EssayRitterCramer

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Madeline Ritter und Franz Anton Cramer Tanzfonds Erbe. Eine Förderinitiative der Kulturstiftung des Bundes zur Geschichte des Tanzes Der Tanz hat sich seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer der wichtigsten Kunstformen des westlichen Kanons entwickelt. Aber er hat keine Monumente geschaffen. Während es kunst- und kulturhistorische Museen aller Art in fast jeder Stadt gibt und die Bewahrung von Denkmälern als vornehmste Aufgabe staatlicher Kulturpolitik gilt, ist die geschichtliche Dimension des Tanzes kaum sichtbar. Das ist nicht nur dem Rang der Kunstform unangemessen, es schwächt auch seine gesellschaftliche Anerkennung. Diesem traurigen Befund hat sich TANZFONDS ERBE gestellt. Gewissermaßen als Nachfolgeprojekt zum Tanzplan Deutschland, der sich einer substantiellen Verbesserung der institutionellen und der Ausbildungsstrukturen für den Tanz verschrieben hatte, entstand das Vorhaben, die Geschichte des Tanzes in die lebendige Mitte der Gesellschaft zu rücken. Die Pflege des Tanzerbes sollte in der kulturellen Gesamtarchitektur endlich einen festen Platz erhalten. TANZFONDS ERBE, initiiert und gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, konzipiert und realisiert von der Projektleiterin Madeline Ritter und ihrem damaligen Mitgesellschafter Ingo Diehl, startete 2011 mit einer Laufzeit von insgesamt neun Jahren. Das Programm hat die Frage der Überlieferung, des Wissens um die Geschichte des Tanzes und ihre Pflege auf die kulturpolitische Bühne gebracht, noch ehe der Vorhang sich auf das künstlerische Geschehen selbst öffnen konnte. Auf der Webseite tanzfonds.de heißt es: „Lange Jahre war die Geschichte des modernen Tanzes in der Öffentlichkeit nur begrenzt sichtbar – ungeachtet der Tatsache, dass der Weltruf zahlreicher Künstlerpersönlichkeiten wie Mary Wigman, Dore Hoyer, Tatjana Gsovsky, Rudolf von Laban, William Forsythe oder Pina Bausch seinen Ausgang in Deutschland nahm.“ Doch das Tanzerbe, mag es auch immateriell sein, benötigt zu seinem Erhalt ebenfalls Spezialwissen, finanzielle Ressourcen und dauerhafte Auseinandersetzung: „Die Aufarbeitung von historischem Material ist aufwendig, Urheberrechte sind häufig nicht geklärt und Nutzungsrechte, etwa für Originalmusiken, teuer. Um diese Lücke zu schließen, initiierte die Kulturstiftung des Bundes TANZFONDS ERBE.“ „A Cure for Dance Loss“ nennt der Tanzfonds selbst sein Vorhaben im internationalen Kontext und beschreibt die Strategie mit bestechend einfachen Worten: „Involve many people from diverse backgrounds.“ „Make it easy to access available funding.“ „Talk about it frequently and to as many people as possible.“

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