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DER HERZSCHLAG DER TASCAS TENUTA REGALEALI, SIZILIEN
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4 In der Mitte des grossen Innenhofs von Case Grandi steht ein riesiger Magnolienbaum, der seit Generationen Gäste willkommen heisst. 5 Neben grossen Edelstahltanks, in denen der Most vergoren wird, lagern auf Regaleali Hunderte von Eichenfässern zum Ausbau der Weine.
kreiert und als wahrer Grossmeister seines Fachs gilt. Auf alle Fälle bestätigte der Johnson – das Standard werk aller Önophilen – dem Unternehmen als einzigem auf Sizilien eine beständig hohe Qualität und Italiens Gambero Rosso rühmte Tasca d’Almerita als Betrieb mit einem hohen Wiedererkennungswert für eine sizi lianische Weinmarke.
ZU BESUCH IN DER TENUTA
Beim Mittagessen auf dem Gut zeigen wir uns beein druckt. Nicht nur von den grossartigen Kreszenzen von Regaleali und den Auszeichnungen, welche die Weine im Laufe der Jahrzehnte erhalten haben und die meh rere Wände im Haupthaus Case Grandi einnehmen. Auch von der sizilianischen Happiness aus der Küche: natürlich Caponata, dann Schinken, Salami und Käse aus Sizilien, schliesslich Siziliens berühmte Reisbäll chen, die Arancine, und zum Dessert die unwiderstehlichen Cannoli – mit Ricotta gefüllte Teigrollen. Unter der Woche, wenn die Familie nicht auf ihrem Landsitz weilt, steht das wunderschöne Weingut allen offen. Und obwohl Regaleali nicht gerade um die Ecke liegt, ist es das Ziel von Weinenthusiasten aus aller Welt. Doch auch Ruhesuchende oder Gourmets, die auf den benachbarten Case Vecchie einen von Fabri zias Kochkursen besuchen, verfallen dem Zauber der Tenuta. Der Landsitz Regaleali – der Name ist maurischen Ur sprungs und heisst sinngemäss «das Haus von Ali» – ist wie die meisten im Inneren Siziliens quadratisch um einen grossen Innenhof angelegt, während es auf der Aussenseite kaum Fenster gibt.
T ERROIRS MIT AUSDRUCKSTARKER PERSÖNLICHKEIT
Sichtlich stolz fährt uns Ivo Basile am späteren Nachmittag durch die Weinberge. Prachtvolle Rebgärten wechseln sich ab mit Weizenfeldern und kleinen Waldstücken, brachliegenden Flächen, Olivenbäumen sowie kleinen Seen. Das ideale Mikroklima mit starken Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht sowie die Höhenlage zwischen 400–900 Metern über Meer mit unterschiedlichen Bodentypen lassen die vielseitigsten Traubensorten gedeihen. Während wir bergauf, bergab über die Ländereien fahren, begeistert sich Ivo für die unternehmerische Weitsicht der Tascas, die mit einem präzisen Projekt zur Entwicklung und Verstärkung spezieller autochthoner Rebsorten auf geeigneten Anbauflächen ein Gut auf Salina kauften. So entstand Capofaro Locanda & Malvasia, heute Mitglied von Relais & Châteaux. 2007 war dann das Projekt Tascante am Ätna an der Reihe. Im gleichen Jahr vertraute die Fondazione Whitaker Tasca d’Almerita die Vinifikation der Trauben von der Insel Mozia an. 2009 wurde die Verwaltung des historischen Betriebs der Cousins Sallier de La Tour im Gebiet der DOC Monreale übernommen. Vier Weingüter, die zusammen mit Regaleali jährlich rund drei Millionen Flaschen Wein erbringen und nach eigenen Angaben einen Wert von satten 1,4 Mrd. Euro besitzen. «Die Tascas experimentieren mit den verschiedensten Rebsorten und testen neue und besonders nachhaltige Produktionsmethoden», erklärt Ivo Basile, während wir von einem der vielen Hügel die Aussicht geniessen. «Es geht hier alles um Nachhaltigkeit.» 30 Prozent des Stroms wird über Fotovoltaik hausgemacht; der Weinbau auf Regaleali bedient sich biologischer und biodynamischer Methoden, um gesündere Reben zu haben; auf den verbliebenen Ackerflächen gibt es keine Monokulturen, sondern
Biodiversität und das Prinzip des Fruchtwechsels, damit sich die Böden erholen und ertragreich bleiben. Das Ziel ist, nur dann in die Natur einzugreifen, wenn es nötig ist, betont Ivo.
FÖRDERUNG VON KUNST UND KULTUR
Zurück in Palermo, treffen wir Alberto Tasca d’Almerita im «Le Cattive». Das neue Lokal im historischen Palazzo Butera ist Treffpunkt für Kunst und Geschichte, Lektüre und Zukunftsperspektiven – und für Weinliebhaber. Eine halbe Stunde Zeit schenkt uns der vielbeschäftigte CEO, der die Firma heute zusammen mit seinem acht Jahre älteren Bruder Giuseppe in der achten Generation erfolgreich führt. «Massimo Valsecchi und ich teilen dieselben Werte, was die Voraussetzung für unsere Zusammenarbeit darstellte», begründet der smarte Alberto sein jüngstes Projekt. Bis Ende November 2018 förderte Tasca d’Almerita die alle zwei Jahre stattfindende Ausstellung «Manifesta» im Palazzo Butera, wo moderne Kunst gezeigt wurde. Lange war der Palazzo an der Uferpromenade sich selbst überlassen, bis ihn der Mailänder Kunstsammler und Mäzen Massimo Valsecchi kaufte und renovierte. Heute ist der Palast ein Kunstmuseum und mit dem Le Cattive ein neuem Ort der Begegnung, des Ideenaustauschs und Schaufenster für eine ideale Reise durch die gastronomische Kultur Siziliens. «Unser Projekt soll Seite an Seite mit der Fondation Valsecchi deren Vision für eine kulturelle Renaissance der Stadt begleiten», erörtert Alberto sein Engagement und fügt hinzu: «Wir Tascas lieben das Schöne, gut gemachte Dinge und fördern deshalb Projekte zur Pflege und aktiven Einbeziehung der Stadt. Beispielsweise die Veranstaltungsreihe Cogito die als «Aperitif für den Geist» mehr Sensibilität für grüne Themen schaffen soll, oder mit der Unterstützung von Palermos berühmter Oper, dem Teatro Massimo.»
VORREITER FÜR NACHHALTIGKEIT
Beim Thema Nachhaltigkeit leuchten Albertos Augen auf. «Zwischenzeitlich beteiligen sich mehrere führende Betriebe an unserem Nachhaltigkeitsprojekt», ereifert sich der zweifache Familienvater. Beim Programm «SOStain» geht es um die schonende Nutzung von Ressourcen wie Wasser, Erde, Luft oder Energie ebenso wie um den Einsatz modernster, umweltschonender Technik, den Schutz der Natur und der Territorien ebenso wie den Einsatz «menschlicher Ressourcen»: So gilt dem Arbeitsschutz besondere Aufmerksamkeit – die Zahl von Arbeitsunfällen konnte über die letzten Jahre deutlich reduziert werden. Und auch die Verbraucher profitieren. «Unsere Sulfit-Werte der Weine bleiben längst nicht nur deutlich unter den EU-Grenzwerten, sondern sogar unter denen unseres selbst auferlegten SOStain-Programms», sagt Albertos stolz und scherzt nach einem Blick auf die Uhr: «Den Bürgermeister darf ich nicht warten lassen». Der 45-Jährige ist sich seiner Verantwortung bewusst und schliesst unser Gespräch mit den Worten: «Das Unternehmen der Tascas war schon immer eine in die Zukunft weisende, moderne Gruppe. Giuseppe und ich werden dafür sorgen, dass man den Herzschlag der Tascas noch lange hören wird». www.tascadalmerita.it
REGALEALIS WEINVIELFALT
Zu den repräsentativsten Weinen der Tenuta Regaleali gehören neben der Weinikone Rosso del Conte auch der Nozze d’Oro (Inzolia 73%, Sauvignon Blanc 27%), eine langlebige Interpretation weisser Sorten, sowie die charaktervollen, reinsortig ausgebauten Weissweine der autochthonen Grillo-Rebe «Cavallo delle Fate» und Catarratto «Antisa». Unter den Rotweinen bestechen der Perricone «Guarnaccio» und der Nero D’Avola «Lamùri». Eine besondere Rolle spielt der frische Regaleali Bianco (Inzolia 47%, Grecanico 22%, Catarratto 25% und Chardonnay 6%).
KOCHEN MIT TASCA
Auf den Ländereien des Tasca d’Almerita Weingutes führt Fabrizia, die Cousine von Alberto und Giuseppe, die Anna Tasca Lanza Kochschule. Fabrizias Mutter, Anna Tasca Lanza, hat in den alten Gebäuden rund um den grossen Innenhof auf Case Vecchie 1989 eine Kochschule gegründet, die es bald zu internationalem Renommee brachte. Seit 2006 betreibt Fabrizia die Kochschule und unterrichtet nach dem Tod Annas im Jahre 2010 weiterhin in der Kunst, klassische sizilianische Gerichte zu kochen – unter Verwendung der Produkte aus dem Garten oder von naheliegenden Bauernhöfen. Die vitale Mittfünfzigerin mit grauem Lockenschopf hat einen zehnwöchigen Studiengang entwickelt, bei dem es um viel mehr als das Kochen in der Küche geht. «Cook the Farm» taucht ein in die Zusammenhänge des Essens, im Grossen und im Kleinen, und findet unter der Beteiligung von Lebensmittelproduzenten, Akademikern und Küchenchefs statt. Die studierte Kunsthistorikerin hat mehrere Bücher über die sizilianische Küche veröffentlicht und ist viel herumgereist.