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DIE SCHÖNSTEN ECKEN GRAN CANARIA
GRAN CANA RIAS
SCHÖNSTE ECKEN
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Gran Canaria ist berühmt für seine grossen Wanderdünen in Maspalomas, die vielen Hotelburgen und das Nachtleben. Doch die Insel vor der Nordwestküste Afrikas hat auch eine ganz andere, grüne Seite: antike Ausgrabungen, wilde Natur und ein einzigartiges Ökoresort.
Text und Fotos: Gabrielle Attinger
GRAN CANA RIAS
Sie sind tatsächlich eine Augenweide, die Dünen von Maspalomas. Fast endlos scheinen sich Hunderte von Hügelkanten sowie Tausende von Rillen und Wellen hinzuziehen. Besonders schön sind sie in der Abendsonne anzusehen, wenn sie sich golden vom blauen Himmel abheben und die Besucher sich als Farbtupfer über die Szenerie verstreuen – wie ein «Art work in progess», ein Kunstwerk im Entstehen, wirken die Dünen dann. Die Sandwälle sind bis zu zwölf Meter hoch und wandern mit dem Passatwind jedes Jahr ein paar Meter nach Westen, in Richtung Charca de Maspalomas, eines Brack- und Süsswassersees, um den sich Reiher, Moorhühner und andere Wasservögel tummeln. Hinter den Dünen liegen die nobelsten Hotelburgen – an privilegierter, jedoch auch sehr belebter Lage. Wer aber von hier aus die Landstrasse 50 nimmt, findet sich schon nach wenigen Kilometern inmitten von ländlicher Idylle wieder. Die fast kreisrunde Insel, die etwa die Grösse des Kantons Aargau hat, ist nur an der Küste dicht besiedelt. Das Innere der Insel besteht aus karger, spärlich besiedelter Gebirgslandschaft. Im Zentrum liegt der fast 2000 Meter hohe Pico de las Nieves, kurz «Cumbre» oder Gipfel genannt. Von ihm aus erstrecken sich Täler und tiefe Schluchten zwischen zerfurchten Bergrücken in alle Himmelsrichtungen. In einem dieser Täler liegt La Fortaleza. Hier hatten sich die Ureinwohner oder Altkanarier, wie sie genannt werden, bei der Ankunft der Spanier Ende des 15. Jahrhundert verschanzt. Sie waren im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung aus Afrika hierhergekommen und mit den hellhäutigen Berberstämmen verwandt. Die Ruinen ihrer Häuser sowie Grab- und rituellen Stätten können besichtigt werden. Ein kleines Museum zeigt, wie sie gewohnt und gelebt haben – und es lässt dabei die meisten Schweizer Museen ziemlich alt aussehen. Wie die Ermittler in «Hawaii five 0» schiebt Museumsdirektor Agustin Casassa Bilder und Pläne auf einem grossen Touchscreen-Tisch hin und her. Auch dreidimensionale Exponate werden hier mit modernster Technik präsentiert. Nicht etwa Museum, sondern «Centro de Interpretation» nennt sich das Haus denn auch.
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Ein halbes Dutzend weiterer Ausgrabungen gebe es allein in der näheren Umgebung zu sehen. Wer es weniger kopflastig mag, besucht einen der zwei Roques, die markanten Basaltmonolithen, die eine traumhafte Aussicht bieten. Beide dienten Altkanariern als Kultstätten. Der Roque Bentayga ist etwas kleiner als der Roque Nublo, der als Wahrzeichen Gran Canarias gilt. Der grössere ist über einen bequemen Wanderweg zu erreichen. Um an den Fuss des kleineren zu gelangen, muss man schwindelfrei sein, der Gratwanderweg ist steil und schmal. Im nahen Tejeda erholt man sich bei einem typisch kanarischen Mittagessen im Landgasthaus Cueva de la Tea. Es sieht aus wie im Bilderbuch hier – das Restaurant ebenso wie das Bergdorf. Inmitten der kargen Berglandschaft leuchten schneeweisse Häuser mit roten Dächern, grüne Büsche und Palmen in der Sonne, und vor dem Gemeindehaus flattert die Landesfahne golden im Wind. Gefühlte 365 Kurven hat man bis hierher von der Südküste aus schon zurückgelegt, ein paar Dutzend weitere bringen einen auf die Passhöhe des Cumbre. Welch ein Anblick: Hinter uns strahlender Sonnenschein und karge Landschaft, vor uns Nebelschwaden auf sattgrünem Land, und aus der Ferne grüsst der Teide von Teneriffa, Spaniens höchster Berg. Kaum eine andere Insel hat eine so deutliche Wetterscheide wie Gran Canaria: Der Süden ist trocken und mancherorts wüstenhaft, der Norden fruchtbares Kulturland zwischen Felskanten, aber oft regenverhangen. Tomaten und Bananen gedeihen hier. Einer weissen Krake gleich ziehen sich die Treibhäuser von der Hafenstadt Agaete in die Seitentäler. Unweit davon liegt der unsichtbarste und zugleich schönste Ort der Insel: die Finca Redondo de Guayedra. Die Ferienanlage befindet sich gut versteckt am Fusse eines Gebirgstals und zieht sich fast bis an den schwar zen Sandstrand an der Küste hin. Das Landstück geht auf einen altkanarischen Häuptling zurück, der dank ei nes Abkommens mit der spanischen Krone noch im 18. Jahrhundert hier herrschte. Bewässerungskanäle und andere Einrichtungen aus dieser Zeit sind zu sehen. In fotafeln bringen den Besuchern die Geschichte näher.
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Bild: © RedondoDeGuayedra.com 3
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Ursprünglich nutzte ein Franzose das Anwesen als Hide-away. Der heutige Besitzer liess das riesige Terrain über Jahre hinweg neu aufforsten und hat die alte Landwirtschaft und Nutztierhaltung wieder eingeführt. Die Produkte aus dem Biobetrieb, Gemüse und Kaffee, werden in der eigenen Küche verwertet. Rund um die alten Mauern sind acht unterschiedliche Häuser für je zwei bis sechs Personen entstanden. Der Strom wird aus Solarkraft gewonnen. Das Wasser stammt aus alten Dämmen. Zugleich lässt die Infrastruktur keine Wüsche offen: Pool, Tennisplatz, Fitnessbereich – nichts fehlt. Im Resort-Laden wird der eigene Honig verkauft. Zwischen Hotelareal und Strand liegt ein veritabler Zoo mit Eseln, Hühnern und Gänsen. Relaxen lässt es sich ungestört in hundert verschiedenen, sonnigen Ecken: Ob am Pool, auf der Holzterrasse mit Bergsicht oder unter den Bäumen mit Blick auf das Meer – hier finden alle ihren Lieblingsplatz. Fernando Navarro und sein Team führen das Öko-Resort mit ganz persönlichem Engagement: Gäste sind Freunde. Und denen tischt man selbstredend nur das Beste auf: Was hier aus der Bioküche an edel zubereiteten kanarischen Speisen auf den Tisch kommt, ist schlicht himmlisch. Wer die grüne, ursprüngliche Seite von Gran Canaria also in ihrer ganzen Pracht kennenlernen möchte: Dies ist die richtige Adresse.
www.grancanaria.com
1 Die Wanderdünen von Maspalomas sind ein Augenschmaus – vor allem im Abendlicht. 2 Im Festungsberg La Fortaleza verschanzten sich die Ureinwohner vor den spanischen Eroberern. 3 Das Ökoresort Rodondo de Guayedra ist ein gut verstecktes Juwel an der Nordküste. 4 Tejeda im Zentrum der Insel ist ein Dorf wie aus dem Bilderbuch – im Hintergrund der Roque Nublo.
ANREISE
Gran Canaria ist mit den täglichen Direktflügen von Edelweiss schnell und bequem zu erreichen; die Flugdauer beträgt 4,5 Stunden. Top ist auch das Unterhaltungsangebot: Wer vor dem Flug die EdelweissApp auf sein Mobile oder Tablet lädt, bekommt Gratis-Zugang zu Hunderten von aktuellen Filmen, Musikplaylisten und Zeitschriften.
www.flyedelweiss.com
UNTERKUNFT
Redondo de Guayedra Unterkunft für zwei Personen ab ca. 140 Euro inkl. Frühstück.