Interview
neue arbeit
Was wird aus unserer Arbeit? Robert Misik ist Journalist und Autor und schreibt unter anderem für „Falter“, „Profil“ und „Der Standard“. Auf Einladung der „Plattform Zukunft“ war Misik in Gallneukirchen (OÖ) zu Gast und und sprach über die Zukunft der Arbeit. Karin Windpessl
Sie beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit dem Begriff der Arbeit. Wie wichtig ist es für Menschen, Arbeit zu haben? Zunächst ist Arbeit natürlich eine Notwendigkeit, weil unser Einkommen von ihr abhängt. Dass wir Geld haben, das Lebensnotwendigste kaufen zu können, aber auch, darüber hinaus, einen gewissen Wohlstand zu erwirtschaften. Aber die Bedeutung der Arbeit geht darüber weit hinaus. Arbeit ist für die meisten von uns eine wichtige Quelle der Identität. Was alles kann Arbeit leisten? Von der finanziellen Absicherung einmal abgesehen. Sie leistet unglaublich viel. Sie stattet uns mit Identität aus, aber auch mit unserem gesellschaftlichen Status. Sind wir anerkannt in den Augen der anderen? Diese Frage hat viel mit unsere Stellung im Erwerbsleben zu tun. Arbeit strukturiert u nseren Tag. Oft ist sie eine Herausforderung in positiver Hinsicht, wir verbessern unsere Fertigkeiten im Prozess der Arbeit, was uns wiederum ein gutes Gefühl geben kann. Im Kollegenkreis sind wir, wenn alles gut läuft, aufdiakonie ∙ Februar 2019
gehoben. Fühlen wir uns respektiert im Job, geht es uns gut, fühlen wir uns gemobbt oder nur als Befehlsempfänger, eher schlecht. Die Arbeit hat also viel Einfluss auf unseren Gefühlshaushalt. Welche Auswirkungen wird die Digitalisierung auf uns Menschen haben? Nun, an sich könnten wir uns darüber freuen: Die Geschichte des menschlichen Fortschrittes ist die Geschichte von Produktivitäts fortschritten durch technologische Innovation, und bedeutete immer auch, dass uns harte Arbeit – oder auch nervtötende Arbeit – von Maschinen abgenommen w urde. Dieses Potential hat die neue technologische Revolution auch, die man schon das „zweite Maschinen zeitalter“ nennt. Die Industrialisierung veränderte Arbeit an sich und den Begriff der Arbeit von Grund auf. Stellt die Digitalisierung einen ähnlichen Bruch mit bisherigen Strukturen dar? Die erste industrielle Revolution vernichtete Arbeit in einem traditionellen Sektor, der Landwirtschaft,
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schuf aber neue Jobs im industriellen Sektor. Das bedeutete einige Jahrzehnte Verelendung. Langfristig entstanden aber Jobs mit hoher Wertschöpfung und ordentlichen Löhnen. Die D igitalisierung und Automatisierung kann nun den Effekt haben, dass in den industriellen Sektoren immer weniger Menschen arbeiten und neue Jobs vor allem im Dienstleistungsbereich entstehen, in dem üblicherweise schlechter verdient wird, wobei „Dienstleistungen“ natürlich ein sehr schwammiger Begriff ist. Da gehört der Banker genauso dazu wie das Pflegepersonal im Seniorenheim oder die Verkäuferin und der Verkäufer im Supermarkt. Der Titel ihres Vortrags für die Plattform Zukunft lautete: „Intelligente Automaten, selbstlernende Maschinen. Werden wir am Ende alle arbeitslos?“ Darf ich Ihnen die Frage zurückspielen? Ich denke, wir sollen den Satz sehr ernst nehmen: Voraussagen sind immer schwierig, besonders, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen. Wir können heute schon einige Tendenzen sehen, etwa die