material für unsere Moderatorin. die in einem solchen Saal entstehen soll, in die Blumenberg: Es gibt gewisse Trends, die eine ?? Wie schaffen Sie denn den angesprochenen Sendung zu transportieren. Und wir haben mit Rolle spielen könnten: die neue Welle der Litera- Brückenschlag vom Saal- zum Fernsehpublikum? Utz Weber, der das ja auch nicht zum ersten Mal macht, einen der Besten dieses Faches. Utz Weber turverfilmungen etwa oder die Tendenz zu regionalen Dialekt-Filmen. Natürlich kommen wir um Blumenberg: Das Wichtigste, was man neben der weiß zum Beispiel sehr genau, wie man mit dem die globale Finanzkrise nicht herum. Zu diesem Moderatorin an einem solchen Abend braucht, ist Publikum arbeitet, wie man Reaktionen einfängt 12

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und schneidet, wie man die Spannung zwischen die Preisträger, die auf die Bühne stolpern und Barbara Schöneberger und ihrem Publikum er- sagen, sie hätten mit nichts gerechnet. Wir hoffen auch nicht auf die Preisträger, die auf der Bühfasst – und dem Fernsehpublikum vermittelt. ne einen Zettel mit dreißig Namen hervorkramen. ?? Sie sind ja auch Regisseur. Beißt sich da was? Wir wünschen uns die Preisträger, die sich charmant und auf persönliche Weise bedanken. Und Blumenberg: Nein, als künstlerischer Leiter ist das sind ja glücklicherweise doch viele. man eine Art Zirkusdirektor. Das ist eine Rolle wie die von Peter Ustinov in LOLA MONTEZ. Du ?? Bleiben noch die Paten. Die sollten ja möglichst musst dafür sorgen, von allen Mitwirkenden die prominent und kompetent sein. Man will als bestmöglichen Leistungen auf ihrem Gebiet zu Preisträger vom Paten ernst genommen werden. bekommen. Man könnte auch sagen: Der künst- Und man will als Publikum und Veranstalter auch lerische Leiter ist der Trainer. Aber während des Glamour. Spiels hat der Regisseur auf dem Platz die Fäden in der Hand. Utz Weber ist sozusagen der Spielma- Blumenberg: Prominenz und Kompetenz ist ja cher, die klassische Nummer Zehn beim Fußball. kein Widerspruch. Und ich glaube, dass es uns gelungen ist, eine wunderbare Gruppe aus Damen ?? Dennoch kommt der Charme einer solchen Ver- und Herren zusammenbekommen zu haben, die anstaltung auch durch die Unberechenbarkeit sowohl das eine als auch das andere verkörpern. Ich finde zum Beispiel die Tradition sehr gut, dass mancher Protagonisten. Gewinner des Vorjahres Preise vergeben – wie Blumenberg: Ja. Und es gibt einen Faktor, der völ- zum Beispiel Elmar Wepper. Es werden aber auch lig unberechenbar ist – die Preisträger. Da können prominente und kompetente Paten dabei sein, die große emotionale Momente entstehen wie mit Kate noch bei keiner Preisverleihung zu sehen waren. Winslet bei den Oscars. Wir wünschen uns ja nicht

?? Aber es sind ausschließlich Filmschaffende. Blumenberg: Auf jeden Fall. Es ist ja der Deutsche Film- und nicht der Deutsche Fernsehpreis. Da sollen als Paten Menschen auf die Bühne, die mit dem Kino verbunden sind. Das sehen unsere Partner beim ZDF genauso. Es gibt viele prominente Fernsehstars, die noch nie für das Kino gearbeitet haben. Da sind tolle Leute dabei, aber die passen nicht wirklich in unser LOLA-Konzept. Andererseits braucht man natürlich bekannte Gesichter. Es gibt ja bei den nominierten Filmen durchaus einige, die einem breiteren Publikum nicht so bekannt sind. Das ist normal und sagt überhaupt nichts über die Qualität der Nominierungen aus. Aber dann sollten prominente Paten die Aufmerksamkeit für diese Filme und Leistungen steigern. Das ist eine der Aufgaben eines solchen Abends. Das verbindet sich mit der Hoffnung, dass das ZDF-Publikum durch die LOLA-Gala noch mehr Lust auf deutsches Kino bekommt: am liebsten sowohl auf das von Bernd Eichinger und Uli Edel als auch auf das von Andreas Dresen und Christian Petzold. (Das Interview führte Alfred Holighaus.) 13


Wertvoller als die Wirklichkeit – Ein GruSS an den Ehrenpreisträger des DEUTSCHEN FILMPREISES: Vicco von Bülow Seit einiger Zeit habe ich das große Vergnügen, meinen Freund Vicco von Bülow beim Anfertigen von Dankesreden beobachten zu dürfen. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, nach einem an Arbeit überreichen Leben etwas kürzer zu treten und nur noch zu zeichnen. Diesem verständlichen Wunsch verdanken wir leider auch die schmerzliche Tatsache, dass seinen zwei Spielfilmen kein dritter gefolgt ist. Loriot ist damit zweifelsohne der deutsche Erfolgsregisseur mit der kürzesten Filmografie – und doch hat er mit seinen zwei Werken ÖDIPUSSI und PAPPA ANTE PORTAS mehr Zuschauer erreicht, als so mancher von uns mit einer weit größeren Anzahl von Filmen. Die Tatsache nun, dass Loriot im fortgeschrittenen Alter mit Preisen aller Art bedacht wird, hat einen wunderbaren Nebeneffekt. Er ist genötigt, Worte des Dankes zu verfassen und hat auf diese Weise eine – sein filmisches Oeuvre an Umfang weit übertreffende – Sammlung von Reden zu

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Papier gebracht, herrliche Miniaturen von großer Bescheidenheit und enormer Sachkenntnis. Wo er sich zum Thema Film äußert, fällt sein profundes Wissen ins Auge, das weit über den ihm als Regisseur nachgesagten Perfektionismus hinausgeht. Es handelt sich um geradezu philosophische Betrachtungen der technischen und finanziellen Aspekte der Kinematografie: „Was ist Film? Zunächst bedeutet ‚Film’ die Möglichkeit, 24 Bilder in einer Sekunde zu betrachten. Das sind 86.400 Bilder pro Stunde! Also rund 130.000 Bilder bei Spielfilmlänge. Und wenn der Bundesbürger im Jahr 35 Kinovorstellungen besuchte, hätte er in diesem Zeitraum 4.550.000 Bilder gesehen. Auch der routinierteste Betrachter von Bildergalerien, Bilderbüchern, Illustrierten, Zeitschriften, Fotoalben und Ansichtspostkarten kann da kaum mithalten. Hier liegt die ungeheure Bedeutung des Mediums ‚Film’ für unsere schnelllebige Zeit“ – und weiter, nicht weniger tief: „Wir sind es gewohnt, den Wert ei-

ner Sache – und damit auch ihre geistig-moralische Bedeutung – an ihren Kosten zu messen. So gesehen, zählt der Film zu den kostbaren Kulturgütern unserer Zeit. Der Spielfilm als künstlerischer Spiegel der Wirklichkeit ist kostspieliger, also wertvoller als die Wirklichkeit.“ Dass ein derart intimer Kenner der Materie wie Loriot es bei nur zwei Spielfilmen bewenden

(Vicco von Bülow anlässlich der Verleihung des „Goldenen Möbelwagens“ in der Stuttgarter Liederhalle, 12. Februar 1983)

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Foto: © Wilhelm W. Reinke

ließ, kann nur einen Grund gehabt haben: seine bedingungslose Liebe zur Symmetrie: zwei Buchsbäume auf der Terrasse, zwei Möpse, zwei Töchter – zwei Filme. Das lässt sich einfach besser arrangieren. Und nun, um die Reihe zu vervollständigen, der zweite DEUTSCHE FILMPREIS – nach dem Filmband in Gold für seine komödiantische Leistung in ÖDIPUSSI (1989), übrigens das einzige Mal in der Geschichte des DEUTSCHEN FILMPREISES seit 1951, dass es in dieser Kategorie eine Auszeichnung gab. Das ist kein Zufall, denn Loriot ist einmalig. Wir alle verdanken ihm viel. Ich selbst habe von niemandem mehr gelernt, persönlich und professionell. Der Deutsche Film verdankt ihm eine – seine – Komik, die nicht aus Schadenfreude resultiert, sondern aus der tiefen und ernsten Kenntnis des Menschen und der Liebe zu ihm. Und das Publikum, dem er sich nie durch billige Späße angebiedert hat, verdankt

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ihm viele Stunden klugen Vergnügens, denn einen Loriot-Film – es sind und bleiben ihrer nun mal nur zwei – kann man gottlob immer wieder sehen. Mit tiefer Verbeugung: Danke, Vicco! Stefan Lukschy

„Als Leiter des Referates für kulturelle Angelegenheiten auf Bundesebene und stellvertretender Kulturbeauftragter des Rahmenausschusses der Sonderbereiche Kunst und Integration, Kunst und Kommunikation und Kunst und kulturelle Koordination zur Aktivierung und Optimierung der Bundesmodelle für kulturelle Investitionsprogramme übermittle ich Ihnen, auch im Auftrag des persönlichen Referenten der Abteilung kulturelle Öffentlichkeitsarbeit der Frau Bundeskanzlerin sowie des Arbeitskreises Kunst und Kultur im Informationsstab des Herrn Bundespräsidenten, die herzlichsten Grüße.“ (Vicco von Bülow anlässlich der Wiedereröffnung des Deutschen Theaters in München, 8. Oktober 1982)

„Als er seinen ersten Spielfilm drehte, war er bereits in seinen Sechzigern. Gleichwohl nannte er sich in schöner Selbstironie einen „Jungfilmer“. Er hat dann nach ÖDIPUSSI nur noch einen weiteren Film, PAPPA ANTE PORTAS, inszeniert, beides Höhepunkte deutscher Komödienproduktion, beide unvergleichlich in ihrem Witz und ihrer intellektuellen Brillanz. Vicco von Bülow, genannt Loriot, hatte sich viele Jahre lang auf seine Filmkarriere vorbe16

reitet. In zahlreichen Fernsehsketchen hatte er seinen unverwechselbaren Stil entwickelt. Sein Humor gründete in der genauen Beobachtung der Wirklichkeit. Deren immanente Komik, genaues Timing, seine bis ins Pedantische reichende Sorgfalt in den Arrangements begründeten seine singuläre Position unter den Komikern dieses Landes. Kein anderer hat in den vergangenen Jahrzehnten ein vergleichbares Niveau erreicht. Auch wenn er selbst nur

zwei Spielfilme gedreht hat, so wurde er doch zum Vorbild für jene, die sich neben und nach ihm auf diesem Feld bemüht haben. Er hat d i e Standards gesetzt, an denen sie sich zu orientieren hatten. Alle haben sie von ihm gelernt, alle schulden wir ihm Dank für ein bewundernswert großes Werk.“ Begründung der Ehrenpreisjury Deutscher Filmpreis 2009


WIE GEHT KINO?

Wir erkl채ren es!


Die Nominierungen zum Deutschen filmpreis 2009 Programmfüllende Spielfilme DER BAADER Bernd Eichinger – MEINHOF Constantin Film KOMPLEX Produktion GmbH CHIKO Fatih Akin, Klaus Maeck – corazón international GmbH & Co KG IM WINTER EIN Uschi Reich, JAHR Martin Moszkowicz – Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH, Constantin Film Produktion GmbH JERICHOW Florian Koerner von Gustorf, Michael Weber – Schramm Film Koerner & Weber JOHN RABE Mischa Hofmann, Benjamin Herrmann, Jan Mojto – Hofmann & Voges Entertainment WOLKE 9 Peter Rommel – Rommel Film e.K.

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Programmfüllende Dokumentarfilme LENIN KAM NUR Marianne Schäfer – BIS LÜDENSCHEID Florianfilm GmbH NOBODY’S Niko von Glasow – PERFECT Palladio Film

Beste Regie Andreas Dresen WOLKE 9 Uli Edel DER BAADER MEINHOF KOMPLEX Florian Gallenberger JOHN RABE Christian Petzold JERICHOW

Programmfüllende Kinder- und Jugendfilme HEXE LILLI, DER Corinna Mehner, DRACHE UND DAS Michael Coldewey – MAGISCHE BUCH blue eyes, Trixter WAS AM ENDE Susann Schimk, ZÄHLT Jörg Trentmann – credofilm GmbH

Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle Anna Maria Mühe NOVEMBERKIND Ursula Werner WOLKE 9 Johanna Wokalek DER BAADER MEINHOF KOMPLEX

Bestes Drehbuch Christian Schwochow, NOVEMBERKIND Heide Schwochow Johanna Stuttmann NACHT VOR AUGEN Özgür Yildirim CHIKO

Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle Josef Bierbichler IM WINTER EIN JAHR Denis Moschitto CHIKO Ulrich Tukur JOHN RABE

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Beste Filmmusik Element of Crime ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE Annette Focks KRABAT Niki Reiser IM WINTER EIN JAHR

Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle Irm Hermann ANONYMA Susanne Lothar FLEISCH IST MEIN GEMÜSE Sophie Rois DER ARCHITEKT

Bester Schnitt Anne Fabini BERLIN CALLING Peter Przygodda, PALERMO SHOOTING Mirko Scheel, Oli Weiss Patricia Rommel IM WINTER EIN JAHR Sebastian Thümler CHIKO

Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle Steve Buscemi JOHN RABE Andreas Schmidt FLEISCH IST MEIN GEMÜSE Rüdiger Vogler EFFI BRIEST

Beste Tongestaltung Manfred Banach, KRABAT Tschangis Chahrokh, Dirk W. Jacob, Carsten Richter Manfred Banach, ANONYMA Christian Conrad, Martin Steyer Bestes Kostümbild Christian Bischoff, NORDWAND Lucie Bates EFFI BRIEST Tschangis Chahrokh, Lisy Christl JOHN RABE Birgit Missal DER BAADER MEINHOF Heinz Ebner, Guido Zettier KOMPLEX

Beste Kamera/Bildgestaltung Kolja Brandt NORDWAND Jürgen Jürges JOHN RABE Wedigo von LULU & JIMI Schultzendorff

Bestes Szenenbild Christian M. Goldbeck KRABAT Tu Juhua JOHN RABE Udo Kramer NORDWAND

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ANONYMA „Die Geschichte ist sehr lästig.“ In der Lakonie dieses Satzes, mit der vor fünfzig Jahren eine Frau in Berlin ihr eigenes Schicksal nach dem Zweiten Weltkrieg in der befreiten und damit naturgemäß auch besetzten ehemaligen Reichshauptstadt kommentierte, liegen Faszination und Risiko eines Kinostoffes für ein heutiges Publikum. Die klug und offen geschriebenen Memoiren einer Journalistin, die sich mit einem Tabu auseinandersetzte, das lange Zeit nicht nur zu ihrem Alltag im Nachkriegsdeutschland gehörte, erschienen in einem kleinen Schweizer Verlag genau zu der Zeit, da man sich in (West-)Deutschland noch für die Verbrechen des Nationalsozialismus schämte, aber auf eigene, neue, vor allem wirtschaftliche Leistungen besonders stolz war. Da passte es

weder, dass deutsche Frauen von den verdienten Siegern misshandelt worden waren, noch, dass einige von ihnen dieser Misshandlung mit Mitteln trotzten, die vermeintlich unter ihrer Würde waren. ANONYMA, so nannte sich die Frau, die damals davon erzählte, wohlweislich, hatte nicht als Einzige aus der Not eine Tugend gemacht und die Grausamkeit mit Pragmatismus beantwortet, indem sie die Qualität ihrer Opferrolle selbst bestimmte. Als das Buch 2003 noch einmal erschien, wurde es zum Bestseller. Max Färberböcks Film gibt der anonymen Frau ein Gesicht. Er gibt der ganzen Geschichte viele Gesichter. Die Geschichte ist immer noch lästig. Aber die Last der Geschichte wurde zur Herausforderung des Kinos. Historische Filme müssen aus bekannten Bildern neue Bilder machen. Aus bekannten Aktionen Überraschungen, und sie finden eine künstliche Welt mitten im erwarteten Realismus vor. Das erzählt sich über Kostüme und Szenenbild, über Kameraführung und Musik, über Darstellung und über den Klang. Der O-Tonmeister Manfred Banach, der Sound-Designer

Christian Conrad und der Mischtonmeister Martin Steyer (Beste Tongestaltung) haben den Tönen erstaunlich viel Raum gegeben. In einer Umgebung, wo alles in Schutt und Asche liegt, haben sie Ordnung in ein akustisches Chaos gebracht. Die Stille im Luftschutzraum ist zu hören, weil es vor dem Angriff nichts anderes gibt. Laut wird es, wenn geschossen wird. Aber auch in der Kakophonie eines Feuerhagels lässt uns der Ton des Films einzelne tödliche Schüsse hören, damit der Film den Krieg als massenhaftes Beste weibliche Nebenrolle – Irm Hermann – PAPPA ANTE PORTAS (1991) – DER ZAUBERBERG (1982) – FÜNF LETZTE TAGE (1982) – ANGST ESSEN SEELE AUF (1974) Foto: © Thomas Dashuber

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Leid für Individuen erzählen kann. In diesem Sinne liefert die Tongestaltung den eigentlichen Soundtrack dieses Films, in dem sich die sparsam komponierte Filmmusik deutlich zurückhält. Nina Hoss ist die anonyme Frau, deren verletzliches Selbstbewusstsein sie zum Zentrum eines Mikrokosmos werden lässt, in dem es ums Leben, ums Überleben geht und auch um Liebe gehen darf. Und wie immer hat der Schauspieler-Regisseur Färberböck ein Ensemble um sie

versammelt, das Raum braucht und bekommt. Irm Hermann (Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) nutzt diesen Raum klug und effektiv. Irm Hermann, die auf eine über vierzigjährige Karriere im Kino, auf der Bühne und im Fernsehen zurückblicken kann, die abwechslungsreicher und aufregender kaum sein könnte, verkörpert in ihrer Rolle der ApothekerWitwe nicht nur das Schicksal einer Frau zwischen angedeuteter Opposition und gelebtem Opportunismus. Sie verkörpert einen Zustand.

In kurzen, mit großer Freude, großer Präzision und auch erkennbarer Melancholie gespielten Szenen ist sie Michel und Mätresse in einer Person. Man ist immer noch von dem überzeugt, wofür sie gerade leidet. Und man möchte nicht untergehen in dem, was einen offensichtlich erwartet und sowieso nicht zu ändern ist. Irm Hermann spielt auf den Punkt das Allzumenschliche, was einen rührt und zugleich abstößt.

Beste Tongestaltung – Manfred Banach

Beste Tongestaltung – Christian Conrad

Beste Tongestaltung – Martin Steyer

– DER VORLESER (2009) – ANONYMA (2008) – DER LADEN (1998) – DER KINOERZÄH LER (1993)

– BRONSON (2009) – OUTLAW (2007) – LAST KING OF SCOTLAND (2007) – FATELESS (2005)

– YELLA (2007) – LAST KING OF SCOTLAND (2007) – KNALLHART (2006) – FRÄULEIN PHYLLIS (2007)

Foto: © Matt Klitscher

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DER ARCHITEKT Die ganze Leinwand ist weiß. Schneegestöber ist zu hören. Langsam zeichnet sich ein schwarzer Punkt ab und man erkennt die Umrisse einer Frau, die sich schwer atmend durch den Schnee kämpft: Sophie Rois (Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle). Als sie an der Hütte von Maria ankommt, findet sie die Alte tot im Schnee liegend. Das Telefon in Georgs (Josef Bierbichler) Architektur-Büro in Hamburg klingelt. „Hier ist Hannah.“ „Wer?“ „Ich habe gerade Deine Mutter gefunden. Sie ist tot.“ Mehr wird nicht gesagt. Man spürt sofort, dass sich die beiden gut kennen müssen, aber vielleicht lange nicht gesprochen haben. Irgendetwas ist seltsam. DER ARCHITEKT Georg legt einfach auf und ignoriert das Telefonat.

Als ein paar Tage später der Pfarrer anruft, um ein paar Details zur Beerdigung zu klären, geht Georgs Frau (Hilde van Mieghem) an den Apparat. Erst so erfährt sie, dass ihre Schwiegermutter gestorben ist. Kurz entschlossen ruft sie ihre beiden Kinder (Sandra Hüller und Matthias Schweighöfer) herbei und nötigt Georg, gemeinsam in sein Heimatdorf nach Tirol zu fahren. Als Hannah nach der Beerdigung zum Leichenschmaus kommt, tauschen Georg und sie einen ersten Blick: heimlich, schnell, beinahe verlegen. Wieder spürt man, dass die beiden mehr verbindet, als die anderen wissen. Bei der Testamentsverlesung kommt es dann heraus: Der 19-jährige Junge, der neben Hannah sitzt, ist Georgs Sohn. Die Familie ist geschockt. Bis auf Georg wusste niemand davon. Sophie Rois spielt die Rolle der ehemaligen Geliebten sehr zurückhaltend. Im schönsten Österreichisch sagt sie gleich zu Beginn, dass sie Veränderungen nicht mag. Und man glaubt ihr sofort: Sie kümmert sich um ihren Laden, mag die Berge und den vielen Schnee, ist stolz auf ihren Sohn – und hat Georg über all die Jahre wahr-

scheinlich nie vergessen. Sophie Rois schafft es sanft, aber mit Nachdruck, die Zuschauer zu Komplizen zu machen – und sich selbst nicht zum Opfer. Wenn Hannah für Georg einen Kaffee kocht, bekommt sie einen verklärten Blick, ein seliges Lächeln, beinahe wie ein kleines Mädchen. Und wenn sie sich das einzige Mal wieder küssen – natürlich just in dem Moment, als Georgs Frau anruft –, dann beißt sie sich verlegen auf die Lippen und schleicht rücksichtsvoll aus dem Zimmer. Man ist ganz auf ihrer Seite. Beste weibliche Nebenrolle – Sophie Rois – LICHTER (2003) – DIE SIEBTEL BAUERN (1999) – DR. KNOCK (1996) – WIR KÖNNEN AUCH ANDERS (1993)

Foto: © Thomas Aurin

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Deutscher Filmpreis 2009


DER BAADER MEINHOF KOMPLEX „Dieses Buch ist keine Anklageschrift und nicht das Plädoyer eines Verteidigers. Es ist auch kein Urteil, weder in juristischer noch in historischer Hinsicht“, schrieb Stefan Aust 1985 als Vorbemerkung in die erste Ausgabe seines Buches über den BAADER MEINHOF KOMPLEX und schloss mit den Worten: „Wertungen habe ich möglichst vermieden. Dennoch ist die Auswahl des Materials, die Gewichtung, die Zusammenstellung meine subjektive Entscheidung.“ Diese Entscheidungen kamen mehr als zwanzig Jahre später erneut auf ihn zu, als er gemeinsam mit dem Produzenten Bernd Eichinger (Bester programmfüllender Spielfilm) das Dreh-

buch zur fiktionalen Verfilmung dieses Buches kennt – hat Eichinger auch Uli Edel (Beste Regie) schrieb. Die Verfilmung eines Buches, die vor al- gebeten, diesen Film zu inszenieren. Unmittelbar lem aber die Verfilmung eines Stückes deutscher nach dem Deutschen Herbst erzählten die beiden Geschichte ist, die schon über drei Jahrzehnte als junge Filmemacher eine andere Geschichte zurückliegt – und doch wieder stark präsent aus der deutschen Wirklichkeit, die Geschichte ist. Bernd Eichinger, der sich besonders bei den der KINDER VOM BAHNHOF ZOO. Danach hat Uli Produktionen geschichtlicher Themen der Con- Edel in den USA gearbeitet. Er hat mit Jennifer stantin Film auch als Autor engagiert, macht Jason Leigh Hubert Selbys Kultroman LETZTE in keiner Sekunde des Films einen Hehl daraus, AUSFAHRT BROOKLYN verfilmt. Und mit Madondass es auch ihm um subjektive Entscheidun- na und Willem Dafoe den Erotikthriller BODY OF gen ging. Es ging ihm um historische Ereignisse, EVIDENCE inszeniert. Er machte aus den kultium Wunden in der Gesellschaft. Es ging ihm um gen Kindergeschichten vom KLEINEN VAMPIR historische Figuren. Figuren, die diese Wunden eine erfolgreiche europäische Jugendfilmprogeschlagen haben. Und Figuren, die an diesen duktion und kehrte vor wenigen Jahren mit Wunden noch heute leiden. Es ging ihm aber der Adaption der bekanntesten deutschen Sage auch um die äußere Aktion, die diese Ereignis- für das Fernsehen nach Deutschland zurück – se so spektakulär und – auf welche Weise auch „Die Nibelungen“ mit Benno Fürmann. immer – interessant machten. Deshalb wurde Mit einem beeindruckenden Ensemble deutscher DER BAADER MEINHOF KOMPLEX auch ein Schauspieler aus verschiedenen Generationen – Genrefilm. Deshalb – und weil er die Zeit aus von Hannah Herzsprung, Volker Bruch über der Nähe und die danach eher aus der Distanz Moritz Bleibtreu, Nadja Uhl, Heino Ferch,

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Martina Gedeck und Michael Gwisdek bis zu Bruno Ganz – erzählt Edel, wie und warum Menschen auf den Weg in den Untergrund gerieten. Von Ulrike Meinhof als Mitglied der hanseatischen Linksschickeria, deren Texte sie immer weiter von ihrem Lebensstil entfernten. Vom 2. Juni 1967, dem Sündenfall der Staatsräson und dem Anfang der Gewalt. Von Andreas Baaders proletenhaftem Politmachismo, der die gar nicht brave Pfarrerstochter Gudrun Ensslin fasziniert. Er erzählt von Stammheim, dem Prozess, den Haftbedingungen und der heute kaum noch begreiflichen Welle der Sympathie. Er erzählt von den Unterschieden der ersten und der zweiten Generation, vom Kampf des Staates gegen Terror und vom Kampf des Terrors gegen den Staat, der immer mehr ein Kampf gegen die Menschen, gegen die Menschlichkeit wurde. Dabei haben sich Regisseur Edel und sein Autor und Produzent Eichinger klar dafür entschieden, nichts zu beschönigen. Gewalt wird als Gewalt erzählt.

Fanatismus als Fanatismus. Und Hilflosigkeit als Hilflosigkeit. Wenn Brigitte Mohnhaupt tötet, dann tötet Brigitte Mohnhaupt. Und wenn die Jubelperser vor der Deutschen Oper auf Anti-Schah-Demonstranten einschlagen, dann schlagen sie auf sie ein. Naturgemäß ist DER BAADER MEINHOF KOMPLEX ein Ensemble-Film. Die Bande war ein Ensemble, aber eines, in dem es ständig krachte. Besonders zwischen Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Johanna Wokalek (Beste darstellerische

Foto: © Constantin Film AG

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Leistung – weibliche Hauptrolle) spielt Gudrun Ensslin als sensible, aber auffallend selbstbewusste Frau, extrovertiert, klug, unberechenbar, auch kalt – immer glaubwürdig in ihrer Entwicklung von der politisch um Aufklärung ringenden Studentin zum politischen Wirrkopf mit eingebautem Zeitzünder. „Ich verstehe aus der Geschichte heraus diese Sehnsucht nach einer gerechteren Welt und auch den Kampf dafür. Aber ab dem Moment des Tötens ist sie für mich nicht mehr nachvollziehbar. Der Reiz der

Bester Spielfilm – Bernd Eichinger

Beste Regie – Uli Edel

– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008) – DER UNTERGANG (2004) – DER NAME DER ROSE (1986) – CHRISTIANE F.–WIR KINDER VOM BAHN HOF ZOO (1981)

– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008) – DIE NEBEL VON AVALON (2002) – LETZTE AUSFAHRT BROOKLYN (1989) – CHRISTIANE F.–WIR KINDER VOM BAHN HOF ZOO (1981) Foto: © Constantin Film AG

Deutscher Filmpreis 2009


Rolle lag aber auch darin, eine Frau zu spielen, die mir letztendlich so fremd ist“, beschreibt Wokalek in einem Interview mit der „Welt“ ihre Motivation für diese Rolle. Eine Rolle, für deren Vorbereitung sie sich auch weit in die Welt der Figur hineinbegeben musste: „Ich habe versucht, sie mir aus ihrer Biografie zu erschließen. Natürlich habe ich Stefan Aust gelesen, aber auch ‚Moby Dick’, aus dem sie die Tarnnamen für die Gruppe entnahm. Ich habe ihre Briefe gelesen und ‚Die Reise’ von Bernward Vesper – um Beste weibliche Hauptrolle – Johanna Wokalek – DIE PÄPSTIN (2009) – DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008) – NORDWAND (2008) – HIERANKL (2003)

ein Gefühl zu bekommen für die Zeit. Ich erinnere mich auch an einen Filmschnipsel, in dem man sie sieht, wie sie in den Gerichtssaal kommt, mit ihren schwarzen, schmalen Hosen und der Kunstlederjacke – und es gibt das Tonmaterial. Das war für mich interessant, weil zu hören ist, mit welch großem Sendungsbewusstsein sie gesprochen hat.“ Den Sprung in die Zeit, die für viele noch sehr präsent ist und für andere schlicht Geschichte, schafft der Film übrigens in jeder Phase, wobei Bestes Kostümbild – Birgit Missal

alle Departments hinter der Kamera gute und sorgfältige Arbeit geleistet haben. Die Kostüme spielen für diese Epoche eine besondere Rolle. Deutschland begann, sich allmählich umzuziehen. Krawatten kamen bei jungen Leuten aus der Mode – und wurden dadurch andererseits mehr zum Symbol des Establishments. Kostümchen wurden durch Jeans mit Schlag ersetzt. Und Andreas Baader zog auch im Guerilla-Camp seine Satin-Hosen nicht aus. Dafür seine Genossinnen alles. Birgit Missal (Bestes Kostümbild) hat diese Entwicklungen genau studiert und sorgsam umgesetzt. Die Figuren wirken niemals ausgestellt, sondern einfach richtig angezogen.

– DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER (2003) – FÜR IMMER UND IMMER (1997) – KARNIGGELS (1991) – YASEMIN (1988)

Foto: © Gerald von Foris

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BERLIN CALLING BERLIN CALLING soll das neue Album von DJ Ickarus (Paul Kalkbrenner) heißen, findet die Produzentin und Labelchefin Alice (Megan Gay) – klingt so schön „international“! Icka hatte sich eigentlich schon für „Titten, Techno & Trompeten“ entschieden – fand er passender. Aber egal, er ist heilfroh, dass das Album nun doch noch rechtzeitig auf den Markt kommt. Der Absturz des Überfliegers Ikarus aus der griechischen Mythologie steht hier sinnbildlich für den Fall eines Übermütigen auf der Überholspur. Alles fängt damit an, dass Icka sich auf einer Techno-Party, bei der er nicht selbst auflegt, eine „böse“ Pille einwirft, zusammenbricht und erst in der Nervenklinik von Frau Prof. Dr. Paul (Corinna Harfouch) wieder erwacht. Von da an geht alles schief. Seine Freundin und Manage26

rin Mathilde (Rita Lengyel) verlässt ihn, sein Album und seine Auftritte werden gecancelt, und er sitzt mit schizophrenen Schüben in einer Klinik. Alles, was ihm bleibt, ist seine Musik, die ihm sein Leben wieder richten soll. Regisseur Hannes Stöhr setzt die kalte Tageswelt der Großstadt gegen die in warmen Farben gehaltene Nachtwelt der Clubs. DJ Ickarus wandert durch diese beiden unterschiedlichen Bilder- und Farbwelten, die Tages- und Nachtszenen in schnell aufeinander folgenden Schnitten, die dem Rhythmus seiner Musik zu folgen scheinen. Die Cutterin Anne Fabini (Bester Schnitt) schnitt den Film so zur Musik, dass Techno hier zur Reflexion des Großstadtlebens wird: schnelle Autos, viele Menschen, erleuchtete Straßenzüge, öffentliche Verkehrsmittel, Plattenbausiedlungen. Oft trägt sich die Musik weiter über die Bilder und verbindet gekonnt montierte Techno-Tanzbilder mit Kamerabildern, die die Geschichte tragen. Manchmal sind kurze Inserts eingeschnitten, die Ickarus mit Kopfhörern, nach der Musik wippend, irgendwo in der Großstadt zeigen. Und manchmal wechseln bunte Gra-

fiken mit Tanzenden im Techno-Rhythmus. Anne Fabini verwendet oft bewusst sichtbare Schnitte. Wenn Ickarus, Mathilde und ihre neue Freundin Corinna (Araba Walton) nach einem Liebesspiel zu dritt schlafend in einem Bett liegen, sind die Bilder wie einzelne Fotografien aneinander geschnitten. Dabei schlafen Mathilde und Corinna immer in einer anderen Position ganz ruhig. Ickarus aber, der nicht schlafen kann, bleibt das einzige bewegte Element im Bild.

Bester Schnitt – Anne Fabini – BERLIN CALLING (2008) – ONE DAY IN EUROPE (2005) – MILCH UND HONIG AUS ROTFRONT (2001, Doku) – BERLIN IS IN GERMANY (2001)

Deutscher Filmpreis 2009


CHIKO Der Anfang ist fulminant. Nicht nur, weil er noch komisch ist und originell. Er ist auch fulminant, weil er sich etwas traut. Der Film beginnt wie eine Gangsterkomödie. Aber der Film erzählt eine Tragödie. Das bringt den Zuschauer in Bewegung. Und es wird ihn bewegen. CHIKO stellt sich seine Zukunft auf dem Hamburger Kiez ganz leicht vor. Man muss nur schneller, selbstbewusster, frecher sein als die anderen. Man muss bei den richtigen Leuten die richtigen Akzente setzen, Spuren hinterlassen. Gerne auch mal Kratzspuren. Das erhöht den Respekt. Respekt will Chiko haben – und er weiß,

dass man ihn sich verschaffen muss. Was Chiko nicht weiß ist, dass Respekt kein ungeteilter Wert ist. Das aber ist die Lektion seines Lebens. Und die Lektion eines Films, der ein guter Genrefilm ist, weil er – wie alle guten Genrefilme – die Grenzen der Gattung überschreitet. Nicht äußerlich, sondern nach Innen. In die Tiefe. Regisseur Özgür Yildirim (Bestes Drehbuch) ist ein Geschichtenerzähler. Er hat schon Prosa verfasst, lange bevor er sich in seiner Heimatstadt Hamburg zum Filmregisseur hat ausbilden lassen. Vielleicht ist sich Yildirim deshalb schon in seinem ersten langen Spielfilm so sicher, wie weit man die Erzählung treiben darf. Dass als Spiel beginnen darf, was in blutigem Ernst enden wird. Dass Respekt auch die missverstandene Variante von Liebe und Loyalität die von Freundschaft bedeuten kann. Yildirim schickt seinen Chiko auf eine Reise durch die Halb- und Unterwelt von Hamburg, in der man weder vor

kranken Müttern noch vor hingebungsvollen Söhnen halt macht. Chiko fährt mit seinem großen weißen Schlitten direkt auf den Highway zur Hölle und verliert, was er liebt, weil er gewinnen will, was mit Liebe nicht zu bekommen ist. Dabei erlebt der Zuschauer alles, was Kino spannend und aufregend macht: Sex und Verbrechen, Gefühl und Härte, Tempo und Humor, Nervenkitzel, Schock und tiefe Trauer. Yildirims Welt ist der Welt der frühen Filme von Fatih Akin verwandt. Aber Yildirim ist kein schlichter Epigone Akins. Er ist ein Regisseur mit eigener Handschrift. Und mit einem großen Thema. Die Themen seiner Produzenten Fatih Akin und Klaus Maeck von Corazón International (Bester programmfüllender Spielfilm) sind bekanntlich auch nicht klein. Das von ihnen produzierte und von Fatih Akin inszenierte Drama auf Leben und Tod, AUF DER ANDEREN SEITE, gehörte zu den großen Gewinnern des letztjährigen

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DEUTSCHEN FILMPREISES. Akin und Maeck haben sich auf beeindruckende Weise im deutschen und internationalen Feld der unabhängigen Kinoproduktion etabliert. Das macht sich nicht nur an der Zahl von renommierten Preisen und Nominierungen für ihre deutschen und internationalen Produktionen und Koproduktionen fest, sondern auch an deren thematischer Bandbreite. Aktuell steht wieder eine Komödie auf der Agenda: SOUL KIT(T)CHEN, eine Kiezgeschichte aus der Welt der Gastronomie. Den fulminanten Anfang setzt übrigens der Schauspieler Denis Moschitto (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) mit einer spektakulären Autofahrt durch die Straßen von Hamburg. Danach wird er leisere Töne anschlagen. Denis Moschitto, der als Sohn italienisch-türkischer Eltern in Köln geboren wurde, spielt einen Großkotz mit Köpfchen. Seine erste

Begegnung mit der Gangster-Größe Brownie (Moritz Bleibtreu) zeigt, dass er schlau ist. Aber der Film wird erzählen, dass er nicht schlau genug ist für eine Welt, die anders gesteuert ist. Chikos bester Freund betrügt Brownie. Das ist der Auslöser für die Tragödie. Und wie aus dem flotten, gewitzten Sprücheklopfer ein zerrissener Kämpfer zwischen den Fronten und am Ende für die echten Werte wird, spielt der Schauspieler Denis Moschitto mit abgrundtiefer Genauigkeit. Und herzzerreißend.

Foto: © Achim Kroepsch

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Sein Tempo, seine Fiebrigkeit, seine beunruhigende Mischung aus tougher Milieustudie und tragikomischem Buddy-Movie bezieht der Film aber nicht nur durch den beeindruckenden Gleichklang von Buch, Regie und Darstellung, sondern auch durch den Schnitt des jungen Editors Sebastian Thümler (Bester Schnitt), der in seinem dritten Spielfilm genau dieser Mischung einen richtigen Rhythmus gibt. Thümler, der in den neunziger Jahren sein Handwerk beim NDR gelernt und sein Wissen danach auch als

Bester Spielfilm – Fatih Akin

Bester Spielfilm – Klaus Maeck

– CHIKO (2008) – AUF DER ANDEREN SEITE (2007) – CROSSING THE BRIDGE (2005) – GEGEN DIE WAND (2004)

– CHIKO (2008) – AUF DER ANDEREN SEITE (2007) – CROSSING THE BRIDGE (2005) – GEGEN DIE WAND (2004) Foto: © Achim Kroepsch

Deutscher Filmpreis 2009


Schnitt-Dozent weitergegeben hat, hat zunächst als Cutter für diverse Fernseharbeiten gewirkt, bevor er mit CHIKO sein Kinodebüt gab. Ein Debüt, dem nicht von ungefähr das Zentralorgan seiner Zunft, die Kölner Zeitschrift „Schnitt“, ganz besonderen Respekt zollte: „Yildirims Welt ist zwar, wie es das Genre verlangt, kräftig überzeichnet durch deutlich typisierte Figuren, durch ein funktionierendes Gut-Böse-Schema und durch ästhetisierte Gewalt- und Milieudarstellungen. Trotzdem aber hebt diese Welt erstaun-

licherweise nicht ins Fantastische ab, sondern bleibt irgendwie beängstigend wahrscheinlich. […] Schon die Story von CHIKO orientiert sich ganz offen an den Genreklassikern, und dass es Yildirim bis zum furiosen Schluss gelingt, die Ernsthaftigkeit dieser Geschichte sowie all ihrer Figuren keinen einzigen Moment, nicht eine Einstellung lang in Frage zu stellen, diese Konsequenz sucht im deutschen Film wirklich ihresgleichen. Auch eine Figur wie Brownie mit seinen zwei Gesichtern, dem des kultivierten Familien-

Bestes Drehbuch – Özgür Yildirim

Beste männliche Hauptrolle – Denis Moschitto

– CHIKO (2008) – DON JUAN DE TURKO (1999, Kurzfilm)

Foto: © Matthias Bollinger

vaters und des ultrabrutalen Gangsterbosses, von Moritz Bleibtreu in energiegeladenen und überzeugenden Szenen dargestellt, wirkt mit ihrer klaren Boshaftigkeit nie übertrieben oder unglaubwürdig. Özgür Yildirim hat es mit seinem Team ganz offensichtlich verstanden, den frechen und harten Ton seines Films bis zum Ende hin durchzuhalten.“ Sein Teammitglied Sebastian Thümler hat mit seiner immer nah an der Geschichte bleibenden Montage dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet.

Bester Schnitt – Sebastian Thümler – GANZ NAH BEI DIR (2009) – CHIKO (2008)

– CHIKO (2008) – KEBAB CONNECTION (2005) – VERSCHWENDE DEINE JUGEND (2003) – NICHTS BEREUEN (2001) Foto: © Gerald von Foris

Foto: © Achim Hatzius

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EFFI BRIEST Regisseurin Hermine Huntgeburth wandelt die Liebes- und Ehebruchgeschichte von Theodor Fontanes Roman EFFI BRIEST mehr in eine Emanzipationsgeschichte um. In wundervollen, aber auch auffällig dezenten Kostümen des 19. Jahrhunderts tragen die Figuren dieses Films moderne Konflikte aus. Und gerade weil EFFI BRIEST historisch sorgfältig funktioniert, ohne zum Kostümfilm zu geraten, hatten alle Darsteller großen Respekt vor der Arbeit von Lucie Bates (Bestes Kostümbild), die die passenden Kleidungsstücke ausgewählt und mit ihren Schneiderinnen mit einem enormen Zeitaufwand angefertigt hat. Der Crampas-Darsteller Mišel Maticevic erzählte in einem Interview, dass zur Filmcrew auch Berater für Benimmregeln des 19. Jahrhunderts gehörten. Durch sein perfekt angefertigtes Kos30

tüm, eine Uniform der Ziethener Husaren aus Rathenow, habe er „Strenge und Disziplin in den Körper reinbekommen“. Und Juliane Köhler, die Effis Mutter spielt, ergänzte, dass sie oft mehrere Korsetts übereinander getragen habe, die wirklich fest eingeschnürt wurden. So habe sie sich nicht nur sinnbildlich von einem Panzer umgeben gefühlt, sondern musste ihrer Figur auch dementsprechend Ausdruck verleihen. Die herzlichste Figur im Film ist der Apotheker Gießhübler (Rüdiger Vogler, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle). In Effis abgeschiedenem Leben mit Baron von Instetten (Sebastian Koch) ist Gießhübler der einzige Mensch, dem sie sich verbunden fühlt. Er wirkt genau wie sie als Fremdkörper im Ort, weiß um ihre Sehnsüchte und ‚verordnet’ ihr mehr Aufregung. Vogler hat es mit seinem Spiel wunderbar verstanden, aus der Gesellschaft herauszufallen – und sich dabei vorbildlich an die Etikette zu halten. Einfühlsam gibt er seiner Figur Wärme und die richtigen Worte für eine einsame Frau, die Zuwendung braucht: „Nach Ihnen sind die Dünen zweifellos das Schönste, was wir hier zu bieten haben.“

Beste männliche Nebenrolle – Rüdiger Vogler – OSS 117 – RIO NE REPOND PLUS (2009) – DIE BLEIERNE ZEIT (1981) – IM LAUF DER ZEIT (1976) – ALICE IN DEN STÄDTEN (1974)

Bestes Kostümbild – Lucie Bates – HILDE (2009) – EIN FLIEHENDES PFERD (2007) – LIEBESLEBEN (2007) – ALLES AUF ZUCKER (2005)

Foto: © Katrin Neuhauser

Deutscher Filmpreis 2009


FLEISCH IST MEIN GEMÜSE Die Achtziger waren – zumindest, was die schmidt Mode betrifft – eine fischer wirklich schreckliche Zeit. Auch musikalisch gab es ein paar Stilblüist mein ten, die man heute im besten Fall auf einer Party ab früh um drei hören möchte, wenn alle schon betrunken sind. Genau von dieser Zeit erzählt Heinz Strunks autobiografisch verankerter Roman, der Regisseur und Drehbuchautor Christian Görlitz als Vorlage für seinen Film diente. Heinz (Maxim Mehmet) ist 23 Jahre, lebt allein mit seiner kranken Mutter (Susanne Lothar, Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) und will unbedingt Musik machen. Über mehrere Ecken landet er bei der Tanzkapelle Tiffanys – eigentlich nicht sein Ding, aber erstmal besser als gar nichts. Auf den Schützenfesten, Hochzeitsgesellschaften, Dorfjugend-Tanzabenden tragen die Frauen maxim

mehmet andreas anna

gemüse eine landjugend mit musik

Deutscher Filmförderfonds

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hier gerne Leggins zu kurzen Röckchen, in den Blusen stecken Schulterpolster und die Haare sehen aus, als kämen alle gerade von einem Pudelfriseur. Die Männer nehmen sich da nicht aus. Gurki (Andreas Schmidt, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle), der Chef von Tiffanys, hat einen Schnurrbart und Minipli-Locken. Er spielt Gitarre, singt peinliche Party-Hits und klopft mit Vorliebe Sprüche: „Da klatschen die Apatschen.“ Andreas Schmidts Gurki ist eine Mischung aus Kotzbrocken, Beautiful Loser und Lebenskünstler. Die geradezu diebische Freude, mit der Schmidt diesem Affen Zucker gibt und ihn dabei aber nicht zur reinen Karikatur verkommen lässt, ist in jeder seiner Szenen zu spüren. Susanne Lothar spielt die kranke Mutter von Heinz. Wenn die Tabletten wieder mal nicht wirken, ist sie depressiv und hysterisch zugleich: Ihre Hände rudern in der Gegend herum und wenn sie lamentierend nach Luft ringt, säuft ihre Stimme zum Satzende hin ab. Sie gibt ihrer Figur etwas charmant Kindliches, das trotzig mit ihrem angeschlagenen Zustand spielt.

Beste weibliche Nebenrolle – Susanne Lothar

Beste männliche Nebenrolle – Andreas Schmidt

– ENGELCHEN (1997) – FUNNY GAMES (1997) – DAS SCHLOSS (KAFKA) (1997) – EISENHANS (1983)

– DIE FÄLSCHER (2007) – SOMMER VORM BALKON (2006) – PIGS WILL FLY (2003) – PLUS MINUS NULL (1997)

Foto: © Oliver Hadji

Foto: © Jennifer Bressler

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IM WINTER EIN JAHR Der Roman „Aftermath“ von Scott Campbell spielt in Boston und war schon lange der Stoff für den neuen Film von Caroline Link. Ursprünglich hatte ihr der amerikanische Produzent Robert Curt (DIE BRAUT, DIE SICH NICHT TRAUT) den Drehbuchauftrag erteilt, und sie wollte den Film an der Ostküste drehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Constantin Film AG schon Rechte an dem Buch gesichert und wollte nach NIRGENDWO IN AFRIKA unbedingt wieder mit Caroline Link zusammen arbeiten. Doch aus unterschiedlichen Gründen ließ sich das Projekt nicht in den Staaten realisieren. So konnten die beiden Produzenten Uschi Reich von der Bavaria Filmverleih und Produk-

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tions GmbH (Bester programmfüllender Spielfilm) und Martin Moszkowicz von der Constantin Film Produktion GmbH (Bester programmfüllender Spielfilm) aus einem Problemfall made in USA einen Glücksfall made in Germany machen. Martin Moszkowicz war seit 1991 bei Constantin Film als Produzent und von 1996 bis zum Börsengang 1999 auch als Geschäftsführer tätig. Seitdem ist er Vorstand für den Bereich Produktion bei der Constantin Film AG (mittlerweile auch für den Verleih). Als Produzent hat er an über 100 Kinofilmen mitgewirkt und war unter anderem an Erfolgen wie HARTE JUNGS, DAS PARFÜM oder DER BAADER MEINHOF KOMPLEX beteiligt. Uschi Reich ist seit 1997 Geschäftsführerin der Bavaria Filmverleih und Produktions GmbH und hat in den letzten Jahren vor allem erfolgreich Kinder- und Jugendfilme produziert. Unter anderem auch PÜNKTCHEN UND ANTON mit Caroline Link. Als sie das Drehbuch von IM WINTER EIN JAHR zum ersten Mal zu lesen bekam, konnte sie sich gleich vorstellen, es

für deutsche Verhältnisse zu adaptieren. Da sie zum Beispiel mit dem Constantin Film Verleih schon seit langem gut zusammen arbeitete, kam ihr dieses Projekt für eine gemeinsame Produktion sehr gelegen. Auslöser für das Familiendrama IM WINTER EIN JAHR ist der Suizid eines 18-jährigen Jungen. Der Film erzählt davon, wie seine Familie, seine Eltern (Corinna Harfouch als Eliane Richter und Hanns Zischler als Thomas Richter) und seine Schwester (Karoline Herfurth als Lilli) nach diesem Tod weiterleben können. Weiterleben nach dem Verlust eines nahen Menschen, bedeutet nicht nur, dass Zeit verstreichen muss. Weiterleben bedeutet vor allem, sich dem Verlust zu stellen, Antworten zu suchen auf die Fragen nach dem wie und warum und einen Weg zu finden, ohne den Geliebten ein anderes, aber ähnlich erfülltes Leben weiterzuführen. Darum geht es hier. Die Mutter des Jungen will den Verlust nicht wahrhaben und macht jedem vor, dass ihr Sohn bei einem Jagdunfall ums Leben kam. Man

Deutscher Filmpreis 2009


ein Bild von ihr und ihrem Bruder zu malen, das sich „richtig anfühlt“. Die Figur des zurückgezogen lebenden Malers ist Bierbichler auf den Leib geschrieben. Völlig unangestrengt, aber konsequent hinterfragt Hollander die Beziehung Lillis zu ihrem Bruder: Allein durch Hollanders körperliche und emotionale Präsenz fühlt sich Lilli sehr ernst genommen, aufgehoben, verstanden. Sie spürt eine Nähe, die sie zu Hause schon lange nicht mehr erfährt. Bierbichler braucht dafür einfach nur die Hände in seine Hosentaschen zu stecken, Lilli nach einem Spaziergang zu fragen, seinen Blick auf sie zu richten und ihr zuzuhören. Es ist die „Kunst des Weglassens“, die Bierbichlers Spiel dominiert und dabei so viel über seine Figur erzählt. Geschnitten hat den Film Patricia Rommel (Bester Schnitt), die auch schon die ersten drei Kinofilme von Caroline Link montiert hat – und mit DAS LEBEN DER ANDEREN (R: Florian Henckel von Donnersmarck) und eben Caroline Links NIRGENDWO IN AFRIKA (R: Caroline Link)

Bester Spielfilm – Uschi Reich – IM WINTER EIN JAHR (2008) – DIE WILDEN HÜHNER (2006-09, Trilogie) – DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER (2003) – PÜNTKCHEN UND ANTON (1999)

Bester Spielfilm – Martin Moszkowicz – DIE WELLE (2008) – DAS PARFUM (2006) – DER BEWEGTE MANN (1994) – DAS GEISTERHAUS (1993)

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Foto: © Martin Hangen

spürt, dass sie es selbst so glauben will. Fast ein Jahr später sieht das Jugendzimmer immer noch genauso aus wie zu seinen Lebzeiten. Und in seiner Mutter sieht es genauso aus. Ihre Ehe leidet darunter, ihr Mann sucht Zuflucht in seiner Arbeit und einer Geliebten. Irgendwann begibt sich Eliane in das Atelier des Malers Max Hollander (Josef Bierbichler, Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle), der bei ihnen in der Nähe wohnt. Sie möchte ein gemeinsames Bild von ihren beiden Kindern. Lilli findet das anfangs etwas geschmacklos, dass ihre Mutter sie und ihren toten Bruder zur „Deko an die Wand hängen will“. Nachdem sie aber das erste Mal bei Hollander war, willigt sie ein, von ihrem Bruder zu erzählen, Fotos mitzubringen und selbst Modell zu stehen. Von nun an konzentriert sich die Geschichte hauptsächlich auf Lilli, die Tanz- und Gesangsstudentin an der Theaterakademie, und Hollander, den schon etwas älteren, eigenbrötlerischen Maler. Max Hollander schafft es, Lilli aufzubrechen und mit ihrer Hilfe


schon zwei Oscar-Gewinner auf ihrem künstlerischen Konto verbuchen kann. Ihr Debüt gab die in Paris geborene Schnittmeisterin 1982 mit dem Film von Eckhart Schmidt, DER FAN. Als Autodidaktin arbeitete sie danach für Nina Grosse und regelmäßig für Uwe Janson, bis sich ihr 1995 mit dem Erfolg von Caroline Links JENSEITS DER STILLE alle Türen öffneten. Patricia Rommel schneidet Bilder, Töne und Musik so sensibel zusammen, dass zwei ungleiche Figuren wie die Studentin Lilli und der ältere Maler Max zu einer Beste männliche Hauptrolle – Josef Bierbichler – DER KNOCHEN MANN (2009) – WINTERREISE (2006) – DER NEGER ERWIN (1981) – HERZ AUS GLAS (1976) Foto: © 2008 Constantin Film Verleih GmbH

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sich gegenseitig anziehenden Einheit werden, ohne dabei miteinander zu verschmelzen. Das ist großes Handwerk und großes Gefühl zugleich. Die Musik zum Film hat – wie immer bei Caroline Link – Niki Reiser (Beste Musik) komponiert. In seinem minimalistischen Stil hat Reiser eine sehr individuelle Musik geschaffen, die als tragendes Element mit den Filmbildern zusammenfließt und trotzdem soviel Eigenständigkeit besitzt, dass sie über den Filmkontext hinaus für sich allein steht. Über einer zentralen Szene des

Films, einer Parallelmontage der inbrünstig tanzenden Lilli und der verzweifelt durch den Wald irrenden Mutter, liegt der Song „Signal to Noise“ von Peter Gabriel. Alles andere ist Niki-ReiserMusik, die er in monatelanger Arbeit so entwickelt hat, dass sie den Zuschauer regelrecht in den Film hinein ziehen kann. Sein musikalisches Gesamtkonzept unterstützt die Dramaturgie des Films und ist der Soundtrack für ein perfektes Zusammenspiel von Kamera, Schnitt und Schauspiel.

Bester Schnitt – Patricia Rommel

Beste Filmmusik – Niki Reiser

– DAS LEBEN DER ANDEREN (2006) – KAMMERFLIM MERN (2005) – NIRGENDWO IN AFRIKA (2001) – JENSEITS DER STILLE (1996)

– UNDERTAKER´S PARADISE/EIN TÖDLICHES GESCHÄFT (2001) – JENSEITS DER STILLE (1996) – STILLE NACHT (1996) – DU MICH AUCH (1986) Foto: © Mathias Bothor

Deutscher Filmpreis 2009


Deutscher Filmpreis 2009

Wir gratulieren allen Nominierten!

Medienboard-gefĂśrderte Filme:

Der Baader Meinhof Komplex

Im Winter ein Jahr

Jerichow

John Rabe

Anonyma

Nordwand

Lulu & Jimi

Berlin Calling

Wolke 9

Palermo Shooting

Hexe Lilli, der Drache und das magische Buch

Effi Briest

Krabat

Robert Zimmermann wundert sich Ăźber die Liebe

medienboard Berlin-Brandenburg GmbH


JERICHOW Christian Petzold (Beste Regie) begab sich für seinen Film JERICHOW in die Prignitz, um die Mentalität Deutschlands weiter zu erkunden, um weiter auf Gespensterjagd zu gehen. Er zeigt eine verlassene Gegend mit langen, wenig befahrenen Straßen, vielen Imbissbuden, Getränkemärkten und ein paar einsamen Häusern – sonst nichts. Hier treffen Thomas (Benno Fürmann), ein ehemaliger Afghanistan-Soldat, Ali (Hilmi Sözer), ein türkischer ImbissbudenUnternehmer und Laura (Nina Hoss), seine attraktive und wortkarge Ehefrau, aufeinander. Petzold erzählt die ewige Geschichte von einer Frau zwischen zwei Männern ein weiteres Mal. Und doch ist es so, als würde man sie zum ersten Mal sehen. „Man sieht etwas, dass man jeden Tag sieht und von dem man im gleichen ..

BeNno FURManN Nina HosS .. HilmI SOzeR

EIN FILM VON

CHRISTIAN PETZOLD

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Moment bemerkt, dass man es nie gesehen hat“, schrieb der Filmkritiker Georg Seeßlen über Petzolds GESPENSTER (2005). Das trifft auch auf JERICHOW zu. Petzold zeigt Orte, wie sie gewachsen sind: Alles steht an seinem Platz, nichts Hingerücktes, zusätzlich Aufgestelltes, dazu Komponiertes. Er ist sparsam mit Requisiten, jede Figur soll sich aus sich heraus erzählen: „Ich kontrolliere weder den Darsteller, noch die ihn umgebende Landschaft. Das Einzige, was ich andauernd überprüfe, ist: Wer erzählt denn gerade? Alle anderen Fragen, etwa die, wo ich die Kamera hinstelle, hängen von der Antwort auf diese eine Frage ab.“ Die Geschichte, die Petzold hier erzählt, ist angelehnt an James M. Cains Kriminalroman „The Postman always rings twice“ (1934), ein Stoff, der bereits mehr als einmal als Inspiration für einen Film über die Zusammenhänge von Abhängigkeit und Treue, von Leidenschaft und Liebe diente. Es geht um eine verhängnisvolle Affäre, die in einem Mordkomplott gipfelt. In JERICHOW hat der Deutschtürke Ali die gutaussehende Laura geheiratet und damit vor

dem finanziellen Ruin gerettet. Ihm gehören 45 Imbissbuden im Umkreis des titelgebenden Ortes, und seine Frau hilft ihm bei seinen Touren, bei den Einkäufen und bei den Abrechnungen. Als Ali den aus dem Afghanistan-Krieg zurückgekommenen Thomas als seinen Fahrer engagiert, lernt Thomas die Frau seines Chefs kennen und verliebt sich in sie. Laura ergeht es nicht anders. Sie kann sich aber in ihren Gefühlen gegenüber Thomas nicht einfach so gehen lassen, fühlt sie sich doch, durch ihre hohen Schulden dankbar, an ihren Mann gekettet und ihm gegenüber verpflichtet. Auf der Suche nach einem Ausweg, beschließen die beiden Liebenden, Ali umzubringen. Um die Schauspieler für die Art und Weise zu motivieren, wie er seine Geschichte erzählen möchte, beginnt Christian Petzold bei der Arbeit an einem neuen Projekt meist „mit einer ‚italienischen Probe’, also einem Ensembletreffen“, erzählt Nina Hoss. „Man liest den Text einfach technisch, versucht zu verstehen und zu prüfen. Danach geht es darum, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Petzold zeigt

Deutscher Filmpreis 2009


Filme, Fotos, spielt Musik – man umkreist die Themen und füttert sich mit Material an. An jedem Drehtag gibt es dann immer noch kurze Gespräche und eine Probe. Diese Arbeitsweise ist besonders und wird sowohl von den Schauspielern als auch von den anderen kreativen Mitarbeitern des Filmteams sehr geschätzt. Die beiden Produzenten Florian Koerner von Gustorf und Michael Weber (Bester programmfüllender Spielfilm) von Schramm Film Koerner & Weber arbeiten seit vielen Jahren erfolgBester Spielfilm – Florian Koerner von Gustorf

reich mit Christian Petzold zusammen und haben den Großteil seiner Spielfilme produziert. Koerner von Gustdorf und Weber sind selbstbewusst und effektiv. Dennoch schwingt bei ihrer Arbeit und ihrem Auftreten immer ein gewisses Understatement mit. In dieser Mischung gelingt es so immer wieder, ungewöhnliche Talente und Themen zu finden – und für diese dann Geldgeber und Partner, die fernab vom Mainstream kleinere, künstlerisch wertvolle Filme finanzieren. In einem Gespräch hat Koerner von Gustorf

mal einen Kollegen zitiert: „Wir machen Filme nicht für den Markt, sondern unsere Filme finden ihren Markt.“ Dieser Markt ist unterschiedlich groß, manchmal sogar richtig klein. Aber er ist sicher und künstlerisch selten enttäuscht. Und wer es noch nicht wusste: Der Name der Produktionsfirma bezieht sich auf den Berliner Kultfilm SCHRAMM (1993) von Jörg Buttgereit, in dem Florian Koerner von Gustorf damals den gleichnamigen Serien-killer spielte.

Bester Spielfilm – Michael Weber

Beste Regie – Christian Petzold – JERICHOW (2009) – GESPENSTER (2005) – TOTER MANN (2002, TV) – INNERE SICHER HEIT (2001)

Foto: © Christian Schulz

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JOHN RABE Es war, wie er einmal erzählte, dieses eine Bild, das dem Produzenten Mischa Hofmann (Bester programmfüllender Spielfilm) nicht mehr aus dem Kopf ging. Ein ungeheuerliches Bild, ein Bild, das sich keiner ausdenken konnte oder gar wollte, auch weil es ein Bild war, das sich keiner ausdenken musste. Dieses Bild gab es wirklich. Genau wie die Geschichte, die hinter diesem Bild steckte. Es war eine jener weitgehend unbekannten Geschichten aus der deutschen Historie des vergangenen Jahrhunderts, die nach und nach auftauchen, wiederkehren, erst jetzt zur Kenntnis oder auch für bare Münze genommen werden. Es war die Geschichte eines gebildeten Managers, der im Deutschland der dreißiger Jahre den Nationalsozialismus für eine richtige Idee hielt und dabei auch blieb, als er in dieser Zeit 38

für einen deutschen Weltkonzern nach China ging. Es war die Geschichte von JOHN RABE. Produzent Mischa Hofmann, dessen Firma Hofman & Voges (zusammen mit Philipp Voges) seit 1996 für Kinounterhaltung (WO IST FRED?) und spannendes Fernsehen („Türkisch für Anfänger“) steht, fand mit Benjamin Herrmann (Bester programmfüllender Spielfilm) und Jan Mojto (Bester programmfüllender Spielfilm) die richtigen Partner für ein großes Projekt. Benjamin Herrmann, zuvor als Verleih- und Produktionschef bei Senator erfolgreich (DAS EXPERIMENT) und seit 2006 in diesen Funktionen bei Majestic Film, für die er auch für das Großprojekt NORDWAND maßgeblich mit verantwortlich zeichnete, kam dabei noch seine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft mit Regisseur Florian Gallenberger zu Gute. Der Produzent und Filmrechtehändler Jan Mojto – unter anderem bekannt für seine multilateral produzierten TV-Formate mit der Firma EOS – verfügt in diesem Trio über die besten internationalen Erfahrungen. Zusammen gelang es ihnen, in China und natürlich mit tätiger Unterstützung der chinesischen Behörden, eine Geschichte zu erzählen, die für das Land

eine Art Nationalheiligtum ist: John Rabe hat Hunderttausenden Landsleuten das Leben gerettet. Während der Besetzung durch Japan. Am Beginn dieser Rettungsaktion stand jenes Bild, das natürlich auch für den Kameramann Jürgen Jürges (Beste Kamera/Bildgestaltung) eine Herausforderung war. Um die Mitarbeiter seiner Firma in Nangking vor einem Flugzeugangriff der Japaner zu schützen, versammelte John Rabe die Menschen unter einer überdimensionalen und bis dahin in seinem Betrieb nicht genutzten Hakenkreuz-Flagge. Das wirkte auf die Verbündeten Hitler-Deutschlands wie Knoblauch auf einen Vampir. Die Bomber drehten ab. Und John Rabe, der eigentlich nach Deutschland zurückkehren sollte, blieb in Nangking und organisierte humanitäre Hilfe für die chinesische Bevölkerung. Und das Bild, das zwar zu einem Sinnbild wurde und zur Inspiration, wurde durch die Bildgestaltung von Jürgen Jürges nicht zur Ikone gemacht. Fast beiläufig zeigt er mehr die wie zufällig geschehene Entstehung des Bildes, anstatt das Bild selbst zu zelebrieren. Das ist ja auch die Handschrift eines der erfahrensten und vielseitigsten Kameramänner des deutschen Kinos, der Deutscher Filmpreis 2009


wichtige Filme mit Rainer Werner Fassbinder und Wim Wenders gedreht hat, mit Michael Haneke und Helmut Dietl. Regisseur Florian Gallenberger hat bisher alle seine Filme mit Jürgen Jürges gedreht. Und jedes Mal war die Herausforderung der Bildgestaltung, den Personen, die sich an ungewöhnlichen, nicht selten auch ungemütlichen Orten aufhielten, den richtigen Raum zu geben. Das hatte immer etwas mit Licht zu tun und mit Blicken für Bewegung und Wirkung der Figuren. Und damit, wie diese Orte beschaffen waren. Für

eine historische Geschichte aus China konnte eigentlich nur ein erfahrener Set-Designer aus dem Land in Frage kommen. Für JOHN RABE wurde kein Geringerer als Tu Juhua (Bestes Szenenbild) gewonnen, der unter anderem mit dem Szenenbild für Chen Kaiges Klassiker DER KAISER UND SEIN ATTENTÄTER (1999) in Cannes ausgezeichnet wurde. In Juhuas Szenenbild fliegen Bomber über eine Fabrik, Schiffe versinken und Gebäude stürzen ein. Und in Juhuas Szenenbild erzählt sich die rührende Liebesgeschichte zwischen John

Bester Spielfilm – Mischa Hofmann

Rabe und seiner Frau. Das Krankenhaus platzt aus allen Nähten, wie überhaupt im Verlaufe der Geschichte, die in einem riesigen Land spielt, die Räume immer enger zu werden scheinen. Für die historischen Kostüme dagegen arbeitete Gallenberger wieder mit der Frau zusammen, die ihm bereits vor vier Jahren historische Kostüme entwarf, als er mit SCHATTEN DER ZEIT eine Geschichte aus dem Indien der vierziger Jahre erzählte. Lisy Christl (Bestes Kostümbild), sonst eher auf deutsche Gegenwartsstoffe abonniert Bester Spielfilm – Jan Mojto

Bester Spielfilm – Benjamin Herrmann

– JOHN RABE (2009) – KDD – KRIMINAL DAUERDIENST (2007, TV-Serie) – ERKAN UND STEFAN (2000) – FUSSBALL IST UNSER LEBEN (2000)

– JOHN RABE (2009) – LA BOHÈME (2008) – DAS LEBEN DER ANDEREN (2006) – DER MEDICI KRIEGER (2001)

– WÜSTENBLLUME (2009) – JOHN RABE (2009) – NORDWAND (2008) – MERRY CHRISTMAS (2005)

Foto: © Majestic

Foto: © EOS

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(WOLFSBURG, NICHTS ALS GESPENSTER), erliegt zu keinen Zeitpunkt der Verlockung des Exotischen. Natürlich ist ein Abschiedsball eines deutschen Technokraten in China auch 1937 farbenfroh. Aber wenn der Technokrat wieder Technokrat ist, sehen auch die Kostüme entsprechend aus. Und wie im Szenenbild zieht im Lauf der Geschichte auch bei der Kleidung die Ernüchterung ein. Die auffälligste Farbe bleibt am Ende buchstäblich blutrot. Florian Gallenberger (Beste Regie) hat seinen Abschlussfilm für die Münchner Filmhochschule in

Foto: © Majestic/Bothor

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Mexiko gedreht und für diesen Film 2001 in Hollywood den Kurzfilm-Oscar gewonnen. Für Gallenberger ist nicht der Ort an sich wichtig, an dem ein Film spielt, sondern die Verbindung zwischen der Geschichte und ihrem Ort. Deshalb konnte er 2005 sein Langfilmdebüt in Indien drehen. SCHATTEN DER ZEIT war eine Liebesgeschichte mit langem Atem. Und vor einem faszinierenden Hintergrund. Auch in JOHN RABE zeigt Gallenberger seine Affinität zum Romantischen. Die Liebe zwischen JOHN RABE und seiner Frau bildet

zwar nicht das dramaturgische Zentrum dieser Geschichte eines Helden ohne Vorsatz, aber sie setzt individuelle Emotionalität gegen die Wucht des Historischen. Gallenberger, der auch das Drehbuch zum Film geschrieben hat, erzählt zwar die Geschichte eines Deutschen, der im Ausland so deutsch bleibt, dass er sogar glaubt, persönliche Briefe an den Führer könnten eine Bedeutung oder gar Wirkung haben. Er erzählt aber vor allem die Geschichte eines Mannes, der keine Wahl zu haben scheint. Ein Mann mit Gewissen. Aber er

Beste Regie – Florian Gallenberger

Beste männliche Hauptrolle – Ulrich Tukur

Beste männliche Nebenrolle – Steve Buscemi

– JOHN RABE (2009) – SCHATTEN DER ZEIT (2004) – QUIERO SER – GESTOHLENE TRÄUME (2000, Kurzfilm)

– JOHN RABE (2009) – SÉRAPHINE (2008) – DAS LEBEN DER ANDEREN (2006) – DER STELLVER TRETER (2002)

– INTERVIEW (2007, Regie & Co-Autor) – THE BIG LEBOWSKI (1998) – FARGO (1996) – RESERVOIR DOGS (1992)

Foto: © Majestic/Kikuchi

Foto: © Majestic/Bothor

Deutscher Filmpreis 2009


erzählt eben nicht nur die Geschichte eines Einzelnen, sondern auch die Geschichte einer eher unbekannten Epoche in China, die Geschichte eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, eine politische Geschichte und eine universelle. Wie sehr aber der Einzelne in dieser Geschichte zählt, wird auch dadurch deutlich, wie viele einzelne Geschichten und vor allem Figuren haften bleiben. Neben Dagmar Manzel als Rabes souveräner Ehefrau und Daniel Brühl als jüdischer Diplomat an der Seite des eher undiplomatischen

John Rabe ist es vor allem der unverwüstliche USamerikanische Charakterdarsteller Steve Buscemi (Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle), der den amerikanischen Arzt Robert Wilson mit seiner Mischung aus politischem Zynismus und humanitärer Passion zum faszinierenden Antagonisten der Hauptfigur macht. Ulrich Tukur (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) schließlich ist diese Hauptfigur. Ulrich Tukur ist John Rabe. Und er nimmt diese Figur auf eine Art und Weise ernst, die dem

Beste Kamera/ Bildgestaltung – Jürgen Jürges – WOLFZEIT (2003) – FUNNY GAMES (1997) – IN WEITER FERNE, SO NAH! (1993) – ANGST ESSEN SEELE AUF (1974) Foto: © Jörg Gruber

Zuschauer Spaß macht. Tukur ist John Rabe, der Herrenmensch, der nicht nach Menschheitsherrschaft strebt. Er ist Ehemann, bei dem die Liebe nicht zur Gewohnheit, sondern zur Gewissheit geworden ist. Er ist der Industriemanager, der plötzlich zum echten Krisenmanager wird. Er ist nicht zu laut und nicht zu leise. Er ist immer da. Der Film über John Rabe ist ein Film mit Ulrich Tukur. Und auch deshalb ist er in erster Linie ein Film und erst in zweiter Linie eine Heldensaga.

Bestes Szenenbild – Tu Juhua

Bestes Kostümbild – Lisy Christl

– THE PAINTED VEIL (2007) – TO BE WITH YOU FOREVER (2001) – THE EMPEROR AND THE ASSASSIN (1999) – BAO AND HIS SON (1983)

– EIN SPÄTES MÄD CHEN (2007, TV) – CACHÉ (2005) – SCHATTEN DER ZEIT (2004) – WOLFZEIT (2003)

Foto: © Suo Ke

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KRABAT 1646 – zwei Jahre vor Beendigung des Dreißigjährigen Krieges. Europa ist verwüstet, der Krieg forderte drei bis vier Millionen Tote, die meisten von ihnen fielen einer Seuche zum Opfer. Um sich etwas Essen zu erbetteln, streift Krabat (David Kross) durch die deutschen Wälder. Eines Nachts wird er in seinem Traum von einer lockend hallenden Stimme zu einer schwarzen Mühle geführt. Er sieht elf Raben auf einer Stange sitzen, ein Platz ist frei. Als Krabat erwacht, folgt er dem düsteren Ruf der Raben und macht sich auf den Weg zur schwarzen Mühle. Wie sich herausstellt, sind die elf Raben junge Burschen wie er, die von einem Lehrmeister (Christian Redl) in der schwarzen Magie unterrichtet werden. Krabat ist als zwölfter schon auserkoren und wird erwartet.

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Marco Kreuzpaintners bildgewaltiger Film basiert auf Otfried Preußlers gleichnamigem Roman, einer deutsch-sorbischen Sage um den Zweikampf des Zauberlehrlings Krabat mit seinem Meister. Da die Geschichte in der Lausitz spielt, wollte man den Film eigentlich an Originalschauplätzen drehen. „Die erste Reise, die ich getätigt habe, war wirklich ins OriginalSchwarzkollm bei Hoyerswerda“, erinnert sich der Production-Designer Christian M. Goldbeck (Bestes Szenenbild). „Ich habe festgestellt, dass dort zwar – typisch für die Lausitz – eine sehr flache Landschaft existiert, aber die ganze Natur nicht mehr unberührt ist und dementsprechend filmisch weniger geeignet.“ Daraufhin setzte Goldbeck seine Suche fort und bereiste mehrere osteuropäische Länder: die Tschechische Republik, die Slowakei und Polen. Den idealen Ort fand er dann in Rumänien, in den Karpaten. Er begegnete dort Wäldern, die fast noch den Charakter von Urwäldern hatten. Genauso hatte Christan M. Goldbeck es sich vorgestellt. Die Landschaft erfüllte alle Ansprüche, die die Geschichte erforderte, auch wenn – anders als in

der sagenumwobenen Gegend der Lausitz – hohe Berge den Hintergrund bildeten. Der Drehort brachte aber auch Probleme mit sich: „Wir drehten mitten in den Bergen, wo man von unberührter Natur umgeben war. Das war wunderschön, bedeutete aber auch schwierige logistische Herausforderungen, da kaum Infrastruktur vorhanden und der Aufwand für die Produktion daher viel größer war“, erinnert sich Produzentin Uli Pütz. Es musste sogar extra eine Straße zum Set Bestes Szenenbild – Christian M. Goldbeck – STURM (2009) – LIEBESLEBEN (2007) – REQUIEM (2006) – ALLES AUF ZUCKER (2005)

Foto: © Christine Halina Schramm

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gebaut werden, die dann aber nur mit Pferdekarren befahren werden durfte. Kreuzpaintner erzählte nach dem Dreh, dass alles extrem aufwendig und beschwerlich gewesen sei: „Es war eiskalt, mitten im Winter, aber der Schnee, den man uns versprochen hatte, der kam nicht. Also mussten wir alles mit Papierschnitzeln künstlich beschneien, was man zum Glück im Film nicht sieht.“ Für die Mühle des Meisters wurde das Set nach detaillierten Plänen komplett vor Ort errichtet und nach Ende der Dreharbeiten zur Nutzung durch die Einheimischen zurückgelassen, wie Goldbeck zu erzählen weiß: „Die Mühle haben wir zum Teil nicht mehr abgebaut, da die lokalen Schäfer sie gerne als Unterstand nutzen wollten. Sie waschen nämlich im Sommer ihre Schafswolle in dem kleinen Fluss, der sich durch das Tal zieht.“ Otto Sander ist der Erzähler dieser geheimnisvollen Geschichte um Krabat. Es wirkt, als erzähle er als gealterter Krabat mit bedächtiger und kratziger Stimme rückblickend von seinen Tagen als Zauberlehrling in der schwarzen

Mühle. Die Resonanz seiner Worte trägt das Geheimnis der Geschichte, passt in die dunklen Wälder und in diese Zeit. Überhaupt spielen Ton (Manfred Banach, Tschangis Chahrokh, Dirk W. Jacob, Carsten Richter – Beste Tongestaltung) und Musik (Annette Focks – Beste Filmmusik) eine sehr wichtige Rolle in dem Film. Die effektvollen Geräusche vermitteln dem Zuschauer, dass er mittendrin sei – in den Fängen der schwarzen Mühle, in der Ehrfurcht und Angst vor dem Meister, im Verliebtsein in das Mädchen Kantorka. Alles knarrt in der Mühle beängstigend: die alten Türen, die Balken, die Dielen. Immer wieder ist das Rattern des Mühlrades zu hören. In der Zeit als der Meister rasend altert, ächzt die Mühle – bis sie stillsteht. Man hört das Kreischen der Raben, das Schlagen ihrer Flügel, und in der Silvesternacht blitzt und donnert es in den Bergen um die Mühle herum, dass einem Angst und Bange wird. Der Schnee knirscht unter den Schuhsohlen und das Feuer knistert in der Mühle: vertraute, eigentlich alltägliche Geräusche, die im Umfeld der schwarzen Magie unheimlich und bedrohlich werden. Als Krabat

sich und die anderen elf Lehrlinge durch die Hilfe seines Mädchens Kantorka (Paula Kalenberg) aus dem magischen Einflussbereich des Meisters befreien will, wird Kantorka vom Lehrmeister die Aufgabe gestellt, ihren Krabat unter den zwölf Raben herauszufinden. Als sie mit geschlossenen Augen an den Vögeln vorbei läuft und auf eine Eingebung hofft, schlägt ihr Herz so laut und echt, dass der Zuschauer sich fast fragen möchte, ob es sein eigenes ist. Beste Filmmusik – Annette Focks – DIE DREI ??? – DAS VERFLUCHTE SCHLOSS (2009) – JOHN RABE (2009) – DER ARCHITEKT (2009) – VIER MINUTEN (2007) Foto: © Kristina Magdalena Henn

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Annette Focks hat für KRABAT die passende Musik geschaffen, in der sich die dunkle und geheimnisvolle Atmosphäre des Films widerspiegelt. Die Münchnerin schreibt seit über zehn Jahren Filmmusiken und ist vor allem durch ihre Kompositionen zu VIER MINUTEN (Regie: Chris Kraus) bekannt geworden. Im Jahr 2008 war sie für ihre Filmmusik für Rainer Kaufmanns EIN FLIEHENDES PFERD bereits für den DEUTSCHEN FILMPREIS nominiert. Für KRABAT ist sie in eine monumentale Fantasy-Welt eingetaucht und hat mit ihrer atmosphärisch klangvollen Musik die Intentionen des Regisseurs unterstützt. Wenn Krabat sein Mädchen Kantorka zum ersten Mal im Dorf sieht, erklingt ein von den Frauen gesungenes Osterlied, das aus dem Bild eines Kerzen überfluteten Dorfes etwas Heiliges werden lässt. An dieser Stelle vergisst man den bösen Zauber, ergibt sich dem Schönen – und hört die Liebe auf den ersten Blick.

Beste Tongestaltung – Manfred Banach

Beste Tongestaltung – Tschangis Chahrokh

Beste Tongestaltung – Dirk W. Jacob

Beste Tongestaltung – Carsten Richter

– DER VORLESER (2008) – ANONYMA (2008) – DER LADEN (1998) – DER KINOERZÄH LER (1993)

– NORDWAND (2008) – KRABAT (2008) – SOPHIE SCHOLL (2005) – NIRGENDWO IN AFRIKA (2001)

– JERICHOW (2009) – LAST STATION (2009) – TRADE (2007) – GOOD BYE LENIN! (2003)

– THE INTERNATIO NAL (2009) – THE COUNTESS (2009) – DIE DREI RÄUBER (2007) – DAS PARFUM (2006)

Foto: © Matt Klitscher

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Foto: © Timo Nasseri

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LULU & JIMI Deutschland 1959 auf der Kirmes. „My Boy Lollipop“ schallt aus den Lautsprecherboxen beim Autoscooter. Lulu (Jennifer Decker) kurvt mit ihrer Freundin (Lavinia Wilson) in einem der Wagen herum und kann ihren Blick nicht von dem schönen Exoten Jimi (Ray Fearon) abwenden. Der schwarze junge Mann mit der Ausstrahlung des klassischen Königssohns im Märchen arbeitet hier. Als Lulus Wagen so gerammt wird, dass ihre Lippe aufgeschlagen wird und zu bluten beginnt, schnippt Jimi lässig seine Zigarette weg und eilt herbei, um Lulu sein Taschentuch zu reichen. Es ist Liebe auf den ersten Blick! Eine Liebe, die nicht in diese Zeit und an diesen kleinen, konservativen Ort passt. Vor allem Lulus verbitterte Mutter (Katrin Sass) mobilisiert

all ihre bösartige Energie, um das Glück der beiden zu verhindern. Sie hetzt ihnen skrupellose Verfolger auf die Fersen, die Jimi aus dem Weg räumen und Lulu zurückholen sollen. Regisseur Oskar Roehler erzählt mit sentimentaler Wucht und Entschlossenheit eine Liebesgeschichte, die die Kraft hat, sich gegen die miefige Engstirnigkeit der fünfziger Jahre durchzusetzen. Jede Szene der Liebenden lebt gleichzeitig von Lebenslust und Rebellion, von Rock’n’Roll und wilder Romantik. Kameramann Wedigo von Schultzendorff (Beste Kamera/Bildgestaltung) unterstützt durch seine Licht- und Bildgestaltung maßgeblich das Konzept Roehlers. Eigentlich verlässt der Film den Rummelplatz nie. Er behält konsequent dessen knallbunte, mit warmen Farben gut ausgeleuchtete Atmosphäre. Wenn LULU & JIMI sich zum ersten Mal küssen, umrandet ein strahlend roter Lichtkranz ihre Köpfe und lässt die beiden eins werden. Beim ersten Sex nimmt die Kamera Jimis Stellung ein und schaut von oben in Lulus Gesicht, in ihre weit aufgerissenen, glücklichen Augen. Eine gegensätzliche Stimmung

gestaltet von Schultzendorff, als die Liebenden auf der Flucht an einem Hotel Halt machen. Ein schauerliches, rotes Licht und wabernde Nebelschwaden auf der Straße zeugen von Angst und Gewalt. Roehler sagte über seinen Kameramann: „Wedigo ist ein wahnsinnig erfahrener, brillanter Kameramann, der es versteht, ein wirklich phantastisches Licht zu setzen. Es ist kein deutsches Licht, das er macht, das ist ein HollywoodLicht.“ Es ist Kino-Licht. Beste Kamera/ Bildgestaltung – Wedigo von Schultzendorff – PANDORUM (2009) – IGBY GOES DOWN (2003) – HOLLYWOOD ENDING (2002) – THE 13TH FLOOR (1999) Foto: © Svenja von Schultzendorff

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NACHT VOR AUGEN Es ist gut für das Kino und deshalb auch gut für das Publikum, wenn das Kino Geschichten sucht und findet, die man nicht für Geschichten oder einfach nicht für möglich hält. NACHT VOR AUGEN unter der Regie von Brigitte Bertele, einer Absolventin der Filmakademie BadenWürttemberg, hat eine solche Geschichte gefunden. Die Geschichte spielt im Schwarzwald, aber sie hat ihren Ursprung am Hindukusch. Was das Verteidigungsministerium neutral als Auslandseinsatz bezeichnet, erleben einzelne Soldaten als kriegerischen Härtefall mit traumatischen Konsequenzen. Von solchen Konsequenzen ahnt man weder etwas im

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Schwarzwald noch anderswo. Deshalb wirkt die Geschichte des Afghanistan-Heimkehrers David Kleinschmidt (Hanno Koffler) so unglaublich und ungeheuerlich zugleich. Kleinschmidt soll einen Attentäter erledigt haben und wird deshalb zu Hause als Held empfangen. Die Geschichte hinter der Heldentat ist aber so schmutzig wie Kriegsgeschichten nun einmal sind. Kleinschmidt leidet unter der Tat und trägt das Trauma in die gemütliche Wirklichkeit der Provinz. Wie gefährlich das sein kann, wie beängstigend, verstörend und sogar zerstörerisch, hat Johanna Stuttmann (Bestes Drehbuch) in ihrem Skript zu NACHT VOR AUGEN spannend und eindringlich geschildert. Stuttmann, die ebenfalls an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert hat, erhielt für die Geschichte 2007 den renommierten Drehbuchpreis des Landes BadenWürttemberg („[...] ein dramaturgisch stimmiges und mutiges Buch [...]“) und ist aktuell auch für den Studio Hamburg Nachwuchspreis nominiert.

Bestes Drehbuch – Johanna Stuttmann – DER TOTENTANZ (2009, TV) – NACHT VOR AUGEN (2008) – DER TAG, AN DEM ICH MEINEN TOTEN MANN TRAF (2008, TV) Foto: © Katrin Streicher

Deutscher Filmpreis 2009


Bei uns

führen Sie Regie!

Sobald Sie in Ihrem Business die Regie führen, wissen Sie zu jedem Zeitpunkt sehr genau, was passieren soll. Und damit das auch einwandfrei läuft, brauchen Sie – wie jeder gute Regisseur – verlässliche Mitarbeiter und vor allen Dingen eine reibungslos funktionierende Logistik. Wenn Sie logistische Kompetenz im Team benötigen, vertrauen Sie auf die Qualität von TNT Express – dem Gewinner des EFQM Awards 2006, Europas bedeutendster Auszeichnung für Business Excellence! TNT transportiert als offizieller Logistikpartner des

Deutschen Filmpreises und des LOLA-Festivals viele preiswürdige Filme. Vom ersten Skript bis zum letzten Schnitt – mit unserer Leistungsstärke sind wir ein wichtiger Partner der zeitsensiblen Filmindustrie. Wöchentlich liefern wir mehr als 3,3 Millionen Pakete, Dokumente und Frachtstücke in über 220 Länder. Wenn Action gefragt ist, steht TNT Express für Sie bereit. Anruf genügt: 0 18 05 – 900 900 (14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz) TNT Express GmbH Deutschland | Niederlassung Berlin | Adam-von-Trott-Str. 1 | 13627 Berlin | www.tnt.de


NORDWAND Die Nordwand des Eigers liegt 3970 Meter über den Meeresspiegel und ist sehr schwer zu durchklettern. Da man von der Bahnstation Kleine Scheidegg im Berner Oberland direkt auf die Nordwand sehen und ihre Bezwinger durch ein Fernglas beobachten kann, versammeln sich dort regelmäßig neugierige Schaulustige, interessierte Bergsteiger, sensationslüsterne Journalisten und Fotografen, um dabei zu sein, wenn wieder einer in den Tod stürzt oder endlich jemand den Berg doch bezwingen kann. Als Produzent Boris Schönfelder mit dem NORDWAND-Drehbuch zu Philipp Stölzl kam, war er sofort fasziniert von der Geschichte um den Deutschen Toni Kurz (Benno Fürmann), der im Juli 1936 zusammen mit seinem Freund Andreas Hinterstoißer (Florian Lukas) eine Erst-

durchsteigung der Eiger-Nordwand versuchte. Am selben Tag starteten die zwei Österreicher Willy Angerer (Simon Schwarz) und Eduard Rainer (Georg Friedrich) als konkurrierende Kletterer, die sich den beiden Deutschen aber bald zu einer gemeinsamen Seilschaft anschlossen. Diese vier Männer hat es wirklich gegeben – leider auch ihren tragischen Tod. Für die filmische Umsetzung hat Szenenbildner Udo Kramer (Bestes Szenenbild) die Gegend um Kleine Scheidegg in die dreißiger Jahre zurückverwandelt. Da die gefährlichen Szenen am Berg unter echten Wetterbedingungen gedreht werden mussten, wurde zuerst mit Doublen gearbeitet. Die weniger gefährlichen Stellen wurden dann mit den Schauspielern an anderen Bergabschnitten passgenau nachgedreht. Extremsituationen in den Bergen zu drehen, ist an sich schon sehr schwierig, aber in dieser Situation perfekt auf Anschluss zu drehen, war sicherlich noch einmal eine besondere Herausforderung. Viele Szenen sind an einer nachgebauten Wand in einem Kühlhaus in Graz entstanden.

Beste Kamera/ Bildgestaltung – Kolja Brandt

Bestes Szenenbild – Udo Kramer

– NORDWAND (2008) – KNALLHART (2006)

– NORDWAND (2008) – ROBERT ZIMMER MANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE (2008) – FREE RAINER (2007) – KNALLHART (2006)

Foto: © Nadja Klier

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Der ganze Film lebt von dem existenziellen Kampf der vier Bergsteiger gegen die Naturgewalt. Kameramann Kolja Brandt (Beste Kamera/Bildgestaltung) hat dieses verzweifelte Ringen um Leben und Tod in atemberaubende Bilder verwandelt. Wenn die vier Leute am Berg in ihren Seilen hängen, hat man das Gefühl, die Kamera klettert mit. Sie fokussiert die Hand, die einen Felsvorsprung sucht, um sich festzuhalten, kriecht zwischen die Felsen, wenn einer durch einen Spalt klettern muss, und pendelt im Quergang an einer Felswand entlang, wenn es gilt, einen entfernten Mauerhaken zu setzen. Das alles paart sich mit einem Angst einflößenden Sound (Christian Bischoff, Tschangis Chahrokh, Heinz Ebner, Guido Zettier – Beste Tongestaltung), der den Zuschauer glauben und fühlen lässt, er selbst überwinde gerade eine ungeheure Anstrengung. Als der Schneesturm Unheil ankündend tobt, scheppern die Fensterläden auf der Kleinen Scheidegg bedrohlich und die Stühle auf der Terrasse gehen krachend zu Boden. Alle Sinne werden vom Film aufs Äußerste gereizt – nur riechen und schmecken kann man die Alpen noch nicht.

Beste Tongestaltung – Beste Tongestaltung – Christian Bischoff Tschangis Chahrokh

Beste Tongestaltung – Heinz Ebner

Beste Tongestaltung – Guido Zettier

– NORDWAND (2008) – KRABAT (2008) – SOPHIE SCHOLL (2005) – NIRGENDWO IN AFRIKA (2001)

– DER KNOCHEN MANN (2009) – REVANCHE (2009) – DIE SIEBTELBAU ERN (1998) – COMEDIAN HARMONISTS (1997)

– HILDE (2009) – DER MONGOLE (2008) – TRUE NORTH (2008) – THE FLYING SCOTSMAN (2007)

– JOHN RABE (2009) – HEXE LILLI, DER DRACHE UND DAS MAGISCHE BUCH (2009) – DIE WELLE (2008) – WHOLETRAIN (2006)

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NOVEMBERKIND Für sein abendfüllendes Spielfilmdebüt NOVEMBERKIND hat sich der Regisseur und Drehbuchautor Christian Schwochow viel vorgenommen. Und sich genau die richtigen Partnerinnen dafür gesucht: Seine Mutter Heide Schwochow als Koautorin und Anna Maria Mühe als Hauptdarstellerin in einer Doppelrolle. Das kluge Drehbuch verbindet mehrere Handlungs- und Zeitebenen anspruchsvoll zu einer ungewöhnlichen Reflexion über eine Flucht aus der DDR, familiäre Geheimnisse und über egoistisches Verhalten zum Schutze anderer oder aus Eigennutz. Die 25-jährige Inga (Anna Maria Mühe, Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle) lebt in Malchow (Mecklenburg-Vorpommern) bei ihren Großeltern. Ingas Mutter ist gleich

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nach ihrer Geburt bei einem Badeunfall ertrunken. Das glaubt Inga jedenfalls bis zu dem Tag, an dem sie auf den Literaturprofessor Robert (Ulrich Matthes) trifft. Robert ist aus Konstanz in das kleine Nest gereist, um Recherchen für sein neues Buch zu machen. Dass Ingas Mutter darin die Hauptrolle spielt, bleibt sein Geheimnis. Durch Andeutungen von Robert auf die Spur gebracht, findet Inga schnell heraus, dass ihre Mutter gar nicht 1980 ertrunken, sondern mit einem Deserteur der Roten Armee in den Westen geflüchtet ist. Warum hat ihre Mutter sie zurückgelassen? Und warum hat sie sich nie bei ihr oder bei den Großeltern gemeldet? Warum nicht wenigstens nach der Wende, als alle Grenzen offen waren? Inga beschließt, sich in die Vergangenheit zu begeben und nach ihrer Mutter Anne (Anna Maria Mühe) zu suchen. Robert nimmt sie mit. Das komplexe Drehbuch verliert niemals die beiden Hauptfiguren aus den Augen und schafft es, sie dem Zuschauer emotional sehr nahe zu bringen. Mit hohem dramaturgischen Geschick entwickelten Regisseur Christian Schwochow

(Bestes Drehbuch) und seine Mutter Heide Schwochow (Bestes Drehbuch) die Geschichte für seinen Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg. Für Christian Schwochow war es nicht die erste Zusammenarbeit mit seiner Mutter, die vorwiegend als Autorin und Regisseurin von Hörspielen und Radiofeatures arbeitet. Das Team hatte sich schon 2006 bei dem Buch zu Schwochows 60-Minüter MARTA UND DER FLIEGENDE GROSSVATER bewährt. Sicher wirkte sich die Generationen übergreifende Zusammenarbeit von Mutter und Sohn sehr positiv auf die Zeichnung der Charaktere aus. Man begreift den Altersunterschied, den Unterschied zwischen Ost und West und schließlich auch den zwischen Mann und Frau als latentes, unaufdringliches Thema des Films. Das wirkt sehr überzeugend und authentisch. Anna Maria Mühe meistert ihre Doppelrolle. Zwischen zwei Zeitebenen wechselt sie souverän von der beinahe naiven Kind-Frau Anne zu der reflektierten Fast-Frau Inga. Wenn sie als Anne in der DDR von 1980 lebt und sich in einen desertierten russischen Soldaten verliebt, ist

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Bestes Drehbuch – Christian Schwochow – NOVEMBERKIND (2008) – MARTA UND DER FLIEGENDE GROSSVATER (2006)

Bestes Drehbuch – Heide Schwochow – NOVEMBERKIND (2008) – MARTA UND DER FLIEGENDE GROSSVATER (2006)

Foto: © Frank Lamm

sie ängstlich, bescheiden, unsicher, liebevoll – und niemals ganz bei sich. Wenn sie als Inga in der kleinen mecklenburgischen Dorfbücherei von heute arbeitet, ist sie niedlich, schnippisch, souverän, unbeeindruckt, herzlich – ganz in ihrer Welt. Eine Herausforderung, der Anna Maria Mühe begegnete, indem sie ihre zwei sehr unterschiedlichen Rollen wie zwei verschiedene Drehbücher behandelte. Das half ihr am Anfang

Beste weibliche Hauptrolle – Anna Maria Mühe – NOVEMBERKIND (08) – SCHWESTERHERZ (2006) – WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN (2004) – GROSSE MÄDCHEN WEINEN NICHT (02) Foto: © Philip Glaser

über die harte Probenzeit hinweg. Wenn Inga dann erfährt, dass ihre Mutter ohne sie in den Westen geflüchtet ist und heute vielleicht in Konstanz lebt, muss Anna Maria Mühe ihrer Figur noch einmal eine neue Facette hinzufügen. Die ganze Leichtigkeit und Lebensfreude, die Inga in der mecklenburgischen Provinz ausgestrahlt hat, schwindet nun aus ihrem Gesicht. Sie will jetzt wissen, wer sie ist; will wissen, was ihre Großeltern veranlasst hat, ihr nicht die

Wahrheit zu sagen; will wissen, wo ihre Mutter lebt und was sie macht – und wer ihr Vater ist. Ihre Gesichtszüge sind nun oft traurig, voller Gram, verunsichert und verzweifelt. Als sie am Ende alles herausgefunden hat, fährt sie zurück nach Malchow, um sich zu verabschieden – und steigt am nächsten Morgen in einen Zug nach Irgendwo. Auf der Suche nach ihrer Identität ist sie erwachsen geworden.

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PALERMO SHOOTING

SENATOR FILM VERLEIH ZEIGT EINE NEUE ROAD MOVIES PRODUKTION IN KOPRODUKTION MIT P.O.R. SICILIA REGIONE SICILIANA AAPIT PROVINCIA REGIONALE DI PALERMO ARTE FRANCE CINÉMA ZDF/ARTE IN ZUSAMMENARBEIT MIT PICTORION PICTURES RECTANGLE REVERSE ANGLE UND DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS FFA FILMSTIFTUNG NORDRHEIN-WESTFALEN MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG MEDIA PROGRAMM DREHBUCH, REGIE MUSIKHERSTELLUNGSWIM WENDERS FILM „PALERMO SHOOTING” MIT CAMPINO GIOVANNA MEZZOGIORNO UND DENNIS HOPPER BERATUNG MILENA FESSMANN & BECKMANN FILM-MUSIK IRMIN SCHMI D T SCHNITT PETER PRZYGODDA OLI WEISS BILDKOSTÜM- SABINA MAGLIA SZENENBILD SEBASTIAN SOUKUP KAMERA FRANZ LUSTIG LEITUNG MARCO MEHLITZ GIANFRANCO BARBAGALLO EXECUTIVE PRODUCERS JEREMY THOMAS PETER SCHWARTZKOPFF PRODUZENT GIAN-PI E RO RINGEL UND PRODUKTION WIM WENDERS EINEN

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Azienda Autonoma Provinciale per l‘Incremento Turistico

Provincia Regionale di Palermo

www.palermoshooting.senator.de

© 2008 SENATOR FILM VERLEIH GMBH

ART WORK: LICHTRAUSCH.COM

FOTOGRAFIE: DONATA WENDERS

Der Fotograf Finn (Campino) weiß nicht mehr, was er eigentlich tut. Er schießt Bilder, die er in ihrer ursprünglichen Form schon lange nicht mehr akzeptiert. Er verbindet jedes Bild, das möglicherweise einen Moment der Wahrheit – oder zumindest Wirklichkeit – darstellt, mit einer zusätzlichen Vision. Die Fotos in Finns Welt sind nicht mehr die Fotos, die ein Fotograf aufnimmt, sondern die Fotos, die er von seinen Mitarbeitern daraus machen lässt. Hier noch ein paar Wolken, dort

eine Reflexion. Und im unteren Teil des Bildes muss es schon Nacht werden. Ausgerechnet das Model Milla (Milla Jovovich) durchschaut Finns Zustand, findet sich selbst als Schwangere nicht mehr in seinen aufgeblasenen Inszenierungen wieder – und verlangt in der Welt der Manipulation nach dem Einfachen, dem Wesentlichen. Das findet Finn jenseits seiner prätentiösen Wirkungsstätte Düsseldorf. In Palermo, der Stadt, die nicht nur wärmer, älter und weicher erscheint als die Designer-Metropole am Niederrhein, sondern auch auf ewig mit Tod und Bedrohung verbunden sein wird. Regisseur Wim Wenders nutzt genau diese Spannung in seinem Film PALERMO SHOOTING für die Erzählung einer Geschichte über das Verhältnis zwischen Leben und Tod, das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Täuschung, zwischen Kunst und

Manipulation. Von diesem Verhältnis, das im Film auch als dynamische Beziehung erzählt wird, ist auch die Montage des Films geprägt. Verantwortlich dafür sind Peter Przygodda, Oli Weiss und Mirko Scheel (Bester Schnitt). Przygodda schneidet die Filme von Wenders von der ersten Stunde an. Kaum einer der Filme von Wim Wenders ist ohne die Handschrift dieses ebenso sensiblen wie coolen Schnittmeisters denkbar. Bereits Wenders‘ SpielfilmDebüt SUMMER IN THE CITY, zugleich der Abschlussfilm des Regisseurs an der Münchner Filmhochschule, hat Przygodda geschnitten. Es folgten von der ANGST DES TORMANNS VORM ELFMETER über ALICE IN DEN STÄDTEN und PARIS, TEXAS bis DON´T COME KNOCKING so gut wie alle Filme von Wim Wenders. In den siebziger Jahren erhielt Przygodda unter

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Bester Schnitt – Peter Przygodda

anderem für die Montage der Wenders-Filme FALSCHE BEWEGUNG (1975) und DER AMERIKANISCHE FREUND (1978) die damals noch so genannten Bundesfilmpreise. Oli Weiss stieß

Bester Schnitt – Mirko Scheel

Bester Schnitt – Oli Weiss

– PALERMO SHOOTING (2008)

– SCHWEITZER (2009) – PALERMO SHOOTING (2008) – GOING AGAINST FATE (2008) – DON‘T COME KNOCKING (2005)

1993 bei LISBON STORY dazu. Mirko Scheel ist finierte Überblendungen oft eine größere Rolder Neue. Zu dritt haben sie einen Weg gesucht le als scharfe Schnitte. Ganz im Sinne dieses und gefunden, die beschriebenen Beziehungen Films. miteinander zu kombinieren. Dabei spielen raf-

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ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE Robert Zimmermann (Tom Schilling) hatte eine schwere Jugend. Er verdankt seinen Namen der Tatsache, dass seine Eltern Bob Dylan mit Donovan verwechselt haben – und wurde wegen eines Namens gehänselt, den er gar nicht hätte tragen müssen (oder dürfen). Mit Mitte zwanzig hat Robert Zimmermann dann allerdings ganz andere Sorgen. Regisseur Leander Haussmann hat mit ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE einen Film über Möglich- und Unmöglichkeiten von Beziehungen gemacht. Hier wundert sich nicht nur Robert über die Liebe, sondern vor allem auch seine 20 Jahre ältere Angebetete Monika (Maruschka Detmers). Es wundern sich seine lesbische Schwester Pia (Annika Kuhl) und sein schräger Mitbewohner Ole (Christian Sengewald),

besonders wundern sich aber seine Eltern (Adam Oest und Marlen Diekhoff) – und am Ende wundert sich der Zuschauer selbst. Der Film steckt voller musikhistorischer Details: Platten der Woodstock-Generation und von Simon and Garfunkel tauchen auf, Bob Dylan ist immer präsent – und einmal sitzt James Garfunkel (Arts Sohn) in einer Hamburger Kneipe. Die Stimmung im Film wird stark vom wunderbaren Soundtrack getragen, zu dem Element of Crime (Beste Filmmusik) eigens sieben Stücke komponiert haben: vier Songs mit Texten von Sven Regener, die wie Moritaten das Geschehen begleiten, und drei Instrumentals, bei denen auch eine Dylansche Mundharmonika zum Einsatz kommt. Als die beiden Freunde und Kollegen Ole und Robert, für eine Ego-Shooter-Präsentation in einen schicken Anzug gesteckt, noch einen Imbiss nehmen wollen, bekommt Robert unbeabsichtigt das „Ketchup-Curry-Variationsgemisch“ direkt aufs Revers gespritzt. Als das Dilemma passiert ist, legt sich Musik von Element of Crime über die Szene und es erklingt in der schönsten melancholischen Loser-Stimmung: „Ein Hotdog un-

ten im Hafen und vor dem Einschlafen schnell noch ein Bier…“ Das passt. Dieser Song liegt über dem Filmschnitt zu den beiden Frauen in der Schnellreinigung, die das Lied (gemeinsam mit Element of Crime im Hintergrund) weiter singen – just an der Stelle, in der es heißt: „Ohne Dich will ich nicht, mit Dir kann ich nicht sein.“ Das passt mindestens genauso gut – und ist der sinnbildliche Vorbote zur (un)möglichen Liebesgeschichte zwischen Robert und Monika, der Frau von der Schnellreinigung. Beste Filmmusik – Element of Crime – ROBERT ZIMMER MANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE (2008) – NVA (2005) – BANDAGISTEN GLÜCK (1997, TV)

Foto: © Charlotte Goltermann

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Deutscher Filmpreis 2009


WOLKE 9 „Nobody loves you, when you‘re old and grey”, heißt es in der letzten Strophe von John Lennons gleichnamigem Song aus dem Jahr 1974. Und vorher kommt die Zeile, die den Regisseur Andreas Dresen bereits zu einem Film inspirieren wollte, bevor er überhaupt Regisseur war: „Nobody sees you when you‘re on cloud nine.“ Liebe im Alter findet auf WOLKE 9 statt, jenseits der Wolke Sieben, auf der sich romantische Debütanten tummeln. Und Liebende im Alter soll man sehen, auch wenn sie auf WOLKE 9 sitzen. Andreas Dresen (Beste Regie) macht die WOLKE 9 zu einem Ort, an dem sich die Liebe genau so zuträgt wie im Leben derjenigen, die noch nicht dort angekommen sind. Liebe ist albern und schön, unvernünftig und zärtlich, zerstörerisch und schicksalhaft.

Sie macht verlegen und glücklich. Sie macht manchmal ein bisschen dumm, sie macht einen nervös und kann aber auch ungemein beruhigend sein. „Natürlich war mir auch wichtig zu zeigen, dass alte Leute nicht nur Busfahrten machen, mit Dampfern durch die Gegend schippern und Wärmedecken kaufen“, sagt Dresen, dessen Filme am liebsten alltägliche Geschichten verhandeln – und sich dabei für das interessieren, was eben nicht alltäglich ist: für das Tragikomische, für das Unvorhergesehene, das Über-

raschende, auch für das Liebenswerte. Dabei liebt Dresen die Arbeit mit dem kleinen Team, das genau diese Elemente in den Geschichten aufspürt, verdichtet und präsentiert. Auch dem Thema der Liebe im Alter hat er sich als Regisseur mit einem kleinen Team und vor allem seinen drei Hauptdarstellern (Ursula Werner, Horst Westphal, Horst Rehberg) genähert. Intuition und Improvisation sind zwei Elemente dieser Art des Filmemachens, die schief gehen würden, wenn der Regisseur sich nicht auf seine

Bester Spielfilm – Peter Rommel

Beste Regie – Andreas Dresen

– SIE HABEN KNUT (2003) – HALBE TREPPE (2002) – LOST KILLERS (2001) – NACHTGESTALTEN (1999)

– SOMMER VORM BALKON (2005) – HALBE TREPPE (2002) – NACHTGESTALTEN (1999) – STILLES LAND (1992)

Foto: © Klaus-Dieter Fahlbusch

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Beste weibliche Hauptrolle – Ursula Werner – WILLENBROCK (2005) – DIE POLIZISTIN (2000, TV) – EIN IRRER DUFT VON FRISCHEM HEU (1977) – FRAU VENUS UND IHR TEUFEL (1967) Foto: © Martin Eggert

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inszenatorische Sicherheit, das nahezu blinde (!) Verständnis mit dem Kameramann und den Darstellern verlassen könnte. Ein besonders verlässlicher Partner bei dieser Art des Filmemachen ist für Dresen aber auch sein langjähriger Produzent und Freund Peter Rommel (Bester programmfüllender Spielfilm). Für den klassisch independent arbeitenden Rommel, dessen Firma in Berlin und Stuttgart deutsch und international agiert, war WOLKE 9 bereits die vierte Zusammenarbeit mit Dresen (Mittlerweile ist mit WHISKY MIT VODKA noch eine Ko-Produktion dazu gekommen.). Und wie bei den Filmen vorher ist der Produzent eine kreative Säule des Teams, dem er auch Halt geben

kann, indem er es zusammenhält und bezahlt. WOLKE 9 erzählt eine normale Geschichte – und bricht genau deshalb ein Tabu. Die Normalität der Liebe im Alter, die eben auch Grausamkeit implizieren kann und dies naturgemäß auch eher tut, findet im Verborgenen statt. Andreas Dresen hat zusammen mit seinen Schauspielern Bilder dafür gefunden. Und er hat der Hauptdarstellerin Ursula Werner (Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle) die Chance gegeben, diese Bilder mit all dem zu füllen, was die Geschichte lebendig macht: Freude und Leid, Schönheit und Verzweiflung, Lachen und Weinen. Eine Schauspielerin ohne falsche Scham und mit großer Würde.

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Hôtel Concorde Berlin Augsburger Straße 41 · 10789 Berlin Tel: +49 (0)30 800 999 0 concordeberlin@concorde-hotels.com concorde-hotels.com/concordeberlin

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Nominated in 3 Categories: Style, Style, Style.

Luxushotellerie à la française: Das Hôtel Concorde Berlin verbindet zeitgenössische Kunst, Design und Architektur mit französischem Charme. 267 verschwenderisch große Zimmer und 44 einzigartige Suiten laden zum Verweilen und Genießen ein. Die Brasserie Le Faubourg überrascht Liebhaber des guten Geschmacks täglich à la carte mit neuen Kreationen der französischen Küche.


HEXE LILLI, DER DRACHE UND DAS MAGISCHE BUCH Hexen scheinen immer auf der Suche nach Nachwuchs zu sein. Deshalb sind kleine Hexen beliebte Figuren für Kinderbücher und deren filmische Adaptionen. Auch Hexe Lilli gehört zum Kreis der magischen Mädchen, die das Erbe einer Zauberlehrerin im gesetzten Alter antreten sollen. Bei Lilli ist besonders starker Handlungsbedarf. Die Aktivitäten des bösen Zauberers Hieronymus strapazieren die Kräfte der Hexe Surundula so sehr, dass sie auf der Stelle Unterstützung braucht. Deshalb schickt sie den tapsigen Drachen Hektor direkt in Lillis Kinderzimmer. Lilli ist keine geborene Hexe, aber sie hat die richtigen Voraussetzungen, zum Beispiel Selbstvertrauen. Regisseur Stefan Ruzowitzky, der sich durch eine besondere thematische Vielfalt auszeichnet, hat aus den populären Büchern von Knister einen 58

Kinderfilm geschaffen, in dem sich alles tummelt, was dem Zielpublikum Freude macht: starke Kids, nicht immer ganz souveräne Erwachsene und ein lustiges Fabelwesen. In diesem Fall ein hinreißend animierter Drache mit der so komischen wie charismatischen Stimme von Michael Mittermaier. Nach den zwei international renommierten Kinoprojekten 3 GRAD KÄLTER (Regie: Florian Hoffmeister) und SENKA (Regie: Milcho Manchewski) wagte die Produzentin Corinna Mehner (Bester programmfüllender Kinder- und Jugendfilm) den nicht unbedingt naheliegenden Schritt zur Kinderunterhaltung. Mehner, die als Geschäftsführerin der Firma Blue Eyes Fiction, einer Tochter der Blue Eyes Film & Television, arbeitet, fand mit der Münchner Animationsfirma Trixter und deren Miteigentümer Michael Coldewey (Bester programmfüllender Kinder- und Jugendfilm) den geeigneten Partner für ein Projekt, in dem gleich drei Elemente unter einen kreativen Hut gebracht werden mussten: erfahrene erwachsene Schauspieler wie Anja Kling und Ingo Naujoks, unbekannte Kinderdarsteller wie Alina Freund, die die Titelfigur spielt, und ein animierter Charakter wie der Drache Hektor.

Bester Kinder- und Jugendfilm – Corinna Mehner – HEXE LILLI – Die Reise nach Man dolan (2010) – HEXE LILLI, der Drache und das magische Buch (09) – SHADOWS (2007) – 3° KÄLTER (2005) Bester Kinder- und Jugendfilm – Michael Coldewey – HEXE LILLI, der Drache und das magische Buch (2009)

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WAS AM ENDE ZÄHLT Carla (Paula Kalenberg) ist von zu Hause abgehauen und will nach Lyon: Mode studieren. Als sie in den Zug steigt, gelingt es einem Taschendieb, ihr ganzes Geld, ihre Fahrkarte und den Koffer zu stehlen. Ein Jahr später wird sie immer noch in Berlin sein. Sie wird eine Freundin und ein Baby haben und sich der Frage stellen müssen, ob sie trotzdem nach Lyon geht und – wie verabredet – ihr Kind bei ihrer Freundin Lucy (Marie-Luise Schramm) lässt. Denn WAS AM ENDE ZÄHLT, weiß man immer erst, wenn es soweit ist. Die Regisseurin Julia von Heinz erzählt in ihrem ersten langen Spielfilm über das Erwachsenwerden, über den schwierigen, oft auch schmerzhaften Lernprozess, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, für seine Ideale zu arbeiten, nicht zurückzustecken und das sehr individuelle Glück zu finden.

Produziert wurde WAS AM ENDE ZÄHLT von der Berliner Firma credofilm, die 2001 von Susann Schimk und Jörg Trentmann (Bester programmfüllender Kinder- und Jugendfilm) gegründet wurde. Credofilm engagiert sich besonders für den Filmnachwuchs und konnte unter anderem mit Produktionen wie DER IRRATIONALE REST (R: Thorsten Trimpop, 2005), VALERIE (R: Birgit Möller, 2006) und JAGDHUNDE (R: Ann-Kristin Reyels, 2007) Erfolge auf vielen Festivals weltweit feiern. Zuletzt gaben sie der 16-jährigen

Foto: © Katja Renner

Regisseurin Helene Hegemann die Chance für ihr viel beachtetes Spielfilmdebüt TORPEDO. Julia von Heinz ermöglichten sie die überzeugende, abendfüllende Version eines Kurzfilms, den sie zuvor selber produziert hatte. Übrigens mit derselben hervorragenden Kamerafrau Daniela Knapp. Und auch schon mit der unverwechselbaren Marie-Luise Schramm in einer der Hauptrollen. Im Duett mit der anrührenden Paula Kalenberg prägt sie die Atmosphäre eines Dramas, das sich wirklich um seine Figuren kümmert.

Bester Kinder- und Jugendfilm – Susann Schimk

Bester Kinder- und Jugendfilm – Jörg Trentmann

– FREI NACH PLAN (2008) – JAGDHUNDE (2007) – VALERIE (2007) – 7 BRÜDER (2003, Doku)

– FREI NACH PLAN (2008) – JAGDHUNDE (2007) – VALERIE (2007) – 7 BRÜDER (2003, Doku)

Foto: © Katja Renner

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LENIN KAM NUR BIS LÜDENSCHEID LENIN KAM NUR BIS LÜDENSCHEID – 45 Jahre nach seinem Tod und ziemlich genauso viele Kilometer westlich der sauerländischen Kleinstadt hätte der Revolutionär eine Menge konkreter Antworten auf seine berühmteste Frage bekommen. Vater Precht, Designer, Menschenfreund und unverbesserlicher Weltverbesserer, wusste mit seiner kleinen Familie in Solingen nämlich immer, was zu tun war. Seine Kinder lebten in einer Parallelwelt, weil er das tat, was er meinte, für eine andere Welt tun zu müssen. Cola und Comics gab es nicht. Und die Kinderlieder stammten von FranzJosef Degenhardt und Dieter Süverkrüp. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft hieß bei den Prechts der Stürmerstar nicht Gerd Müller, sondern Jür-

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gen Sparwasser. Und die Kinder mussten nicht unbedingt aus Mamas Bauch kommen. Manche kamen auch aus Vietnam, um einem Massaker durch die US-Army zu entgehen. Der Publizist und Schriftsteller Richard David Precht – mittlerweile ein bekannter Autor philosophischer Bestseller („Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“) – hat die Geschichte einer real existierenden Sozialisten-Sozialisation tief im Westen der Bundesrepublik Deutschland vor wenigen Jahren aufgeschrieben. Sein Kollege, der Journalist und Dokumentarfilmer André Schäfer, hat daraus einen Film gemacht, der den sympathisierenden, aber auch ironischen Tonfall des Buches beibehält und spannendes, authentisches, originelles Material mit O-Tönen mischt. Offene Worte aller Familienmitglieder neben Super-8-Home-Movies aus den sechziger Jahren, Bilder aus dem sozialistischen Jugendlager in Lüdenscheid und natürlich Ausschnitte aus dem legendären Länderspiel 1974 im Volksparkstadion. So entstand ein ungewöhnlicher, weil auch aus ungewöhnlicher Perspektive erzählter Bei-

Bester Dokumentarfilm – Marianne Schäfer – LENIN KAM NUR BIS LÜDENSCHEID (2008) – KÖNIG DER SPIONE JOHN LE CARRÉ (2008, TV) – SCHAU MIR IN DIE AUGEN, KLEINER (07) – 100 PORSCHES AND ME (2007, TV) trag über den selten gedachten Zusammenhang zwischen 1968 und 1989. Produzentin des Films ist Marianne Schäfer (Bester programmfüllender Dokumentarfilm), die von Anfang an in der von Regisseur André Schäfer 2001 gegründeten Firma Florianfilm in Köln die Geschäfte führt. Geschäfte, die die Entwicklung und Herstellung von Kinofilmen ebenso beinhalten wie die von Serien, Reportagen und TV-Filmen.

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NOBODY’S PERFECT Regisseur und Produzent Niko von Glasow (Bester programmfüllender Dokumentarfilm) bezeichnet seinen Film NOBODY’S PERFECT als „Fröhlichkeitstherapie“. Klingt gut. Und klingt noch besser, wenn man weiß, dass hier ein behinderter Filmemacher einen Film über Behinderte gemacht hat. Niko von Glasow ist eines der insgesamt 5000 Opfer des Medikaments Contergan, das der Pharmakonzern Grünenthal 1957 als Beruhigungsmittel für Schwangere und als Schlafmittel in den Handel brachte und das erst 1961 wieder vom Markt genommen wurde. Er suchte nach elf Menschen, die – wie er selbst – im Mutterleib durch das verheerende Medikament geschädigt wurden und heute mit schweren Fehlbildungen an Armen und/oder Beinen leben müssen, zu kurze Arme mit Mat Fraser Fred Dove Stefan Fricke

Sigrid Kwella Andreas Meyer

Kim Morton Doris Pakendorf

Sofia Plich Petra Uttenweiler

Bianca Vogel Mandel von Glasow Theo Zavelberg Niko von Glasow

www.lichtgruen.de

ein Film von Niko von Glasow

Gestaltung

www.nobodysperfect-film.de

Drehbuch ANDREW EMERSON KIKI VON GLASOW NIKO VON GLASOW Regie NIKO VON GLASOW Editor MECHTHILD BARTH MATHIAS DOMBRINK Kamera ANIA DABROWSKA ANDREAS KÖHLER Ton & Sound Design CLAAS BERGER Fotos ANIA DABROWSKA NIKO VON GLASOW Executive Producer EWA BOROWSKI Ausstattung HENRIKE MÜLLER Make up NANCY FRIEDRICH CLAUDIA REITER Regieassistenz STEPHEN KENNEDY Produktion NIKO VON GLASOW ANNE-SOPHIE QUANCARD FRANK HENSCHKE Produktionsassistenz JENS KAULEN JULIAN KAZMIERCZAK JAN STOLLENWERK Filmgeschäftsführung JÜRGEN BROCK MILDENBERGER Fotostudio FOTOSTUDIO STEMPELLSCHULZ Digitale Bildbearbeitung JENNY CREMER Mischung FALK MÖLLER Kopierwerk CINEPOSTPRODUCTION – GEYER KÖLN Redaktion WDR JUTTA KRUG KATJA DE BOCK ENNO HUNGERLAND Der Bildband zum Film ist erschienen im ELISABETH SANDMANN VERLAG, ISBN 978-3-938045-10-7 Gefördert von FILMSTIFTUNG NRW und DFFF Eine Koproduktion von PALLADIO FILM / WDR © MMVIII Im Verleih von VENTURA FILM mit Unterstützung von FILMSTIFTUNG NRW, BKM UND FFA

oder Beine haben oder gar keine. Sie sollten sich bereit erklären, für einen Monatskalender nackt Modell zu stehen. Die Idee war, sich buchstäblich frei zu machen von einer Scham über die Behinderung – und durch das Ausstellen der Fotografien einfach mal einen Seitenwechsel zu vollziehen. Denn: „Sonst werde ich immer nur angestarrt und jetzt sage ich: Hier guckt, guckt mich an!“, sagt eine der Protagonistinnen treffend. Die fertigen Bilder zeugen von einer Verlegenheit, der jeder Einzelne von ihnen anders begegnete: Der Astrophysiker Stefan inszenierte sich beispielsweise als Buddha und thront auf einem Sessel, der Radiomoderator Fred bedeckt seine Scham mit einem Tennisschläger, Doris sitzt auf einem Sessel und hält stilvoll ein Glas Rotwein zwischen den Zehen und der schüchterne Gärtner Theo versteckt sich ein bisschen hinter einem Rosenbusch. Niko von Glasow betrachtet die Dinge aus ungewöhnlichen Perspektiven, die dem Zuschauer die Augen öffnen und zu einem Lachen anregen, das schamlos, ehrlich und liebevoll ist. Sein Film ist tatsächlich fröhlich geworden.

Palladio Film wurde 1990 von Niko von Glasow gegründet und hat sich darauf spezialisiert, qualitativ hochwertige Spielfilme und Dokumentationen zu produzieren. Zu den bekanntesten Projekten der Firma gehört von Glasows Film über eine ungewöhnliche Widerstandsgruppe in Köln gegen Ende des Dritten Reiches, genannt die EDELWEISSPIRATEN (2004). Der Name der Gesellschaft wurde durch den italienischen Architekten Andrea Palladio (1508-1580) inspiriert, dessen strukturelle Arbeit Niko von Glasow sehr verehrt. Bester Dokumentarfilm – Niko von Glasow – NOBODY’S PERFECT (2008) – EDELWEISSPIRATEN (2005) – MARIES LIED (1994) – HOCHZEITSGÄSTE (1991)

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Fördermitglieder f i l m p r o d u k t i o n

3L Filmproduktion GmbH & Co. KG

Concorde Filmverleih GmbH

Highlight Communications AG

ARRI Arnold & Richter Cine Technik GmbH & Co. Betriebs KG

Constantin Film AG

HKR – Wirtschaftsprüfer und Steuerberater

Askania Media Filmproduktion GmbH

Deutsche Filmversicherungs Gemeinschaft d.i.e.film.gmbh

Band Pro Munich GmbH

Kinowelt GmbH Kodak GmbH Entertainment Imaging

drei d medien service GmbH Bavaria Film GmbH CIC Group Immobilienprojektentwicklungsgesellschaft mbH

LimeLight PR e27 gbr Monaco Film GmbH Estée Lauder Companies GmbH

CineMedia Film AG CineStar – Greater Union Filmpalast GmbH

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ENTERTAINMENT VALUE ASSOCIATES GmbH Filmpark Babelsberg GmbH

Okapi GmbH PKF Piorek Thum Stenger Beier

Deutscher Filmpreis 2009


Reverse Angle Production GmbH

Universum Film GmbH

Rialto Film GmbH

Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH

Saxonia Media Filmproduktion GmbH

Warner Bros. Entertainment GmbH

Senator Film Produktion GmbH X Verleih AG SKW Schwarz Rechtsanwälte Studio Babelsberg GmbH Studio Hamburg GmbH Thinking Networks AG UFA Film & TV Produktion GmbH

Die Deutsche Filmakademie hat ein klares Ziel: die Kreativen des deutschen Kinos unter einem Dach zu vereinen. Das bringt nicht nur Bewegung in die Kommunikation untereinander, es schafft auch eine größere Wirkung nach außen. In dieser Konstellation können die Kreativen ihre Interessen besser austauschen und vertreten – und sie können dem Publikum noch einmal anders nahe kommen. Seit 2005 entscheiden die Mitglieder der Deutschen Filmakademie auch über die Vergabe des DEUTSCHEN FILMPREISES, der vom BKM gestiftet wird.

Viele Macher, die zur Entstehung eines deutschen Films ihr handwerkliches und kreatives Potenzial beitragen, fühlen sich der Filmakademie sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder und unterstützen die gemeinsame Arbeit auch materiell. In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber mit ebenso viel Engagement, sorgt auch der größere Kreis der Freunde der Deutschen Filmakademie dafür, dass die Akademie lebens- und handlungsfähig bleibt. Aber aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte die Akademie nicht so aktiv sein, wie sie ist. Durch die jährlichen Zuwendungen der Fördermitglieder und der Freunde kann die Akademie lebendig arbeiten, also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen organisieren, ihre Außenwirkung verstärken. Freunde und Förderer werden in das aktive Leben der Filmakademie mit einbezogen. Sie können alle Veranstaltungen besuchen, erhalten den Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können die nominierten Filme kostenlos im Kino sehen und nehmen immer wieder gerne an internen Treffen der Akademie-Mitglieder teil. Sie sind natürlich 63


Freundeskreis auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam Filmanwalt | Wolf Dietrich Brücker Redakteur | mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN Stephan Bürgi Agent, Schauspieler | Uwe Buschkötter Musikproduzent | Bernd Capitain SchauFILMPREIS verleiht. spieler | Christina Capitain Schauspielerin | XaFreunde und Fördermitglieder tun das, was vier Chotard Marketingberater | Margit Chuchra ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der Produzentin | Daniel Tobias Czeckay RechtsanDeutschen Filmakademie und leisten damit walt | Sandra Damiani Schauspielerin | Cathy de dem deutschen Film und seinen Kreativen einen Haan Dramaturgin, Dozentin | Max Dehmel Ministerialrat a.D. | Ulf Dobberstein Rechtsanwalt | großen Freundschaftsdienst. Marion Döring Geschäftsführerin | Dirk Dotzert Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally Berater | Alexander van Dülmen CEO A-Company Ahrweiler Agentin | Delia Albrecht Schauspiel- Consulting & Licensing | Pete Dwojak SchauspieAgentin | Georg Alexander Journalist | Katrin An- ler | Frank Eickmeier Rechtsanwalt, Filmrecht | ders Agentin | Elke Apelt Agentin | Gabriela Ba- Jürgen Elbers Schauspielcoach | Katharina Elias cher Produzentin | Simone Bachofner Junior Pu- TV-Redakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafblicist | Rolf Bähr Ex FFA Vorstand | Anke Balzer ter | Jürgen Fabritius Geschäftsführer | Cordula Agentin für Schauspieler | Frank Barner Steuer- Fassbender Wissenschaftlerin | Lutz Fassbender berater, Rechtsanwalt | Julia Bartelt PR-Agentin | CEO i2i Musikverlag | Dirk Fehrecke Agent für Regine Baschny PR-Beraterin | Iris Baumüller- Film, TV und Theater | Claudia Fehrenbach Fitz Michel Casting Director | Caroline Beil Schau- Schauspielagentin | Milena Fessmann Musicsuspielerin | Astride Bergauer Agentin | Evi Bischof pervisor Nicole Fischer Casting Director | PhilAgentin | Mathias Bothor Fotograf | Oliver Boy ipp Fleischmann Trailer-Produzent, Regisseur | Produzent | Elke Brand Medienagentin | Karin Susanne Franke Theaterkunst | Egon F. Freiheit Brandner Agentin | Alice Brauner Produzentin | Drehbuchautor, TV-Consultant | Silke Fuhrmann Frank Brauner Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm Geschäftsführerin | Stefan Gärtner Leiter Ko64

produktion und Kofinanzierung | Gero Gandert Filmhistoriker | Christina Gattys Agentin | Georg Georgi Schauspielagent | Norbert Ghafouri Schauspieler | Maren Gilzer Schauspielerin Lara Gross Redakteurin, Dramaturgin | Gerhard Groß Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin für Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent | Britta Hansen Produzentin | Birgit Hass Geschäftsführerin | Sabine Hemstedt Schauspielerin | Frank Henschke Filmproduzent | Marlis Heppeler Agentin | Wolfgang Hielscher Jurist | Max Höhn Hair & Make Up Artist | Alexandra Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard Hoestermann Agent für Schauspieler | Gerti Hofmann Gastronomin | Alexander von Hohenthal TV-Produzent | Mechthild Holter Inhaber, Geschäftsführerin Players | Nicole Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin FFHSH | Ilona Hüttersen Presseagentin | Britta Imdahl Schauspielagentin | Patrick Jacobshagen Rechtsanwalt | Bianca Junker Presseagentin | Christine Kabisch Regisseurin | Till Kaposty-Bliss Werbegrafiker | Klaus Keil Direktor Erich Pommer Institut | Uschi Keil Agentin | Rainer Keller Lobbyist, Strategisches Management | Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin | Deutscher Filmpreis 2009


Romana Klein Schauspielagentin | Georg Kloster Yorck Gruppe | Thomas Kluge Fotograf | Michael Konstabel Archivrechercheur | Heide Kortwich Maskenbildnerin | Detlev Krüger Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe | Hildburg Krüger Fachbereichsleiterin Kunst & Kultur | Adrian Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani Agentin | Renate Landkammer Agentin | Claudia Lehmann TV-Produzentin | Thomas Letocha Autor | Silvana Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie Linder PR-Berater | Claudia Loewe GF DFA Produktion GmbH | Yutah Lorenz Schauspielerin und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Stephen Manuel Regisseur | Lars Meier Künstlermanager | Ulrich Meinhard Agent | Henner Merle Rechtsanwalt | Günther Mertins Kinobetreiber | Susanne Mertins Geschäftsführerin | Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt | André Meyer Marketing & Vertrieb | Kristin Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge Regisseur | Caroline Millahn Agentin | Benjamina Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur, Produzent | Angelika Mittermüller Kommunikationstrainerin, Autorin | Fabian Mittermüller | Marketa Modra Agentin | Stefan von Moers Rechtsanwalt | Petra Maria

Müller Medienboard Berlin-Brandenburg | Katrin Näher Agentin | Azizeh Nami PR-Agentin | Sigrid Narjes Agentin | Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin | Michaela Niemeyer | Christoph Ott Verleiher | Volker Otte Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Andreas Pense Rechtsanwalt | Sabine Peters Pädagogin | Gabriele Pfennigsdorf FilmFernsehFonds Bayern | Claudia Pöpsel Produzentin | Michal Pokorny Produzent | Astrid Posner Schauspielerin | Margit Preiss PR-Agentin | Hans Helmut Prinzler Filmhistoriker | Katja Proxauf Agentin | Inga Pudenz Agentur-Managerin | Wiebke Reed Agentin | Torsten Reglin Dramaturg | Susanne Reinker Autorin | Mario Rempp Filmtheaterbetreiber | Mariette Rissenbeek PR-Managerin | Renate Rose European Film Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja Runge Publicist | Klaus Schaefer FilmFernsehFonds Bayern | Thorsten Schaumann Filmkaufmann | Thomas Scheuble Bankkaufmann, Prokurist | Antje Schlag Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten | Michael Schmid-Ospach Filmstiftung NRW | Josephine Schmidt Schauspielerin | Marie-Luise Schmidt Agentin | Sonja Schmitt Delphi Film-

verleih | Lutz Schmökel Agent | Norbert Schnell Agent | Marc Schötteldreier Casting Director | Peter Schulze PR-Manager | Maria Schwarz Agentin | Sibylle Seidel Gieth Agentin | Christian Senger Schauspieler | Hellmut Sieglerschmidt Notar | Sebastian Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla Skoglund Schauspieler-Agentin | Josef Steinberger Filmproduzent | Inka Stelljes Agentin für Schauspieler | Simone Stewens Geschäftsführerin ifs | Volker Störzel Agent Theater, Film und Fernsehen | Christiane Stützle Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht | Conny Suhr PR-Agentin | Judith Sutter Schauspielagentin | Gisela Tatsch-Daust Schauspielagentin | Bettina von Trott zu Solz | Michaela von Unger Filmproduzentin | Harro von Have Rechtsanwalt | Magnus Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film | Christiane von Wahlert Geschäftsführerin SPIO | Christiane Waldbauer Schauspieleragentin | Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Thomas Weymar Telepool München | Albert Wiederspiel Filmfestleiter | Rafaela Wilde Rechtsanwältin | Sylvia Wolf Medienberater | Beate Wolgast Agentin | Martin Zimmermann Produzent

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WER SIND HELDEN? Ein Gespräch mit der Schauspielerin und Regisseurin Nicolette Krebitz, der Autorin und Regisseurin Susanne Schneider, dem Regisseur und Autor Florian Gallenberger und dem Produzenten Christoph Müller über die Themenvielfalt im deutschen Kino, über Wahrheiten und Visionen, Helden und Anti-Helden und die Suche nach Geschichten in der Geschichte und der Gegenwart Moderation: Alfred Holighaus & Linda Söffker Fotos: Florian Liedel Alfred Holighaus: Florian Gallenberger macht den Eindruck, als ob er seine Geschichten gar nicht in Deutschland sucht. Und selbst wenn er ein deutsches Thema hat, wie bei JOHN RABE, findet es woanders statt, nämlich in China. Entspricht das eher Deinem Weltbild oder Deiner persönlichen Sicht auf das Kino? Florian Gallenberger: Ich glaube, das ist viel einfacher. Das ist Schicksal. Bei JOHN RABE habe ja nicht ich den JOHN RABE, sondern der JOHN RABE hat eher mich gefunden. Die Produzenten Mischa Hoffmann, Jan Mojto und Benjamin Florian Gallenberger, Nicolette Krebitz 66

Deutscher Filmpreis 2009


Herrmann haben mich darauf angesprochen, ob mich das interessieren würde. Möglicherweise schon mit dem Hintergedanken, dass ich vorher einen Film in Indien und davor in Mexiko gemacht habe. Und vielleicht deshalb auch einen Film in China machen können würde. Es war gar nicht so sehr mein Wunsch, schon wieder im Ausland zu drehen. Das ist zwar sehr spannend, aber bringt schon auch viel Mühe mit sich. Die Frage, spielt das in Deutschland oder spielt das nicht in Deutschland, ist für mich noch nie ein Kriterium gewesen, sondern die Frage war immer: Interessiert mich die Geschichte oder interessiert mich die Geschichte nicht? Es ist interessant, wenn Du JOHN RABE eine „deutsche Geschichte“ nennst. Er erzählt tatsächlich einen Teil deutscher Geschichte, aber er ist viel mehr ein Teil chinesischer und japanischer Geschichte. Und das ist eine interessante Kombination – wie sich die Geschichten von so weit entfernten und auch kulturell so unterschiedlichen Ländern in einem Brennpunkt, nämlich der Figur des John Rabe, begegnen können.

Holighaus: Bei Nicolette Krebitz ist das ganz anders. Du bist mit Deinen Themen eigentlich schon ziemlich nah im Hier und Jetzt. Aber in der Form entfernst Du Dich davon: Die Geschichten laufen auf einer zweiten Ebene, auf einer phantastischen, märchenhaften Ebene. Ist das Dein Kinokonzept? Nicolette Krebitz: Ich merke jetzt schon immer deutlicher, dass ich mich für Parallelwelten interessiere. Für die Momente, in denen sich Leute ausklinken oder von etwas träumen. Dafür Bilder zu finden, macht mir Spaß. Bis jetzt gehe ich immer von den hier lebenden Menschen oder einer Gruppe von Menschen aus – von mir selbst eigentlich. Ich schreibe, vielleicht weil ich ja eigentlich Schauspielerin bin, immer aus einer Art Ich-Perspektive, damit ich mich überhaupt auskenne. Ich spiele alles durch. Ich habe keinen super distanzierten, analytischen Blick auf die Welt.

Christoph Müller

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Holighaus: Aber am Ende trittst Du ja dann als Krebitz: Auf Anhieb fällt mir kein neuerer deutSchauspielerin doch zurück und bist Autorin scher Film ein. Aber mein absoluter Lieblingsfilm und Regisseurin. ist zum Beispiel E.T. Da stellt sich ein kleiner Junge jemanden vor, der ihm alle Probleme in Krebitz: Ich habe, ehrlich gesagt, immer ein seinem Leben erträglicher macht. Ob es E.T. gibt bisschen Angst davor, nicht ernst genommen zu oder nicht, ist völlig egal. Wir gucken uns das an werden, wenn ich selbst spiele. Ich selber könnte und nennen es von mir aus Fantasy oder Science mich dann auch irgendwie nicht ernst nehmen. Fiction, aber in Wirklichkeit berührt es uns auf Außerdem finde ich meistens irgendjemand an- einer ganz realen Ebene. Dieser Junge erlebt deren besser für die Rolle als mich. durch E.T. Sachen, nach denen er sich sehnt, die ihm sonst in seiner wirklichen Welt niemand bieHolighaus: Ich würde gerne noch mal auf die Pa- ten kann, die er aber braucht, um sich zu entwirallelwelten zurückkommen. ckeln. In meiner Episode aus DEUTSCHLAND 09 ist es auch so. Helene Hegemann, die Hauptfigur, Krebitz: Ja, Utopie ist für mich im Film eine soll sich Gedanken über die deutschen Zustände wichtige Sache. Ich wünsche mir oft, dass es das machen und lässt dafür Susan Sonntag und Ulriim deutschen Film mehr gäbe. Das bedeutet für ke Meinhof wieder lebendig werden. Sie sind nur mich, dass man sich im Film eine Sache vorstel- vorgestellt, aber sie sind da. Und Helene braucht len darf, die so in unserer Welt eigentlich nicht sie, um eine Erkenntnis zu gewinnen. Das meine vorkommt. Dass man dem Phantastischen einen ich mit Utopie. größeren Raum einräumt. Holighaus: Bei Christoph Müller ist es ja nun Christoph Müller: Welcher deutsche Film hat wieder ganz anders. Auf der einen Seite steht das geleistet? Fällt Dir da konkret ein Beispiel er ja für klassische historische Stoffe wie SOein, wo Utopien eine Rolle spielen? PHIE SCHOLL und demnächst für den jungen 68

GOETHE, aber auch für Mainstream wie der VOLLIDIOT oder eher experimentelle Sachen wie das HOCHZEITSVIDEO. Das heißt, jeder Film muss ein besonderes Ding haben, womit er Dich kriegt. Müller: Ja, das stimmt. Ein erster Unterschied zu Nicolette und Florian ist ja, dass ich Produzent bin. Ich gehe etwas anders mit Stoffen um als ein Regisseur oder Autor. Ich muss sagen, dass ich mich sehr konkret für deutsche Stoffe interessiere. Wenn ich mich mit der Figur Sophie Scholl beispielsweise zwei Jahre beschäftige, dann beschäftige ich mich mit der deutschen Vergangenheit und mit unseren Wurzeln, das gefällt mir. Bei GOETHE ist das ähnlich. Schon die Recherchen bei solchen Stoffen geben mir immer viel. Und dann muss der Stoff ein Element haben, das neu ist, das ich so noch nicht kenne und andere auch noch nicht kennen. Die Sturm-undDrang-Phase von Goethe zum Beispiel, seine Zeit in Wetzlar, das hat nicht nur ein berühmtes Buch hervorgebracht, nämlich den „Jungen Werther“, sondern war auch die aufregendste Zeit seines Lebens. Das HOCHZEITSVIDEO wiederum hat Deutscher Filmpreis 2009


einen völlig neuen erzählerischen Ansatz: Der Kameramann eines Hochzeitsvideos verliebt sich beim Drehen in die Braut. Das ist zwar eine Mockumentary, aber eine, die es noch nicht gab: eine romantische. So was finde ich spannend. Holighaus: Susanne Schneider arbeitet ja als Autorin und Regisseurin. Zuletzt schrieb sie das Buch und führte Regie für den Film ES KOMMT DER TAG, der im Herbst ins Kino kommt. Darin geht es auch um eine RAF-Geschichte von heute, also eine Folge historischer Ereignisse. Auf der anderen Seite hast Du das Buch zu dem Hölderlin-Film von Nina Grosse geschrieben, FEUERREITER, bei dem Du Dich auch mit einem Künstler beschäftigt hast. Ist das die Spannbreite, die Dich interessiert? Was ist wichtig für Dich, wenn Du Dir einen Stoff suchst? Susanne Schneider: Ich muss wissen, was mich an einer Geschichte interessiert und wie ich Sie in meine Story packen kann. Bei FEUERREITER war es so, dass man auf mich zugekommen ist – für jemanden, der aus Tübingen kommt so wie ich, besteht eine Art natürlicher Nähe zu Hölderlin. Es

sind Reisen in ganz andere Welten, die man bei so einem historischen Stoff unternimmt. Wichtig ist dann, herauszufinden, wo genau der Punkt ist, der die Geschichte zu einer eigenen Geschichte werden lässt. Bei Hölderlin war es eine große Geschichte über das Scheitern – das war das, wo ich sagen konnte: Das interessiert mich. Bei ES KOMMT DER TAG habe ich versucht herauszufinden, was Geschichte ganz konkret mit uns macht, wie sie uns prägt und was passiert, wenn auf einer sehr persönlichen Ebene das Gestern mit dem Heute kollidiert. Spannend bei historischen Stoffen ist, im uns scheinbar Fremden das Eigene zu entdecken, im Vergangenen das Heutige. Man hat im Historischen eine Folie, die einem eine unglaubliche Freiheit des Erzählens lässt, auch wenn es am Anfang gar nicht so scheint.

Müller: Ich glaube, da muss man ganz klar unterscheiden. Die gerade genannten Filme sind ja genau genommen Remakes. Diese Bücher wurden bereits mehrfach verfilmt. Das ist kein neuer Trend. Diese Verfilmungen wird es wahrscheinlich in jeder neuen Kinogeneration geben. Anders ist das mit den historischen Themen. Da ist jetzt offenbar die Zeit reif, und zwar nicht nur für Nazi-Geschichten, sondern auch für

Linda Söffker: Bei unseren Überlegungen zu diesem Gespräch spielte nicht nur der Eindruck eine Rolle, dass im deutschen Film in den letzten Jahren historische Stoffe Konjunktur haben, sondern auch die große deutsche Literatur. Stichworte: EFFI BRIEST und BUDDENBROOKS. Wo kommt dieses Interesse jetzt her? Linda Söffker 69


Susanne Schneider

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die jüngere Vergangenheit, also den Deutschen Gallenberger: Ich glaube, es ist ein bisschen Herbst im Westen oder das Ende der DDR im schwierig, einen ‚Trend’ zu beurteilen, wenn Osten. man selber drin steckt. Es ist wahrscheinlich einfacher für Festivalmacher, die ja sehr viele Schneider: Ketzerisch könnte man ja auch mal Filme sehen und dann ausmachen können, gibt fragen, ob es daran liegt, dass man den eige- es diesen Trend oder gibt es ihn nicht. Wenn wir nen Stoffen von hier und heute nicht traut? dieses Jahr gucken, was für den DEUTSCHEN Also dass es entweder die kleinen, privaten Ge- FILMPREIS in der Kategorie ‚Bester Spielfilm’ schichten gibt, die mit wenig Budget gedreht nominiert ist, dann ist das doch ein erstaunwerden können, oder Bestsellerverfilmungen, lich guter Schnitt durch alle möglichen Genres, die dann auch ein ordentliches Budget haben. Formen, Aktualitäten. Daher finde ich eigentlich In diese Kategorie fallen auch historische Stof- das Herausragende: Wenn es einen Trend gibt, fe. Es gibt im Kino kaum Originalstoffe, die mit dann ist es die Vielfalt. Und das ist definitiv richtig viel Geld und Aufwand gedreht werden, das beste Gesundheitszeichen für eine Branche. dabei gäbe es viel zu erzählen. Es scheint, als Dieses Jahr haben wir den BAADER MEINHOF trauten wir aus einer Übersättigung durch das KOMPLEX als großen, neuen deutschen GeFernsehen heraus unseren Gegenwartsstoffen schichtsfilm, Christian Petzold mit JERICHOW, nicht so weit, dass wir sie, mit einem Etat wie die ganz andere Blickrichtung der Berliner sie z.B. DER BAADER MEINHOF KOMPLEX Schule, WOLKE 9, ganz privat auf das Menschhatte, fürs Kino erzählbar machen würden. Bei liche zielend, CHIKO, eine Genregeschichte, historischen Stoffen begibt man sich nicht ins JOHN RABE haben wir schon besprochen und… erzählerisch Ungewisse, man hat einen Rahmen und man hat Bekanntheitsfaktoren und natür- Söffker: ... IM WINTER EIN JAHR. lich immer auch die Absicherung, dass das, was man erzählt, wirklich passiert ist. Deutscher Filmpreis 2009


Gallenberger: Ja, genau. Ein Familiendrama. Das sind doch alles ganz unterschiedliche Geschichten, die jede auf ihre Art und Weise gelungen ist. Das finde ich den Trend. Dass da auch historische Stoffe dabei sind, hat sicher auch mit einer Angst zu tun, weil ein historischer Stoff für Produzenten greifbarer ist, weil er sich auf was bezieht – und das vermittelt dann eine gewisse Sicherheit, und weil es historische Stoffe gibt, die aus einer historischen Distanz am Ende erzählbar werden. Wenn man sich JOHN RABE anguckt, dann ist das ein Stoff, der nicht so ganz in die Dritte-Reich-Geschichten hineinpasst, weil er mit dem Dritten Reich eigentlich nur am Rande was zu tun hat. Er spielt in China noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Daher glaube ich, es ist ein Blick auf die Geschichte, der vor zehn Jahren gar nicht interessant gewesen wäre, weil es ja nicht so eindeutig ist, weil man ja erst die Sachen, die näher liegen, erzählen muss. Also erst muss man den Kern abhandeln, bevor man Charaktere in den Mittelpunkt stellen kann, die eigentlich mehr oder weniger Satelliten dieses Systems sind.

Müller: Kleiner Widerspruch. Sicherheiten gibt es für den Produzenten eigentlich nicht. Die einzige kleine Sicherheit, die Du hast, ist, wenn Du Literatur- oder Romanverfilmungen machst, dass da möglicherweise schon eine Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit besteht. Dann muss man natürlich noch einen guten Film daraus machen. Es braucht die neue Ansicht, die andere Sicht auf die Dinge, die Dich interessiert und die Leute ins Kino treibt. Gallenberger: Aber nehmen wir mal an, ich hätte die Figur John Rabe erfunden, dann ist so eine Geschichte mit Sicherheit nicht finanzierbar. Nur weil es diesen Menschen tatsächlich gegeben hat, sagen die Leute: Ja, das ist wahr – und glauben tatsächlich an die Kraft der Geschichte. Daher glaube ich schon, dass historische Stoffe Sicherheiten vermitteln. Holighaus: Eine Hamburger Wochenzeitschrift zitiert im Zusammenhang mit JOHN RABE die These, dass im Kino immer dann Heldengeschichten erzählt werden, wenn die Gesellschaft in einer Krise ist.

Krebitz: Interessant ist aber schon, wer dann so alles zum Helden gemacht wird. Beim UNTERGANG ging mir das zum Beispiel wahnsinnig auf die Nerven. Mir hätte ein Film über die letzten Tage im Führerbunker schon gereicht, wenn mich keine angeblich unschuldige Sekretärin durch den Schlamassel geführt hätte. Es kann in so einem Film doch wirklich nicht darum gehen, wie verrückt Adolf Hitler war und wie sehr alle anderen darüber mit den Augen rollen mussten. Aber egal, generell merkt man schon, dass die Generation der Täter langsam ausstirbt und vielleicht auch deshalb versucht wird, anders mit unserer Vergangenheit umzugehen. Es gab ja diese generelle ‚deutsche Hochstimmung’, als die Fußball-WM in Deutschland war zum Beispiel – als alle plötzlich wieder Lust hatten, Deutsch zu sein. Das konnte man auch im Ausland spüren, dass es plötzlich okay war, wenn man aus Deutschland kam. Dieser Trend, das deutsche Selbstbewusstsein hochzujubeln, hat dann vielleicht auch eine Filmwut ausgelöst. Aus dieser, der oder jener Perspektive über das Dritte Reich zu erzählen, wäre so früher nicht möglich gewesen.

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Alfred Holighaus

Gallenberger: Ich glaube auch, dass an der Heldenthese etwas dran ist. Denn das, was fehlt, wird eben gesucht. Es ist aber auch so, dass in einer Zeit, in der ein unheimlicher Werteverfall stattfindet – und zwar nicht nur bei den Wert72

papieren; es werden ja Werte in einer Größenordnung vernichtet, die sich ein normaler Mensch gar nicht vorstellen kann –, da geht dann das Interesse los, nach Werten zu suchen, die auf diese Art und Weise nicht vernichtet werden können. Und das sind dann eben ganz andere Werte als die, die man auf dem Konto hat, sondern Werte, für die man einstehen kann – Zivilcourage etc. Diese Werte sind fürs Leben letztendlich ja auch viel wichtiger und viel glücksstiftender. Das alles geht dann möglicherweise mit Heldengeschichten Hand in Hand, weil Helden natürlich immer Werte vertreten. Dabei geht es dann nicht nur um die Heldenfigur an sich,

sondern es geht letztlich darum, sich zu positionieren in dieser Welt. Schneider: Darin liegt ja dann auch der Unterschied zwischen einer fiktiven Figur und einer historischen. Wenn es um Zivilcourage geht, dann zeigt uns eine historische Figur immer: Jemand hat etwas Konkretes getan, hat sich gewehrt, wie eben John Rabe oder Oskar Schindler. Und hinter einer fiktiven Figur kann man sich immer verstecken, sie fordert einen nicht so heraus, sie hält einem nicht den Spiegel vor, wie es historische Figuren tun. Ich glaube, das hätte keinen Sinn gemacht, einen John Rabe oder Oskar Schindler zu erfinden. Holighaus: Sprechen wir doch mal über die Beschaffenheit von deutschen Helden. Wir haben es ja nicht so einfach wie das Hollywood-Kino, das einfach jemanden schwer bewaffnet, ihn dann irgendwo hinschickt und zum Helden macht. Gallenberger: Als wir in China beim JOHN RABEDreh mit den chinesischen Behörden die Drehgenehmigungen ausklamüsert haben, sagten sie: Deutscher Filmpreis 2009


Es muss einen chinesischen Helden in dem Film Müller: Na, Batman oder John MacLane haben geben. Am besten einen jungen Soldaten mit ei- sicher auch ihre Brüche… ner Knarre, der ganz viele Japaner erschießt. Krebitz: Ja, aber die sind ihnen dann angedichtet worden vom Autor. Die sind so geboren oder hatKrebitz: Das haben die wirklich gesagt? ten einen Unfall... Ein deutscher Held muss sich Gallenberger: Und dann habe ich gesagt: Nein, sein Heldentum erarbeiten. nein, das ist keine Heldenfigur, die ich in meinem Film haben will, das ist für mich gar kei- Schneider: Unsere Helden zeichnen sich einfach ne Heldenfigur. Das heißt, diese Vorstellung von durch einen kompletten Mangel an Pathos aus – dem Helden mit der Waffe in der Hand ist nicht das ist der Bruch. Das, was die Amerikaner sich nur amerikanisch, die gibt’s woanders auch. einfach ungeniert trauen, Pathos zu zeigen, da Ich glaube nur, der Unterschied ist vielleicht, sind wir aufgrund unserer Geschichte – zu Recht wenn man einen Film mit Bruce Willis hat, dann wie ich finde – immer noch sehr vorsichtig. kommt er ins Bild, und man weiß als Zuschauer sofort: Das ist der Held! Aber John Rabe ist eher Gallenberger: Dabei spielt sicher auch eine große jemand, der zum Helden wird – durch das, was Rolle, wie ein Land mit Erfolg umgeht. Darf ein er macht. Ich glaube, in Deutschland braucht der Held Erfolg haben? Das ist ja hier ganz anders Held irgendwo einen Bruch. Weil die Geschichte als in Amerika, wo Dich der Erfolg absolut adelt, dieses Landes einfach eine gebrochene ist. Den wohingegen hier der Erfolg gerne auch kritisch riesigen kulturellen Abbruch, den es gab, der beurteilt wird. muss sich auch irgendwo in einem Helden nieSchneider: Ungebrochene Sieger gibt es bei uns derschlagen. eigentlich nur im Sport – ansonsten ist man da Alfred Holighaus, Linda Söffker, Susanne Schneider, immer sehr skeptisch. Christoph Müller, Nicolette Krebitz, Florian Gallenberger 73


DAS TEAM VERANSTALTER Der Deutsche Filmpreis ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, produziert von der DFA Produktion GmbH. Deutsche Filmakademie e.V. Präsidium: Senta Berger, Günter Rohrbach Vorstandsvorsitzender: Stefan Arndt Geschäftsführung: Christiane Teichgräber Team: Katja Hevemeyer, Claudia von Mickwitz, Karina Pasternak, Stephan Pless, Tanja Riehn, Janet Röder BKM/Filmreferat K35, Stefanie Hasler, Ulrike Schauz MODERATION Barbara Schöneberger KÜNSTLERISCHE LEITUNG Hans-Christoph Blumenberg

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PRODUZENTIN Claudia Loewe (DFA Produktion GmbH)

REGIE Utz Weber

PRODUCERIN Marion Gaedicke

REGIEASSISTENZ Stefanie Herrmannsdörfer

PRODUKTIONSLEITUNG Matthias Börner, Carsten Lehmann (MBTV)

REDAKTION Claudia Voelker, Jenny Fiedler, Andrea Poulios

PRODUKTIONSKOORDINATION Dorothee Hufschmidt

ZUSPIELER Carlos Gerstenhauer, Natalie Kurz

KOORDINATION ZUSPIELER Heike Hütt

BÜHNENBILD Hassler Entertainment Architecture

KOSTÜMBILD AUFNAHMELEITUNG Martin Hoffmann, Roxana Hoh, Burkhard Krone, Heike Stemmler Collection Julia Vetterl MASKE Udo Walz by Kérastase NOMINIERTEN- UND GÄSTEBETREUUNG Horst Kirchberger Sigrun Hauer GmbH Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger) AUTOREN LICHTSETZENDER KAMERAMANN Johanna Adorján Didi Garsoffky Dr. Christof Mannschreck Deutscher Filmpreis 2009


IMPRESSUM TITELMUSIK Loy Wesselburg, Bernhard Eichner

NOTAR Hellmut Sieglerschmidt

EINSPIELUNG TITELMUSIK Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle

SENDEPARTNER ZDF Gesamtleitung: Manfred Teubner Redaktion: Susanne Krummacher Erste Produktionsleitung: Martin Wosseng Produktionsleitung: Alexandra KammlerStromsky

MUSIKALISCHE BEGLEITUNG GALA Tobias Kremer Big Band PR LimeLight PR Petra Schwuchow, Carolin Bitzer BETREUUNG PARTNER/DRUCKERZEUGNISSE Verena Herfurth DRUCKERZEUGNISSE/INTERNET e27 Berlin, www.e27.com RECHTSBERATUNG Dr. Frank Brauner Prof. Dr. Mathias Schwarz

LOLA PARTY Fast Forward Communications GmbH Daniel Kloß, Anke Brandt LOLA FESTIVAL Deutsche Filmakademie e.V. Gisela Liesenfeld (DFA Produktion GmbH) Saskia Vömel, Jasmin Knich (Entertainment Kombinat) Eduard Barnsteiner, Sascha Lubrich (Barnsteiner Film)

HERAUSGEBER Deutsche Filmakademie e.V. Köthener Straße 44 10963 Berlin (V.i.S.d.P. Christiane Teichgräber) CHEFREDAKTION & TEXTE Alfred Holighaus, Linda Söffker Gastautor Stefan Lukschy PRODUKTION Verena Herfurth LAYOUT/GESTALTUNG e27 Berlin, Robert Neumann Abdruck der Texte nur nach vorheriger Genehmigung und mit Quellenhinweis „DEUTSCHE FILMAKADEMIE/DEUTSCHER FILMPREIS 2009“

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Wir danken von Herzen allen treuen Freunden des deutschen Films

medienboard Berlin-Brandenburg GmbH

Den Produzenten für die Bereitstellung des Filmmaterials und die Kooperationsbereitschaft,

den Kinobesitzern, Verleihern und Filmemachern, die aktiv beim LOLA FESTIVAL 09 mitgewirkt haben,

Unser ganz persönlicher Dank geht an: Senta Berger, Günter Rohrbach und Stefan Arndt für alles und jeden Tag,

den Paten für ihren engagierten Auftritt,

und allen anderen, die auf individuelle Art und Weise zum Gelingen dieses Abends beigetragen haben.

alle Vorstände für ihr unermüdliches Engagement,

den Mitgliedern für ihre Kreativität und ihren Einsatz in der Deutschen Filmakademie,

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das wunderbare Team für die beständige Motivation und Leidenschaft.

Deutscher Filmpreis 2009



2 0 t Akh s e l s Ge aus ndo nde s k i cha unc Bür neg t i n von Eck n d ay F abel Gun Den r Ma G l a Wol Mic H e i er v ring Hoe b e r er E bs H ann K l a r Re H G r a u Har lexa eit J as S isel Mar r Ma N i e tian Eva r ü c a Re hler ra R n e r e r g - O s t Sc olfg erbe de S fani u r e na T h To r UF Vac oigt Gun oma i Ro cha

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