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Bürger für die Energiewende

Solarmodule, Wechselrichter, Kabel und Messgeräte gesorgt, sondern die Menschen in den Mittelpunkt gerückt: Die Indigenen haben einzelne Projektmaßnahmen mitentwickelt und dabei neue Kompetenzen erworben. Beispielsweise transportierten sie in eigener Verantwortung alle Werkzeuge und das gesamte Material per Kanu in die entlegenen Regenwaldgebiete. Für den Strom aus dem Betrieb der Solaranlage haben sie gemeinschaftlich ein Tarifsystem erarbeitet, das jede Familie zu monatlichen Zahlungen in eine Rücklage für Reparaturen verpflichtet. Aus ihren Reihen wurden neun Solartechniker so weit ausgebildet, dass sie Installations- und Wartungsarbeiten selbstständig ausführen und die Anlage überwachen können. Ein lokaler Solaringenieur steht den Technikern dabei zur Seite. Jeder Haushalt erhielt eine praktische Einführung in seiner Stammessprache sowie eine Betriebsanleitung mit selbsterklärenden Bildern. Dank des Solarstroms in allen Häusern müssen die Familien keinen Dieselkraftstoff mehr für die Stromgeneratoren kaufen. Das eingesparte Geld fließt in die Bildung der Kinder. Zudem hat Love for Life den Menschen traditionelles Kunsthandwerk in Erinnerung gerufen. Beim abendlichen Licht aus den neuen LEDs entstehen aus Naturmaterialien nun Körbe, Schalen und Taschen, deren Verkaufserlöse den Familien einen weiteren finanziellen Spielraum verschaffen. (jk) ■ Klimaschutz

Jeder von uns kann etwas für die Energiewende tun. Es ist Zeit zu handeln: Der GNF und Partner aus sechs europäischen Ländern haben hierfür 30 spannende und innovative Materialien entwickelt und zu einem attraktiven pädagogischen Programm zusammengefasst. Spiele, Online-Quiz, Puzzle, Wegweiser zur Gebäudesanierung, Module für das „Energieprojekt des Monats“ in Firmen und einiges mehr sind entstanden, um europaweit Menschen als Mitwirkende zu gewinnen.

Alle Materialien werden in Kurzvideos vorgestellt und die Anwendung erläutert. Sie stehen ab sofort Organisationen und Einzelpersonen kostenfrei zur Verfügung, die mit Bürgern für die Energiewende arbeiten. (ts) ■

Werden auch Sie ein Energiewende-Bote: www.citizens4energytransition.org

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Netzausbau

Miteinander reden

Sie hat es nicht mehr weit bis zur dänischen Grenze: die Westküstenleitung. Vier Abschnitte der 140 Kilometer langen Stromtrasse sind entweder fertig, im Bau weit fortgeschritten oder in Planung. Fehlt noch der fünfte und nördlichste Abschnitt.

Dieses letzte Stück beginnt in Klixbüll (Schleswig-Holstein) und ist mit seinen etwa 16 Kilometern Länge ein vergleichsweise kurzer Abschnitt. Besonders ist seine innereuropäische Verbindung, denn an der nördlichen Grenze wird die Leitung auf dänischer Seite weitergeführt.

Dem Energiewendeministerium Schleswig-Holsteins war es wichtig, auch für diesen Abschnitt den frühzeitigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu suchen, den die Deutsche Umwelthilfe erneut organisierte und moderierte. Denn egal wie groß – oder klein – eine Region ist: Der Bau einer Stromleitung sorgt für Diskussionsbedarf und wirft viele Fragen auf. Aus den Wortbeiträgen der Teilnehmenden wurde deutlich, was die Besonderheiten dieser Region sind und welche Punkte in der Planung beachtet werden müssen. Ein neues Landschaftsschutzgebiet, der Übergabepunkt an der Grenze zu Dänemark und die Abstimmung der Planungen auf deutscher und dänischer Seite waren wichtige Themen. Am 29. August 2018 wurde das informelle Dialogverfahren des Ministeriums mit einer Konferenz beendet. Das „Miteinander reden“ gilt es nun im kommenden Planfeststellungsverfahren fortzuführen. (nb, lbr) ■

Förderer:

Energiewende

Der Engpass liegt vor Ort

65 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030. Um dieses Ziel noch erreichen zu können, muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien zügig vorangebracht werden. In den Planungsverfahren vor Ort muss sich vor allem eins ändern: mehr und bessere Kommunikation. Mit allen Beteiligten.

Auch wenn die Freibäder wieder voll waren und viele Sommerabende zum Draußensein einluden, so hat der Sommer 2018 mit seiner extremen Trockenheit im Norden zu Großbränden und zu enormen Ernteausfällen in der Landwirtschaft geführt sowie zu massiven Unwettern im Süden. Der Klimawandel wurde dieses Jahr spürbar.

Der Ausstieg aus der fossilen Stromerzeugung, etwa aus Kohlekraft als einem der größten Treibhausgaserzeuger, ist also dringender denn je geboten. Doch ohne gleichzeitig mehr Strom aus Erneuerbaren Energien (EE) zu gewinnen, ist er nicht sinnvoll. Bis 2030 soll deshalb der Anteil der EE am Strom auf 65 Prozent steigen.

Was genau heißt das? Die Strommenge aus Photovoltaik (PV) und Windrädern muss sich verdoppeln. Das heißt nicht doppelt so viele Anlagen, aber deutlich größere und weit sichtbare Anlagen. Dabei sollten beide Energiearten in etwa gleich stark zugebaut werden. PV liefert im Sommer mehr Strom, Windenergie im Winter. Um die schwankenden Stromerzeugungsmengen auszugleichen, braucht man regelbare Anlagen wie Biomassekraftwerke. Außerdem werden Speicher benötigt. Allerdings sind sowohl Biomasse- als auch Wasserkraftnutzung nur noch wenig ausbaubar; Speicher verteuern den Strom.

Fehlende Genehmigungen

Die aktuellen Genehmigungsraten liegen nur bei etwa zehn Prozent dessen, was notwendig wäre, um das 65-Prozent-Ziel zu erreichen. Auch PV auf Freiflächen wird nicht ausgeschöpft.

Was läuft falsch? In Teilen Süddeutschlands werden wegen umfassender Abstandsregeln in einigen Regionen keine Anlagen mehr errichtet. Im Norden wird das Stromnetz knapp, in anderen Regionen sind naturschutzfachliche Einschränkungen vorhanden, die die Ausbauziele konterkarieren. Viele Regionalpläne und konkrete Vorhaben werden von Anwohnern und gut organisierten überregionalen Gegnern beklagt. Der Druck auf Genehmigungsbehörden steigt und die Realisierungschancen sinken. Windkraft ist kein Selbstläufer mehr, Vor- und Nachteile werden intensiv diskutiert. Planungs- und Beteiligungsprozesse sind auf eine solche öffentliche Debatte nicht vorbereitet. In der Regel erfahren betroffene Bürger erst ganz zum Schluss, dass in ihrer Region Windräder geplant werden. Für eine glaubwürdige Beteiligung an der Planung ist das zu spät, alle Würfel sind dann bereits gefallen. Eine Mitsprache der Bürger bei der Standortauswahl ist kaum möglich. Auch für eine lokale Behörde sind die Spielräume im Genehmigungsprozess sehr gering. Zudem wird ihr als spätere

Genehmigungsbehörde leicht Voreingenommenheit zugunsten des Projektes unterstellt, weil sie im Vorfeld des Genehmigungsprozesses in häufigem Kontakt mit dem Vorhabenträger steht. Für die Bürger bildet sich dagegen ein Informationsdefizit, das Misstrauen verursacht und von Projektgegnern aufgenommen und verstärkt wird: Ein Teufelskreis entsteht, der oft zur Ablehnung eines Projektes führt.

Kommunikation als Schlüssel

Was muss sich ändern? Die Kommunikation eines geplanten Projekt muss sich deutlich verbessern. Schon lange vor den ersten Planungsschritten wie Feldbegehungen sollte ein vom Investor unabhängiger Experte ein Kommunikationskonzept erstellen. Es ist der Schlüssel für den Erfolg beim Bau von Windrädern. Seine Aufgabe besteht dann darin, die einzelnen Prozessschritte der Öffentlichkeit zu erläutern und damit Vertrauen in den gesamten Prozess zu schaffen, der in der Regel den meisten Bürgern nicht geläufig ist. Doch nicht nur die Transparenz der nächsten Schritte ist wichtig, sondern auch die Beantwortung allgemeiner Fragen zur Energiewende oder zu Auswirkungen der Windenergie, gegebenenfalls mit Hilfe von Experten.

Um Bürgerfragen zu Neubauprojekten – z. B. von Windkraft-Anlagen (links) – zu beantworten, sind umfassende Kommunikationskonzepte notwendig. DUH-Energieexperte Dr. Peter Ahmels moderiert Bürgerdialoge vor Ort.

Ein Schritt nach vorne

Solch eine umfassende Information für die Öffentlichkeit geschieht bisher allenfalls freiwillig und auch leider oft nicht professionell. Sie muss deshalb gesetzlich verankert werden, bereits von dem ersten Windrad an.

Ergänzend zur lokalen Kommunikation ist es hilfreich, auf Landesebene eine Stelle für einen „Beauftragten für den Energiedialog“ zu installieren, der sowohl Kommunen als auch Investoren beim Vorgehen beraten kann. Er sollte nicht beim Land angestellt sein, sondern zum Beispiel als gemeinnützige Gesellschaft fungieren, um unabhängig vom politischen Tagesgeschäft zu sein.

Wenn es dank besserer Kommunikation gelingt, die Zubauraten für Windenergie wieder deutlich zu erhöhen, wäre das zur Erreichung des 65-Prozent-Ziels und als Voraussetzung für den Kohleausstieg ein Schritt nach vorne. Stellt sich heraus, dass 65 Prozent EE nicht ausreichen, muss angepasst werden. Wichtiger ist aber erstmal die handwerkliche Umsetzung des bestehenden Zieles. Und da liegt der Engpass schon vor Ort, also ganz vorne. (pa) ■

Kommunaler Klimaschutz

Intelligente Gebäude

SmartRathaus

Kommunen können jede Menge Energie sparen und so das Klima schützen, wenn sie ihre Gebäude auf den neuesten Stand der Technik bringen. Die DUH begleitet fünf ausgewählte Modellprojekte.

Mit ihren über 170.000 Liegenschaften sind Kommunen wesentlich am Endenergieverbrauch beteiligt. Dass sich der Energiebedarf durch eine intelligente Regelung von Heizung, Beleuchtung oder Lüftung deutlich senken lässt, beweist die DUH mit ihrem Klimaschutz-Projekt SmartRathaus. In fünf ausgewählten Städten und Gemeinden – Birkenwerder, Böblingen, Borkum, Steyerberg und Wörth am Rhein – entstehen in den kommenden drei Jahren gemeinsam mit den Kommunalverwaltungen Modellprojekte. Insgesamt 50 Kommunen hatten sich auf die bundesweite Ausschreibung beworben. „Mit unserer Auswahl decken wir ein breites Spektrum von häufigen Aufgabenstellungen in der kommunalen Liegenschaftsverwaltung ab. Die Kommunen sollen eine deutschlandweite Leuchtturmfunktion einnehmen“ sagt Steffen Holzmann, Projektleiter Digitalisierung bei der DUH.

Den Anfang macht Birkenwerder nördlich von Berlin: Hier plant die Gemeinde, die Grundschule, den Bauhof und die Bibliothek zu sanieren. Die Gebäude bieten beim Umbau allesamt ein großes Potenzial für eine Automatisierung. „In den meisten Kommunen wird die Beleuchtung in öffentlichen Bereichen mittels Bewegungsmelder und Hauptschalter geregelt, der Hausmeister kümmert sich um die Heizungsanlagen von Schulen und Kindergärten. Dieses manuelle Gebäudemanagement ist aufwändig und fehleranfällig. Digitale Alternativen ermöglichen eine viel feinere Steuerung – außerdem wird der Komfort für die Nutzer erhöht und der Arbeitsaufwand ist geringer“, erläutert Holzmann. Ob eine intelligente Kühlung von Serverräumen oder ein systematisches Zählerkonzept, das „Energiefresser“ lokalisiert: Zusammen mit der Hochschule Biberach als wissenschaftlicher Partner gibt die DUH den Kommunen die passenden Werkzeuge für den richtigen Einstieg an die Hand. Da freut sich nicht nur das Klima, sondern auch die Gemeindekasse. (cf) ■

Weitere Infos: www.duh.de/smartrathaus

Auf den Wandel ist

Verlass

Der Europäische Aal ist einer der bekanntesten Fische in unseren Gewässern. Mit den Geheimnissen seiner Biologie sind jedoch nur wenige Menschen vertraut. Ebenso weiß kaum jemand, dass das weitgereiste Tier seit vielen Jahren stark gefährdet ist.

■ von Peer Cyriacks

Ein Herbstabend irgendwo an einem kleinen Fluss in Norddeutschland. Es ist schon dunkel, als der Angler bemerkt, dass ein Fisch angebissen hat. Ein seltener Fang: Es ist ein großer Aal, der sich den Regenwurm am Haken geschnappt hat. Als durchscheinende, blattförmige Larve (Foto) erblickt der Europäische Aal in der Sargassosee, einem Meeresgebiet im westlichen Nordatlantik unweit des „Bermudadreiecks“, das Licht der Welt. Zusammen mit Millionen weiterer Larven wächst er dort im Schutz der frei treibenden Golftange im warmen Wasser heran. Nach drei Jahren erreichen die zarten Wesen nach einer mehr als 6000 Kilometer langen Wanderung durch das Meer Europas Westküsten. Hier wandeln sie sich und nehmen erstmals ihre schlangenartige Gestalt an. Als transparente, nur sieben Zentimeter lange Tiere versuchen die sogenannten Glasaale die Flüsse stromaufwärts zu ziehen. Für 70 Prozent aller Jungaale beginnt der Aufstieg an der Westküste Frankreichs.

Die Reise ins Süßwasser der Flüsse ist beschwerlich: Wasserkraftwerke, Wehre und nicht zuletzt Fischernetze versperren den Aalen den Weg. Zudem kommen sie in den großen, begradigten Flüssen kaum gegen die hohen Fließgeschwindigkeiten an. Einzelnen Tieren gelingt es dennoch, in den europäischen Flüssen und Seen eine Heimat zu finden. Dort wachsen sie in den nächsten Jahren zu bis zu einem Meter langen Aalen heran.

In Variationen

Aale teilen sich in zwei Ernährungstypen auf: Je nach Nahrungsangebot des Gewässers formen sich die Köpfe einiger Aale spitz – die Spitzmaulaale fressen Kleintiere, Krebse und Insekten. In anderen Gewässertypen entstehen Breitkopfaale. Diese gefräßigen Räuber mit breitem Maul machen Jagd auf andere Fische. Ob spitz- oder breitmäulig, alle Aale sind nachtaktiv.

Erst am Ende einer langen Lebenszeit beginnt eine weitere Metamorphose: Innerhalb eines Monats hören die Tiere auf zu fressen, der komplette Verdauungstrakt bildet sich zurück. Die Augen werden groß, der Körper verfärbt sich auf dem Rücken dunkelgrau, am Bauch silbern. Als sogenannte Blankaale begeben sich die Tiere wieder auf die Reise zurück an ihren Geburtsort. Nach tausenden Kilometern ohne Nahrungsaufnahme laichen die Aale in der Sargassosee und sterben danach. Wie und wo genau die Paarung stattfindet, ist noch nicht erforscht. Anschließend beginnt der Kreislauf der Aale von vorne.

Beliebt und bedroht

Wie Dorsch, Hering und Rotbarsch ist auch der Europäische Aal heutzutage überfischt. Die DUH weist zusammen mit der Initiative Our Fish auf Fehlentwicklungen hin: Gemeinsam haben wir einen Appell an die EU-Fischereiminister gerichtet, das Thema Überfischung strenger zu regeln und wissenschaftliche Empfehlungen zu beachten. Obwohl schon seit 2010 auf der Roten Liste gefährdeter Arten, standen Fangbeschränkungen für den Aal erstmals Ende 2017 auf der Agenda der EU-Fischereiminister.

Früher war der Aal eine beliebte und häufige Speise, da er massenhaft in den Flüssen zu finden war. Doch die Bestände sind stark zurückgegangen: Seit den 1960er Jahren sind mehr als 90 Prozent aller Aale in Europa verschwunden. Heute kämpfen Wissenschaftler und Naturschutzverbände für ein striktes Fangverbot der Art – bislang leider nur mit magerem Erfolg. Um geschlechtsreife Aale zu schützen, die auf dem Weg zurück in die Sargassosee sind, verpflichten die EU-Fischereiminister ihre Staaten lediglich zu einer dreimonatigen Schonzeit. Doch diese halbherzige Maßnahme greift viel zu kurz. Rote Liste-Arten gehören nicht auf den Teller! ■

Nächtlicher Landgang: Aale legen beachtliche Strecken über den Boden kriechend zurück.

Als Glasaale werden die etwa drei Jahre alten Jungfische bezeichnet.

Steckbrief

Aal (Anguilla anguilla)

Verwandtschaft:

Der Europäische Aal ist der einzige Vertreter aus der Familie der Aalartigen Fische in Europa.

Lebensraum und Verbreitung:

Der Aal verbringt den Großteil seines Daseins in Flüssen und Seen Europas. Seine Lebensweise wandelt sich je nach Lebensabschnitt. Die Larven schlüpfen im Westatlantik und begeben sich auf eine weite Reise in europäische Flüsse, wo sie als

Glasaale aufsteigen. Zur Fortpflanzung verlassen die erwachsenen Aale die Flüsse und ziehen zurück in die Sargassosee. Dabei nehmen sie monatelang keine Nahrung auf.

Nahrung:

Aale erbeuten Würmer, Kleinkrebse, Insektenlarven, Fischlaich und kleine Fische.

Aussehen:

Der Aal hat einen schlangenartigen Körper mit nur sehr kleinen Flossen. Erwachsene Aale teilen sich in Spitz- und Breitkopfaale auf, die sich anhand ihrer Nahrung unterscheiden. Zum Erreichen der Geschlechtsreife und dem Abwandern aus den Heimatgewässern ändert sich die Färbung von braun zu dunkelgrau auf der Oberseite und von gelb zu silbern auf der Bauchseite. Dies ist eine Anpassung an das Leben im Meer. Auch die Augen werden größer.

Gefährdung:

Obwohl der Aal seit 2010 auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht, wird er noch immer kommerziell gefischt. Allein in Frankreich werden jährlich tausende Tonnen der noch jungen Glasaale vor dem Aufstieg in die Flüsse abgefischt und vermarktet. Entgegen wissenschaftlicher Empfehlungen nach einem strikten Fangverbot beschlossen die EU-Fischereiminister für 2018 nur eine dreimonatige Fangpause. ■

In der karibischen Sargassosee wachsen alle Aale als Weidenblattlarve (S.32) heran.

Voller Energie

Mit Windrädern fing es an. Damals, Ende der Achtziger, rückte der Klimaschutz beruflich ins Blickfeld von Peter Ahmels. Seit 2009 leitet er den Bereich Energie und Klimaschutz der DUH in Berlin. In Sachen Windenergie ist der promovierte Landwirt Pionier der ersten Stunde. Für das kommende Jahr plant er einen Standortwechsel.

Als Peter Ahmels nach seinem Studium den elterlichen Hof an der friesischen Küste übernahm, befand sich die Landwirtschaft in einer existenziellen Krise. Ebenso wie viele andere politisch engagierte Landwirte hoffte er vergeblich auf Reformen. Um den Hof zu erhalten, entschloss er sich als einer der ersten Landwirte im Bundesgebiet, zwei kommerzielle Windräder zu betreiben. „Es war damals eine Alternative, sinkende Verdienstmöglichkeiten auszugleichen“, so der Energieexperte. Dann begann die Debatte um den Klimawandel.

Was ihn antreibt? „Als alteingesessener Küstenbewohner will ich dazu beitragen, zu verhindern, dass Menschen ihre Orte verlassen müssen, weil sie keinen Boden mehr unter den Füßen haben.“ Seine Wurzeln hat Peter Ahmels, Leiter des Bereichs Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe, in Hooksiel im Wangerland. Er war fünf Jahre alt, als er die Sturmflut von 1962 erlebte. „Ich wohne drei Kilometer vom Deich weg, die Erhöhung des Meeresspiegels ist ein konkretes Gefährdungspotenzial.“ Die

Hälfte aller Menschen weltweit wohnen küstennah. Für viele sind Küstenveränderungen und steigende Meeresspiegel schon heute eine Überlebensfrage. „Bloß das nicht“, sagt der sonst so gelassen wirkende Friese leidenschaftlich beim Gedanken daran, was es bedeuten könnte, sollten wir weitermachen wie bisher. „Wir brauchen die Energiewende!“

Von 1997 bis 2007 hat er als Präsident des Bundesverbandes der Windenergie am weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland mitgearbeitet. Seit knapp zehn Jahren mischt sich Ahmels nun für die Deutsche Umwelthilfe politisch ein. Dass die erneuerbaren Energien ein solches Erfolgsmodell werden, einen Anteil von 38 Prozent am Gesamtstrom haben und inzwischen 380.000 Arbeitsplätze bieten, hätte er vor 25 Jahren nicht für möglich gehalten. Die Erfolgsgeschichte der Energiewende ist auch seine persönliche.

» Die Energiewende ist kein Selbstläufer. 82 Prozent der Bürger stimmen der Energiewende zu. Aber dort, wo die Menschen vom Stromnetzausbau persönlich betroffen sind, sinkt diese Zahl deutlich. «

Dr. Peter Ahmels

Mehr Gegenwind

Doch der Bau von Anlagen allein reicht nicht aus, auch der Netzausbau muss schneller vorankommen. „Die Energiewende ist kein Selbstläufer. 82 Prozent der Bürger stimmen der Energiewende zu. Aber dort, wo die Menschen vom Stromnetzausbau persönlich betroffen sind, sinkt diese Zahl deutlich.“ Deshalb beziehen er und sein elfköpfiges Team mit dem „Bürgerdialog Stromnetz“ und einer neuen Gesprächskultur Menschen und Kommunen erfolgreich vor Ort mit ein. Die größte Herausforderung sieht Peter Ahmels in der Weiterentwicklung der Energiewende von einer Strom– hin zu einer Wärme- und Verkehrswende. „Um andere Sektoren wie Gebäude, Wärme und Verkehr zu dekarbonisieren, benötigen wir gigantische Mengen erneuerbarer Energien. Ohne die ist alles Weitere nicht machbar. Da sehe ich noch sehr, sehr viel Gesprächsbedarf vor Ort.“

Der Energiewende verpflichtet

Um die Energiewende fortzusetzen, gilt es noch viele dicke Bretter in der Politik zu bohren. Dass der im Koalitionsvertrag vereinbarte Ausbau so leidenschaftslos ignoriert wird, bedauert er sehr, von Resignation aber keine Spur!

Er selbst hat immer auch technische Lösungen mitgedacht und ausprobiert. Jenseits des politischen Geschehens kann Ahmels sich vorstellen, weiter über Detaillösungen nachzudenken wie schon in den Achtzigern, als er mit Elefantengras als Brennstoff oder Hanf als Dämmung experimentierte. Auch, wenn er im kommenden Jahr seinen Lebensmittelpunkt wieder zurück an die Küste verlagert und die Bereichsleitung abgibt: Als Projektleiter des Bürgerdialogs Stromnetz ist er weiter für die DUH aktiv. Die Energiewende ist und bleibt sein Lebensthema. (ak) ■

DUHmarkt

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Vier fürs Klima

Wie unsere Familie versucht, CO2-neutral zu leben Petra Pinzler, Günther Wessel

Droemer 2018, Klappenbroschur, 304 Seiten Familie Pinzler-Wessel macht Mut mit ihrem Selbstversuch: Ein Jahr lang hat die Familie klimabewusst gelebt. Das Buch berichtet von Recherchen, Erlebtem und alltagstauglichen Lösungen. Dabei gehen die Autoren auch der Frage nach, wie viel eine Familie überhaupt bewirken kann. 18.- Euro zzgl. 5.- Euro Versand

Bestell-Nr. 2093 Wackersdorf

Atomkraft und Demokratie in der Bundesrepublik 1980–1989 Janine Gaumer

oekom verlag 2018, 368 Seiten Die Planung einer Atommüll-Wiederaufarbeitungsanlage im oberpfälzischen Wackersdorf bewegte die ganze Bundesrepublik Deutschland. An diesem Stück Zeitgeschichte beleuchtet die Historikerin Janine Gaumer die Dynamik zwischen Protest und staatlichem Handeln. 29.- Euro zzgl. 5.- Euro Versand

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Termin

Das Genie der Honigbienen

Éric Tourneret, Sylla de Saint Pierre, Jürgen Tautz Ulmer Verlag 2018, Gebundes Buch, 264 Seiten, 152 Farbfotos Der Fotojournalist Eric Tourneret, die Journalistin Sylla de Saint Pierre und der Wissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Tautz präsentieren beeindruckende neue Fakten über Bienen und ihre kollektive Intelligenz bis hin zu demokratischen Entscheidungen. Eindrucksvolle Fotografien geben Einblick ins bisher Unbekannte. 49,95 Euro zzgl. 5.- Euro Versand, Bestell-Nr. 2094

Die Insel der Delfine

Begegnungen auf dem Meer vor La Gomera Fabian Ritter

ClarityVerlag 2018 Gebundenes Buch, 107 Seiten, 246 farbige Fotos Vor der Kanareninsel La Gomera beherbergt das Meer eine einzigartige Vielfalt an Delfinen und Walen. Der Meeresbiologe Fabian Ritter berichtet aus seiner Forschungs- und Bildungsarbeit und lässt uns an seiner Begeisterung für die Meeressäuger teilhaben. 19.95 Euro zzgl. 5.- Euro Versand

Bestell-Nr. 2092

Wir sind dran.

Club of Rome: Der Große Bericht Ernst Ulrich von Weizsäcker, Anders Wijkman Gütersloher Verlagshaus 2017 Gebundenes Buch, 400 Seiten, zahlreiche Abbildungen Ernst Ulrich von Weizsäcker, Co-Vorsitzender des Club of Rome, kritisiert das herrschende Wachstumsstreben scharf. Aus seiner Sicht verharmlost es unser größtes Problem – die Zunahme der Weltbevölkerung. Aber die positive Botschaft des Berichts lautet: Die Menschheit verfügt über genügend Wissen für die erforderlichen Veränderungen zum Erhalt unserer Welt. Euro 24,99 zzgl. 5.- Euro Versand

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Was bleibt?

11 Persönlichkeiten zur Frage „Was bleibt?“ – Günter Grass, Friede Springer, Reinhold Messner, Anne-Sophie Mutter u.v.a.

Das Prinzip Apfelbaum.

Ausstellung

12. Oktober bis 18. November 2018 St. Markus-Kirche Gabelsbergerstraße 6 80333 München

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 11. Oktober um 18:00 Uhr Anmeldung unter bernauer@duh.de oder Tel. 07732 9995-0 Weitere Informationen: www.duh.de/legat.html

Das Prinzip Apfelbaum. 11 Persönlichkeiten zur Frage „Was bleibt?“ Ich bestelle folgende Artikel:

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