"Unsere Kunst ist autonom und gefährlich" Diakonie 03/20

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„Ich erfahre die Geschichte der Person in der Begleitung“

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Menschen mit psychischen Problemen, die sich auf der Flucht befinden werden in einer Gruppe in Oberösterreich gezielt begleitet. Eine doppelte Herausforderung. Karin Windpessl

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ine seit 2019 bestehende Gruppe richtet sich an eine besonders verwundbare Gruppe: geflüchtete Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden. Oft kann die Flucht noch ein Verstärker bestehender Erkrankungen sein und damit eine Traumatisierung noch zusätzlich begünstigen. Obwohl diese Gruppe zwar zahlenmäßig nicht groß ist, braucht sie eine intensive Zuwendung. Sechs Männer sind in Betreuung, die Bandbreite an Diagnosen ist breit. Schizophrenie, Intelligenzminderung, Psychosen, Neurosen, Epilepsie – es ist eine Vielzahl unterschiedlicher Krankheitsbilder, mit denen die Mitarbeiter*innen am Linzerberg konfrontiert sind. Schwierig sei zu Beginn vor allem die Anamnese, also die Erfassung möglicher Vorerkrankungen und damit eine Eingrenzung des Krankheitsbildes, betont Margarete Moser, Bereichsleiterin der Flüchtlingsarbeit in Oberösterreich. Bei Menschen mit anderer kultureller Herkunft und Sprachbarrieren seien adäquate Therapieangebote eine besondere Herausforderung: „Zumeist kommt die Person ohne Befund, ohne Hinweis auf die Art der Erkrankung. Dann müssen wir

in einem oft sehr lange dauernden Prozess herausfinden, wo die Grenzen der Person verlaufen, was ist möglich und was nicht.“

Empathie als wichtige Voraussetzung Viele Geflüchtete kommen aus Afghanistan, Irak und Syrien. Zusätzlich zur oft fehlenden Diagnostik kommt die Sprachbarriere erschwerend dazu. Es gibt zwar die Möglichkeit, Dolmetscher einzubeziehen, im Alltag läuft die Verständigung aber viel grundlegender ab. „Wir schauen, was beruhigend wirkt oder was eher aufwühlt und passen unser Verhalten schrittweise an“, erklärt Moser und ergänzt: „Einer unsere Bewohner zum Beispiel will nicht im Finsteren schlafen. Das muss man einmal herausfinden.“ Was es brauche, um diesen Job ausüben zu können? „Empathie und Einfühlungsvermögen“ betont Moser. „Ich erfahre die Geschichte der Person in der Begleitung.“ Zusammenhalt und Teamwork sind dabei ein wichtiger Türöffner. Sieben Mitarbeiter*innen auf unterschiedlichen fachlichen Bereichen bringen ihre Expertise

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ein – ob Pädagogen, Psychologen, Fachsozialbetreuer – verschiedene Ansätze ergeben ein Ganzes. Im gemeinsamen Austausch werden Wege der Begleitung gesucht und gefunden, oft auf nicht verbaler, basaler Ebene. Mimik und Gestik sind oft die einzige Brücke, um in Kontakt zu kommen. „Gelassen, respektvoll und offen in die Situation gehen“, das nennt Moser als wesentliches Rezept im Umgang mit dem Klient*innen. Gleichzeitig wird das Feld der psychischen und mehrfach Erkrankungen/Diagnosen immer größer. „Mit einer Person ist ein völlig neuer Fachbereich hinzugekommen – jemand mit drogeninduzierter Psychose (Überkonsum im Heimatland), daraus resultierenden kognitiven Schwächen. Wir streifen sehr viele unterschiedliche Themenfelder und müssen diese mit der Person erarbeiten.“ Das sei oft spannend, aber auch herausfordernd ergänzt Moser. Und auch hier wäre mehr Personal dringend benötigt.


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