2016 · 7. Jahrgang
2016
33 Februar/März
Februar/März Ausgabe 33
ECHT OBERFRANKEN
80er
Die meisten
und die Hits von heute.
Das Beste für Mutter und Baby – Geburten in Oberfranken
Jetzt Radio Plassenburg einschalten!
Wo Deutschland einen Koller bekommt – Kluft für Schornsteinfeger aus Lichtenfels
Brauchtum – Fosaleggn in Effeltrich
Musik für die Augen Einzelpreis 4,30 €
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Sie halten jetzt die Ausgabe Februar/März von ECHT Oberfranken in Ihren Händen. Nach der Ausgabe zur Jahreswende Dezember/Januar bestimmt ein guter Zeitpunkt, kurz inne zu halten und sich zu überlegen „was ist denn eigentlich aus meinen guten Vorsätzen geworden?“ Sind Sie womöglich schon wieder im Alltags-Modus? Dann lassen Sie sich doch ein bisschen entführen aus dem Alltagstrott. Von ECHT Oberfranken. Nicht nur das Theater ist ein Treffpunkt für das Leben, wie Oscar Wilde meinte (siehe Fotostrecke auf Seite 36), sondern auch das Lesen in einem anregenden Buch oder eben einem so reich bebilderten Magazin wie ECHT Oberfranken. Das verbindet mit anderen Menschen und lässt einen eintauchen in deren Leben. Wir beobachten die Aktivitäten um uns herum aus einer anderen Perspektive und das hilft uns, das eigene Leben zu reflektieren. Mit dieser Ausgabe begrüßen wir alle Neubürger in Oberfranken. Nein, es geht nicht schon wieder um Flüchtlinge. Es geht um die neuen Erdenbürger, die in Oberfranken das Licht der Welt erblicken (wollen). Auf zehn Sonderseiten beschreiben wir einige der unzähligen Wahlmöglichkeiten, die junge Eltern heute haben, um nach ihren Vorstellungen für ihren Sprössling den besten Weg in die Welt zu finden. Und das chancengleich zu Ballungsgebieten in einer so weitläufigen Region wie Oberfranken. Viel Spaß beim Lesen!
Ihre
arbeit + freizeit
Cornelia Masel-Huth Chefredakteurin
leben willkommen
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EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
www.coburg.de / leben
INHALT WIRTSCHAFT Aus Oberfranken für die Welt Dem geheimen Leben der Pflanzen auf der Spur – Die Heinz Walz GmbH fertigt Gaswechsel-Floureszenzmessgeräte für den Weltmarkt 06
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Wo Deutschland einen Koller bekommt – Kluft für Schornsteinfeger aus Lichtenfels
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IDEEN UND PERSPEKTIVEN Ausflugstipp: Musik für die Augen – Die Landesgartenschau Bayreuth eröffnet am 22. April
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EREIGNIS Veranstaltungskalender 24
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Dynamische Digitalisierung – Nur wer sich rechtzeitig Gedanken macht, bleibt handlungsfähig. 60 FOTOSTRECKE „Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein.“
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O BERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE Knochenarbeit und Stolz – Was einen Porzelliner ausmacht 44
HOCHSCHULE UND BILDUNG Schlüsseltechnologien für eine bessere Umwelt – Das TAC Coburg, ein interdisziplinäres Forschungsinstitut
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80er
ECHT OBERFRAN KEN
Die ECHT Oberfranken-Fotograf Jürgen Schabel meisten hat die Theaterlandschaft in Oberfranken bereist. In der Fotostrecke hatund erdieeinige Hits von heute. Jetzt o Plassenburg einschalteverschiedenen spannende Momente Radi aus n! Aufführungen und ein bisschen Bühnenatmosphäre eingefangen.
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Februar/März
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Das Beste für
– Geburten in
Mutter und Baby
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erfolgreich
Selina Gack
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H T- O B E R
FRANKEN
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18.01.16 15:39
GESUNDHEIT Eine Seele will auf die Erde – Geburten in Oberfranken
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SPORT Kämpfen, statt zu jammern – Kickboxerin Selina Gack aus Kulmbach ist international erfolgreich 76
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MENSCHEN UND KULTUR Glosse: Neugründung in Oberfranken: Inzajan!
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Bunter Hund im aufgeräumten Coburg – Galerie Späth holt internationale Künstler nach Oberfranken
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„Fosaleggn“ – Mit Peitschenknall und Strohbären wird in Effeltrich der Winter ausgetrieben. 55 Bamberg, Stadt der Buchfinken – 1000 Jahre Buchgeschichte im Flug
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Medizin als Akt christlicher Nächstenliebe – Das „Lorscher Arzneibuch“ 88
KULINARIK Süßholz raspeln – In Bamberg lebt eine alte Tradition neu auf
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RUBRIKEN Editorial 03
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Inhalt 04 ECHTgemixt
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Impressum 31 Kolumne: Essigs Essenzen 26 – Redensart und die Art zu reden
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Serie: Aus Oberfranken – für die Welt
Dem geheimen Leben de Die Heinz Walz GmbH fertigt GaswechselFluoreszenzmessgeräte für den Weltmarkt Text von Iris Kroon-Lottes Fotos von Monika Limmer
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otosynthese ist ein komplizierter und hochkomplexer Prozess. Im oberfränkischen Effeltrich hat sich ein Handwerksbetrieb darauf spezialisiert, Geräte zu produzieren, mit denen dieser biochemische Prozess bei Pflanzen genau untersucht werden kann. Mit der Entwicklung und Fertigung von Gaswechsel-Fluoreszenzmessgeräten ist die Heinz Walz GmbH zum Weltmarktführer aufgestiegen. Zum wissenschaftlichen Kundenkreis zählen namhafte Forschungseinrichtungen im In- und Ausland.
Sie entwickeln hoch spezialisierte, elektronische Messgeräte. Ihr Metier ist so besonders, dass sich die beiden Geschäftsführer Steffen und Harald Walz nicht einig sind, welche Bezeichnung für ihre Firma denn wirklich infrage kommt: Handwerksbetrieb? Industrieunternehmen oder doch Manufaktur? „Wir sind ein bisschen von allem“, geben die Brüder zu, aber grundsätzlich sei der Betrieb im Handwerk angesiedelt. Die Philosophie der Heinz Walz GmbH lautet: Handwerk trifft auf HighTech, Elektromechaniker auf Hoch-
schul-Professoren und Forscher. Gemeinsam mit ihnen entwickelt und fertigt Walz elektronische Messgeräte, um die Fotosynthese bei Pflanzen zu untersuchen. Fotosynthese – ein Begriff, den viele noch aus dem Biologieunterricht ihrer Schulzeit kennen – ist in der Realität der grundlegende Prozess, der alles Leben erst möglich macht und der noch von so vielen Geheimnissen umhüllt ist. Vereinfacht ausgedrückt werden dabei aus energieärmeren Stoffen mithilfe von Lichtenergie energiereiche Stoffe erzeugt. Pflan-
6 Foto: fotolia
WIRTSCHAFT
r Pflanzen auf der Spur –
zen, Algen und einige Bakterien nutzen mit ihrem Chlorophyll, also dem Blattgrün, die Energie des Sonnenlichts, um Kohlenstoffdioxid (CO2) mit Hilfe von Wasser in Zucker (Glucose) und Sauerstoff umzuwandeln.
Wie reagieren Pflanzen? Die Chlorophyll-Fluoreszenz-Messgeräte, die in einem Produktionsgebäude im beschaulichen Effeltrich nahe Forchheim per Hand gefertigt werden, finden auf der ganzen Welt Anwendung: in
extremen Gegenden wie Wüsten, Fjorden, in dichten Wäldern ebenso wie auf dem Meeresgrund, um dort den Pflanzenwuchs genau zu erforschen. Gemessen werden die Lichtausbeute und die Kohlenstoffdioxidaufnahme bei Grünpflanzen. Wie verändert sie sich beispielsweise bei Feuchtigkeit, Trockenheit oder Sonneneinwirkung? Bei welchen Lichtfarben wird von Pflanzen wie stark Fotosynthese betrieben? „Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, mehr über die Wachstumsbedingungen herauszufinden. Mit unseren Geräten kön-
nen Forscher nachweisen, wie es Pflanzen in ihren jeweiligen Lebensbereichen geht“, erklärt Steffen Walz. Auch Pflanzen können Stress haben: Leiden Waldbäume, Sträucher oder Nutzpflanzen an Umwelteinflüssen wie Trockenheit, Kälte, Überdüngung, Schädlingen oder dem Klimawandel, entnehmen sie entsprechend weniger Kohlenstoffdioxid aus der Luft. Ein Vorgang, der mit Walztechnik messbar ist. Die Pflanzen oder Teile davon werden dabei nicht beschädigt, sondern wachsen in den Kammern der Messgeräte einfach wei-
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Mit den Gaswechsel-Messsystemen von Walz können Forscher die feinsten „Regungen“ von Pflanzen aufspüren und analysieren.
ter. Forscher können so jeden lebenden Baum, Busch oder jede Blume untersuchen und Veränderungen feststellen. „Es gibt wirklich viele Dinge, die wir noch nicht wissen”, erklärt die Biologin Dr. Katharina Siebke, die seit zehn Jahren bei Walz tätig ist. Vorher hat sie am Forschungsinstitut der National University in Canberra Australien gearbeitet. Auch hier war die Fotosynthese ihr Hauptgebiet. An der Universität baute sich die Biologin ein weltweites Netzwerk zu Forschern auf, die ebenfalls in diesem Nischenbereich arbeiten. Zurück in die fränkische Heimat zog es die Wissenschaftlerin auf direkte Nachfrage der Firma Walz. „Der Job in meiner Heimat hat mich sehr interessiert“, sagt Siebke rückblickend. Insgesamt arbeiten vier Biologen im Unternehmen, als eine Art Schnittstelle zwischen Kunden, Produktion und Entwicklung.
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ECHT Oberfranken
Denn ständig stehen neue Innovationen an. Der Bestseller bei Walz: Fluorometer nach dem PAM-Prinzip (PAM = Puls-Amplituden-Modulation), mit denen sogar Messungen unter Wasser möglich sind. Die Geräte können nicht nur punktuell messen, sondern auch die Blattgrün-Fluoreszenz über Video erfassen. „Wir waren immer die Ersten, die Ideen erfolgreich umgesetzt haben. Unser Team ist sehr innovativ“, erklärt Harald Walz den Erfolg seines Unternehmens. Die einzelnen Geräte werden in Kleinserien in der hauseigenen Produktion angefertigt. Eine Serie umfasst zwischen zwei und 100 Geräte pro Jahr, die je nach Funktion zwischen 2.000 und 30.000 Euro kosten. Massenproduktion gibt es bei Walz nicht, dafür auf Wunsch individualisierte Messge-
Freut sich über den spannenden Job in der Heimat: Biologin Katharina Siebke pflegt ein weltweites Netzwerk zu Forschern.
Fotosynthese ... ist wahrscheinlich der wichtigste Prozess auf der Erde, der unser Leben überhaupt erst ermöglicht. Neben dem Sonnenlicht braucht die Pflanze dazu das Gas Kohlenstoffdioxid, das sich in der Luft befindet, Wasser und den Blattfarbstoff Chlorophyll. Denn nur bei Pflanzen mit grünen Blättern, Algen und grünblauen Bakterien funktioniert die Fotosynthese. Durch das Chlorophyll sind sie in der Lage, die Energie des Sonnenlichtes für sich nutzbar zu machen. Dabei wird Kohlenstoffdioxid und Wasser zu neuen Stoffen zusammengesetzt: zunächst zu Traubenzucker unter Abgabe von Sauerstoff. Der Sauerstoff ist eigentlich nur ein Abfallprodukt. Die Pflanze braucht ihn nicht. Sie ist ausschließlich am Traubenzucker interessiert, der ihr die benötigten Bausteine liefert, um zu wachsen. Die Fotosynthese ist also die Umkehrung zur menschlichen Atmung. Dabei wird Sauerstoff eingeatmet und Kohlenstoffdioxid und Wasser ausgeatmet. Ein natürlicher Kreislauf.
Elektrotechniker Willi Stühler bestückt Leiterplatten.
Mechanische Konstruktion am Bildschirm: Maschinenbautechniker Thomas Simon bei der Arbeit.
Biologe Oliver Meyerhoff testet Korallen-Stöcke mit einem PAM-Chlorophyll Fluormeter.
räte, die manchmal über mehrere Monate entwickelt und gebaut werden. Einzelne Teile werden von externen Anbietern gefertigt, die Endmontage und Qualitätskontrolle erfolgen komplett in Effeltrich. Von hier aus liefert Walz seine Mess- und Analysegeräte in die ganze Welt.
Waldsterben und sauerer Regen „Früher war noch jedes Produkt individuell, allerdings war da auch die Messgenauigkeit nicht so hoch. Heute sind die Analysegeräte genauer und schneller geworden“, weiß Steffen Walz. Schon als kleiner Junge waren er und sein Bruder Harald täglich von Technik umgeben. Denn als ihr Vater Heinz 1972 den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, begann er als Existenzgründer mit dem Bau seiner Messgeräte im damaligen Wohnhaus in Eltersdorf. „Da wurden auch mal im Schlafzimmer elektronische Elemente gelagert“, erinnert sich Harald Walz. In dieser Zeit beginnen Nachrichten vom Waldsterben die Schlagzeilen zu beherrschen. Luftverschmutzung und saurer Regen führten dazu, dass immer mehr Waldgebiete davon betroffen
Steffen Walz mit dem Herzstück in der Produktpalette von Walz, einem der PAM-Messgeräte, die mit Puls-AmplitudenModulation arbeiten.
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Die Brüder Harald und Steffen Walz sind beide in die Fußstapfen ihres Vaters, des Firmengründers Heinz Walz getreten.
waren. Viele Forschungsinstitute untersuchten die Ursachen und Folgen des Waldsterbens und Heinz Walz lieferte die passenden Messgeräte dafür. Erfahrungen hatte der Elektroingenieur bereits bei Siemens gesammelt, dort war er in den 60ziger Jahren für die Entwicklung von Klimakammern tätig. Bereits 1974 zieht das noch junge Unternehmen aus Platzgründen ins nahe gelegene Effeltrich um. Beide Söhne studieren Elektrotechnik und steigen später bei ihrem Vater ein. Heute arbeiten rund 40 Mitarbeiter im Betrieb, fünf davon extern, zwei befinden sich in der Ausbildung. High-Tech made in Effeltrich – doch wie kommt ein oberfränkischer Handwerksbetrieb dazu, Marktführer für ein Nischenprodukt zu
werden, das in Forschungsstationen auf der ganzen Welt eingesetzt wird? „Hidden Champion” heißen im Wirtschaftsjargon solche Firmen und Walz ist einer davon. „Wir haben unser Knowhow einfach genutzt und arbeiten eng mit Wissenschaftlern zusammen“, erklären die beiden Geschäftsführer ihre erfolgreiche Philosophie. Sechs Millionen Euro Umsatz macht Walz pro Jahr. Durch ihr weltweites Netzwerk sind die Mitarbeiter mit Kunden, zu denen hauptsächlich Universitäten, Forscher und Entwickler zählen, in der ganzen Welt verknüpft.
Bayerischer Exportpreis Kein Wunder also, dass bei Walz kein einziges Prospekt in Deutsch existiert.
Auch die Webseite gibt nur in englischer Sprache Auskunft über die hochtechnischen Geräte und Produktionsabläufe. „Ein Drittel unserer Kunden sitzt in China, 15 Prozent in den USA. Die meisten Wissenschaftler publizieren auf Englisch, deshalb ist das bei uns auch Geschäftssprache“. Mit einer Exportquote von 92 Prozent ist der Betrieb ein echtes Exportwunder: Dafür gab es im Jahr 2013 den Bayerischen Exportpreis, den das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern und die Industrie- und Handelskammer in Bayern jedes Jahr vergibt. Eine Auszeichnung, die die beiden sonst so bodenständigen Brüder freut. Vor allem sehen sie darin eine Bestätigung für die gute und beständige Arbeit ihrer Mitarbeiter, die fast alle seit vielen Jahren im Unternehmen tätig sind. „Wir haben eine niedrige Fluktuation, das freut uns natürlich. Wir sind sehr darauf bedacht, unsere Fachkräfte zu halten“, sagt Harald Walz. Für die Zukunft wünschen sich die beiden Unternehmer mehr interessierte Nachwuchstechniker, denn es ist schwer geworden, geeignete Auszubildende und Mitarbeiter zu finden. Um Aufträge braucht sich Walz in den kommenden Jahren keine Sorgen zu machen: In Zeiten des Klimawandels gibt es noch viele Bereiche auf unserer Erde zu erforschen. n
Historie Prototyp der klimatisierten Gaswechselkammer bei ihrem ersten Einsatz 1967 in der Negev-Wüste in Israel.
Fotos: Walz
Wohnhaus und Werkstätten der Firma Walz liegen idyllisch am Ortsrand von Effeltrich.
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OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE WIRTSCHAFT
Wo Deutschland einen Koller bekommt – Kluft für Schornsteinfeger aus Lichtenfels Text und Fotos von Markus Häggberg
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ECHT Oberfranken Foto: fotolia
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lso das war so: Kaiser Maximilian I. soll nicht nur den Ewigen Landfrieden eingefordert, sondern auch nach Regelungen rund um Feuerstätten gerufen haben. Willkommen im frühen 16. Jahrhundert. Ab dieser Zeit wohl, nach und nach, galten in Deutschland jene Menschen, die heute von der Firma Meusel einkleidet werden, als Glücksbringer. In ganz Bayern gibt es nur zwei Firmen, die Schornsteinfeger einkleiden – eine davon befindet sich in Oberfranken. Man spricht von „Haute Couture“ in Schwarz. Stephan Kerkhoff kippt ein Glas Wasser um. Nein, aufgesogen wird es von dem darunter platzierten dunklen Textil nicht. Eher perlend abgewiesen. Es genügt nämlich nicht, einfach nur in schwarz auf Dächer und in Kamine zu steigen. Denn wenn Ruß mit Feuchtigkeit in Verbindung tritt, endet das in Säureartigkeit. Schlecht für Textil und Haut darunter. Darum wird in Kerkhoffs Betrieb allemal das geschneidert, was gewissermaßen Sicherheitskleidung und übliches Rüstzeug in einem ist: Schornsteinfegerbekleidung. Der Mann versprüht gute Laune, sein Optimismus wirkt im Leben bewährt. 1,83 m sei er groß und er schwindele bei seinen Maßangaben nicht, sagt er. Manche aber täten es – auch unter Schornsteinfegern. Männer mehr als Frauen. So zwei, drei Zentimeter werden dazu geflunkert, selbst dann noch, wenn der irgendwo in Deutschland einen Kaminkehreranzug bestellende Mann 1,90 groß ist, so der Lichtenfelser lächelnd und doch kopfschüttelnd. Seit 21 Jahren ist er in der Branche daheim, er staffiert sie deutschlandweit aus. Und wenn er und seine Mitarbeiter eine Größentabelle zur Hand nehmen, Konfektions- und Körpergrößen zu Brustumfangsangaben oder Gesäßweite in Relation setzen, dann behalten sie meistens Recht, falls sie vorher über Größenangaben stutzig geworden sein sollten. Die Stärke des seit 1934 in Lichtenfels produzierenden
Hauses bestehe ja gerade darin, „proportional zu denken“, wie Kerkhoff es ausdrückt. Er und manche Näherinnen und Schneiderinnen des rund zehn Mitarbeiter zählenden Unternehmens hätten einen Hang dazu. Bewiesen wird er unserem Magazin gegenüber durch Mitarbeiterin Elisabeth Dietzel. Die Schneiderin legt eine Strecke Weg mit einem Stoff aus, schätzt die Länge ab, benennt sie und misst nach: millimetergenau zuverlässig.
Konfektion oder maßgeschneidert Im ersten Stockwerk surren die Nähmaschinen, die Garnspulen wickeln sich ab. Schwarze Stoffe, großflächig ausgelegt, werden mit Kreide angezeichnet und wer von solchem Metier nichts versteht, der mag auf die Idee verfallen, dass die weißen Kreise und Rechtecke genauso gut Pläne zu Baulandparzellen darstellen könnten. Doch sie wurden um Schnittmusterbogen gezogen. Vielleicht auch darum, weil es einem Besteller aus der Kaminkehrerbranche mal wieder einfiel, ein Foto von sich und seinem Koller zu schicken. So nennen sich die schwarzen Anzüge mit der in Bayern fast ausschließlich einreihig vorkommenden Knopflinie. Jedenfalls fertigt Meusel größtenteils in Serie, aber manchmal werden aus ganz Deutschland auch Einzelanfertigungen verlangt. Mitunter werden eben gar Fotos eingereicht bzw. zugemailt – als vermeintliche Orientierungshilfe zu Maßen. Dann beginnen die Mitarbeiterinnen mit Recherchen, halten zu tatsächlichen Proportionen telefonisch Rücksprache mit dem Besteller und am Ende gelingt ihnen das Kunststück, ohne des Schornsteinfegers oder der Schornsteinfegerin angesichtig gewor-
Kreide ist die optimale Markierungsmöglichkeit auf dunklem Stoff. Was aussieht wie Bau- und Parzellenpläne, sind auszuschneidende Einzelteile ganzer Monturen.
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Mit erstaunlichem Augenmaß ist Elisabeth Dietzel ausgestattet. Freude an ihrer Arbeit hat sie auch.
den zu sein, auf Maß geschneidert zu haben. Eine Mitarbeiterin ist dabei, Pakete zu packen. Sie stellt eine Schornsteinfegermontur zusammen, faltet den Koller, die Hose, legt den Koppelriemen (Gürtel) samt dem Koppelschloss dazu. Woher kam der am weitesten entfernte Kunde, an den sie sich erinnern kann? Die Dame kramt in ihrem Gedächtnis, dann, gleichzeitig mit ihrer Antwort, beginnt sie zu strahlen: „Aus den USA!“ Drei bis fünf Jahre halten die hier verpackten Anzüge, drei bis fünf Jahre müssen sie ölrußfest, wasserabweisend und durch Wärmetauschereffekt atmungsaktiv sein. Zumindest bei Meusel-Qualität und der des Stoffzulieferers. Feuer fangen dürfen sie auch nicht so schnell. Es sind viele Maßgaben, aber sie haben nicht auf Kosten von Bewegungsfreiheit und Tragekom-
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ECHT Oberfranken
fort bei kniffligen Aufgaben zu gehen. Sommeranzug, Winteranzug, Messanzug. So viele Arten gibt es für einen Berufsstand, deren Vertreter, weil sie vor Hausbränden bewahren, von je her als Glücksbringer angesehen werden. Und angefasst.
Ein Zylinder voller Speck und Äpfel Die Branche hat ihre Geschichten und Histörchen. Da wäre also die Jacke mit den goldenen Knopfreihen, die Koller genannt wird. Das rührt wohl
stehe einem Schlotfeger ein solcher Zylinder zu und in früheren Zeiten diente er als Behältnis für die damals übliche Bezahlform: die in Naturalien. Wer Äpfel, Eier oder Speck für seine Kaminarbeiten erhielt, tat alles in den Zylinder und setzte diesen auf. Behutsam. In sechs von sieben bayerischen Regierungsbezirken, so Kerkhoff, verlaufen die goldenen Knöpfe einreihig auf dem Jackett. Im benachbarten Frankreich sei das ähnlich und – das ist nur ein Verdacht Kerkhoffs, nichts Verbürgtes – da könnte es einen historischen Hintergrund geben, etwas, das in die Nähe Bayerns zu Napoleon weist. Ist aber nur so eine Idee. Fest steht, Italien ist auch eine Heimat des Kaminkehrerwesens. Spazzacamino heißen die dortigen Schlotfeger und das klingt schon beinahe so, als sei von Kaminspatzen die Rede.
Für die Sicherheit auf‘s Dach steigen geht einreihig oder im Zweireiher.
von collare, der aus der lateinischen Sprache stammenden Begrifflichkeit für einen Kragenbrustschutz. Und da wäre die Geschichte vom Zylinder, der zu einer Montur gehört, und von dem unterschiedliche Modelle hier in den Vitrinen stehen. Ab Gesellenstatus
Allein 2015 hätten sich acht weibliche Lehrlinge von Meusel einkleiden lassen. Der Schornsteinfeger, Kaminkehrer, Schlotfeger, ist also kein rein männliches Berufsbild mehr. Zwar nennt Kerkhoff das Design der Arbeitsanzüge zeitlos, aber für einen kurzen Moment gibt er zu bedenken, dass weibliche Lehrlinge modischer ausgerichtet seien. Und er sorgt kurz für die Illusion, doch mit mehr Farbe dienen zu können. Bis der launige Satz fällt: „Wir haben alle Farben – Hauptsache schwarz.“ Damit Meusel seinen Stempel auf die Zukunft dieser Anzüge aufdrücken kann, muss er viel Außendienst ableisten. Veranstaltungen im Frühjahr, im Herbst, Messe- und Kundenbesuche – alle paar Tage sei er unterwegs. Doch am liebsten seien er und seine Frau Monika am Lago Maggiore. Einmal im Jahr findet sich dort in Sta. Maria Maggiore am ersten Septemberwochenende ein „sehr nettes Völkchen“ unter babylonischer Sprachenvielfalt ein. Es Der heilige Florian, ein Kleeblatt und der Schornsteinfeger – zum Ensemble der Glücksbringer gehört der Kaminkehrer unbedingt.
Was Geschäftsführer Stefan Kerkhoff hier tut, perlt an dem strapazierfähigen Stoff ab. Für Feuchtigkeit gibt es nur eine Seite: das Draußen.
handelt sich um das „Internationale Treffen der Schornsteinfeger“. Noch so eine Geschichte. n Wie Goldstücke liegen die Knöpfe parat. Es kommt auch schon mal vor, dass einer als Glücksbringer verschenkt wird.
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OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE
Jerome Kpan, Fachresort für Analytische Chemie und Kraftstoffforschung, forscht als Doktorand am TAC. In zwei Jahren wird er seine Doktorarbeit beenden.
Doktorand Ferdinand Bär, der ebenfalls am TAC forscht.
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ECHT Oberfranken
HOCHSCHULE UND BILDUNG
Schlüsseltechnologien für eine bessere Umwelt – Das TAC Coburg, ein interdisziplinäres Forschungsinstitut Text und Fotos von Iris Kroon-Lottes
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as Technologietransferzentrum Automotive, kurz TAC genannt, ist ein Institut der Hochschule Coburg, das es bereits seit acht Jahren gibt. Heute sind die Doktoranden und Studierenden in Prozesse fast aller Branchen der Industrie eingebunden. Größte Projekte sind die Entwicklung des Kraftstoffs Diesel R33 und die Entwicklung von Kraftstoffsensoren. Mehr als 40 Doktoranden und Studierende forschen im TAC an unterschiedlichen Themen. Sie sind im Auftrag von Unternehmen tätig, helfen Probleme zu lösen und Innovationen zu entwickeln. Ursprünglich wurde das TAC als Forschungs- und Transferzentrum für den Bereich „Automotive“ gegründet, doch längst haben sich die Grenzen und Aufgabenbereiche erweitert. Heute sind die Teams des Instituts für nahezu alle Branchen der Industriewirtschaft in Forschung und Entwicklung tätig: Für große Unternehmen ebenso wie für kleinere und mittlere Betriebe. Das Themenspektrum reicht dabei von der Analytischen Chemie über die Bewegungssysteme bis hin zur Arbeitswissenschaft. „Wir sind ein interdisziplinäres Forschungsinstitut. Darin liegt unsere besondere Kompetenz und Stärke. Bei uns arbeiten Doktoranden aus der Physik, der Chemie
oder dem Maschinenbau in verschiedenen Projekten“, erklärt der Vorstandssprecher des TAC, Prof. Dr. Jürgen Krahl, zu dessen Forschungsgebieten Kraftstoffe, Kraftstoffsensoren und Abgasanalytik gehören. Elf Professoren aus vier der insgesamt sechs Fakultäten der Hochschule Coburg sitzen im Vorstand. Gegründet wurde das TAC auf Initiative des ehemaligen Präsidenten Heinrich Schafmeister, der die Oberfrankenstiftung, die Stadt Coburg und die Landkreise Coburg, Kronach und Lichtenfels überzeugen konnte, ein Institut zu gründen, ohne dass es damals konkrete Projekte gegeben hätte. „Dieses ungewöhnliche und auf Vertrauen basierte Konzept trug schnell Früchte, nachdem Prof. Dr. Hartmut Gnuschke die Gründungsleitung übernahm und den Aufbau des Instituts vorantrieb“, erinnert sich der heutige Vorstandssprecher.
Kraftstoffe effizienter und umweltverträglicher machen Das TAC arbeitet im Auftrag von Konzernen, mittelständischen Betrieben oder auch selbstständigen Erfindern. Die Zusammenarbeit mit den Unternehmen können Promotionsvorhaben, Analyseaufträge oder Stipendien für talentierte Nachwuchswissenschaftler beinhalten. Die Projekte dau-
Vorstandssprecher Prof. Dr. Jürgen Krahl mit einer Ausgabe der TAC-Reihe „Zwischen den Welten“. Darin schreiben Autoren aus verschiedenen Fachrichtungen über dasselbe Thema.
ern zwischen einer Woche bis zu drei Jahren. „Das ist ein sehr konstruktives Miteinander. Partnerschaften mit der Wirtschaft sind unsere Basis. Die Ergebnisse und Projektabläufe müssen genauso den Studierenden nutzen, wie den Auftraggebern“, erläutert Prof. Krahl. Das TAC verfügt über verschie-
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Am TAC wurde nicht nur der neue Treibstoff „Diesel R 33“ entwickelt, sondern auch Kraftstoffsensoren, die in den Zapfhähnen die Bestandteile von Kraftstoffen messen. Vor allem bei Hybridfahrzeugen besteht die Gefahr, dass sich altersbedingte Ausfallprodukte in den verschiedenen Treibstoffsorten bilden.
dene analytische Labore. Geforscht wird in Teams: Studierende unterstützen die Doktoranden in ihren unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Jeder Doktorand hat sein eigenes Fachgebiet und entscheidet, wie die gemeinsame Zusammenarbeit mit den Studierenden aussehen soll. „Wir haben hier über ein gutes Netzwerk aus qualifizierten und erfahrenen Professoren und Nachwuchs-Ingenieuren. Ich betreue zusätzlich zwei Praxissemesterarbeiten von Masterstudenten der Technischen Physik“, erklärt TACDoktorand Mustafa Eskiner, der bereits seit zwei Jahren am Institut tätig ist. Mit seinem Team entwickelt er Methoden, um Kraftstoffe besser mit Hilfe von Sensoren zu analysieren. Sein Kollege Jerome Kpan, der aus Ghana stammt, beschäftigt sich mit der Optimierung von Motoröl und ist an der Entwicklung eines Systems beteiligt, das Motoröle länger sauber hält. Ziel seiner Untersuchungen ist es, effizientere und nachhaltigere Kraftstoffe zu erhalten. Kraftstoffe, die zukünftig in PKW möglichst niedrige Kohlenstoffdioxid, also CO2-Emissionen, auslösen. In zwei Jahren will Jerome Kpan seine Doktorarbeit in Coburg abschließen. Zweimal pro Woche finden
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ECHT Oberfranken
Meetings mit den Professoren statt, um Ergebnisse zu besprechen oder Ideen vorzustellen. Die Gespräche und Präsentationen werden in englischer Sprache abgehalten, um auch Teilnehmer aus anderen Ländern optimal zu integrieren. „Ohne das TAC wäre ich wohl kein Doktorand geworden“, erklärt Ferdinand Bär, der ebenfalls am TAC forscht und Physikalische Technik studiert hat, „wir haben hier mehr Freiheiten und können uns stärker entfalten als in der Wirtschaft“. Jens Staufenbiel war bereits zwei Jahre in einem Unternehmen tätig und konnte viele praktische Erfahrungen sammeln. Dennoch hat er den Wunsch, sich weiter zu qualifizieren. Das ist seiner Meinung nach am TAC einfacher als in der freien Wirtschaft umzusetzen. In den kommenden drei Jahre wird er seine Forschungstätigkeit in Coburg fortsetzten.
Wird Oberfranken Kraftstoffmodellregion? Das Institut hält aktuell fünf Patente im Kraftstoffbereich. Eines der bisher größten Projekte ist „Diesel R33“. Den TAC-Forschern ist es gelungen, einen Kraftstoff zu entwickeln, der einen bis-
her noch nicht erhältlichen Anteil von insgesamt 33 Prozent regenerativen, biogenen Kraftstoffkomponenten enthält. Gleichzeitig übertrifft „Diesel R33“ die Vorgaben der DIN EN 590, einer Norm, die europaweit die Eigenschaften von Dieselkraftstoffen festlegt, deutlich. Der neuartige Treibstoff aus Coburg besteht zu 67 Prozent aus Dieselkraftstoff und zu sieben Prozent aus Biodiesel, der aus oberfränkischem Altspeisefett gewonnen wird. Die restlichen 26 Prozent bildet hydriertes Pflanzenöl, das zur Hälfte aus heimischem Rapsöl stammt. Mit diesem neuen, nachhaltigen Kraftstoff können vorhandene Ressourcen besser genutzt und gleichzeitig die Qualität der Kraftstoffe sichergestellt werden. Einer der größten Vorteile ist die CO2-Einsparung von 17 Prozent gegenüber fossilem Diesel. „Unser Ziel war es, einen Treibstoff mit einem hohen Bioanteil zu entwickeln, der auf dem Markt mit allen vorhandenen Mototypen kompatibel ist“, erklärt Kristin Götz, die als Doktorandin das Projekt „Diesel R33“ betreut. In einer ersten Testphase wurden zwei Jahre lang 280 Fahrzeuge von Kooperationspartnern – vom PKW bis zum Linienbus – mit „Diesel R33“ betankt. Das
Johannes Schlecht (Bioanalytik) hat erst kürzlich seine Bachelorarbeit im TAC geschrieben und ist jetzt Master-Student.
TAC-Doktorand Mustafa Eskiner.
Sie forschen an den Kraftstoffen der Zukunft: Die Doktoranden Markus Knorr und Zhu Fan.
Ergebnis ist eine positive Resonanz aller beteiligten Nutzer. Ein großer Erfolg, nicht nur für die TAC-Forscher, sondern auch für die gesamte Region, denn mit diesem Projekt trägt Coburg als einzige Stadt in Deutschland dazu bei, einen wesentlichen Anteil der CO2-Emissionen zu reduzieren. Demnächst soll „Diesel R33“ in ganz Oberfranken getankt werden können. Das TAC und einige Projektpartner wollen dazu die Kraftstoffmodellregion Oberfranken initiieren. Sie wäre der erste ihrer Art in Deutschland.
für neue Anwendungen weiterentwickelt werden. Neben seiner Interdisziplinarität, dem Zusammenspiel der verschiedenen Fakultäten und Professoren, ist die TAC-Academy ein weiteres, bedeutendes Standbein, das die Philosophie des Instituts unterstreicht. Seit 2007 bietet die Academy mit der Seminarreihe „Trends der Fahrzeugtechnik“ interessante Angebote. Namhafte Vertreter der Automobilindustrie informieren jedes Semester über ihr Unternehmen und neuste Entwicklungen. Im kommenden Wintersemsester stehen Themen wie „Mit E-Mobilität in die Zukunft“ oder „Sicherheitsmerkmale aus Sicht der Aerodynamik bei aktuellen LMP1 Rennwagen“ auf der Agenda. Angeboten werden auch Berufsbegleitende Praxisseminare wie „Technisches Freihandzeichnen“, „Versuche in Wissenschaft und Industrie“ oder „Elektromagnetische Verträglichkeit“. Einmal im Jahr findet das Biokraftstoffsymposium des TAC statt: Dort treffen sich die Studierenden und Doktoranden aus den Studiengängen Technische Physik, Bioanalytik und Maschinenbau der Hochschule Coburg, um die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten vorzustellen und sich der allgemeinen Diskussion zu stellen. Neben
den wissenschaftlichen Ansätzen, hat der Kongress einen weiteren Nutzen: Die Teilnehmer können sich im Praxistest auf überregionale, wissenschaftliche Tagungen oder den Berufsalltag in der Forschung von Unternehmen und Institutionen vorbereiten. n
Die Zukunft des Instituts sieht Prof. Jürgen Krahl in der Vielfalt der Forschungsmöglichkeiten und dem Knowhow, das am TAC geboten wird. Das Institut wird sich noch deutlicher als Dienstleister für ganz Oberfranken weiterentwickeln und gleichzeitig die Hochschule national und international stärker positionieren. Einen wichtigen Bereich nehmen bereits jetzt die „kommunizierenden Fluide“ ein, also Flüssigkeiten wie Kühlstoffe oder Bremsflüssigkeiten, bei denen mit Hilfe von Sensoren Eigenschaften gemessen und gemeldet werden können. Den Grundstein dazu haben die TACKraftstoffsensoren gelegt, die gezielt
Begabten-Förderung Besonders begabte Schülerinnen und Schüler erhalten an der Hochschule Coburg die Möglichkeit, sich im Bereich der Naturwissenschaften zu qualifizieren. Der Schwerpunkt des Projekts „Schülerforschungszentrum“ liegt auf der Analytischen Chemie und Physik. Vermittelt werden die Nachwuchsforscher durch ihre Chemie-Fachlehrkräfte an den jeweiligen Schulen. Sie werden in aktuelle Forschungsprojekte des Technologietransferzentrums Automotive der Hochschule eingebunden und von Doktoranden oder Master-Studierenden betreut. Die Schüler haben zudem die Möglichkeit, an Projektbesprechungen teilzunehmen und die Ergebnisse ihrer Arbeit in englischer Sprache zu präsentieren.
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ADVERTORIAL
Mit Leidenschaft die Besten sein – LAMILUX Rehau auf Erfolgskurs Mit großflächigen Glasdachkonstruktionen ist LAMILUX im internationalen Projektgeschäft tätig.
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äre man 1909 durch die Rehauer Innenstadt gegangen, wäre man auf ein Sägewerk mit kleiner Schreinerei gestoßen, dem Handwerksbetrieb Strunz für montagefertige Holzhäuser. Wer heute durch die Stadt schlendert, findet an derselben Stelle ein Industrieunternehmen mit 800 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 200 Millionen Euro – geführt von Dr. Heinrich Strunz, dem Enkel des damaligen Zimmereimeisters Heinrich Strunz, und seiner Frau Dr. Dorothee Strunz. Das Unternehmen hat sich über ein ganzes Jahrhundert und drei Familiengenerationen hinweg zur industriell fertigenden Firma mit zwei verschiedenen Geschäftsbereichen gewandelt, nachdem es sich in den 50er Jahren in die Welt des Kunststoffs aufgemacht hatte. In den modernen Produktionshallen werden heute High-Tech-Composites aus carbon- und glasfaserverstärkten Kunststoffen hergestellt. Diese extrem leichten und stabilen Konstruktionsmaterialien werden von Caravan- und LKW-Herstellern für Aufbauten verwendet, aber auch in moderner Fassadengestaltung, antibakteriellen Räumen und Extremsportgeräten verbaut. Die Anwendungsbereiche sind so vielfältig wie das Material selbst. LAMILUX hat dieses Potential erkannt
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ECHT Oberfranken
und schon frühzeitig Produkte von Oberfranken in die Welt gebracht. Und dann ist da noch der zweite Geschäftsbereich: Tageslichtsysteme, multifunktionale Glasdachkonstruktionen und komplexe Gebäudesteuerung von LAMILUX findet man zahlreich im In- und Ausland, sowohl in Privathäusern, Industriestätten oder öffentlichen Gebäuden. Wer im Kongresszentrum Rom tagt oder am Flughafen München auf seinen Flieger wartet, kann elegante Glaskonstruktionen bestaunen – energetisch nachhaltig gebaut und verbaut vom oberfränkischen Hersteller.
Werte als Fundament Nachhaltigkeit ist ein großes Thema bei dem Familienunternehmen. Die Produkte selbst tragen zu optimierten Energiebilanzen bei, indem sie etwa natürliches, gesundes Tageslicht in einen Raum bringen oder durch Lüftungsklappen ein optimales Klima schaffen. So können sie beispielsweise auch bei Passivhausbauten eingesetzt werden. Nachhaltig ist auch das Denken, das LAMILUX im Umgang mit den Mitarbeitern pflegt. So nimmt die Werteorientierung eine gehobene Rolle ein. Besonders gelebt wird dies durch das
besondere Ausbildungskonzept „Education for Excellence“, das neben der fachlichen und schulischen Ausbildung die jungen Menschen lehren soll, sozial zu handeln und sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Durch ein umfangreiches Coaching-Programm und wöchentlichen ehrenamtlichen Einsatz sollen sie zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten heranreifen. Doch auch der Förderung der Jugend außerhalb ihres Unternehmens nehmen sich Dorothee und Heinrich Strunz an. Die Strunz-Stiftung unterstützt seit sechs Jahren mit Stipendien hochbegabte Kinder wie auch solche aus schwierigen Familienverhältnissen und fördert außerdem Bildungs- und Betreuungseinrichtungen in Oberfranken.
„We are family“ Und vielleicht werden ja genau diese Kinder auch einmal Teil der traditionsreichen LAMILUX-Familie. Unter dem Motto „We are Family“ weiß man hier um die Stärke der Mitarbeiter als den zentralen Schlüssel zum Erfolg. In einer Firmenkultur gegenseitiger Wertschätzung, des Respekts und Vertrauens steht der Mensch im Mittelpunkt. Erst die Kombination aus Freude an der Arbeit und Leistungsanforderung
LAMILUX hat in Rehau in den vergangenen fünf Jahren 45 Millionen Euro in neue Produktionsstätten und Verwaltungsgebäude investiert.
treibt die Mitarbeiter zu den Höchstleistungen an, die sie jeden Tag vollbringen. „Wir wollen nicht unbedingt
Faserverstärkte Kunststoffe von LAMILUX werden weltweit unter anderem in den Seitenwänden und Dächern von LKW-Aufbauten eingesetzt.
die Größten, wohl aber die Besten sein“, betonen Dorothee und Heinrich Strunz nachdrücklich.
Weitere Infomationen unter: www.lamilux.de/karriere
MARKTFÜHREND LAMILUX zählt weltweit zu den führenden Produzenten faserverstärkter High-Tech-Kunststoffe und ist in Europa technologisch richtungsweisender Hersteller von Tageslichtelementen, multifunktionalen Glasdachkonstruktionen und komplexen Gebäudesteuerungen. INTERNATIONAL 60 Prozent der am Verwaltungs- und Produktionssitz Rehau hergestellten Produkte gehen in den Export. LAMILUX ist rund um den Globus in mehr als 30 Ländern aktiv: Nord- und Südamerika, Europa, Südostasien, China, Japan, Australien, ... ZUKUNFTSSICHER LAMILUX investiert – allein in den vergangenen fünf Jahren 45 Millionen Euro in neue Produktionsanlagen und Verwaltungsgebäude. WACHSTUMSSTARK LAMILUX steigert seinen Umsatz kontinuierlich – teils um mehr als 20 Prozent binnen eines Jahres. 2015 sind 200 Millionen Euro erwirtschaftet worden und die Mitarbeiterzahl ist auf 800 angewachsen. Von ihnen sind 100 junge Auszubildende. AUSGEZEICHNET LAMILUX erhält für seine Innovationskraft, sein Unternehmensmanagement und seine Mitarbeiterorientierung begehrte Auszeichnungen: „Großer Preis des Mittelstands 2015“, „German Design Award 2015“, „Entrepreneur of the year 2014“, „Top 100 Innovator 2014“, „Innovationspreis Besonders attraktiver Arbeitgeber 2013“, „Bayern Best 50“, „Product Innovation Award 2012“, ... FAMILIENGEFÜHRT Die LAMILUX Firmengruppe wird in der dritten Generation als Familienunternehmen von dem Ehepaar Dr. Dorothee und Dr. Heinrich Strunz geführt.
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Veranstaltungskalender Ganzjährig
Flüchtlinge und Vertriebene in Hof Dauerausstellung
Kindheit in den Nachkriegsjahren – Ausstellung
Ort: Museum Bayerisches Vogtland, Sigmundsgraben 6, Hof, Tel. 09281 8152700
Linda Männel – Diesseits in Arkadien 10. Sonderausstellung der Reihe „Junge Kunst“ des Kunstvereins Bayreuth e. V. Ort: Altes Rathaus, Bayreuth
Ort: Historisches Museum Bayreuth, Kirchplatz 4
Guido Reni trifft Andy Warhol – Ausstellung
Malerei des Barock und der Moderne aus der Sammlung Francesco Martani Ort: Kunstmuseum Bayreuth im Alten Barockhaus, Maximilianstr. 33
noch bis
noch bis
20.
5.
März
April
noch bis
31. Januar
„Zwischenlichten“ – Ausstellung Glanzlichter – Weihnachtsausstellung mit Sonderausstellung Diego Bianconi (Malerei) Ort: Obere Stadtgalerie, Atelier Schobert, Obere Stadt 10, Kulmbach Öffnungszeiten: Sa. + So.: 13 – 17 Uhr
noch bis
6.
Februar
noch bis
25. Februar
BamLit – Bamberger Literaturfestival
Lesungen namhafter Schriftsteller in verschiedenen Räumlichkeiten in der Stadt und im Landkreis Bamberg Infos/Karten: www.bamlit.de
10 Jahre Vereinsgründung des Flussparadies Franken e. V. – Jubiläumsausstellung
noch bis
23.
Weberhäuser im südöstlichen Frankenwald. Ausgestellt sind Bilder des Nailaer Fotografen Reinhard Feldrapp, seines Vaters Willi Feldrapp, des Hofer Kunstmalers und Grafikers Karl Bedal, des Helmbrechtser Malers Hans Hohenberger und des Wüstenselbitzer Malers und Unternehmers Richard Rausch. Über die fotografische Darstellung der Weberhäuser hinaus werden auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frankenwald-Hausweber dargestellt. Ort: Oberfränkisches Textilmuseum, Münchberger Str. 17, Helmbrechts
noch bis
29. Mai
28. Februar
Hochzeitsmesse
Ort: Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan, Selb Dauer: 13 – 17 Uhr
März
mit Fotos, einer sechs Meter langen Karte des Regnitzradwegs und einer begehbaren Panoramakarte des Sieben-Flüsse-Wanderwegs Ort: Landratsamt Bamberg, Sitzungsgebäude, Ludwigstr. 23
Abschlusskonzert des Meisterkurses für Klavier
Ort: Internationale Musikbegegnungsstätte Haus Marteau, Lobensteiner Str. 4, Lichtenberg Beginn: 19 Uhr Infos: www.haus-marteau.de
Die Ausstellung vereint auf künstlerische Weise die unterschiedlichen Forschungsthemen und -debatten der seit 2012 bestehenden Bayreuth Academy of Advanced African Studies. Ort: Iwalewahaus Bayreuth Infos: www.iwalewa.uni-bayreuth.de
Neujahrskonzert „Festlich bis heiter für Bläser“ „Schein & Sein“ – Sonderausstellung
Materialität in Glas, Keramik und anderen Werkstoffen Ort: Europäisches Museum für Modernes Glas, Rosenau 10, Rödental
„persona“ – Ausstellung
mit Fotoarbeiten von Felix Nürmberger, Hof Ort: Kunstgalerie Altes Rathaus, Marktplatz 5, Schwarzenbach a. d. Saale Öffnungszeiten: So.: 14 – 16 Uhr oder nach Vereinbarung, Tel. 09284 93331
noch bis
24. Januar
noch bis
3.
mit dem Posaunenchor der Christuskirche und dem Dekanats-Chor Kronach, zugunsten des neuen Gemeindehauses. Ort: Evangelische Christuskirche, Kronach Beginn: 17 Uhr
Streichquintett – Kammerkonzerte auf Kloster Banz
Beginn: 11 Uhr Infos/Karten: www.kammerkonzerte-banz.de, tourismus@bad-staffelstein.de
Auf der Pirsch – Jagdbare Tiere in Porzellan – Sonderausstellung
„Encore des Carrés“ – Ausstellung
Werke von Daniel Buren. Auffällige vertikale Streifen sind sein Markenzeichen. Der Focus der Ausstellung liegt in der Präsentation der weltberühmten Künstlerpersönlichkeit. Ort: Das Kleine Museum – Kultur auf der Peunt, Goethestr. 15, Weißenstadt
Ort: Erika-Fuchs-Haus, Museum für Comic und Sprachkunst, Schwarzenbach a. d. Saale
Januar
FAVT – Future Africa Visions in Time – Ausstellung
noch bis
„Die besten deutschen Comiczeichner“ – Sonderausstellung
mit über 150 Wildtieren von neun namhaften Porzellanunternehmen aus einer Privatsammlung Ort: Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan, Selb
April
12. März
25. Januar
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ECHT Oberfranken
Wertvolle Gespräche: Freiheit und Verantwortung Ort: KuKuK, Bad Berneck Beginn: 19 Uhr Infos: Gabi Wenz, Tel. 09273 5159
VERANSTALTUNGSKALENDER Anzeigen
25. 31. bis
Januar
27. 28. und
Januar
28. Januar
28. Januar bis
8. März
„Ostwind“ – 5. Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker
26. Bamberger Kurzfilmtage
Festival des deutschsprachigen Kurzfilms mit Wettbewerbsproduktionen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol. Gezeigt werden Kurzspielfilme, Dokumentarfilme, Animationsfilme, Experimentalfilme und Kinderfilme. Infos: www.bambergerkurzfilmtage.de
Schultheater – „Die Benachrichtigung“ von Vaclav Havel Leitung: Dr. Jan Ehlenberger (Gymnasium Christian Ernestinum) Ort: Stadthalle Bayreuth, Kleines Haus Beginn: jeweils 19.30 Uhr (am 28.1. auch um 10 Uhr) Infos/Karten: Theaterkasse, Opernstr. 22, Bayreuth, Tel. 0921 69001, theaterkasse@bayreuth.de
Ort: Freiheitshalle Hof, Festsaal Beginn: 19.30 Uhr Karten: Tel. 09281 720029
750 Aussteller · Neuheiten Anregungen · Aktionsflächen 8 Hallen. Nordbayerns größte Urlaubs-, Reise- und Freizeitmesse mit Bayerns größter Indoor-Gartenmesse!
29. Januar
Thees Uhlmann – Lesung im Rahmen des Leselust-Festivals 2016 Thees Uhlmann liest aus seinem ersten Buch „Sophia, der Tod und Ich“ Ort: Das Zentrum, Europasaal, Äußere Badstr. 7a, Bayreuth Infos/Karten: www.leselust-bayreuth.de
„Dreaming in the stone bed valley“ – Ausstellung von Siri Hermansen
Als Stipendiatin der Bildenden Kunst bewohnt Siri Hermansen aus Norwegen aktuell die Villa Concordia in Bamberg. Hier zeigt sie ihre Ausstellung „Dreaming in the stone bed valley. Fotografie, Film & Installation“, zu der sie selbst eine Einführung verfasst hat. Ort: Internationales Künstlerhaus Villa Concordia, Concordiastr. 28, Bamberg (Vernissage am 27. Januar, 19 Uhr) Eintritt frei
29. Januar bis
27.
„Mit anderen Augen“ – Ausstellung Kulturelle Berührungen nicht nur bei Friedrich Rückert Ort: Landesbibliothek Coburg, Foyer, Schlossplatz 1 Eintritt frei
Mai
30. Januar
Tag der offenen Tür
Ort: Euro Akademie Bamberg, Ludwigstr. 25 Dauer: 10 – 13 Uhr
ine e M Freizeit
Touristik & Garten Messe Nürnberg 24. bis 28.Feb. 2016
Nur einen Klick entfernt: ECHT-Oberfranken.de
Onlineticket
täglich von 9:30 - 18 Uhr Einlass bis 17 Uhr www.freizeitmesse.de
ar 24.+25.Febru ermäßigt!
Die Messe für die reife n Generatio
NKEN – A R F E T N E T PA ATENTE P E H C S I K N FRÄ Gesamtfränkische Aktionswoche vom 27. Juni bis 2. Juli Fränkisches Volksmusikfest und Festakt am Sonntag, 3. Juli in Hof www.tdf2016.de
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VERANSTALTUNGSKALENDER Marie Séférian Quartett
„Mille Nuits“ heißt das aktuelle Album. Märchen in Versform gibt es darauf zu hören, französischsprachig. Keine Sorge: Wer des Französischen nicht mächtig ist, der wird vom farbenreichen Klangteppich aus Gesang und Instrumenten ins Morgenland entführt… Ort: Becher Bräu Bayreuth Beginn: 20.30 Uhr Infos: www.jazz-bayreuth.de/event/ marie-seferian-quartett/
Februar
1.
Februar
Taizé-Gebet – Singen für den Frieden
10. Februar
Ort: Autobahnkirche Himmelkron Beginn: 19 Uhr Infos: Kath. Parramt St. Otto, Tel. 09273 374
2.
Ort: Städtische Kunsteisbahn Hof Dauer: 18 – 22 Uhr
Abschlusskonzert des Meisterkurses für Violine
12. Februar
Februar
Ort: Coburger Puppenmuseum, Rückertstr. 2-3 Beginn: 14 Uhr
Eisdisko
Krippenschautag
mit Führung, Krapfen und Kaffee zu Maria Lichtmess Ort: Volkskundliches Gerätemuseum Bergnersreuth Dauer: 14 – 17 Uhr Treffpunkt zur Führung um 14 Uhr ist das Foyer; Infos: Tel. 09233 5225
Friedrich Rückert für Kinder: „Fünf Mährlein zum Einschlafen für mein Schwesterlein.“ – Interaktive Führung mit Lesung
mit Prof. Ulf Klausenitzer. Die Teilnehmer kommen aus Deutschland, Türkei, Korea, Polen, China und Bulgarien. Ort: Haus Marteau, Lobensteiner Straße 4, Lichtenberg Beginn: 19 Uhr Infos: www.haus-marteau.de
30. Januar
Der Talentschuppen des Jungen Theaters – Offenes Podium
Ob Akrobatik, Musik, Schwarzlichttheater, Kabaretteinlagen, Lesungen, Theater oder Tanz: Die 10-Minuten-Beiträge sind kurios, frech und witzig, manchmal auch klassisch und gediegen. Ort: Junges Theater Forchheim, Kasernstr. 9 Beginn: 20 Uhr Eintritt frei
After Work Live
3.
Februar
4.
Februar
5. 7. bis
„Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren“ Musik zum Fest Mariä Lichtmess mit Werken von Bach und Corelli. Jutta Maria Fries, Sopran; Valeria Stein, Flöte; Xenia Theodora Zorn, Orgelcontinuo; Kronacher Kammerorchester; Leitung: Monika Herr Ort: Klosterkirche, Kronach Beginn: 18.30 Uhr
„Disco Boyz & Band – Die ultimative 70er Show“
31. Januar
Christine Set The Scene & ein Partner aus der Region Ort: Spielbank Bad Steben Dauer: 19 – 22 Uhr Infos: www.spielbankenbayernblog.de Eintritt frei
Programmkinotag
Ort: Iwalewahaus Bayreuth, Wölfelstr. 2, Ecke Opernstr. 14.30 Uhr: KinderKinoKlub: „Vilja und die Räuber“ – Familienabenteuer 17 Uhr: „Mediterranea (OmU)“ – Sozialdrama über zwei Flüchtlinge 20 Uhr: „A walk in the woods – Picknick mit Bären (OmU)” – Charmante BuddyKomödie über zwei Rentner 22.30 Uhr: Midnight Movie: “Tales of tales (OmU)” – Faszinierend-groteske Geschichten aus drei magischen Königreichen Infos: www.kino-ist-programm.de
Theater Hof: „Land des Lächelns“ – Operette
von Franz Lehár Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
53. Regionalwettbewerb Jugend musiziert
13. Februar
der Städte und Landkreise Coburg, Kronach, Lichtenfels Ort: Musikschule Coburg, Neustadterstr. 3
Auf drei Bühnen präsentieren junge Musiker ihr Können. Ort: Freiheitshalle Hof Beginn: 14 Uhr
Die Ente bleibt draußen – Premiere
6.
mit Raymond Thompson, Butch Williams, Live-Band und Background-Chor. Hits von Boney M., James Brown, Bee Gees, u.v.a. Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
Lachen mit Loriot Ort: Studiobühne Bayreuth, Saal Beginn: 20 Uhr Infos/Karten: Tel. 0921 69001, www.studiobuehne-bayreuth.de, theaterkasse@bayreuth-tourismus.de
„Be a clown“ – Faschingskonzert
7.
Februar
Schauspiel von Lukas Bärfuss Ort: Theater Hof Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Tel. 09281 7070290, www.theater-hof.de
Your Stage 2 – Festival
Februar
Februar
Der Bus (Das Zeug einer Heiligen) – Premiere
mit der Brass Band Berlin – Musik mit Witz, Charme und Frack Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
culTOUR am Valentinstag
14. Februar
Zweisam gemeinsam ein Porzellanstück gestalten, anschließend Candlelight-Dinner in romantisch-intimer Atmosphäre Ort: Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan, Selb Dauer: 14.30 – 17 Uhr Anmeldung: Tel. 09287 918000, besuchercenter@porzellanikon.org
Expertisentag
„Schatz oder Schätzchen – Keramik, Glas, unedles Metall, religiöse Volkskunst und alles zum Thema Bier“ mit Dr. Silvia Glaser und Georg Strehl Ort: Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel Dauer: 10 – 17 Uhr Anmeldung bis 13 Uhr an der Kasse
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ECHT Oberfranken
VERANSTALTUNGSKALENDER Liebe als Passion
Abschlusskonzert des Meisterkurses für Fagott
Liebestexte, Orgel & Saxophon zum Valentinstag Ort: Stadtkirche Bayreuth, Kirchplatz 1 Beginn: 19 Uhr Infos: ebw-bayreuth.de Eintritt frei, Spenden erbeten
mit Prof. Dag Jensen. Die Teilnehmer kommen aus Deutschland, Türkei, Italien, Taiwan, Kolumbien, Chile, Venezuela, China, Israel und Korea. Ort: Haus Marteau, Lobensteiner Straße 4, Lichtenberg Beginn: 19 Uhr Infos: www.haus-marteau.de
„Komponist.Dirigent.Solist“ – 6. Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker Ort: Freiheitshalle Hof, Festsaal Beginn: 19.30 Uhr Karten: Tel. 09281 720029
19. Februar
18.
14.
Februar
Februar
Männer – Premiere
Fußball-Liederabend von Franz Wittenbrink Ort: Theater Hof Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Tel. 09281 7070290, www.theater-hof.de
Achtung! Die Briten kommen!
20. 16. Februar
„Mit Musik helfen“ – Benefizveranstaltung
des Lions Clubs „Selb an der Porzellanstraße“ Ort: Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Karten: Drogerie Dittmar, Ludwigstr. 15, Selb, Tel. 09287 2847
18. Februar bis
19.
Februar
Maxi-Spaß mit Mini-Gitarren! Mit TUKUO – The United Kingdom Ukulele Orchestra Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
Under-Cover – Ausstellung
Music-Stars und Kunst auf Plattenhüllen Ort: Galerie Späth, Ketschengasse 17, Coburg (Öffentliche Vernissage am 18. Februar, 19.30 Uhr)
März
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Donnerstag, 4. Februar, 19.30 Uhr Theater Hof: „Land des Lächelns“ - Operette von Franz Lehár Sonntag, 7. Februar, 19.30 Uhr BRASS BAND BERLIN: Faschingskonzert „Be a Clown“ Musik mit Witz, Charme und Frack von Bach bis zu den Beatles Samstag, 20. Februar, 19.30 Uhr Achtung! Die Briten kommen! Maxi-Spaß mit Mini-Gitarren! mit TUKUO – The United Kingdom Ukulele Orchestra Donnerstag, 25. Februar, 19.30 Uhr „Hair – The American Tribal Love-Rock Musical” 50 Jahre “Let the sun shine in” Dienstag, 01. März, 19.30 Uhr Theatergastspiele Fürth: “Ein Apartment zu dritt” Romantische Komödie von Nick Hall mit Fernanda Brandao, Julika Wagner, Bela Klentzke, Bernhard Bozian Sonntag, 20. März, 19.30 Uhr „Herbert & Schnipsi“ mit „Juchhu, glei schmeißt’s uns wieder!“
Vorverkaufsstelle: tourismus@bad-staffelstein.de
w w w. k a m m e r k o n z e r t e - b a n z . d e
Infos zu Veranstaltungen und Kartenvorverkauf: Kulturamt der Stadt Selb • Tel. 09287/883-119 u. 883-125, kulturamt@selb.de • www.selb.de
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VERANSTALTUNGSKALENDER
20. Febuar bis
22.
Arbeitswelt und Industrialisierung Anatoliens aus der Sicht junger Künstler – Sonderausstellung
Ort: Porzellanikon – Staatliches Museum für Porzellan, Selb
Mai
Das besondere Blatt
25.
Casinolive
9. Coburger Gesundheitstag
21. Februar
Das Kinderkonzert, bei dem das Publikum zu einem Teil des Orchesters wird und das nicht zuletzt davon erzählt, was im Team alles möglich ist. Ort: Freiheitshalle Hof, Festsaal Beginn: 11 Uhr; Karten: Tel. 09281 720029
50 Jahre “Let the sun shine in” Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
Februar
Die Kunstsammlungen der Veste Coburg umfassen eines der bedeutendsten Kupferstichkabinette Deutschlands. In der Reihe „Das besondere Blatt“ wird ein ausgewähltes Werk aus den reichen Beständen näher vorgestellt. Ort: Kunstsammlungen der Veste Coburg Beginn: 14 Uhr (Anmeldung ist nicht erforderlich) Gesundheits- und Wellnessmesse, Fachvorträge und Infostände, Aktivitäten auf der Empore sowie Verlosung mit attraktiven Preisen Ort: Kongresshaus Rosengarten, Coburg Dauer: 9.30 Uhr – 17 Uhr Eintritt frei
Ein Orchester – gut in Form
„Hair – The American Tribal Love-Rock Musical“
Klaus Karl-Kraus mit “Karpfen, Klees, ka Wasser” Ort: Spielbank Bad Steben Beginn: 20 Uhr Infos: www.spielbankenbayernblog.de
Jazz-Konzert
26.
28. Februar
mit dem Jazzfusion-Quartett Eyot Ort: Becher Bräu Bayreuth Beginn: 20.30 Uhr Infos: www.jazz-bayreuth.de
Bierfestival Fichtelgebirge
Ort: Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel Dauer: 10 – 17 Uhr
Februar
„Bamberg und das Bier“ – Festvortrag
22. Februar
Wertvolle Gespräche: Toleranz
Ort: KuKuK, Bad Berneck Beginn: 19.00 Uhr Infos: Gabi Wenz, Tel. 09273 5159
Buddy in Concert – die Rock’n Roll Show
mit den Original Stars aus dem Buddy Holly Musical Ort: Fichtelgebirgshalle Wunsiedel Karten: Tourist-Information Wunsiedel, Tel. 09232 602162 sowie alle Geschäftsstellen der Frankenpost
Freizeit Messe Nürnberg
24. 28.
Prof. Dr. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger, spricht über „Bamberg und das Bier“. Dr. Anna Scherbaum, Leiterin der VHS Bamberg Stadt stellt das neue Programm vor. Die Semestereröffnung wird von der Sieben-Hügel-Combo (Stadtkapelle Bamberg e.V.) mit fränkischer Blasmusik musikalisch umrahmt. Im Anschluss Gedankenaustausch bei Snacks und Getränken. Ort: VHS Bamberg Stadt, Altes E-Werk, Großer Saal Beginn: 11:00 Uhr Infos: www.vhs-bamberg.de
Rund 1.000 Aussteller sorgen für ein vielfältiges Messeerlebnis und bieten den Besuchern die Möglichkeit, die Themenwelten Garten, Touristik, Outdoor & Sport interaktiv zu erkunden. Die Freizeit Messe läutet seit 1966 den Nürnberger Frühling ein und feiert 2016 ihr 50-jähriges Jubiläum. Begleitet wird sie von den Messen inviva „Mitten im Leben“ (24. und 25. Februar) und THE VILLAGE, Europas größter Whisk(e)y-Messe (27. und 28. Februar). Ort: Messezentrum Nürnberg Tägl. von 9.30 Uhr – 18 Uhr. Einlass bis 17 Uhr Infos: www.freizeitmesse.de
März
ASTrein in der Nordkurve
Das Junge Theater Forchheim und der Förderverein der Adalbert-Stifter-Schule Forchheim (AST) laden ein zu einem Abend mit viel Musik, garniert mit kabarettistischen Einlagen oder auch einmal einer Lesung. Ort: Adalbert Stifter-Schule Forchheim, Aula Beginn: 20 Uhr Eintritt frei
Theatergastspiele Fürth: „Ein Apartment zu dritt“
Romantische Komödie – Deutsche Uraufführung und Premiere in Selb! Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
27.
bis
Februar
1.
Februar
März
Tag der offenen Tür
Informationen über die Ausbildungen Altenpflege, Pflegefachhilfe (Altenpflege), Sozialpflege, Heilerziehungspflege/-hilfe, Sozialpflege und zum/zur Erzieher/in. Ort: Privates Berufliches Schulzentrum Coburg, Parkstr. 49 Beginn: 10 Uhr Infos: 09561 81910
28
ECHT Oberfranken
Schultheater
„Much Ado about Nothing“ von William Shakespeare in englischer Sprache. Leitung: Hans-Dieter Scholz (Graf-MünsterGymnasium) Ort: Stadthalle Bayreuth, Kleines Haus Beginn: jeweils 19 Uhr Infos/Karten: Theaterkasse, Opernstr. 22 Tel. 0921 69001, theaterkasse@bayreuth.de (Weitere Aufführungen am 3., 5. und 7. März)
VERANSTALTUNGSKALENDER Anzeigen
6. IT-Forum Oberfranken
3. März
Schwerpunktthema: „Industrie 4.0: Eine Region macht sich auf den Weg“ Ort: Institut für Informationssysteme (iisys) der Hochschule Hof Info/Anmeldung: www.it-forum-oberfranken.de Teilnahme am IT-Forum 2016 ist für Besucher kostenfrei.
Abendöffnung Glasmuseum
10. März
Baby Talk – Premiere
Hänsel und Gretel – Premiere
Der Talentschuppen des Jungen Theaters – Offenes Podium
Paradies. Und das
Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke Ort: Theater Hof Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Tel. 09281 7070290, www.theater-hof.de
5.
In den Wintermonaten mit früher Dunkelheit zeigen sich die Kunstwerke im Glasmuseum in völlig neuem Licht. Es erwarten Sie spezielle Sonderführungen und Sonderaktionen. Ort: Europäisches Museum für Modernes Glas, Rosenau 10, Rödental Dauer: 17 – 20 Uhr Oper von Engelbert Humperdinck Ort: Theater Hof Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Tel. 09281 7070290, www.theater-hof.de
Ort: Junges Theater Forchheim, Kasernstr. 9 Beginn: 20 Uhr Eintritt frei
11.
März
Ein melancholisch-komödiantischer Abend zwischen Fishfinder, Herzschmerz und VeggieDay. Ort: Junges Theater Forchheim, Kasernstr. 9 Beginn: 20 Uhr Karten: www.jtf.de
März
HANDWERK, DIENSTLEISTUNG, AUTOHÄUSER uvm. - Erlebe die Vielfalt!
SCHAU FENSTER der Region 2016 MIT GROSSEM RAHMEN . MM PROGRA T EINTRIT FREI.
FACTORY IN GROSSE OFENHALLE
5.+6. März 5. 6. und
mit großem Rahmenprogramm Ort: Factory In – Große Ofenhalle, Selb Dauer: 10 – 17 Uhr Eintritt frei
März
5. März bis
17. April
SELB, 10-17 Uhr
Schaufenster der Region 2016
Essence of Growth – Das Wesen des Wachsens – Ausstellung Skulptur und Tafelbild Gerd Kanz, Untermerzbach Ort: Kunstverein Coburg, Pavillon im Hofgarten Infos: www.kunstverein-coburg.de (Eröffnung am 5. März, 16 Uhr)
11. 12. und
März
März
Die come öffnet zum vierten Mal ihre Pforten. Die Coburger Messe hat sich als Leistungsschau der Kultur- und Kreativwirtschaft in Nordbayern etabliert und sich bayernweit einen Namen gemacht. Ort: Am Güterbahnhof, Alte Pakethalle, Coburg
Forum „Selb erleben!“ e.V. · Ludwigstraße 29 · 95100 Selb Tel. 09287 / 956383 · www.forum-selberleben.de
S S
3. Bamberger Fastenpredigt
mit „Bruder Michael“ alias Andreas Ulich Ort: Welcome Kongress Hotel / Ziegelbau, Bamberg Beginn: 19 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr Karten: www.agil-bamberg.de (Der Gewinn der Bamberger Fastenpredigt 2016 fließt als Spende an die Bürgerspitalstiftung Bamberg zum Erhalt der Klosterlandschaft und der Kirche St. Michael.)
Wandern auf keltischen Spuren
5.
come 2016 – Wirtschaftsforum und Fachmesse
Geführte Wanderungen auf Bad Staffelsteins Keltenwanderwegen. Jeweils am ersten Samstag im Monat, beginnend mit dem 5. März. Infos: Kur & Tourismus Service Bad Staffelstein, Tel. 09573 33120, www.bad-staffelstein.de, tourismus@bad-staffelstein.de
IHR FREUNDLICHES ANFASS- UND BEGREIFMUSEUM AN DER PORZELLANSTRASSE
bis
1.
12.
Oktober
März
Jesus bleibet meine Freude
5. März
mit Wolfgang Schneider, Orgel und Ulrike Hünefeld, Querflöte. Werke von J. S. Bach, Frank Martin u. a. Ort: Katholische Stadtpfarrkirche St. Johannes, Kronach Beginn: 17 Uhr Infos/Karten: Tel. 09261 606012, www.kronach-klassik.de/musikring Eintritt frei für Schüler/Studenten
Den Steigerwald erleben, seine Natur, Geologie, Kultur und Geschiche des Weißen Goldes. Ein Unikum ist der jährliche Weihnachtsbaum im Rathaus: Eine Auswahl aus Europas größter Spezialsammlung an Salzund Pfefferstreuern aus Porzellan.
S S geöffnet Ostern bis Weihnachten bis Uhr und nach Vereinbarung
Marktplatz · Schlüsselfeld Kontakt oder
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VERANSTALTUNGSKALENDER
12. März bis
24.
Das Künstlerbuch – Ausstellung
des BBK Oberfranken in Zusammenarbeit mit der Stadt Villach Ort: Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer, Hainstr. 4a, Bamberg
18. März
1. Gesundheitsmesse in Selb
Ort: Rosenthal-Theater Selb Dauer: 10 – 17 Uhr Infos: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
19. März
13. März
Concerto grosso – Kammerkonzerte auf Kloster Banz Beginn: 11 Uhr Infos/Karten: www.kammerkonzerte-banz.de, tourismus@bad-staffelstein.de
„Aus Oper und Operette“ – Sonntagskonzert
mit Stephanie Zillig, Gesang und Annerose Röder, Klavier Ort: Kunstverein Coburg, Pavillon im Hofgarten, Vortragssaal Beginn: 17 Uhr Infos: www.kunstverein-coburg.de
Wenn der Kulmbacher Henker in den verwinkelten Gassen der Altstadt unterwegs ist, dann wird das Mittelalter mit seinen Bräuchen und Aberglauben wieder lebendig. Treffpunkt: Marktplatz Kulmbach, 18 Uhr Infos/Karten: Tourist-Information, Buchbindergasse 5, Tel. 09221 95880
Spitalitäten „Bier und Jean Paul“ – Lesung
„… bevor es Nacht wird …“ – Bert Brecht und die Frauen
mit Musik von Kurt Weill; Salome Kammer, Stimme; Rudi Spring, Klavier Ort: Alte Vogtei, Regens-Wagner-Platz 5, Burgkunstadt Beginn: 17 Uhr Infos/Karten: www.baur-stiftung.de
Ort: Freiheitshalle Hof, Festsaal Beginn: 19.30 Uhr Karten: Tel. 09281 720029
Henkerführung mit Henkersmahlzeit
April
mit Wolfgang Hörner Ort: Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel Beginn: 19 Uhr
19. 20. und
„Portraitfotografie In- & Outdoor im Schloss Thurnau“– Workshop
„Märchenhafte Träumereien“ – 7. Symphoniekonzert der Hofer Symphoniker
Lenzrosen & Oster Markt
Fröhlicher Markt und Oster Überraschungsfest für die ganze Familie Ort: Schloss Thurnau Infos: www.rosenmesse.de
20. März
Entdecker unterwegs: „Ei, Ei, Ei…“ Osterferienprogramm
22. März
26. März
März
„Herbert & Schnipsi!“
20. März
mit „Juchhu, glei schmeißt’s uns wieder!“ Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos/Karten: Kulturamt der Stadt Selb, Tel. 09287 883119 und 883125, www.selb.de, kulturamt@selb.de
mit Anna-Lena Straßer. Dieser Kurs richtet sich an Fotografen, die den Umgang mit der Kamera bereits beherrschen, aber noch keine oder wenig Erfahrung im Umgang mit Fotomodellen haben. Ziel des Kurses ist es, die Grundlagen der Modellfotografie In- & Outdoor zu erlernen und ebenfalls das entfesselte Blitzen in Räumen. Ort: Schloss Thurnau Dauer: 14 – 18 Uhr Infos/Anmeldung: www.fotoschule-thurnau.de
für Kinder ab 5 Jahren. Mit einer österlichen Entdeckungstour, Eierfärben mit Naturfarben und Basteln eines Ostergestecks. Ort: Museum Bayerisches Vogtland, Sigmundsgraben 6, Hof Beginn: 10 und 14 Uhr Infos: Tel. 09281 8152700
Jugendsymphonieorchester Oberfranken in Naila Ort: Frankenhalle Naila Beginn: 18 Uhr Karten: Tel. 09282 6829
Jugendsymphonieorchester Oberfranken in Coburg
27. März
Ort: Rosengarten Coburg Beginn: 17.30 Uhr Karten: Tel. 09561 888125
Ostereiersuchen für Kinder Ort: Kurpark Bad Berneck Beginn: 11 Uhr
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ECHT Oberfranken
VERANSTALTUNGSKALENDER Anzeigen
DER BUS (DAS ZEUG EINER HEILIGEN) Schauspiel von Lukas Bärfuss Premiere: 13. Februar
MÄNNER
Fußball-Liederabend von Franz Wittenbrink Premiere: 20. Februar
BABY TALK
Musical von Peter Lund und Thomas Zaufke Premiere: 05. März
HÄNSEL UND GRETEL
Oper von Engelbert Humperdinck Premiere: 11. März
96450 Coburg Wiesenstraße 22/Ecke Rosenauer Str. Tel. 09561.247688 galerie@glaserei-spaeth.de
ECHT Oberfranken – Menschen Ideen Perspektiven erscheint bei der Kober Verlag & Marketing GmbH Burghaiger Straße 14 95326 Kulmbach Telefon 09221 407 81 20 Telefax 09221 407 81 24 info@echt-oberfranken.de www.echt-oberfranken.de
Ein Unternehmen aus Herausgeber und Verleger: Rainer Kober Chefredaktion/Projektleitung, Verantwortlich i.S.d.P.: Cornelia Masel-Huth Verantwortlich für Anzeigen: Cornelia Masel-Huth Mitarbeit: Claudia Gareis Projektassistenz: Tanja Fischbach Texte und Fotos dieser Ausgabe: Dr. Rolf Bernhard Essig, Markus Häggberg, Andrea Herdegen, Dr. Rüdiger Hess, Iris Kroon-Lottes, Landesgartenschau Bayreuth 2016, Monika Limmer, Cornelia Masel-Huth,
www.hoergeraete-geuter.de
facebook.com/hoergeraetegeuter
Nationalbibliothek Bamberg, Porzellanikon Selb, Gerald Raab, Jürgen Schabel, Gudrun Schury, Dr. Klaus Wührl, Pressestellen von Landkreisen, Städten, Gemeinden, Vereinen, Verbänden und Unternehmen, Uni Bamberg, Uni Bayreuth, Hochschule Coburg, Hochschule Hof. Layout/Grafik: Wolf Hartmann, HOCHVIER, Medienagentur röder&sommer
Theaterkasse: Tel. 09281. 7070-290 www.theater-hof.de
BIER
FESTIVAL 2016 28 FEBRUAR
10-16 Uhr
FICHTELGEBIRGSMUSEUM WUNSIEDEL
Druck: creo Druck & Medienservice GmbH, Bamberg Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck von Berichten und Fotos nur nach vorheriger Genehmigung. Redaktion, Autoren und Verlag übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit des Inhalts. Heftpreis: 4,30 Euro inklusive 7 % MwSt. Jahresabonnement: 25.00 Euro für sechs Magazine inklusive Porto und Versand.
www.fichtelgebirgsmuseum.de
Es gilt die Anzeigenpreisliste 01 vom 1. Februar 2010
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OBERFRANKEN IDEEN UND PERSPEKTIVEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE
Musik für die Augen – Landesgartenschau Bayreuth eröffnet am 22. April
D
ie Wagner-Stadt Bayreuth ist Festspiel- und Universitätsstadt – und vom 22. April bis 9. Oktober 2016 auch Ausrichterin der bayerischen Landesgarten-
schau.
Unter dem Motto „Musik für die Augen“ entsteht hierfür in einem Talraum eine neue Parkanlage – die Wilhelminenaue. Benannt nach der Symbolfigur und „Gastgeberin“ der Gar-
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ECHT Oberfranken
tenschau, Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Ihre Visionen und die in ihrer Zeit geschaffenen barocken Grünanlagen und Bauten wie das UNESCO-Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus, die Eremitage oder das Lustschloss Fantaisie mit dem ersten deutschen Gartenkunstmuseum prägen noch heute Stadt und Region. Und inspirierten auch die Planer der Landesgartenschau bei der Gestaltung des neuen Parks.
Entlang des Roten Mains schlägt dieser eine Brücke zwischen historischer Innenstadt, Hofgarten und Eremitage – und schafft einen einzigartigen, dauerhaften Grün- und Erholungsraum. Modern und dennoch verspielt, macht dieser „Lust-Garten“ mit seinen Wasserbereichen und Gartenkabinetten in bester Bayreuther Gartentradition Appetit auf eine landschaftliche Entdeckungsreise. Die 2011 im Architektenwettbewerb für die Landesgartenschau erfolgreichen Berliner Landschaftsarchitekten HAHN HERTLING VON HANTELMANN stellen sich der Herausforderung, im Einklang von ökologisch wertvollen Flächen und Naherholung eine dauerhafte, naturnahe Aue zu gestalten. Schwerpunkte des landschaftlichen Umbaus sind die Renaturierung des Roten Mains und die Schaffung eines Sees.
Der neue Park wertet nahe gelegene versiegelte Wohnquartiere auf, schafft Angebote für alle Nutzergruppen und Generationen, verknüpft vorhandene Sport- und Kulturstätten und verbessert den Klima- und Hochwasserschutz.
Von Frühlingsouvertüre bis Münchner Freiheit Rund 45 Hektar ist er groß und wird geprägt von einer neu gestalteten Auen- und Flusslandschaft: der neue Landesgartenschaupark Wilhelminenaue. Die Besucher können sich vom 22. April bis 9. Oktober 2016 bei Bayerns größter Landesgartenschau auf viele Attraktionen freuen: den renaturierten Roten Main mit seinem Fossilien-Wasserspielplatz, auf Landschaftskabinette, die wie Leuchtfeuer in die Landschaft ragen, eine weltweit einzigartige Kletterlandschaft
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Fast schon Wirklichkeit: was noch vor zwei Jahren nur als Visualisierung sichtbar war, wird bald schon der gesamten Bevölkerung als Naherholungsgebiet dienen – der Landschaftspark Wilhelminenaue.
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45 Hektar umfasst der Landschaftspark Wilhelminenaue. Er soll weitere Parks und Grünflächen miteinander verbinden. So ist zum Beispiel entlang des Roten Mains von Bayreuth bis nach Neudrossenfeld ein Mainauen-Wanderweg entstanden.
oder eine für Anfänger und Profis geeignete Dirt-Bike-Anlage. Aber auch auf die beliebten Blumenschauen, Konzerte, Theateraufführungen – und sogar ein kleines OutdoorSchlösschen mit speziellen Angeboten für Kinder und Jugendliche.
Vorzeigeprojekte regionaler Gartenbauer und Steinmetze zeigen sie die Handwerkskunst und Vielfalt einheimischer Unternehmen. Aber auch die 14 Blumenschauen werden für viel Furore und Begeisterung sorgen – mit Themen wie Frühlingsouvertüre oder Rosenduft und Walzerglück.
Besondere Hingucker sind darüber hinaus die sieben Themengärten und 48 Mustergräber der Landesgartenschau. Als
Die Wilhelminenaue ist 2016 neben vielen grünen Highlights auch eine außergewöhnliche Ausstellungs- und Ver-
ECHT Oberfranken
Auf der Seebühne des neu entstandenen Hammerstätter Sees werden während der Landesgartenschau unzählige Events stattfinden.
anstaltungsarena. Mehr als 2.000 Events laden hier zu einem Unterhaltungsgenuss der Extraklasse ein. So treten unter anderem Echo-Preis-Gewinnerin Oonagh, die Kultbands Bananafishbones und Münchner Freiheit, das Poptrio Ganes, die Lokalmatadoren Six Pack und HUEBNOTIX & Strings sowie die Landesgartenschauband Bayreuth Eleven auf.
Mit über 2.000 Veranstaltungen kommen neben Garten- und Blumenliebhaber auch Theater-, Musik- und Sportfreunde auf ihre Kosten. Das Sportkabinett mit Netzlandschaft ist eine der Hauptattraktionen
Ermäßigte Dauerkarten Dauerkarten sind im Vorverkauf noch bis 21. April 2016 erhältlich. Diese kosten ermäßigt 65 EUR, mit Beginn der Landesgartenschau dann 75 EUR. Ausnahmslos alle Events sind in der Dauerkarte inklusive. Die Preise und Vorverkaufsstellen sind online zu finden unter landesgartenschau2016.de/ besuch. n
Fotos und Visualisierungen: HHVH, Officium, LGS Bayreuth 2016
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„Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein.“ Das hat einst Oscar Wilde gesagt. Das Theater ist ein zweifacher Treffpunkt: einer liegt auf der Bühne, einer ist das Theater selbst. Auf der Bühne steckt in jeder Rolle die ganze Dramatik des Lebens, jede Rolle wird durch die schöpferische Kraft aller Agierenden zu einem temporären Kunstwerk. Und wir Zuschauer lassen uns aus dem profanen Leben im Treffpunkt Theater bereitwillig in andere Leben entführen, schlüpfen mit hinein in die Leben dort auf der Bühne. Die Welt bleibt draußen zurück, alle unsere Sinne verdichten sich auf das Bühnengeschehen. Theater ist Meditation und Kommunikation zugleich. Und immer Ausdruck unserer Lebendigkeit, ob vor oder auf der Bühne.
Fotos von Jürgen Schabel
Die beiden Solisten der Hofer Ballettcompagnie, Carla Wieden Dobón und Ali San Uzet in „Le sacre du printemps / Requiem“, mit Musik von Igor Strawinsky und W. A. Mozart
Bayreuth, Studiob端hne
Bamberg, ETA Hoffmann Theater Hof, Theater
Junges Theater Forchheim
Bamberg, Marionettentheater
Bayreuth, Studiob端hne
Hof, Theater Selb, Rosentaltheater
Hof, Theater Bamberg, ETA Hoffmann Theater „Das schwarze Wasser“ von Roland Schimmelpfennig Es spielen: Anna Döing, Ronja Losert, Katharina Rehn, Bertram Maxim Gärtner, Pascal Riedel, Daniel Seniuk Regie: Sibylle Broll-Pape
Selb, Rosentaltheater
Selb, Rosentaltheater
Bamberg, Marionettentheater „Der fliegende Holländer“
Junges Theater Forchheim, Musical AG der Martinschule v.l.: Saliha Uzunyilmaz, Lena Blümlein, Güldnem Yavuzkurt, Rengin Basalak, Christina Ding
Bamberg, ETA Hoffmann Theater, Aussenfassade
Junges Theater Forchheim Musical AG der Martinschule „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler
Hof, Theater
OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE
Text: C. Masel-Huth, Porzellanikon, Fotos: M. Limmer, Porzellanikon
Knochenarbeit und Stolz – Was einen Porzelliner ausmacht 44
ECHT Oberfranken
Noch heute aktiv und stolz auf die Vergangenheit: Diese imposante Vereinsfahne stiftete dem Männergesangverein 1887 Selb die Fahnenpatin Marie Hutschenreuther.
OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE
D
er Wunsch, Porzellan zu besitzen, wurde ausgelöst durch Schalen, Vasen und Dosen, die Marko Polo im 13. Jh. von seinen Reisen aus China mitbrachte. Es dauerte allerdings noch 600 Jahre, bis Porzellan zum Massenprodukt wurde. Am „weißen Gold“ kann man also gut verfolgen, wie aus einem exklusiven Produkt für wenige durch die industrielle Entwicklung, durch allmähliche Verbilligung der Produktion die Erzeugnisse zu einem allgemeinen Bedürfnis wurden. Die Geschichte des europäischen Porzellans beginnt mit der Entdeckung der Herstellungsmethode durch Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651 – 1708) und Johann Friedrich Böttger. Von Tschirnhaus gelang es, nach jahrelangen Versuchen in seinem Schmelztiegel, das erste Stück weißes Hartporzellan herzustellen. Vorausgegangen waren die Anstrenungen Böttgers auf der Albrechtsburg bei Meißen auf Geheiß August des Starken, dem Kurfürst von Sachsen und König von Polen, Gold herzustellen.
500 Teller kann diese isostatische Presse in einer Stunde bearbeiten. Ein Dreher schafft mit Handarbeit 90 Stück.
Statt Gold zu erfinden, schlug die Geburtsstunde des Porzellans. Tschirnhaus entwickelte hierfür einige Brennspiegel, die zur Erreichung der hohen Temperaturen dienten. Im Oktober 1708 fertigte er noch einen Porzellanbecher. Nach von Tschirnhaus Tod (11.10.1708) führte Böttger die Porzellanforschung fort. 1709 gelang ihm die Herstellung eines roten Steinzeugs, das nach ihm „BöttgerSteinzeug“ genannt wurde. Oberfranken, Thüringen und Sachsen waren gut 300 Jahre lang Zentren der Herstellung von europäischem Porzellan. Die Erfindung der Dampfmaschine und die damit verbundene Industrialisierung machten auch aus den kleinen Manufakturen immer größere Fabriken. Gegen Ende des 19. Jhs. entstand so neben der qualitativ auch die quantitativ leistungsfähige Porzellanindustrie. Damit gelangten die Produkte der keramischen Industrie in den Bereich des Massenkonsums und der war die Vorbedingung der Großindustrie. Die schnellen Automatisierungsprozesse nach dem Zweiten Weltkrieg, Billigimporte aus Fernost, veränderte Lebensstile, aber auch Managementfehler führten nach in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Niedergang der Porzellanindustrie. Paradebeispiel hierfür ist die Firma Rosenthal. 1879 als Familienbetrieb gegründet, brachte Philipp Rosenthal jun. das Unternehmen zu höchster Blüte, weil er zur richtigen Zeit einen neuen Trend erkannt hatte: das Design von Produkten begann seinen Siegeszug. Rosenthal engagierte Künstler wie Luigi Colani, Elsa FischerTreyden oder Walter Gropius. Ab 1997 gehörte die inzwischen börsennotierte Rosenthal AG zu 90 Prozent dem britisch-irischen Waterford Wedgwood Konzern. Rosenthal stellte in Deutschland den Marktführer für hochwertiges Geschirr und Kunsthandwerk aus Porzellan und Glas dar und war im Verbund mit Waterford Wedgwood Weltmarktführer.
Porzellanprodukte wurden sehr lange Zeit in den Fabriken auf Planken von Raum zu Raum und Stockwerk zu Stockwerk getragen. Die Arbeiterin hat dabei wohl kaum gelächelt. Foto: Staffordshire Sentinel Newspapers
Im Juni 2008 wurde bekannt, dass Waterford Wedgwood aufgrund von Liquiditätsschwierigkeiten sein Rosenthal-Aktienpaket abstoßen wollte. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt ca. 1.100 Mitarbeiter weltweit. Das Unternehmen stand durch den anschließenden Zusammenbruch von Waterford Wedgwood vor der Zahlungsunfähigkeit und musste am 9. Januar 2009 Insolvenz anmelden. Seit Juli 2009 gehört Rosenthal zum italienischen Sambonet-Paderno-Konzern und hat viel von seinem einstigen Glanz verloren. Was vor allem blieb von einer glorreichen Unternehmenshistorie ist das Rosenthal-Archiv, eine Sammlung mit rund 15.000 Exponate aus 130 Jahren Firmengeschichte. Im August 2009 von der Oberfranken-Stiftung gekauft, wurde es als Dauerleihgabe dem Porzellanikon zur Verfügung gestellt. Darunter befinden sich nahezu sämtliche Produktent-
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Aus der 1866 gegründeten Porzellanfabrik Jakob Zeidler entstand das heutige Porzellanikon als Museum.
Wie schnell die Betriebe wuchsen, lässt sich an der Zahl der Mitarbeiter ablesen. Das Bild zeigt die Belegschaft der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co in Rehau.
würfe, von der Gründung des Unternehmens bis heute, sowie Originale, die von Künstlern wie Salvador Dalí, Andy Warhol und Walter Gropius gestaltet wurden. Teile der einmaligen Sammlung werden immer wieder in den Ausstellungen des Porzellanikons in Selb und in Hohenberg an der Eger gezeigt. Das Museum in Selb-Plößberg hat seine Heimat auf einem ehemaligen Fabrikgelände der Rosenthal AG gefunden. Die Gebäude, deren Grundsteine bereits 1866 gelegt wurden, konnten so vor dem Verfall gerettet werden und sind mittlerweile ein Industriedenkmal.
tags und des Arbeitslebens der Porzelliner nicht nur in Nordbayern und Thüringen/Sachsen sondern in ganz Europa.
Ein Industriezweig und seine Menschen
2014 wurde in Selb-Plößberg die Dauerausstellung „Porzellinerleben – aus dem Arbeiten und Leben der Porzelliner in Europa“ eingerichtet. Sie beleuchtet Facetten des Arbeitsall-
Porzellanherstellung findet nicht nur als technischer Vorgang statt, heute zumeist mit Einsatz hochentwickelter Technik, sondern vor allem auch als Ergebnis der Arbeit von Menschen. Doch wie sah es nun aus, das Leben der Porzellanmaler, der Dreher, der Druckerinnen oder Putzerinnen in den Porzellanfabriken des 18. und 19. Jhs.? Ganz knapp zusammengefasst: Es war Knochenarbeit für alle, selbst für die Kinder. War der Anteil Gelernter in den Manufakturen des 18. Jhs. mit 40 bis 50 Prozent noch vergleichsweise
Bis zu 80 Grad heiß waren die Kapseln mit gebranntem Stückgut. Klar, dass die Arbeiter mit heimischem Bier versorgt werden mussten.
Kinderarbeit war vor allem in englischen Keramikfabriken verbreitet. Friedrich Engels hat in seinem Buch „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ bereits 1885 eindringlich auf diese Missstände hingewiesen.
ECHT Oberfranken
Wie lange würde er wie viele Teller balancieren können? Kurator Wolfgang Schilling spürt seine Schulter schon nach der kurzen Fotopose.
Er ist die wohl bekannteste Persönlichkeit in der Porzellanindustrie – Philip Rosenthal. Der SPD-Politiker trug Design in alle Schichten und sorgte für eine Blüte der Porzellanindustrie. Foto: Rosenthal GmbH
hoch, so sank dieser Anteil im Verlaufe des 19. Jhs. auf 30 bis 40 Prozent, abhängig vom Qualitätsanspruch der Fabrik. Kinderarbeit in exzessiver Form findet sich schon im frühen 19. Jh. in England. Kinder unter zehn Jahren mussten schon zehn Stunden täglich und mehr hart arbeiten. Eine Ausbildung gab es vor allem für qualifizierte Berufe wie Maler oder Dreher, sie dauerte im 18. und 19. Jh. noch durchaus sechs bis sieben Jahre. In Deutschland begann die (drei bis vier Jahre) mehrjährige Ausbildung als Maler oder Dreher nach dem Ende der Schulpflicht, lange wurde ein Lehrgeld gezahlt, auch Einstand. Nach dem Ersten Weltkrieg sahen die Tarifverträge ein Lehrlingsentgelt vor. Bereits zu Ende der Lehrzeit konnten die Lehrlinge im Akkord mitarbeiten und entsprechend mehr verdienen.
Die Porzellanherstellung war von Beginn an mit gesundheitlichen Gefahren für die Arbeiter begleitet. Vorrangig ist die Silikose zu nennen, eine Krankheit, die durch das Einatmen des feinen Quarzstaubes entsteht, der bei Herstellung und Verarbeitung permanent auftritt. Die Auswirkungen reichten von massiven Atembeschwerden, Anfälligkeit für Krankheiten wie Tuberkulose bis hin zum Tod. Viele Porzelliner des 19. und beginnenden 20. Jhs. waren von der „Geißel der Porzelliner“ betroffen, die Lebenserwartung war dramatisch niedrig. In allen Ländern hat man sich spätestens in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. mit dieser Problematik auseinandergesetzt und versucht, die Ursachen zu beseitigen, so in Deutschland ab 1929. Andere Gefährdungen gingen z. B. vom Blei aus, das bei der Herstellung der Glasuren verwen-
Eine solche Küche diente oft einem vielköpfigen Haushalt als Wohnzimmer. Foto: Renate Wächter
O BERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE det wurde und zu Bleivergiftungen bei den Glasiererinnen führte.
Löhne und Arbeitszeiten Entsprechend der übrigen Industrie gestalteten und veränderten sich auch in der Porzellanindustrie die Arbeitszeiten. Beginnend bei der frühen Industrialisierung mit zwölf Arbeitsstunden täglich, über 60 Stunden in der Woche, reduzierten sich die Zeiten bis auf acht bis zehn Stunden täglich in den 1920er Jahren. Die Bezahlung erfolgte sehr bald im europäischen Raum nach Stückzahlen, als Akkord. Die Bezahlung war immer sehr niedrig, die Arbeiter waren angelernt und konnten relativ einfach ersetzt werden. Der Einsatz von Frauen z. B. in den Druckereien in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. drückten die Preise zusätzlich. Dazu gab es in der verschiedensten Form Sonderregelungen wie Lichtgeld, Malergold, Massepfennig, Prämien für die verschiedensten Leistungen, die den Verdienst zu einem komplexen Gebilde machten.
Die Disziplinierung der Arbeiter Die Entstehung der Industrie ist begleitet von permanenten, immer wieder gescheiterten Versuchen, in den Fabriken Arbeitsdisziplin durchzusetzen. Das beginnt bei den Arbeitszeiten, an die sich alle Beschäftigten in den arbeitsteiligen Betrieben halten sollten. Die meisten der Arbeiter kamen
Mit Atemmasken versuchte man die Berufskrankheit der Porzelliner zu bekämpfen, die Silikose, volkstümlich Staublunge.
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aus der Landwirtschaft und waren es nicht gewohnt, nach der Uhr zu leben, Pünktlichkeit daher ein Fremdwort. Dann war da noch der „blauen Montag“, den die Porzelliner von den Handwerkern übernahmen. Hier spielte aber auch der Stolz der Arbeiter eine Rolle. Ein großes Problem war außerdem der Alkoholkonsum in den Fabriken. Die Unternehmer erließen „Fabrikgesetze“, die den Beschäftigten die Regeln im Betrieb verbindlich aufzeigten: Arbeitszeiten, Verhaltensregeln, Strafen etc. Sogar eine beabsichtigte Heirat musste gemeldet und mit dem Unternehmer abgesprochen werden.
Leben außerhalb der Fabrik Die Porzellanindustrie Europas ist stark geprägt von mittelständischen Unternehmen und Unternehmerpersönlichkeiten. Sie haben sich teilweise nicht nur im Bereich der Unternehmensführung, sondern auch als Naturwissenschaftler oder Gestalter einen Namen gemacht und die Branchen ihrer Länder beeinflusst oder geprägt. Und sie waren gerade in den Gründerjahren des 19. Jhs. autokratische Patriarchen. Philipp Rosenthal sen. aus Selb wird als solcher geschildert. Unternehmer repräsentieren, sie leben im 19. Jh. häufig auf dem Fabrikgelände in Villen, bevor sie außerhalb ihren Wohnsitz nehmen. In Deutschland blieben die Unternehmer lange dem kleinstädtischen Milieu verhaftet. Bereits in der Manufakturzeit des 18. Jhs. organisierten sich Teile der in den Manufakturen Beschäftigten im Rahmen zunftähnlicher Einrichtungen, vor allem zur gegenseitigen
Heute übernehmen Roboter die kräftezehrende Arbeit. Foto: BHS-Teble-Top
Der Maifeiertag war Teil der Arbeiterkultur. Weder die Kirchen noch das Bürgertum beteiligten sich an solchen Feierlichkeiten.
Immer noch seriell, aber ohne Staub und Lärm: Arbeiterin in einer modernen Porzellanfabrik. Foto: KAHLA
Foto: Stadtarchiv Schönwald
Unterstützung. Dies betraf vor allem die Maler, wohl auch Dreher. Diese Strukturen finden sich in Deutschland auch in den Porzellanfabriken des 19. Jhs. Dort beginnen sich Arbeiter bestimmter Abteilungen, ebenfalls vor allem Maler und Dreher, in den „Personalen“ zu organisieren mit der Aufgabenstellung, sowohl dem Unternehmer gegenüber Tarifverhandlungen zu führen sowie soziale Unterstützung zu leisten (Kranken- und Sterbekassen), aber auch gesellschaftliche Aufgaben wie Wanderungen und Feste zu übernehmen. Dies währte bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch die Industrialisierung und das Entstehen einer Arbeiterbewegung entwickelten sich auch in den häufig mehrere hundert Beschäftigte umfassenden Fabriken Gewerkschaften, deren Hauptaufgabe Verhandlungen mit den Arbeitgebern über Tarife, Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten u. ä. waren. Die sozialen Strukturen sind, wie es für die Industrialisierung prägend ist, von einem starken Gegeneinander und patriarchalischen Strukturen geprägt. Die Unternehmen waren lange und häufig mittelständische, unternehmergeführte Betriebe, erst im Zuge zunehmender Konzentration entwickelten sich Konzerne mit Angestellten an der Spitze. Die industrielle Fertigung von Porzellan zog immer größere Fabriken, teilweise weit über 1.000 Arbeiter, und damit einen immer höheren Arbeitskräftebedarf nach sich. Es erfolgte eine Zuwanderung in die entsprechenden Regionen, in Europa vor allem nach Böhmen, Thüringen, Nordostbayern, Limousin, Stoke-on-Trent, es bestand Bedarf an Wohnungen und Infrastruktur. Die Unternehmen betrieben ebenso einen eigenen Hausbau (Fabrikwohnungen zur Bindung vor allem von Facharbeitern) wie auch die Kommunen selbst oder genossenschaftliche Wohnungsbaugesellschaften. Es entstanden Arbeitersiedlungen.
Der Wohnungsbau diente zu Beginn nur elementarsten Bedürfnissen. Die sanitäre Ausstattung war dürftig, die Menschen lebten auf engstem Raum, Familien mit sechs bis acht Köpfen in einem Raum oder zehn Köpfen in zwei Räumen waren keine Seltenheit. Zur Ergänzung des Nahrungsangebotes wurden Gärten bewirtschaftet und Kleinvieh gehalten. Die Menschen entwickelten sehr schnell ein reges Vereinsleben, häufig gegliedert an Grenzlinien wie Konfession (Deutschland), Arbeiter und Bürgertum (England, Deutschland, Frankreich) oder Politik (sozialistisch/kommunistisch, bürgerlich – Deutschland, England, Frankreich). Vereine dienten der Freizeitgestaltung, der Selbstvergewisserung, der Gruppenidentität, bildeten manchmal auch Keimzellen für politisches Aufbegehren. Sie vereinten eine große Zahl an Menschen, aber ebenso kleine Gruppen mit gemeinsamen Interessen. Die Freizeit der Männer wurde weitgehend im Verein oder der Arbeiterbewegung verbracht, hier waren Frauen kaum integriert. Eine Vielzahl von Veranstaltungen künden von den Aktivitäten und Möglichkeiten, Freizeit zu verbringen. Urlaube wurden erst möglich mit der Gewährung von Urlaubstagen und steigendem Einkommen. In der Zwischenkriegszeit ist hier nur wenig nachweisbar, erst nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt dies größere Ausmaße bis zum heutigen Massentourismus an, der auch die Porzellinerbevölkerung in allen europäischen Ländern erfasste. Eine Ausstellungseinheit widmet sich speziell den Familien. Denn durch die Dominanz der Porzellanindustrie entwickelte sich eine generationenlange Bindung von Familien an die vorherrschende Fabrik. Nicht nur ganze Familien, sondern mehrere Generationen fühlten sich mit „ihrer“ Fabrik verbunden, ein Porzelliner war bis in die heutigen Tage hinein stolz darauf, diesem Berufsstand anzugehören. n
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ECHTgemixt „Bayerns beste Auszubildende“ kommen aus Coburg
Angesehenste Auszeichnung für wissenschaftlichen Nachwuchs geht an Bamberger Altertumswissenschaftler Peter Riedlberger erhält Förderung von rund 1,5 Millionen Euro Der Bamberger Historiker Dr. Dr. Peter Riedlberger erhält den ERC Starting Grant, die angesehenste aller Auszeichnungen für exzellente Nachwuchswissenschaftler. Es ist der erste ERC Starting Grant aus dem Bereich der Alten Geschichte, der für Deutschland eingeworben wurde, der erste für die Universität Bamberg und der erste aus dem Bereich der Kultur- und Geschichtswissenschaften, der an eine bayerische Universität außerhalb Münchens geht. Der Europäische Forschungsrat (ERC) sagte am 13. November die Förderung des Projekts „The Proceedings of the Ecumenical Councils from Oral Utterance to Manuscript Edition as Evidence for Late Antique Persuasion and Self-Representation Techniques“ zu. Der ERC wird in den kommenden fünf Jahren die Forschungen von Peter Riedlberger mit 1.497.250 Euro finanzieren. Das liegt nur knapp unter der höchstmöglichen Fördersumme von 1,5 Millionen Euro. Mit dem Starting Grant fördert der ERC die vielversprechendsten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in ganz Europa. Durch den Preis sollen sie in die Lage versetzt werden, eine unabhängige Forscherkarriere aufzubauen. Von April 2016 an wird Peter Riedlberger im Rahmen des ERC-Projekts eine Arbeitsgruppe leiten, die die Akten der spätantiken Ökumenischen Konzile aus kulturwissenschaftlicher und historischer Perspektive untersucht. Weitere Informationen finden Sie unter www.uni-bamberg.de/ kommunikation/news/artikel/erc_starting_grant/
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Daniel Fietzek, Alina Meyer, Daniel-Tobias Sannig und Fabian Völker sind „Bayerns beste Auszubildende“ in ihren jeweiligen Ausbildungsberufen. Die IHK zu Coburg ehrte die jungen Leute, die 2015 bayernweit in ihrem Ausbildungsberuf das bei über 55.000 Teilnehmern an IHK-Abschlussprüfungen beste Ergebnis erreicht haben. Daniel Fietzek erlernte den Beruf des Holzmechanikers bei der Habermaaß GmbH in Bad Rodach und erzielte sogar bundesweit das beste Prüfungsergebnis. In den zurückliegenden zehn Jahren hat Habermaaß schon neun Mal einen „Bundesbesten“ ausgebildet. Mit Hotelfachfrau Alina Meyer war 2015 auch eine Auszubildende aus der Gastronomie bzw. Hotellerie unter „Bayern besten Auszubildenden“. Sie absolvierte ihre Ausbildung im Romantikhotel Goldene Traube, Coburg. Daniel-Tobias Sannig absolvierte bei dem Logistikunternehmen die Ausbildung zum Fachlageristen und wurde ebenfalls als „Bayerns bester Auszubildender“ geehrt.
Siegmar Schnabel, Daniel-Tobias Sannig, Alina Meyer, Fabian Völker
Eine Ehrenurkunde konnte IHK-Hauptgeschäftsführer Siegmar Schnabel auch einem ehemaligen Azubi der IHK zu Coburg verleihen: Fabian Völker entdeckte während der Ausbildung zum Bürokaufmann seine Leidenschaft für Informationstechnologie, und so schloss er direkt noch eine Ausbildung als Fachinformatiker (Systemintegration) an und beendete sie mit einem Spitzenergebnisse.
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Türkische Autorin Sema Kaygusuz erhält Coburger Rückert-Preis 2016
Loewe-Azubis in Deutschland ganz oben
Sema Kaygusuz wurde 1972 in Samsun und der türkischen Schwarzmeerküste geboren und lebt heute in Istanbul. Sie gilt als eine herausragende Vertreterin der jüngeren türkischen Literatur und laut einer Umfrage der Zeitschrift Notos als „eine der größten schriftstellerischen Hoffnungen“. Mit den Religionen und ihren Ausprägungen geht Kaygusuz kritisch ins Gericht und vertritt stattdessen eine universelle Spiritualität. „Als eine Person, die das Leben aller Wesen auf Erden, ob Stein, Baum, Himmel, Vogel oder Meer, gleichermaßen schätzt und nichts heilig finden kann, um dessentwillen Blut vergossen wird, kann ich nur eine Erfahrung in Sachen Glauben anerkennen: Die unermessliche Tiefe im Empfinden des Mysteriums, das dem Menschen ein Gefühl unerschöpflichen Lebens schenkt.“, schrieb sie einmal. Der Coburger Rückert-Preis wandert durch die Literatur- und Sprachregionen, mit denen Friedrich Rückert (1788 – 1866), bekannter Dichter, Orientalist, Zeitkritiker und Coburger Bürger, sich Zeit seines Lebens befasst hat. Foto: Muhsin Akgün
Deutschlands bester Auszubildender der Fachrichtung Systeminformatik arbeitet beim Fernsehhersteller Loewe in Kronach. Robin Peter hat in diesem Jahr seine Ausbildung bei Loewe mit der Traumnote 1,0 erfolgreich abgeschlossen. Und mit Christian Zimmermann kommt auch Bayerns Bester der Fachrichtung Elektroniker für Geräte und Systeme von Loewe. Heute arbeitet er im Produktmarketing an der Konzeption der Loewe Produktneuheiten mit. Christian Zimmermann durchläuft bei Loewe die duale Ausbildung von Studium und Beruf. Nach der Ausbildung wird er bald auch sein Studium mit dem „Bachelor of Engineering“ abschließen. Als kleine Anerkennung für die herausragende Leistung überreichte Geschäftsführer Christoph Schülner Robin Peter und Christian Zimmermann je ein Fernsehgerät Loewe Art 40, an dessen Entstehung sie beide maßgeblich mitgearbeitet haben.
Unterschlupfe der Kleinen Hufeisennase aufgespürt Im Sommer 2014 hatte ein besonderer Fund Aufsehen erregt: In Oberwaiz, Gemeinde Eckersdorf, war ein Sommerquartier der Kleinen Hufeisennase, einer winzigen Fledermausart, entdeckt worden. Damit war nach über 25 Jahren erstmals wieder der Nachweis gelungen, dass die Art in Oberfranken noch ihre Jungen zur Welt bringt. Nun konnten in Waischenfeld, Neustädtlein und anderen Orten sechs Tages- und fünf Nachtquartiere dieser in vielen Gegenden Deutschlands verschwundenen Tiere aufgespürt werden. Ehrenamtliche Naturschützer und Fledermausfreunde, Höhlenforscher und Biologen waren nach dem letztjährigen Sensationsfund gemeinsam tage- und nächtelang in Höhlen und alten Sandsteinkellern auf die Suche nach Kleinen Hufeisennasen gegangen. Es gelang ihnen mit Hilfe aufwendiger technischer Ausrüstung und auf Grund wertvoller Hinweise aus der Bevölkerung, drei Exemplare zu fangen und mit winzigsten Sendern im Rückenfell zu versehen. Mittels
der Sendersignale konnten sie die Tiere dann auf ihren nächtlichen Flügen verfolgen. Die Untersuchungen sind Teil eines Biodiversitätsprojekts, das Gerhard Bergner von der Regierung von Oberfranken koordiniert.
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Neugründung i
I n z a E
s klingt verheißungsvoll: „Neugründung“. Sofort denkt man an dynamische Jungunternehmer, aufstrebende Start-Ups, zahlreich entstehende Arbeitsplätze. Unwillkürlich will einem das „Oberfränkische Jahrzehnt“ einfallen: „Yes we can!“ bzw. gut oberfränkisch „Ho, mir kenna‘s!“ (in der jeweils lokalen Ausprägung natürlich). Doch leider müssen wir den geneigten Leser und nicht minder die geneigte Leserin enttäuschen. Denn hinter dem Akronym Inzajan verbirgt sich nicht etwa die „Industrie Zone Altenplos – Jöslein und Angrenzende Gebiete“ oder die „Innovationszentrale alter und junger Akademiker Nordbayerns“ sondern die „Initiative zur Abschaffung des Januar“. Was zunächst klingen mag wie eine Enttäuschung der Hoffnungen auf wirtschaftliche Dauerprosperität – und das ist die gute Nachricht – kann jedoch durchaus ein Potenzial entwickeln, das jede Unternehmensgründung, Genussregion oder Brauereidichte weit in den Schatten stellt. Wie es der Name nahelegt, will die „Initiative zur Abschaffung des Januar“ (wir verwenden im Folgenden der Einfachheit halber die Kurzform „Inzajan“) den Januar abschaffen. Auf Nachfrage wurde uns von der Inzajan-Geschäftsstelle mitgeteilt, dass es in der Tat um eine ersatzlose Streichung des Januars geht – und die Argumente der Initiative sind durchaus stichhaltig. „Den Januar braucht kein Mensch“, behauptet Vorsitzender Georg Nützlein, ein Unternehmer, der für seine Tatkraft und Entschlussfreudigkeit weit über die Grenzen Oberfrankens hinaus bekannt ist und von vielen Menschen respektiert, wo nicht bewundert wird. „Es ist doch so: Nach dem Dezember haben sowieso alle die Schnauze voll“, fährt Nützlein in seiner bekannt unverblümten Art fort. „Wer will denn da sofort anschließend schon wieder einen neuen Monat? Und dann macht ja der Januar rundum nichts als Ärger: Jedes Jahr wieder bringt er
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MENSCHEN UND KULTUR
n Oberfranken:
j a n ! Glosse von Klaus Wührl, dem Hausmann
Schneefall, den niemand vorhersehen konnte.“ Auf den Wetterbericht, der gerade den Januarschneefall ja zumeist recht zuverlässig ankündigt, angesprochen, reagiert Nützlein ungehalten: „Bleiben Sie mir doch mit dem Wetterbericht vom Leib! Wenn ich Informationen brauche, schau ich ja auch nicht ins Horoskop! Und so denken ja auch andere Menschen in verantwortungsvoller Position. Darum sind doch immer wieder Straßen und Wege nicht geräumt, fallen Züge aus und fahren Autofahrer zu schnell. Der Januar ist einfach ein vollkommen unberechenbarer Monat. In einer globalisierten Wirtschaft können wir es uns nicht länger leisten, solche historischen Sentimentalitäten zu pflegen. Der Januar ist ein Effizienzkiller. Und ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass an der Effizienz der Wirtschaft jede Menge Arbeitsplätze hängen. Wohlstand, Prosperität, Lebensglück!“ Unterstützung erhält die Initiative folgerichtig von der IHK: „Wir stehen voll hinter Herrn Nützlein und seinen Ideen – ineffiziente Monate abschaffen kann Kosten in erheblichem Umfang senken. Unwägbarkeiten, wie sie der Januar in überreichem Maße bereithält, sind Gift für die Wirtschaft. Gerade im Oberfränkischen Jahrzehnt haben solche Relikte einfach keinen Platz mehr.“ Eine Umfrage in der Bevölkerung erbrachte ebenfalls eine erstaunlich breite Zustimmung zu Nützleins Projekt. Besonders begrüßt wurde, dass damit Dinge wie das politische Stärkeantrinken samt des damit verbundenen Getöses sich von selbst erledigen würden. O-Ton eines Passanten: „Und unner Stärk, die kenna ma uns o Weichnachdn aa gleich nuch mit oodringn!“ Initiator Nützlein freut‘s und er blickt visionär in die Zukunft: „Der Januar ist erst der Anfang! Als nächstes kommt der August dran – da ist ja sowieso nie einer da. Und dann legen wir Dezember und Februar zusammen, dann haben wir den ganzen Zirkus in einem Aufwasch erledigt. Wir gehen goldenen Zeiten entgegen!“ n Foto: Kopf des Janus, Vatikanisches Museum (Wikipedia, Loudon dodd), Illustration: Wolf Hartmann
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Exzellente Geoforschung – Leibniz-Preis für Prof. Daniel J. Frost an der Universität Bayreuth
Das Rätsel des blauen Lichts: Auf der Suche nach den Schönheiten der Nacht
Prof. Dr. Daniel J. Frost, Geowissenschaftler am Bayerischen Geoinstitut (BGI) der Universität Bayreuth, gehört zu den Leibniz-Preisträgern des Jahres 2016. Wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnete den international hochangesehenen Forscher für seine wegweisenden Arbeiten zur Struktur und Dynamik des Erdmantels aus.
Wer in einer Sommernacht draußen in der Natur einen großen, bläulich schimmernden Lichtzylinder gesehen hat, vor dem sich schemenhaft eine Figur mit leuchtender Stirn bewegte, mag an eine UFO-Landung geglaubt oder an der Qualität des zuvor konsumierten Bieres gezweifelt haben. Dabei verbarg sich hinter der Erscheinung eine ökologische Grundlagenforschung: Im Rahmen eines Naturschutzprojekts der Regierung von Oberfranken lockte der Diplom-Biologe Martin Bücker an verschiedenen Stellen in und um Bamberg Nachtschmetterlinge an. Dazu verwendete er Neonröhren mit ultraviolettem Licht, auf das die Nachtfalter buchstäblich fliegen. Schwerpunkt dieser Untersuchung waren die Sandmagerrasen, ein Lebensraum, der in den letzten Jahrzehnten fast verschwunden ist. Einige Nachtfalterarten sind nur dort zu finden - und auf den Roten Listen der bedrohten Tiere und Pflanzen in Bayern. Als Ergebnis präsentierte Bücker eine Liste mit 315 gefundenen Nachtfalterarten, von denen 22 Arten auf der Roten Liste bedrohter Schmetterlinge stehen. Darunter befinden sich illustre Namen wie der Ampfer-Purpurspanner, das Gelbe Ordensband, die Karden-Sonneneule und die Eichen-Nulleneule. Sogar eine in Bayern ausgestorben geglaubte Art wurde in einem ehemaligen Übungsgebiet der US-Army bei Bamberg wieder gefunden: die Adlerfarneule. Mit dem Projekt wird auch die Öffentlichkeit über diesen extremen Lebensraum und seine „Bewohner“ informiert. Hierzu liegt ein Faltblatt vor und es wurden Nachtexkursionen zu Sandlebensräumen angeboten. Nähere Informationen und das Faltblatt erhalten Sie unter: www.reg-ofr.de/biodiv
Der Leibniz-Preis, der renommierteste Forschungspreis in Deutschland, ist mit 2,5 Millionen Euro dotiert. Prof. Dr. Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth, gratulierte dem Bayreuther Preisträger zu diesem herausragenden Erfolg: „Mit dem Leibniz-Preis würdigt die Deutsche Forschungsgemeinschaft die exzellenten wissenschaftlichen Verdienste von Professor Daniel Frost, der seit nahezu zwei Jahrzehnten am Bayerischen Geoinstitut tätig ist. Hier hat er die Hochdruck- und Hochtemperaturforschung, die zu den ausgewählten Profilfeldern unserer Universität zählt, in Forschung und Lehre wesentlich vorangebracht.“
Wendy Müller-Elliott erste Flüchtlingskoordinatorin in Hof Als eine der ersten Städte in Nordbayern hat Hof eine eigene Flüchtlingskoordinatorin eingestellt. Die gelernte Erzieherin Wendy Müller-Elliott, die selbst einen britischen Vater und eine Mutter aus Sri Lanka hat, war zuvor bei der Regierung von Oberfranken und konkret als Leiterin des Selber Flüchtlingswohnheims beschäftigt. Ihre Aufgabe sieht Wendy MüllerElliott in der Vernetzung der im Bereich der Flüchtlinge aktiven Stellen und Institutionen: „Ich möchte dazu beitragen, dass wir geordnet zu einer für uns alle wichtigen Integration der neu zu uns gekommenen Menschen kommen. Dies betrifft die Sprache ebenso wie die Vermittlung unserer demokratischen Werte. Die positive Bereitschaft der Hofer zur Aufnahme der Menschen wollen wir weiter kanalisieren.“ Dem schloss sich auch Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner an: “Wir wissen, dass das Flüchtlingsthema eine der beherrschenden Herausforderungen der nächsten Jahre sein wird. Wir wollen parallel zu notwendigen Entscheidungen im politischen Bereich in unserer Stadt dafür sorgen, dass wir langsam aber sicher den Krisenmodus verlassen und in den eminent wichtigen Integrationsmodus übergehen.“ Aktuell leben in Hof etwa 700 Flüchtlinge.
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MENSCHEN UND KULTUR
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„Fosaleggn“ – Mit Peitschenknall und Strohbären wird in Effeltrich der Winter ausgetrieben. Text und Fotos von Dr. Rüdiger Hess
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findet man auch in der Tracht der Burschen die typischen Frühlingsboten, weiße Kleidung, bunte Bänder und Stickereien und das Immergrün in Form von Buchsbaum auf der üppigen Kopfbedeckung.
Auch wenn das Spektakel mit seinen heidnischen Wurzeln kein Faschingsumzug ist, so ist der ursprüngliche Sinn des Brauchtums doch in der Fasnacht, der „Fosenächte“ zu suchen. Das Wort „Fosaleggn“ hat seinen Ursprung in der ostfränkischen Volkssprache und dem Begriff „faseln“, das auch im mittelhochdeutschen Wort „vaseln“ steckt und bedeutet fruchten, gedeihen. Dementsprechend sind die Fasnächte die Zeit der beginnenden Fruchtbarkeit in der Natur und die Effeltricher „Fosaleggn“ oder „Faseligen“ sind also Sinngestalten der beginnenden Fruchtbarkeit zu Jahresbeginn. Entsprechend
Kern der zugrundeliegenden Symbolik ist, dass der Winter vernichtet, genau gesagt ertränkt werden muss, damit der Frühling im Jahreszeitenablauf gemäß den Naturgesetzen nun die Oberhand gewinnt. Da in direkter Umgebung von Effeltrich aber ein fließendes Gewässer für die martialische Tradition des Ertränkens des Winters fehlt, hat es sich seit nun mehr über 125 Jahren ergeben, dass die Effeltricher „Frühlingsburschen“ die „Winterbären“ aus Oberfranken ins benachbarte mittelfränkische Baiersdorf treiben, um sie dort in der Regnitz zu ertränken. Nach dem zweiten Weltkrieg fand die Brauchtumsveranstaltung erstmals wieder 1952 statt und das „gehäutete“ Stroh der Winterbären wurde ab jetzt nicht mehr der Regnitz überlassen, sondern auf dem Platz am Linsengraben spektakulär im Beisein vieler interessierter Zuschauer verbrannt. Am Ende des Schauspiels tanzen die siegreichen Frühlingsburschen mit ihren Effeltricher Trachtenmädchen zu den Klängen der Musikkapelle um das lodernde Feuer am Linsengraben.
eiß gekleidete Burschen mit kunstvoll gefertigten Kronen aus Buchsbaumsträußen auf dem Kopf und bunten Bändern über den Schultern laufen durch die Straßen von Effeltrich und Baiersdorf. Es sind die sogenannten „Fosaleggn“, die den Frühling symbolisieren und mit knallenden Peitschen die Winterdämonen vor sich her treiben. Diese gewaltigen fünf „Strohbären“ verkörpern den überstandenen Winter und müssen nach alter Tradition nun ins Wasser geworfen und ertränkt werden, damit der Frühling Einzug halten kann. So will es einer der wohl ältesten Bräuche in dieser fränkischen Region.
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Dieser Faschingssonntag ist für viele Effeltricher ein ganz besonderer Tag, vor allem für die Mitglieder des 1885 gegründeten Burschenvereins „Zufriedenheit“. Nach wochenlanger Vorbereitung, sind seit den frühen Morgenstunden zahlreiche Helfer dabei, die Akteure des Umzuges zeitaufwendig einzukleiden. Fünf auserkorene Burschen werden als „Struhbärn“, also Strohbären eingekleidet. Dieses Jahr läuft ein Zehnjähriger, der Maximilian Nützel, das erste Mal mit. Unter den Strohverkleidungen sind auch der Michael Masching und einer von den Wieseggels zu erkennen, alle sind mit Begeisterung dabei. Die Verwandlung zum Winterdämon dauert etwa zwei bis drei Stunden und ist für alle Beteiligten mit viel Geduld und Geschicklichkeit verbunden. Für das Strohkleid darf nur extra angebautes Wickenstroh verwendet wer-
den, dass auf nicht herkömmliche Art in ganzer Länge geerntet wird. Die „Bären-Burschen“ die den Winter symbolisieren, haben eine gewaltige Aufgabe vor sich. Etwa vier bis fünf Stunden werden sie in der furchtbar juckenden, schweißtreibenden und unbequemen Strohhülle verbringen müssen, die jede Bewegung zur Anstrengung macht. Dafür haben sie aber eine Riesen-Gaudi und die Rolle bringt ihnen die Narrenfreiheit, Mädchen und Frauen am Straßenrand lautstark erschrecken und überfallen zu dürfen. Niklas Wirt, der „Bärentreiber“ in Frauentracht, und der mit einem Fell bekleidete „Schäfer“ Lothar Wirt mit Stab in der Hand, haben heute die Aufgabe, die fünf wilden Strohbären zu bändigen und einigermaßen auf der Straße zu halten.
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Gegen 13.30 Uhr setzt sich der Umzug in Bewegung, an der Spitze marschiert die Kapelle vom Musikverein und zwischen Wehrkirche und der tausendjährigen Linde wird der erste Halt eingelegt für den traditionellen Tanz der symbolischen Frühlingsboten, den Fosaleggn, um die am Boden liegenden Strohbären. Das Immergrün der gewaltigen Buchsbaumhüte der Burschen steht sinnbildlich für Frühling und Wachstum, während das alte Stroh der Bären Winter, Unfruchtbarkeit, Vergangenes und Tod symbolisiert. Mit knallenden Peitschenschlägen geht es nun weiter Richtung Baiersdorf, voran die Musik und dann die ge-
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triebenen Ströhbären. Früher zu Fuß wird heute die doch über fünf Kilometer lange Strecke weiter nach Baiersdorf in die Kren-Metropole Frankens mit dem Bus gefahren, die strohigen Winterbären haben ein separates Fahrzeug. In Baiersdorf angekommen, formieren sich gegen 14.15 Uhr die Frühlings- und Winterburschen, Strohbären und Treiber bei der Jahnhalle wieder neu und ziehen jetzt durch Hauptstraße, Judengasse und Pfarrgasse zum Linsengraben, angeführt von der Musikkapelle und den Honoratioren der beteiligten Ortschaften. Ziel des Umzuges ist der Linsengraben, der Festplatz in der Regnitzau, auf dem die Zuschauer schon gespannt auf die kreischenden Strohbä-
ren warten. Dann beginnt die Zeremonie des „Häutens“ der Strohbären. Mit Messern werden die Schnüre durchtrennt, die das Stroh um die Burschen in Form hielten, das Stroh wird auf einen Haufen geworfen und mit einer Fackel angezündet. Die verschwitzten Effeltricher Burschen bekommen ein altes Trinkhorn gereicht und können jetzt endlich ihren Durst löschen. Wenn das Stroh brennt, verbrennt der Winter und die „Frühlingsburschen“, die weißen Fosaleggn, tanzen nun mit ihren Trachtenmadla um das lodernde Feuer, den zu Asche zerfallenen, vernichteten Winter. Wiederbeginn, Fruchtbarkeit und Leben haben gesiegt!
Neben dem Burschenverein Effeltrich ist es sicherlich in erster Linie auch dem Heimatverein Baiersdorf zu verdanken, dass diese schöne Tradition des Winteraustreibens auch heute noch jedes Jahr einen festen Stellenwert im Brauchtumskalender Frankens hat und dass Fosaleggn in farbenprächtigen Trachten tanzen und Bärentreiber die einzigartigen Strohbären von Effeltrich ins benachbarte Baiersdorf treiben.
Merken Sie sich den nächsten Faschingssonntag in ihrem Kalender vor – es lohnt sich, ein tolles fränkisches Erlebnis für die ganze Familie. n
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Gisela Raab, Wolfgang Schuberth-Raab
Der 11. Johann-Georg-August-Wirth-Medien-Preis ging an Franz Brosch, den langjährigen Geschäftsführer der vbw-Bezirksgruppe Oberfranken. Er ist Gründungsmitglied der Akademie für Neue Medien Kulmbach, die den Preis alle zwei Jahre vergibt. „Franz Brosch ist für mich der Netzwerker schlechthin“, betonte Thomas Nagel, der als Geschäftsführer der Akademie den Auszeichnung überreichte. „In Franz Brosch vereinen sich Politik, Wirtschaft und Medien. Er ist es, der die oberfränkische Wirtschaft mit den Medien zusammenbrachte und er ist ein großartiger Botschafter für eine fundierte Medienausbildung in Kulmbach und Oberfranken.“ Benannt ist der Preis nach dem 1798 in Hof geborenen Juristen, Schriftsteller und Politiker Johann-Georg-August Wirth. Wirth war lebenslang ein Streiter für die Pressefreiheit. „Die freie Presse ist die Schutzwehr der Völker gegen die Tyrannei der Machthaber“, lautete seine Überzeugung, für die er sich zeitlebens einsetzte und dafür mit Gefängnis, Verbannung, Not und Krankheit bezahlte. Der Mitorganisator des Hambacher Festes 1832 und Mitglied der Deutschen Nationalversammlung starb 1948 in Frankfurt. Anzeige
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Dynamische Digitalisierung – Nur wer sich rechtzeitig Gedanken macht, bleibt handlungsfähig
v. l. Günther Hein, Bernd Müller, der Kulmbacher Landrat Klaus Peter q Söllner, Dr. Michael Pfitzner
Text: Cornelia Masel-Huth Fotos: Monika Limmer
D
ie Digitalisierung betrifft alle immer und überall. Die rasante Entwicklung der Digitalisierung aller Lebensbereiche seit den 70er Jahren wird weiter an Fahrt aufnehmen und eine Herausforderung bleiben – für die Unternehmen und jeden einzelnen.“ Das prophezeite Prof. Dr. Udo Lindemann vom Lehrstuhl Produktentwicklung der Technischen Universität München beim 11. Neujahrsempfang der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft vbw, Bezirksverband Oberfranken, und der Akademie für Neue Medien, Kulmbach. Unter den Schlagworten „Industrie 4.0“, „Cloud-Computing“, „Big Data“ oder „3D-Druck“ führte er eindrücklich vor Augen, dass Maschinen und Produkte inzwischen das Potential haben, eigenständig zu kommunizieren, sich an veränderte Rahmenbedingungen hinsichtlich ihrer Funktionen und Abläufe anzupassen und grundlegende kognitive Fähigkeiten zu entwickeln. „Entwicklern und Konstrukteuren in der industriellen Praxis bringt das natürlich neue Herausforderungen, aber auch Chancen“, so Lindemann. Gleichzeitig werde die fortschreitende Digitalisierung aber auch eine Herausforderung
v. l. Christian Lieb, Petru Leuthhold, Elke Gillardon, Rainer Mattern, q Inga Hertling, Michael Limmer
v.l. Franz Brosch, Geschäftsführer vbw-Bezirksgruppe Oberfranken, Prof. Dr. Udo Lindemann, TU München, Thomas Kaeser,Vorstandsvorsitzender Kaeser Kompressoren Se, Coburg und Vorstandsvorsitzender vbw-Bezirksgruppe Oberfranken, Dr. Hanns-Peter Ohl, Geschäftsführer Erich Netzsch Gmbh& Co. Holding, Selb, q Vorstandsmitglied vbw-Bezirksgruppe Oberfranken
q v.l. Werner Kotschenreuther, Hans Rebhan
Bayern ist heute ein Technologiestandort von Weltrang. Doch Globalisierung und Digitalisierung verändern die Technologien sowie Geschäftsmodelle und haben Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft. Um insbesondere dem Mittelstand eine Orientierung zu geben, welche Entwicklungen in den nächsten Jahren zu erwarten sind, hat die vbw den Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft gegründet. Die Mitglieder des Zukunftsrates unter Vorsitz von Alfred Gaffal, dem vbw Präsidenten und dem Präsidenten der TU München, Prof. Wolfgang A. Herrmann, kommen aus allen relevanten Fachrichtungen. Aus der Politik ist die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner an Bord. Ausgangspunkt für alle weiteren Überlegungen des Zukunftsrats ist die vbw Leitstudie Bayerns Zukunftstechnologien, in der der heutige Stand wichtiger Technologiefelder analysiert wird und ein Blick auf die wichtigsten technologischen Entwicklungen der kommenden Jahre sowie grundlegende Rahmenbedingungen wie Globalisierung, demografischer Wandel, Energie-, Ressourcenund Klimafragen gerichtet wird. Basierend auf den Erkenntnissen der Studie hat der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft Handlungsempfehlungen an Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erarbeitet. In seiner Broschüre „Was Bayern morgen braucht“ werden detaillierte Hand-lungsempfehlungen gegeben zu den Bereichen „Unternehmerische Verantwortung stärken“, „Rahmenbedingungen für Innovationen verbessern“, „Grenzen zwischen Branchen und Technologien überwinden“, „Wachstum in ganz Bayern fördern“ und „Technologieförderung auf dem Prüfstand“. Das Fazit aus seinen bisherigen Überlegungen sieht der Zukunftsrat folgendermaßen: „Wirtschaftlicher Erfolg hat eine Schlüsselstellung in der gesellschaftlichen Entwick-lung Bayerns. Die größten Herausforderungen der Zukunft – Gesundheit und Ernährung, Energie, Mobilität, Verkehr, Infrastruktur, natürliche Ressourcen, Klima und Umwelt, Information und Kommunikation – sind an technologische Kompetenzen und wirtschaftliche Wertschöpfungsketten gebunden, die umso besser zur Wirkung kommen, je stärker die Bevölkerung im Sinne einer aktiven, innovationsfreundlichen Bürgergesellschaft integriert ist. Wird die Digitalisierung als verbindender Lösungsansatz für die Bewältigung dieser Zukunftsaufgaben begriffen und landesweit verankert, dann wird Bayern auch in Zukunft europäischer Premiumstandort sein.“ (Quelle und weitere Informationen unter www.vbw-zukunftsrat.de)
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für jeden einzelnen Menschen sein. „Wir brauchen Kompetenzentwicklung für diese neuen Erfordernisse auf allen Arbeitsebenen.“ Die Prozesse würden mit noch höherer Dynamik ablaufen, deshalb werde von den Arbeitnehmern künftig noch mehr Flexibilität, Schnelligkeit und Agilität verlangt werden. Dafür müssten schon in den Schulen und in der Ausbildung die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden und für die Unternehmen gelte: „IT ist Chefsache.“ „Bayern gehört zu den führenden Technologieregionen – in Deutschland und weltweit“, dies stellte Thomas Kaeser, Vorstandsvorsitzender der vbw Bezirksgruppe Oberfranken, ausdrücklich heraus. „Unsere gute Ausgangsposition ist aber kein Garant für eine dynamische und erfolgreiche Zukunft, denn Digitalisierung, Globalisierung und demografischer Wandel verändern unsere Gesellschaft, unser Leben und Arbeiten in rasantem Tempo. Dazu kommen Energie-, Ressourcen- und Klimafragen, die uns vor ganz neue Herausforderungen stellen. Alle diese Entwicklungen verändern schnell und tiefgreifend unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unser Leben und Arbeiten. Als rohstoffarmes Land mit vergleichsweise hohen Arbeitskosten müssen wir auf Technologieführerschaft, Innovationen, Qualität, Zuverlässigkeit und rationelle Fertigung setzen.“ n Anzeige
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ECHT Oberfranken
GESUNDHEIT
Eine Seele will auf die Erde –
Geburten in Oberfranken von Cornelia Masel-Huth
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iel ist heute von Bonding die Rede, der Bindung des Neugeborenen an seine Mutter, für Väter ist es selbstverständlich geworden, bei der Geburt dabei zu sein und die findet in angenehmen Räumlichkeiten bei gedämpften Licht und nicht mehr in sterilen Kreißsälen unter Neonröhren statt. Es hat sich viel getan seit Ende der 70er Jahre. Das ist hauptsächlich der Frauenbewegung zu verdanken und dem „Vater der sanften Geburt“, dem französischen Gynäkologen Frédérick Leboyer. Aber auch den neuen Möglichkeiten der Fototechnik, die erstmals Bilder ungeborener Feten und Embryos ermöglichte und die jeden ergriffen machen, der die schwerelos schwebenden Menschlein betrachtet. Kaum eine Frau entbindet mehr im Liegen, Wassergeburten sind an der Tagesordnung. Aber auch die Medizintechnik hat riesige Fortschritte gemacht und jede Klinik, die ja wirtschaftlich geführt werden muss, muss sorgfältig abwägen, zu welchen Behandlungen den Klientinnen geraten wird. Häufig wäre da weniger manchmal mehr. Doch auch die Frauen wünschen oft selbst, dass alles
Kam im Juli 2015 in der Helios-FrankenwaldKlinik in Kronach zur Welt: Lucy Löffler
technisch Mögliche eben auch für sie und ihr Ungeborenes getan wird. 35 Prozent aller Geburten sind inzwischen Kaiserschnitte und es wird geschätzt, dass zwischen vier und zwölf Prozent davon Wunschkaiserschnitte sind, also Eingriffe ohne medizinische Notwendigkeit. Die meisten Frauen wünschen sich allerdings eine zwar möglichst schmerzfreie, aber doch auch natürliche Geburt.
ausdrücklich gesagt – in der HeliosFrankenwaldklinik in Kronach, im Geburtshaus in Bamberg und in einer Hebammenpraxis in Bayreuth. Im letzten Fall passte es gerade gut, dass Hebamme Cordula Hartl Anfang Januar ihre Tochter Juna Aimée zuhause in einem Wasserbett auf die Welt gebracht hat.
Andererseits ist festzuhalten, dass Deutschland mit einer Säuglingssterblichkeitsrate von 4,19 Promille (2014) hinter skandinavischen Ländern wie Norwegen, Schweden und Finnland weltweit in der Spitzengruppe aller Länder liegt. Zum Vergleich: In einem kriegsgebeutelten Land wie Afghanistan (160,23 Promille) oder einem Entwicklungsland wie dem Tschad (91,45 Promille) ist die Säuglingssterblichkeit erschreckend höher.
Wir berichten aber auch über das Perinatalzentrum Nordbayern, das für alle Schwangerschaften eingerichtet wurde: Speziell für Risiko- und Mehrlingsschwangerschaften und vor allem für Frühgeborene, die heute schon unter einem Gewicht von 500 Gramm den Start in ein normales Leben schaffen können. Solche Zentren sind in einem Flächenstaat wie Bayern besonders wichtig, denn alle Schwangeren sollen möglichst wohnortnah die Chance auf eine optimale Versorgung haben.
Auf den folgenden Seiten stellen wir vor, welche Wahlmöglichkeiten junge Eltern in Oberfranken haben. Wir waren – stellvertretend für die vielen anderen Kliniken in Oberfranken, das sei
Und noch etwas Erfreuliches: Der Trend bei den Geburtenzahlen geht ein klein wenig nach oben. In der Frankenwald-Klinik waren es sogar erstaunliche zehn Prozent. n
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GESUNDHEIT
Zur gleichwertigen und optimalen Versorgung von Risikoschwangeren –
Das Perinatalzentrum Nordbayern wird Pilotprojekt
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is Mitte Januar hat Dr. Nikos Fersis mit seinem Team bereits zehn Babys ans Licht der Welt verholfen, darunter einmal Drillinge und zwei Zwillingspärchen. Dr. Fersis ist Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Bayreuth und derzeit rotierender Sprecher des Perinatalzentrums Nordbayern. Zu dem Verbund gehören neben Bayreuth die Sozialstiftung Bamberg und das Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt. Die Perinatalzentren und der Verbund wurden nach staatlichen Vorgaben eingerichtet, um eine optimale Versorgung von Mutter und Kind zu gewährleisten. „Solche Zentren sind spezialisiert auf die Behandlung von Risikoschwangerschaften und die Versorgung von Früh- und Neugeborenen. Auf dem höchsten Level muss den Zentren eine Kinderklinik angeschlossen sein“, erklärt der Gynäkologe. Für die Eltern stehen in solchen Zentren schon vor der Geburt Kinderärzte, Neonatologen (sie befassen sich mit den speziellen Problemen von Früh- und Neugeborenen), Kinderchirurgen und Humangenetiker zur Seite.
Dr. Nikos Fersis (2. v.l.) mit seinem Team
„Die meisten Schwangerschaften und Geburten verlaufen ja ganz normal“, so Fersis weiter, „aber natürlich müssen gerade kritische Gruppen wie Risikoneugeborene, das sind Frühgeburten oder Mehrlinge, bestens medizinisch versorgt werden.“ Die Medizin ist heute soweit fortgeschritten, dass Föten Embryos inzwi-
schen schon ab der 24. Schwangerschaftswoche und zum Teil unter 500 Gramm Gewicht gute Chancen haben, nicht nur zu überleben, sondern ein ganz normales Leben zu führen. Im Perinatalzentrum Nordbayern ist im vergangenen Jahr sogar ein Frühchen mit 380 Gramm versorgt und sorgsam aufgepäppelt worden. Um das zu ermöglichen, benötigt ein Krankenhaus eine aufwendige medizintechnische Ausstattung und muss rund um die Uhr sämtliches Fachpersonal vorhalten. Das ist natürlich ein Kostenfaktor, der sich erst ab einer gewissen Anzahl an Geburten rechnet. Andererseits sollen die Fachkliniken nicht zu weit vom Wohnort der Mutter entfernt liegen.
Kreißsaalbesichtigungen für werdende Eltern werden in regelmäßigen Abständen in allen Krankenhäusern angeboten.
In entspanntem Ambiente gebären
Dr. Fersis: „Vor allem für sehr kleine Frühchen ist ein langer Transportweg nicht ungefährlich. Schon kleine Erschütterungen können eine Gehirnblutung auslösen. Und die Frühchen benötigen unbedingt den Hautkontakt zur Mutter, um sich entwickeln zu können. Auch da spielt die Entfernung eine ausschlaggebende Rolle.“ Ziel des Klinikverbundes ist es deshalb, eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe Versorgung der Frühchen und Neugeborenen sicherzustellen, die Standards der Behandlung und der Krankenhausstrukturen anzugleichen, um letztlich nachhaltig die Versorgung der Schwangeren und Babys zu gewährleisten und gleichzeitig Personal effizient einzusetzen und fortzubilden. Um das Perinatalzentrum Nordbayern nach diesen Vorgaben aufzubauen, wurden alle Berufsgruppen an dem Prozess beteiligt. Es wurde ein internes Kommunikationsnetz aufgebaut, das einen stetigen Austausch des Fachpersonals über die Fälle ermöglicht. In zweiwöchigen Videokonferenzen werden schwierige Fälle diskutiert, daraus dann Behandlungsstandards entwickelt. Die betei-
ligten Chefärzte wählen alljährlich zwei Sprecher aus ihren Reihen und ein Geschäftsführer sorgt für die Koordination und die Öffentlichkeitsarbeit des Verbundes. Kernstück der standortübergreifenden Vernetzung ist die systematische Personalrotation. Fachärzte und Pflegepersonal hospitieren regelmäßig in den jeweils anderen Kliniken. Das dient sowohl der Angleichung der medizinischen Prozesse als auch der Weiterbildung der Mitarbeiter. Oder es überbrückt momentanen Personalmangel wie im vergangenen Jahr im assoziierten Coburger Klinikum, in dem dann Fachärzte aus Bayreuth eingesetzt wurden. Aber steigt die Zahl von Risikoschwangerschaften tatsächlich? „Das ist ein demografischen Problem“, erklärt dazu Chefarzt Fersis. Früher hätten Frauen meist zwischen 18 und 23 Jahren ihr erstes Kind bekommen, heute sind sie durchschnittlich 30 Jahre alt. „Die jungen Frauen heute machen eine Ausbildung, wollen dann in ihrem Beruf erst einmal Fuß fassen, das ist verständlich. Mit zunehmendem Alter wächst aber das Risiko z. B. durch bereits vorhandene Blutdruckstörungen oder Diabetes. Die Frauen müssen also intensiver betreut werden.“ Im Flächenstaat Bayern nimmt das Perinatalzentrum Nordbayern übrigens eine Vorreiterrolle ein. Seit 2010 wird der Verbund mit hohem Engagement des gesamten Klinikpersonals nun aufgebaut und vorangetrieben und soll nun zum Pilotprojekt werden. n
Alyyssa Isabella heißt die süße Prinzessin von Irina (29) und Jakob Redler (31) aus Kulmbach. Irina ist Projektassitentin bei ECHT Oberfranken und derzeit in Mutterschutz. Für die jungen Eltern war die Wahl des Kulmbacher Klinikums von Anfang an feststehend und die Besichtigung des Kreißsaals und der Säuglingsstation haben diese Entscheidung bekräftigt. Bei Irina gab es im letzten Drittel der Schwangerschaft Probleme und sie wurde an das Perinatalzentrum Nordbayern in Bayreuth verwiesen. Weil ein Termin eilig und in Bayreuth keiner frei war, wurde sie nach Nürnberg überwiesen. „Zuerst war ich schon sehr verunsichert über die vielen zusätzlichen Untersuchungen“, sagt die junge Mutter. Doch im Nachhinein findet sie es beruhigend, dass es Hilfe in Notfällen gibt. Kurz vor der Geburt hat Irina dann schnell noch eine wichtige Entscheidung getroffen: Nachdem sie die Schmerzen und Bewegungsschwierigkeiten einer Mitpatientin, die einen Kaiserschnitt hatte vornehmen lassen, miterlebt hatte, bevorzugte sie dann doch die natürliche Geburt.
GESUNDHEIT
Guter Ruf zieht an –
Helios-FrankenwaldKlinik besonders babyfreundlich
Chefärztin Dr. Anett Reinisch während einer Geburtsplanung beim 3D-Ultraschall
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eit April 2010 darf sich das Kronacher Klinikum „babyfreundliches Krankenhaus“ nennen. Ein gutes Jahr hatte das Team der geburtshilflichen Station um Chefärztin Dr. Annett Reinisch auf diese Zertifizierung hin gearbeitet. Jetzt erntet es den Lohn: Eltern kommen bis aus Coburg, um in der Helios-Frankenwald-Klinik zu entbinden.
Die Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus“ ist ein weltweites Programm von Weltgesundheitsorganisation WHO und UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Die ausgezeichneten Kliniken weisen mit der Plakette „Babyfreundliches Krankenhaus“ einen international anerkannten Qualitätsstandard nach. Ziel ist es, die erste Lebensphase eines Neugeborenen ganz besonders zu schützen und die Bindung zwischen Eltern und Kind sowie das Stillen zu fördern. Weltweit zeichnet die Initiative Geburtskliniken aus, die einen hohen Betreuungsstandard nachweisen. Für werdende Eltern ist die Plakette also eine wertvolle Orientierungshilfe bei der Auswahl der Wunschklinik für die Geburt des neuen Erdenbürgers.
A uch Unterwassergeburten können ohne Probleme realisiert werden. Dr. Alexandra Tetsis zeigt die Geburtswanne in der Helios-Frankenwald-Klinik in Kronach.
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ECHT Oberfranken
Joram Masel, 34, und Eva Bohnengel, 32, erwarten Mitte Februar ihr erstes Kind. Ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, das wollen die beiden nicht wissen, sie möchten sich überraschen lassen. Die jungen Eltern in spe haben zwei Namen ausgesucht und kleidungsmäßig muss es ja nicht immer ein striktes Pink oder Hellblau sein. Eva wird in der Helios-Frankenwaldklinik in Kronach entbinden. „Die geburtshilfliche Abteilung hat einen weithin guten Ruf und von unserer Wohnung aus sind es dorthin nur drei Minuten zu Fuß“, das waren die ausschlaggebenden Argumente für ihre Wahl. Mit der Hebamme, die sie auch nach der Geburt circa ein Vierteljahr zu Hause betreuen wird, hat Eva den Kreißsaal besichtigt. Bei den sechs Vorbereitungskursen für die werdenden Mütter und den dreien für die Väter wurden den beiden ausführlich über alle Möglichkeiten einer Geburt aufgezeigt. „Alle Frage wurden beantwortet, wir sind optimal aufgeklärt“, lobt Joram. Auch vor einem zu viel an schulmedizinischen Eingriffen wurden die künftigen Eltern gewarnt. Insbesondere wurde hier das Für und Wider der eingeleiteten Geburt diskutiert. Eva: „Ich gehe mit einem sehr guten Gefühl auf das Ereignis zu.“
WHO und UNICEF haben mit der gemeinsamen Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus“ ein Betreuungskonzept entwickelt, dem sich über 20.000 Geburtskliniken weltweit angeschlossen haben. 65 gab es 2012 in Deutschland – von insgesamt 852 Entbindungskliniken. Bayernweit war die Frankenwald-Klinik die sechste zertifizierte Klinik und die erste in Oberfranken. Darauf ist Chefärztin Dr. Reinisch besonders stolz. Für sie und ihre Mitarbeiterinnen steht das „Bonding“, also die Förderung der Bindung zwischen Baby und Mutter nach dem Durchtrennen der Nabelschnur an erster Stelle. „Unsere Abläufe richten sich nach der jungen Familie und nicht nach denen der Klinik“, verspricht Chefärztin Reinisch. Besonders erfreulich für das Klinikum: im abgelaufenen Jahr kamen fast zehn Prozent mehr Babys zur Welt, nämlich insgesamt 538 Kinder (Vorjahr: 490). Hiervon waren 278 Mädchen und 260 Buben. Zweimal gab es sogar Zwillingsgeburten. Bei den Mädchen lag der Vorname Mila auf dem ersten Platz der Hitliste. Bei den Buben waren Emil, Max und Jakob die beliebtesten Vornamen. n
Ebenfalls in der Helios-Frankenwaldklinik entbunden haben ECHT-OberfrankenMitarbeiterin Ramona PauliLöffler (28) und ihr Mann Benjamin Löffler (33) aus Windheim im Landkreis Kronach. Wie Joram und Eva vertrauten sie auf den guten Ruf des Hauses. „Für uns hat sich gar nicht die Frage gestellt in ein anderes Krankenhaus zu gehen“, sagt Ramona. „Das Kronacher Krankenhaus ist als babyfreundlich ausgezeichnet. Über den Geburtsvorbereitungskurs unserer Hebamme haben wir den Kreißsaal und die Station besichtigen und uns so bereits einige Wochen vor der Geburt mit den Gegebenheiten vertraut machen können. Die Entbindung war schließlich spontan, hat sich aber schon in die Länge gezogen, was natürlich viel Kraft kostet. Die Tage nach der Geburt unserer Tochter Lucy waren wir gut aufgehoben und sind auch zuvorkommend versorgt worden. Bei Fragen und Problemen waren die Schwestern immer hilfsbereit.“
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GESUNDHEIT
„Unsere Kompetenz und unsere Existenz wird untergraben.“ –
Hebammenberuf in Existenznöten
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ie Geburt meiner Tochter Juna Aimée verlief einfach traumhaft. Sie war so positiv „ und glücklich, wie ich es schon so oft bei anderen Frauen miterleben durfte.“ Die da so schwärmt ist Cordula Hartl, 38, Mutter von jetzt drei Töchtern und als Hebamme und Heilpraktikerin Hauptverantwortliche der Hebammenpraxis Bayreuth. Ihre älteste Tochter Cosima, heute fünf Jahre alt, war eine Steißlage und kam per Kaiserschnitt zur Welt. Bei Enja, 3, dauerte die Geburt nicht zuletzt wegen der Vorbelastung durch die Kaiserschnittnarben, belastend lange. Am 2. Januar 8.25 Uhr dann Juna. Für ihre Ankunft in Bayreuth hatten die Eltern einen Geburtspool besorgt und so stieß sie ihre ersten Laute zuhause in der elterlichen Wohnung aus. Bis zur Geburt von Juna war Cordula zusammen mit Kollegin Friederike Engelen in der Bayreuther Hebammenpraxis vor allem für Hausgeburten
zuständig. Die liegen beim Gesamtdurchlauf der Praxis zwar nur im einstelligen Prozentsatzbereich, aber Cordula Hartl meint einen steigenden Trend ausmachen zu können. „Wichtig ist, dass jede Frau, dass alle Eltern frei wählen können, wie ihr Baby zur Welt kommen soll und wir beraten sie dazu ausführlich.“ Klar, unter die freie Wahl fallen auch geplante Kaiserschnitte oder die ihrer Meinung nach sehr trendige vorzeitige Einleitung, die inzwischen bei bis zu 70 Prozent aller Geburten angewendet werde. Und das entspricht nicht den Vorstellungen der meisten Hebammen von einer natürlichen und für das Neugeborene möglichst unbeschwerlichen Geburt. „Eine eingeleitete Geburt ist weder für Baby noch für die Gebärende leichter als eine Geburt ohne Einleitung. Drei Tage Einleitung und zusätzlich die Entbindung, das sind gefühlte vier Tage Dauergeburt“, das weiß Cordula aus Erfahrung. Außerdem – Cordula redet sich allmählich in Rage – sei eine
Hebamme Cordula Hartl wenige Tage vor der Entbindung.
Hebammengeburt und die Vor- und Nachsorge durch Hebammen die kostengünstigste Art der Versorgung. „Eingeleitete Geburten sind die teuersten“, sagt sie. Und ab wann ein Kind übertragen ist, darüber scheiden sich ohnehin die Geister. Hebamme, das ist einer der letzten Berufe, den die meisten Frauen aus wirklichem Idealismus, aus Überzeugung und mit viel Herzblut wählen und ausüben. Aber ihre Tätigkeit ist gefährdet. Rund die Hälfte der bayerischen Geburtskliniken sind Beleghäuser, an allen anderen Häusern arbeiten die Hebammen inzwischen freiberuflich, Tendenz steigend. Für ihre selbstständige Tätigkeit – und in der Hebammenpraxis Bayreuth sind alle Frauen selbstständig – müssen die Frauen enorm hohe und steigende Versicherungsbeiträge zahlen, die sich Auch die Schwestern Enja (links) und Cosima (rechts) freuten sich auf die Dritte im Bunde: Juna.
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die meisten nicht leisten können. „Im Juli werden die neuen Versicherungssummen festgelegt und Cordula befürchtet, dass sie nach ihrer Mutterschutzzeit ihren Beruf nicht mehr wird ausüben können. Weil sie es sich nicht mehr leisten kann. Dabei geht es bei den Hebammenleistungen nicht ausschließlich um die Entbindung. Die Bayreuther Hebammen betreuen wie viele andere die Frauen vor, während und nach der Geburt. „Für die Frauen ist das angenehm“, erklärt das Cordula. Beim Ultraschall etwa nähmen sich die Hebammen bis zu einer Stunde Zeit dafür, dass die Frauen den Embryo betrachten und sich alle Fragen beantworten lassen können. „Hebammen sind sozial, sie lieben ihren Job. Wer verrechnet uns ein zweistündiges Telefonat mit einer weinenden Wöchnerin“, fragt sie und appelliert an alle, auch
Familie Hartl im heimischen Wohnzimmer
die werdenden Eltern, sich für die Hebammen einzusetzen. Die Krankenkassen seien aufgrund des 4. Sozialgesetzbuches verpflichtet, das Recht der Eltern auf freie Geburtsartwahl und auf Hebammenbetreuung zu gewährleisten. „Schreiben Sie an Ihre
Krankenkasse, dass Sie dieses Recht wahrnehmen wollen! Wehren Sie sich dagegen, dass Ihnen eine Wahlmöglichkeit genommen wird, das nämlich auf individuelle Hebammenbetreuung und auf Hausgeburten“, so der Apell von Cordula Hartl. n
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Geburtshilfe, ein Handwerk, das Freude macht – Im Bamberger Geburtshaus arbeitet ein Arzt mit den Hebammen zusammen
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er Praxis von Michael Fröhlcke ist das Bamberger Geburtshaus angeschlossen. Einrichtungen, in denen ein Gynäkologe direkt mit Hebammen zusammenarbeitet, kann man in Deutschland an einer Hand abzählen. Doch der 64-jährige Frauenheilkundler wollte nach seiner Ausbildung nie in einer Klinik bleiben. So suchte er nach Alternativen, bereiste ganz Deutschland, sprach mit unzähligen Frauen und Hebammen. Dann fand er Anfang der 90er in einem ehemaligen Kino die geeigneten Räumlichkeiten und kann jetzt Schwangeren eine Kombination aus häuslicher Geburt und ärztlicher Betreuung anbieten. Dass er dafür immer, auch an den Wochenenden abrufbar sein muss, stört Fröhlcke nicht. „Mein
Fach ist so vielseitig, das geht vom Operativen über Onkologie bis hin zu psychischer Betreuung, da ist die Geburtshilfe für mich ein idealer Ausgleich.“ Für die Geburtshilfe brauche man vor allem Anstand und Ehr-furcht vor der Frau. „Und viel Fingerspitzengefühl und möglichst viel Erfahrung. Geburtshilfe ist ein Handwerk und ich muss auch immer an die Seelen denken, die daran beteiligt sind.“
Natürliche Geburt auch bei Steißlage? Das Hebammenteam im Geburtshaus möchte im Einklang mit dem Arzt den Schwangeren eine möglichst natürliche Geburt ermöglichen. „Das wäre meistens sogar bei
Dr. Michael Fröhlcke betreibt mit einem Hebammen-Team eines der wenigen gemeinsamen Geburtshäuser in Deutschland.
Steißlagen möglich, aber dann wäre ich halb im Knast.“ 35 Prozent aller Geburten sind sind Kaiserschnitte, bis zu zwölf Prozent davon Wunschkaiserschnitte. Fröhlcke kann diesen
Nachsorge durch Hebammen beinhaltet häufig auch einen Rückbildungskurs, bei dem die frischgebackenen Mamas ihre Beckenbodenmuskulatur reaktivieren. Die Babys können bei den Übungen mithelfen.
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ECHT Oberfranken
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Hebamme Veronica Walther im Entbindungsraum des Bamberger Geburtshauses.
„Wir versuchen hier bei den Frauen, und natürlich auch den Vätern, Vertrauen zu wecken in die eigenen Kräfte, auf das eigene Fühlen. Wer die Frauen während der gesamten Schwangerschaft begleitet hat, baut natürlich auch ein anderes Verhältnis zu den ihnen auf, kann sich anders mit ihnen verständigen.“ Das sei in Kliniken gar nicht machbar. Zum Beispiel brauche ein Neugeborenes eine ruhige und entspannte Umgebung, um eine tiefe Bindung zur Mutter aufzubauen und das Saugen zu lernen. Das sei oft im Trubel eines DreibettZimmers nicht gegeben. Und die Ärzte hätten kaum Lernmöglichkeiten etwa bei der Vermeidung des Dammschnitts, weil sie nach Vorschrift han-
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deln müssten. Die Klientinnen wiederum seien so erzogen, dass sich die meisten wünschen, dass alles getan wird, was eben medizinisch möglich ist. „Viele Frauen entscheiden sich für eine Hausgeburt oder kommen ins Geburtshaus, weil sie bei ihrer ersten Entbindung schlechte Erfahrungen gemacht haben.“ Selbstverständlich habe die Sicherheit von Mutter und Kind aber immer Priorität.
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Auch Fröhlcke sieht den Anstieg der Versicherungsprämien (siehe Artikel „Hebammenberuf in Existenznöten“) für Hebammen und Frauenheilkundler mit Sorge. Das geht an die Existenz vieler Hebammen und die Klinken und Krankenkassen haben gegenüber dem Gesetzgeber einen starken Stand. „Aber ich hoffe, dass auch die Hebammen eine starke Lobby aufbauen können.“
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Positv sieht es Fröhlcke dagegen, dass inzwischen fast alle Väter bei der Geburt dabei sind. „ Ich finde es gut, die Väter in das Geschehen mit hineinzunehmen, bei dem ihre Frauen so unglaubliches vollbringen.“ n Anzeige
Wunsch bei vielen Frauen nachvollziehen. Sie seien häufig berufstätig oder in der Ausbildung, fühlten sich oft psychisch ausgeliefert und fremdbestimmt und natürlich möchten sie möglichst schmerzfrei gebären. Er selbst mache Kaiserschnitte nur aus rechtlichen Gründen. Maßstab müsse natürlich immer der Wunsch der Frau sein.
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Kämpfen, statt zu jammern – Kickboxerin Selina Gack aus Kulmbach ist international erfolgreich von Andrea Herdegen, Fotos von Andrea Herdegen und Oliver Gack
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reizeit, das bedeutet für sie Sport. Ausschließlich. Vier Mal in der Woche besucht Selina Gack das Kickbox-Training. Kraftübungen ohne Geräte, Joggen oder Fahrradfahren steht an den restlichen Tagen auf dem Plan. Dazu die Wettkämpfe an mehreren Wochenenden: Die 17-Jährige wird körperlich ganz schön gefordert – von ihrem Vater Oliver. Er ist ihr Trainer. Er ist ihr Vorbild, das sie motiviert und antreibt. Geschenkt wird ihr vom Vater nichts. Die Kulmbacher Gymnasiastin will es nicht anders: „Wer etwas erreichen möchte, muss auch etwas dafür tun“, sagt sie. Sie tut viel und sie ist erfolgreich. Ihre Wettkampf-Ergebnisse im Kickboxen sind erstaunlich. Viele Titel und Pokale hat sie bereits gesammelt, erreichte
in den vergangenen zwei Jahren stets Platz eins oder zwei. Im Moment ist sie Vize-Weltmeisterin im Leichtkontakt, deutsche Vize-Meisterin in zwei Kategorien und Sachsen-Meisterin im Leichtkontakt. Sie wurde mit dem Sport-Award der Martial Arts Association International ausgezeichnet, erhielt einen Worldchampion-Gürtel für ihre erfolgreichen Wettkämpfe sowie für ihren Vize-Weltmeistertitel. 2013 ist sie in der „Hall of Honour“ in München aufgenommen worden, als „Kämpferin des Jahres“ wurde sie geehrt. Damals hat sie noch All-StyleKarate gemacht, ein flexibler Kampfstil, den ihr Vater in seinen KarateSchulen in Kulmbach und Stadtsteinach lehrt. Oliver Gack macht seit 39 Jahren Kampfsport. Selina hat ihm schon als
kleines Mädchen beim Training zugesehen, war davon begeistert. „Ich bin da reingewachsen, wollte immer mitmachen, nicht nur am Mattenrand stehen“, sagt sie. Doch der Vater wartete ab. „Beim Kampfsport muss man hundertprozentig dabei sein. Man muss erst die Grundlagen schaffen, auf die man dann aufbauen kann“, sagt er. Seine Tochter sollte in dieser Sportart gleich alles richtig machen. Mit neun Jahren durfte sie zum ersten Mal unter Anleitung des Vaters kämpfen. Da war Selina Gack richtig stolz. Schon bald war ihr klar, dass das „ihr Ding“ ist, dass sie genau das machen möchte. Trotz des großen Trainingspensums ist Selina eine gute Schülerin. Manchmal ist es für sie stressig, Training und Lernen in Einklang zu bringen. „Mein
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SPORT
Der tägliche Trainingsplan ist hart, Vater Oliver wacht eisern über die kontinuierliche und konsequente Ausübung. Für Freundinnen bleibt da oft nur wenig Zeit.
Terminkalender ist voll“, sagt die 17-Jährige. Locker und gelöst sitzt sie auf der Terrasse der elterlichen Wohnung und blickt auf den Garten, in denen „Jackie“, der kleine weiße Familienhund tobt. Obwohl Malteser nicht gerade als sportliche Rasse gelten, ist er trainiert, was Selina ausdrücklich erwähnt. „Schließlich ist er mein Joggingpartner.“ Joggen ist für sie ein Ausgleich zum harten Kickbox-Training.
Obwohl Selina Gack wenig Zeit hat, verabredet sich die junge Sportlerin ab und zu mit ihren Schulkameradinnen. „Meine Freundinnen wissen, wie intensiv ich meinen Sport mache, und stellen sich darauf ein. Wenn wir etwas zusammen unternehmen wollen, machen wir das vor oder nach meinem Training.“ Manchmal hat Selina Gack auch keine Lust, zum Training zu gehen. „Aber Papa lässt das nicht gelten. Es heißt
Selina Gack mit Profi und Bundestrainer Ferdinand Mack
dann: Auf geht’s! Wenn ich dann dort bin, ist es jedes Mal wieder schön.“ Damit Jugendliche an ihrem Sport dranbleiben, müssten die Eltern dahinter stehen, sagt Oliver Gack. Es ist
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Co-Trainer Joachim Geyer, Selina Gack und Oliver Gack (von links)
ihm wichtig, dass sich junge Leute körperlich betätigen und nicht nur vor dem Computer sitzen. „Kampfsport kann man jedem Jugendlichen nur empfehlen. Er stärkt das Selbstbewusstsein.“ Auch Selina hat festgestellt, dass sie durch ihren Sport mentale Stärke bekommen hat. „Wenn eine Schulaufgabe mal schlecht gelaufen ist, dann strengt man sich das nächste Mal umso mehr an, anstatt zu jammern.“ Ist Kickboxen eine gefährliche Sportart? Das könne es werden, wenn Ju-
Worldchampion-Gürtel
Selina Gack als Vizeweltmeisterin (links)
gendliche permanent nur auf Wettkämpfe gingen und ständig Schläge bekämen, erklärt Oliver Gack. „Junge Leute brauchen Pause.“ Er selbst habe sich noch nie ernsthaft verletzt. „Blaue Flecken und Muskelkater sind nach dem Training schon mal drin“, sagt Selina. Und ihre Mutter Jovanka Gack bestätigt, dass Selina nach einem Kampf nie weine oder klage: „Sie stöhnt halt manchmal.“ Selinas Mutter ist begeisterte Designerin und Künstlerin. Sie war nur einmal bei einem Kampf ihrer Toch-
Die Kickbox-Vizeweltmeisterin Selina Gack, ganz entspannt mit Familienhund „Jackie“ im Garten.
ter dabei. „Einmal und nicht wieder! Ich habe mich so erschreckt.“ Selina flog bei diesem Kampf im Eifer des Gefechtes der Zahnschutz weg. Danach hatte sie Nasenbluten. „Das war schlimm für mich. Deshalb gehe ich nicht mehr mit“, sagt die Mutter. Das ist auch Selina lieber: „Ich muss mich bei einem Kampf konzentrieren, da kann ich das Getüdel nicht gebrauchen.“ Ihre Mutter hat den Sport der Familie zumindest künstlerisch umgesetzt: drei brillante AcrylBilder zeigen Kickbox-Szenen – den Kampf zweier junger Frauen. n
Jovanka Gack wird vom Sport ihrer Tochter Selina künstlerisch inspiriert.
MENSCHEN UND KULTUR
• Bernd Hohenstein mit der Galeristin Beate Heller.
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Bunter Hund im aufgeräumten Coburg – Galerie Späth holt internationale Künstler nach Oberfranken von Cornelia Masel-Huth
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hr Schicksal hört sich an wie aus einem der unzähligen Lebensberatungs-Bücher: Frau, Mitte 30, stürzt in eine Lebenskrise, verursacht durch einen schweren Unfall. Sie ist Lehrerin, mit einem Handwerker der Glasereibranche verheiratet, bisher war alles bestens. Aber jetzt? „Nein, ich will überhaupt nicht, dass die Galerie mit meinem Namen in Verbindung gebracht wird“, wirft die quirlige Mitfünzigerin schnell ein. Und ihr Argument ist klar: Ohne die Mithilfe, das wirklich leidenschaftliche Engagement so vieler Menschen zu den verschiedensten Ereignissen, das kann ein Mensch nicht alleine stemmen. Oder sie, wie in unserem Fall – muss diese Menschen mitziehen, muss sie begeistern, anfeuern, motivieren. Und natürlich zuerst eine Vision haben. „Aber die hatte ich gar nicht“, protestiert Beate Heller, es sei „einfach alles so gekommen, es hat sich entwickelt.“ – Heute ist die Galerie Späth in der Coburger Wiesenstraße 22 neben dem sehr aktiven Kunstverein der Treffpunkt für die Freunde moderner Kunst. Und das längst nicht nur in Coburg, Freunde und Kunden kommen inzwischen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland. Genauso wie die Künstler, deren Arbeiten hier in dem ehemaligen Pferdestall und anderen Orten vorgestellt werden. Zuletzt waren es Wieland Prechtl, Gerhard Popp, Lora Monz und Kostas Aggelakis. Mit ihre Arbeiten konfrontier-
• Aus der ehemaligen Remise in der Coburger Wiesenstraße 22 entstand eine glückliche Verbindung aus historischen Mauern und zeitgemäßer Architektur. • Hier spiegeln sich Gebäude am Säumarkt in der dortigen temporären Galerie.
te die Galeristin in einem großen Möbelhaus all jenen unzähligen Menschen, die moderner Kunst normalerweise eher skeptisch gegenüberstehen. „Kunstwerke werden nicht für Museen oder Galerien gemacht, sondern für Menschen und sollten Teil des täglichen Lebens sein“, so lautet eine Kernthese der Galeristin. Und so ist sie in den
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• Bei der Vernissage mit Tituz Monster. • Auch Otmar Hörl holte die Galeristin in die Residenzstadt.
•M artine Neubrand bei einer spontanen Aktion. • J ames Rizzi war begeistert von Coburg und den Coburgern.
vergangenen Jahren immer wieder hinausgezogen in die Stadt. Zum Beispiel in einen leer stehenden Laden am Säumarkt mit Kieshaufen und Baggern vor den Schaufenstern. Oder auf die Veste Rosenberg, den Schlossplatz, auf‘s Sambafest, zur Museumsnacht oder eben in ungenutzte Räumlichkeiten Coburgs. Fünf oder auch sechs solcher Kunstevents organisiert Beate Heller alljährlich und die sind immer wieder eine Überraschung.
Die Remise selbst ist längst ein beliebter Treffpunkt, nicht nur zu den Vernissagen, zu denen sich die Kunstfreunde förmlich drängeln. Auch ohne Event zieht es die Menschen in die Remise, denn hier trifft man immer Gleichgesinnte, kann ein bisschen bei Latte plauschen und sich über die präsentierte Kunst austauschen. Für Beate Heller ist so ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen; „Ich wollte schon immer mit Menschen zu tun haben und mit Kunst“, gesteht
ECHT Oberfranken
• Markus Göpfert fühlt sich heimisch in der Coburger Galerie. • Die Glaserei Späth am Güterbahnhof.
sie, „in der Remise habe ich jetzt endlich Platz für viele Bilder.“ Seit mittlerweile elf Jahren präsentiert sie nun internationale Kunst in dem Gebäude, das auf intelligente Weise das historische Gemäuer mit moderner Architektur verbindet und den Kunstwerken viel Raum und vor allem viel Licht bietet. Und der Hof vor der Galerie bietet ausreichend Platz für die beliebten Hoffeste. Und die wiederum profitieren von den Kochkünsten, die die Galeristen zusätzlich hat. Zuvor platzierte Beate Heller die Bilder meistens in der Glaserei ihres Mannes. Er ist mit Bernd Hohenstein einer der beiden Männer, die für sie gleichsam das Rückrat bilden. Mit ihrem Mann Bernd Späth bespricht sie stets, welche Künstler präsentiert werden sollen. „Er hilft mir, alle meine Entscheidungen zu überdenken und die Galerie ist ja aus dem Handwerk gewachsen.“ So hat sich auch das Handwerk, die Glaserei, die auch Rahmungen anbietet, ebenfalls mit entwickelt. „Wir haben uns verabschiedet von billigen Postern. Unsere Kunden sind Menschen, die besondere Lösungen wollen.“ Kunden, die sich noch einen Sinn bewahrt haben für echte, gediegene Handwerkerarbeit. „44.000 Glaser werden in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Die meisten haben keine Nachfolger.
•G edenkveranstaltung zum 100. Geburtstag von Hugo Hußl. Den Kunsterzieher haben viele Coburger sicher noch gut im Gedächtnis. Mit auf dem Foto seine Kinder Michael Hußla und Gertrud Hußla. •S arro, der „Picasso Brasiliens“ hilft Blinden die Kunstwerke „zu sehen“.
Berufe werden aussterben und mit ihnen all die Fertigkeiten der Handwerker.“ Das betrübt Beate Heller sehr. Umso glücklicher stimmt es sie, dass ihr Sohn Paul Glaser gelernt hat und die Nachfolge antreten will. Der Zweite an ihrer Seite ist Bernd Hohenstein. Er hat Architektur und Denkmalpflege studiert und beschäftigt sich mit Museumsglas. Mit seiner stillen, ruhigen Art ist er der
Fotos: Galerie Späth
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• Die Galeristin Beate Heller versteht es, alle Menschen in ihre Arbeit einzubeziehen. Da werden dann auch schon mal Schornsteinfeger mit moderner Kunst konfrontiert.
• Bagger versus popiger Kunst: Ausstellung am Säumarkt. • Blick auf einen Coburger Hinterhof. Foto von Liliana Frevel.
Gegenpol zur lebhaften und umtriebigen Beate Heller. Er hilft ihr vor allem, das inzwischen beachtliche Netzwerk zu pflegen und zu erweitern. „Das Netzwerk ist das wichtigste, ohne all die vielen Kontakte zu Künstlern, Handwerkern, Geschäftsleuten usw., usw. wären unsere Events nicht machbar“, betont Heller. Sie selbst bezeichnet sich als spontan und intuitiv und keinesfalls menschenscheu und genau diese Eigenschaften helfen ihr, quer zu denken,
neue Ideen in die Welt zu setzen und die Menschen in ihrem Netzwerk zum Mitmachen zu bewegen. „Ich fühle mich manchmal wie ein bunter Hund im aufgeräumten Coburg.“ Und sie betont ausdrücklich: „Ich empfinde eine große Dankbarkeit für unser Publikum, unsere Kunden und natürlich für die Künstler und umgekehrt geht es allen Beteiligten genauso, auch sie empfinden Dankbarkeit. Das macht diese Tätigkeit so wunderschön.“ n
ECHT Oberfranken
Bamberg, Stadt der Buchfinken – 1000 Jahre Buchgeschichte im Flug von Gudrun Schury
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er Buchfink trägt seinen Namen von der Buche, die Quelle seiner Nahrung ist. Sein charakteristischer Ruf lautet im Allgemeinen „pinkpink tititüü“, mit einer Ausnahme: In Oberfranken singen die Buchfinken „bingbing dididüü“. Hier waren die Bedingungen für den Buchfink so günstig, dass sich mehrere Unterarten herausbilden konnten, so der Illuminierte Prachtbuchfink, der Gemeine Raubdruckfink oder der Bamberger Buchschmutzfink.
Mit seinem zipfelblauen Käppchen, seinem kellerbierfarbenen Wanst und dem hörnchenspitzenförmigen Schnabel taugt der Buchfink so recht zum Wahrzeichen Bambergs. Ja, manche wollen einen Zusammenhang herstellen zwischen der einsam zuhause vor sich hin brütenden Bambergerin und dem einsam brütenden Buchfinkweibchen, dessen Gatte sich notorisch vor dem Nesthocken drückt. Schließlich heißt der Vogel auf Lateinisch Fringilla coelebs, und das bedeutet nichts anderes als lediger Fink.
Was macht also ein von allen Eierpflichten lediger Buchfink? Er fliegt aus in die Stadt … und landet punktgenau auf dem Dach der Neuen Residenz hoch über dem Domplatz. Der Blick aus den schwarzen Knopfaugen geht hinüber zum Michelsberg. Vor tausend Jahren bereits gab es hier ein Kloster, das den Ruf Bambergs als Bücherstadt begründete. Übrigens ein uraltes Wort: Als König Heinrich II. 39 Jahre alt wurde, erhielt er von Gerhard, Abt des Klosters Seeon, als Geburtstagsgeschenk das Carmen in laudem Bambergensis civitatis. Natürlich sind
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die 54 Verse dieses Ruhmeslieds auf Latein – bis auf ein bemerkenswertes Beiwort für Bamberg: „ista sephercariath“. Es stammt aus dem Alten Testament und bezeichnet dort einen Ort in der Nähe von Hebron, zu deutsch: „Stadt der Bücher“. Das verstand Heinrich als Lob – und als Auftrag. Seiner Dombibliothek stiftete er Handschrift um Handschrift, eine prächtiger als die andere. Nur einen Hügel weiter saßen die Benediktinermönche von St. Michael täglich im Skriptorium vor ihren Pergamenten, schrieben fromme Werke ab, illuminierten Bibeln. Zum Glück fiel ihnen auch ein, aufzumalen, wie ihre Buchherstellung so vor sich ging. Im Schreiberbild, an die 865 Jahre alt, finden sich Falzbein, Schreibfeder, Tintengefäß und Einbanddeckel, ja ein Schafsleder, auf den Rahmen gespannt, auf dass es Pergament werde. Der Bamberger Buchfink hat das alles unter dem Bürzel, nämlich unter dem Dach der Staatsbibliothek. Neben 150 Büchern aus der Schreibwerkstatt des Michelsbergs liegen weitere 850 mittelalterliche Handschriften dort, viele mit kostbarsten Buchillustrationen versehen. 165 Codices stammen noch aus der Zeit Heinrichs II. – die einzige bis heute erhaltene kaiserliche Bibliothek dieser Zeit weltweit. Und all die anderen Ausgaben, Sammlungen und Nachlässe: ein wahrer Schatz! Noch 1787 freilich schimpfte Johann Michael Füssel in seinem Reisejournal, „dass die Jesuiten, bey Aufhebung ihres Ordens, die besten Bücher geplündert, und nur … Reste zurückgelassen hätten.“ Erst Direktor Heinrich Joachim Jaeck sorgte dafür, dass die aus der Säkularisation stammenden Buchbestände, zusammen mit Stiftungen und Neukäufen, zu einer veritablen Königlichen Bibliothek zusammenwuchsen.
Kommt die leichte Flauigkeit vom Hunger oder vom Weihrauch? Der Bamberger Buchfink hat sich lange genug im Dunstkreis der „Dachmarke Domberg“ aufgehalten. Ihm ist nach einem Körnchen Kirchenkritik zumute. Nicht weit entfernt, am Fuß des Jakobsbergs, lebte jahrzehntelang einer der fleißigsten Leser und streitbarsten Denker Bambergs, das ihn anfeindete wie verehrte – und umgekehrt. Er sei freiwillig dorthin gezogen, betonte Hans Wollschläger stets: „die Stadt als Großes Ganzes ist lebendig, ohne sich zu überschlagen, und zugleich bedächtig verschlafen, ohne im Koma zu liegen […] Wie lebt man in Bamberg? Eben so: zufrieden – und schlicht – ‚zum Glück’.“ Wollschlägers Herzgewächse, der bedeutendste Bamberg-Roman, trägt den Untertitel: Fragmentarische Biographik in unzufälligen Makulaturblättern. Genau, zufällig ist das keineswegs, denn E. T. A. Hoffmann nannte eins seiner Schlüsselwerke schließlich Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Das trifft sich gut, hat doch der Buchfink gerade Platz genommen auf einer Bronze-Katze am Schillerplatz. Er hat sich das Örtchen mit Bedacht gewählt, denn jetzt steht das Denkmal da als „Die Bamberger Stadtmusikanten“: unten Hoffmann, auf ihm Kater Murr, und obenauf der Buchfink. Dieser übertönt mit seinem „bingbing dididüü“ fast das Geschimpfe unter sich. Beim Herrn Hoffmann redet der Kater nämlich – genauso wie Hund, Maus, Floh, Nussknacker, Schlange, Runkelrübe und Kaffeekanne. Da landet doch glatt ein Klecks Buchfinkendreck auf Hoffmanns Hut! Tja, als Hoffmann 1813 aus Bamberg wegzog, kam das einer Befreiung gleich, denn – so sein Fazit – in Bamberg habe „eine feindliche dämonische Kraft“ gewirkt, um ihn „von der Kunst ... gewaltsam fortzureißen“ bis hin zu „einer inneren Entzweiung“. Die Entzweiung war durchaus gegenseitig. Doch einer vermisste Hoffmann zweifellos: sein Freund, Wein- und Buchhändler Carl Friedrich Kunz. Nachdem dieser mit seinem „Königlich privilegirten neuen Leseinstitut“ die größte Leihbibliothek Bayerns geführt hatte, gründete er einen Verlag, in dem sogleich Hoffmanns Fantasiestücke in Callot’s Manier erschienen. Kunz besaß nicht nur ein Wohnhaus mit geheimnisvollem Türknauf, nicht nur einen Weinkeller, er hatte auch eine Buchhandlung. Groß war die Konkurrenz für ihn nicht. Am ehesten zog es die Besucher noch zur Verlagsbuchhandlung Göbhardt; sie galt als „ansehnlich“, nahm „drey Zimmer ein“. Aber was wäre ein Buchhändler ohne Geschäftssorgen! Anders als heute, wo Gefahr aus Amazonien und Hugendubeln droht, klagte Buchhändler Tobias Göbhardt damals darüber, dass die Juristen ihre Lehrbücher, kaum war die Prü-
INHALT fung vorbei, ihm zum Rückkauf anboten. Und die Gymnasiasten erst! „Die Inferioristen kaufen bekanntlich am Ende des Schul-Jahrs ihre Bücher um den spottfeilsten Preis einander ab, und wird nicht bald einer einen Authorem im Buch-Laden abholen.“ Geschäfte machte Göbhardt bald nur noch mit den „Herren Geistlichen“, die doch immer wieder „ein neues Predigt-Buch, weilen die alten aus der Mode kommen, einzukaufen genöthigt“ waren. Was also tun? Göbhardt setzte auf unerlaubte Nachdrucke. Dazu erschlich er sich Privilegien, fingierte Druckort, Verlag und Erscheinungsjahr. So konnte bei ihm nicht nur der Raubdruck von Schillers Wallenstein erscheinen, sondern pikanterweise auch vom Handbuch des deutschen Staatsrechts. Selbst Georg Christoph Lichtenberg sah sich genötigt, gegen ihn zu polemisieren. Einen „Spitzbuben“ voll „eiserner Unverschämtheit“ nennt er ihn, einen „elenden Bambergischen Schleichdrucker“ und schreibt in seiner Epistel an Tobias Göbhard in Bamberg, dass den Mann „außer Betrug und Gewinn nichts aufmerksam macht und sicherlich außer Peitsche und Pranger nichts bessert“. Oh weh über dieses Druckereiunwesen, das jedem anständigen Buchfinken die Schamesröte in den Brustlatz treibt! Dabei konnte sich Bamberg einst zu den hochgepriesenen Zentren des Buchdrucks zählen. Nach Mainz war es die zweite Stadt, in der man das neue Verfahren mit beweglichen Lettern anwendete. Das älteste in Bamberg gedruckte Buch, eine lateinische 36-Zeilen-Bibel, verließ wohl bereits 1460 die Werkstatt von Albrecht Pfister. Die alten Handschriften nachahmend, druckte er in zwei Spalten und ließ die Initialen rot malen. Doch bald schon zeigten Pfisters Bücher, was die neue Kunst alles vermochte: deutsche Texte, illustriert mit kolorierten Holzschnitten, in hoher Stückzahl gedruckt für den Publikumsgeschmack. Bamberg wurde zu einem Zentrum der „Schwarzen Kunst“. Hier druckte man nicht nur die Bambergische Halsgerichtsordnung, sondern auch den Löblichen Spruch von der erentreichen Stat Bambergk des Hans Rosenplüt. In ihm zählt Rosenplüt auf, was Bamberg so alles auszeichne, beispielsweise, dass es gleich drei Hirten habe: den Rat, das Kapitel, den Bischof. Dem Rat kommt dabei eine besondere Rolle zu: Darunter sy wol zu hüten haben Vil ungestümer wilder knaben, Die nit all recht gezempt wöllen sein. Das kumpt von spil, frawen und von wein. Was macht der Buchfink eigentlich beim Restaurant Weierich? Glotzt in die Gaststube hinein, so dass der Schnabel ans Fensterglas pickt! Das Gemälde SS-Männer
bei einer Saalschlacht ist doch längst übertüncht. Die restliche Ausstattung aber ist immer noch sehenswert, so ganz im altdeutschen Stil. Das gefiel schon dem Bamberger Dichterkreis, der sich ab 1936 gern im Weierich traf. Man kennt diese deutschnationalen Verseschmiede heute kaum mehr, höchstens noch Stefan Andres und Heinrich Zerkaulen. Der schwadronierte über das Symbol des Dichterkreises, den Bamberger Reiter: „Sinnbild einer glühenden Jugend, wie sie durch die Jahrhunderte für Deutschland geritten ist, um immer wieder durch die Jahrhunderte für Deutschland zu reiten“. Und Ludwig Barthel, ebenfalls Mitglied, schrieb: „das Testament unserer Rasse sehen wir nun wieder in den gestrafften Zügen dieses Standbildes … aus dem Blut eines Volkes wuchs der Reiter von Bamberg; Blut wurde Denkmal und Denkmal wurde und wird wieder zu Blut.“ Bamberger Dichterkreis und E.T.A-Hoffmann-Gesellschaft gehörten damals zusammen; diese wurde gegründet am 14. Juni 1938 in Bamberg anlässlich der „Gaukulturwoche“ – allerdings erst, nachdem das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda bestätigt hatte, dass „bezüglich einer angeblichen nichtarischen Versippung des Dichters E. T. A. Hoffmann … nichts festgestellt werden“ konnte. Selbstredend entwickelte sich die E.T.A.Hoffmann-Gesellschaft später doch noch zu einer hochanständigen Angelegenheit. Wo steckt unser Buchfink denn jetzt schon wieder? Ach, an einem seiner Lieblingsorte! Seit 2002 beherbergt das ehemalige Hotel Deutsches Haus in der Oberen Königstraße die Stadtbücherei. Jährlich werden über eine halbe Million Titel dort entliehen – beispielsweise auch Gerhard C. Krischkers Bamberg-Buch Bei Gott eine schöne Stadt. Es versammelt Typisches und Kritisches, Lustiges und Löbliches. So schrieb Wilhelm Heinrich Wackenroder am 23. Juli 1793 in einem Brief an die Eltern: „Der Charakter der Bamberger soll im allgemeinen Biederherzigkeit, Phlegma, Aberglaube und häufiges Biertrinken sein.“ Und der Buchfink? Wie ich ihn kenne, wird er gleich in die Altstadt fliegen, dort Nora Gomringer sein schönstes Liedchen pfeifen und dann Platz nehmen auf dem Fenstersims eines barocken Hauses am Zinkenwörth. Hinter der Scheibe sitzt Paul Maar, schreibt und zeichnet und signiert … Jetzt hat er den Buchfink entdeckt! „Weißt du, dass ich dir schon mal ein Gedicht geschrieben habe?“, fragt er. Der Buchfink mag die Fledermaus und flüstert ihr ins Ohr: „Häng dich doch bitte neben mich, dann les ich dir was vor!“ n
Fotos: E.T.A.-Hoffmann-Denkmal: Gerald Raab, Staatsbibliothek; Buchfink: Wikipedia: MichaelMagg
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MENSCHEN UND KULTUR
Medizin als Akt christlicher Nächstenliebe – Das „Lorscher Arzneibuch“
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ECHT Oberfranken
Fotos: Gerald Raab, Staatsbibliothek Bamberg
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s gilt als das älteste medizinische Buch des abendländischen Mittelalters, beinhaltet rund 500 Kräuter-Rezepte und ist seit 2014 Weltdokumentenerbe der UNESCO: Das Lorscher Arzneibuch. Aufbewahrt wird es in der Staatsbibliothek Bamberg. Der Foliant markiert den Beginn der wissenschaftlichen Medizin im westlichen Europa. Entstanden ist er um das Jahr 795 in der südhessischen Benediktinerabtei Lorsch (seit 1991 UNESCO-Weltkulturerbe). Vor 1000 Jahren gelangte es durch Kaiser Heinrich II. nach Bamberg. Die Handschrift stellt einen Meilenstein in der Medizingeschichte dar. Sie ist ein einzigartiges Zeugnis für die Neubewertung der antiken Medizin im Zuge der karolingischen Renaissance unter Karl dem Großen. Sie verbindet erstmals die Erkenntnisse der antiken, d. h griechisch-römischen Medizin mit christlichen Glaubensinhalten. Seither galt die Behandlung
Kranker nicht mehr als unstatthafter Eingriff des Menschen in den Heilsplan Gottes, sondern als Akt christlich gebotener Nächstenliebe. Angelegt als Nachschlagewerk und einführendes Lehrbuch, versammelt das Lorscher Arzneibuch auf 150 Seiten verschiedenartige medizintheoretische und medizinpraktische Schriften in lateinischer Sprache. Der Hauptteil besteht aus 482 Arzneimittelrezepten. Nachträge und althochdeutsche Anmerkungen zeugen von intensiver Benutzung im 9. und 10. Jahrhundert. Bereits im Juni 2013 nahm das Internationale Komitee für das UNESCOProgramm „Memory of the World“ das in der Staatsbibliothek Bamberg verwahrte Lorscher Arzneibuch in das Register des Weltdokumentenerbes auf, zugleich mit der Himmelsscheibe von Nebra. Die Registrierung des Lorscher Arzneibuches unterstreicht die internationale Geltung der Staatsbibliothek Bamberg.
Zwei in der Staatsbibliothek verwahrte Reichenauer Bilderhandschriften aus der Zeit um die erste Jahrtausendwende gehören bereits seit 2003 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Das seit 1992 bestehende Weltregister des Gedächtnisses der Menschheit umfasst aktuell 300 Einträge aus 96 Ländern, davon 17 Einträge aus Deutschland. Es umfasste bislang bereits etliche kultur- und wissenschaftsgeschichtlich herausragende medizinische und pharmazeutische Dokumente, die verschiedenen Kulturkreisen und Epochen angehören. In diesem virtuellen Ensemble füllt nun das Lorscher Arzneibuch als erstes europäisches Dokument aus dem (frühen) Mittelalter eine eklatante Lücke.
Auf www.bamberger-schaetze.de ist ein Digitalisat der gesamten Handschrift einschließlich deutscher Übersetzung zu finden. n
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KULINARIK
Süßholz raspeln – In Bamberg lebt eine alte Tradition neu auf
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eine Landschaft Deutschlands erzeugt mehr und größere Zwiebeln, keine größere Rüben und Kohlköpfe. Füg hierzu die Süßwurzel, die im Bamberger Land in „ solcher Menge ausgegraben wird, dass man hochgetürmte Wagen damit beladen sieht.” – Dieses Zitat aus dem Jahr 1520 stammt von dem Frankenchronisten Boemius. Es bezeugt zum ersten Mal den Süßholzanbau in der Domstadt und dessen wirtschaftliche Bedeutung. Heute ist Bamberg neben der nordenglischen Stadt Pontefract und dem Familienbetrieb Amarelli in Kalabrien in ganz Europa der einzige Ort, an dem Süßholz kultiviert und vertrieben wird. Zu verdanken ist das der Bamberger Süßholz-Gesellschaft, die sich 2010 gegründet hat und die Landesgartenschau dazu genutzt hat, sich auf das alte Erbe zurückzubesinnen. Letzte Pflanzen wurden seit den 50er Jahren, aus dem die letzte Abbildung des gewerbsmäßigen Süßholzanbaus stammt, im Gärtner- und Häcker-Museum kultiviert und so ein Restbestand gesichert. Die Setzlinge für die seither angelegten drei Anbauflächen stammen aus diesen Kulturen. Früher trugen Gärtnersfrauen die Süßholzwurzeln um den Hals geschlungen. Für ein paar Groschen konnte jeder ein Stück in gewünschter Länge erwerben. Es wurde „gezüllt“, also der süße Saft ausgekaut.
Glycyrrhiza glabra, so der botanische Name, wurde von den mit weniger Aufwand und deshalb kostengünstiger anzubauenden Zuckerrüben und dem importierten Rohrzucker verdrängt. Dabei hat es die unscheinbare bis zu zwei Meter hoch wachsende Pflanze mit ihren gefiederten Blättern in sich: sie treibt eine Pfahlwurzel bis zu acht Meter tief und ihre waagrechten Seitenwurzeln nah unter der Oberfläche bis zu zwölf Meter weit in den Boden. Und diese Nebenwurzeln besitzen die 50-fache Süßkraft von Rohrzucker. Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts behauptete sich Bamberg als Hochburg des Süß-
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ECHT Oberfranken
holzanbaus. Von hier ging die begehrte Ware zentnerweise bis nach Prag, Ungarn und Österreich, später auch nach Holland. Begehrt war das Süßholz nicht nur wegen seiner enormen Süßkraft, sondern auch als Heilpflanze. Tatsächlich haben Forscher rund 400 Inhaltsstoffe in der Pflanze entdeckt, deren Wirkung längst noch nicht ausreichend erforscht ist. Bestätigt durch wissenschaftliche Forschungen wendet die Volks- und Naturmedizin Süßholz vor allem bei Erkältungen sowie Magen- und Darmbeschwerden an. Süßholz ist ein gutes Mittel gegen zu viel Magensäure und Bauchkrämpfe, hilft bei Husten und Schnpfen und hemmt nachweislich das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen. Als Süßstoff sind die Wurzeln vor allem deshalb beliebt, weil sie fast kalorienfrei sind und kein Fett enthalten. Rauchern soll das Kauen des Süßholzes bei der Entwöhnung helfen. Mit Pulver aus Süßholz lassen sich Saucen, Salatdressings, Risotto, Schmorgerichte oder Desserts verfeinern. Am wirkungsvollsten ist es jedoch, das Süßholz zu raspeln und das im wahrsten Sinn des Wortes, nämlich auf der Küchenreibe. Ganze Wurzeln lassen sich auch zum Braten oder Grillen verwenden. Dazu einfach die Süßholzwurzel der Länge nach halbieren und die Enden mit einem scharfen Messer anspitzen und damit Fleisch, Geflügel, Fisch oder auch Gemüse bespicken. Damit all die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten der süßen Pflanze wieder ins Bewusstsein der Verbraucher gelangen, dafür ist die Süßholzgesellschaft angetreten. Für 100 Euro kann man dort einen Genussschein erwerben, für den es dann alljährlich ein kleines Naturalienpaket gibt. Inzwischen gibt es das Bamberger Süßholz auch in kleine Schachteln verpackt als Souvenir zu kaufen, ein Metzger stellt Süßholzschinken her, ein Konditor hat sich mit Pralinen angeschlossen. Künftig soll es Tee und andere Produkte mit dem Bamberger Gewürz geben. n
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ZUTATEN FÜR 4 PORTIONEN 2 Beutel Grüner Tee 1 Zimtstange 1 Süßholzstange Zucker
ZUTATEN FÜR 1 PORTION 1 EL Früchte-Tee 1 TL Süßholz 1 Orange (unbehandelt)
ZUBEREITUNG 1 l Wasser aufkochen lassen. Den Ingwer mit der Minze und dem Süßholz auf vier Teegläser verteilen. Mit dem kochenden Wasser übergießen. Nach Belieben mit Honig süßen und servieren.
ZUBEREITUNG Die Teebeutel in eine Kanne hängen. 1 l heißes Wasser darübergießen, dann Zimt und Süßholz dazugeben. 2 Minuten ziehen lassen. Teebeutel und die Gewürze herausnehmen und in Tassen gießen. Den Tee nach Geschmack mit Zucker süßen. Heiß trinken.
ZUBEREITUNG Den Früchte-Tee und das Süßholz mit 1/2 l kochendem Wasser übergießen. 10 bis 15 min. ziehen lassen. Die Orangenschale abreiben und die Orange auspressen. Tee durch ein Sieb gießen, mit Orangensaft und -schale vermischen.
(Quelle: kochbar.de)
(Quelle: daskochrezept.de)
(Quelle: eatsmarter.de)
Süßholz-Joghurt-Mousse mit Sanddorn-Orangen-Sauce ZUTATEN FÜR 4 PORTIONEN 3 Blätter Gelatine oder ein natürliches Bindemittel wie Agar-Agar oder Pektin 300 g Sahne 80 g brauner Zucker 1 TL gemahlenes Süßholzpulver (aus dem Gewürzladen oder der Apotheke) 300 g Joghurt 2 Orangen 75 ml gesüßter Sanddornsaft (aus dem Reformhaus) 1 EL Orangenlikör (z. B. Cointreau) ZUBEREITUNG Gelatine in kaltem Wasser einweichen. 50 g Sahne, Zucker und Süßholzpulver in einen Topf geben und so lange erhitzen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Topf vom Herd nehmen. Gelatine/Bindemittel in der heißen Sahne unter Rühren auflösen. Abkühlen lassen. Joghurt in eine Schüssel geben und glatt rühren. Süßholzsahne unter Rühren zum Joghurt geben. Kalt stellen. Restliche Sahne steif schlagen. Sobald die Joghurtmasse fest zu werden beginnt, nochmals verrühren. Sahne in zwei Portionen unter die Joghurtmasse heben und in vier Portionsgläser füllen. Abgedeckt 2 bis 3 Stunden in den Kühlschrank stellen. In der Zwischenzeit Orangen so schälen, dass die weiße Haut mit entfernt wird. Orangen filetieren, Filets halbieren. Mit Sanddornsaft und Orangenlikör vermengen. Die Sanddorn-OrangenSauce kurz vor dem Servieren auf der Süßholz-Joghurt-Mousse verteilen.
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ECHT Oberfranken
Hausgemachte Lakritze Herstellung von Lakritze, dem bekanntesten Produkt aus Süßholz, ist gar nicht so einfach, das mussten die Bamberger SüßholzRaspler erfahren. Sie haben daher auch noch kein Rezept, das sie guten Gewissens weitergeben möchten. Vielleicht wollen Sie selbst experimentieren? Hier ein Rezept für hausgemachte Lakritze: ZUTATEN Geschnittene Süßholzwurzel Halbweiß- oder Weißmehl Kochsalz oder Ammoniumchlorid (aus der Apotheke) Gelierzucker Kohlepulver (aus der Apotheke) Trinkwasser ZUBEREITUNG Die Süßholzwurzel mit heißem Wasser bedecken und 12 Stunden mazerieren (einweichen), anschließend durch ein grobes Sieb abseihen und den Rückstand kolieren (durch ein Sieb filtern) und auspressen. Filtrat und Pressflüssigkeit vereinigen. Die Flüssigkeit einkochen. Unter Umrühren das Salz, das Kohlepulver und den Gelierzucker zugeben. Zuletzt ausreichend Mehl zugeben und zu einem starren, dickflüssigen schwarzen Kleister verarbeiten. Auf ein Blech oder in Formen gießen und bei niedriger Hitze (150 °) im Ofen trocknen. Eventuell mit wenig Sonnenblumenöl bestreichen. Als Alternative kann zum Gelieren auch Arabisches Gummi verwendet werden. (Quelle: PharmaWiki)
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Essigs Essenzen 26 –
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ern bekomme ich Post von Lesern. Solche Sendungen beweisen mir, dass ich nicht wirkungslos ins Blaue hinein schreibe, sondern den Nerv der Menschen treffe, ihre Interessen berühre, ihren Widerspruch wecke. Da schreibt beispielsweise Grete P.: „Sehr geehrter Herr Essig, welche Bedeutung haben die drei oberfränkischen Wörter zwaa, zwuu, zwee? Meiner Meinung nach bedeutet zwaa ein Paar, zwuu zwei Frauen, zwee zwei Männer.“ Auch Lydia und Lu M.-A. wollen etwas wissen: „Mein Mann und ich sind öfters in der Fränkischen Schweiz unterwegs zum Wandern. So machte uns heute der Flurname ‚Kalmäcker’ neugierig. Im Fremdwörterbuch steht für Kalme ‚windstill’, könnte es sich hier um windstille Äcker handeln? Im Flurnamenlexikon im Internet war meine Suche erfolglos. Vielleicht können Sie unseren Wissensdurst löschen.“ In beiden Fällen musste ich zu meinem Lieblingssprichwort aus dem Talmud greifen: „Lehre deine Zunge zu sagen ‚Ich weiß nicht.’“ Warum ich das hierher setze? Erstens in der Hoffnung, dass kundige Leser mir weiterhelfen und an die Redaktion oder gleich an mich direkt schreiben. Zweitens in der Hoffnung, ein Missverständnis zu klären und damit solche zum Scheitern verurteilte Anfragen zu vermeiden. Ich bin nämlich nur Sprichwortund Redensartenexperte, kein Sprachwissenschaftler, kein Flurnamenforscher, kein Dialektfachmann. Das Wort „Redensart“ macht offensichtlich viele irre. Das klingt ja nach einem, der über „die Art zu reden“ Bescheid weiß. In meiner Kolumne verstehe ich aber „Redensart“ in der eigentlichen Bedeutung als „Redewendung“ und „stehende Wendung“. Es handelt sich um – meist bildliche – Ausdrücke, die immer gleich bleiben, deren Sinn klar ist, deren Herkunft dagegen oft nicht. „Host an Gänsorsch gessn?“ So sagt man in Forchheim und Umgebung für einen, der zuviel redet.
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ECHT Oberfranken
Warum? Weil Gänse viel schnattern und dünnflüssigen Kot abgeben. Übersetzt bedeutet die Redensart „unter Logorrhoe leiden“, also unter Rededurchfall. Oder – wenn wir schon in der Gegend der altfränkischen Kaiserpfalz sind: „Schaust aus wie der Dod vo Forchheim“. Das sagt man zu einem sehr ungesund wirkenden, blassen Menschen. Denn in Forchheim waren im 18. Jahrhundert die Truppen des Bistums Bamberg stationiert, was die Einwohnerzahl verdoppelte, die Lebensqualität innerhalb der Stadtmauern aber durch enges, unhygienisches Zusammenleben beeinträchtigte. Zur Bildung des Ausdrucks war noch wichtig, dass es schon eine ähnliche bayerische Redewendung gab, die Kränkliche mit der Figur des Todes als Gerippe in der Altöttinger Wallfahrtskirche verglich. Oder nehmen wir „Der hod’n Orsch auf’m Kobf“, was soviel heißt wie „Er hat eine Glatze“. „Den sei Orsch hält Kerwa“ sagte man in Lichtenfels oder Selbitz, wenn jemand eine Tracht Prügel bekam, denn da war Hochbetrieb auf dem Hinterteil. Solche Redensarten sind mein Steckenpferd, daneben die Sprichwörter, die immer ein vollständiger Satz, oft lehrhaft sind und in gehobener Sprache formuliert, gar nicht selten sogar gereimt. Beispielsweise: „Heierst übern Mist, werst sehn, was du grigst.“ Von solchen Redensarten und Sprichwörtern gibt es allein im Deutschen mehr als 300.000. Ein paar besonders schönen können Sie übrigens ab 19. Februar in meiner Ausstellung „Mein Name ist Hase. Redewendungen auf der Spur“ im Museum für Kommunikation Nürnberg begegnen. Noch ein Wort zum Verschriftlichen von Dialektausdrücken: Man kann es nur sehr schwer allen Recht machen, weil sich schon innerhalb eines Ortes oft die Aussprache unterscheidet, die Umsetzung in Buchstaben erst recht. Ich spüre es schmerzlich, wenn ich
Foto: Essig
Redensart und die Art zu reden
selbst versuche, ein paar Takte Oberfränkisch zu sprechen. In meiner Geburtsstadt Hamburg geht das noch durch, aber in hiesigen Gefilden bittet man unmissverständlich: „Hald lieber dei Goschn!“ Für „Goschn“ höre ich manchmal auch „Babbn“, das mich immer an die „Bebbn“ erinnert, medizinisch „Herpes labialis“. Wer solcherart Zierrat besitzt, hört in Münchberg manchmal „Der hod seiner Mudder die Speckbreckala weggetroong.“ In anderen Orten Oberfrankens sieht man die Lippenbläschen als gerechte Strafe an: „Der hod ausm fremdn Seidla gsuffn“. Den Lesern wünsche ich ein von Herpesviren unbelästigtes, vom Sprachvirus aber erheitertes Jahr 2016 und freue mich weiterhin über Zuschriften jeder (Redens)Art! Ihr
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Antwort
2016 · 7. Jahrgang
2016
33 Februar/März
Februar/März Ausgabe 33
ECHT OBERFRANKEN
80er
Die meisten
und die Hits von heute.
Das Beste für Mutter und Baby – Geburten in Oberfranken
Jetzt Radio Plassenburg einschalten!
Wo Deutschland einen Koller bekommt – Kluft für Schornsteinfeger aus Lichtenfels
Brauchtum – Fosaleggn in Effeltrich
Musik für die Augen Einzelpreis 4,30 €
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– Landesgartenschau Bayreuth 2016
International erfolgreich – Kickboxerin Selina Gack
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