Es wird zum einen der Weg beschrieben, wie die Systemische Interaktionstherapie nach Herne gekommen ist und zum anderen erläutert, wie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Einrichtung die Systemische Interaktionstherapie / -beratung verstehen. Überdies werden die Konzepte von zehn unterschiedlichen Hilfeangeboten vorgestellt, die auf der Systemischen Interaktionsberatung aufbauen. Zuletzt präsentieren wir in diesem Buch ein Gutachten von Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Wiesner, das er bezüglich der Finanzierung von stationären Trainingssettings in unserem Triangel Eltern-Kind-Haus für die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH erstellt hat.
Systemische Interaktionstherapie / -beratung
In diesem Buch finden Sie zwei aktualisierte Beiträge von Volker Rhein, die in anderen Zusammenhängen schon in den Bänden zwei bzw. vier der „Moderne Heimerziehung heute“ veröffentlicht wurden. An dem Artikel „Die Geschichte der Systemischen Interaktionstherapie (SIT) in der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH“ hat in der ersten Fassung Ulrich Klaß mitgearbeitet.
Hrsg.: Volker Rhein
Hrsg.: Volker Rhein
Systemische Interaktionstherapie / -beratung
FRISCHTEXTE Verlag · Herne
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FRISCH TEXTE VERLAG
Das Herner SIT Triangel-Modell Konzepte, Finanzierung
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28.05.2013 20:02:43
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Systemische Interaktionstherapie / -beratung Das Herner SIT Triangel-Modell Konzepte, Finanzierung Hrsg.: Volker Rhein 1. Auflage, 2013, FRISCHTEXTE Verlag, Herne ISBN 978-3-933059-45-1
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, auszugsweiser Nachdruck oder Einspeisung, Rückgewinnung und Wiedergabe in Datenverarbeitungsanlagen aller Art sind vorbehalten. © FRISCHTEXTE Verlag, Herne Umschlagentwurf, Layout und Satz: Agentur Steinbökk Gesamtherstellung: druckfrisch medienzentrum ruhr gmbh, Herne ISBN 978-3-933059-45-1
Vorwort
Systemische Interaktionstherapie / -beratung
Vorwort des Herausgebers
Mit dieser Veröffentlichung wollen wir Jugendämter, Fachleute und interessierte Personen informieren, wie die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH die Systemische Interaktionstherapie / -beratung, die in drei Bänden der Buchreihe „Moderne Heimerziehung heute“ (herausgegeben von Volker Rhein) von Michael Biene oder Sarah Wirbals beschrieben wurde, in die tägliche Arbeit der Wohngruppen und Projekte, sowie in die ambulante und flexible Arbeit des Ev. Kinderheims implementiert hat und wie diese konzeptionell verankert ist. In diesem Buch fi nden Sie zwei aktualisierte Beiträge von Volker Rhein, die in anderen Zusammenhängen schon in den Bänden zwei bzw. vier der „Moderne Heimerziehung heute“ veröffentlicht wurden. An dem Artikel „Die Geschichte der Systemischen Interaktionstherapie (SIT) in der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH“ hat in der ersten Fassung Ulrich Klaß mitgearbeitet. Dort wird zum einen der Weg beschrieben, wie die Systemische Interaktionstherapie nach Herne gekommen ist und zum anderen erläutert, wie die Mitarbeiter der Einrichtung die Systemische Interaktionstherapie / -beratung verstehen. Weiterhin werden von zehn unterschiedlichen Hilfeangeboten, die auf der Systemischen Interaktionsberatung aufbauen, die Konzepte vorgestellt. Zuletzt wird ein Gutachten von Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Wiesner, welches er für die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH bezüglich der Finanzierung von stationären Trainingssettings in unserem Triangel ElternKind-Haus erstellt hat, vorgestellt. Volker Rhein
Inhalt
Systemische Interaktionstherapie / -beratung
Vorwort des Herausgebers DIE GESCHICHTE DER SYSTEMISCHEN INTERAKTIONSTHERAPIE (SIT) IN DER EV. KINDERHEIM JUGENDHILFE HERNE & WANNE-EICKEL GGMBH 1. Das Herner Triangel-Modell 2. Elternaktivierende Angebote auf Grundlage der SIT 3. Wie kam Triangel nach Herne? 4. Was damit anfangen? 5. Elterngruppen 6. Schlusswort 7. Zeittafel DER SIT-ANSATZ 1. Vorwort 2. Der SIT-Ansatz 2.1 Musterdiagnose und Musterarbeit 2.1.1 Scheinkooperation 2.1.2 Problemtrance 2.1.3 Hypnotalk 2.1.4 Zielplakate 2.1.5 Rollenspiele 2.1.6 SIT-Elternarbeit
2.2 Ausgangssituation 2.2.1 Kampfmuster 2.2.1.1 Jugendamt 2.2.1.2 Eltern 2.2.1.3 Anbieter
2.2.2 Abgabemuster 2.2.2.1 Jugendamt 2.2.2.2 Anbieter
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Systemische Interaktionstherapie / -beratung
2.2.3 Eltern fühlen sich zuständig für die Veränderung ihres Kindes (Kooperation) 2.2.3.1 Eltern 2.2.3.2 Eltern – Anbieter 2.2.3.3 Eltern-Kind-Prozess 2.2.3.4 Jugendamt
2.2.4 Arbeit mit den Kindern in konkreten Lebenssituationen 2.2.4.1 Eltern 2.2.4.2 Anbieter 2.2.4.3 Kind
ZEHN KONZEPTE IM RAHMEN DES HERNER MODELLS DER SYSTEMISCHEN INTERAKTIONSTHERAPIE GUTACHTEN FÜR DIE EV. KINDERHEIM JUGENDHILFE HERNE & WANNE-EICKEL GGMBH A. Gutachtenauftrag B. Hilfe zur Erziehung (§§ 27 ff. SGB VIII) I. Grundkonzept
Inhalt
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II. Stationäre Familienleistung – Rechtsgrundlage C. „Erhalt“ der eigenen Wohnung I. Gesamtergebnis II. Leistungen nach dem SGB VIII III. Leistungen nach dem SGB II IV. Leistungen nach dem SGB XII
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DER HERAUSGEBER
134
1. Verfassungsrechtlicher Rahmen 2. Inhalt und Ziele der Hilfe zur Erziehung
Geschichte der SIT
Die Geschichte der Systemischen Interaktionstherapie (SIT) in der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH 7
Geschichte der SIT
1. Das Herner Triangel-Modell Auf Grundlage der Systemischen Interaktionstherapie / -beratung von Michael Biene, die in den Bänden eins und zwei „Moderne Heimerziehung heute“ (Hrsg. Volker Rhein) ausführlich geschildert und erklärt wurde, hat die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH sowohl stationäre, teilstationäre als auch ambulante und flexible pädagogisch-therapeutische Hilfesysteme gestaltet. Diese Angebote unterscheiden sich in der Struktur und an verschiedenen Stellen im Zuschnitt bezüglich der Problemlagen bzw. der Aufgabenstellungen. Alle Systeme gehen jedoch von der Grundannahme aus, dass Eltern Ressourcen für die Erziehung ihrer Kinder zur Verfügung haben. Diese Ressourcen müssen entdeckt und aktiviert werden, um für das Funktionieren der Familiensysteme genutzt werden zu können bzw. Lernprozesse in Gang zu setzen, die zum Ziel haben, eine sinnvolle und gelingende Erziehung der Kinder, die im jeweiligen Familiensystem leben, zu ermöglichen und damit die Familie als Ort der Erziehung zu erhalten. Wichtig ist, dass hier nicht die Fragestellung nach den Auffälligkeiten der Kinder im Vordergrund steht, sondern entscheidend ist, ob die Familien motiviert bzw. aktiviert werden können, Veränderungsprozesse zu gehen. Da die Problemlagen und die Veränderungsbereitschaft unterschiedlich sind, war und ist es aus Sicht der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH sinnvoll, je nach Fragestellung und Ausgangslage, unterschiedliche Antworten bzw. Hilfesysteme vorzuhalten und anzubieten. Aus diesen Überlegungen heraus wurden in Herne und Dortmund die im nachfolgenden Organigramm genannten sich unterscheidenden Angebote geschaffen, die ausschließlich das Ziel haben „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu gewähren.
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Geschichte der SIT
2. Elternaktivierende Angebote auf Grundlage der SIT Stationär
Ambulant
Ambulant / teilstationär
Triangel Eltern-Kind-Haus
Flexible Betreuung Triangel Herne
Soziale Gruppenarbeit SIT-Familienarbeit
Individuelle Arbeit mit den Eltern Elterngruppenarbeit
Arbeit mit den Eltern Soziale Gruppenarbeit mit Kindern Elterngruppenarbeit
Triangel Regionalbüro Dortmund
Tagesgruppe SIT in Schule
Individuelle Arbeit mit den Eltern Elterngruppenarbeit
Arbeit mit den Kindern Individuelle SIT-Arbeit Elterngruppe
Stationär aufgenommen werden Familien und Alleinerziehende mit ihren Kindern 15 Plätze Elterngruppen entstehen Triangel 5-Tage-Wohngruppe Aufgenommen werden Kinder. Die Eltern besuchen die Wohngruppe unter der Woche. An den Wochenenden erproben sich die Familien zuhause. Elterngruppen entstehen Triangel SPL
ANNIE trifft Triangel
Aufgenommen werden Kinder. Die Eltern nehmen am Prozess dieses Systems teil, indem sie vor Ort Aufgaben übernehmen.
SIT
Triangel Eltern-Kind-Appartement
Essstörungen im Kontext „Familie“ TE. TR. AS SIT-Familienarbeit Asperger Autismus Elterngruppe
Mutter-Kind-Aktivierung / Elternaktivierung Selm Wohnprojekt
Abb. 1: Elternaktivierende Angebote auf Grundlage der SIT in der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH 9
Geschichte der SIT
3. Wie kam Triangel nach Herne? Frau Wegehaupt, Mitarbeiterin des damaligen Eckart, Evangelischer Fachverband für Erziehungshilfe in Westfalen, schrieb in einem Informationsheft ‚Kontakte Spezial‘, welches im November 2003 gemeinsam mit dem Diakonischen Werk von Westfalen sowie dem obengenannten Fachverband herausgegeben wurde auf Seite 3: „1996 – Im Rahmen einer Studienreise des Fachverbandes nach Berlin hörten wir das erste Mal von dem Triangel-Konzept in dem Kinderheim Buckow des Jugendaufbauwerkes. Jahre zuvor hatten wir in Amsterdam das dortige, mehr psychiatrisch ausgerichtete Triangelkonzept kennen gelernt. Das Konzept, welches uns Herr Biene in Berlin vorstellte, war ein sozialpädagogisches, welches Eltern in besondere Weise in die Arbeit integrierte: ein Vater wurde regelmäßig gerufen, wenn es Zoff mit seinem Sohn in der Gruppe gab, damit er mit ihm den Konfl ikt bearbeiten konnte; ganze Familien wurden in die Gruppe aufgenommen und die Eltern waren weitgehend für die Alltagsgeschäfte zuständig – die ErzieherInnen für das Training der Eltern. Eltern bildeten untereinander eine Gruppe, halfen sich gegenseitig in Alltags und Entwicklungsfragen. Das alles klang sehr neu für uns. Auf Video sahen und hörten wir Eltern, die von ihren positiven Entwicklungen berichteten, die im Rollenspiel trainierten, besser mit ihren Kindern umzugehen. Sie selbst wurden von ihren Kindern wieder wahrgenommen. Eltern konnten sich wieder mit ihren Anforderungen durchsetzen. Wir wollten mehr von der Methode wissen und, dass auch mehr Kolleginnen als nur die Kleingruppe auf der Studienreise über diesen Arbeitsansatz informiert würden. Herr Biene wurde zur AG PsychologInnen eingeladen, um dort sein Konzept vorzustellen. Anschließend fanden Einführungstage für 5 Mitgliedseinrichtungen und ihre lokalen JugendamtskollegInnen statt. Es war offensichtlich, dass dieser Arbeitsansatz sich nur umsetzen lässt, wenn das Jugendamt in gleicher Weise und mit der gleichen akzeptierenden Grundhaltung den Eltern gegenübertritt wie die Einrichtung. 10
Geschichte der SIT
Im weiteren Verlauf wurde das Konzept für einen Grundkurs (3 × 3 Tage) für MitarbeiterInnen der Mitgliedseinrichtungen und den zuständigen JugendamtsmitarbeiterInnen entwickelt und angeboten. Inzwischen haben insgesamt 8 Einrichtungen und zuständige Jugendämter ihre MitarbeiterInnen auf diesen Grundkursen fortbilden lassen. Seit Frühsommer 2003 läuft der Ausbildungskurs zur ‚System- und InteraktionsberaterIn‘, an dem 16 KollegInnen aus sieben Mitgliedseinrichtungen teilnehmen.“ Auf Seite 4 im selben Heft beschreibt Frau Wegehaupt den SIT-Ansatz wie folgt: „Das Besondere am ‚SIT-Konzept‘ ist der Paradigmenwechsel in der Rolle der MitarbeiterInnen: Waren sie bislang ErzieherInnen der Kinder und BeraterInnen der Eltern, so sind sie hier ‚Coach‘ der Eltern. Die Eltern werden dadurch in ihrer Eltern- und Erziehungsrolle belassen und erhalten über besondere Interaktionsmethoden (Musterarbeit), Rollenspiele und Trainings mit Videoaufnahmenhilfen, ihre Elternpräsenz (wieder) zu erlangen. Es wird bewusst mit Elterngruppen gearbeitet, um damit das Selbsthilfepotential der Eltern zu stärken. Eltern als ExpertInnen für Eltern und für MitarbeiterInnen! In Familien, wo der Schutz der Kinder gefährdet ist, kann das Konzept nicht umgesetzt werden.“ Mitarbeiter der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH waren bei dieser Exkursion nach Berlin nicht dabei. Bei Fachkonferenzen und im informellen Austausch kam die Kunde von dem Triangel-Projekt auch nach Herne. Sowohl bei den Mitarbeitern des Jugendamtes Herne wie auch bei den Pädagogen der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH war die Neugier erwacht. Zunächst wurden weitere Informationen über die Triangel Berlin eingeholt und mit den Mitarbeitern der Stadt Herne kommuniziert. Im Jahr 1999 fand dann eine Einführungsveranstaltung in Münster statt, an der je zehn Mitarbeiter der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH und zehn Mitarbeiter des ASD der Stadt Herne teilnahmen. 11
Geschichte der SIT
Das Interesse war geweckt. Für das Jahr 2000 wurde dann eine Weiterbildung vereinbart, die über 3 × 3 Tage lief, in der theoretische Kenntnisse für die „SIT-Arbeit“ vermittelt wurden. Erste Theoretische Grundkenntnisse waren nun gelegt.
4. Was damit anfangen? Da der Versuch, in einigen anderen Einrichtungen diesen Ansatz in Regelwohngruppen oder in bestehende Angebote zu implementieren, wenig erfolgreich war, beschloss die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH völlig neue Wege zu gehen. 2001 und 2002 entstanden je ein Angebot: Triangel Wohngruppe und eine flexible ambulante Betreuungsform (siehe Konzepte). Schon nach kurzer Zeit wurde in diesen beiden Angeboten deutlich, dass die Umsetzung der theoretischen Kenntnisse in die Praxis nicht einfach war und vor allem nicht ausreichte, um die gewünschte gute Qualität zu erreichen. Aufgrund dieser Erfahrungen konzipierte Herr Biene, der in der Zwischenzeit, das „SIT“-Institut in Bern gegründet hatte, einen „SIT“-Grundkurs. Diesen ersten Grundkurs (15 × 3 Tage) besuchten dann unsere Mitarbeiter. Die Elemente und Inhalte, die Herr Biene in dem Artikel „Systemische Interaktionsberatung“ darstellt, wurden theoretisch vermittelt, intensiv eingeübt und in der praktischen Arbeit umgesetzt. Später vertieften dann unsere Mitarbeiter diese Kenntnisse in einem Aufbaukurs, der zwischenzeitlich durch das „SIT“-Institut konzipiert und angeboten wurde. Daneben erfolgte für die Kursabsolventen ein Begleittag durch Herrn Biene in Livecoaching und in Reflexionsgesprächen. Qualitätsstandards wurden in Zusammenarbeit mit dem „SIT“-Institut erarbeitet und soweit wie möglich in die Praxis übertragen. 12
Geschichte der SIT
In der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH wurde die Qualität der Arbeit gesteigert, was von Kunden und Jugendämtern honoriert wurde. Die Arbeit wurde erfolgreich, was auch aus einer kleinen Evaluation, die von Prof. Dr. Günder (FH Dortmund) durchgeführt wurde, hervorgeht. Mit den bis zu diesem Zeitpunkt bestehenden Angeboten konnte jedoch nur ein geringer Teil von Problemen bearbeitet werden. Von daher wurden weitere Angebote konzipiert, die teilweise auf spezielle Zielgruppen ausgerichtet wurden, wie zum Beispiel für Menschen, die zum Personenkreis der Asperger Autisten zu zählen sind, sowie ein Eltern-Kind-Appartement, in dem Vater, Mutter und Kind aufgenommen werden und ein Eltern-Kind-Haus, in dem mehrere Familien leben können. Das Ursprungsmodell Triangel Berlin diente hier als Vorbild.
5. Elterngruppen Ein wichtiges Element der systemischen Interaktionstherapie sind die Elterngruppen; Bestandteil eines jeden SIT-Angebotes der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH. Ziel ist hier, Elterngruppen zu schaffen, in denen Eltern von Eltern lernen und die professionellen Mitarbeiter nach und nach aus ihrer anleitenden Funktion heraustreten und sich letztlich ganz aus diesem System herausnehmen; eine Eltern-Selbsthilfegruppe entsteht. Diesen letzten Schritt, den Übergang in eine Selbsthilfegruppe, konnten wir bisher noch nicht realisieren, da die Eltern, die bei uns solche Aufgaben übernehmen, sich eher dafür entschieden haben, selbst Profis zu werden. Das bedeutet, eine SIT-Fortbildung zu absolvieren und später eine Ausbildung als Erzieher oder Sozialpädagoge nachzuholen. Andere Eltern, die abweichende Voraussetzungen hatten, sind nach und nach weggebrochen, da ihr Ziel, einen funktionierenden
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Geschichte der SIT
Ort der Erziehung für Kinder zu haben, erreicht war und von daher ihr Interesse an der Eltern-Selbsthilfegruppe geringer wurde. Wir werden weiterhin versuchen, den Weg von der Elterngruppe hin zur ElternSelbsthilfegruppe zu unterstützen.
6. Schlusswort Wir sind von der Systemischen Interaktionstherapie in unseren TriangelAngeboten überzeugt und erfahren unsere Arbeit als eine erfolgreiche. Wir sehen jedoch an einigen Stellen – wie auch beschrieben – noch großes Verbesserungspotential, welches wir in einem ständigen Verbesserungsprozess, der durch Fort- und Weiterbildung sowie Reflexion begleitet ist, nutzen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden sofort und ständig in den pädagogischen Alltag integriert. Ein wichtiger Baustein in diesem Prozess wird eine Evaluation der SIT-Arbeit sein, welche wir in den Jahren 2013 und 2014 gemeinsam mit dem „SIT“-Institut Bern durchführen wollen. Über die Ergebnisse der Evaluation werden wir berichten.
7. Zeittafel 1999
2000
2001 2002 2003 2008
Informationsveranstaltung / Startveranstaltung Triangel-Konzept Berlin, Teilnahme zehn Mitarbeiter des Jugendamtes Herne sowie zehn Pädagogen der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & WanneEickel gGmbH 3 × 3 Tage Fortbildung. Teilnehmer waren zehn Mitarbeiter des Jugendamtes Herne sowie zehn Pädagogen der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH Triangel ambulant wird konzipiert entsteht die Triangel Wohngruppe SIT Eltern-Kind-Appartement wird eingerichtet wird das Triangel Regionalbüro Dortmund aufgebaut 14
Geschichte der SIT
2008
TE.TR.AS. (Treatment and Education for Autistic and other Communicationdisabled Children and Adults und der Systemischen Interaktionstherapie und -beratung (SIT) nach dem Triangel-Modell für Menschen mit Asperger Autismus) beginnt mit der Arbeit. 2010 Triangel Eltern-Kind-Haus nimmt die ersten Familien auf 2010 „ANNIE“ triff t Triangel wird konzipiert 2010 Tagesgruppe SIT wird in eine Schule implementiert 2011 Triangel Soziale Gruppenarbeit bildet die erste Elterngruppe 2013 Mutter-Kind-Aktivierung / Eltern-Kind-Aktivierung wird eröff net 2013/14 in Planung: Evaluation der SIT-Arbeit Bis heute wurden über 100 Mitarbeiter auf unterschiedlichen Qualitätsstufen durch das „SIT“-Institut Bern und die Fachpool gGmbH Herne ausgebildet. • Einführungskurs • Grundkurs • Aufbaukurs
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Es wird zum einen der Weg beschrieben, wie die Systemische Interaktionstherapie nach Herne gekommen ist und zum anderen erläutert, wie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Einrichtung die Systemische Interaktionstherapie / -beratung verstehen. Überdies werden die Konzepte von zehn unterschiedlichen Hilfeangeboten vorgestellt, die auf der Systemischen Interaktionsberatung aufbauen. Zuletzt präsentieren wir in diesem Buch ein Gutachten von Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Wiesner, das er bezüglich der Finanzierung von stationären Trainingssettings in unserem Triangel Eltern-Kind-Haus für die Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH erstellt hat.
Systemische Interaktionstherapie / -beratung
In diesem Buch finden Sie zwei aktualisierte Beiträge von Volker Rhein, die in anderen Zusammenhängen schon in den Bänden zwei bzw. vier der „Moderne Heimerziehung heute“ veröffentlicht wurden. An dem Artikel „Die Geschichte der Systemischen Interaktionstherapie (SIT) in der Ev. Kinderheim Jugendhilfe Herne & Wanne-Eickel gGmbH“ hat in der ersten Fassung Ulrich Klaß mitgearbeitet.
Hrsg.: Volker Rhein
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Systemische Interaktionstherapie / -beratung
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Das Herner SIT Triangel-Modell Konzepte, Finanzierung
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