red&queer 05/2006

Page 1

DKP queer Wer wir sind und was wir wollen Uns fehlen in der DKP momentan noch konkrete/aktuelle Positionen zur Situation gleichgeschlechtlich l(i)ebender Menschen. Anstatt uns weiterhin mit der Behandlung „queerer“ Themen als Nebensätze und Fußnoten der Minderheiten- und Sozialpolitik zufrieden zu geben, wollen wir unsere Anliegen selbst thematisieren und selbst aus einer marxistischen Perspektive Lösungsvorschläge erarbeiten. Der Aufbau einer bundesweit organisierten Gruppe aus Genossinnen und Genossen aus DKP und SDAJ aber auch uns „nahestehenden“ als „queer DKP“ kann den notwendigen Rahmen für unsere Arbeit schaffen. Mit der Gründung wollen wir die Gesamtpartei natürlich nicht aus der Verantwortung entlassen, sich mit „queeren“ Themen zu beschäftigen. Im Gegenteil: Eine Partei, die fortschrittliche Politik gestalten will, muss auch emanzipatorische „SLBT (Schwul, Lesbisch, Bi Transgender) Politik“ einen wichtigen Platz einräumen. Kommunistische „SLBT Politik“ ist für uns keine enggefasste Minderheiten„Zielgruppenpolitik“ sondern Ausgangspunkt für eine breitgefächerte emanzipatorische Politik. An vielen Orten Europas und der Welt wird mit Paraden, Festen und Kundgebungen den schwulen, lesbischen, bi- und transsexuellen HeldInnen gedacht, die vor 27 Jahren in New York auf die Strasse gingen und sich mit der Polizei prügelten, um für ihre Rechte zu kämpfen. Das ist eine wichtige, wenn auch nicht selbstverständliche Errungenschaft. In vielen Ländern, so wie jüngst in Polen oder Russland gesehen, ist es Lesben, Schwulen, Trans- und Bisexuellen immer noch untersagt, auf die Strasse zu gehen und sich öffentlich zu ihrer „Andersartigkeit“ zu bekennen. Das zeigt, dass selbst die Rechte, die wir uns in den letzten Jahren in einigen westlichen Staaten erkämpft haben (z.B. die „Homo-Ehe“), unter Beschuss sind, und uns jederzeit wieder weggenommen werden können, wenn die Herrschenden es wollen. Dass das keine Schwarzmalerei einiger Linker ist, zeigen Äußerungen konservativer Politiker, aber auch die aktuelle Politik des Sozialabbaus, wie sie von der großen Koalition durchgeführt wird, betrifft auch uns: schwul-lesbi-

sche Kommunikationszentren müssen mangels Finanzierung durch die öffentliche Hand geschlossen werden, Aids-Beratungen müssen dichtgemacht werden etc. (Von der Hetze gegen Menschen, die von diesem System arbeitslos gemacht werden, ganz zu schweigen) Widerstand ist notwendig! Eine sozialistische Welt ist nötig! Wir sind Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle, die in der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und /oder der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) organisiert sind, bzw. ihr nahe stehen. Weil wir sehen, dass dieses kapitalistische System, das mit seiner Profitgier Kriege, Arbeitslosigkeit und Umweltzerstörung und Unterdrückung hervorbringt keine Zukunft mehr hat. Wollen wir dieses System erfolgreich bekämpfen und eine alternative Gesellschaft aufbauen, die für uns eine sozialistische sein muss, in der nicht das Profitstreben einiger weniger, sondern die Mehrheit der ArbeiterInnen und Jugendlichen entscheidet, so geht dies nur zusammen. Wir, „SLBT“ Kommunistinnen und Kommunisten, Sozialistinnen und Sozialisten in DKP und SDAJ meinen, daß es an der Zeit ist, auch (und gerade) in der „Community“ einen starken linken-revolutionären Pol aufzubauen, der sich auch in „unserer Szene“ für sozialistische/kommunistische Alternativen zum kapitalistischen Wahnsinn und zur rechten Anpassungspolitik des „LSVD“ einsetzt. Hast du Interesse? Willst du mehr über uns und unsere Ziele wissen? Komm zu unseren Treffen oder schreib uns. DKP queer, Postfach 1344 in 61283 Bad Homburg oder eine e-Mail an:

info@dkp-queer.de

Zusammen sind wir stark!

queer

red & queer Ausgabe 5 - 1. Jahrgang - November 2006

Der religiösen Rechten den Kampf ansagen Über die Organisation „Exodus“, ihre christlich- fundamentalistischen Umtriebe und ihre Expansionsbestrebungen in Europa. In einer Zeitschrift fand ich einen Artikel über die christlichfundamentalistische Gruppe „Exodus“, die sich auf die Fahnen schreibt, angeblich Homosexualität „heilen zu können“. Exodus gründete sich 1976 in den USA; seinerzeit galt Homosexualität dort noch als psychische Erkrankung. Heute arbeiten sage und schreibe 135 Pfarrämter allein in den USA und 20 weitere in Asien, Schweden und Großbritannien mit den Fundamentalisten zusammen. Vernetzt sind sie in den Staaten durch 130 Kirchen, die „Heilung von Homosexualität“ durch Gebete und Beratung versprechen. Homosexualität sei eine Sünde und gleichzusetzen mit Mord, Neid und Habsucht, wird von der Gruppe behauptet und dass der/die Homosexuelle sich beim eigenen Geschlecht die Bestätigung sucht, die er/ sie zuvor nicht gefunden habe (z.B. wegen eines fehlenden Elternteils). Dass die medizinische Forschung diese Behauptungen längst widerlegt hat und dass es genug Beispiele von Kindern gibt,

die entweder nur mit EINEM Elternteil oder sogar in homosexuellen Partnerschaften aufwuchsen ohne selbst homosexuell zu werden, kann man Leuten schwer begreiflich machen, die mehrheitlich die Evolutionstheorie ablehnen und stattdessen die Schöpfungsgeschichte im Bio-Unterricht dargestellt haben wollen. Homosexuelle seien stärker Selbstmordgefährdet; das ist kaum verwunderlich in einer Gesellschaft, die einem mit unverhohlenem Hass und Intoleranz begegnet. Dennoch: Die Ursache wird allein in der verwerflichen Homosexualität selbst gesucht! Homosexualität wird als Ersatz für „wahre Liebe und Akzeptanz“ betrachtet. Man paukt so widersinnige Binsenweisheiten, wie „Das, was uns am meisten widerstrebt, ist oft das beste für uns.“, betet, schreit sich ein „Amen“ oder „Halleluja“ von der Seele und versucht sich einzureden, sich selbst verleugnen zu können. Es sei „Gottes Wille“ redet man sich ein um sich nicht eingestehen zu müssen, dass es die Gesellschaft ist, die einen in die Knie zwingt. Brutal wird’s dann bei den hoffnungslosen Fällen, also bei denjenigen, die nicht durch Gebete und Hardcore-Halleluja dazu bewegt werden konnten, sich selbst zu verleugnen. Unter „Love in action“ findet eine mehrwöchige ExtremTherapie statt, in der Homosexuelle wie Suchtkranke behandelt werden. Die „Therapeuten“ bestimmen, mit wem der „Patient“ Kontakt hat, wie

Fortsetzung auf Seite 2


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
red&queer 05/2006 by DKP queer - Issuu