ECHT Oberfranken - Ausgabe 36

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36 August/September 2016 · 7.Jahrgang

Ausgabe 36 August/September 2016

ECHT  OBERFRANKEN

Nicht gleichartig, aber gleichwertig – Aktuelle Architektur in Oberfranken

Kompetenz in Design – Schreiner ganz vorne

Oberfranken entdecken

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Einzelpreis 4,30 €

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– Als Land der 1.000 Badesehen

In Ockerfarben auf Almosengang – Wer sind die Mönche im Frankenwald?

W W W . E C H T- O B E R F R A N K E N . D E


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n i a a t t z r t e e j nt E T

Oberfranken Aktuell. Täglich ab 18 Uhr. Kabel. Satellit. Internet. www.tvo.de


wir sind umflutet von negativen, erschreckenden Nachrichten über Attentate, Unruhen, Kriege, Flüchtlingskrise, Unwetter… Umso mehr freuen wir uns, das wir Ihnen wieder eine ECHT Oberfranken Ausgabe voller guter Nachrichten und positiver Entwicklungen vorlegen können. Die Chefin der Hohenberger Tapetenmanufaktur (Serie: Aus Oberfranken für die Welt), Tanja Taubert, die als Geschäftsfrau rund um den Globus viel unterwegs ist, sagte im Interview: „Ich habe in Oberfranken meine Wahlheimat gefunden. Und ich schätze es dann immer sehr hoch, wenn ich wieder hierher zurückkommen kann.“ Es ist wohl tatsächlich so, dass wir erst ein anderes, unkomfortables Leben erfahren müssen, um die heimischen Werte wahrzunehmen und zu schätzen. Noch euphorischer drückt sich Architekt Peter Kuchenreuther aus. Er ist Mitinitiator des Bandes „Aktuelle Architektur in Oberfranken 2“, aus dem wir freundlicher Weise Beispiele gelungener Gebäude vorstellen dürfen. „Wir müssen unsere Qualitäten viel mehr herausstellen, nicht nur in Bezug auf die Landschaften. Auch in der Architektur haben wir inzwischen großartige Baukunst zu bieten. Ich bin öfter mit der Jury für den Wettbewerb ,Unser Dorf soll schöner werden‘ unterwegs und jedes Mal bin ich wieder begeistert, welche oft versteckten Reize unsere Dörfer und Ortschaften zu bieten haben – es ist einfach traumhaft.“ Die Landschaften hier, die Dörfer und Städte, aber vor allem auch das riesige soziale Engagement seiner Bewohner seien „einfach Wahnsinn.“ Zum sozialen Engagement zählen auch solche Projekte wie die Gärten der Begegnung in Bayreuth. Durch ehrenamtliche Arbeit können Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund hier ein wenig Heimatgefühl verspüren und in der eigenen Gartenparzelle ein bisschen anwurzeln. Und für die Offenheit und Buntheit Oberfrankens spricht es, dass buddhistische Mönche in einem einsamen Frankenwaldkloster nach ihrem Glauben leben und mit anderen Gläubigen ihre Feste feiern

arbeit +

können. Und zurück zu den fassettenreichen Landschaften: Es gibt hier 1.000 wundervoll

kultur

idyllische Badeseen zu entdecken.

leben

Das alles sind Lichtblicke für eine gute Zukunft!

Ihre

Cornelia Masel-Huth,

willkommen

Chefredakteurin

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

www.coburg.de / leben


INHALT WIRTSCHAFT Aus Oberfranken für die Welt Edel, ökologisch, recycelbar – Die Tapetenmanufaktur Hohenberg erfüllt alle Kundenwünsche 06

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IDEEN UND PERSPEKTIVEN Nicht gleichartig, aber gleichwertig – Aktuelle Architektur in Oberfranken

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Design- und Erfinderpreis des oberfränkischen Handwerks 2016 – Schreiner ganz vorne

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Freundschaft, Vertrauen, Heimat – Gärten der Begegnung

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EREIGNIS

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Kompetenz in Design – Oberfränkisches Handwerk bei den Coburger Designtagen

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Veranstaltungskalender 33

FOTOSTRECKE Oberfranken entdecken – Als Land der 1.000 Badeseen

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AUSFLUGSTIPPS 40

ECHT OBERFRAN KEN

Ausgabe 36

36 August/Sept ember 2016 · 7.

Jahrgang

August/September

2016

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Kultstätte keltischer Priester – Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees

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– Schreiner ganz

Oberfranken

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4,30 €

– Als Land der

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Nicht gleicharti

– Aktuelle Archit

Kompetenz in Design

Einzelpr eis

Wie ein wallender Bühnenvorhang wächst der Sockel unter der Bühne gleichsam aus der Wald- und Felsenlandschaft heraus. Innen verbirgt sich das exklusive Foyer der Luisenburg Festspielbühne. Das Beispiel gelungener moderner Baukunst stammt aus dem Band „ Aktuelle Architektur in Oberfranken 2“, den wir in dieser Ausgabe vorstellen.

ranken

vorne

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O BERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE Mehr als nur der Hundertjährige Kalender – Die Handschriften des Mauritius Knauer in der Staatsbibliothek Bamberg

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NATUR Heimisch geworden – Neubürger in Oberfrankens Pflanzenwelt

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MENSCHEN UND KULTUR Glosse: high-speed-Festspiel-rotation

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In Oberfranken auf Almosengang – Wer sind die Mönche im Frankenwald?

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Die Leiden des Herrn Kapellmeisters – Vor 240 Jahren wurde der berühmteste Sohn Bambergs geboren

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Kolumne: Essigs Essenzen 29 – Tragend, ragend, mahnend

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KULINARIK Alles da – Regional kochen

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RUBRIKEN Editorial 03

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Inhalt 04 Impressum 75

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Serie: Aus Oberfranken – für die Welt

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WIRTSCHAFT

Edel, ökologisch, recycelbar – Die Tapetenmanufaktur Hohenberg erfüllt alle Kundenwünsche

Text von Cornelia Masel-Huth Fotos von Monika Limmer

N

aturmotive und geometrische Muster liegen derzeit im Trend, besonders gefragt sind Kupfertöne, Metallics für spezielle Farbeffekte und Tapeten in Veloursoptik oder mit winzigsten Glasperlen, in denen sich das Licht je nach Tageszeit unterschiedlich spiegelt. Die Hohenberger Tapetenmanufaktur in der gleichnamigen Stadt an der Eger produziert „outside the box“ in exklusiven Nischen, im Hochwertbereich zum Beispiel für Highend Converter in England. „Wir müssen uns ständig etwas Neues ausdenken, uns ständig

weiterentwickeln in der Produktion, aber auch im Service. Nur so können wir im knallharten internationalen Wettbewerb bestehen.“ Das sagt Tanja Taubert, Wirtschaftsingenieurin und Geschäftsführerin der Tapetenmanufaktur. Die gebürtige Frankfurterin ist also „a Reigschlafta“, hat ihren Mann Ralf Taubert kennengelernt, als sie bei einem großen Pumpenhersteller in Pegnitz gearbeitet hat. Im Jahr 2000 beschlossen die beiden, das Familienunternehmen weiterzuführen, den Sprung in die Selbstständigkeit und die unternehmeri-

sche Verantwortung zu wagen. Ursprünglich war der Betrieb 1932 gegründet worden. Hergestellt wurden damals künstlerische Malerwalzen, mit denen Bordüren und andere Muster auf die gekalkten Wände aufgebracht wurden. Für kostspielige Tapeten fehlte den meisten Menschen, insbesondere in armen Gegenden wie dem Fichtelgebirge, das Geld. Ca. 55 Mitarbeiter sind derzeit bei der Manufaktur beschäftigt, sie kommen aus acht Nationen, worauf Chefin Taubert sehr stolz ist.

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Velourstapeten (links) oder auch geometrische Muster liegen derzeit im Trend.

Heute gehen die Wallpapers aus Hohenberg in die ganze Welt. Ein Schwerpunkt ist England, dorthin werden sogar Fußballtapeten geliefert. An zweiter Stelle steht Frankreich, es folgen Polen, Russland, die Türkei und der Mittlere Osten, Australien, Brasilien und immer wichtiger werden die chinesischen Märkte. 80 Prozent der Tapeten werden im Auftrag der weltweiten Kunden produziert, etwa 20 Prozent machen eigene Kollektionen aus, die dann über große textile Converter wie in Deutschland zum Beispiel Jab Anstoetz an die Kunden gebracht werden. 90 Prozent der Produktion geht ins Ausland. „Wir machen, was die Kunden wollen“, so Tanja Taubert. Selbst exklusive Kundenwünsche in kleinen Auflagen werden verwirklicht. Und so kommt es dann auch, dass in dem kleinen Städtchen, dicht an der

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ECHT Oberfranken

Grenze zu Tschechien, häufig fremde Menschen zu Gast sind. Erst kürzlich reiste eine 20-köpfige Gruppe aus China an. Heute ist eine junge Engländerin zu Gast: Agathe Gits arbeitet für Elizabeth Ockford Wallpaper in Sussex, England. Die Designerin ist gekommen, um Muster und Farben für eine neue Kollektion zu prüfen, bevor sie in Druck geht. Alle Vorgaben müssen bis ins kleinste Detail stimmen. „Unsere Kundschaft gibt uns häufig sogar vor, welche Sorte Paletten wir für den Versand verwenden dürfen oder auch wie die Etiketten gestaltet sein müssen“, berichtet Tanja Taubert.

Manchmal liegt das Gewicht des selbstständigen Unternehmertums doch auch schwer auf ihren Schultern: Tanja Taubert, Geschäftsführerin der Hohenberger Tapeten Manufaktur.

Vor der endgültigen Freigabe einer Tapete steht eine komplexe Reihe an Produktionsschritten. Am Anfang steht der Siebdruck des Musters. Per Flachsiebandruck wird gleichsam ein Prototyp der künftigen Tapete hergestellt, was vor allem


auch der Risikominimierung dient, denn anhand der Drucke können Kataloge gefertigt werden, ohne dass gleichzeitig später vielleicht nicht gebrauchte Ware entsteht. Für den Flachsiebandruck, ein Herzstück in der Manufaktur, ist hauptsächlich Julia Zink zuständig. Die Produktdesignerin hat ihre Ausbildung an der Designschule in Selb absolviert und war durch ein Schulprojekt zur Tapetenmanufaktur gekommen. Inzwischen hat sie ihren Horizont erweitern können: die Chefin hat sie z. B. schon mal mit nach China genommen. Eine weitere wichtige Station hin zur fertigen Tapete ist die Farbküche. Für jedes Design, ja für jeden Farbaufzug – und das können durchaus drei oder vier Schichten sein – wird ein eigenes Rezept geschrieben, denn die Farbnuancen müssen 100-prozentig reproduzierbar sein. Jede Tapetenrolle wird dann mit einer Registermarke versehen. Verwendet werden ausschließlich wasserbasierte, lösliche Farben, PVC und Weichmacher sind in Hohenberg tabu. Die Chefin versucht ohnehin, alle Rohstoffe möglichst ökologisch einzukaufen, z. B. Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, und die Produktionsabläufe ebenfalls nach ökologischen Gesichtspunkten auszurichten. Dazu gehört auch, dass die Rohstoffe und Dienstleistungen, wie etwa das Entschichten der Siebe, möglichst nahe zum Standort gelegen eingekauft werden. Die winzigen Glasperlen für eine exklusive Strukturtapete kommen etwa von der Firma SiLi in Warmensteinach (ECHT Oberfranken berichtete in Ausgabe 31/2015). Die 15 bis 20.000 Euro teuren Druckwalzen werden in im sächsischen Frankenberg graviert. „Unsere Produkte sind 100 Prozent made in Germany“, so Taubert. Dann entsteht in einer der beiden Flexodruckanlagen eine Mutterrolle, eine Erstausmusterungsrolle, die vor einer Normlichtwand geprüft wird. Diese Prozedur wiederholt sich am Ende des Produktionsprozesses, wenn dann alle Tapeten nochmals einen Qualitätscheck durchlaufen. Für die Verleimung der Glasperlen oder die Beflockung wurden eigens Spezialmaschinen konstruiert. Sie sind den Wünschen der weltweiten Kunden angepasst, werden ständig weiterentwickelt und existieren in ihrer Art nur einmal. Für die Beflockung muss zunächst ein Kleberbett vorbereitet werden und um die Flockfasern dort einschießen

Historische Tapeten kann die Manufaktur ebenso fertigen wie trendige florale Muster.

Produktdesigner Julia Zink ist Absolventin der Designhochschule in Selb. Jetzt ist sie für den Flachsiebandruck zuständig.

Miroslav Sedlacek ist Drucker.

Jan Valis ist Maschinenführer.

Udo Rentsch ist Siebdrucker.

Waldemar Schneider, Drucker, hat ein „goldenes Händchen“ für den Leimdruck.

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Jede Tapetenrolle wird genau kontrolliert, Qualität verschafft Wettbewerbsvorteile.

Mit eigenen Musterkollektionen versucht die Hohenbeger Tapetenmanufaktur Punkte am Markt zu gewinnen.

Agathe Gits, eine junge Designerin aus England, ist angereist, um die Vorgaben ihres Auftraggebers zu überprüfen.

Tanja Taubert kontrolliert alle Musterentwürfe. Sie müssen stimmen bis aufs kleinste Detail.

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ECHT Oberfranken

zu können, wird ein elektrisches Feld benötigt. „Denn die Flocken müsse stehen wie die Zinnsoldaten, eine aufrecht an die andere gereiht“, verdeutlicht Taubert den Vorgang. Auf dem Hof warten Lastzüge. Papier wird immer für zwei Tage angeliefert, denn die räumlichen Verhältnisse sind hier in Hohenberg recht beengt. Es gibt zwei Lager in Hof und in Arzberg und in guten Zeiten verlassen alleine zwei LKW pro Woche das Betriebsgelände in Richtung England. Rund acht Millionen Euro Umsatz macht die Hohenberger Tapetenmanufaktur, hergestellt werden rund 2,4 Millionen Rollen jährlich. Werbung wird vor allem auf der Messe Heimtextil in Frankfurt gemacht. Und natürlich müssen über Jahre gewachsene Kundenbeziehungen rund um den Globus gepflegt werden. So sind Ralf und Tanja Taubert viel unterwegs. Manchmal, so fürchtet Tanja Taubert, kommt die 15-jährige Tochter womöglich etwas zu kurz. Und sie, die von Oberfranken sagt, dass sie hier ihre Wahlheimat gefunden hat, fügt hinzu: „Wenn ich in anderen Ländern unterwegs war, in Ägypten oder in China beispielsweise, dann ist es umso schöner für mich, wieder heimzukommen. Mit den Erlebnissen im Ausland schätze ich umso mehr, was wir hier haben.“ n


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O

berfranken ist echt, sinnlich und lebenswert! Eine lebenswerte Region zeichnet sich durch Vielfalt aus, in seiner kulturellen Tradition, in seinen Naturräumen, in seinen Städten und Gemeinden und in seiner Wirtschaftskraft. Hier vereint sich Bildung mit Brauchtum, Tradition mit Technik und Kultur und Genuss mit Weltmarktführern.

Oberfranken – ein Schatzkästchen Unsere Hochschulen und Unternehmen machen die Region zu einem starken Bildungs- und Wirtschaftsstandort. Modernes Handwerk, innovativer Mittelstand und „hidden champions“ mit Weltruf prägen die breit gefächerte Wirtschaftsstruktur Oberfrankens, das sind zum Teil weltweit operierende Betriebe der Kfz-Zulieferindustrie, des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, der Möbel- und Spielwarenindustrie sowie der Kunststoffund Lebensmittelindustrie. Nach erfolgreicher Umstrukturierung haben auch die Textil- und Keramikindustrie weiterhin große Bedeutung für das Wirtschaftsleben der Region. Unser innovatives Handwerk hält gleich drei Weltrekorde: Oberfranken zählt die meisten Metzgereien, Bäckereien und Brauereien weltweit im Vergleich zur Einwohnerzahl. Oberfranken ist also, was regionale Spezialitäten betrifft, ein Schatzkäst-

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ECHT Oberfranken

chen. Kein Wunder also, dass die Genussregion Oberfranken auf Vorschlag der deutschen UNESCO-Kommission in das „deutsche Register guter Praxisbeispiele für die Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen wurde. Vielfalt und Qualität regionaler Spezialitäten sind herausragende Stärken der Genussregion Oberfranken.

Kultur für alle Sinne Oberfranken ist eine einzigartiger Kunst – und Kulturlandschaft. Musik, bildende Künste und Architektur unterstreichen hier den ganz eigenen Charme der Region. Nirgendwo in Deutschland gibt es so viele Schlösser und Burgen wie hier. Mit Musikerlebnissen wie den Wagner-Festspielen in Bayreuth, den Bamberger und Hofer Symphonikern, mit Theaterkunst wie den Luisenburgfestspielen, mit seinen Weltkulturerbestätten, Museen und architektonischen Glanzlichtern hat Oberfranken für alle Kulturbegeisterten etwas zu bieten. Zudem ist Oberfranken eine ideale Region für Familien. Hier gibt es zahlreiche Betreuungs-, Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, eine hervorragende Infrastruktur und abwechslungsreiche Freizeitangebote. Nirgendwo ist der Weg zwischen Arbeit und Erholung so kurz wie hier: Klettern in der Fränkischen Schweiz, Wandern im Frankenwald, Kanufahren im Oberen Maintal oder Skisport und Mountainbi-


ken im Fichtelgebirge – hier ist für Jeden das Richtige dabei. Oberfranken hat viel zu bieten und hier zu leben heißt mit allen Sinnen genießen!

Oberfranken Offensiv – die Entwicklungsagentur Diese Stärken Oberfrankens vor dem Hintergrund des demografischen Wandels auszubauen und darzustellen und so ein zukunftsfestes Oberfranken mitzugestalten, das hat sich Oberfranken Offensiv e.V. als Entwicklungsagentur unter dem Vorsitz von Staatsministerin Melanie Huml und Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz zur Aufgabe gemacht. Der Verein versteht sich als Plattform, die die Zukunftsregion Oberfranken als attraktiven Lebensund Arbeitsort fördert. Bereits 1994 machte sich die Region Oberfranken als erste in Bayern auf den Weg, eine strukturierte Entwicklungsarbeit zu leisten. Aus anfänglich 37 Gründungs-

mitgliedern sind es mittlerweile über 300 Mitglieder geworden. Es gilt, die Position Oberfrankens im Wettbewerb mit anderen Regionen zu stärken. Schwerpunkt der Arbeit im Verein ist die Unterstützung der regionalen und kommunalen Entwicklung Oberfrankens durch Netzwerke, konkrete Projekte und dem Imageprozess. Das wohl bekannteste Projekt von Oberfranken Offensiv e.V. ist „Oberfranken leuchtet – Lichtinstallationen im öffentlichen Raum“. In Zusammenarbeit mit dem Coburger Designforum Oberfranken e.V. und der Hochschule Coburg werden seit Ende 2005 verschiedene Lichtevents durchgeführt, die die städtebaulichen Besonderheiten der oberfränkischen Städte und Gemeinden hervorheben. Ziel ist es, für eine verstärkte Umsetzung von Licht-Festinstallationen zu werben.

Die Gestaltung des demografischen Wandels in Oberfranken ist eines der wichtigsten Themen in der Region und stellt eine Herausforderung für alle Entscheidungsträger in Oberfranken dar. Daher hat Oberfranken Offensiv e.V. unter anderem die Dialogreihe „Strukturwandel in Oberfranken“ ins Leben gerufen. Die Veranstaltungen machen auf aktuelle Themen und ihre Bedeutung für Oberfranken aufmerksam, diskutieren konkret und praxisnah, tragen Themen in die Region hinein und unterstützen die Bildung von Netzwerken. Im Verein sind Kommunen, Verbände, Wirtschafskammern, teilräumliche Regionalmanagements, Unternehmen, Hochschulen, Initiativen und Privatpersonen engagiert. Sie stellen gemeinsam mit uns die Weichen für die Zukunft der Region Oberfrankens. Interessiert? Dann klicken Sie sich rein: www.oberfranken.de n

Oberfranken ist eine der leistungsstärksten und lebenswertesten Regionen Europas: Vital, innovativ, naturverbunden und Heimat für Viele.

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IDEEN UND PERSPEKTIVEN

Nicht gleichartig, aber gleichwertig –

Aktuelle Architektur in Oberfranken

S

eit im Jahr 2008 der erste Band „Aktuelle Architektur in Oberfranken – ein Architekturführer“ erschienen ist, hat sich viel entwickelt in allen Teilen des vielgestaltigen Regierungsbezirks. Die angestoßene Auseinandersetzung mit Baukultur und eine meist wettbewerbsgestützte Bautätigkeit hat in Dörfern und Städten neue architektonische Akzente gesetzt. Eine Wanderausstellung, die durch ganz Deutschland zog, hat nach Erscheinen des Buches geholfen, das Image von Oberfranken positiv zu befördern. Im Frühjahr nun erschien der Peter Kuchenreuther opulente zweite Band mit rund 50 Beispielen höchst gelungener Architektur in Oberfranken. Peter Kuchenreuther, Architekt und Stadtplaner aus Marktredwitz ist Vorstand des BDA-Kreisverbandes Mittelfranken/Oberfranken und Mitinitiator der Bücher. Für ihn geht es bei dem im Grundgesetz zu findenden Begriff der „gleichwertigen Lebensverhältnisse“ um die Betonung der Gleichwertigkeit. „Keiner will Gleichmacherei von Regionen“, schreibt er in seinem Statement zum Buch, „vielmehr geht es darum zu erkennen, welche individuelle Qualität die Regionen besitzen.“ Für den Regierungsbezirk Oberfranken, der kein bestimmendes Zentrum hat, sondern aus vielen eigenständigen und eigenartigen Teilregionen und städtischen Zentren besteht, ist der Architekt der Ansicht, dass Bamberg sich der Metropolregion zugehörig fühlen könne, Städte wie Bayreuth, Kulmbach, Kronach, Lichtenfels und Coburg sich in einem Stadtnetz wiederfinden könnten und Landschaftsräume wie das Fichtelgebirge, der Frankenwald und die Fränkische Schweiz als jeweils geschlossene „grüne Insel“ auftreten sollten. Dabei, so Kuchenreuther, zähle nicht die polarisierende Debatte über Stadt zu Land, groß oder klein, gut oder schlecht, sondern was einzig zähle sei der Qualitätsgedanken.

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ECHT Oberfranken

Der Denkmalpfleger Ulrich Kahle sagte in einem Interview: „Die Provinz muss lernen, dass sie nach Qualität schreien muss, weil nur Qualität dazu führt, dass sie eine verbesserte Identität bekommt.“ Und Oberfranken lernt offensichtlich zunehmend zu schreien. Das beweisen auch die vermehrt ausgeschriebenen Architekturwettbewerbe sowohl für Bauprojekte der öffentlichen Hand und der Kommunen, wie auch der Unternehmen. Wettbewerbe, davon ist Kuchenreuther überzeugt, sind nicht nur ein gutes Vorgehen, um sorgsam mit Steuergeldern umzugehen und auf demokratischen Wege zu vermittelbaren Lösungen zu kommen. „Es lohnt sich immer, sich verschiedene Vorschläge anzuschauen und sich von ihnen inspirieren zu lassen.“ 50 Gebäude werden in dem opulenten Band in Text und Bild vorgestellt. Der Leserschaft soll vor Augen geführt werden, an welchen architektonischen Projekten die Region arbeitet, wer die Akteure dahinter sind. „Wir wollen mit dem Buch vor allem auch interessierte Laien ansprechen und nicht etwa Architektur beweihräuchern“, so Kuchenreuther. Deshalb wurde auch auf die Abbildung von Plänen verzichtet. Über Architektur und städtebauliche Entwicklung soll debattiert werden. Kuchenreuther nennt das Haus der Tagesmütter in Selb, das ein Madrider Architektenteam entworfen hat. „Dieses Gebäude polarisiert, entweder die Leute sind dafür oder dagegen.“ Wichtig sei die Auseinandersetzung. „Manchmal bedarf es der Provokation, auch gerade von außen, wie es durch einen Wettbewerb geschieht. Dann bewegt sich etwas.“ Vorgestellt werden herausragende Sanierungen, Renovierungen und Neubauten aus den Bereichen „Touristik, Frei-


zeit und Kultur“, „Gewerbe, Büro, Infrastruktur“, „Wohnen“, „Ortsmitten und öffentlicher Raum“, „Sakrale Gebäude“ und „Bildung“. Mit dem Architekturjournalisten Enrico Santifaller hat man einen Autor gefunden, der sachliche klare Texte verfasst und kurzweilig und verständlich die Hintergründe des Projekts beschreibt, über die Historie eines Gebäudes zu berichten weiß und die architektonischen Gesichtsweisen der Planer verständlich darzustellen vermag. Dazu gibt es Interviews mit namhaften oberfränkischen Persönlichkeiten wie Alexander Herrmann, Michael Lerchenberg oder Wilhelm Siemen, mit Bürgermeistern, Architekten und Planern. Sie geben Denkanstöße zur Geschichte Oberfrankens und speziellen Befindlichkeiten seiner Menschen. Erörtert wird, welche Aufgaben Architektur im ländlichen Raum heute einnimmt, mit welchen besonderen Problemen die Akteure konfrontiert sind. Als Beispiele wären zu nennen, welche Bedürfnisse altersgerechtes Wohnen heute in Zeiten des demografischen Wandels und damit einhergehenden Infrastrukturveränderungen befriedigen muss. Oder das Problem der Leerstände gerade in Orts- und Stadtkernen, das im krassen Widerspruch steht zu dem großen Mangel an adäquatem Wohnraum. Hier stoßen die Verantwortlichen auf zahllose Schwierigkeiten, etwa die „heilige Kuh“ Eigentum: ein leerstehendes Gebäude muss für eine Sanierung auch verfügbar sein. Ein attraktives Förderszenario und eine geänderte Förderkulisse, die

nicht vorrangig reiche Kommunen unterstützt, könnten hier helfen. Und, davon ist Architekt Kuchenreuther überzeugt, „es geht nur über Vorbildeffekte.“ Auch dazu kann das Buch einen Beitrag leisten. „Architektur in Oberfranken 2“ ist ein Projekt der Initiative Baukunst in Oberfranken, der die Regierung von Oberfranken und der Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Bayern angehören. Verwirklicht werden konnte es durch die großzügige Unterstützung der Oberfrankenstiftung, eine namhafte Spende der Firma Brose sowie Spenden weiterer Sponsoren. Es ist für 19,80 Euro im Handel unter der ISBN-Nr. 987-3-943242-60-7 erhältlich. Als nächstes wird es bei der Sommerlounge am 4. August in Bischofsgrün vorgestellt. Präsentationen mit Gesprächsrunden in München und Nürnberg werden folgen. „Die positiven Ansätze sollen nach außen wirken“, so Kuchenreuther. Und: ein dritter Band folgt bestimmt. Weil wir von der Redaktion überzeugt sind, dass die Gestaltung von Gebäuden und öffentlichen Räumen ganz maßgeblich unsere Lebensqualität bestimmt, wird in ECHT Oberfranken ein zweiter Teil zu beispielgebenden, modernen Architekturprojekten in Oberfranken folgen. Wir danken den Herausgebern für die Zurverfügungstellung von Text- und Bildmaterial. n

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CSR muss freiwillig bleiben Corporate Social Responsibility (CSR) ist für viele bayerische Unternehmen selbstverständlich. Sie übernehmen Verantwortung für unsere Heimat und die Gesellschaft – und das weit über gesetzliche Vorgaben hinaus. Dennoch ist in der Öffentlichkeit zu wenig über die Engagements der Unternehmen bekannt. Mit dem Portal Wirtschaft weiß-blau sorgen wir für die nötige Transparenz und geben Unternehmen die Möglichkeit, ihr Engagement einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

Starkes Engagement von bayerischen Unternehmen

Wir setzen uns dafür ein, dass CSR freiwillig bleibt. Denn nur auf freiwilliger Basis und ohne weitere gesetzliche Regelungen lassen sich die vielfältigen Engagements der Betriebe in diesem Ausmaß umsetzen.

Verantwortung für unsere Heimat

Beispiele für CSR-Aktivitäten und ausführliche Informationen finden Sie unter www.wirtschaft-weiss-blau.de

Wirtschaft weiß-blau ist eine Initiative von vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. www.vbw-bayern.de

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Tourismus und Kultur –

Schloss Sassanfahrt, Hirschaid Der Kunst- und Kulturbühne Hirschaid e.V. ist es zu verdanken, das halb verfallene Schloss Sassanfahrt wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt zu haben. Auf Grundlage eines von diesem Verein erarbeiteten Nutzungskonzepts beschloss 2008 der Gemeinderat Hirschaid einstimmig, das Schloss in ein Kultur-, Bildungs und Veranstaltungszentrum umzubauen. Das Thiersheimer Büro von Gerhard Plaß wurde mit der Sanierung und Umgestaltung betraut. Die Entwurfsidee war es, das Denkmal zu bewahren und behutsam an die neuen Funktionen anzupassen. Wo alte Bauteile gefunden wurden, ließ der Architekt sie sorgsam restaurieren. Wo neue Teile benötigt wurden, baute man sie substanzschonend und reversibel ein. Plaß‘ wegweisendste Idee war es, im zweiten Obergeschoss einen repräsentativen Kunstsaal für bis zu 100 Zuhörer zu schaffen. Dazu wurden Wände entfernt, eine für gute Belichtung sorgende Glaswand neu gesetzt und die Decke teilweise entfernt. Von einer mächtigen, zuvor einsturzgefährdeten, nun sanierten Einfassungsmauer umschlossen, von einem Paradiesgärtlein gekrönt, wurde ein vergessenes Esemble zu neuem Leben erweckt.

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ECHT Oberfranken


IDEEN UND PERSPEKTIVEN Gewerbe, Büro, Infrastruktur –

Vermessungsamt Coburg Der Anlass war profan: Zwei Ämter wurden im Zuge der Verwaltungsreform zusammengelegt und suchten eine gemeinsame Heimstatt. Diese Heimstadt ist rundum etwas Besonderes. Allein die Lage vis-à-vis der Ehrenburg im Zentrum der Stadt. Allein das Alter: zwischen 1690 und 1695 entstanden und im Laufe der langen Geschichte mehrfach überfromt. Allein die Proportionen des ehemaligen Marstalls mit anschließendem „Reit- und Kutschenhaus: 13 Meter schmal und 107 Meter lang. Die Aufgabe für die Architekten vom Büro Brückner & Brückner lautete, den altehrwürdigen Bau in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege in ein modernes Verwaltungsgebäude zu transformieren. „Geschenk der Geschichte“ hieß das Motto für die Architketen. Dass das Historische nicht nur als schönes, erhaltenswertes Bild, sondern als Ausgangspunkt für eine äußerst innovative Bauweise wahrgenommen wurde, zeugt von Feingefühle ebenso wie von Mut. Dass mit der Sanierung der Energieverbrauch um rund 60 Prozent gesenkt werden konnte, wirkt da fast nebensächlich.

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Wohnen –

Haus SN, Pegnitz Eine Königsdisziplin der Architektur ist die Setzung eines Bauköpers in seinem Umfeld, denn sie bestimmt die Beziehung des Hauses zu seinen Nachbarn und hat hinsichtlich der Beleuchtung, der Orientierung und der Raumstruktur weitreichende Konsequenzen. Diese Setzung beherrschte Volker Schwab, Architekt aus der Oberpfalz mit der Umsetzung dieses Wohnhauses in Pegnitz. Was an diesem Gebäude überzeugt, ist der überlegte Einsatz von architektonischen Mitteln und Prinzipien, die im Ergebnis einen hohen Wohnkomfort bieten. Schwab wandte beispielsweise das Prinzip der aufgedickten Wänd an: Mit Einbaumöbeln und einer eingeschobenen Speisekammer werden nicht nur großzügige Räume geschaffen, sondern die Funktionen im Erdgeschoss bei geschickter Ausnutzung unterschiedlicher Bodenniveaus genau definiert – ganz ohne Türen und trennende Wände. Insgesamt wurde ein architektonischer Maßanzug realisiert, dessen klare Linien die weichen Formen des Gartens zu einer perfekten Harmonie ergänzen.

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IDEEN UND PERSPEKTIVEN Ortsmitten –

Revitalisierung eines Gasthof- und Brauereigeländes, Neudrossenfeld Der über Jahrhunderte bestehende Dreiklang aus Schloss, Markgrafenkirche und Wirtshaus in Neudrossenfeld im Landkreis Kulmbach, war seit 1985 empfindlich gestört. Die Gaststätte stand zwei Jahrzehnt leer. Die knapp 4000-Seelen-Gemeinde erkannte den Leerstand als Chance, gründete eine Aktiengesellschaft namens „Drossenfelder Bräuwerk, kaufte und revitalisierte mit öffentlicher Förderung das weitläufige, insgesamt 4000 Quadratmeter messende Areal an einer Hangkante zum Rotmaintal. Fünf denkmalgeschützte Gebäude – das älteste aus dem Jahre 1649 – waren zu sanieren und teilweise zu ergänzen. „Der Wert des Denkmals und die Erhaltung des Vorhandenen standen im Vordergrund“, sagt Christoph Gatz, dessen Architekturbüro in Arbeitsgemeinschaft mit H2M Architekten die Pläne für die Revitalisierung lieferte. Der Gasthof beispielsweise wurde saniert, barocke Stuckdecken und rustikale Sandstein-Gewölbe ließ man sorgfältig restaurieren. Vielfach eingesetzt wurde Cortenstahl. Der wetterfeste, rostfarbene Baustahl ist das verbindende Material, das das heterogene Ensemble zu einer Einheit zusammenbindet. Dass die Gemeinde seit kurzem Cortenstahl auch für die Gestaltung des öffentlichen Raums in der Ortsmitte verwendet, zeigt die Verbundenheit mit der gelungenen Revitalisierung des Bräuwerks.

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Sakrale Bauten –

Neuapostolische Kirche, Bamberg Das Viertel östlich des Bamberger Bahnhofs scheint auf einem fernen, ziemlich wüsten Planeten zu liegen. Inmitten dieser Konfusion gelang es Ulrich Manz mit seinem zurückhaltend-ruhigen Kirchenneubau ein doppeltes Kunststück. Obwohl selbstbezogen, obgleich auf das Ziel fokussiert, „ein Zentrum für ein kirchlich-religiöses Leben der neuapostolischen Gemeinde mit entsprechender Würde und Prägung zu schaffen“, nimmt der kompakte Kirchenkomplex Bezüge zu seiner Umgebung aus. Zum Zweiten macht das Ensemble auf den Besucher einen sehr transparenten Eindruck. Der Kirchenraum ist geradezu vorbildlich in seiner Schlichtheit, das Tageslicht raffiniert gelenkt. Auch die zusammenschaltbaren Gruppen- und Nebenräume sind bis ins Detail ausgezeichnet durchgearbeitet.

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ECHT Oberfranken


IDEEN UND PERSPEKTIVEN

Haus der Tagesmütter, Selb „Urbane Akupunktur“ nannten Natalia Gutiérrez und Julio de la Fuente sowie Arantaza Ozaeta und Álvaro M. Fidalgo ihre Arbeit, mit der sie sich beim Wettbewerb European 9 bewarben. Mit Gebäudestreifen, die unterschiedlich kombinierbar sind, wollten sie Raum für Aktivitäten schaffen und soziale Dynamik generieren. Die Jury war vom „städtebaulichen und konzeptionellem Charme“ des Entwurf überezugt und sprach ihm den ersten Preis zu. Das war Anfang 2008. Sieben Jahre später haben die beiden Architekturbüros aus Madrid drei Projekte in Selb realisiert: das 2012 fertiggestellte Haus der Tagesmütter, das „JAM“, eine Kombination aus Haus der Generationen und Jugendhostel, und eine als Ergebnis eines weiteren Wettbewerbs im Laufe des Jahres2015 beziehbare Wohnanlage im Niedrigenergie-Standard. Die spanischen Architekten pflanzten gleichsam das architektonische Erbgut der Kommune in ihre Gebäude, die sich vorwiegend an die Jugend und junge Familien wendet. Hell, freundlich und schöne Details: Solcherart Nadelstiche in Städtische in Verbindung mit modernen sozialen Infrastrukturen erzeugen eine Attraktivität, die das sich langsam erholende Selb dringend benötigt.

Foto und Texte aus „Aktuelle Architektur aus Oberfranken 2“ von Enrico Santifaller in Zusammenarbeit mit der Initiative Baukunst in Oberfranken.

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Design- und Erfinderpreis des oberfränkischen Handwerks 2016 –

Schreiner ganz vorne

B

ereits seit dem Jahr 2002 verleiht die Handwerkskammer Oberfranken den Design- und Erfinderpreis an herausragende Handwerksbetriebe. Bislang wurden 145 Unternehmen aus 47 verschiedenen Handwerksberufen ausgezeichnet. Dokumentiert sind sie allesamt in Broschüren mit dem Titel „Seitensprünge“. Die Handwerkskammer will mit den beispielhaften Handwerksbetrieben zeigen, dass Handwerk in allen Bereich innovativ ist, dass Gestaltung und Design in nahezu allen Handwerkberufen stattfindet. Und die Kammer will mit dem Preis den Designgedanken im Handwerk weiter in den Fokus rücken.

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Was lag da näher, als den Ort der Preisverleihung von der Handwerksmesse in München in den aufstrebenden Designstandort Coburg zu verlagern. Das Coburger Designforum Oberfranken war in diesem Jahr Kooperationspartner, die Auszeichnungen wurden während der Designtage in entsprechendem Rahmen überreicht. Der bisher am häufigsten prämierte Handwerksberuf ist der des Schreiners. Gerade hier gilt: Weder vom Können her, noch von der Kreativität sind hier Grenzen nach oben gesetzt. Vier Schreiner waren in 2016 unter den Preisträgern.


Die Preisträger 2016 IDEEN UND PERSPEKTIVEN

Denk Keramische Werkstätten, Coburg

Die beginnende Globalisierung Anfang der 1990er Jahre, gerade zu der Zeit, als Fabian Denk nach seinem Betriebswirtschaftsstudium zusammen mit seiner Frau Jutta das keramische Unternehmen seines Vaters übernehmen wollte, zwang die beiden zum Umdenken. Masse oder Klasse war die drängende Frage für die beiden Jungunternehmer. Nischenmärkte waren jetzt das Thema. Dinge produzieren, die andere nicht machen oder nicht machen können und das in hoher Qualität. Ein Klassiker aus dieser Zeit ist die Denk-Feuerschale. Es folgten patentierte Backplatten, Produkte für Tiere wie Vogeltränken oder Hummelburgen, Stylisches zum Outdoorkochen und –Grillen. Im Vertrieb spielt längst das Internet eine Hauptrolle. Produziert wird mit heimischen Rohstoffen ausschließlich in Deutschland mit einzigartigen Techniken und selbst ausgebildeten Mitarbeitern. www.denk-keramik.de

Dressel Laser- und Umformtechnik, Weidhausen Heizen mit Holz, das ist ein Thema am Puls der Zeit, denn der nachwachsende Rohstoff ist energetisch effektiv einsetzbar und in offenen Kaminen spricht das Feuer außerdem die Sinne an. Allerdings kann die Befeuerung von Holzheizungen durchaus Schmutzspuren vor allem im gepflegten Wohnbereich hinterlassen. „Sauberes“ Brennholz ist also ein Wettbewerbsvorteil. Dominic Dressel hat sich dafür eine Brennholz-Reinigungstrommel einfallen lassen. Sie reinigt auch große Brennholzscheide nach dem Sägen oder Spalten und liefert wohnzimmer-taugliches Kaminholz. Dafür erhielt er den Erfinderpreis des Oberfränkischen Handwerks. www.kaminholz-dressel.de

Popp, Forchheim 60 Mitarbeiter fertigen auf 6.000 Quadratmetern Betriebsfläche Komponenten für die Medizintechnik, Industriemodelle für Weltfirmen. Geliefert wird nach Europa, in die USA und nach Asien. Gebaut werden auch Bühnenbilder und Kulissen für Fernsehstudios. Je komplexer der Auftrag ist, desto lieber. Das könnte ein Motto des Schreinereiunternehmens Popp aus Forchheim sein. Per CAD-Konstruktion werden komplexeste Bauteile gefertigt, sogar rund. Und: im neuen Betriebsgebäude sind Ökologie, Nachhaltigkeit, Ergonomie und Arbeitssicherheit vorbildlich umgesetzt. (ECHT Oberfranken berichtete in Ausgabe 28/2015.) Für ihr hochinnovatives Unternehmenskonzept wurden die Firmenchefs Sonja und Frank Geppert in der Kategorie innovative Geschäftsidee und ganzheitliches Unternehmenskonzept ausgezeichnet. www.popp-group.com 23


Krumpholz Werkzeugfabrikation, Grafengehaig Ästhetisch, strapazierfähig, aus regionaler Produktion, qualitätvoll und vererbbar. Attribute für die die Familie Krumpholz seit nunmehr 220 Jahren steht. Aus dieser Traditionswerkstatt kommen Löwenzahnzieher, Zwiebelpflanzer, Staudenspaten, Fingerjäter, Sauzähne, dazu Äxte, Hacken, Schafel und Spaten. Die aktuelle Produktpalette von Krumpholz umfasst derzeit etwa 1000 verschiedene Werkzeuge, allesamt handgeschmiedet. Solche Werkzeuge werden nicht einfach gekauft, man investiert in sie, denn nicht selten werden sie vererbt. Und inzwischen hat sich der oberfränkische Handwerksbetrieb eingereiht unter die „Marken des Jahrhunderts“, eine Auszeichnung, die es in eine Reihe stellt mit Nivea, Tesa oder Faber-Castell. www.krumpholz1799.de

Ideenwerkstatt Michael Pfaffenberger, Weidenberg Ein Tasting-Board für Craft-Bier-Sorten, eine Art Servierbrett für mehrere Gläser, hat Michael Pfaffenberger entworfen. Er wollte Braukunst mit Handwerkskunst verbinden. Sein Tasting-Board überzeugte die Jury durch seine schlichte, zeitlose Gestaltung, die Beachtung von ergonomischen Grundsätzen und seine Materialästhetik durch die Verwendung von gebogenem Eichenholz.

www.pfaffenbergeridee.de

Möbelmanufaktur Roger Schlemer, Hirschaid Seit 20 Jahren fertigt er exklusive Einzelstücke, perfekte Nachbauten aller Stilrichtungen von Barock bis modern und er ist Spezialist für die Restaurierung besonders hochwertiger Möbel: Roger Schlemer. Nach seiner Meisterprüfung hatte Schlemer ein Begabtenstipendium auf Bundesebene bekommen und er absolvierte ein Studium zum Restaurator am Europäischen Ausbildungszentrum für Handwerk in Venedig. So wurde er Spezialist im Vergolden, als Kirchenmaler und natürlich als Schreiner. Heute sind seine Auftraggeber Museen, Kommunen und anspruchsvolle Privatleute aus 17 Ländern. Roger Schlemer erhielt den Designpreis bereits zum zweiten Mal.

www.moebelmanufaktur-schlemer.de

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IDEEN UND PERSPEKTIVEN Zweiwas Optik & Hörakustik, Bamberg Die Gleichberechtigung von Menschen mit und ohne Behinderung hat Michael Pscherer in das Leitbild seines Geschäfts Zweiwas aufgenommen und vorbildlich umgesetzt. Parkplätze direkt vor der Tür, ein barrierefreies Türsystem und Servicebereiche, die allesamt mit Rollstühlen und Rollatoren erreichbar sind, gehören ebenso dazu wie ein verschiebbarer Messplatz für Sehtests oder schwenkbare Bildschirme für die Brillenglasmessung. Standard ist außerdem die Beratung für Gehörlose in Gebärdensprache. Urteil der Jury: eine mehr als vorbildliche Existenzgründung unter den Gesichtpunkten Barrierefreiheit, Mitarbeiterorientierung, Ästhetik und soziale Verantwortung. www.zweiwas-bamberg.de

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Mediteam, Hallstadt Digitalisierung ist auch im Handwerk ein Megatrend. Medronics nennt sich ein offline und online nutzbarer Einlagenkonfigurator, mit dem es dem Unternehmen Mediteam gelungen ist, den kompletten Prozess der Herstellung von orthopädischen Einlagen von Schuhen vollständig zu vernetzen. Das reicht vom Fußabdruck des Kunden über die Schuh-, Farb- und Materialauswahl und die Produktion bis zur Erfassung der Kunden- und Abrechnungsdaten. Selbst die Zusammenarbeit der Filialen mit der Zentrale wurde optimiert. Mediteam mit Chef Bodo Schrödel steht damit ganz vorne bei der Umsetzung des Handwerks 4.0 und wurde deshalb in der Kategorie innovative Geschäftsidee und Erfinderpreis ausgezeichnet. www.mediteam.de

Autohaus Wunschel, Röslau In Röslau im Fichtelgebirge wurde schon so mancher Prominente gut behütet. Mit individuell designten und lackierten Motorsport-Helmen. Zum Beispiel ist das Red-Bullteam exklusiv mit Helmen aus dem Autohaus Wunschel unterwegs. David Coulthard, Sebastian Vettel, Mark Webber oder auch Stars anderer Sportarten wie Felix Neureuther, Hannes Reichelt und Felix Baumgartner stehen ebenfalls auf der Liste renommierter Namen. Painted by Wunschel ist mittlerweile ein in der Sportszene weltbekanntes Markenzeichen. Und bei den Gebrüdern Wunschel ein eigener Geschäftszweig mit sechs Mitarbeitern, die über 500 Design-Helme im Jahr gestalten. www.wunschel.de

Holzdesign Zaus, Thierstein Ein kleines, organisch geformtes Holzkästchen für seine Tochter war der Anfang. Längst entstanden immer mehr kleine Schatullen, Schächtelchen, komplizierte Schubkästen mit Geheimfach und dem Geheimfach im Geheimfach, alle in anthroposophischen Formen und in möglichst naturbelassenen Hölzern. Der gelernte Zimmermann Stefan Zaus hat seine Berufung gefunden: 2014 gründete er seine Manufaktur Holzdesign Zaus. Und noch ein allerliebstes Detail seiner Produkte: Auf der Rückseite eines jeden Kästchen ist ein QR-Code eingelasert, der beim Einscannen den ehemaligen Standort des Baumes zeigt, aus dem das kleine Kunstwerk gefertigt wurde.

www.holzdesign-zaus.de

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Kompetenz in Design – Oberfränkisches Handwerk bei den Coburger Designtagen Fotos: Frank Wunderatsch

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ir leben in Zeiten hochtechnisierter Produktionsprozesse, fortschreitender Digitalisierung und einem oftmals schier gnadenlos empfundenen Wettbewerb in einer globalisierten Welt. Von diesem beschleunigten Wandel bleibt auch das Handwerk nicht verschont. Auch hier gilt in allen Handwerkszweigen, dass Produkte und Dienstleistungen nicht mehr einzigartig und unverwechselbar sind und dass deshalb nur die Bereitschaft zu ständiger Innovation und Kreativität und der Bereitschaft, sich an wechselnde Trends anzupassen, das Überleben der einzelnen Unternehmen sichern kann. Design ist hier ein Stichwort, das immer mehr an Bedeutung gewinnt, das längst nicht mehr nur für Mode oder für Produkte des alltäglichen Lebens steht. Designt werden heute Maschinen bis in ihre verborgensten Bauteile, designt werden Produktionsprozesse und Serviceleistungen. Dass Design ein immer wichtiger werdender Faktor für Zukunftsfähigkeit ist, dass ist auch den Verantwortlichen in Oberfranken seit langem bewusst. In Kronach wird seit dem Frühjahr ein Studiengang Innovationsdesign angeboten, Lichtevents an wechseln-

den Standorten des Regierungsbezirks stehen für innovatives Lichtdesign und Coburg entwickelt sich seit Jahren hin zu einem überregional beachteten Kompetenzzentrum für Design – um nur drei Beispiele zu nennen. Und das Handwerk zieht mit, es muss mitziehen, um überleben zu können. Die Handwerkskammer für Oberfranken unterstützt diese Veränderunsprozesse etwa mit der seit 2002 alljährlichen Verleihung des Design- und Erfinderpreises. Beispielhaft stehen die Gewinner dieser Auszeichnung als Ansporn für andere. Dort, wo alljährlich Studierende des Studiengangs Design ein ganzes Areal fantasievoll umgestalten, bei den Coburger Designtagen, wurden heuer die Preisträger gewürdigt. Das Designforum Coburg war Kooperationspartner dieses Ereignisses. Für das Handwerk war dies eine höchst willkommene Gelegenheit, die Designfreudigkeit und Erfinderfreude in handwerklichen Berufe vorzuzeigen. Ein Netzwerktreffen und Umschlagplatz für Ideen und Anregungen zwischen Menschen aus unterschiedlichsten beruflichen Zusammenhängen war der Termin außerdem – eben ein gut designtes Event. n Menschen genießen die Bar und Musik unter dem Zollinger Dach

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PEOPLE

Rainer Beck (rechts) Wer uns als erstes den Namen des Herrn links per Email an info@echt-oberfranken schickt, gewinnt ein Jahresabo!

Landrat Michael Busch, Kreishandwerksmeister Jens Belland

Jens Befand, Fabian Denk, Stefan Hinterleitner

Petra Platzgummer-Martin, Dr. GĂźnther Denzler

Thomas Koller, Rainer Kober, Hans Rebhan

v.r. Antonia Hoemann, Dominic Dressel, Norbert Dressel, RĂźdiger Neumann

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Peter Cosack, Martina Borcherdin

Michael Pfaffenberger, Claudia Witteck

Norbert Dressel, Antonia Hoemann

Herbert Pfeffermann, Lydia Pfeffermann

Manfred Lorenz, Heike Lorenz,

Frank Geppert, Werner Oppel, Sonja Geppert

ECHT Oberfranken v.l. Antonia Hoemann, Dominic Dressel,


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Heike Schnabel, Siegmar Schnabel

Barbara Göbel, Michael Göbel, Rainer Beck

Karl-Ludwig Holl, Luise Holl, Johannes Lange

Matthias Graßmann, Berta Graßmann, Wolfgang Metzner

Joachim Krause, Mathias Eckardt Wer uns als erstes den Namen des Herrn links per Email an info@echt-oberfranken schickt, gewinnt ein Jahresabo!

Stefan Zaus, Karin Raab, Diana Zaus

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VERANSTALTUNGSKALENDER Anzeigen

BUND

FRÄNKISCHER KÜNSTLER

Hinterm Gartenzaun Einblick in ländliche Gärten

4. FRÄNKISCHER KUNSTPREIS 2016 87. JAHRESAUSSTELLUNG zeitgenössischer Kunst des BFK auf der Plassenburg / Kulmbach

6. August bis 13. November 2016 EUROPAS GRÖSSTER PORZELLANFLOHMARKT

Eröffnung 3. Juli, 11:15 3. Juli bis 3. September 2016 täglich geöffnet : 10-17:00 Uhr

Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz Kleinlosnitz 5 · 95239 Zell im Fichtelgebirge Telefon 09251 3525 · www.kleinlosnitz.de

Samstag, 6. AUGUST 400 Anbieter Sonntag, 7. AUGUST 100 Anbieter

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Spielzeit 2016

Premiere: 10. August

11., 12., 13., 14., 17., 18., 19., 20., 21.8. Waldbühne Heldritt 14.08. in Heldritt

Matinée „Der Insulaner verliert die Ruhe nicht“ 16.08. in Bad Rodach

Orchesterkonzert „Altstadt-Serenade“ Kartenvorverkauf Telefon 09564 4489 Mo. - Fr. 10-18 Uhr Sa. 10-13 Uhr Tourismus Coburg Herrngasse 4, 96450 Coburg Telefon 09561 8980 43

SHOES & MORE APPIS Coburger Str. 2, 96476 Bad Rodach Telefon: 09564 4489

www.coburger-sommeroperette.de

Herzlich willkommen zum Altstadtfest Samstag | 27. August 2016 16.00 Uhr Badewannen- und Sautrogrennen-WM 20.00 Uhr Open-Air im Rathaushof mit „Xrice“ | Live-Musik an mehreren Plätzen der Altstadt 21.30 Uhr „Saale in Flammen“ Sonntag | 28. August 2016 10.00 Uhr Ev. Gottesdienst im Rathaushof 11.00 – Festbetrieb, Musik und viele 18.00 Uhr Attraktionen in der Altstadt

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Veranstaltungskalender URGESTEIN – Bambergs Künstlerinnen und Künstler des 20. Jahrhunderts mit Werken von Künstlerinnen und noch bis Künstlern, die zwischen 1900 und 1935 – aber nicht notwendigerweise in Bamberg – geboren wurden, in Bamberg zu August Hause waren und hier und in der Region gearbeitet haben. Ort: Stadtgalerie Bamberg – Villa Dessauer Hainstr. 4 a, 96047 Bamberg 87. Jahresausstellung noch bis Bund fränkischer Künstler – zeitgenössischer Kunst des BFK 4. fränkischer Kunstpreis 2016 September Ort: Plassenburg Kulmbach Dauer: 10 – 17 Uhr noch bis „Die Reichskanzler der Weimarer Republik“ Zwölf Lebensläufe in Bildern – Ausstellung Ort: Museum Bayerisches Vogtland September Sigmundsgraben 6, Hof Deutsches Spielzeugmuseum „Sommerwerkstatt“ Ferienangebote Ort: Deutsches Spielzeugmuseum noch bis Beginn: Di – So/Feiertage 10 Uhr www.deutschesspielzeugmuseum.de

28.

noch bis

23. Oktober

3. 4.

noch bis

31. Oktober

8.

September

noch bis

„Selbst gemacht!“ – Ausstellung Spielzeugunikate Marke Eigenbau. Ort: Volkskundliches Gerätemuseum noch bis Bergnersreuth, Wunsiedler Str. 12 – 14, Arzberg Infos: www.bergnersreuth.de September Claus-Tittmann – Skulpturen, Graphik, Gebrauchskeramik – Ausstellung Ort: Europäisches Museum für Modernes Glas, Rosenau 10, Rödental Wandern auf keltischen Spuren Geführte Wanderungen auf Bad noch bis Staffelsteins Keltenwanderwegen. Jeweils am ersten Samstag im Monat. Infos: Kur & Tourismus Service Bad Oktober Staffelstein, Tel. 09573 33120, www.bad-staffelstein.de tourismus@bad-staffelstein.de noch bis „FichtelgeBIERge“ – Geschichte(n) rund ums Bier – Ausstellung Ort: Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel, Spitalhof 5 Oktober Infos: www.fichtelgebirgsmuseum.de noch bis

18.

6.

November

noch bis

Munterkeit, Kraft und Wohlbehagen – Bierkrüge aus drei Jahrhunderten – Ausstellung zum 500. Geburtstag des Bayerischen Reinheitsgebots Ort: Sammlung Ludwig Bamberg, Altes Rathaus, Obere Brücke 1 Die offene Gartenpforte – Natur und Kunst vereint in einem Gartenparadies Jeden Monat hat der Thieracher Garten mit seinen vielfältig gestalteten Staudenbeeten, mit Gräsern und Gehölzen neue Höhepunkte zu bieten. Freuen Sie sich auf Blüten, Farben und Formen in Hülle und Fülle. In Zusammenarbeit mit „Garten und Kunst“ veranstaltet der Verein Hyazinth e.V. Kunstausstellungen, Lesungen, literarische Menüs und Konzerte im Thieracher Garten. Infos/Termine: Tel. 09563 3535, www.gartenundkunst-thierach.de Ort: Thierach 45, 96472 Rödental Öffnungszeiten: jeweils Mittwoch und Freitag Nachmittag von 16 – 19 Uhr, außerdem an je einem Sonntag des Monats von 15 – 18 Uhr. Jüdisches in Bamberg – Ausstellung Ort: Historisches Museum Bamberg, Domplatz 7 Rosenthal – Zwei Männer schreiben Geschichte – Sonderausstellung Bislang größte Ausstellung rund um die zwei bedeutenden Unternehmer. Orte: Staatliches Museum für Porzellan, Hohenberg a .d. Eger und Selb

13.

Juli 20. Juli bis

28. August

16. 24. bis

Juli

24. Juli bis

28. August

29.

November

„Beten, Bier und Büchsenknall“ Zur Geschichte des Forchheimer Annafestes, in diesem Jahr steht das Bier im Fokus. „500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot“. Ort: Pfalzmuseum Forchheim Erdgeschoss Dauer: Di. bis Do. 10 Uhr – 17 Uhr 50. Schwarzenbacher Malertage – Ausstellung Eröffnung am 16. Juli, 15 Uhr in der Turnhalle der Jean-Paul-Grundschule, Schwarzenbach a. d. Saale

Juli

66. Bayreuther Kunstausstellung Schwerpunkt: plastische Werke Ort: Ökologisch Botanischer Garten der Universität Bayreuth Der kleine Prinz – Premiere von Antoine de Saint-Exupéry Bühnenfassung von Martin Chlupka Regie: Anja Dechand-Sundby Ort: Auf dem Felsentheater zu Sanspareil Beginn 20 Uhr Infos: www.studiobuehne-bayreuth.de Karten: Theaterkasse Bayreuth, Opernstraße, theaterkasse@bayreuthtourismus.de

1. 3. 9.

Oktober noch bis

16. Oktober

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Landesgartenschau Bayreuth Für Thron, Altar,Salon – Ausstellung Der Modelleur Carl Schropp (1794 – 1875) in Erfurt und Bamberg. Ort: Historisches Museum Bamberg, Domplatz 7 (Sonderführung jeden ersten Sonntag im Monat)

ECHT Oberfranken

noch bis

31. Januar 2017

Textile Raritäten aus fernen Ländern – Ausstellung Original – originell – weit gereist. Gezeigt werden gesammelte Objekte von Christa Knoll, deren Leidenschaft zu Textilien sie ihr ganzes Leben lang begleitete. Ort: Oberfränkisches Textilmuseum, Münchberger Str. 17, Helmbrechts

29. 31. 30. bis

Juli

Juli

31. Juli

Kulmbacher Sommerkunstwochen 2016 Teilnahme mit Anmeldung Ort: Burggut, Waaggase 5,Kulmbach Dauer: 10 Uhr – 17 Uhr Infos: Stadt Kulmbach 09332 940-262 Start der BR-Radltour 2016 mit Live-Konzert Ort: Auenpark Marktredwitz Beginn: 14 Uhr „ Die kleine Hexe“ von Ottfried Preußler Ort: Festung Rosenberg, Kronach Beginn: 16 Uhr Infos: www.kronach.de


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19. Mundart-thEatEr-tag 25. September | 13 Uhr Bauernhofmuseum Kleinlosnitz Eintritt frei! Zahlreiche Oberfränkische Mundart-Theatergruppen und Autoren präsentieren ein vielfältiges Programm Verkündung des Oberfränkischen Wort des Jahres 2016

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SONDERÖFFNUNGSZEITEN ZUM PORZELLINERFEST: Fr. 05.08. bis 20 Uhr geöffnet Sa. 06.08. ab 8.30 Uhr geöffnet ab 13 Uhr Live-Musik im Innenhof So. 07.08. Verkaufsoffener Sonntag 11 - 16 Uhr

CENTER ÖFFNUNGSZEITEN MO - SA 9.30 - 18 UHR FACTORY IN Outlet Center Selb | Vielitzer Straße 26 | 95100 Selb

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Flechtkurse 2016

Informationen: www.flechtworkshops.de

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VERANSTALTUNGSKALENDER

August

1. 19. bis

Antiquitätenhändler Bamberg Moderne Kunst im Bamberger Antiquitätenviertel Eintritt frei!

10. August

August

4.

August

5.

August

6. 8. bis

Das kleine Museum-Wiedereröffnung Kultur auf der Peunt Ort: Weissenstadt im Fichtelgebirge, Goethestr.15 www@kleinesmuseum-weissenstadt.de Sommer Lounge Sommer + Sonne + Gute Gespräche Zukunftsprojekt des Fichtelgebirges, tolles Rahmenprogramm – Eintritt Frei Ort: Bischofsgrün an der Talstation Beginn: 16.30 Uhr www.foerderverein-fichtelgebirge.de Der fliegende Arzt Komödie von Moliere Ort: Auf dem Felsentheater zu Sanspareil Beginn 20 Uhr Infos: www.studiobuehne-bayreuth.de Karten: Theaterkasse Bayreuth, Opernstraße, theaterkasse@bayreuthtourismus.de „Der widerspenstigen Zähmung“ von William Shakespeare Ort: Kronach, Festung Rosenberg Beginn: 20.30 Uhr Infos: www.kronach.de Fest der Porzelliner Europas größter Porzellanflohmarkt Ort: Selb Infos: www.selb.de

12. August

13. 14. und

August

14. August

19. 21. bis

August

20. August

August

6.

August bis

13.

November

„Hinterm Gartenzaun“ – Ausstellung Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz Einblick in ländliche Gärten Ort: Bauernhofmuseum Kleinlosnitz Infos: www.kleinlosnitz.de Haus Marteau auf Reisen – Abschlusskonzert des Ensemblekurses Blechbläser mit Rekkenze Brass Ort: Bayeriches Brauereimuseum Hofer Str. 20, Kulmbach Beginn: 11 Uhr Infos: www.haus-marteau.de

7.

August

21. August

27. August

ECHT Oberfranken

Kunst, Genuss & Garten Schlossparkträume Ort: Schloss Greifenstein Heiligenstadt/ Fränkische Schweiz Beginn: 10 Uhr Infos: www.schlossparktraeume.de Nix wie raus – Entspannung für die ganze Familie Ort: Arnika Akademie Teuschnitz Beginn: 15 Uhr Infos/Anmeldung: info@sonnenwirbel-natur.de „Kino unter dem Sternenhimmel“ Open-Air-Kino Ort: Marktplatz Lichtenfels Beginn: ca. 21.15 Uhr nach Sonnenuntergang Einlass ab 20 Uhr Infos: www.fraenkischer kinosommer.de Vernissage – Ausstellung mit Werken von JAKOB MATTNER Ort: Kunstraum Kesselhaus, Villa Concordia, Bamberg Infos: www.villa-concordia.de Ausstellung mit Werken von JAKOB MATTNER Ort: Kunstraum Kesselhaus, Villa Concordia, Bamberg Dauer: Fr 15 – 18, Sa & So 11 – 18 Uhr Eintritt frei! Infos: www.villa-concordia.de Altstadtfest Schwarzenbach an der Saale Ort: Stadt Schwarzenbach an der Saale Beginn: 16 Uhr

September Backofenfest Ort: Oberfränkisches Bauernhofmuseum Kleinlosnitz September Beginn: 10 Uhr „Didgeridoo Sound Days“ Musik auf dem wohl ältesten Musikinstument der Erde. Ort: Ernstfarm in Coburg bis Handwerkerstuben Kürengrund 80, Coburg September Infos: www.erstfarm.de Der Eintritt ist frei

4.

3. 4.

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Coburger Sommeroperette „Der fidele Bauer“ – Premiere Ort: Waldbühne Heldritt Infos: www.sommeroperette.de AFTER WORK LIVE Frankorigines & Autohaus Degner Ort: Spielbank Bad Steben Beginn 19 Uhr Eintritt frei Haus Marteau auf Reisen – Konzert des Meisterkurses Gesang Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19 Uhr Infos: Kulturamt der Stadt Selb Tel. 09287 883-119 u. 883-125 www.selb.de, kulturamt@selb.de

„Hopfen und Malz“ Museumsfest Livemusik mit dem Houbous Ort: Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel September Dauer: 14 Uhr – 17 Uhr Infos: www.fichtelgebirgsmuseum.de

4.

Fitness & Lauftreff mit Nudelparty Ort: Schwarzenbach Infos: www.schwarzenbacherSeptember ausdauertage.de

9.

16 .Schwarzenbacher AusdauertageHalbmarathon Ort: Schwarzenbach September Infos: wolfgang.frisch@sandler.de

10.

AFTER WORK LIVE The Fellow Rovers & Holzofenbäckerei Stelzer September Ort: Spielbank Bad Steben Beginn: 19 Uhr, Eintritt frei

14.

Lichtenfelser KorbmarktEröffnungsabend Mit musikalischer Unterhaltung Infos: Tourist-Info 09571 795-101 „Klassik in der Fabrik“ Große Meister: Dvorˇák, Schubert – Jenaer Philharmonie Ort: Rosenthal-Theater Selb Beginn: 19.30 Uhr Infos: Kulturamt der Stadt Selb Tel. 09287/883 119 u. 883-125 www.selb.de, kulturamt@selb.de September „Einst um eine Mittnacht“ – von/mit Markus Veith – Gruselkomödie Ein Gastspiel des Fränkischen Theatersommers Ort: Landesbühne Oberfranken im Kulturraum der Alten Schule, Stadtsteinach Beginn: 20 Uhr Infos: frankenwaldtheater@t-online.de Karten bei Bäckerei Will, Stadtsteinach sowie an der Abendkasse Lichtenfelser Korbmarkt Internationaler Kunsthandwerkermarkt und buntes Unterhaltungsprogramm Infos: Tourist-Info 09571 795-101

16.

17. 18. und

September

18.

September

750 Jahre Mitwitz Historischer Jubiläumsumzug

„CARMEN“ – Premiere Oper von Georges Bizet Bizets 1875 uraufgeführte Oper September gilt als die meistgespielte der Welt Infos: www.theater-hof.de

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VERANSTALTUNGSKALENDER Anzeigen

Fr., 12.08.16, 19.00 Uhr, Studio/Bühnenhaus Haus Marteau auf Reisen: Konzert des Meisterkurses Gesang Fr., 16.09.16, 19.30 Uhr „Klassik in der Fabrik“ – diesmal im Rosenthal-Theater! Große Meister: Dvorak & Schubert – Jenaer Philharmonie Solist: Mark Schuhmann, Violoncello Dirigent: Reinhold Mages Do., 29.09.16, 19.30 Uhr Theater Hof: „Carmen“ Oper von Georges Bizet Sa., 01.10.16, 19.30 Uhr (Freiverkauf) „Irish Folk Night – The Music and Dance of Ireland” Mit Matching Ties & The O’Brannlaig Rinceior Dancers und Liosa Murphy & Band

Pop-Art-Künstler der ersten Stunde

So., 09.10.16, 19.30 Uhr (Freiverkauf) „Musicals in Concert“ – neue Show mit Hits aus vielen beliebten Musicals mit Musical Stars und der Rainbow-Band Fr., 14.10.16, 19.30 Uhr (Freiverkauf) Richard Rogler mit “Tour 2016. Freiheit aushalten!” Präsentiert vom Förderverein „Langer Teich“ e.V.

96450 Coburg Wiesenstraße 22/Ecke Rosenauer Str. Tel. 09561.247688 galerie@glaserei-spaeth.de

DEUTSCHES SPIELZEUGMUSEUM

Ältestes Spezialmuseum für Spielzeugzeug in Deutschland

Beethovenstraße 10 | 96515 Sonneberg

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Kultstätte keltischer Priester? – Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees Text und Fotos von Dr. Rüdiger Hess

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üdlich des Wiesenttales liegt in der Fränkischen Schweiz bei Wohlmannsgesees ein Naturdenkmal aus moosbewachsenen, bis zu fünf Meter hohen Dolomitblöcken, die auf einer Fläche von 200 x 250 Metern geometrisch fast wie ein Labyrinth angeordnet sind. Die geografische Position wie auch geometrische Anordnung der Felsblöcke legte bereits Mitte des 19. Jahrhunderts eine

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Entstehung durch Menschenhand nahe. Spekuliert wurde über eine keltische Kultstätte, in der womöglich heidnische Opferrituale stattgefunden haben. Die keltische Prieserkaste der zauberkundigen Druiden soll hier ihre Rituale vollzogen haben. Durch solche Fantasien der ländlichen Bevölkerung prägte sich für den Felsenpark der Begriff „Druidenhain“. Einzelne, ganz besonders geformte Felsblöcke erhielten skurrile Namen wie „Altar“, „Opferstein“, „Eingang zur Unterwelt“


oder „Loch der Irminsäule“. Bis heute gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege für eine solche vermutete Kultstätte oder einfach nur menschliche Spuren. Der Druidenhain ist im Geotopkataster des Bayerischen Landesamtes für Umwelt unter der Nummer 474R087 erfasst und moderne Untersuchungen des Geologischen Institutes der Universität Erlangen weisen darauf hin, dass die flache Felsgruppe ein Erosionsphänomen entlang zweier Kluftsysteme darstellt, möglicherweise Reste eines eingestürzten Höhlensystems, das im Mittelalter auch als Steinbruch genutzt wurde. Wie auch immer: Ein lohnendes Ausflugsziel ist der Druidenhain, der in Reise- und Wanderführern als Kraftort aufgeführt wird, auf alle Fälle. Mysthische Gefühle kommen besonders im Spätsommer und im Herbst auf, wenn das Sonnenlicht

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OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE

Mehr als nur der Hundertjährige Kalender – Die Handschriften des Mauritius Knauer in der Staatsbibliothek Bamberg von Dr. Stefan Knoch

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auritius Knauer, 1613/14 geboren und ab 1649 bis zu seinem Tod 1664 Abt des Zisterzienserklosters Langheim, war sehr vielseitig interessiert, doch wirklich berühmt geworden ist nur eines seiner Werke: das „Calendarium oeconomicum practicum perpetuum“, besser bekannt als Hundertjähriger Kalender. Dessen Grundidee ist die damals nicht ungewöhnliche These, dass jedes Jahr unter der Regentschaft eines der sieben Himmelskörper Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn steht, welchen jeweils bestimmte wetterbeeinflussende Eigenschaften zugewiesen sind. Nach Ablauf des Zyklus von sieben Jahren beginnt gemäß dieser Vorstellung der Rhythmus von vorne, so dass Knauer davon überzeugt war, mit relativ hoher Zuverlässigkeit Wetterprognosen erstellen zu können, wenn er nur über einen Zeitraum von sieben Jahren jeden Tag exakte Beobachtungen machen und niederschreiben würde. Im Unterschied jedoch zu den bis heute noch verbreiteten gedruckten Kalendern erhob Knauer dabei allerdings keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern bezog seine Vorhersagen ausdrücklich nur auf den Bamberger Raum.

Schon früh stieß diese Schrift auf ein großes Interesse und wurde daher fleißig in Form von Abschriften verbreitet, noch bevor sie im Jahr 1700 erstmals gedruckt erschien. Ob es jedoch wirklich zutrifft, dass bereits kurz nach Abschluss des Manuskripts 1.000 Kopien angefertigt wurden,

wie der ehemalige Langheimer Mönch und erste Leiter der heutigen Staatsbibliothek Bamberg Heinrich Joachim Jäck (1777 – 1847) behauptet, darf bezweifelt werden. Wie dem auch sei, jedenfalls zeugen elf Handschriften mit dem Text des Calendarium, die aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen und heute in der Staatsbibliothek Bamberg aufbewahrt werden, von einer in der Tat beachtlichen Resonanz. Darunter befindet sich auch dasjenige Exemplar, welches die lateinischen und deutschen Originalnotizen Knauers zu seinen Wetterbeobachtungen von März 1652 bis März 1659 enthält und somit als Grundlage diente für das Calendarium. Dieser Kodex enthält außerdem eine unvollständige deutsche Fassung des Hunderjährigen Kalenders, die zwar von anderer Hand angefertigt wurde, aber durch einige Randbemerkungen des Autors hervorsticht. Drei andere Handschriften wurden nachweislich oder sehr wahrscheinlich von dem Langheimer Mönch Valentinus Schnee (1626 – 1673) noch zu Knauers Lebzeiten oder nur wenige Jahre nach dessen Tod – also relativ zeitnah zur Niederschrift des Werks – geschrieben. Da zumindest diese Abschriften alle in Langheim selbst angefertigt wurden, betrieb das Kloster offensichtlich eine aktive Politik der Vervielfältigung und sorgte somit bewusst für die Weiterverbreitung des Calendarium. In diesem Zusammenhang ist noch ein weiterer bemerkenswerter Umstand sehr aufschlussreich:

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OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE dem Titelblatt und einem Schreibervermerk am Ende des Textes zu entnehmen ist. Das Schriftbild des Manuskripts ist sehr regelmäßig und sauber, ohne jegliche Verbesserungen oder Nachträge; die Kapitelüberschriften sind sorgfältig in roter Tinte geschrieben. Da der Einband das Wappen des damaligen Langheimer Abts Erasmus Beham (Abt 1626 – 1631) trägt, liegt die Vermutung nahe, dass der Novize Mauritius Knauer die Abschrift konkret für ihn geschrieben hat. Zwei andere Kodizes von Knauers Hand enthalten philosophische Werke und Übersetzungen Leonard Rolins, der 1637 bis 1639 als Professor in Wien und 1639 bis 1641 als Dekan der philosophischen Fakultät Tyrnau nachgewiesen ist. Wie Knauer selbst darin angibt, schrieb er sie in den Jahren 1636/1637 bzw. 1638/1639 in Wien. Hier hielt er sich 1632/33 bis 1644 immer wieder für längere Zeit auf und war seit 1637 an der Universität immatrikuliert, so dass es sich bei diesen Handschriften offensichtlich um direkte Zeugnisse seiner Studien handelt. Beide zeichnen sich durch ein sauberes Schriftbild und das Fehlen jeglicher Korrekturen aus. Eine fast wortgetreue Abschrift des Würzburger Drucks „Tuba caelestis viatores ab itinere Babylonis revocans“ von 1662, einer von Mauritius Knauer verfassten Kompilation meditativer Texte, stammt zwar nicht vom Autor selbst, sondern von dem bereits genannten Valentinus Schnee, weist aber zu Beginn einige Einträge auf, die von der Hand Knauers sein dürften. Titelblatt einer eigenhändigen Handschrift Knauers mit Texten Leonard Rolins (RB.Msc.208).

Von den elf Handschriften kamen nachweislich acht Stück – darunter sogar das schon erwähnte Original- und Korrekturexemplar des Autors – nicht im Zuge der Säkularisation 1802/03 direkt aus Kloster Langheim in die heutige Staatsbibliothek Bamberg, sondern vielmehr sukzessive in der Folgezeit aus Privatbesitz. Dass dabei Abschriften durchaus auch in einfacheren Bevölkerungskreisen kursierten, davon zeugt ein ins 18. Jh. zu datierender Besitzeintrag eines Schneiders namens Andreas Stengel. Erwähnt sei schließlich noch ein Exemplar, das der Banzer Mönch und Bamberger Mathematikprofessor Johann Baptist Roppelt (1744 – 1814) anfertigte und auf dem Titelblatt mit dem Wappen des Banzer Abts Valerius Molitor (Abt 1768 – 1792) schmückte (Abb. auf S. 44). Man täte Mauritius Knauer jedoch Unrecht, wenn man seine Interessen und sein schriftstellerisches Wirken auf den Hundertjährigen Kalender verengen würde, wie ein Blick auf weitere einschlägige Handschriften in der Staatsbibliothek Bamberg zeigt. Da ist zunächst einmal die Abschrift eines lateinischen theologischen Drucks des Mainzer Erzbischofs Johann Schweikhard von 1617, welche Mauritius Knauer 1630, dem Jahr seines Ordenseintritts, selbst angefertigt hat, wie

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ECHT Oberfranken

In der Staatsbibliothek Bamberg überliefert sind auch einige historische und juristische Manuskripte, die im Zusammenhang mit Knauer stehen. So wurden Notizen zu den Langheimer Äbten und zu wichtigen Ereignissen der Klostergeschichte von der Gründung 1132 an, die Knauers Vorgänger im Abbiat Johann Gagel (1637 – 1649) im Jahr 1641 begonnen hatte, von Knauer eigenhändig ergänzt. Sowohl Autor als auch Schreiber ist er zudem von einer teils in Latein, teils in Deutsch verfassten Klostergeschichte der Jahre 1132 – 1652, in der er sich klar gegen die als missgünstig dargestellten Bamberger Fürstbischöfe wendet. Grundsätzlich gleichmäßig und sauber geschrieben, zeugen einige eigenhändige Einfügungen und Korrekturen von einer Überarbeitung. Mit diesem Werk inhaltlich eng verbunden ist eine Zusammenstellung kaiserlicher Urkunden zugunsten des Klosters Langheim, die laut einem ausdrücklichem Hinweis dem Fleiß Mauritius Knauers zu verdanken ist, der diese Informationen 1652 zusammengetragen hatte. Geschrieben wurde sie jedoch außer einiger weniger Passagen nicht von ihm selbst, sondern wiederum von Valentinus Schnee. Schließlich und endlich war Mauritius Knauer auch auf medizinischem Gebiet schriftstellerisch tätig. Zwei Bamberger Handschriften, beide ebenfalls von Valentinus Schnee zu Papier gebracht, überliefern die lateinische „Medicina“ Mauritius Knauers, eine nach den Körperteilen


OBERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE gegliederte Beschreibung von Krankheiten und ihrer Behandlung. Eine davon enthält im Anschluss zudem noch das „Regimen contra pestilentiam“, eine Schrift hygienischen Inhalts in lateinischer Sprache, die Knauer 1662 ins Deutsche übersetzte. Diese Übersetzung ist, wenn auch nicht im eigenhändigen Original, in Bamberg gleichfalls vorhanden als Teil einer Sammelhandschrift, und zwar unter dem Titel „Regimen wieder die Pestilenz“. Knauer verfasste auch eine kleine Schrift namens „Ein schönes HaußApotheckslein“, die sich mit den Anwendungsbereichen und der Zubereitung wichtiger Heilkräuter sowie mit verschiedenen Krankheiten und ihrer Behandlung befasst und in einer Abschrift eines unbekannten Schreibers von 1688 erhalten ist. Laut dem schon erwähnten Heinrich Joachim Jäck stammt auch das Werk „Notata medica“ von Knauer, welches in lateinischer Sprache Arzneien, Rezepte und Behandlungsmethoden beschreibt. Es ist in der Staatsbibliothek in einer großzügig geschriebenen und auf die Zeit um 1700 zu datierenden Handschrift vorhanden, die vier Bänden mit insgesamt rund 6.500 Seiten umfasst. Die zahlreichen und thematisch sehr unterschiedlichen Handschriften, die die Staatsbibliothek Bamberg mit Bezug zu Mauritius Knauer beherbergt, zeugen von dessen weitgespannten Interessen, die die Bereiche Philosophie, Theologie, Geschichte und Recht ebenso abdecken wie die der Medizin, Astrologie und Ökonomie. Dabei handelt es sich teilweise um Autografen Knauers von eigenen Werken oder von Werken Dritter, teilweise um Manuskripte, die zwar Texte Knauers überliefern, aber nicht von ihm selbst geschrieben wurden. In letzterem Fall handelt es sich bei dem Schreiber sehr häufig um den Langheimer Mönch Valentinus Schnee. Die Schriften Knauers waren jedoch weniger durch Forscherdrang als eher durch handfeste Absichten motiviert: Nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648), der auch die Finanzen und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Kloster Langheims in starke Mitleidenschaft gezogen hatte, waren Knauers astrologisch-ökonomische Studien alles andere als zweckfrei. Ähnliches gilt für sein Interesse an Historie und Rechtsgeschichte des Klosters, das gerade unter Knauers Abbiat unter Verweis auf kaiserliche Rechte älterer Zeiten auf seine Unabhängigkeit pochte und damit in dauerndem Machtkampf mit dem Bamberger Fürstbischof stand.

Titelblatt einer Handschrift von 1688 mit einem Traktat Knauers über Heilkräuter und die Behandlung von Krankheiten (HV.Msc.560). Initiale einer liturgischen Handschrift von 1614 mit der Langheimer Klosterkirche (Msc.Lit.33, fol.152r).

Wer sich einen eigenen Eindruck von der Bamberger Handschriftensammlung zu Mauritius Knauer verschaffen möchte, der sei auf das digitale Angebot der „Bamberger Schätze“ verwiesen (www.bamberger-schaetze.de). Dort bietet die virtuelle Sammlung „Hundertjähriger Kalender nach Mauritius Knauer“ von den meisten der hier genannten Handschriften ein Volldigitalisat an und somit die Möglichkeit, nach eigenem Belieben diese Schätze zumindest am Bildschirm durchblättern zu können. n

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O BERFRANKEN – EINE SPANNENDE GESCHICHTE

Ansicht Kloster Langheims von Johann Baptist Roppelt aus dem Jahr 1793 (VIII A 60bb).

Mauritius Knauer und der sogenannte Hundertjährige Kalender Mauritius (Moritz) Knauer, 1613 oder 1614 in Weismain im heutigen Landkreis Lichtenfels geboren, war Abt des ehemaligen Zisterzienserklosters Langheim in der heutigen Ortschaft Klosterlangheim. Zu Zeiten Knauers gehörte die Gegend zum Fürstbistum Bamberg. Mit Hilfe eines Stipendiums konnte der begabte Knabe ab etwa 1628 am Collegium Ernestinum in Bamberg studieren, 1631 trat er in den Zisterzienserorden ein. Nicht zuletzt, um den Gefahren des 30-jährigen Krieges zu entgehen, wurde Knauer nach Wien entsandt, wo er an der philosophischen Fakultät promovierte. 1640 wurde er im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht. 1644 kehrte Knauer nach Langheim zurück, wurde dort 1646 Prior und 1649 Abt. In dieser Funktion gelang es ihm, die immensen Schäden aus dem 30-jährigen Krieg zu beseitigen und auch ihn gegenüber dem Hochstift Bamberg zu verteidigen und durch Käufe zu mehren. Überliefert sind etwa Maßnahmen zur Verbesserung von Landwirtschaft und Viehzucht,

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Beteiligungen an einem Bergwerk und Eisenhammer, aber auch sehr geschicktes Vorgehen beim Sichern von Zolleinnahmen. Knauer war sehr interessiert an Mathematik und Astronomie – er ließ sogar ein kleines Observatorium errichten sowie an Medizin. Um die klösterliche Landwirtschaft voran zu bringen, beobachtete der Abt sieben Jahre lang von 1652 bis 1658 tagtäglich das Wetter und hielt die Ergebnisse in einem Wettertagebuch fest. Er nannte es „Calendarium oeconomicum practicum perpetuum“, was so viel wie „beständiger Hauskalender“ bedeutet. An eine Veröffentlichung hatte Knauer nie gedacht. Gedruckt wurden die Aufzeichnungen erst 1704, nachdem 1701 der Erfurter Arzt Christoph von Hellwig seinen auf Knauers Manuskript aufbauenden 100-jährigen Kalender herausgeben hatte. Dieser Titel geht vermutlich auf den Erfurter Buchhändler Weinmann zurück. Mit einem geschickten Marketingkonzept wurde der Kalender zum Selbstläufer und Bestseller. Und dabei spielten die unzähligen Fehler, Ver-

Mauritius Knauer in einem zeitgenössischen Stich (HV.Msc.463, fol.24v).

wechslungen und Veränderungen überhaupt keine Rolle. Während Mauritius Knauer versucht hatte, streng innerhalb seines wissenschaftlichen Weltbilds zu arbeiten und es mit genauen Beobachtungen zu unterfüttern, standen beim späteren Druck schlicht Umsatzerwägungen der geschäftstüchtigen Herausgeber im Vordergrund. Sie haben daraus „einerseits das beliebteste und wohl am meisten gelesene meteorologische Volksbuch im deutschen Sprachraum und andererseits ein verspottetes Zeugnis des Aberglaubens gemacht.“ (Hans Jürgen Rieckenberg). Abt Knauer starb am 9. November 1664 im Alter von etwa 50 Jahren.

Weiterführende Literatur:

Quellen:

E. Heimeran: Echter Hundertjähriger Kalender, München 1934. F. Klemm: Die Entwicklung der meteorologischen Beobachtungen in Franken und Bayern bis 1700 (Annalen der Meteorologie 8), Offenbach 1973, S. 38 – 43. G. Dippold: Mauritius Knauer und der hundertjährige Kalender, in: Calendarium oeconomicum practicum perpetuum, Neustadt/Aisch 1988, S. 1 – 25. G. Dippold: Mauritius Knauer. Abt und Gelehrter, in: ders. (Hrsg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura, Bd. 2, Weismain 1996, S. 393 – 410 (online).

Raimund Baumann, Hans Jürgen Rieckenberg in Neue Deutsche Biografie 12.

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ennen Sie Venedig? Waren Sie schon mal in Berlin? Sind Sie als alter, selbstzerzuzelnder Oberfranke begeistert vom dortigen kulturellen Angebot? Richtig – genau falsch! Denn was haben die dort schon zu bieten? Eine Biennale. Alle zwei Jahre ein bisschen Bohei, ein bisschen Bussi von alten Säcken auf Jungmädchenhaut oder ein paar süße Damenlippen, die sich tapfer auf alte Männerbacken drücken, Prosecco bis zum Rülpsen und a wengala a Kultur. Sonst nix? Sonst nix! Überall das gleiche Bild. Metropolen rauf und runter, Geschrei und Selbstbeweihräucherung ohne Ende, Medienrummel von früh bis spät und durch die ganze Nacht. Meine Empfehlung: Vergessen Sie’s! Denn Sie sind Oberfränkin (möglicherweise sind Sie auch Oberfranke, aber heute drehen wir den Spieß mal um und verwenden das generische Femininum. Falls ihnen das nichts sagt: google.ofr kennt die Antwort). Jedenfalls, Sie als Oberfränkin (und auch als der damit mit gemeinte Oberfranke) leben in einer Region, in der nicht alle zwei Jahre a wengala ein Festival stattfindet, sondern in einer, in der die Festspiele einander gewissermaßen die Klinke zur Bühnentür in die Hand geben. Hier gibt es nicht ab und zu mal

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Glosse von Klaus Wührl, dem Hausmann ein bisschen Festspiel, hier folgen sie einander in derart dichtem Rhythmus, dass es dann, aber wirklich nur dann, wenn es aus rein erschöpfungstechnischen Gründen nicht mehr anders geht, mal eine kurze Atempause zwischen den Festspielen geben mag – danach geht’s sofort wieder weiter mit Volldampf. Es sei ausdrücklich betont: wir reden hier ausschließlich von den so genannten Kultur-Festspielen. All die Festspiele der Kulinarik, die von Mai bis Oktober, von Bratwurstgipfel bis Knoblauchfest, von der Nachbarschaftskerwa bis zum Riesen-Event toben, all die lassen wir vollkommen außer Acht. Selbst dann kommst du vor lauter Festspielen kaum durch einen durchschnittlichen oberfränkischen Sommer: Faust-Festspiele, Luisenburg-Festspiele, Trebgaster Naturbühne, Bayreuther Festspiele, Fränkische Theatersommer, Calderón Festspiele und all die anderen, die ich hier aus Platzgründen nicht aufzählen kann. Jahr für Jahr, Monat für Monat, im Grunde Tag für Tag locken all diese Festspiele mit wundervollen Angeboten, mit hoher Kunst und herrlichem Klamauk, mit herzzerreißend tragischen Tragödien und bauchmuskelstrapazierend komischen Komödien und allerhand zwischendrin. Was die Ober-

fränkin im besten Falle still genießt, im wahrscheinlicheren Falle nimmt sie aber noch nicht mal Notiz davon. Diese so genannten Kulturmetropolen dagegen kriegen sich nicht mehr ein, wenn sie alle zwei Jahre zu Bussi und Broseggo laden. Dabei können wir noch viel mehr. Oberfranken hat jetzt exklusiv den rasenden Festspieltausch erfunden, international auch bekannt als high-speedFestival-rotation. In Wunsiedel tritt der Tod schon lange vor dem eigenen selben zurück. Die Kronacher Faust-Festspiele wandern nach Pegnitz, weswegen es dortselbst einige geballte Fäuste gibt und Kronach sich mephistophelisch freut, der Augenblick aber ebenso wenig verweilen will wie weiland Gretchen, so dass in Summa die Fausterei eher ein ungeliebtes Migrantendasein führt (in Pegnitz). Hoch willkommen und darum keine Migration, sondern internationale Vernetzung ist dagegen der Theatersommer in Forchheim. Offene Arme statt geballter Fäuste, gewissermaßen. Doch auch hier werden Fäuste geschwungen, wenn schon nicht am Ort des Ankommens, sondern an dem des Verschwindens, in Hollfeld also, wo man not amused ist, dass der Theatersommer sich im Herbst verabschieden will, um einen neuen

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Foto: Wikipedia (Guido Radig), Kettenkarussell – Dachauer Voksfest 2013; Illustration: Wolf Hartmann

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Frühling zu erleben. Was für Hollfeld eine Eiszeit zur Folge haben könnte – und das ausgerechnet jetzt, wo man jahre-, ja fast jahrzehntelang das örtliche Kanalnetz für so viel Geld saniert hat. Unangefochtener Spitzenreiter jedoch in der Festspielliga ist selbstverständlich nach wie vor: Bayreuth. Wer könnte, wer wollte, wer traute sich so viel Zirkus ohne Zelt zu, solche Kühnheit im Theater ohne Netz und doppelten Boden. Da hören Dirigenten schon vor der Premiere auf, da ist so viel Security zu finden, dass Wotan nicht mehr nach Walhall kommt und Brünhilde sich erschöpft zum Picknick am Fuße des Hügels bettet, in der Hoffnung, dass Siegfried ihr ein Leberkäslaabla reichen möge. Da gibt es bald mehr Leiterinnen (auch hier sind die männlichen mit gemeint) als normales Fußvolk. Und am Ende wird es geschehen, dass die gesammelte Führungsriege im Dampf der eigenen Beweihräucherung gen Himmel fährt, wo man gemeinsam mit dem Engel Aloysius ein Hosianna singen wird (hierbei würde sich im Hintergrund auch der Wunsiedler Boandlkramer hervorragend machen.) Dann wird das verwaiste Festspielhaus hermetisch abgeriegelt von bulligen Männern in schwarzen Jacken und der Vergessenheit anheimfallen und niemand wird

kommen, es wach zu küssen und wenn Brünhilde nicht gestorben ist, dann wartet sie noch immer auf den Leberkäs. Es sei denn, der Boandlkramer gesellt sich doch nicht zu den Wolkensängern, sondern okkupiert den Hügel und es gibt erstmals den Brandner Kasper im Festspielhaus. Dafür könnte der Faust auf die Luisenburg und das Felsenlabyrinth würde den Hollfelder Kussweg bereichern. Die Bayreuther Festspiele würden nach Bamberg verlegt und als rein orchestrale Veranstaltung von den Bamberger Symphonikern übernommen. Der Theatersommer bliebe in Forchheim, würde aber ab und zu im Festspielhaus aushelfen, während Heribert Trunk das Jahrhundert des oberfränkischen Einpersonen-Theaters ausruft und als Calderón in Kronach fröhliche Urständ feiert. Als Wiedergutmachung für den Verlust eines Theaters, zu dessen Besuch noch nie eine Hollfelderin (gen. fem.!) Lust hatte, inszeniert Jonathan Meese in St. Gangolf unter Verwendung von 8888 vergoldeten Hitler-Figuren, die aus einem braunen Kackehaufen ragen (was auf ganz zauberhafte Weise den Bogen zur picobello sanierten Hollfelder Kanalisation zu schlagen vermöchte) und die aus der Kunstkitsch-Großproduktion Otmar Hörl GmbH & Co. KG (oder besser

SARL, das ist steuerlich günstiger) stammen, „Der verkaufte Großvater“ – was beim Hollfelder Kulturpublikum Wogen des Entzückens auslöst. währenddessen, weit über der HosiannaWolke, Richard Wagner verzweifelt versucht, irgendwie an Champagner heran- und an Nietzsche vorbeizukommen. Chaos? Aufruhr? Weltenbrand? Unverständliches Zeug? Mitnichten. Einfach ein ganz normaler oberfränkischer Festspielsommer. Obwohl, das sei nochmals erwähnt, all die Festspiele der Kulinarik, die von Mai bis Oktober, von Bratwurstgipfel bis Knoblauchfest, von der Nachbarschaftskerwa bis zum Riesen-Event in all dem Durcheinander ebenfalls kräftig mitmischen, noch gar nicht dabei sind! Da machen die wegen ihren Biennalen, wegen ihren alle zwei Jahre ein bisschen Bohei, ein bisschen Bussi von alten Säcken auf Jungmädchenhaut oder ein paar süße Damenlippen, die sich tapfer auf alte Männerbacken drücken, Prosecco bis zum Rülpsen und a wengala a Kultur so ein Theater? – Die haben doch keine Ahnung! Wer wahres Fest spielen will, wer das Drama sucht, die Tragödie nicht scheut und sich an der Komödie ergötzt, für den gibt es nur ein Ziel: Oberfranken! n

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MENSCHEN UND KULTUR

In Ockerfarben auf Almosengang – Wer sind die Mönche aus dem Frankenwald? Text und Fotos von Andrea Herdegen

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ürdevoll steigen zwei kahlgeschorene Männer aus einem metallicgrünen Opel Kombi. Sie tragen ockerfarbene Roben, die sie um ihren Körper gewickelt haben, Wollsocken, Birkenstock-Clogs. Vor dem Bauch halten beide eine Schale aus Ton. Es ist Donnerstag, Markttag in Bayreuth. Die buddhistischen Mönche sind, wie jede Woche, auf Almosengang. Vor einem Kaufhaus werden sie bereits erwartet. Drei Thailänderinnen, bepackt mit schweren Taschen, grüßen

sie mit dem wai: Die Handflächen vor der Stirn zusammengelegt, verbeugen sie sich vor den Mönchen. Dann füllen sie die Almosenschalen mit Lebensmitteln, ehe sie sich aufs Pflaster nieder-

knien. Die Mönche murmeln auf Thailändisch einen Segen und ziehen weiter. Ihr Fahrer Edwin Müller lädt die Spenden ins Auto. Weiter durch die Fußgängerzone, die Schale vor dem Bauch. Manchmal stürzt jemand aus einem Café und legt etwas hinein. Die meisten Leute aber schauen gar nicht hin. Wer weiß schon, dass buddhistische Mönche von gespendetem Essen leben und kein Geld annehmen dürfen? Manchmal stehen die beiden minutenlang vor einer Bäckerei, aber niemand legt ein Brötchen oder ein Stück Kuchen in ihre Schale. Die Mönche sind Ajahn Cattamalo und Ajahn Mettiko, und die Frage ist, warum sie das tun, was sie tun. Zwei Männer, die keine glatt gebürsteten Lebensläufe haben. Mit dem Mut, anders zu sein. Die sich irgendwann entschieden haben, Zuflucht bei Buddha zu nehmen, nach dessen strengen Regeln zu leben. Und die im Frankenwald ein buddhistisches Waldkloster aufgebaut haben. Wie alles begann? So: Als er den Weg durch die Reisfelder nimmt, brennt die Sonne. Torsten Friedrich schwitzt. Sein 25-Kilo-Rucksack

wird mit jedem Schritt schwerer. Dann sieht er die hohen Bäume und den Pfad, der zu einem Waldkloster führt, Friedrich will dort Meditieren lernen. Es ist 1987, Friedrich ist 22 Jahre alt und weiß nicht, wo er hingehört. Seine Freundin hat einige Wochen vorher mit ihm Schluss gemacht. Die Entscheidung, ein halbes Jahr durch Thailand zu reisen, ist schnell gefallen. Friedrichs Schritte werden forscher. Die Kühle im Blättertunnel tut gut. Auf den 200 Metern bis ins Kloster, daran erinnert er sich bis heute, verändert sich etwas in ihm. Und schon nach einigen Stunden denkt er: Ich bin angekommen. Kaum jemand beachtet ihn. Kaum jemand spricht mit ihm. Und doch fühlt er sich geborgen. Zurückversetzt in eine andere Epoche. Am zweiten Tag nimmt er seine vier Ohrringe heraus und rasiert sich eine Glatze. Er beschließt zu bleiben. Aus Tagen werden Wochen, werden Monate, werden sieben Jahre. Erst da fährt er heim zu seinen Eltern nach Deutschland. Er heißt jetzt Ajahn Cattamalo, ist ordinierter Mönch und meditiert jeden Tag mehrere Stunden.

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Irgendwann hört er, dass in Deutschland ein Waldkloster gegründet werden soll. Er überlegt lange, ob er sich dafür bewerben soll. Nach 20 Jahren in den Tropen zurück ins kalte Deutschland? Keine besonders reizvolle Vorstellung. Und doch überlegt er zusammen mit Ajahn Mettiko, auch der ein deutscher Mönch, wie man ein deutsches Waldkloster nach der strengen TheravadaTradition führen könnte. Und dann steht ihr Entschluss fest. Im Frühjahr 2008 entsteht in Herrnschrot das Waldkloster Muttodaya. „Befreites Herz“. Fährt man von Stammbach in Richtung Gundlitz und biegt ab bei dem geschnitzten Wegweiser, gelangt man, über eine kaum autobreite Teerstraße, vorbei an Pferdekoppeln und verstreut liegenden Gehöften, zu einem gelben Haus. Gleich dahinter beginnt der dunkle Fichtenwald. Auch wenn jemand angemeldet kommt und die schwere bronzene Glocke vor der Haustür läutet, kann es passieren, dass erst mal nichts geschieht. Die beiden Mönche leben nicht im Haus, sondern in kleinen Holzhütten im Wald. Und so läutet man, und wartet, und läutet, und wartet – und fährt nach einer halben Stunde unverrichteter Dinge wieder fort. Am nächsten Tag sagt Abt Ajahn Cattamalo am Telefon: Da seien sie wohl in eine Geh-Meditation vertieft gewesen und haben nichts gehört. Sorry. Ersteigert hat das abgelegene Anwesen die Buddhistische Gesellschaft Frankenwald. Sie ist Träger des Waldklosters, hat das Gebäude zum Kloster mit Gästezimmern umgebaut. Beim Bau der Holzhäuschen im Wald halfen auch die Mönche mit. Und wer ist Ajahn Mettiko, der zweite Waldmönch? Schon als Kind hat er davon geträumt, als Einsiedler auf einem Berg zu leben, in einer weißen, wallen-

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den Robe. Als Jugendlicher fragt er sich: Was geschieht nach dem Tod? Was ist der Sinn des Ganzen? Bei Jesus findet er keine Antworten, also macht er sich 1989 auf die Suche nach einem Sinn. Gibt seine Wohnung auf, seinen Job, packt den Rucksack und fährt nach Thailand. In Bangkok besucht er 40 Tempel in drei Wochen. Die friedvolle Atmosphäre, die Stille faszinieren ihn. In einem der Tempel lernt er einige Thailänder kennen, die Goldplättchen auf eine Statue kleben. Sie bedeuten ihm, er solle es ihnen nachmachen, good luck for you, good luck for you. Wie viel Freude es den Buddhisten macht, anderen Gutes zu tun, denkt er. Das berührt ihn sehr. Den „Marmor-Tempel“ in Bangkok betritt er eine Woche später. Er möchte den wai für sich probieren, den heiligen Gruß. Touristen sind keine in der Nähe, ihre Blicke wären ihm peinlich. Er verbeugt sich – und etwas passiert in ihm: Als würden Verkrustungen aufbrechen, als würde etwas von ihm abfallen. Der Druck, sich für irgendetwas verteidigen zu müssen, ist verschwunden. Plötzlich schämt er sich nicht mehr für die Verbeugung, denkt, er müsse sich überhaupt nie wieder schämen, alles ist plötzlich klar und gut – als sei er plötzlich ein anderer. Zurück in Deutschland, macht er erst mal weiter wie bisher. Arbeitet sich hoch, wird Manager, sitzt irgendwann in der Geschäftsführung der Firma Ortlieb in Nürnberg und verkauft Fahrradtaschen. Aber in den Ferien fährt er nach Thailand, um buddhistische Klöster zu besuchen und in deren friedvolle Atmosphäre einzutauchen. Bis er den Kommerz, das ewige Geldverdienen, die ewige Sucht nach Mehr nicht mehr erträgt. Erst macht er eine Ausbildung zum Krankenpfleger, dann, nach 15 Jahren, folgt er seinem Herzenswunsch und wird buddhistischer

Mönch. 2004 wird er im thailändischen Chiang Mai ordiniert. In den Räumen des Klosters im Frankenwald ist es kühl und still. Ajahn Cattamalo, der Abt, wartet in der winzigen öffentlichen Bibliothek: ein runder Tisch, vier Korbstühle, eine Buddha-Figur, in der weißen Schrankwand reihen sich Bücher über den Buddhismus. Ajahn Cattamalo ist 50 Jahre alt, trägt eine Metallbrille mit selbsttönenden Brillengläsern. Die orangefarbene Robe hat er um die linke Schulter geknotet, die rechte ist unbekleidet. „Ich kann mir für ein Waldkloster, dessen Schwerpunkt auf Meditation liegt, keinen besseren Ort vorstellen“, sagt er. Ausschließlich von Spenden leben sie, erklärt er. Sie essen nur vormittags, bevor die Sonne am höchsten steht, danach müssen sie fasten. Die meiste Zeit über sitzen sie im Wald und meditieren, oder studieren, mit sich selbst allein. Sie waschen und nähen ihre Roben selbst, sogar das Staubwischen ist eine Art Geistesübung. Sie dürfen weder Frauen berühren, um nicht in Versuchung zu geraten, noch Geld anfassen, das macht unfrei. „Ich lebe seit 30 Jahren ohne Geld, und ich genieße es“, sagt Cattamalo. An einem Sonntag im April stapeln sich Dutzende Paar Schuhe am Eingang, und durch das Haus wuseln thailändische Frauen und plaudern und


Muttodaya, „befreites Herz“, heißt das abgeschiedene buddhistische Kloster.

lachen. Ihre Kinder haben sie fein herausgeputzt. Auch ein paar deutsche Ehemänner sind mitgekommen. Buddhisten aus Franken und der Oberpfalz feiern das thailändische Neujahrs- und Wasserfest. Sie haben Töpfe und Schalen mitgebracht, voll Klebereis und Curry, Mangos und Ananas, Sahne und Schwarzwälder Kirschtorte. In einem Raum, der Dhamma-Halle, steht eine menschengroße Buddha-Figur. Die Frauen schmücken sie mit bunten Sträußen. Sie fotografieren sich gegenseitig mit ihren Handys und posten die Bilder auf Facebook, dann knien sie nieder und warten auf die Mönche. Schüsseln mit Wasser werden hereingetragen. Frauen schöpfen mit Silberschalen Wasser und lassen es über die Hände der Mönche laufen – Symbol der Reinigung.

Die Mönche vor dem Hügeldenkmal.

Danach beginnt das Festessen, und bald sitzen in der Bücherei, in der Dhamma-Halle und im Flur Menschen auf Stühlen, Sofas und auf dem Boden und essen von Papptellern, aus Plastikschalen und aus den mitgebrachten Töpfen. Kinder spielen Fangen. Am nächsten Tag ist es wieder still im Kloster, und Edwin Müller hat wieder das Sagen. Der „Erlediger“. Er fährt die Mönche zum Almosengang, macht die Buchhaltung und kocht. Dabei achtet er darauf, dass die Mönche genügend Vitamine und Mineralstoffe zu sich nehmen. Schließlich dürfen sie ja nur einmal am Tag richtig essen. Zwei Hausgäste gibt es derzeit, sie helfen beim Gemüseputzen, füllen das Essen in Schalen und richten es an drei zusammengeschobenen Tischen an. Um 11.10 Uhr betreten die Mönche die Küche, gerade zur rechten Zeit:

Die Sonne steht noch nicht am höchsten Punkt. Hausgast Niall Williams aus Irland berührt jede Schüssel, so bietet er den Inhalt an. Seine Hände zittern, denn er führt diese rituelle Handlung zum ersten Mal aus. Das Essen füllen die Mönche in ihre Schalen. Reis, Soße, Fleisch, Obst, Brot, Marmelade, Kuchen, Gemüse – alles miteinander. Nachdem sich die Mönche zurückgezogen haben, dürfen sich auch die Gäste bedienen. Niemand spricht. Was kostet eine Übernachtung im Waldkloster? „Überwindung“, sagt Edwin Müller, „sonst nichts“. Die Gäste müssen sich lediglich an die Hausordnung halten und in der Küche oder im Garten mithelfen. Sie dürfen den Mönchen Fragen stellen, lernen das Meditieren. Keiner erwartet, dass sie Buddhisten sind. Jeder, der Ruhe und Läuterung sucht, darf kommen n

Vor allem für thailändische Frauen ist das Frankenwald-Kloster ein heimeliger Ort. Hier feiern sie das Neujahrs- und Wasserfest.

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IDEEN UND PERSPEKTIVEN

Freundschaft, Vertrauen, Heimat – Gärten der Begegnung Text und Fotos von Marga Glück

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und 2,7 Hektar groß ist das Hanggrundstück im Bayreuther Ortsteil Saas und es bietet einen Blick über die gesamte Stadt. Aber das ist nicht das Besondere an dieser Gartenanlage, das ganz Spezielle sind die vielen kleinen Gartenparzellen, von denen eine jede ganz individuell gestaltet ist. Denn in dieser Gartenanlage ist nicht ein einzelner Gärtner am Werk, sondern etwa 25. Und sie kommen aus Benin, Brasilien, Guinea-Bissau, aus Italien, Kolumbien und Litauen, aus Polen, Rumänien und Syrien, aus Tansania, dem Tschad und Tschetschenien. Und natürlich aus Deutschland. Am Gartentor sind kleine Blumentöpfe aufgehängt, auf denen die Ländernamen der augenblicklichen Gartenmitglieder aufgemalt sind. Menschen aus 26 Nationen haben in den letzten zehn Jahren hier auf ihrem Gärtchen Hand ange-

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legt, Kräuter, Gemüse und Blumen für den eigenen Bedarf und zur eigenen Freude angebaut. Und natürlich steht die Begegnung mit den Menschen aus aller Herren Länder und anderer Kulturen im Mittelpunkt. So wie heute beim Vollmondgrillen im Ramadan, ein Tag, der gleichzeitig Weltflüchtlingstag ist. Ein buntes Völkchen hat sich da eingestellt, Junge und Alte, viele Kinder darunter. Und man einigt sich, es mit dem Fasten nicht so genau zu nehmen, denn der Sonnenuntergang ist an diesem Junitag sehr spät. Und auf dem neugebauten Grill wird schon das Feuer angefacht. Petra Schüler und Florenz Eckert haben hier alles im Auge, sorgen für die Organisation, aber eigentlich läuft alles sehr ruhig und von alleine. Die Kinder toben auf der Wiese, spielen Prinzessin im Weidendom, die Erwachsenen sorgen für das leibliche Wohl, neben den obligatorischen Bratwürsten wird auch allerhand veganes über der Glut geröstet. So haben Petra und Florenz Zeit, ein bisschen über den interkulturellen Garten zu erzählen. Er kürzlich wurde 10-jähriges Jubiläum gefeiert. In all diesen Jahren ist immer wieder Neues auf dem Areal entstanden: Eine Hütte für Gartengeräte, ein Weidendom, Sitzstufen in der Wiese und zuletzt der Back- und Grillofen, an dem jetzt alle Schlange stehen. Das Gelände und die Veranstaltungen, die hier stattfinden, erzählt Petra Schüler, sind grundsätzlich für alle offen, jeder ist willkommen. So haben die Gärtnerinnen und Gärtner auch zu

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diesem Grillfest ihre Freunde mitgebracht. Das besondere an den Bayreuther Gärten der Begegnung ist der hohe Anteil von Mitgliedern und Aktiven mit Migrationshintergrund und die große Bandbreite der Nationen. Das gemeinsame Gärtnern ist nicht nur für Geflüchtete hilfreich, um in der Fremde Wurzeln zu finden, sondern es schafft Austausch und ein Wir-Gefühl. “Wir erleben immer wieder, wie bereichernd andere Kulturen für unsere eigene Lebenswelt sind“, sagt Petra. „Und wir erleben auch, wie viele Gemeinsamkeiten Menschen mit unterschiedlichster Sozialisation, kulturellen Leitbildern, Religionen, Lebenserfahrungen und Träumen haben.“ In all den Jahren ist es kaum jemals zu Unstimmigkeiten unter den Gartenfreunden gekommen. So kann Integration gelingen. „Das Ziel unseres Vereins ist ja die Verwurzelung von Migrantinnen und Migranten und das Schaffen neuer sozialer Bindungen und Kontakte.“ Die Gärten der Begegnung sind inzwischen eine wirkliche Keimzelle für Integration in Bayreuth.

ra Schüler

Florenz Eckert und Pet

Der Verein mit all seinen Aktivitäten, der Gartenanlage und den vielen Veranstaltungen finanziert sich durch die Unterstützung durch die Stadt Bayreuth sowie durch Spenden und Beiträge von Mitgliedern und Förderern. Sponsoren werden immer gesucht! www.gaertenderbegegnung-bayreuth.de n

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NATUR

Heimisch geworden – Neubürger in Oberfrankens Pflanzenwelt Text und Fotos von Dr. Herbert Rebhan

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eophyten sind Neueinwanderer aus dem Pflanzenreich, die sich in der Neuzeit (seit 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas) bei uns ansiedeln konnten. Die Fixierung auf den Zeitpunkt der Entdeckung Amerikas mag willkürlich erscheinen, hat seine Berechtigung aber in dem seitdem stark zunehmenden Austausch von Menschen und Waren über alle Weltmeere. Neben vielen unserer Kulturpflanzen (z. B. Kartoffeln, Tomaten, Mais) kamen auch zahlreiche andere Pflanzenarten mit direkter oder indirekter Hilfe des Menschen bei uns an. Eisenbahnen, Lastwagen, Schiffe und sogar Flugzeuge brachten und bringen noch heute neue Pflanzen in unsere Regionen, viele davon als blinde Passagiere. Man rechnet mit über 400 Pflanzenarten, die sich dauerhaft in Deutschland etabliert haben. Die meisten dieser Arten reihen sich mehr oder weniger unauffällig in unsere Pflanzenwelt ein oder werden sogar als Bereicherung unserer Flora angesehen. Zu diesen gehört das Zimbelkraut (Cymbalaria muralis, Abb. 1), ein echtes Mauerblümchen, dessen ca. 1 cm großen Blüten erst bei näherem Hinsehen ihre wahre Schönheit zeigen. Das Zimbelkraut stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und wurde etwa im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa gebracht, wo es verwilderte. In Oberfranken wächst es an verschiedenen Burgen und Ruinen oder auch an der Unteren Grotte der Eremitage bei Bayreuth.

Invasives Springkraut Nur etwa 10 % der etablierten Neophyten sind aus der Sicht des Naturschutzes problematisch, da sie andere Arten verdrängen, Lebensräume oder Biotope gefährden

oder das Landschaftsbild unerwünscht verändern. Diese Neophyten werden auch als „invasive Arten“ bezeichnet. Ihnen ist gemeinsam, dass sie sehr konkurrenzstark sind, dadurch die heimischen Pflanzen verdrängen und so zu einer Verringerung der Artenvielfalt führen. Invasive Pflanzen (und auch Tiere) stellen eine erhebliche Gefahr für die biologische Vielfalt dar und gelten heute weltweit als eine der größten Gefährdungsursachen für die Biodiversität. Zu unseren bekanntesten Neophyten gehört das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera), wegen seiner attraktiven Blüten mancherorts auch als Bauernorchidee bezeichnet (Abb. 2). Es wurde um 1840 als Zierpflanze aus dem westlichen Himalaya nach England und dann nach Mitteleuropa eingeführt. Das Indische Springkraut wächst bei uns vor allem an Bach- und Flussufern, wo es dichte Bestände bilden kann (Abb. 3). Eine einzelne Pflanze kann bis zu 4 000 Samen produzieren, die beim Aufplatzen der Samenkapsel bis zu 7 Meter weit geschleudert werden. Die Samen sind schwimmfähig und können über das Gewässer neue Standorte besiedeln. In Oberfranken wurden größere Bestände des Indischen Springkrauts seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts festgestellt. Ebenfalls als Zierpflanze kam die Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus, Abb. 4) um 1826 aus Nordamerika nach Mitteleuropa und ist heute noch in vielen Gärten zu finden. Die Vorkommen in der freien Natur gehen teilweise auch auf gezielte Aussaaten zurück. Die Stauden-Lupine gehört botanisch zu den Leguminosen und kann mit Hilfe von Bakterien in Knöllchen an ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft binden. Dadurch kann sie auch auf sehr magere Standorte vordringen, wo sie dann die ursprünglichen, konkurrenzschwächeren Arten verdrängt. In den oberfränkischen

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➋ Mittelgebirgen sind hiervon oft artenreiche Bergwiesen, z. B. mit Vorkommen der gefährdeten Arnika, betroffen (Abb. 5). Die ebenfalls aus Nordamerika stammende Robinie (Robinia pseudoacacia) wurde im 17. Jahrhundert als Forst-, Park- und Straßenbaum in Mitteleuropa eingeführt. Ihre attraktiven Blütenstände liefern den Bienen reichlich Nektar, daher wurde sie auch von Imkern weiter verbreitet. Der beliebte „Akazienhonig“ ist für gewöhnlich Robinienhonig. Auch die Robinie gehört zu den Leguminosen und kann mit Hilfe ihrer Wurzelknöllchenbakterien Luftstickstoff binden, magere Standorte besiedeln und diese langfristig mit Nährstoffen anreichern. So kann sie auf diesen mageren Standorten zur Verdrängung der ursprünglichen Lebensgemeinschaften führen. Aus lichtdurchfluteten Sandmagerrasen werden dann innerhalb weniger Jahre undurchdringliche Robiniendickichte (Abb. 6).

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➌ Der ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) wurde im 19. Jahrhundert als Bienenweide und zur Zierde in Gärten und Parks nach Mitteleuropa eingeführt (Abb. 7). Von da breitete er sich entlang von Straßen, Wegen und, mit Hilfe der schwimmfähigen Samen, entlang von Fließgewässern aus. In Oberfranken wurden die ersten Verwilderungen in den


70er Jahren des letzten Jahrhunderts festgestellt. Wegen seiner Größe wird der Riesenbärenklau auch als Herkulesstaude bezeichnet. Die Pflanze kann bis zu 4 Meter hoch werden, die Blätter bis zu 1 Meter breit und die hohlen Stängel bis zu 10 cm dick. Durch seine großen Blätter und dichte Bestände verdrängt er die ursprüngliche Vegetation. Die Pflanze ist aber nicht nur für den Naturschutz problematisch, sie kann sogar die Gesundheit des Menschen schädigen. Gelangt Pflanzensaft auf die Haut, so können sich bei Kontakt mit Sonnenlicht durch phototoxische Reaktionen Entzündungen und Brandblasen bilden, bis hin zu Verbrennungen dritten Grades. Wegen der Gesundheitsgefährdung war der Riesenbärenklau einer der ersten

Neophyten, die bei uns gezielt bekämpft wurden, man rückte ihm sogar mit Flammenwerfern zu Leibe. Heute wird eine ganze Reihe invasiver Pflanzen und Tiere aus unterschiedlichen Gründen bekämpft. Neben den negativen Auswirkungen auf Natur und Landschaft spielen dabei auch wirtschaftliche Schäden eine Rolle. Nach einer Zusammenstellung der Europäischen Umweltagentur summieren sich die gesamtwirtschaftlichen Schäden in der EU auf ca. 12 Milliarden Euro – jedes Jahr! Dabei ist die Bekämpfung invasiver Arten keineswegs einfach und muss teilweise über mehrere Jahre hinweg wiederholt werden. So ist häufig eine Maßnahmenkombination aus Mahd vor der Samenreife, Mulchen, sogar Ausgraben der Wurzelstöcke und Entsorgung im Restmüll sowie Nachkontrollen erforderlich. Ein Standard-Rezept gibt es nicht, jede Art bedarf eigener Maßnahmen. Wer mehr dazu erfahren will, möge sich an die zuständige untere Naturschutzbehörde wenden. Die hier vorgestellten Arten sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielzahl an pflanzlichen und tierischen Neubürgern. Mehr über dieses Thema oder auch über weitere Arten findet man z. B. auf einer bundesweiten Informationsplattform (www.neobiota.de).

Gebietsfremde Arten gibt es natürlich nicht nur in Mitteleuropa, auch unsere Arten haben andere Teile der Welt besiedelt und können dort zu Problemen führen. So gelangte der Gewöhnliche Blutweiderich (Lythrum salicaria, Abb. 8) etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Mitteleuropa nach Nordamerika. Bei uns wächst der Blutweiderich einzeln oder in lockeren Beständen in Feuchtgebieten oder entlang von Gräben. In manchen Feuchtgebieten der Vereinigten Staaten hingegen bildet die Art Reinbestände und verdrängt die ursprünglich heimische Vegetation, sodass sie dort als „beautiful killer“ bezeichnet wird. n

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MENSCHEN UND KULTUR

Die Leiden des Herrn Kapellmeister – Vor 240 Jahren wurde der berühmteste Bamberger Einwohner geboren: der Dichter, Zeichner und Komponist E. T. A. Hoffmann Von Gudrun Schury

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ls Vertreter der Schwarzen Romantik, als Erfinder von sprechenden Tieren, wahnsinnigen Musikern und magischen Maschinenwesen: So kennen wir den Dichter E. T. A. Hoffmann und seine unsterblichen Figuren: den Kapellmeister Johannes Kreisler, den sprechenden Hund Berganza, das Äpfelweib, Coppelius und die Puppe Olimpia, Klein Zaches, Kater Murr, Nussknacker und Mausekönig, Meister Floh. Eine berühmte Oper verdankt sich seinen phantastisch-gespenstischen Geschichten, Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach. Aber auch E. T. A. Hoffmann selbst war ein hervorragender Komponist; etliche seiner Werke reichen durchaus an die Qualität des von ihm bewunderten Mozart heran. Wer je die Opern Aurora und Undine oder eine Klaviersonate von ihm hörte und dabei eine Zeichnung von ihm auf der CD-Hülle bewunderte, der weiß, dass Hoffmann eine wirkliche Dreifachbegabung war – als Dichter, bildender Künstler und Musiker. Sein Lebensweg scheint zunächst ganz unromantisch: Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, geboren am 24. Januar 1776 im preußischen Königsberg, studiert Jura und arbeitet als Regierungsrat bei Gericht. Doch in seiner Freizeit schreibt er an Romanen und Schauspielen, zeichnet Karikaturen, komponiert und erteilt Musikunterricht. Im April 1805 wird sein Singspiel Die lustigen Musikanten aufgeführt. Aus Verehrung für Mozart nennt er sich auf dem Titel erstmals „Ernst Theodor Amadeus Hoffmann“. Das Komponieren, aber auch die Beschäftigung mit romanti-

scher Literatur, das Schreiben, Malen und Zeichnen gewinnen immer mehr an Bedeutung, zumal er jetzt arbeitslos wird – eine Katastrophe. Seit fünf Tagen habe er nur von Brot gelebt, so berichtet er im Mai 1808. Da erreicht ihn ein rettender Brief: Man verpflichtet ihn an das Theater in Bamberg. Im September 1808 fängt er dort an. Ist er nun im sicheren Hafen angelangt? Alles andere als das. Seine Stellung in Bamberg ist nicht so recht definiert. Er arbeitet mal als Kapellmeister, mal als Direktionsgehilfe, mal als Theaterkomponist, mal als Bühnenausstatter, mal als Kulissenmaler, ja Kartenverkäufer. Dass er schon Ende Oktober 1808 wieder aus dem Amt des Theaterdirigenten entlassen wird: Wer hat das zu verantworten? Gewiss nicht er selbst, meint er. Nein, „alle anderen“, so schreibt der Musikhistoriker Gerhard Weinzierl in seinem gerade eben erschienenen Buch über die Bamberger Hofmusik, „der Theaterleiter Cuno, die Sänger und Sängerinnen, das Orchester und vor allem der Konzertmeister Dittmaier hätten die Schuld zu tragen.“ Hoffmann ist tief enttäuscht und macht seinem Ärger Luft: „Das Orchester ist erbärmlich, die Fagotts Kämme, die Hörner Brummeisen und die Violinen Pappendeckel, dabey besitzen die Herren (Capellisten des vorigen Bischoffs dem die Musik allemahl Leibschneiden verursachte) einen Dünkel ohne Gränzen und sind nie vergnügter als wenn sie eine Sache umgeworfen haben.“ Dittmaier sei ein Nichtskönner und Intrigant, so Hoffmanns Überzeugung, der das ganze Ensemble gegen ihn aufgehetzt habe.

Illustrationen: Wolf Hartmann nach Motiven von Sharon Peschke, wikipedia und natürlich E. T. A. Hoffmann

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MENSCHEN UND KULTUR Bis heute wird diese Variante der Geschichte erzählt: Der arme Kapellmeister Hoffmann sei in Bamberg von Intrigen, dilettantischen Musikern und unzumutbaren Bedingungen aus dem Amt vertrieben worden. Die Wahrheit sah freilich etwas anders aus, wie Gerhard Weinzierl überzeugend darlegt: „Unbestritten bleibt jedoch, dass Hoffmann sich mit der in vielen Instrumentalkonzerten und Opernaufführungen erworbenen Erfahrung Dittmaiers als Orchesterleiter nicht messen konnte. Dittmaier hatte bisher als Konzertmeister die Theateraufführungen mit seinem Violinspiel geleitet. Daran waren die Sänger und das Orchester gewöhnt. Hoffmann dirigierte dagegen vom Klavier aus, was zumindest anfangs Orientierungsprobleme erwarten ließ. […] Dittmaier blieb der ausübende Musikdirektor, dem sowohl die Einstudierung als auch die Leitung der Aufführungen anvertraut war. Hoffmann musste sich mit dem Titel begnügen. In den folgenden Jahren flauten die Feindseligkeiten ab. Hoffmann gestand sich ein, dass Dittmaier ein hervorragender Geiger war.“ Und auch umgekehrt lernte Dittmaier in Hoffmann einen höchst kreativen Kopf kennen. Einige Jahre später saßen die beiden in Hoffmanns Stammlokal „Rose“ neben dem Theater in „exotisch gemütlicher Stimmung“ beim Punsch zusammen. Doch trotz des musikalischen Burgfriedens, trotz eines Daseins als Dichter, Theater-Assoziierter und Musiklehrer: Hoffmann wurde kein brav-biederer Bamberger Bürger. Eher schon gab er den Bürgerschreck, vor allem wenn so ein Bürger eine reizende junge Tochter namens Julia Mark hatte, die bei Hoffmann Gesangsunterricht nahm und dabei dem verheirateten Mann den Kopf dermaßen gründlich verdrehte, dass er nicht mehr geradezubiegen war. Nicht der Kopf und auch nicht der Gesangsunterricht und schon gar nicht der Eklat, als das Mädchen schließlich einen „gemeinen, prosaischen Kerl“, wie Hoffmann ihn anschrie, heiratete. Freilich ist das nur die eine Seite E. T. A. Hoffmanns. Denn in Bamberg entwickelte er auch seine Talente immer weiter, zeichnete, schrieb Erzählungen, Essays, Musikkritiken für die Allgemeine Musikalische Zeitung – und komponierte. Denn er war überzeugt: „Zum Musiker bin ich nun

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einmal geboren, das habe ich von meiner frühesten Jugend an in mir gefühlt und mit mir herumgetragen. Nur der mir inwohnende Genius der Musik kann mich aus meiner Misere reißen …“ Vom 1. September 1808 bis zum 21. April 1813 lebte Hoffmann in Bamberg, und zwar mehr schlecht als recht von seinen wechselnden Tätigkeiten. Seine wichtigste Bezugsperson war der Wein- und Buchhändler Carl Friedrich Kunz, wohnhaft in einem Haus in der Eisgrube 14 mit einem als Frauenkopf geformten Türknauf – Anregung für die Figur des Äpfelweibs in Hoffmanns Märchen Der goldne Topf. Carl Friedrich Kunz wurde auch Hoffmanns Verleger und erster Biograf. Ob Wein- oder Lektürelieferungen, Kontakte zu anderen Dichtern oder zum fortschrittlichen Arzt Friedrich Adalbert Marcus: Auf Kunz konnte Hoffmann zählen. Abgesehen davon verliefen seine Bamberger Jahre weder beruflich noch privat glückhaft. So nahm er 1813 das Angebot an, als Kapellmeister nach Dresden zu gehen, und arbeitete ab 1814 dann beim Kammergericht in Berlin. Es entstanden noch viele, heute berühmte Erzählungen wie Der Sandmann, Das Fräulein von Scuderi oder das satirische Märchen Meister Floh. Und als wären die Brotarbeit und die Schriftstellerei nicht genug, komponierte er fleißig weiter. Zwar sind viele seiner musikalischen Werke verschollen, doch ist belegt, dass er insgesamt acht Singspiele und Opern, über 20 Bühnenmusiken, ca. 30 Vokalwerke, etliche Messen, eine Sinfonie, ein Miserere, 16 Kammermusik- und Klavierwerke schuf. Am 25. Juni 1822 starb E. T. A. Hoffmann in Berlin. Bamberg als Idee begleitete ihn bis zum Schluss, wie viele seiner Werke beweisen. Es war nicht die blaue Blume der Romantik, die Hoffmann dort fand, es waren ihre Nachtseiten – das Phantastische, Verrückte und Unheimliche. Die Erlebnisse am Theater beeinflussten ihn genauso nachhaltig wie die Besuche der modernen Bamberger Irrenanstalt, die Spaziergänge im Hain oder die Szenen in den Bürgerhäusern, Straßen und Kneipen Bambergs. Sie leben fort in den Fantasiestücken in Callot’s Manier, in Die Elixiere des Teufels und Lebensansichten des Katers Murr. n


IMPRESSUM ECHT Oberfranken – Menschen Ideen Perspektiven erscheint bei der Kober Verlag & Marketing GmbH Burghaiger Straße 14 95326 Kulmbach Telefon 09221 407 81 20 Telefax 09221 407 81 24 info@echt-oberfranken.de www.echt-oberfranken.de

Pressestellen von Landkreisen, Städten, Gemeinden, Vereinen, Verbänden und Unternehmen, Uni Bamberg, Uni Bayreuth, Hochschule Coburg, Hochschule Hof. Layout/Grafik: Wolf Hartmann, HOCHVIER GmbH & Co. KG Medienagentur röder&sommer Druck: creo Druck & Medienservice GmbH, Bamberg

Herausgeber und Verleger: Rainer Kober Chefredaktion/Projektleitung, Verantwortlich i.S.d.P.: Cornelia Masel-Huth Verantwortlich für Anzeigen: Cornelia Masel-Huth Mitarbeit: Claudia Gareis

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck von Berichten und Fotos nur nach vorheriger Genehmigung. Redaktion, Autoren und Verlag übernehmen keine Haftung für die Richtigkeit des Inhalts. Heftpreis: 4,30 Euro inklusive 7 % MwSt. Jahresabonnement:

Texte und Fotos dieser Ausgabe: Dr. Rolf Bernhard Essig, Andrea Herdegen, Dr. Rüdiger Hess, Dr. Stefan Knoch, Monika Limmer, Cornelia Masel-Huth, Gerald Raab, Herbert Rebhan, Kerstin Rentsch, Enrico Santifaller, Jürgen Schabel, Gudrun Schury, Dr. Klaus Wührl-Struller, Frank Wunderatsch, Initiative Baukunst in Oberfranken,

25.00 Euro für sechs Magazine inklusive Porto und Versand. Es gilt die Anzeigenpreisliste 01 vom 1. Februar 2010

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16. Schwarzenbacher Ausdauertage 10. September 2016

Halbmarathon 10 km-Lauf inkl. Oberfränkischer Meisterschaft NEU: 10 km-Hobbylauf ohne Zeitnahme Walking & Nordic Walking NEU: 1,7 km-Hobbylauf mit Zeitnahme Schüler- & Bambinilauf Sandler Halbmarathon Cup Wertungslauf im IGL-Nachwuchscup Informationen & Ausschreibung: Turnerschaft 1851 e.V. I Wolfgang Frisch Wolfgang.Frisch@sandler.de I T 09284/60-209

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LG Hallerstein-Schwarzenbach I Ute Hickl 75 vorstand1@lg-hallerstein.de I T 0171/8449220


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ECHT Oberfranken


KULINARIK

Alles da –

Regional kochen

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it Leib und Seele“ hieß ihr erstes Kochbuch, dessen dritte Auflage derzeit vergriffen ist. ECHT Oberfranken durfte mehrmals Rezepte daraus an „ ihre Leserschaft weitergeben. Jetzt ist ihr zweites opulentes Kochbuch erschienen. Titel: „Genusswege.“ Kerstin Rentsch, die „ganz oben“ in einem idyllisch gelegenen bäuerlichen Anwesen, umgeben von Obstbäumen und ursprünglichen Wiesen in Kleintettau im Landkreis Kronach lebt, hat in der Weitergabe und Verfeinerung traditioneller Rezepte aus dem Frankenwald ihre Berufung gefunden. Das neue Kochbuch „Genusswege“ enthält u. a. eine Fülle der leckersten Kuchen-, Torten- und Plätzchenrezepte. Das ist aber nur ein Aspekt des sinnlichen Kochbuchs. Der reich bebilderte Band enthält außerdem spannende Reportagen über Menschen und deren Leben im oberen Frankenwald. Das war vormals oft sehr karg. Umso mehr wussten die Menschen früher sorgsam mit den vorhandenen Zutaten umzugehen. Und: sie zu genießen. „Genusswege“ bietet außerdem jede Menge Küchentipps, die sich Kerstin Rentsch von alterfahrenen Köchinnen hat verraten lassen. Für unsere Kulinarikseiten haben wir uns aus der Fülle der Rezepte einige herausgesucht, für deren Zutaten Sie einfach nur in Ihren Garten oder den nächstgelegenen Wald, die nahe Wiese gehen müssen. Die nächsten Monate werden wieder ein Füllhorn öffnen für gesunde Köstlichkeiten aus unseren Gärten und der heimischen Natur. Erleben Sie diese oftmals vergessene Fülle, seien Sie achtsam bei dem sinnlichne Erlebnis des Suchens der Zutaten, beim Pflücken, Ernten, Zubereiten, Aufbewahren – und natürlich beim Genießen! n

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Wildkräuterpaste 500 g frische Wildkräuter wie junge Brennnesselblätter, Giersch, Gänseblümchen, Bärlauch, Schafgarbe, Löwenzahn, Vogelmiere, Bärwurz etc. 3 gestr. TL Salz 5 gestr. TL Zucker oder natürliches Süßungsmittel 1 Msp. Pfeffer 5 EL Rapsöl 2 – 3 EL Kartoffelstärke 0,2 l Himbeer- oder Obstessig Saubere Kräuter hacken, Essig und Öl hinzufügen, mit Salz, Pfeffer und Süßmittel pikant würzen; mit Kartoffelstärke binden.

Wildkräuter- oder Blütenbutter Eine Anleitung für selbstgemachte Butter gibt es im Buch „Genusswege“. Verwendet werden kann auch gekaufte Butter. Für die Wildkräuterbutter alle gesammelten Wildkräuter der Saison klein hacken und unter die Butter mischen.

Für eine Blütenbutter eignen sich die Blüten von z. B. Kapuzinerkresse, Borretsch, Gänseblümchen, Ringelblumen, Schnittlauch oder Hornveilchen. Sieht nicht nur gut aus, schmeckt auch so!

Salzgemüse Die Menge der Zutaten soll im Verhältnis 4 Teile Gemüse zu 1 Teil Salz stehen. Karotten Petersilienwurzel Poree

Sellerieknolle Pastinaken Salz

Liebstöckel Zwiebel Knoblauch

Petersilie

Gemüse klein schneiden. Mit Salz gut durchmischen, zerkleinerte Kräutern dazugeben, ebenso restliches Salz. In Schraubgläser abfüllen, trocken und dunkel lagern. Salzgemüse ist in verschlossenen Gläsern mindestens ein Jahr lang haltbar.

Dillgurken zur Brotzeit 500 ml Kräuteressig 300 g Zucker 60 g Salz 2 große Salatgurken 2 Zwiebeln 1 Knoblauchzehe

1 Stück frischer Meerrettich 1 Bund Dill 3 EL Senfkörner 1 TL Pimentkörner ½ TL Pfefferkörner

Essig, Zucker und Salz erwärmen. Gurken längs halbieren und in Scheiben schneiden. Zwiebeln und Knoblauch würfeln. Dill kleinschneiden. Alles mit restlichen Zutaten mischen und in ein verschließbares Gefäß füllen. Mit dem heißen Sud übergießen und einige Tage durchziehen lassen.

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Gestopfte Ruum oder saure Rum Erdkohlrabi Lauch Karotten Wirsing Weißkohl Zwiebel Gänse-, Butterschmalz oder Öl Salz Zucker oder veganes Süßungsmittel (selber gemachtes) Suppengewürz Speisestärke zum Binden Sauberes Gemüse zerkleinern, Salz untermischen und in einem Steinguttopf einstampfen. Mit Teller beschweren und im Keller gären lassen. Das vergorene Gemüse mit etwas Wasser bissfest kochen. Kleingehackte Zwiebel in Fett glasig dünsten, zum Gemüse geben, mit Süßungsmittel und Gewürzen süß-sauer abschmecken. Mit Stärke binden und in Gläser einkochen.

Rote Rübensuppe 1 Pfd. Rote Beete 1 l Wasser Salz Zucker oder biologisches Süßungsmittel

etwas Essig 50 g Roggenmehl 100 g gewürfelten Räucherspeck

Gewaschene Rüben fein schneiden. Aus Wasser, Salz, Essig und Süßungsmittel sämige Suppe kochen; Rüben zufügen. Ausgebratene Speckwürfel oder zerstampfte Salzkartoffeln dazugeben. Anstelle Speck kann auch Räuchertofu verwendet werden.

Schwämmkuchen 1 kg Pilze: Steinpilze, Pfifferlinge, Maronen, Hallimasch, Stockschwämmle usw. – Selbersuchen macht Spaß! 1 kg Hackfleisch 1 – 2 Zwiebeln Salz Pfeffer 1 Semmel vom Vortag 2 Eier Saubere, blanchierte Pilze mit der zerkleinerten und in Wasser eingeweichten Semmel sowie dem Hackfleisch (das man auch weglassen kann) verkneten. Eier und Gewürze dazugeben, in gebutterter oder geölter Auflaufform bei ca. 180 Grad ungefähr 45 bis 50 Minuten backen. Wer viele Pilze hat, lässt das Hackfleisch weg und gibt dafür etwas mehr Mehl hinzu. Schmeckt am besten mit Salzkartoffeln und Gartensalat. 79


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Hifftenmark 1,5 kg Hagebutten 250 g saure Äpfel 1 kg Gelierzucker oder vegane Geliermittel Gesäuberte Hagebutten mit Wasser bedeckt 30 Minuten kochen, durch ein Sieb drücken. Äpfel mit Schale klein würfeln und dazugeben. Süßmittel dazugeben und 10 Minuten sprudelnd kochen. In die Gläser füllen.

Kornelkirschenkonfitüre 500 gr voll reife Kornelkirschen (selbst pflücken!) Saft einer halben Zitrone Gelierzucker oder veganes Geliermittel 1 Apfel Kornelkirschen knapp mit Wasser bedecken, entkernten, klein geschnittenen Apfel zufügen, weichkochen, abgießen. Fruchtmasse passieren und im Verhältnis 1 : 1 Geliermittel zur Fruchtmasse hinzufügen. Zitronensaft kochen und mit Geliermittel zu Konfitüre einkochen. In Schraubgläser abfüllen. Anstelle des Apfels können auch Holunderbeeren verwendet werden.

Walnüsse in Rumhonig 1 kg flüssiger Honig 250 ml Rum 900 – 1000 g Walnüsse Je nach Jahreszeit 1 Vanilleschote im Sommer oder 1 Zimtstange in der Weihnachtszeit Honig bis 38 Grad C erwärmen, Rum einrühren. Walnüsse in Pfanne rösten und abgekühlt bis zur Hälfte in Gläser füllen. Vanilleschote oder Zimtstange zerkleinert dazu geben, mit Rum auffüllen, verschließen. 2 bis 3 Wochen ziehen lassen. Zu Eiscreme oder Pfannkuchen servieren oder einfach so naschen. Es können auch gehäutete Mandeln oder Haselnüsse verwendet werden.

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Nur einen Klick entfernt: ECHT-Oberfranken.de

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Blaubeerauflauf 500 g Blaubeeren (Selbstgepflückte schmecken am besten!) 170 g Zucker oder veganes Süßungsmittel Zimt (vegane) Butter für die Form 5 getrennte Eier 250 g gemahlene Mandeln 80 g Mehl Blaubeeren in gefettete Auflaufform geben, leicht zuckern, mit Zimt bestreuen. Eigelb mit 100 g Zucker schaumig rühren. Mandeln und Mehl mischen, unter Eigelbmasse heben. Eischnee mit restlichem Zucker steif schlagen, unterheben. Auf Blaubeeren geben und bei 180 Grad ca. 30 Minuten backen.

Fliederbeersuppe (süß)

Obstgroßmarkt Fränkische Schweiz e.G. Trattstraße 7 91362 Pretzfeld Tel. 09194 / 79590

Unser Sortiment erhalten Sie in ausgewählten Getränkemärkten

500 g frische Holunderbeeren 1 Stange Zimt 2 l Wasser 500 g Äpfel 8 EL Zucker oder veganes süßungsmittel 2 EL Kartoffelmehl Gewaschene Beeren mit Zimt und Wasser auskochen., durch Sieb streichen. Entkernte Äpfel schnippeln und in dem Saft weichkochen, süßen und mit Stärke binden.

www.obstmarkt-pretzfeld.de

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ZU GUTER LETZT

Essigs Essenzen 29 –

R

ückenschmerzen plagten mich mal wieder. Und als ich so nach meiner Wirbelsäule griff, dachte ich über das Wort nach: Wirbelsäule. Ein schönes Bild. Ein Wirbel auf den anderen getürmt ergibt insgesamt eine Konstruktion, die im besten Fall ebenso flexibel wie tragfähig ist. Und wer gesinnungsstark ist, zeigt, dass er „Rückgrat hat“ – ein anderes Wort für die Wirbelsäule. Kurz darauf fielen mir im Schreiben zum jährlichen Rentenbescheid die „drei Säulen der Alterssicherung“ auf. Ob die staatliche, die betriebliche und die private Säule unser Alter sicher tragen werden? Mit dieser seufzend gestellten Frage trage ich wohl nur Säulen nach Athen. Ach, es heißt „Eulen nach Athen tragen“? Schon richtig. Die reichen Athener der Antike hatten auf ihren Münzen Eulen abgebildet, so dass man es in anderen griechischen Gegenden für sinnlos hielt, noch mehr Eulen, also Münzen dorthin zu bringen. Die neue Variante mit „Säulen nach Athen tragen“ finde ich gleichwohl pfiffig, weil sie selbsterklärend ist: Säulen sind sehr schwer zu tragen, und die Athener haben genug davon. Einmal auf sie aufmerksam geworden, sah ich überall in meiner Umgebung Säulen. Ladesäulen für Elektroautos,

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Litfaßsäulen und außerdem Säulenheilige. Einer davon leuchtet in Bamberg bei den Oberen Mühlen und wird schon mal als „Gummibärla“ verspottet. Der moderne Säulenheilige stammt vom katalanischen Künstler Jaume Plensa und sitzt in sechs Metern Höhe sinnend da, wobei sich langsam die Farbe seiner Innenbeleuchtung ändert. Säulenheilige gab es früher wirklich, Eremiten nämlich, die hoch oben auf Säulen ausharrten – völlig einsam, sieht man von der Menge der Verehrer darunter ab. Bis heute sagt man zu Personen, die eine geradezu unangreifbare Position haben: „Das ist ein Säulenheiliger!“ Hier in Oberfranken traf ich schon seit Kindertagen auf Säulen. Überall stehen ja Bildstöcke – als Wegmarken, Grenzmarkierung, frommes Gedenk- oder Sühnezeichen. Und ich bewunderte die Säulen am Kulmbacher Rathausportal. Das strahlte Schönheit und Stabilität aus. Jetzt erfuhr ich, dass eine 75 Tonnen Gewicht tragende Säule im Innern schon beim Stadtbrand von 1553 beschädigt wurde und leicht hätte bersten können. Zum Glück entdeckte man zufällig bei Renovierungsarbeiten die Achillesferse des Gebäudes. Faszinierend fand ich die Mariensäule in Fichtelberg: eine goldene Frau mit goldenem Sternenkranz und einer Art Goldflammenumhang hinter sich, die auf einem Ball balanciert und ein goldenes Zepter hält, dazu ein Goldkind auf dem Arm. Auf ihrer hohen Säule unverständliche Zeichen und Buchstaben. Viele dieser hochragenden Kunstwerke erzählen Geschichten. Die Ehrensäule in Kronach zum Beispiel: ein prächtiges Denkmal, das Kulmbacher Steinmetze 1654 in Erinnerung an die schreckliche, aber kapitulationsfreie Zeit des Dreißigjährigen Kriegs errichteten. Die zwei Männer, die dort das große Wappen halten, tragen ihre Haut auf den Armen. Sie stehen stellvertretend für die mutigen vier Männer, die 1632 schwedischen

Fotos: Essig

Tragend, ragend, mahnend

Das Bamberger „Gummibärla“

Kanonen die Zündlöcher vernagelt hatten. Die Belagerer erwischten sie und zogen ihnen die Haut bei lebendigem Leibe ab. Auf einem Säulchen nur aus vier bärtigen Köpfen steht mein Lieblingsherkules in Kasendorf und kann sich in der Höhe nicht mit den größeren Brüdern in Heidelberg oder Augsburg messen. Er steht da, mit Keule und Löwenfell als Muster von Tatkraft und Tugend, gleichzeitig lässt er manche mitten in Oberfranken an „die Säulen des Herakles“ denken. So nannte man in der Antike die Meerenge von Gibraltar, und die Griechen behaupteten, es Herakles habe dort eine Warnung angebracht, nicht darüber hinauszufahren. Im Lateinischen nannte man das „non plus ultra“, das wurde zu einer Redewendung für eine Grenzleistung bester Art, über die es nicht hinausging. Dass Sie immer wieder mal solche Bestleistungen erreichen können, und dass Ihre Säulen, liebe Leserinnen und Leser, bestens tragen, das wünscht Ihr Kolumnist (was auch hierher gehört, denn eine Spalte in der Zeitung heißt wegen ihrer Form auch Kolumne, vom lateinischen „columna“ für Säule)


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36 August/September 2016 · 7.Jahrgang

Ausgabe 36 August/September 2016

ECHT  OBERFRANKEN

Nicht gleichartig, aber gleichwertig – Aktuelle Architektur in Oberfranken

Kompetenz in Design – Schreiner ganz vorne

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4 191943 504307

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– Als Land der 1.000 Badesehen

In Ockerfarben auf Almosengang – Wer sind die Mönche im Frankenwald?

W W W . E C H T- O B E R F R A N K E N . D E


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