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DEUTSCHER FILMPREIS 2011 IM FRIEDRICHSTADTPALAST 8. APRIL 2011
GRUSSWORT
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Mein aufrichtiger Dank gilt einmal mehr der Deutschen Filmakademie und ihren Präsidenten Iris Berben und Bruno Ganz. Seit nunmehr sieben Jahren gelingt es der Akademie immer wieder aufs Neue, einen wunderbar glamourösen und spannenden Abend auszurichten. Allen Gästen, Nominierten und Preisträgern wünsche ich vergnügliche und unterhaltsame Stunden.
Bernd Neumann, MdB Staatsminister bei der Bundeskanzlerin Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Foto: © Bundesregierung/Kugler
Der heutige Abend bietet die wunderbare Gelegenheit, sich herausragenden Filmproduktionen des zurückliegenden Kinojahres in Erinnerung zu rufen. Für mich ist die Verleihung des Deutschen Filmpreises aber mehr als eine bloße „Leistungsschau“ heimischen Filmschaffens. Ob dokumentarisch oder fiktional, provokant oder poetisch – Filme zeichnen immer auch ein Bild unseres Landes. Was bewegt oder rührt uns? Was amüsiert uns? Wie ein Seismograph geben sie Aufschluss über Befindlichkeiten unserer Gesellschaft. Es gibt ein großes Bedürfnis nach mitreißenden deutschen Produktionen. Wir brauchen diese Filme der Nähe, die ein Bild der Lage zeichnen – wir brauchen das deutsche Kino! Ziel der Filmpolitik des Bundes ist daher die Stärkung deutschen Filmschaffens, kulturell wie auch wirtschaftlich. Mit der Vergabe des Deutschen Filmpreises, dem höchstdotierten deutschen Kulturpreis, will die Bundesregierung nicht nur herausragende Filmkunst würdigen, sondern sie zugleich fördern.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
GRUSSWORT einige sehr und einige weniger angenehme Überraschungen bereit. Vor allem aber war der deutsche Film im vergangenen Jahr politisch stark angeschlagen. Die schwelende Rechtsunsicherheit um die Verfassungskonformität der wichtigen Filmförderinstrumente des Bundes und die damit verbundene eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Filmförderungsanstalt hat nicht nur den Filmproduzenten des Landes schlaflose Nächte bereitet. Alle Filmschaffenden spürten, dass es um ihre künstlerische und wirtschaftliche Zukunft ging. Seit dem lange erwarteten Urteil des Bundesverwaltungsgerichts am 23. Februar 2011 ist die Rechtssicherheit wieder hergestellt. Die Diskussion um moderne Zukunftsmodelle zur Filmförderung geht weiter. Sicher auch mit uns, mit der Filmakademie.
Foto: © Mathias Bothor
Als wir vor ziemlich genau einem Jahr zum ersten Mal an dieser Stelle auftauchten, hatten wir gerade unsere ehrenvollen Ämter übernommen. Zwar hatten wir von unseren Vorgängern durchaus erfahren, mit wieviel Verantwortungsgefühl, Engagement, manchmal Geschick, manchmal Rigorosität man als oberstes Organ der Deutschen Filmakademie zur Sache gehen muss, aber um es wirklich zu verstehen, mussten wir es im Laufe der letzten zwölf Monate auch erleben. Wir haben es erlebt. Und es hat uns gefallen.
Denn wir haben vor allem erlebt, dass das alles einen Sinn hat, weil der deutsche Film und die Deutsche Filmakademie mit uns in Verbindung gebracht werden. Wir konnten unsere Gesichter, unsere Stimmen und unsere Meinungen zur Verfügung stellen – und wurden dafür respektiert, kritisiert, gehört und – wie wir durchaus spüren Jetzt freuen wir uns darauf, mit den Nominierkonnten – auch geliebt. ten und Preisträgern des Deutschen Filmpreises einen Abend für den deutschen Film zu feiern. Iris Berben Bruno Ganz Dabei war das vergangene Jahr kein leichtes für Ab morgen ist das Kino wieder Alltag, Arbeit und (Präsidentin) (Präsident) den deutschen Film. Wirtschaftlich schwächelte Aufgabe. Darauf und darüber freuen wir uns über. Künstlerisch gab es keine ausgesprochenen rigens auch. Höhenflüge. Er hielt aber – da ist er verlässlich – 5
DIE VORZÜGE DES PALASTES Interview mit den Künstlerischen Leitern Gallenberger: Leider nicht ... Die Nummer kippt Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger. gerade, weil sich das Pult des Staatsministers nicht am Trapez festmachen lässt und er ohne ?? Der Friedrichstadtpalast bot schon bei der Pre- Pult nicht auftritt. miere im letzten Jahr neue Möglichkeiten für die Show. Mittlerweile kennt ihr euch in der Location ?? Gibt es etwas, das ihr grundsätzlich völlig annoch besser aus. Hat das überraschende Auswir- ders machen wollt als 2010? kungen auf das Konzept? Herrmann: Ja, DAS WEISSE BAND nicht alle Florian Gallenberger: Wir versuchen natürlich Preise gewinnen lassen. Wir fanden die Show im wieder die Vorzüge des Palasts zu nutzen und letzten Jahr ja nicht schlecht, so dass wir nicht auch mit Elementen aus der aktuellen Show des grundsätzlich anders arbeiten wollen. Aber naFriedrichstadtpalasts zu arbeiten. Das wird den türlich wollen wir noch besser werden. Abend sicherlich bereichern, allerdings wollen wir nicht das Augenmerk verlieren, das liegt näm- Gallenberger: Also heißt es, die Show noch weiter lich zweifellos auf den Filmen, den Nominierten zu entschlacken, durch überraschende Paten und und den LOLAs. Und das soll auf keinen Fall an- den Verzicht auf den sonst so allgegenwärtigen ders sein. Laudationsmüll die Sache schwungvoll zu halten, so dass der Zuschauer am besten vergisst, dass 17 Benjamin Herrmann: Stimmt. Nur für einen Mo- Preise in zwei Stunden vergeben werden müssen ment darf man das vergessen: Wenn Iris Berben und man dabei immer Gefahr läuft, in eine repetiund Bruno Ganz an einem brennenden Trapez in tive Nummernrevue zu verfallen. 15 Meter Höhe ohne Fangnetz Salti Mortale schlagen und der Staatsminister sie dann auffängt ... Herrmann: Aber den Kinderchor aus der OscarVerleihung machen wir schon auch, oder? 6
Gallenberger: Ja, aber bei uns mit dem Seniorenchor der Filmakademie, die die nominierten Filmmusiken pfeifen. ?? Wieviel Kino wollt ihr euch in der Fernsehshow erlauben und dem Publikum gönnen? Herrmann: Das wird sicher der entscheidende Unterschied zum letzten Jahr: Das Bühnenbild wird viel stärker großes Kino kommunizieren. Und wenn die Technik mitspielt, wird das sehr beeindruckend. Gallenberger: Und worum geht es im Kino: Emotionen, Unterhaltung und den Zuschauer durch Geschichten bereichern – vielleicht gelingt uns das eine oder andere auch in der Show. ?? Barbara Schöneberger moderiert die Verleihung zum vierten Mal. Was werdet ihr tun, damit sie sich nicht langweilt? Herrmann: Wichtiger ist doch: Was wird sie tun, damit wir uns nicht langweilen? Vor allem wird sie den Text für ihre Anmoderation erst nach DEUTSCHER FILMPREIS 2011
dem Warm-up bekommen, damit nicht schon die Pointen für die Show getestet werden können. Gallenberger: Barbara ist grundsätzlich nicht jemand, der schnell langweilt – weder sich noch das Publikum - und dass sie den Filmpreis nun zum vierten Mal moderiert, finde ich eher einen Vor- als einen Nachteil, denn man muss auch zusammenfinden, die Energie und die Art der Komik und Ironie, die Barbara mitbringt, besser kennen, verstehen und schätzen lernen, um ihr dann wirklich die bestmögliche Show auf den Leib zu schreiben.
Foto: © Michael Tinnefeld
Herrmann: Die Vereinbarung ist ja, dass Barbara den DEUTSCHEN FILMPREIS so lange moderiert, bis ihr eine Hauptrolle in einem großen Kinofilm angeboten wird. Und da die gesamte Filmbranche sie offensichtlich nicht als Filmpreis-Moderatorin verlieren will, bekommt sie diese Rolle nicht. Oder Florian: Barbara als einen der beiden Milli Vanillis? Gallenberger: Nee, dafür kann Barbara zu gut singen ... leider. 7
DER GESCHICHTENAUFHEBER – EHRENPREIS FÜR WOLFGANG KOHLHAASE „Wir zeichnen einen Mann aus, der auf beiden deutschen Seiten Filmgeschichte und – Geschichten geschrieben hat. Kluge, lakonische, lebensnahe, komische und manchmal bittere Beschreibungen des Alltags. Es scheint, dass Regisseure und Schauspieler dabei immer seine Komplizen sind. Und so kann man nur gewinnen.“ Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie und Vorsitzende der Ehrenpreisjury „Die Kunst von Wolfgang ist Poesie in Kurzform. Pathos oder Sentimentalität sind ihm fremd. Er beschreibt komplizierte Dinge mit einfachen Worten. Seine Texte sind klar und direkt. In ihrer Lakonie treffen sie trotzdem mitten ins Herz. Das hat damit zu tun, dass er die Menschen und seine Figuren mit den Augen der Liebe betrachtet. Regieanweisungen im klassischen Sinne kommen in Wolfgangs Drehbüchern nicht vor. Es gibt keine in Klammern gesetzten Einschübe vor Dialogsätzen,
die die Gefühlslage der Figuren genauer erläutern. Dafür manchmal kleine, kommentierende Sätze von großer poetischer Genauigkeit. Wolfgang vertraut seinen Partnern – und dass sie genau lesen können. Kleine Menschen und ihre großen Träume. Bei Wolfgang ist das lustig, aber nie lächerlich. Er wirkt mit seinen 78 Jahren manchmal wie ein großer Junge, der sich gerade einen neuen Streich ausgedacht hat. Im Gespräch reibt er sich bisweilen die Hände an der Brust, so wie andere sich an der Stirn kratzen. Es ist eine unbewusste Geste, als wollte er sich im Gedankenflug seiner Körperlichkeit versichern, sich konzentrieren, ohne grüblerisch zu sein. So bleibt er im Nachdenken offen.“
„Ich habe immer gesagt: Wenn man beispielsweise Prosa schreibt, schreibt man bei geschlossener Tür. Und wenn man Filme schreibt, Drehbücher schreibt, schreibt man bei offener Tür. Und man hat immer Geräusche und Stimmen hinter der Wand, und immer kommt einer rein und sagt: ‚Wie weit biste denn?‘ Das Vergnügen, das ich immer empfunden habe, kam, weil ich gern an Schauspieler gedacht habe beim Schreiben. Natürlich hab ich an meine Figuren gedacht, aber die Figur kommt ja auf die Welt als Rolle für einen Schauspieler. Ich habe immer an Schauspieler gedacht, nicht so gezielt, dass ich gesagt habe, ich schreibe für den oder diese die Rolle, sondern überhaupt an Schauspieler, als Möglichkeit, als Schönheit. Und bis heute ist Andreas Dresen, Regisseur, über Wolfgang es faszinierend, dass man sich hinsetzt und Kohlhaase anlässlich des Ehrenbärens der sich eine Geschichte ausdenkt. Okay, dann Berlinale 2010 in der „Zeit“ steht sie auf dem Papier, möglichst brauchbar und genau. Aber dass sich dann Erwachsene verkleiden und plötzlich werden daraus sozusagen Figuren, als ob sie aus dem Leben wären, das hat für mich bis heute einen Zau-
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ber. Ich versuche, an Schauspieler zu denken, wenn ich Dialoge schreibe: Sie sollen es gut haben. Wenn es die Schauspieler gut haben, hat es der Film gut. Also, das ist für mich bis heute eine Realität. Und gut, jetzt kannst du sagen: Die hat dann auch was Erotisches, im allgemeinsten Sinne: Jetzt wird Fleisch und Blut angeschafft, mit Hilfe der Schauspieler.“ Wolfgang Kohlhaase über die Erotik des Schreibens auf VIERUNDZWANZIG.DE
„Ich habe im Laufe der Jahre meine Partner nicht oft gewechselt. Da waren Konrad Wolf, Frank Beyer und Gerhard Klein. Und ich glaube, ich würde nicht für den Film schreiben, wenn ich ein Drehbuch abgeben müsste mit schönem Gruß an den Zuschauer. Ich weiß genau, dass ein Drehbuch so gut sein kann, wie es will. Es muss sogar ziemlich genau sein, aber es ist ein Zwischenprodukt. Und alles entscheidet sich im Drehprozess. Deshalb versuche ich, mit dabei zu sein und meine Meinung einzubringen. Film ist ein synthetisches Unternehmen: So genau Sie auch schreiben, die ganze Dimension beruht auf Verabredung. Selbst das, was vom Vertrag am Ende wirklich eingelöst wird, beruht auf Verabredung. Auch DER BRUCH hat damit angefangen, dass ich zu Frank Beyer sagte: Ich erzähl´ Dir mal eine Geschichte, die ich lange kenne. Das war nicht nur die Mitteilung eines Faktums, sondern auch einer Tonlage.“ Wolfgang Kohlhaase über sein Verständnis der Zusammenarbeit mit Regisseuren (in einem Interview mit Wolfgang Brenner und Alfred Holighaus im TIP Magazin 1988 )
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„Also so schlecht ist es nicht herauszufinden, was das Publikum mag. Das bringt ein bisschen Unruhe – und die ist wünschenswert. Wir müssen zum Beispiel erreichen, dass jüngere Leute schneller zu ihrem Film kommen. Es ist nicht in Ordnung, dass Regisseure in ihren Dreißigern sind, wenn sie ihre erste eigene Klappe schlagen. Das Publikum ist jünger als die Regisseure. Bei uns geht die Ausbildung sehr solide, aber auch ein bisschen langsam. Andererseits schlägt die Einnahme nicht sofort um bei uns. Für den ambitionierten Film – selbst wenn nur eine Minderheit ihn sieht – ist bei uns immer ein Platz. Und das ist nötig, weil er die Filmkunst weiterbringt. Sie bekommt in jedem Jahr das Geld, das sie braucht. Kommerziell kann das gar nicht aufgehen – vor allem nicht bei dem kleinen Markt. Allerdings kann diese Unterstützung auch bequem machen. Sie wirft ihre eigenen Probleme auf.“ Wolfgang Kohlhaase über die Vor- und Nachteile der Filmproduktion im real existierenden Sozialismus (in ebendiesem Interview) DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Foto: © Christine Halina Schramm
„Auch sollte ein Drehbuchschreiber nie vergessen, was er in den ersten zehn Jahren vom Küchenfenster aus gesehen hatte. Das Küchenfenster seiner Kindheit war in Adlershof und es ist nicht überliefert, ob der 14jährige Sohn eines Maschinenschlossers da rausgucken durfte, als die Russen kamen. Im prägsamsten Alter wankte unter seiner Generation der Boden der Wirklichkeit. Eben hatte er noch Veit Harlans KOLBERG im Kino gesehen, jetzt liefen DIE KINDER DES OLYMP. Wie relativ ist doch das Absolute, erfuhr das Arbeiterkind und wollte Geschichtenaufheber fürs neue Kino werden. (...) Muss ein freier Berliner, um frei zu bleiben, Westberliner werden? Wolfgang Kohlhaase wurde freier Autor. Und das ist er nun schon seit fast sechzig Jahren. Seine Dialoge sind oft komisch, auch böse, auch melancholisch, poetisches Oszillieren an den Rändern durchaus beabsichtigt – aber das alles auf Grundlage höchstmöglicher Lakonie. Der Alltag und Wolfgang Kohlhaase machen nie (zu) viele Worte.“ Kerstin Decker im „Tagesspiegel“ anlässlich des 80. Geburtstages von Kohlhaase am 13. März 2011 11
DEUTSCHER FILMPREIS 2011: DAS WAHLVERFAHREN 1. Die Vorauswahl Seit 2010 gibt es statt der kleineren Einzelkommissionen insgesamt drei Vorauswahlkommissionen, die zusammen 33 Mitglieder haben. Erstens: Eine größere, alle Sektionen repräsentierende Vorauswahlkommission für Spielfilm, die aus insgesamt 18 Personen (inklusive zwei Mitglieder des Bundestages) besteht. Zweitens: Eine siebenköpfige Kommission für den Besten Dokumentarfilm mit drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm, zwei Vertretern aus anderen Sektionen, einem Mitglied des Bundestages und einem branchenerfahrenen Kommissionsmitglied, das nicht aus der Filmakademie kommt. Drittens: Eine Vorauswahlkommission für den Besten Kinderfilm mit acht Mitgliedern – also Vertretern aus allen Sektionen und einem MdB. Die aus allen drei Kommissionen vorausgewählten Filme werden ebenfalls für die Einzelleistungen berücksichtigt. Die Vorauswahlkommission Kinderfilm hat in diesem Jahr alle Filme zusammen mit einer Gruppe von acht- bis zwölfjährigen filmbegeisterten Kindern angeschaut – und mit ihnen diskutiert. Die Vorauswahlkommission Spielfilm muss aus den eingereichten Produktionen mindestens 20 Filme 12
auswählen. Beim Dokumentarfilm sind es mindestens fünf, beim Kinderfilm mindestens vier Filme. Höchstens kann in allen Kategorien eine Anzahl von Filmen ausgewählt werden, die 40 Prozent der Anmeldungen entspricht. Sollten am Ende der Entscheidungen wesentliche Kandidaten für Einzelleistungen übersehen worden sein, so haben die Mitglieder der Spielfilmkommission die Möglichkeit, jeweils einen Kandidaten für jeweils das Gewerk, das sie in der Kommission vertreten, nachzubenennen. Neu in den Richtlinien ist das Angebot einer Dreitagesfrist (nach Bekanntgabe der Vorauswahl) für Produzenten nicht vorausgewählter Filme, ihre Filme für die Wild Card anzumelden. Diese Filme werden mit den vorausgewählten Filmen an die Mitglieder verschickt – und können von diesen freiwillig in die Abstimmung miteinbezogen werden. Und zwar in allen Kategorien. Das wichtigste ist, dass alle Kommissionen die Filme gemeinsam im Kino anschauen. Darüber hinaus wird jedes Kommissionsmitglied unmittelbar nach Anmeldeschluss mit DVDs der angemeldeten Filme versorgt, so dass jedem persönlich genügend Zeit bleibt, alle Filme angemessen zu sichten.
2. Die Nominierungen Im nächsten Schritt wählen nun sämtliche Mitglieder der Deutschen Filmakademie in geheimer Wahl die Filme bzw. Einzelleistungen. In der Kategorie Bester abendfüllender Spielfilm sind sechs Nominierungen vorgesehen. In den Kategorien Bester Dokumentarfilm und Bester Kinderfilm jeweils zwei. Der Vorstand hat für den Filmpreis 2011 drei Nominierungen bei den Einzelleistungen festgelegt. Die Einzelleistungen werden durch die jeweiligen Mitglieder der Sektion nominiert, in der das auszuzeichnende Gewerk beheimatet ist. Beispiel: Kamera durch die Mitglieder der Sektion Kamera/Bildgestaltung usw. Für die drei Hauptkategorien stimmen Mitglieder mehrerer Sektionen ab. Konkret sind das beim Besten Spielfilm und Kinderfilm die Mitglieder der Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch und beim Besten Dokumentarfilm die Mitglieder der Sektionen Dokumentarfilm, Produktion, Regie, Kamera/Bildgestaltung sowie Musik/Schnitt/Ton. 3. Wahl der Preisträger In der dritten Stufe stimmen alle Mitglieder für alle Kategorien ab. DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Spielfilm (von unten links nach oben rechts)
Kinderfilm:
Eleonore Weisgerber, Rainer Kölmel, Gudrun Schretzmeier, Jens Bartram, Ray Müller, Barbara Philipp, Stephan Wagner, Monika Bauert,
Peter Zenk, Barbara Hennings, Lisa Martinek, Kit Hopkins,
Fotos: © Florian Liedel
Heinz Badewitz, Andreas Wodraschke, Wolfgang Treu, Esther Gronenborn, Hubertus Siegert, Dorothea Neukirchen, Gert Wilden Jr., Wolfgang Schukrafft
Dokumentarfilm:
Lucie Bates, Martin Kukula, Dani Levy (es fehlt: Johannes Selle)
Niko von Glasow, Christoph Hübner, Angelika Krüger-Leißner, Douglas Wolfsperger, Werner Grassmann, Helge Albers Stefan Schwietert, Ehrenpreis (Ohne Foto) Peter R. Adam Dieter Ulrich Aselmann Regine Baschny Iris Berben Marlis Heppeler
Mathias Schwarz Manuela Stehr Jasmin Tabatabai Thomas Thieme Markus Zimmer 13
Live dabei sein mit Enter tain
Glamour, Glanz und Gloria!
Mit Entertain hautnah dabei sein, wenn der Deutsche Filmpreis verliehen wird. Wir dr端cken allen Nominierten die Daumen!
DIE NOMINIERUNGEN ZUM DEUTSCHEN FILMPREIS 2011 Programmfüllende Spielfilme ALMANYA - WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND DREI DER GANZ GROSSE TRAUM GOETHE! VINCENT WILL MEER WER WENN NICHT WIR Programmfüllende Dokumentarfilme KINSHASA SYMPHONY PINA Programmfüllende Kinderfilme CHANDANI UND IHR ELEFANT KONFERENZ DER TIERE
Andreas Richter, Ursula Woerner, Annie Brunner – Roxy Film Regie: Yasemin Samdereli Stefan Arndt – X Filme Creative Pool Regie: Tom Tykwer Anatol Nitschke, Raoul Reinert – deutschfilm, Cuckoo Clock Entertainment, Senator Film Produktion Regie: Sebastian Grobler Christoph Müller, Helge Sasse – Senator Film Produktion Regie: Philipp Stölzl Harald Kügler, Viola Jäger – Olga Film Regie: Ralf Huettner Thomas Kufus – zero one film Regie: Andres Veiel Stefan Pannen, Holger Preuße –Sounding Images Regie: Claus Wischmann, Martin Baer Wim Wenders, Gian-Piero Ringel – Neue Road Movies Regie: Wim Wenders Arne Birkenstock, Helmut G. Weber – Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind Pictures Regie: Arne Birkenstock Reinhard Klooss, Holger Tappe – Constantin Film Produktion Regie: Reinhard Klooss, Holger Tappe
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Bestes Drehbuch Miraz Bezar Florian David Fitz Nesrin Samdereli, Yasemin Samdereli Beste Regie Florian Cossen Tom Tykwer Wim Wenders
MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR VINCENT WILL MEER ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND
DAS LIED IN MIR DREI PINA
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle Bernadette Heerwagen DIE KOMMENDEN TAGE Lena Lauzemis WER WENN NICHT WIR Sophie Rois DREI Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle August Diehl WER WENN NICHT WIR Alexander Fehling GOETHE! Florian David Fitz VINCENT WILL MEER
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Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle Meret Becker BOXHAGENER PLATZ Katharina VINCENT WILL MEER Müller-Elmau Beatriz Spelzini DAS LIED IN MIR Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle Vedat Erincin SHAHADA Heino Ferch VINCENT WILL MEER Richy Müller POLL Beste Kamera/Bildgestaltung Matthias Fleischer DAS LIED IN MIR Daniela Knapp POLL Martin Langer DER GANZ GROSSE TRAUM Bester Schnitt Mathilde Bonnefoy Ueli Christen Hansjörg Weißbrich
DREI WIR SIND DIE NACHT WER WENN NICHT WIR
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Bestes Szenenbild Silke Buhr POLL Christian M. Goldbeck WER WENN NICHT WIR Udo Kramer GOETHE! Bestes Kostümbild Monika Jacobs Thomas Oláh Gioia Raspé Bestes Maskenbild Kitty Kratschke, Heike Merker Björn Rehbein Susana Sánchez
DER GANZ GROSSE TRAUM JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN POLL
GOETHE! JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN POLL
Beste Filmmusik Matthias Klein Heiko Maile Tom Tykwer, Johnny Klimek, Reinhold Heil, Gabriel Isaac Mounsey Beste Tongestaltung Manfred Banach, Christian Conrad, Tschangis Chahrokh Ansgar Frerich, Sabine Panossian, Niklas Kammertöns Frank Kruse, Matthias Lempert, Arno Wilms
DAS LIED IN MIR WIR SIND DIE NACHT DREI
JERRY COTTON PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG DREI
ES FOLGEN DIE NOMINIERUNGEN NACH FILMEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)
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Drei* Vincent will meer* Poll* Wer wenn nicht wir* Der ganz groร e Traum* Goethe!* Kinshasa Symphony* Pina* Die kommenden Tage* Boxhagener Platz* Wir sind die Nacht* Jerry Cotton* * Medienboard-gefรถrdert. Die zwรถlf Filme sind insgesamt 36 Mal nominiert.
ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND Dass die Produzenten Andreas Richter, Ursula Woerner und Annie Brunner von Roxy Film großen Wert auf ein ausgereiftes Drehbuch legen, haben die drei schon bei dem Kinoerfolg WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT (R: Marcus H. Rosenmüller) bewiesen. Und dass sich das bezahlt macht, auch: Ihr Film bekam 2007 vier LOLAs, darunter die für den Besten Spielfilm in Silber. Die Autoren Christian Lerch und Marcus H. Rosenmüller erhielten den Preis für das Beste Drehbuch.
Nun sind Roxy Film mit ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (R: Yasemin Samdereli) wieder als Bester Spielfilm nominiert und – siehe da – die beiden Schwestern Nesrin Samdereli und Yasemin Samdereli für das Beste Drehbuch. ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND erzählt die Geschichte des 1.000.001. Gastarbeiters von seiner Ankunft 1964 bis zur Gegenwart. Sie beginnt in einem Dorf in Anatolien, von wo aus Hüseyin Yilmaz (Fahri Yardim)
Foto: © Christian Hartmann
ohne seine Familie nach Deutschland zieht, um Geld zu verdienen. Später holt er Frau und Kinder nach. In der Jetztzeit ist Hüseyin Yilmaz (Vedat Erincin) bereits zweifacher Opa und sehnt sich zurück in seine Heimat nach Anatolien. Er hat dort ein Haus gekauft und möchte, dass die ganze Familie in den Herbstferien dorthin reist. Auf der Fahrt wird dem sechsjährigen Enkel die ganze Geschichte der Emigration, Integration und Emanzipation mit viel Witz in Rückblenden erzählt. Der Film spielt somit auf
Bester Spielfilm – ANDREAS RICHTER
Bester Spielfilm – URSULA WOERNER
– ORANGE - MEIN LEB EN IN ORANGE (2011) – ALMANYA - WILL KOMMEN IN DEUTSCHLAND (2010) – WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT (2006) – DAS GESPENST VON CANTERVILLE (2005/TV)
– ORANGE - MEIN LE- BEN IN ORANGE (2011) – ALMANYA - WILL KOMMEN IN DEUTSCHLAND (2010) – DAS BESTE KOMMT ERST (2009/TV) – WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT (2006) Foto: © Christian Hartmann
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zwei Zeit-Ebenen und an zwei verschiedenen Orten. Solch eine Struktur ist dramaturgisch nicht immer leicht und überzeugend zu händeln, aber die Autorinnen setzen hier auf Wiedererkennung und transportieren ausgesprochen liebevoll und erfrischend ähnliche Situationen geschickt in verschiedene Zeiten. Wenn z.B. die kleine Schwester und ihr Bruder in Deutschland am Fenster stehen, um begeistert das Müllauto zu beobachten, dann ist das niedlich. Wenn sie dann sagt, dass sie später mal Müllfrau werden
Foto: © Christian Hartmann
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will und ihr Bruder entgegnet, dass das nicht geht: Müllfrauen gibt es nicht – dann muss man schmunzeln. Und wenn dann das Mädchen als Frau 45 Jahre später in der Türkei Müllfahrerinnen auf der Straße sieht, dann erzählt das auf charmanteste Art, wie die Welt sich wandelt. Den Roxy-Film-Produzenten sind Nesrin und Yasemin Samdereli schon vor vielen Jahren an der Münchner Filmhochschule mit ihrem Film KISMET aufgefallen. Als ihnen die beiden dann ein erstes Drehbuch zu ALMANYA vorlegten,
fanden die Produzenten ihre unkonventionelle Erzählweise sehr reizvoll, wussten aber, dass da noch eine ganze Menge Arbeit vor ihnen liegen würde. Zum Glück schreckte das niemanden ab. Mit großem inhaltlichen Interesse und sehr viel Liebe zum Detail entwickelten alle zusammen den Stoff erfolgreich zu einem großen Publikumsfilm, der aus einer deutsch-türkischen Familiengeschichte ein universelles Thema macht.
Bester Spielfilm – ANNIE BRUNNER
Bestes Drehbuch – NESRIN SAMDERELI
Bestes Drehbuch – YASEMIN SAMDERELI
– ORANGE-MEIN LEBEN IN ORANGE (2011) – DIE HEBAMME - AUF LEBEN UND TOD (2011/TV) – ALMANYA - WILL KOMMEN IN DEUTSCHLAND (2010) – WER FRÜHER STIRBT IST LÄNGER TOT (2006)
– ALMANYA WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (2010) – TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER (2006/TV) – ALLES GETÜRKT (2002 / TV) – KISMET (2001/Kurzfilm)
– ALMANYA WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (2010) – ICH CHEF, DU NIX (2007 / Regie / TV) – ALLES GETÜRKT (2002 / TV) KISMET (2001/ Kurzfilm)
Foto: © Raimar von Wienskowski
Foto: © Raimar von Wienskowski
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
BOXHAGENER PLATZ Wenn man einen Berlin-Film dreht, kann man mit Meret Becker (Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) im Schauspiel-Ensemble definitiv nichts falsch machen. Im Gegenteil. In Bremen geboren, aber in Berlin aufgewachsen, lebt und atmet sie diese Stadt. Wenn Meret Becker aufspielt, dann haben Herz und Schnauze noch eine direkte Verbindung. In Matti Geschonnecks neuem Film BOXHAGENER PLATZ hört und sieht man das OstBerlin von 1968 – und man glaubt es regelrecht zu riechen. Meret Becker spielt eine dauergewellte und auftoupierte Friseuse (wie es damals als gängige Berufsbezeichnung noch hieß),
verheiratet mit einem Polizisten, dem Abschnittsbevollmächtigten (Jürgen Vogel), und die Mutter eines 12-jährigen Jungen (Samuel Schneider). Sie heißt Renate, wie viele in dieser Zeit – möchte aber gerne ein bisschen anders sein als die anderen. Während draußen auf der Straße linientreue DDR-Bürger ihre Fahnen schwenken und dem Staatsoberhaupt Walter Ulbricht zujubeln, revoltiert Renate auf ihre Art, indem sie zuhause bleibt, das Radio und West-Fernsehen gleichzeitig aufdreht und sich Berichte von den Studentenprotesten auf dem Ku´Damm anschaut. Als ihr Gatte nach Hause kommt, macht er den Fernseher sofort leiser und sagt zu ihr: „Musst du immer so extrem sein, kannst du nicht mal ´nen vernünftigen Mittelweg finden.“ Genau das kann sie nicht. Eigentlich würde Renate am liebsten rüber machen, aber nie würde sie ihren Sohn hier zurücklassen. Und ihre Mutter (Gudrun Ritter) eigentlich auch nicht. Also macht sie das Beste draus: Wenn ihr die Decke auf den Kopf fällt und ihr Mann nervt,
dann zieht sie sich was Schönes an und geht gegen den Strich tanzen. Manchmal trifft sie auch ihre Mutter auf ein Eierlikörchen, um sich von ihren neuen männlichen Eroberungen erzählen zu lassen. Dabei scheint sie sie zu beneiden und fragt sich, wie sie es macht, dass ihr die Männer immer früh genug wegsterben, während sie sich immer noch mit Demselben herumplagen muss. Meret Becker spielt diese Renate voller Hingabe aufbrausend, nölig, punkig, clownesk. Sie wirkt wie die, nein sie ist die Bohèmienne des Ostens. Beste weibliche Nebenrolle – MERET BECKER – KOMM NÄHER (2006) – POEM (2003) – PÜNKTCHEN UND ANTON (1999) – COMEDIAN HARMONISTS (1997)
Foto: © Volker Roloff - Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion
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DREI Meist ist bei Dreien einer zuviel. Hier nicht. Das herkömmliche Mainstream-Kino ist eine Diktatur von Zweierbeziehungen, von Gut und Böse, von Schwarz und Weiß, von Mann und Frau. Bei Tom Tykwer (Beste Regie) aber wird die Drei zur perfekten Zahl. In seinem Film löst er sich von der dichotomischen Ordnung und schafft einen Mehrwert. Das macht diesen Filmstoff interessant. Und noch interessanter macht ihn, dass der Dritte hier nicht alles schwieriger, sondern am Ende sogar einfacher macht.
DREI erzählt also die Geschichte einer ménage à Sauna und macht seine ersten homosexuellen trois. Hanna (Sophie Rois, Beste darstellerische Erfahrungen mit ihm. Einer ahnt nichts vom Leistung – weibliche Hauptrolle) und Simon anderen, alles läuft parallel, nichts scheint auf(Sebastian Schipper) leben seit 20 Jahren zusam- zufliegen. Bis Hanna plötzlich schwanger ist. men. Beide um die 40, gut eingerichtet in ihrem Tom Tykwer wollte die Rolle der Hanna von Job, in ihrem gemeinsamen Leben, im heutigen Anfang an mit Sophie Rois besetzen, er hat Berlin mit seinen vielen offenen Möglichkeiten schon beim Schreiben in der Drehbuchphase und wenigen Beschränkungen. Dann lernt Hanna ganz klar an sie und ihre Impulsivität gedacht. den Stammzellenforscher Adam (Devid Striesow) „In meinen Augen hat sie eines der schönsten, auf einer Ethik-Tagung kennen und beginnt aber auch nuancenreichsten Gesichter, das wir eine Affäre. Simon trifft denselben Adam in der hier in Deutschland haben“, schwärmt er von Bester Spielfilm – STEFAN ARNDT – DAS WEISSE BAND (2009) – GOODBYE LENIN! (2003) – VÄTER - DER FILM (2002) – LOLA RENNT (1998)
Foto: © Mathias Bothor
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Beste Regie/ Beste Filmmusik – TOM TYKWER – THE INTER NATIONAL (2008) – DAS PARFUM - DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2006) – LOLA RENNT (1998) – DIE TÖDLICHE MARIA (1993) Foto: © Joachim Gern
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
ihr in einem Interview zu DREI. „Sie ist eine attraktive Frau, wie ich sie für meinen Geschmack viel zu selten im Kino sehe, und sie schafft es, das Liebenswerte dieser Figur hervorzubringen, die ja von der Anlage auch eine sehr anstrengende Seite hat.“ Wenn Hanna z.B. in der Klinik am Bett ihres Mannes sitzt und schmollend zu ihm sagt: „Ich kann es nicht leiden, wenn du krank bist. Mir ist dann langweilig!“, bekommt man eine Ahnung von ihrer auch anstrengenden Seite. Aber egal ob Hanna ganz privat zu Hause im Unterhemdchen, mit Blümchenschlüpfer und schwarzer Feinstrumpfhose in ihrer Küche steht oder gut geschminkt und aufgerüscht in ihrer Fernsehsendung vor der Kamera agiert, Sophie Rois gibt ihrer Figur in jedem Fall eine nonchalante Grandezza. Auf der Website zum Film bekennt Sophie Rois, dass sie katholisch ist und
deshalb einige Probleme hatte, sich für die Sexszenen ganz nackt zu machen. Dass sie in einer Liebesszene rosa Bettsöckchen trägt, ist auf der Leinwand dann nicht zu sehen. Vielleicht sind die rosa Strümpfe am Ende der Schere von Mathilde Bonnefoy (Bester Schnitt) zum Opfer gefallen. Die aus Frankreich stammende Schnittmeisterin gehört neben dem Kameramann Frank Griebe und dem Szenenbildner Uli Hanisch, den Musikern (Reinhold Heil, Johnny Klimek, Gabriel Isaak Mounsey, Beste weibliche Hauptrolle – SOPHIE ROIS – DREI (2010) – DER ARCHITEKT (2009) – FRÄULEIN PHYLLIS (2004) – WIR KÖNNEN AUCH ANDERS (1993)
Tom Tykwer, Beste Filmmusik), den Tongestaltern (Frank Kruse, Matthias Lempert, Arno Wilms, Beste Tongestaltung) und vielen anderen zu einem festen Stamm von Leuten, mit denen Tom Tykwer immer wieder gern zusammenarbeitet, sowohl bei deutschen als auch bei internationalen Produktionen. Das erste Mal schnitt Mathilde Bonnefoy für Tom Tykwer bei LOLA RENNT und bekam für ihr Debüt als SpielfilmSchnittmeisterin den DEUTSCHEN FILMPREIS (1999). Sie ist der Auffassung, dass ein Film Bester Schnitt – MATHILDE BONNEFOY – ORLY (2010) – THE INTER NATIONAL (2008) – THE SOUL OF A MAN (2003) – LOLA RENNT (1998)
Foto: © X Verleih AG
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„erst im Schneideraum gestaltet wird“ und dass In dieser Zeit der Arbeit an der Struktur des „ein guter Film vor allem auch ein gut geschnit- Films, konzentriert sich Tykwer mit Bonnefoy tener Film“ ist. Tykwer beschreibt, dass er im auf den Rhythmus der Bilder. Gleichzeitig arSchneideraum mit Mathilde Bonnefoy immer beitet er auch schon mit seinen Kollegen von ein grundlegendes Rewrite des gesamten Mate- Musik und Ton an der Gestaltung der akustirials vornimmt. Meist verschanzen sie sich mo- schen Ebene. Zur Filmmusik meint Tykwer: natelang, um alle optimalen Möglichkeiten zu „Musik ist ein dramaturgisch wichtiger Bauprüfen. Er empfindet es als „großes Glück“, dass stein und ein emotionales Wirkungsmittel ei„Mathilde eigentlich vor nichts zurückschreckt, nes Films, da ist es doch geradezu grotesk, sie um diese Alternativen aufzuspüren.“ am Ende noch auf die Schnelle zuzufügen, statt
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Beste Filmmusik – JOHNNY KLIMEK
Beste Filmmusik – REINHOLD HEIL
– THE KILLER ELITE (2011) – DAS PARFUM - DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2006) – ONE HOUR PHOTO (2002) – LOLA RENNT (1998)
– THE KILLER ELITE (2011) – LAND OF THE DEAD (2005) – ONE HOUR PHOTO (2002) – LOLA RENNT (1998)
sie mit dem Film zusammen zu entwickeln.“ Deshalb trifft er sich schon früh mit den Musikern, um Themen auf der Basis des Drehbuchs zu entwickeln und am Ende setzen sie sich mit einem Computer, einem Klavier und ein paar Instrumenten in einen Raum und spielen los. All diese Vertrautheit und gleichzeitige Freiheit im Arbeiten ermöglichte ihm auch sein langjähriger Freund, Kollege und Produzent Stefan Arndt (Bester Spielfilm) von Beste Filmmusik – GABRIEL ISAAC MOUNSEY – BIS AUFS BLUT BRÜDER AUF BEWÄHRUNG (2009)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
X Filme Creative Pool. Die beiden kennen sich seit Ende der achtziger Jahre, als Stefan Arndt noch Kinobetreiber des Sputnik-Kinos und Tom Tykwer Programmleiter des Moviemento in Berlin war. Obwohl sie damals eigentlich „Konkurrenten“ waren, fragte Tykwer bei Arndt an, ob er seinen Film DIE TÖDLICHE MARIA (1993) mit ihm zusammen produzieren würde. Daraufhin gründeten sie die Produktionsfirma Liebesfilm und zwei Jahre später schließlich,
zusammen mit Dani Levy und Wolfgang Becker, X Filme Creative Pool. Seitdem haben sich die beiden nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil, sie sind Partner geblieben – auch in der Zeit, als Tykwer viel international gearbeitet hat. DREI ist der erste Film in der bewährten Konstellation nach zehn Jahren.
Beste Tongestaltung – FRANK KRUSE
Beste Tongestaltung – MATTHIAS LEMPERT
Beste Tongestaltung – ARNO WILMS
– ORLY (2010) – THE INTER NATIONAL (2008) – DAS PARFUM - DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2006) – SONNENALLEE (1999)
– PINA (2010) – DREI (2010) – ORLY (2010) – NUIT DE CHIEN (2008)
– DAS LEBEN DER ANDEREN (2005) – ALLES AUF ZUCKER (2004) – DAS WUNDER VON BERN (2002) – DIE TÖDLICHE MARIA (1993)
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DER GANZ GROSSE TRAUM Damit das Wunder von Bern überhaupt stattfinden konnte, war keine hundert Jahre zuvor erst einmal dieses Unding von Braunschweig nötig. Dabei ist es weniger wichtig, ob der Englischlehrer mit dem Lederball in der Tasche verpennt in der Postkutsche von Angelsachsen ins heutige Niedersachsen kam und ausgerechnet aus dem viktorianischen England moderne Erziehungsmethoden ins deutsche Kaiserreich brachte. Wichtig und bemerkenswert ist, dass sich die Sportart, die die Engländer heute definieren als den Wettkampf von 22 Männern, den am Ende immer Deutschland gewinnt, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so gar nicht punkten konnte. Diese Sportart passte nicht in eine militarisierte Gesellschaft, in der die Regeln eines Turnvater Jahn den Exerzitien
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auf dem Drillplatz eher entsprachen als ein Ballspiel, in dem sich individuelle Intelligenz, Intuition, Körperlichkeit und Kreativität mit solidarischem Teamgeist verbündete. DER GANZ GROSSE TRAUM war für viele ein Alptraum. Der Regisseur Sebastian Grobler, ein Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg, hat sich mit den Autoren Philipp Roth und Johanna Stuttmann mehr für die Wahrheit auf dem Platz als die Details aus den Geschichtsbüchern interessiert und damit in jeder Beziehung den Dreh gefunden, nicht nur den ganz großen Traum des Konrad Koch, sondern auch seinen eigenen auf die Leinwand zu bringen. Der Produzent Raoul Reinert entwickelte die Idee zu dieser Geschichte gemeinsam mit Grobler bereits zu seiner Zeit als Producer beim Studio Hamburg. Mit Anatol Nitschke kam ein Partner in das Projekt, der es mit persönlicher Leidenschaft und großer Erfahrung im Kinomarkt weiter vorantreiben wollte und konnte. Anatol Nitschke und Raoul Reinert (deutschfilm, Senator Film Produktion, Cukoo Clock Entertainment – Bester Spielfilm) schafften die Möglich-
keiten für einen historischen Film mit Romantik, Witz und dem Mut zum Gefühl, bei dem es weder hinter noch vor der Kamera an Erstliga-Spielern mangelte. Daniel Brühl ist Konrad Koch, der Lehrer mit der Vision. Burghart Klaußner ist der Schuldirektor zwischen Tradition und Moderne. Und Justus von Dohnányi ist der dünkelhafte Schulmäzen, der zusammen mit den Lehrern Thomas Thieme und Jürgen Tonkel Konrad Koch das Leben und Lehren schwer macht. Bester Spielfilm – ANATOL NITSCHKE – DER GANZ GROSSE TRAUM (2010) – GOETHE! (2010) – WER WENN NICHT WIR (2010)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011 2008
Für den Look des Films waren zusammen mit dem Szenenbildner Thomas Freudenthal – der unter anderem mit seiner Arbeit für Filme wie HILDE und EFFI BRIEST Erfahrungen für historisches Szenenbild in unterschiedlichen Epochen sammeln konnte – zwei Personen verantwortlich: Die Kostümbildnerin Monika Jacobs (Bestes Kostümbild), die bekannt wurde durch ihre Zusammenarbeit mit Barbara Baum und ihre Arbeit an den letzten Filmen von Rainer Werner Fassbinder (u.a. BERLIN ALEXANDERPLATZ
und DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS) und von Anfang an mit Tom Tykwer, ist bei diesem Stoff besonders herausgefordert, weil sie nicht nur das komplette Spektrum des sozialen Lebens der Zeit neu einkleiden muss. Sie arbeitet auch in unbekannten Welten. Was man wirklich zum Bolzen trug in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts, ist eine Frage, deren Beantwortung auch eine gewisse künstlerische Freiheit zulässt. Martin Langer (Beste Kamera/Bildgestaltung) schuf die Bilder aus einer anderen Zeit.
Der erfahrene Kinematograf, der regelmäßig mit Roland Suso Richter, Marc Rothemund und Hermine Huntgeburth zusammenarbeitet, bewegt sich sicher zwischen der räumlichen und mentalen Enge eines Gesellschafts- und Erziehungssystems und der Entdeckung einer neuen Bewegungsfreiheit im wahrsten Sinne des Wortes.
Bester Spielfilm – RAOUL REINERT
Beste Kamera – MARTIN LANGER
Bestes Kostümbild – MONIKA JACOBS
– DER GANZ GROSSE TRAUM (2010) – KOYAMAS MENÜ (2009) – PFARRER BRAUN (2008-2009/TV) – HIMMELFAHRT (2003)
– DIE WEISSE MASSAI (2005) – SOPHIE SCHOLL - DIE LETZTEN TAGE (2005) – THE I INSIDE - IM AUGE DES TODES (2004) – 14 TAGE LEBENS LÄNGLICH (1997)
– DER GANZ GROSSE TRAUM (2010) – EIN RUSSISCHER SOMMER (2009) – LOLA RENNT (1998) – DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987)
Foto: © Maria Krumwiede
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GOETHE! amphlett+deutschmann advertising // amphlett@aplusd.com // +49 (0)89 550 68 938
Goethe im Kino. Das könnte nach Deutschunterricht auf Zelluloid klingen. Oder nach dem Faust im Nacken unwilliger Schüler, die lieber die Faust im Gesicht von Sylvester Stallone sehen würden. Doch wenn der nicht gerade für trockene Bildungsbürgerkost bekannte Filmund Theaterregisseur Philipp Stölzl auf die Produzenten Christoph Müller und Helge Sasse (Senator Film Produktion, deutschfilm – Bester Spielfilm) trifft, kann das auch ganz anders aussehen und ausgehen. Christoph Müller wollte nämlich schon seit vielen Jahren einen Film über Goethe machen. ALEXANDER FREHLING
MIRIA M STEIN
MORITZ BLEIBTREU
Er hatte sich bereits mit einigen Regisseuren und Drehbuchautoren getroffen und sich auch schon an dem einen oder anderen Entwurf abgearbeitet. Bis ihm dann (eigentlich seinem Bruder Markus) die zündende Idee kam, einen Film über den noch sehr jungen Goethe zu machen, der als Dichter noch unbekannt war und erst über die Liebe zu einer Frau (oder zu mehreren?) seinen „Werther“ schrieb - und zum echten Bestseller wurde. Zusammen mit Philipp Stölzl und Alexander Dydyna hat er dann „das Thema
DEMNÄCHST IM KINO KI
GEOTHE! ++ WARNER BROS. ++ Artwork Poster A3/1/0
Foto: © Senator/ Fabrice Dall’Anese
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geknackt“ und ein Drehbuch geschrieben. Der Goethe, den die drei „erdichtet“ haben, ist sehr nah am Leben des Dichterfürsten, ist aber kein in jeder Hinsicht historisch verbürgter Goethe: Er ist modern, rebellisch, komisch, intensiv. Die Macher wollten „das verstaubte Bild einer deutschen Legende in neuen Farben leuchten“ lassen. Und dabei haben sie sich inhaltlich einige Freiheiten genommen. Beim Szenenbild sind sie allerdings anders vorgegangen. Philipp Stölzl legt großen Wert darauf, dass alles so au-
Bester Spielfilm – CHRISTOPH MÜLLER
Bester Spielfilm – HELGE SASSE
– GOETHE! (2010) – WHISKY MIT WODKA (2008) – VOLLIDIOT (2007) – SOPHIE SCHOLL DIE LETZTEN TAGE (2005)
– GOETHE! (2010) – WER WENN NICHT WIR (2010) – DER GANZ GROSSE TRAUM (2010)
Foto: © Kim Frank
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thentisch wie möglich aussieht. Mit Szenenbildner Udo Kramer (Bestes Szenenbild), der auch schon das Set Design zu Stölzls letztem Film NORDWAND entworfen hatte, recherchierten sie Straßenzüge des 18. Jahrhunderts und orientierten sich dabei auch an Gemälden von Canaletto (Bernardo Bellotto, 1722-1780). Dann machten sie sich auf die Suche nach geeigneten Schauplätzen und fanden die meisten erhaltenen Bauten in ihrem Sinne in Sachsen und Thüringen. Diese Originalschauplätze ergänzten sie dann im Einzelfall: Das Team baute alles, was fehlte, in die vorhandenen Räume ein, um das Bild stimmig zu machen. Udo Kramer nennt dieses Prinzip „Mischtechnik“, die vom Ausstatter eine ergänzende Arbeit erfordert und das Resultat runder macht. Generell kann man sagen, dass 60 Prozent des Sets Originalbauten waren, 40 Prozent haben Kramer und sein Ausstattungsteam hinzugefügt. Alle Straßenszenen sind in Görlitz,
einer zur Renaissance-Zeit recht wohlhabenden Stadt, entstanden. Zu DDR-Zeiten war Görlitz ein sehr beliebter Drehort. Das ist er in den letzten Jahren wieder geworden, obwohl heute die meisten Fassaden schon renoviert sind. Aber ein Marktplatz und zwei Straßenkreuzungen reichten aus, um alle Straßburger, Frankfurter und Wetzlarer Außenszenen zu drehen. Was noch fehlte, wurde durch digitale Effekte ergänzt. Produzent Christoph Müller gab in einem Interview ein schönes Beispiel: „Die Jungs von Beste männliche Hauptrolle – ALEXANDER FEHLING – WER WENN NICHT WIR (2010) – 13 SEMESTER (2008) – INGLORIOUS BASTERDS (2008) – AM ENDE KOMMEN TOURISTEN (2006)
Lug und Trug für visuelle Effekte arbeiten äußerst präzise. Einer von ihnen fuhr nach Straßburg und fotografierte das Münster – diese Bilder werden dann in die Filmbilder eingebaut.“ So konnten sie eine einzige Straße in Görlitz für die unterschiedlichen Szenen so umbauen, dass sie im Film wie drei verschiedene Städte aussieht. Aber selbst einem Laien fällt sofort auf, dass hier gut und mit Liebe zum Detail gearbeitet wurde.
Bestes Szenenbild – UDO KRAMER – CHICKEN WITH PLUMS (2010) – SAME SAME BUT DIFFERENT (2009) – NORDWAND (2007) – KNALLHART (2005)
Foto: © 2010 Warner Bros. Ent.
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Der Dreck ist echt. In GOETHE! müssen sich die Menschen zu Fuß oder in ihren Kutschen durch Berge von Matsch und Abfall kämpfen. Das macht Spaß anzuschauen. Es gab keine Kanalisation und auch keine Straßenreinigung im heutigen Sinne – und das sieht man. So sind Goethe (Alexander Fehling, Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) und sein Freund Jerusalem (Volker Bruch) – den Umständen entsprechend – auch nicht immer korrekt zurecht gemacht. Mal ist ein Fleck auf Goethes Frack, mal sitzt die Perücke nicht richtig. Als Goethe nach einer wilden Nacht am nächsten Morgen an seinem Arbeitsplatz am Gericht antritt und seine Ausgeh-Perücke offensichtlich nur schnell über die Haare geworfen hat, tadelt ihn sein Vorgesetzter Kestner (Moritz Bleibtreu) treffend: „Ihr Äußeres lässt zu wünschen übrig.“ Die beiden Maskenbildnerinnen Kitty Kratschke und
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Heike Merker (Bestes Maskenbild) hatten da einiges zu leisten, um die einzelnen Rollen im großen Ensemble in den jeweils rechten Gemütszustand zu versetzen. Wenn Goethe erst keck und auftrumpfend ausschaut, später selig verliebt, dann verzweifelt, dann dem Delirium nahe und am Ende befreit und sogar stolz, dann kann man das alles im glücklichen oder verschwitzten oder versteinerten Gesicht von Goethe sehen. Und dass das nicht allein eine Leistung der Maske ist, bewies Alexander Fehling als auffäl-
liger Schauspieler in vielen seiner bisherigen Filme. Das erste Mal nahm ihn ein größeres Publikum als Zivildienstleistenden in der Gedenkstätte Auschwitz im Film AM ENDE KOMMEN TOURISTEN von Robert Thalheim wahr. Zuletzt fiel er durch seine differenzierte Interpretation des Terroristen Andreas Baader in Andres Veils Berlinale-Wettbewerbsbeitrag WER WENN NICHT WIR auf. Zurecht wurde er auch auf der diesjährigen Berlinale als deutscher Shooting Star 2011 ausgezeichnet.
Bestes Maskenbild – KITTY KRATSCHKE
Bestes Maskenbild – HEIKE MERKER
– HOTEL LUX (2011) – RUBBELDIEKATZ (2011) – GOETHE! (2010) – NORDWAND (2008)
– ANOMYMUS (2010) – JOHN RABE (2007) – VALLEY OF FLOWERS (2004) – SCHATTEN DER ZEIT (2003)
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Nicht jeder kann sie haben – N die LOLA
JERRY COTTON Offensichtlich lässt sich der echte Mythos eines Films oder einer Figur erst messen, wenn man diesen dem Härtetest einer parodistischen Hommage unterzieht. Das Ergebnis für Winnetou und Old Shatterhand wäre demnach überwältigend, was Michael Bully Herbig zu beweisen wusste. Auch Edgar Wallace´ Bösewicht mit dem Decknamen „Der Hexer“ kommt nicht schlecht weg. Er war gut
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für zwei veritable Parodien mit beachtlicher Publikumsresonanz. Anders sieht die Bilanz in dieser völlig hypothetischen, unredlichen, aber vielleicht doch nicht ganz unsinnigen Rechnung für den Superhelden des Groschenheftes aus: JERRY COTTON stand vergleichbar verloren in den Straßen von Manhattan, obwohl alles um ihn herum stimmte (nur die Straßen von Manhattan nicht, denn der Film wurde ausschließlich in Berlin und Hamburg gedreht.) Christian Becker hatte mit dem Team aus seiner Rat Pack Filmproduktion das Production Value geschaffen, das man von ihm gewöhnt ist. Die Besetzung mit Christian Tramitz und Christian Ulmen gab ein schräges Duo ab. Und hinter der Kamera, die Torsten Breuer souverän führte,
stand das Regie-Gespann, das uns schon NEUES VOM WIXXER zu bieten wusste, Cyril Boss und Philipp Stennert. So wurde JERRY COTTON also kein Blockbuster und kann sich dennoch selbstbewusst und auffällig in die vielfältige bis unübersichtliche deutsche Filmlandschaft des letzten Jahres stellen, weil er handwerklich Zeichen gesetzt hat. Die Geschichte des FBI-Agenten, dem eigentlich noch mehr gelingt als James Bond – und das mit deutlich weniger technischen Hilfsmitteln – und der sich minütlich aus einer ausweglosen Situation zu retten vermag, haben Boss & Stennert konsequent als Action-Komödie erzählt, in der neben dem Helden der Trottel mit dem Glück des Törichten nicht fehlen darf.
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Tramitz und Ulmen geben das seltsame Ermittler-Paar nach allen Regeln der Slapstick-Kunst, grüßen im Vorübergehen Peter Sellers und Leslie Nielsen, schauen auch mal beim Frosch mit der Maske vorbei und lösen den Fall auf jeden Fall. Die Tongestalter Manfred Banach, Christian Conrad und Tschangis Chahrokh (Beste Tongestaltung) sind treu und dabei mit viel Originalität den Regeln des Genres gefolgt. Dabei war Banach für den Set-Ton zuständig,
Christian Conrad entwickelte das Sound-Design, der Mischtonmeister Tschangis Charokh finalisierte. JERRY COTTON ist in keiner Beziehung ein Film der leisen Töne. Das kann und will er auch nicht sein. Aber da, wo es laut wird, wird es irgendwie anders laut als erwartet. Das Irreale und Irrwitzige ist deutlich zu hören, wird aber nicht mit dem Dampfhammer vertont. Wenn es so etwas wie Ohrenzwinkern gäbe – die Tongestaltung dieses Films hätte ein Musterbeispiel dafür geliefert.
Beste Tongestaltung – MANFRED BANACH
Beste Tongestaltung – CHRISTIAN CONRAD
Beste Tongestaltung – TSCHANGIS CHAHROKH
– ANONYMOUS (2010) – JERRY COTTON (2009) – DER VORLESER (2008) – KRABAT (2006)
– THE DOOR (2011) – SAME SAME BUT DIFFERENT (2009) – BRONSON (2008) – LAST KING OF SCOTLAND (2006)
– JERRY COTTON (2010) – NORDWAND (2008) – SOPHIE SCHOLL (2004) – NIRGENDWO IN AFRIKA (2001)
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JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN
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Bestes Kostümbild – THOMAS OLÁH – JUD SÜSS - FILM OHNE GEWISSEN (2010) – WOMEN WITHOUT MEN (2009) – TRANSSIBERIAN (2008) – KABALE UND LIEBE (2005/TV)
Foto: © Stefan Oláh
Entstehung eines solchen Filmes führen und was sie mit diesen Menschen anrichten. Doch auch bei großen Themen verliert Oskar Roehler nie den Blick für filmische Details. JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN ist ein historischer Film mit besonderen Chancen und Herausforderungen. Jeder Kostümbildner weiß, welche Anzüge und Kleider die politische und künstlerische Kaste jener Jahre trug. Und die Kostüme des Originalfilms sind in Archiven nachzuschauen. Aber Thomas Oláh (Bestes Kostümbild) scheint nach mehr gesucht zu haben. Nach der Brücke zwischen Moderne und Historie, die sich ja auch durch seine bisherige Arbeit zieht. Und nach der individuellen Erzählung eines Charakters durch seine Be-, aber auch Entkleidung. Diese Liebe zum Detail, die nicht zwingend die Liebe zur Authentizität sein muss, findet sich auch bei dem international äußerst umtriebigen und gefragten Maskenbildner Björn Rehbein (Bestes Maskenbild), der natürlich das Elend im Gesicht eines Ghettobewohners ebenso sichtbar machen kann wie die Perfidie in dem eines Nazi-Offiziers. Aber richtig spannend wird es, wenn bei Goebbels die Frisur für einen kurzen so teuflischen wie verräterischen Moment aus dem Lack gerät.
Bestes Maskenbild – BJÖRN REHBEIN – ANONYMOUS (2011) – JUD SÜSS - FILM OHNE GEWISSEN (2010) – DAS PARFUM - DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2006) – GOODBYE LENIN (2003)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Foto: © Nik Moronese
Es ist und bleibt wohl der berühmteste Film aller Zeiten, den kaum einer kennt. Veit Harlans „Jüd Süß“, den Film- und Propagandaminister Joseph Goebbels von Anfang an als „Panzerkreuzer Potemkin“ des Nationalsozialismus konzipiert hatte, wurde auf den Filmfestspielen von Venedig 1940 uraufgeführt und durchaus gefeiert. Gleichzeitig inspirierte er SS-Schergen, ihre Hunde auf Juden zu hetzen. Filmkunst und Volksverhetzung, beides in Einem, nur eines von Beidem? Der Film hatte weit über hundert Millionen Zuschauer nach seiner Uraufführung in allen Ecken Europas, die kurzfristig deutsch gemacht wurden. Nach dem Krieg wurde er verboten. Oskar Roehler hat sich für die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte interessiert. Und für die Menschen, deren Leben dieser Film am Direktesten beeinflusst hat. Und er hat sich für die Mechanismen interessiert, die zur
DIE KOMMENDEN TAGE „Die Dinge werden sich ändern in den kommenden Tagen“, ahnt Laura Kuper, eine Tochter aus gutem Hause. Und sie ahnt auch, dass es dabei nicht nur um ihren persönlichen Lebensweg geht, der nach dem Studium eine neue Richtung einnehmen muss. Es geht um viel mehr. DIE KOMMENDEN TAGE – das ist eine handfeste, also greifbare Beschreibung der nahen Zukunft. Ein Hinweis auf die Zeit, in der der gleichnamige Film von Lars Kraume spielt. Es sind auffällige Kleinigkeiten – vor allem im Bild der Stadt Berlin, die den Film jenseits von heute ansiedeln: Verkehrsmittel, Ampelschaltungen, Teile des Interieurs von öffentlichen Orten. Die kommenden Tage, das sagt der Film, werden wir alle noch erleben. Aber die kommenden Tage müssen auch überlebt werden.
Laura Kuper spürt, dass es existenziell wird. Persönlich, weil es auch um Liebe und Familie geht. Und poltisch. Das macht ihr ihre radikale Schwester klar. Bernadette Heerwagen (Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle) spielt Laura Kuper. Und dass Johanna Wokalek ihre ältere, politisch aktive Schwester spielt, ist – ganz nebenbei – eine der tollsten Besetzungsideen des Jahres. Die Schwestern, bei denen sich herausstellt, dass das Haus, aus dem sie stammen, vielleicht doch kein so gutes ist, leben mit Constantin (August Diehl) zusammen, einem attraktiven Aktivisten. Bis Laura den jungen Anwalt Hans (Daniel Brühl) trifft, mit dem sie nicht nur die kommenden Tage, sondern auch die kommenden Jahre plant. Aber die Dinge werden sich ändern. Besonders für Laura, die nicht schwanger werden kann von Hans und die die Welt und ihre Familie retten will. Laura Kuper ist die zentrale Figur eines vielschichtigen Films – und nicht nur deshalb eine vielschichtige Figur. Bernadette Heerwagen ist dieser Person auf bewundernswert souveräne Weise gewachsen. Sie ist
die Tochter, die sich noch mal eine Minute mehr Zeit für ihre kaputten Eltern nimmt. Sie ist die Schwester, die sich mit dem schwierigen Bruder gegen jede Chance auseinandersetzt. Sie ist die Frau, die Liebe lebt, weil sie Liebe erlebt. Sie ist die Geliebte, die nicht betrügt. Und sie ist die Mutter, die für die Zukunft ihres Kindes alles riskiert. Dabei gerät sie niemals zur Heiligen oder zur Karikatur. Sie ist bei allem so sehr bei sich, dass es dem Publikum nicht schwer fällt, bei allem auch bei ihr zu sein. Beste weibliche Hauptrolle – BERNADETTE HEERWAGEN – DIE KOMMENDEN TAGE (2009) – AN DIE GRENZE (2006) – GRÜSSE AUS KASCHMIR (2002) – DER SCHANDFLECK (1998) Foto: © 2009 Badlands Film / UFA Cinema
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DAS LIED IN MIR Maria (Jessica Schwarz) ist auf dem Weg nach Chile zu einem Schwimmwettkampf. Bei einem Zwischenstopp in Buenos Aires verpasst sie ihren Anschluss und muss in der Stadt bleiben. Ihrem Vater (Michael Gwisdek) hinterlässt sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, damit er sich nicht sorgt, und erzählt ihm außerdem von einer merkwürdigen Geschichte, die ihr am Flughafen passiert ist. Eine Mutter hat ihrem Baby ein spanisches Kinderlied vorgesungen – und Maria kannte es. Sie weiß nicht warum und woher, aber sie kannte die Melodie und konnte es mitsingen, obwohl sie eigentlich gar kein spanisch spricht. Einen Tag später steht ihr Vater vor ihrem Hotel in
Buenos Aires und will sie zur schnellen Weiterreise bewegen. Aber Maria bleibt. Sie fühlt sich auf unerklärliche Weise von der Stadt und von den Leuten angezogen. Sie muss das Geheimnis lüften. DAS LIED IN MIR ist der Diplomfilm von Florian Cossen (Beste Regie) an der Filmakademie Ludwigsburg. Florian Cossen ist als Kind eines Diplomaten in Tel Aviv geboren und wuchs in verschiedenen Ländern auf, lebte beispielsweise von 1988 bis 1994 für sechs Jahre in Spanien und kam dann mit 15 nach Deutsch-
Beste weibliche Nebenrolle – BEATRIZ SPELZINI
Beste Regie – FLORIAN COSSEN – DAS LIED IN MIR (2010) – L‘OUBLI/DAS VER GESSEN (2006/ Kurzfilm, Co-Regie) – WOLFSNACHT (2005/ Kurzfilm) – EISTAG (2004/Kurz film) Foto: © Julieta Schildknecht
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land. Bei einem Auslandssemester 2006 an der Universidad del Cine in Buenos Aires hörte er zum ersten Mal von der Verschleppung von Kindern zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur in den siebziger und achtziger Jahren. Als ihm klar wurde, dass von den rund 500 vermissten Kindern viele ins Ausland verschleppt wurden, auch nach Deutschland, hatte er seinen Stoff für den Abschluss an der Filmhochschule gefunden. Zusammen mit Studienkollegin Elena von Saucken schrieb er ein Drehbuch, das den BR
– EL GATO DESAPARE CE (2010) – YO LA RECUERDO AHORA (2007) – OLGA,VICTORIA, OLGA (2005) – RICONCILIATI (2000) Foto: © Schwarz-Weiss Filmverleih
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
(Claudia Gladziejewski) und die Produktionsfirma teamworx (Jochen Laube und Fabian Maubach) überzeugten, so dass dem Dreh in Buenos Aires nichts mehr im Wege stand. Jochen Laube hat dem Regisseur dann den Kameramann Matthias Fleischer (Beste Kamera) vorgestellt, den Cossen schon von dessen Arbeit an Alain Gsponers KIKI UND TIGER (2002) kannte und der ihm für sein Vorhaben als sehr geeignet erschien. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Die beiden redeten sich heran und haben versucht, sich ganz subjektiv, aus der Sicht Marias, der Stadt und dem lang gehüteten Familiengeheimnis zu nähern. Es ist das Gefühl eines Déjà Vu, das Maria in Buenos Aires erlebt. Die Kamerabilder unterstreichen diese Stimmung: Das geheimnisvolle Schwarz hinter den Fenstern der Häuser und Autos, die Mauern und ihre Risse und die Geschichten, die darin stecken, das besondere Licht und die fremd-vertrauten Gesichter der europäischsten Metropole Südamerikas. Für das Casting der argentinischen Schauspieler war
Walter Rippel verantwortlich, der zuletzt Francis Ford Coppolas TETRO (2009) gecastet hatte. Rippel überredete die in Argentinien vor allem als große Theaterschauspielerin bekannte Beatriz Spelzini (Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) zu einem Casting, in dem sie dann alle Beteiligten 100prozentig überzeugte. Regisseur Florian Cossen sagt zu ihrer Besetzung: „Neben ihrem fulminanten Spiel ist es das Leid, das in ihrem Gesicht geschrieben steht. Das ist der Grund, weshalb sie zu dieser gebrochenen Figur der Tante wurde. In ihrem Gesicht
lese ich, dass die Suche nach der verlorenen Nichte über Jahrzehnte diese einst sehr schöne Frau zermürbt hat.“ Den Film-Komponisten Matthias Klein (Beste Filmmusik) kannte Florian Cossen schon von kleineren Projekten an der Filmakademie Ludwigsburg. Der Versuch war es, eine Musik zu komponieren, die sowohl die Größe des Kinos ausmalt, als auch eine, die der Zerbrechlichkeit und der lange verschütteten Emotionen gerecht wurde. Auf jeden Fall stand sehr früh fest, das es hier keinen Tango und kein Bandoneon geben wird.
Beste Kamera – MATTHIAS FLEISCHER
Beste Filmmusik – MATTHIAS KLEIN
– EINE ANGST (2009 / TV) – LILA, LILA (2009) – DAS WAHRE LEBEN (2006) – ROSE (2005)
– BABYDADDY (2011) – DAS LIED IN MIR (2010) – CINDY LIEBT MICH NICHT (2009) – TEENAGE ANGST (2008)
Foto: © Fabian Maubach
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MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR ist das Debüt des deutschkurdischen Regisseurs Miraz Bezar (Bestes Drehbuch). Dabei hat der Filmemacher nicht nur das Buch selbst geschrieben, er hat das Projekt bis in die Postproduktionsphase auch selbst finanziert und natürlich auch selbst inszeniert. Nach seinem Abschluss an der dffb in Berlin hat Miraz Bezar immer wieder versucht, seine Ideen bei Förderern und potenziellen Finanziers unterzubringen. Leider erfolglos. 2005 zog er einigermaßen verzweifelt in seine Heimat Anatolien, um dort die eine zwingende Geschichte zu suchen, die er erzählen muss. In Diyarbakir, der inoffiziellen Hauptstadt des türkischen Kurdistans, fand er sie dann. Er recherchierte über die Gräueltaten in den neunziger Jahren, zur Zeit
des Bürgerkrieges zwischen kurdischen Rebellen und der türkischen Armee. Entstanden ist eine Geschichte, die auf vielen einzelnen wahren Begebenheiten beruht und für das Kino zu einer lebendigen Erzählung verschmolzen ist. Miraz Bezar beschreibt seine Herangehensweise so: „Anstelle epischer Fiktion wollte ich eine Collage dieser Splitter wirklichen Lebens montieren. Ich wollte eine Vielzahl von Themen ansprechen, ohne dabei allerdings einen Kompilationsfilm zu produzieren. Mir war es wichtig, eine Geschichte zu finden, die exemplarisch für alle stehen konnte.“ Miraz Bezar hat sich bewusst dafür entschieden, die Geschichte aus der Sicht zweier Kinder zu erzählen. „Min dit“ ist kurdisch und bedeutet „ich habe gesehen“. Die beiden Kinder haben gesehen wie ihre Eltern bei einer nächtlichen Straßenkontrolle von türkischen Paramilitärs erschossen wurden. Seitdem sind sie traumatisiert und leben auf der Straße. Retten konnten sie eine Kassette mit der Stimme ihrer Mutter, auf der sie ihnen das Märchen vom Wolf mit der Glocke erzählt. In erster Linie ist es für die
Kinder die beruhigende Stimme ihrer Mutter aus einer anderen Zeit. Gleichzeitig erfahren sie aber auch, wie ein böser Wolf gezähmt werden kann: Im Märchen entschließen sich die Dorfbewohner, den Wolf nicht zu töten, sondern durch eine klingende Glocke zu markieren, dass er weithin hörbar ist und somit von jedem rechtzeitig bemerkt wird. Dieses Märchen wirkt, wenn am Ende die beiden Kinder entscheiden müssen, wie sie sich am Mörder ihrer Eltern rächen. Bestes Drehbuch – MIRAZ BEZAR – MIN DÎT - DIE KINDER VON DIYAR BAKIR (2009) – FREIWILD (2000/Kurzfilm) – FERN (1997/Kurzfilm) – BERIVAN (1995/Kurzfilm) Foto: © Ute Langkafel
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DEUTSCHER FILMPREIS 2011
www.volkswagen.de
Fast so schön wie vor der Kamera stehen: hinter dem Steuer sitzen. Der Phaeton. Volkswagen, offizieller Partner des Deutschen Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.
PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG Vor dem Konzert von Lang Lang gibt es ein Bild, das ganz viel mit Ton zu tun hat. Oder mit den Tönen, die in der bevorstehenden Situation auf keinen Fall etwas zu suchen haben – mit Klingeltönen. Ein Mitarbeiter des Theaters trägt ein aufwendig gerahmtes Piktogramm durch die Gänge des Konzerthauses und stellt es auf die Brüstung im ersten oder zweiten Rang: Handyverbot. Die Filmemacher Robert Cibis und Lilian Franck erzählen in ihrem Dokumentarfilm PIANOMANIA nach eigenem Bekunden eine Geschichte von Liebe, Perfektion und ein bisschen Wahnsinn. Sie erzählen die Geschichte eines Mannes, Gewinner Semaine de la Critique Locarno
Nominierung Bester Dokumentarfilm Europäischer Filmpreis
Gewinner Bester Schnitt Diagonale
Gewinner Internationales Filmfestvial San Francisco
Ehrenpreis Dokumetarfilm Festival Eurodok
Pianomania
Ein Film von Robert Cibis & Lilian Franck
FARBFILM VERLEIH präsentiert eine produktion von WILDARt FILM und OVAL FILMEMAcHER GBR
Mit StEFAn KnüpFER, pIERRE-LAuREnt
ton sabine Panossian, benedikt
AIMARD, LAnG LAnG, ALFRED BREnDEL, tILL FELLnER, JuLIuS DRAKE, IAn BOStRIDGE, IGuDESMAn & JOO, u.A. kaMera Jerzy Palacz, robert cibis schnitt Michelle barbin
david, ina nikolow sounddesign niklas kaMMertöns Mischung ansgar Frerich produzenten ebba sinzinger, vincent lucassen, robert cibis, lilian Franck Buch und regie lilian Franck, robert cibis
www.pianomania.de
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dessen Liebe der Perfektion gilt – und der dafür ein bisschen wahnsinnig sein muss. Die Geschichte von Stefan Knüpfer, der nur auf den ersten Blick einfach ein Klavierstimmer ist. Er stimmt Klaviere, aber versetzt sie auch in Stimmungen, stimmt sie auf die Pianisten ein. Und sogar umgekehrt. Knüpfer ist Cheftechniker der berühmten Klavier- und Flügelbauerfirma Steinway in Österreich. Er ist auf der Suche nach dem perfekten Klang. Er schafft die Voraussetzung für die Töne, die die Musik der Pianisten machen, für die er die Instrumente präpariert. Stefan Knüpfer ist der Star eines Dokumentarfilmes, in dem einige der bekanntesten Namen der internationalen Musikszene ebenfalls Rollen spielen. Stefan Knüpfer ist all diesen Stars gemeinsam. Er schafft die Voraussetzungen für Konzerte und Plattenaufnahmen von Lang Lang, von Alfred Brendel, von Pierre-Laurant Aimard oder Till Fellner. Stefan Knüpfer ist ein Dienstleister. Und – das wird deutlich trotz aller Virtu-
osität seiner Klienten – er ist ein Künstler. Auch, weil er ein großer Künstlerversteher ist. Das ist die Voraussetzung seines Berufes, der für ihn ohne Zweifel eine große Berufung ist. Robert Cibis und Lilian Franck ist es nicht nur gelungen, Knüpfer in den faszinierenden und tatsächlich nicht immer frei von Wahnsinn stattfindenden Gesprächen mit den Pianisten zu beobachten – als Zuhörer, als Ideengeber, als Geschmeichelter und Geschockter. Sie erwischen Beste Tongestaltung – ANSGAR FRERICH – KEEP SURFING (2010) – LE QUATTRO VOLTE (2009) – WOMEN WITHOUT MEN (2007) – DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL (2002)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
ihn auch immer wieder in Situationen jenseits der Kunst, die aber alle etwas Eigenes erzählen, was selbst dem vermeintlich Alltäglichen noch etwas Kurioses verleiht. Wenn sich Knüpfer auf die Suche nach einem Klavierhocker begibt, macht er keine normale Fahrstuhlfahrt. Ein Film, der Menschen auf der Suche nach Tönen begleitet und beobachtet, ist ein Tonfilm in jeder Bedeutung des Wortes. Und damit ein Segen und eine Herausforderung zugleich für das Ton-Department. Sabine Panossian (Beste
Tongestaltung), die eigene Regieprojekte hat und auch als Kamerafrau arbeitet, hat den Ton in all den Räumen und Orten eingefangen, durch die sich der Film bewegt und damit das Material geliefert, aus dem Niklas Kammertöns (Beste Tongestaltung) sein Sounddesign entwickeln konnte. Dabei ist er nicht der Versuchung erlegen, dem großen und großartigen Angebot exzellenter Musik, gespielt von exzellenten Musikern, nachzugeben. Stattdessen verortet gerade der Sound den Film in der Wirklichkeit und macht
Beste Tongestaltung – SABINE PANOSSIAN
Beste Tongestaltung – NIKLAS KAMMERTÖNS
– PIANOMANIA (2009)
– ABGEBRANNT (2010) TOM ATKINS BLUES (2009) – DRAUSSEN AM SEE (2008) – DER BLINDE FLECK (2006/TV)
die Kunst auch akustisch zum Teil des Arbeitslebens. Dafür war eine raffinierte Tonmischung notwendig, bei der zum Beispiel das Öffnen einer Tür buchstäblich neben einem zweigestrichenen C zu hören ist. Dafür hat der Berliner Mischtonmeister Ansgar Frerich (Beste Tongestaltung) gesorgt. Frerich, der auch eine eigene Postproduktionsfirma betreibt, ist ein ausgewiesener Spezialist für Dokumentarfilme mit besonderer Atmosphäre – wie zum Beispiel Volker Koepps HOLUNDERBLÜTE oder jüngst UNTER KONTROLLE von Volker Sattel.
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POLL Die deutsche Dichterin Oda Schäfer war so alt wie das letzte Jahrhundert. Sie wurde in Berlin geboren, wo sie auch aufwuchs. Sie arbeitete als Journalistin und später hauptsächlich als Lyrikerin. Zunächst in der inneren Emigration, dann in der Schweiz und nach 1950 in München. Ihr Geburtsname Oda Kraus verweist auf eine Verwandtschaft zu dem Autor und Regisseur Chris Kraus, der in POLL eine Geschichte aus ihrer Jugend erzählt. Eine Geschichte, die viel erzählt über das Verhältnis der Generationen untereinander in der Endphase des Wilhelmismus. Eine Geschichte, die aber auch viel erzählt über die politische Spannungslage zwischen Völkern und zwischen den sozialen Schichten. Es ist eine Geschichte aus dem Alltag einer Welt, eines Ortes und der KonstellaPAULA
BEER
EDGAR
SELGE
TAMBET
TUISK
JEANETTE
HAIN
RICHY
MÜLLER
INTERNATIONALES FILMFESTIVAL TORONTO 2010
INTERNATIONALES FILMFESTIVAL ROM 2010
OFFICIAL SELECTION
SPEZIALPREIS DER JURY: BESTE REGIE · BESTE FILMMUSIK
NACH VIER MINUTEN DER NEUE FILM VON CHRIS KRAUS
tion von Personen, die alles andere als alltäglich wirken. POLL ist der Name dieses Ortes, dieses Mikrokosmos einer dekadenten Großbürgerlichkeit, deren Ende wohl auch ohne den Krieg gekommen wäre. Chris Kraus lässt die vierzehnjährige Oda (Paula Beer) mit der konservierten Leiche ihrer leiblichen Mutter zu ihrem Vater (Edgar Selge) und dessen neuer Frau (Jeanette Hain) reisen. „Solange ich denken kann, hat mein Vater für den Tod gelebt, für den er eine große Zuneigung Beste männliche Nebenrolle – RICHY MÜLLER
Beste Kamera – DANIELA KNAPP – 12 METER OHNE KOPF (2008) – WAS AM ENDE ZÄHLT (2006) – EMMAS GLÜCK (2005) – MEINE BRUDER DER VAMPIR (2001)
– INNERE SICHER HEIT (2000) – DIE CELLISTIN (1998) – IRREN IST MÄNNLICH (1995) – EINER MEINER ÄLTESTEN FREUNDE (1993) Foto: © Piffl Medien
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empfand. Eine größere vielleicht als für mich“, erzählt Oda zu Beginn des Films aus dem Off dem Publikum – und bereitet uns damit nicht nur auf die morbide Disposition einer einzelnen Familie vor, sondern einer ganzen Epoche. Ihr Vater kann seine Tochter und seine verstorbene Frau nicht vom Bahnhof abholen, weil er die Leichen von getöteten Anarchisten, die er sammelt wie andere Schmetterlinge, sezieren muss. Kein Wunder, dass es einmal aus seinem Gutsverwalter Mechmershausen (Richy Müller – Beste
Foto: © Kathinka Minthe
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darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle) herausbricht: „Menschen wie Sie machen die Revolution erst möglich.“ Richy Müller ist der Antipode des Vaters, eine Figur mit menschlichen Regungen, mit Furor und Leidenschaft (auch für die Frau seines Chefs). Er spielt diesen Mann mit einer faszinierenden Mischung aus Virilität und Verletzlichkeit, ohne Pathos und unglaublich klar. Dass er dabei dann auch noch aussieht, als habe man ihn aus der erzählten Zeit an den erbauten Ort der Drehar-
beiten geholt, ist natürlich nicht zuletzt dem genauen Maskenbild von Susana Sanchez (Bestes Maskenbild) geschuldet. Die aus Spanien stammende Susana Sanchez, die mit Carlos Saura einen Spanischen Filmpreis gewann, die vor Jahren aus Jasmin Tabatabai in dem Film FREMDE HAUT einen der schönsten iranischen Männer machte und mit Kraus schon bei VIER MINUTEN zusammenarbeitete, hat sich mit ihrer Kostüm-Kollegin Gioia Raspé (Bestes Kostümbild) in eine andere Zeit versetzt, um diese
Bestes Szenenbild – SILKE BUHR
Bestes Kostümbild – GIOIA RASPÉ
– POLL (2010) – DIE FREMDE (2009) – VIER MINUTEN (2005) – DAS LEBEN DER ANDEREN (2005)
– POLL (2010) – DIE FREMDE (2009) – VIER MINUTEN (2006) – JARGO (2004)
auf der Leinwand nicht nur zu erhalten, sondern auch zu transportieren. Das Historische, das im Kinofilm immer auch fiktiv ist, wirkt hier eher wahr als echt. Denn auf Echtheit um ihrer selbst Willen scheint Chris Kraus nicht zu bestehen. Das Haus auf Gut Poll mag so nicht ausgesehen haben, wie Silke Buhr (Bestes Szenenbild) es an einem Strand in Estland erbaut hat. Aber in seiner Kombination aus Erhabenheit und Fragilität (da steht eine Art Schloss auf Stelzen) ist dieses Haus die richtige Kulisse für eine Geschichte, über der immer auch die Bedrohung des Untergangs schwebt. Aber diese Geschichte selbst hat auch etwas Zerbrechliches, weil es ja auch die Geschichte einer Persönlichkeits-, einer Identitätsfindung ist. Die junge Oda trifft in diesem familiären und politischen Chaos einen wesentlich älteren dichtenden Anarchisten, den sie in der Höhle des Löwen, dem Laboratorium ihres Vaters, versteckt. Dort halten sich in der Regel seinesgleichen nur in konservierten Einzelteilen auf.
Foto: © Kai-Uwe Schulte-Bunert
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Silke Buhr hat all diese menschlichen Monstrositäten in Gebäude, Räume und Gegenstände übersetzt – und dafür bereits den Bayerischen Filmpreis erhalten. Ihr Poll ist eine Bedrohung aus Stein und vor allem Holz, die verdammt ist, am Ende des Films buchstäblich zerstört zu werden. Und sie ist der reale Drehort für diesen Film. Ein Set, das Silke Buhr in sechs langen Monaten ins Meer bauen ließ. Nicht weil es so war, sondern weil es so hätte sein können und die Erzählung unterstützt: „Kein Gutsbesitzer wäre so wahnsinnig gewesen, ein Haus an den Strand zu bauen. Aber wahnsinnig genug, es gleich direkt ins Meer zu setzen, waren die Balten durchaus. Das passte zu ihrem exzentrischen Temperament. Wir entwarfen dann einen ebenfalls ziemlich wahnsinnigen Filmbau. Die geniale Szenografin Silke Buhr hat ihm die Patina des Verfalls gegeben“, erzählt der Regisseur dem Berliner Stadtmagazin Zitty. Mit Silke Buhr, die unter anderem auch mit Lars Büchel (JETZT ODER NIE) und Feo Aladag (DIE FREMDE) gearbeitet hat, drehte Chris Kraus auch schon seine anderen Spielfilme SCHERBENTANZ und
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VIER MINUTEN. Dass ein solcher Ort und eine solche Zeit nicht nur starke Symbolkraft für eine Geschichte haben, die davon erzählt, wie die Umstände sein könnten, damit jemand sich selbst und seine Begabungen erkennt, sondern auch das Potential für kinematografische Überhöhungen und Annäherungen bietet, war für Daniela Knapp (Beste Kamera/Bildgestaltung) eine Herausforderung, der sie sich offensiv gestellt hat. Da der Film Geschichte und Geschichten erzählt, gelingt auch ihr der visuelle Wechsel von der prall gefüllten, oft sich elegant bewegenden Totalen über halbnahe Bilder einer Familie am Rande des Abgrunds zur Nahaufnahme, die mal das Panoptikum der väterlichen Obsession für den Tod einfängt – und mal von einer geahnten und verbotenen Liebe berichtet. „POLL ist im Grunde ein Kammerspiel. Die Größe der Bilder ist wichtig, um die Sehnsucht Odas zu illustrieren, natürlich auch die Größe der Welt, in der die Menschen so klein sind. Deshalb war es Daniela und mir wichtig, einerseits zu zeigen, wie eng Oda die Welt empfindet und diese Enge auch zu beschreiben“, erklärt der Regisseur das
Konzept der Bildgestaltung, über die er sich mit seiner aus Österreich stammenden, mittlerweile in Berlin lebenden Kamerafrau Daniela Knapp sehr einig war. Knapp hat übrigens an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg studiert, wo auch ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Sven Taddicken (u.a. EMMAS GLÜCK) begann.
Bestes Maskenbild – SUSANA SÁNCHEZ – POLL (2010) – TRIAGE (2009) – VIER MINUTEN (2006) – GOYA (1999)
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SHAHADA „In Allahs Augen sind alle Arten von Liebe gleich.“ Diesen Satz kann der islamische Geistliche Vedat Erincin, Beste SHAHADA (Vedat darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle) zu einem Ratsuchenden nur als Freund und nicht als Imam aussprechen. Er tut es, indem er seine Kappe abnimmt und mit leicht verschwörerischer Geste seine Stimme senkt. Danach wendet er sich ab und atmet schwer aus. Man ahnt den Kampf in seiner Brust. Der erste lange Spielfilm SHAHADA von Filmstudent Burhan Qurbani (Filmakademie Ludwigsburg) ist ein Film über die Suche nach dem richtigen Weg. Der Titel bezieht sich auf die erste Säule des Islam – das Glaubensbekenntnis. Drei parallel erzählte Geschichten – eine Geschichte vom Erwachen der Sexualität, Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?
ein Film von Burhan Qurbani
Studio Hamburg Nachwuchspreis Bestes Drehbuch Beste Produktion
First Steps Award Nominierung Bester abendfüllender Spielfilm Nominierung Sonderpreis Kamera
Filmkunstpreis 2010 Festival des Deutschen Films Originellste Darstellungsform Originellstes Thema Preis der Gilde der deutschen Filmkunsttheater
mit Maryam Zaree, Jeremias Acheampong, Carlo Ljubek, Marija Škaricic, Sergej Moya, Vedat Erincin, Anne Ratte-Polle, Nora Abdel-Maksoud, Burak Yigit, Yollette Thomas u.v.a. Drehbuch & Regie Burhan Qurbani Co-Autor Ole Giec Produzenten Susa Kusche, Uwe Spiller, Robert Gold Producer Leif Alexis Redaktion Burkhard Althoff (ZDF) Tutor Prof.Nico Hofmann (Filmakademie Baden-Württemberg) Kamera Yoshi Heimrath Schnitt Simon Blasi Szenenbild Barbara Falkner Kostüm Irene Ip Maske Anja Heinemann, Sandra Meyer Daniel Sus Ton Magnus Pflüger Mischung K 13 Sound Design Jörg Theil Titel Design weareflink Casting Karen Wendland Produktionsleitung Christine Günther Postproduktion Pictorion das werk bittersuess pictures und 3Rosen präsentieren in Co-Produktion mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel und der Filmakademie Baden-Württemberg mitfinanziert durch SHAHADA. Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?
Musik
www.shahada-der-film.de
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eine Geschichte von Schuld und Sühne und eine Vater-Tochter-Geschichte – zeigen auf, wie Religionszugehörigkeit und familiäres und soziales Umfeld unsere Entscheidungen und unser Handeln beeinflussen. In der VaterTochter-Geschichte ist Vedats erwachsenes Kind Maryam (Maryam Zaree) ungewollt schwanger und treibt illegal ab. In der Folge bekommt sie wahnsinnige Unterleibsschmerzen und kräftige Blutungen. In ihrem Glauben, Unrechtes getan zu haben, vermutet sie, dass Allah sie bestrafen will und findet das zunehmend gerecht. Immer fanatischer wendet sie sich ihrem Glauben zu und stellt dabei auch ihren Vater und seine liberale Gemeinde auf eine harte Probe. Vedat Erincin spielt diesen Vater mit Güte und Besonnenheit, er ist das moralische Zentrum des Films, ein Mann der Ruhe. Nur kurzzeitig verliert er mal die Gelassenheit und schreit seine Tochter an, ob sie den Verstand verloren hat, als sie mit aufrührerischer Rede ein Gebet in der Moschee stört. Vedat Erincin hat auch in dem als Besten Film nominierten ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (R: Yasemin Samdereli) eine
wichtige Rolle übernommen. Die weist nicht zufällig einige Parallelen zu dem auf, was von ihm als Vater Vedat in SHAHADA abverlangt wurde. Er spielt den Vater von drei Söhnen und einer Tochter und den Opa von einem kleinen Jungen und einer erwachsenen jungen Frau, die schwanger ist und sich nicht traut, das ihrer Familie zu sagen. Hier wie da ist sein glaubhaftes Spiel um das Verständnis von Glaubensfragen gefordert und gewünscht.
Beste männliche Nebenrolle – VEDAT ERINCIN – ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (2010) – SHAHADA (2009) – EVET, ICH WILL (2007) – VÖGEL OHNE BEINE (2006) Foto: © bittersuess pictures GmbH
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VINCENT WILL MEER „Das Tourette-Syndrom ist eine neurologischpsychiatrische, ätiologisch noch ungeklärte Erkrankung, die durch das Auftreten von Tics charakterisiert ist. Es wird zu den extrapyramidalen Hyperkinesien gerechnet. Bei den Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschießende und mitunter sehr heftige Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln oder serienartig auftreten können. Verbale, ungewollte Äußerungen zählen mit dazu sowie Ausrufe oder eigenartige Geräusche“, lautet die medizinische Beschreibung einer Nervenkrankheit, die in der ersten Hälfte des 19. JahrKAROLINE
HERFURTH
KATHARINA
FLORIAN DAVID
FITZ
HEINO
MÜLLER-ELMAU
FERCH
hunderts zum ersten Mal bei der französischen Adeligen Marquise de Dampierre beobachtet und 1885 von dem Neurologen Georges Gilles de la Tourette beschrieben wird. Der Schauspieler und Drehbuchautor Florian David Fitz (Bestes Drehbuch) hat das in die Sprache des Kinos übersetzt: „Ich habe einen Clown im Kopf, der mir ständig zwischen die Synapsen scheißt.“ Aufmerksam wurde Fitz auf die Krankheit, die erst in den letzten zwanzig Jahren auch in Deutschland ein Thema ist, durch seinen Schau-
spiellehrer in Boston, der unter einer nicht ganz so auffälligen Variante der Krankheit litt und seine Schüler zu Beginn des Unterrichts vor verbalen Ausfällen ihnen gegenüber warnte. Ein Bericht über einen jungen Mann, der unter einem so heftigen Syndrom litt, dass er nur unter höchsten Sicherheitsbedingungen leben konnte, gab ihm den Impuls, darüber eine Geschichte zu schreiben. Und: „Ich wollte gerne mal was schreiben, was ich dann eventuell auch spielen kann.“
JOHANNES
ALLMAYER
MUSIK STEVIE
Vincent_Hauptplakat_RZ.indd 1
CONSTANTIN FILM ZEIGT EINE OLGA FILM PRODUKTION “VINCENT WILL MEER” MIT FLORIAN DAVID FITZ KAROLINE HERFURTH HEINO FERCH KATHARINA MÜLLER-ELMAU JOHANNES ALLMAYER B-ZET & RALF HILDENBEUTEL SCHNITT KAI SCHROETER SZENENBILD HEIDI LÜDI KOSTÜM NATASCHA CURTIUS-NOSS KAMERA ANDREAS BERGER CASTING NESSIE NESSLAUER PRODUKTIONSLEITUNG ANDREA OECHSNER INHABERIN DER AUSSCHLIESSLICHEN NUTZUNGSRECHTE IST DIE CONSTANTIN FILM VERLEIH GMBH © 2010 OLGA FILM PRODUKTION PRODUZENTEN VIOLA JÄGER HARALD KÜGLER DREHBUCH FLORIAN DAVID FITZ REGIE RALF HUETTNER
05.03.10 10:56
Foto: © Jürgen Olczyk
Bester Spielfilm – HARALD KÜGLER
Bester Spielfilm – VIOLA JÄGER
– VINCENT WILL MEER (2010) – HANAMI – KIRSCH BLÜTEN (2007) – BANDITS (1996) – KLEINE HAIE (1992)
– VINCENT WILL MEER (2010) – GANZ UND GAR (2003) – NAPOLA (2004) – MÄDCHEN, MÄDCHEN (2001)
Foto: © Olga Film GmbH
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Dafür ging der Schauspieler in die Münchner Drehbuchwerkstatt, wo er die Produzentin Viola Jäger wiedertraf, mit der bei Dennis Gansels MÄDCHEN, MÄDCHEN zusammen gearbeitet hatte. Viola Jäger und Harald Kügler (Olga Film – Bester Spielfilm) konnten sich schnell für ein Script begeistern, das sich sicher auf dem schmalen Grat zwischen Drama und Komödie bewegte. Fitz hat als Autor einen Tonfall gefunden, der den Zuschauer und die Figuren ernst nimmt – und dabei noch eine Menge Spaß bietet. Dafür erfand er zum einen Vincents Leidensgenossen, die Anorektikerin Marie (Karoline Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander (Johannes Allmayer), die bald seine Freunde und Verbündeten werden. Zum anderen – sozusagen als Antipoden aus der vermeintlichen Normalität – die Figur seines Vaters, eines Politkarrieristen, der sich im Zweifel seines Sohnes schämt. Und die engagierte, aber überforderte Ärztin
des Trios, die sich mit dem Vater auf die Suche nach den Dreien macht. Denn Vincent will nicht nur zum Meer, er fährt mit Marie und Alexander auch dorthin. Heino Ferch (Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle) und Katharina Müller-Elmau (Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) spielen dieses ungleiche Paar, das sich zusammenraufen muss, weil es nichts anderes gemeinsam hat als ein Ziel, als kongeniales Ensemble in einer Tragödie der Lächerlichkeit und der Sympathie durchaus im guten Geist von Spencer Tracy und Katherine Hepburn. Wenn auch mit anderem Ausgang. Florian David Fitz hat ein Roadmovie geschrieben, in dessen Mittelpunkt eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit steht - und damit schon wieder als Autor etwas richtig gemacht. Drei Personen, für die die Gesellschaft beschlossen hat, dass sie nicht alleine in der Welt klarkommen können, ziehen alleine in diese Welt und stel-
len sich den Unbilden derselben auf ihre Weise. Vincent steht im Zentrum dieser Geschichte. Er will die Asche seiner verstorbenen Mutter mittels einer Bonbondose ins Meer befördern. Marie kommt gerne mit, weil sie erstens alles liebt, was man nicht tut, und zweitens vielleicht auch Vincent. Und Alexander wird einfach entführt. Was ihm gut tun wird. Florian David Fitz (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) spielt Vincent mit unglaublicher Sensibilität, verletzlich, ernst, romantisch, Bestes Drehbuch / Beste männliche Hauptrolle – FLORIAN DAVID FITZ – VINCENT WILL MEER (2010) – MÄNNERHERZEN (2009) – DOCTOR´S DIARY (2008/TV) – 3 GRAD KÄLTER (2005) Foto: © Constantin Film Verleih
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rührend und irgendwie auch als Held. Er vergreift sich nicht im Ton. Und als er einmal Alexander im Auto als Arschloch bezeichnet, ist das kein Tic. „Das habe ich ernst gemeint“, betont er in dieser Situation – und überrascht, wie so oft und so gerne in diesem Film, für den er – wie er der FAZ in seinen guten Worten gesteht – „über jedes Stöckchen springen“ würde. Das mussten übrigens auch seine Produzenten Viola Jäger und Harald Kügler, für die die Finanzierung und Entwicklung dieses Projektes kein Spaziergang war. Nicht überall hielt man das Buch eines Schauspielers, der sich an ein schwieriges Genre gewagt hat, für überzeugend und bankable. Doch mit Ralf Huettner, einem erfahrenen Spezialisten für tragikomische Konstellationen (DAS MÄDCHEN MIT DEN FEUERZEUGEN, DIE MUSTERKNABEN), als absolut richtige Wahl für die Regie und mit der Constantin Film als Koproduzent und Verleiher ließ sich
dann ein Fundament für das legen, was zu einer der größten und schönsten Überraschungen des vergangenen Kinojahres wurde. Behutsam, aber selbstbewusst gestartet entwickelt sich VINCENT WILL MEER zu einer Rarität im aktuellen deutschen Kinogeschäft. Er wurde zum „Sleeper“. Und das steht beim Film weder für Langeweile noch für mangelnde Originalität. Ganz im Gegenteil. VINCENT WILL MEER hielt sich für Monate gut in den Kinos, weil man über ihn redete. Der Film wurde zum Publikums-
liebling. Und eine These sei gewagt: Dem Hauptdarsteller, dem Autor und schließlich dem Film hat es nicht geschadet, dass Florian David Fitz ganz nebenbei einem großen Publikum über eine TV-Serie bekannt ist. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich. So wenig übrigens wie die außergewöhnliche Qualität von „Doctor´s Diary“.
Beste männliche Nebenrolle – HEINO FERCH
Beste weibliche Nebenrolle – KATHARINA MÜLLERELMAU
– DER UNTERGANG (2004) – DER TUNNEL (2000/TV) – COMEDIAN HARMO NISTS (1997) – WINTERSCHLÄFER (1996) Foto: © Constantin Film Verleih
– BITTERE TRAUBEN (2009/TV) – DIE VERZAUBERUNG (2006/TV) – HERZ IM KOPF (2002) – DREI D (1987) Foto: © Constantin Film Verleih
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garantiert.
Wer einen ganzen Abend dem Film widmet, darf zur Nacht selbst die Hauptrolle spielen. Wir wünschen unseren Gästen des Deutschen Filmpreises viel Spaß bei der Verleihung und allen Preisträgern herzlichen Glückwunsch. Bonne nuit et bonjour im Hôtel Concorde Berlin.
done by WE DO
Happy End
Hôtel Concorde Berlin Augsburger Straße 41 · 10789 Berlin Tel: +49 (0)30 800 999 0 concordeberlin@concorde-hotels.com concorde-hotels.com/concordeberlin
WER WENN NICHT WIR Andres Veiel ist ohne Zweifel einer der namhaftesten Dokumentarfilmer des Landes. Dennoch kommt sein Spielfilmdebüt nicht überraschend. Auf den ersten Blick hat das etwas mit dem Thema zu tun. Veiels Interesse für die RAF und ihre Geschichte ist – im mehrfachen Sinne des Wortes – dokumentiert. Auf den zweiten Blick hat es etwas mit seiner eigenen Filmografie zu tun. Schon mit seinem zweiten Dokumentarfilm BALAGAN (1993) bekundete er sein Faible für politische Historie wie für die Schauspielerei gleichermassen. Sein neben BLACK BOX BRD berühmtester Dokumentarfilm heißt DIE SPIELWÜTIGEN. Manche der Charaktere in diesem Film über Schauspielschüler, die für ihre Leidenschaft brennen, haben etwas von den Figuren, die Andres Veiel in den Mittelpunkt seines Spielfilmdebüts stellt:
Bernward Vesper, Gudrun Ensslin und Andreas Baader sind spielwütig, lebenswütig, politikwütig, wirkungswütig. Und sie sind bekannte Figuren der jüngeren deutschen Geschichte. Die einen mehr, der andere etwas weniger. Bernward Vesper (August Diehl), der Sohn des Nazi-Vorzeige-Dichters Will Vesper („Auf ihre Gräber als Kranz / legte der Führer den Glanz / der Berge des Heimatlands“, Das Neue Reich), hatte Gudrun Ensslin (Lena Lauzemis) beim Studium in Tübingen Anfang der sechziger Jahre kennengelernt. Mitte des Jahrzehnts gingen sie nach Berlin, wurden bald aktive Zaungäste der linken Literaturszene und verkehrten mit den Protagonisten der Außerparlamentarischen Opposition. So kommt Andreas Baader (Alexander Fehling) ins Spiel, der in jeder Beziehung das Gegenteil des sensiblen, grüblerischen und manchmal hilflosen Intellektuellen Vesper ist – und darum eine besondere Faszination auf Ensslin ausübt. Der Film erzählt das, was der Autor Gerd Koenen in seinem Buch über das tragische Trio „Urszenen des deutschen Terrorismus“ nennt. Koenens Buch war eins der Motive für Veiel, den Film zu machen.
Dabei interessiert sich Veiel nicht für die spektakulären Aktionen des linken Terrorismus, sondern eher für dessen Wurzeln und Auswirkungen. Dieses Interesse brachte ihn bereits vor über zehn Jahren mit dem Produzenten Thomas Kufus (zero one film GmbH – Bester Spielfilm) zusammen, mit dem er damals den Dokumentarfilm BLACK BOX BRD drehte. Die umwerfende Parallel-Beobachtung der Geschichten des RAF-Opfers Alfred Herrhausen und des RAF-Täters Wolfgang Grams erhielt den Bester Spielfilm – THOMAS KUFUS – 24H BERLIN – EIN TAG IM LEBEN (2009/TV) – BLACK BOX BRD (2000) – MUTTER UND SOHN (1997) – TICKLE IN THE HEART (1996) Foto: © Mathias Bothor
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DEUTSCHEN FILMPREIS 2002. Kufus, der Ende der achtziger Jahre als Autor und Regisseur von Dokumentarfilmen begonnen hatte, produzierte Filme mit Didi Danquart, Stefan Schwietert, Tamara Trampe, Aelrun Goette und Alexander Sokurov. Mit der zero one film GmbH entwickelte er sowohl ungewöhnliche TV-Formate (wie das Projekt „24 h Berlin“) als auch außergewöhnliche Kino-Dokumentarfilme wie BIERBICHLER von Regina Schilling oder WIEGENLIEDER von Tamara Trampe und Johann Feindt. WER WENN NICHT WIR ist sein Spielfilmdebut mit der zero one film GmbH – und wurde gleich in den Wettbewerb der 61. Berlinale eingeladen, wo er den Alfred-Bauer-Preis gewann. Veiel und Kufus setzten bei der Besetzung dieses Films, der natürlich mit seinen Figuren steht und fällt, nicht auf Nummer Sicher. Lena Lauzemis (Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle) stammt aus Berlin, wo sie auch ihre Ausbildung an der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst absolvierte. Doch sie war bisher eher einem Münchner Theaterpublikum bekannt, weil sie zum Ensemble der Münchner 52
Kammerspiele gehört. August Diehl (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) war für Veiel schon während der Arbeit am Drehbuch der einzig mögliche Bernward Vesper. Und Alexander Fehling, der beim DEUTSCHEN FILMPREIS 2011 für seinen zweiten großen Film im letzten Jahr (GOETHE!) nominiert wurde, überrascht als Andreas Baader nicht wegen der Frisur. Er hat dieser attraktiven Rolle für jeden jungen Schauspieler noch mal eine neue, überraschende Facette hinzugefügt. Lauzemis und Diehl spielen das Paar Ensslin und Vesper mit der existenzialistischen Wucht, in der die beiden extremen Charaktere die Beziehung mit Sicherheit auch gelebt haben. Dabei wird in Lauzemis´ Spiel der innere und äußere Kampf mit ihrer Familie und ihren eigenen Umständen ebenso deutlich wie das unterschwellig zerstörerische Verhältnis, das Vesper zu Vater und Mutter hatte bei August Diehl. Lauzemis und Diehl spielen die das Leben des Paares bestimmende Zerrissenheit, Leidenschaftlichkeit und Hilflosigkeit so intensiv, dass man es mit Händen greifen zu können scheint.
Die Zeit vor der Revolte war die Zeit, in der man noch in Krawatte zur Vorlesung ging und nur zusammen wohnen durfte, wenn man mindestens verlobt war. Diese Zeit hat ein Gesicht, in das sich mit Räumen und ihren Inhalten schauen lassen kann. Christian M. Goldbeck (Bestes Szenenbild) hat für WER WENN NICHT WIR diese Räume erschaffen. Das Interieur des Gutes der Familie, wo es immer noch so aussieht wie in der Zeit, als Bernward Beste weibliche Hauptrolle – LENA LAUZEMIS – WER WENN NICHT WIR (2010) – YUGOTRIP (2003)
Foto: © Markus Jans / zero one film
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
pflichtschuldig im in jeder Beziehung kalten Bett für den Führer gezeugt wurde, ebenso wie das schwäbische Kleinfamilienmobiliar im kleinbürgerlichen Pfarrersheim. Die großzügigen Wohnund Diskutierküchen der sozialdemokratischen Verlautbarungsrevolutionäre in Berlin ebenso wie die komplett heruntergekommene und deshalb unglaublich billige Altbauwohnung ebendort. Goldbeck baut das nicht nur naturalistisch nach. Er schafft die Atmosphären, in denen glaubwürdige Bilder und Inszenierungen entstehen können.
Foto: © Markus Jans / zero one film
Knapp zehn Jahre ist die Zeitspanne, die Andres Veiel in seinem Film erzählt, der 126 Minuten lang ist. Der Schnittmeister Hansjörg Weißbrich (Bester Schnitt), Preisträger der LOLA 2010 in dieser Kategorie für Hans-Christian Schmids STURM, wird auch bei dieser Arbeit, die seine erste Zusammenarbeit mit Andres Veiel war, seinem guten Ruf gerecht, nicht auf Tempo oder Effekt zu schneiden, sondern den Rhythmus auch aus der Inszenierung zu holen, einzelnen Szenen, aber auch Gesten und Blicken den Raum
in der Zeit zu geben, den sie benötigen. Dabei versteht sich Weißbrich aber ausdrücklich auch als Dramaturg am AVID. Bei Hans-Christian Schmid, für den er fast jeden Film montiert hat, schneidet er nach eigener Aussage auch schon im Drehbuch.
Beste männliche Hauptrolle – AUGUST DIEHL
Bester Schnitt – HANSJÖRG WEISSBRICH
Bestes Szenenbild – CHRISTIAN M. GOLDBECK
– INGLORIOUS BASTERDS (2008) – DR. ALEMÁN (2007) – WAS NÜTZT DIE LIEBE IN GEDANKEN (2003) – 23 (1997)
– KRABAT (2008) – JOHN RABE (2007) – REQUIEM (2006) – LICHTER (2003)
– KRABAT (2008) – LIEBESLEBEN (2007) – REQUIEM (2006) – ALLES AUF ZUCKER (2004)
Foto: © Marco Nagel
Foto: © Florian Liedel
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WIR SIND DIE NACHT Genau genommen wollte Regisseur Dennis Gansel diesen Film schon vor 15 Jahren machen. Finanzierungsprobleme haben das Projekt aber immer wieder hinten angestellt. Nachdem das Genre des Vampirfilms nach TWILIGHT und vielen anderen auch in Deutschland wieder seine Zuschauer gefunden hatte, gaben die Produktionsfirmen Rat Pack und Constantin Film grünes Licht. WIR SIND DIE NACHT erzählt eine Vampir- und eine Liebesgeschichte. Luise (Nina Hoss), eine Vampirin, die nur noch auf Frauen steht, weil alle Männer „zu laut, zu gierig oder zu dumm“ waren, sucht nach der Liebe ihres Lebens und glaubt sie in der Kleinkriminellen Lena (Karoline Herfurth) gefunden zu haben. Aber das dachte sie bei der Stummfilmschauspielerin Charlotte (Jennifer Ulrich) und bei der Love-Parade-Raverin Nora (Anna Fischer)
auch schon. Dummerweise hat sich Lena, genau einen Tag bevor sie von Luise gebissen wurde, ein bisschen in den Polizisten Tom (Max Riemelt) verguckt – und das erschwert die nächtlichen Beutezüge des Vampir-Quartetts nun außerordentlich. Filmeditor Ueli Christen (Bester Schnitt) hat für diesen actionreichen Vampirfilm den richtigen Rhythmus gefunden. Der Film ist sehr furios auf Tempo geschnitten, ohne dass gefühlvolle Szenen zu kurz kommen. Wenn der Polizist Tom das erste Mal auf die Diebin Lena trifft und sie jagt, um sie zu stellen und die zwei danach auf
der Brücke sitzen und das erste Mal reden, dann gibt der Film den beiden und dem Zuschauer Zeit sich kennenzulernen. Filmkomponist Heiko Maile (Beste Filmmusik) setzt passend zum NachtclubLeben hauptsächlich auf elektronische Beats. Wird allerdings eine Szene um die – in der Unsterblichkeit melancholisch gewordene – Charlotte erzählt, ändert sich der Sound. Als Charlotte zum Abschluss ihre Tochter, nun eine Greisin, im Krankenhaus besucht, singt sie ihr das Kinderlied „Au clair de la lune“ vor, ein Lied, das auch unsterblich scheint.
Bester Schnitt – UELI CHRISTEN
Beste Filmmusik – HEIKO MAILE
– DIE WELLE (2008) – DAS WUNDER VON BERN (2003) – ANATOMIE (2000) – DIE APOTHEKERIN (1997)
– VORSTADTKROKO DILE 3 - FREUNDE FÜR IMMER (2010) – VORSTADTKROKO DILE 2 - DIE COOL STE BANDE IST ZURÜCK (2009) – VORSTADTKROKO DILE (2008) – DIE WELLE (2007)
Foto: © Christiane Brunner-Schwer
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DEUTSCHER FILMPREIS 2011
NEW
PURE COLOR LIPSTICK BY TOM PECHEUX, CREATIVE MAKEUP DIRECTOR ESTéE LAUDER
Deutscher Filmpreis 2011 Wir gratulieren allen Nominierten!
CHANDANI UND IHR ELEFANT Kinder lieben Tiere. Fast jedes Kind wünscht sich ein Haustier. Die 16-jährige Chandani Sunamabanda aus Sri Lanka wünscht sich einen Elefanten. Sie ist mit Elefanten groß geworden, ihr Vater ist seit vielen vielen Jahren ein Mahout, ein Elefantenführer. Nun hat sie den Wunsch, bald in seine Fußstapfen zu treten. Was das in Sri Lanka bedeutet, zeigen Regisseur und Produzent Arne Birkenstock und Produzent Helmut G. Weber (Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind Pictures – Bester Kinderfilm) in ihrem dokumentarischen Kinderfilm CHANDANI UND IHR ELEFANT. Der jahrhundertealten Tradition entsprechend ist das ein Männerberuf, in dem Frauen nichts zu suchen haben. Da Chandani nur drei Schwestern und keine Brüder hat, widersetzt sich der Vater den Regeln und beschließt, 56
sein über Generationen angehäuftes Wissen an seine älteste Tochter weiterzugeben. Zu Beginn schenkt er ihr erstmal einen Elefanten zum Üben, den Chandani liebevoll Kandula tauft. Kandula freut sich über sein neues kinderreiches Zuhause und benimmt sich erstmal wie „ein Elefant im Porzellanladen“. Er reißt die Wäsche von der Leine und spielt mit einem roten Kleid als wäre er ein Torrero, schmeißt Stühle um und Geschirr vom Tisch. Chandani muss nun in Zukunft besser auf Kandula aufpassen. Je länger und je
besser sich Chandani mit ihrer neuen Aufgabe identifiziert, desto mehr wird sie zum Gesprächsstoff unter den alteingesessenen Mahouts. Sie fühlen ihre Domäne bedroht und fragen sich besorgt: „Müssen wir dann irgendwann an Stelle der Frauen Kokosnüsse raspeln?“ Kinder können viel über ein fremdes Land und über Verantwortung gegenüber Tieren lernen, aber vor allem können sie mitnehmen, dass es gut ist, wenn man an seinen Träumen festhält.
Bester Kinderfilm – ARNE BIRKENSTOCK
Bester Kinderfilm – HELMUT G. WEBER
– SOUND OF HEIMAT (2011) – CHANDANI UND IHR ELEFANT (2010) – 7000 KILOMETER HEIMWEH (2008/TV) – 12 TANGOS (2005)
– CHANDANI UND IHR ELEFANT (2010) – DAS ORANGEN MÄDCHEN (2009) – TORTUGA – DIE UN GLAUBLICHE REISE DER MEERES SCHILDKRÖTE (2009) – MEIN BRUDER IST EIN HUND (2004)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
KONFERENZ DER TIERE Sie sind die Pioniere des computergenierten Kinos in Deutschland: Reinhard Klooss und Holger Tappe (Constantin Film Produktion – Bester Kinderfilm). Klooss, Autor und Produzent bei der Bavaria, dann bei Oedon Film und schließlich für die Constantin, zeichnete für publikumswirksame Filme verantwortlich (von GO TRABI GO bis ASTERIX & OBELIX GEGEN CÄSAR) und hat Mitte des letzten Jahrzehnts ganz neue Zeichen der Zeit erkannt. Zusammen mit Holger Tappe, der mit dem ersten CGI-Animationsfilm BACK TO GAYA kurz zuvor reüssierte, nahm er einer der beliebtesten Marionetten der verlängerten Nachkriegskriegszeit digital die Fäden weg. So retteten die beiden nicht nur das Urmel aus dem Eis, sondern auch Kinderstoffe made in Germany für das Familienkino. Das ging zwei Mal gut. Und dann kam Erich
Kästner nicht als er selbst, sondern als Vorlage für einen Film, in dem die Themen verhandelt werden sollten, die die Erwachsenen beschäftigen, aber die Kinder etwas angehen. Kästners politisches Pamphlet KONFERENZ DER TIERE machten die Produzenten Klooss und Tappe (auch als Regisseure) zu einem Abenteuerfilm für die ganze Familie, der seine politische und moralische Botschaft nicht aus den Augen verliert, der aber auch weiß, wie das Genre funktioniert: Zum Beispiel mit Figuren, die weder im Eiszeit-
alter noch auf Madagaskar untergehen würden, aber vor allem gegen den Untergang der Zivilisation kämpfen. Und das in drei Dimensionen. Und jenseits der Grenzen. KONFERENZ DER TIERE war nicht nur der erfolgreichste deutsche Film 2010 im eigenen Land, er stellte auch in Großbritannien und Frankreich Rekorde auf. So kann es gehen, wenn lebendige Kinotechnologie auf aktuelle Inhalte in der Tradition postmoderner Aufklärungsliteratur für Kinder trifft.
Bester Kinderfilm – REINHARD KLOOSS
Bester Kinderfilm – HOLGER TAPPE
– DIE „URMEL“ FILME (2006 / 2008) – ASTERIX UND OBELIX GEGEN CAESAR (1999) – COMEDIAN HARMONISTS (1997) – GO TRABI GO (1991)
– KONFERENZ DER TIERE (2010) – URMEL VOLL IN FAHRT (2008) – URMEL AUS DEM EIS (2006) – BACK TO GAYA (2004)
Foto: © 2011 Constantin Film Verleih GmbH
Foto: © Tappe
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KINSHASA SYMPHONY „Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium“ singen die Chormitglieder des Orchestre Symphonique Kimbanguiste, des einzigen Symphonieorchesters in Zentralafrika. Deutsche Umlaute zu sprechen oder zu singen fällt schwer, aber richtig schwierig wird es erst beim fauchenden „ch“ aus Tochter, das es hier und auch im Französischen nicht gibt. Ein paar Takte weiter lauscht man der deutschen Liedzeile „Alle Menschen werden Brüder“ aus den Kehlen der Einwohner von Kinshasa. Spätestens hier beschleicht einen das Gefühl: Sie wissen nicht, was sie singen. Der Kongo ist ein von Bürgerkrieg, Armut und Korruption gezeichnetes Land, und in der 8-Mio-Hauptstadt Kinshasa sieht es entsprechend schmutzig und ärmlich aus. Aber davon lassen sich die mittlerweile fast 200 Mitglieder des Orchesters nicht beirren. Wenn die Musiker mit weißem Hemd und 58
Anzug oder die Frauen in ihren schönen weißen Kleidern und in weißen Schuhen zum Open Air Konzert anlässlich des Unabhängigkeitstages durch lauter Pfützen und Schlamm staken, dann kann der Gegensatz nicht größer sein. Stolz und ein wenig aufgeregt, nehmen sie den Dreck und den Krach um sich herum gar nicht wahr und freuen sich nur auf ihre Musik und die Zuhörer. Der von Stefan Pannen und Holger Preuße mit ihrer Firma Sounding Images (Bester Dokumentarfilm) produzierte Dokumentarfilm KINSHASA SYMPHONY zeigt eindrücklich, wie Menschen aus einem Land,
wo man es nicht gleich vermuten würde, ihre Begeisterung für klassische Musik (Beethoven, Mozart, Verdi u.a.) leben und auf andere übertragen. Die beiden Regisseure Martin Baer und Claus Wischmann sind erfahrene Dokumentarfilmer, die sich bei diesem Projekt gut ergänzen konnten, Kameramann Martin Baer hat sich auf Reportagen über Afrika spezialisiert und Wischmann hat schon etliche Dokumentationen im Bereich klassischer Musik realisiert. Die beiden bringen uns die Leute und ihre Stadt so nahe, dass jeder glaubt, noch nie schönere Musik gehört zu haben.
Bester Dokumentarfilm – STEFAN PANNEN
Bester Dokumentarfilm – HOLGER PREUSSE
– ZU TISCH (seit 2010/TV) – NICHT VON DIESER WELT (2010/TV) – WHERE IST HE WALL? (2009/TV) – ALBTRAUM IM MÄRCHENLAND (2001/TV)
– ANJA SILJA - EIN LEBEN WIE IN DER OPER (2008/ TV) – WÜSTENTOUR ZU DEN TUAREG (2005/TV) – FÜR MICH GAB’S NUR NOCH FASSBINDER (2000/TV) – VERBOTENER FANG AM RIFF (1997/TV)
Foto: © sounding images GmbH
Foto: © sounding images GmbH
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
PINA Wim Wenders konnte Pina Bausch nicht kennen, als sie ihre ersten ganz großen Erfolge feierte. Die Avantgardistin des modernen Tanztheaters, die aus Solingen stammte und von dem einen Steinwurf entfernten Wuppertal aus die ganze Welt des Tan3D zes und Tanzens veränderte, machte mit Stücken wie „Café Müller“ und „Kontakthof“ Ende der siebziger Jahre von sich Reden. Zu dieser Zeit arbeitete Wenders in den USA – von HAMMET bis PARIS, TEXAS. Erst Mitte der Achtziger sah er ihre Arbeiten bei einem Festival in Venedig. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, aus der eigentlich schon immer ein Film entstehen sollte. Dass dieser Film, der einfach ihren Namen trägt, erst nach ihrem Tod gedreht werden konnte, machte PINA (Wim Wenders, Gian-Piero Ringel, Neue Road Movies Filmproduktion – Bester DokuEin Film für PINA BAUSCH von WIM WENDERS
mentarfilm) nicht nur zu einem großartigen Künstlerinnen- und Kunstporträt, sondern auch zu einem Vermächtnis. Wim Wenders (Beste Regie) hat früh begriffen, dass das, was die Kunst von Pina Bausch aus- und einzigartig macht, dreidimensional ist: Die Körper in Bewegung und in den Elementen. Und die Tiefe des Raums, in dem sich die Körper in Bewegung und in den Elementen befinden. Er hat auch früh und vielleicht als erster begriffen, dass es dafür eine technische und kinematografische Entsprechung
gibt, die jenseits der legitimen und erfreulichen Jahrmarkteffekte des Kinos funktionieren kann. PINA wurde ein behutsam inszenierter 3-D-Film, weil er im Spektakulären nie den Blick auf das Wesentliche verliert. PINA erzählt von einer Frau und ihrer Kunst. In originellen Wiedergaben ihrer Inszenierungen, in einfachen und naturgemäß zweidimensionalen Selbstzeugnissen. In schönen, inhaltsreichen Bildern. Aber auch in den einfachen Worten ihrer Kolleginnen und Kollegen. PINA ist ein Wim-Wenders-Film.
Bester Dokumentarfilm / Beste Regie – WIM WENDERS
Bester Dokumentarfilm – GIAN-PIERO RINGEL
– BUENA VISTA SOCIAL CLUB (2000) – HIMMEL ÜBER BERLIN (1988) – DER AMERIKANI SCHE FREUND (1978) – FALSCHE BEWE GUNG (1975)
– UNFAIR WORLD (2011) – PINA (2011) – ORLY (2009) – PALERMO SHOOTING (2008)
Foto: © Donata Wenders
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FÖRDERMITGLIEDER/FREUNDE ARRI Arnold & Richter Cine Technik GmbH & Co Betriebs KG
DFG Deutsche FilmversicherungsGemeinschaft
HKR Hollmann Knappe Reimert
cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft mbH
die film gmbh
Just Publicity GmbH
drei d medien service GmbH
Kinowelt GmbH
e27 design gbr
Kodak GmbH Entertainment Imaging
CineMedia Film AG CineStar-Gruppe CMS Cinema Management Service GmbH & Co.KG
Estée Lauder Companies GmbH
Mast-Jägermeister SE
Commerzbank AG
Falcom Media GmbH
maz & movie GmbH
Concorde Filmverleih GmbH
Filmpark Babelsberg GmbH
Okapi GmbH
FPS Fritze Wicke Seelig
PKF Fasselt Schlage Partnerschaft
Constantin Film AG Highlight Communications AG
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DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Saxonia Media Filmproduktion GmbH
Walt Disney Studios Moti- so aktiv sein wie sie ist. Durch die jährlichen on Pictures Germany GmbH Zuwendungen der Fördermitglieder und der
Scanline VFX GmbH
Warner Bros. Entertainment GmbH
Senator Film Produktion GmbH SKW Schwarz Rechtsanwälte
X Verleih AG
Immer mehr Personen und Firmen, die an der Entstehung, Vermarktung und Präsentation eines deutschen Films beitragen, fühlen sich der Filmakademie sehr verbunden. Sie sind FörderStudio Hamburg GmbH mitglieder und unterstützen die gemeinsame Arbeit auch materiell. Universal Pictures Inter- In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber national Germany GmbH mit ebenso viel Engagement, sorgt auch der größere Kreis der Freunde der Deutschen Filmakademie dafür, dass die Akademie lebens- und Universum Film GmbH handlungsfähig bleibt. Denn aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte die Filmakademie nicht
Freunde kann die Akademie lebendig arbeiten, also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen organisieren, ihre Außenwirkung verstärken. Freunde und Förderer werden in das aktive Leben der Filmakademie mit einbezogen. Sie können viele Veranstaltungen besuchen, erhalten den Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können die nominierten Filme kostenlos im Kino sehen und nehmen immer wieder gerne an Treffen der Filmakademie-Mitglieder teil. Sie sind natürlich auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN FILMPREIS verleiht. Freunde und Fördermitglieder tun das, was ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der Deutschen Filmakademie und leisten damit dem deutschen Film und seinen Kreativen einen großen Freundschaftsdienst.
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Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally Ahrweiler Agentin | Delia Albrecht Schauspieler-Agentin | Georg Alexander Journalist | Katrin Anders Agentin | Christian Angermayer Unternehmer | Elke Apelt Agentin | Gabriela Bacher Produzentin | Simone Bachofner Junior Publicist | Rolf Bähr ehem. FFA Vorstand | Anke Balzer Agentin für Schauspieler | Frank Barner Steuerberater, Rechtsanwalt | Julia Bartelt PR-Agentin | Regine Baschny PR Beraterin | Iris Baumüller-Michel Casting Director | Caroline Beil Schauspielerin | Astride Bergauer Agentin | Marieanne Bergmann Leiterin Förderabteilung FFHSH | Evi Bischof Agentin | Rüdiger Böss SVP Group Programming Acquisitions | Mathias Bothor Fotograf | Oliver Boy Produzent | Elke Brand Medienagentin | Karin Brandner Agentin | Alice Brauner Produzentin | Frank Brauner Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm Filmanwalt | Bettina Breitling Leitung Lizenzen, Filmrechte | Wolf Dietrich Brücker Redakteur | Gero Brugmann Rechtsanwalt | Christoph Caesar PR-Agent | Bernd Capitain Schauspieler | Christina Capitain Schauspielerin | Xavier Chotard Marketingberater | Daniel Tobias Czeckay Rechtsanwalt | Martin Danner Prokurist | Cathy 62
de Haan Dramaturgin, Dozentin | Max Dehmel Ministerialrat a.D. | Ulf Dobberstein Rechtsanwalt | Jochen Doell Agent | Marion Döring Geschäftsführerin | Alexander van Dülmen CEO | Michael Düwel Geschäftsführer | Thomas Eckelkamp Film-/TV-Produzent | Katharina Elias TVRedakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafter | Andreas Erfurth Agent | Andrea Etz Agentin | Jürgen Fabritius | Cordula Fassbender Wissenschaftlerin | Lutz Fassbender CEO | Dirk Fehrecke Agent für Film, TV und Theater | Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin | Annic-Barbara Fenske Schauspielerin | Milena Fessmann Musicsupervisor | Cordula Fink Agentin | Pamela Fischer Agentin | Philipp Fleischmann Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke Theaterkunst | Egon F. Freiheit Drehbuchautor/ TV-Consultant | Mattias Frik Agent | Stefan Gärtner Leiter Koproduktion und Kofinanzierung | Nicola Galliner Festivalleiterin | Christina Gattys Agentin | Georg Georgi Schauspielagent | Reinhard Gerharz Rechtsanwalt | Anna Gerloff Schauspielerin | Max Gertsch Schauspieler | Norbert Ghafouri Schauspieler | Maren Gilzer Schauspielerin | Nico Grein Producer | Gerhard Groß
Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin für Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent | Birgit Hass Geschäftsführerin | Harro von Have Rechtsanwalt | Sabine Hemstedt Schauspielerin | Marlis Heppeler Agentin | Sabine Hielscher Pädagogin | Wolfgang Hielscher Jurist | Max Höhn Hair & Make Up Artist | Alexandra Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard Hoestermann Agent für Schauspieler | Gerti Hofmann Gastronomin | Alexander von Hohenthal TV-Produzent | Mechthild Holter Inhaber/Geschäftsführerin Players | Nicole Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin | Britta Imdahl Schauspielagentin | Patrick Jacobshagen Rechtsanwalt | Marielouise Janssen-Jurreit Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin | Christine Kabisch Regisseurin | Till Kaposty-Bliss Werbegrafiker | Anja Karmanski Schauspielerin | Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus Keil Direktor | Uschi Keil Agentin | Rainer Keller Lobbyist, Strategisches Management | Nicole Kellerhals Dramaturgin | Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin | Georg Kloster Yorck Gruppe | Thomas Kluge Fotograf | Michael Konstabel Archivrechercheur | Heide Kortwich Maskenbildnerin | Detlev Krüger Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe | DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Hildburg Krüger Fachbereichsleiterin Kunst & Kultur | Karin Kruse Manager/Agent | Adrian Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani Agentin | Renate Landkammer Agentin | George Lenz Schauspieler | Thomas Letocha Autor | Silvana Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie Linder PR-Berater | Yutah Lorenz Schauspielerin und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars Meier Künstlermanager | Ulrich Meinhard Agent | Henner Merle Rechtsanwalt | Günther Mertins Kinobetreiber | Susanne Mertins Geschäftsführerin | Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt | Werner Wolfgang Metzger Journalist | Kristin Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge Regisseur | Caroline Millahn Agentin | Benjamina Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur, Produzent | Marketa Modra Agentin | Stefan von Moers Rechtsanwalt | Petra Maria Müller | Katrin Näher Agentin | Azizeh Nami PR-Agentin | Sigrid Narjes Agentin | Till Neumann Rechtsanwalt | Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin | Michaela Niemeyer | Christoph Ott Verleiher | Volker Otte Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Andreas Pense Rechtsanwalt | Michal Pokorny Pro-
duzent | Margit Preiss PR-Agentin | Hans Helmut Prinzler Filmhistoriker | Inga Pudenz Manager/ Agentur | Wiebke Reed Agentin | Josef Reidinger Leiter der Postproduktion | Susanne Reinker Autorin | Mario Rempp Filmtheaterbetreiber | Angelika Reuter Film- und Fernsehagentin | Mariette Rissenbeek PR Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin der Villa Kult OHG | Renate Rose European Film Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja Runge Publicist | Klaus Schaefer FilmFernsehFonds Bayern | Thorsten Schaumann Filmkaufmann | Harald Schernthaner Head of Digital Filmworks | Christian Schertz Rechtsanwalt | Thomas Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) | Antje Schlag Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten | Michael Schmid-Ospach | Josephine Schmidt Schauspielerin | Marie-Luise Schmidt Agentin | Steffen Schmidt-Hug Rechtsanwalt | Sonja Schmitt Delphi Filmverleih | Lutz Schmökel Agent | Norbert Schnell Agent | Marc Schötteldreier Casting Director | Peter Schulze PR-Manager | Maria Schwarz Agentin | Sibylle Seidel-Gieth Agentin | Christian Senger Schauspieler | Manuel Siebenmann Regisseur, Autor und Produzent | Sebastian Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla
Skoglund (Schauspieler)agentin | Josef Steinberger Filmproduzent | Inka Stelljes Agentin für Schauspieler | Volker Störzel Agent Theater, Film und Fernsehen | Christiane Stützle Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht | Conny Suhr PR-Agentin | Judith Sutter Schauspielagentin | Gisela Tatsch-Daust Schauspielagentin | Johannes Thielmann Produzent, Regisseur, Autor | Sonya Tuchmann Schauspielerin | Michaela von Unger Filmproduzentin | Burkhard Voiges Geschäftsführer | Magnus Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film | Christiane von Wahlert Geschäftsführerin SPIO | Christiane Waldbauer Schauspieleragentin | Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Anne Wels Agentin | Simone Wernet Lektorin & Dramaturgin | Thomas Weymar Telepool München | Albert Wiederspiel Filmfestleiter | Rafaela Wilde Rechtsanwältin | Harald Will Agent für Film Fernsehen & Theater | Sylvia Wolf Medienberater | Beate Wolgast Agentin | Ute Zahn Geschäftsführerin
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GENUG IST NICHT GENUG Teilnehmer: Jan Schütte (Direktor dffb), Herbert Schwering (Produzent), Manuela Stehr (Produzentin, X Verleih Vorstand), Rüdiger Suchsland (Filmjournalist) Moderation: Alfred Holighaus, Linda Söffker Fotos: Florian Liedel Alfred Holighaus: Das Thema „Gibt es zu viele deutsche Filme auf dem Markt?“ ist uns nicht einfach zugefallen, es schwelt ja eigentlich schon eine ganze Weile und scheint durch das FFA-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts noch dringender geworden zu sein. Die Fragen „Wie wird Filmförderung weitergehen? Wie wird sie in Deutschland aussehen und was macht sie aus? Was richtet sie vielleicht auch an?“ führen zu diesem Thema. Manuela Stehr ist als Verleiherin und Produzentin auch nicht erst seit gestern mit dem Thema beschäftigt. Belastet dich das in diesem Jahr mehr als vorher oder gehst du damit ganz anders um? Manuela Stehr: Nein. Von der Anzahl der Filme her belastet mich das überhaupt nicht. Die Frage ist vielmehr: Warum hatten wir im vergangenen 64
Alfred Holighaus, Herbert Schwering, Linda Söffker, Rüdiger Suchsland, Jan Schütte, Manuela Stehr
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Jahr relativ schlechte Zahlen mit den deutschen Filmen? Wenn man sich deutsche Produktionen, aber auch die Koproduktionen anschaut, muss man feststellen, dass die unter dem Wert, den man üblicher Weise erwarten kann, gelaufen sind. Das ist dann tatsächlich eine Frage, mit der ich mich beschäftige. Holighaus: Und das hat für dich mehr mit der Qualität zu tun als mit der Menge der Filme? Stehr: Ich will nicht abstreiten, dass das auch mit den Inhalten der Filme zusammenhängt, die dann eben einfach nicht ihr Publikum erreicht haben oder vielleicht dem Zeitgeschmack nicht entsprachen. Aber ich finde viel gravierender, was mit diesen Filmen in den Kinos passiert. Meines Erachtens erzählt das eine ganze Menge darüber, warum diese Filme mit sehr viel weniger Zuschauern nach Hause gehen, als es vielleicht vor ein oder zwei Jahren noch der Fall gewesen wäre. Rüdiger Suchsland: Wenn wir auf die Landschaft gucken, glaube ich nicht, dass die jeweiligen Marktzahlen das wirkliche Problem spiegeln,
über das wir hier reden. Denn hätten wir 2010 einen Til-Schweiger-Film und noch einen Bully-Film gehabt, dann wäre es plötzlich zahlenmäßig ganz gut gelaufen. Aber ginge es uns deshalb wirklich besser? Vielleicht doch sogar eher schlechter, weil dann andere Filme im Vergleich noch viel miesere Zahlen gehabt hätten. Das alles hat wenig zu tun mit einer Filmkultur, die an Vielfalt interessiert ist, am Entdecken des Besonderen. Da ist dann ein Punkt erreicht, an dem wir mal über das Publikum reden müssen, über das sonst zu selten geredet wird. Wie es sich verändert und was es von den Filmen erwartet. Ist das Publikum neugierig genug? Ist es offen genug? Beziehungsweise wann ist es offen und neugierig? Die Leute schauen sich nämlich ganz tolle DVDs mit Audiokommentaren und in Originalversion an – und das, wo in Deutschland angeblich kaum ein Film im Original funktionieren kann. Da fragt man sich: Braucht es Events? Braucht es das Pantoffelkino zu Hause mit den besseren Anlagen? Oder braucht es auf der anderen Seite auch ein Publikum, das ganz anders gefordert, in irgendeiner Weise gebildet, ja – ich scheue mich fast, es zu sagen – erzogen wird.
Jan Schütte
Stehr: Du hast natürlich absolut Recht, dass man über diese Fragen dringend reden muss. Trotzdem möchte ich nochmal in ganz pragmatischer Sicht zurück auf das Kino. Wichtig ist, dass die Anzahl der deutschen Filme in den letzten fünf Jahren nicht wirklich gestiegen ist. Die Anzahl der deutschen fiktionalen Filme erst recht nicht. Nach den Statistiken der FFA ist nur die Anzahl der Dokumentarfilme gravierend gestiegen. Das heißt, die Anzahl der fiktionalen Filme ist sogar gesunken. In 2010 waren es allein 70 Dokumentarfilme, die in die Kinos gekommen sind. 65
Linda Söffker: Von wie vielen? Stehr: Von 189 Filmen. Das ist wirklich viel. Auch im Vergleich zu früheren Jahren. Weshalb ich aber zu Beginn sagte, dass die Filme unter Wert laufen, hat vielleicht mit einer sich ändernden Strategie der Kinobetreiber zu tun. Ich rede jetzt natürlich im Wesentlichen von den Programmkinos. Die haben früher sehr viel stärker eine eigene Auswahl getroffen. Das heißt, sie hatten offenbar mehr Zeit, sich die Filme vorab anzuschauen und für sich eine Entscheidung zu treffen. Da hat sich entscheidend etwas verändert. Jetzt werden nämlich im Zweifel einfach alle Filme gezeigt. Mein Lieblingsbeispiel ist immer ein Kino mit vier Leinwänden. Die haben früher sechs bis acht Filme gespielt, vielleicht noch einen Kinderfilm oder etwas Neues zur Matinée. Heute spielen sie am Start-Donnerstag – mit den bereits laufenden – 20 Filme. Das bedeutet, dass du für deinen Neustart unter Umständen nur noch eine Vorstellung bekommst. Und nicht wie früher, als all diese Filme ganz normal in der Nachmittags-, Abend-, Spätvorstellung eingesetzt wurden. 66
Zu jeder Uhrzeit läuft ein anderer Film. Warum? Die Kinobetreiber sagen uns, sie wissen selber nicht mehr genau, was beim Publikum ankommt. Das heißt, sie setzen die Filme ein, probieren es aus und was nicht funktioniert, fliegt raus. Das führt natürlich dazu, dass du nur ein Drittel der Vorstellungen hast und es am ersten Wochenende nicht schaffst, die magische Zahl zu erreichen, die dafür steht, dass dein Film Potenzial hat. Ein Film, der sonst für 200.000 Zuschauer gut ist, der macht dann eben nur noch 100.000. Jan Schütte: Was mir auffällt, ist, dass es inzwischen viel mehr Filme mit hohem Potenzial gibt, die sehr schnell verschwinden, obwohl sie eigentlich eine relativ hohe Aufmerksamkeit hatten. Ein Beispiel aus der dffb: Emily Atef hatte eine irrsinnige Presse, Fernsehen etc. Sie hatte auch ein gutes Thema. Und blieb dann bei 6300 Zuschauern. Da denkt man sich, das kann gar nicht wahr sein!
Herbert Schwering
schauer ziemlich schwach. Dann waren 30.000 eine schwache Marke und heute sind es 5.000. In solchen Zahlen wird überhaupt schon nachgedacht! Es fällt mir auch mit meinen eigenen Filmen auf, wie schwierig es ist, unter den vielen Konkurrenzfilmen im Kino noch wahrgenommen zu werden. Ein anderes Phänomen sind die neuen Produktionsmöglichkeiten, durch die heute viel Söffker: Du redest über DAS FREMDE IN MIR? mehr Filme entstehen. Nicht unbedingt bei uns. Aber ich weiß, dass das Sundance-Filmfestival Schütte: Ja. Vor 20 Jahren waren im Indepen- viel mehr amerikanische Filme zur Auswahl hat, dent-, im Arthouse-Kino 50.000 oder 80.000 Zu- die oft mit einem no-budget produziert worden DEUTSCHER FILMPREIS 2011
sind. Mit 5.000 Dollar, mit 10.000 oder 20.000. Und davon setzen sich dann am Ende zwei oder drei durch. Aber 500 oder 700 bleiben auf der Strecke. Man weiß weder, wie die aussehen, noch wo die sind. Holighaus: Herbert Schwering ist mit seiner Firma ja ein klassischer Vertreter des deutschen Independent-Marktes. Wie läuft das bei uns? Herbert Schwering: Man versucht schon, sich rechtzeitig zu ändern und auch marktgerechter Arthouse zu produzieren, damit man nicht Gefahr läuft, unterzugehen. Der Independent-Bereich in Deutschland ist durch die Filmhochschulen in den letzten zehn Jahren sehr stark geworden. Es gibt plötzlich viel mehr Talente auf dem Markt, die mit ihren ersten Filmen präsent sind. Hans Weingartner, der vor zehn Jahren für DAS WEISSE RAUSCHEN verantwortlich war, ist so ein Beispiel. Erst mit 15.000 Euro Budget starten, später eine Produzentin finden, dann einen Verleih und den Film dann auch noch erfolgreich ins Kino bringen. Heute ist das schon wieder schwieriger. Konkurrenzdruck entsteht bereits
bei den Studenten und an den Hochschulen, viele Studenten denken, sie müssen bereits dort ihren ersten Langfilm machen. Schütte: Wir machen da aber auch einen Fehler, wenn wir immer wieder fragen: Wo sind junge Talente? Woher nehme ich sie? Der Fehler liegt darin, zu glauben, man müsse Hochschulen noch marktorientierter machen. Es geht letztlich nicht darum. Diejenigen, die das tun, landen später sowieso eher in einer Berufsschiene, die wenig mit dem zu tun hat, warum wir als Fach Regie an Filmhochschulen unterrichten.
Jan Schütte und Rüdiger Suchsland
immer nur jetzt beobachten, wir wissen gar nicht, wie er in sechs Jahren sein wird. Das wäre sogar tödlich! Was in allen Filmhochschulen, wenn sie engagiert sind, ausgebildet wird, ist eine persönliche Handschrift. Diese dann zu fördern, herauszuarbeiten und auszuprobieren, ist unsere Aufgabe. Wenn Studenten an die Hochschule kommen, machen sie erstmal die Filme, die sie selber machen wollen und im Kopf haben. Sie gucken erstSchütte: Weil du vorhin die Ausbildung an- mal überhaupt nicht auf das Publikum und das sprachst: Keine Filmhochschule sollte und darf finde ich auch in Ordnung. Wenn sie dann ins sich am Markt orientieren. Den Markt können wir vierte Jahr kommen und an ihren Abschlussfilm Schwering: Es ist wichtiger zu fragen, wie verändert sich das Publikum, wie mache ich Filme, die den Zuschauer erreichen? Diese Frage stellen wir uns alle, denke ich. Auch bei schwierigen Projekten versuche ich, herauszubekommen, ob es ein reiner Festivalfilm ist oder ob das Projekt weiteres Potenzial hat.
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denken, beginnen sie, auch darüber stärker nachzudenken: Wer ist mein Publikum? Wer soll den Film denn ansehen und wo? Das ist von der Bewegung her richtig. Das ist immer noch eine Phase, in der man etwas entdecken, entwickeln und ausprobieren kann. Auch für die Branche, die sagen kann: Okay, mit diesem Talent mache ich jetzt einen so gearteten Film.
stellationen. Vielleicht auch nur 60 oder 70 min. lang. Die Abschlussfilme müssen unabhängiger werden. Sie müssen sich dem Markt noch nicht so stellen wie der Debütfilm, der mit Förderung und Fernsehpartnern klassisch produziert wird.
Suchsland: Eine Hochschule sollte dafür da sein, dass sich die Leute selber erstmal finden, sich als Regisseure entdecken. Das hat aber auch etwas Holighaus: Ein spannender Aspekt, auch damit zu tun, dass man in Bedingungen arbeiten Debütfilme abgekoppelt vom Markt zu betrach- können muss, die einem Mut machen. ten. Heißt das, sie sollen gar nicht versuchen, den Markt zu erreichen? Oder heißt das, man Söffker: Herbert, Du sprachst von Festivalfilmen. muss den Markt dafür anders entdecken, auf- Was bedeutet das? Es gibt von Jahr zu Jahr mehr mischen oder vorbereiten? Festivals, allein in Berlin. Deutschlandweit sowieso, auch weltweit. Es könnte sein, dass Festivals Schütte: Dafür muss man vielleicht zwei Begriffe die Funktion des Arthouse-Kinos übernommen noch einmal definieren. Ich habe nicht abkoppeln haben, nur dass Produzent und Verleih nichts gesagt, sondern erstmal frei. Und auch in ers- verdienen, wenn sie an Festivals teilnehmen. Das ter Linie Abschlussfilme – und nicht Debütfilme. ist etwas, worüber man reden könnte. Der Markt Dazwischen gibt es ja auch noch einmal einen verändert sich. Sprung. Ein Abschlussfilm müsste eigentlich billiger, kleiner sein, eher vielleicht auch eine Auf- Schwering: Man muss Filmemacher pushen, dass tragsproduktion mit dem Kleinen Fernsehspiel. viel mehr Output kommt. Für mich ist in DeutschDa gibt es ja eine ganze Reihe von denkbaren Kon- land Dominik Graf ein Beispiel, der drei Filme pro 68
Linda Söffker
Jahr macht. In Hongkong jemand wie Johnnie To oder Andrew Lau, die wir oft besser finden als deutsche Regisseure. Warum kann man solche Bedingungen nicht hier schaffen? Gerade weil man ja für 5.000 EUR mit einer digitalen Kamera einen 90-Minüter drehen kann. Das kann ja auch eine Chance sein. Ich finde, da müssen manche Filmemacher, die gerne meckern, sich auch mal an die eigene Nase fassen und erklären, warum sie, wenn sie Jahre oder Monate warten, in der Zeit nicht einfach mit ihrer Homevideo-Kamera Filme machen. DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Der andere Punkt geht dann an die Verleiher oder auch die Kinobetreiber. Auch das macht mich wütend: Wie kann es denn sein, dass wahnsinnig gute Filme nach zwei Wochen komplett verschwunden sind? Und das ist der Skandal! Natürlich verändern sich Rezeptionsgewohnheiten, man schaut mehr auf DVD. Auf der anderen Seite sind die Leute in der Lage, sich ein Theaterereignis oder ein Filmfestival vorzumerken und hinzugehen. Warum schafft man es dann nicht, dass die Leute auch ins Kino gehen? Stehr: Das ist ein ewiges Problem, das wir haben. Was sich aber durch das, was ich vorhin sagte, noch verschärft hat. Der Zuschauer wird nicht nur mit diesen vielen Filmen im Kino konfrontiert, sondern natürlich auch mit der entsprechenden medialen Aufmerksamkeit. Söffker: Was aber nicht mehr wahrgenommen wird. Das ist der Unterschied. Stehr: Es gibt in der Breite einfach mehr, was im Kino läuft und deshalb gibt es natürlich auch mehr Filmkritiken. Während es früher so war,
dass Filme auch mit 15-20 Kopien ins Kino gekommen sind, sind es heute dann 40-50. Außerdem passiert noch etwas Fatales: Der Kinobesucher ist gewohnt, dass er je nach Kino seine 19 Uhr-, 19:30 Uhr-, 20 Uhr-Vorstellung hat. Wenn er jetzt sieht, der Film läuft aber nur um 17 Uhr, dann ist er schon wieder genervt. Damit ist er für diesen Film verloren. Das sind diese kleinen Mechanismen, die die Zuschauerzahlen pro Film immer weiter nach unten drücken. Schütte: Es gibt so zwei, drei Sachen, die hier in der Diskussion herumschwirren. Einmal hat Herbert vorhin Theaterbesucher genannt, die ganz gezielt zu einer Vorstellung gehen, ein Abonnement haben, und dann noch die Festivals. Manchmal frage ich mich – was mich auch bei meinen eigenen Filmen betroffen hat –, ob es für diese kleinen Filme nicht einen fatalen Mythos gibt: den des bundesweiten Kinostartes. Das hat sich verändert. Vor zwanzig Jahren lag eine durchaus solide Kopienanzahl bei 20 Kopien. Damit hat man den Film super in Umlauf gebracht und im Notfall noch einmal fünf mehr gemacht. Heutzutage ist das gar nicht mehr akzeptabel.
Manuela Stehr
Schwering: Weil du dann bei 3000 Zuschauern bist. Ich habe lange in der sehr guten Kinostadt Münster den Filmclub Münster geleitet. In Münster sind alle Filme gut aufgehoben. Nicht nur, weil sie Studentenstadt ist, sondern das liegt an einem Filmtheaterbesitzer, der zwar eine Monopolstellung besitzt, aber diese gerade für eine kluge Programmpolitik nutzt und nicht nur für Mainstream. Wir waren damals als Filminitiative anfangs sehr kritisch. Dann haben wir gemerkt, dass da jemand ist, der Filme liebt. Gerade die 69
Grenzen wagen, zu interessieren. An dieser Stelle bin ich skeptisch, ob wir so eine Roots-Bewegung noch einmal hinbekommen. Gerade weil es jetzt andere Medien gibt, die das kompensieren, z.B. das Internet. Du bist nicht mehr darauf angewiesen, 30 km zu fahren, um einen Film zu sehen.
Chartliste, die nach reiner Zuschauerzahl geordnet ist – da stehen natürlich immer US-Majors oben, weil es nur um die nackte Masse geht. Da wird nichts ins Verhältnis gesetzt zur Kopienzahl, zum Produktionsbudget, zum Marketing-Budget usw. Würde man den Kopienschnitt zum Maßstab nehmen, kämen aber auf einmal die ganzen schöSuchsland: Aber es geht auch etwas verloren. Ich nen Arthouse-Filme hoch. würde nie eine DVD oder das Internet gegen ein Kino ausspielen. Beim Kino steht schon das ge- Stehr: Man müsste neue Kategorien für die Stameinsame Erlebnis im Mittelpunkt, der Festcha- tistiken schaffen. Warum muss sich ein Debütfilm rakter, das Besondere spielt eine Rolle. überhaupt mit KOKOWÄÄH messen? Rüdiger Suchsland
Liebe zum Kino ist sehr wichtig. Ich glaube, dass sich auch bei den Programmkinos etwas ändert. Wenn man schaut, wer diese kleinen Kinos, die es ja auch in der Provinz noch gibt, betreibt, dann sind das fast alles ältere Besitzer. Was wird daraus in zehn Jahren? Gibt es Initiativen, die diese Orte dann übernehmen? Gibt es überhaupt noch so eine Filmclub-Idee? Das schließt den Kreis zu der Frage, wie schaffen wir es überhaupt, Publikum für Filme, die sperriger, herausfordernder sind oder einen Blick über unsere 70
Stehr: Wir haben das Problem, dass Debütfilme, Dokumentarfilme, Fernsehfilme mit Förderbeteiligung, großbudgetierte internationale Koproduktionen und am Ende noch die amerikanischen Filme alle in einem Topf sind. Alle schlagen sich um dieselbe Öffentlichkeit, dieselben Plätze in den Medien und um dieselben Leinwände. Im Grunde ist das unfair.
Schwering: Wenn wir über Lobby-Arbeit reden, müsste da nicht vielleicht auch die DEUTSCHE FILMAKADEMIE darüber nachdenken, ob man zu der Branche mehr Kontakt aufnimmt, die unsere Filme abspielt. Wie schaffen wir da eine stärkere Vernetzung? Ich glaube, es hat damit zu tun, ihnen wieder Mut zu machen, dass viele Filme funktionieren würden. Bei SATTE FARBEN VOR SCHWARZ haben alle gesagt, das kann nicht Suchsland: Sollte man nicht den Kopienschnitt funktionieren. Guckt man sich aber die Zahlen an, zum Maßstab nehmen? Selbst meine Kollegen dann stellt man fest, dass wir momentan alle dazum Beispiel beim „Tagesspiegel“ drucken eine von leben, dass die über Fünfzig-, Sechzigjährigen DEUTSCHER FILMPREIS 2011
viel ins Kino gehen. Die sind augenblicklich die Rettung für deutsche Filme. Dann passt der Film nämlich wieder durchaus in die eigene Perspektive, wenn man über 50 ist und sich fragt, wie lange dauert denn das alles noch? Suchsland: Ich frage mich, wie man die Kinobetreiber eigentlich einschätzen muss? Von außen habe ich den Eindruck, das ist der depressivste Ort der Branche. Die sind relativ alt, sie meckern immer und sagen immer, was alles schlecht läuft: Die Filme sind scheiße, die Kritiken sind scheiße, das Publikum kommt nicht. Wenn ich dann in deren Höhlen gehe, in denen zum Teil noch der Teppichboden von 1967 liegt und die Sessel sind angenehm durchgesessen – ich mag ja eher so alte Kinos –, dann weiß ich auch, meine Mutter würde da nicht reingehen. Sie hat dann Rückenprobleme. Dabei wäre sie die Zielgruppe 60plus. Wie kann man daran etwas ändern?
Stehr: Genau. Natürlich gibt es auch viele super ausgestattete Programmkinos, aber offenbar sind weder sie noch die Filme für das junge Publikum interessant. Das Problem ist, dass uns das junge Arthouse-Publikum fehlt. Ich bin jedes Mal wieder erschüttert, wenn ich auf internationalen Festivals Filme schaue und sehe, was es für tolle Filme für junge Leute gibt. Die modern und unterhaltsam sind, sich aber auch intensiv mit Problemen beschäftigen, die geile Musik haben und bei denen ich weiß: Keine Chance, ich kann die hier nicht ins Kino bringen. Diese Arthouse-Kinos sind für die jungen Leute gestorben. Da haben wir alle etwas verpasst.
Suchsland: Wenn du dir mal nicht die deutschen Filmcharts anguckst, sondern das, was im Internet heruntergeladen und was auf DVD ausgeliehen wird, dann stellst du fest, dass 50 Prozent der Filme überhaupt nicht in Deutschland starten. Was die sich angucken, das sind Horror, SplatterSöffker: Wir verlieren aber seit längerem vor Kram, asiatische Thriller bis zum Bereich Porno/ allem die jüngeren Zuschauer um die 20. Softporno. Ebenso Musikvideo-Filme oder Experimentalfilme auf YouTube, aber auch HardcoreAutorenfilme. Die haben teilweise super Zahlen
im Netz. Umgekehrt verschiedene Komödien, die auch schräger und schriller sind, und von deutschen Produzenten nicht hergestellt werden. Wir haben bestimmte Segmente gar nicht im Kino. Teilweise weil sie im Fernsehen stattfinden: Genrefilme. Teilweise auch, weil sie bisher gar nicht gemacht werden, weil es angeblich nicht funktioniert. Dazu gehören für mich Horrorfilme, bestimmte Typen an Thrillern, Science-Fiction. Das sind jugendaffine Filmtypen. Wenn man dagegen ins Fantasy-Filmfestival geht oder zum Beispiel an einen Ort wie „Nippon Connection“ in Frankfurt, wo nur japanische Sachen laufen, funktioniert in Zuschauerzahlen super. Das sind dann zwar nur zwei oder drei Screenings pro Stadt, aber die sind voll. Wir kennen diese ganzen Verleiher, Splendid, 3L usw., was die alles rausbringen, was im DVD-Bereich super geht. Und bei Festivals natürlich auch. Ich denke, es gibt wahnsinnig viel, was man ins Kino bringen könnte – wenn es so, wie es das Kino des Vertrauens der 60-Jährigen gibt, auch ein Kino des Vertrauens der 20-Jährigen gäbe, dann würde man da die Leute reinkriegen.
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Alfred Holighaus
Stehr: Das wär’s! Holighaus: Aber der Oberbegriff für das, worüber du redest, ist Special Interest? Dann bleibt aber die Frage nach den Produzenten. Kann ich als Produzent Special Interest bedienen oder muss ich nicht ganz anders denken? Suchsland: Also wenn die Spanier und die Franzosen Horrorfilme machen können, die weltweit verkäuflich sind, warum können das die Deut72
schen nicht? Und das, wo die Deutschen den Horrorfilm in den 1920er Jahren erfunden haben. Stehr: Genau aus dem Grund. Wenn wir das heute machen würden, würden wir davon ausgehen, dass es ein Film wird, der in die Programmkinos gehört – er soll ja nicht mit 60 Mio.-DollarProduktionen konkurrieren – und da gibt es die Zuschauer nicht. Im Prinzip bräuchten wir eine großangelegte Kampagne unter dem Motto: der junge Arthouse-Film, mit den entsprechenden Filmen, um die 20-Jährigen wieder für die Programmkinos zu begeistern, um ihnen die Lust am Filme gucken, jenseits der reinen Unterhaltung zu vermitteln.
Suchsland: Genau. Aber es muss auch risky sein. Vorhin war der Konsens, dass es darum geht, gute Geschichten zu erzählen. Dabei habe ich mich gefragt, ob es denn wirklich immer auf die Geschichte ankommt? Ich mag manchmal nämlich auch Filme, die, genau genommen, keine Geschichten erzählen, sondern über Atmosphäre funktionieren. Die erzählen vielleicht viele kleine Geschichten oder eine Szene. Ich denke, es geht nicht nur um Geschichten. Diese Fixierung ist auch eine Verengung. Wir müssen eigentlich an den Rändern stärker werden.
Stehr: Ich glaube, wir sind uns in einem einig. Keiner am Tisch sagt, es sollten weniger Filme Holighaus: Es ist doch interessant, dass immer, gemacht werden. Oder weniger Absolventenwenn über den Stand, die Rettung, die Zukunft filme. des deutschen Films geredet wird, das Stichwort Genre fällt. Weil Genre Kino ist und Kino Genre. Suchsland: Ich habe mir die Frage auch gestellt: Das ist natürlich auch wichtig. Andererseits sind Gibt es zu viele deutsche Filme? Klassische AntNachwuchsfilme zu 99 Prozent das Gegenteil von wort: ja und nein. Ja, natürlich gibt es zu viele Genre. Darauf sind die Macher stolz. Filme, weil es viel zu viele schlechte Filme gibt. Nicht nur deutsche, aber insgesamt zu viele, die Stehr: Das stimmt. Das Publikum wünscht sich ich langweilig, so wenig überraschend finde, so Genre, weil es Regeln hat und Vertrauen gibt. mittelmäßig. Und nein, es kann gar nicht genug DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Filme geben, wenn sie gut sind. Jeder, der Kino liebt, wünscht sich natürlich noch mehr Filme! Dennoch sind das beides unbefriedigende Antworten. Man kann ja keinen Darwinismus fordern, so ein survival of the fittest. Das hieße, die Studenten mit ihren Abschlussfilmen sollen schon mal draußen bleiben und erstmal einen zweiten Film machen. So kann man nicht anfangen. Was macht man stattdessen? Das einzige, was einigermaßen realistisch ist, wäre, sich wieder mehr darauf zu besinnen, dass Film zwar ein Wirtschaftsgut ist, von dem Menschen leben müssen – aber Film ist zugleich auch ein Kulturgut. Man muss offen aussprechen, dass Film von allen Kulturgütern das am wenigsten öffentlich geförderte ist. Aber es ist die wichtigste, weil gegenwärtigste Kunst. Man muss mehr Kulturfördergeld aufwenden – und zwar orientiert an Qualität und Vielfalt. Söffker: Aber mehr Filmförderung macht doch noch keine besseren Filme. Wir haben 300 Mio. EUR Förderung pro Jahr. Ich frage mich, ob es dann nicht auch ein anderes Regelsystem geben müsste, damit auch die Filme gefördert werden,
von denen wir uns das wünschen. Und wer entscheidet das dann? Ich kann nicht einfach unterschreiben, dass es mehr Förderung geben soll. Schwering: Bei der Förderung muss man sehr differenzieren. Regionalförderung versteht sich in erster Linie als Wirtschaftsförderung, erst dann spielt der kulturelle Aspekt eine Bedeutung. Das müssen diese Förderungen auch, weil sie sonst überhaupt nicht existieren würden. Bei der Frage, wie stellen wir uns eine Filmförderung der Zukunft vor, wäre es erstens interessant zu überprüfen, ob dieser regionale Wahnsinn veränderbar ist. Zweitens müssen wir es schaffen eine stärkere Trennung zwischen Kino- und Fernsehförderung einzuführen. Ich glaube, gerade im Debütbereich, beim Nachwuchs, wird oft vermischt, was heute Kino und was Fernsehen ist. Nicht alles in diesem Bereich muss Kino sein. Wir befinden uns da aber in einem grundlegenden Dilemma. Einerseits brauchen wir das Fernsehen als freien Finanzierungspartner, aus der Lizenzsumme der Sender ergibt sich oft erst die mögliche Höhe des Gesamtbudgets, andererseits gibt es keinen wirklichen Abspielort für Kinofilm im Fernsehen
und man hat den Eindruck, dass Kino für die Fernsehmacher heute keine große Bedeutung hat. Schließlich sitzen die Sender dann auf der Entscheidungsebene der regionalen Filmförderung! Dieses System hat sich in den letzten 20 Jahren so ergeben und es stellt sich gerade schon die Frage, ob dieses System die nächsten 20 Jahre so bleiben muss. Stehr: Aber das ist jetzt beinahe ein neues Thema.
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SPOTLIGHT AUF DEN KLIMASCHUTZ – DER DEUTSCHE FILMPREIS WIRD DANK ECOGOOD KLIMANEUTRAL VERLIEHEN Der DEUTSCHE FILMPREIS verbindet Kultur und Unterhaltung. Kultur ist aber nicht nur Thema in Filmen. Kultur ist auch, sich mit dem Alltag in zeitgemäßer Art und Weise auseinander zu setzen. So ist das Thema Umwelt- und Klimaschutz auf ganz natürliche Weise zu einem Thema des DEUTSCHEN FILMRPEISES geworden. Ecogood ist die deutsche Plattform, die Klimaschutz ganz einfach in den Alltag integriert. Der DEUTSCHE FILMPREIS sieht sich als höchst dotierte Auszeichnung für den deutschen Film in einer Vorbildfunktion. Damit identifizieren sich auch die Mitglieder der Filmakademie. Klimaschutz ist gerade für die Filmbranche eine besondere und nicht einfach zu bewältigende Herausforderung.
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Gemeinsam mit ecogood setzt der DEUTSCHE FILMPREIS nun die Kampagne „Spotlight auf den Klimaschutz“ um. Der Startschuss erfolgt zur Verleihung 2011. Es geht darum, die Filmbranche zu sensibilisieren, zu aktivieren und gemeinsam etwas für den Klimaschutz zu tun.
Einbezogen werden nicht nur Strom, Heizung, Catering oder Veranstaltungsmaterialien, sondern auch Übernachtung sowie An-und Abreise aller Gäste. All diese nicht vermeidbaren CO2Emissionen werden kompensiert und der DEUTSCHE FILMPREIS wird somit klimaneutral verliehen.
Hier greift in erster Linie das Konzept der Kompensation. Das heißt: Für jeden unvermeidbaren CO2-Ausstoß werden an anderer Stelle klimasoziale Projekte unterstützt, die zusätzlich aufgesetzt werden um a) CO2 zu sparen und b) in Regionen von Schwellen- und Entwicklungsländern eine zukunftsträchtige wirtschaftliche Unabhängigkeit für die dort lebenden Menschen zu erreichen. Hierzu erstellt ecogood eine detaillierte Klimabilanz der Filmpreis-Gala.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
DAS CATERING-KONZERT – LIVE BEIM DEUTSCHEN FILMPREIS 2011
Gute Nachrichten für unsere Gäste: Sie können auch beim Filmpreis so gut essen, wie sie es gewohnt sind. Für das leibliche Wohl im Rahmen der Verleihung des DEUTSCHEN FILMPREISES 2011 sorgen diejenigen, die sonst gerne, gut und auf unterschiedlichste Weise für das leibliche Wohl in der Branche sorgen. Sieben Berliner Cateringfirmen oder bei Filmleuten beliebte
Restaurants und Gastronomen haben sich wieder entschlossen, für die Gäste der LOLA 2011 zu kochen. Für diese konzertierte Aktion steigen sie aus ihren Catering-Wagen oder verlassen die angestammten Herde, um gemeinsam am Ort der Verleihung kulinarisch kreativ zu werden. Ein Projekt, das im vergangenen Jahr begann und in diesem Jahr gerne fortgeführt wird.
Wir möchten uns bei den diesjährigen Unterstützern ganz herzlich bedanken, freuen uns auf ungewöhnliche Kreationen und auf das nächste Jahr.
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DAS TEAM VERANSTALTER/AUFTRAGGEBER Der DEUTSCHE FILMPREIS ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, produziert von der DFA Produktion GmbH. Deutsche Filmakademie e.V. Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus Geschäftsführung: Alfred Holighaus, Anne Leppin Team: Jule Bartram, Katja Hevemeyer, Karina Pasternak, Stephan Pless, Tanja Riehn Teamassistenz: Nora Ackermann, Susann Pocha BKM/Filmreferat K35 Stefanie Hasler, Ulrike Schauz MODERATION Barbara Schöneberger KÜNSTLERISCHE LEITUNG Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann
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PRODUZENTIN Claudia Loewe
AUTOREN Johanna Adorján, Dr. Christof Mannschreck
PRODUCERIN Marion Gaedicke
REGIE Utz Weber
PRODUKTIONSLEITUNG MBTV Produktions GMBH Matthias Börner, Carsten Lehmann
REGIEASISTENZ Stefanie Herrmannsdörfer
PRODUKTIONSKOORDINATION Dorothee Hufschmidt, Verena Herfurth KOORDINATION ZUSPIELER Svenja Rieck PRODUKTIONSASSISTENZ Friederike Fröhner, Janina Schafft AUFNAHMELEITUNG Julia Haupt, Sophie Stäglich, Martin Hoffmann GÄSTEMANAGEMENT Hardenberg Concept GmbH Frederike Hodde, Kerstin Schilly
REDAKTION Claudia Voelker, Andrea Poulios ZUSPIELER Arnd von Rabenau ON AIR DESIGN/BÜHNENHINTERGRÜNDE Stefan Stöckle BÜHNENBILD Hassler Entertainment Architecture KOSTÜMBILD Heike Stemmler Collection
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
IMPRESSUM MAKE UP UND HAARE Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger) Estée Lauder, Max Höhn LICHTSETZENDER KAMERAMANN Didi Garsoffky TITELMUSIK Loy Wesselburg, Bernhard Eichner EINSPIELUNG TITELMUSIK Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle MUSIKALISCHE BEGLEITUNG GALA Tobias Kremer Big Band
RECHTSBERATUNG Prof. Dr. Mathias Schwarz NOTAR Hellmut Sieglerschmidt CONTROLLING Frank Graf SENDEPARTNER ZDF Gesamtleitung: Manfred Teubner Redaktion: Susanne Krummacher, Berlinda Kestler Leiter Produktion Show: Martin Wosseng Produktionsleitung: Alexandra Kammler- Stromsky
LOLA PARTY PR Crown & Crown Eventmarketing GmbH Just Publicity Daniel Kloß, Katja Riemann, Christian Piecuch Regine Baschny, Anja Oster, Elena Marquardt, Julia Gebefügi, Gerold Marks AUF DEM WEG ZUR LOLA Deutsche Filmakademie e.V. DRUCKERZEUGNISSE/INTERNET Projektkoordination: Gisela Liesenfeld e27 Berlin, www.e27.com (DFA Produktion GmbH)
HERAUSGEBER DFA Produktion GmbH Köthener Straße 44 10963 Berlin CHEFREDAKTION UND TEXTE Alfred Holighaus (V.i.S.d.P) TEXTE Linda Söffker PRODUKTION Verena Herfurth LAYOUT/GESTALTUNG e27 Berlin, Robert Neumann Abdruck der Texte nur nach vorheriger Genehmigung und mit Quellenhinweis „DEUTSCHE FILMAKADEMIE/DEUTSCHER FILMPREIS 2011“ Diese Broschüre ist ein Projekt der Deutschen Filmakademie e.V., herausgegeben von der DFA Produktion GmbH. 77
WIR DANKEN VON HERZEN ALLEN TREUEN FREUNDEN UND UNTERSTÜTZERN DES DEUTSCHEN FILMPREISES 2011
C H A M PA G N E
medienboard Berlin-Brandenburg GmbH
Den beteiligten Produzenten für ihre Hilfsbereitschaft bei der Beschaffung und Bereitstellung des Filmmaterials, den Paten für ihr persönliches Engagement für die nominierten Kollegen, den Präsidenten Iris Berben und Bruno Ganz sowie Thomas Kufus und allen anderen Vorständen für ihr unermüdliches Engagement,
Florian Gallenberger und Benjamin Herrmann für ihre Ideen und ihre Durchsetzungskraft, den Akademiemitgliedern für ihren Einsatz in der Deutschen Filmakademie und für den Deutschen Film, Peter Vorderer für seine Gedanken und Innovation, der Berlinale und German Films für ihre Unterstützung bei LOLA@Berlinale,
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den Kinobesitzern, Verleihern, Institutionen und beteiligten Filmschaffenden, die aktiv AUF DEM WEG ZUR LOLA dabei waren und damit die LOLA VISIONEN und das LOLA FESTIVAL geprägt haben, Maik Uwe Hinkel, der uns die Herstellung dieser Broschüre ermöglicht hat, und unserem Team für die beständige Motivation und Leidenschaft.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
2 0 t Akh s e l s Ge aus ndo nde s k i cha unc Bür neg t i n von Eck n d ay F abel Gun Den r Ma G l a Wol Mic H e i er v ring Hoe b e r er E bs H ann K l a r Re H G r a u Har lexa eit J as S isel Mar r Ma N i e tian Eva r ü c a Re hler ra R n e r e r g - O s t Sc olfg erbe de S fani u r e na T h To r UF Vac oigt Gun oma i Ro cha
h Ce avan man rd B Baus cchi r Be Hark el Br khor g e r a t e D a n D o h elka Emm echt sber ter F n i s rei G s Ma f Gr hael di H on H I r m se Ur g Su va H anne Chri us K inha B En skop a l d ndra an J tefa a Ma c u s rtin m e y e Pa Poet kner itz U Cath udni Gmb Norb pach hnei a n g rt Sc imon e Sta ns S halb ma G A Fil ek D Mag tber s We land rias
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Film- und Stuntproduktion GmbH Anke Apelt Manfred Arbter Stefan demsoy Heinz Badewitz Ute Badu ne Baschny Lucie Bates Heike Ba Becker Wolfgang Becker Michael r Michel Bergmann Thomas Berg Hans-Christoph Blumenberg BMG a Borsche Suzanne von Borsody D er F. Bringmann Elena Bromund O ann Johann von Bülow Vicco von hristian Bussmann Mareike Carri AG Hansa Czy pionka d.i.e.film.gm mel DFG De utsche Filmversi drich M. D osch Dirk D o t z e r rank Eick meier A ndré Ei t EuroArts Medi en Gmb es Milena F ess mann F Susanne Fra n ke Nina Monika Funk e Stern tina Gat tys Mar ouri He nning v e Frank Göhre C lvester Groth I n Hage r Rochu orinna Harfou nicke Winfrie ons c/o Rainbow Hofma nn Nina Hog änzel S herry Horm no Huth Birgit Hutt eisch Bi anca Junk ke, West phal Than ch Kinow elt GmbH O naup Mari a Knilli Jü Konerman n Ingelore Joachim K ról Konsta Kusche Di ethard Küs rtin Lehw ald Anne L meyer Chr istian Lon Vessela M artschewsk s Hans-We rner Meyer H mmartz Ur sela Monn To Westernha gen Hana Mü rtmanns Ch ristoph Ott Petri Claus Jürgen Pfeif orbert Preu ss Chris Pric uhaus Torst en Reglin Us oland Suso Richter Elke l Renate Ro se Marc Rothe Rusnak Gud run Ruzickov Schaefer He inrich Schafm o Schlauch Dieter Schleip dt Marie-Lu ise Schmidt Joc e Schön Ric hard Schöps Ma humacher J an Schütte Olive rie-Lou Se llem Rita Ser om Spi eß May Sp zer Si mone Ste a Szy szkowitz ann N adja Till e t h e von Trott lmkeSmeaton I him v on Vietin n Wal ser Connie nsjörg Weißbrich lf Wie nrich Kai Johan na Wokale obert Z immerman
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