Weißbuch Lunge – Leseprobe

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Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V.

Deutsche Lungenstiftung e. V.

Weißbuch Lunge 2014 Herausgegeben von Adrian Gillissen und Tobias Welte Vierte neubearbeitete Auflage

Herausforderungen Zukunftsperspektiven Forschungsansätze Zur Lage und Zukunft der Pneumologie in Deutschland

FRISCH TEXTE VERLAG


Impressum

Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für die Deutsche Lungenstiftung e. V.: Prof. Dr. med. Adrian Gillissen M. Sc. (Hrsg.) Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin Klinikum Kassel, Kassel School of Medicine Mönchebergstr. 41–43 34125 Kassel Für die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V.: Prof. Dr. med. Tobias Welte (Hrsg.) Medizinische Hochschule Hannover Zentrum Innere Medizin Abt. Pneumologie Carl-Neuberg-Str. 1 30625 Hannover

Weißbuch Lunge 2014. Die Lunge und ihre Erkrankungen: Zur Lage und Zukunft der Pneumologie in Deutschland © FRISCHTEXTE Verlag, Herne, 1. Auflage, 2014, ISBN: 978-3-933059-49-9 Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, auszugsweiser Nachdruck oder Einspeisung, Rückgewinnung und Wiedergabe in Datenverarbeitungsanlagen aller Art sind vorbehalten. Umschlagentwurf, Abbildungen, Grafiken, Tabellen, Layout und Satz: Agentur Steinbökk, Herne Gesetzt aus der Alegreya Sans Gesamtherstellung: druckfrisch medienzentrum ruhr gmbh, Herne Lektorat: Ellen Merkel Buchbinderei: W. Krupp, Essen Printed in Germany


Wichtiger Hinweis:

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrungen erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk Medikamente, eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt werden, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angaben dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entsprechen, aber es kann weder von den Autoren, den Herausgebern noch vom Verlag eine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung und ggf. nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierung oder Applikation oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber den Angaben in diesem Buch

abweicht. Autoren, Herausgeber und Verlag appellieren an den Benutzer, ihm eventuell auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der Deutschen Lungenstiftung e. V. sowie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Erlaubt ist hingegen das Zitieren und Nennung der Quelle (dieses Buches).


Inhalt

Vorwort zum Weißbuch Lunge 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung zum Weißbuch Lunge 2005 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung zum Weißbuch Lunge 2000. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung zum Weißbuch Lunge 1996 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Lungen- und Atemwegserkrankungen in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . 2. Methodik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Asthma bronchiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Bronchitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Pneumonien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Tuberkulose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8. Schlafbezogene Atmungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10. Pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Lungenembolie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. Maligne thorakale Erkrankungen (inkl. Lungenkarzinom). . . . . . . . . . . . 13. Lungentransplantation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14. Arbeits- und umweltbezogene Lungen- und Atemwegserkrankungen . . . 15. Lungenerkrankungen im Kindesalter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. Mukoviszidose (Zystische Fibrose, CF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. Pneumologische Versorgung in Deutschland heute und morgen . . . . . . . 18. Pneumologische Forschung und Lehre in Deutschland heute und morgen.

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..7 . .9 . .11 . 12 . 13 . 15 . 19 . 23 . 37 . 47 . 59 . 69 . 75 . 85 . 93 . 99 105 . 115 . 121 . 131 . 137 .143 .155


Vorworte

Vorwort zum Weißbuch Lunge 2014

Die Deutsche Lungenstiftung und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie stellen die vierte Auflage des Weißbuch Lunge zum Stellenwert von Lungenerkrankungen in Deutschland vor. Zwischen der aktuellen Veröffentlichung und der vorherigen Ausgabe 2005 liegt ein unerwartet langer Zeitraum. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass es aufgrund der zunehmenden Komplexität des deutschen Gesundheitssystems schwierig war, verlässliche und nachprüfbar gesundheitsökonomische und epidemiologische Daten zu generieren. Dank der Unterstützung des Center for Health Economics Research Hannover (CHERH) gelang es jedoch aus der publizierten Fachliteratur sowie in Publikationen öffentlicher Institutionen (Robert Koch-Institut, dem Statistischen Bundesamt) verlässliche Daten zu generieren. Darüber hinaus wurden Daten der Krankheitsartenstatistik vom AOK-Bundesverband und die Erwerbsunfähigkeitsstatistik von der Deutschen Rentenversicherung Bund genutzt. Im Gegensatz zu den staatlichen Gesundheitssystemen, wie z. B. in England oder in Kanada, ist die Erhebung solcher Daten in Deutschland – teilweise bedingt durch unsere föderale Struktur – schwierig. Daher müssen auch die hier publizierten Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden. Andererseits halten wir es gerade unter diesen Voraussetzungen für besonders wichtig, in Form dieses Weißbuches einen Überblick über die Häufigkeit und die Gesundheitskosten einer Erkrankungsgruppe zu generieren, die eine sehr hohe gesellschaftliche und gesundheitsökonomische Relevanz besitzt. Die Lungen- und Bronchialheilkunde – primär mit der Tuberkulose als eine der wesentlichen Erkrankungen – war aus infektiologischen Gründen außerhalb der großen Metropolen angesiedelt und befand sich inhaltlich am Rand der Inneren Medizin. Das hat sich über Jahrzehnte allmählich

geändert und heute ist die Pneumologie in der Mitte der Inneren Medizin angekommen. In der Mitte zu sein bedeutet aber, Grenzen zu anderen Bereichen zu erhalten. Gerade die Pneumologie hat aber viele Überschneidungen mit anderen Fachbereichen, wie z. B. mit der Hämatologie/ Onkologie im Bereich der thorakalen Neoplasien, der Kardiologie für die pulmonale Hypertonie, der Infektiologie für Pneumonie und Tuberkulose, der Intensivmedizin rund um die Beatmung, den Dermatologen und HNO-Ärzten im Bereich der Allergologie, den Neurologen und Psychiatern in der Schlafmedizin, den Geriatern in der Altersmedizin oder mit der Palliativmedizin für die Versorgung von Patienten im Endstadium ihrer Erkrankung. Erkrankungen der Bronchien und der Lunge betreffen jährlich Millionen von Patienten in Deutschland. COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung), Asthma und Allergien gehören zu den Volkserkrankungen, die mehr als 5 % der Gesamtbevölkerung betreffen. Durch Zigarettenrauch induzierte Erkrankungen, wie der chronischen Bronchitis, der COPD und dem Lungenkrebs, sind im Grunde vermeidbar und erfordern ein intensives gesellschaftliches und politisches Engagement in der Prävention. Neben neuen wissenschaftlichern Erkenntnissen zur Pathophysiologie und Genetik pulmonaler Erkrankungen wurden seit der Veröffentlichung des letzten Weißbuches große Fortschritte in der Therapie gemacht. Hervorzuheben sind hier insbesondere die Neuentwicklungen zur Behandlung des Lungenkrebses, neue Therapien für Asthma und COPD, die Einführung der ersten kausalen Therapie der Mukoviszidose und die dramatische Verbesserung der Prognose von Patienten mit pulmonaler Hypertonie nach Einführung verschiedener Medikamente. Zudem besteht kein Zweifel an der großen Bedeutung des leitliniengerechten Managements 7


Vorworte

der betroffenen Patienten und dem in vielen Fällen notwendigen interdisziplinären Therapie- und Betreuungsansatz. Atmen heißt Leben. Ziel dieses Buches ist die Bestandsaufnahme und Illustration der Bedeutung pulmonaler Erkrankungen für die Gesellschaft, die Darstellung von deren Häufigkeit und die dadurch verursachten Kosten. Das Weißbuch gibt eine Übersicht über die pneumologische Versorgung, die wissenschaftlichen Schwerpunkte

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und lässt auch nicht unerwähnt, wo in Deutschland auf dem pneumologischen Fachgebiet noch Lücken bestehen.

Prof. Dr. med. A. Gillissen M. Sc. Deutsche Lungenstiftung Prof. Dr. med. T. Welte Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin


Autoren

Autoren

Ines Aumann M. Sc., Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Institut für Versicherungsbetriebslehre, Königsworther Platz 1, 30167 Hannover Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Medizinische Klinik und Poliklinik V, Klinikum der Universität München, Campus Großhadern, Marchioninistr. 5, 81377 München Priv.-Doz. Dr. med. Anna-Maria Dittrich, Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Prof. Dr. med. Ralf Ewert, Zentrum Innere Medizin, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B, Bereich Pneumologie / Infektiologie und Weaningzentrum, Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald Prof. Dr. med. Santiago Ewig, Augusta-KrankenAnstalt Bochum, Abt. für Pneumologie, Beatmungsmedizin und Infektiologie, Bergstr. 26, 44791 Bochum Anja Flender M. A., Geschäftsführerin, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Robert-Koch-Platz 9, 10115 Berlin Prof. Dr. med. Adrian Gillissen M. Sc., Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin, Klinikum Kassel, Kassel School of Medicine, Mönchebergstr. 41–43, 34125 Kassel Priv.-Doz. Dr. med. Jens Gottlieb, Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Innere Medizin, Abt. Pneumologie, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover

Prof. Dr. med. Gesine Hansen, Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie, Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Prof. Dr. med. Marek Lommatzsch, Universitätsklinikum Rostock, Klinik für Innere Medizin, Abt. Pneumologie, Ernst-Heydemann-Str. 6, 18057 Rostock Prof. Dr. med. Marcus Mall, Universität Heidelberg, Abteilung Translationale Pneumologie, Zentrum für Translationale Lungenforschung und Sektion Pädiatrische Pneumologie und Allergologie und Mukoviszidose-Zentrum, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Im Neuenheimer Feld 350, 69120 Heidelberg Prof. Dr. med. Harald Morr, Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung, Reuterdamm 77, 30853 Langenhagen Prof. Dr. med. Dennis Nowak, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der Universität München, Ziemssenstr. 1, 80336 München Dr. rer. pol. Anne Prenzler, Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Königsworther Platz 1, 30167 Hannover Prof. Dr. med. Winfried Randerath, Krankenhaus Bethanien, Klinik für Pneumologie / Allergologie / Schlaf- und Beatmungsmedizin, Aufderhöher Straße 169–175, 42699 Solingen

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Autoren

Friederike Röder, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Robert-KochPlatz 9, 10115 Berlin

Prof. Dr. med. Tobias Welte, Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Innere Medizin, Abt. Pneumologie, Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover

Prof. Dr. rer. pol. J.-Matthias Graf von der Schulenburg, Institut für Versicherungsbetriebslehre, Leibniz Universität Hannover, Königsworther Platz 1, 30167 Hannover

Prof. Dr. med. Heinrich Worth, Klinikum Fürth, Medizinische Kinik I, Jakob-Henle-Straße 1, 90766 Fürth

Prof. Dr. med. Michael Thomas, Thoraxklinik Heidelberg, Abteilung Onkologie Innere Medizin Thoraxklinik-Heidelberg gGmbH, Amalienstraße 5, 69126 Heidelberg

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Lungen- und Atemwegserkrankungen

1. Lungen- und Atemwegserkrankungen in Deutschland Aumann I., Prenzler A., Graf v. d. Schulenburg J.-M.

Lungen- und Atemwegserkrankungen gehören neben anderen wichtigen Krankheiten wie HerzKreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates zu einer der bedeutendsten Krankheitsgruppen. Volkskrankheiten wie Asthma bronchiale, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Lungenkrebs oder Pneumonie als auch seltene Erkrankungen wie zystische Fibrose (Mukoviszidose), interstitielle Lungenerkrankungen oder pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) befinden sich in dieser Krankheitsgruppe. Gemäß der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) sind die meisten Atemwegs- und Lungenerkrankungen im Kapitel J klassifiziert. Allerdings gibt es darüber hinaus noch weitere Atemwegsund Lungenerkrankungen, die in anderen Kapiteln eingegliedert sind. Dazu gehört z. B. das Lungen4%

3%

22 %

40 %

10 % 4% 5% 12 %

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Physische Krankheiten und Verhaltensstörungen Kreislaufsystem

Atmungssystem (inkl. ICD: C34)

Verdauungssystem

Verletzungen, Vergiftungen

Sonstige

Neubildungen

Abbildung 1: Sterbefälle im Jahr 2011 differenziert nach Krankheitsgruppen [4]

karzinom (ICD: C34 im Kapitel Neubildungen) und die zystische Fibrose (ICD: E84). Dieser Abschnitt soll einleitend die Bedeutung der Lungen- und Atemwegserkrankungen für Deutschland herausstellen, indem diese Erkrankungen mit anderen Krankheitsgruppen anhand von ausgewählten Parametern wie Sterbefällen und Krankheitskosten verglichen werden. Das Statistische Bundesamt dokumentiert innerhalb der Todesursachenstatistik sämtliche Sterbefälle differenziert nach den Haupttodesursachen [4]. Dabei nehmen die Krankheiten des Atmungssystems (J00–J99, inkl. C34) in Deutschland einen Anteil von 12 % an den gesamten Sterbefällen ein (siehe Abbildung 1) und stehen damit hinter den Herz-Kreislauf-Erkrankungen (40 %) und Neubildungen (außer Lungenkrebs) (22 %) an dritter Stelle der Todesursachenstatistik in Deutschland. Das durchschnittliche Alter im Todesfall liegt bei den Erkrankungen des Atmungssystems bei 79,5 Jahren und ist damit geringer als das durchschnittliche Alter beim Tod bei Kreislauferkrankungen (81,8 Jahre) aber höher als das durchschnittliche Alter über alle Todesfälle hinweg (77,4 Jahre). Zusätzlich zu der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamts veröffentlicht der AOKBundesverband [1] jährlich eine Übersicht über die Arbeitsunfähigkeitstage der erwerbstätigen Pflichtmitglieder (siehe Abbildung 2). Im Jahr 2011 waren die meisten Arbeitsunfähigkeitstage durch Krankheiten des Muskel- und Skelettaparates (23 %) bedingt. Die Erkrankungen der Atemwege sind jedoch zusammen mit den Verletzungen die zweithäufigste Ursache für eine Arbeitsunfähigkeit – 12 % aller Arbeitsunfähigkeitstage sind darauf zurückzuführen. Im Vergleich zum Jahr 2010 sind die Arbeitsunfähigkeitstage bei den Erkrankungen der Atemwege leicht um 0,4 % 15


Lungen- und Atemwegserkrankungen

100 28,4 %

33,7 %

30,0 %

5,9 % 7,0 % 7,2 %

5,4 %

10,3 % 4,3 % 3,8 %

11,8 %

5,1 %

80

60

12,7 %

10,0 % 6,2 % 3,9 %

21,3 %

40

13,3 %

15,3 %

23,3 % 8,5 %

11,1 %

24,4 %

21,3 %

19,2 %

Männer

Frauen

Männer

20

0

36,1 %

6,0 %

Muskel

Verletzungen

Atemwege

Herz/Kreislauf

Psyche

Verdauung

14,5 % Frauen

Sonstige

Abbildung 2: Arbeitsunfähigkeitstage und -fälle nach Krankheitsarten und Geschlecht differenziert (2011) [1]

14 %

13 %

5%

11 %

10 % 6% 41 %

Sonstige

Neubildungen (ICD: C 34)

Psychische und Verhaltensstörungen

Nervensystem

Kreislaufsystem

Atmungssystem (inkl. ICD: C 34)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe

Abbildung 3: Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in der Gesetzlichen Rentenversicherung im Jahr 2011, differenziert nach Krankheitsgruppen [2]

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angestiegen. Die Arbeitsunfähigkeitsfälle nehmen einen noch höheren Anteil ein, bei den Frauen 23,3 % und 21,3 % bei den Männern. Die hohe Bedeutung der Atemwegserkrankungen für die Arbeitsfähigkeit wird auch durch den Anteil der 40 häufigsten Einzeldiagnosen an den AU-Fällen und AU-Tagen für Deutschland deutlich. Von diesen 40 Diagnosen lassen sich 10 Einzeldiagnosen den Erkrankungen der Atemwege zuordnen. Vor allem verursacht die Diagnose „akute Infektion der oberen Atemwege“ (ICD: J06) insgesamt 7,2 % der durch die 40 häufigsten Einzeldiagnosen entstandenen AU-Fälle. Weitere Erkrankungen sind z. B. akute (ICD: J20) oder nicht als akut oder chronisch bezeichnete Bronchitis (ICD: J40) [1]. Die Bedeutung der Atemwegserkrankungen, vor allem innerhalb der ambulanten Versorgung, wird anhand einer weiteren Statistik verdeutlicht. Dort wird die Anzahl der am häufigsten gestellten Diagnosen in Arztpraxen in Nordrhein zusammengefasst [5]. Hierbei nehmen COPD, Asthma bronchiale, akute Infektionen an mehreren oder nicht näher bezeichneten Lokalisationen der oberen Atemwege und akute Bronchitis einen Anteil von 20,9 % an den häufigsten in Arztpraxen gestellten Diagnosen ein. Einen weiteren Indikator für den Einfluss der Lungenerkrankungen im Vergleich zu den übrigen Erkrankungen stellt die Anzahl der Rentenfälle wegen verminderter Erwerbsfähigkeit dar, die von der Deutschen Rentenversicherung [2] erhoben werden (siehe Abbildung 3). Der Anteil der Erkrankungen des Atmungssystems (J00–J99, inkl. C34) an den gesamten Rentenfällen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit ist mit 5 % relativ gering. Bei dieser Statistik dominieren deutlich die psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Die Krankheitskosten, die vom Statistischen Bundesamt errechnet werden, geben einen Hinweis auf die gesundheitsökonomische Bedeutung der Atemwegs- und Lungenerkrankungen. Die Abbildung 4 stellt die ermittelten Krankheitskosten differenziert nach unterschiedlichen Erkrankungen dar. Die Erkrankungen des Atmungssystems verursachten im Jahr 2008 Kosten in Höhe von 14,652 Mrd. €.


Lungen- und Atemwegserkrankungen

Dies entspricht einem Anteil von 6 % an den gesamten Krankheitskosten in Deutschland. Somit stehen die Kosten des Atmungssystems zusammen mit den Neubildungen auf dem 5. Rang. Bei Betrachtung der einzelnen Leistungsbereiche wird deutlich, dass die Erkrankungen des Atmungssystems (inkl. C33 / C34) im Bereich der Apotheken (hauptsächlich Arzneimittelkosten) einen Anteil von 10 % an den gesamten Kosten im Apothekenbereich einnehmen. Dadurch wird deutlich, dass die Erkrankungen des Atmungssystems vor allem Kosten im Bereich der Arzneimittel verursachen. Insgesamt zeigen diese Statistiken, dass die Lungen- und Atemwegserkrankungen neben anderen Erkrankungsgruppen eine große Bedeutung für das Gesundheitssystem in Deutschland haben. Dabei findet durch die hier genannten Parameter eine Unterschätzung der Lungen- und Atemwegserkrankungen statt, da in allen Statistiken nur die Lungenerkrankungen, die unter der Kennziffer J (inkl. ICD: C34) klassifiziert sind, berücksichtigt wurden. So werden unter dieser Kategorie keine Erkrankungen wie beispielsweise zystische Fibrose, PAH oder interstitielle Lungenerkrankungen einbezogen. In den folgenden Kapiteln werden die medizinischen Aspekte, epidemiologische Parameter und Kosten

11 % 32 %

14 %

6% 6% 5%

15 % 11 %

Sonstige

Neubildungen (ICD: C 33/C 34)

Endokrine, Ernährung und Stoffwechsel

Psychische und Verhaltensstörungen

Kreislaufsystem

Atmungssystem (inkl. ICD: C 33/C 34)

Verdauungssystem

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe

Abbildung 4: Krankheitskosten im Jahr 2008 differenziert nach Krankheitsgruppen [3]

einzelner Erkrankungen des Atmungssystems ausführlich dargestellt. Dabei wird auch auf den zukünftigen Forschungsbedarf eingegangen.

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Lungen- und Atemwegserkrankungen

Literatur 1.

Achilles F, Badura B. Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen – Risiken minimieren. Berlin: Springer, (2012) 2. Deutsche Rentenversicherung Bund. Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in der Gesetzlichen Rentenversicherung. http://www.deutscherentenversicherung-bund.de

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3.

Statistisches Bundesamt. Krankheitskosten (2008). www.destatis.de 4. Statistisches Bundesamt. Todesursachenstatistik (2011). www.destatis.de 5. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland. ZI-ADT-Panel. www.zi.de


Methodik

2. Methodik

Für die Erstellung des Weißbuch Lunge wurden hätte neu erkranken können. Auch die Inzidenz wird für ausgewählte Lungen- und Atemwegserkrankun- häufig als Angabe pro 10.000 oder 100.000 Persogen jeweils zwei separate systematische Literatur- nen angegeben. Eine Angabe pro 1.000 Personenrecherchen durchgeführt – eine zur Identifizierung jahre ist ebenfalls in der Literatur zu finden. von geeigneten Studien zur Krankheitshäufigkeit in Deutschland, eine weitere zur Ermittlung von Diese beiden zentralen Begriffe, Prävalenz und Krankheitskostenstudien. Dabei wurden zu allen Inzidenz, wurden als Suchbegriffe für die systemaErkrankungen systematische Literaturrecherchen tische Literaturrecherche verwendet. Da die Ermittdurchgeführt mit Ausnahme folgender Kapitel: Lun- lung von in Deutschland durchgeführten Studien gen- und Atemwegserkrankungen in Deutschland (Kapi- im Vordergrund stand, wurden die Suchbegriffe mit tel 1), Lungentransplantation (Kapitel 13), Arbeits- und „Germany“ oder „German“ verknüpft. umweltbezogene Lungen- und Atemwegserkrankungen (Kapitel 14). Die Verknüpfung der Schlagworte wurde in der Datenbank Medline wie folgt eingegeben: Bei der Ermittlung von Studien zur Krankheitshäufigkeit spielen vor allem zwei Begriffe eine zen„(Name der Erkrankung) and (incidence OR inciden* trale Rolle: Prävalenz und Inzidenz. Die Prävalenz OR prevalence OR prevalen*) and (germany OR german)“ einer Erkrankung ist definiert als die Zahl der ErDie Suche erfolgte in allen Feldern. Eingeschloskrankungsfälle einer Indikation in einer bestimmten sen wurden Originalstudien in deutscher und engliBevölkerung im Verhältnis zu der Gesamtzahl dieser scher Sprache, die Daten für Deutschland ermittelt Bevölkerung. Abhängig davon, ob sich die Berech- haben. Eine zeitliche Begrenzung der Veröffentlinung auf einen Zeitraum oder Zeitpunkt bezieht, chungen wurde zunächst nicht angegeben. Für die werden verschiedene Maße für die Berechnung der spätere Darstellung wurden jedoch nur Studien Prävalenz (z. B. Punkt-, 12-Monats- und Lebenszeit- ausgewertet, die bis zum Jahr 1990 veröffentlicht prävalenz) unterschieden. Unter einer Punktpräva- wurden, wobei bei den Erkrankungen Asthma bronlenz wird die Anzahl der in einer definierten Bevölke- chiale, Lungenkarzinom, Tuberkulose und Pneumorungsgruppe vorliegenden Krankheitsfälle zu einem nie aufgrund der Vielzahl an Publikationen lediglich bestimmten Zeitpunkt verstanden. Im Gegensatz eine Darstellung der Veröffentlichungen bis zum dazu bezieht sich die 12-Monats-Prävalenz auf einen Jahr 2000 erfolgte. Bei Studien, die in regelmäßigen Zeitraum von einem Jahr. Bei der Lebenszeitpräva- Abständen durchgeführt werden, wurde nur auf die lenz werden die Personen berücksichtigt, die bereits aktuellsten Daten verwiesen. Ausgeschlossen wurmindestens einmal in ihrem Leben an der Krankheit den Studien, die sich nur auf eine bestimmte Bevölerkrankt sind. Im Ergebnis wird die Prävalenz i. d. R. kerungsgruppe (bspw. Landwirte oder Migranten) in Prozentangaben oder als Angabe pro 10.000 oder beziehen. 100.000 Personen angeben (z. B. 5 pro 10.000 Personen). Die Inzidenz bezieht sich nur auf die NeuZusätzlich erfolgte eine weitere Literaturrechererkrankungsfälle in einer definierten Population che, um geeignete Krankheitskostenstudien für die innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne.Diese einzelnen Erkrankungen zu identifizieren. Bei dem Erkrankungsanzahl wird ins Verhältnis zu der Popu- Begriff „Kosten“ wird in der Gesundheitsökonomie lation gesetzt, welche theoretisch an der Erkrankung im Wesentlichen zwischen direkten und indirek 19


Methodik

ten Kosten differenziert. Bei direkten Kosten wird des Weiteren zwischen direktem medizinischen und direktem nicht-medizinischen Mitteleinsatz unterschieden. Während unter direkten medizinischen Kosten der monetär bewertete Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen verstanden wird, der unmittelbar mit der Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen verbunden ist (z. B. ärztliche Leistungen, Krankenhausaufenthalte, Einsatz von Arzneimitteln), können direkte Kosten auch außerhalb des medizinischen Bereichs als Folgen der Behandlung oder Erkrankung anfallen (z. B. Fahrkosten). Als indirekte Kosten wird der bewertete volkswirtschaftliche Produktivitätsverlust aufgrund von krankheitsbedingter Abwesenheit vom Arbeitsplatz (Arbeitsunfähigkeit), Erwerbsunfähigkeit oder vorzeitigem Tod eines Erwerbstätigen bezeichnet. Da im Weißbuch Lunge direkte als auch indirekte Kosten der ausgewählten Lungenerkrankungen thematisiert werden, wurde in der Literaturrecherche allgemein nach Kosten dieser Erkrankungen gesucht. Hierbei wurden die Schlagworte wie folgt in der Datenbank Medline wie folgt verknüpft: „(Name der Erkrankung) and (cost OR cost* OR costs) and (Germany OR German)“ Die Suche erfolgte wiederum in allen Feldern. Eingeschlossen wurden Originalpublikationen von Krankheitskostenstudien in deutscher und englischer Sprache, die Daten für Deutschland ermittelt haben. Zudem wurden nur Studien eingeschlossen, die Gesamtkosten darstellen, es sei denn es konnten nur Studien identifiziert werden, die die Kosten einzelner Leistungsbereiche aufzeigen. Außerdem wurden Krankheitskostenstudien ausgeschlossen, die mehrere Erkrankungen gleichzeitig in die Berechnung mit einbezogen haben. Eine zeitliche Einschränkung wurde nicht vorgenommen. Das allgemeine Vorgehen der Literaturrecherche nach Eingabe der Suchbegriffe ist in Abbildung 1 dargestellt. Zunächst erfolgte eine Überprüfung der Treffer aus der Datenbank hinsichtlich der Titel und Abstracts auf relevante Studien. Von den durch Titel und Abstracts als relevant eingestuften Publikationen wurden die Volltexte eingeholt und im Hinblick 20

auf die Ein- und Ausschlusskriterien bewertet. In den folgenden Kapiteln im Weißbuch Lunge werden nur die Publikationen thematisiert, welche final den Einund Ausschlusskriterien entsprochen haben. Neben den systematischen Literaturrecherchen wurde eine Handrecherche durchgeführt sowie bei relevanten öffentlichen Institutionen (wie dem Robert Koch-Institut [RKI] und dem Statistischen Bundesamt) nach geeigneten Studien zur Krankheitshäufigkeit bzw. zu den Krankheitskosten gesucht. Im Rahmen der Zusatzrecherche spielen die Krankheitsartenstatistik vom AOK-Bundesverband, die Todesursachenstatistik vom Statistischen Bundesamt, die Erwerbsunfähigkeitsstatistik von der Deutschen Rentenversicherung Bund sowie die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA)“ vom RKI eine große Rolle. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht zudem eine Krankheitskostenberechnung und gibt die für einzelne Krankheiten bzw. Krankheitsgruppen entstandenen Kosten innerhalb eines Kalenderjahres an – zuletzt wurde die Statistik für das Jahr 2008 herausgegeben. Die Berechnung erfolgt durch das Top-down-Verfahren. Durch einen ausgewählten Schlüssel werden die gesamten Gesundheitsausgaben einzelnen Krankheiten bzw. Krankheitsgruppen zugeordnet. Auch wenn das Vorgehen mit Limitationen verbunden ist, liefert diese Krankheitskostenberechnung einen guten Überblick über die Kosten von Krankheiten bzw. Krankheitsgruppen.


Methodik

Datenbank Medline

Datenbanksuche

Treffer aus Datenbank

Handrecherche

Erstkontrolle

Titel/ Abstract

sofort ausgeschlossen

mögliche zusätzliche Publikation

Publikation nach Erstkontrolle und Handrecherche

Berücksichtigung

Bewertung

Volltext

ausgeschlossen

eingeschlossene Literatur

Abbildung 1: Allgemeines Rechercheschema

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Asthma bronchiale

3. Asthma bronchiale Lommatzsch, M., Gillissen, A. (medizinische Übersicht) Aumann I., Prenzler A., Graf v. d. Schulenburg J.- M. (Epidemiologie und Gesundheitsökonomie)

Medizinische Übersicht Definition Asthma ist wie folgt definiert [2, 7, 16]: Asthma ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine bronchiale Hyperreagibilität und eine variable Atemwegsobstruktion charakterisiert ist. Formen der Erkrankung Basierend auf klinischen und laborchemischen Parametern werden verschiedene Asthmaformen definiert. Die Einteilung in ein allergisches versus intrinsisches Asthma, und die Einteilung in ein eosinophiles versus nicht-eosinophiles Asthma werden aktuell am häufigsten verwandt: • Allergisches Asthma: Eine Allergie ist der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung dieser Asthmaform [30]. Ein allergisches Asthma ist (neben dem Vorhandensein typischer anamnestischer und lungenfunktioneller Befunde) definiert durch den Nachweis einer Allergie im Hauttest und / oder den Nachweis allergenspezifischer IgE-Antikörper im Serum. Diese Asthmaform beginnt oft im Kindes- und Jugendalter. Sie ist die häufigste Asthmaform, denn bei der Mehrheit aller Asthmatiker besteht eine Sensibilisierung zumindest gegenüber einem Allergen [6]. • Intrinsisches Asthma: Bei 30–50 % aller Erwachsenen mit Asthma lässt sich eine aller-gische Sensibilisierung weder anamnestisch noch im Hauttest noch durch die Testung allergenspezifischer IgE-Antikörper nachweisen. Das intrinsische Asthma beginnt oft erst im Erwachsenenalter und ist bezüglich ihrer Ursachen bislang wenig verstanden. Einerseits werden virale Infektionen für die Entstehung verantwortlich ge-

macht, andererseits wird diskutiert, dass diese Patienten eine lokale Allergie in den Atemwegen aufweisen, die sich nicht systemisch (im Serumtest oder im Hauttest) nachweisen lässt [26]. Eosinophiles und nichteosinophiles Asthma: Asthma kann anhand des Nachweises einer Vermehrung eosinophiler Granulozyten im Sputum und / oder im Blut in ein eosinophiles und ein nichteosinophiles Asthma eingeteilt werden [5, 32]. Bis zu 50 % aller Patienten weisen ein nicht-eosinophiles Asthma auf [28]. Eine klare Beziehung zum allergischen Asthma besteht nicht. Patienten mit eosinophilem Asthma sprechen sehr gut auf Glukokortikosteroide an und eignen sich für eine Antikörpertherapie (Anti-IgE, Zytokinhemmung) [32, 48].

Pathologie Die dem Asthma zugrunde liegende Entzündung lässt sich als eine komplexe zelluläre und humorale Gewebsveränderung verstehen [8]. Diese Immunreaktion betrifft Entzündungszellen (dendritische Zellen, Lymphozyten, Mastzellen, basophile und eosinophile Granulozyten, Thrombozyten, Makrophagen), Strukturzellen (Epithelzellen, Myofibroblasten, glatte Muskelzellen), extrazelluläre Matrixproteine (Kollagene, Glykoproteine, Elastin und Proteoglykane) und Atemwegsnerven (cholinerge Nerven, sensorische Nervenfasern) sowie von Entzündungszellen freigesetzte lösliche Signalstoffe oder Mediatoren (z. B. Chemokine, Cysteinylleukotriene, Zytokine und andere). In der Folge der bronchialen Entzündung kommt es zu einer Hypertrophie und Hyperplasie der glatten Muskelzellen der Atemwege und zu einer neuronalen Überempfindlichkeit, die zur Entstehung einer unspezifischen bronchialen Hyperreagibilität, die für das Asthma typisch ist, bei 23


Asthma bronchiale

Stufe 1

Stufe 2

Stufe 3

Stufe 4

Stufe 5

Je nach Asthmakontrolle Therapieeskalation/-deeskalation Schulung, Vermeidung inhalativer Reizstoffe

rasch wirkende β2-Sympathomimetika bei Bedarf 1 Option zur Auswahl 1 Option zur Auswahl

ControllerOptionen

Austausch o. zusätzlich

zusätzlich

ICS niedrig dosiert

ICS niedrig dosiert und LABA

ICS in mittlerer od. hoher Dosierung und LABA

+ orales Kortikosteroid, niedrigste Dosierung

Leukotrienmodifizierende Substanz

ICS in mittlerer oder hoher Dosierung

Leukotrienmodifizierende Substanz

+ Anti-IgE

ICS in niedriger Dosierung + Leukotrienmodifizierende Substanz

langwirksames Theophyllin

ICS in niedriger Dosierung + langwirksames Theophyllin Abbildung 1: Die 5 Stufen der Asthmakontrolle. Abkürzungen: ICS = inhalatives Kortikosteroid, Anti-IgE = Antikörper gegen das Immunglobulin E, LABA = langwirksames β2-Mimetikum [2, 7, 17]

tragen [25]. Die Drüsenzellen des Bronchialepithels produzieren vermehrt einen typischerweise klaren und zähen Bronchialschleim, die Epithelzellschicht wird geschädigt und es wird teilweise die darunter liegende Basalmembran frei gelegt („shedding“). Mit zunehmender Schwere und Dauer der bronchialen Entzündung wird im Rahmen des sog. remodellings auch eine subepitheliale Fibrose beobachtet, die zu einer „Versteifung der Atemwege“ führt [4]. In Abhängigkeit zur Dauer und Schwere der bronchialen Entzündung und der Dauer einer insuffizienten Therapie nehmen der Therapieerfolg ab und die Krankheitsschwere zu. 24

Diagnostik Atemnot und / oder Husten treten typischerweise anfallsweise, insbesondere nachts und in den frühen Morgenstunden auf. Diese Symptomatik entsteht bei Exposition mit spezifischen (Allergenen), aber auch bei unspezifischen Reizen (z. B. physische Belastung, kalte Luft). Sie ist in der Regel in ihrem Ausprägungsgrad variabel und therapeutisch gut beeinflussbar. Für die Diagnosestellung, die Einschätzung der Güte der Asthmatherapie und des Risikos einer Verschlechterung sind primär die Angaben des Patienten zur Intensität und Häufigkeit


Asthma bronchiale

Parameter Symptome tagsüber Einschränkungen von Alltagsaktivitäten Nächtliche Asthmasymptome / Aufwachen Einsatz einer Bedarfsmedikation oder Notfallbehandlung Lungenfunktion (Peak-Flow, FEV1) Asthmaanfälle / Exazerbationen

Kontrolliertes Asthma

Teilweise kontrolliertes Asthma

Unkontrolliertes Asthma

Keine (< 2 × pro Woche) Keine

> 2 × pro Woche Einschränkungen jedweder Art

> 3 Parameter sind nur teilweise kontrolliert / Woche

Keine

Einschränkungen jedweder Art

Keine (< 2 × pro Woche)

2 × pro Woche

Normal

< 80 % des Sollwertes oder des besten persönlichen Peak-FlowBestwertes > 1 × pro Jahr 1 × pro Woche

Keine

Tabelle 1: Parameter zur Güte der Asthmakontrolle [2, 7, 17]

on und in unterschiedlicher Dosierung angewendet (siehe Abbildung 1). Die inhalative Applikationsform ist sowohl in der Dauer- als auch in der Notfalltherapie die primär zu bevorzugende. Die Zulassung von inhalativen langwirksamen Anticholinergika (wie z. B. Tiotropium) und bestimmten Biologika (wie z. B. Anti-Interleukin 5) werden erwartet [24, 32].

der Asthmasymptome, Angaben zur Einschränkung der physischen Leistungsfähigkeit, des Verbrauchs an kurzwirksamen β2-Mimetika und der Häufigkeit an Asthmaanfällen wichtig (siehe Tabelle 1). Die Lungenfunktionsprüfung erlaubt die Quantifizierung der Lungenfunktionseinschränkung, dient der Therapiekontrolle und differenzialdiagnostischen Abgrenzung der o. g. Symptome [29]. Bei normaler Lungenfunktion, die im anfallsfreien Intervall bei Patienten mit Asthma häufig ist, wird eine Prüfung der bronchialen Hyperreagibilität empfohlen. Die Sensitivität der bronchialen Hyperreagibilität ist in Bezug auf die Asthmadiagnose hoch, die Spezifität ist allerdings gering. Weitere diagnostische Methoden, die je nach individueller Konstellation zum Einsatz kommen sind: Allergietests, Bestimmung des Serum IgE-Spiegels, Peak-Flow-Messung (Atemstoßtest).

Besonderheiten

Pharmakotherapie

Die für die Asthmatherapie zur Verfügung stehenden Medikamente und Substanzgruppen werden nach ihrer Wirkungsdauer eingeteilt in Langzeit- und in Bedarfstherapeutika. Zu den Langzeittherapeutika werden gezählt: Inhalative Glukokortikosteroide (Mittel der 1. Wahl in der AsthmaTherapie), orale Glukokortikosteroide, inhalative langwirksame β2-Mimetika, Theophyllin, Antileukotriene und Omalizumab (Anti-IgE-Antikörper). Zu den Bedarfstherapeutika gehören: raschwirksame β2-Mimetika und Ipratropiumbromid. Die genannten Substanzen werden in Abhängigkeit von der Güte der Asthmakontrolle alleine oder in Kombinati-

Die Therapieadhärenz (Einnahmetreue der Medikamente) ist beim Asthma schlecht, nur etwa 1 % der Patienten nehmen ihre Dauermedikation vollständig und durchgehend über Monate korrekt ein [19]. Zudem werden viele Fehler bei der Inhalationstherapie gemacht. Die Patientenschulung muss daher die Pharmakotherapie begleiten [33, 45]. Für die Asthmabehandlung von Schwangeren gelten prinzipiell die gleichen Empfehlungen, wie für die Behandlung nicht schwangerer Patientinnen [15, 22, 50]. Die medikamentöse Therapie des schweren akuten Asthmaanfalls ist in den zurückliegenden 20 Jahren nahezu unverändert geblieben. Sie beruht im Wesentlichen auf der Gabe von Bronchodilatatoren, Glukokortikosteroiden und der Applikation von Sauerstoff.

Forschungsbedarf •

Bessere Definition und pathophysiologische Charakterisierung der verschiedenen Asthma 25


Asthma bronchiale

Phänotypen einschließlich der Erforschung von Biomarkern. Ursachenforschung des schweren und schwer kontrollierbaren Asthmas und Entwicklung neuer Therapiekonzepte und besserer Versorgung. Intensivierte Forschung zu den zugrundeliegenden Entzündungsvorgängen und Umbauvorgängen in den Atemwegen bei Patienten mit Asthma, zwecks Neuentwicklung zielgerichteter Medikamente einschließlich Biologika.

Epidemiologie und Gesundheitsökonomie Prävalenz und Inzidenz Die Weltgesundheitsorganisation stuft Asthma bronchiale als eine der bedeutendsten Volkskrankheiten weltweit ein. Insgesamt sind nach Schätzungen mehr als 300 Millionen Menschen an Asthma bronchiale erkrankt [49]. Auch in Deutschland ist Asthma bronchiale sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen weit verbreitet, wie die Ergebnisse der systematischen Literaturrecherche zu der Erkrankungshäufigkeit in Deutschland zeigen. Gemäß der Methodik konnten 16 relevante Volltextpublikationen in den Literaturdatenbanken identifiziert werden, die Primärdaten zur Inzidenz und Prävalenz erhalten. Darunter fallen zwei Studien vom Robert Koch-Institut, die Daten zur Prävalenz erheben, welche zusätzlich in den Tabellen aufgeführt sind. Insgesamt befassen sich sechs Studien mit der Prävalenz von Asthma bronchiale im Erwachsenenalter und fünf Studien mit der Prävalenz von Asthma bronchiale bei Kindern. Zwei Studien untersuchten die Prävalenz sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen, sodass diese Studien in beiden Tabellen aufgeführt sind. Eine weitere Studie führte eine Projektion der Erkrankungszahlen bis 2060 durch. Zudem dokumentieren zwei Studien die Inzidenz im Kindesalter. Inzidenzstudien für Asthma bronchiale im Erwachsenenalter konnten durch die systematische Literaturrecherche nicht identifiziert werden. Im Folgenden werden zunächst die Studien zu Asthma bronchiale im Erwachsenenalter vorge 26

stellt. Mit Ausnahme der Projektionsstudie sind alle für die erwachsene Bevölkerung identifizierten Studien in Tabelle 2 dargestellt.Die Ergebnisse der Studien zur Prävalenz zeigen, dass die 12-MonatsPrävalenz eine Spannweite von 4,6–6,34 % aufweist.Die Angaben zur Lebenszeitprävalenz liegen zwischen 6,1–8,8 %. Andere Studien, bei denen die Diagnose auf Basis einer ärztlichen Untersuchung erfolgte [21] oder die Prävalenz von Asthmaanfällen untersucht wurde [11], dokumentieren geringere Werte. Aufgrund der repräsentativen Stichprobe und der Differenzierung der Ergebnisse nach Subgruppen werden im Folgenden die Daten der RKI-Studie, welche auf der Selbsteinschätzung der befragten Personen beruhen, detaillierter dargestellt. Andere in der Tabelle aufgeführte Studien kommen jedoch zu ähnlichen Ergebnissen. Abbildung 2 verdeutlicht, dass die Prävalenz bei erwachsenen Frauen in allen Altersgruppen höher ist als bei Männern. Die Ergebnisse wurden des Weiteren nach dem Bildungsstand stratifiziert. Mit Ausnahme der Frauen zwischen 45 und 64 Jahren – hier haben Frauen mit einem geringen Bildungsniveau häufiger eine Erkrankung an Asthma bronchiale angegeben – sind keine eindeutigen Unterschiede zwischen Bildungsgruppen erkennbar. 8 7,6

7 6

5,4

6,5

6,3 4,8

5 4

3,9 3

3,8

3,1

2 1 0

18−29

Anteil Männer in %

30–44

Jahre

45–64

ab 65

Anteil Frauen in %

Abbildung 2: 12-Monats-Prävalenz von Asthma bronchiale bei Erwachsenen im Jahr 2009 / 2010 [35]


n = 4.261(28–87 Jahre)

n = 2.488 Augsburg n = 2.215 Erfurt (25–64 Jahre)

einmalige Befragung zwischen September 1999 und April 2001 einmalige Erhebung in 1999

Hamburg, ECRHS I = einmalige BefraErfurt gung in 1996 – regionale Querschnittstudie mit zwei Stufen Erfurt, einmalige Befragung Augsburg 1994–1995 in Augsburg und 1991–1992 in Erfurt

deutschlandweit

Augsburg

schriftliche Befragung, Interview und Bluttest

Stufe 1: Screeningfragebogen Stufe 2: medizinische Untersuchung einer Teilstichprobe aus Phase 1

für Asthma typische ATC

ärztliche Untersuchung und computergestütztes Interview

Ergebnis

Subanalysen

12-Monats-Prävalenz Stufe 1 Zentren, Asthmastufe (Selbsteinschätzung): 2,1 % (E); 4,4 % (H) Stufe 2: keine Angabe 12-Monats-Prävalenz: Geschlecht 2,3 % (A); 2,1 % (E)

12-Monats-Prävalenz: 6,34% Geschlecht, Alter

12-Monats-Prävalenz: 4,8 % Asthmakontrollgrade; Geschlechterdifferenzierung nur für alle Länder insgesamt Lebenszeitprävalenz: 6,1 % keine Angabe

12-Monats-Prävalenz:4,6 % Geschlecht, Alter

12-Monats-Prävalenz:1,8 %; Alter unbeh. Asthma: 0,3 %

12-Monats-Prävalenz: 5,3 % Geschlecht, Alter, Lebenszeitprävalenz: 8,8 % Bildung, Region

ECRHS = European Community Respiratory Health Survey; ICD 10 = International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems; E = Erfurt; A = Augsburg; ATC = Anatomisch-therapeutisch-chemische Klassifikationssystem

Abkürzungen: n = Stichprobengröße; MONICA = Multinational MONItoring of trends and determinants in CArdiovascular disease; RV = Rentenversicherung;

Filipiak et al. (2002) [11]

Routinedaten (Statistisches Bundesamt, RV, keine genauen Angaben) Heinrich et al. n = 3.000 (20–44 (2002) [20] Jahren)

Stock et al. (2005) [44]

Schäfer et al. (2005) [37]

einmalige Erhebung zwiDaten der Kassenärztlichen Vereinischen April 2005 und März gung ICD10 (J45) 2006 einmalige Befragung in 2006 Selbsteinschätzung am Computer

Bayern

deutschlandweit

Längsschnittstudie zwischen computergestütztes Interview 1997 und 2006

Vorpommern

Diagnosestellung Selbsteinschätzung am Telefon

einmalige Befragung, 2009–2010

deutschlandweit

Studien- Befragungsrhythmus & Studienpopulation ort Studienzeitraum

Robert Koch- n = 22.050 repräsenInstitut (2012) tative Stichprobe der [35] erwachsenen Bevölkerung in Deutschland Schäper et al. n = 7.008 (20–79 (2010) [38] Jahren) aus MONICA Datenbank Hasford et al. n = 10.396.596 reprä(2010) [19] sentative Stichprobe für Bayern Demoly et al. n = 37.476 aus fünf (2009) [9] europäischen Ländern (> 17 Jahre)

Asthma bronchiale

Tabelle 2: Übersicht über Studien zur Prävalenz bei Asthma bronchiale im Erwachsenenalter

27


Asthma bronchiale

Auch Stock et al., die eine Analyse auf Basis von Routinedaten durchführten, differenzieren ihre Ergebnisse nach Alter und Geschlecht [44]. Die Prävalenz ist bei den Frauen zwischen 17 und 62 Jahren höher als bei Männern. Männer weisen eine höhere Prävalenz ab dem 68. Lebensjahr auf. Zudem ermittelten Hasford et al., die eine Analyse auf Basis von Daten der Kassenärztlichen Vereinigung durchführten, ebenfalls eine höhere Prävalenz bei Frauen (4,8 %) als bei Männern (4,5 %) [19]. Folglich bestätigen diese Studien die Ergebnisse des Robert KochInstituts.

200

Die Entwicklung der Prävalenz von Asthma bronchiale wird durch einen Vergleich der Ergebnisse der aktuellen RKI-Studie mit vergangenen RKI-Studien deutlich. Die Lebenszeitprävalenz bei Frauen stieg von 2003 bis 2009 um 4 Prozentpunkte auf 10 % an. Bei den Männern konnte in diesem Zeitraum ein Anstieg von 5,2 % auf 8 % beobachtet werden [35].

0

39 6

2

150

31 69 100

96

1 15 115

50

79

69

50

Stufe 1 n=85

kontrolliert

Stufe 2 n=148

Stufe 3 n=154

teilweise kontrolliert

Stufe 4 n=185

unkontrolliert

Abbildung 3: Verteilung Asthmakontrollgrade auf Schweregrade [23] 6 5,5 5

Die Studie von Pritzkuleit et al. führte eine Projektion der Erkrankungszahlen der erwachsenen Bevölkerung bis 2060 für Asthma bronchiale durch [34]. Bis 2060 wird ein Rückgang der absoluten Fallzahlen gegenüber 2010 von 18,9 % erwartet. Allerdings wird geschätzt, dass sich die bevölkerungsbezogene Rate nur geringfügig ändern wird. Im Rahmen der Literaturrecherche konnte eine weitere Studie identifiziert werden, die zwar nicht direkt die Inzidenz oder Prävalenz von Asthma bronchiale erheben, aber dennoch für eine differenzierte Betrachtung von Interesse ist. Kardos et al. untersuchten die Verteilung der Asthmakontrollgrade innerhalb der einzelnen GINA-Schweregrade bei Personen zwischen 16 und 81 Jahren [23]. Diese Verteilung spiegelt sich in Abbildung 3 wider. Der Grad der Asthmakontrolle nimmt von Patienten mit einem leichten Schweregrad bis hin zu Patienten mit einem schwergradigem Asthma kontinuierlich ab. Während 80 % der Patienten mit einem leichten Asthma kontrolliert sind, sind nur 28 % der schwergradigen Patienten kontrolliert. Die Ergebnisse der identifizierten Studien zur Inzidenz und Prävalenz bei Kindern und Jugendli 28

4,2

4

3,8

3

3,7 3,1

2,7 2,5

2 1 0

1,3 0,7 0,3 0−2

Anteil Jungen in %

3−6

7−10 Jahre

11−13

14−17

Anteil Mädchen in %

Abbildung 4: 12-Monats-Prävalenz von Asthma bronchiale bei Kindern und Jugendlichen zwischen 2003 und 2006 [39].

chen sind in Tabelle 3 dargestellt. Insgesamt werden in drei Studien 12-Monats-Prävalenzen berechnet. Die RKI-Studie gibt Werte von 3,3 % an [39]; Stock et al. errechnen deutlich höhere Werte – die Methode der Berechnung ist jedoch nicht transparent. Die Lebenszeitprävalenz, welche in den einzelnen Studien dokumentiert ist, erstreckt sich in einerSpannweite von 3,0 % bis 10,6 %. Offensichtliche Gründe für die unterschiedlichen Ergebnisse der Studien (z. B. dass eine Befragung im höheren Al-


n = 6.762 (4. Klasse, Ø 10 Jahre)

n = 17.641 repräsentative Stichprobe für Kinder in Deutschland (RKI-Studie) (0–17 Jahre) n = 10.396.596 repräsentative Stichprobe für Bayern

Rzehak et al. (2008) [36]

Frye et al. (2001) [13]

Fritz et al. (2004) [10] Grüber et al. (2002) [18]

Stock et al. (2005) [44]

n = 1.701 in der 1. Studie, n = 2.089 in der 2. Studie (5–14 Jahre) n = 3.199 Teilnehmer in Basisstudie (5–13 Jahre)

n = 38.808 (ca. 6 Jahre)

Routinedaten (Statistisches Bundesamt, RV, keine genauen Angaben) n = 736 (2–7 Jahre)

Behrens et al. n = 7.345 (6–7 und (2005) [3] 13–14 Jahre)

Zöllner et al. (2005) [51]

Hasford et al. (2010) [19]

Schlaud et al. (2007) [39]

Mai 2003 – Mai 2006

Diagnosestellung schriftliche Befragung der Eltern (bis 11 Jahre) oder Kinder

Ergebnis

Subanalysen

12-Monats-Prävalenz: 3,0 % Diverse soziodemoLebenszeitprävalenz: 4,7 % grafischen Faktoren, Innenraumbelastungen, frühkindliche Belastungen Bayern einmalige Erhebung zwiDaten der Kassenärztlichen Vereini12-Monats-Prävalenz für Geschlecht, Alter schen April 2005 und März gung ICD10 (J45) Personen < 20 Jahre: 2006 Jungen 5,8 % Mädchen 4,0 % Badenvier Querschnittsuntersuschriftliche Selbsteinschätzung der Lebenszeitprävalenz keine Angabe Württem- chungen zwischen 1992 und Eltern zwischen 1992 und 2000: berg 2001 3,0–5,6 % Münster einmalige Befragung 2000 Mischung aus schriftlicher Befragung Lebenszeitprävalenz: 4.4% keine Angabe der Eltern und Jugendlichen; zusätz- (6-7 Jahre) und 7.8% (13-14 lich Videofragebogen Jahre) deutsch- einmalige Erhebung 1999 für Asthma typische ATC 12-Monats-Prävalenz (0-19 Geschlecht, Alter landweit Jahre): 11,8% Jungen 9,2% Mädchen Leipzig einmalige Befragung in 1994 schriftliche Befragung der Eltern, ob Lebenszeitprävalenz: 10,6 % Verschmutzungsgrade ärztliche Diagnose erfolgt ist Berlin einmalige Befragung in 1994 mündliche Befragung der Eltern Lebenszeitprävalenz: 5,0 % Geschlecht, Nationalität, Wohnort, Anzahl Geschwister Sachsen- zwei Querschnittsbefraschriftliche Befragung der Eltern und Lebenszeitprävalenz: keine Angabe Anhalt gungen in 1992-1993 und Spirometrie oder Bodyplethysmo1. Studie: 8,0 % 1995-1996 graphie 2. Studie: 6,2 % Bitterfeld, drei Querschnittstudien schriftliche Selbsteinschätzung der Inzidenzrate Ratio liegt Alter, Geschlecht Zerbst, 1992–1993; 1995–1996, Eltern zwischen 3 und 5,2 Hettstedt 1998–1999; Folgestudie Inzidenzrate pro 1.000 2004–2005 Personenjahre = 19,9

deutschlandweit

Studien- Befragungsrhythmus & Studienpopulation ort Studienzeitraum

Asthma bronchiale

Tabelle 3: Übersicht über Studien zur Prävalenz und Inzidenz von Asthma bronchiale bei Kindern und Jugendlichen

29


Subanalysen Ergebnis Diagnosestellung Studien- Befragungsrhythmus & Studienpopulation ort Studienzeitraum

Genuneit et al. n = 2.936 Kinder München, Längsschnittstudie zwischen schriftliche Selbsteinschätzung der Adjustierte Incidence-risk- Intensität des (2006) [14] (in Basisstudie Dresden 1995–2003 Eltern in Basisstudie; schriftliche ratio = 2,56 für Raucher im Rauchens; Exposition Ø 9 Jahre; Selbsteinschätzung der Jugendlichen Vergleich zu Nichtrauchern, gegenüber Passivrauch in Folgestudie in Folgebefragung Inzidenz Raucher in Jugend: Ø 17 Jahre) 4,7 %; Nichtraucher: 1,6 % Abkürzungen: n = Stichprobengröße; ICD 10 = International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems; Ø = Durchschnitt; RV = Rentenversicherung; RKI = Robert Koch-Institut; ATC = Anatomisch-therapeutisch-chemisches Klassifikationssystem

Asthma bronchiale

Tabelle 3, Fortsetzung

30

ter die höhere Lebenszeitprävalenz erklären) sind nicht identifizierbar. Auffällig ist, dass die beiden Studien [12, 13], in denen nach einer ärztlichen Diagnose gefragt bzw. eine medizinische Untersuchung durchgeführt wird, höhere Prävalenzwerte dokumentieren, als Studien, in denen Eltern nach dem Gesundheitszustand ihrer Kinder befragt werden. In Abbildung 4 werden exemplarisch die Ergebnisse der RKI-Studie, die von Schlaud et al. publiziert wurden, detaillierter dargestellt. Bei Kindern bis zu einem Alter von 14 Jahren ist die Prävalenz bei Jungen höher als bei Mädchen. Allerdings verringert sich der Abstand mit zunehmendem Alter. Ab dem 14. Lebensjahr ist die Prävalenz bei Mädchen höher als bei Jungen. [39]. Neben den Studien zur Prävalenz konnten zwei Inzidenzstudien im Kindesalter identifiziert werden. Gemäß der Studie von Rzehak et al. [36] liegt die Inzidenz pro 1.000 Personenjahre bei 19,88, welches bedeutet, dass bei 1.000 Personen, die ein Jahr lang unter dem Risiko einer Asthmaerkrankung standen, 19,88 Personen (1,98 %) neu erkrankt sind. Bei einer weiteren Studie beträgt die Inzidenz bei Personen, die in der Jugend geraucht haben, 4,7 %. Bei Nichtrauchern beträgt sie 1,6 % [14]. Die Literaturanalyse zeigt, dass eine Vielzahl an Studien existiert, die die Prävalenz von Asthma bronchiale sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter in Deutschland untersucht. Allerdings fehlen Inzidenzstudien für die erwachsene Bevölkerung, sodass hier weiterer Forschungsbedarf besteht. Sterbe- und Arbeitsunfähigkeitsfälle sowie Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit Im Jahr 2011 starben 460 Männer und 655 Frauen an Asthma bronchiale (ICD: J45) [43]. Seit 2005 ist die Anzahl der asthmabedingten Sterbefälle um ein Drittel gesunken. Der Anteil der Sterbefälle mit Asthma bronchiale an den gesamten Sterbefällen, die durch Krankheiten des Atmungssystems (ICD: J00–J99) bedingt sind, beträgt 1,9 %.


Asthma bronchiale

3% 5% 7%

13 % 59 % 13 %

Apotheken 1.057

Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen 129

Sonstiges 241

Verwaltung 93

Arztpraxen 225

Krankenhäuser 45

Abbildung 5: Krankheitskosten in Mio. € im Jahr 2008 [42]

Die Krankheitsartenstatistik des AOK-Bundesverbandes gibt Aufschluss über den Einfluss von Asthma bronchiale auf die Arbeitsfähigkeit der erwerbstätigen Pflichtmitglieder [1]. Insgesamt wurden 2011 68,29 durch Asthma bedingte AU-Fälle je 10.000 Mitglieder mit einer durchschnittlichen Tagesanzahl pro Fall von 10,2 Tagen dokumentiert. Daraus ergeben sich insgesamt 698,85 AU-Tage je 10.000 Mitglieder. Neben den Sterbefällen und AU-Tagen geben die Rentenfälle wegen verminderter Erwerbstätigkeit einen Überblick über die Bedeutung der Asthmaerkrankung [10]. Im Jahr 2011 wurden 418 Rentenfälle wegen verminderter Erwerbsfähigkeit gezählt. Der Anteil der Frauen liegt dabei mit 58,6 % etwas über dem der Männer (41,4 %). Im Vergleich zum Jahr 2005 sind die Rentenfälle wegen Asthma bronchiale um 12 % zurückgegangen. Insgesamt sind 8 % aller lungenerkrankungsbedingten Rentenfälle (ICD: J00–J99) auf Asthma bronchiale zurückzuführen. Krankheitskosten Aufgrund der hohen Prävalenz des Asthma bronchiale in Deutschland und der Vielzahl an asthmabedingten AU-Fällen ist diese Erkrankung auch

aus gesundheitsökonomischer Perspektive von besonderer Bedeutung. Durch die systematische Literaturrecherche konnten sechs Krankheitskostenstudien für Asthma bronchiale identifiziert werden. Die Publikationen wurden im Zeitraum 1996 und 2005 veröffentlicht, beziehen sich aber alle ausschließlich auf Studienzeiträume vor 2000. Die Ergebnisse der Studien sind in Tabelle 4 dargestellt. Insgesamt lassen sich die Studienergebnisse aufgrund unterschiedlicher oder unklarer Perspektiven nur schwer vergleichen. So berechneten Stock et al. direkte Kosten im Zusammenhang mit Asthma bronchiale in Höhe von 690,4 Mio. € [44] und Weißflog et al. direkte Kosten von umgerechnet 981 Mio. € [47]. Beide Studien berücksichtigten bei der Berechnung der direkten Kosten die Bereiche Medikamente, stationäre Behandlung sowie Rehabilitation und vernachlässigten den Einbezug von ambulanten Kosten. Dadurch könnten die Ergebnisse noch höher ausfallen, als in den Studien ermittelt. Gemäß Schramm et al. [40] belaufen sich die durchschnittlichen Kosten eines erwachsenen Asthmapatienten mit einem mittleren Schwergrad pro Jahr auf 2.745 €. Die Studie von Schulenburg et al. [41] dokumentiert für diese Patientengruppen mit Kosten von umgerechnet 1.707 € deutlich geringere Kosten. Dieser Unterschied ist u.a. auf die fehlende Berücksichtigung von nichtmedizinischen Kosten bei Schulenburg et al. zurückzuführen. Zusätzlich zu den Ergebnissen aus der systematischen Literaturrecherche liegen Daten aus der Krankheitskostenrechnung vom Statistischen Bundesamt vor [42] (siehe Abbildung 5).Demnach betragen die Kosten von Asthma bronchiale in Deutschland im Jahr 2008 insgesamt 1.789 Mio. €. Davon entfallen 59 % auf Apotheken (im wesentlichen Kosten für Arzneimittel im ambulanten Bereich). Mit jeweils 13% nehmen zusätzlich die Arztpraxen einen großen Stellenwert ein. Im Vergleich zu den Gesamtkosten, die bei den Erkrankungen der Atmungssysteme (J00–J99) anfallen, trägt die Asthmaerkrankung einen Anteil von 13,6 % bei. Anhand der identifizierten Studien wird deutlich, dass die direkten Kosten für die Asthmaerkrankung vor allem durch die eingesetzten Arzneimittel 31


32

Tabelle 4: Übersicht über Krankheitskostenstudien zu Asthma bronchiale

Versicherte der AOK

Sekundärdaten von öffentlichen Einrichtungen und pharmazeutischer Industrie Patienten mit mit- Statistisches Bundesamt, telschwerem oder Rentenversicherung, leichtem Asthma medizinische Literatur, (ab 6 Jahren) etc. n = 216 Daten aus Fragebögen von Arztpraxen

repräsentative Stichprobe für Deutschland

deutschlandweit

deutschlandweit

deutschlandweit

5 Gebiete in Deutschland (städtisch und ländlich) Berlin

nicht genannt

Ergebnis Direkte Kosten / Jahr: 690,4 Mio. € Indirekte Kosten / Jahr: 2.049,5 Mio. € Direkte Kosten (abhängig vom Schweregrad): 569–2.048 € / Erwachsenen / Jahr; 122–1.889€ / Kind / Jahr Indir. Kosten: nicht explizit ablesbar Direkte Kosten / Person/ Jahr = 627 $ (476 €)

Sozialversicherungsperspektive und Patientenperspektive + indir. Kosten Einmalige Bewertung Sozialversiche1998 (retrospektiv für die rungsperspekletzten acht Jahre) tive 1996 GKV-Perspek- Direkte Kosten: 1,92 Mrd. DM tive* und indi- (981 Mio. €) rekte Kosten Indirekte Kosten: 3,89 Mrd. DM (1,98 Mrd. €) 1995 nicht genannt Direkte Kosten / Patient / Jahr: 1.362 DM (696 €) Indirekte Kosten / Patient / Jahr: 143 DM (73 €) einmalige Befragung GKV plus Direkte Kosten / Erwachsenen / Jahr: zwischen 1994–1995 indirekte 4.098 DM (2.095 €) Kosten Indirekte Kosten / Erwachsenen / Jahr: 1.976 DM (1.010 €) Direkte Kosten / Kind / Jahr: 3.513 DM (1.796 €) 1992 GesamtwirtDirekte Kosten / Jahr: schaftliche 2,67 Mrd. DM (1,41 Mrd. €) Perspektive* Indirekte Kosten / Jahr: 1,76 Mrd. DM (899 Mio. €)

einmalige Befragung zwischen März 1999 und Februar 2000

1999

Befragungsrhythmus Studienper& Studienzeitraum spektive

Statistisches Taschen Westbuch, Rentenversideutschcherung, AOK-Krankland heitsartenstatistik, Arzneimittelreport Abkürzungen: * Angabe der Autoren aus Originalpublikation – siehe Diskussion im Text ; n = Stichprobengröße; AOK = Allgemeine Ortskrankenkasse;

Nowak et al. (1996) [31]

Schulenburg et al. (1996) [41]

Märtens et al. (2001) [27]

Bewertung von Behandlungsunterlagen

Weinmann et al. (2003) [46] Weißflog et al. (2001) [47]

n = 76(bis 8 Jahre)

Studienort

Statistisches Bundesamt, deutschRentenversicherung, landweit Krankenkassendaten

schriftlicher Fragebogen

nicht angegeben

Datenherkunft

Schramm n = 500 et al. (2003) (6–70 Jahre) [40]

Stock et al. (2005) [44]

Studienpopulation Subanalysen

Unterteilung für West- und Ostdeutschland, Leistungsbereiche

Geschlecht, Leistungsbereiche

Leistungsbereiche

Geschlecht, Alter, Leistungsbereiche

Leistungsbereiche

Alter und Geschlecht (teilweise), Leistungsbereiche Leistungsbereiche

Asthma bronchiale


Asthma bronchiale

verursacht werden. Diese Aussage lässt sich durch drei weitere Kostenstudien bestätigen, bei denen der Anteil der Arzneimittelkosten an den direkten Kosten über 50 % liegt [40, 44, 49]. Neben den direkten Kosten spielen die indirekten Kosten eine bedeutende Rolle bei Asthma bronchiale. Wie Stock, Weißflog und Schramm zeigen, nehmen die indirekten Kosten (in Abhängigkeit zu den einbezogenen Kostenbereichen) einen Anteil zwischen 59 % und 74 % an den Gesamtkosten ein. Insgesamt ist festzuhalten, dass für Asthma bronchiale zwar einige Krankheitskostenstudien vor-

liegen, diese aber aufgrund ihrer mangelnden Aktualität und Studienqualität die derzeitigen Kosten nur eingeschränkt widerspiegeln. Demzufolge besteht ein großer Forschungsbedarf an valide durchgeführten Krankheitskostenstudien für die Indikation Asthma bronchiale für das deutsche Setting. Dabei sollte eine Differenzierung nach Subgruppen (Kinder / Jugendliche und Erwachsene, Geschlecht, Schweregrad) stattfinden, je nach Studienperspektive direkte und indirekte Kosten errechnet sowie die Kosten je Leistungsbereiche (ambulante Behandlungen, stationäre Behandlungen, Arzneimittel, indirekte Kosten etc.) getrennt ausgewiesen werden.

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Asthma bronchiale

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Prof. Dr. med. Adrian Gillissen M. Sc. Direktor der Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin Klinikum Kassel, Kassel School of Medicine E-Mail: adrian.gillissen@klinikum-kassel.de

Prof. Dr. med. Tobias Welte Klinik für Pneumologie Medizinische Hochschule Hannover E-Mail: welte.tobias@mh-hannover.de

Die Herausgeber 1985: Approbation, Promotion, Medizinische Hochschule Hannover Mit einer Unterbrechung bis 1998: Assistenz- und Oberarzt, Facharzt mit den Zusatzbezeichnungen Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Sportmedizin 1989–1991: Forschungs-Stipendium NIH Bethesda, Maryland, USA 1996: Habilitation „Innere Medizin“, Ruhr-Universität Bochum 1998: Professur für Pneumologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Seit 2010: Direktor die Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin des Klinikums Kassel

1985: Ärztliche Prüfung, Medizinische Hochschule Hannover 1985–94: Assistenzarzt 1992: Facharzt für Innere Medizin 1994: Facharzt für Pneumologie und Promotion 1994–2004: Bereichsleiter Pneumologie und internistische Intensivmedizin, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg 1995: Zusatzbezeichnung Internistische Intensivmedizin 2000: Habilitation „Innere Medizin“ 2002: Zusatzbezeichnung Infektiologie Seit 2004: Direktor der Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover

Wissenschaftspreise: 1993 / 2003 Curt-Dehner-Preise 1997: Pulmedica-Preis 2001: Honorarprofessur Rheinische FriedrichWilhelms-Universität Bonn 2001: Professur (apl.) medizinische Fakultät Leipzig 2013: Master of Science Pharmaceutical Medicine, Universität Duisburg-Essen

2004–2007: Leiter Respiratory Intensive Care Assembly, Mitglied Executive Committee European Respiratory Society 2007–2010: Sprecher Sektion Klinische Pneumologie DGP 2007: Stiftungsratsvorsitzender CAPNETZ Stiftung 2008–2010: Präsident Deutsche Gesellschaft für internistische Intensivmedizin 2008: Präsidium Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft für Intensivmedizin (DIVI) 2011: Vorstand Deutsches Zentrum für Lungenforschung 2011: Beirat Deutsches Zentrum für Infektionsforschung 2012: Sprecher DFG Fachkollegium I (Entzündung) 2013: Präsident DGP

Bis 2005: Geschäftsführer des DGP-Vorstandes Bis 2014: Mitglied des Vorstandes der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Lungenstiftung Editorial Boards: Atemwegs- und Lungenkrankheiten, Münchner Med. Wochenschrift

ISBN 978-3-933059-49-9

Editorial Boards: „Der Pneumologe“, Intensiv Update, Medizinische Klinik, „Deutsches Ärzteblatt“, „Thoracic and Cardiovascular Surgeon“ Associated oder Chief Editor: European Respiratory Journal, Respiratory Medicine, European Respiratory Monograph


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