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Die schönsten Häuser auf den höchsten Bergen

Die Alpen brauchen vor allem Kultur

In den Ötztaler Alpen sind in den letzten Jahren Musterbeispiele spektakulärer moderner Architektur entstanden. Ein Rundblick.

007 Elements auf dem Gaislachkogl

Das Museumsobjekt, designt von der „Obermoser arch-omo zt gmbh“, fügt sich auf 3.040 Metern wie ein Fels in die Landschaft.

Der neue „Top Mountain Crosspoint“

am Beginn der Timmelsjochstraße, Gurgl, mit dem vergrößerten Motorcycle Museum. Architekt: Michael Brötz. Gegenüber an der Bergkante: eines der Objekte der „Timmelsjocherfahrung“ von Architekt Werner Tscholl.

Das Naturparkhaus in Längenfeld,

in dem die außergewöhnliche Fauna und Flora des Ötztals beschrieben und nachvollziehbar gemacht wird. Architekt: Hanno Schlögl.

Gespräch mit Johann Obermoser, dem Architekten des ice Q, der Bergstation Gaislachkogl, des 007 Elements und anderer alpiner Projekte, über architektonische Kultur und das Bauen in den Bergen.

Gespräch von Christian Seiler und Peter Reinthaler

Was bedeutet Ihnen Architektur?

Ich sehe sie nicht als Arbeit, sondern als Erfüllung.

An welchen Bautraditionen haben Sie sich orientiert?

Eigentlich an zwei komplett unterschiedlichen: einerseits am minimalistischen BauhausStil, andererseits am mit Ornamenten behafteten postmodernen Stil von Charles Moore und anderen. Dazwischen habe ich mich am Anfang bewegt. Schließlich habe ich mich aber ziemlich eindeutig zum Minimalismus bekannt. Das prägt bis jetzt unsere Objekte.

Ihre Häuser im Ötztal haben zum Teil eine stark skulpturale Anmutung.

Mhm. Jedes Gebäude entwickelt sich aus dem Ort, wo es steht, und aus der Funktion, die es hat. Die Materialität ist abhängig vom Ort, an dem man baut. Es gibt sicher stilistische Gemeinsamkeiten bei allen Bauten, aber entscheidend für die Gestaltung ist vor allem anderen der Ort, wo das Gebäude steht.

Wie beginnt die Arbeit an einem so exponierten Ort wie dem ice Q?

Das war insofern eine besondere Herausforderung, als wir ja komplett im Permafrost gebaut haben. Da kamen zu den funktionalen und gestalterischen Herausforderungen auch die geologischen Probleme dazu, die den Bau dann stark bestimmt haben.

Johann Obermoser, 68, studierte in Innsbruck Architektur, arbeitete mehrere Jahre in Wien, bevor er 1983 in Innsbruck sein eigenes Büro eröffnete. Er entwarf viele öffentliche und private Bauten, mehrheitlich in Tirol, und wurde dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Im Ötztal hinterließ er an spektakulären Orten seine Spuren: Der ice Q auf dem Gaislachkogl stammt genauso aus seinem Atelier wie die Anlage des 007 Elements, die Gaislachkoglbahn und die Giggljochbahn. omoarchitekten.at

Aber die Form des Gebäudes stand von Anfang an fest?

Nein. Der ice Q sah am Anfang ganz anders aus. Er sollte ursprünglich ein Turm mit einer riesigen Plattform werden, unten ein Kiosk, oben das Restaurant, komplett getrennt voneinander. Es war der Einwand der GastroBetreiber, für die es nicht in Frage kam, dass Küche und Restaurant auseinander liegen. Das war der Grund, warum wir noch einmal umgedacht haben.

Haben Sie nichts vom ersten Projekt behalten?

Doch, das Grundprinzip: die Reflexion. Am Berg hat man gestalterisch zwei Möglichkeiten. Entweder man baut so, dass sich die Landschaft im Gebäude spiegelt – oder man baut das Gebäude so, dass es selbst zu einem Teil der Landschaft wird.

Sie haben sich für die Reflexion entschieden.

Ja, für die Reflexion der Landschaft von außen – und für die Inszenierung der einzigartigen Landschaft aus dem Gebäude heraus. Deshalb haben wir gestalterisch Blöcke übereinander gestapelt, um Terrassen zu generieren, von denen aus der Blick auf die Umgebung inszeniert werden kann. Dazu kommt dann, wie bereits angesprochen, das Funktionale: Küche und Restaurant auf einer Ebene, sprich: großer Grundriss – im Gegensatz zum schlanken ersten Entwurf, der eher in die Höhe streben sollte.

Wie sind Sie und Ihr Team die geologischen Probleme angegangen?

Mit möglichst kleinen Fundamenten. Aus mehreren Gründen: erstens um das

Spektakulärer Blick von der Terrasse ins Tal: Der Bau stand wegen des Permafrostes auf dieser Höhe vor erheblichen technischen Herausforderungen.

007 Elements

Die schräg inszenierte James-BondErfahrung, quer durch den Berg.

Die Räume der Erlebnisausstellung graben sich in das gefrorene Felskonglomerat. Durch den „Barrel of the gun“ (Revolverlauf) gelangt man in die Zwischenwelt zwischen Bond-Fiction und Hochgebirgsrealität. Im Berginneren ließ Architekt Johann Obermoser sieben Betonelemente dynamisch miteinander verbinden, sodass sie sich an die Gesteinsbewegungen anpassen können. Über leicht geneigte Ebenen führt der Weg durch die Ausstellung bis zum Blick in den Abgrund. Die Materialien Beton, Stahl und Glas schlagen eine minimalistische Brücke zwischen archaischer Bergwelt und dem perfekt inszenierten Mythos der Marke „007“.

Verschmelzung von moderner Holz- und klassischer Alpinarchitektur: Das Restaurant (rechter Teil) sitzt unter einem Satteldach, das mit weitem Schwung über Seilbahnhalle, Motorradmuseum und Mautstation ausläuft.

Top Mountain Crosspoint

Die Herausforderung, Größe in der Landschaft verschwinden zu lassen.

Grundriss einer harmonischen Verbindung: Sämtliche Funktionen werden mit Holz-Stahl-Oberflächen und leichtem Industrial Design individuell geprägt und zusammengehalten. Der ästhetische Zweckbau am Eingang der Timmelsjochstraße wurde im vergangenen Herbst, nur zehn Monate nachdem ein Brand große Teile des Gebäudes zerstört hatte, in vergrößerter Form neu eröffnet. Er enthält gleichzeitig Mautstation, Seilbahnhalle, das Motorcycle Museum (Seite 54), ein Restaurant sowie Wohn- und Büroräume. Seine „geschwungen-organische Linienführung“ (Architekt Michael Brötz) lässt das Gebäude ideal in der Landschaft verschwinden.

geologische Gleichgewicht auf dem Berg nicht durcheinanderzubringen, zweitens um das Gebäude zu unterlüften, vom Wind umwehen zu lassen, damit die Wärme nicht in den Permafrost eindringen kann. Da haben wir vom Bau der Seilbahnstation gelernt. Die steht auf 23 Fundamentpunkten, der ice Q nur mehr auf drei. Diese Bauweise hat sich sehr bewährt und wird jetzt auch international beim Bauen in den Bergen so praktiziert.

Kann ich mir das wie einen Stelzenbau vorstellen?

Ja, so in der Art. Mit dem Unterschied, dass die Stelzen hydraulisch bis zu einem Meter verstellbar sind, um etwaige Veränderungen im Boden auszugleichen.

Schwankungen in den 14 Jahren, in denen die Bergstation der Gaislach- koglbahn beobachtet wird?

Keine drei, vier Millimeter. Früher musstest du alle zwanzig Jahre neue Stationen bauen, weil sie von den Bewegungen des Bergs auseinandergerissen wurden.

Sie haben in Tirol sehr viel gebaut, bevor Sie Ihre großen Projekte im Ötztal realisiert haben. Wie haben Sie im Ötztal zu bauen begonnen?

Zuerst hab ich gar nicht gebaut, sondern an einem Wettbewerb für die – später gar nicht verwirklichte – Zentrumsbahn teilgenommen. 2008. Da wollte ich einen Dorfplatz bauen, wo abends die Kabinen wie ein Riesenrad laufen, ein neues Zentrum mit Gastronomie und Veranstaltungsorten entstehen kann. Das Projekt schlug völlig aus der Art. Es war uns klar, dass es nicht realisiert wird. Trotzdem haben wir den Wettbewerb gewonnen – aber realisiert wurde das Projekt aus anderen Gründen nicht – es gab Widerstand gegen neue Lifttrassen, der Bau der Bahn wurde abgesagt. Dafür haben wir dann den Auftrag für den Gaislachkogl bekommen.

Bei der Gaislachkoglbahn war die Bergstation kaum mehr benutzbar und musste erneuert werden.

Da sagten uns die Bergbahnen: Wir müssen was tun. Schaut euch das an. Wir waren die Ersten, die die Garagierung der Kabinen der Talstation über der Einstiegsebene situiert haben. Das war ein neues funktionalistisches Prinzip, das nach außen transparent macht, wie die Gondeln „schlafen gehen“.

ice Q

Dem Frieden in der Landschaft einen Ort geben.

Neben der Bergstation der Gaislachkoglbahn (r.), die wie „eine der Länge nach aufgeschnittene Spiralfeder“ (Claudia Wedekind) am Berg sitzt und von einer transparenten Folie überspannt ist, steht das Bergrestaurant ice Q kubistisch auf nur drei Fundamenten im Permafrost auf über 3.000 Metern. Die leichte Holz-Stahl-Bauweise erlaubt weite Auskragungen und Panoramablicke von den Terrassen. Die Glasoberflächen inszenieren in ihren Reflexionen die imposante Landschaft. Beide Entwürfe stammen von Johann Obermoser. Transparente Verbindungen: Lift- und Bergstation auf dem Gaislachkogl.

Erster Entwurf für den ice Q: ein schlanker Turm mit großer Aussichtsterrasse. Er wurde aus funktionalen Gründen durch den aktuellen Entwurf ersetzt.

Sie haben sich für einen leichteren, transparenteren Baukörper entschieden, als man das bei Liftstationen gewohnt war.

Nicht für einen Baukörper im engeren Sinn, eher für einen Witterungsschutz mit einer Folie, die auf dieser Höhe allerdings noch nie eingesetzt worden war. Das war natürlich ein gewisses Risiko. Aber da hat der Bauherr Selbstbewusstsein bewiesen und ist mit uns gemeinsam das Risiko eingegangen, die Folie notfalls erneuern zu müssen.

Was war der Vorteil dieser Folie, abgesehen von der Ästhetik?

Die Kosten. Die Stahlkonstruktion, auf die die Folie aufgespannt wird, muss nur sich selbst tragen, das war eine Riesenersparnis. Wir haben also die Funktionen der Seilbahn spektakulär sichtbar gemacht, was durchaus als Marketing für die Bahn gesehen werden kann, und ziemlich viel Geld gespart. Dieses Prinzip stand sicher am Anfang unserer Zusammenarbeit, die ja bis heute sehr fruchtbar weitergeht: ice Q, Giggljoch, 007 Elements usw.

Ist Architektur das Produkt von Vertrauen?

Auf jeden Fall. Die internationale Resonanz in den Medien war für uns und unseren Bauherrn eine zusätzliche Bestätigung, die unser Vertrauen gestärkt hat.

Der ice Q ist zum Leuchtturmprojekt für das Bauen in den Alpen geworden.

Da hatten wir natürlich auch Glück. Wir sperrten am 8. Dezember auf, und im Februar kamen die Location Scouts des nächsten JamesBondFilms. Das hat den Ort noch einmal gestärkt.

Als Sie oben auf dem Gaislachkogl gestanden sind, am Ort der künftigen Baustelle, wie gehen Sie da vor? Was empfinden Sie? In welche Richtung beginnen Sie zu denken?

Zuerst sortiere ich die ersten Eindrücke der Funktion. Dann forme ich im Kopf eine Figur, der ich einen Mantel, eine Materialität, zuspreche. Danach kommt die Frage, was das Gebäude kommunizieren soll, seine Darstellungskraft. Am Gaislachkogl war das die Ruhe, das Introvertierte des Gebäudes. Deshalb haben wir auch die Verbindungsbrücke außen angebracht, um die Integrität des Gebäudes zu unterstreichen. Ich wollte, dass die Menschen in dem Haus Ruhe finden, jede Hektik abstreifen und genießen.

Das Gebäude hat, wenn man es das erste Mal betritt, fast etwas Sakrales.

So ist es. Es ist ein Kraftplatz. Man kann sich finden. Diese Stimmung haben wir inszeniert, indem wir den Lärm der Übergänge nach außen geschoben haben. Im Haus selbst herrscht Ruhe. Dazu kommt, dass es nicht sehr groß ist – eine leichte HolzStahlKonstruktion, die auf den Fundamenten steht und auf diese Weise die großen Auskragungen bewältigt. Das Haus stellt sich automatisch immer von selbst gerade.

Wie funktioniert das?

Indem der Schwerpunkt sehr tief gesetzt ist. Selbst große Gewichtsverlagerungen im Haus können automatisch ausgeglichen werden.

Außen sieht das Haus utopisch aus, innen aber sehr heimelig.

Weil wir innen die Holzkonstruktion sichtbar machen. Ich sage jetzt mal: eine moderne Alm. Mit der Patina, die das Haus in den nächsten Jahren bekommt, wird es sicher noch schöner.

Dieser Gedanke ist ein Anschluss an die alpine Bautradition.

So ist es. Den Steinboden haben wir zum Beispiel aus Gletscherfelsbrocken schneiden lassen und eingebaut, und so etwas spürt man. Der Gneis geht in die Landschaft über. Das Holz stammt von der Lärche, die unsere Landschaft stark prägt.

„Entweder man baut am Berg so, dass sich die Landschaft im Gebäude spiegelt. Oder man lässt das Gebäude Teil der Landschaft werden.“ „Man hat sich beim Bauen in den Alpen seit jeher die Umgebung zunutze gemacht. Und das machen wir auch.“

Ist diese Materialsensibilität ein Schlüssel zum Bauen in den Alpen?

Auf jeden Fall. Man hat sich traditionell beim Bauen die Umgebung zunutze gemacht, und das machen wir auch. Wir machen, wenn möglich, die Materialien, die wir für die Konstruktion brauchen, sichtbar. Das hat etwas Archaisches, das die Menschen spüren.

Wie es bei alpinen Bauten sehr oft geschieht.

Ja, denn die Menschen, die vor hundert, zweihundert Jahren in den Bergen gebaut haben, machten keine Fehler. Sie hatten ein Gefühl für das Wesentliche. Sie konnten die Proportionen richtig erkennen und umsetzen. Heute ist das anders. Im alpinen Raum spielt die architektonische Sensibilität eine entscheidende Rolle, um Ver bindung und Anschluss zum Ort entdecken zu können und mit geeigneten Interventionen zu reagieren. Das Wesentliche geht heutzutage leider oft durch zu viele Signale, Änderungen und unklare Voraussetzungen verloren.

Sie haben nach dem Bauen auf dem Berg auch mitten in Sölden gebaut, nämlich das neue TVB-Haus. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Der Bauplatz im Zentrum von Sölden hat einen sehr kleinen Grundriss. Der Auftrag bestand darin, ein Haus zu bauen, das trotz des geringen Platzes Selbstbewusstsein ausstahlt. Für mich war von Beginn an klar, dass wir einen sehr scharf geschnittenen Körper machen müssen, der die Bedeutung dieses Hauses auf elegante Weise symbolisiert.

Das Haus ragt von seiner Grundfläche schräg in Richtung Ötztaler Ache.

Für mich ist die Schräge eine Geste, um den vorliegenden Platz zu erfassen, und ein Verneigen vor dem Gast. Hier ist der Tourismusverband zu Hause, der den Gast willkommen heißt. Für die Außenfassade habe ich mit den Holzschindeln eine klassische Materialität gewählt, einen Werkstoff, mit dem ich sehr gern arbeite.

Völlig anders als auf dem Gaislachkogl beim ice Q …

Ja, sicher. Denn dort oben war das Material der Funktion geschuldet: Das Gebäude ist dazu da, die Landschaft zu feiern. Das TVBHaus ist da, um Gäste klassisch willkommen zu heißen. Ein Schindelhaus in seinen zahllosen Ausformungen über den Alpenraum ist etwas Vertrautes, aber auch Besonderes.

Gibt es überhaupt noch genug Hersteller von Holzschindeln?

Es ist extrem schwierig, Handwerker zu finden, die Schindeln herstellen und verarbeiten können. Die Schindeln auf dem TVBHaus zum Beispiel sind vorgealtert, damit die Fassade nicht wegen der unterschiedlichen Neigungen ganz verschiedene Farben bekommt. Der Block soll ja als Block wahrgenommen werden.

Sie haben sehr viel Erfahrung beim Bauen in den Bergen gesammelt. Was ist das Wichtigste, das man dabei berücksichtigen muss? An welche Grundregeln muss man sich halten?

Ich glaube, es gibt nicht die eine allgemeine Regel, die alles erklärt. Der Ort, wo gebaut werden soll, regelt vieles schon selbst. Baue ich an einer Hangkante? Bin ich im Wald? Bin ich mitten im Dorf? Bin ich oben am Berg? Alle Orte brauchen individuelle Herangehensweisen.

Gibt es keine Gemeinsamkeiten, auf die man Rücksicht nehmen sollte?

Doch. Die Proportionen. Ich liebe zum Beispiel die Proportionen alter Bauernhöfe mit ihren kleinen Fenstern. Jedes sitzt genau am richtigen Ort. Da können wir uns mit unseren Ideen nur ein Beispiel nehmen.

Und das Material?

Es empfiehlt sich, auf die Umgebung Rücksicht zu nehmen. Wenn wir uns für Materialien entscheiden, die vor Ort präsent sind, stärken wir die Bindung zum Ort. Das Erste, was ich mache, wenn wir einen Auftrag bekommen, ist die Orts

Naturparkhaus

Ein Museum jenseits musealer Konservierung.

Im Bereich des früheren Längenfelder Badl ist das Naturparkhaus von Architekt Hanno Schlögl das operative Zentrum des Ötztaler Naturparks. Der Bau sitzt wie ein „künstlicher Fels“ (Schlögl) am Ansatz des Hangs. Die Oberflächen sind aus waagrecht geschaltem Sichtbeton, der eine optische Brücke zwischen Fels und Holz schlagen soll. Das auf dem Dach gesammelte Niederschlagswasser läuft über einen spektakulären Wasserspeier in das vor dem Haus angelegte Biotop und nimmt damit das Bad-Motiv noch einmal auf.

Der Aufriss zeigt das geneigte Dach, auf dem sich das Wasser sammelt, um ins Biotop gespien zu werden.

A

1 5 10m Grundriss des Naturparkhauses: Anziehungskraft durch Zurückhaltung.

Skulpturale Details der Fassade und des überdachten Eingangsbereichs: einladende, komplementäre Einheiten. Im Inneren des Hauses finden Ausstellungsraum, Verwaltung (Bild), Shop und ein großzügiger Mehrzweckraum Platz.

Gurgl Carat

Das neue Kongresszentrum in Gurgl, am Dach des Ötztals.

Das vom Büro „Superwien“ geplante Kongresszentrum in Gurgl ersetzt den alten Piccardsaal. Es spielt geschickt mit der Formensprache des Diamanten: Gurgl tritt seit einigen Jahren als „Diamant der Alpen“ auf. Große, scharf geschnittene Glasflächen spiegeln die umliegende Hochgebirgslandschaft und symbolisieren das Haus selbst als Edelstein. Superwien: „Das gewählte Material, die Transluzenz und die Form machen den Diamanten von außen und innen erlebbar.“

Platz für bis zu 600 Menschen in einem Saal, der über dem Boden schwebt. Der Raum unter dem neuen Saal wird zu einer Erweiterung des Ortskerns, ein „Gelenk zwischen Saal und Platz“.

„Der Ort, wo ich baue, regelt schon vieles. Baue ich am Hang? Oben am Berg? Im Wald? Oder im Dorf?“

besichtigung. Ich nehme mir Zeit, um den Ort zu beobachten und zu analysieren. Gehe von oben nach unten, von unten nach oben, rundherum, wechsle die Talseite – es ist ja auch wichtig, wie ein Gebäude von der anderen Talseite aus wirkt.

Noch ganz ohne Vorstellung, was das einmal werden soll?

Käme ich mit einer fixen Vorstellung, täte ich mir schwer, mich davon wieder zu lösen.

Sind Sie bei diesem Kennenlernen des Bauplatzes allein?

Den ersten Weg mache ich meistens ohne den Bauherren, damit ich nicht sofort mit irgendwelchen Anforderungen konfrontiert werde, die meine Ideen beeinflussen.

Sie beginnen zu entwerfen, ohne mit dem Bauherren gesprochen zu haben?

Nein, nach der Besichtigung treffen wir uns und diskutieren. In dem Gespräch kommen wir in der Regel so zusammen, dass wir einen gemeinsamen Weg finden. Idealerweise entstehen die Ideen durch einen intensiven Austausch.

Wie funktioniert das bei den enorm auffälligen Projekten im Ötztal?

Mit Jack Falkner hatte ich einen sehr aufgeschlossenen Bauherren, der einerseits etwas fordert, andererseits aber ein verlässlicher Partner ist. Diese Kombination ist besonders wichtig, um außergewöhnliche Projekte erstens entwerfen und zweitens umsetzen zu können.

In der idealen Welt sieht es also so aus: Der Bauherr muss genau wissen, was er will. Für die formale Umsetzung sind Sie zuständig.

So ist es. Der Bauherr muss seine Ideen im Bauwerk sehen, aber auch bereit sein, das, wofür nicht er zuständig ist, zuzulassen.

Im Erdgeschoß sind Servicetheken und eine multimediale Ausstellung der touristischen Angebote untergebracht, in den Etagen darüber befinden sich Büros.

Ötztal Tourismus

Das Gebäude, das die Gäste willkommen heißt.

Auf einem kleinen Baugrund im Ortszentrum von Sölden entwarf Johann Obermoser ein dreistöckiges Bürohaus, das sich leicht in Richtung Ötztaler Ache neigt. Das Haus ist mit vorgealterten Lärchenschindeln verkleidet, die der klaren, zeitgenössischen Formensprache des Hauses einen traditionellen Anschluss verleihen. Das mit Glas ummantelte Erdgeschoß verleiht dem Gebäude fast schwebende Leichtigkeit.

„Ich glaube, dass man mit Architektur das Leben von Menschen verbessern kann. Ohne dass sie genau merken, warum.“

Beide Seiten müssen offene Augen und Ohren haben, wenn sie in so einen Prozess gehen. Ich lerne bei jedem Bau dazu, und ich freue mich, wenn auch der Bauherr dazulernt.

Wie nennen Sie diesen Prozess?

Sehr weit gefasst: Kultur. Kultur macht unser Zusammenleben aus, sie formuliert den Respekt füreinander. Ich beobachte heute, dass oft sehr aggressiv und apodiktisch miteinander umgegangen wird. Da kann nichts Kreatives entstehen. Das schlägt sich auch in der Baukultur nieder.

Sehen Sie in Ihrer Arbeit also auch eine gewisse pädagogische Funktion?

Ich würde es vielleicht nicht pädagogisch nennen. Aber ich glaube, dass man mit Architektur das Leben von Menschen verbessern kann, und zwar so, dass sie gar nicht genau merken, warum. Als wir die ersten MPreisMärkte gebaut haben, bekamen wir von vielen Leuten die Reaktion, aha, irgendwas ist anders, wir fühlen uns hier wohler als in anderen Supermärkten.

Ausgerechnet im Supermarkt?

Ja, ausgerechnet im Supermarkt. Gute Supermärkte zu bauen ist architektonisch viel nachhaltiger, als irgendwo ein lässiges Einfamilienhaus hinzustellen. In den Supermarkt geht ja jeder hinein. Und versteht irgendwann, dass eine gute Beleuchtung etwas dazu beiträgt, dass man sich wohl fühlt, dass gute Sichtachsen die Orientierung erleichtern. So etwas zu denken und zu verstehen, ist für jeden Architekten enorm wichtig, ja, auch aus pädagogischen Gründen. So wie die Gestaltung von Schulen: enorm wichtig. Kindergärten: enorm wichtig. Die Menschen saugen die Vorteile guter Architektur auf und geben sie weiter. So entsteht Kultur. Und Kultur ist genau das, was wir beim Bauen in den Bergen am meisten brauchen.

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