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DAS PRINTMAGAZIN FÜR DIE REGIONALE FUSSBALLSZENE
Dennis Kruppke
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MEin Verein Sc�rw�volkmarode + Nik Omladic Werner Mueller + thema vorbildfunktion�@�fussball Lulu�vs.�melle + Gardencitizens + lena goessling 66i 67 hellas�verona� + Fotospecial Tunnelblick u.v.m.
Ein Schritt zurück, zwei Schritt vor
Alle gegen einen
Ein Fußballerleben
Wo ist sie geblieben?
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EDITORIAL
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WILLKOMMEN
Liebe .. Fussballverruckte, Dass ausgerechnet die besten Techniker manchmal etwas verrückt sind, zeigte kürzlich eine Anekdote, die wir in der Landesliga Braunschweig miterleben durften. Das Spitzenspiel gegen den SVG Göttingen bot für Flügelspieler Marvin Luczkiwiecz einmal mehr die Gelegenheit für absurde Psychospielchen. So brachte »Lulu« mit seinen Finten nicht nur die Gegenspieler reihenweise zur Verzweiflung, der 25-Jährige drehte sich – nachdem er eine Ecke für sein Team herausgeholt hatte – mit dem Ball unter dem Arm in unsere Richtung und fragte gut hörbar nach: »So recht, Herr Fotograf?« Dass es dann am Ende ausgerechnet Luczkiewicz war, der die Partie für den BSV Ölper entschied, ist ebenso verbucht wie die Aussage von Trainer Andreas Müller nach dem Spiel: »Lulu muss man manchmal einfach machen lassen, dann hat man eine Menge Spaß!« Den hatten auch wir, als wir den Mittelfeldspieler und seinen jüngeren Bruder Melvin für »Player vs. Player« zum Bouldern in den Aloha Sport Club einluden. Generell steht in dieser neuen Ausgabe der Spaß am Fußball im Vordergrund. Der ist unserem »Profi im Blick«, Dennis Kruppke, noch lange nicht vergangen. Außerdem erklären wir den Kreisligisten SC Rot Weiss Volkmarode zu »Mein Verein« und besuchten die Braunschweiger Trainerlegende Werner Müller. Ganz nebenbei fanden wir noch Zeit für eine aufschlussreiche Stippvisite bei den »Gardencitizens«. Ein bisschen ernst wird es dieses mal allerdings auch: Wir stellen die Frage nach der Verantwortung und der Vorbildfunktion im Fußball. Das und noch viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel, viel mehr erlebt Ihr auf den kommenden 100 Seiten geballten Fußballspaß. Wir freuen uns drauf. Ihr auch?
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EDITORIAL
INHALTSVERZEICHNIS
3 EDITORIAL 6 ALLE GEGEN EINEN
NIK OMLADIC
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SOCIAL MEDIA
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VEREINSSPLITTER
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PROFI IM BLICK
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EXKLUSIV
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MEIN VEREIN
50 POSTER
DENNIS KRUPPKE
TUNNELBLICK SC RW VOLKMARODE
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AMATEURE 2014/2015
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PL VS PL
LULU VS MELLE
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ALTHERREN
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INTERVIEW LENA GOESSLING
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KOLUMNE
SV GARTENSTADT TEUFELSKERLE IM TOR
66 BLAUGELBE SEITEN
FANFREUNDSCHAFT
68 HEIM
THEMA VORBILDFUNKTION@FUSSBALL
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3. KREISKLASSE
78 GAST
FUSSBALLKULTOUR
80 GAST
KOLUMNE
GSV BRAUNSCHWEIG DSERSCHINSK
WEITWINKEL
84 NEUES VON DAMALS
KOLUMNE
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WERNER MÜLLER
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BIRGER TILL
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VOR 20 JAHREN
95.1 LEERE SEITE/IMPRESSUM 98 KOLUMNE
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in Kooperation mit
NIK OMLADIC
NIK #
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NIK OMLADIC kam in der Winterpause und spielte gleich eine Rolle bei EINTRACHT BRAUNSCHWEIG. Der 25-jährigen Slowene debütierte darüber hinaus kürzlich als Nationalspieler. Wir haben dem sympathischen Techniker Eure Fragen gestellt. DIETER AUS BRAUNSCHWEIG FRAGT: In der kurzen Zeit: Was kann man in Braunschweig am meisten empfehlen? Bisher kann ich nur sagen, dass ich die Stadt vom ersten Eindruck her sehr schön finde. Aber so viel kann ich da noch nicht empfehlen. Ich muss erst einmal alle Restaurants ausprobieren, um zu sagen, welches mir am besten gefällt (lacht). KEVIN AUS BRAUNSCHWEIG FRAGT: Wie war das Gefühl, als Dir im Spiel in Sandhausen Dein erster Treffer gelang? Ist Dir da ein Stein vom Herzen gefallen? Ist Deine persönliche oder die Stimmung im Team seitdem besser? Mein erstes Tor fiel in einer sehr wichtigen Phase für das Team und auch für mich. Es war der erste Erfolg nach fünf sieglosen Spielen.
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»Wenn
du dem
Fußball viel gibst, gibt dir der Sport auch
viel
zurück.«
Die Stimmung war zwar auch vorher gut aber es beschäftigt einen schon, wenn man mehrere Partien hintereinander nicht gewinnt. Nach dem Erfolg hat man dann schon gespürt, dass alle besser drauf waren. Mit jedem Sieg wird die Stimmung von Woche zu Woche noch besser. JOSCHKA AUS GIESSEN FRAGT: Wie ist die Stadionatmosphäre in Slowenien im Vergleich zu Deutschland und der 2.Bundesliga? Es ist schon anders hier in Deutschland. In der Saison in Ljubljana hatten wir ein Freundschaftsspiel gegen Chelsea London. Da kamen 16.000 Zuschauer ins Stadion. Das passiert vielleicht nur einmal in fünf Jahren. Normalerweise kommen zu Spielen 600 Fans. Hier in Braunschweig kommen mal 20.000, mal 23.000.
Foto: Çagla Canıdar
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Das ist etwas Unglaubliches. Wir haben zwar auch schon in der Allianz Arena vor 75.000 Zuschauern gespielt aber ich denke, das ist egal. Die Stimmung hier ist einfach außergewöhnlich. EVREN AUS GIFHORN FRAGT: Hast Du noch viel Kontakt zu Deinen alten Mitspielern? Ja, definitiv. Vor allem mit einem sehr guten Freund habe ich weiterhin intensiven Kontakt. Wir telefonieren fast jeden Tag miteinander. STEFAN AUS PEINE FRAGT: Hast Du schon einen Spitznamen von Deinen Mitspielern bekommen? Wie lautet er? Einen neuen Spitznamen habe ich nicht bekommen. Omla war schon vorher mein Spitzname und dabei ist es auch geblieben. SINA AUS WOLFENBÜTTEL FRAGT: Hast Du erwartet, bei Eintracht Braunschweig gleich so eine wichtige Rolle zu spielen oder Stammspieler zu werden? Ich bin auch ein wenig überrascht. Aber ich gebe im Fußball einfach immer alles und trainiere hart. Wenn du dem Fußball viel gibst, gibt dir der Sport auch viel zurück. In Zukunft will ich noch mehr Tore schießen und gute Spiele abliefern. Wie war es gegen die Superstars vom FC Bayern zu spielen? Hattest Du vor dem Spiel Muffensausen?
Foto: Frank Vollmer
Foto: Çagla Canıdar
Foto: Frank Vollmer
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NIK OMLADIC
Wir
»
wollen bis zum
Saisonende
alles geben und so
viele
Punkte
wie
möglich holen.«
Es war das erste Mal für mich vor so vielen Menschen auf dem Platz zu stehen. Zwei Monate vorher hatte ich noch vor 500 bis 600 Zuschauern gespielt und jetzt waren es auf einmal 75.000. Das war ein kleiner Schock aber nur vor der Partie. Als wir dann in die Allianz Arena eingelaufen sind, hatte ich alles vergessen. Ab diesem Moment habe ich nur noch an Fußball gedacht. Ich habe niemals Angst. Man denkt zwar einige Tage vorher darüber nach und ist vielleicht nervös aber kurz vor dem Anpfiff ist man fokussiert und froh, dass man gleich spielen darf. Hattest Du schon Kontakt mit den Fans der Braunschweiger Eintracht? Wie empfindest Du die Fußballbegeisterung der Stadt? Viel Kontakt zu Fans hatte ich bisher noch nicht. Aber nach den Spielen gab es schon oft die Gelegenheit für gemeinsame Fotos oder zum Autogramme schreiben. Das macht natürlich Spaß und ich freue mich darüber. In der Stadt wurde ich auch schon zwei, drei Mal erkannt und angesprochen. HEIKE FRAGT VIA FACEBOOK: Wie kommst Du mit dem Trainer klar und mit welchem Spieler verstehst Du Dich am besten? Das Verhältnis zum Trainer würde ich als professionell und gut bezeichnen. Ich bin der Spieler, er ist der Boss (lacht). Und ich komme mit allen Jungs gut aus. ►
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NIK OMLADIC
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Nik OMLADIC ZAHLEN
EINSATZ FÜR SLOWENIEN
FAKTEN
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RM BEVORZUGTE POSITION
EINSÄTZE IN BLAU-GELB
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links BEVORZUGTER FUSS
TOR FÜR BLAU-GELB
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21.08.89 Celje GEBOREN AM
IN
SPIELMINUTEN IN BLAU-GELB
TONI AUS BRAUNSCHWEIG FRAGT: Bist Du abergläubisch? Hast Du vor dem Spiel Rituale? Ein bisschen abergläubisch bin ich schon. Meinen ersten Schritt auf den Rasen muss ich immer mit links machen und das wirklich jedes Mal. Was für Musik hört Nik Omladic privat? Ich bin da nicht so festgelegt und höre fast alles. Meistens aber Songs aus den Charts. ERIK AUS BRAUNSCHWEIG FRAGT: Durftest Du schon einmal Legende Danilo Popivoda kennenlernen, der ja – wie du selbst auch – sowohl für Olimpija als auch die Eintracht aktiv war? Popivoda kenne ich nur vom Hörensagen. Ich weiß natürlich, dass er auch Slowene ist und ein sehr, sehr guter Fußballer war, der auch bei Eintracht gespielt hat.
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Ich
»
habe niemals
Angst.«
THOMAS AUS BRAUNSCHWEIG FRAGT: Aktuell bist Du auch Nationalspieler Sloweniens geworden. Verdankst Du das in erster Linie Deinen Leistungen bei Eintracht Braunschweig? Was willst Du in der Nationalmannschaft Sloweniens noch erreichen? Ob in Ljubljana oder in Braunschweig – ich bin ja der gleiche Spieler geblieben. Bei der Eintracht in der 2. Bundesliga sind die Chancen größer sich zu zeigen und so ins Nationalteam zu kommen als bei Ljubljana, auch wenn sie im oberen Tabellendrittel stehen. Jetzt aber schon Ziele für die Nationalmannschaft zu formulieren ist schwierig. Ich weiß nicht, wann ich das nächste mal für Slowenien spielen darf. Aktuell habe ich nur Braunschweig im Kopf. Wir wollen bis zum Saisonende alles geben und so viele Punkte wie möglich holen.
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BUMM – DA SCHLÄGT ER EIN. TIMO GRANATOWSKI hält in der 48. gegen den TSC VAHDET einfach mal drauf. Aus 70 Metern Entfernung schlägt es hinter KENNETH GENETIEMPRO ein. »Ich hatte Zeit und habe gesehen, dass er am Sechzehner stand. Da dachte ich: Jetzt versuche ich es einfach. Dass es so klappt, ist natürlich überragend!«
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Foto: Frank Vollmer
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»Das sind hinreichend bekannte Randgruppen, die entweder nichts verstehen oder nichts verstehen wollen oder sonstige Beweggründe haben«
– Dietrich Mateschitz über die Kritiker an seinen Fußballprojekten
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Relegation zur Bundesliga 16. der Bundesliga gegen 3. aus dem Unterhaus.
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Relegation zur Bundesliga Rückspiel.
Facebook: abseitsbs
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30. Spieltag Landesliga Wer steigt in die Oberliga auf? SSV Vorsfelde, SVG Göttingen, FC Braunschweig? Für die Göttinger wird es beim MTV Gifhorn sicherlich besonders schwer. Vorsfelde empfängt mit dem BSC Acosta aber auch kein Leichtgewicht.
Email: info@abseitsmagazin.de
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Jahnplatz 18:45
Wolters Flutlichtpokal Finale Im diesjährigen Finale stehen sich Freie Turnerschaft und FC Braunschweig gegenüber.
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34. Spieltag Regionalliga Nord Am letzten Spieltag reisen Freie Turner nach Havelse, Eintrachts U23 empfängt LSK Hansa Lüneburg und Goslar spielt bei HSV U23.
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30. Spieltag Bezirksliga II Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn der SV Lengede nicht Meister wird. Die GleichElf empfängt den SV Viktoria Woltwiesche. Von den BS-Teams muss der TV Mascherode noch zittern. Der VfB Peine ist derzeit abgeschlagen Letzter.
Twitter: @abseitsmagazin
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Veltenhof 11:00
Wolters Kreispokal Finale Im diesjährigen Finale stehen sich MTV Homdelage und FC Wenden gegenüber.
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34. Spieltag 2. Bundesliga Gelingt Eintracht Braunschweig am Ende ein Platz unter den besten Dreien? Zum Abschluss der Saison geht es noch einmal zu Union Berlin.
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26. Spieltag Kreisliga BS Schafft es diesmal Broitzem oder wird Volkmarode Kreismeister? Am letzten Spieltag muss der SV nach Hondelage, Volkmarode spielt in Hörweite: SG Waggum/Bevenrode. Auch unten bleibt es bis zum Schluss eng. Steigt KS Polonia ab?
NEUES NFV KREIS BRAUNSCHWEIG ANSTOSS
ENTHÄLT SPUREN VON HOFFNUNG.
Florian Meyer vom RSV (Foto: Thomas Menzel) Ranghoher Besuch machte der Kreisschiedsrichter-Vereinigung Braunschweig zum Lehrabend des Monats April die Aufwartung: FIFA-Schiedsrichter Florian Meyer besuchte die Veranstaltung in seiner alten Heimat. Das allein sorgte natürlich nicht für die rekordverdächtige Beteiligung, doch waren die Ohren der Anwesenden gespitzt. Hocherfreut erfreut zeigte sich der scheidende KSO Thomas Menzel bei der Begrüßung der Anwesenden. Im Anschluss stellten sich die Kandidaten für die Wahlen am 5. Juni 2015 persönlich dem Auditorium vor. Steven Loba kandidiert für die Wahl des Kreisobmannes. Der 24-Jährige möchte die Nachfolge Menzels antreten. Als KSL und Nachfolger von Björn Maertens stellt sich David Kristen zur Wahl. Maertens muss aus berufl ichen Gründen etwas kürzer treten, stellt sich gleichzeitig aber als KSA zur Verfügung. Auch die erfahrenen Referees Bernhard Lengsfeld, Thomas Kahle und Benjamin Paetschke stellen sich der Wahl zum KSA. Im Anschluss an referierte der Bundesligagast charmant aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz. »Ich bin dankbar, dass ich Schiedsrichter in Braunschweig bin. Ich dürfte hier, gerade in meiner Anfangszeit, sehr viel Erfahrung sammeln. In Braunschweig wird einfach hervorragende Arbeit geleistet – nicht nur fachlich, sondern auch dank eines großes Spektrums an Angeboten für die Weiterbildung der Schiedsrichter«, lobte Meyer. Und fügte an: »Wenn wir alle besser und reifer werden, dann, weil wir uns ständig ausgetauscht haben.« Gebannt lauschte der Saal den Ausführungen des 46-Jährigen, der seinen Vortrag immer wieder mit Videobeispielen und zeitlosen Anekdoten untermalte. »Die Spieler haben heutzutage ganz feine Antennen und merken schnell: Wie ist der Schiedsrichter heute drauf?« Im Folgenden ging es im Körpersprache, Konfl iktmanagement oder Entscheidungsspielräume und viele andere Kleinigkeiten, die ein Spiel entscheiden können und die Aufgabe des Schiedsrichters im modernen Fußball zu einer komplexen Herausforderung werden lassen. »Konzessionsentscheidungen gibt es nicht«, wiederholte Meyer die alte Weisheit der Gilde, »Eins plus Eins ist eben zwei und nicht null«, schmunzelte er. (FV)
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SOCIAL MEDIA Rückkehr im Sommer?
Barca-Fan?
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Fotos: Frank Vollmer/Instagramm
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EINTRACHT BRAUNSCHWEIG Durch seinen 25. Einsatz in der laufenden Saison verlängerte sich der Vertrag von Löwen-Keeper Rafal Gikiewicz automatisch um ein weiteres Jahr bis 2017. Der Publikumsliebling hatte sich auf Anhieb in die erste Elf der Eintracht gespielt und machte mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. Gikiewicz sieht sich und seine Blau-Gelben jedoch noch nicht an der Leistungsgrenze. »Nächste Saison möchte ich mit der Eintracht in der Bundesliga spielen.«, gab der sympathische Torhüter zu Protokoll. Der Jugend gehört
dennoch die Zukunft: Maximilian Sauer und Julius Düker wurden mit Lizenzspielerverträgen ausgestattet. Herzlichen Glückwunsch, Jungs! Dagegen gehen Marjan Petkovic und Benjamin Kessel im Sommer. Der 35-Jährige Schlussmann lehnte eine Verlängerung für ein weiteres Jahr ab. Es zieht den gebürtigen Brackenheimer in die alte Heimat zurück. Kessel sucht bei Union Berlin nach einer neuen Herausforderung. Wir sagen Danke Petko und Boiler und wünschen alles Gute! Mushaga Bakenga wechselte sofort in Richtung Norwegen zu Molde FK.
FREIE TURNERSCHAFT BRAUNSCHWEIG 22 Schiedsrichter haben die Braun-Weißen im Spielbetrieb gemeldet. Kein Verein hat mehr. Aus diesem Grund wurde der Verein nun in der Aktion »Fleißige Schiri« ausgezeichnet. Der Vereinsvorsitzende, Günther Kasties, übernahm eine gerahmte Urkunde von Jens Goldmann. Der Schiedsrichterbeobachter des NFV bedankte sich damit symbolisch für das Engagement der Schiedsrichter des Vereins. Kasties sagte darüber hinaus etwas interessantes: »Die Schiedsrichterei ist eine Er-
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fahrung für's Leben. Man muss sich durchsetzen – das prägt die Persönlichkeit!« Jonas Kierdorf ist zurück. Nach zwei Kreuzbandrissen im Trikot der U23 von Eintracht Braunschweig läuft der Stürmer nun wieder im Prinzenpark auf. »Der nächste logische Schritt war, wieder aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen«, erklärt Kierdorf, gleich in seinem ersten Einsatz gegen den GSC für Torgefahr sorgte und beide Treffer der Braun-Weißen maßgeblich vorbereitete. Der Verein verzichtete auf einen Lizenzantrag für die Regionalliga Nord.
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BSV ÖLPER 2000 Sportlich steht der BSV sehr gut da. In der Landesliga spielt man oben mit und auch für die Zukunft sind entscheidende Weichen gestellt worden. Nun gab Andreas Müller – Teil des Trainduos beim BSV Ölper – bekannt, dass er im Sommer aus Zeitgründen nicht mehr weitermachen könne. BSC ACOSTA Der BSC Acosta hat seit kurzem einen besonderen Trainingsgast: Therapiehund Nox ist »Angestellter
im Klinikum Braunschweig« und darf als einziger Vierbeiner mit Sondergenehmigung die Plätze am Franz’schen Feld betreten. Dort soll er Gelassenheit trainieren, denn für seine Arbeit in der Kinderneurologie muss er auch in Stresssituationen immer die Ruhe bewahren. Der anderthalb-jährige Nox hat dafür beste Voraussetzungen. Als Hütehund ist er von liebenswürdigem Gemüt und besonders geduldig. Die digitale Anzeigetafel am Konrad-Koch-Stadion funktioniert endlich einwandfrei. Ihre Premiere feierte sie im Spiel gegen den ►
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abseits° 15 MTV Wolfenbüttel. Jörn Winkler verewigte sich beim 2:1 in der 40. Spielminute als erster Torschütze auf dem großen Farbdisplay. TSV HILLERSE Willi Feer übernimmt die Mannschaft aus dem Landkreis Gifhorn zum Sommer. Das gab man unlängst auf der vereinseigenen Homepage bekannt. Die Gifhorner Rundschau schrieb in diesem Zusammenhang von einem »Riesencoup«. Dem können wir uns nur anschließen. MTV WOLFENBÜTTEL Nachdem Trainer Michael Nietz bereits verlängert hatte, folgte nun die Nachricht, dass Co-Trainer Yüksel Altinkaya im Sommer aus berufl ichen Gründen aufhört. Dagegen verlängerte mit Torwart Nico Lauenstein bereits einer der Leistungsträger für die nächste Saison. Darüber hinaus sicherte sich der Landesligist für die kommende Saison die Dienste von Niklas Kühle. Der Flügelstürmer war bereits beim BV Germania aktive, bevor er aus Zeitgründen zum SV Halchter wechselte.
Auch baulich verändert sich beim MTV einiges: Der Großumbau des Meesche Stadions beginnt Ende 2015. FC Braunschweig Der beste Verein in der Geschichte des Fußball hakt den Aufstieg offiziell ab. Nach einem unerklärlichen 1:1 gegen den BSV Ölper hängt die Weltauswahl vom Bebelhof auf Platz 3 fest. Währenddessen wurde die Trainersperre für Michael Scheike von vier Monaten auf sechs Wochen reduziert, was den 51-Jährigen jedoch nicht davon abhielt, Gegner und Offizielle weiter zu verhöhnen, indem er sich als Spieler auf die Bank setzte. Das Halbfi nale im Wolters-Flutlicht-Pokal gegen die U23 von Eintracht Braunschweig gewann man im Elfmeterschießen mit 5:4 und steht somit im Finale gegen Freie Turner am 13. Mai 2015 auf dem Jahnplatz. TUS NEUDORF/ PLATENDORF Der Landesligist trauert um Spieler Tim Meyer. Der 23-jährige kam auf dem Heimweg mit seinem Auto von der Straße ab. Im Klinikum Braun-
schweig kämpften die Ärzte vergeblich um sein Leben. Meyer erlag schließlich den schweren Verletzungen des Unfalls. Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden. SV SCHWARZER BERG Die Mannschaft von Mohamed Melaouah musste unlängst zwei deftige personelle Rückschläge verarbeiten. So muss man zukünftig nicht nur auf Jonas Godewerth verzichten, der als Student nach Hamburg geht. Auch der langjährige Torwart Martin Preis verlässt den Verein und geht wieder zurück in seine Heimat. BSC ACOSTA II Mit Uwe Stucki übernimmt im Sommer ein erfahrener Trainer die Reserve des BSC Acosta. Der langjährige Trainer des MTV Schandelah/Gardessen beerbt damit Dirk Kiwitt, der überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte. Bis zum Sommer sollen Co-Trainer Francesco Ducatelli und der Mannschaftsrat den Abstieg vermeiden. Das 5:1 gegen den Lehndorfer TSV war dabei ein großer Schritt.
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VFB PEINE Trotz akuter Abstiegsgefahr hat Bezirksligist VfB Peine den Vertrag von Trainer Nedin Cerimovic um ein weiteres Jahr verlängert. Der Verein sprach dem Trainer in der sportlich prekären Lage damit das Vertrauen aus. SV LENGEDE Beim Bezirksliga-Spitzenreiter SV Lengede stellt man die Weichen für die kommende Spielzeit. Trainer Christian Gleich und Betreuer Rüdiger Marchefka verlängerten ihre Verträge beim baldigen Landesligisten aus dem Kreis Peine, der sich zum Redaktionsschluss bereits 14 Punkte Vorsprung angefressen hatte. Wir gratulieren schon mal (vorsichtig) zum Aufstieg. TSV WENDEZELLE Auf dem Spielfeld ist Mittelfeldspieler Daniel Heil eher nicht für Streicheleinheiten bekannt. Vor dem Spiel gegen den MTV Salzdahlum nahm sich der Wendezeller dennoch Zeit, um sich um einen am Spielfeldrand stehenden Hund zu kümmern. ►
Fotos: Frank Vollmer
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FC WENDEN Jan Duffy lag in der Zuckerbergsklinik und wurde dort am Außenminiskus operiert. Seine Mitspieler vom FC Wenden besuchten den Offensivspieler gleich nach der Operation. Standesgemäß bekam Duffy einen Schal überreicht. Gute Besserung. Wenige Wochen danach »übernahm« die Elf von Thomas Baschin ganz Waggum. Scherzhaft wurde nach dem ersten Sieg seit Wochen das Ortsschild der Nachbarn anektiert. SG Waggum/ Bevenrode So sehen Sieger aus. Die Kreisliga-Kicker der SG Waggum/ Bevenrode ließen es nicht nur auf dem Platz richtig krachen. Nach dem 7:1-Kantersieg gegen den TVE Veltenhof war #selfietime angesagt. Im Abstiegskampf der Kreisliga demonstiert der Aufsteiger Teamgeist und blickt optimistisch auf die kommenden Aufgaben. Und das stets mit einer Note Humor. Schaut doch mal rein auf der FB-Seite, es lohnt sich!
Lehndorfer TSV II Philipp Weber und Pascal Herr haben ihre Verträge bei der zweiten Mannschaft des LTSV um drei weitere Jahre verlängert. Mit dem entgegengebrachten Vertrauen setzte der abstiegsbedrohte Aufsteiger ein Zeichen. Man vertraut dem Trainerteam und will den Weg gemeinsam fortführen. LEHNI ist der vollautomatische Rasenmäher des LTSV. Der Mähroboter CutCat hat sogar eine eigene Garagar am Blitzeichenweg und lässt nicht nur Platzwartherzen höher schlagen. MTV WOLFENBÜTTEL II Habil Turhan ist der Neuaufbau der Reserve des MTV geglückt. Drei Jahre nach der Übernahme des Teams ist seine Elf auf dem besten Weg in die Bezirksliga. »Wir haben das Ziel vor Augen«, sagt der sympathische Trainer. Noch ist man nicht durch. Der Zweite der Nordharzliga-Staffel II liefert sich derzeit einen Dreikampf mit dem TSV Sickte und dem SV Fümmelse. Fünf Spiele sind noch zu gehen.
Verlassen kann sich Turhan dabei auf die Torjäger Dimitri Sarizki und Pavel Bryk. Doch bleibt es hier wohl bis zum Schluss spannend. SG BARMKE EMMERSTEDT In Barmke wächst wieder etwas zusammen. Nicht nur die Frauen spielen in der Landesliga auch die 1. Herren ist nach einem Jahr Abstinenz in die Kreisliga Helmstedt zurückgekehrt. Marcel Kirchhoff beschreibt das Gefühl bei der Spielgemeinschaft als »familiärer Verein, wo jeder willkommen ist«. Das kann man durchaus auch wörtlich verstehen: Kirchhoff, der vormals die Schuhe für den BSC Acosta schnürte, hatte einen Bandscheibenvorfall, den er von Oberarzt Babek Sallmi operiert wurde. Nun stehen die beiden bei der Spielgemeinschaft zusammen auf dem Platz. Derzeit belegt die Mannschaft von Trainer Ralph Nurenberg Platz 11 in der Helmstedter Liga und will mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben. Dafür sorgt auch Toptorjäger Philipp Turbanisch, der aktuell bei 13 Treffern steht.
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SC LEONI Der SC Leonie gab nun das Geheimnis seines Erfolges preis. »Luigi« heisst der ausgestopfte Reinecke, der dem Team Glück bringen soll. Im Aufstiegsrennen liegt die Elf von Marco Sallemi leider schon zu weit zurück. SC Victoria Fußballabteilungsleiter Stefan Schacherl hörte zum 1. April 2015 auf. Nach zehn Jahren »wird es Zeit für frisches Blut und neue Ideen«, sagte der 44-Jährige zum Abschied. Der Sportliche Leiter Uwe Springer und Uwe Repenhagen übernehmen. Erhalten bleibt Schacherl dagegen als Lehrwart des Kreises und Trainer der Kreisauswahl der Junioren. EINTRACHT BRAUNSCHWEIG U17 Die Elf von Benjamin Duda ist dank eines 1:0-Sieges gegen den SV Meppen in das Finale des Conti-Cups eingezogen. Ahmet Canbaz traf nach einer Stunde für die Blau-Gelbe Rasselbandande.
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Foto: Frank Vollmer
FanHaus stark beschädigt: Als KARSTEN KÖNIG vom Fanprojekt morgens das Stadiongelände betrat, erwartete ihn eine böse Überraschung. Sturmtief »NIKLAS« hatte ganze Arbeit geleistet. Das komplette Dach vom FANHAUS war in der Nacht vom Sturmtief abgeräumt worden. Wer helfen will: Spendenkonto: AWO Kreisverband Braunschweig, IBAN: 0825 1205 1000 0640 2100 Bfs Hannover BIC: WDE 33 HAN Stichwort: Fanhaus
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DENNIS KRUPPKE
O Käpt’n , mein K äpt’n!
Dennis Kruppke Dennis Kruppke Er ist Kapitän, Anführer, Torjäger: Seit 2008 ist DENNIS KRUPPKE eine der bestimmenden Figuren bei Eintracht Braunschweig. Nur vier Spieler haben mehr Tore für die Blau-Gelben erzielt: RONNIE WORM, LOTHAR ULSASS, BERND BUCHHEISTER und DOMI KUMBELA. Den Kongolesen, mit dem KRUPPKE einst den berühmten K&K-Sturm bildete, kann er mit vier Treffern jedoch noch überholen. Im Gespräch mit abseits° ließ der 35-Jährige seine Karriere Revue passieren. Er berichtete von Hunden in Lübeck, Telefonaten mit DENIZ DOGAN und stellte sich der Frage, was eigentlich nach dem Fußball kommt. von: Timo Keller // Titelfoto: Flo Koch/FarbPR8
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ie Geschichte beginnt in Lübeck, der Marzipan-Stadt mit dem berühmten Holstentor, welche direkt an der Ostsee liegt. Auf die Welt kam Kruppke zwar am 1. April 1980 in Münster in Westfalen, doch seine fußballerische Geburt erlebte er in der Hansestadt. Der bekannteste und größte Verein dort ist der VfB Lübeck, der seit der Gründung der Bundesliga 1963 immer irgendwo zwischen der Zweit- und Viertklassigkeit pendelt. Im traditionsreichen Stadion an der Lohmühle, mit seinen drei reinen Stehplatztribünen, startet später auch Kruppkes Profi-Karriere. Doch aller Anfang ist schwer.
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Wie sind Sie damals zum Fußball gekommen? Eigentlich hatte ich gar nicht viel mit Fußball am Hut. Mein Stiefvater hat mich einfach einmal zum Training mitgenommen, damit ich mir das mal anschaue. Dabei hatte wirklich keinen blassen Schimmer vom Fußball. Ich sollte dann Linksaußen spielen und mein Stiefvater hat zu mir gesagt: Vorne links, in dem Bereich bei der Eckfahne, da musst du dich aufhalten. Und schon vor dem Anpfi ff bin ich zur Eckfahne gegangen und habe mich da hingestellt. Das war meine erste Aktion. präsentiert von
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»Die erste Mannschaft hatte ein Stürmerproblem. Da hie
oben: Neue Perspektive. Mit dem Alter wächst die Erfahrung und der Blickwinkel verändert sich. (Foto: Flo Koch/FarbPR8)
rechts: Beste Jahre. Großaratige Spiele und Zeiten erlebte der 35-Jährige bisher in Braunschweig, so wie hier beim Torjubel mit MIRKO BOLAND zum 2:1-Heimsieg gegen den SC PADERBORN in der Aufstiegssaison 2013. (Foto: Frank Vollmer)
Doch offenbar war dann die Lust geweckt … Ja, danach kam’s irgendwie. Wir haben damals ganz in der Nähe von der Lohmühle gewohnt und um die Ecke war ein Bolzplatz, auf dem ich dann viel Zeit verbracht habe. Ob jemand da war oder nicht, das war mir egal. Ich habe auch alleine gespielt. Wer war damals Ihr großes Idol? Zu der Zeit, das war Anfang der 90er Jahre, war Anthony Yeboah mein Vorbild. Eintracht Frankfurt war damals auch die Mannschaft, die ich mir am liebsten angeschaut habe. Die hatten Uwe Bein, Jay-Jay Okocha, Ralf Falkenmayer und eben Yeboah. Das war schon eine ganz coole Truppe. Der VfL Vorwerk wird Kruppkes erster Verein, danach folgt ziemlich schnell der Wechsel zum SV Olympia Bad Schwartau. Die Stadt, aus der die berühmte Marmelade kommt, grenzt direkt im Nordwesten an Lübeck. Dank der guten Jugendarbeit spielt Olympia in den oberen Ligen mit, regelmäßig kommt es zu Duellen mit dem weitaus größeren
eß es, dass jemand aus der A-Jugend hochkommen soll.« VfB aus der Stadt nebenan. Kruppke macht in diesen Spielen auf sich aufmerksam, es folgen Einladungen zu Probetrainings, darunter eine vom VfB. Mit 15 Jahren wechselt der Offensivspieler an die Lohmühle, auch die Nähe zum elterlichen Wohnhaus spielt bei der Entscheidung eine Rolle. Zwei Jahre später, Kruppke gehört eigentlich noch zur A-Jugend, gibt er sein überraschendes ProfiDebüt in der Regionalliga. Der Gegner: Hannover 96 mit Gerald Asamoah, Bernd Eigner und Jörg Sievers. Die Lübecker, mit dem heutigen Co-Trainer des VfL Wolfsburg – Dirk Bremser – im Mittelfeld, verlieren mit 1:4. Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihr erstes Spiel als Profi? Eigentlich hatte ich vorher nie die Ambition, dass ich unbedingt groß rauskommen muss. Ich habe gespielt, weil es mir Spaß gemacht hat. Doch die erste Mannschaft unter Trainer Ramon Berndroth hatte ein Stürmerproblem. Da hieß es, dass jemand aus der A-Jugend hochkommen soll. Ich hatte einen Tag vor dem Spiel einmal
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mit trainiert und habe dann gegen Hannover direkt von Anfang an gespielt. Das war schon ein Erlebnis. Sie haben vier Jahre als Profi beim VfB gespielt, auch unter Dieter Hecking, der jetzt Trainer in Wolfsburg ist. Er soll Ihnen zu einem Hund geraten haben… Ja, das stimmt. Nachdem ich meine Ausbildung beendet hatte, habe ich mich nur auf den Fußball konzentriert, hatte aber eine Phase, in der es nicht ganz so gut lief. Hecking hat mir in einem Vier-Augen-Gespräch gesagt, dass ich aus dem Trott raus muss und einen geregelteren Tagesablauf bräuchte. Er hat mir geraten, mir einen Hund anzuschaffen – und das haben wir dann gemacht. Das tat mir tatsächlich gut. Den Hund hatten wir am Ende elf Jahre. Wie kam es dann 2003 zum Wechsel zum SC Freiburg? Nachdem wir mit dem VfB 2002 in die 2. Liga aufgestiegen waren, haben mir die Verantwortlichen nur einen Ein-Jahres-Vertrag gegeben. Schon kurz nach Saisonbeginn gab’s dann die ersten Gespräche mit den Freiburgern, die hatten bereits ihr Interesse signalisiert. Und ich wusste: Für mich kann das die optimale Station sein. Als junger Spieler wirst du da behutsam aufgebaut. ►
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Im Sommer 2003 wagt Kruppke den großen Schritt: Vom hohen Norden in den tiefen Süden der Republik, aus der 2. Liga in die Bundesliga – und damit in eine ganz andere Welt. Neue Mitspieler, neue Umgebung, neue Anforderungen, neue Position: Für einen 23-Jährigen eine ganze Menge Neuland. Doch mit Volker Finke hatte Kruppke einen großen Fürsprecher und jemanden, der stets ein offenes Ohr für junge Spieler hat. Kein Wunder, denn der heutige Nationaltrainer Kameruns war früher Lehrer für Sport, Gemeinschaftskunde und Geschichte. Unter Finke, der die Freiburger 16 Jahre lange trainierte und damit den Rekord im deutschen Profi-Fußball hält, wird Kruppke zum BundesligaSpieler. Gleich am ersten Spieltag der neuen Saison, im Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen, wird er in der 67. Minute für Ibrahim Tanko eingewechselt. Mit ihm auf dem Feld stehen Spieler wie Alexander Iashvili, Richard Golz, Zlatan Bajramovic und Sascha Riether, der nach Stationen in Wolfsburg und Fulham inzwischen wieder im Breisgau kickt. Am dritten Spieltag bei Hertha BSC (0:0) darf Kruppke zum ersten Mal von Anfang an ran und erspielt sich prompt einen Stammplatz. Allerdings nicht als Stürmer: Finke macht ihn zunächst zum Außenverteidiger. Doch im Verlauf der Saison kommt das vielseitige Talent auch im zentralen Mittelfeld und auf den offensiven Außenbahnen zum Einsatz. Wie haben Sie damals Volker Finke als Trainer erlebt? Die Arbeit mit ihm war völlig entspannt. Als junger Spieler hat er dir immer geholfen und sich vor dich gestellt. In den Medien hat er dich nie kritisiert, dass hat er immer intern gemacht. Finke legte viel Wert darauf, dass technisch hochwertiger Fußball gespielt wurde. Weil er auch Pädagoge ist, weiß er mit jungen Spielern umzugehen. Dass er Sie auf so vielen Positionen eingesetzt hat, hat Sie nie gestört? Im Gegenteil, es hat mich nach vorn gebracht, vor allem was taktische Dinge angeht. In Freiburg habe ich bis auf Innenverteidiger und Torwart alles gespielt, die meiste Zeit aber war ich linker oder rechter Verteidiger. Für mich war’s okay, denn es war die Chance zu spielen. Und der Fußball wurde auch sehr offensiv interpretiert, so dass ich nicht nur hinten gefragt war, sondern mich auch vorn aufhalten konnte. Im Januar 2007 haben Sie sich für sechs Monate nach Lübeck ausleihen lassen. Warum? Ich hatte zuvor relativ wenig gespielt und es war klar, dass Finke am Ende der Saison gehen musste. Lübeck war eine gute Alternative für ein halbes Jahr. Ich wusste, da kann ich spielen und habe ein bekanntes Umfeld. Damals war der VfB in der Regionalliga oben dabei. Nach meiner Rückkehr aus Lübeck wollte ich es unter präsentiert von
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»In Freiburg habe ich bis auf Innenverteidiger und Torwart alles gespielt.« oben: Keine graue Maus. Beim Fotoshooting muss KRUPPKE für uns in den Block. Das Tor dahin öffnet er selbst – was gar nicht so einfach ist, wie man vielleicht denkt. (Foto: Flo Koch/FarbPR8)
rechts: Zweikampf mit Bewacher DANTE. Am 31. Spieltag der Bundesligasaison 13/14. EINTRACHT gelang es, 75 Minuten lang die Null zu halten. Auch dank KRUPPKE. (Foto: Frank Vollmer)
dem neuen Trainer Robin Dutt in Freiburg nochmal versuchen aber es hat nicht gepasst, zumal ich auch mit einem kaputten Knie zurückkam. In dem halben Jahr in Lübeck läuft es gut für Kruppke, er macht alle 15 Partien, schießt sieben Tore. Doch der VfB verpasst den zwischenzeitlich möglichen Aufstieg in die 2. Liga, wird am Ende sogar nur Elfter. Im Sommer 2007 kehrt der damals 27-Jährige in den Breisgau zurück, inzwischen gehört er zu den erfahrenen Spielern im Freiburger Kader. Der SC spielt in der 2. Liga oben mit, doch Kruppke darf meist nur zuschauen. Finke, sein großer Förderer, ist weg. Nachfolger Dutt setzt nicht auf ihn, zudem macht das Knie immer wieder Probleme. Nur dreimal wird Kruppke in der Hinrunde eingewechselt, fünfmal muss er sogar in der Freiburger Reserve in der Oberliga Baden-Württemberg spielen. Er merkt: Die Zeit im Breisgau neigt sich dem Ende zu. ►
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Dann hat er mich angerufen und gefragt, ob ich mir das vorstellen kann. Und ich habe ihn gefragt: ›Sag mal ehrlich, schafft ihr das?‹ Und er hat gesagt: ›Klar, mach dir darüber keinen Kopf.‹ Das zu Hause zu vermitteln war jedoch nicht leicht, denn die anderen Angebote wären natürlich sicherer gewesen. Mein Bauchgefühl hat mir aber gesagt, dass Eintracht das Richtige ist. Hier weißt du, warum du Fußball spielst. Jetzt können Sie es ja sagen: Woher kamen die anderen zwei Angebote? Eins kam vom Wuppertaler SV. Da wollte meine Frau eigentlich hin, weil sie dort eine Freundin hatte und gleich Anschluss gefunden hätte. Dann war auch Rot-Weiß Essen noch dabei. Aber dadurch, dass ich in Braunschweig auch schon ein paar Mitspieler kannte, wie etwa Deniz Dogan oder Holger Wehlage, war mir das einfach auch lieber. Wie haben Sie die ersten Monate in Braunschweig mit der Last-Minute-Qualifi kation erlebt? Es war eine ganz schwierige Situation, weil wir eigentlich eine gute Rückrunde spielten aber einige Punkte aufholen mussten. Das letzte Saisonspiel gegen Dortmund war das emotionalste, das ich je miterlebt habe. Da ging es um die Wurst, das war Gänsehaut pur. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war das das geilste Spiel. Die beiden Aufstiege danach waren außergewöhnlich aber sie waren relativ frühzeitig klar, darauf konntest du dich einstellen. Das war es etwas anderes, als wenn du am letzten Spieltag nicht weißt, wo die Reise hingeht. Ich saß praktisch auf gepackten Koffern.
Fast 600 Kilometer weiter nördlich sucht Eintracht Braunschweig im Januar 2008 dringend nach Verstärkung, vor allem in der Offensive. Die Mannschaft, die erst im Sommer zuvor von Coach Benno Möhlmann vollkommen neu zusammengestellt wurde, kämpft um die Qualifi kation für die neue 3. Liga, hat jedoch nach 20 Spieltagen fünf Punkte Rückstand auf den rettenden Platz zehn. Mit dabei: Deniz Dogan und Holger Wehlage, die Kruppke noch aus gemeinsamen Tagen in Lübeck kennt. Gemeinsam mit Domi Kumbela (aus Erfurt), Fabian Bröcker und Valentin Nastase (beide zuvor vereinslos) soll der Bundesliga-erfahrene Angreifer die Rettung schaffen. Warum haben Sie sich damals für die Eintracht entschieden?Ich hatte schon oft in Braunschweig gespielt, da habe ich schon mitgekriegt, dass die Zuschauer außergewöhnlich sind. Ich hatte damals drei Angebote aber die Eintracht war das schwierigste, weil die Lage nicht rosig war. Zustande kam der Kontakt über Deniz Dogan, der mit Trainer Benno Möhlmann ins Gespräch kam und mich vorgeschlagen hat.
oben: Leistungsträger. Bei 204 Einsätzen erzielte er bisher 61 Tore für die Eintracht und legte 30-fach auf, er war NDR Nord-Sportler des Jahres 2012 und auch in der Aufstiegssaison steuerte er elf Ligatreffer bei. (Foto: Frank Vollmer)
oben: Mit sich selbst im Reinen. DENNIS KRUPPKE weiß was er will – wo die Reise nach der Karriere hingeht dagegen noch nicht. (Foto: Flo Koch/FarbPR8)
Es geht gerade noch einmal gut. Torsten Lieberknecht übernimmt das Team drei Spieltage vor dem Saisonende von Benno Möhlmann und schafft das Wunder. Durch ein Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf sowie Siege bei Rot-Weiss Ahlen und am letzten Spieltag gegen Borussia Dortmund II, gelingt die Qualifi kation für die 3. Liga. Kruppke bleibt in Braunschweig. Er ist überzeugt von dem neuen Konzept, mit dem Lieberknecht und der Sportliche Leiter Marc Arnold – der schließlich im Sommer dazu stößt – den Klub erst stabilisieren und dann nach oben bringen wollen. Die ersten Spiele der neuen Saison verpasst er wegen eines Knorpelschadens im Knie aber in den Wochen und Monaten danach nimmt der Münsteraner eine immer wichtigere Rolle bei den Blau-Gelben ein. Nach dem Abgang von Dennis Brinkmann übernimmt Kruppke die Kapitänsbinde, ist fortan der verlängerte Arm Lieberknechts auf dem Spielfeld. Am Ende der Saison steht der Aufstieg in die 2. Liga an. Als Teil des K&K-Sturms mit Domi Kumbela (19 Tore) steuert er 16 Treffer zum Triumph bei. Nur zwei Jahre später gelingt Braunschweig mit der sensationellen Rückkehr in die Bundesliga nach 28 Jahren der ganz große Wurf. ►
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Doch darauf folgt für Kruppke ein Seuchenjahr: Immer wieder wird er von Verletzungen zurückgeworfen. Nur sechs Startelf-Einsätze stehen am Ende zu Buche – und der sofortige Wiederabstieg. Auch in der laufenden Saison schlägt sich der inzwischen 35-Jährige wieder mit einer Knieverletzung herum, musste operiert werden und kann der Mannschaft in einer schwierigen Situation nicht helfen. Sie waren zuletzt häufiger verletzt. Wie gehen Sie mit solchen Rückschlägen um?Das hängt immer von der Situation ab. In der vergangenen Saison, in der ich sehr häufig verletzt war, war das schon nervig. Wenn es immer wieder Rückschläge gibt, geht das natürlich auch auf die Stimmung. Aktuell ist der Zeitpunkt wieder ungünstig, denn in der Hinrunde war ich wieder richtig gut drauf. Ich habe gemerkt, wie gut es mir tat, dass ich die ganze Vorbereitung mitmachen konnte. Aber dann hat’s mich wieder zurückgeworfen. Die Mannschaft tut sich irgendwie schwer nach dem Abstieg. Woran liegt das? Das ist schwer zu sagen. In der Hinrunde hatten wir auch eine Phase, in präsentiert von
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oben: Aufstiegshelden unter sich. Im April 2013 feierte KRUPPKE mit DAMIR VRANCIC und MARJAN PETKOVIC in Ingolstadt die Sternstunde seiner aktiven Karriere. Die Ära dieser Mannschaft neigt sich langsam dem Ende zu. (Foto: Frank Vollmer)
der es überhaupt nicht gut lief. Wir müssen zusehen, dass wir die Köpfe wieder frei kriegen und nicht so viel zurückschauen, denn das hemmt dich. In der Hinrunde haben wir es geschafft einen Lauf zu starten – und ich traue uns zu, dass wir das wieder schaffen. Die ganzen Basics, wie Zweikampfverhalten und Laufbereitschaft, da kann man uns nichts vorwerfen. Aber wir müssen die Qualität mehr abrufen. Die Erwartungen im Umfeld sind inzwischen viel größer als noch vor ein paar Jahren … Das ist auch normal, wenn du aus der 1. Liga absteigst. Aber es ist völlig okay. Ich habe lieber einen positiven Druck, dass du eine gute Saison spielen musst, als wenn es ständig darum geht, gegen den Abstieg zu spielen. Klar ist auch: Wenn du – wie wir – nach der Winterpause nur einen Punkt aus den ersten fünf Spielen holst, ist das für alle nicht zufriedenstellend. Nach dem 0:2 gegen St. Pauli konnte ich nach dem Schlusspfi ff einige Reaktionen deshalb auch verstehen. Was ich gut fand: Als wir dann in die Kurve gingen, gab es Applaus. Dass die Fans dieses Fingerspitzengefühl haben, rechne ich ihnen hoch an.
17 Jahre im Profi-Geschäft: Planen Sie nach der Saison Ihren Abschied vom Fußball? Es gibt noch keine Sachen die spruchreif sind aber ich rede natürlich mit Marc Arnold über die Situation. Ob ich noch weitermache weiß ich nicht. Die Frage ist, wie es mit dem Knie weitergeht. Ich habe immer gesagt:
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Wenn irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo ich mich nur noch quäle, dann möchte ich das nicht mehr. Vor der Verletzung hätte ich gesagt, dass ich sicher noch weiterspielen will. Aber jetzt muss man erst mal gucken.
Foto: Frank Vollmer
Dennis Kruppke ist seit über 17 Jahren im ProfiGeschäft, hat in dieser Zeit viel erlebt, viel gefeiert – aber auch einiges durchmachen müssen. Über 420 Spiele von der 1. bis zur 5. Liga und im DFB-Pokal stehen in seiner Vita, 69 Mal stand er in der Bundesliga auf dem Platz – ob da noch Spiele hinzukommen, ist offen. Am 1. April wurde Kruppke 35 Jahre alt, sein Vertrag läuft am Ende dieser Spielzeit aus. Fußballer wie Michael Ballack, Ruud van Nistelrooy oder Zinedine Zidane haben ihre Karrieren in diesem Alter beendet – und Kruppke? Er hat sich noch nicht entschieden, wie es im Sommer weitergehen soll. Doch wer mit dem Eintracht-Kapitän dieser Tage spricht, erlebt einen Menschen, der mit sich im Reinen ist, der weiß, dass der Weg als ProfiFußballer für ihn bald zu Ende geht – und dafür ein neuer beginnt.
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Und was kommt danach? Das weiß ich nicht. Aber Braunschweig ist inzwischen unsere Heimat, wir wollen hierbleiben. Aber das Leben was ich jetzt habe, ständig am Wochenende unterwegs zu sein, ständig in Hotels zu schlafen, dass möchte ich dann nicht mehr. Trotzdem will ich den Bezug zum Fußball behalten, das ist klar. Die Familie soll auf jeden Fall mehr von mir haben. Wenn es soweit ist, freue ich mich, wenn es nach dem Fußball eine neue Aufgabe für mich gibt. Würden Sie rückblickend irgendwas anders machen? Wir als Fußballer haben doch einen Mega-Job, wir haben vergleichsweise viel Freizeit, ich kann meine Kinder schon jetzt relativ häufig sehen. Außerdem haben wir bei der Eintracht ein richtig gutes Team zusammen. Es gibt nichts Besseres. Es gibt so viele Geschichten, die dir in Erinnerung bleiben. Und deshalb: Nein, ich würde gar nichts anders machen. 33
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CHRISTIAN 'BUSSI' SKOLIK ist nicht nur der beste Zeugwart und Busfahrer der Welt. Der 55-jährige Sympath kennt die Fußballtempel der Republik auch aus Perspektiven, die nicht jederman zugänglich sind. Zum Glück hat er stets eine Digitalkamera dabei. Nun hat er sein Archiv exklusiv für uns geöffnet.
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Ein Schritt zurück, von: Frank Vollmer // Fotos: Flo Koch/FarbPR8
Der SC Rot-Weiß Volkmarode ist wieder da. Wenn es gut läuft bald sogar schon wieder weg. Genauer gesagt im Bezirk. Die Geschichte eines Vereins, der sich in der bittersten Stunde neu erfand und doch auf alte Werte besinnt.
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s war ein wunderschöner Sonntagnachmittag Anfang Juni im Jahre 2011. Der SC Rot-Weiß Volkmarode hatte Grün-Weiß Vallstedt zu Gast auf der Sportanlage Seikenkamp. Dies war die letzte Chance für den Bezirksligisten, an diesem fi nalen Frühsommerspieltag die Klasse doch noch zu halten. Ausgerechnet gegen den Tabellenführer, dessen Aufstieg in die Landesliga schon ein paar Wochen feststand, musste unbedingt ein Sieg her. Und siehe da: In der 7. Minute gelang Viktor Diaconease tatsächlich die überraschende Führung gegen den Klassenprimus. Die Rettung war fast schon wieder zum Greifen nah.
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Doch dann drehten die Gäste auf und demütigten die Rot-Weißen bis zum Pausenpfi ff mit 2:5. Für den Höhepunkt der 45 schmerzhaften Spielminuten sorgte Oussama Ouertani, der quasi mit dem Pausenpfi ff ins eigene Netz traf. Der Sportclub war brutal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Als Tabellenvierzehnter und punktgleich mit dem ersten Nichtabsteiger, Eintracht Edemissen, war die Tordifferenz entscheidend für den direkten Wiederabstieg des Kreismeisters aus dem Vorjahr. Während sich Vallstedt direkt auf den Weg nach Mallorca machte, war die Zukunft der Fußballer in Rot und Weiß ungewiss ...
oben: Kreisligist mit Ambitionen. Als wir die Mannschaft des SC Rot-Weiß Volkmarode beim Training überraschen, haben die damit kein Problem, unsere Fotos aus dem Stand weg mit Leben zu füllen.
Die ersten Schritte Im deutschen Kaiserreich, kurz nach dem Wechsel ins 20. Jahrhundert, hatte die gemeinschaftliche, sportliche Betätigung einen hohen Stellenwert erlangt. Turnen war – ganz im Sinne seines Vaters Jahn – zu einem Massenphänomen aufgerückt. In Braunschweigs Osten waren besonders Turnratsmitglied Trapp und Bezirksturnwart Polich als umtriebig bekannt. Neben einigen anderen Vereinsgründungen ihrer Zeit, konnte man am 10. Dezember 1912 im Braunschweiger Allgemeinen Anzeiger vernehmen, dass »die Herren Trapp und Polich
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links oben und unten: 1. Herren 1934 (v.l.):
aus Braunschweig«, den Turnverein in Volkmarode »zustande brachten«. Dieser Tag gilt als Initialzündung für den heutigen SC Rot-Weiß Volkmarode 1912 e.V. Zunächst stand der neue Verein vor den üblichen Problemen: Ohne Sportstätte oder -geräte und ohne eine funktionierende Infrastruktur lag es am Idealismus der Mitglieder, sich selbst zu helfen. Die Gemeinde Volkmarode unterstützte den Verein in der Anfangszeit mit Geldern aus der Gemeindekasse, doch war es Gastwirt Emil Schönian, der in der ersten Stunde die Räumlichkeiten seiner Gaststube »Zum Berge« zur Verfügung stellte.
Heinz Höper, Erich Brandes, Otto Uhde, Richard Alpers, Erich Feuerhahn, Erich Benstem, Walter Buchheister, Gustav Meier, Walter Späth, Hugo Schaper, Karl Tomaselli, Otto Niemand und Gustav Schrader. oben rechts: Sportplatz Schaperstraße 1927 unten rechts: Bau der Flutlichtanlage 1974
In der Gaststube gab es sogar einen Tanzsaal. Der MTV Volkmarode hatte einen ersten Hafen gefunden. In den 20er Jahren brachten Krieg und Weltwirtschaftskrise große Zeiten der Not mit sich. Mittlerweile stillte der Fußball die Sehnsüchte und Hoffnungen der einfachen Bevölkerung – natürlich auch in Volkmarode. Immer wieder schielte man in den zwanzigern Jahren hinüber nach Dibbesdorf, wo es bereits einen Fußballplatz gab. Schnell wurde klar: Auch in Volkmarode gehört die Zukunft diesem Sport. Doch wollte der Name »Männerturnverein« jetzt nicht mehr so recht ins Bild passen.
So war es gewiss nicht als Scherz gedacht, als man am 1. April 1933 die Umbenennung in den »Sport-Club Rot-Weiß« vornahm. Noch ohne eigenen Fußballplatz trainierte man für eine monatliche Mietzahlung von 4 Reichsmark auf dem Sportgelände in Schapen, wie in der Chronik anlässlich es 100. Bestehens der Rot-Weißen von 2012 zu lesen ist ist. Die Fußballsparte des Vereines, der sich jetzt fast ausschließlich dem Rasensport widmete, wuchs und gedieh. Im Herbst 1933 war es endlich soweit: In der Schapenstraße neben dem Friedhof hatten die fußballbegeisterten Vereinsmitglieder in mühevoller Handarbeit einen ► 43
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Rasenplatz angelegt. Gepachtet war das Gelände von der Kirche des Ortes. Die erste Sportstätte der RotWeißen verhieß erfolgreiche Jahre, doch zunächst wurde es dunkel in Europa und der Welt: Während des Zweiten Weltkrieges und der Herrschaft der Nazis stellte man den Vereinsbetrieb ganz ein. Bereits 1945 wurde von den verbliebenen Mitgliedern beschlossen, den Sport-Club so schnell wie möglich wieder anzumelden. Aufgrund der politischen Lage unter der alliierten Militärregierung, gestaltete sich dieser Beschluss gar nicht so einfach. Erst am 9. Februar 1946 gelang es, nach schwierigen Verhandlungen, eine Genehmigung unter dem Vereinsnamen »SC Rot-Weiß Volkmarode 1912« zu erwirken. Zwar bekam der Club erst 1950, mit Wirksamkeit einer Satzungsänderung, das Kürzel »e.V.« angehängt, doch ist man seitdem unter diesem Namen bekannt. In den darauffolgenden Jahren war die Entwicklung des Clubs sehr eng mit dem Namen Heinrich Grupe verbunden, der bereits die Neugründung 1933 maßgeblich vorangetrieben hatte.
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Nach 1948 war der Sozialdemokrat 20 Jahre lang Bürgermeister von Volkmarode. In dieser Zeit wuchs die Einwohnerzahl der Gemeinde in Braunschweigs Osten von 1.000 auf 3.000 an. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Rot-Weißen. Die Erweiterung des Friedhofes machte es erforderlich, dass man sich eine neue Sportstätte suchen musste. Bereits 1956 war dies bekannt geworden. So hatten die Vereinsmitglieder ausreichend Zeit, um am Seikenkamp eine neue Anlage anzulegen. Auch hier half Bürgermeister Grupe und »erbat die erforderlichen Mittel für die Sportanlage durch Haussammlungen persönlich von den Einwohnern«, wie es in der Vereinschronik geschrieben steht. Mit dem Auslaufen des Pachtvertrages Schapenstraße Ende September 1961 wurde die neue Anlage nebst Sportlerheim übergeben und ist heute noch das Herzstück des Vereinslebens. Zwischenzeitlich gelang dem SC Rot-Weiß der bisher größte Triumph der damals noch jungen Vereinsgeschichte: Im Weltmeisterjahr 1954 wurde die 1. Herrenmannschaft mit einem 2:1 über den BSV Meister der Bezirksklasse und stieg in die Verbandsklasse auf.
oben: Kreisligaaufstieg 2009 mit (v.l.n.r): M. Hoyer, H. Tran Chi, M. Appel, B. Yeter, C. Gerstung, T. Izigüzel, G. Aydogan, T. Schaper, S. Sander, R. Masmoudi, K. Jammoul, M. Müller, U. Scholz vorne: I Siala, M. Müller, T. Teke, E, Spissak, A. Keskin, H. Ghorbel, N. Sarkaya, B. Mülr, C. Gerstung
Unter Coach Manfred Müller gelingt ein Jahr später der Durchmarsch mit Pokalsieg und der Kreismeisterschaft. Der Aufenthalt in der Bezirksliga währt jedoch nur ein Jahr, bringt aber neue Erkenntnisse.
Im Kreis drehen 1972 gewannen die Volkmaroder im entscheidenden Spiel gegen den Polizei SV und begannen einen 25-jährigen Aufenthalt ohne Unterbrechung auf Bezirksebene. In dieser Zeit hätte man sogar noch höher kommen können. 1974 erhielt der Sportplatz endlich eine Flutlichtanlage. Von nun an konnte auch bei einbrechender Dunkelheit gespielt werden. Der SC Rot-Weiß hatte jetzt eine der modernsten und schönsten Sportanlagen in ganz Braunschweig. Mittlerweile rückte der Nachwuchs immer weiter in den Fokus. Im Spieljahr 1979 konnte man erstmalig für alle Altersklasse mindestens eine Mannschaft melden. Mit Lars Ellmerich erhielt 1980 ein Jugendspieler aus Volkmarode seinen ersten Profivertrag bei Eintracht Braunschweig. Der SC befand sich auf dem vorläufigen Zenit. So ging es in den Jahren sehr oft auf und ab und an auch mal runter. 1991 gelang erneut der Aufstieg in die Bezirksliga. Noch heute spricht man erfurchtsvoll vom damaligen Trainer Manfred Müller.
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In den 90er Jahren änderte sich das Gesellschaftsbild. Der Sport verlor aus verschiedensten Gründen Reputation und das Interesse der Massen. Auch in Volkmarode spürte man das: Die 1. Herrenmannschaft wurde zeitweilig bis in die 1. Kreisklasse durchgereicht und ruhte dort ein paar Jahre regelrecht im Dornröschenschlaf. Dass in dieser schwierigen Zeit im Volkmaroder Fußball nicht ganz die Flutlichter ausgingen, war einigen wenigen Fußballverrückten wie Manni Dohrendorf, Werner Müller, Matze Bull oder Jens-Otto Sperling geschuldet, die unermüdlich die rot-weiße Fahne in den Wind hielten.
Ein Schritt zurück Unsere Geschichte macht einen kleinen Schwenk in das Jahr 2007. Mittlerweile war eine neue Generation ehemaliger Spieler in das Funktionärsalter gekommen. »Wir haben damals gemerkt, dass wir neue Impulse setzen müssen«, erzählt Christian Gerstung heute. Sieben Ur-Volkmaroder gründeten gemeinsam einen Förderverein und versuchten so, dem Verein neues
Leben einzuhauchen. »Wenn wir jetzt den Verein nicht führen und auf Funktionärsseite keine Verantwortung übernehmen, tristet Volkmarode auf ewig ein Nimmerseinsdasein«, war der damalige Gedanke, beschreibt Gerstung.
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Mit dem Christian Gerstung, Detlef Plate (heute 1. Vorsitzender), Bernd Jähne (2. Vorsitzender), Matthias Meschkat, Stefan Döring (Jugendleiter), Uwe Scholz (Fußballabteilungsleiter) und Toni Canete (Altherren) fanden sich sieben Ur-Volkmaroder, die sich der Herausforderung stellten. Schnell bekam man ein Freundschaftsspiel gegen Eintracht Braunschweig organisiert. 4.000 Zuschauer kamen, um Anfang Juli 2007 das Kreisklassenteam aus Volkmarode gegen den Drittligisten und Trainer Benno Möhlmann zu sehen. »Das hatte dann eine gewisse Dynamik. Wir hätten nicht erwartet, dass es dann so schnell gehen würde«, erinnert sich Gerstung. Bei dem Benefizspiel war auch der ehemalige Trainer Manfred Müller anwesend. »Auch er sah, dass sich in Volkmarode wieder etwas bewegt«, so Gerstung. Müller kehrte zurück und brachte gleich ein paar Spieler mit. ►
Dieses Kunst-
Die Pokalhelden aus Volkmarode. 2010 gewann der SC Rot-Weiß den Kreispokal Braunschweig. stück wiederholten die Rot-Weißen in den Jahren 2012 und 2013 noch einmal und sind nicht nur deswegen als Pokalschreck bekannt.
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MEIN VEREIN
SC ROT WEISS VOLKMARODE
Der Erfolg stellte sich schnell ein. Die neue Müller-Elf mit einigen hochtalentierten Neuzugängen, wie Fahdel Djerbi, Kubilay Kaan Kaptan oder Oussama Ouertani, knallte die Gegner reihenweise weg. Schon im Sommer 2009 kehrte Volkmarode in die Kreisliga zurück. Auch die folgende Saison geriet zum Triumphzug. Mit einem glatten Durchmarsch wurden die Volkmaroder Kreismeister und gewannen den Kreispokal. Der SC Rot-Weiß Volkmarode war wieder im Bezirk angekommen. Doch die Sache mit dem Erfolg hatte einen gravierenden Haken. »Dann hast du so Spielertypen dabei: Wenn es gut läuft sind sie alle da und wenn es nicht so gut läuft sind sie ganz schnell auch wieder weg«, umschreibt Christian Gerstung diplomatisch eine
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links: Erfolg als Begleitwerk aus Erfahrung und Chuzpe. Routinier Wlado Dimitrijevic und Benjamin Ben Mohamed haben ein Team geformt, das aktuell um die Kreismeisterschaft mitspielt aber nicht zwingend muss.
gewisse Mentalität der damaligen Mannschaft. Leider lief es sportlich gar nicht. Von Beginn an hatte man große Probleme. Doch wuchs auch eine Erkenntnis aus der sportlichen Negativserie in den Köpfen der Verantwortlichen: »In dem Jahr Bezirksliga war uns relativ schnell klar, dass wir so keinen dauerhaften Erfolg haben werden«, sagt Gerstung. Die Mannschaft hatte zu viele Wandervögel in ihren Reihen. Manfred Müller verließ den Verein im Winter. Basti Rau übernahm. Zwar gelang es bis zum letzten Spieltag, die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufrecht zu erhalten, doch zeigte sich das Problem endgültig in jenem eingangs beschriebenen ungleichen Kräftemessen mit Grün-Weiß Vallstedt. Die Mannschaft zerfiel am Abstiegstag.
Zwei Schritt vor Manchmal ist es gar nicht so schlecht, wenn man einen Schritt zurück geht, um dann zwei Schritt nach vorne zu springen. So war es auch in Volkmarode. Die positiven Entwicklungen der folgenden Jahre sind konkret an zwei Dingen festzumachen. Den Grundstein hatten jene Sieben gelegt. Mit neuen Erkenntnissen ausgestattet, legte man nun noch mehr Wert auf den Nachwuchs. Zukünftig sollte der Unterbau später einmal in die 1. Herren aufgehen und nicht Spieler, die von irgendwo geholt wurden. Talentierte Nachwuchsspieler, die es bei BSC Acosta oder Freie Turner vielleicht nicht sofort in die Stammmannschaften geschafft ► 47
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abseits° 15 hatten, fanden in Volkmarode schnell Anschluss und bekamen den letzten Feinschliff. Auch waren die eigenen Nachwuchsspieler der B- und A-Jugend starke Jahrgänge und wurden unter anderem Kreispokalsieger. Der Umbruch war fließend. Mittlerweile kann man sich am Seikenkamp als einer von acht Braunschweiger Vereinen damit brüsten, in sämtlichen Altersklassen mindestens eine Mannschaft im Spielbetrieb gemeldet zu haben. Der Verein mit seinen rund 600 Mitgliedern hat wieder ein gesundes Fundament. Der zweite Erfolgsgrund ist die eigentliche Entwicklung der 1. Herrenmannschaft in den letzten Jahren. Nach dem Abstieg 2011 bekam Trainer Basti Rau mit Benjamin Ben Mohamed nicht nur einen engagierten Co-Trainer zur Seite gestellt. Dem Neuzugang folgten mehrere seiner Spieler von Freie Turner III, mit welchen
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er zuvor den Kreispokal gewonnen hatte. Doch anders als 2011 identifizierten sich diese Neuen mit dem Verein, hatten sie in der Vergangenheit doch schon die ein oder andere Berührung mit den Rot-Weißen gehabt. Schnell fasste das Team in der Kreisliga Fuß und stabilisierte sich. 2012 besiegte man im Kreispokalfinale in letzter Sekunde Kreismeister BSC Acosta II. Die nachfolgende Party ist heute noch als Legende verbucht, woran vor allem Partybiest Basti Rau seinen Anteil gehabt haben soll. Im darauffolgenden Jahr wiederholte man das Kunststück noch einmal. Diesmal hatte Finalgegner BSV Ölper II keine Chance. Moritz Maul und Bekir Yeter hießen die überragenden Protagonisten dieses einseitigen Finalspiels.
oben:
Als Basti Rau, mittlerweile auch sportlicher Leiter, aus beruflichen Gründen ganz zurücktreten musste, drohte die neugewonnene
Gegner des letzten
Ganz oben, aber nicht von oben herab: Die 1. Herrenmannschaft des SC Volkmarode lebt einen neuen Geist, wirkt in sich gefestigt und hat mit Spielern wie Marko Dimitrijevic oder Maik Littmann Erfahrung, mit Collin Gerstung, Marvin Leiser oder Danny Bandurski Jugendlichkeit in ihren Reihen. Steigt man am 31. Mai als Kreismeister wieder in die Bezirksliga auf? Spieltages ist die SG Waggum/
Harmonie in der Mannschaft jäh zu zerbrechen. Doch genau das Gegenteil passierte. Man hat in Volkmarode wahrhaftig aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Zwar verließen wieder ein paar Leistungsträger den Verein, doch machten die auch Platz für Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen. Hinzu kam das Glück der Tüchtigen: Mit Wlado Dimitrijevic konnte man einen erfahrenen Trainer gewinnen, der gemeinsam mit Mohamed ein unschlagbar sympathisches und fachlich qualifiziertes Trainerduo bildet. Aktuell ist der SC Volkmarode an der Spitze der Kreisliga Braunschweig und liefert sich, sechs Spieltage vor dem Ende, mit dem SV Broitzem ein Duell um die Krone im Kreis. Und es sieht gar nicht schlecht aus: Vor drei Wochen lag der SC nach 45 Minuten 0:2 gegen den SV zurück, drehte die Partie nach dem Wechsel jedoch noch auf 4:2. Und in welcher Liga spielt jetzt eigentlich Vallstedt?
SC Rot-WeiĂ&#x; Volkmarode
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LUC Der BSV ÖLPER 2000 hat eine Flügelzange, wie es sie im Braunschweiger Fußball lange nicht gab. Dort wirbeln die LUCZKIEWICZ-BRÜDER die Gegenspieler geradezu schwindelig. Doch wer ist der bessere Fußballer von den Beiden? Beim Bouldern mit MARVIN und MELVIN im Aloha Sport Club haben wir versucht, genau das herauszufinden. Text/Fotos: Sabrina Pönisch 53
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L u c z n k i i e w v i c z r a M
Marvin Luczkiewicz hat in seiner Fußballlaufbahn schon einige Vereine hinter sich gelassen. Angefangen hat der 25-jährige beim heutigen MTV Wolfenbüttel. Marvin, genannt »Lulu«, merkte schnell, dass er mehr will und so wechselte er bald zum BSC Acosta: »Der BSC Acosta hatte zu diesem Zeitpunkt ein super Image und auch die Ausbildung der Spieler war sehr gut.« Sein weiterer Weg führte ihn über Eintracht zu den Freien Turnern bis hin zum U.S.I. Lupo Martini Wolfsburg und einigen weiteren Vereinen. »Irgendwann stand ich dann vor der Entscheidung Fußball oder Arbeit und ich bekam ein Angebot ins VW Werk zu gehen«, erzählt der Mittelfeldspieler. »Ich habe da lange drüber nachgedacht und mich am Ende für die Arbeit entschieden. So hatte ich die berufliche Ebene erst einmal gesichert.« Schon während seiner Zeit bei den Freien Turnern entstand Kontakt zum BSV Ölper: »Ich habe öfter mit Franz Eggelmann gequatscht und er meinte, dass ich irgendwann mal zu Ölper kommen muss.« Nach einem lockeren Gespräch mit dem Trainergespann Andreas Müller und Stephan Pientak entschied sich Marvin zu einem Wechsel an den Biberweg. »Durch den Job konnte ich nicht mehr so weit fahren, weil ich mich auf die Ausbildung konzentriert habe und so passte das ganz gut« gut«, erzählt er. Nach einigen Trainingseinheiten entschied er sich schließlich für den Wechsel. Für »Lulu« ist es etwas Besonderes mit dem jüngeren Bruder zusammen zu spielen: »Wir haben uns vor der Saison unterhalten und ich habe mich sehr gefreut, als er zu Ölper wechselte.« Den internen Konkurrenzkampf können die beiden Brüder jetzt in einem Team ausleben. »Wir haben schon früher immer einen Kampf darum ausgefochten, wer die meisten Tore schießt und jetzt machen wir uns gegenseitig Druck. Konkurrenzkampf ist immer gut«, gut« berichtet der jüngere Melvin. Größer wurde die Freude noch, als Marvin sehen konnte, wie gut sein Bruder bei Ölper einschlägt: »Er spielt eine gute Rolle im Team und unsere Torjubel nach Toren oder im Training machen echt Bock. Ich hoffe, wir beide spielen noch ein paar Jahre zusammen.« Melvin sieht in Marvin einen großen Mentor und Techniker: »Marvin treibt mich immer an und will das Beste für mich. Er ist ein Weltklasse-Fußballer und aufgrund seinen Alters und der Ligen, durch die er schon gegangen ist, hat er viel Erfahrung.« Trotz des großen Lobes, dass »Melle« für seinen Bruder übrig hat, zeigt er dem älteren Marvin auch seine Schwächen auf: »Er ist manchmal ein bisschen ungeduldig, verliert auch schnell mal die Fassung und wird lauter. Das muss aber nicht immer unbedingt schlecht sein.« Wie sein Bruder ist auch Marvin großer Borussia DortmundFan. Im Stadion waren die beiden Geschwister in dieser Saison allerdings noch nicht: »Durch die Entfernung, den Beruf und den Fußball ist es schwierig geworden. Wenn der BVB im Umkreis ist und es auch bei uns passt, versuchen wir Karten zu bekommen«, bekommen« erzählt Marvin. In seiner Laufbahn hat der Mann mit der Nummer 11 schon einige Highlights erlebt. »Die größten Höhepunkte waren für mich die, in denen ich mit Spielern zusammen spielen konnte, die bereits Erfahrung in der Bundesliga gesammelt haben«, haben« erinnert er sich. In der Zukunft würde Marvin mit dem BSV Ölper gerne in der Oberliga spielen: »Fußball ist schnelllebig und es ist alles möglich. Da kann es sein, dass man nächste Saison woanders steht und deswegen konzentriere ich mich jetzt auf Ölper.«
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z c i w e i k z c u L n i v Mel Melvin Luczkiewicz folgte als Knirps seinem Bruder zum BSC Acosta. Zwei Jahre lang spielte er am Franz'schen Feld, ehe er mit seiner Familie nach Veltenhof zog. Mit neuen Freunden, die wie er Fußball spielten, kam dann der Wechsel zum TVE Veltenhof. Marvin war zu dieser Zeit beim VfB Peine und »Melle« folgte. Nach zwei Jahren beim VfB zog es ihn wieder zum Prinzenpark zurück – allerdings stand er diesmal in den Diensten der Freien Turner. Drei Jahre später schloss er sich in seinem ersten Herrenjahr dem BSV Ölper an und war mit seinem Bruder wieder vereint. Seit 2014 spielt »Melle« nun bei Ölper. Nach ersten Startschwierigkeiten mit seinem Bruder, bilden die Beiden mittlerweile ein gutes Team: »Wir standen uns zu Beginn immer gegenüber und konnten uns nicht konzentrieren, weil wir so viel lachen mussten. Mittlerweile hat sich das aber gelegt.« Inzwischen zählt der Mittelfeldspieler zu den Stammkräften am Biberweg und hat aktuell schon vier Tore für die Schwarz-Weißen geschossen. Melvin lernte in seiner noch jungen Laufbahn aber auch andere Positionen kennen: »In meiner Zeit bei den Turnern spielte ich lange auf der Außenbahn, in der A-Jugend rückte ich dann mehr ins Zentrum auf die Sechs oder die Zehn.« Zwischendurch übernahm er auch mal die Rolle als Stürmer. Auch für den 20-Jährigen ist es etwas Besonderes, mit dem älteren Bruder in einer Mannschaft zu spielen. Marvin, der Ältere, ist auch derjenige, der die meiste Kritik ausspricht: »Seine Stärke liegt auf jeden Fall in der Technik. Er hat zudem auch das Auge für die Lücke oder die Bälle, die er irgendwo reinspielen muss. Er kann ein Spiel gut lesen und weiß, wann er Tempo rausnehmen muss oder wann er ein Foul ziehen muss.« Vor und nach Spieltagen sprechen die Geschwister über ihre Schwächen: »Melle lamentiert öfter, wenn etwas beim zweiten oder dritten Mal nicht funktioniert. Vielleicht war ich früher in seinem Alter auch so aber es ist mir bei ihm die letzten Wochen aufgefallen und wir haben darüber schon viel geredet«, erzählt Marvin über seinen jüngeren Bruder. Zwar ist der große Bruder bereits ein Vorbild für Melvin, doch blickt dieser auch zu Fußballgrößen wie Alexis Sánchez vom Arsenal F.C. auf: »Sánchez ist im Moment mein Vorbild. Mittlerweile sind Gareth Bale von Real Madrid und Antoine Griezmann von Atlético Madrid in Sachen Vorbilder etwas zurückgegangen«, sagt Melvin. Zu seinen persönlichen Highlights zählt der Spieler mit der Rückennummer 17 unter anderem das Aufstiegsspiel mit dem VfB Peine in Barsinghausen und seine Zeit bei den Freien Turnern: »Ich war da noch recht jung und durfte schon so hoch spielen, das war schon etwas Besonderes.« Neben dem Fußball befi ndet sich der langjährige Borussia Dortmund-Fan in seinem zweiten Ausbildungsjahr als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Mit seinem Bruder Marvin will er noch einige Jahre zusammen spielen: »Ich möchte so hoch spielen wie es geht, mich immer mehr verbessern und meine Fähigkeiten erweitern.«
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SV GARTENSTADT
Einfach
überragend, Text/Fotos Frank Vollmer
diese Truppe!
Neongelbe Trikots, ehemalige Europapokalteilnehmer und graue Tristesse am Sonntagmorgen. Passt sowas überhaupt zusammen? Oh ja, tut es! Zumindest wenn man den Tabellenführer der Braunschweiger Altherren-Kreisliga mit einbezieht. Das Protokoll der Stippvisite bei einer etwas ungewöhnlichen Hobbykickertruppe.
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as für ein ekelhafter Sonntagmorgen zu Beginn des Monats März! Die Sonne verbirgt sich hinter einer grauen, dicken Wolkendecke und eisiger Wind pfeift mir von Osten her um die Ohren, als ich die Sportanlage des SV Gartenstadt ansteuere. Bonjour Tristesse in Reinform. Doch was ist das? Wie eine gewollt-provokante Trotzreaktion setzen die neongelben Trikots der Altherrenmannschaft des SVG einen deutlichen Farbtupfer in die graue Monotonie des braunschweiger Frühlings. Die grelle Farbe der Leibchen ist nicht unbedingt jedermanns Sache, passt genau jetzt aber wie die Faust auf's Auge und entlockt mir und meiner grummeligen Stimmung das erste Lächeln an diesem sonst so trüben Sonntag.
Ein wirklich ansehliches Spiel nimmt seinen Lauf. Einzig ein Tor will nicht fallen. Immer wieder rennen die Neongelben vegeblich auf Vfl-Keeper Helge Junghans zu. Erst spät nach dem Seitenwechsel platzt der Knoten: Ex-VfLer Muhamed »Mehdi« Rahimi kommt in der 65. Spielminunte an Junghans vorbei und netzt ein. Zehn Minuten später wiederholt der Torjäger das Kunststück. Am Ende steht es 3:0 für den SV Gartenstadt und Rahimi hat den sportlichen Schlagabtausch mit einem lupenreinen Hattrick entschieden. Ihren Anspruch auf die Tabellenspitze haben die »Citizens« damit gegenüber dem punktgleichen Verfolger TSC Vahdet einmal mehr geltend gemacht. Das deutlich bessere Trefferverhältnis berechtigt zur Pole-Position.
Ich sinke in den mitgebrachten Gartenstuhl, ziehe die Kapuze über beide Ohren und beobachte durch das Objektiv meiner Kamera interessiert das Geschehen auf dem Spielfeld. Der heutige Gast ist die Altherrenmannschaft des VfL Bienrode. Spielgestalter Thomas Reupke (siehe Interview abseits° #11) und sein Team machen es den »Citizens« noch schwer, den Abschluss zu finden. Dabei ist der derzeitige Tabellenführer der Kreisliga AH von Beginn an klarer Favorit dieser morgendlichen Sporteinheit. Die grellfarbenen Trikots flitzen über den Platz, der Ball läuft bestens durch ihre Reihen.
»Man muss die Kirche im Dorf lassen«, sagt Michael Engler später, als wir im schmucken, neuen und gut beheizten Vereinsheim des SV Gartenstadt zusammen sitzen. »Die Liga zu gewinnen wird schwer genug. Braunschweig ist im Vergleich zu anderen Kreisen hier wirklich stark besetzt«, berichtet der Trainer. Bei allem Ehrgeiz wolle man die Liga auch weiterhin mit Demut angehen. »Am Ende ist es auch ein bisschen Glückssache«, weiß Engler. Jahrelange Erfahrung spricht für seine Behauptung. An guten Fußballern mangelt es seiner Mannschaft ganz gewiss nicht. Mit Torwart Dirk Minklei kommt sogar ein Hauch internationales
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Sonntägliches Idyll mit Herbstwetter: Die Partie Gartenstadt gegen Bienrode hilft beim Wachwerden. Flair in die Truppe: In der Saison 1990/91 spielte der 45-Jährige mit dem Polizei SV Schwerin (heute FC Mecklenburg Schwerin) im Europapokal der Pokalsieger mit. Den Mittelfeldstrategen Mirko Burgdorf kennt man noch von seinem Engagement bei der Braunschweiger Eintracht, wo er es immerhin auf 33 Einsätze in der Regionalliga Nord brachte. Keine Frage, hier ist fußballerische Qualität vorhanden.
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er jetzt an eine reine Zurschaustellung von Leistungsprinzipien denkt, sollte auf der Stadtautobahn 391 die Abfahrt Gartenstadt meiden. »Der Spaß steht bei uns im Vordergrund«, erzählt mir Nils Thiele und meint es auch so. Gartenstadts spielender Co-Trainer schwärmt von Banden, die bereits in der Kindheit geknüpft wurden: »Der Kern der Truppe hat schon in der A-Jugend des HSC Leu 06 zusammen gespielt und kennt sich seit 25 Jahren.« Die Lebenswege trennten sich, doch der Kontakt untereinander brach niemals wirklich ab. »Wir haben über die Jahre immer wieder gesagt, dass wir irgendwann noch einmal zusammen Fußball spielen wollen«, berichtet Thiele. Vor drei Jahren war es dann endlich soweit. Sie fanden wieder zueinander. Doch wo spielen? »Da wir relativ viele sind, war es nicht so vorteilhaft, bei einem Verein anzudribbeln, der schon eine Altherrenmannschaft hat«, skizziert Engler seine Idee von Diplomatie. Man schaute sich im Fußballkreis um, fragte überall nach und wurde schließlich fündig: »Beim SV Gartenstadt gab es eine gute Verbindung über Oliver Jakob«, so Engler. Beim Sportverein im Braunschweiger Westen wurde die Mannschaft »top aufgenommen und so ist das alles zustande gekommen«, rundet Trainer Engler die Geschichte ab. Seitdem kennt und fürchtet man die spielstarken »Citizens« auf Braunschweigs Fußballplätzen.
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ach der Neugründung der Mannschaft musste man in der Saison 2012/2013 ganz unten anfangen. In Braunschweig ist das die 2. Kreisklasse. Eine Traumsaison mit 22 Siegen aus ebenso vielen Spielen und einem Torverhältnis von 149 zu 5 deuten eine gewisse Überqualifikation der Altherren des SV Gartenstadt an. Im darauffolgenden Jahr wird man erneut Meister – wieder mit einem galaktischen Torverhältnis von 157 zu 17. »Die ersten beiden Jahre waren wirklich zäh«, sagt Engler. »Da waren schon grenzwertige Spiele dabei, wo wir auch mal einen Gang zurückschrauben mussten. Jetzt sind wir da, wo wir hin wollten.« In der AltherrenKreisliga geht es auch mal gegen Teams, die nicht nur mitspielen wollen, sondern auch können. So wie heute der VfL Bienrode. »So Spiele wie heute«, schwärmt Michael Engler: »Bienrode ist eine super Truppe!« Es geht eng zu an der Spitze der Kreisligatabelle. Schon der kleinste Patzer könnte über den Ausgang der Meisterschaft entscheiden. Das zeigt auch die diesjährige Hallenmeisterschaft, bei der sich der SV am Ende hinter dem TSC Vahdet mit dem 2. Platz begnügen musste. Die Herausforderung beflügelt nicht nur die Trainingsbeteiligung. »Es ist Feuer drin«, berichtet Nils Thiele. »Wir spielen hier nicht drei gegen drei. Im Training sind wir immer 15 bis 18 Leute.« Sogar zwei Torhüter stehen zur Verfügung. Heute stand Timo Harms zwischen den Pfosten und hielt die Null. Er und Minklei wechseln sich regelmäßig ab. Etwas besonderes im Team sind auch die Quereinsteiger. So spielen beim SV Gartenstadt nicht nur ehemalige Hochkaräter mit. Oder wie es Mannschaftsführer Martin Neumann ausdrückt: »Es geht bei uns keinesfalls um die Frage ›Wer hat mal wie hoch gekickt‹. Bei uns gibt es sogar ehemalige Basketballer, die vorher noch nie Fußball gespielt haben«. ►
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hinten (v.l.n.r.): Gordon Niens, Torben Thran, Tobias Babic, Sven Respondek, Jan Redmann, Mirko Burgdorf, Oliver Jakob, Martin Neumann, Dirk Minklei, Fabian Ziegler, Nils Thiele vorne (v.l.n.r.): Christian Kraune, Timo Harms, Muhamed Rahimi, BjĂśrn Gafke, Holger Kraune, Michael Engler Es fehlen: Thomas Dogan, Patrick Kleinschmidt, Holger Kraune, Bryan Legenbacher, Kelmend Mehmeti, Malte Friedrichs, Lars Freytag, Jan Redmann, Markus Fritsche
Niels Thiele und Oliver Jacob nehmen ihren Gegenspieler in die Zange.
Martin Neumann feiert den TorschĂźtzen Mehdi Rahimi.
Vorbei an Freund und Feind: Rahimi mit dem 1:0.
Ein wichtiger Bestandteil für das interne Mannschaftsgefüge sind die langjährigen Freundschaften untereinander. Darauf wird auch das Familienleben abgestimmt, denn die Familien sind ebenfalls in die Mannschaft integriert. So kennen und mögen sich auch die Ehefrauen. Bei schönem Wetter sind sie mit Kind und Kegel vor Ort und feuern ihre besseren Hälften an. Nach dem Spiel wird angegrillt und die Partie in der dritten Halbzeit fachgerecht nachbereitet. Die ein oder anderen Flasche Bier bleibt dabei nicht aus. Das ist Amateursport pur. Und soll auch so sein. »Das läuft nicht über den Verein«, erzählt Michael Engler, »wir organisieren alles in Eigenregie«, betont er. Die Anlage des SV Gartenstadt und ihr neues Vereinsheim bieten jedoch mehr als nur die dazu passende Kulisse. »Wir sind dem SV Gartenstadt wirklich dankbar«, sagt Nils Thiele und betont: »Wir wurden hier im Verein super aufgenommen.« Wie zum Beweis für diese Aussage diskutieren draußen ein paar ältere Herren immer noch über das 3:0 gegen den VfL Bienrode, welches bereits vor einer Stunde abgepfiffen wurde. Mittlerweile ist auch die dicke Wolkendecke an einigen Stellen aufgerissen. Hier und da bricht sogar die Sonne durch. Aus einer der berüchtigten Nachbesprechungen heraus entstand irgendwann auch der Spitzname der »Citizens«, denn aus Gartenstadt wurde kurzerhand »Gardencity« gemacht: Ein klein wenig große Fußballwelt im Braunschweiger Westen.
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SV GARTENSTADT
Diese Welt ist im Braunschweiger Fußball weit verstreut. So ist Freie Turner-Co-Trainer Marcus Danner ebenfalls ein »Citizen«, hat aufgrund der zeitraubenden Aufgabe beim Regionalligisten jedoch selten Zeit für die aktive Teilnahme an den Spielen. Doch ist es Danner, der das Lebensgefühl »Gardencitiy« mit wenigen Worten auf den Punkt bringt: »Einfach überragend, diese Truppe!«
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in letztes Mal dreht sich das Gespräch um die Altherrenliga. Der Fußball schwingt hier immer mit. »Unser Ziel nach dem Aufstieg war ein Platz unter den ersten fünf«, sagt Trainer Engler. »Wenn wir Meister werden, nehmen wir das natürlich gerne mit aber es ist halt eine Spaßgeschichte.« Kurz vor Drucklegung dieser Ausgabe von abseits° rutschten die »Citizens« nach einem spielfreien Wochenende erstmals in dieser Saison auf Platz 2 und damit hinter den TSC Vahdet. Die Situation ist genau die Herausforderung, die man in der Gartenstadt sucht. Ganz sicher bleibt es in der Altherren-Kreisliga bis zum Schluss spannend. Gartenstadt tritt am 26. und letzten Spieltag der Saison bei den Freien Turner an (31. Mai 2015 - 11 Uhr – Anmerkung d. Red.). Und wenn es dort tatsächlich mit der Kreismeisterschaft klappt? »Dann feiern wir ordentlich und konzentrieren uns auf die Deutsche Meisterschaft«, lacht Kapitano Martin Neumann. Zuzutrauen wäre es dieser Mannschaft. Schließlich fahre auch ich mit diesem Gedanken nach Hause: »Einfach überragend, diese Truppe!« 59
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LENA GOESSLING
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LENA GOESSLING
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von: Frank Vollmer // Fotos: Sabrina Wagner & Frank Vollmer
NADINE KESSLERS verletzungsbedingter Ausfall forderte LENA GOESSLING in der Schaltzentrale des VFL WOLFSBURG mehr denn je. Lauffreudig und mit einer gewissen Persönlichkeit ausgestattet, peilt die gebürtige Westfälin mit VfL und Nationalmannschaft den nächsten großen Coup an. abseits° traf die selbstbewusste, junge Frau mit der Siegermentalität zum Interview.
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INTERVIEW
LENA GOESSLING
ena Goeßling, Ralf Kellermann sagt über Dich, dass Du zusammen mit Alexandra Popp und Nilla Fischer die Mannschaft führen sollst. Wo siehst Du als Spielerin und als Person denn selbst Deine Aufgabe innerhalb der Mannschaft? Ich denke schon, dass ich ein wichtiger Teil der Mannschaft bin und das verlangt man auch von mir. Ich muss Verantwortung auf dem Platz übernehmen und ich denke, dass die jüngeren Spielerinnen zu mir aufblicken. Immer vorne wegzugehen ist in jedem Spiel mein Ziel.
Wie ist es dann, wenn Du mal nicht gewinnst? Das kannten wir ja ganz lange nicht. Ich habe letztens erfahren, dass wir 382 Tage am Stück nicht verloren haben – letzten Sonntag das erste Mal wieder (0:2 bei 1. FFC Turbine – Anm. d. Red.). Man wusste schon gar nicht mehr, wie sich so eine Niederlage wirklich anfühlt. Letztendlich nimmt man das an, geht natürlich in sich und analysiert das Spiel. Dann mache ich mir Gedanken darüber, was nicht so gut gelaufen ist. Aber ich verarbeite Niederlagen relativ schnell. Es geht ja auch relativ schnell wieder weiter. Du bist Westfälin, in Löhne geboren und hast dort auch mit dem Fußball angefangen. Welche Rolle spielte dabei Dein Zwillingsbruder? Ich glaube er ist ein bisschen daran Schuld, dass ich im Fußball hängen geblieben bin (lacht). Von klein an habe ich im Grunde jeden Tag mit ihm gespielt. Bei gutem Wetter waren wir oft den ganzen Tag draußen und haben Fußball gespielt. Vielleicht habe ich ihm zu verdanken, dass ich jetzt so erfolgreich bin. War die Beziehung zu Deinem Bruder zuweilen auch mal schwierig, als Du besser als er wurdest? Schwierig war es eher, als wir kleinen Kinder noch
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Alexandra Popp erzählte uns einmal, dass es nie von Nachteil sein kann, wenn man als Mädchen so lange wie möglich mit Jungs kickt. Ist das auch Teil Deiner sportlichen Vita? Zunächst einmal sehe ich das genauso wie die Alex. Ich glaube, dass es wichtig ist, mit und gegen Jungen zu spielen. Die spielen einen körperbetonteren Fußball und ich glaube, das kann jedes Mädchen weiterbringen. Ich selbst spielte bis zur D-Jugend in einer Jungenmannschaft – also bis ich 12 war. Danach habe ich in dem Verein noch ein Jahr in der Mädchenmannschaft gespielt und dann bin ich zum SV Sundern im Kreis Herford gegangen.
»Mein Zwillingsbruder ist ein bisschen daran Schuld, dass ich im Fußball hängen geblieben bin« - Schwester, Lena Goeßling
(Foto: Frank Vollmer)
Also ist es eine Mentalitätsfrage? Ja genau!
Ist er heute noch im Sport aktiv? Aus beruflichen Gründen spielt er nicht mehr.
(Foto: Frank Vollmer)
Großer sportlicher Erfolg wird ja immer auch von einem enormen Leistungsdruck begleitet. Wie gehst Du mit Erwartungshaltungen um? So richtig Druck bekommen wir eigentlich nie zu spüren. Wir wissen zwar vorher, dass wir immer die Gejagten sind und diese Situation nehmen wir auch so an. Ich denke, wir kommen damit ganz gut zurecht. Natürlich ist es für den Kopf manchmal schon anstrengend: Du weißt, dass du immer gewinnen musst, weil du bei einem Patzer nicht mehr Erster bist. Aber ich mache mir da gar nicht so die Gedanken. Ich bin erfolgshungrig und ich will immer gewinnen. Darum spüre ich auch keinen Druck.
zusammen in einer Mannschaft gespielt haben. Ich war immer ein bisschen die talentiertere von uns beiden und ich glaube, das war für ihn dann ein ein wenig schwierig. Heutzutage ist er total stolz auf mich, dass ich das alles so geschafft habe und er unterstützt mich wo er nur kann.
Später in Gütersloh hattest Du die erste richtig erfolgreiche Zeit. War das auch schon der Sprung in den Profifußball? Nein. Damals war das mit dem professionellen Frauenfußball noch nicht so weit entwickelt, wie es heutzutage ist – zumindest hier beim VfL Wolfsburg. Ich habe zunächst in Bad Neuenahr eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht. Es war sehr anstrengend, Ausbildung und den Fußball zeitgleich unter einen Hut zu bekommen. Doch ich musste es so machen, um Geld für mein Leben zu verdienen. Welcher war der prägendste Momente in Deiner bisher so erfolgreichen Karriere? Kannst Du das überhaupt noch genau sagen, wo Du ja derzeit von Erfolg zu Erfolg eilst? Ich glaube, die Augenblicke die ich in den Finalspielen erlebt habe, sind Augenblicke, die ich nie vergessen werde. Das sind einfach wunderschöne Momente in meinem Leben. Jeder einzelne Titel war etwas Besonderes. Auf dem Weg dahin hatte auch jedes einzelne Spiel seine eigene, besondere Geschichte. Ich glaube, der überraschendste Titel von dem wir alle geträumt haben, war der erste Champions League-Titel. Es hätte wohl niemand damit gerechnet, dass wir gegen Lyon gewinnen würden. Wir sind einfach an die Stamford Bridge gefahren und wollten dieses Finale spielen. Wir waren allein schon stolz darauf, dass wir überhaupt das Finale erreicht hatten. Dass wir das Spiel dann auch noch 1:0 gewonnen haben, war natürlich grandios. Ein unvergesslicher Augenblick. Aber jeder Titel ist etwas Schönes.
INTERVIEW
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LENA GOESSLING
Nach 0:2-Niederlage gegen Potsdam kurzzeitig auf dem Boden der Tatsachen. (Foto: Sabrina Wagner)
War der unerwartete Titel eine Art Initialzündung für den von Dir beschriebenen Erfolgshunger? Im Jahr nach dem Triple haben wir uns gesagt: Titel gewinnen kann jede Mannschaft. Man kann auch eine Eintagsfl iege sein und vielleicht hatten wir in dem ein oder anderen Spiel auch etwas Glück. Das Ziel lautete nun, den Titel zu bestätigen. Das ist noch viel schwieriger. Es sind dann 'leider' nur zwei Titel geworden, die wir bestätigt haben. Aber ich glaube, das waren die zwei Wichtigsten und es ist ja auch ein Zeichen, dass die Mannschaft immer noch lebt – dass sie immer noch hungrig ist auf weitere Titel. Jetzt wollen wir das auch noch ein drittes Mal bestätigen!
- erfolgsorientiert, Lena Goeßling
(Foto: Frank Vollmer)
Ist die Qualität der Frauenbundesliga in den letzten Jahren weiter gestiegen? Wie beurteilst Du das – quasi aus der Mitte heraus? Mittlerweile darf man keinen Gegner mehr unterschätzen. Es kann immer mal wieder passieren, dass man irgendwo Punkte liegen lässt. Da muss man voll konzentriert in jedes einzelne Spiel gehen und sich immer wieder neu motivieren, um auch zu gewinnen. Das ist nicht immer ganz einfach, ich hoffe natürlich, dass der Frauenfußball noch dichter zusammenwächst und dass die Liga noch ausgeglichener wird. Die Teams ganz unten haben es schon richtig schwer. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass Herford noch ein Spiel gewinnt.
»Man braucht Teams, mit denen man sich auf hohem Niveau messen kann.«
Da wünscht man sich schon, dass die Liga ein bisschen geschlossener wäre. Aber ich glaube, die Frauenbundesliga ist weiterhin auf einem guten Weg. Beispielsweise hat auch der FC Bayern München gemerkt, dass Frauenfußball interessant ist. Die machen jetzt auch ernst, sind aktuell Zweiter in der Liga. So etwas braucht man halt auch: Teams mit denen man sich auf hohem Niveau messen kann. Euer heutiger Gegner, der SC Sand, steht ja auch relativ weit unten und hat Euch das Leben ganz schön schwer gemacht. War es für Dich wichtig, nach dem schweren Algarve-Cup trotzdem direkt auch gegen diesen Gegner aufzulaufen? Ich wollte heute unbedingt spielen. Die Situation war nicht ganz so einfach und hat es deswegen notwendig gemacht. Wir mussten nach der Niederlage gegen Potsdam erstmal wieder mit der Situation umgehen. Man hat schon gemerkt, dass wir ein bisschen unsicher waren und die letzte Konsequenz gefehlt hat. Aber ich wollte unbedingt spielen. Also war Deine Auswechselung abgesprochen? Ja, das wusste ich schon vorher. Hast Du eigentlich Rituale vor dem Spiel? Bist Du ein abergläubischer Mensch? Null Komma null! ►
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INTERVIEW
LENA GOESSLING
Meister- und Champions League-Titelverteidiger. Das derzeit weltbeste Frauenteam. (Foto: Sabrina Wagner) Das heißt also, Du bist eine spontane Person? Spontan – ja, super! Das Wort beschreibt mich auch am besten in meinem Privatleben.
»Warum macht man sowas schon wieder als erstes im Frauenfußball?«
Als Profi hast Du fast alles gewonnen, einzig der WM-Titel fehlt noch in Deiner Sammlung. Ist das der ganz große Traum in Deiner Karriere? Ja, natürlich ist es mein Traum, in diesem Jahr mit Deutschland Weltmeister zu werden. Aber wir sind hier noch nicht am Ende mit dem VfL Wolfsburg. Ich will immer noch mehr Titel gewinnen. Das ist mein Ziel, deswegen spiele ich Fußball.
- kein Kunstrasen-Fan, Lena Goeßling
Die Weltmeisterschaft soll auf Kunstrasen gespielt werden. Was denkt man da im ersten Moment, wenn so etwas entschieden wird? Mein erster Gedanke war: Warum macht man sowas wieder als Erstes im Frauenfußball? Natürlich war mir auch sofort klar, dass man an dieser Entscheidung nicht rütteln konnte. Ich bin gar kein Fan von Spielen auf Kunstrasen. Fußball gehört auf Naturrasen! Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, dass die Männer irgendwann einmal eine Weltmeisterschaft auf Kunstrasen spielen werden.
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Was erwartest Du bei der WM im Sommer? Ist die Herausforderung – ähnlich wie bei Dir im Verein – größer, weil Ihr aktuell Europameister seid? Ich glaube, bei diesem Turnier können viele Mannschaften für eine Überraschung sorgen. Es ist das erste Turnier mit 24 Mannschaften und es wird viele Spiele geben, in denen die Teams auf Augenhöhe sind. Wir sind natürlich auch ein Kandidat, der um den Titel mitspielen kann und müssen gleich gut in das Turnier starten, damit wir am Ende so weit wie möglich kommen. Du bist im allerbesten Fußballerinnenalter. Planst Du schon für die Zeit nach der aktiven Karriere. Was im Endeffekt passiert, kann ich nicht vorrausschauend sagen. Mein Wunsch ist es natürlich, dem Sport erhalten zu bleiben und dort einen schönen Job zu bekommen (lacht).
(Foto: Sabrina Wagner)
Da gab es ja sogar zwei Spielerinnen aus der Deutschen Nationalelf, die dagegen geklagt haben. Zwei Spielerinnen aus Deutschland haben sich für eine Klage eingesetzt. Natürlich tauschen wir uns mannschaftsintern über solche Fragen aus. Und auch da war relativ schnell klar, dass an der
Entscheidung nicht mehr zu rütteln ist. Wir müssen nun damit klar kommen.
Du engagierst Dich als Schirmherrin für die verschiedensten sozialen Projekte. Warum? Ich denke, ich hätte früher zu meiner Schulzeit auch gerne solche Projekte wahrgenommen und mich dann auch gefreut, wenn bekannte Menschen diese Projekte unterstützen. Ich glaube, das ist auch immer ein Ansporn für die Kinder und darum mache ich das gerne und unterstütze solche Projekte.
KOLUMNE
HEIM
TORHÜTER GEGEN TORHÜTERVERARSCHE !
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igentlich wollte ich über etwas ganz anderes schreiben. Aber die Vorkommnisse des letzten Bundesliga-Wochenendes haben mich beinahe wahnsinnig und umgehend schreibwütig gemacht. Noch während der Sky-Übertragung habe ich eine neue landesweite Montagsdemo geplant: TOGETO (Torhüter Gegen Torhüterverarsche)! Dass HSV-Keeper Jaroslav Drobny am letzten Spieltag nach zwanzig Minuten vom Platz flog, hat mich derart aufgeregt, dass für einen kurzen Moment meine längst gänzlich verblasste HSV-Fan-Vergangenheit aufblitzte und ich lauthals »NEEEEEIIIIIIN« durch unsere tendenziell eher ruhige, von samstäglicher Gartenarbeit hinter Reihenhäusern geprägte Siedlung im Süden Braunschweigs brüllte. Meine ehemalige Verlobte kam ängstlich mit unserem Defibrillator unter dem Arm ins Wohnzimmer gerannt und schaute mich verwirrt an, weil ich bereits hektisch an einer United-Nations-Petition zum weltweiten Schutz der Torhüterrechte schrieb. Drobnys Rote Karte hatte meine vereinsübergreifende und uneingeschränkte Torwart-Solidarität hervorgerufen.
Zur Erinnerung: Der Hoffenheimer Sven Schipplock kam mit viel Dampf auf Drobny zu und legte den Ball an ihm vorbei. Drobny geht seinem Job – für den er bekanntlich viel Geld bekommt – vorbildlich nach und versucht, bedauerlicherweise vergeblich, den Ball irgendwie zu erreichen, damit Schipplock (der übrigens aussieht wie Zachi Noy in »Eis am Stiel«) nicht ganz so einfach ein Tor erzielen kann. Schipplock, nicht doof, hakt sich an Drobnys Oberkörper ein und fällt. Pfi ff, Elfmeter, Rote Karte für Drobny, Tor! Da ist sie wieder: Die berühmte Dreifachbestrafung! Hinsichtlich dieser absoluten Höchststrafe im Fußball-Regelwerk möchte ich im Folgenden gerne zwischen Feldspielern und Torhütern unterscheiden. Um es vorwegzunehmen: Ich fi nde sie in beiden Fällen total dämlich aber da ich hier ja eine Torhüter-Kolumne schreibe, will ich mich ausschließlich darauf konzentrieren, mich über die – aus meiner Sicht – vollkommen sinnfreie und viel zu harte Bestrafung der Keeper auszulassen. Keinesfalls soll ausgeschlossen werden, dass es in der Geschichte des Fußballs nicht schon einige absolut berechtige Rote Karten für Keeper gegeben hätte – oder hätte geben müssen: Olli Kahn und sein Kung-Fu-Sprung gegen Stephane Chappuisat fällt mir dazu spontan ein. Oder auch Toni Schumacher und sein weniger zärtliches Einsteigen gegen den Franzosen Battiston bei der WM 1982. Es ist vielmehr die mittlerweile leider »ganz normale Rote Karte« für ein ganz normales Foul im Kampf um den Ball, die mich zum Anwalt aller Torleute dieser Welt werden lässt. Zurück zum Fall Jaroslav Drobny: Was hätte Drobny tun können, um die Rote Karte zu verhindern? Richtig, er hätte Sven Schipplock schülerlotsenhaft, seitlich strammstehend mit einer Leuchtkelle in der Hand vorbeiwinken können. Alternativ hätte er sich einen Klappstuhl der Rote-Kreuz-Sanitäter hinter seinem Tor ausleihen können, um den Stürmer nicht allzu sehr bei seinen Bemühungen zu stören, endlich mal wieder seinen Namen vom Stadionsprecher zu hören. Er hätte sich aber auch hinter seinem Torpfosten verstecken können, damit Schipplock nichts, aber auch gar nichts vorgefunden hätte, um seinen buntbeschuhten Huf einhaken zu können. Stattdessen wirft sich dieser tollkühne tschechische Gefahrensucher tatsächlich dem Stürmer entgegen und versucht doch wirklich, den Lauf des Balles in Richtung seines Tores aufzuhalten. Wie konnte er nur …
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TEUFELSKERLE IM TOR
von: York Schlüter
Liebe Schiedsrichter in Nah und Fern, mindestens neunzig Prozent der fußballinteressierten Weltbevölkerung von der Anfield Road bis zur Milchstraße, vom Betzenberg bis zum tibetanischen Hochland, von Camp Nou bis Camp David fi nden die Dreifachbestrafung gegen die Torhüter dumm und falsch! Ich rufe Euch deshalb alle zum friedlichen Widerstand auf: Macht doch einfach mal etwas ganz Verrücktes und pfeift anders, als es Euch das FIFA-Regularium Nummer 12 vorgibt! Seid Revoluzzer und setzt einen dicken Haufen auf die Regel! Wir Fußballer und insbesondere die Torhüter werden es zu schätzen wissen und Euch – entgegen aller Gewohnheit – nicht beleidigen, sondern loben und im Vereinsheim feiern. Und noch was, wir werden es garantiert nicht weitererzählen … versprochen!
Torwarte benötigen eine Sonderbehandlung, denn sie sind schon wegen ihrer Platzposition nicht selten mit dieser fiesen Situation konfrontiert, geografisch betrachtet hinterster Mann ihres Teams zu sein (gut, Manuel Neuer will ich davon mal ausnehmen). Keeper können es in den allermeisten Spielsituationen gar nicht verhindern, ganz weit hinten zu stehen. Der Grund dafür liegt auf der … na? Hand: Jaaa, wir sind die einzigen Spieler eines Fußballteams, die den Spielball ungestraft mit eben dieser Hand berühren dürfen – aber nur ganz hinten im eigenen Strafraum. Darum bleiben wir da und stürmen meistens nicht mit! Und eben weil wir den Ball als einzige in die Hand nehmen dürfen, weil wir zudem ein andersfarbiges Trikot tragen, weil wir meist am besten aussehen und weil wir diesen Sonderstatus haben, müsste es doch möglich sein, eine weitere klitzekleine Sonderregelung für Torhüter zu entwickeln: Keine Rote Karte aufgrund der Position des letzten Mannes!!! Gebt uns gerne weiter Platzverweise für Meckern oder wenn wir Amok laufen aber bitte nicht dafür, dass wir als letzter Mann foul spielen. Den Kassierer im Supermarkt trifft man auch nicht schon an der Wursttheke, sondern erst als letzten Mann nahe dem Ausgang. Wir bestrafen den ja auch nicht dafür, dass er als Einziger sitzen darf und uns Geld abnimmt. Behandelt Torhüter ansonsten gerne wie Feldspieler. Die kriegen im Mittelkreis ja auch keinen Platzverweis, nur weil sich ein Gegner einhakt und dadurch zu Fall kommt. In den seltensten Fällen werden Feldverweise ausgesprochen, wenn ein Feldspieler im Kampf um den Ball gefoult hat. Nichts anderes machen wir Torhüter, wenn wir versuchen, einen Stürmer am Tore schießen zu hindern. Es muss einfach legitim bleiben, dass wir stets versuchen, den Ball irgendwie zu erwischen! Dass wir dabei manchmal auch foulen, kann passieren und passiert auch hin und wieder. Ein Elfmeter und meinetwegen eine gelbe Karte müssen in diesem Fall aber ausreichen, denn der Gegner erhält über den Strafstoß schließlich seine »klare Torchance« zurück. Aber den Keeper bitte nicht einfach über die »Letzte-Mann-Regel« überhart mit Rot bestrafen. Einen Platzverweis für Torhüter sollte es nur geben, wenn – ohne jeglichen Versuch den Ball zu erreichen – absichtlich hart gefoult und die Gesundheit des Gegners gefährdet wird. Diesen Unterschied muss ein Schiedsrichtergespann einfach erkennen können – macht es im Mittelkreis ja 65
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FANFREUNDSCHAFT
Eine internationale
Freundschaft von: Erik Baake // Fotos: privat
EINTRACHT BRAUNSCHWEIG und den italienischen Klub HELLAS VERONA verbindet nicht viel, möchte man meinen. Bei genauerer Betrachtung sind allerdings Parallelen erkennbar, die ein wesentlicher Grund für die folgende Geschichte sind.
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iese beginnt in Braunschweig kurz nach der Jahrtausendwende. Genauer: In den Händen von Christoph Schultz. Denn in eben diesen hielt der Eintracht-Fan irgendwann einmal das Buch des britischen Autors Tim Parks mit dem Titel: »Eine Saison mit Verona«. Darin erzählt dieser von der Spielzeit 2000/01 in der Serie A, während er die Fans der »Brigate Gialloblù« zu jedem Heim- und Auswärtsspiel begleitete. »Ich habe das Buch förmlich verschlungen«, erzählt Schultz, der seit seinem siebten Lebensjahr ins EINTRACHT-STADION geht. Aufgrund seiner Fußballaffi nität hat er aber auch schon immer ins Ausland geschaut und interessiert sich vor allem »für die Geschichten hinter den Geschichten«, wie er selbst sagt. Schnell stellte er die ersten Parallelen zu Eintracht Braunschweig fest: Da wären zum einen die gleichen Vereinsfarben und dann auch die Tatsache, dass Hellas nur einmal die Meisterschaft – den Scudetto – gewinnen konnte. Das war zwar nicht 1967, sondern 1985, dennoch gilt dieser Titel dort – ähnlich wie in Braunschweig – als Wunder, da der Verein eigentlich gar nicht die fi nanziellen Mittel hatte, um ernsthaft um die Meisterschaft mitzuspielen. Beide Städte sind zudem in etwa gleich groß. Schultz’ Interesse war nach diesen Feststellungen jedenfalls geweckt und so verfolgte er den Weg der Veronesi über das Internet weiter. Dann kam die Spielzeit 2007/08. Hellas Verona war mittlerweile in der Drittklassigkeit angekommen – also dort, wo sich auch Eintracht Braunschweig zu dieser Zeit befand.
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Während an der Hamburger Straße, dank Lübecker Schützenhilfe, bekanntlich noch der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit verhindert werden konnte, musste Hellas als Tabellenvorletzter in sogenannten Play-out-Spielen antreten, um einen weiteren Abstieg zu verhindern. Bis zur 90. Minute des Rückspiels gegen Pro Patria Calcio war Verona abgestiegen. Dann gelang dem Usbeken Ilyas Zetulayev mit seinem einzigen Ligatreffer für Hellas noch die Erlösung. »Beide Vereine sind also quasi in letzter Minute dem Sensenmann noch einmal von der Schippe gesprungen«, so Christoph Schultz. Der war nun endgültig »angefixt« und stachelte seine Freunde aus dem Stadion an: »Wir müssen da irgendwann mal runterfahren!« Doch ganz so weit war es noch nicht. Am Ende der Saison 2010/11 kehrten beide Vereine – wie sollte es auch anders sein – zeitgleich in die zweite Liga zurück. Schultz verbrachte damals regelmäßig mit seinen Kindern den Urlaub am Gardasee und beschloss, mit ihnen von dort nach Verona zu fahren. Aufgrund der Sommerpause rollte der Ball zwar nicht, dennoch organisierte er sich in einem dortigen Fanshop ein Trikot des Vereins. Dieses trug er auch bei sich, als das Schicksal endgültig seinen Lauf nahm.
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Schultz kehrte im Caffè dell’ Ammiraglio in Veronas Innenstadt ein. Dem dortigen Chef, Nico, fiel sofort das Trikot in der Einkaufstüte auf. Schnell kam es zu einem ersten Austausch der Beiden. »Er konnte mit Braunschweig nichts anfangen, wohl aber mit Hannover«, berichtet Schultz. »Als er mich dann fragte, ob ich Hannover 96-Fan sei, machte ich ihm klar, dass Hannover für uns in etwa das Gleiche sei, wie Vicenza für Verona (Vicenza Calcio ist der große Lokalrivale von Hellas Verona, Anm. d. Verf.). Lustig war, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte, kaum dass ich Vicenza erwähnt hatte.« Christoph Schultz erzählte dem glühenden Anhänger Hellas Veronas zudem von den Parallelen, die er in den vergangenen Jahren festgestellt hatte. Daraufhin bot dieser sofort an: »Wenn ihr herkommen wollt, macht das. Ich besorge die Karten!« Im Februar 2013 war es dann endlich soweit. »Ich hatte mir natürlich das Derby gegen Vicenza ausgesucht«, berichtet Schultz. »Wir sind dann zu siebt mit dem Zug nach Verona gefahren und gleich zu Nico ins Café gegangen. Der hatte alle seine Freunde bestellt. Die haben sich einen Ast gefreut, dass da sieben 'Gestörte' 1.100 Kilometer mit dem Zug angereist kommen, um sich im kalten Februar ein Serie-B-Spiel anzuschauen.«
Am nächsten Tag ging es gemeinsam ins Stadio Marcantonio Bentegodi, der Spielstätte von Hellas. Das Derby verloren die Veronesi zwar mit 0:1, dennoch war es »ein tolles Erlebnis«, wie Schultz strahlend anmerkt. Diverse Kontakte konnten seine Freunde und er rund um das besuchte Spiel knüpfen und diese bestehen auch noch heute. »Wir schreiben uns regelmäßig über das Handy«, sagt Schulz, der in seinem letzten Urlaub erneut ein Spiel von Hellas Verona besucht hat. »In Nicos Café hängt mittlerweile auch ein Wimpel von Eintracht Braunschweig und diverse Autos fahren dort mit entsprechenden Aufklebern herum. Das ist umgekehrt aber ganz ähnlich«, schmunzelt er. Hellas Verona ist in der Zwischenzeit in die Serie A zurückgekehrt – übrigens mit einem Trainer, der die Mannschaft von der dritten Liga aus dorthin geführt hat. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass dieser Aufstieg zeitgleich mit Eintracht Braunschweig am Ende der Spielzeit 2012/13 gelang. Anders als Lieberknechts Mannen, konnten sich die Veronesi allerdings in der höchsten Spielklasse halten. »Trotzdem habe ich das Gefühl, dass beide Vereine so etwas wie bei der Geburt getrennte Zwillinge sind«, merkt Schultz an. Dass es weitere Besuche in Verona geben wird, ist für ihn keine Frage. Und wie sieht es mit einem Gegenbesuch der Norditaliener in der Löwenstadt aus? »Die Einladung ist natürlich schon längst ausgesprochen«, so der Braunschweiger, der mit seiner großartigen Geschichte wieder einmal unterstrichen hat, wie verbindend der Fußball sein kann – auch über Landesgrenzen hinaus.
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THEMA
VORBILDFUNKTION@FUSSBALL
Fußball, wir haben ein Problem! Fußball ist das liebste Hobby der Deutschen und zugleich ein Spiegelbild der Gesellschaft. Der Begriff der »Elf Freunde«, die kameradschaftlich füreinander einstehen, ein Team bilden, fair spielen und sowohl gemeinsam siegen als auch verlieren, verkörpert das hierzulande allgemeingültige Idealbild des Fußballs. Dieser Sport steht wie kein Anderer für Respekt, Freundschaft und Toleranz. Fußballer jeglicher Ligen sind Vorbilder, gerade für Kinder und Jugendliche. Doch erfüllen sie diese Funktion auch? von: Michaela Beck // Illustration: Anja Köhrmann
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ngland im Jahr 1999. Merseyside Derby. Elfmeter. Der Spieler trifft. Es folgt ein kreativer Torjubel der etwas anderen Art. Der Torschütze kniet neben der Torlinie nieder, imitiert einen Kokain-Schnupfer und tut so, als ziehe er eine Line Kreidemarkierung. Die Konsequenz: Geldstrafe und Sperre für sechs Spiele. Szenenwechsel. Deutschland im Jahr 2015. Nach dem vierten Tor seiner Mannschaft kann ein Stürmer nicht an sich halten und rennt zum heißgeliebten Maskottchen des Clubs. Voller Emotionen packt der Fußballer den Bock bei den Hörnern und bejubelt seinen Treffer. Die Folge: Tierschutzaktivisten kritisieren den Club, der Fußballer entschuldigt sich bei »seinem besten Freund«, sein Trainer verbietet ihm zukünftige Jubelaktionen mit dem Maskottchen auf vier Beinen. Sicher, die beiden genannten Beispiele sind noch recht harmlos. Mit etwas Humor kann man darüber schmunzeln. Besagtem Bock ist nichts passiert, als Entschuldigung bekam er einen Bund Möhren vom Torschützen. Der englische Fußballprofi verteidigte sich mit dieser Aktion gar nur gegen Gerüchte der Boulevardpresse und Verleumdungen der gegnerischen Fans. Dennoch: Dank der Medien bleiben solche Fauxpas nicht unbemerkt. Jeder Fußballinteressierte stolpert unweigerlich über vermeintlich skandalöse Nachrichten – auch Kinder und Jugendliche.
Wir haben:
...Skandalsucht statt Berichterstattung
Deutsche Medien stürzen sich gerne auf Aufsehen erregende Storys aus dem Promimillieu des beliebtesten Hobbys des Deutschen, weiden sich an jedem noch so kleinen Lapsus und komprimieren den wenigen Inhalt in einigen schlagkräftigen Überschriften. Oft handelt es sich schlussendlich jedoch »nur«
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um ähnliche Ereignisse wie die oben Beschriebenen – wenngleich bereits hier die Umsetzung der Vorbildunktion sicherlich mehr als fragwürdig ist. Lediglich Berichte über gewalttätige Auseinandersetzungen oder ausgeartete Demonstrationen zwischen Hools oder Ultragruppierungen, oft mit vermeintlich politischem Hintergrund, schaffen es ansonsten noch in die Nachrichten – und werden nicht selten genauso ausgeschlachtet. Natürlich gibt es auch diese negativen Aspekte, die jedoch eher am Rande des Fußballsports zu verorten sind. Abweichendes Verhalten wie Platzstürme oder Demonstrationen gibt es schon sehr lange im deutschen Fußball. Die Ausschreitungen im Zusammenhang mit solchen Gruppierungen sind aber nicht das Maß aller Dinge, die Gewalt im Kontext dieser Geschehnisse ist nicht die Norm. Diese Ereignisse führen nicht dazu, dass der Fußball verdirbt und einen im großen Maße schlechten Einfluss auf nachfolgende Generationen ausübt, denn diese Ereignisse werden von der Gesellschaft selbst negativ konnotiert.
...Fußballrüpel statt Fußballhelden
Es ist vor allem das direkte Umfeld, welches eine große Wirkung auf den einzelnen Menschen und die nachfolgenden Generationen ausübt – erst recht, wenn dies das Fußballheim eines Vereins beinhaltet. Wie wird Amateurfußball gelebt – ganz egal ob in der Familie oder den Vereinen, ob in der Kreisliga oder der Regionalliga. Was der Papa oder der beste Stürmer der ersten Mannschaft ihnen jeweils vorleben, was der Verein ihnen vermittelt und was der Trainer und die Betreuer ihnen mit auf den Weg geben – das ist es, was den sechs Jahre alten Jungen und den 14-jährigen Teenie auf dem Fußballplatz wirklich beeinflusst. Diese Prägung kann in einem Verein sehr gut verlaufen und eben das vermitteln, was den Fußballsport eigentlich ausmacht: Respekt, Toleranz, Freundschaft.
Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein: Respektlosigkeit, Intoleranz und ein alles andere als sportlicher Konkurrenzkampf. Tatsächlich nimmt die Gewalt im Fußballsport gerade in den unteren Klassen immer mehr zu. Offenbar sind die Hemmschwellen gesunken, wenngleich die Gründe hierfür sicher nicht immer im Vereinsheim oder auf dem Sportplatz zu fi nden sind. Doch wirkt eben auch das Fußballumfeld auf Heranwachsende und junge Erwachsene. Dass der Umgangston auf einem Fußballplatz schon mal rauer sein kann und das Ohr die eine oder andere Beleidigung ertragen muss, gehört irgendwie zum Sport. Es gibt jedoch Grenzen des Akzeptablen, die in den letzten Jahren – auch im Kreis Braunschweig – immer öfter überschritten werden.
...Scheuklappen statt Weitsicht
Rund 600 Amateurspiele müssen in Deutschland pro Jahr aufgrund von Bedrohungen oder gewalttätigen Übergriffen abgebrochen werden. Zeitweise oder lebenslange Sperren von gewalttätigen Spielern sind die Folge. Von 2.600 befragten Schiedsrichtern haben – laut einer Studie der Kriminologin Thaya Vester – etwa 40 Prozent bereits ernsthafte Bedrohungen durch Spieler, Fans oder Trainer erlebt. Der typische Satz »Schiri, wir wissen wo dein Auto steht« ist dabei nicht der Stein des Anstoßes. Vielmehr ergeben sich echte Bedrohungssituationen, wenn entsprechend gewaltbereite Personen dem Unparteiischen nach dem Spiel tatsächlich auf dem Parkplatz auflauern. Etwa 17 Prozent der Befragten wurden bereits körperlich angegriffen, landeten teilweise mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Die Folgen zeigen sich auch in der Schiedsrichterausbildung: Die Teilnehmerzahlen sind seit Jahren rückläufig. Die Rolle der Ordner, welche solche Übergriffe eigentlich verhindern sollen oder zumindest bei Bedarf einschreiten könnten, ist mehr als unbeliebt. Kaum einer will diese Position übernehmen. Verständlich: Wer fungiert schon gern als menschliche Wand? In der Vergangenheit scheinen Fußballverbände und –vereine diese Veränderungen verschlafen und damit die Entwicklung verpasst zu haben, sich darauf einzustellen. Sicher, Probleme wurden nicht rechtzeitig erkannt, entsprechende Maßnahmen noch nicht oder erst viel zu spät eingeleitet. Das ist sowohl auf der Ebene des Profisports, als auch in den Ligen des Amateurfußballs zu beobachten. Ob dabei übermotivierte Fans oder Eltern oder zu emotionale Trainer oder Spieler die Ursache sind, ist völlig irrelevant. Natürlich müssen Vereine und Verbände sich der Problematik annehmen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Zum Teil ist dies bereits geschehen: Präventions- und Antigewalttrainings werden längst von den verantwortlichen Institutionen angeboten, Täter werden nach entsprechenden Vorfällen in Form von Sperren und Geldstrafen gemaßregelt. Doch kann das Problem damit nicht gelöst, sondern lediglich reguliert werden. Auch gibt es sicher noch viel zu tun für Vereine und Verbände: Maßnahmen müssen überdacht, präventive Vorkehrungen optimiert werden. Doch die Abwälzung der Thematik
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VORBILDFUNKTION@FUSSBALL
auf entsprechende Institutionen ist ein viel zu einfacher Weg, um dem Problem der zunehmenden physischen und psychischen Gewalt auf dem Fußballplatz entgegen zu treten. Vielmehr ist zu hinterfragen, wo die eigentlichen Ursachen für diese Entwicklung liegen und was der jeweilige Verein, der einzelne Mensch dagegen unternehmen kann?
...Schlammschlacht statt Wettkampf
Leidenschaft und Emotionen gehören zum Fußball wie Bier und Frozzeleien – nichts davon sollte jedoch die Oberhand über das Spiel gewinnen. Dennoch scheinen viele vergessen zu haben, was Fußball eigentlich ist und was dieser Sport für Auswirkungen auf die Gesellschaft haben kann. Natürlich besteht der Fußballsport nicht nur aus seinen Idealen – Respekt, Toleranz und Freundschaft stehen nicht alleine auf dem Feld. Auch der Wettbewerb, Ehrgeiz und Erfolg gehören zu diesem wie zu jedem anderen Sport. Taktische Fouls sind dabei manchmal so unerlässlich wie das Rauswerfen eines Spielsteins bei „Mensch ärgere dich nicht“. Doch wenn hierbei die Menschlichkeit, das Soziale und der Gedanke an den Sport und die Sportlichkeit verloren gehen, dann entwickelt sich aus einem spielerischen Kräftemessen auf dem Fußballplatz eine fast schon kriegerische Auseinandersetzung, die über jede sportliche Schlammschlacht hinausgeht. Fußballer sind Sportler, keine Feinde! Diverse Geschehnisse in der Vergangenheit beschreiben jedoch Vorkommnisse, die für jeden Menschen, der den Fußball im Herzen trägt, mehr als unverständlich sein dürften. Sucht man danach, fi ndet man Unmengen von Berichten und Kommentaren, die von gewaltintensiven Geschehnissen und Erlebnissen auf dem Fußballplatz berichten – in allen Ligen und Altersklassen. Dabei ist gerade der Fußball ein Mannschaftssport. Man gewinnt als Team, man gratuliert dem Gegner geschlossen als Mannschaft zum Sieg, man entschuldigt sich nach einem Foulspiel. Fairness und Respekt vor dem Gegenüber sind Werte, welche durch die elterliche Erziehung, das Leben in einem Verein und die Prägung durch sportliche Vorbilder und Begleiter vermittelt werden können. Doch leider scheinen in der heutigen schnelllebigen Gesellschaft andere Werte eine gewisse Priorität erlangt zu haben, die so weder für den Sport noch für die Gesellschaft tragbar sind.
...Fußballfrust statt Fußballlust
Trainer, welche Spieler oder andere Vereinsmitglieder verbal attackieren – aus welchen Gründen auch immer – sind sicher ungeeignet für diese Position. Ebenso jene, welche sich in ausufernder Form mit Zuschauern oder Gegenspielern anlegen. Die unparteiische Person nach einem misslungenen Fußballspiel in physisch drohender Pose verbal regelrecht zu massakrieren und dies anschließend in der Kabine erneut zu wiederholen, disqualifiziert jedoch jeden noch so temperamentvollen und emotionalen Trainer für dieses Amt. ►
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VORBILDFUNKTION@FUSSBALL
Auch Eltern, welche ihren Sprösslingen beim Kicken zuschauen, sie motivieren und anfeuern, überschreiten solche Grenzen im Rausch der Emotionen. Erwachsene, die ihre Söhne oder Töchter dazu auffordern den Gegenspieler physisch zu attackieren und dabei die Gefahr einer absichtlichen Verletzung des Gegenübers in Kauf nehmen, sind dabei zwar durchaus eine bedenkliche Variante, jedoch keinesfalls die Spitze des Eisbergs. Immer wieder werden auch Spiele von Jugendmannschaften vom Schiedsrichter abgebrochen, weil sich die Elternteile der gegnerischen Mannschaften sprichwörtlich an die Gurgel gehen. Eine undurchsichtige Foul-Szenerie reicht aus um Mama und Papa kurzweilig zu Hooligans werden zu lassen – Platzstürme und Prügeleien inbegriffen. Sicher, auch das Team selbst und das Mannschaftsgefühl haben Anteil an der Formung ihrer einzelnen Mitglieder. Wenn der Kapitän derjenige ist, der den gegnerischen Abwehrspieler in drohender Pose verbal aufs Übelste attackiert, anspuckt oder gar mit physischer Gewalt zu Boden streckt, dann ist die Position des Mannschaftsführers falsch besetzt. Gewalttätige Übergriffe wie diese häufen sich. Es gab bereits Mannschaften, die aufgrund der Bedrohung durch den Gegner geschlossen den Platz verließen. Sehr oft werden in den letzten Jahren auch die Personen Ziel der Attacken, welche eigentlich für Gerechtigkeit im Fußballsport sorgen sollen. Vorfälle, bei denen Schiedsrichter mit einem gezielten Schlag gegen den Kehlkopf niedergestreckt, mit Steinen beworfen oder mit mehrfachen Fausthieben in die Bewusstlosigkeit geprügelt wurden, sind keine Einzelfälle mehr. Kurioserweise werden gerade solche lokalen Fußballskandale in den Medien kaum beachtet. Natürlich sind Storys über national oder international bekannte Fußballprofis für die Allgemeinheit der Leser wesentlich interessanter als Vorkommnisse in der Kreisliga. Auf dem Profi rasen fallen schließlich nicht nur Kreidemarkierungen oder Böcke den überschwänglichen Emotionen der Sportler zum Opfer – auch hier sorgt unnötige physische oder psychische Gewalt ab und an für die eine oder andere Schlagzeile. Doch nicht nur die Medien lenken die Berichterstattung. So dürfen betroffene Schiedsrichter ohne die Freigabe der zuständigen Verbände zum Beispiel nicht über solche Vorkommnisse reden – vermeintlich, um den betroffenen Referee vor einem Ansturm der Medien zu beschützen.
Stopp! Wir brauchen:
Liebe zum Sport statt Hass auf den Gegner!
Trainer, Eltern, Zuschauer, die Mannschaftskameraden, der Umgang mit der Position des Schiedsrichters in diesem Umfeld – all diese Faktoren wirken schlussendlich zusammen und beeinflussen direkt das Leben eines Vereinsmitglieds. Wenn Geschehnisse wie die gerade Beschriebenen dabei zur Norm werden und den Alltag in einem Verein beschreiben, ist sowohl der Sport Fußball
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als auch das Vereinsleben absolut falsch interpretiert worden. Dabei ist die kulturelle Herkunft des Einzelnen völlig irrelevant. Laut der Studie der Kriminologin Thaya Vester sind Menschen mit Migrationshintergrund zwar häufig in entsprechende Situationen verwickelt, überproportional oft allerdings auch auf der Seite der Opfer vorzufi nden. Die Schuld der allgemeinen Zunahme von Gewalt im Fußballsport kann also nicht allein der Migration in die Schuhe geschoben werden. Es sind vielmehr Faktoren wie die grundsätzliche Akzeptanz von Gewalt in einem Spiel, der fehlende Respekt vor Gegnern, Schiedsrichtern oder einfach nur Menschen und die scheinbar verlorengegangene Humanität, die aus dem sportlichen Wettkampf einen kriegerischen Konkurrenzkampf machen, in dem Moral keinen Platz mehr zu haben scheint.
Selbstreflektion statt Faustmoral!
Schlussendlich ist es die moralische Einstellung eines jeden Menschen, der als Vorbild für Jüngere fungieren kann, die hinterfragt werden sollte. Bereits in der Grundschule werden moralische sowie gesellschaftliche Normen und Werte vermittelt. Grundsätze, wie zum Beispiel die goldene Regel, die schlussendlich auf dem kategorischen Imperativ des deutschen Philosophen Immanuel Kant basiert und die besagt: „Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“, sollen dabei helfen, moralisch korrekte Entscheidungen zu treffen. Jeder entwickelt im Laufe seines Lebens persönliche Grenzen und weiß, wann verbale Beleidigungen diese überschreiten und wo die Trennlinie zwischen Sport- und Körperverletzung zu ziehen ist. Es reicht also vollkommen aus, wenn jeder Mensch, jeder Fußballer und jeder Zuschauer sich einfach auf sich selbst besinnt und aus der Erwartung, die er vom Gegenüber hat, ableitet, wie sein eigenes Verhalten aussehen sollte, denn: Respekt vom Gegenüber bekomme ich dann, wenn ich selbigen meinen Respekt zolle. Selbst wenn man in diversen Situationen von Emotionen überrollt wird: Böse Worte lassen sich ebenso wenig zurück nehmen, wie ein blaues Auge nach einem kräftigen linken Haken.
Gerade im Fußball gibt es immer zwei Seiten der Medaille: Einer gewinnt, einer verliert. Die beiden konträren Seiten werden sich niemals einig sein und selbst der unparteiische Referee pfeift immer für einen, denn der andere wird mit der Entscheidung immer unzufrieden sein – selbst dann, wenn dadurch die Gerechtigkeit wiederhergestellt wird. Doch beim Fußball handelt es sich um ein Spiel, einen sportlichen Wettbewerb. Genau das ist es, was weder ein Spieler, noch ein Trainer, Zuschauer oder Fans jemals vergessen dürfen!
Selbst wenn Fußball heutzutage auch ein Geschäft ist, in dem es um sehr viel Geld und Macht geht, so ist er doch auch immer noch das beliebteste Hobby der Deutschen: Der Sport, der die meisten Menschen in der Bundesrepublik Deutschland vereint und unvergessliche Momente erleben lässt. Ganz egal ob man zu Hause auf dem Fernseher das Spiel der Profis verfolgt, im Stadion die Emotionen einer spannenden Partie erlebt oder einfach nur mit Freunden auf dem Bolzplatz kickt: Fußball soll in erster Linie Spaß machen, unterhalten, ein sportliches Kräftemessen sein. Er bringt Menschen zusammen, die sich ohne den Sport nie kennen gelernt hätten, er kann ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl erzeugen und ansonsten langweilige Wochenenden zu erlebnisreichen Tagen machen.
Kinderspiel statt Lebenswut
Schlussendlich gibt es nur eine Möglichkeit, um sich dem Problem der ausufernden Gewalt im Fußballsport entgegenzustellen. Dafür kann jeder Einzelne etwas tun, wenn er sich nur zurück besinnt. Wir alle müssen uns an die Tage erinnern, die wir mit unseren Freunden auf dem Bolzplatz verbrachten.
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Damals brauchten wir keine Ordner, keine Torlinienkamera und auch keinen vierten Offiziellen – wir brauchten nicht mal einen Schiedsrichter. Und dennoch hatten wir genügend Moral und Anstand, genügend Respekt und Menschlichkeit, um eventuelle Unklarheiten oder strittige Szenen ohne Gewalt zu klären. Wir redeten einfach miteinander oder ließen das sportliche Können entscheiden. Wir waren „Elf Freunde“ – manchmal auch nur fünf oder sechs – und wollten einfach nur Fußball spielen. Jene Menschen, die Fußball ihr Leben nennen, all jene, die um jeden Preis spielen oder zuschauen wollen, seien an Folgendes erinnert: Mit einem Leben geht man achtsam und vorsichtig um, denn man hat nur eines davon! Sollte diese Aussage tatsächlich nicht ausreichen und wir Erwachsenen heutzutage nicht mehr dazu in der Lage sein, moralisch und sozial zu agieren, sollte unser Charakter wirklich schon so verdorben sein, dass wir nicht einmal mehr unsere persönlichen Grenzen kennen und unser Handeln entsprechend steuern können, dann ist es vielleicht an der Zeit den Kindern und ihrer intuitiven Moral, ihrem spielerischen Geist das Fußballfeld zu überlassen. Denn Kinder wollen einfach nur Fußball spielen. 71
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3. KREISKLASSE
GSV BRAUNSCHWEIG
Freundschaft statt Barriere Betritt man das Sportheim des GSV BRAUNSCHWEIG wirkt der Verein wie jeder andere: Es wird geredet, getrunken und für alte Freunde gehört es zum Alltag, sich dort zu treffen. Doch gibt es einen Unterschied: Hier wird mehr gestikuliert als gesprochen, viele Vereinsmitglieder unterhalten sich in Gebärdensprache. Der Grund: GSV steht für Gehörlosen-Sportverein Braunschweig e.V.1925. von: Joschka Büchs »Einfach nur GSV« Was als Kegelverein begann hat sich längst in alle Richtungen entwickelt. So bietet der GSV seit 1930 auch Fußball an. Später kamen noch Darts, Angeln und verschiedene Breitensportarten hinzu. »Der Name 'Gehörlosen-Sportverein' ist eigentlich irreführend«, sagt Andre Dettmer, Leiter des Bereichs Herrenfußball. »Wir selbst sagen einfach nur GSV, weil bei uns Gehörlose und Hörende zusammen in einer Mannschaft spielen. Jeder kann bei uns mitspielen, genau wie bei den anderen Amateurfußballvereinen.« Tatsächlich sind nur etwa die Hälfte der Spieler im Hören beeinträchtigt, erläutert der Leiter der Fußballabteilung, Norbert Rudnicki: Es gibt gehörlose Spieler, Schwerhörige oder auch Spieler mit Hörsturz. Der GSV nimmt am regulären Ligabetrieb des NFV teil. Aktuell steht die 1.Herrenmannschaft auf Platz 14 der dritten Braunschweiger Kreisklasse mit einem Torverhältnis von 30 zu 157 Toren. »Wir sind keine Bundesliga-Mannschaft«, gibt Andre Dettmer zu, »wir spielen hier zusammen, weil es Spaß macht.« Innerhalb der Mannschaft wird kein Unterschied zwischen gehörlos und hörend gemacht. »Wir sind ein Team, eine Familie – elf Freunde sozusagen«, so Dettmer. Norbert Rudnicki fügt hinzu: »Wir helfen uns gegenseitig beim Übersetzen, das klappt sehr gut.« Er selbst ist dabei ein wichtiges Bindeglied, da er hören kann aber auch die Zeichensprache beherrscht. Auch das Alter ist beim GSV kein Hindernis, um noch ordentlich mit kicken zu können:
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Zwei ihrer Spieler sind bereits 50 Jahre alt. Tritt der GSV in der 3. Kreisklasse gegen andere Mannschaften an, ist das meistens kein Problem. Man verständigt sich mit dem Schiedsrichter und den Mit- und Gegenspielern per Handzeichen oder Gebärdensprache. »Einige Spieler können den Pfiff des Schiedsrichters nicht hören, da läuft alles über Handzeichen«, erläutert Dettmer. Auch die Taktik wird über Zeichensprache geregelt. Angriff, Abwehr, Abseitsfalle. Ein sportlicher Nachteil sei die Gehörlosigkeit allerdings schon. »Die Spieler können nicht hören, wenn ein Gegenspieler von hinten oder von der Seite kommt«, erklärt Dettmer. Auch das Balancegefühl ist bei gehörlosen Spielern zum Teil eingeschränkt. Diskriminierung zwischen Freundschaft Mit den anderen Mannschaften kommt man meistens gut aus. Bei einem Spiel in der Hinrunde 2014/15 kam es allerdings mal zu einem Eklat mit diskriminierenden Anfeindungen: »Die Spieler der anderen Mannschaft haben zu unseren gesagt: ›Lernt doch erst mal hören, bevor ihr überhaupt Fußballspielen wollt.‹ Das hat mit dem Sportlichen nichts zu tun«, erzählt Andre Dettmer. Doch gibt es auch positive Gegenbeispiele: »Mit den Mannschaften vom SV Ege verstehen wir uns super.« Mit dem SV Ege und der SpVgg Wacker teilt sich der GSV den Jahnplatz am Bürgerpark: »Manchmal spielen wir auch nach dem Training zum Spaß gegeneinander.«
Auch außerhalb von Braunschweig wird man nicht selten von Mannschaften zum Freundschaftsspiel eingeladen, zuletzt gegen den SV Arminia Vechelde. Ein größeres Problem beim GSV besteht allerdings doch: An Spieltagen bekommt die Mannschaft oft kaum elf Feldspieler zusammen »Manchmal sind wir sogar nur acht Leute«, so Dettmer. Die Spieler kommen teilweise aus anderen Städten und Dörfern im Braunschweiger Umland oder sogar aus Hildesheim oder Kassel. Da einige Spieler zum Saisonende den Verein verlassen werden, bangt man nun um das Fortbestehen der Mannschaft. Bis Pfingsten muss sich der Verein mit der Mindestanzahl an Spielern zum Spielbetrieb für die neue Saison zurückmelden, sonst droht die Auflösung. »Das wollen wir vermeiden. Wir wollen bleiben«, sagt Dettmer entschlossen. Er kennt das Problem. In den letzten Jahren hatte der GSV bereits für die eine oder andere Saison den Fußballschuh an den Nagel hängen müssen. Zwei Mal Deutscher Meister Auch bei der Deutschen Meisterschaft der Gehörlosen-Vereine musste der GSV deshalb diese Saison passen. Früher spielte man mit 'Doppelbelastung' im regulären Ligabetrieb und dazwischen gegen andere Gehörlosen-Vereine aus ganz Deutschland. Der GSV Braunschweig ist selbst zweifacher Titelträger. Man gewann
3. KREISKLASSE
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GSV BRAUNSCHWEIG
den Cup 1938 und 1952. Trotz Rückzug aus dem Wettbewerb ist der Kontakt zu anderen Gehörlosen-Mannschaften zumindest nicht abgerissen: »Wir halten Draht zu Vereinen aus Bremen, Hamburg, Göttingen und Hildesheim«, sagt Norbert Rudnicki. Auch außerhalb des Sportplatzes treffen sich die Spieler. Zuletzt organisierte man eine Vereinsfeier für die Fußballabteilung. »Von dem restlichen Geld wollen wir den Vatertag in Angriff nehmen«, sagt Dettmer schmunzelnd. Danach will man im Juni zusammen zur Gehörlosen-Europameisterschaft – »EuroDeaf« – nach Hannover fahren. Trotz der geringen Spielerzahl hat sich der GSV vorgenommen – sofern es die Stadt es zulässt – zur neuen Saison zweimal statt nur einmal in der Woche auf dem Jahnplatz trainieren. An Fußballbegeisterung mangelt es den Spielern und Verantwortlichen des GSV Braunschweig also nicht. Das besondere am Verein ist nicht der sportliche Erfolg, sondern das, wofür der Fußballsport vor allem im Amateurbereich steht: Zusammenhalt, Leidenschaft und Teamgeist. Er lässt die Grenze zwischen hörgeschädigten und hörenden Spielern verschwinden. So wird aus dem Gehörlosen-Sportverein Braunschweig »einfach nur GSV«. Wenn Ihr selbst Lust bekommen habt, beim GSV zu spielen, meldet Euch beim Leiter des Herrenfußballbereichs, Andre Dettmer (Telefon: 0152/33583300) oder bei Fußballabteilungsleiter Norbert Rudnicki (Mail: gsv.braunschweig-fussball@web.de)
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Schwalbenkönig: Wir lassen ja die Kirche im Dorf – der 2:0-Sieg des FC BAYERN MÜNCHEN im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen EINTRACHT BRAUNSCHWEIG war am Ende mehr als verdient. Aber: Muss sich ARJEN ROBBEN deswegen kurz vor der Pause gleich in den Strafraum werfen?
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Foto: Çagla Canıdar
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FUSSBALLKULTOUR
KHIMIK DSERSCHINSK – TORPEDO MOSKAU
Ausflug mit Torpedo Wie es Dserschinsk in die Top 10 der Welt schaffte, warum eine Kapuze wohl eine gute Idee war an diesem Tag, die Pilze auf der Pizza aber vielleicht eher eine schlechte und warum es auf den ganzen Rauch im Stadion wohl auch nicht mehr sonderlich ankam …
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FUSSBALLKULTOUR
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er Zug ächzt kraftlos durch Moskau. Viel zu gequält, viel zu langsam ist der Takt der Gleisstöße. Der in der kargen Beleuchtung blechern schimmernde Schallschutz scheint kein Ende zu nehmen. Vor dem Fenster wirkt es, als ginge jemand mit einer Kulisse vorbei. Der Zug wird nicht einmal merklich langsamer als wir schließlich in den Bahnhof Belorusskaja einfahren. Er stoppt einfach. Und endlich sind wir da. Mit morschen Gliedern klettern wir hinaus auf den Bahnsteig, ermattet von einem langen Tag.
5.45 in der Nachbarschaft Zunächst aber beginnt dieser Tag wie er endet, müde. Um 5.45 Uhr treffe ich Artem. Er ist Anhänger von Torpedo Moskau und Blogger. Vor einigen Wochen lernte ich ihn über meinen Bericht zum Heimspiel Torpedos gegen Dynamo St. Petersburg kennen. Beim anschließenden Treffen in einer Kneipe lud er mich ein, Torpedos letztes Auswärtsspiel in diesem Jahr zu besuchen. Es sollte ins nur vierhundert Kilometer entfernt gelegen Dserschinsk zum FK Khimik gehen. Abgemacht. So komme ich in den Genuss eines Komplettpakets: Bahnfahrten und Ticket organisiert Artem. Kurios aber ist unser Treffpunkt. 12 Millionen Menschen wohnen in Moskau, aber wir beinahe nebeneinander. Wir haben nicht schlecht gestaunt, als wir über einer Bierdeckelskizze herausfanden, dass meine Bleibe in derselben Straße ist wie seine Wohnung, er in #3 und ich in #7. Die Ringbahn bringt uns zum Kursker Bahnhof. Hier startet der zwischen Moskau und Nischni Nowgorod verkehrende Schnellzug »Sapsan«. Der »Wanderfalke« ist ein Verwandter des ICE3, allerdings in einer wintertauglichen Variante. Komfortabel geht es also in weniger als vier Stunden nach Dserschinsk. Der Fahrpreis bleibt mit 30€ dennoch erschwinglich. Ein wenig Flair der alten Züge bleibt dennoch erhalten: Zwei Betrunkene sind bestens gelaunt und führen ein paar Sitze weiter ein angeregtes Gespräch, ohne sonderlich dessen Lautstärke im Griff zu haben. Die überdehnten Stimmlagen schwanken zwischen erschöpfter Trunkenheit und plötzlich aufgeregtem Fluss. Ich male mir in Gedanken zwei Comicfiguren dazu aus und muss selbst lachen. Artem meint, das Gespräch handele vom Zionismus in der russischen Politik. Häufig wenn russische Männer betrunken seien, ende das Gespräch irgendwo zwischen Politik und Philosophie.
Dserschinsk in den Top 10 der Welt Ich wusste nichts über Dserschinsk. Füttert man Google mit »Dserschinsk« und wählt die Bildanzeige aus, zeigt sich ein verheerendes Bild.
Als verwandte Begriffe werden »Tschernobyl« und das chinesische »Linfen« angeboten und damit sind wir schnell auf der richtigen Fährte: Das Blacksmith Institute führte Dserschinsk im Jahr 2007 als einen der zehn am meisten verschmutzen Orte der Erde. Boden und vor allem Wasser gelten als hochgradig verseucht. Die Stadt war zur Sowjetzeit Zentrum der Chemiewaffenproduktion und Entsorgungsstätte zugleich. In das Thema Lebenserwartung will ich hier gar nicht erst nicht einsteigen. Seit Beginn des neuen Jahrtausends werden anscheinend vermehrt Gegenmaßnahmen ergriffen. Naheliegend: Der Clubname »Khimik« bedeutet so viel wie »Chemiker«. Deutsche Partnerstadt ist übrigens … ganz genau »Bitterfeld«. Die Umweltverschmutzung scheint mittlerweile so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt zu sein und Teil der lokalen Identität. Auch die Khimik – Fanszene hat sich unter dem Namen »Dust« versammelt. Um es vorwegzunehmen: Zu spüren ist von all dem nichts, als wir aus dem Zug aussteigen und durch die Stadt spazieren. Klar ist das kein Kurpark hier, aber es fallen einem auch nicht gleich Tauben vor die Füße. Wir haben fünf Stunden bis zum Anpfiff rumzubringen. Ausgedehnter Rundgang und dann Mittagessen in einem Kafe. Ein Kafe ist keinesfalls ein Café. Vielmehr ist es eine Gaststätte oder ein Imbiss. In diesem hier sind aufgrund der Stadionnähe schon einige Torpedo-Fans. ►
Bilder Überaus charmant: Das »Stadion K himik« in der für ihre Chemieindustrie bekannten Stadt Dserschinsk. Spielankündigung in liebevoller Hand arbeit gemalt.
Autor / Fotos: Florian Gottschalk // Layout: Tobias Meyer
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Obwohl oder vielleicht gerade weil die Zapfhähne in der Umgebung geschlossen bleiben, wird es an manchem Tisch unruhig und irgendwann sortiert die Polizei einige Leute aus. Wir essen auf und gehen zum Stadion, einem alten Sowjetbau, recht liebevoll geschaffen für verschiedenste Sportarten. Ich mag zwei Dinge. Zum einen die in den Außenputz eingearbeiteten Wandbilder, die Sportler zeigen. Zum anderen gefällt mir, wie hier städtebaulich gedacht wurde. Nicht etwa die Haupttribüne ist nach Außen das Gesicht des Stadions, sondern ein Kurvenbereich, der zum Hauptplatz der Stadt ausgerichtet ist.
Gut gelaunter Gästeblock im Khimik Stadion Rund um das Stadion sind bereits mehrere Straßen abgesperrt, was angesichts des geringen Zuschaueraufkommens etwas vermessen wirkt. Aber klar, Torpedo Moskau kommt nicht alle Tage und hat sicherlich einen gewissen Ruf im Gepäck. Für Khimik, im Tabellenmittelfeld angekommener Aufsteiger und traditionell eher Drittligist, ist es sicherlich eins der größeren Spiele, ebenso für die örtliche Polizei. Eine Stunde vor Beginn gehen wir rein. Angesichts des komplexen Kontrollablaufs ist das nicht so verkehrt. So genau bin ich noch nie kontrolliert worden und das gleich zweimal. Zu guter Letzt werde ich noch in einen Bus gebeten, um meine Schuhe auszuziehen. Als ich zu verstehen gebe, kein Russisch zu sprechen, bleibt mir das dann aber erspart. Drinnen. Die Hälfte der Ränge ist dauerhaft mit Werbeplanen abgedeckt. Gut 5.000 Plätze bleiben so verfügbar 3.500 werden heute belegt. Es ist gut, so früh dran zu sein. Man bekommt doch einiges mit. Spannend, wer hier nach und nach so alles aufläuft. Auch sieht man wieder einmal, dass Ultra auch echt Arbeit heißt. Die ganzen Zaunfahnen ziehen einiges an Kletterei nach sich und die ZSKA-Aufkleber vom letzten Pokalspiel müssen erst einmal entfernt und überklebt werden. Irgendwann kommt eine Delegation mit einigen Polizeibeamten und sucht Banner, die sich gegen den unbeliebten Präsidenten Herrn Lukmanov richten. Die Ultras werden gedrängt, ein Banner zu entfalten und zu zeigen. Zum Vorschein kommt die Botschaft »Lukmanov unser Kapitän«. Dagegen sei doch wohl nichts zu sagen! In der Tat scheint auch die Delegation hier keine Handhabe zu sehen. Auch über den lächerlich bunten Gockel, der das Plakat ziert steht anscheinend nichts in der Dienstanweisung. Links von uns ist die halbvoll besetzte Haupttribüne. Im ersten Block der anderen Kurve stehen die knapp 100 Dust-Ultras. Im Gästeblock finden sich die etwa 800 Torpedo Fans ein. Der Support hier lässt sich trotz des sehr länglichen Blocks gut an. Schnell finden sich ein linker und ein rechter Teil
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Bilder Auch der Gästeblock vermag nicht zur Verbesserung der Luftqualität beizutragen. Schleppende Heimfahrt im Zug nach Moskau.
für Wechselgesänge. Der Mitmachanteil ist hoch, so wie es sich für Auswärtsspiele gehört. Torpedo bedient sich nie eines Capos und ist ausdrücklich stolz auf darauf, dass jeder einen Gesang anstimmen kann. In der ohnehin schon für schlechte Luftqualität bekannten Stadt, nimmt man es dann mit den spielbegleitenden Aufforderungen, das Abbrennen von Pyrotechnik zu unterlassen auch nicht so genau. Das Spiel selbst ist eher dürftig. Folgerichtig stellen zwei Elfmeter die Höhepunkte der ersten Halbzeit dar. Den ersten verwandelt Torpedo, den zweiten vergibt Khimik. Besser ist die zweite Halbzeit. Torpedo tritt deutlich souveräner auf, spielt Möglichkeiten heraus und bestätigt die gute Serie der vergangenen Wochen. Zwei weitere Treffer sorgen für Feierstimmung im Gästeblock. Mit dem Schlusspfiff marschiert eine Polizeikette auf, aber irgendwie spürt man, dass hier und heute nichts passieren wird.
Zeit rumkriegen im sauren Regen Beim Verlassen des Stadions wird nochmal ausgebremst und die Menge entzerrt. In Deutschland ist ja eher das Bündeln, Einkesseln und Eskortieren
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FUSSBALLKULTOUR
Ein Hauch Wildost im Bistrowagen
gebräuchlich. Hier dagegen wird man der Rudelbildung vorbeugend, grüppchenweise rausgelassen. Auf dem Weg passiert man ein Spalier von Polizisten mit ausgedruckten Fotos, die anscheinend noch ein paar auffällig gewordene Besucher zu fi nden versuchen. Es regnet. Toxischer Regen, wie Artems Freunde scherzen. Wir haben noch zwei Stunden bis zum Zug und suchen eine Kneipe. Die Hälfte der Zeit haben wir fast rum, als wir fündig werden. Es ist eine Art Sportsbar. An der Dekoration hier merkt man wieder einmal, wie gewichtig der englische Fußball im internationalen Bewusstsein ist und wie unbedeutend der deutsche. Artem bestellt uns schnell zwei Bier und ein Paket Pistazien, da wir schneller zum Zug müssen als die anderen. Die Bedienung stellt uns einen Teller mit genau 17 Pistazien hin. Ein Witz? Nein, nein. Es seien eben kleine Päckchen. Wir sind zu perplex, den Preis pro Stück zu überschlagen. Wir bestellen noch zwei Bier für den Weg und verabschieden uns zum Zug um 18.45 Uhr. Die anderen hier müssen noch bis 1.20 Uhr warten, allerdings macht der Laden um 23 Uhr dicht. Auswärtsfahrten sind eben nicht immer nur Spaß.
Zukünftig werden regelmäßig spannende Reisen oder Touren des FussballkultourKombinats in unserem Magazin Platz finden. Wer sich aber auch zwischendurch inspirieren lassen oder einfach informieren möchte, der schaut auf der Webpräsenz www.fussballkultour.de vorbei. Dort gibt es eine Menge zu entdecken! Versprochen.
Unser Zug kommt aus Nowosibirsk und fährt bis nach Brest. Er gehört zur weißrussischen Flotte. Wir haben zwei obere Liegen in einem alten Großraumwaggon. Das Ehepaar unten lässt uns aber mit sitzen. Die sind tatsächlich schon seit drei Tagen hier in dem Zug unterwegs und in ihren abgetragenen Trainingsanzügen sehen sie aus, als seien sie Teil von ihm geworden. Auch vor uns uns liegen noch schlappe 6 1/2 Stunden Fahrt. Schon nach einer Stunde müssen wir ausweichen, da die beiden sich ablegen. Wir fi nden eine freie Bank und öffnen ein weiteres Bier. Bereits beim nächsten Halt steigt ein gebrechlicher älterer Herr zu. Die Schaffnerin bittet uns, ihm die Bank zu überlassen, da er nicht in sein Hochbett klettern kann. Machen wir. Letzte Zuflucht ist der Bistrowagen ein Stück weiter hinten. Der ist interessant, mehr wie ein Stehcafé-Kiosk, der das 20 jährige Jubiläum seiner letzten Renovierung feiert. Stilecht gibt es weißrussisches Bier zu – absurden, ach nein, gut – weißrussischen Preisen. Etwas seltsam. Der Zug ist vier Tage in Russland unterwegs und nur einen in Belarus selbst. Doch der Kioskier in seiner Kabine tippt jedes Mal aufs Neue einen Wechselkurs in den Taschenrechner. Artem mutmaßt, dass er sich so die Möglichkeit vorbehält auch mal in den Preisen zu variieren. Soll uns aber egal sein. Für uns ist das Bistro der Schalter von »Absackbier« zu »Steilgehen«. Zu uns gesellen sich bald vier sehr junge Torpedo Ultras und wir unterhalten uns gut. Als das Bistro um 22 Uhr auch schon wieder schließt sind sie es, die uns auffangen. In ihrem Abteil seien zwei, die eh nicht schliefen und wir könnten mitkommen. Gesagt getan. So sitzen wir dann zu acht in dem kleinen Abteil. Die beiden Weissrussen steigen obwohl völlig fussballfremd schnell in die Gespräche ein und es wird sehr kurzweilig. Die Youngsters zeigen mir auf dem Telefon die Ultra-Malereien ihrer Crew. Ich sage, dass ich in Moskau wenig davon gesehen hätte verglichen mit Kiew oder polnischen Städten und sie meinen, die meisten Sachen hätten dort nur die Lebensdauer von einem Tag. Manches werde gereinigt anderes von Dynamo oder ZSKA übermalt. Ich mag wie interessiert die Jungs sind. Zunächst sind es Hooliganfi lme, Russisches Bier, Hardbass und Hip Hop, dann Ostund Westdeutschland, Lukaschenko, Stalin, Hitler und irgendwann meint Artem wir klängen wie die beiden Trinker der Hinfahrt. Am Ostende der Stadt steigen die Jungs aus und es wird ruhiger. Aber sicher sind auch wir gleich zuhause.
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KOLUMNE
WEITWINKEL
WEITWINKEL
BLICK AUF EINTRACHT AUS DER FERNE von: Holger Hoeck / Foto: Bernhard Grimm
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ndlich Frühling. Es wurde aber auch Zeit! Wochenlang dieses graue, trübe Wetter, manchmal mit Nebel, Schnee- oder Graupelschauern aber nur selten mit richtigem Schnee. Diese ständige Dunkelheit schlug einem ja auch auf's Gemüt. Morgens gegen neun wurde es erst hell, dafür war es gegen 16 Uhr schon wieder Nacht. Vorbei!!! Zum Glück. Stattdessen erwarten uns nun saftig grüne Wiesen, blühende Blumen und Vogelgezwitscher überall. Und natürlich laden Biergärten und längeres Tageslicht zu einem kleinen gemütlichen Umtrunk im Freien ein. Auch wir Eintracht-Fans haben uns jetzt umgestellt. Nicht nur auf neue – beziehungsweise (vorübergehend) weggefallene, bekannte – Gesichter im Profi kader, sondern insbesondere auch kleidungsmäßig. Die Männer haben die Winterjacke – genannt »Parka« – und die Eintracht-Handschuhe abgelegt, während sich weibliche Fans dicker Wollmützen und der extra kuscheligen und warmhaltenden blau-gelben Jumboschals entledigt haben. Auch die Nachwuchs-Fans sind froh, endlich ihr mit EintrachtLogos versehenes Winterset auf Mamas schmutzigen Wäschehaufen werfen zu können. Stattdessen beginnt jetzt wieder die Zeit, in der man sich modisch-chic, sportlich-sexy oder zumindest cool kleidet.
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Doch mit einer Eintracht-Sonnenbrille ist es nicht getan: Da muss mehr gehen! Also ihr Kerle, rein in eines der mannigfach angebotenen Kapuzensweatshirts, Polohemden oder stylishen T-Shirts! Passend dazu wird noch ein Wollschal »Classic«, »Karo«, »Balken« oder »Schriftzug« um den Hals geschwungen. Wie wäre es zudem mit einem Basecap aus dem Sortiment »Softmesh«, »Streifen« oder »Fashion«? Ihr seht sooo gut aus ... Von den Eintracht-Mädels erwarten wir männlichen Fans hingegen etwas anderes. Ein paar Hingucker im Frühling wären nicht schlecht. Für den Übergang sollte eine Kapuzensweatjacke »Streifen« genügen. Und wenn es dann so richtig warm ist, möchten wir euch im sexy geschnittenen T-Shirt »Logo«, »Schriftzug« oder »Streifen« (yeah!) sehen. Mütze und Schal bitte weglassen, sonst kommen eure wunderbaren Haare und euer Dekolleté doch nicht zur Geltung. Ich weiß: Macho-Gelaber ... Der Eintracht-Shop bietet heutzutage für jeden Fan – egal welchen Alters oder Geschlechts – nahezu alles an, was das blau-gelbe Herz begehrt. Nicht nur bei Eintracht boomt das Geschäft. Für viele Fans gehören Frühstücksbrettchen, Eierbecher, Besteck, Teller, Tassen oder Müslischale in den jeweiligen Vereinsfarben mittlerweile einfach zur normalen
Haushaltsausstattung. Die Fan-Artikel eignen sich natürlich auch prima als Geschenk zu diversen Festivitäten. Erst kürzlich war das Osterfest. Da schenkte der Papa seinem neunjährigen Sohn Kevin einen Eintracht-Schokoladenosterhasen oder – aufgrund guter Schulnoten – gar ein Eintracht-Riesen-Osterei. Mama legte noch etwas »Löwen-Speck« obendrauf, obwohl Kevin doch bereits jetzt eher als pummelig gilt. Aber auch der Kleine hatte mitgedacht und »Löwen-Kaugummi« und »Löwen-Lollies« von seinem Taschengeld besorgt. Die überreichte er seinen Erzeugern freudestrahlend. Was für ein herrliches Osterfest! Da würde der Auferstandene ganz schön staunen. Der wer?
Da war das Schweißband für die heißen Spielduelle mit Bayer 05 Uerdingen schon das Coolste, was man mit ins Stadion nahm. Das Beste daran: Diese »Auswahl« hat uns damals vollends ausgereicht! Wir waren froh, wenn das EintrachtTrikot nach dem Waschen nicht zu sehr eingelaufen war und man sich gerade so noch zum nächsten Spiel hineinzwängen konnte. »Passt scho´«, hätte der Bayer dazu gesagt. Dann das dünne Käppi (mit schickem Sonnenschutz) aufgestülpt und fertig. Halt, beinahe mein Schweißband vergessen ... Ich hätte da noch einen Vorschlag für die Merchandising-Erfi nder von Eintracht: Denkt mehr an die Gesundheit eurer Anhänger und macht mal eine eigene »Eintracht-Apotheke« auf. Die bereits im Sortiment angepriesene Wärmflasche ist schon ein guter Anfang. Der leckere Kaffee ebenfalls. Aber jetzt bitte weiterdenken! Wir Fans benötigen auf jeden Fall die »Eintracht-Kopfschmerztabletten«! Damit lassen sich durchzechte Nächte oder Frust-Saufen nach einer Niederlage in der 93. Minute tags darauf viel besser ertragen. Falls die Monatsblutung unerwartet früh beginnt, würden sich Faninnen bestimmt sehr über Tampons oder Binden mit aufgedrucktem Eintracht-Wappen freuen. Und natürlich brauchen wir Kondome. Ganz dringend! Denn was gibt es Schöneres, als während des Jubels über einen unerwarteten Sieg plötzlich die Traumfrau oder den Traummann in den Armen zu halten und das junge Glück mit gemeinsamem Feiern zu beginnen. Und wer weiß, wo das später noch hinführt. Eben. Sicher ist sicher ...
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„Ich will nicht nur im Spiel siegen. Ich will auch bei der Wohnungssuche gewinnen ! „
In solchen Momenten erinnere ich mich wieder daran, wie ich als kleiner Junge Anfang der achtziger Jahre mit großen Augen vor »Sport Siuda« stand. Älter werdende Leute wie ich wissen, dass dies damals, abgesehen von der Eintracht-Geschäftsstelle, der einzige Laden war, in dem man Eintracht-Fanutensilien kaufen konnte. Aber was war das zu jener Zeit noch für eine »Auswahl«? Trikot (mit »Jägermeister«-Hirschkopf), auf Wunsch mit dazugehöriger Hose und Stutzen, ein (!) Wimpel, eine Fahne, ein paar Aufkleber (Kult bis heute: »Nicht hupen, Fahrer träumt von Eintracht Braunschweig«) und sonstiger Kleinkram.
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NEUES VON DAMALS
Niklas in den 70ern: Dort wo heute der Regionalligaelf spielt, war es auch schon früher zuweilen ungemütlich. Schon die Bundesligastars der 1970er mussten sich mit Sturm und miesem Wetter arrangieren. PAUL BREITNER schien darin sogar Spaß zu finden. 82
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Foto: Hartmut Neubauer
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NEUES VON DAMALS
Teil
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KOLUMNE
DIETER ZEMBSKI
ELF FREUNDE? VON WEGEN!
Als die DEUTSCHE FUSSBALL-NATIONALMANNSCHAFT 1954 in BERN durch einen 3:2 Sieg gegen UNGARN zum ersten Mal Weltmeister wurde und damit eine ganze Nation in einen Freudentaumel stürzte, entstand der legendäre Begriff der »Elf Freunde«. Diese Formel wurde für uns als Kinder der Schlüssel zum Erfolg. Einer für den Anderen! Daran habe ich auch geglaubt: Bis das Fußballspielen für mich zum Beruf wurde.
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ie ersten Risse dieser These entstanden bei mir nach einem halben Jahr als Profi : Als aus dem Fußball »spielen« ein Beruf mit täglich gefordertem Leistungsnachweis wurde und ich die Gruppendynamik und die Hierarchie einer Profitruppe kennenlernte. Diese Hierarchie zu durchbrechen und die Leiter immer eine wenig höher zu steigen war nur möglich, indem man ein Ziel nie aus den Augen verlor: Besser als der Konkurrent sein! Mit allen Mitteln!
Da jede Position doppelt besetzt war (heute fast dreifach), musste man dem Trainer unter der Woche beweisen: An mir kommst du nicht mehr vorbei, ich spiele Samstag! Erst wenn du das verinnerlicht, begriffen und praktiziert hast, wirst du zum Profi. Und damit kannst du deine »Elf Freunde« getrost in den Mülleimer werfen! Es galt, im täglichen Training zum »Einzelkämpfer« zu werden, deinen Posten zu erringen oder zu festigen, ohne zu vernachlässigen, diesen in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Als Sepp Piontek 1969 bei Werder Bremen durch eine Knieverletzung ausfiel, bekam ich meine große Chance: Die Position des rechten Verteidigers habe ich nicht wieder hergegeben und große Gedanken, warum das so war, machte ich mir nicht. Ich war froh, endlich spielen zu können! Es mag für Außenstehende schwer zu begreifen sein aber in der Anfangsphase deiner Karriere ist dir deine eigene Leistung viel wichtiger, als das Ergebnis. Hauptsache deine Leistung wurde allgemein als gut bezeichnet. Klingt hart, ist aber so. Du willst ja nach oben.
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1971 bekam ich meine zweite Einladung zur Nationalmannschaft. EM-Qualifi kation Polen gegen Deutschland in Warschau. Paul Breitners erstes Länderspiel. Ich auf der Bank. Paule spielte einen schlampigen Rückpass, Gadocha erzielte das 1:0 für Polen. Meine Reaktion: Äußerlich bedauerte ich die Situation, innerlich jedoch herrschte ein Frohgefühl in mir, denn ich dachte: Jetzt bist du dran! Weit gefehlt: Paule spielte weiter, Deutschland gewann 3:1 und wurde 1972 Europameister. Szenenwechsel: Die »Millionentruppe« Werder Bremens Anfang der siebziger Jahre. Neue Spieler brachten das Gehaltsgefüge durcheinander (die Stadt half Werder). Nur die Leistung stimmte nicht. Das Ergebnis war ein Hauen und Stechen im Training. Von »Elf Freunden« konnte da nicht ansatzweise die Rede sein. Szenenwechsel: Braunschweig in Köln am 8. September 1979. Trainer war damals Heinz Lucas. Halbzeitstand 1:2. Lucas nahm Didi Erler und mich in der Halbzeit aus dem Spiel, ersetzte uns durch zwei junge Spieler. Wir setzten uns also nebeneinander auf die Bank und schauten zu. Dann fielen die Tore für Köln: 47., 66., 78., 81., 87., 90. Minute – Endstand 1:8! Bei jedem Gegentor zeigten wir »obenrum« Bedauern, stießen uns aber »untenrum« an: Recht so, du Idiot! Die Entlassung des Trainers folgte nicht sehr viel später … Ja, ja, die »Elf Freunde«. Die Ausnahme einer langen Karriere ist der Bestand von Freundschaften aus dieser Zeit. Wenn man das Glück hat, diese zu erfahren – ich bin so ein Glückspilz – darf man einfach nur dankbar sein. Und ich kann sagen: Ich bin es!
Foto: Hartmut Neubauer
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PORTRAIT
WERNER MÜLLER
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Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden.«
[Nick Hornby, britischer Schriftsteller] 86
PORTRAIT
NEUES VON DAMALS
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Werner M üller WERNER MÜLLER
von: Michaela Beck & Erik Baake // Fotos: Frank Vollmer
Ein Fußballerleben
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erner Müller war fünf Jahre alt, als die Deutsche Nationalmannschaft 1954 in Bern zum ersten Mal Weltmeister wurde. Wie auch für Dieter Zembski, dem Autoren der vorhergehenden Kolumne, Kolumne, wurde der Begriff der »11 Freunde« für Müller zum geflügelten Wort. Werner Müller ist ein Fußballer der alten Schule – ein Fußballkavalier.
Im selben Jahr gewann Rot-Weiß die Meisterschaft und stieg in die damalige Verbandsliga auf. Das Endspiel gegen die Spielvereinigung Wacker wird Werner Müller nie vergessen. Der Gewinn des Meistertitels und die Pokalübergabe waren für den jungen Spieler ein mehr als beeindruckendes Erlebnis. Nur zwei Jahre später wählte die Mannschaft den jungen Spieler zum Kapitän.
Aufgewachsen in der Fußballstadt Braunschweig wurde Werner Müller schon früh mit dem Virus »Fußball« infiziert. In Zeiten, in denen es noch keine Playstation und FIFA 15 gab, ging man stattdessen nachmittags auf den Bolzplatz und trat noch höchstpersönlich gegen das runde Leder. So auch Werner Müller, der sich nach der Schule mit seinen Freunden zum Kicken traf. Unter dem Motto »Einer für alle, alle für einen« begann der heute 65-Jährige seine Karriere bereits mit acht Jahren beim VfB Rot-Weiß 04 Braunschweig. Schnell wurde der Fußballplatz zu seinem zweiten zu Hause und Rot-Weiß zum Verein seines Herzens. Oftmals hat der kleine Werner damals bei Spielen der 1. Herrenmannschaft zugeschaut und neunzig Minuten lang voller Emotionen mitgefiebert: »Wenn die verloren haben, habe ich als kleiner Junge geweint.« Damals war der größte Wunsch des kleinen Kickers: »Da willst du auch mal spielen.« Werner Müller packte der persönliche Ehrgeiz. Nachdem der junge Mann herangewachsen und seine ganze Jugend beim VfB Rot-Weiß verbracht hatte, erreichte er bereits mit 17 Jahren sein Ziel. Unter der Leitung von Bertram von Cramon, wurde der Teenager verfrüht von der A-Jungend in die 1. Mannschaft aufgenommen und vom Trainer weiter gefordert und gefördert.
Nun hatte sich der Kicker eigentlich bereits seinen Kindheitswunsch erfüllt: Er war ein guter Fußballer geworden und spielte in der Mannschaft, die er in seiner Kindheit bewundert hatte, in dem Verein, in dem er groß geworden war. Mehr wollte er gar nicht. Doch der Fußballgott hatte andere Pläne für den begabten Spieler. Ausschlaggebend für seinen weiteren sportlichen Werdegang war der Wolters-Pokal und das Endspiel, welches damals von der 1. Herrenmannschaft des VfB Rot-Weiß 04 und den Amateuren von Eintracht bestritten wurde. Rot-Weiß besiegte damals die Amateure und gewann den Pokal. Werner Müller traf in diesem Spiel zwei Mal für seinen Verein – was dem damaligen Trainer der Eintracht-Amateure, Heinz Patzig, nicht entging. Einige Tage später klingelte es an der Haustür des Müllersch´en Elternhauses. Vater Müller öffnete die Tür und staunte nicht schlecht, als der Gast ihm mitteilte, dass Eintracht Braunschweig seinen Sohn gerne zum Probetraining einladen würde. Müllers Vater war hoch erfreut über dieses Angebot und sicherte das Erscheinen seines Sprosses zu. Bei seinem Sohn stieß er damit allerdings auf wenig Begeisterung. Der junge Werner hatte sein Herz bereits an den VfB verschenkt und reagierte wesentlich weniger euphorisch als sein alter Herr. ►
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WERNER MÜLLER
Werner erklärte seinem Vater, dass alle seine Freunde beim VfB spielen und er allein deshalb nicht den Verein wechseln könne. Doch Vater Müller akzeptierte keine Widerrede: »Du gehst da hin, ich fahre dich persönlich.«
»Erfolg ist kein Zufall. Es ist harte Arbeit, Ausdauer, Lernen, Studieren, Aufopferung, jedoch vor allem, Liebe zu dem, was du tust oder dabei bist zu lernen.« [Pelé, pensionierter brasilianischer Fußballer]
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er junge Müller beugte sich dem Willen seines Vaters und ließ sich vom Senior zum Probetraining fahren. Natürlich war der halbwüchsige Werner gleichermaßen begeistert wie eingeschüchtert, als er in der Kabine auf Bundesliga-Stars wie Horst Wolter, Klaus Gerwien, Wolfram Grzyb oder auch Trainer Otto Knefler traf. Da stand er nun mit seiner Sporttasche mitten unter den Eintracht-Spielern und konnte gar nicht glauben, dass er hier sein Können zeigen sollte. Doch bevor das Training begann, war es für den jungen Kicker auch schon wieder vorbei. Nachdem er sich beim Trainer vorgestellt und selbigem erklärt hatte, warum er heute hier sei, schickte dieser ihn mit den Worten: »Da kommst du aber morgen, jetzt bist du zu spät« wieder nach Hause. Wahllos begab sich Müller also zurück zum Auto seines Vaters, welcher ihm versicherte, ihn am folgenden Tag nochmals persönlich – und dieses Mal pünktlich – zum Training zu bringen. Tags darauf dort angekommen erhielt Müller einen ersten Einblick in das Leben eines Profisportlers. Amateur-Trainer Heinz Patzig zeigte ihm die Kabine und wies ihn an, sich für das Training umzuziehen. Kaum hatte Müller den ersten Schuh ausgezogen, kam auch schon der erste Spieler und verscheuchte ihn unwirsch von seinem Platz: »Sag mal, kannst du nicht lesen? Guck mal was da steht, das ist mein Platz.« Endlich auf dem Platz angekommen verdeutlichte ihm Patzig, dass er nun sein Können unter Beweis stellen müsse. Erste Herausforderung: Runden laufen. Also sprintete Müller los und schob sich zügig an den Anfang der Spielermeute, um sich möglichst gut zu präsentieren. Doch auch hier wurde sein Ehrgeiz schnell gebremst. »Pass mal auf, Sportsfreund. Wir geben hier das Tempo an. Mach das du hinter kommst«, lautete die Ansage der alten Hasen. Die nächste Aufgabe bestand darin, sich beim Spiel »Vier gegen zwei« möglichst wenig in der Mitte aufzuhalten. Doch das gestaltete sich für den jungen Fußballer schwieriger als gedacht: »In jungen Jahren hat man immer geglaubt, dass man Fußball spielen kann. Aber da wurde dir dann erst mal gelehrt, wie Fußball überhaupt gespielt wird.« Vier Jahre lang lernte Müller schließlich bei und von den Amateuren und auch den Profis der Eintracht. Vier Jahre, in denen er sein fußballerisches Können verbesserte und optimierte – ab und an durfte man auch mit den Profis trainieren. 1971 erlebte der junge Kicker hautnah die Auswirkungen des Bundesliga-Skandals. Damals hatten sich einige Eintracht-Spieler bestechen und vom Bauunternehmer Rupert Schreiner mit einer Geldprämie ködern lassen. Die Zahlung sollte fällig werden, wenn der BTSV im letzten Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen nicht verlöre.
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Nachdem diese Korruption ans Tageslicht kam, wurden einige Spieler von Eintracht Braunschweig mit Sperren und Geldstrafen gemaßregelt. Ein unschönes Kapitel in der Geschichte des BTSV. Doch ergab sich hierdurch die Chance für einige Amateure in der ersten Liga zu spielen, denn die gesperrten Bundesliga-Stars – wie zum Beispiel Lothar Ulsaß oder Burkhardt Öller – mussten ersetzt werden. Müller durfte damals, zusammen mit Ronald Feuerhahn und Gerd Kohlmeyer, bei den Profis mit trainieren. Keiner der drei kam aber schlussendlich in der Bundesliga zum Einsatz.
»Fußball hat eine nicht zu unterschätzende soziale Funktion, nicht nur für die Zuschauer, auch für die Aktiven auf allen Ebenen.« [Erich Ribbeck, ehemaliger
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deutscher Fußballspieler und -trainer]
974 wechselte der damals 25Jährige schließlich zum SC Leu 06, dessen 1. Mannschaft zu dieser Zeit in der Regionalliga spielte. Eintrachts ehemaliger Torwart Johannes »Hennes« Jäcker hatte die Truppe damals als Trainer übernommen. Aufgrund von Umbaumaßnahmen trainierte man vorerst auf Asche – für die Maßstäbe der Regionalliga ein unterirdisches Platzniveau. Nach einem Jahr Hartplatz kehrte der SC Leu zum Franz´schen Feld zurück. Schließlich wechselte auch der Trainer wieder und Hans-Georg Dulz übernahm die Mannschaft – ein Mensch, der den jungen Müller geprägt hat: »Das war schon ein uriger Typ. Der kam aus Afrika, hat da unten irgendeine Nationalmannschaft trainiert. Was der an Sozialverhalten, an Menschlichkeit gehabt hat, das war so ein feiner Kerl.« Der junge Kicker verstand sich prächtig mit dem neuen Trainer. Auch als Müller nach einigen Jahren bei Leu ein Angebot von Achim Werner bekam, der ihn zum VfB Peine holen wollte, wurde er vom Coach unterstützt. Dieser führte die Verhandlungen im Namen seines Spielers und vereinbarte sogar noch eine kleine Summe, welche Müller erfreut annahm. Die nächsten Jahre kickte der leidenschaftliche Fußballer also wieder in der Verbandsliga. Unter Trainer Otto Laszig verpasste die Mannschaft dann jedoch knapp den Aufstieg in die Amateuroberlige (heute Regionalliga) und verlor das entscheidende Spiel in Lübeck in der letzten Minute mit 1:2. Doch Müller hatte bereits im Vorfeld eine Entscheidung getroffen. Achim Werner, mittlerweile bei Union Salzgitter, hatte dem Freund ein Versprechen abgenommen: »Werner, wenn ihr nicht aufsteigt kommst du zu uns.«
Also wechselte Werner Müller erneut den Verein und spielte unter Achim Werner in der Oberliga. Dort traf der Fußballer wieder auf alte Freunde – viele ehemalige Eintracht-Spieler wie Ronald Feuerhahn oder Wolfgang Brauer, Michael Duda oder Michael Stautz kickten mittlerweile beim SV Union Salzgitter: »Das war einfach eine geniale Truppe, auch menschlich gesehen. Das hat einfach sehr viel Spaß gemacht damals«, erinnert sich Werner Müller heute. Doch die Zeit bei Union Salzgitter verging schneller als gedacht. Müller, mittlerweile Anfang 30, verließ den Verein nur wenige Jahre später, da er sich mit der anstehenden Umstrukturierung bei Union nicht anfreunden konnte und kehrte zurück zum VfB Peine.
Dort hatte der Trainer gerade sein Amt niedergelegt und die Mannschaft suchte nach einem neuen Coach. Die Rückkehr von Werner Müller kam den Sportfreunden mehr als gelegen: »Mensch, dann mach du doch den Spielertrainer. Wir sind alle für dich, die Mannschaft hat schon abgestimmt.« Die 1. Mannschaft des VfB Peine schätzte den ehemaligen und nun zurück gekehrten Kollegen nicht nur wegen seiner Menschlichkeit, sondern auch aufgrund seiner Erfahrung in höheren Spielklassen. Müller wurde von dieser Entscheidung ein wenig überrumpelt – besaß er doch zu diesem Zeitpunkt nicht einmal eine Trainerlizenz und hatte zudem gar nicht geplant, die Trainerlaufbahn einzuschlagen. Doch nachdem die Mannschaft demokratisch den neuen Trainer gewählt hatte, konnte Werner Müller den Sportlern ihren Wunsch kaum abschlagen.
»Alles, was ich über Moral und Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball.« [Albert Camus, fran-
zösischer Literaturnobelpreisträger und Fußballverrückter über seinen Lieblingssport]
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ieder einmal scheint es, als habe der Gott des Fußballs den weiteren sportlichen Werdegang von Werner Müller bereits vorgezeichnet. Nach Absolvierung der Trainerlizenz folgten sechs Jahre beim VfB Peine. Im Anschluss war Müller beim BSC als Trainer tätig.
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Der Erfolg bestätigte den jungen Coach: Zwei Mal gewann er mit der ersten Herrenmannschaft des BSC die Stadtmeisterschaft. Schließlich stieg das Team unter seiner Leitung in die Landesliga auf. Dann ergab sich für Müller endlich die Situation, auf die er so lange gewartet hatte. Nach sechs Jahren am Franz´schen Feld trat der immer noch bei Rot-Weiß 04 tätige Bertram von Cramon an seinen früheren Schützling heran und bot ihm das Traineramt der 1. Herrenmannschaft in seinem Herzensverein an. 1999 kehrte Werner Müller endlich zurück an den Madamenweg. Es folgten ereignisreiche Jahre. Nach dem Abstieg in die Bezirksklasse konnte Müller das Team wieder aufbauen und gemeinsam mit der Mannschaft bereits ein Jahr später in die Bezirksliga zurück kehren. In der Saison 2001/2002 erfolgte erneut ein Aufstieg, nun in die Landesliga, in welcher sich das Team in den folgenden vier Jahren hielt. Laut Müller war dies nicht nur seiner Arbeit und der Leistung der Mannschaft zuzuschreiben, sondern vor allem auch der Verdienst von Bertram von Cramon. Der Förderer des jungen Trainers half selbigem auch bei seiner späteren Karriere und unterstützte ihn in vielfältiger Art und Weise: »Mit ihm hatte ich diesen Erfolg, ohne ihn hätte ich das nie geschafft. Er war derjenige, der mir wirklich geholfen hat.« Ganze 14 1/2 Jahre verbrachte Müller schließlich als Trainer bei »seinem Verein« und überbot damit sogar noch seine Mitgliedschaftszeit in der Jugend. Dabei wollte er gar nicht so lange als Trainer tätig sein. ► 89
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Doch immer wieder wurde er dazu überredet, seine Tätigkeit zu verlängern. Insgesamt widmete der fußballbegeisterte Norddeutsche mehr als ein Vierteljahrhundert dem Verein RotWeiß Braunschweig und engagierte sich dabei auch über seine eigentliche Position hinaus. So übernahm er, zusammen mit dem für den Inhalt verantwortlichen Frank Speer, die Stadionzeitung und kümmerte sich um die Anzeigenkunden und Sponsoren des Vereins sowie die Finanzierung der Zeitschrift. Geplant war lediglich eine etwa halbjährige Aushilfstätigkeit – schlussendlich betreute Müller ganze zehn Jahre lang dieses Ressort. Dabei versorgte er die Interessenten mit Informationen zum Verein, brachte den Sponsoren regelmäßig die Stadionzeitung vorbei und organisierte für selbige einmal im Jahr ein Braunkohleessen im Vereinsheim. Außerdem setzte er sich dafür ein, dass auch die Spieler von den Einnahmen der Stadionzeitung profitierten. Müller setzte durch, dass der Co-Trainer für seine Leistungen bezahlt wurde und die Spieler Benzingeld für die Fahrten zu Auswärtsspielen erhielten. Auch innerhalb seines Traineramtes war Müller immer um Optimierung bemüht und führte so zum Beispiel das Trainingsgeld bei Rot-Weiß ein. Jeder Spieler, der regelmäßig an den Trainingseinheiten teilnahm, wurde dafür mit einem geringen Betrag entlohnt. Später wurden auch pro Punktgewinn ein paar Euros ausbezahlt. Doch Trainer Müller achtete auch auf Ordnung, Disziplin und vor allem auf das Bewusstsein der Vorbildfunktion: »Die 1. Herren-Spieler sind Vorbilder für Jugendliche. Ich kann euch das Rauchen nicht verbieten, aber wenn ihr das Vereinsgelände betretet wird die Zigarette ausgemacht.« Auch durften sich die Spieler keinesfalls mit einer Bierflasche in der Hand erwischen lassen, wenn sie das Trikot noch am Leib trugen. Verstießen die Fußballer gegen die Regeln des Trainers, war es an ihnen, die Mannschaftskasse zu füttern. Auf diese Art und Weise versuchte Müller den Spielern ein gewisses Verantwortungsbewusstsein mit auf den Weg zu geben – aber immer mit einem Augenzwinkern. »Jeder hatte sich an die Regeln zu halten und wer das nicht tat, der zahlte Geld in die Mannschaftskasse. Dann gab es immer den Spruch: ›Guck mal, die Currywurst, die er isst, hast du mit deine Strafe bezahlt‹«, erzählt Müller heute lachend. Dabei verlor der Trainer das Wesentliche jedoch nie aus den Augen und glaubte
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immer an das freundschaftliche und respektvolle Verhältnis zu seinen Spielern, welches auf gegenseitigem Vertrauen und Ehrlichkeit basierte: »Ehrlichkeit und Sozialverhalten sind das Wichtigste überhaupt, Menschlichkeit zeigen.« Aus diesem Grund war Werner Müller immer bereit, seine Spieler auch außerhalb des Fußballplatzes zu unterstützen, wenn diese in eine Notlage gerieten: »Für mich war es immer wichtig, mit den Spielern auf Augenhöhe zu agieren, nicht von oben herab. Damit der Spieler merkt: Der Trainer ist für mich da.«
»Vollkommenheit gibt es im Fußball nicht. Das ist wie bei einem Orchester. Dort hat der Dirigent auch gerne sechs oder sieben erste Geiger. Doch es kommt auf diejenigen an, die dahinterstehen.« [Otto Rehhagel, ehemaliger Fußballspieler und -trainer]
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ie Menschlichkeit ist etwas, das Werner Müller im Gespräch mit abseits° immer wieder erwähnt. Deshalb schätzt er Trainerkollegen wie Bertram von Cramon, C. Joof oder Edmund Felski. Letzterer war jahrelang bei RotWeiß neben Müller als Co-Trainer tätig und ist für ihn zu einem guten Freund geworden. Müller hat viel Respekt vor Trainern, die mit so viel Herz für den Fußballsport leben: »Wie der sich um die Mannschaft gekümmert hat, er war sozusagen die Mutter der Mannschaft. Dadurch ist auch das Sozialverhalten in der Mannschaft damals ganz groß geworden.« Auch Uwe Walther – Trainer der Freien Turner und eines der bekanntesten Gesichter in der Braunschweiger Fußballszene – hat Eindruck bei Werner Müller hinterlassen: »Menschlich ein feiner Kerl, nie über das Maß hinaus. Er ist auch ein sehr guter Fußballer gewesen. Und vor allen Dingen: Er kommt mit seinen Spielern sehr gut zurecht und findet immer die richtigen Worte.« Eintracht Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht ist Müller im Laufe seiner Karriere ebenfalls mehrmals begegnet. Vor einigen Jahren sind die Beiden sogar in einem Spiel aufeinander getroffen. Damals trainierte Müller die 1. Mannschaft beim VfB Rot-Weiß in der Bezirksliga, während Lieberknecht in
der zweiten Liga die Eintracht coachte. Bis zur Halbzeit konnte Müllers Team das 0:0 halten. »Dann sagte er nach dem Spiel: ›Werner, ich hätte es genauso gemacht, ich hätte mich in dem Spiel auch hinten rein gestellt. Gut gemacht‹«, erzählt Müller mit ein wenig Stolz. Doch nicht nur das Lob hat den alten Hasen im Fußballgeschäft beeindruckt. Es war vor allem die Art und Weise des Trainers von Eintracht Braunschweig, die Müller begeisterte: »Da kommt etwas Persönliches rüber. Das Sozialverhalten, seine ganze Art, die Menschlichkeit – vor ihm habe ich mächtig Respekt. Er ist mir sehr sympathisch. Und sein Fachwissen erst! Du spürst absolut was er leistet bei Eintracht. Ich freue mich für ihn, dass er bei Braunschweig so anerkannt wurde.« Müller denkt gerne an all die Menschen, die ihn auf seinem fußballerischen Lebensweg begleitet haben und schätzt vor allem diejenigen, die wie er den Fußball nicht nur als Sport und als Geschäft verstehen, sondern auch den Mythos der »11 Freunde« immer im Hinterkopf haben: »Deswegen kann ich nur sagen: Hut ab vor solchen Leuten!« Natürlich reflektiert der heute 65-Jährige seine Trainerkarriere auch kritisch: »Als Trainer machst du sicherlich auch Fehler.« Doch gleichermaßen weiß Müller auch, was er in seinem Fußballleben bisher erreicht hat: »Ich war 32 Jahre Fußballtrainer und ich habe die Trainer-Lizenz gemacht – die B-Lizenz. Ich habe sie mit sehr gut bestanden und in der Folge einige Jahre erfolgreich als Trainer gearbeitet. Da sagst du dir: ›Mensch, da hast du ja etwas erreicht in deiner Fußballkarriere, in der Zeit in der du Trainer warst‹ Insofern habe ich mir nichts vorzuwerfen.« Ausschlaggebend war für Werner Müller immer, dass er bei den Spielern, der Mannschaft oder dem Verein etwas hinterlassen konnte – menschlich wie auch fußballerisch: »Mit dem BSC bin ich aufgestiegen in die Landesliga und wir sind Stadtmeister geworden. Die haben sich gefreut, also hast du etwas hinterlassen. Wenn ich heute dahin fahre und mir ein Spiel angucke, dann freuen sich die ganzen alten Fußballer, die mich noch kennen. Ich werde dort immer herzlich empfangen.«
»Fußball ist ein überschaubares Drama mit offenem Ende« [Helmut Markwort, deutscher Journalist und
ehemaliger Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Focus]
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ährend seiner gesamten sportlichen Karriere war gerade Rot-Weiß Braunschweig für Müller immer ein besonderer Verein. Entsprechend stolz müsste er auf seine langjährige Mitgliedschaft sein. Doch wenn er heute an diese Zeit zurück denkt, so tut er das mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Müllers Trainerkarriere beim VfB Rot-Weiß endete abrupt im Herbst 2012. Der Trainer hatte damals bereits bekannt gegeben, das Traineramt niederzulegen. Doch sowohl er, als auch die Mannschaft waren sich darüber einig, die laufende Saison noch gemeinsam bis zu deren Ende im Sommer 2013 zu bestreiten. Aufgrund der schwierig gewordenen Zusammenarbeit mit dem Vorstand und einiger Missverständnisse in Folge wurde der Vertrag vom Coach der 1. Mannschaft jedoch frühzeitig aufgekündigt und der neue Trainer, Thomas Dorawa, übernahm das Amt bereits im November 2012. Für Werner Müller eine herbe Enttäuschung, zählte für den Fußballkavalier der alten Schule doch immer an erster Stelle der Verein, die Ehrlichkeit und das Vertrauen zueinander.
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Das gilt für jeden einzelnen Verein, bei dem Werner Müller im Laufe seines Lebens – ob nun als Spieler oder Trainer – Mitglied war. Doch sein Herz schlug schon seit frühester Kindheit für den VfB Rot-Weiß 04. In diesem Verein hat er seine ganze Jugend verbracht, dort war er groß geworden. Während seiner Trainerzeit beim VfB bekam Müller immer wieder lukrative Angebote von anderen Vereinen, die er aber alle ablehnte. Müllers Herz hing am Madamenweg fest. Entsprechend hart traf ihn das unfreiwillige Ende seiner Trainerkarriere beim Verein seines Herzens: »Ich bin nur enttäuscht von der Art und Weise. Das ist es, was einen persönlich getroffen hat. Das ist meine persönliche Enttäuschung. Da habe ich lange dran geknabbert. Das ging richtig tief rein.« Trotz dieser schmerzhaften Ernüchterung trifft sich Müller heute noch immer regelmäßig mit ehemaligen Spielern von Rot-Weiß. Den Geburtstag des leider schon verstorbenen Klaus Gebhardt – langjähriger Fußballabteilungsleiter bei Rot-Weiß und zudem hochqualifizierter Spieler – ehren die Sportfreunde jedes Jahr, indem sie über alte Zeiten sprechen und in Erinnerungen schwelgen. Auch wenn sich vieles verändert hat: Noch immer hängen die Fußballfreunde mit viel Herzblut an »ihrem Verein«. Aktuell hat Werner Müller kein Traineramt inne. Der 65-Jährige gönnt sich eine Auszeit und genießt die Zeit mit seiner Frau. Doch natürlich hat er das Thema Fußball noch nicht abgehakt Die vielen Bekanntschaften, die er in der Braunschweiger Fußballszene gemacht hat, begleiten ihn im Alltag. So kann es schon mal vorkommen, dass Müller während eines Spaziergangs mit seiner Frau in der Stadt von einem Journalisten der Braunschweiger Zeitung angesprochen und spontan interviewt wird. Sehr oft wird er auch von dem ein oder anderen erkannt, gegrüßt und in ein kurzes Gespräch verwickelt – sogar während des Interviews mit abseits°. Werner Müller weiß das zu schätzen und grüßt jeden Einzelnen zurück, auch wenn er den Namen nicht immer parat hat. Die Entwicklung seiner ehemaligen Vereine verfolgt er nach wie vor. Zu den meisten Vorstandsvorsitzenden, Trainern und Spielern hat er noch heute ein gutes Verhältnis: »Man trifft sich, man unterhält sich, man tauscht sich aus.« Auch ist der sportliche Werdegang für Müller noch lange nicht beendet: »Das ich irgendwo noch einmal als Fußballtrainer arbeite, will ich nicht ausschließen. Man wird angesprochen. Aber jetzt habe ich eben gerade eine kleine Ruhepause«. Bleibt abzuwarten, welche Pläne der Fußballgott noch für das Braunschweiger Fußballurgestein bereit hält.
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altes Eisen Pünktlich betrete ich die Fußballkneipe »Schwarzer Kater« in der Comeniusstraße. Dort wartet schon ein sympathischer Mann Anfang 70. BIRGER TILL ist der älteste aktive Fußballer der Löwenstadt. von: Lars Rücker // Foto: Frank Vollmer
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iese Geschichte ist gewiss nicht alltäglich. »Mein ganzes Leben lang bin ich schon Fußballer«, berichtet Birger Till. Der gebürtige Braunschweiger entdeckte schon früh seine Leidenschaft für den Sport mit dem runden Leder. 1952 begann er in der Knabenmannschaft der Freien Turner zu spielen. Man bescheinigte ihm schon damals sein großes Talent. »Die haben immer gesagt:›Der Junge verdient mal sein Geld mit Fußball‹«, lacht Birger Till. »Höher als Kreisliga habe ich aber nie gespielt«, erzählt er heute schmunzelnd. Über die Schülermannschaft ging es weiter in die A-Jugend der BraunWeißen aus dem Prinzenpark. Weil die Aussicht auf einen Platz im Kader der 1. Herrenmannschaft verschwindend gering schien, entschloss sich der gelernte Maurer zunächst, seine Fußballstiefel an den Nagel zu hängen. Eines ist ihm aber aus seiner Zeit bei den Turnern besonders in Erinnerung geblieben: »Da war ein Schuhhändler, Robert Brinkmann. Da konntest du die Fußballschuhe wochenweise mit einer Mark abbezahlen. Das war ein Samariter. Die Schuhe gab es bald gratis für uns. Der Mann hat damals vielen geholfen.« Auch sind die Freien Turner für ihn nach wie vor »einer der bestgeführten Vereine in Braunschweig«. Die Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz stellt für den heutigen Rentner ebenfalls eine besondere Reminiszenz dar. In Ermangelung eines Fernsehers verfolgte Birger Till das Spiel in der elterlichen Gartenlaube vor einem Röhrenradio. »Als Helmut Rahn kurz vor dem Ende den 3:2 Siegtreffer erzielte, warf ich aus lauter Begeisterung das Radio in die Luft. Das ging dann leider kaputt, aber Ärger gab es glaube ich keinen«, erinnert sich Till heute sichtlich amüsiert. 1960 nahm er das Fußballspielen dank einer Wette wieder auf. »Meine Freunde und ich haben gesagt, dass wir uns alle Acosta anschließen.« Doch der ehemalige Rechtsaußen hielt als Einziger Wort und gewann so die Wette. Vorsitzender beim SC Acosta war seinerzeit Gustav Peinemann, ein alt-internationaler Geher, der in den Farben der Braunschweiger Eintracht bundesweit Erfolge feierte. Er führte auch bei seinem neuen Verein eine Geh-Abteilung ein. Bei einem Sportfest erkannte er die Begabung Tills: »Du bist viel zu schade für den Fußball. Du musst gehen.« Der Erfolg stellte sich schnell ein. Zuerst wurde er Zweiter bei der Bezirksmeisterschaft, bevor es dann zu den ganz Großen ging. »Ich habe 1965 in Duisburg Wedau bei der Deutschen Meisterschaft mitgemacht. Da war ich allerdings unter ferner liefen, weil ich so aufgeregt war. Links ein Weltmeister, rechts ein Olympiasieger. Ich wollte als Erster aus dem Marathontor kommen – wegen der Fernsehübertragung – habe es aber nicht geschafft. Wenn ich nicht unter einer Stunde geblieben wäre, hätten sie mich raus genommen. Das habe ich gerade so geschafft«, lässt der frühere Leichtathlet dieses besondere Ereignis Revue passieren. Er stand unter den besten 30 Gehern Deutschlands in der Bestenliste. Dennoch fand seine Karriere in der Leichtathletik ein jähes Ende, erzählt Birger Till: »Wegen des Trainers habe ich dann aufgehört. Der machte mir Vorwürfe, dass ich nicht trainieren würde, obwohl ich sechs Mal die Woche zu den Übungseinheiten erschien.«
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So widmete sich der ehemalige VW-Angestellte wieder voll und ganz dem Fußball. Nicht nur aktiv, sondern auch als Anhänger von Eintracht Braunschweig. »Schon als kleiner Junge stand ich in der Nordkurve und auch beim ersten Bundesligaspiel gegen den SC Preußen Münster war ich im Stadion«, berichtet er. Bei der Meisterschaft war Till natürlich auch im Stadion. Auf einer Blechdose stehend verfolgte er das Spektakel im bis auf den letzten Platz gefüllten Eintracht-Stadion. »Danach haben wir natürlich einen getrunken und anderen Tags musste ich selber spielen. Da habe ich bei meinem Bruder im Sessel geschlafen, bin zu spät zum Treffpunkt gekommen und musste mich auch wieder auswechseln lassen. Da ging es mir vielleicht schlecht«, entsinnt sich Till an die rauschende Meisterfeier und die Folgen der langen Nacht. Darüber hinaus weiß Birger Till vieles aus seiner eigenen Laufbahn zu berichten. Er erzählt von Lokalduellen auf dem Franz´schen Feld vor über 1.000 Schaulustigen, merkt aber sogleich an, dass Rivalität bei ihm nie in Hass umschlagen würde und er die Leistung anderer genauso honoriere, wie die der eigenen Mannschaft. Er räsoniert über sandige Fußballplätze und darüber, dass der Sport sich verändert habe: »Das Spiel ist schneller und härter geworden.« Die schönste Erinnerung ist aber nach wie vor der Pokalsieg gegen TV Mascherode. »Wir haben gegen die nie gewonnen, aber das Pokalturnier haben wir gewonnen«, schildert der Routinier nicht ohne Stolz. Birger Till war es auch, der den Altherrenfußball bei Acosta wieder ins Leben rief. Im Jahr 2002 gründete er die zuvor abgemeldete Mannschaft neu. In einer Spielgemeinschaft mit dem Polizeisportverein bestand sie bis zur Fusion des Braunschweiger Sportclubs mit dem SC Acosta. Dort spielt Birger Till auch heute noch für die Seniorenmannschaft als Stürmer. Eigentlich möchte er lieber im Mittelfeld spielen, sagt er. »Dort kann ich kreativer sein und die Bälle verteilen aber sie lassen mich nicht. Die denken wohl, dass ich dann umfalle in meinem hohen Alter. Oder aber die Anderen wollen neben mir nicht schlecht aussehen«, erzählt Till und lacht dabei. Die Reaktionen auf sein Alter fallen unterschiedlich aus. Einige belächeln den nach wie vor topfitten 72-Jährigen, andere zollen ihm Respekt. »Ein Schiedsrichter fragte mich mal, wie ich noch so schnell sein kann. Da habe ich nur gelacht und gesagt: ›Schnell müde vielleicht‹«. Im Spiel gegen die Freien Turner nahm man den Stürmer sogar in doppelte Manndeckung, weswegen sich dieser genervt mit den Worten »Ihr seid doch nicht ganz reisefertig« auswechseln ließ. Zum familieninternen Duell wird es für Birger Till jedoch nicht mehr kommen. Sohn Sascha spielt in der Ü40 der Freien Turner. Allerdings lässt die Staffeleinteilung kein Kräftemessen mehr zwischen Vater und Sohn zu. Zuletzt sah man den ältesten Feldspieler Braunschweigs jedoch nicht mehr so häufig auf dem grünen Rasen. »Ich habe jetzt schon lange nicht mehr trainiert. Nur zu Hause mit dem Ergometer. Vor ein paar Wochen habe ich versucht zu joggen. Über eine Stunde bin ich gelaufen. Da habe ich mich übernommen und bin zu Hause fast zusammengebrochen.« In diesem Jahr feiert Birger Till seinen 73. Geburtstag. Ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. »Ich will im hohen Alter nochmal angreifen.«
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Zwischen 1995 und 1999 erschien die Fußballzeitung KICK OFF. In 61 Ausgaben lebten die beiden Herausgeber Jürgen Wadsack und Ralf Krause in reiner Handarbeit ihre Liebe zum Fußball aus. Wir sind froh, Euch ab sofort regelmäßig Auszüge aus der Braunschweiger Sportgeschichte bieten zu dürfen. Was war genau heute vor 20 Jahren los?
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... UND DU BIST SELBST SCHULD!
von: Till-Oliver Becker
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ach, die gute alte Zeit. Gerade wir in Braunschweig lieben sie abgöttisch! Alles war besser – Popinieda war da doch Popivoda, Potatoe-Fritz verweigerte endlich auch in der Löwenstadt Kindern ein Autogramm und Wolfsburg spielte mit Gifhorn und Eintrachts Zweiter in der Oberliga. Klar, wenn man diese gute alte Zeit etwas kritischer reflektiert, war sie eben doch nicht unbedingt besser, sondern lediglich anders. Obwohl … doch, da gibt es eine Sache, die war früher auf jeden Fall besser: Die Sportberichterstattung. In Zeiten, als Redakteur noch ein Beruf war, zu dem man mit einem guten Realschulabschluss Zugang finden konnte – und nicht wie heutzutage mancherorts ohne abgeschlossenes Hochschulstudium chancenlos ist – waren Medien bodenständiger. Authentischer. Ehrlicher. Vielleicht, weil die Redakteure nicht erst durch den Elfenbeinturm Uni gejagt wurden, bevor sie volontierten. Sie hatten vorher oft ganz normale Berufe gelernt, waren also Praktiker. Dem Verhältnis zum Leser hat das ganz sicher nicht geschadet. Doch die Medien haben sich weiterentwickelt – nicht unbedingt zum Besseren. Ein passendes Beispiel ist der Kicker, der Deutschen liebstes Sportdruckerzeugnis. In diesem Moment liegen mir zwei Ausgaben des Kicker vor – eine aktuelle und eine aus den frühen achtziger Jahren. Schenken wir uns die Designkritik, denn dass es greller, bunter und lauter zugeht als vor 30 Jahren, ist unübersehbar. Aber was ist mit dem Inhalt? Auch da hat sich der Kicker massiv verändert. So ist die Gewichtung und Auswahl der Inhalte eine andere geworden, denn neben einer nach wie vor ausführlichen Berichterstattung über die bundesweiten Ligen und ein wenig Regionalliga, nehmen die ausländischen Top-Ligen und die internationalen Wettbewerbe heute wesentlich mehr Platz in diesem Magazin ein. Gab es vor einigen Jahren noch recht wenige Liebhaber zum Beispiel der englischen Premier League, die in einem deutschen Printerzeugnis Spielberichte und Hintergrundartikel erwarteten, so ist die Zahl dieser Menschen mittlerweile spürbar gestiegen. Man hat hier künstlich eine Nachfrage geschaffen. Es ist wie so oft auf globalisierten Märkten: Topmarken setzen sich aufgrund ihrer bloßen Penetranz durch. Und die wird erlangt, weil das Produkt in hoher Stückzahl preiswerter zu haben ist, als das lokale Angebot. Wer kauft schon noch beim Tischler Vollholzmobiliar, wenn nur wenige Kilometer entfernt der Möbelgigant Ikea seine nicht ganz so stabilen Pressholzplatten zu Schleuderpreisen anbietet? Für Redaktionen von Zeitschriften und Magazinen ist es die gleiche Kostenfrage, denn Beiträge über den FC Barcelona können gleichzeitig in vielen Publikationen erscheinen, was sie wiederum preiswerter macht. Dagegen ist es kostenintensiver, über kleinere und weniger gut positionierte Vereine (Sportler, Sportarten, etc.) zu berichten. Vor allem in vergleichbarem Umfang. Dass ab und an doch eine minimale Berichterstattung erfolgt, dient dem eigenen Alibi. Die Redaktionen bügeln Kritik an diesem »go global« gerne mit den angeblichen Interessen ihrer Leser oder Zuschauer ab. Damit machen sie es sich allerdings zu einfach – denn: Zuerst war das Angebot da, dann die Nachfrage. Wobei man fair bleiben muss: Die Medien hatten gar keine andere Chance, denn Nischenpublikationen, die sich dem lokalen oder regionalen Sportgeschehen verschrieben haben, haben es schwer am Markt. Das abseits°-Magazin zum Beispiel muss jetzt neue Wege beschreiten, die mit einer hohen Abhängigkeit von Werbekunden einhergeht.
Das hat der Leser – WIR – so entschieden, als er zwar die Webseite mit Klicks überhäufte, das Heft aber zu oft ein Ladenhüter blieb. Geiz ist geil, Gratisinhalte eine Selbstverständlichkeit! Wie tief diese Mentalität bereits verwurzelt ist, muss auch die Braunschweiger Zeitung immer wieder feststellen, wenn sie es wagt, Artikel nicht kostenlos zu verschleudern, sondern hinter einer Paywall zu verbergen: Dann kocht des Volkes Seele! Dass Redakteure für ihre Arbeit bezahlt werden müssen, will manch einer dann nicht verstehen. Da möchte man diesen Leuten am liebsten den Vorschlag machen, ihre Arbeitsleistungen auch zu verschenken. Gratis Taxifahren, weil an der Autotür ein Werbeaufkleber pappt? Für die Pizza nichts bezahlen, dafür einen Reklameflyer in die Hand gedrückt bekommen? Für lau zum Friseur und sich dem Seitenbacherterror aus Lautsprechern ergeben? Blödsinn. Von Medien aber wird das erwartet. Es ist diese Gratis-Mentalität – gewachsen in den ersten Jahren des Internets in Deutschland – die das Abgleiten einiger Medien in die problematische Abhängigkeit möglich, wenn nicht gar unausweichlich gemacht hat. Inhalte, für die der Leser nichts bezahlen will, müssen anders finanziert werden – durch Werbung. Auch wenn viele Redaktionen es gern abstreiten: Natürlich ist man Werbekunden gegenüber sanfter, denn allein durch Abos oder Einzelverkauf ist eine Redaktion nicht bezahlbar: Ohne Werbung geht das Licht aus. Eine andere Art der Abhängigkeit ist die informelle: Wenn ein Medium über Firma XYZ etwas Negatives schreibt, landet es auf der schwarzen Liste – nicht nur dieser Firma, sondern im schlechtesten Fall einer ganzen Branche. Also bleibt Kritik viel zu oft oberflächlich und harmlos. Und das ist auch ein aktuelles Hauptproblem bei der Sportberichterstattung. Die ganz großen Vereine, wie national der FC Bayern oder Borussia Dortmund, sind allein durch ihre Marktposition durchaus in der Lage, Medien bei unangenehmer Berichterstattung abzustrafen und ihnen damit massiv zu schaden. Für die betroffenen Medien ist es dann durchaus ein Problem, wenn ihnen zum Beispiel der Zugang zur Pressekonferenz verwehrt wird – denn im Onlinezeitalter gewinnt der Erste die Klickregatta, nicht der Beste. Deswegen obsiegen die Vereine in der Regel bei solchen Konflikten, wobei die eigene Größe die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht. Einen langen Atem wie Jens Weinreich – ohne den es in Deutschland bis heute keine kritische Auseinandersetzung mit Sepp Blatter und seinem FIFA-System gegeben hätte – oder Oliver Fritsch, die für viele Sportjournalisten Leuchtturmfunktion ausüben, hat man in den deutschen Redaktionsstuben nicht. Das kann man ihnen auch nicht vorwerfen, denn hier beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz: Zuerst war Geiz ist geil … Wenn wir uns also fragen, warum (nicht nur) der Kicker die Marketingprojekte in Wolfsburg, Leipzig, Ingolstadt, Hoffenheim, etc. so unkritisch begleitet und in seinen Berichten sogar regelmäßig aus Imagegründen erdachte Spitznamen wie »Wölfe«, »Rote Bullen« oder »Schanzer« benutzt, dann kennen wir die Gründe dafür. Auch ein Platzhirsch wie der Kicker kann es sich nicht leisten, gegen diese omnipotenten Konstrukte anzutreten. Das trauen sich nicht einmal mehr DFL und DFB, die für Ausnahmen bei 50+1 oder Lizensierung tief in die Erklärungskiste greifen mussten. Schuld an diesen Entwicklungen sind WIR – die Leser – aber selbst. Weil wir kritischen Journalismus nicht durch einen Kauf unterstützen möchten, sondern die Ergebnisse harter Arbeit kostenlos einfordern. So stirbt der kritische Journalismus!
Wir sind für heute raus. Ausgabe 16 im Juni. Schönes Saisonfinale. 98
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