DHV-info Nr. 231

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Nicken beenden – Wann und wie stoppe ich die Pendelbewegung um die Querachse? Seit 2021 gibt es zwei Varianten der Flugübung „Stabilisieren von Nickbewegungen“ im DHV-Lehrplan zum A-Schein. Der Hauptunterschied liegt dabei im Zeitpunkt, wann der Pilot die vornickende Kappe stoppt. Anderer Stoppzeitpunkt – anderes Lernziel! Doch zu Beginn versorgen wir dich noch einmal mit ein paar Grundlagen zu dieser Flugbewegung. TEXT: SIMON WINKLER | FOTOS: FABIAN GEISEGGER, SIMON WINKLER

Was ist eigentlich Nicken und wie nehme ich es wahr? Wie der Titel schon sagt, ist das die Bewegung des Fluggeräts um die Querachse. Visuell nimmst du diese Bewegung hauptsächlich als Vor- und Zurückbewegung der Gleitschirmkappe wahr. Ausgangslage ist der stationäre Geradeausflug. Bewegt sich nun die vorher im Zenit befindliche Kappe nach vorne, redet man vom Vornicken. Dabei spürst du eine Geschwindigkeitszunahme über den Fahrtwind und einen verstärkten Sinkflug. Im Gurtzeug wirst du dich eher „leicht“ fühlen (geringere G-Kräfte). Wandert die Kappe nach hinten, spricht man vom Zurücknicken, Abkippen oder gar Aufstellen des Gleitschirms. Dabei spürst du eine Abnahme der Fluggeschwindigkeit und einen Steigflug. Im Gurtzeug wirst du dich auf Grund der Pendelbewegung eher „schwer“ fühlen (erhöhte G-Kräfte).

Definition Phygoide: Die Phygoide ist ein oszillatorischer Wechsel von potenzieller Energie (Flughöhe) mit kinetischer Energie (Fluggeschwindigkeit), der bei sehr geringen Frequenzen und mit sehr geringer Dämpfung abläuft. Für einen mitfliegenden Beobachter sieht dies so aus, als wenn das schwingende Flugzeug eine stehende Ellipse um eine mittlere Position beschreibt.

Besonderheit Gleitschirm Eigentlich ist unser Gleitschirm ein riesiges, fliegendes Pendel. Bis zu sieben Meter Leinen trennen den Piloten von seiner Tragfläche. Dieser große Abstand und der dramatische Massenunterschied vom schweren Piloten gegenüber der leichten Tragfläche sorgen in erster Linie für eine hohe Stabilität unseres eigentlich aerodynamisch eher instabilen Flügelprofils. Kommt es jedoch zu Änderungen des Auftriebs und Widerstandes durch Anstellwinkeländerungen oder Verformungen an der Tragfläche, beginnt sich das Pendel in Bewegung zu setzen. Es kommt zu Nickbewegungen. Meist reicht der tiefe Schwerpunkt aus, um diese Bewegungen nach kurzer Zeit selbst zu beenden. Sind die äußeren Einflüsse (Turbulenzen) jedoch stärker, oder treffen genau zum richtigen Zeitpunkt auf unseren Flügel, kann das Pendel sehr stark ausschlagen, sich sogar verstärken. Der Pilot muss eingreifen, um kritische Schirmreaktionen zu verhindern.

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