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DIE ANZIEHUNGSKRAFT DER EINSAMEN RIESEN LEUCHTTÜRME

Die Rettung DES LEUCHTTURMS VON MONTAUK

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Das Wahrzeichen an Long Islands «East End» zieht jedes Jahr tausende Besucher an. Kein Wunder: Das Montauk Point Lighthouse hat eine eindrucksvolle Geschichte zu erzählen und ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Dass es überhaupt noch dort steht, ist einer selbstlosen Long Islanderin zu verdanken.

1796 am östlichsten Punkt des South Fork errichtet, ist das Montauk Point Lighthouse der älteste Leuchtturm im Staat New York und das erste öffentliche Bauprojekt der Vereinigten Staaten von Amerika. Für unzählige Einwanderer bedeutete sein Licht das erste Zeichen der «Neuen Welt» nach einer langen, anstrengenden Überfahrt über den Atlantik und war ein wahrer Hoffnungsschimmer.

Ursprünglich war der Leuchtturm 24 Meter hoch, doch reichte sein Leuchtsignal für manche Schiffe nicht aus, sodass er 1860 bei umfassenden Renovierungsarbeiten eine neue Spitze bekam und damit auf knapp 34 Meter Höhe erweitert wurde. Dieses Bauvorhaben sorgte für grossen Protest bei den Bewohnern Montauks, da es damals normal war, die vor der Küste gestrandeten Schiffe zu plündern und sich am Diebesgut zu bereichern. Sie drohten sogar damit, die Holztreppe in Brand zu stecken, über die der Leuchtturmwärter zur Spitze gelangte, um den Turm allabendlich zu erleuchten. Letztendlich wurde das Vorhaben aber wie geplant durchgeführt und die Holztreppe später durch eine Treppe aus Stahl ersetzt. 1940 wurde das Licht des Leuchtturmes auf elektrischen Betrieb umgestellt und seit 1987 läuft es automatisiert. Heute blinkt es alle fünf Sekunden in der Dunkelheit auf und ist bis zu einer Entfernung von 19 Seemeilen, das entspricht 35 Kilometern, sichtbar. übernahm. Seitdem sind der Turm und sein Anbau für Besucher zugänglich. Nach 137 Stufen die Wendeltreppe hinauf erreichen sie die Spitze und können den fantastischen Ausblick auf den Ozean geniessen.

Einer rüstigen Rentnerin ist es zu verdanken, dass der imposante Montauk Point Lighthouse nicht schon längst für immer in den rauen Fluten des Atlantiks verloren ging. Bei seinem Bau 1796 stand er noch fast 100 Meter von der Wasserkante entfernt auf einer Anhöhe, doch das raue Meer am Montauk Point trug den Küstenboden kontinuierlich ab und so betrug der Abstand zwischen Turm und Wasser 200 Jahre später nur noch knappe 30 Meter. In den frühen 1970er-Jahren wandte sich die ehemalige Textildesignerin Giorgina Reid an den U.S. Küstenschutz und präsentierte den Behörden ihr selbsterdachtes und patentiertes Verfahren des «Reed-Trench Terracing» zur Rettung des historischen Bauwerkes vor den Auswirkungen der Erosion. Sie schlug vor, die angegriffene Kliffkante des Montauk Points mit einer Reihe von Terrassenplattformen zu versehen und mit Schilf und anderen Seegräsern, deren Wurzeln dem Boden Halt geben sollten, zu bepflanzen. Reids Idee fand grosse Zustimmung, schliesslich hatte sie mit genau dieser Methode bereits ihr eigenes Haus an der Küste im Nordwesten der Insel vor dem Abrutschen bewahrt. Also machte sich die pensionierte Dame an die Arbeit und widmete zwanzig Jahre ihres Lebens dem «Erosion Control Project of Montauk Point» und der Landrückgewinnung vor dem Leuchtturm. Mit der Zeit zeigten sich die Erfolge ihres

1 Das Montauk Point Lighthouse von 1796 ist das geschichtsträchtige Wahrzeichen des gleichnamigen kleinen Fischerdorfes auf Long Island. 2 Giorgina Reid entwickelte das «Reed-Trench Terracing», mit dem sie das historische Bauwerk vor den Auswirkungen der Erosion rettete.

Verfahrens und es gelang dem Projektteam, die Erosion massgeblich einzudämmen. Als Giorgina Reid sich 1986 mit 78 Jahren aus dem Projekt zurückzog, schickte ihr der damalige US-Präsident Ronald Reagan höchstpersönlich ein Anerkennungsschreiben und dankte der Dame für ihren selbstlosen und unermüdlichen Einsatz zur Rettung des Montauk Point Lighthouses. Dieser Brief ist heute im Museum des Leuchtturmes ausgestellt, wo ein kompletter Raum der Pionierin und dem Erosion Control Project gewidmet ist. 1998 konnte die Landrückgewinnung erfolgreich abgeschlossen werden, der Erhalt und Schutz des Küstenabschnitts hingegen ist bis heute eine grosse Herausforderung. Giorgina Reid verstarb 2001 und ging, nicht zuletzt dank einer grossen Titelstory im berühmten LIFE-Magazin, als «Die Frau, die Montauks Leuchtturm rettete» in die Geschichte ein.

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WISSENSWERTES

Schon seit Anbeginn der Seefahrerzeit trotzen sie an gefährlichen Klippen oder auf einsamen Inseln den Launen des Meeres und weisen Seefahrern den Weg. Durch die Entwicklung von modernen Navigationstechnologien wie GPS hat der Leuchtturm in seiner Funktion als Schifffahrtszeichen eingebüsst. Aber über die Jahrhunderte haben die einsamen Riesen eine besondere Anziehungskraft entwickelt, die den Bauwerken heute insbesondere einen kulturellen Wert gibt. Leuchtfeuer – und später Leuchttürme – wurde schon vor Jahrtausenden für die Fischer und Seefahrer errichtet, damit sie sicher in den Hafen zurückkehren konnten. In der Neuzeit wurden die Feuer durch Öllampen und später Gaslampen ersetzt. Heute nimmt man meist elektrisches Licht. Seit dem 19. Jahrhundert baut man besondere Glas-Linsen ein, die das Licht bündeln und verstärken. Ausserdem drehen sich die Linsen so, dass jeder Leuchtturm ein ganz eigenes Signal aus Licht und Pausen aussendet. Daran kann der Kapitän eines Schiffes erkennen, welchen Leuchtturm er gerade sieht. Je nach Bauart und Wetterumstand kann das Licht eines Leuchtturms durchschnittlich eine Reichweite von 5 bis 20 Seemeilen erreichen, das entspricht in etwa 9,2 bis 37 km. Dieses visuelle Schifffahrtszeichen ist auch heute noch besonders bei Ausfall der modernen Technologie unverzichtbar. Zu den ältesten überlieferten Befeuerungsbauwerken zählt unter anderem auch der griechische Koloss von Rhodos, eine 30 m hohe Bronzestatue, die etwa 300 v. Chr. fertiggestellt wurde und zu den sieben Weltwundern der Antike zählt. Heute erheben Leuchtturmwärter darüber hinaus Daten über die Aussentemperatur, Windstärke, Wolkendichte, Meereshöhe sowie den Wellengang und übermitteln die Daten an Wetterstationen. Leuchtturmwärter gibt es heute aber nur noch wenige. Ihr Beruf hat aber vor allem zum Mythos und der Anziehungskraft beigetragen. Heute symbolisieren die einsamen Riesen Weite und Freiheit, während sie gleichzeitig für Sicherheit und Beständigkeit stehen.

DIE ANZIEHUNGSKRAFT DER EINSAMEN RIESEN

Beliebtes Postkartenmotiv und Wahrzeichen vieler Inseln: Leuchttürme. Einst warnten sie Seefahrer davor, allzu nah zu kommen, heute ziehen sie Besucher magisch an. Einige der schönsten Exemplare stellen wir hier vor.

DER MYSTISCHE LEUCHTTURM CAPE REINGA

Cape Reinga, Neuseeland

Ganz hoch im Norden, wo die Tasmansee und der Pazifik zusammentreffen, steht verlassen und einsam der Cape Reinga Leuchtturm. Seine stetigen Begleiter sind der nicht enden wollende Wind und die donnernden Wellen, die auf die Klippen treffen – und ebenso die Touristenströme, die sich ab mittags den Weg vom Parkplatz zum Leuchtturm bahnen. Für die Maoris ist Cape Reinga ein ganz besonderer spiritueller Ort. Das Wort «Reinga» bedeutet so viel wie «Absprungplatz» oder «Überfahrt». Die Verstorbenen treten hier ihre letzte Reise zum Heimatland (Hawaiiki) ihrer Vorfahren an.

DAS BOLLWERK IN RAUER SEE LEUCHTTURM ROTER SAND

Nordsee, Deutschland

Als erster Offshore-Leuchtturm der Welt wurde der Leuchtturm Roter Sand in der Aussenweser, ca. 10 Kilometer nordöstlich der Insel Wangerooge, errichtet. Er ist seit seiner Erbauung im 19. Jahrhundert das maritime Symbol für die Menschen an der Nordsee und Symbol des Aufbruchs, der Heimkehr und Orientierungspunkt in rauer See. Um den Turm aus unmittelbarer Nähe zu erleben, gibt es die Möglichkeit, per Schiff zum Leuchtturm Roter Sand zu fahren, ihn von innen zu erkunden und sogar auf ihm zu übernachten – doch nur, wenn das Meer es zulässt. Die Fahrt zum Roten Sand von Bremerhaven aus dauert ca. 2,5 Stunden.

www.bremerhaven.de/tourismus

DAS LUXUSHOTEL LEUCHTTURM BARLOVENTO

La Palma, Kanarische Inseln

Auf der kleinen Kanaren-Insel La Palma entstand kürzlich das Luxushotel Faro Punta Cumplida – im historischen Leuchtturm von Barlovento, der als ältestes Leuchtfeuer der Insel seit 1867 Schiffen den Weg weist. Das Projekt ist ausgesprochen exklusiv: Gerade einmal drei Suiten für bis zu acht Personen sind in dem Mini-Boutiquehotel buchbar. Zu den Highlights gehört neben dem Infinitypool vor allem die umlaufende Terrasse unterhalb der Leuchtturmlaterne in 30 Metern Höhe. Von hier aus blicken Gäste auf Berge, Bananenplantagen und die schroffe Atlantikküste La Palmas. Es ist erst der zweite Leuchtturm in Spanien, der eine Lizenz für die Umgestaltung zu einer Unterkunft erhalten hat. Dahinter steckt die deutsche Betreiberfirma Floatel, die sich die Nutzungsrechte für 35 Jahre gesichert hat. Der Leuchtturm bleibt weiterhin aktiv.

www.hafenkranhamburg.de/hideaways

DER HÖCHSTE DER USA CAPE HATTERAS LIGHT STATION

NORTH CAROLINA, USA

Gestreift wie eine Zuckerstange und der höchste Leuchtturm der USA – die Cape Hatteras Light Station auf den Outer Banks ist unverkennbar und wird von vielen als «America‘s Lighthouse» bezeichnet. In Buxton, ganz im Süden des Cape Hatteras National Seashore, wacht der 1870 erbaute Leuchtturm über einen der gefährlichsten Abschnitte an der Atlantikküste, den «Graveyard of the Atlantic». Von Mitte April bis Mitte Oktober können Besucher den Turm erklimmen und die atemberaubende Aussicht geniessen. In den Abendstunden ist sein Licht 32 Kilometer weit sichtbar.

www.nps.gov/caha/planyourvisit/chls.htm

DIE AUGENWEIDE LEUCHTTURM TOURLITIS

INSEL ANDROS, GRIECHENLAND

Der Tourlitis-Leuchtturm sitzt auf einem eigenwillig geformten kleinen Felsen, der kaum grösser ist, als der Turm selbst. Er ist eine der Hauptattraktionen der Stadt Andros auf der gleichnamigen Insel Andros, die zu den Kykladen gehört, zu denen auch unter anderem Mykonos und Santorin gehören. Der Leuchtturm war der erste moderne Leuchtturm in Griechenland, der durch ein automatisiertes System operiert wurde und demzufolge kein Wärter in ihm wohnen musste. Es ist ausserdem der einzige Leuchtturm, der ausschließlich von Griechen gebaut wurde.

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