DOWNDAYS
SEASON 15/16
MAGAZINE
TIEF IN JAPAN / JF HOULE INTERVIEW / FREE TOURING
FEBRUAR
#6
TAKING PERFORMANCE TO NEW HEIGHTS.
TE A M RI DE R PA DDY GRA H AM I N TH E N E W GI N GA J A CKET A N D CO N TE S T PA NT S.
Sam anthamatten, charging the line. DegreeS north expeDition // SewarD, alaSka tero repo
Th e n o rTh fa c e .c o m
DROPPING 6 FEBRUAR MAGAZINE SEASON 15/16
DOWNDAYS
ALS ARCHIPEL von über 6.000 Inseln vor der asiatischen Pazifikküste hat sich Japan zum Traumziel zahlreicher Powderfans entwickelt. In den Wintermonaten streichen kalte Winde aus Sibirien über das Japanische Meer, saugen Feuchtigkeit auf und geben sie in Form von irrsinnigen Schneemengen über den Bergen der Nordinseln wieder ab. Ein Traum für alle Skifahrer! Unser Redakteur Ethan Stone reiste letzte Saison nach Japan, um dieses Phänomen selbst zu erleben. Seinen aufschlussreichen Insider-Report ab Seite 50 solltet ihr keinesfalls verpassen.
Japan hat aber durchaus mehr zu bieten als nur brusttiefe Powder Runs. Aufgrund enormer Schneemengen sogar in den Städten finden urbane Freestyle-Liebhaber ein Paradies voller Absprünge und Landungen vor. Ein solcher Skifahrer, der auf der Suche nach Transitions nach Japan kam, ist Phil Casabon. Wie man sieht, hatte er keine Probleme fündig zu werden.
Foto: Daniel RÖNNBÄCK Fahrer: Phil CASABON Spot: Hokkaido, JAPAN
EDITORIAL 8 FEBRUAR MAGAZINE SEASON 15/16
DOWNDAYS
Feedback Die Februar-Ausgabe des Downdays Magazine; die dritte Ausgabe der Saison 2015/16 und die sechste Ausgabe, die wir in ganz Europa gratis veröffentlichen. Wow, das fühlt sich gut an… und obwohl ich zum Zeitpunkt, da ich diese Zeilen schreibe, das fertige Produkt noch gar nicht gesehen haben kann, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir einmal mehr den Nagel auf den Kopf getroffen haben, wenn ich so sagen darf. Natürlich wäre das ohne eine fantastische Crew nicht möglich, die hilft all dies zu verwirklichen – ihr wisst, wer gemeint ist, danke! Ich schreibe das Editorial immer erst, wenn alle anderen Teile des Magazins fertig sind. Einerseits weil es hilft zu wissen, was alles drin ist, aber andererseits auch, weil das Editorial aus seltsamen Gründen verdammt schwer zu schreiben sein kann. Was soll man denn in einem Editorial jedes Mal erzählen? Meistens endet es damit, dass ich versuche einen roten Faden zu finden, der sich durch alle Artikel und Geschichten der Ausgabe zieht, und diesen auf sinnvolle Weise darzulegen. Das scheint zu funktionieren, obwohl ich zugeben muss, dass es sich spätestens in der dritten Ausgabe einer Saison etwas zäh anfühlt.
„Um dich keiner Kritik auszusetzen, darfst du nichts sagen, nichts tun und nichts sein.” Elbert HUBBARD
Außerdem beschleicht mich das Gefühl, dass kaum jemand das Editorial wirklich liest. Wenn ihr, werte Leser, also immer noch bei mir seid, möchte ich euch danken. Und dürfte ich um einen Gefallen bitten? Ich will eure Meinung! Ich möchte Feedback und Kritik, egal welcher Art. Traut euch und lasst euren Gefühlen freien Lauf, schreibt uns was ihr vom Downdays Magazine haltet. Was mögt ihr und was mögt ihr nicht? Wovon würdet ihr gerne mehr lesen und wovon weniger? Fehlt irgendetwas komplett? Ist etwas total überflüssig? Jetzt habt ihr die Chance, es uns wissen zu lassen, entweder per virtuellem Brief oder auch auf traditionelle Weise (auf dem sogenannten Postweg). Schickt alle Einschätzungen, Kommentare, Beschwerden, Komplimente, Liebesbriefe oder Todesdrohungen zu Händen von Mark von Roy. Meine E-Mail oder die Redaktionsanschrift findet ihr im Impressum auf Seite 12. Ich kann es kaum erwarten zu lesen, was ihr von uns denkt. Denn nur so können wir das Downdays Magazine besser machen, indem wir auf euch hören, liebe Leser. Also schreibt uns! Und was könnt ihr von dieser Ausgabe erwarten? Warum blättert ihr nicht einfach um und findet es selbst heraus… Hochachtungsvoll, Mark VON ROY
LOCATION: NORWEGISCH-POLNISCHE THALAY SAGAR-EXPEDITION
FOTO: DANIELE MOLINERIS
PRODUKT: DAS ERSTE TROLLVEGGEN SET MIT GORE-TEX-QUALITÄT
LOCATION: MONTE CAMPACCIO, LIVIGNO-ALPEN, ITALIEN
JAHR: 1983
PRODUKT: DAS ERSTE POLARTEC LYNGEN ALPHA100 VEST JAHR: 2015
Im Jahr 1972 glaubten wir, dass die Produktentwicklung sich an den Benutzern orientieren sollte, die bis an ihre äußersten Grenzen gehen.
Wir tun es immer noch.
www.norrona.com
Welcome to nature
INHALT 10
Inhalt Portrait 14
Noah Albaladejo
Thought 38
Media 18
Die Videos des Candide Thovex
Talent 40 42
20
Gallery Gear
34
Skis & Outfits
Brains 36
Rechtliche Konsequenzen
50
FEBRUAR
60 70
44
46
Tief in Japan JF Houle Interview Free Touring
Scroggin
Insider 90
Jean-Claude Pedrolini
Dialogue
Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn
92
History
96
Die Suzuki Nine Knights Hip
98
Après
Als wir zum ersten Mal flogen
Crew 88
Pin-Bindungen
Sage Cattabriga-Alosa
Vibes
Round 2
DOWNDAYS
SEASON 15/16
MAGAZINE
86
Charlie Cultrara
Science
Destination 82
Evelina Nilsson Giulia Tanno
Creative
Spray 80
Die Präsenz der Sozialen Medien
Auf dem Cover Fahrer: Raffaele CUSINI / Spot: Click On The Mountain/Courmayeur, ITALIEN / Foto: Klaus POLZER
IMPRESSUM 12
Beitragende Charlie Cultrara
Tom Leitner
Der Skifahrer und Animationskünstler Charlie Cultrara wurde mit seiner genauso pointierten wie entlarvenden Zeichentrickserie Mashed Potatoes auf Newschoolers.com zur Kultfigur der Freeski-Szene. Dieser höchst talentierte Grafikdesigner hat gerade seinen Abschluss gemacht und ist auf Jobsuche. Interessenten irgendwo?
Basti Huber
Als Fixpunkt der Legs of Steel Crew ist Tom Leitner in der deutschsprachigen Freeski-Szene schon seit Langem wohlbekannt. Sein beeindruckender Auftritt auf steilen AK-Flanken im aktuellen LOS-Film Passanger hat ihn nun auch international ins Rampenlicht gerückt, doch er ist nicht nur ein begnadeter Freerider, sondern auch ein talentierter Autor.
Klaus Polzer
FEBRUAR
Kürzlich zum „Scrogmeister“ ernannt, ist Basti Huber ein Freerider, der Gas gibt, ein Bergläufer, dem nie die Luft ausgeht, und insgesamt ein ziemlich großartiger Zeitgenosse. Als Projektmanager bei The Distillery zieht Basti bei vielen Freeski-Projekten die Fäden im Hintergrund und ist im Büro erster Ansprechpartner, wenn es um die Planung von Skitouren geht.
Nach über zwei Jahrzehnten knietief in der europäischen Freeski-Szene – als aktiver Freerider, Judge, Chefredakteur und Fotograf – kann man Klaus Polzer mit Fug und Recht einen Freeski-Guru nennen. Er ist Fotoredakteur und Produktionsleiter dieser Ausgabe, aber er steuert auch die beeindruckenden Fotografien und den unterhaltsamen Text unseres Features über Freetouring bei.
„Manchmal tappe ich in die Falle das zu tun, wovon ich denke, das ich es tun sollte, anstatt das zu tun, was ich tun will.“ BJÖRK
Impressum Herausgeber
Distillery Concept & Creation GmbH Innsbruck, Österreich
MAGAZINE
Downdays Redaktionsteam
Ethan Stone | ethan@distillery.cc David Malacrida | david@distillery.cc
Fotoredaktion, Bildbearbeitung & Desktop Publishing
Deutsche Übersetzung & Korrektur
Fotografen
Druck
Klaus Polzer | klaus@distillery.cc
SEASON 15/16
Floyd E. Schulze | hello@wthm.net
Mark von Roy | mark@distillery.cc
Chefredaktion
DOWNDAYS
Layout
Borja Azurmendi, Ashley Barker, Karim Bourakkadi, Antoine Choquette, Adam Clark, Erik Ekström, Gaudenz Danuser, Jesús Fernández, Ruedi Flück, Mattias Fredriksson, Louis Garnier, Marco Gilbert, Stephane Godin, Roman Lachner, Pally Learmond, David Malacrida, Mason Mashon, Klaus Polzer, Felix Rioux, Daniel Rönnbäck, Jordi Rullo, Erik Seo, Christoffer Sjöström, Ethan Stone, Stephan Sutton, Pablo Varela Perez Autoren
Sebastian Huber, Tom Leitner, David Malacrida, Klaus Polzer, Stephan Skrobar, Ethan Stone, Mark von Roy Art Direction & Design
W—THM Büro für Gestaltung | www.wthm.net
Klaus Polzer
Mayr Miesbach | www.mayrmiesbach.de Anzeigen & Marketing
Du willst das Downdays Magazine in deinem Shop, deiner Bar oder deinem Camp auslegen? Dann kontaktiere uns einfach! Verlag & Redaktionsanschrift
Distillery Concept & Creation GmbH Leopoldstrasse 9 6020 Innsbruck Österreich Tel.: +43 (0)512-307 811 Fax: +43 (0)512-307 812 info@distillery.cc www.distillery.cc Das Downdays Magazine erscheint in Deutsch, Englisch und Französisch.
Simon Kegler | simon@distillery.cc
Downdays gibt es auch als Website: www.downdays.eu
Distributionsleitung
Downdays Social Media: www.facebook.com/downdays www.instagram.com/downdays_eu www.downdays-eu.tumblr.com
Simon Kegler
Das Magazin und alle Beiträge sind durch Copyright geschützt. Eine Vervielfältigung, Veröffentlichung oder sonstige Wiederverwertung, als Ganzes oder in Teilen, ist nur zulässig mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. Der Herausgeber und die Redaktion übernehmen keine Verantwortung für unverlangt eingesandte Text- oder Bildmaterialien.
Freeriden in Österreichs größtem Skigebiet. Echt lässig. www.saalbach.com
Foto: Stephan SUTTON
SEASON 15/16 Geboren am: 11. Oktober 1992 Lebt in: Encamp, Andorra Hausberg: Grand Valira, Andorra Hobbys: Sport, Musik & Kunst Sponsoren: Amplid, Spy, Buff, Planks, Full Tilt, Monster
DOWNDAYS
Foto: Pablo VARELA PEREZ
MAGAZINE
Sagt es mir nach: AL-BA-LA-DEJO. Es mag etwas Übung brauchen, aber es lohnt, sich den Namen dieses talentierten und unkonventionellen Stylers aus dem Kleinstaat mitten in den Pyrenäen zu merken.
Ethan STONE
NOAH ALBALADEJO
Text:
PORTRAIT 15
STYLER AUS ANDORRA
abseits des Schnees eher ruhig und zurückhaltend. Wie hat es dieser bescheidene 23-Jährige rein durch Filmen geschafft, bis in die oberen Ränge der internationalen Freeski-Szene vorzudringen? „Ich habe sehr viel Zeit investiert“, erklärt Noah seinen Aufstieg. Geboren und aufgewachsen ist Noah in Andorra, dem Kleinstaat zwi-
Noah war in den nächsten drei Filmen von Stept Productions präsent und erarbeitete sich so einen soliden Ruf als außergewöhnlicher Street Skier. Als ich Noah im November anrufe, ist er gerade in Mammoth Mountain, um sich in Kalifornien zusammen mit Fahrern wie Phil Casabon, Vinnie Gagnier oder Alex Beaulieu-Marchand einen Monat lang auf die kommende Saison vorzubereiten. Ganz im Gegensatz zu seinem energetischen Auftreten auf Skiern ist er
schen Frankreich und Spanien mitten in den hohen Bergen der Pyrenäen. Seine Eltern lebten in Encamp, einem Ort nur zehn Minuten vom Skigebiet entfernt, wo beide arbeiteten. In dieser Skiumgebung verwundert es nicht, dass Noah mit drei schon Ski fuhr und mit fünf im lokalen Rennkader stand. Im Alter von zwölf Jahren begann er dann mit Leo
Foto: Stephan SUTTON
PORTRAIT 16 NOAH ALBALADEJO DOWNDAYS
SEASON 15/16
MAGAZINE
2015 war ein großes Jahr für Noah Albaladejo. Er filmte mit Level 1, gewann das B&E Invitational und wurde von unseren Usern zum „Skier of the Year“ gewählt. Nach einem fantastischen Winter reiste er im August mit Henrik Harlaut nach El Calafate in Argentinien, wo die beiden einen unerwarteten BangerEdit von acht Minuten produzierten.
Tarrat zu shredden, einem lokalen Skifahrer und Park-Shaper, der ihm die New School nahe brachte. „Leo machte 360er mit Grabs“, erinnert sich Noah. „Mir gefiel das sehr und ich fing an, das auch die ganze Zeit zu machen.“ Schnell fand er in der aufstrebenden Park-Szene von Andorra Gleichgesinnte und gab die Alpinrennen auf. Stattdessen begann er, für seine neue Leidenschaft Freeskiing dem Schnee hinterher zu reisen. 2010 traf Noah dann in Neuseeland auf den Freeskier und Filmemacher Nick Martini. Beeindruckt von Noahs Einstellung lud Nick ihn ein, mit seiner bekannten Urban-Ski-Crew Stept in den USA zu filmen. Noah war in den nächsten drei Filmen von Stept Productions präsent und erarbeitete sich so einen soliden Ruf als außergewöhnlicher Street Skier. Was Noah vor allem auszeichnet, ist sein Style. Er kann auf ein solides Skikönnen zurückgreifen, fährt aber sehr locker ohne Stöcke und mit vielen HandDrags. So hat er sich einen ganz eigenen Stil erarbeitet, der vor allem auf dem perfekten Ausnutzen aller möglichen Transitions basiert. Er kann auf engstem Raum abspringen, dabei die Lip handdraggen, einen perfekten Grab anbringen und entspannt landen. Kleine, unscheinbare Side Hits wirken bei ihm plötzlich wie ausgewachsene und perfekt geshapte Park Obstacles. Als Einflüsse nennt Noah Snowboarden, Hip-Hop und Reggae sowie natürlich Skifahrer wie Magnus Graner, Henrik Harlaut oder seinen alten Kumpel aus Spanien, Luka Melloni. „Luka hat einen irren Style, einen der besten überhaupt“, meint Noah. „Bei ihm sieht es immer einfach aus, selbst wenn er heftige Sachen macht.“ Noahs Stärke auf schwierigen, kurzen Transitions kam ihm beim B&E Invitational 2015 sehr zugute, wo ihn die versammelte internationale Freestyle-Elite zum „Best Rider Overall“ wählte. Diese Anerkennung seiner Kollegen, darunter viele seiner Idole, bedeutete ihm viel und Noah nahm den Preis sehr bewegt entgegen. Es war eine Bestätigung des speziellen Weges, den er eingeschlagen hat. „Das zeigte mir, dass ich in die richtige Richtung gehe und so weitermachen sollte“, rekapituliert Noah. Im Moment steht außer Frage, dass Noah weitermacht. Er freut sich auf eine weitere Saison voller Trips und Filmaufnahmen mit internationalen Produktionen genauso wie auf weitere Unternehmungen mit seinen Buddies von Round 2 daheim in Andorra. Es wird interessant sein zu sehen, wohin nach seinem Durchbruch der Weg dieses großartigen Skifahrers und freundlichen Menschen noch führen wird.
30 Snowparks in 5 Ländern
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Täglich perfekte Anlagen durch 180 Shaper Mehr als 50 Contests und Lifestyle Events Mehr als 150 Film- und Fotoshootings 15 brandneue Apps für Android und iPhone Foto
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UNSERE QUALITY SNOWPARKS
Auch diese Saison tourt die größte transalpine Contest-Serie für Freeskier durch insgesamt 9 Snowparks in 4 Ländern auf der Suche nach Action, Talenten und Emotionen. Alle Rider haben die Möglichkeit in den Kategorien Männer, Frauen und Rookies ihre Skills zur Schau zu stellen und ihr Können mit Gleichgesinnten zu messen. Und das Allerbeste daran: Die Contest-Teilnahme ist bei allen Tourstops GRATIS. Neben Ruhm und Ehre gibt es ein Preisgeld von insgesamt EUR 20.000.- zu gewinnen.
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MEDIA 18 DIE VIDEOS DES CANDIDE THOVEX MAGAZINE SEASON 15/16
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One Of Those Edits Der nie endende Strom an Skivideos im Internet ist praktisch, um uns zu unterhalten, wenn wir nicht selbst Ski fahren. Aber er macht es auch verdammt schwer, unsere abgestumpfte Aufmerksamkeit zu erregen. Mit einer Ausnahme. Wenn dieser Name am Beginn eines Videos steht, schaut absolut jeder hin: Candide! Text: Mark VON ROY
Foto: Christoffer SJÖSTRÖM
CANDIDE THOVEX ist nicht nur der vielleicht beste Skifahrer unseres Planeten, er ist wahrscheinlich auch derjenige, der am besten mit Medien umgeht. Neben seinem unzweifelhaften Skitalent ist er ein Selfmademan, der seine Karriere genau in die Richtung gelenkt hat, die er wollte. Angefangen mit den Rastafaride Filmen zu Beginn der 2000er Jahre, vertiefte er sich ins Filmemachen und war zunehmend auch an der Produktion beteiligt. Nach sieben Streifen der Rastafaride Serie und einer zweijährigen Pause wegen einer Rückenverletzung, die beinahe seine Karriere beendet hätte, verzückte er die Skiwelt mit Candide Kamera, einem Kurzfilm, der tolle Filmaufnahmen und eine gute Story mit den vielleicht progressivsten Powder Lines verband, die man bis dahin gesehen hatte. Candide Kamera 2 setzte dann noch einen drauf. Candide gelang es mit seiner begabten Filmcrew, die Essenz des Skifahrens einzufangen. Seitdem haben viele Videos versucht diese Erfolgsformel zu wiederholen, doch keinem ist es vollständig gelungen. Die Dokumentation Few Words zwei Jahre später zeigt dann nicht nur großartiges Skifahren, sondern auch die Person Candide Thovex und erklärt, wie er zu dem Idol wurde, das er heute ist. Hinter all dem Talent steckt viel Intelligenz, Leidenschaft und Entschlossenheit. Doch wie schon der Titel der Dokumentation andeutet, ist Candide kein Mann vieler Worte, sondern lässt lieber sein Skifahren für sich sprechen. Der Siegeszug der sozialen Medien eröffnete Profisportlern eine Plattform, mit der sie eine breite Masse erreichen können, und viele nutzen die Gelegenheit, täglich mit ihren Fans zu kommunizieren. Candide postet dagegen höchstens ein paar Mal im Monat in seinem Social Stream, dafür aber meist mit absoluten Knallern, und erntet so ClickZahlen, die alle anderen Social-MediaAuftritte von Skifahrern erblassen lassen. Kommt dann gar ein neues Video von Candide, dreht die Skigemeinde komplett durch. Er ist allen Anderen einfach einen Schritt voraus. Der nächste solche Schritt war dann One Of Those Days, die inoffizielle Krönung Candides zum POV-König. Komplett im Skigebiet gefilmt und ohne
Musik, dafür mit authentischen Sounds, scheinbar einfachen Schnitten und wackeligen Aufnahmen, war der Erfolg keineswegs garantiert, doch der Clip entwickelte sich rasch zum Internetphänomen. Das Video ist fesselnd und atemberaubend, aber gleichzeitig kann man sich auf seltsame Art damit identifizieren – fraglos der bis dahin beste POV-Edit im Freeskiing. Es folgte One Of Those Days 2: gleiches Konzept, aber noch verrückter! Damit brach Candide alle Rekorde im Internet. Bis heute zählt der Film über 17 Millionen Aufrufe, zweifellos das meist gesehene Freeski-Video des letzten Jahres und wahrscheinlich aller Zeiten. Komplett vom Kopf des 32-jährigen Herrn Thovex gefilmt, ist One Of Those Days 2 einfach nur weltverändernd. Nie zuvor hat ein Skiclip solche Aufmerksamkeit im Mainstream erregt
und so viel Zuspruch aus der Szene erhalten. Dahinter steckt ein unglaublicher Aufwand und Planung bis ins letzte Detail, am Schnitt feilte Candide angeblich monatelang. Die Fakten bleiben allerdings im Dunkeln, denn als wir bei Candide nachfragen, bekommen wir „Kein Kommentar“ als Antwort. Er ist tatsächlich ein Mann weniger Worte. Aber das geht in Ordnung, denn Candide Thovex ist mit vielen Talenten gesegnet und seine begrenzte Kommunikation steigert nur seinen Mythos. Der Nachfolger zu One Of Those Days 2 dürfte bald erscheinen und man darf gespannt sein, womit uns Candide diesmal überrascht. Eins ist aber sicher: Ich kann es kaum erwarten, ein weiteres Mal die erstaunlich lebensechte Erfahrung teilen zu dürfen, wenn der beste Skifahrer der Welt den Berg zu seinem Spielplatz macht.
WE ARE SKIING.
SAGE CATTABRIGA-ALOSA
CHARGING IT STEEP AND DEEP IN ALASKA.
THE NEW AUTOMATIC 117 KEEP UPDATED ON WWW.ATOMIC.COM
MAGAZINE SEASON 15/16
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Oben
Fahrer: Linus TORNBERG Foto: David MALACRIDA Spot: La Clusaz, FRANKREICH
Fahrer: David WISE Foto: Pally LEARMOND Spot: Zürs, ÖSTERREICH
GALLERY 21
Unten
Fahrer: Josh DAIEK Foto: Mason MASHON Spot: Haines/AK, USA
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GALLERY 23
GALLERY 25 Gegenüberliegende Seite
Fahrer: Thibaud DUCHOSAL Foto: Stéphane GODIN Spot: Rosa Khutor, RUSSLAND
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Fahrer: Aristide CAMELIN Foto: Kab Spot: Bozel, FRANKREICH
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Diese Seite
GALLERY 26 Fahrer: Callum PETTIT Foto: Ashley BARKER Spot: Whistler, KANADA
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Gegenüberliegende Seite
Fahrer: Johnny COLLINSON Foto: Mattias FREDRIKSSON Spot: Mica Heliskiing, KANADA
GALLERY 28 FEBRUAR MAGAZINE DOWNDAYS
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Gegenüberliegende Seite
Fahrer: Virginie FAIVRE Foto: Klaus POLZER Spot: Suzuki Nine Queens/ Serfaus, ÖSTERREICH Diese Seite
Fahrer: Tim McCHESNEY Foto: Erik SEO Spot: Edmonton, KANADA
Fahrer: Pierre Antoine CHEDAL Foto: Louis GARNIER Spot: Tignes, FRANKREICH
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GALLERY 31
LTD EDITION ANON + UNDFTD A2 COLLABORATION
Magna-Tech™ Quick Lens Change Technology
Snap-Back Lens Strap
Boa® Helmet Fit System 360°
anonoptics.com/A2
Skier machen Spaß und sind großartig, denn sie lassen uns mit Tempo und Kontrolle den Berg hinabgleiten. Hier sind einige Modelle, die euch gefallen könnten.
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FEBRUAR
GEAR 34
Super Ski
ATOMIC
K2
ARMADA
VÖLKL
Bent Chetler
Pinnacle 118
Edollo
Revolt
Taillierung: 142-120-134 mm, Radius: 19 m @ 185 cm; Längen: 178/185/192 cm; Gewicht: 2190 g/Ski @ 178 cm; Powder Rocker, HRZN Tech – Horizontal Rocker
Taillierung: 145-118-135 mm, Radius: 23 m @ 184 cm; Längen: 177/184/191 cm; Gewicht: 2330 g/Ski @ 184 cm; Powder Nose Rocker & Slight Tail Rocker
Taillierung: 133-98-123 mm, Radius: 20,5 m @ 178 cm; Längen: 158/168/178/188 cm; Gewicht: 1900 g/Ski @ 178 cm; AR Nose Rocker, Hybrid Double Zone Core
Taillierung: 129-95-119 mm, Radius: 21,3 m @ 173 cm; Längen: 157/165/173/181 cm; Gewicht: 1920 g/Ski @ 173 cm; Tip & Tail Rocker, Multi-Layer Woodcore
THE NORTH FACE
Trift GTX 3L Parka & Pants
FuseForm Brigandine 3L Jacket & Pants
3-Lagen GORE-TEX; Eng geschnittene und trotzdem Helm-kompatible Kapuze; Spezielle Taschen für Steigfelle; Anpassbare Beinlänge & verdeckte Tasche für Karten; Verstärkte Nähte & Kantenschutz
3-Lagen HyVent – 91% Cordura; Vollständig abgeklebte und wasserdichte Reißverschlüsse; Radio-Strap und Media-Tasche; Wasserdichte und thermo-isolierte Telefon-Tasche; Verstärkungen & 4-Wege-Stretch
O’NEILL
ARMADA
Heat II Jacket & Contest Pants
GORE-TEX Sherwin Jacket & Crest Pants
10K/10K wasserdicht/atmungsaktiv; 120/100 Thinsulate Isolierung; Firewall Isolierung am Körper; Wasserdichte Reißverschlüsse & abgeklebte Nähte; Verstärkter Saum aus abriebfestem Material
Hybrid 3-Lagen GORE-TEX mit C-KNIT Backer; 100% abgeklebte Nähte mit 13 mm Gore-Seam; Verbindung von Jacke und Hose; RECCO Lawinenrettungssystem; Achsel- & Beinbelüftung
DOWNDAYS
MAMMUT
SEASON 15/16
MAGAZINE
FEBRUAR
Jacken und Hosen müssen euch warm, trocken und beweglich halten, das ist wichtig! Wir haben für euch ein paar Combos parat, die alle Anforderungen erfüllen.
GEAR 35
Tolle Outfits
BRAINS 36
Wer darf das eigentlich? Dieser Text richtet sich an all jene, die gerne an Freeride-Camps, an von Magazinen und Skimarken veranstalteten Testtagen, von Sicherheitsausrüstern und staatlichen oder privaten Bildungseinrichtungen organisierten Schulungen oder auch von ProfiFreeskiern selbst beworbenen „Ride with me“-Angeboten teilnehmen.
DOWNDAYS
SEASON 15/16
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RECHTLICHE KONSEQUENZEN
Text: Stephan SKROBAR
Foto: Klaus POLZER
Während der Downdays Freeride Mission in Kappl letzten Winter führte Eric Hjorleifson die Gruppe teilnehmender Leser zusammen mit einem örtlichen Bergführer, der die rechtliche Verantwortung trug und deshalb, wenn es darauf ankam, auch stets die finalen Entscheidungen traf.
WEM FOLGT IHR da eigentlich in unter Umständen hochalpines Gelände mit all seinen alpinen Schönheiten und Gefahren? Und was passiert, wenn etwas passiert? Wir versuchen, euren Blick für mögliche Probleme ein wenig zu schärfen. Freeriden ist ja auch als Dienstleistungsgedanke in der Mitte der Wintersportindustrie angekommen. Das heißt, nicht nur der Sporthandel, die Skigebiete und der ÖAMTC mit seiner Helikopterarmada profitieren vom Fahren abseits der Pisten, sondern auch jene, die den Interessierten das Freeriden nahebringen und lehren. Aber wer darf in Österreich eigentlich als professioneller Freeride Guide auftreten? Wie in jedem Bereich gibt es auch hier eine Fülle von gesetzlichen Regelungen, mit denen wir euch nicht langweilen wollen. Sehr verkürzt gesagt: Jeder, der aufgrund einer entsprechenden Ausbildung eine staatliche Berechtigung hierfür erworben hat. Das sind insbesondere staatliche Bergführer sowie Skiführer mit Skischulkonzession beziehungsweise als Angestellte einer Skischule. Typischerweise interessiert das rechtliche Rundherum den geneigten Freerider nicht. Er oder sie möchte sich nicht mit den rechtlichen Aspekten eines Freeride-Tages auseinanderset-
zen, sondern jene fetten Powder Faces zershredden, die der Pro vorher ausgekundschaftet hat und in die er sich sodann laut jauchzend wirft. Und dass der Guide Pro ist, ist ja eh auf diversesten Social-Media-Kanälen ausreichend dokumentiert. (Achtung: Im vorangegangenen Satz finden sich Spuren von Sarkasmus.) Tatsächlich vertrauen die Teilnehmer von Freeride-Camps und dergleichen darauf, dass sie der Guide sicher wieder nach Hause bringt. Sehr oft ist der Hauptgrund, warum sich Freerider überhaupt an ein Freeride-Center wenden, die eigene Unkenntnis des Geländes und die damit einhergehende Unsicherheit betreffend Linienwahl und Bedingungen. Jetzt wird dieser Text ungewöhnlich nüchtern, denn: Ein Unfall kann niemals ausgeschlossen werden! Lawinenunglücke, Abstürze und ähnliche Tragödien passieren auch Bergführern – leider auch dann, wenn sie mit Gästen unterwegs sind. Solche Vorfälle gibt es immer wieder, die Konsequenzen für die Verantwortlichen, also die Anbieter, können bis zu strafrechtlicher Verurteilung reichen.
Was hat der verletzte Kunde davon? Oder – noch schlimmer – die Hinterbliebenen? Der Anbieter könnte eventuell zivilrechtlich belangt werden, damit am Ende wenigstens eine finanzielle Entschädigung herausschaut. Diese Entschädigung wird im Normalfall von der Haftpflichtversicherung gedeckt, die der Anbieter freiwillig abschließt – nach einigen landesgesetzlichen Regelungen ist eine Haftpflichtversicherung sogar Voraussetzung für die Berechtigung zur Berufsausübung von Bergführern und Skilehrern. Was aber, wenn der – Achtung, Anführungszeichen – „Guide“ keine Ausbildung und auch keine Haftpflichtversicherung hat? Dann bleibt dem motivierten Freeride-Gast nach dem Unfall nur der Blick durch die Finger. Die schadenersatzrechtlichen Forderungen sprengen schnell die finanziellen Möglichkeiten des „Guides“. Diese Überlegungen sollte jeder und jede anstellen, bevor er oder sie an FreerideVeranstaltungen aller Art teilnimmt. Natürlich betrifft das nur jene Veranstaltungen, die sich tatsächlich draußen im nicht gesichterten Backcountry abspielen. Bei einer Lawinensuchübung neben der Liftstation gelten solche Rahmenbedingungen nicht, hier ist ja auch das Risiko ein weit geringeres. Wir wollen die Lust am Freeriden nicht mit Schreckensszenarien überlagern. Ihr solltet eure Entscheidung, wem ihr da ins Gelände nachfahrt, aber auf Basis möglichst umfassender Information über die möglichen Konsequenzen treffen. Vielleicht konnten wir mit diesem Beitrag ein wenig zum Nachdenken anregen. Danke an Lukas Marzi für die kritische Durchsicht in Bezug auf rechtliche Fragen und an ProfiFreeskierin und Skiführerin Lorraine Huber für die Idee zu diesem Text.
Warnhinweis: Dies ist ein Artikel, der zum Nachdenken anregen soll, kein rechtlicher Leitfaden. Österreich und die österreichische Gesetzgebung dienen als Beispiel, rechtliche Regelungen und Auslegungen können in anderen Ländern unterschiedlich sein.
a skier knows. henrik windstedt in heli vertical. haines, alaska
PROUD SKIWEAR SPONSOR OF THE FREERIDE WORLD TOUR
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SOZIALE MEDIEN
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SOZIALE MEDIEN
EGO
THOUGHT 38
Wir bewegen uns in ein Zeitalter des Egozentrismus: Der Wunsch, alle Aspekte unseres Lebens zu dokumentieren und über soziale Medien zu teilen, erreicht in der aktuellen Selfie-Obsession seinen vorläufigen Höhepunkt. Wir kreisen um uns selbst in einem Zustand falscher Selbstwahrnehmung aufgrund von Likes, der schon fast an Größenwahn grenzt.
THOUGHT 39
Das Streben nach Erfahrungen, nicht „Likes“
Text: Tom LEITNER
len ist ein essentieller Bestandteil dieses Konzepts, und der Fokus auf Ästhetik und Einzigartigkeit unterscheidet uns von den traditionellen Sportarten. Statt einfach nur Athleten sind wir selbstinszenierte Projektionen eines Athleten. Wir erschaffen und vermarkten unseren
keit genauso wie alle Anderen. Aber für mich bedeutet Skifahren und die Rolle, die ich darin spiele, Freiheit. Die Person, die ich in den Bergen bin, hat mit Tom Leitner im wirklichen Leben nicht viel zu tun. Und manchmal sieht man die Dinge klarer, wenn man durch die Augen
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eines Anderen blickt. Wir alle kämpfen um Aufmerksamkeit, auch wenn diese nur uns selbst und eine recht kleine Gruppe von Leuten betrifft, die manches genauso sehen wie wir. Aber je wohler und vertrauter wir uns unter den Leuten fühlen, mit denen wir uns umgeben, desto besser können wir unsere eigene Persönlichkeit einbringen. Ich war nie ein Wettkampftyp und wollte Skifahren nie als Business sehen. Die Szene, in die ich trat, ermöglichte es mir so zu leben, wie ich es mir als ProfiFreeskier erträumt hatte, dennoch fühlte ich mich fremd. Ich musste immer zwischen dem professionellen Aspekt – im Lichte der Öffentlichkeit mein Können zu zeigen – und meiner Leidenschaft – mit Freunden Ski zu fahren – trennen. Letzten Winter fühlte ich zum ersten Mal in meiner Skikarriere, ich könne ich selbst sein. Ich befand mich in der Gesellschaft gleichgesinnter Freunde, auch wenn manche zehn Jahre jünger sind als ich. Sie stammen aus einer anderen Generation, aber unsere Werte und Motivation sind sehr ähnlich. Das half mir, wichtige Augenblicke tiefer wahrzunehmen als jemals zuvor, und es ist diese Erfahrung, die zählt, nicht die Likes, die man dabei sammelt. Wenn ihr also das nächste Mal mit euren Freunden am Gipfel eines Berges steht, lasst die Kamera in der Tasche und nehmt den Augenblick war, wie er ist. Vielleicht werdet ihr einen Unterschied merken.
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Lifestyle und bis zu einem gewissen Grad wollen wir, dass auch unser Privatleben dieser Idee eines selbstbestimmten Bildes entspricht. Wenn man es etwas pessimistischer sieht, dann ist Freeskiing jedoch ein perfektes Beispiel für die „Bilder oder nichts ist passiert“-Einstellung, die uns von uns selbst zu entfremden droht. Wie oft zerstören wir den Augenblick, indem wir die Kamera herausnehmen, die GoPro anschalten oder einen Instabanger versuchen? Je mehr „Pro“ man ist, desto deutlicher wird diese Realität. In jeder Pause eines Park-Shoots sieht man mehr Leute mit ihren Mobiltelefonen beschäftigt als welche, die miteinander reden. Und wenn man am Gipfel eines Berges steht, sieht man die Schönheit mehr durch den Filter des Social-Media-Feedbacks als in der großartigen Natur, die vor einem liegt. Ich will niemand für dieses Verhalten schlecht reden. Vielleicht liegen meine Bedenken daran, dass ich Teil einer älteren Generation bin und damit nicht umgehen kann. Vielleicht bin ich einfach zu unflexibel und die jüngere Generation geht unverkrampft damit um. Vielleicht ist alles gar nicht so wichtig. Aber für mich bedeutet, die ganze Zeit digital verbunden zu sein, dasselbe wie selbst nicht anwesend zu sein. Keinesfalls will ich mich aufspielen oder gar selbst ausnehmen. Ich bin Teil des Ganzen und brauche die Öffentlich-
SOZIALE MEDIEN
Wenn man es etwas pessimistischer sieht, dann ist Freeskiing jedoch ein perfektes Beispiel für die „Bilder oder nichts ist passiert“-Einstellung, die uns von uns selbst zu entfremden droht.
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EGOZENTRISMUS hat seinen schlechten Ruf nicht unbedingt verdient. Ich glaube sogar, dass er in seiner reinsten Form erstrebenswert ist. Doch während echter Egozentrismus – gewollt oder nicht – zu Selbsterkenntnis führt, sozusagen ins Zentrum des eigenen Ichs, bewirkt der Egozentrismus in sozialen Medien das genaue Gegenteil. Anstatt sich in seiner eigenen menschlichen Natur wiederzufinden, definiert er sich über die Reaktionen von anderen. Er strebt lediglich nach Aufmerksamkeit in seiner abstrusesten Form, nämlich durch Likes der Social-Media-Freunde und Follower, was nur eine Parodie von Freundschaft ist. Schnell wird dieses Streben zur Obsession, zu einer Sucht, in der man sich selbst verliert. Anstatt Eindrücke aufzusaugen und sie in Gefühle und zutiefst private Erinnerungen zu verwandeln, gibt sie der Social-Media-Junkie sofort weiter und verliert sie dadurch in die virtuellen Weiten des Internets. Auch wenn es sich wie ein Klischee anhört, vergisst er im Augenblick zu leben. Mitglieder der Free-Sports-Community geben als Hauptmotivation gern an, „im Augenblick zu leben“. Wir leben für die Augenblicke einer intensiven Wahrheit, in der wir uns mit der Natur und unserer Umwelt eins fühlen. Wir wollten immer Hedonisten im positiven und originären Sinn sein, die „Wohlbehagen in einer Form von Ruhe, durch Freiheit von Angst und Abwesenheit von Schmerz im Wissen um die Abläufe der Welt und die Grenzen unseres Verlangens“ suchen, wie es der griechische Philosoph Epikur ausdrückte. Diese Sichtweise mag romantisch wirken und vielleicht etwas übertrieben sein, doch was sonst außer Romantik lässt uns so viel Aufwand betreiben, um im Wesentlichen sinnlose Aktivitäten auszuüben? Die Reaktionen von anderen haben uns schon immer viel bedeutet. Seit es Free Sports gibt, so wie wir sie kennen, dokumentieren die Protagonisten ihre Eskapaden. Diese Gewohnheit kennzeichnet unseren Lebensstil und auch unsere Wettkämpfe. Wir drücken uns selbst aus, indem wir der Welt zeigen, was wir tun. Unsere Erfahrungen zu tei-
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Evelina Nilsson Foto: Erik EKSTRÖM
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EVELINA NILSSON
Interview: Mark VON ROY
Was braucht es, um sich für die Spaß macht, und diese Leidenschaft mit der Welt teilen. Ich liebe es, die Freeride World Tour zu qualifizieren? Man muss träumen und daran glauben! Berge mit Freunden zu erkunden und einfach die Kraft der Natur zu spüren. Wie gehst du dein Skifahren an? Wenn ich Ski fahre, dann stets mit Herz. Wie bereitest du dich auf einen guten Konzentration ist wichtig. Beim Filmen Skitag vor? oder in Contests bin ich ganz besonders Aufwachen, meditieren und etwas Yoga. fokussiert. Bevor ich los fahre, versuche Einen Bananensmoothie zum Frühstück ich immer den Kopf frei zu kriegen – mit vielen Vitaminen und einen Ingwerfast wie ein Jedi. Zitronen-Tee. Dazu gute Musik hören, zurzeit vor allem die Musik eines guten Freundes von mir, Falklorian! Mit wem fährst du gerne Ski? Mit allen, die Liebe ausstrahlen. Ich freue mich immer, wenn ich mit einem Was ist deine beste Erinnerung, die Seelenverwandten Ski fahren kann! mit Skifahren zu tun hat? Mein erster Backflip! Davor hatte ich Was sind deine Ziele beim Skifahren? Verletzungsprobleme, deshalb war es um Ich möchte weiterhin das tun, was mir so besser. Ich habe mich so gefreut! Geboren am: 7. Juli 1991 in Luleå, Schweden Lebt in: der Welt Hausberge: Åre und Riksgränsen, Schweden Hobbys: Skifahren, Yoga, Meditation, in der Natur sein Sponsoren: Peak Performance, Fischer, Sweet Protection, Alpingaraget, Oakley, Stitch n Stones
2016/ SLOPESTYLE WOMEN & MEN
PRIZEMONEY CHF 30'000.00 EUROPEANFREESKIOPEN.LAAX.COM
TALENT 42
Hi Giulia, wie bist du zum Freeskiing gekommen? Bis ich 11 war, bin ich alpin gefahren, und mit 13 habe ich dann mit Freeskiing angefangen. Was inspiriert dich beim Skifahren und wer sind deine Idole? Ich bin mit Skifahren aufgewachsen und habe es immer geliebt. Man kann sich dabei extrem herausfordern und fast alles machen, was man will. Das inspiriert mich wohl am meisten. Wen ich bewundere? Verschiedene Leute, zum Beispiel Jamie Anderson. Sie ist so eine gute Fahrerin und ihr Lebensstil gefällt mir auch. Sarah Burke ist natürlich ein Vorbild, sie war die Freeski-Pionierin und hat unseren Sport enorm gepusht. Wie ist es im Schweizer Freeski Team? Ich liebe es, mit dem Team zu reisen. Es ist fast wie Urlaub und das Team ist wie eine zweite große Familie, nicht nur ein Team, mit dem man trainiert. Dazu bin ich froh einen Coach zu haben, der mir Ratschläge geben kann. Am Ende muss man jeden Trick zwar selbst springen, aber ohne Hilfe ist es viel schwerer.
GIULIA TANNO
Du fährst bei vielen Contests mit. Was ist dein Ziel bei Wettkämpfen? Ich denke, jeder will gewinnen, sonst würde man nicht mitfahren. Aber mein Hauptziel ist, bei jedem Contest meinen besten Run zu zeigen. Wenn mir das gelingt, bin ich happy. Wenn ein guter Platz dabei herausspringt, um so besser!
Giulia Tanno Interview: David MALACRIDA
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Auf welchen Trick bist du am meisten stolz und was willst du noch lernen? Ich bin sehr stolz auf meinen Switch Left 1080 und möchte ihn am liebsten backto-back springen können. Natürlich will ich auch noch andere Tricks lernen, aber da müsst ihr euch noch gedulden und überraschen lassen.
Geboren am: 5. Mai 1998 in Lenzerheide, Schweiz Lebt in: Lenzerheide Hausberg: Arosa-Lenzerheide Hobbys: Sport generell Sponsoren: Faction, Samsung, Smith Optics, Level, Full Tilt
Foto: Ruedi FLÜCK
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Mein Vater sagte mir: „Manchmal musst du wählen, zu lieben, was du als Arbeit machst, oder zu arbeiten, um deine Liebe bezahlen zu können.“ Als Grafikdesigner verbringe ich viele anstrengende Stunden vor dem Bildschirm, aber ich versuche, nie meine Liebe zu den Bergen aus den Augen zu verlieren. www.charliecultrara.com
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Pin it! Das Konzept der Low-Tech-Bindung ist schon 30 Jahre alt, doch erst jetzt scheint sich diese Art der Tourenbindung auf breiter Front durchzusetzen. Der Grund dafür sind aktuelle Weiterentwicklungen, welche diese auch als Pin-Bindung bezeichneten Systeme genauso gut bergab wie bergauf funktionieren lassen. Für Klaus Polzer der Anlass, die bisherige Entwicklung und den Status Quo einmal zusammenzufassen. Text: Klaus POLZER
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PIN-BINDUNGEN
EVOLUTION DER LOW-TECH-BINDUNG OB DER AKTUELLE Freetouring-Boom an den neuen Tourenbindungen liegt, die eine wesentlich bessere Abfahrtsperformance bieten als klassische Modelle, oder umgekehrt, lässt sich schwer sagen. Eins ist jedoch sicher, kaum eine andere Produktkategorie sorgt im Skifahren derzeit für mehr Furore als die sogenannten Pin-Bindungen. Ihr Vorteil im Aufstieg ist unbestritten, speziell bei rennorientierten Tourengehern sind sie konkurrenzlos. Dagegen standen Freerider ihnen bisher wegen der zweifelhaft erscheinenden Stabilität eher skeptisch gegenüber – erst einige neuere Modelle konnten dies in letzter Zeit ändern. Bleibt die Frage, warum dafür beinahe drei Jahrzehnte vergehen mussten. Beginnen wir also am besten mit einem kleinen Rückblick.
Eine kurze Geschichte Der Erfinder der Low-Tech-Bindung, wie die Pin-Bindung ursprünglich heißt, ist ein einfallsreicher Österreicher namens Fritz Barthel. 1982 unternahm der noch junge Fritz eine Skitour auf den Mont Blanc – ohne vorhandene Spur mit der damals üblichen Ausrüstung ein Unterfangen, das ihn an seine Grenzen brachte – und beschloss danach, dass es Zeit für eine leichtere und effizientere Tourenbindung sei. Als Maschinenbaustudent verfügte er über die fachlichen Voraussetzungen und mithilfe des österreichischen Staates meldete er nach langem Tüfteln 1984 die Low-Tech-Bindung auf Grundlage eines Prototypen zum Patent an. Sein Enthusiasmus traf zunächst jedoch nur teils auf Gegenliebe. Alle Bindungshersteller, denen er sein Patent anbot, lehnten ab. Nur von Dynafit, damals ein reiner Schuhhersteller, erhielt er günstig Tourenskischuhe, die er für seine Low-Tech-Bindung umrüsten konnte. Bei Tourengehern kam die neue Idee dagegen sehr gut an. Immer mehr Bekehrte – ganz besonders Teilnehmer an Skitourenrennen – pilgerten nach Kufstein, um bei Fritz Barthel eine LowTech-Bindung zu erstehen. Irgendwann
wurde die Kleinserie in Eigenproduktion so erfolgreich, dass sich der italienische Dynafit-Importeur beschwerte und so fast das Ende der Pin-Bindung bewirkt hätte. Dann allerdings besann sich Dynafit – inzwischen in anderen Händen – eines Besseren und brachte die erste Low-Tech-Bindung auf den Markt.
Ein Wort zu Bindungen Im letzten Jahrhundert bestanden Skibindungen jahrzehntelang aus Riemen. Als diese immer stabiler wurden, konnte man zwar besser bergab fahren, doch stieg die Verletzungsgefahr enorm an. Als Lösung verwendete man statt der Riemen Metallspangen, die durch Federn gehalten wurden und so bei hohen Kräften auslösen konnten. Dies ist auch heute noch das Prinzip der klassischen Sicherheitsbindung. Sie drückt den Schuh auf dem Ski fest und hat verschiedene Vorteile, zum Beispiel ist sie günstig herzustellen, verfügt über eine gute Kraftübertragung und eine einstellbare Auslösung. Als Nachteile sind unter anderem zu nennen, dass die Auslösung nicht zwischen verschiedenen Kräften unterscheidet und deshalb Verletzungen wie Kreuzbandrisse nur unzureichend vermieden werden oder dass am Schuh unpraktische Plastikklötze vorne und hinten zum Einspannen in die Bindung nötig sind. Über die Jahre erreichte das klassische System eine sehr hohe Qualität, nur einen einfachen Aufstiegsmodus konnte man damit nicht verwirklichen. Stattdessen packte man den ganzen Bindungsmechanismus einfach auf eine Schiene, die um ein Scharnier drehbar war und so ein Aufsteigen auf Skiern ermöglichte. Doch um Gewicht zu sparen und den Drehpunkt nahe an den Fuß zu bekommen, wurde die übliche Bindungsmechanik so weit reduziert, dass sie nur wenig Stabilität und eingeschränkte Sicherheit bot. Wer auf gute Abfahrtsperformance wert legte, verwendete für den Aufstieg lieber Bindungseinsätze und für die Abfahrt eine normale Alpinbindung. Erst in den letzten Jahren gab es Verbes-
1984: Die allererste Low-Tech-Bindung
1986: Kleinserie im Eigenbau
1990: Tour Lite Tech, die erste Dynafit-Bindung
2004: TLT Comfort, Low Tech für jedermann
2013: Die erste Dynafit Beast
Aller Probleme zum Trotz sind die Vorteile der Pin-Bindung so erheblich, dass kaum noch jemand, der länger mit seinen Skiern aufsteigt, auf sie verzichten will – selbst wenn die Abfahrt das bestimmende Ziel ist. Entsprechend kamen in letzter Zeit verschiedene Verbesserungen des Pin-Systems auf den Markt, die eine ausreichende Stabilität beim Fahren bieten. Dynafit setzt bei seinen Freeride-Bindungen der Beast Serie etwa auf eine Verstärkung der hinteren Pin-Aufnahmen, was jedoch das Anbringen eines Adapters an der Ferse des Schuhs erfordert. Andere Hersteller verfolgen einen ähnlichen Ansatz. Der Nachteil dabei ist, dass der so modifizierte Schuh nicht mehr mit normalen Alpinbindungen kompatibel ist oder überhaupt nur spezielle Bindungen und Schuhe miteinander kombiniert werden können. Mit der Hybrid-Lösung Kingpin geht Marker einen Schritt weiter. Sie ersetzt den Pin-Fersenautomaten durch das klassische Fersenteil einer Alpinbindung, das für den Aufstieg einfach weggeschoben wird, und kombiniert es mit einer Pin-Lösung vorne. Dafür sind ein paar Anpassungen notwendig, da die Bindung nun wieder einen Anpressdruck wie eine klassische Alpinbindung braucht. Der Fahrer merkt davon aber nicht viel, ganz im Gegenteil überzeugt die Kingpin mit hoher Stabilität und einem satten Fahrgefühl, das den Vergleich mit Alpinbindungen nicht scheuen muss. Der Nachteil der Kingpin ist, dass sie die potentiellen Vorteile eines reinen Pin-Systems – in den Sinn kommt zum Beispiel das einfache Handling – nicht nützen kann. Solange es aber kein perfektes Pin-System gibt, verbindet die Kingpin das Beste aus zwei Welten und ist aktuell eine der universellsten und empfehlenswertesten Tourenbindungen auf dem Markt.
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Versuch eines Ausblicks Dieser Artikel will keinen Vergleich zwischen den verschiedenen Systemen ziehen, sondern Überblick auf ein hochinteressantes und gleichzeitig äußerst dynamisches neues Produktsegment geben. Neben dem Crowd-FundingProjekt B.A.M. sind auch weitere engagierte Tüftler mit ambitionierten Ideen am Start und man darf sicher sein, dass nach Marker noch mehr etablierte Alpinbindungshersteller eigene Lösungen präsentieren werden. Wie sich die einzelnen Bindungen dann am Markt schlagen, dürfte mindestens so sehr an der Praxistauglichkeit des jeweils realisierten Systems liegen wie an der grundlegenden Konzeption. Für weitere Details sei auf die Webseiten der Hersteller verwiesen. Sicher kann man sich jedoch sein, dass Bindungen wie die Marker Duke oder die Atomic Tracker für ernsthaftes Freetouring keine Zukunft haben – in Anbetracht des bewegten Gewichts sind da sogar die guten alten Alpine Tracker Bindungseinsätze für den Aufstieg eine überlegenswerte Alternative. Das Segment der Pin-Bindungen ist dagegen höchst spannend mit einer Reihe vielversprechender Lösungen, die von komplett neuen Ansätzen bis hin zu Kombinationen bewährter Ideen alles bieten. Lassen wir uns überraschen, wohin die Reise geht. Denken wir gar an die immer besseren Möglichkeiten für Tüftler, mit 3D-Druckern neue Wege auszuprobieren, sollte es uns nicht verwundern, wenn wir in Zukunft allesamt auf einer Plattform unterwegs sein werden, die weder mit klassischen noch mit Pin-Normen viel zu tun haben wird – und das sowohl bei Skitouren als auch auf der Piste! Vielleicht dauert das sogar nicht mal dreißig Jahre…
PIN-BINDUNGEN
Die Low-Tech-Bindung verfolgt einen komplett anderen Ansatz der Verbindung von Schuh und Ski. Statt den Schuh einfach auf dem Ski festzuklemmen, wird durch Metallzapfen an der Bindung und passende Gegenstücke am Schuh ein fester Kraftschluss hergestellt, der ohne Druck auf die Skioberfläche auskommt. Das hat speziell für den Aufstieg große Vorteile. Einerseits lässt sich ein idealer Drehpunkt direkt an der Schuhspitze realisieren, andererseits muss kein Teil der Bindung beim Gehen mit angehoben werden. Letzteres spart noch wesentlich mehr Kraft als das reine Bindungsgewicht selbst, das bei Pin-Bindungen fast immer geringer ist als bei klassischen Modellen. Doch es gibt auch Nachteile. Sie sind nicht prinzipieller Natur, sondern durch die historische Entwicklung und die praktische Umsetzung entstanden. Fritz Barthels Ziel war vor allem eine Bindung, die den Aufstieg erleichterte und sich gut bedienen ließ. Als er an die Umsetzung ging, fuhr man im Tiefschnee noch schmale Skier mit vielen kurzen Schwüngen bei niedrigem Tempo. Die Anforderungen an die Abfahrtsstabilität waren also viel geringer als heute. Aus praktischen Gründen wählte er damals für die hinteren Pins eine recht schmale Basis, die wegen der wenig günstigen Hebelverhältnisse den modernen, breiten Freeride-Skiern und teils viel steiferen Tourenschuhen heute kaum mehr gerecht wird. Auch die Sicherheitsfunktion, die bei den meisten Pin-Bindungen rein im Fersenteil realisiert wird, ist damit schwerer zu gewährleisten. Darüber hinaus stellt die vergleichsweise kleine Kontaktfläche der Pins mit den Aufnahmen am Schuh speziell vorne hohe Anforderungen ans
Der Status Quo
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Die Pin-Lösung
verwendete Material. Pin-Bindungen sind daher in der Herstellung deutlich teurer als klassische Alpinbindungen.
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serungen, mithilfe derer neue Produkte wie die Marker Duke oder die Atomic Tracker eine klassische Tourenbindung ohne Kompromisse in der Abfahrt realisieren. Beim Aufstieg sieht die Bilanz jedoch weniger gut aus.
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Die Marker Kingpin ist aktuell eine der interessantesten Freetouring-Bindungen.
Noch mehr in Richtung vertrauter Bindungssysteme zielt eine Lösung, die bisher erst als Prototyp zur Verfügung steht. Die sogenannte Pinding des Bavarian Alpine Manifest, kurz B.A.M., vertraut für die Abfahrt auf eine klassische Alpinbindung und ermöglicht den Aufstieg durch eine Pin-Lösung, die im Vorderbacken integriert ist und ausfährt, wenn dieser für den Aufstieg versetzt wird. Letzteres geschieht ähnlich wie das Verschieben des Hinterbackens bei der Marker Kingpin auf einer fest am Ski montierten Schiene. Wie sich die Pindung insbesondere beim Aufstieg in der Praxis schlägt, muss sich noch weisen. Eins ist jedoch gewiss, zumindest in der Abfahrt kann man sich auf Altbewährtes verlassen – das höhere Gewicht klassischer Alpinbindungen inklusive.
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Ferner als Osten Text & Fotos:
Ethan STONE
Der Februar ist Blütezeit in Kyoto.
Fahr’ nach Japan, sagten sie. Du wirst im Pulverschnee baden, sagten sie. Als der weit gereiste Skijournalist und Fotograf Ethan Stone im letzten Winter die Gelegenheit bekam, das selbst zu überprüfen, dachte er nicht zweimal nach, bevor er ein Flugticket buchte.
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Oben: Die Shibuya Kreuzung in Tokio; Unten: Ein Serau, eine japanische Bergziege.
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Nicky Keefer findet seinen Weg in Rusutsu.
JAPAN ist in jeder Hinsicht ein Trip. Es gehört weltweit zu den exotischeren Zielen für Durchschnittsskifahrer, aber ultraleichter, episch tiefer Pulverschnee auf fernen Inseln im Pazifik, die eine faszinierende Kultur hervorgebracht haben? Das klingt eigentlich zu gut, um wahr zu sein. Doch es muss stimmen, unzählige Fotos in Magazinen, Filmsegmente und Internetclips dokumentieren den japanischen Powder und preisen das Paradies. Ich konnte nicht anders, ich musste dorthin reisen und es mit eigenen Augen sehen. Ich musste in die Geheimnisse des Japow eintauchen. Dies hier sind meine Erkenntnisse. Wenn man normale Leute fragt, was ihnen zu Japan einfällt, hört man wahrscheinlich Begriffe wie Technologie, Kultur, Essen, Geschichte, die Atombombe, Kernreaktoren, Erdbeben, riesige Städte, buddhistische Tempel, Ninjas und Kimonos. Aber fragt man einen Freerider, bekommt man eine andere Antwort: Schnee. Viel Schnee. Sehr leicht. Japanischer Powder, oder kurz Japow! Bevor man es nicht selbst erlebt hat, klingt es unglaublich. Also bin ich im Skigebiet Rusutsu auf Hokkaido – nach drei Flügen von insgesamt dreizehn Stunden Dauer, einem zweitägigen Aufenthalt in Tokio und einer dreistündigen Busfahrt vom neuen Flughafen Chitose bei Sapporo – und haste zur letzten Gondel des Tages. Soviel ist schon mal sicher. Alles was bisher über Japow gesagt und geschrieben wurde, stimmt. Von allen Abfahrten, die ich in Japan gemacht habe, ist mir die erste am tiefsten ins Gedächtnis gebrannt. Ich steige allein aus der Gondel, klicke in die Bindung und fahre direkt in die Bäume, einer
vielversprechenden Traverse folgend. Alles bisher so fremd Wirkende ist plötzlich wieder vertraut. Unberührter Schnee unter mir. Ich biege von der Traverse ab und tauche ein. Gleich die ersten von sehr vielen Face Shots, die folgen werden, reiben es mir ins Gesicht. Der japanische Pulverschnee ist tatsächlich so großartig, wie immer behauptet wird. Er ist leicht, er ist tief, er macht Spaß und ist überall. Meine ersten Runs in Japan führen mich durch unverspurte Waldlichtungen, nicht sehr steil, aber dafür unbeschwert zu genießen. Alles schreit danach, Vollgas zu geben. Bevor ich morgen meine erste Crew treffe, um mit ihr Fotos zu schießen, will ich selbst möglichst viele Turns sammeln.
Hokkaido mit The Coterie The Coterie ist eine Filmcrew aus Utah und die erste von mehreren Gruppen, mit denen ich mich im Fernen Osten verabredet habe. Die Crew ist in voller Mannschaftsstärke von fünf Skifahrern und zwei Filmern in Hokkaido eingetroffen und plant, ein Freestyle-Powder-Segment für ihren Film We Trust Your Judgment zu drehen. Das Line-up kann sich sehen lassen: OberStyler Nicky Keefer, die talentierten Brüder Kevin und Mitchell Brower, Street Skier Lupe Hagearty und der Gewinner des Level 1 Superunknown von 2015, Jonah Williams. Eine begabte, wenn auch vor allem Park-fokussierte Truppe, die wie viele andere wegen toller Backcountry-Aufnahmen nach Japan gekommen ist. Doch leichter gesagt als getan. In den folgenden Tagen dringen wir auf der Suche
Zone nahe Niseko, wo Gordon ein paar gute Spots direkt neben der Straße kennt. Es herrscht eine Ruhe, die nur von Windböen unterbrochen wird, die Schnee aus den Bäumen aufwirbeln. Das Klicken der Tourenbindungen und gelegentliches Schnaufen sind die einzigen von Menschen gemachten Geräusche, während wir zu einem Grat aufsteigen, von dem unberührte Lines im tiefen Pulver herabziehen. Ein paar Felsen und große Pillows bieten die Möglichkeiten für Tricks, die wir suchen. Wir legen los. Die Skifahrer teilen die Lines unter sich auf und die Filmer gehen in Position. Die nächsten paar Stunden stapfe ich durch kinnhohen Powder, warte auf gutes Licht und versuche meine Linse sauber zu halten. Der Schnee ist fantastisch, aber es ist schwer zu shooten. Regelmäßige Schneeschauer nehmen jede Sicht und machen es unmöglich zu fokussieren. Kurze, unerwartete Sonnenfenster tauchen die Szenerie in ein unglaubliches Licht – aber nur, wenn niemand bereit ist loszufahren. Sobald dann ein Fahrer startet, ist das Licht wieder verschwunden. „Das ist japanischer Son-
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Wundert euch nicht, wenn ihr im Honshu-Backcountry eine seltsame Kreatur seht – es ist wahrscheinlich nur ein Serau, die japanische Form der Gams. Für tierische Abenteuer empfehlen wir außerdem das Onsen der Schneeaffen im Jigokudani Monkey Park bei Nagano.
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Kurioses am Rande
Der Utah-Local Kevin Brower fühlt sich bei diesem 360er von einem Cliff in Tokachidake fast wie zu Hause.
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nach guten Absprüngen immer tiefer ins Gelände vor, aber Spots, wie wir sie aus Nimbus-Filmen kennen, suchen wir vergebens. Wir durchforsten einen Tag lang alles innerhalb der Skigebietsgrenzen, doch der letzte Schneefall liegt ein paar Tage zurück und unverspurter Powder wird rar. Also verpflichten wir einen Guide, der uns das Backcountry zeigen soll, und kommen dem Lohn, aber auch der Herausforderung von Backcountry-Skifahren auf Hokkaido näher. Wenn es an Hokkaido etwas zu bemängeln gibt, ist es die fehlende Steilheit des Terrains. Europäer und Nordamerikaner sind oft überrascht, dass der verlockende Powder vor allem auf eher gemäßigten Hängen von Bergen liegt, die kaum einmal die 2000-Meter-Marke erreichen. Obwohl das einladende Gelände zum Spaß beiträgt, macht es die Aufgabe für Leute wie uns, die nach einzigartigen Spots suchen, kompliziert. Obwohl das Gelände im Skigebiet nicht zu verachten ist, wird es von immer mehr Powder-Fans geshreddet und so bleibt uns nichts anderes übrig, als außerhalb des Resorts unser Glück zu versuchen. Ich nippe an einer Dose heißen Kaffees aus einem Automaten – eine weitere japanische Eigenart – in der befremdlich europäisch gestylten Lobby von Rusutsu, als unser Guide Gordon eintrifft. Wir sind bis an die Zähne mit Backcountry-Ausrüstung bewaffnet, bereit für jedes Abenteuer, doch Gordon ist zunächst der irrigen Annahme, er solle uns das Skigebiet zeigen. Wir klären ihn über unsere wahren Absichten auf und zum Glück hat Gordon seine Tourenskier draußen in einem Van, in den fünf bis sechs Leute passen. Wir packen und fahren zu einer
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nenschein“, scherzt Gordon, als sich mal wieder ein Wetterfenster schließt. Trotz allem sind wir begeistert. Das Gelände ist gut und die Schneebedingungen nicht zu übertreffen. Kevin und Mitchell stehen 360er an ihren Features, Nicky und Jonah federn Pillow Lines hinab und auf dem Rückweg genießen wir alle Face Shots. Am Abend beschließen wir, näher zu Niseko hin umzuziehen und uns für den Rest der Zeit aufs Backcountry zu konzentrieren. Das Niseko Grand Hotel ist die billigste Unterkunft, die wir in der Umgebung finden. Als Hot Spot für ausländische Skitouristen ist Niseko ein Ort, wo man Englisch, Französisch, Deutsch, Russisch und Chinesisch öfters als Japanisch hören kann und der nur halb ironisch als der kälteste Ort Australiens bezeichnet wird. Obwohl Europäer und Nordamerikaner in letzter Zeit aufholen, dominieren Australier seit Jahrzehnten die Skiszene auf Hokkaido. Das Grand Hotel ist ein Geheimtipp am
Pagode im Winter
Kurioses am Rande
Pagoden in Japan werden erdbebensicher gebaut. Jede Etage ist eine eigene strukturelle Einheit, die gegeneinander beweglich sind und dadurch die Erschütterungen eines Bebens absorbieren können.
Ortsrand mit nicht ganz taufrischen, aber komfortablen Zimmern im japanischen Stil – Tatami-Matten, Schiebetüren, ein Schrein, Matratzen auf dem Fußboden – und einem gemischtgeschlechtlichen Onsen, einer Seltenheit in Japan. Ein Onsen ist eine heiße Quelle mit recht strikten Regeln. Tattoos sind nicht gern gesehen – man könnte für einen Yakuza gehalten werden – und Männer und Frauen sind meistens getrennt. Das Niseko Grand ist einer der wenigen Plätze, wo man gemeinsam in dampfenden Pools mitten im Schnee entspannen kann. Wir entwickeln eine tägliche Routine. Frühstück, Vorräte in Form von Mango-Bonbons und anderen Snacks kaufen, an der Rezeption die wahre Anzahl der Leute verleugnen, die in unseren Zimmern wohnen, den Van packen und losziehen. Weiter die Straße hoch von Gordons Zone entdecken wir eine Gelände-Schatzkammer aus Vulkangestein. Sie liegt auf der Rückseite des Mount NisekoAnnupuri, an dem sich auch die fünf Skigebiete von Niseko erstrecken. Zuerst shooten wir Pillow Lines nahe an der Straße, dann spuren wir die Hänge des Vulkans hoch, wo die Brower-Brüder eine Wechte springen und Jonah eine Felsnadel jibbt. Aber wir sind hier nicht allein. Ein beunruhigende Anzahl meist ausländischer Gruppen nutzt die gleiche Aufstiegsspur – sogar Freunde aus Utah treffen wir – und nach einigen Tagen ohne Neuschnee ist alles verspurt. Wir sind einfach zu nahe an den Touristenhorden von Niseko. Nach einem letzten Tag, an dem wir vor allem Leute anschreien, bloß weg von unseren Spots zu bleiben, brechen wir auf in abgelegenere Regionen der Insel. Das Wasser des Tokachidake Onsen, unseres neuen Ausgangspunkts ins Backcountry, ist rostrot und hat angeblich heilende Kräfte. Mitten aus dem Pool ragt ein vulkanischer Fels, eine geologische Erinnerung daran, wo wir sind. Ob das mit den Heilkräften stimmt, kann ich nicht sagen, aber es gibt nichts Besseres nach einer Tour in die tief verschneiten Hänge der Gegend, als sich im dampfenden Wasser der Quelle aufzuwärmen. Ich tauche tief ein und lasse nur mein Gesicht frei für die Schneeflocken, die der Wind herbeiträgt. Die berggesäumten Täler in der Mitte von Hokkaido sind nur drei Autostunden von Niseko entfernt, aber sie fühlen sich an, als lägen sie auf der anderen Seite der Welt. Im Tal von Furano gibt es mehrere Skigebiete, doch sie stehen noch nicht im Fokus ausländischer Touristen. Eine Gruppe westlicher Skifahrer erregt hier noch Aufmerksamkeit und die Speisekarten der Restaurants in Kamifurano gibt es nur auf Japanisch. Wir wohnen im Barden Kamifurano, einem einzelnen Berghotel gleich neben unserem Ausgangspunkt ins Backcountry beim Tokachidake Onsen. Der Grund, warum wir hierher gekommen sind, ist ein Bild, das ich im Internet gesehen und der Crew gezeigt hatte. Ein schroffer Berg mit vielen Couloirs und Cliff, sehr heftiges Terrain im Vergleich mit den eher sanften Hängen, die wir bisher auf Hokkaido gefahren sind. Die Brower Brüder, die im Backcountry sehr erfahren sind, fühlen sich in der neuen Umgebung pudelwohl und legen eine Aufstiegsspur zu einem felsigen Grat gleich oberhalb des Onsens. Aber das Wetter hat neue Herausforderungen parat. Starker Wind zerstört die Landungen, vernebelt die Sicht
Jonah Williams schwebt in Gordons geheimer Zone einer weichen Landung entgegen.
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und saugt jegliche Wärme aus unseren Körpern. Nach einem erfolglosen Tag im unnachgiebigen Sturm hoch oben ziehen wir uns in die geschützten Hänge im Wald zwischen unserem Hotel und dem Onsen zurück, wo wir viele Pillows und unglaublich tiefe Pow Turns zwischen Bäumen finden. Erschöpft vom anstrengenden Filmen im Backcountry steuere ich schließlich einen der Vans zum nahegelegenen Asahidake, dem höchsten Gipfel der Region mit einer Gondel, die den leichtesten Pulverschnee von Hokkaido erschließen soll. Asahidake ist ein ungewöhnliches Powder-Paradies mit einem Lift, der für den Sommertourismus gebaut wurde, und langen Flachstücken, die einen in Form bringen. Aber die 300 Höhenmeter direkt unterhalb der Bergstation sind es wert: fluffige, schwerelose Turns in einem lichten Birkenwald, ein wahres
Powder-Delirium. Der Tag wird zur Jagd nach möglichst vielen Abfahrten und entschädigt uns für die vielen Tage, an denen wir für ein paar Shots lange durch tiefen Schnee waten mussten. Doch während ich im bodenlosen, superleichten Pulver nach Luft schnappe, wird mir klar, dass dieser Tag allein allen bisherigen Aufwand wert war. Die Zeit mit The Coterie in Japan ist damit zu Ende, doch nach einem hektischen Abstecher mit der Crew nach Korea, der eine eigene Geschichte wert wäre, wünsche ich den Jungs eine gute Heimreise und steige selbst in ein Flugzeug zurück nach Sapporo. Der zweite Teil meines Japan-Abenteuers steht noch bevor.
Hokkaido, die Zweite Ich kehre nach Niseko zurück, um zwei ganz unterschiedliche Arten zu erleben, wie man dort Ski fahren kann. Die erste ist zusammen mit einem amerikanischen Reiseunternehmen namens SASS Global Travel, ursprünglich ein Veranstalter von Skireisen in Südamerika, der jetzt auch Japan bedient und Surfcamps in Puerto Rico betreibt. Mein Kumpel Fritz ist mit ihnen unterwegs und hat mir seine Couch in einem noblen Hotelzimmer angeboten. Nachdem wir mit der Reiseleitung von SASS einen Deal geschlossen haben, folge ich die nächsten Tage dem Lifestyle einer geführten Powder-Tour. Im Prinzip läuft es so: aufstehen, anziehen, frühstücken, sein Material einem Guide übergeben, der den Van packt, und einsteigen. Die Guides haben gleich in der Früh den Wetterbericht gecheckt um festzustellen, wo der beste Schnee ist. Du wirst zur Talstation gefahren, bekommst deinen Liftpass in die Hand gedrückt, der Guide sagt „Folgt mir!“ und das war’s. Der direkte Weg zum besten Powder
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Kiroro
Kevin Curran nimmt ein Bad im Pulverschnee von Moiwa.
Nach vier Wochen geht mein Trip langsam zu Ende, aber einen wichtigen Teil von Ski-Japan gilt es noch zu entdecken. Die Hauptinsel Honshu mit ihren großen Bergketten und zahllosen Skigebieten stellt Hokkaido in Bezug auf reines Skigelände locker in den Schatten – nicht zu vergessen die unterschiedliche Kultur, die es in Honshu geballt zu entdecken gibt. Hokkaido ist für die meisten Japaner schließlich nur eine abgelegene Provinz im Norden.
Kurioses am Rande
Das typisch japanische Verbeugen erfolgt nach einer streng hierarchischen Ordnung. Um einen kulturellen Faux-pas zu vermeiden, sollte man seinen Platz kennen – zum Beispiel verbeugt sich der Gastgeber stets tiefer. Wer sich als Tourist übereifrig verbeugt, riskiert Schrammen an der Stirn seines Gegenübers… Als Anfänger hält man sich am besten respektvoll an der Mitte, dann kann nichts schief gehen.
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Offenes Gelände für schnelle Schwünge in Happo-one
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Honshu
Ich tausche den schnellen Weg per Flugzeug nach Tokio gegen ein Ticket im langsamen Regionalzug, welcher der Küstenlinie von Hokkaido folgt, bevor er in den ewig langen Tunnel unter der Meeresenge von Tsugaru eintaucht und Aomori an der Nordspitze von Honshu erreicht. Auch hier gibt es reizvolle Skigebiete, aber mein Ziel liegt weiter südlich: Hakuba im Herzen der sogenannten Japanischen Alpen. In Aomori steige ich in einen der bekannten Shinkansen Hochgeschwindigkeitszüge, der mich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit
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im Umkreis von 50 km! Du fährst den ganzen Tag hinter dem Guide her. Zu Mittag verspeist du ein paar Nudeln und weiter geht’s. Dann ab ins Onsen, anfangen zu trinken, das Essen genießen und weiter trinken. Wenn die Guides nicht mittrinken, schauen sie schon nach dem Ziel für den nächsten Tag. So eine geführte Tour macht das Powderfahren leicht – ideal für alle, die hart arbeiten und dann hart spielen wollen. Es gibt keine bessere Methode, schnell viel guten Schnee zu shredden. Ich bin verblüfft, wie gut sich unsere Guides auskennen, wie sie den Berg und das Wetter lesen und instinktiv die besten Hänge ohne Spuren finden. Nach meiner Tour de Force durch die großen Gebiete von Niseko mit SASS schaue ich im kleinen Familienskigebiet von Moiwa vorbei, um meinen Kumpel Kevin Curran zu treffen, der sich hier für ein paar Monate eine ganz andere Erfahrung als den durchschnittlichen Touristentrip gibt. Kevin ist ein junger, verwegener Skibum aus Washington State, wo er nur „Camper Kev“ gerufen wird. Während eines Aufenthalts in einer argentinischen Berghütte lernte Kevin jemanden kennen, der ihm als Job anbot, in Japan Terrassen und Einfahrten von Ferienhäusern vom Schnee zu befreien. Kevin nahm das Angebot an und wohnt nun in einem Bungalow nahe Moiwa mit dem feinen Deal, kostenlos Skipässe zu bekommen, wenn er Medienberichte über das Gebiet organisiert und hin und wieder den lokalen Kids Freeskiing zeigt. Moiwa ist das versteckte Juwel von Niseko, ein kleines, recht unbekanntes Skigebiet im Schatten der vier großen, verbundenen Gebiete des Niseko United Pass. Allerdings gibt es Gerüchte, dass Moiwa ebenfalls dem United Pass beitreten will und dann auch vom großen Touristenstrom überflutet würde. Es ist also höchste Zeit, die ruhigen Kessel und lichten Wälder zu genießen, bevor vielleicht bald die Horden eintreffen werden. Kevin und ich queren von der Bergstation des einzigen Vierersessels in Moiwa hoch ins Gelände, wo wir unverspurten Schnee finden. In den letzten paar Tagen hat es nur wenig Neuschnee gegeben, doch ein schöner Hang ist mit frischem Schnee bedeckt, den der Wind abgeladen hat, und Kevin taucht helmtief in den Powder, während ich den Auslöser drücke. Mission erfüllt und wir fahren durch die Straßen und Gärten direkt zu Kevins Haus, wo wir einen Snack aus Reis und GyozaMaultaschen zu uns nehmen. Dann kehren wir ins Gebiet zurück. Kevin spricht etwas Japanisch und wir tauschen Nettigkeiten mit dem Skigebietsleiter – ich verbeuge mich sehr tief – und einem RastafariSnowcat-Fahrer aus, bevor wir den ganzen Nachmittag frische Spuren ziehen. Schön zu wissen, dass der Skibum-Lifestyle auch in Japan zu Hause ist.
FEATURE 58 JAPAN MAGAZINE
Andy Mahre erfreut sich an den steilen Seiten von Hakuba.
Kurioses am Rande
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von 230 km/h nach Tokio transferiert. Ein weiterer Shinkansen und ich bin in Nagano, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele von 1998 und Tor zu den Japanischen Alpen, einer ernsthaften Bergregion in der Mitte von Honshu. Während sich Skifahren in Hokkaido vor allem um unbeschwertes Spielen im Pulver dreht, liegt der Schwerpunkt in Hakuba anders. Auch hier kann es enorm viel schneien, wenn auch meist nicht so leicht wie auf der Nordinsel, aber die Berge sind viel größer und steiler – ein echtes Hochgebirge mit Gipfeln jenseits der 3000 m. Das ist die Seite von Freeriden in Japan, die oft vergessen wird ob der Schneeverrücktheit von Hokkaido. Echtes alpines Big Mountain Riding! Das Tal von Hakuba dreißig Kilometer westlich von Nagano bietet ein Skierlebnis, das sich vor den Megaresorts der europäischen Alpen nicht verstecken muss. Gleich elf Skigebiete verteilen sich auf den Hängen links und rechts vor einem Panorama, das direkt aus Frankreich importiert scheint. Auch hier regiert wie in Niseko der Tourismus, aber er hat einen japanischen Anstrich. Zudem gibt es in dieser Region eine alpinistische Tradition und das Freeriden ist viel ernsthafter. Im Backcountry kann man sich schnell Angst einjagen, es gibt genug steile Flanken, enge Rinnen, potentielles Lawinenterrain und Geländefallen. Im Hochwinter wagt sich niemand in die höheren Regionen vor, im Frühling nur wenige mit größter Vorsicht. „Hey, ihr Idioten! Ihr steht mitten in einem Lawinenstrich! Verschwindet von dort, sofort!“ Der Local scheint von unserem Verhalten nicht sehr angetan. Wir haben das Skigebiet von Happo-one in Hakuba durch ein Backcountry Gate verlassen, und jetzt suchen drei Kameraleute ihren Standpunkt, während drei Skifahrer zu ihren Lines eine breite Rinne hochstapfen. Ja, die Lawinengefahr ist hier ernst zu nehmen; und ja, wir haben auf unserem Weg hierher ein paar kleine Schneerutsche ausgelöst; aber ja, wir haben die Situation analysiert und beschlossen, dass wir mit dem Risiko, das wir eingehen, einverstanden sind. Die Rufe des Locals sind trotzdem beunruhigend und ich schaue nervös auf die Hänge über mir. Zum Glück erforsche ich die Gegend mit einer erfahrenen Crew: der Backcountry-Veteran Andy Mahre von Nimbus und Karl Fostvedt, in der Skiszene auch Crazy Karl genannt, ein echter Bergmensch aus Idaho; dazu die erfahrenen Filmer Ross Reid und Jasper Newton sowie Anna Segal, Vierte im olympischen Slopestyle. Okay, Anna ist nicht in ihrem ureigenen Element, aber der Rest weiß, was er tut. Wie sich später herausstellt, ist der Typ, der uns zurief, ein örtlicher Spinner, der in FreerideKreisen nur „der Typ“ genannt wird. Vielleicht war
Ein Bauchnabeltänzer in Furano
Solltet ihr im Tal von Furano vorbeikommen, könnt ihr eventuell ein recht seltsames Highlight miterleben: den Bauchnabeltanz, ein Tribut an die zentrale Lage von Furano auf der Insel Hokkaido. Die Tänzer verzieren ihren Bauch mit fantasievollen Gesichtern, was zu ziemlich lustigen Anblicken führen kann.
Andy hält sich mit dieser klassischen Pillow Line nicht allzu lange auf.
er sauer, dass wir an einem Spot gefilmt haben, den er als seinen Vorgarten ansieht. Was private Vorgärten angeht, gibt es diese in Hakuba hinter jeder Ecke, und ich bin froh sie mit einer solchen Crew zu plündern. Diese Gruppe von Skifahrern hat sich für ein Filmprojekt names Tamashii zusammengetan, was auf Japanisch soviel wie „Seele“ oder „Geist“ heißt. Der Plot des Films geht so: Eine Gruppe Skifahrer trifft sich in Japan, um Abstand vom modernen Lifestyle und seinen digitalen Ablenkungen zu suchen und stattdessen alte Werte in Orten und Menschen zu finden. Wir verstehen uns super auf einer persönlichen Ebene und genauso auf einer topographischen Ebene, wie wir in den vielen versteckten Pillow-Zonen von Hakuba im Laufe der nächsten Tage feststellen. Kurz vor meiner Abreise kommt ein weiterer Schneesturm vom Japanischen Meer herein und wir gehen ins Skigebiet Hakuba Cortina. Es schneit, als siebe man Puderzucker. Ich lasse meinen Kamerarucksack in einem Lifthäuschen und stehle mich in die Back Bowls davon. Bevor ich heim fliege, muss ich selbst noch ein paar Powder Turns machen anstatt sie immer nur zu fotografieren. Diese letzten Abfahrten gehören mir. Die Geschichten vom Japow sind wirklich wahr und ich kann euch sagen, dass er gar nicht so schwer zu bekommen ist. Für Pulverschneesüchtige ist Japan ein mindestens so erstrebenswertes Ziel
wie jedes andere und dabei so faszinierend wie kaum eins. Was ich hier davon erzählen kann, ist nur die Spitze des Eisbergs. Ich würde es nicht wagen, euch von den Reichtümern Japans zu berichten, wenn es nicht genug für alle zu plündern gäbe. Und wenn ihr mir nicht glaubt, es gibt nur einen Weg es selbst herauszufinden…
Rückweg von einer Backcountry-Unternehmung
Foto: Felix RIOUX
Der Frankokanadier JF Houle ist einer der talentiertesten und leidenschaftlichsten Skifahrer, die man sich denken kann. Trotz vieler bahnbrechender Filmsegmente, verteilt über ein Jahrzehnt, und einer Goldmedaille bei den X Games hatte er keine leichte Freeski-Karriere. In den vergangenen drei Jahren flog er weitgehend unter dem Radar, doch letzten Herbst kehrte er zurück und verblüffte alle mit seinem Film Houligan.
FEATURE 61 JF HOULE MAGAZINE SEASON 15/16
David MALACRIDA
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DAS GROSSE COMEBACK DES JF HOULE Interview:
Foto: Felix RIOUX
JF, du bist zurück! Wie fühlt sich das an und was hast du gemacht? Es ist toll hier zu sein. Ich habe zwei Jahre abseits des Rampenlichts an meinem Houligan Projekt gearbeitet. In dieser Zeit habe ich viel vermisst, deshalb fühlt es sich großartig an, zu diesem großen Event zu kommen und all die alten Freunde wiederzusehen. Während der Dreharbeiten zu Houligan dachte ich oft, ich hätte nicht mehr das
FEATURE 63 JF HOULE MAGAZINE SEASON 15/16
WÄHREND DER VORFÜHRUNG seines Comeback-Films beim High Five Festival letzten Oktober erlebte ich einen JF Houle, der mit feuchten Augen alleine oben auf den Stufen des Kinosaals saß und das ekstatische Publikum unter ihm betrachtete. Die Szene war Spiegelbild einer harten Vergangenheit und einer brillanten Zukunft, denn zwischen seinem X-Games-Gold und dem viel umjubelten Houligan musste JF leiden. Ein Sponsor, der Pleite ging, andere, die ihn fallen gelassen haben, und einige Verletzungen führten dazu, dass er seinen Weg in Frage stellte. Doch mit Höhen, Tiefen und vielen zerbrochenen Skistöcken führte JF Houle das Leben eines heißblütigen Hooligans fort. Vor der Premiere des Films traf ich JF für ein Interview. Er war sehr offen, ehrlich und schweifte gerne ab, denn JF spricht mit seinem Herzen, nicht mit seinem Kopf.
Wie hast du denn dein Filmprojekt produziert und realisiert? Das ganze Projekt war nicht wirklich organisiert. Ich wusste nicht genau, was ich machen wollte. Ich suchte nach jemandem, der dem Ganzen Struktur geben konnte, aber es ist nicht leicht jemanden zu finden, wenn man kein Budget hat. Mir wurde also klar, dass der Einzige, der es machen konnte, ich selbst war. Ich traf einige Entscheidungen, suchte einen Kameramann und investierte mein Geld in das Projekt. 2015, im zweiten Jahr des Projekts, fragte ich dann Paul Bergeron, einen meiner besten Freunde, ob er mitmachen wollte. Paul arbeitete zu dieser Zeit in einem Baumarkt, um Geld für den Winter zu verdienen. Ich sagte nur: „Das kann nicht sein! Du bist so talentiert, willst du nicht bei mir mitmachen und ein Jahr mit mir filmen?“ Ich zahlte ihn aus eigener Tasche. Paul ist kein professioneller Filmer, aber er ist kreativ, talentiert und kennt sich mit Licht und Kameras aus. Es hat perfekt funktioniert. Zu Beginn habe ich auch zwanzig Tage mit Zack Moxley gefilmt, einem jungen Typen aus Whistler. Ich vergesse oft ihn zu erwähnen, weil das schon so lange her ist, aber er hat ein paar tolle Aufnahmen gemacht. Ich habe ihm nur das Flugticket gezahlt und es war der größte Urban Trip seines Lebens, es war sehr hektisch. Als er heim flog, meinte er: „Ich bin total fertig. Ich war noch nie so müde.“ Zack und Paul haben einen tollen Job gemacht und wir haben alles bekommen, was wir für den Film brauchten. Sponsoren hatte ich dagegen praktisch keine. Spy, die mich schon sehr lange unterstützen, gaben mir etwas Geld, was mir geholfen hat zu überleben, aber nicht für den Film. Es war gerade so viel, dass ich mir eine Flasche Wasser kaufen konnte, wenn ich durstig war. Zum Glück ist Picture Organic Clothing am Ende in das Projekt eingestiegen.
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Foto: Felix RIOUX
nötige Level. Aber letztlich hat mir dieses Projekt sehr viel gegeben. Ich habe immer mein ganzes Herz in mein Skifahren gelegt und das ist nicht so leicht. Ich musste immer hart dafür arbeiten, um meine Ziele erreichen zu können. All das steckt in diesem Film. Ich hatte genug von Wettkämpfen. Wenn ich immer noch ganz vorne mitgefahren wäre, hätte ich vielleicht weiter gemacht, aber so hat es mich gelangweilt. Das kanadische Team war auch sehr angepasst. Die Coaches waren cool, aber wir mussten bei allen Weltcups mitfahren. Ich bin früher immer gerne auf Contests gefahren, sie waren cool und ich mochte sie. Aber jetzt mit Freeskiing bei Olympia bin ich mir nicht mehr so sicher… Es ist schon okay, dass Slopestyle olympisch ist, jetzt gibt es wenigstens eine coole Disziplin anzuschauen, aber andererseits ärgert es mich auch. Die Richtung unseres Sports hat sich eindeutig verändert, denn einige Athleten, die coole Projekte realisieren könnten, müssen sich stattdessen jetzt auf Wettkämpfe konzentrieren. Es geht auf Kosten der Medienseite, der Filme und der Magazine. Viel Geld ist zu Olympia gewandert anstatt in den Sport selbst. Dabei wissen wir eigentlich, dass ein großartiges Filmsegment viel länger in Erinnerung bleibt als der Siegeslauf bei den X Games. Deshalb ist es schade, dass die Firmen nicht mehr so viel in Projekte mit ihren Teamfahrern investieren.
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„Mir reicht’s mit Skifahren!”
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Foto: Antoine CHOQUETTE
JF HOULE FEATURE 64
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Foto: Felix RIOUX
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Klingt so, als wären die letzten Jahre hart gewesen… Eigentlich ist es fast witzig. Die Leute haben mir immer gesagt, dass es schwer sei an der Spitze zu bleiben. Ich wollte wirklich weiter Contests fahren, 2011 die X Games in Tignes gewonnen zu haben, motivierte mich sehr. Aber im Jahr darauf hatte ich Probleme mit der Schulter und das hat meine Motivation gedämpft. Im Jahr nach meinem X Games Sieg hatte ich dafür ein Segment in After Dark von Level 1, das den Preis für „Best Jib“ bei den Powder Video Awards gegen Konkurrenz wie Clayton Vila und Tom Wallisch gewann. Das war für mich genauso wichtig wie die X Games zu gewinnen. Das war ein unglaubliches Gefühl. Für die nächsten X Games in Aspen konnte ich mich aber nicht so motivieren und zusätzlich war ich plötzlich im kanadischen Slopestyle Team vor Olympia mit sehr viel Druck konfrontiert, was ich nicht gewohnt war und womit ich nicht umgehen konnte. Ich war mir unsicher und dann verletzte ich mich im Sommer vor Olympia bei einem Unnatural 1260 nochmals an der Schulter. Ich sagte mir: „Wenn ich diesen Trick beherrsche, steht mein Lauf und ich kann um die Medaillen fahren. Aber wenn nicht, dann muss ich denselben Unnatural 900 zeigen, den ich seit fünf Jahren springe, und dann höre ich auf.“ Beim vierten Versuch verletzte ich mich und ich werde nie vergessen, wie unser Coach JF Cusson zu mir kam und fragte: „Wie stellst du dir den Trick vor? Glaubst du, dass du diesen Trick im Winter machen willst, wenn die Bedingungen eisig sind?“ Wir wussten beide, dass es das war. Das Team hat mich weiter unterstützt, aber ich wollte es nicht mehr. Die Dew Tour zu Beginn der Olympia-Saison war dann mein letzter Wettkampf.
War es dir wichtig, diese Zweifel auch im Film zu zeigen? Als ich das letzte Mal zur Dew Tour fuhr, hatte ich das Filmprojekt schon über ein Jahr lang im Kopf. Ich war bereit auf Olympia zu verzichten. Im Film
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Bist du so lange bei den Contests geblieben, weil du Angst hattest, du könntest aus der Freeski-Szene verschwinden? Ja, ich denke, das könnte man so sagen. Es ist mir nicht leicht gefallen, die Contests hinter mir zu lassen. Sie haben mir lange sehr viel gegeben und ich habe es geliebt. Ich habe dabei sehr viel über meine Fähigkeiten und mich selbst gelernt und ich habe mein Skikönnen stark verbessert. Ich bin jetzt 29 und ich denke, ich kann immer noch mithalten. Ohne die Wettkämpfe wäre das wohl nicht so. Aber nach den Euro X Games damals dachte ich: „Okay, ich habe meine Goldmedaille, die Sponsoren werden mir jetzt folgen und ich kann endlich meine eigenen Projekte umsetzen.“ Aber dann verletzte ich mich und verlor mein Selbstvertrauen.
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Wolltest du nicht bei Olympia dabei sein? Ich wäre schon gerne bei Olympia dabei gewesen, aber ich konnte mir nicht vorstellen aufs Podium zu kommen. Ich hätte dort gerne meinen Lauf gezeigt, aber noch viel lieber wollte ich filmen. Ich wusste, dass wenn ich die Gelegenheit hätte ein oder zwei Jahre Urban zu drehen, ich viel besser zeigen konnte, was in mir steckt. Davon hatte ich immer geträumt und in diese Richtung wollte ich gehen.
FEATURE 68
wollte ich auch meine Einflüsse zeigen und ein Kapitel „Contests vs. Movies“ einbauen. So hat das Projekt eigentlich angefangen. Ich habe Nick Brassard zur Dew Tour mitgenommen, um mich dort zu filmen. Als ich danach zurück nach Québec flog, war ich mir eigentlich sicher, dass wir keine Shots hatten, aber diese Aufnahmen wurden zu einem Highlight im Film. Er hatte die Kamera laufen, als ich sagte: „Mir reicht’s mit Skifahren!“ Das war ein sehr wahrer Augenblick. Es war Zeit, dass ich wieder dahin zurückkehrte, wovon ich immer geträumt hatte. Ich musste wieder Urban fahren.
„Houligan“, den Film von JF Houle, könnt ihr euch gratis auf Youtube ansehen.
Foto: Felix RIOUX
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JF HOULE
Du hast schwere Zeiten hinter dir und bist jetzt 29. Was kommt als Nächstes? Ich hoffe, dass die ganzen Awards und die Aufmerksamkeit, die Paul und ich erlangt haben, sich auszahlen werden. Es ist mir wichtig, Paul nicht zu vergessen, denn ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Mein Traum wäre nun, ein Projekt mit den besten Fahrern aus Québec zu realisieren. Es sollte ein ähnlicher Ansatz sein wie bei Houligan, ich möchte eine Geschichte erzählen. Es gibt über die Szene bei uns so viel zu erzählen, über Charles Gagnier, JF
Cusson, JP Auclair und all die Anderen. Einen solchen Film würde ich gerne zusammen mit Paul machen. Außerdem gibt es Jungs wie Emile Bergeron, welche die nächste Generation repräsentieren. Diese Jungs würde ich gerne pushen. Während der Aufnahmen zu Houligan ist mir erst klar geworden, was es bedeutet, einen Film zu produzieren. Ich lerne sogar jetzt noch sehr viel, wenn ich mir den fertigen Film ansehe. Ich möchte daher Dinge auf die richtige Art und Weise zeigen – ohne langweilige Interviews – und Emotionen wecken. Das motiviert mich. Außerdem will ich noch so lange Ski fahren, wie es geht. Ich möchte Kicker Sessions in tollen Parks fahren, mich weiter verbessern, ins Backcountry gehen und dort Tricks zeigen. Ich habe mich schließlich noch nie davor gescheut, Gas zu geben!
Foto: Marco GILBERT
Rider: Basti HUBER
Klaus POLZER
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DIE
Text & Fotos:
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Mit neuem Equipment werden Freerider in die Lage versetzt, klassisches Skitourengelände zu erreichen, und Tourengehern ist es plötzlich möglich, wie Freerider abzufahren. In den letzten Jahren hat sich eine bisher kaum bekannte Dimension eröffnet: Free Touring!
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NEUE FREIHEIT
Rider: Basti HUBER
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Natürlich folgen wir nicht der Originalroute, denn diese führt mehr horizontal durch die Karwendelkare anstatt die Hänge vertikal auszunutzen.
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zurück, als ich vor zwanzig Jahren mit einem schwedischen Freund zum Gervasutti-Couloir an der Tour Ronde im Mont-Blanc-Massiv unterwegs war. Diese westseitige Steilrinne bekommt erst spät am Nachmittag Sonne und ist deshalb oft lange eisig, so auch an diesem Tag. Nichtsdestotrotz kamen uns kurz vor dem Ausstieg des Couloirs zwei Franzosen entgegen, die beherzt ihre Schwünge auf den hart gefrorenen Schnee zirkelten – auf Tourenskiern mit Dynafit Tour Light Bindungen! Diese filigran wirkende Bindung war damals noch relativ neu am Markt und „ernsthaften“ Skifahrern wie uns höchst suspekt. Als wir kurze Zeit später selbst den vereisten Hang hinunterfuhren, waren wir um unsere solide Alpinausrüstung heilfroh. Aber nicht nur aus Sicherheitsgründen weigerte ich mich lange, mit klassischer Tourenausrüstung loszuziehen. Ein anderes Mal in dieser Zeit lautete unser Ziel Glacier Capucin, eine etwas versteckte Variante im Kessel des Vallee Blanche oberhalb von Chamonix. Dieser Gletscher bekommt fast nie Sonne ab und hält daher den Powder extrem lange. Von der Standardabfahrt durch das Vallee Blanche sind es etwa 1000 Höhenmeter Aufstieg bis zu einem Col, wo die Abfahrt über den Glacier Capucin beginnt. Der Aufstieg ist eigentlich nicht schwierig, aber doch so weit, dass alle anderen unserer Gruppe auf Tourenskiern unterwegs waren. Ich dagegen wollte meine neuen, für damalige Verhältnisse breiten Freeride-Skier mitnehmen und packte die Alpine Tracker Bindungseinsätze ein.
neigen dazu, sehr abgeschieden zu sein mit elend langen Zustiegen durch einsame Täler und dichte Waldgürtel. Aber dann kam uns eine Idee. Warum nicht mal die Rückseite der Nordkette erforschen, des bekannten Innsbrucker Hausbergs? Die Nordkettenbahn bringt uns immerhin auf 2300 m Höhe, der Zustieg fällt also weg. Das Problem ist nur, dass die Rückseite der Nordkette in einem extrem abgelegenen Exemplar von Tal endet. Viele Kilometer im Flachen hinauszuschieben ist auch nur wenig besser als hineinzulaufen. Die Lösung des Problems ergibt sich anhand einer beliebten Route unter den Innsbrucker Tourengehern. Diese orientieren sich gern entlang des Goethe-Wegs, eines Wanderwegs im Sommer, der verschiedene Grate und Bergrücken überquert, um an besagter Pfeishütte anzukommen. Natürlich planen wir nicht der Originalroute zu folgen, denn diese führt mehr horizontal durch die beeindruckenden Karwendelkare anstatt die tollen Hänge vertikal auszunutzen. Doch es sollte möglich sein, jeweils die höchsten Punkte der Grate zu erklimmen und an jeder Rippe eine tolle Abfahrt durch eine steile Rinne zu finden.
Dumm nur, dass ich keine ähnlich breiten Felle hatte. Der Aufstieg führt über einen Westhang, der in der Früh einen harten Firndeckel trug. Ich musste die Felle ganz auf der Seite des Belags montieren, um im Tourenmodus aufsteigen zu können, und trotzdem ging es ohne Harscheisen mehr schlecht als recht. Bei der ersten Spitzkehre hieß es dann: Felle abziehen und an der anderen Skikante neu auffellen! Bei der dritten Spitzkehre hatte ich genug und begann, den Hang hoch zu stapfen… bei jedem zweiten Schritt brach ich durch die Firnkruste! Als ich endlich oben ankam, war ich total fertig und meine Freunde – genervt vom langen Warten – übergossen mich mit hämischen Bemerkungen. Spätestens als wir dann aber am Glacier Capucin im knietiefen Powder standen, war ich es, der gut Lachen hatte. Nichtsdestotrotz blieben solche Unternehmungen mit dem damaligen Material die Ausnahme.
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WIR ERREICHEN einen Sattel und blicken auf den Kessel, der vor uns liegt. Es ist noch ein ganzes Stück an der Pfeishütte vorbei bis zum Stempeljoch, von wo aus die letzte Abfahrt des Tages zurück ins Inntal führen soll. Hinter uns liegt die weite Landschaft des Karwendels, in die wir unsere Spuren gelegt haben, und von dort nähert sich auch die angekündigte Schlechtwetterfront – mit erstaunlichem Tempo, nachdem lange Zeit kein Wölkchen am Himmel zu sehen gewesen ist. Wir, das sind in diesen Fall Basti Huber und Simon Abt, zwei erfahrene Vertreter der Innsbrucker Freeride-Szene, und meine Wenigkeit als Fotograf. Es ist spät, denn wir haben bereits einige Aufstiege an diesem Tag hinter uns gebracht, und natürlich später als geplant, denn gute Shots brauchen ihre Zeit und Fotografen finden immer noch einen anderen Blickwinkel, den sie ausprobieren möchten. Mitte März. Der Winter 2015, der nie so richtig in Schwung kommen wollte, ist schon recht weit fortgeschritten. Zuerst blieb der Schnee lange Zeit aus, dann kam im Januar etwas Pulver, aber der Schneedeckenaufbau war schlecht und Freerider mussten sich in Zurückhaltung üben. Danach herrschte typisch winterliches Hochdruckwetter und schließlich wurde es viel zu früh warm. Wo also noch guten Schnee finden? Die üblichen Spots sind längst verspurt. Gute Bedingungen darf man am ehesten entlang der Alpennordseite erwarten, doch in tiefen Lagen gibt es längst keinen Powder mehr und die hoch gelegenen Gipfel der nördlichen Kalkalpen
*** Eine solche Idee ist nicht ganz neu und schon gar nicht revolutionär, doch bisher schränkte uns meist das Material, unsere Fitness oder eine Kombination aus beidem ein. Wobei – eigentlich sind das nur Ausreden. Ich denke zum Beispiel
*** Heute ist die Ausgangslage für ambitionierte Freerider oder Tourengeher eine ganz andere. Schon die klassischen Freeride-Bindungen wie Marker Duke oder Atomic Tracker stellen gegenüber dem Aufstieg mit Bindungseinsätzen einen enormen Entwicklungssprung dar, doch mit neuen, soliden PinBindungen wie der Dynafit Beast oder der Marker Kingpin ist die Revolution komplett, insbesondere in Verbindung mit extraleichten Freeride-Skiern aus Karbon. Erstmals gibt es eine Ausrüstung, die gleichzeitig Abfahrtsperfomance ohne Ein-
Rider: Simon ABT
Rider: Basti HUBER
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Vor der beeindruckenden Kulisse des Karwendels macht der Aufstieg richtig Spaß und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten für solche Touren!
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*** Die Effekte der Freeride-Revolution in der Skitourenausrüstung sind längst zu sehen. Am offensichtlichsten in Filmsegmenten von Fahrern wie Eric Hjorleifson oder Samuel Anthamatten, die für ihre atemberaubenden Lines bevorzugt zu Fuß aufsteigen und damit in den Alpen zu Abfahrten kommen, die man sonst höchstens aus Alaska kennt. Noch bedeutender und vor allem weitreichender ist aber ein Revival des Steep Skiings, das sich in den letzten Jahren vor allem rund um den Mont Blanc bemerkbar macht. Wer das Internet durchstöbert, kann jede Menge Videos und Blog-Einträge von einer ganzen Reihe engagierter und sehr talentierter Skifahrer sehen, die im Freeski-Zirkus meist unter dem Medien-Radar fliegen. Im Mittelpunkt stehen für diese Protagonisten weniger die bekannten Lines rund um die Aiguille du Midi, die ohne großen Aufwand zu erreichen sind, sondern vielmehr Routen in den großen Flanken des Mont-Blanc-Massivs, die teils erhebliche Ansprüche an das alpinistische Können stellen und mit langen Zustiegen und Übernachtungen in Hütten oder Biwaks verbunden sind. Zum Teil werden dabei klassische Linien wiederholt, die seit der ersten Hochzeit des Skialpinismus vor zwanzig, dreißig oder gar vierzig Jahren nicht mehr befahren wurden. Aber es werden auch mit großem Einfallsreichtum neue Wege eröffnet, bei denen man sich wundert, wieso noch niemand zuvor dort runter wollte.
zahnlinie durchs Karwendel mit vier feinen Runs bei nur einer Liftfahrt in Verhältnissen, wo Tiefschneevergnügen eher abwegig erscheint, verdeutlicht das Potential. Diese Vorgehensweise macht es uns einfach, den Massen aus dem Weg zu gehen und dem Schnee in Gebiete zu folgen, die abseits der üblichen Freeride-Hot-Spots und deren Infrastruktur liegen. Was es allerdings zu bedenken gilt, ist die Tatsache, dass selten besuchtes Terrain nicht nur höhere Anforderungen an die Einschätzung der Lawinensituation stellt, sondern vor allem ein deutlich besseres Orientierungsvermögen erfordert. Andererseits liegt genau darin auch ein zusätzlicher Reiz. Nach einer weiteren Abfahrt und einem letzten Gegenanstieg stehen wir an der Mandlscharte und blicken auf das Stempeljoch weit vor uns. Im Rücken haben wir die aufziehenden Wolken und am Handgelenk die tickende Uhr. Wir beschließen, eine Abkürzung zu nehmen und durch die Arzlscharte direkt ins Inntal abzufahren. Normalerweise wäre diese Abfahrt durch den aufgeweichten Südhang so spät am Nachmittag viel zu gefährlich, aber jetzt liegt so wenig Schnee, dass wir durch alte Lawinenreste und zwischen Latschen hindurch recht sicher nach unten navigieren können. Der Nachteil ist, dass der Schnee viel zu früh endet und wir eine knappe Stunde auf Forstwegen zurück zur Talstation laufen müssen. Aber auf den Gummisohlen und im Walking Mode unserer FreerideTourenschuhe ist selbst das kein Problem. Weitere FreetouringExkursionen werden also bestimmt folgen.
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*** Unsere Rinne an den Gleirschzähnen ist viel weniger extrem, aber dafür umso spaßiger. Erneut finden wir in der schattigen Nordostexposition feinsten Pulver, von dem wir gar nicht zu träumen gewagt haben. Wir sind hier nicht die Einzigen, aber in einer schmalen Nebenrinne gehen sich trotzdem noch First Tracks aus. Unten angekommen legen wir ein weiteres Mal die Felle an. Mit Alpine Trackers oder vielleicht auch mit einer normalen Freeride-Bindung würde mir der erneute Aufstieg nicht mehr so leicht fallen, doch mit der Kingpin auf einem federleichten Völkl BMT 109 gehen die Schritte erstaunlich leicht von der Hand, selbst mit einem schweren Fotorucksack auf dem Rücken. Vor der beeindruckenden Kulisse des Karwendels macht der Aufstieg sogar richtig Spaß. Im meditativen Rhythmus des Steigens schweifen meine Gedanken ab. Es gibt noch so viel mehr Möglichkeiten für solche Touren! Die Lechtaler Alpen kommen mir in den Sinn, die Stubaier… Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Ich bin sicher, dass sich Freeriden durch die neuen abfahrtsorientierten Pin-Bindungen verändern wird. In Zeiten, in denen sich immer mehr Skifahrer auf den Varianten der Skigebiete drängen und gleichzeitig die Winter uns mit immer weniger flächendeckenden Pulverauflagen zu verwöhnen scheinen, ist die Möglichkeit, neue Powder-Ressourcen zu erschließen, überaus verlockend. Eine Tour wie unsere Säge-
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schränkung hinsichtlich Spaß oder Sicherheit und Aufstiegseignung auf höchstem Niveau vereint. Derart ausgerüstet brechen wir in unser KarwendelAbenteuer auf. Von der Bergstation der Nordkettenbahn gehen wir die paar Meter zur Hafelekarspitze und biegen dort gleich vom ausgetretenen Pfad der Tourengeher ab. Links an einem Vorgipfel lockt uns ein Couloir, das eigentlich erst von unten oder aber durch den Einsatz des Internets im Voraus zu erkennen ist. Oben recht breit, wird die Rinne immer schmäler und steiler, bevor sie sich wie eine Sanduhr unten wieder in einen schönen, breiten Hang öffnet. Der Schnee ist zu Beginn nicht gerade gut – der Wind hat hier seine Spuren hinterlassen – und Zweifel an der Ausrüstung sollten in Anbetracht der Exposition besser nicht aufkommen, um das Nervenkostüm zu schonen. Nach der Schlüsselstelle finden wir jedoch den Schnee, der oben weggeblasen wurde, und können uns ganz dem Rausch der Geschwindigkeit hingeben. Freeriden im besten Sinne! Ganz im Moment vertieft oder vielleicht auch nur den Anweisungen des Fotografen folgend, fahren wir weit in den Kessel hinab und müssen deshalb etliche Höhenmeter aufsteigen, bis wir an der Spur der Tourengeher ankommen, die den Kessel recht hoch oben quert. Allerdings folgen wir der Spur nicht allzu lange, sondern biegen nach rechts ab, um zu einem weiteren Gipfel im langen Grat der Innsbrucker Nordkette zu gelangen. Dahinter vermuten wir eine neue Rinne, die hoffentlich mit ähnlich gutem Schnee gefüllt ist wie die erste.
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Scroggin – Eine Einführung Es ist höchste Zeit etwas Licht auf einen Ausdruck zu werfen, der langsam aber sicher in Skikreisen um sich greift und zweifellos in den kommenden Jahren an Einfluss gewinnen wird. Du kennst „Scroggin“ noch nicht? Das wird sich ändern, denn es ist mehr als nur ein Wort. Es ist ein Lifestyle und eine Philosophie! Text: Basti HUBER
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geschmähte Spielart des Skisports mit der ihr gebührenden Wertschätzung bedacht: Das Tourengehen und Skibergsteigen ist zurück! Den grammatikalischen Gesetzen möglicherweise nicht 100%ig folgend, wurde aus dem neuseeländisch-australischen Begriff für die energiereiche Mischung aus Nüssen und Trockenobst zuerst ein Verb („Ich gehe morgen scrog-
SKIFAHREN entwickelt sich, neue Styles tauchen auf, bis eben noch unbekannte Rider erreichen dank Webvideos Superstar-Status, Doubles und Triples sind längst Standard und jeder wartet nur mehr auf den ersten Quadruple Flip. Rap-Slang (Wu), Tiernamen (Kangaroo-Flip), Backwaren (Pretzels aller Art) und D-Promis (K-Fed) waren in den letzten Jahren die Inspiration für Tricknamen und Szenesprache. Aber Studentenfutter? „XY ist nicht nur ein Wort, es ist ein Lifestyle“. Dieser ausgelutschte Facebook- oder Interviewspruch ist an Lameness kaum zu übertreffen – die Hashtag-Kreationen gewisser #lovethelifeyoulivelivethelifeyoulove-KandidatInnen wollen wir heute gar nicht näher besprechen – und doch mag es im speziellen Fall des Scroggin ausnahmsweise zutreffen. Welcher Antipode den Begriff des Scroggin nun wirklich ins europäische Alpenland importierte, wird sich nie zweifellos klären lassen. „Scrog munching“ benennt bei den Kiwis seit jeher jegliche schweißtreibende OutdoorAktivität, während „scrog munchers“ die Sportler charakterisiert. Scroggin ist ein Begriff, der sich durchsetzen wird, eine geniale Adaption, welche aus einer Knabbermischung einen Lifestyle kreiert. Scroggin ist universal, der Scrog gar ein eigenes Universum, und endlich wird eine lange als uncool und ältlich
„Nüsse liefern Belastbarkeit und Eiweiß, getrocknete Früchte Kohlenhydrate, und die Schokolade [...] gibt Energie [...], wenn man einen Berg erklettern muss.“ – Urban Dictionary, 2008 gen.“), dann das zugehörige Nomen („Ich muss raus, ich fühle den Scrog.“) und schließlich eine nie versiegende Wortfamilie geschaffen: Wer zu anspruchsvolleren Unternehmungen ins Gebirge aufbricht, folgt dem Real Scrog, während eher kompetitiv Veranlagte (lies: „Scrogger“) versuchen, sich gegenseitig wegzuscroggen. (An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass die sexuelle Konnotation des Begriffs „scroggin“, wie sie sich im amerikanischen Slang finden lässt, hier keine Anwendung findet.) Die tiefere Philosophie des Scroggin ist genauso simpel wie kraftvoll: Auf jedem Gipfel und an der Einfahrt zu jeder Line, die du aus eigener Kraft erreicht hast, spürst du es. Du bist ein Scrogger!
SUZUKI NINE KNIGHTS THE PERFECT HIP
THE BEST MALE SKIERS & SNOWBOARDERS 5 TAKE OFFS – 3 LANDINGS - LIMITLESS OPTIONS 5 - 9 APRIL 2016 — SILVRETTA MONTAFON
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NINEKNIGHTS.COM PHOTO: KLAUS POLZER RIDER: DAVID WISE
DESTINATION 82
MEHR IST BESSER! POLZER
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Foto: Roman LACHNER
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SKICIRCUS
Text: Klaus
Marc Hartinger bricht in die scheinbar unendlichen Backcountry-Weiten des Skicircus auf.
Es ist wohl die größte Neuigkeit in Bezug auf Skigebiete diesen Winter. Mit der Eröffnung einer 10er-Gondelbahn sind der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang und die FWT-Destination Fieberbrunn jetzt im größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs zusammengefasst. Auch wenn man den Skigigantismus nicht unbedingt gut heißen muss, in diesem Fall gilt zweifelsohne: Mehr ist besser!
DESTINATION 83 SKICIRCUS MAGAZINE
symbolisch vereint – erschließt das größte zusammenhängende Skigebiet in Felix Austria. Die reinen Zahlen sind beeindruckend. 70 Lifte und 270 Pistenkilometer zählt der neu entstandene Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn, das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs. Solche Rekorde sagen Freeskiern in der Regel wenig. Im Gegenteil, bei Freestylern und Freeridern gilt oft die Devise klein und fein. Aber es gibt auch Ausnahmen und der Skicircus ist eine davon,
SEASON 15/16
DIE GEOGRAPHISCHE ENTFERNUNG war nie sonderlich groß, von den jeweiligen Bergstationen konnte man die Lifte des anderen Skigebiets gut sehen. Vielleicht lag es daran, dass der Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang im Salzburger Land residiert, während Fieberbrunn noch zu Tirol gehört. Jedenfalls wundert man sich fast, dass die beiden Gebiete in der tourismusaffinen Alpenrepublik nicht schon früher verbunden wurden. Doch in diesem Winter ist es soweit. Die 10er-Gondel TirolS – hier wurden die beiden Bundesländer
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Foto: Roman LACHNER
Dani Moder schwebt mitten in einem Shifty hoch über dem Nitro Snowpark von Leogang.
Foto: Klaus POLZER Foto: Klaus POLZER
DESTINATION 84 SKICIRCUS MAGAZINE SEASON 15/16
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sogar eine große. Die verschiedenen Teile, die nun zusammen gehören, ergänzen sich perfekt und formen zukünftig eine der herausragenden FreeskiDestinationen der Alpen. Bei Freestylern steht Leogang schon seit jeher hoch im Kurs. Der Nitro Snowpark oben am Asitz zählt zu den traditionsreichsten in Europa und überzeugt seit vielen Jahren mit einfallsreichen Obstacles und perfektem Shaping. Etwas jünger, aber mittlerweile ebenso angesehen ist der Nightpark Hinterglemm. Die Freestyle-Arena direkt über dem Ortszentrum ist auch tagsüber ein Spielplatz erster Güte, doch seine Einzigartigkeit zeigt sich besonders, wenn die Sonne hinterm Zwölferkogel verschwunden ist. Wo sonst kann man schon direkt vom Kicker auf den Dancefloor wechseln, um seine Styles zu zeigen? Unter Flutlicht über perfekte Tables zu schweben oder Rails zu sliden ist jedenfalls ein eindrückliches Erlebnis. Ben Kalra nutzt einen der vielen natürlichen Absprünge. warnsystem namens „Lo.La“, das an vielen PunkEin ganz anderes Schmankerl lockt Freeten über die aktuelle Lage und mögliche Routen styler dagegen nach Fieberbrunn. Hier gibt es kei- Saison: Dezember bis informiert. Dazu gibt es ein breites Angebot an nen herkömmlichen Park, sondern Absprungram- April Lifte: 70 teils kostenlosen Schulungskursen wie SAAC und pen aus Holz, die das Gebiet bei genügend Höhenlage: 820-2.096 m 270 km RISK’n‘FUN sowie einige Freeride-Camps, in Neuschnee in einen Natural Terrainpark verwan- Abfahrtslänge: Parks: 4 (von Anfänger denen man erste Erfahrungen sammeln, sein Wisdeln. Der sogenannten Freeride Park wird im bis Könner) sen erweitern oder einfach nur unbeschwert den Sommer in den Berg gebaut und im Winter nicht Website: saalbach.com Powder genießen kann. Den Saisonhöhepunkt der präpariert, weshalb die Sprünge bei harten Bedingungen mit Vorsicht zu genießen sind. Bei Powder sind sie Freeride-Community bildet natürlich wieder der Stop der dagegen ein Traum, den es so nur selten zu erleben gibt. Mit Freeride World Tour, die 2016 vom 6. bis 11. März am Wilddem Zusammenschluss sollen solche Backcountry-Obstacles seeloder gastiert. Der neue Freeski-Hotspot der Alpen ist für alle erreichnun auch an weiteren Stellen installiert werden, so dass an guten Tagen der gesamte Skicircus zur Freestyle-Arena bar, auch in finanzieller Hinsicht. Die Tageskarte für das mutiert. Einen völlig neuen Freeride Park wird es bspw. ab gesamte Gebiet kostet in der Hauptsaison 51,– €, für Unterdiesem Winter auch direkt neben dem Nitro Snowpark in 19-Jährige 38,– € und für alle unter Sechszehn 25,50 €. In Leogang geben. Dazu runden ein Funcross, mehrere Snow der Vor- und Nach-Saison, wozu 2016 auch die Osterwochen Trails aus Rollern und Anliegerkurven sowie zwei Anfänger- zählen, sind die Preise günstiger. Der Clou ist aber, dass alle unter 19 jeden Samstag im gesamten Winter nur 10 € für die parks das Angebot ab. Für noch mehr Aufsehen wird der neue Skicircus aber Tageskarte zahlen – ein Deal, den man sich nicht entgehen wohl in Freeride-Kreisen sorgen. Über die Qualität von Fie- lassen sollte! Für diejenigen, die dieses Angebot nutzen, bieberbrunn als Off-Piste-Gebiet gab es schon bisher kaum ten sich Fieberbrunn oder Leogang als Einstiegsort an, da sie Zweifel. Allein die Tatsache, dass am Wildseeloder seit meh- von Deutschland aus schneller zu erreichen sind. Wer dagereren Wintern sowohl die Freeride World Tour als auch die gen länger bleibt und wert auf umfangreiches Nachtleben Freeride Junior Tour regelmäßig zu Gast sind, zeigt die Viel- legt, ist in Saalbach Hinterglemm bestens aufgehoben. Für seitigkeit des Terrains. Die neue Liftverbindung durch den die Übernachtung gibt es an allen Orten ein großes Angebot Hörndlinger Graben zum Reiterkogel oberhalb von Saalbach in allen Kategorien. Wer diese großartige Region bisher noch nicht kennt, verdoppelt nun die Möglichkeiten. Zum einen muss man aus den Südhängen vom Wildseeloder nicht mehr umständlich sollte in diesem Winter über einen Trip an die Grenze von zurück zur Reckmoos-Bahn queren, sondern kann bequem Salzburg und Tirol nachdenken, zumal die Gegend auch als zur Mittelstation der neuen TirolS-Gondel fahren, die kurio- ausgesprochenes Schneeloch gilt. Alle anderen werden serweise im Talgrund liegt. Zum anderen eröffnen sich von sowieso wiederkommen. Für noch mehr Freeskiing! Hinterglemm aus kilometerweite Nordhänge, die zwar schon immer leicht zugänglichen waren, wo aber bisher der Rückweg ins Skigebiet fehlte. Gerade für Saalbach Hinterglemm ist das eine großartige Neuigkeit, denn trotz der Größe des Skigebiets hatten es Freerider hier bisher nicht ganz leicht. Viele Nordhänge am Schattberg und Zwölferkogel sind aus nachvollziehbaren Gründen zum Erhalt des Schutzwaldes gesperrt, andere Varianten erfordern teils lange Querungen, während der Powder auf den weiten Südhängen oft recht schnell der Sonne zum Opfer fällt. Doch nicht nur das zusätzlich erschlossene Terrain läutet in Saalbach Hinterglemm eine neue Ära ein. Mindestens ebenso wichtig ist die Übernahme der Freeride-Kultur, die in Fieberbrunn über viele Jahre gewachsen ist. Mit dem Zusammenschluss gibt es im gesamten Gebiet ein neu entwickeltes Schneeinformations- und Lawinen- Melissa Presslaber beim Powder-Surfen im Schneeloch Fieberbrunn.
HISTORY 86
Als wir zum ersten Mal flogen Seid bereit für einen ungewöhnlich weiten Blick in die lange und ereignisreiche Skigeschichte. Vor Booten und dem Rad nutzten unsere Vorfahren Ski zur Fortbewegung, wie archäologische Funde nahelegen schon 8000 Jahre vor Christus. Ganz soweit wollen wir zwar nicht zurückgehen, doch bis zu unserem Ziel, dem ersten großen Sprung auf Skiern, ist es auch eine ganze Weile.
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Ein zeitgenössisches Gemälde des Offiziers Olaf Rye
DER ERSTE SPRUNG
Text: Mark VON ROY
IM GESAMTEN 18. und 19. Jahrhundert war Norwegen unbestritten das Zentrum des Skisports. Es war wohl die Bedeutung des Skis als normales Transportmittel, welches Skifahren schon im Mittelalter Teil der norwegischen Kultur werden ließ und dazu führte, dass es zum Freizeitvergnügen und Sport wurde. Erst standen Langlaufrennen im Mittelpunkt, doch schon bald fanden auch das Abfahren auf richtigen Hängen und das Springen viele Anhänger. Man stelle sich vor, mit weichen Stiefeln, die nur unzureichend durch Lederriemen im Telemark-Stil auf langen Holzlatten befestigt waren, in ordentlichem Tempo auf einen Schneehügel zuzufahren, um damit in die Luft zu gehen! Offensichtlich haben unsere skifahrenden Vorfahren die süchtig machende Qualität
hundert – und wegen der taktischen Vorteile ihrer großen Beweglichkeit wurden Ski-Truppen ein wichtiger Bestandteil der norwegischen Armee. Zwischen den Kriegen experimentierten diese Truppen mit verschiedenen Techniken und brachten viele gute Skifahrer hervor. Spaß am Skifahren war das Nebenprodukt. Als ein holländischer Marineoffizier namens Cornelius de Jong im März 1797 Trondheim besuchte, sah er die Skikünste und wurde gleichsam zum ersten Skijournalisten, als er von diesem Spaß im Schnee berichtete. Mit Bewunderung beschrieb er die Norweger, „wie sie sich mit einer Geschwindigkeit den Hang hinabwarfen, die nur mit dem Flug eines Vogels verglichen werden kann.“ De Jong beobachtete, wie die Truppen gezielt einen Hügel zum Springen bauten und – wie er schätzte – bis zu 15 m weit durch die Luft flogen. Auch wenn das eine Übertreibung gewesen sein mag, bleibt festzustellen, dass Skifahrer wohl als erste Menschen Sprungschanzen zum Spaß gebaut haben. Die Soldaten, die De Jong beobachtete, hatten darüber hinaus nicht nur den gleichen Spaß am Schanzenbauen wie heutige Freeskier, sondern auch die gleiche Vorliebe für Partys. „Wir alle verbrachten einen ausgelassenen Abend“, fuhr De Jong in seinem Bericht fort. „Eine Anzahl Bauerntöchter erschien, mit denen die Skifahrer bis spät in die Nacht tanzten…“ Was danach geschah, können wir uns nur vorstellen. Doch kommen wir zurück zum Thema. Der Trend zum Skispringen in Norwegen verstärkte sich und 1809 ergab die erste offizielle Weitenmessung neuneinhalb Meter für einen Sprung des dänisch-norwegischen Offiziers Olaf Rye. Herr Rye wollte den Soldaten seinen Mut beweisen, doch wie heute auch gab es schon damals unter Skifahrern das Bestreben, sich gegenseitig zu über-
„Die Skifahrer gingen bis oberhalb eines steilen Hanges und fuhren los… sie hatten aus Holz und Schnee einen recht hohen Hügel gebaut, über den sie sprangen, als sie den Hang herab kamen. Dabei schrien sie, und wenn die Skier wieder auf dem Boden aufkamen, konnte man den Einschlag weithin hören.“ – Cornelius de Jong, 1797 des Adrenalins viel früher entdeckt, als man gemeinhin denkt. Das Leben im Norwegen des 18. Jahrhunderts lässt sich nur schwer vorstellen. Wie überall während der industriellen Revolution waren die Arbeitstage lang und anstrengend und es gab wenig Freizeit. Kriege waren in Skandinavien keine Seltenheit – besonders im 17. Jahr-
treffen. Daraus entstand der Sport Skispringen – eine Betätigung, die noch heute sehr eindrucksvoll ist, aber nicht mehr so innovativ wie vor zweihundert Jahren. 1797 setzten die norwegischen Soldaten jedoch einen Prozess in Gang, der bis heute – unter anderem in Form von Freeskiing – anhält: die Evolution des Skifahrens.
CREW 88
Auf die Spanische Art Als spanische Crew mit Sitz in Andorra versammelt Round 2 viele der besten jungen Parkfahrer und Skifilmer der iberischen Halbinsel. Die meisten von ihnen fahren schon lange zusammen, sind gemeinsam von Alpin zu Freestyle gewechselt, doch erst im letzten Winter produzierten sie mit zwei Filmern, die seit zwei Jahren zusammenarbeiteten – daher der Name Round 2 –, ihren ersten eigenen, vollständigen Skifilm.
Spot: Spanien/Andorra Mitglieder: Pablo Varela, Borja Azurmendi, Luka Melloni, Noah Albaladejo, Javi Vega, Josep Gil, Pako Benguerel, Scotty Jordan, Alan Villanueva Website: vimeo.com/ round2media
DIE CREW von Round 2 umfasst das spanische Urgestein Pako Benguerel aus Barcelona, der mit 37 Jahren immer noch Gas gibt, die beiden Filmer Borja Azurmendi und Pablo Varela aus Nordspanien, die Style-Ikone Noah Albaladejo (sein Portrait findet ihr auf S. 14) und sein Alter Ego Luka Melloni sowie einige Locals aus Andorra. „Ich habe diese Jungs durch Pako und Javi kennengelernt, die öfters in mein Hausgebiet zum Filmen kamen“, erzählt Borja. „Sie waren die einzigen Freestyler in Spanien auf höchstem internationalen Niveau.“
Es entstand ein Netzwerk zwischen den Szenen in Spanien und Andorra und die Fahrer, die heute für Round 2 stehen, trafen sich im Sommer im Wakeboard Camp von Pako in Barcelona. Dort materialisierte sich die Idee für einen eigenen Film. „Ich wollte 2015 nicht zur Uni gehen und so schlug ich vor, dass ich im Winter filmen und daraus einen kurzen Film oder einige Webisodes produzieren könnte“, erinnert sich Borja, der sich dem Projekt dann zusammen mit seinem Filmpartner Pablo Varela annahm. „Pablo und ich haben
Foto: Jesús FERNANDÉZ
einen unterschiedlichen Filmstil, der sich im Editing sehr gut ergänzt“. Die Crew mietete ein schräges, kaltes Apartment in Andorra, das als Basis diente, und begann in den umliegenden Resorts Vallnord und Sunset Park Peterol zu filmen. Nebenher unternahmen die Jungs ein paar Urban Trips nach Frankreich. Später kamen Shootings in Baqueira und einigen anderen Orten der spanischen Pyrenäen hinzu, speziell während eines denkwürdigen Schneesturms in Formigal, bevor ein Frühjahrs-Parkshoot in der Sierra Nevada den Schlusspunkt setzte. Die Erfahrung der älteren Fahrer half enorm, die Hürden einer ausgewachsenen Filmproduktion zu meistern. „Noah und Luka haben schon mit Stept und 4bi9 gefilmt, sie wussten also, was zu tun war“, rekapituliert Borja. „Sie arbeiteten unheimlich hart, als sie von ihren internationalen Filmshoots zurückkamen, und Pako ist sowieso ein Perfektionist. Er hat uns Filmer stets unterstützt, Shootings geplant und die Crew am Rollen gehalten.“ „Es ist toll, mit der ganzen Filmszene in Kontakt zu kommen, aber wir mussten feststellen, dass es verdammt schwer ist ein großes Projekt zu realisieren, wie das die etablierten Produktionsfirmen machen“, sagt Noah. „Es braucht unglaublich viel Einsatz und Erfahrung, um ein gutes Endprodukt zu bekommen.“ Ihr Erstlingswerk, das sie im letzten November gratis online veröffentlichten, dokumentiert die spanische Art: künstlerisches und mitreißendes Editing, einen geschmeidigen Soundtrack und noch geschmeidigeres Skifahren. „Jeder in der Crew hatte andere Prioritäten, sei es Arbeit oder das Filmen mit anderen Produktionen. Unser Film ist also das Ergebnis von Wochenenden“, scherzt Noah. „Doch für unseren ersten Film sind wir zufrieden.“ Als Südländer nehmen es die Jungs von Round 2, wie es kommt. Ein Plan ist ihnen nicht so wichtig, das ist Teil ihres Charmes. Was als Nächstes ansteht, ist daher noch unklar. „Die Saison hat noch nicht wirklich angefangen und wir haben noch nichts Genaues vor“, lacht Borja. „Wir machen unsere Filme auf die spanische Art.“
Foto: Borja AZURMENDI
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ROUND 2
Text: Ethan STONE
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SEASON 15/16
Fotos: Jesús FERNANDÉZ
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Foto: Borja AZURMENDI
ROUND 2
Fotos: Jordi RULLO
CREW 89
INSIDER 90
Der Freeski-Manager Es gibt kaum jemanden, der länger im Freeski-Business dabei ist als Jean-Claude Pedrolini. Der Schweizer aus Chur wechselte vor über einem Jahrzehnt von den Skiern hinter den Schreibtisch und lenkt seitdem die Geschicke von Völkl Freeski International – mit genauso viel Erfolg und Begeisterung wie mit Verständnis und Einsatz für den Sport und seine Athleten.
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JEAN-CLAUDE PEDROLINI
Text: Klaus POLZER
Foto: Gaudenz DANUSER
2001 hoch oberhalb von Laax: Schinka geht ziemlich entspannt und Hals über Kopf in die Luft.
MAN KANN mit Fug und Recht behaupten, dass Freeskiing das Leben von Jean-Claude Pedrolini verändert hat. Dabei konnte Schinka, wie er in der Szene genannt wird, zum Zeitpunkt als er das erste Mal auf Twintips stieg, bereits auf eine Skikarriere zurückblicken. Mehr als ein Jahrzehnt war er im klassischen Freestyle aktiv gewesen. Als er dann die New School für sich entdeckte, eröffnete sich eine neue Welt, die für ihn seit Langem nicht mehr nur im Schnee liegt, sondern auch im Büro. Doch der Reihe nach… Als Schweizer, der in Chur nahe einiger der bedeutendsten Skigebiete des Landes aufgewachsen ist, fing JeanClaude Pedrolini früh mit dem Skifahren an und lernte als Kind seine Lektionen im alpinen Rennlauf. Im Teenageralter schwand sein Interesse fürs Stangenfahren aber rapide. Der Wechsel zum Freestyle erfolgte dennoch eher zufällig. Durch eine Kneipenbegegnung lernte er die in der Schweiz legendäre Freestyle-Truppe aus Tschiertschen kennen, einem kleinen Ort mit feinem Skigebiet oberhalb von Chur. Nachdem er die etwas ausgefallene Aufnahmeprüfung bestanden hatte, gehörte Schinka dazu. In Tschiertschen bestimmte zu dieser Zeit zwar Skiballett das Geschehen – das Aushängeschild Heini Baumgartner war mehrfacher Weltcupsieger –, am
meisten faszinierte den ambitionierten Freestyle-Neuling jedoch das Springen. Ein Intensivkurs führte ihn schnell bis zum Doppelsalto! Dem weiteren Fortschritt stand dann vorerst die Ausbildung im Weg. In Zürich absolvierte Jean-Claude Pedrolini eine Lehre zum Metallbauschlosser und sammelte viel Erfahrung im Anfertigen eigener Werkstücke. Als er dann mit 21 Jahren nach Chur zurückkehrte, machte er sich im Kunsthandwerk selbständig und stattete einige Läden und Lokale aus. Das eröffnete ihm die Chance, im Winter eine Auszeit zu nehmen und sich ganz aufs Skifahren zu konzentrieren. Er verlegte sich auf Aerials, erlernte die notwendigen Sprünge wie Doppelsaltos mit mehreren Schrauben und startete alsbald im Europacup. Allerdings war eine FreestyleKarriere damals nicht ganz einfach. Die Unterstützung durch Sponsoren oder den Verband hielt sich in Grenzen und das Zentrum des Aerial-Sports befand sich am anderen Ende der Schweiz am Genfer See. Gerade das unverzichtbare Sommertraining bedeutete einen immensen Aufwand. Deshalb sagte Jean-Claude Pedrolini auch zu, als ihm ein Platz im ersten Schweizer 1080Team angeboten wurde. Das war 1998 und die New School gerade erst erfunden. Bereits ein Jahr später wechselte
Schinka dann aufgrund lokaler Verbindungen zum neu gegründeten V-Ski Team von Völkl – der Marke, der er seither treu geblieben ist. In diesem frühen V-Ski Team traf Schinka auf legendäre Persönlichkeiten wie Marc-Andre Belliveau oder Sverre Liljeqvist, Stian Hagen ist bis heute eine prägende Figur im Team geblieben. Es war eine aufregende Zeit, in der sich unheimlich viel bewegte. 2003 endete sie jedoch für Schinka als Athlet. Eine schwere Schulterverletzung beendete nicht nur seine Karriere als professioneller Freestyler, sie zwang ihn auch, seinen bisherigen Beruf aufzugeben. Die Absicherung im Schweizer Sozialsystem ermöglichte ihm eine Umschulung, die er bei Völkl absolvierte. Nun vor allem vom Schreibtisch aus war er mehr und mehr für das Völkl Freeski Team und schließlich fürs gesamte Marketing im Bereich Freeskiing verantwortlich. Seit dem Abschluss seiner Umschulung im Jahr 2007 ist Jean-Claude Pedrolini auch offiziell Marketing & Team Manager bei Völkl Freeski International. Diese wechselvolle Zeit liegt nun auch schon wieder ein Jahrzehnt zurück und seitdem ist Jean-Claude Pedrolini eine Konstante im sonst oft recht schnelllebigen Freeski-Business. Zumindest bei den großen Firmen gibt es kaum einen anderen Freeski-Verantwortlichen, der ähnlich lange am Ruder ist. Das in ihn gesetzte Vertrauen rechtfertigt er mit einem seit Jahren überaus erfolgreichen Team – man denke an Namen wie Russ Henshaw, Nick Goepper, Markus Eder, Sam Smoothy oder Emma Dahlström, um nur einige zu nennen – und beeindruckenden Verkaufszahlen. Aber nicht nur das zeichnet ihn aus, Schinka ist bei seinen Teamfahrern und insgesamt in der Szene hoch geschätzt, denn für ihn zählen nicht nur Zahlen und Medaillen, sondern mindestens genauso die Menschen dahinter und der Sport insgesamt. Es ist schön zu sehen, dass diese Einstellung erfolgreich sein kann. Da bleibt uns nur zu wünschen, dass Jean-Claude Pedrolini der FreeskiSzene auch in den nächsten beiden Jahrzehnten erhalten bleibt. Schinka, rock on!
DIALOGUE 92 SAGE CATTABRIGA-ALOSA MAGAZINE SEASON 15/16
DOWNDAYS
EIN SKIFAHRER NAMENS SAGE Interview:
Mark VON ROY
Fotos:
Adam CLARK
DIALOGUE 93
Wenn man einen Mann namens Sage trifft, erwartet man vielleicht einen weisen, ruhigen Philosophen. Auch wenn man Sage Cattabriga-Alosa ganz bestimmt intelligent und wortgewandt nennen kann, ist er doch auch viel mehr: ein Freigeist, Künstler und Draufgänger, ganz besonders auf Skiern. Mark von Roy traf den Mann, der seit mehr als einem Jahrzehnt ein bahnbrechendes Filmsegment nach dem anderen abliefert, beim Red Bull Linecatcher im letzten Winter.
MAGAZINE SEASON 15/16
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Der Red Bull Linecatcher ist einer der wenigen Events, an denen du teilnimmst. Gibt es dafür einen speziellen Grund? Es gibt kaum andere Events, die Big Mountain mit Backcountry Slopestyle verbinden. Hier sind sechszehn der besten Allround-Skifahrer der Welt eingeladen, Fahrer, die sowohl den Berg beherrschen als auch springen können. Dazu kann man seine Linie frei wählen. Es gibt einige präparierte Absprünge, aber auch viele natürliche Features, und man kann beides nach Lust und Laune kombinieren. Es ist einfach der ultimative Backcountry-Event, bei dem es jedes Jahr andere tolle Jumps in einem sehr spaßigen Hang gibt. Am meisten gefällt mir aber die anderen Fahrer zu treffen, vor allem die europäischen Fahrer, mit denen ich sonst kaum zusammenkomme. Die Kameradschaft zwischen allen ist fantastisch. Da es immer einen größeren Zeitraum gibt, um auf optimales Wetter zu warten, können wir jedes Jahr mehrere Tage miteinander verbringen, auch mal am Abend zum Bowling gehen oder an die Bar… das ist echtes Teambuilding. An den Wartetagen fahren wir alle zusammen Ski und haben unglaublich viel Spaß. Selbst im Wettkampf unterstützen sich alle gegenseitig und freuen sich, wenn jemand einen guten Run hat. Die Gruppendynamik ist einfach großartig. Der ganze Event ist viel mehr eine fette Soul Shred Session unter Freunden als ein Wettbewerb. Außerdem ist alles top organisiert und über den Livestream können die Fans rund um die Welt dabei sein. Der Livestream hat zwar auch seine negativen Seiten, weil wir wegen des recht engen Zeitfensters nicht so viele Runs machen können, aber alles zusammen ist der Event einfach fett und ich bin froh, hier dabei zu sein.
SAGE CATTABRIGA-ALOSA
Geboren am: 27. Dezember 1979 im Haus seiner Großmutter in New Hampshire, USA Wohnort: Bend, Oregon Hausberg: Alta und Snowbird, Utah Interessen: Mountainbiking, Skateboarding, Kunst, DJing Sponsoren: The North Face, Atomic, Smith Optics, Backcountry.com, Sony Action Cam, Voke Energy Tablets
DIALOGUE 94 SAGE CATTABRIGA-ALOSA MAGAZINE SEASON 15/16
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Viele Fahrer sind der Meinung, dass das Format des Linecatcher Freeskiing am besten repräsentiert. Stimmst du zu? Ja, genauso wie auch der Red Bull Cold Rush und der Skiers Cup, die ähnliche Konzepte haben. Diese Events zeigen meiner Meinung nach Skifahren am besten: ein ultimatives Treffen der besten Skifahrer, die unseren Sport auf ihre Art interpretieren. Solche Events sind aber nicht einfach zu organisieren. Man braucht einen langen Zeitraum, in dem man auf gutes Wetter und optimalen Schnee warten kann. Außerdem braucht man die besten Fahrer und muss sie bei Laune halten. Die Spots sind oft recht abgelegen und deshalb nicht einfach zugänglich, für die Medien und Helfer, vor allem aber für Zuschauer. Für mich als Filmfahrer, der kaum an Wettkämpfen teilnimmt, sind diese Veranstaltungen eine gute Abwechslung, die mich auf eine ganz andere Art pusht. Meine Einstellung ist eine andere und die Herausforderung ist auch anders. Das hilft mir wiederum fürs Filmen. Normalerweise fahre ich recht entspannt in meinem Hausskigebiet, wenn ich nicht filme, und das ist nicht die optimale Vorbereitung. Bei diesen Events geht es dagegen darum, möglichst viele Tricks und Sprünge in einen Run zu packen, das ist super. Einen Hang dazu noch mit drei coolen Take-offs präpariert zu haben ist wirklich ein Traum. Die Runs, die es bei diesen Events gibt, wären auch in jedem Film ein Highlight. Die ganze Erfahrung bei diesen Events ist sehr inspirierend und bringt mich als Skifahrer jedes Mal weiter.
Es war nicht geplant, ich habe einfach die Kamera gepackt und bin Pep einen Run lang bei ein paar Straight Airs gefolgt. Am Abend postete ich dann das Video, denn warum nicht? Am nächsten Tag sah Andrew Pollard, ein Local aus Alta, den Clip und erkannte den Run. Er rief seinen Freund Mark an und gleich am Tag darauf kundschafteten sie den Run aus, fanden bessere Hits und filmten das Ganze mit einigen Tricks. Sie haben unser Video einfach getoppt. Ich sah dieses bessere Video auf Instagram und dachte nur: „Ach du Scheiße!“ Ich fand das super und habe es überall geteilt. Solche ganz natürlichen Interaktionen, die man über soziale Medien haben kann, sind großartig. Auf der anderen Seite finde ich es nicht so gut, wie manche Firmen die sozialen Netzwerke nutzen und ihre Fahrer per Vertrag dazu verpflichten, bestimmte Posts über ihre Kanäle zu verbreiten. Denn es gibt Fahrer, die auf Ski echt super sind, aber nicht so fit in den sozialen Medien. Die werden dann
Nun, soziale Medien sind zwar inzwischen wichtig, aber am wichtigsten sind immer noch fette Filmsegmente. Davon hast du eine ganze Menge. Hat sich deine Herangehensweise dabei über die Jahre verändert? In letzter Zeit ist mein Interesse an der Produktionsseite stark gestiegen. Ich nehme gern Einfluss auf die Logistik, die Produktion und das Directing der Filme, in denen ich dabei bin. Das ist Teil meiner Entwicklung. Ich denke zwar, dass mein Skifahren vor der Linse immer noch genug ist, um Teil des Ganzen zu sein, aber ich möchte einfach insgesamt mehr beteiligt sein. Alle diese Projekte sind mir persönlich wichtig, deshalb möchte ich zu 100% dabei sein. Darüber hinaus setze ich mir jedes Jahr Ziele mit den Medien, die ich erreichen möchte. Wenn das klappt, ist es super. Vor allem möchte ich damit Skifahren auf eine Art zeigen, mit der sich jeder Skifahrer identifizieren kann. Zum Beispiel kann ein Edit, der im Skigebiet gefilmt ist, manchmal mehr bewirken als die verrückten Dinge, die wir immer in Alaska drehen. Mir gefällt beides, aber ich denke, dass manche Leute sich eher mit Aufnahmen in einem Skigebiet identifizieren können, weil sie selbst nie nach AK kommen. Die Spines in Alaska schauen fantastisch aus, aber sie berühren die Leute nicht so sehr. Deshalb ist es gut auch etwas zu machen, das den Leuten näher ist.
von Fahrern ausgestochen, die nicht so gut sind, aber perfekt mit den neuen Medien umgehen können. Das hilft unserem Sport nicht wirklich weiter… Okay, jeder tut halt, was er kann, und wenn manche es über die sozialen Medien schaffen, Pro Skier zu werden, dann passt das auch. Ich spiele das Spiel selbst ja genauso mit.
Du gehst immer sehr kreativ mit dem Gelände um, wenn du Ski fährst, aber du bist auch abseits der Berge einfallsreich. Woher nimmst du deine Inspiration und wie drückst du deine Kreativität neben dem Skifahren aus? Kunst ist seit meiner Kindheit ein wichtiger Einfluss in meinem Leben. Auf dem College habe ich Kunst studiert
[Filmauftritte] TETON GRAVITY RESEARCH: Paradise Waits (2015) Almost Ablaze (2014) Way of Life (2013) The Dream Factory (2012) One for the Road (2011) Light the Wick (2010) Re:Session (2009) Generations (2009) Under the Influence (2008) Lost and Found (2007) Anomaly (2006) Tangerine Dream (2005) Soul Purpose (2004) High Life (2003) The Prophecy (2002) Salad Days (2002) Subject to Change (2001) Mind the Addiction (2001) ANDERE: Chasing Shadows (2015) – Warren Miller; Playground (2007) – Warren Miller; Teddy Bear Crisis (2005) – Kris Ostness; Ten (2004) – Poor Boyz Productions; Not Another Ski Movie (2004) – Push Films; Stimulus (2004) – Rage Films; Junkshow Diaries (2003) – Rage Films; Forward (2003) – Level 1 Productions; The Flying Circus (2001) – Wind Up Films; The Bolero Project (2001) – Wind Up Films;
Die Medienlandschaft für professionelle Skifahrer hat sich sehr verändert, seit du deine Karriere begonnen hast, speziell die sozialen Medien haben großen Einfluss gewonnen. Was denkst du über diese Entwicklung? Ich meine, dass soziale Medien viele coole Seiten haben. Zum Beispiel habe ich mit Pep Fujas am Saisonbeginn in Alta ein Follow-Cam-Video gemacht.
DIALOGUE 95 SAGE CATTABRIGA-ALOSA MAGAZINE SEASON 15/16
Du konntest deine Kreativität auch in das „Experience Sage“ Projekt einbringen, das sehr beeindruckend war. Kannst du uns etwas mehr darüber erzählen und wie deine Beteiligung dabei aussah? Das Projekt begann als lose Idee vor ein paar Jahren. Ich unterhielt mich mit einem Freund, der Musikproduzent ist und auch mit Videoprojektion zu tun hat. Wir spielten mit der Idee, Projektionen in den Schnee zu werfen. Später beschäftigte ich mich dann selbst mit dem Thema. Wie ich schon sagte, war mir Kunst immer wichtig, und obwohl Skifahren ja auch kreativ sein kann, war
es eine tolle Möglichkeit, beides zu [Awards & Resultate] alles in Grund und verbinden. Adam Clark und ich haben PVA 2016: Best Male Boden fährst. Was damit begonnen, einen kleinen Büro- Performance; macht AK so spezi2015: Best Powder projektor und Kunstwerke von mir PVA ell zum Filmen und Segment; beim Fotografieren zu verwenden. PVA 2014: Best Powder was würdest du Wir bekamen ein paar coole Bilder, Segment; jemandem raten, Freeskiing World aber ich wusste, dass noch mehr mög- Tour 2013: 2. Platz @ der zum ersten Mal Utah; lich war. Im Jahr darauf schlug ich die Snowbird, dorthin fährt. Red Bull Cold Rush Idee dann The North Face vor und 2012: 3. Platz; Alaska ist so speziell, 2011: Best Male mit deren Unterstützung und zusam- PVA weil dort mehrere Performance & Best men mit TGR gingen wir das Projekt Natural Air; verschiedene FaktoBull Cold Rush an. Diesmal hatten wir einen kom- Red ren zusammenkom2011: 2. Platz; merziellen Projektor und die kom- PVA 2009: Best Male men. Die Nähe zum Best plette Produktionscrew von TGR. Ich Performance, Meer, die Dimension Line & Best P.O.V.; suchte die Plätze für die Projektionen PVA 2006: Best Powder der Berge und die und die Kunstwerke aus und die Segment; schroffe Landschaft PVA 2004: Best Male Crew filmte dann, wie ich die Lines Performance; ergeben eine magi2003: Male Breakfuhr. Wir mussten aber jedes Mal PVA sche Kombination. through Performance; Licht, Farbe und so weiter anpassen, Es ist ein ganz eige= Powder Video was pro Shot mindestens eine Viertel- [PVA ner Schnee, der Awards] stunde und teils sogar über eine überall kleben bleibt, Stunde dauerte. Nach acht langen und es gibt sehr viel Nächten, wobei es einmal einen halben davon. Das ergibt Formen, die man Meter schneite, hatten wir einige wirk- sonst fast nirgends findet. Für Neulinge lich tolle Aufnahmen. Da unser Budget kann das alles überwältigend sein. Der immer noch recht bescheiden und alles beste Rat ist, dass man klein anfängt nicht so einfach zu realisieren war, wie und langsam Selbstvertrauen aufbaut. wir uns das vorgestellt hatten, fiel das Die Größe der Berge ist selbst für mich Ergebnis etwas kleiner aus als geplant, nach all den Jahren etwas, mit dem ich wir waren aber immer noch sehr zufrie- mich beschäftigen muss. Es hilft sehr den. Die Aufnahmen fanden in Grand gute Fotos zu haben, um sich vor dem Targhee statt, dem Skigebiet, in dem ich Drop-in noch einmal zu orientieren, aufgewachsen bin, und viele Freunde und selbst klein aussehende Felsen könkamen, um uns zu helfen. Ohne diese nen zu enormen Drops führen. Wegen Unterstützung wäre alles noch viel teu- der Steilheit kannst du von einem rer und schwieriger gewesen. 1-Meter-Felsen schon zehn Meter weit fliegen. Mit kleinen Drops anzufangen wird helfen, die Dimension größerer Seit mehr als einem Jahrzehnt könCliffs richtig einzuschätzen. nen wir miterleben, wie du in Alaska
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und den kreativen Prozess sehr genossen, die Erfahrung mit neuen Medien zu arbeiten und die Begeisterung, die dabei entsteht. Als Skifahren begonnen hat meinen Leben zu bestimmen, ist die Kunst etwas zurückgetreten, aber dann habe ich neue Arten gefunden kreativ zu sein. Ein Laptop mit einem Wacom Tablett lässt mich zeichnen, malen und designen und hat mir auf der digitalen Ebene eine neue kreative Ausdrucksform eröffnet. Überall wo ich einen Laptop hinnehmen kann, habe ich jetzt auch ein Studio dabei. Das gibt mir auch die Gelegenheit mit meinen Sponsoren zu arbeiten, zum Beispiel Skidesigns für Atomic zu entwerfen oder T-Shirts und Hoodies für The North Face. Von Smith gibt es eine Signature Goggle von mir. Diese beiden Leidenschaften miteinander verbinden zu können, war eine sehr schöne Erfahrung.
Foto: Klaus POLZER Fahrer: Joffrey POLLET-VILLARD
Hip wird von Andreas Håtveit gehalten – aufgestellt 2005 mit einem 450 Nose Mute Grab! Es geht also definitiv noch höher. Zum Glück für Joff und für uns, die Zuschauer, wird das diesjährige Suzuki Nine Knights eine ausgewiesene Hip Session, denn Hips sind einfach großartig und werden sonst nicht ausreichend gewürdigt. In klassischem Nine-Knights-Stil wird es auch nicht nur eine ganz normale Hip geben, sondern – wie die ersten Skizzen des Obstacles verraten – eine verrückte Angelegenheit mit mindestens fünf Absprüngen, unglaublichen Gaps und mehr Transitions, als man sich zu träumen wagt. Lasst euch überraschen!
VIBES 97
VON ZEIT ZU ZEIT gibt es Fotos, die skeptische Betrachter „Photoshop!“ rufen lassen. Aber wer Jeffrey Pollet-Villard kennt und den Highlight-Clip des Suzuki Nine Knights 2015 gesehen hat, der weiß, dass dieses Foto nicht verändert worden ist. Joff ist der aktuelle Weltrekordhalter für den höchsten Sprung in einer Halfpipe mit 8,04 m. Ohne offizielle Messanlage beim letztjährigen Event können wir nur vorsichtig schätzen, dass dieser Flug von Joff während der Hip Session wohl die 10-Meter-Marke übertroffen hat. Der aktuelle inoffizielle Rekord an einer
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DIE SUZUKI NINE KNIGHTS HIP
Spot: Suzuki Nine Knights, Mottolino/Livigno, ITALIEN
APRÈS 98 DOWNDAYS
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MAGAZINE
WIR SEHEN UNS NÄCHSTE SAISON
Was am Ende bleibt, ist die Perspektive einer besseren Zukunft.
Mögen die Schneegötter mit euch sein…
Foto: Adam CLARK
Fahrer: Carston OLIVER
Spot: La Parva, CHILE
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PHOTO: PALLY LEARMOND RIDER: EMMA DAHLSTRÖM
THERE IS NO LIMIT TO YOUR CREATIVITY.