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Wirken im Kollektiv

das vorstandsteam im gespräch

Daniela Palk, Rainer Wetreck und neu im Team seit Anfang April, Robert Schütz sind der neue Vorstand des Diakoniewerks. Robert Schütz übernimmt das Vorstandsmandat von Josef Scharinger, der nach 45 Jahren seine Pension antrit. Das neue Vorstandstrio im Gespräch über die Weiterentwicklung des Diakoniewerks, Nächstenliebe in der neuen Zeit und Arbeit

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mit Sinn. Verena Schwarzinger

Sie steuern nun gemeinsam ein Unternehmen mit mehr als 3.500 Mitarbeiter*innen. Welche Kultur soll untereinander gelebt werden?

Robert Schütz: Wesentlich ist der Dialog auf Augenhöhe auf allen Ebenen. Und wir wollen Mitgestaltung und Eigenverantwortung aller Mitarbeiter*innen fördern. Wir ermöglichen Freiräume, um wirksam werden zu können. Wirksam im Sinne von - Neues auszuprobieren, neue Wege zu gehen oder “Out of the Box” zu denken.

Daniela Palk: Die Aufgabe des Diakoniewerks ist das Erbringen von sozialen Dienstleistungen, also der gestalterische Beitrag im ihrer heutigen Vielfalt einzubringen und ihre Arbeit gemeinsam für die Menschen zu gestalten, die wir begleiten.

„Gemeinsam mit Kolleg*innen in den Regionen sorgen wir dafür, dass Dienstleistungen fexibel an der Seite von Menschen erbracht werden.“

Helfen. Dabei orientieren wir uns konsequent an den Menschen, die sich uns anvertrauen. Wir trauen den Menschen dabei zu, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen für sich und ihr Leben zu trefen. Um dies bestmöglich umsetzen zu können, braucht es Mitarbeitende und Führungskräfe vor Ort, die im Sinne dieser Eigenverantwortung im besten Sinne diakonisch handeln.

Rainer Wetreck: Die Mitarbeiter*innen vor Ort sind in allen Bereichen „ganzheitliche Partner*innen“: Sie wollen nicht einfach Rädchen im Getriebe sein, sie bringen ihre tiefen Motive und Sinnbedürfnisse mit. Wir sagen: „Es ist Zeit für unseren Spirit!“ Denn wir alle in unserer Vielfalt sind Teil einer diakonischen Sinngemeinschaf. Mit einer festen Verankerung in unserer diakonischen Identität und Tradition können wir den Kolleg*innen zutrauen, sich in

Sie sagen, Sie verstehen sich als Kollektiv – wie arbeiten Sie in Ihren drei Rollen zusammen und wie sehen diese aus?

Schütz: Ich übernehme das Vorstandsmandat von Josef Scharinger aber nicht den Vorstandsvorsitz. Wir treten im Team auf und halten den gemeinsamen Vorsitz. In meiner Rolle übernehme ich die Bereiche Finanzen und Kliniken und bin mitverantwortlich für den sozialen Dienstleistungsbereich.

das vorstandsteam im gespräch

v. r. n. l.: Daniela Palk, Rainer Wetreck und Robert Schütz Palk: Die Gestaltung der sozialen Dienstleistungsfelder mit den Schwerpunkten Behindertenarbeit und Seniorenarbeit liegt in meiner Verantwortung. Neben der inhaltlich-fachlichen Weiterentwicklung habe ich dabei auch den fnanziellen Rahmen und die Vertretung des Unternehmens und unserer Inhalte nach außen im Blick.

„Wir verbinden unsere Identität mit großem Vertrauen und Zuspruch für die Mitarbeiter*innen vor Ort, indem wir alle Teil einer Sinngemeinschaft sind.“

Wetreck: Ich setze mich dafür ein, gemeinsam die Potenziale unserer Identität zu entdecken und zu stärken, gerade auch aus unserer ganz besonderen Diakonissentradition. Wir können heute die spirituellen Schätze unserer Herkunf in die Bildung, Personal- und Kulturentwicklung neu übersetzen und merken bereits an vielen Beispielen, wie atraktiv und belebend dies sein kann.

Das vergangene Jahr war geprägt durch die Coronapandemie. Die Mitarbeiter*innen handelten engagiert und kompetent und setzten sich für die Menschen,

das vorstandsteam im gespräch

„Wir verstehen uns im Vorstand als Ermöglicher, um bunt und frei auf die Nöte dieser Zeit zu schauen. “

Robert Schütz

die wir begleiten, ein. Der Impfprozess verlief erfolgreich. Das Unternehmen ist wirtschaflich stabil. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Palk: Wir sind Werteträger genau da, wo das Diakoniewerk spürbar wird, nämlich in der unmitelbaren Begegnung und in der fachlichen Erbringung der Dienstleistung. Corona fordert uns dabei besonders und bei aller Anstrengung, die diese Zeit für die Menschen, die wir begleiten und die Mitarbeitenden bedeutet, schärf es uns genau an der Grenze zwischen dem gebotenen Schutz und der erforderlichen und einzufordernden Freiheit.

Wetreck: Ich bin enorm dankbar für all das, was geleistet wurde, und zugleich auch stolz auf manche ethische Widerständigkeit im Sinne der Menschen, die wir begleiten. Genau durch dieses ethische Mindset wurde Fantasie geboren für Neues und auch für die nachhaltige tägliche Sorge für die Menschen, die sich uns anvertrauen.

Schütz: Das Diakoniewerk haben wir alle zusammen gut durch die Krise getragen. In unserer Buntheit und Vielfalt mit vielen Unternehmen und Leistungen ist es uns gelungen, überall die Fahnen hochzuhalten. Als sicherer Arbeitgeber, als wirtschaflich gut aufgestelltes Unternehmen und als Gemeinschaf.

Stichwort Arbeitgeber: Wie gestaltet sich ein „Job mit Sinn“? Ist Sinn gleichzusetzen mit Erfolg?

Palk: Ich glaube, als wichtiger Systemerhalter ist man of nicht sichtbar. Ich vergleiche dies mit der Statik eines Gebäudes oder einer Brücke. Diese ist of nicht auf den ersten Blick erkennbar. Sie ist aber mehr als wichtig, denn sie trägt die Last.

Wetreck: Wenn wir von „Sinn“ sprechen, hat dies nichts mit plattem Marketing zu tun. Es geht im tiefsten um die Kraf, die aus der persönlichen „Berufung“ kommt. Dies alte Wort ist plötzlich wieder modern: „Wofür bin ich da? Was macht mich glücklich im Beruf? Wofür sind wir als Diakoniewerk unvertretbar da? Was ist meine und unsere Botschaf?“ Ich glaube: Wir begleiten Menschen, um in all unserer Vielfalt Nächstenliebe und Gotesliebe heute spürbar zu machen.

Schütz: Sinn entsteht, wo man dies zulässt: Wir wollen nicht steuern, sondern wir wollen als Vorstand ermöglichen. Dafür braucht es Rahmenbedingungen wie Budget und Ressourcen und ein hohes Maß an Qualität. Gemeinsam ermöglichen wir das.

Welche Weiterentwicklung werden Sie gemeinsam für das Diakoniewerk anstreben?

Palk: Seit über 145 Jahren sind wir ein lebendiges und sich an die Zeit anpassendes Dienstleistungsunternehmen. Wir geben durch diese Stärke Antworten auf die Nächstenliebe in unserer Zeit. Dies ist eine Einladung an die Mitarbeitenden und den Vorstand, uns miteinander weiter auf diesen Weg zu machen. Ganz im Sinne von erforderlicher Anpassungsfähigkeit durch Innovationsfreude und durch Gestaltungswillen.

Wetreck: Wir betreuen, begleiten und leben Nächstenliebe für die neue Zeit. Es ist eine tolle Aufgabe, gemeinsam das ganz besondere Erleben spürbar zu machen, das mit Diakonie verbunden ist: für Klient*innen wie für Mitarbeitende. Und ich vertraue darauf, dass wir dies gemeinsam im Diakoniewerk weiter stärken werden.

Schütz: Stillstand ist Rückschrit und dies wollen wir keineswegs. Wir bilden den Anker und bauen auf die Eigenständigkeit, die Expertise und auf die Kreativität der Mitarbeiter*innen.

Frau Palk, Herr Schütz, Herr Wetreck – danke für das Gespräch!

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