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THE UGLY TRUTH ABOUT BEAUTY INTERVIEW MIT SANDRO BROSS

«The ugly 1 truth about beauty»

Der Badener Coiffeur Sandro Bross (50) verkörpert Schönheit und Lifestyle. Der rasanten Entwicklung multimedialer Ausschweifungen steht er kritisch gegenüber. DOLCE VITA hat ihn zu einem erweiterten Selbstgespräch getroffen.

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Text: Isabel Steiner Peterhans

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«Ich erfinde mich eigentlich immer wieder ein bisschen neu und meine Neugierde ist nach wie vor ungebrochen», bestätigt an diesem Spätherbstabend ein sichtlich in sich geruhter Sandro Bross. Ihm zu Füssen sein treuster vierbeiniger Begleiter, Benji, friedlich schlummernd. Ein eingespieltes Team, die zwei. Dass der bekannte Coiffeur auch zweifelsohne ganz ruhige und gar nachdenkliche Seiten an sich zu haben scheint, wissen wohl die wenigsten. Die schillernde Persönlichkeit kennt man eigentlich eher als umtriebigen, interessierten, stylisch stilsichersten und vor allem in etlichen Medien vielgezeigten kreativen Künstler. «Bereits während meiner Coiffeurlehrzeit hatte ich die einzig artige Möglichkeit, Einblick in die Glamourwelt und VIP-Szenen zu bekommen», begründet er deshalb seine starke Liebe zum Edlen und Trendigen. «Das war für mich ja sowas von spannend und hat mich sehr geprägt. Fast selbstredend, dass ich auch auf diesen verlockenden Zug aufgesprungen bin, beruflich wie auch privat.» Glücklicherweise hat ihn eine gewisse Bodenständigkeit kaum abdriften lassen. «Ich nehme gerne an schrägen Events teil und liebe zum Beispiel Halloweenpartys – dort kann ich mich verkleiden, in eine andere Rolle schlüpfen und geniesse diese Momente. Danach kehre ich aber wieder in meinen übli chen Alltag zurück. Ich vermute jedoch, dass es etliche Leute da draussen gibt, die aus dieser Blase gar nicht mehr hinausfinden und sich ständig was vormachen. Die eher billigen TV-Shows, der ganze Hype mit den Schönheitsoperationen und das Verkaufen von Traumwelten fördern diese bedenkliche Richtungsdynamik zunehmends», ergänzt der jugendlich wirkende Blondschopf zeitgleich.

DIE «ECHTE» KEHRSEITE DER MEDAILLE KENNT KAUM JEMAND

Denn wenn man die Entwicklung in der Mode- und Lifestylewelt rückblickend analysiert, vor allem was die Medienpräsenz an betrifft, fällt eindeutig auf, dass in etlichen, eher sich auf tieferem Niveau bewegenden Modezeitschriften, Fotos und Bilder anfangs retouchiert waren. Die Bildbearbeitungsqualität war aber derart miserabel gemacht, dass jeder von blossem Auge erkannte, dass am Bild wohl «rumgefummelt» wurde, ist sich Bross sicher. «Heute ist das ganz anders. Selbst am eigenen Computer können Bilder derart optimiert, abgeändert und ver fälscht werden, dass man nur unklar erkennen kann, wo die Realität startet und wo die Unechtheit endet» so der Figaro.

MODELS ALS «WERKZEUGMARIONETTEN» GROSSER LABELS

Namhafte Models wie Naomi Campbell, Cindy Crawford oder eine Claudia Schiffer das seien noch «top shot’s» gewesen und die hätten auch eine gewisse Klasse an Persönlichkeit über einen längeren Zeitraum widerspiegelt. Heute mutieren, gemäss Bross, immer mehr viel zu viele «no-name» Möchtegern Models zu etwelchen Sternchen. Eintagesfliegen, ohne grosse Nachhaltigkeit. Trotzdem orientiere sich eine riesige «Anhängerschaft» an solchen vergänglichen Vorbildern. Er sei auch teilweise über rascht, wie sich das jüngere Publikum heute so leicht von Bildmomenten verleiten lasse und wenig kritische Rückfragen stelle. Die gängigen Tools wie facebook, Instagram oder Pinterest versprechen also gemäss Bross ziemliche Scheinwelten, eine Verfälschung der Realität, haben schnelle Vergänglichkeiten und decken sich mit der wirklichen Echtheit ziemlich wenig. Der 50-Jährige konnte in seiner langjährigen Arbeit an verschiede nen Projekten ständig «hinter die Kulissen sehen». Erschreckend oft ist ihm die unschöne Wahrheit der Schönheit gezeigt worden, eben «the ugly truth about beauty». «Wenn eine Kundin mit einem Foto, das sie in einem Magazin erspäht hat, zu mir kommt und sich exakt diese Frisur wünscht, dann kann’s mit unter schon kritisch werden. Ich kläre dann meistens auf, dass es wohl mehrere Stunden Einsatz gebraucht hat, um so ein Foto zu gestalten. Gemeinsam überdenken wir dann ihr Vorhaben und finden immer eine einvernehmliche Lösung» bestätigt Bross. Wohl genau diese ehrliche Art und sein wahrhaftiges Wesen machen ihn so sympathisch.

www.sandrobross.ch

1 Sandro Bross sieht das von der Beautyindustrie vermittelte Schönheitsideal als bedenklich an.

SANDRO BROSS

Geboren 1968 in Basel. Mit 14 Jahren Lehre zum Damen- und Herrencoiffeur. Seit 30 Jahren in Baden lebend, feiert er nächstens sein 19-jähriges Jubiläum mit eigenem Salon. Freizeit gerne mit Hund «Benji» und fotografierend.

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