Ausgabe 16/21 – Oktober 2021
DR. RATH GESUNDHEITSBRIEF Die Deutschen konsumieren viel zu viel Zucker. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete im April 2018 in der Reportage „Süßes Gift“ über die zweifelhaften Machenschaften der Nahrungsmittelindustrie. In drei von vier industriell hergestellten Produkten findet sich ein Zuckerzusatz, der zu einer Konditionierung beim Verbraucher führt. Dies ist bei 75 Prozent aller Lebensmittel, die täglich gegessen werden, der Fall. Der Zuckerkonsum jedes Einzelnen ist dreifach so hoch wie der Richtwert. Die
WHO rät nämlich zu einer maximalen Zucker-Aufnahme von 25 Gramm pro Tag. 75 Gramm sind nicht nur zu viel des Guten, der Überschuss stimuliert auch den innerlichen Drang nach Süßem, der negative gesundheitliche Folgen hat. Zucker zerstört langfristig die Zähne und die Mundflora, führt zu Übergewicht und einem schwachen Mikrobiom. Darüber hinaus können 20 Löffel Zucker am Tag den Alterungsprozess beschleunigen.
Süßes oder Saures Mit Mikronährstoffen die Folgen eines erhöhten Zuckerkonsums ausbalancieren ZUCKER – DIE UNSTILLBARE GIER NACH SÜSSEM Zucker triggert eine gewisse psychische Abhängigkeit, da er Glücksgefühle auslöst. Belohnungen in Form von Schokolade und Co. regen die Dopaminausschüttung im Gehirn an. Eine körperliche Zuckersucht konnte bisher allerdings nicht nachgewiesen werden. Die Lust auf Süßigkeiten geht auf die genetische Prädisposition zurück. Bei Kindern ist das Verlangen nach Zuckerhaltigem noch sehr ausgeprägt. Die Vorliebe für stark Zuckerhaltiges lässt im Erwachsenenalter peu à peu nach. Eine wissenschaftliche Untersuchung ergab, dass die Vorliebe für Süßigkeiten mit dem Fortschreiten des Alters abnimmt. Bereits
Jugendliche naschen nicht mehr so viel wie in der Kindheit. Das Bedürfnis nach Zucker ändert sich. Viele Erwachsene finden Produkte pappsüß, die sie als Kinder geliebt haben. Allerdings haben auch andere Lebensmittel „Sucht“-Potenzial. Nicht immer ist also Zucker das Corpus Delicti. Darüber hinaus wurde wissenschaftlich bewiesen, dass Fasten Heißhunger-Intervalle schmälert. Dies ist bei einer physischen Abhängigkeit genau umgekehrt. Auch für gravierendes Übergewicht kann nicht eindeutig eine Zuckersucht verantwortlich gemacht werden – die Instant-Energie-Quelle Zucker steht nicht in direkter Verbindung mit Adipositas. Selbst Essstörungen wie die Bin-
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ge-Eating-Störung (englisch Binge Eating Disorder) gehen nicht mit einer Zuckersucht einher. Typische Entzugserscheinungen wie bei Alkohol- und Nikotinsucht gibt es nicht. Es ist vielmehr so, dass das Belohnungszentrum anspringt, wenn der Mensch Süßes konsumiert und damit seinen Frust kompensiert. Er meint, sich mit Gummibärchen und Kuchen etwas Gutes zu tun. Ein fataler Irrtum. TROSTPFLASTER MIT NEBENWIRKUNGEN In der Werbung wird dem Verbraucher oft suggeriert, dass er sich mit einer Tafel Schokolade oder einem Eis etwas Gutes tut. Die Message „Gönn dir was!“ aktiviert den Schlüsselreiz. Dabei bringt diese heimtückische VerwöhnKur nur die Ernährungsbilanz ins Minus. Die