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Zwölf Fragen

Es gibt einen Hunger aufs Skifahren

Zwölf Fragen an Rainer Gstrein, Rennleiter der alpinen Skirennen in Sölden.

Die schwierigste Frage gleich am Anfang: Kein Überdruss am Skisport nach so vielen Jahren?

Sicher nicht. Ich bin zwar schon ein paar Jahrzehnte dabei, aber die Freude am Racing ist ungetrübt.

Du bist seit 1993 Rennleiter der alpinen Skirennen in Sölden. Wie hat sich deine Aufgabe verändert? Worauf freust du dich persönlich am meisten?

Die Aufgabe selbst bleibt immer gleich. Als Race Director leite ich die Vorbereitungen auf die Rennen, überwache alles, was im technischen Bereich anfällt, und leite die Mannschaftsführersitzungen.

Und die Rahmenbedingungen?

Technisch ist vieles besser geworden. Als wir in den 90er-Jahren die ersten Rennen ausgerichtet haben, mussten wir die Wasserpräparation – die Verhärtung des Schnees, damit die Piste renntauglich ist – noch mit langen Feuerwehrschläuchen machen, die uns auf dem Gletscher immer eingefroren sind. Inzwischen ist der Gletscher selbstverständlich mit Wasser versorgt. Es gibt ganze Diplomarbeiten übers Präparieren.

Apropos Gletscher. Wie nehmt ihr den Klimawandel wahr?

Auf das Treffen mit den alten Kolleginnen und Kollegen. Wir sprechen noch immer dieselbe Sprache.

Wie groß ist das Team, mit dem du den Saisonstart vorbereitest?

Insgesamt 600 Menschen, von den Pistenrutschern bis zum Catering. Und das Großartige daran: Jeder Einzelne trägt zum Erfolg der Veranstaltung bei. Wir können auf keine Mitarbeiterin und keinen Mitarbeiter verzichten.

Auf welches Team müssen wir im bevorstehenden Weltcup besonders achten, abgesehen von den Cracks aus Österreich und der Schweiz?

Ich erwarte, dass die jungen Norweger sehr stark sein werden. Sie können sich ohne großen Druck entwickeln und genießen eine universelle Sportausbildung.

Der Gletscher apert ständig ab, keine Frage. Es braucht ständig Pistenbauarbeiten. Um die Befahrbarkeit im Herbst zu garantieren, machen wir wie alle anderen Gletscherskigebiete Snowfarming.

Das heißt?

Schon im Winter der Vorsaison werden Schneedepots angelegt. Die Depots und neuralgische Stellen des Gletschers werden mit weißem, reflektierendem Vlies abgedeckt, um das Abschmelzen zu verhindern.

Von welchen Flächen sprechen wir da?

Zehn bis zwölf Hektar.

Hat sich der Stellenwert des Skisports verändert?

Der Skisport hat in Österreich, der Schweiz, Südtirol und Süddeutschland unverändert einen riesigen Stellenwert. Das merken wir am Zuschauerinteresse. Ich denke, dass wir bis zu 15.000 Zuschauer zum Saisonstart erreichen können. Es gibt einen Hunger aufs Skifahren.

Und was wünschst du dir persönlich?

Dass die deutschen Stars mitmischen. Das ist gut fürs Publikumsinteresse.

Wie lang wirst du noch Rennleiter bleiben?

Solange es mir Freude macht und ich gesund bleibe.

Rainer Gstrein, 66, stieg nach einer Verletzung als Jugendlicher sofort als Trainer in den Spitzenskilauf ein. Nach zwei Jahren als Cheftrainer in Liechtenstein arbeitete er von 1990 bis 2016 in verschiedenen Funktionen als ÖSVHerrentrainer und war mitverantwortlich für eine goldene Ära der österreichischen Ski-Cracks. Nach einem schweren Skiunfall arbeitete er sich hartnäckig ins Leben zurück und fungiert bis heute als Präsident des Tiroler Bergsportführerverbandes. Seit 1993 ist der gebürtige Sölder Gstrein Rennleiter der alpinen Skirennen in Sölden.

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