Österreichische Post AG / MZ20Z042169M econova Verlags GmbH, Hunoldstraße 20, 6020 Innsbruck
98
2021
MAGAZIN
5,90 €
SEIT 1924
EDITORIA
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D
er Winter war heuer extra lang und aus bekannten Gründen generell nicht ganz einfach. Jetzt, da Sie die Nummer 98 unseres Tirol-Magazins in Händen halten, ist gewissermaßen offiziell Sommer geworden. Das neue Erscheinungsbild ist Ihnen hoffentlich inzwischen vertraut und ein bisschen ans Herz gewachsen. Für die vergangene Ausgabe haben wir zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten, was uns natürlich sehr freut und wofür wir uns herzlich bedanken.
D e n e i n g e s c h l a g e n e n Weg werden wir konsequent weitergehen. Das neue Magazin haben wir deshalb wieder mit allem vollgepackt, was Tirol ausmacht: mit Vielfalt und Widersprüchlichem, mit vielen Menschen und ihren Geschichten. Besonders freut uns, dass wir Tirols Caritas-Direktor Georg Schärmer für einen Kommentar gewinnen konnten. Er ist bekannt dafür, besonders kritisch hinzusehen und seine Finger auf Wunden zu legen, wo es so richtig weh tut. Auch wenn er der Pension entgegengeht, wird er hoffentlich weiterhin seine Stimme erheben, wo und wenn es notwendig ist. N i c h t e r s t seit der Corona-Pande-
mie macht man sich in Tirol Gedanken über „Urlaub wie früher“, über sanften Tourismus und Naturnähe. Die Balance
zwischen Wohlstand durch Fremdenverkehr bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen zu finden, wird die Herausforderung kommender Jahre bleiben. Eine Sommerfrische, wie sie Künstlerinnen und Künstler, Schriftsteller und Denker um 1900 in Tirol erlebt haben und wie wir sie in dieser Ausgabe schildern, wird es indes wohl nicht mehr geben. Schon eher in die Zukunft weisen die verschiedenen Naturschutzgebiete im Land. Das manifestiert sich unter anderem in einer besonders innovativen Architektur. Und innovativ waren die Tiroler schon immer. Das zeigt sich unter anderem beim Wein. Wer vor 25 Jahren damit begann, Reben in Nordtirol zu pflanzen, wurde noch als ziemlicher Exot betrachtet. Heute ist Weinbau besonders im Tiroler Oberland zwar nach wie vor eine Nische, aber eine zukunftsfähige. I n d i e s e m S i n n e sehen auch wir
gespannt und durchaus freudig in die Zukunft. Die des Landes und die des Tirol-Magazins. Genießen Sie die Lektüre und lassen Sie uns gerne an Ihren Gedanken, Wünschen und Anregungen teilhaben. Einen schönen Tirol-Sommer i m d o p p e lt e n S i n n w ü n s c h t Ihnen das gesamte Team!
Tirol_Magazin
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10_Lightning storms
The aesthetics of lightning.
6 INHALT
INHALT
CONTENT Nature
2 0 _ D e e p b l u e a n d c r y s ta l c l e a r
Tyrol, a land of lakes.
3 2 _ S o l o n g , S ta d l
The hay barn: threatened with extinction.
Culture
4 4 _ S t i m u l at i n g a i r
Artists and thinkers on a summer retreat. 5 2 _ N at u r e a n d a r c h i t e c t u r e
NATUR
Architectural accents in the landscape. 64_Rambling photographers
Leaving the Pitztal for the world. 7 2 _ L e at h e r a n d L o d e n
Traditional costume tells many stories. 82_Unknown celebrity
The 500th birthday of Peter Canisius.
10_Blitz–LichtGewitter
1 0 6 _ A t h e at r i c a l d y n a s t y
2 0 _ T i e f b l a u & k r i s ta l l k l a r
People
Interview with actress Josephine Bloéb. 114_History and stories
Village chroniclers as keepers of secrets. 1 2 2 _ M o r e t h a n j u st a n yo n e
Lukas Crepaz in portrait.
Life
128_The south slope of North Tyrol
Viticulture in the Upper Inn Valley. 1 4 0 _ F r e s h ly c a u g h t
Fine fish from pond and stream.
Die Ästhetik des Blitzes. Tirol als Seenland.
3 2 _ S e r v u s S ta d l
Der Heustadel: Vom Aussterben bedroht.
5 2 _ N at u r - A r c h i t e k t u r
Bauliche Akzente in der Landschaft.
6 4 _ Wa n d e r f o t o g r a f i n n e n
Vom Pitztal in die Welt.
72_Leder und Loden
Eine Tracht erzählt Geschichten.
106_MimenDynastie
Schauspielerin Josephine Bloéb im Interview. 114_Geschichte und Geschichten
Dorfchronisten als Geheimnisbewahrer.
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LEBEN
Künstler und Denker auf Sommerfrische.
MENSCH
KULTUR
44_Anregende Luft
INHALT
WIRD ES EINFACH SEIN? NEIN! WIRD ES DIE MÜHE WERT SEIN? ABSOLUT!
128_Nordtiroler Südhang
Weinbau im Oberinntal.
140_Frisch gefischt
Feines aus Teich und Bach.
122_Mehr als Jedermann
Lukas Crepaz im Porträt.
82_Unbekannte Berühmtheit
Der 500. Geburtstag des Peter Canisius.
4 _ E d i t o r i a l | 8 _ G a s t k o m m e n ta r | 4 2 _ Z u m T i t e l b i l d 96_Tirol in Gesichtern | 166_Buchtipps 168_kurz & bündig | 170_Impressum
KOMMENTAR
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K o m m e n ta r
KRISEN SIND AUCH GEBURTSWEHEN Selbst wenn wir die ersten Wellen der Coronakrise überwunden haben werden, stehen wir vor gewaltigen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Vieles gilt es neu auszuverhandeln: Zwischen Arbeitslosen und Beschäftigten, Gesunden und Kranken, Vermögenden und Verarmten, Eingebundenen und Vereinsamten.
Wa s w i r u n m i t t e l b a r erfahren haben, ist
die Bedeutung lokaler Wirtschaftskreisläufe. Die heimischen Betriebe sind Sicherheitsspeicher. Dazu gehören auch die Sozialund Gesundheitseinrichtungen. Sie haben ihre Bewährungs-probe bestanden. Der Grundwasserspiegel der Solidarität in Tirol ist hoch. Auch wenn Neid, Missgunst und die politischen Spaltpilze ihr Unwesen treiben, dürfen sie langfristig keinen Erfolg haben. Der Schuld zuweisende Spalt gibt keinen Halt. Vorbei an den Leuchttürmen nachhaltiger Werte, die wir neu ausverhandeln müssen, gilt es, unser Zusammenleben und Zusammenwirken in neue Gewässer zu steuern. Freiheit und Verbindlichkeit sind dabei keine Widersprüche, sondern untrennbare Zwillinge.
T i r o l wa r d u r c h J a h r h u n d e r t e hindurch ein Land manifester Armut, eine Region der Hungerleider. Ein Teil meiner Vorfahren waren Schwabenkinder und ausgebeutete Arbeiter auf den Baustellen Europas. Der Tourismus
bescherte dem Land zunehmenden Wohlstand und lokale Arbeitsplätze. Die Coronakrise hat die Verletzlichkeit des Tourismus aufgezeigt. Die Ungewissheit über die Zukunft paart sich mit enormen existentiellen Sorgen der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Krisen sind meist auch Geburtswehen des Neuen und der Renaissance ursprünglicher Konzepte. Aus meiner Sicht als Kunde und Freund der heimischen Gastgeber sage ich: Wir brauchen eine neue Kultur der Gastfreundschaft. Gastlichkeit ist ein Freundschaftsdienst, eine Gabe und keine Vereinnahmung des Gastes. Dieser wiederum übernimmt auch Verantwortung für das Gedeihen einer fairen Beziehung. Ein kostenbewusster Gast nützt nicht aus. Gutes Wirtschaften ist ein transparenter und verantwortungsbewusster Tauschvorgang, ein Austarieren von Waagschalen, ein Geben und Nehmen ohne Übervorteilung. Die permanente Aufrüstung der touristischen Angebote glaubte über lange Strecken, dem Gast mehr bieten zu müssen, als dieser verdauen konnte und bereit war zu zahlen. Dazu kam die fehlende Fairness gegenüber dem Naturraum, der zum größten Schatz einer „Tirol-Frische“ gehört und erbarmungslos zurückschlägt, wenn man ihn über Gebühr ausnützt. Alles in allem: Wir brauchen gesunde Verhältnisse. Ihr Georg Schärmer
Zur Person Georg Schärmer wurde 1956 in Innsbruck geboren und wuchs auf einem Bauernhof auf. Seit November 1998 ist er der vierte Direktor der Caritas Tirol nach 1945. Davor war er unter anderem Deutsch-, Geschichte- und Religionslehrer, Leiter der Katholischen Jugend sowie Direktor des Elisabethinums Axams. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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POTZ BLITZ!
© DANIJEL JOVANOVIC
So manche würden sich bei einem Gewitter ja am liebsten unter dem Bett verkriechen. Doch das Spiel der ungezähmten Kräfte, von Blitz und Donner, hat auch seine ästhetischen Seiten. Wer dafür noch extra Beweise braucht, bekommt sie auf den nächsten Seiten geliefert.
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© DANIJEL JOVANOVIC
Was tun, wenn’s blitzt Wer zwischen Blitz und Donner gerade noch langsam bis zehn zählen kann, ist dem Gewitter schon so nahe, dass er sich schleunigst in Sicherheit bringen sollte. • Suchen Sie Gebäude mit Blitzableitern oder geschlossene Autos auf! • Halten Sie sich von Bäumen fern! Blitze schlagen meist in hohe Objekte ein. • Berühren Sie keine Metallgegenstände! Legen Sie Handy, Skistöcke, Pickel, etc. weg! • Beim Schwimmen sofort raus aus dem Wasser! • Überrascht Sie ein Gewitter im Freien, auf den Boden hocken!
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Warum’s funkt
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Ein Blitz ist ein Potentialausgleich innerhalb der Wolke (Wolkenblitz) oder zwischen dem Boden und dem unteren Teil der Wolke (Erdblitz). Für Blitze zwischen Wolke und Erde muss der Potentialunterschied (die Spannung) einige zehn Millionen Volt betragen. Grundvoraussetzung für die Entstehung von Blitzen ist die Ladungstrennung. Dazu können unterschiedliche Mechanismen innerhalb der Wolke beitragen, ganz geklärt ist das aber noch nicht. Die durchschnittliche Länge eines Erdblitzes in unseren Breiten beträgt übrigens ein bis zwei Kilometer. Die meisten Blitze dauern nur einen Bruchteil einer Sekunde, der längst andauernde wurde 2019 in Argentinien mit 16,73 Sekunden gemessen. Die Stromstärke hängt sehr von der Art des Blitzes ab: Sie kann zwischen 30 und mehreren 100 Kiloampere betragen.
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Dein Kurztrip in den Sommer. Your trip to summer.
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AM LIEBSTEN BLITZ UND DONNER Eine große Leidenschaft von Danijel Jovanovic ist das Fotografieren von Gewittern. Eine nicht ganz ungefährliche Passion, wie der Innsbrucker Berufsfotograf schon feststellen musste.
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ie Liebe zum Fotografieren wurde Danijel Jovanovic zwar nicht in die Wiege gelegt, doch er hat sie schon in frühen Jahren von seinem Vater mitbekommen. Mit acht Jahren bekam er von diesem eine ausrangierte russische, analoge Zenith Spiegelreflex-Kamera geschenkt und begann, seine eigenen Bilder zu schießen. Erst 2012 machte Jovanovic die Leidenschaft schließlich zum Beruf. Seither ist er vor allem im Tourismusbereich tätig, fotografiert – meist im Sommer – auch Hochzeiten oder Events.
E i n B e r e i c h hat es dem 40-jährigen Innsbrucker besonders angetan: Er fotografiert leidenschaftlich gern Gewitter. Der Hang zu Blitz und Donner begann vor ein paar Jahren während eines Fotoshootings am Bergisel, erinnert sich Jovanovic: „Ich war gerade beim Fotografieren und als ein Gewitter aufzog, habe ich weitergemacht. Es sind dann recht coole Bilder geworden.“ Diese Faszination hat ihn seither nicht mehr losgelassen und so freut er sich alle Jahre wieder auf den Sommer, auf die Gewittersaison: „Ich bin immer schon gespannt, welche Ausbeute es geben wird.“ I n z w i s c h e n ü b e r l ä s s t er das
nicht mehr dem Zufall, sondern bedient sich verschiedener Apps, um zu wissen,
den See gezogen, ein zweites braute sich am gegenüberliegenden Ufer zusammen. Jovanovic stellte sein Stativ am Strand auf: „Ich hab dann eher gelangweilt gewartet, ein bisschen am Handy herumgespielt. Und plötzlich hat ein Blitz 70, 80 Meter von mir entfernt ins Wasser eingeschlagen.“ W e n n e r n i c h t g e r a d e Blitz und
wo ein Unwetter aufzieht. Natürlich fährt er nicht mitten in das „Auge des Sturms“, das wäre zu gefährlich. Jovanovic steht gewissermaßen immer vor oder hinter dem Gewitter, den Sicherheitsaspekt dabei stets im Auge: „Es gibt Apps, auf denen man die Blitzeinschläge sieht. Wenn die zu nahe kommen, muss man das Equipment rechtzeitig abbauen und sich in Sicherheit bringen.“ Etwas brenzlig wurde es für den Berufsfotografen erst einmal. Er war eigens an den Gardasee gefahren, weil schwere Gewitter gemeldet wurden. Ein erstes Wetter war gerade über Tirol_Magazin
Donner ablichtet, dann am liebsten Sonnenauf- und -untergänge. Dazu geht Danijel Jovanovic auf den Berg – mit rund 15 Kilogramm Ausrüstung auf dem Rücken: „Da muss ich mir schon gut überlegen, wohin ich gehe und wie lange ich brauche. Ich bleibe immer wieder zum Fotografieren stehen und so kann es sein, dass ich für eine Tour, für die drei Stunden angeschrieben sind, viereinhalb brauche.“ Mit im Gepäck hat er außerdem eine Drohne, mit der er Fotos und Filme macht. Aus diesen Kurzfilmen soll in Zukunft ein größerer entstehen. „Ein Foto-Natur-Location-Film oder wie immer man das nennen will“, lacht er. Fertigstellungstermin: vielleicht im Frühjahr 2022. Schließlich bloggt Jovanovic neben dem Fotografieren und Filmen für den Tourismusverband Innsbruck und er muss – das ist besonders wichtig – sich um seine beiden Katzen kümmern. Als Fotomodels lassen die ihn allerdings ziemlich im Stich. d j p h o t o g r a p h y. at
BERGE VOLLER SOMMER STANTONAMARLBERG.COM
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Ta l o r t : Ehrwald | S e e h ö h e : 1.657 m | L ä n g e : 400 m | T i e f e m a x . : 30 m
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SEEBENSEE
TÜRKISGRÜN TRIFFT MOORBRAUN
© TOM BAUSE
Tirol ist nicht unbedingt als Seenland bekannt. Was angesichts von weit über 150 stehenden Gewässern im Land absolut ungerecht ist. Die Palette reicht vom Meer der Tiroler, dem Achensee, bis zu den kleinsten Bergseen. In unserer kleinen Auswahl trifft das kristallklare Wasser des Seebensees auf das Moorbraun des Möserer Sees, der hochalpine Torsee mit seinen Wollgräsern matcht sich mit dem Obernberger See, in dem sich ein kleines Kirchlein spiegelt.
© MARKUS MAIR
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OBERNBERGER SEE Ta l o r t : Obernberg | S e e h ö h e : 1.590 m | G r ö s s e : 16 ha | T i e f e m a x . : 13 m
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TORSEE
© TOM KLOCKER
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Ta l o r t : Tux-Lanersbach | S e e h ö h e : ca. 2.200 m
© TOM BAUSE
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MÖSERER SEE Ta l o r t : Mösern | S e e h ö h e : 1.295 m | G r ö s s e : 2,8 ha | T i e f e m a x . : 11 m
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Der Weissensee liegt direkt an der Fernpass-Straße und doch scheint die Zeit hier für einen Moment stillzustehen, wenn sich das Bergpanorama satt auf dessen Oberfläche spiegelt.
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BIBERWIER
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Gelegen im Bezirk Reutte am Rand des Wettersteingebirges und nahe der deutsch-österreichischen Grenze war Biberwier lange ein Bergbaudorf. Heute ist es als Teil der Zugspitz Arena vor allem Tourismusort. E i n w o h n e r : 630 | f l ä c h e : 29 km2
UNERWARTETE JUWELE Idyllisch, wild, meditativ. So sind sie, die Eindrücke, die nach der Drei-Seen-Wanderung den Erinnerungsrucksack bereichern. Weissensee, Blindsee und Mittersee machen den Fernpass zu einer Schatzkiste.
D o c h n u n z u m S ta r t, der für diese
Rundwanderung logischerweise auch ihr Endpunkt ist: der Parkplatz beim Weissensee. Von der Fernpassstraße kommend, der B179, führt die Ausfahrt Richtung Biberwier dorthin – je nachdem, aus welcher Richtung kurz vor oder eben kurz nach dem Lermooser Tunnel. Am Parkplatz kann eine Münze geworfen werden, in welche Richtung der Weg begonnen werden soll. Erst zum Mittersee? Oder vielleicht doch erst am Weissensee entlang – auf dem Römerweg? Ja, die Römer „gewinnen“.
Das haben sie sich verdient, waren sie es doch, die den Weg über den Fernpass angelegt haben, um diese so angenehme Handelsroute vom Norden in den Süden hürdenfrei und flott zu machen. Kaiser Claudius veranlasste diesen Bau, weswegen die Straße auch Via Claudia Augusta genannt wurde.
© C. JORDA
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ut möglich, dass er der berühmteste Gebirgspass Österreichs ist. Schlicht weil der Fernpass an den Wochenenden in fast jeder Verkehrsmeldung sein Plätzchen hat. Auch deswegen hält diese Wanderung so viel Unerwartetes und Überraschendes bereit. Das Gefühl, in einer einsamen Gebirgswildnis zu sein, zum Beispiel. Oder das Gefühl, so tief auf einen Seegrund blicken zu können wie nie zuvor. Und das alles umrahmt von majestätischen Bergen.
E s i s t e i n K a t z e n s p r u n g vom
Der Blindsee liegt unterhalb des Fernpasses.
Drei-Seen-Wanderung Weissensee, Blindsee, Mittersee • Start- und Endpunkt: Parkplatz Weissensee, Biberwier • Distanz: 9 km • Gehzeit: ca. 3,5 Stunden • Schwierigkeit: mittel • Höchster Punkt: 1.306 Meter • Höhenmeter: 295
Parkplatz zum Ufer des Weissensees und doch wirkt es vor diesem Hintergrund wie eine Zeitreise. Jedenfalls ist es wundersam, dass nur ein paar Schritte zwischen den Asphaltstraßen und dieser Bergwelt liegen, die in der Form vor rund 4.100 Jahren entstanden ist. Ein gigantischer Bergsturz hat damals die Täler zwischen den Bergen aufgefüllt, dabei diese bizarre Landschaft mit ihren Seen geformt und auch die Loisach in Richtung Donau umgeleitet. Das Wasser der Loisach, die nicht weit weg von hier entspringt, war vorher über das Gurgltal in den Inn geflossen. Gewaltig wie dieser Gedanke ist der Blick auf den 2.233 Meter hohen Grubigstein, der sich vom Weissensee aus prächtig präsentiert.
© C. JORDA
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Der Mittersee nahe Biberwier ist ein wahres Naturidyll und zählt mit seinen 22 Grad Celsius zu den wärmsten Seen der Region. Umgeben von dichten Uferwäldern bleibt der Blick immer wieder an der kleinen Fischerhütte hängen.
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CL POCKET DIE NATUR IN DER TASCHE
BLINDSEE HEISST ER, WEIL ER KEINEN ZU- UND AUCH KEINEN ABFLUSS HAT. Der alte Römerweg ist heute eine gemütliche Forststraße, die bald auf den Schöne-Aussicht-Weg trifft, der wirklich hält, was er verspricht. Auf diesem Pfad zeigt sich nicht nur die Zugspitze (2.962 m), deren höchster Punkt bekanntermaßen der höchste Deutschlands ist und mit dem Wort Zugspitzmassiv weit besser beschrieben wird. Vom Wanderpfad aus ist auch der Blindsee zu sehen, dessen Türkisblau der blauen Lagune den Rang abzulaufen verspricht. Am Ende des Schöne-Aussicht-Weges müssen die längst verzauberten Wandererinnen und Wanderer kurz ihre Naturmeditation aufgeben und die Fernpassstraße überqueren, können aber schon beim Gasthaus Zugspitzblick und auf dem Weg zum Blindsee wieder in den Entspannungsmodus zurückkehren.
B l i n d s e e h e i s s t e r , weil er keinen Zu- und auch keinen Abfluss hat. Er nährt sich ausschließlich durch das Oberflächenwasser, mit dem ihn seit seiner Geburt – im Zuge des bereits erwähnten großen Bergsturzes – die umliegenden Berge versorgen. Auch 1984 war es zu einem kolossalen Hangrutsch gekommen. Dabei landete ein kleiner Wald im See und seine Baumstämme, Äste und Wurzeln bilden seither eine Unterwasserwelt, an der sich die Betrachter nicht sattsehen können. 30 Meter ist die Sichtweite in die Tiefen des Blindsees, der mit einem leicht gewellten Kunstwerk aus Spiegelungen und mystisch wirkenden Unterwasserwelten ein fantastisches Feuerwerk zündet. Weil am Blindseesteig, der am Fels entlangführt, das Auge doch mehr der Trittrichtung folgen sollte, ist es ratsam, die Seeblicke in angemessener Ruhe zu genießen. D e r a r t b e r e i c h e r t führt der Weg weiter eine kleine Anhöhe hinauf, wo die Welten erneut wechseln. Ein Hochmoor teilt seine grünen Schätze großzügig, bevor der Mittersee mit seinem an kostbare Jade erinnernden Nass zu einer Abkühlung lockt. Auf den nun letzten Metern durch den Wald und unter der Fernpassstraße hindurch zurück zum Parkplatz am Weissensee wird nach dem kleinen „Schwumm“ durch den Mittersee glasklar, dass die gerade gesammelten Eindrücke für immer und ewig den Erinnerungsrucksack bereichern: idyllisch, wild, meditativ. Alexandra_Keller
SEE THE UNSEEN
UNEXPECTED JEWELS
Idyllic, wild, inspiring. These are the kinds of impressions that enrich the store of memories after the three-lake hike. The Weißensee, Blindsee and Mittersee lakes turn the Fernpass region into a treasure trove.
© C. JORDA
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ENGLISH
English Summary
T
he start of this circular hike is logically also its end point: the car park at the Weissensee. Here you need to decide in which direction you will take. We chose the Römerweg. It is a stone’s throw from the car park to the shore of the Weissensee. Only a few steps lie between the asphalt roads and this mountain world, which was shaped in this way about 4,100 years ago. A gigantic landslide filled the valleys between the mountains back then, forming this bizarre landscape with its lakes. The old Roman path is now a pleasant forest road that soon meets the Schöne-Aussicht-Weg (‘Beautiful View’ Trail), which really lives up to its promise. This trail not only reveals the Zugspitze (2,962 m), but you can also
already see the Blindsee, whose turquoise blue waters promise to outshine the blue lagoon. By the way, the lake is called Blindsee because it has no inflow or outflow. It is fed exclusively by surface water and features an impressive underwater world. The visibility into the depths of the Blindsee is 30 metres. T h e pat h c o n t i n u e s u p a small hill where the
environment changes again. A high moor generously offers its green treasures before the Mittersee beckons you to cool down in its water reminiscent of precious jade. The last few metres take you through the forest and under the Fernpass road back to the car park at Weissensee.
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SERVUS STADL
© ISABELLE BACHLER
Über kurz oder lang wird er verschwinden. Weil er nicht mehr gebraucht wird. Der Heustadl hat das ländliche Tirolbild geprägt, wie kaum etwas anderes von Menschen Geschaffenes. In ihm stecken unzählige Geschichten dieses Landes. Sie erzählen von der alten Zeit, die nicht allzu gut, sondern schlicht allzu mühsam war. Ein Nachruf.
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„DIE HEUSTADEL VERSCHWINDEN IMMER MEHR. MAN BRAUCHT SIE WENIGER ODER GAR NICHT MEHR.“ Thomas Bertagnolli
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a, die Heustadel verschwinden immer mehr. Man braucht sie weniger oder gar nicht mehr“, sagt Thomas Bertagnolli, wissenschaftlicher Leiter des Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach. Und der Grund dafür, dass Heustadl zunehmend aus dem Landschaftsbild verschwinden, liegt oft gar nicht weit von ihnen entfernt. Statt in den Stadl ist das Heu in große Plastikballen gezwängt. Sie sind nicht wirklich schön anzusehen, selbst wenn sie längst zum Landschaftsbild gehören, und – dramatisch formuliert – sind sie der Todesstoß für den Stadl. „Man kann diese Kunststoffverpackungen in der Natur liegen lassen. Der Stauraum für das Heu wurde gewissermaßen ausgelagert. Da braucht man kein Dach mehr“, erklärt Bertagnolli.
fleischliche Pracht oder dafür, dass sie nahrhafte Milch geben. Außer in Rückzugsgebieten, unzugänglicheren oder steilen Tallagen wird die Heuarbeit längst von Maschinen erledigt. Es gibt Gebläse, um das Gras zu trocknen, und es gibt die Siloballen, um es vor Nässe und damit vor Verderbnis zu schützen. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts musste das, was heute vielfach vom Cockpit gigantischer Traktoren aus dirigiert werden kann, per Hand erledigt werden. Und eine g’mahte Wies’n bedeutete noch richtig harte Arbeit. Sie war mit viel Mühsal verbunden, in felsigeren Höhen auch sehr gefährlich – aber entscheidend für das Überleben in den Bergen, wo die Menschen jedes Jahr aufs Neue die so genannte Almtreppe erklimmen mussten.
dass der Stadl seine Funktion erfüllen konnte. Das Dach und die Bauweise des Stadls selbst, in dem es nicht nur trocken sein musste, sondern vor allem luftig. Das Prinzip war ähnlich wie bei ihren großen Geschwistern, den Heutennen beim Bauernhof. „Wenn die Durchlüftung nicht perfekt ist, kann sich das Heu entzünden und dann brennt das ganze Haus ab“, skizziert der Experte den durchaus existenziellen Grund für die luftigen Bauweisen der Heuspeicher, deren Fülle für die Existenz der heimischen Bauern nicht minder große Bedeutung hatte.
Bauernhäuser und man wandert im Lauf der Zeit mit der Vegetation und den Jahreszeiten in die Höhe. Nicht nur zum Abweiden der Wiesen durch die Tiere, sondern eben auch, um Gras zu schneiden“, erklärt Bertagnolli die Almtreppe und hält fest: „Wenn da nicht Futtermittel produziert worden wäre, das in einem Heuspeicher gelagert werden konnte, wäre keine Landwirtschaft, wie wir sie gewohnt sind, möglich gewesen.“ So betrachtet ist der Heustadl auf allen Stufen der Almtreppe ein hölzernes Manifest des alten Tiroler Lebens.
D a s D a c h war entscheidend dafür,
„ A m G r u n d d e r Tä l e r sind die
Mehr als trockenes Gras.
Nässe: des Bauern Feind.
Heu. Das Futtermittel für die Tiere ist logischerweise auch heute noch entscheidend für deren Wohl oder ihre
Für die Verwandlung von Gras in Heu musste das frische Grün trocknen und dafür musste es oft genug gewendet Tirol_Magazin
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„DIE ARBEIT HAT SICH MASSIV VERÄNDERT. SEHR ZUM VORTEIL FÜR DIE BAUERN. DIE GUTE ALTE ZEIT WAR NICHT SO, WIE MAN SIE SICH VORSTELLT.“ Thomas Bertagnolli
werden. Mit der Heugabel. Immer wieder. Die Flüche der Bauern durchzuckten dann die sommerliche Luft, wenn mit einer Gewitterfront Regen nahte. Schon um das Gras vor dem nächtlichen Tau zu schützen, wurde es am Abend zu Haufen oder Reihen zusammengerecht, um es am nächsten Tag wieder zu zerstreuen und die Trockenkraft der Sonne zu nutzen. Um das Gras vor dem nassen Boden oder gar vor Regen zu schützen, nutzten die Landwirte gewissermaßen die „Abperlkraft“ des Grases selbst, indem sie es mühsam auf Gestelle hievten, wo die äußeren Grasschichten dann eine Art Regenschirm bildeten.
D a s s e s f ü r d i e s e Gestelle derart viele Namen gibt, liegt daran, dass alle Bauern mit Nässe zu kämpfen hatten – überall. Diemen, Docke, Feime, Triste, Hocke, Höcke, Puppe oder Hauste sind in Tirol nicht wirklich bekannt. Heureiter schon eher, aber vor allem verwendeten die Landwirte hier die Heinzen (Huanza, Hoinze), die im Unterland Stanker oder Stangger genannt werden und einen in den Boden gerammten Pfahl mit meist drei hölzernen Quersprossen bezeichnen. Heumanderl, die an ein Indianerzelt erinnern und die Größe eines Mannes hatten, waren ebenso bekannt. Und dann gab es auch noch die Schwedenreiter, auf denen das Heu in einer langen Linie trocknen konnte. Der Name ist irreführend, denn reitende Schweden haben damit nichts zu tun. Diese Schweden werden vom mittelhochdeutschen Wort „Swaden“ abgeleitet, die wiederum jene Menge Gras beschreiben, das durch einen Schwung mit der Sense niedergemäht wird.
in Kombination mit Stallungen, um die Tiere eine Zeit lang in der Höhe weiter zu versorgen“, lenkt Thomas Bertagnolli den Blick auf die Almen, deren Leben sich nicht minder geändert hat. D i e h a r t e n Tiroler Winter waren
die Feldwebel der Familien. Um den Winter zu überleben, war viel Hingabe nötig. Wenn das Heu im Tal knapp geworden und die Zeit gekommen war, die Heuspeicher auf höheren Stufen der Almtreppen zu leeren, forderten die Tiere diese Hingabe voll ein. „Im Laufe der Winterzeit wurde das getrocknete Gras mit Heuschlitten ins Tal gebracht. Das ist heute unvorstellbar. So gefährlich. Auch wenn man noch so ein Profi ist, ist man nicht gefeit vor Unfällen“, weiß Bertagnolli. Die Kraft eines voll beladenen Schlittens, der bergab fährt, kann riesig werden. Und zum Verhängnis. „ D a s a l l e s h at s i c h massiv ver-
Heuspeicher i n h ö h e r e n E ta g e n .
Die Zeit zwischen Gras und Heu wurde von unzähligen Stoßgebeten begleitet und war alles trocken, folgte der Transport des Heus – in den Heustadl. „In Höhen, die auch ein Rodungsgebiet waren, waren sie unerlässlich – auch teils Tirol_Magazin
ändert. Sehr zum Vorteil für die Bauern. Die gute alte Zeit war nicht so, wie man sie sich vorstellt“, sagt der wissenschaftliche Leiter des Museum Tiroler Bauernhöfe, wo die Erinnerungen auf wunderbare Weise lebendig und greifbar gehalten werden. Auch zwei klassische Heustadl stehen in Kramsach. Noch ist aber Zeit, sich den Anblick der Heustadl in der Tiroler Kulturlandschaft einzuprägen. Sie sind es jedenfalls wert, kurz innezuhalten und sich ihre Bedeutung für das Leben und Überleben in Tirol vor Augen zu führen. Nicht mehr lange. „Der Heustadel hat ausgedient“, sagt Bertagnolli. Schade irgendwie. Alexandra_Keller
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40 NATURE
ENGLISH
English Summary
SO LONG STADL
Sooner or later, they will all disappear. Because there is no longer any need for them. The hay barn (‘Heustadl‘) has shaped the rural image of Tyrol like hardly anything else created by man.
Y
es, the hay barns keep on disappearing. “They are not needed as much, if at all,” says Thomas Bertagnolli, scientific director of the Museum of Tyrolean Farms in Kramsach. The reason why hay barns are increasingly disappearing from the landscape can often be found nearby. The hay is crammed into large plastic bales instead of the barn. They are not exactly pretty to look at, even if they have long been part of the landscape, and - to put it dramatically - they are the death knell for the barn. “You can leave these plastic packages lying around in nature. The storage space for the hay has been outsourced, so to speak. You no longer need a roof,” Bertagnolli explains. And the roof was once crucial for the barn to fulfil its function. The roof and the construction of the barn itself, in which it had to be not only dry but also airy. More than dry grass.
Hike & Fly has Hay. The animal feed is obviously still crucial for the animals’ well-being today. Haymaking
has long been done by machines apart from the backcountry areas and the more inaccessible or steep valleys. There are blowers to dry the grass and silage bales to protect it from moisture. Up until the middle of the 20th century, what today can often be done from the cockpit of gigantic tractors still had to be done by hand. This involved a lot of hardship but was crucial for survival in the mountains. The grass was dried on various racks in the open air, accompanied by prayers that it would not rain. Then it was taken to the hay barn where it took a lot of time, labour and effort to fill it. “All that has changed massively. V e r y m u c h to the advantage of the farmers. The good
old days were not as you imagine them,” says the scientific director of the Museum of Tyrolean Farms, where memories are kept alive and tangible in a remarkable way. There are also two classic hay barns in Kramsach. There are still a few of them to be seen in the Tyrolean cultural landscape. They are worth a brief pause to consider their importance for life and survival in Tyrol.
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Das Titelbild der Sommerausgabe des Tirol Magazins zeigt den Perschitzbach, der sich im Osttiroler Debanttal – im Nationalpark Hohe Tauern gelegen – gen Debantbach hinabstürzt und eine Landschaft mitprägt, wie es sie in dieser Form kaum noch gibt.
© MARIAN KRÖLL
42 NATUR
ZWISCHEN UR- UND KULTURLANDSCHAFT
Tirol_Magazin
DEBANT TAL
NATUR
43
Das Debanttal im Bezirk Lienz (Osttirol) ist das längste, geschlossene Almhochtal Österreichs. L ä n g e : 16 km | A u s g a n g s p u n k t f ü r Wa n d e r u n g e n : Parkplatz Seichenbrunn, 1.676m
DER DEBANTBACH IST EINES DER WENIGEN FLIESSGEWÄSSER IM NATIONALPARK HOHE TAUERN, DAS NICHT VON EINEM GLETSCHER, SONDERN REIN VON QUELLEN GESPEIST WIRD.
W
ährend man über saftige Almwiesen und moosige Böden gesäumt von Almrosen taleinwärts wandert, wird zur Rechten der Blick auf einen tosenden Gebirgsbach frei, der zwischen den Berghängen ins Tal hinabstürzt, um sich dort mit dem Debantbach zu vereinen. Hier trifft von Menschenhand gemachte Kulturlandschaft mit Almhütten und Weideflächen auf wilde, ursprüngliche Naturlandschaft.
W i r b e f i n d e n u n s im Osttiroler Debanttal, dem mit 16 Kilometern längsten, in sich geschlossenen Almtal Österreichs, das zum Nationalpark Hohe Tauern gehört. Im Nationalpark kann man sich auf natur- und kulturverträgliche Weise erholen, naturkundlich weiterbilden, die eindrucksvolle Gebirgslandschaft erleben und auf sich wirken lassen. Der Natur- und Kulturlehrweg Debanttal führt direkt unterhalb des am Titel abgebildeten Gebirgsbachs, des Perschitzbachs, vorbei. Der Weg beginnt am Parkplatz Seichenbrunn und führt binnen eineinhalb bis zwei Stunden auf rund acht Kilometern Länge und rund 300 Höhenmetern zur Lienzer Hütte (1.977 Meter). Die Schutzhütte des Österreichischen Alpenvereins wird seit vielen Jahren von den herzlichen Wirtsleuten Berni
über die Vogelwelt des Lärchen- und Zirbenwaldes, den Wert der Moore und die kulturhistorische und ökologische Bedeutung traditioneller Almwirtschaft. Im Bereich der idyllischen Hofalm gibt es sogar ein kleines Almmuseum. D a s e b e n s o w i l d e wie wildrei-
und Georg Baumgartner bewirtschaftet. Mittig oberhalb des Talschlusses thront der Glödis, der manchmal auch das „Matterhorn der Schobergruppe“ geheißen wird. B e i d e r G a i m b e r g e r A l m staut
sich der Debantbach zu einem kleinen Weiher auf, der bereits zur Hälfte verlandet ist und deshalb Moorcharakter aufweist. Wer eine Rundwanderung machen möchte, gelangt von der Lienzer Hütte binnen einer Stunde über den Wirtschaftsweg zurück zum Parkplatz. Entlang des Debantbachs zunächst vorbei an der Gaimberger Alm und der Hofalm führt die Wanderung durch eine abwechslungsreiche Almlandschaft, die von einer imposanten Bergkulisse eingerahmt wird. Schautafeln informieren unter anderem
che Tal beherbergt eines der rotwildreichsten Gebiete des Nationalparks Hohe Tauern. Doch auch in der Luft tut sich etwas. Neben Steinadlern lassen sich im Debanttal gelegentlich sogar Bartgeier beobachten. Felix und Kilian zum Beispiel, die im Zuge eines Artenschutzprojekts zur Wiederansiedelung des Bartgeiers im Alpenraum vor einigen Jahr im Debanttal ausgewildert wurden. Majestätische Greifvögel wie Bart-, Gänse- und Mönchsgeier oder Steinadler sind heute – ebenfalls durch die Wiederansiedlungsbemühungen – im Nationalpark Hohe Tauern wieder ein zunehmend vertrauter Anblick. So sind die Hohen Tauern das einzige Gebiet in Österreich, in dem im Sommer regelmäßig wildlebende Gänsegeier beobachtet werden können. Außerdem stellt das Nationalparkgebiet einen Kernlebensraum des Steinadlers dar, der als Wappentier der Alpen gilt. Kurzum: Im Debanttal lässt sich erfahren, welch hohen Erholungswert das Nebeneinander von Kultur- und Naturlandschaft im alpinen Raum haben kann. Marian_Kröll
44 KULTUR
© GANGHOFER MUSEUM
Ludwig Ganghofer schrieb und jagte beinahe 20 Jahre lang in der Leutasch.
Tirol_Magazin
Vor 100 Jahren machte man nicht nur wenige Tage Urlaub in der Fremde. Man begab sich für mehrere Wochen, wenn nicht Monate auf Sommerfrische. Die reine Tiroler Luft nutzten gerne auch kreative und kluge Geister wie Ludwig Ganghofer, die Dadaisten oder Sir Karl Popper zum Denken und Tun.
D
er deutsche Schriftsteller und Journalist Heinrich Heine hatte keine allzu hohe Meinung von Tirol und seinen Bewohnern: „Die Tiroler sind schön, heiter, ehrlich, brav und von unergründlicher Geistesbeschränktheit. Sie sind eine gesunde Menschenrasse, vielleicht weil sie zu dumm sind, um krank sein zu können.“ Andere hingegen wussten das Land und seine Bevölkerung durchaus zu schätzen, kamen oft und gerne und fanden hier auch eine kreative Heimat: Maler, Schriftsteller, Philosophen … E i n e r , d e r g a n z erpicht darauf war, sich im Sommer in Tirol niederzulassen,
war Ludwig Ganghofer: „Wen Gott liebt, den lässt er fallen in dieses Land.“ Konkret hatte es dem bayerischen Schriftsteller die Jagd im Gaistal in der Leutasch angetan. Am Gardasee erreichte ihn 1896 die frohe Kunde in Form eines Telegramms, dass er Jagdpächter werden könne. Von da an bewohnte Ganghofer fast 20 Jahre lang das Jagdhaus Hubertus bei der Tillfußalm, das noch heute steht. Anfangs tat er sich mit der Jagdpacht finanziell etwas schwer. Daher gründete er die Ganghofer-Gesellschaft, der auch Industrielle angehörten. Doch bald wurde er als Autor erfolgreich und konnte sie aus eigener Kraft bezahlen. Bücher wie „Das Schweigen im Walde“ oder „Der Edelweißkönig“ beruhten auf Erfahrungen, die er im Gaistal machte und die er dort auch – teilweise jedenfalls – niederschrieb. Iris Krug, Leiterin des Kulturhauses und Ganghofer Museums Leutasch, erzählt: „Er war sehr diszipliniert, was das Schreiben angeht.“ Sonst jedoch liebte es Ganghofer, im Jagdhaus zu feiern und seine Freunde einzuladen. Krug: „Das waren die, die man heute
45 KULTUR
SOMMERFRISCHE FÜR GEIST UND KÖRPER
46 KULTUR
„ER WAR EIN SUPER GASTGEBER UND DAS WAREN RAUSCHENDE FESTE.“ Iris Krug über Ludwig Ganghofer
in den Klatschspalten der Zeitungen finden würde, die Promis.“ Dazu gehörten Hugo von Hofmannsthal, Richard Strauss oder Ludwig Thoma – der übrigens oft mit dem Rad anreiste.
nelle in Frage stellte, dagegen rebellierte und es parodierte: der Dadaismus. Gegründet wurde er unter anderem von Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp und Tristan Tzara. Rasch verbreitere er sich auch in Deutschland und Frankreich. In den Jahren 1921 und 1922 wurde jedoch unversehens das damals völlig verschlafene Dorf Tarrenz Mittelpunkt des Dadaismus.
G a n g h o f e r liebte es, zu repräsen-
tieren und zu inszenieren. Beim Jagdhaus gab es eine Kegelbahn und einen Tennisplatz, die Gesellschaft wurde auch gern fotografiert. Kustodin Krug weiß zu berichten: „Er war ein super Gastgeber und das waren rauschende Feste. Das Bier kam aus dem Hofbräuhaus in München, der Wein aus Südtirol.“ Und das Wildbret schoss man natürlich selbst. Doch Ganghofer war gewissermaßen auch Talentescout. Er bestätigte Rainer Maria Rilke darin, bei der Schriftstellerei zu bleiben. Er gilt als Entdecker von Karl Valentin, dem bayerischen Paradekomiker. Mit den Leutaschern selbst hatte Ganghofer ein zwiespältiges Verhältnis. Man stritt und vertrug sich. Immerhin war er auch Arbeitgeber für Jagdgehilfen und Haushälterinnen. „Man kann die Leutascher aber auch verstehen. Viele waren sehr arm, die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war schwierig. Und dann sehen die, welche Feste die ‚Großkopferten‘ im Gaistal feiern“, sagt Iris Krug. Vor dem Weltkrieg reiste Ganghofer jedenfalls „etwas im Streit ab“ und kam nicht wieder. Er starb 1920 am Tegernsee.
Kulturhaus Ganghofermuseum Leutasch Kirchplatzl 154 6105 Leutasch Führungen auf Anfrage: 0676/6056184 www.leutasch.at
Ta r r e n z – Mittelpunkt des Dadaismus.
1916 war in der Schweiz als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg eine Kunstform entstanden, die alles KonventioTirol_Magazin
E i n e r , d e r s i c h 1918, angeekelt von der „großen Schweinerei dieses blödsinnigen Krieges“, der Bewegung angeschlossen hatte, war der Kölner Maler Max Ernst. Weil es sich, bedingt durch die Inflation, für Devisenausländer in Österreich gut leben ließ, verbrachte Ernst seinen Urlaub 1921 in Tarrenz. Ernst animierte namhafte Vertreter des Dadaismus, nach Tarrenz beziehungsweise Imst zu kommen. Im Laufe des Spätsommers und Herbstes trafen ein: Arp, Tzara mit seiner Partnerin Maya Chrusezs, Johannes Theodor Baargeld aus Köln und dessen Bruder Heini. Später folgten André Breton aus Paris mit seiner Frau und schließlich Anfang Oktober Paul Eluard – ebenfalls ein Pariser Dadaist mit seiner Frau Gala, die später die Frau von Salvador Dalí werden sollte. Man logierte im Gasthof Sonne oder in der Post in Imst. Die Stimmung, so schreibt die vergleichende Literaturwissenschaftlerin Iris Kathan vom Innsbrucker Brenner-Archiv, sei „ausgelassen und kreativ“ gewesen. Es entstanden neue Ausdrucksformen, mehrere Gemeinschaftsarbeiten und in Innsbruck wurde gar die achte und letzte Nummer der Zeitschrift DADA – das Tirol-Manifest – gedruckt, die in Tarrenz ausgearbeitet worden war.
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© POPPER ARCHIV KLAGENFURT
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KULTUR
A l s T r i s ta n T z a r a im Jahr dar-
auf versuchte, ein zweites Treffen in Tarrenz zu organisieren, schlug die Stimmung jedoch ins Gegenteil um. Die Teilnehmer aus den USA, Frankreich und Deutschland trafen sich nur selten. Stattdessen brachen private Konflikte auf. Ernst, der schon im Vorjahr eine Dreiecksbeziehung mit Paul Eluard und dessen Frau Gala gepflegt hatte, reiste im Juli aus Tarrenz ab, verließ in der Folge seine Frau Luise Straus-Ernst und zog nach Paris. Weil er kein Visum bekam, schickte Eluard ihm seinen eigenen Pass. B e i m Wa n d e r n l ä s s t es sich gut denken.
Die Dadaisten Tristan Tzara (oben) und Sophie Taeuber-Arp (unten) weilten in Tarrenz, Philosoh Karl Popper (links) am Achensee.
Wenig bekannt ist über den Aufenthalt des Philosophen Sir Karl Popper in Tirol. In Lexika finden sich meist kleine Einträge, dass er 1932 und 1934 am Achensee eines seiner bedeutendsten Werke, „Logik der Forschung“, geschrieben haben soll. Etwas Licht in die Sache bringt ein Projekt unter der Leitung von Christian Damböck, Privatdozent am Department für Philosophie der Universität Wien: „Carnap in Context II: (Dis)continuities.“ Im Herbst 2021 soll im Zuge dessen das edierte Tagebuch des deutschen Philosophen Rudolf Carnap herauskommen. In diesem finden sich auch Eintragungen zu gemeinsamen Urlaubstagen mit Karl Popper, der damals erst in den Anfängen seiner wissenschaftstheoretischen Überlegungen steckte und hauptberuflich noch Hauptschullehrer in Wien war. Allerdings nicht am Achensee, sondern im Ötztal. I m S o m m e r 1 9 3 2 urlaubte Rudolf
Carnap im Ötztal, Ende Juli stieß sein österreichischer Kollege Herbert Feigl dazu, am 3. August kam schließlich auch Karl Popper mit seiner Frau Josefine. Tags darauf vermerkte Carnap in seinem Tagebuch einen ersten Gedankenaustausch mit Popper. Übrigens wenig schmeichelhaft: „Er ist klar, Tirol_Magazin
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A K T U EL L E Neu b a u p r oj ek t e I
GEN FRE
UN 5 WOHN
Rudolf Carnap über Karl Popper
PURadies am Schlosspark aber redet viel und ermüdet dadurch.“ Bei der Diskussion ging es um jene Theorie, die Popper später in der „Logik der Forschung“ niederschreiben sollte: Man könne praktisch jede These aufstellen, sie müsse dann – falls sie falsch sein sollte – aber methodisch widerlegt werden können. Dies nannte er das „empirische Falsifikationsprinzip“. Über diese Theorie notierte Carnap kurz: „Falsifizierbarkeit als Kriterium. Empirische Sätze; daraus werden viele Konsequenzen gezogen; damit will er die wichtigsten philosophischen Probleme lösen.“ Eine Bewertung gab Carnap nicht ab. Die restlichen Tage waren dann anderen (philosophischen) Themen gewidmet, es blieb aber auch Zeit für ausgedehnte Wanderungen und Ausflüge. So unternahmen die Familien Feigl und Popper einen Ausflug nach Vent oder „zu den Gletschern“. Am 19. August vermerkte Carnap eine Bergtour, die die Gesellschaft wohl ziemlich ins Schwitzen brachte. So schrieb er in sein Tagebuch: „Dann führe ich einen sehr steilen Waldweg hinauf, Grat, zwischen Almrosen, links steile Schlucht. Alle stöhnen und haben Angst, wir müssten wieder hier hinunter. Auf mein Drängen doch bis oben: Schöne Kuppe vor dem Gamshorn [gemeint ist vermutlich aber der Gamskogel bei Längenfeld, Anm.]. Mittags Rast. Herrliche Aussicht.“ Am 21. August reisten Poppers schließlich zum Achensee ab. H e r b e r t F e i g l war es, der Popper zum Nieder-
schreiben seiner Theorie ermunterte, was nun am Achensee offenbar geschah. Poppers verweilten am Hof von Franz Jaud in Achenkirch. Ebenso im Jahr 1934 oder – wie Popper selbst in einer Notiz an den Tiroler Historiker Wolfgang Pfaundler Jahrzehnte später bemerkte – eher 1933. Im Jahr 1934 erschien jedenfalls die besagte „Logik der Forschung“ und brachte Popper den Durchbruch. Uwe_Schwinghammer
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KULTUR
„ER IST KLAR, ABER REDET VIEL UND ERMÜDET DADURCH.“
50 CULTURE
ENGLISH
English Summary
SUMMER RETREAT FOR MIND AND BODY
A hundred years ago, people spent more than a few days on a break abroad. They went on summer holidays for several weeks, if not months. Creative and clever minds also liked to use the pure Tyrolean air for their thoughts and activities.
lationship with the people of Leutasch. They argued and then made up. Ganghofer left “somewhat in dispute” before the beginning of the First World War and never returned. He died at Tegernsee in 1920. Ta r r e n z – centre of Dadaism.
This art form emerged in Switzerland in 1916 as a reaction to the First World War. Dadaism called everything conventional into question. It quickly spread to Germany and France as well. One of those who joined the movement in 1918 was the Cologne painter Max Ernst. He spent his holidays in Tarrenz in 1921 and encouraged well-known representatives of Dadaism to join him. Consequently, new forms of expression, several collaborative works and even the eighth and last number of the magazine DADA - the Tyrol Manifesto - were created there. Hiking is a good way t o r e f l e c t.
O
ne person who was very keen to settle down in Tyrol in the summer was Ludwig Ganghofer. The Bavarian writer was particularly fond of hunting in the Gaistal in Leutasch. In 1896 he became a hunting leaseholder and from then on stayed in the Hubertus hunting lodge near the Tillfußalm each summer for almost 20 years. The lodge still stands today. He wrote and celebrated lavish parties there. Ganghofer had an ambivalent re-
Little is known, however, about the philosopher Sir Karl Popper’s stay in Tyrol. In a diary kept by the German philosopher Rudolf Carnap, there are entries about holidays spent together with Popper, who was in the early stages of his scientific reflections at the time. Carnap spent his holidays in the Ötztal in the summer of 1932, was joined by his Austrian colleague Herbert Feigl at the end of July, and finally by Karl Popper and his wife Josefine on 03 August. They debated and they hiked. One discussion was about the theory that Popper would later write down in the “Logic of Research”.
Tirol_Magazin
51 NTS
Entspannte Kunden
Digitalisierung und Automatisierung sind die Zukunft und bieten Chancen über alle Branchen hinweg, auch für unsere Umwelt. Angetrieben von der Motivation „Relax, we care“ installiert und betreut das NTS-Team Lösungen im digitalen Raum, lässt aus IT-Produkten ganzheitliche Strategien erwachsen und übernimmt Verantwortung – für Kunden wie für Mitarbeiter.
ie Nähe zum Kunden steht für D NTS an erster Stelle, denn trotz Digitalisierung und Globalisierung ist der Kontakt vor Ort unerlässlich“, blickt Matthias Stigger, Territory Manager Tirol bei NTS Netzwerk Telekom Service AG, trotz Krisenzeiten positiv in die Zukunft. Seit mehr als elf Jahren ist NTS in Innsbruck vertreten und hat mit der Eröffnung des Standortes im Jahr 2009 klar bewiesen, dass sich Mut in Krisenzeiten durchaus bezahlt machen kann. D e r E r f o l g des Innsbrucker Teams
kann sich sehen lassen, ganz egal, ob es sich um den bewährten NTS-Teamspirit, das innovative Arbeitsumfeld oder das erfolgreiche wirtschaftliche Bestehen handelt. „Die Niederlassung in Tirol betreut aktuell hundert Kunden. Egal in welcher Branche, mit welcher IT-Lösung und mit welchem Auftragsvolumen, der Kunde ist bei uns König“, zeigt sich Stigger durchaus stolz und der Erfolg gibt ihm recht. Namhafte große wie kleinere Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen zählen zu den zufriedenen NTS-Kunden – immerhin hat das erfolgreiche IT-Unternehmen seit der Gründung der Innsbrucker Geschäftsstelle nicht einen einzigen Kunden verloren. „Der weltbekannte Energydrink-Riese Red Bull war einer der ersten NTS-Kunden“, ergänzt Stigger.
burg, Reutlingen und Bozen haben für das Jahr 2020 einen Bilanzumsatz von 142 Millionen Euro erwirtschaftet. Beim Reden kommen die Leut’ zamm.
Matthias Stigger, Territory Manager Tirol bei NTS Netzwerk Telekom Service AG
Relax, we care.
Bereits seit 1995 sorgt die NTS Netzwerk Telekom Service AG mit Hauptsitz im steirischen Raaba-Grambach für verlässliche Lösungen im IT-Systemintegrationsbereich, seit 2009 mit eigenem Standort in Innsbruck. Fokussiert wird dabei auf die Komponenten Network, Security, Collaboration, Cloud und Data Center. Dabei hat der IT-Dienstleister das Ziel, Geschäftsprozesse und Strategien der Kunden nicht nur effizient, sondern auch flexibel und rasch umzusetzen. Auffallend bei NTS sind zudem der überaus gute Zusammenhalt und die geringe Mitarbeiterfluktuation. Rund 420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Standorten Graz, Klagenfurt, Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, Dornbirn, Friedrichshafen, Rosenheim, Leipzig, Augs-
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / FOTOS: PHOTOWORKERS.AT, KATHARINA SCHIFFL
NTS setzt ein Zeichen für die Bedeutung des IT-Sektors in der Region Tirol und übernimmt digitale Verantwortung für seine Kunden sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Um ein Beispiel zu geben: Bereits neun Mal veranstaltete NTS das traditionelle „7 IT Forum“ im Congresspark in Igls bei Innsbruck, bei dem sich das Who is who der IT-Welt aus Westösterreich, der Schweiz, Liechtenstein, Süddeutschland und Südtirol jährlich trifft. Heuer wird das Forum im November stattfinden und ein weiteres Mal dem Motto „Beim Reden kommen die Leut’ zamm“ gerecht werden. Aber auch virtuelle Eventreihen wie „Boxenstopp“ und „Expert Talk“ wurden ins Leben gerufen, um thematisch auf die aktuellen Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Mit virtuellen Meetings und Events setzt NTS seit Jahren ein Zeichen gegen erhöhte CO2-Emissionen und für ein starkes Umweltbewusstsein. „Damit beweist NTS, dass es eigentlich leicht möglich ist, moderne Kommunikationstechnologien im Sinne unserer Umwelt in der Berufswelt optimal einzusetzen“, so Stigger. www.nts.eu
52 KULTUR
FLAMINGOS MIT HÖRNERN
© HANNO MACKOWITZ
Wo die Natur gepflegt wird, wächst mitunter auch das Bewusstsein für Baukultur: Ein Besuch in Tiroler Naturparkregionen, die auch für Architekturliebhaber etwas zu bieten haben.
Tirol_Magazin
53 KULTUR
Das Natur- und Kulturpanorama Gacher Blick ist ein Bindeglied von Geschichte, Kultur und Natur. Realisiert hat das Projekt mit dem atemberaubenden Blick das Kollektiv Columbosnext gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro Giencke Mattelig.
54 KULTUR
GEHT ES UM NEUE ARCHITEKTUR IN DEN ALPEN, ZIEHEN SPEKTAKULÄRE PROJEKTE IM HOCHGEBIRGE DIE GRÖSSTE AUFMERKSAMKEIT AUF SICH. DAS KOMMT NICHT VON UNGEFÄHR.
D
rei jung gebliebene Damen aus dem Pitztal zeigen dorthin, wo sich im Frühjahr gern die alten Böcke sonnen: Es ist ein schroffer Felshang über der Ortschaft St. Leonhard. Im Sommer zieht es allerdings auch die Senioren unter den Kletterkünstlern wieder in höhere Lagen und man braucht eine gute Kondition und eine Portion Glück, um sie in freier Wildbahn beobachten zu können. Besser stehen die Chancen auf der anderen Talseite, wo vor kurzem eine kleine Alpensteinbock-Population ihr Revier bezogen hat. Das großzügige, durch Wanderwege erschlossene Freigehege gehört zum Tiroler Steinbockzentrum St. Leonhard, in dem die Natur- und Kulturgeschichte des Tales vermittelt wird. Seit seiner Eröffnung 2020 lockt es aber auch Architekturliebhaber in die Gegend. Dem Steinbock eine Festung.
Wer taleinwärts Richtung St. Leonhard fährt, dem sticht schon von weitem eine markante rote Burg ins Auge, die rund hundert Meter über dem Talboden thront. Es ist die ideale Festung für den König der Alpen: Ein turmartiges Gebäude aus rötlich gefärbtem Beton, das sowohl das eisenhaltige Gebirge der Gegend als auch die schroffen Gipfel des umliegenden Alpenpanoramas widerspiegelt – und sich gleichzeitig
Tiroler Naturparks Fünf Naturparkregionen gibt es in Tirol, zusammen haben sie eine Fläche von 171.000 Hektar. Naturpark Karwendel: Gegründet 2009, bereits seit 1928 als Naturschutzgebiet ausgewiesen; umfasst mit einer Fläche von 72.700 ha beinahe das gesamte Karwendelmassiv und ist damit der größte Naturpark Österreichs.
Architektonische Highlights: Naturparkhaus Hinterriß (Noldin & Noldin), Naturpark-Infozentrum Scharnitz (Benedikt Gratl).
Naturpark Kaunergrat: Gegründet 2003, Fläche 5.332 ha, erstreckt sich vertikal über 3.000 Höhenmeter und drei Täler (Inntal, Pitztal, Kaunertal). Architektonische Highlights: Tiroler Steinbockzentrum in St. Leonhard im Pitztal (ARGE Köberl Kröss), Aussichtsplattform „Gacher Blick“ (Columbosnext mit Landschaftsarchitekturbüro Giencke Mattelig), Naturparkhaus Kaunergrat.
Tirol_Magazin
selbstbewusst davon abhebt. Mit ihrem Entwurf für das Steinbockzentrum wollten die Architekten Daniela Kröss und Rainer Köberl auch dem Charakter des majestätischen Alpenbewohners mit seinen mächtigen Hörnern gerecht werden. „Ein Gebäude ganz leicht und luftig hätte dem widersprochen“, sagen sie, denn: „Ein Steinbock ist kein Flamingo.“ E r wa r i m P i t z ta l noch vor rund
70 Jahren aber genauso selten wie ein Flamingo, sprich: nicht mehr vorhanden. Fleisch und Fell, aber vor allem das wertvolle Horn, das als Aphrodisiakum galt, hatten die Tiere einst zu einem so begehrten Jagdwild gemacht, dass sie hierzulande Anfang des 19. Jahrhunderts als ausgerottet galten. Erst in den 1950er-Jahren gelang die Wiederansiedlung. Heute lebt im Pitztal und im benachbarten Kaunertal die größte Alpensteinbock-Population der Ostalpen. G e h t e s u m n e u e Architektur in den
Alpen, ziehen spektakuläre Projekte im Hochgebirge die größte Aufmerksamkeit auf sich. Das kommt nicht von ungefähr: Dass der Mensch überhaupt je auf die verrückte Idee gekommen ist, in so unwirtlichen und zugleich hochsensiblen Regionen zu bauen, ist eine Faszination für sich. Die technischen Meisterleistungen, die heute vollbracht werden, um in extremen Höhenlagen Schutzhütten oder
55 KULTUR
© LUKAS SCHALLER, THOMAS SCHROTT
Die Erzählungen über den Steinbock im Alpenraum sind eng mit der Gemeinde St. Leonhard verbunden. Heute, rund 70 Jahre nach der erfolgreichen Wiederansiedlung des Steinbocks im Pitztal, widmet sich das „Haus am Schrofen“ der Architekten Daniela Kröss und Rainer Köberl als Besucherzentrum dem spannenden Thema. Das Steinbockzentrum ist die ideale Festung für den König der Alpen.
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Q u a l i tät h ä lt E i n z u g am Berg.
Das Bewusstsein für baukünstlerische Qualität ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen, Architekturwettbewerbe haben dazu beigetragen. Und nicht nur im hochalpinen Gelände tut sich weitab von Lederhosen-Ästhetik und Chalet-Kitsch etwas, sondern auch ein, zwei „Stockwerke“ darunter. Das aus einem geladenen Wettbewerb hervorgegangene Pitztaler Steinbockzentrum ist ein gutes Beispiel dafür: „Haus am Schrofen“ haben die Architekten es getauft. Am gleichnamigen Steilhang steht in unmittelbarer Nachbarschaft der denkmalgeschützte Schrofenhof, einer der ältesten Höfe des Pitztales. Der Neubau entstand auf dem Areal des einst zum Hof gehörigen, abgebrochenen Stadels und nimmt durch entsprechend behandelte Betonfertigteile an der Fassade dessen grobe Holzstruktur zum Teil wieder auf. E i n f ü n f e c k i g e r Grundriss verleiht
dem in den Hang gesetzten Turm sein kantiges, von jeder Seite andersartiges Gesicht. Ebenerdig öffnet sich eine zirbengetäfelte, moderne Stube zu einem großen Gastgarten, der Eingang zum Museum befindet sich im Erdgeschoß, von dort aus bewegt man sich aufwärts durch die Ausstellung. „Die Ausstellung über die Steinböcke liegt auf dem Weg zu den Steinböcken.“ Dieser Grundidee folgend haben die Architekten viel Wert auf die Wegführung und die Verbindung mit dem Außengelände gelegt. Sie erfolgt über einen Steg aus rotem
Stahl, der von ganz oben die Brücke zurück in die Landschaft schlägt. D a s S t e i n b o c k z e n t r u m in St. Le-
onhard ist das jüngste Vorzeigeprojekt des Naturparks Kaunergrat, der sich über das Gebiet von neun Gemeinden aus dem Pitztal, Kaunertal und dem Inntal erstreckt. Insgesamt gibt es in Tirol fünf Naturparkregionen, Natur- und Landschaftsschutz, aber auch nachhaltige Regionalentwicklung gehören zu ihren wichtigsten Zielen. Und an immer mehr Beispielen zeigt sich, wie gut sich diese Ziele mit architektonischer Qualität vertragen.
© F. STRAUBINGER, NP-ARCHIV
KULTUR
Bergstationen zu errichten, sind kaum weniger faszinierend. Doch es geht längst auch um die Frage, wie zeitgemäße und funktionale Architektur in den Alpen aussehen kann, welcher Formensprache sie sich bedient, wie sie sich zur Landschaft und zu traditionellen Materialien und Bauweisen verhält.
Wie eine Skulptur in der L a n d s c h a f t.
Naturpark-Infozentrum Scharnitz und Naturparkhaus Hinterriß
Tiroler Naturparks Naturpark Ötztal: Besteht seit dem Jahr 2006 und erstreckt sich über eine Fläche von fast 51.000 ha. Architektonisches Highlight: Naturparkhaus in Längenfeld (Architektur: Hanno Schlögl)
Naturpark Lech: Gegründet 2004, Fläche 4.138 ha. Architektonisches Highlight: Naturparkhaus Klimmbrücke Elmen (Walch und Partner).
Naturpark Zillertaler Alpen: Gegründet 2001, Fläche 42.170 ha, das NP-Haus wird aktuell erweitert (Gerhard WalterCasaNuova).
Wobei auf einer Fahrt ins Ötztal diesbezüglich zunächst eher die Problemfälle, nämlich Zersiedelung und gesichtslose Tourismusbauten, auffallen. Umso mehr zieht jener langgestreckte, eingeschoßige Bau in den Bann, der sich in Längenfeld eng an einen Felshang schmiegt. Das von Hanno Schlögl entworfene, 2019 eröffnete Naturparkhaus Längenfeld wirkt wie eine sanft in die Landschaft gelegte, abstrakte Skulptur, auf deren leicht nach vorne geneigtem Pultdach Bienenweiden sprießen, während aus einer geometrischen Scharte ein Wasserfall sprudelt. Der speziell bearbeitete Sichtbeton spielt mit Bezügen zu Fels und Holz, unterschiedliche Einschnitte in der Fassade dienen als Fensteröffnungen, eine quergestellte, mit drei Schlitzen versehene Wand markiert den Eingangsbereich zu diesem präzise gestalteten Form- und Raumwunder, das im Inneren auf knapp 300 Quadratmetern eine Ausstellung zur Ötztaler Naturvielfalt beherbergt. E i n m o d e r n e s Besucher- und Aus-
stellungszentrum ist mit dem Naturparkhaus Hinterriß bereits 2009 auch im Naturpark Karwendel entstanden. Tirol_Magazin
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58 KULTUR © GÜNTER R. WETT
Durch einen kleinen Bach und eine Blumenwiese von der Ötztaler Bundesstraße getrennt, steht das vom Innsbrucker Architekten Hanno Schlögl entworfene Naturparkhaus Längenfeld. Gestaltet als „Große Liegende“ aus Sichtbeton.
Tirol_Magazin
Z u r ü c k i m N at u r pa r k Kaunergrat
zeigt sich, dass es Sinn macht, den Architekten auch die Innengestaltung anzuvertrauen, was in Längenfeld leider nicht der Fall war. Im St. Leonharder Steinbockzentrum konnte die ARGE Köberl Kröss, die mit diesem Projekt für den Mies-van-der-RoheAward 2022 nominiert ist, ihr klares, reduziertes Gestaltungskonzept auch inwendig fortsetzen. Man erfährt dort übrigens nicht nur einiges über den Steinbock, sondern auch über die Kulturgeschichte und insbesondere die frühen Fotografen des Pitztales. Die hätten vermutlich auch mit der Aussichtsplattform „Gacher Blick“ am Kaunergrat ihre Freude gehabt. Der Name ist Programm: „Gach“ bedeutet so viel „schnell“ oder „plötzlich“, im Tiroler Oberland wird der Begriff auch für „steil“ verwendet. Vom auf 1.559 Metern gelegenen Piller Sattel, der Schnittstelle zwischen Kaunertal, Pitztal und Inntal, eröffnet sich ein spektakulärer Blick bis an die Grenzen Tirols, das Gelände fällt schwindeler-
regend steil ins Inntal ab. Das Kollektiv Columbosnext hat hier gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro Giencke Mattelig vor einigen Jahren das Natur- und Kulturpanorama „Gacher Blick“ realisiert. Kein Gebäude, sondern ein fast schon grafisch anmutendes Implantat in die Landschaft, das mit viel Bewusstsein für schöne Einund Ausblicke durch sie hindurchführt: Spannende Perspektiven eröffnen sich jedenfalls schon auf dem barrierefreien Steig, der in spitzen Kehren vom
59
Parkplatz weg in Richtung Abgrund führt und in eine mit Cortenstahl-Flanken eingefasste Brücke mündet. Von weitem erinnert dieser Steg an einen über die Senke gelegten Baumstamm, wird aber von einer V-Stütze aus Beton gehalten. Und führt weiter auf die freischwebende Aussichtsplattform, die mit ihrem Boden und Geländer aus Gitterrost bei so manchem Schnappatmung auslösen dürfte. Das atemberaubende Panorama, das sich hier eröffnet, tut das sowieso. Ivona_Jelčić
IHR GOLDSCHMIED SEIT 1764
Rund um den von Noldin & Noldin geplanten, auf schwarze Sockel gelegten Quader aus Beton gab es damals reichlich Diskussionen. Anders war das in Scharnitz, wo seit 2020 ein weiteres Infozentrum des Naturparks Karwendel steht. Der von Benedikt Gratl entworfene Holzbau ragt wie ein eckiges Fernrohr in die Landschaft hinaus.
KULTUR
DIE TECHNISCHEN MEISTERLEISTUNGEN, DIE HEUTE VOLLBRACHT WERDEN, UM IN EXTREMEN HÖHENLAGEN SCHUTZHÜTTEN ODER BERGSTATIONEN ZU ERRICHTEN, SIND EIN FASZINOSUM.
www.norz.gold | Maria-Theresien-Staße 8 | Innsbruck
60 CULTURE
ENGLISH
English Summary
BUILDING IN THE MOUNTAINS
Wherever the land has been cultivated, it is accompanied by an increasing awareness of architectural design: a visit to Tyrolean Nature Park regions that also have something to offer architecture lovers.
S
pectacular projects in the high mountains attract the most attention when it comes to new architecture in the Alps. This is no coincidence: people find it fascinating that man has come up with the daft concept of building in such inhospitable and at the same time highly sensitive regions. The technical feats that are accomplished today to build mountain refuges or shelters at extreme altitudes are no less intriguing. T h e awa r e n e s s of architectural quality has increa-
sed in recent decades, and architectural competitions have contributed to this. The Pitztal Ibex Centre in St. Leonhard, which emerged from an invitational competition, is a good example of this: the architects Daniela Kröss and Rainer Köberl have christened it “Haus am Schrofen”. The Längenfeld Nature Park House, designed by Hanno Schlögl in 2019, also shows how well nature and landscape conservation can be combined with architectural quality. The Hinterriß Nature Park
House, a modern visitor and exhibition centre, was also built in 2009 in the Karwendel Nature Park. There was plenty of discussion at the time about the concrete cuboid on a black base planned by Noldin & Noldin. Things were different in Scharnitz, where another Karwendel Nature Park information centre has been standing since 2020. The wooden building designed by Benedikt Gratl juts out into the landscape like an angular telescope. The “Gacher Blick” viewing platform on the Kaunergrat ridge also met with prompt approval. The name says it all: “Gach” means “fast” or “sudden”; in the Tyrolean Oberland, the term is also used for “steep”. From the Piller Sattel at 1,559 metres, the junction of the Kaunertal, Pitzal and Inntal valleys, a spectacular view extends all the way to the borders of Tyrol, the terrain dropping away precipitously into the Inntal valley. The Columbosnext collective created the “Gacher Blick” nature and culture panorama here a few years ago together with the landscape architecture firm Giencke Mattelig.
Tirol_Magazin
61 TIROL SHOP
Nachhaltigkeit ist „in“
irol ist der Inbegriff von machtvoller Bergwelt – die Natur und der alpine Lebensstil sind fest in der DNA des Landes verankert. Fest verankert ist auch der achtsame Umgang mit Ressourcen im Tirol Shop – dies beginnt bei der bewussten Auswahl der Partner und Produzenten und hört bei der Ausstattung der Geschäftsräume mit heimischen Materialien noch lange nicht auf. Das Motto lautet: „Jeden Tag ein kleines bisschen besser zu werden.“ So entsteht beispielsweise das gesamte Sortiment der Traditionslinie ausschließlich in Zusammenarbeit mit heimischen Designern und Herstellern, und die Frühjahrs-/Sommerkollektion stammt heuer erstmals komplett aus nachhaltiger Produktion.
T
D i e C a p s u l e - K o l l e k t i o n vom österreichischen Modelabel Erdbär x Tirol Shop mit coolen Shirts und ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
Sweatern aus klimaneutraler und fairer Herstellung begeistert umweltbewusste Trendsetter, während Liebhaber traditioneller Mode mit den Slow-Fashion-Lieblingsstücken der Tiroler Traditionsmanufaktur Stapf voll auf ihre Kosten kommen. w w w. t i r o l s h o p. c o m
Tirol Shops Innsbruck Maria-Theresien-Str. 55 6020 Innsbruck Mo.–Fr. von 08.00 bis 18.00 Uhr Sa. von 09.00 bis 13.00 Uhr Burggraben 3 6020 Innsbruck Mo.–Fr. von 10.00 bis 18.00 Uhr Sa. von 10.00 bis 17.00 Uhr
62 KULTUR
Das Hören sehen
Das AUDIOVERSUM Science Center in Innsbruck ist eine spannende interaktive Erlebniswelt und das Kompetenzzentrum für akustisches Erzählen.
m AUDIOVERSUM gibt es für jedes Alter viel zu sehen und vor allem zu HÖREN. Warum der menschliche Gehörsinn so besonders ist, wird nicht nur von der wissenschaftlichen oder technischen Seite beleuchtet, sondern zu einem kreativen Erlebnis inszeniert. Die Ausstellungen, die präsentierte Kunst und die Produkte im Museumsshop sind im AUDIOVERSUM hörbar. Mit wechselnden Sonderausstellungen unter den Rubriken GEHÖRT GEWUSST und GEHÖRT GESEHEN ist ein Besuch der akustischen Erlebniswelt immer wieder neu zu erleben.
I
Reinhören.
Jeder Besucher erhält zum Eintrittsticket eine Karte mit QR-Code. Durch Scannen mit dem eigenen Smartphone kann man sich durch ausgewählte Ausstellungen „hören“. Eigene Airpods oder Ähnliches können gerne mitgebracht oder an der Kasse geliehen werden. Den Anfang der „hörbaren“ Ausstellung macht die Sonderausstellung „Wir hören Vinyl – das Schöne an der schwarzen Scheibe“, in der die verschiedenen Aspekte der Kunstform Cover zwischen Musik und optischer Gestaltung beleuchtet werden. Audioversum für zuhause.
Der innovative AUDIOVERSUM-Podcast richtet sich an alle hörbegeisterten Menschen, die verschiedene
Hörerfahrungen machen und sich dem Hörgenuss hingeben wollen. Über sämtliche Streamingdienste kann man sich das interaktive Museum auch nach Hause holen. V e r t o n t e S ta d t f ü h r u n g .
Als Kompetenzzentrum für akustisches Erzählen wird das AUDIOVERSUM künftig auch als Partner für eine vertonte Stadtführung in Innsbruck zu hören sein. Die App „Anpruggen entdecken“ führt durch 20 spezielle Orte im Stadtteil Anpruggen, dem ältesten Stadtteil Innsbrucks. Bisher sind diese spannenden Fakten und Geschichten rund um den Stadtteil nur nachzulesen. Künftig wird die App vom AUDIOVERSUM vertont, damit sich die Nutzer voll und ganz auf das Sehen und Erleben konzentrieren und sich die historischen Geschichten ganz entspannt anhören können. Gemeinsam. Hören. Erleben.
Kooperationspartner des AUDIOVERSUM ist der Musiker, Komponist und Kommunikationswissenschaftler Peter Kollreider. Eine Zusammenarbeit zwischen seiner Audio-Produktionsfirma HŒRWINKEL und dem AUDIOVERSUM war naheliegend, nachdem sich beide den Themen „Hören und Erzählen mit Klängen“ verschrieben haben. ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / FOTOS: AUDIOVERSUM
Zuhören fördert die Vorstellungskraft Julia Sparber-Ablinger, Head of AUDIOVERSUM, gibt Einblicke, wie Storytelling im AUDIOVERSUM genutzt wird und Peter Kollreider erzählt, was am „Hören“ so faszinierend ist. Peter, warum hast Du das „Hören“ zu Deinem Beruf gemacht? P e t e r K o l l r e i d e r : Mich
hat schon immer fasziniert, wie sehr unsere Kultur über den Sehsinn geprägt ist. Lernen, unterhalten, entspannen, informieren. Wir verbinden alles ganz stark mit den Augen. Je mehr ich mich in die Welt hineingehört habe, desto interessanter ist die Alternative mit den Ohren geworden. Als ich dann begonnen habe, mit Klängen und gesprochenem Wort zu erzählen, war der weitere Weg vorgezeichnet. Der Zugang über das Hören ist offen, vielseitig und kann gleichzeitig so kräftig sein. Das hat mich begeistert und inspiriert.
Wenn wir an Podcasts, Hörbücher etc. denken: Würdest Du sagen, der Trend geht hin zum „Erzählen mit Klängen“? P e t e r K o l l r e i d e r :
Unsere Alltagsrealität führt uns tatsächlich immer mehr zum Hören. Wir tragen den ganzen Tag kleine Abspielgeräte mit uns herum und sind ständig mit dem Internet verbunden. Deshalb können wir überall Medieninhalte abrufen. Wenn wir sehend konsumieren, schränkt das unsere Bewegungsfähigkeit ein. Hören können wir auch beim Gehen und bei anderen Tätigkeiten, die wir den ganzen Tag so machen.
Warum glaubst Du, dass das Thema „Hören“ so einen Boom erlebt? Liegt es an der Faulheit der Menschen, zu lesen? J u l i a S pa r b e r -
A b l i n g e r : Ich würde es nicht Faulheit nennen, der Boom kommt vielmehr aus einer Überbeanspruchung. Wir bekommen unzählige Mails, chatten, tippen Kurznachrichten und müssen unheimlich viel
Julia Sparber-Ablinger, Head of AUDIOVERSUM, und Peter Kollreider, Betreiber des HŒRWINKELS
lesen. Dabei bekommen wir doch lieber gute Geschichten erzählt. Die großen Klassiker der Literatur höre ich lieber als Hörbuch im Auto. Interviews sind als Podcast wesentlich interessanter und der Audioguide in einer Kunstausstellung ist im Gegensatz zum schweren Katalog ein leichtfüßiger Begleiter. Zuhören generiert Erinnerung, fördert die Vorstellungskraft und demnach auch das Lernen. Deshalb ist das Hören der unterschätzte, aber so wichtige Sinn für den Menschen. Wie nutzt das Audioversum die neuen Trends für sich? J u l i a S pa r b e r - A b l i n g e r : Mit
Storytelling! Wir vermitteln komplexes Wissen in Form von Geschichten. Die Dramaturgie im Museum folgt der Kombination aus narrativen Elementen mit visuellen, interaktiven Exponaten. So vermitteln wir Interessantes über das Gehör, erzählen von Echos und akustischen Phänomenen auf unterhaltsame Art und Weise.
63 AUDIOVERSUM
Interview
64 KULTUR
PIONIERINNEN MIT DER KAMERA Tirol_Magazin
D
ie „Wiener Hausfrau“, Wochenschrift für Hauswirtschaft, Mode, Handarbeiten und Unterhaltung, hatte in ihrer Ausgabe vom 28. Juli 1907 eine Empfehlung für ihre Leserinnen parat: „Ein Beruf, der den Vorzug hat, ohne große Unkosten ausgeführt werden zu können, ist der einer Wander-Photographin“, stand in dem Blatt zu lesen. Der Artikel verwies auch auf allerlei praktische Nebenerwerbsquellen, zum Beispiel durch den „Unterricht für Amateurphotographen“ und den „Verkauf von photographischen Artikeln“.
© SCHÖPF/THÖNI
D a s s d a s n o c h j u n g e Medium der
Adalbert Kotter, Pächter des Brandenburger Hauses, mit Touristinnen und Hilfsführer um 1910 vor dem Brandenburger Haus.
Fotografie für Frauen eine Möglichkeit darstellte, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, hatten die Pionierinnen auf diesem Gebiet freilich schon Jahrzehnte zuvor erkannt. Auch darüber geben historische Zeitungen Auskunft: So bot etwa im Mai 1855 eine gewisse Elise Brosy – Daguerreotypistin aus Venedig – per Annonce in den „Innsbrucker Nachrichten“ ihre Dienste an: Sie fertige „Bilder in allen beliebigen Größen, schwarz, so wie colorirt“ an und sei im „weißen Kreuz, 3. Stock, Zimmer Nr. 6“ anzutreffen, hieß es darin.
65 KULTUR
Wie sechs Schwestern aus dem Pitztal im 19. Jahrhundert zu Wanderfotografinnen wurden und bis nach Russland und in die Türkei gereist sind. Die Geschichte der Fotografinnendynastie Lentsch.
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© SCHÖPF/NIGG
KULTUR
© SAMMLUNG WILLI PECHTL, ARCHIV BEATO BARNAY
Ein Alpinistenpaar in der Gasillschlucht und zwei alte Frauen in St. Leonhard.
Arbeiterpartie bei der Saisonarbeit in Bayern. Anna Katharina Back, geborene Lentsch (1827–1893), Daguerreotypistin und Fotografin.
Tirol_Magazin
1 8 3 9 h a t t e d e r französische Maler und Erfinder Louis Daguerre eine neue, revolutionäre Technik der fotografischen Bildherstellung vorgestellt, bei der versilberte Kupferplatten mittels Joddampf lichtempfindlich gemacht wurden. Die Daguerreotypie, eine Frühform der Fotografie, verbreitete sich wie ein Lauffeuer, vor allem Porträtaufnahmen weckten bei der Kundschaft großes Interesse, auch in der Tiroler Presse wurde eifrig Reklame dafür gemacht. Insgesamt gab es natürlich auch hierzulande weitaus mehr Männer als Frauen unter den frühen Fotografen. Umso bemerkenswerter ist die Geschichte einiger Bauernmädchen aus dem Tiroler Pitztal, die im 19. Jahrhundert als Wanderfotografinnen durch halb Europa und sogar bis nach Russland und in die Türkei gereist sind. D i e u n g e w ö h n l i c h e Karriere
der Schwestern Lentsch begann eigentlich aus der Not heraus: Ihr Vater, der Pitztaler Bauer und Viehhändler Benedikt Lentsch, starb früh und hinterließ zwölf Kinder, seine Witwe konnte den Hof allein kaum halten, Tochter Barbara ging nach Innsbruck, um als Zimmermädchen in einem Gasthof etwas dazuzuverdienen. Sie machte dort die Bekanntschaft eines Fotografen und beschloss, dieses Handwerk selbst zu erlernen. Zusammen mit ihrer Schwester Katharina machte sich Barbara also auf den beschwerlichen Weg nach Wien. Das fotografische Rüstzeug, das die beiden dort bei einem Fotografen erwarben, gaben sie später an die übrigen Geschwister weiter. Die Mädchen blieben die treibenden Kräften der Lichtbildner-Dynastie Lentsch: Sechs von ihnen reisten jahrelang fotografierend durch Europa, der jüngste Bruder Anton eröffnete nach Lehrjahren in Paris und München in Salzburg sein eigenes Fotoatelier.
67 Was die Lentsch-Schwestern auf ihren Reisen erlebt haben, ist nur bruchstückhaft überliefert, auch die meisten der von ihnen angefertigten Daguerreotypien dürften die Zeit nicht überdauert haben. Denn es handelte sich dabei um empfindliche Kostbarkeiten. Im Atelier von Willi Pechtl in Strad bei Tarrenz bekommt man einen Eindruck davon: Aus mit Samt ausgekleideten Etuis und Messing-Passepartouts heraus schauen einen ernste Gesichter an. Fotografiert zu werden, war eine bedeutsame Angelegenheit und angesichts langer Belichtungszeiten auch eine Geduldsprobe. Dafür
„FOTOGRAFIE WAR DAMALS EIN FREIER BERUF UND DIESE CHANCE HABEN DIESE MUTIGEN FRAUEN ERGRIFFEN.“ Willi Pechtl
wurden die Krägen gestärkt, die Bärte gezwirbelt und feierliche Mienen aufgesetzt.
KULTUR
B e wa h r e r a lt e r Fotografien.
P e c h t l , 1 9 5 1 im Pitztal geboren,
ist Künstler, Autor, Ausstellungsmacher und vor allem ein Experte für die Geschichte der Fotografie im alpinen Raum. Seit Jahrzehnten sammelt und bewahrt er Zeugnisse davon, hat unzählige historische Glasnegative vor der Vernichtung bewahrt – und kriegt rückblickend immer noch die Krise, wenn er daran denkt, wie vieles trotzdem auf dem Müll gelandet oder durch schlechte Lagerung und unsachgemäßen Transport fahrlässig zerstört worden ist. „Seinerzeit hat sich niemand dafür interessiert, was da noch alles
DAMIT EINEM DIE SONNE KEINEN STRICH DURCH DIE RECHNUNG MACHT ... ... empfehle ich einen Besuch in der Fachdrogerie – bei uns bekommen Sie eine perfekte Beratung und tolle Tipps. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Ihre FachdrogistInnen
Andrea Gschwenter Ihre Andrea Gschwenter
68 KULTUR
WAS DIE LENTSCH-SCHWESTERN AUF IHREN REISEN ERLEBT HABEN, IST NUR BRUCHSTÜCKHAFT ÜBERLIEFERT, AUCH DIE MEISTEN DER VON IHNEN ANGEFERTIGTEN DAGUERREOTYPIEN DÜRFTEN DIE ZEIT NICHT ÜBERDAUERT HABEN.
auf Dachböden und in Scheunen lagert“, erzählt er. Er selbst sei „familiär vorbelastet“, was die Faszination für die Fotografie betrifft: „Mein Vater hat auch schon fotografiert. Er hat mit seiner Rolleicord schöne Aufnahmen vom Pitztal gemacht, die auch als Postkarten vertrieben wurden, um Urlauber anzulocken.“ D e r S o h n s t u d i e r t e an der Wiener
Angewandten bei Oswald Oberhuber, arbeitete als Grafiker, Plakatgestalter, Keramikkünstler, Zeichner und Fotograf, pflegte intensiven Kontakt zum deutschen Künstler Jörg Immendorff und begann Anfang der 1980er-Jahre Bildnerische Erziehung im Gymnasium in Imst zu unterrichten. Daneben hat Pechtl zahlreiche Bücher zur Fotografie- und Alltagsgeschichte herausgegeben, Ausstellungen organisiert und ist bis heute auch als Dokumentarfilmer tätig. Chronisten des kargen Lebens.
„Wanderjahre. Ein Beitrag zur Geschichte der Fotografie im alpinen Raum“ heißt seine jüngste Publikation, in der auch die Geschichte der Lentsch-Schwestern erzählt wird. „Fotografie war damals ein freier Beruf und diese Chance haben diese mutigen Frauen ergriffen“, sagt Pechtl. Ihn selbst haben während seiner jah-
Zur Person Willi Pechtl, geboren 1951, ist Künstler, Autor und Ausstellungsmacher und lebt in Strad bei Tarrenz. Pechtl besuchte die Glasfachschule in Kramsach und studierte später an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Über die Entwicklung der Fotografie und das Alltagsleben im alpinen Raum hat er zahlreiche Bücher veröffentlicht, zuletzt: „Wanderjahre. Ein Beitrag zur Geschichte der Fotografie im alpinen Raum“, Studia Verlag, Innsbruck 2019, 300 Seiten, 39 Euro. Ebenfalls im Studia Verlag erschienen: „Im Tal leben. Das Pitztal längs und quer“, 2015.
Tirol_Magazin
relangen Recherchen stets auch die interessiert, die in den Tälern geblieben und im späten 19. Jahrhundert zu Bildchronisten des kargen Lebens im Hochgebirge sowie des aufkeimenden Tourismus geworden sind. Ignaz Falch und Josef Schöpf gehören zu diesen frühen Arbeiter- und Bauernfotografen. Ihre Bilder sind von erstaunlich hoher künstlerischer und technischer Qualität, man sieht darauf Holzarbeiterpartien und umherziehende Pfannenflicker, adrette Alpinistenpaare, Touristinnen mit langen Röcken, Bergführer mit Gästen vor einem mächtigen Gletscherbruch, Wanderer mit Hut und Pfeife, Seilschaften, Wilderer, die sich als Bergführer ausgaben, sogar die vermutlich ersten Radfahrer des Pitztales – Schöpf selbst gehörte zu ihnen und baute sich seine Fahrräder auf dem heimatlichen Schrofenhof zusammen. Dass es um 1900 auch Adolf Miethe, einen deutschen Pionier im Bereich der Fototechnik, ins Pitztal verschlagen hat, dürfte die hiesigen Fotografen gefreut haben. Und es ist jedenfalls anzunehmen, dass sich Schöpf bei Miethe Anregungen geholt hat. U m d i e f r ü h e Fotografie im alpinen
Raum geht es auch in der Ausstellung im neuen Steinbockzentrum in St. Leonhard im Pitztal. Willi Pechtl hat dazu Wesentliches beigetragen. Man begegnet dort unter anderem den Geschwistern Lentsch, deren Weg letztendlich nach Vorarlberg geführt hat, zumindest
KULTUR
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© SAMMLUNG PECHTL
was die Nachkommen von Katharina Lentsch, spätere Back, betrifft: Diese hatte sich nach Jahren der Wanderschaft im deutschen Sigmaringen niedergelassen und betrieb dort ein Atelier. Auch ihre Tochter Ida wurde Fotografin, heiratete später den Bregenzer Fotografen Wilhelm Lau und nach dessen frühem Tod Carl Risch, mit dem sie ab 1896 das florierende Fotoatelier Risch-Lau in Bregenz betrieb. Katharina Lentsch war ihrer Tochter nach Vorarlberg gefolgt und starb dort 1893. Jahre zuvor war sie mit ihren Kindern noch einmal in die Pitztaler Heimat gereist, wie sich Ida später erinnerte: „Wir erlebten zum ersten Mal die Berge, durften mit auf die Alpe ziehen, im Heu übernachten und auf den herrlich grünen Wiesen springen und spielen. Vielleicht danke ich diesem ersten frühen Kindheitseindruck, dass ich noch heute vor allen in den Bergen die samtnen Matten liebe.“ Ivona_Jelčić
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A PIONEER WITH THE CAMERA
How six sisters from the Pitz valley became travelling photographers in the 19th century and travelled as far as Russia and Turkey. © SCHÖPF
70 CULTURE
ENGLISH
English Summary
T
he “Wiener Hausfrau”, a weekly magazine for housekeeping, fashion, handicrafts and entertainment, had a recommendation for its female readers in its issue of 28 July 1907: “One profession that has the advantage of being able to be carried out without great expense is that of an itinerant photographer,” the article read. Overall, there were far more men than women among the early photographers in this country. Even more remarkable then is the story of a few country girls from the Tyrolean Pitztal who travelled around as itinerant photographers in the 19th century. T h e u n u s u a l c a r e e r of the Lentsch sisters began
out of hardship: their father, the Pitztal farmer and cattle trader Benedikt Lentsch, died early and left behind twelve children. His widow could barely keep the farm alone, and daughter Barbara went to Innsbruck to earn some extra money as a chambermaid in an inn. There she made the acquaintance of a photographer and decided to learn this trade herself. Together with
her sister Katharina, she made the tough journey to Vienna. The photographic tools they acquired from a photographer there were later passed on to the other siblings. The girls remained the driving forces of the Lentsch dynasty of photographers: six of them travelled through Europe taking photographs for years, the youngest brother Anton opened his own photo studio in Salzburg after years of apprenticeship in Paris and Munich. W h at t h e L e n t s c h s i s t e r s experienced on their
travels has only been handed down in fragments, but in Willi Pechtl’s studio in Strad near Tarrenz you still get an impression of it: serious faces look out at you from velvet-lined cases and brass passepartouts. Pechtl, born in Pitztal in 1951, is an artist, author, exhibition organiser and above all an expert on the history of photography in the Alpine region. He has been collecting and preserving evidence of this for decades and has saved countless historical glass negatives from destruction.
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btv.at/tourismus
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Tirol_Magazin
© MARIAN KRÖLL
E
© TLM
Das Trachtenwesen ist immer auch mit Klischees verbunden. Darüber haben wir mit der Ethnologin Elsbeth Wallnöfer gesprochen, die mit ihrem Buch „TRACHT MACHT POLITIK“ dem Wesen der Tracht nachgespürt und diese ein Stück weit dekonstruiert hat. Ganz ohne Sentimentalitäten, mit nüchternem Blick für das Wesentliche und einer Spur Polemik. Tracht muss nicht Monokultur sein, nicht Einfalt, sondern gelebte, sich verändernde Vielfalt.
lsbeth Wallnöfer ist Volkskundlerin. Als solche erschien es der Südtirolerin naheliegend, zur kostümhistorischen Erforschung der Tracht anzusetzen. Im Zuge einer Buchrecherche vor mehr als zehn Jahren stößt sie dabei erstmals auf Getrud Pesendorfer (1895–1982), die während des Nationalsozialismus zur „Reichsbeauftragten für Trachtenarbeit“ ernannt wurde und das Trachtenwesen im gesamten Deutschen Reich koordinieren sollte. 1966 erschien Pesendorfers Buch „Lebendige Tracht in Tirol“. Die darin präsentierten Trachtenmodelle wirkten im historischen Tirol und weit darüber hinaus. Man sprach sogar von einer „Pesendorfer-Schule“. Gertrud Pesendorfer hat das Trachtenwesen im Land zweifellos geprägt, aber auch zu dessen Abgeschlossenheit beigetragen. A n d e r s b e t r a c h t e t.
Die Menschen in und um Tirol sind heute empfänglicher für eine Neubetrachtung der Tracht und die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Tracht geworden. Es deutet einiges darauf hin, dass die Tracht in ihrer frühen Erscheinungsform den romantisierenden Beschreibungen spottete und es sich bei den Schilderungen, „die von einem bunt ausstaffierten, lustig gelaunten Völklein erzählen“, um selektiv tradierte Geschichten handelt.
73 KULTUR
DIE ANDERE SEITE DER TRACHT
74 KULTUR
„URSPRÜNGLICH MUSSTE MAN ANZIEHEN, WAS MAN HATTE. ES GAB KLEIDERORDNUNGEN, ES WURDE GESELLSCHAFTSPOLITISCH DARAUF GEACHTET, DASS ES ZWISCHEN DEN SOZIALEN SCHICHTEN UND STÄNDEN EINEN UNTERSCHIED GAB.“ E t h n o l o g i n E l s b e t h Wa l l n ö f e r
B e r e i t s u m 1 8 9 0 wurden die ers-
ten Trachtenvereine gegründet, im damals schon viel bereisten Tirol entstand das Comité zur Erhaltung der Volkstrachten in Tirol. „Immer mehr Vereine, vorwiegend unter dem Namen Gebirgstrachtenerhaltung entstanden, das Diktat, wie was auszusehen hatte, wie es getragen werden sollte, nahm seinen unaufhörlichen Lauf “, hält Wallnöfer in ihrem Buch fest. Am Ende dieser Entwicklung, schreibt die Autorin, galten Vereine quasi als Experten für korrektes Tragen von Trachten, „sie historisierten gegen jede Modernisierung, sie suchten zu konservieren, wovon der moderne Mensch befreit werden wollte“. Die Gelegenheit, sich von der verklärten Vergangenheit freizumachen und einen entspannteren Umgang mit der Geschichte zu pflegen, hätten Trachtenvereine bislang nicht ergriffen. Die Ethnologin findet das schade und wirft eine Frage auf, die sie sogleich selbst beantwortet: „Was spricht eigentlich dagegen, neue Trachten zu erfinden? – Nichts.“ Die Tracht ist nämlich keineswegs jene Uniform, als die sie heute bisweilen missverstanden wird, und wohl auch nie als solche gedacht gewesen. „Die Vielfältigkeit und Individualität, mit der Tracht getragen wurde, bevor eine Uniformierung eingesetzt hat und die Tracht einem politischen Diktat unterworfen wurde, sieht man im Trachtensaal des Volkskunst-
museums“, empfiehlt Wallnöfer einen Besuch ebendort. Der Salontiroler.
Buchtipp Tracht macht Politik Elsbeth Wallnöfer, Marie Vermont, Haymon Verlag 272 Seiten, EUR 24,90 Tracht und Dirndl sind neben einem schönen Stück Stoff auch Diskussionsstoff. Volkskundlerin und Philosophin Elsbeth Wallnöfer geht in ihrem Buch dem unreflektierten Umgang mit (scheinbar) Althergebrachtem auf den Grund.
Tirol_Magazin
Bei der Darstellung von Trachten in Wort und Bild müsse man stets die Intention des Künstlers mitdenken, sagt die Ethnologin. Manchmal ist die idyllische Darstellung eines in alpine Tracht gewandeten Idealtypus nämlich beabsichtigt. Beispielhaft dafür steht etwa Franz Defreggers „Salontiroler“ aus dem Jahr 1882. D e r S a l o n t i r o l e r verkörperte
bereits zur Entstehungszeit des Bildes einen gesellschaftlichen Trend, der alpines Leben durch nicht älplerische Menschen nachzuahmen suchte. Heute würde man dieses Verhalten wohl als „cultural appropriation“ bzw. kulturelle Aneignung bezeichnen. „Den Salontiroler im ursprünglichen Sinne gibt es nicht mehr, außer wir nehmen an, dass alle Touristen, die sich in Tracht werfen, automatisch Rollennachfolger des Salontirolers sind“, sagt Wallnöfer. Persönlich ist sie der Tracht keineswegs abgeneigt, nennt unter anderem eine Tracht, die besagte Gertrud Pesendorfer damals eigens für die Vinschger entworfen hatte, sowie zwei Dirndln ihr Eigen. „Ich kombiniere gerne, etwa mit einem selbstgeschneiderten Unter-
„Das Dirndl ist einerseits ein Kind, geboren aus der Tracht und entstanden aus der technischen Entwicklung, und andererseits ist es ein Kind der Mode, das mit dem Aufkommen der Sommerfrische korrespondiert“, sagt Wallnöfer. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass eine breite (bildungs)bürgerliche Schicht es sich leisten konnte, in ihrer Freizeit aufs Land zu fahren und sich dort angelehnt an die Landfrauen zu
Ethnologin Elsbeth Wallnöfer
Wandern, Klettern und Erleben! Schlegeis Alpenstraße.
verbund.com/schlegeis
D a m a l s h e r r s c h t e n im katholi-
schen Tirol genaue Vorstellungen, wie sich Frauen sittsam zu kleiden hatten. Das Hochgeschlossene abgelegt hat die Tracht, wie Wallnöfer inzwischen
KULTUR
75 Dirndl und Diskonter.
kleiden. Doch wie ist es um das Verhältnis der Tracht zur Mode bestellt? „Ursprünglich musste man anziehen, was man hatte. Es gab Kleiderordnungen, es wurde gesellschaftspolitisch darauf geachtet, dass es zwischen den sozialen Schichten und Ständen einen Unterschied gab. Die Tracht war aber zugleich Mittel, sich von den noch niedereren Schichten abzuheben. Deshalb haben Frauen in wohlhabenderen Gegenden opulentere Kleidung und bessere Stoffe getragen.“
© FOTOWERK AICHNER
rock oder einem Rock, von einem türkischen Schneider mit Bozner Loden geschneidert. Ich mag’s, trage es aber nicht dogmatisch.“
76 KULTUR
BEREITS UM 1890 WURDEN DIE ERSTEN TRACHTENVEREINE GEGRÜNDET, IM DAMALS SCHON VIEL BEREISTEN TIROL ENTSTAND DAS COMITÉ ZUR ERHALTUNG DER VOLKSTRACHTEN IN TIROL. weil ihnen das nicht ‚echt‘, nicht authentisch genug war. Wer erlaubt sich, anderen vorzuschreiben, was sie anzuziehen haben?“
Als Franz von Defregger 1885 das Bild „Salontiroler“ malte, war eben jene Figur schon definiert. Und zwar als jemand, der so aussehen wollte wie die Einheimischen und sich deren Kleidungsstil angeeignet hat.
zuverlässig rekonstruieren konnte, ausgerechnet durch die tatkräftige Mitwirkung von Gertrud Pesendorfer. „Sie war tatsächlich eine der Ersten, die – gerade, weil sie antiklerikal eingestellt war und einen Zorn auf die Kirche hatte – auf eine, ich nenne es gerne gezähmte Erotik, gesetzt hat. Die Tracht hat dadurch plötzlich Taille bekommen, die Ärmel wurden kurz, der Hals frei. Das war tatsächlich als Reaktion auf die Leibfeindlichkeit der Kirche geschehen.“ Pesendorfer habe also zweifellos eine Stiländerung herbeigeführt, die von der Ethnologin kostümhistorisch durchaus als Befreiung interpretiert wird. E i n e n g e w i s s e n modischen Impuls
gab es also auch bei der Tracht, wenn auch nicht so ausgeprägt wie beim Dirndl. „Die Tracht – nicht das Dirndl – wird heutzutage hauptsächlich von den Trachtenvereinen aufrechterhalten. Da erzählt man sich noch den Grün-
I n d e r A n fa n g s z e i t des Fremden-
dungsmythos der alpinen Tracht“, sagt Wallnöfer. Insofern sei der Status quo der Tracht in erster Linie ein Ergebnis politischer, jener des Dirndls dagegen modischer Entwicklungen. V i e l fa lt s tat t E i n fa lt.
Elsbeth Wallnöfer vertritt die Auffassung, dass der Griff zur Tracht bzw. zum Dirndl ruhig Spaß machen darf und nicht mit bitterem Ernst und großer Geste erfolgen muss. „Dann hat das Individuum mehr Möglichkeiten, sich auch über das Trachtentragen auszudrücken“, so Wallnöfer, die es für einen Erfolg hält, dass das Dirndl es mittlerweile sogar zum Diskonter geschafft hat und dadurch zum leistbaren Massenprodukt geworden ist. „Das ist für mich der Gipfel der Demokratisierung und auch der Gipfel der Freiheit. Puristen hatten damit freilich keine Freude, Tirol_Magazin
verkehrs war die Tracht auch ein Stilmittel gewesen, den alpinen Lifestyle – auch wenn man das damals anders genannt hat – zu vermarkten. Die imposante Landschaft war die Bühne, die Trachtenträger sozusagen schmückendes Beiwerk. „Das gibt es heute auch noch. Wenn es beispielsweise um einen Almabtrieb geht, wird auch mit trachtigen Figuren geworben“, sagt Wallnöfer. Nachsatz: „Die Werbung kommt ja nicht ohne Klischees aus. Und das ist eines der hübschesten, romantischsten Klischees, die sich der Tourismus erfinden hat können.“ W a s d e n U m g a n g mit dem his-
torischen Erbe der Tracht betrifft, wünscht sich Elsbeth Wallnöfer mehr Offenheit und weniger Exklusivität, generell einen entspannteren Umgang mit der Tracht. Damit diese und deren modischer Spross, das Dirndl, das sein können, was sie im Grunde genommen sind: Ein Ensemble aus Kleidungsstücken, das mit Freude getragen werden darf, weil man das eben möchte. Eine andere, darüber hinausreichende Begründung ist eigentlich gar nicht notwendig. Tracht macht Spaß.
Marian_Kröll
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Foto: Schafferer Holzbau GmbH
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78 CULTURE
ENGLISH
English Summary
THE OTHER SIDE OF TRADITIONAL DRESS
Traditional dress is invariably associated with clichés. But traditional costume is not just about heritage - it can also be utterly modern.
E l s b e t h Wa l l n ö f e r believes that wearing a tra-
T
ditional costume or dirndl should be fun and not necessarily a grimly serious or grand statement. “Then the individual has more opportunities to express him- or herself through wearing traditional costume,” says Wallnöfer. She considers it a success that the dirndl has meanwhile even made it into the discount store and has thus become an affordable mass product. “For me, this is the peak of democratisation and freedom. Purists, of course, didn’t like it because it wasn’t ‘real’ or authentic enough for them.”
he first traditional costume associations were founded as early as 1890, and the Comité zur Erhaltung der Volkstrachten in Tirol (Committee for the Preservation of Folk Costumes in Tyrol) was founded in Tyrol, which was already a popular destination at the time. “More and more associations were set up, mainly with the concept of the preservation of mountain costumes, and the directive of what it should look like and how it should be worn began to take hold,” ethnographer Elsbeth Wallnöfer explains in her book ‘Tracht macht Politik’ (‘The Politics of Traditional Costumes’). Associations were considered experts on the correct wearing of traditional costumes by the end of this development, the author writes, but they had not yet seized the opportunity to cultivate a more relaxed approach to the history of traditional costume. The ethnologist is saddened by this and raises a question that she immediately answers herself: “What actually speaks against inventing new traditional costumes? - Nothing.” Traditional costume is by no means the uniform it is sometimes misunderstood to be today, and it was probably never intended as such.
T h e r e i s i n d e e d a difference between traditional
costume and dirndl. “On the one hand, the dirndl is a child, born out of traditional costume and resulting from technical progress, and on the other hand, it is a child of fashion, corresponding to the emergence of the summer retreat,” says Wallnöfer. The fact that a large middle class could afford to go to the countryside in their free time and dress like their countrywomen was part of this. In a nutshell: the traditional costume is primarily a result of political trends, while that of the dirndl is a result of fashionable developments. I n t h e e a r ly d ay s of tourism, traditional costume
was also a stylistic device to market the alpine lifestyle - even if it was called something else at the time. The imposing landscape was the stage, the people wearing traditional costumes were, so to speak, decorative accessories. “That still exists today. When it comes to an Almabtrieb, for example, people use traditional costumes in their advertising,” says Wallnöfer. Addendum: “Advertising can’t do without clichés. And this is one of the prettiest, most romantic clichés that tourism has been able to invent.”
Tirol_Magazin
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Wer hätte das gedacht: Industrie gibt es in Tirol schon hunderte von Jahren länger als Tourismus. Ihre wechselvolle und spannende Entwicklung führte das Land zu Wohlstand und Modernität. Heute sind internationale Leitbetriebe die Visitenkarte des Standortes und gleichzeitig Botschafter für Qualität und Nachhaltigkeit in der Welt.
irol – „Land im Gebirge“ inmitten von Europa – lebte stets in einem befruchtenden Spannungsverhältnis zwischen einer bäuerlichen Welt der alpinen Landwirtschaft und der Weltoffenheit eines schon sehr früh von internationalen Verbindungen geprägten Handels nördlich und südlich des Alpenbogens.
T
S a l z u n d E r z : Diese Reichtümer des Berges, ihre Entdeckung und Nutzung führten im Spätmittelalter zu einer bodenständigen „industriellen“ Tätigkeit. Im Schwazer Bergbau, dem ersten industriellen Großbetrieb von weltweiter Bedeutung, sind Anfang des 16. Jahrhunderts an die 15.000 gelernte Bergleute beschäftigt.
S pa n n e n d e B l ü t e z e i t e n .
Ein weiteres Standbein industrieller Entwicklung lag in der Textil- und Bekleidungsindustrie, hervorgegangen aus einer schon im 15. Jahrhundert begründeten Heimindustrie. Wer weiß heute noch, dass die in Imst gegründete „Anton Strelische Leinwand- und Cottonfabrik“ schon 1756 neben „Hundertschaften“ von Webern, Färbern und Druckern zusätzlich 5.000 in Heimarbeit werkende Spinner – nur im Tiroler Oberinntal – beschäftigte. Auch im Tiroler Unterland kennen wir Industriegeschichten, die wie die „Schwazer Tabakfabrik“ über 175 Jahre für Arbeit und Wohlstand sorgte und in den Blütejahren 1.200 Menschen beschäftigte.
N a c h h a lt i g i n R i c h t u n g D i g i ta l i s i e r u n g .
Heute ist Tirol ein moderner Industriestandort, der dem Land den Stempel von Modernität und Fortschritt aufdrückt, für Arbeit und Stabilität sorgt und weltweit vernetzt ist. Daniel Swarovski – „mit dem richtigen Schliff zum Weltruhm“ –, Paul Schwarzkopf (Gründer der Plansee-Werke) – „ein guter Draht zu Wolfram und Molybdän“ – oder Ernst Brandl und Hans Margreiter, die Entdecker des säurestabilen Penicillins, des ersten oral anwendbaren Antibiotikums, haben den Weg in ein neues Industriezeitalter geebnet. Diese Leistungen haben nachhaltig die Weichen für einen Industriestandort gestellt, der in Europa einzigartig ist.
Plansee-Lehrwerkstatt: Schon damals schätzten Frauen – genauso wie heute – den sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz in Tiroler Industrieunternehmen.
D o r t, w o G ä s t e aus der ganzen Welt Erholung in
einer intakten Umwelt suchen, beschäftigen Groß- und Kleinbetriebe heute rund 42.500 Menschen. Gut bezahlte und hochqualifizierte Techniker in modernen Betrieben sorgen dafür, dass industrielle Erfolge gerade im Zeitalter der Digitalisierung weiter ausgebaut werden können. Teil der Mars-Mission.
Mittlere und kleine Nischenspezialisten sowie internationale Leitbetriebe sind längst Systemträger, die für Wohlstand, Weiterentwicklung und Innovation sorgen. Osttirol etwa hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der stärksten Industrieregionen in Österreich entwickelt. Unternehmen wie Liebherr-Hausgeräte Lienz, A. Loacker Konfekt in Heinfels, iDM Energiesysteme in Matrei, E.G.O. Austria Elektrogeräte, Durst und viele andere sind verlässliche Arbeitgeber und stärken ihre internationale Marktposition mit stets neuen Erfindungen. G e n a u s o e n t w i c k e l n Betriebe in anderen Teilen
Tirols ihre Produkte weiter: So etwa schärft hochpräzise Beobachtungs- und Fernoptik (Swarovski Optik, ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / FOTOS: PLANSEE, IV TIROL
Absam) den Sinn für die Natur. Tiroler Hightech hilft auch, Sauerstoff am Mars zu erzeugen (Plansee, Breitenwang). Nicht nur an Mercedes oder BMW gehen Aluminiumkomponenten: Hochpräzise Profile made in Tyrol finden wir in zig Fahrzeugen dieses Planeten (Thöni Industriebetriebe, Telfs). Spektakulär ist auch, dass mit Werkzeugen aus dem Binnenland Österreich Schiffe zerlegt werden können: In Norwegen beispielsweise konnte mit Hilfe eines Diamantsägeseils aus Tirol ein Schiffswrack in letzter Minute vor einem schweren Herbststurm geborgen und gerettet werden (Tyrolit, Schwaz). P r o d u k t e , Leistungen und Namen von insgesamt
450 Industriebetrieben könnten aufgezählt werden, um die Stärke und Vielfalt dieses Wirtschaftszweiges zu verdeutlichen. Mit einem Anteil von 28 Prozent an der Bruttowertschöpfung ist die Industrie für Tirol unverzichtbar geworden.
81 IV TIROL
TIROL IST EIN MODERNER INDUSTRIESTANDORT, DER DEM LAND DEN STEMPEL VON MODERNITÄT UND FORTSCHRITT AUFDRÜCKT, FÜR ARBEIT UND STABILITÄT SORGT UND WELTWEIT VERNETZT IST.
KULTUR
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UNBEKANNTE BERÜHMTHEIT Die Diözese Innsbruck feiert heuer den 500. Geburtstag ihres Patrons Petrus Canisius. Doch wer war dieser Mann aus Nimwegen im heutigen Holland eigentlich? Ein kleiner Abriss über das Leben und Wirken des Peter Kanis.
mittlerweile. Tatsache ist, dass das 16. Jahrhundert im durchschnittlichen Geschichtsbewusstsein so sehr als das Jahrhundert der Reformatoren gilt, dass Petrus Canisius als eine Schlüsselgestalt der Wiederbelebung der scheintoten katholischen Kirche nördlich der Alpen heutzutage praktisch vergessen worden ist.
© HELGA SPERLICH
H
and aufs Herz: Was wissen Sie über den Innsbrucker Diözesanpatron Petrus Canisius? Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass es ihm wie kaum einem anderen zu verdanken ist, dass die katholische Kirche im deutschsprachigen Raum während des 16. Jahrhunderts nicht ganz unter die Räder gekommen ist? Oder dass er praktisch mit allen großen Figuren seiner Zeit in Kontakt gewesen ist, mit Päpsten, mit Kaisern, mit Königen und mit einer ganzen Armada der Gelehrten seiner Epoche? Oder dass er mit seinem Katechismus das wahrscheinlich erfolgreichste katholische Buch aller Zeiten geschrieben hat, das bis heute nahezu zwölfhundert (!) Auflagen erlebt hat? Und ganz unter uns: Haben Sie gewusst, dass diese große historische Persönlichkeit seit über einem halben Jahrhundert der Innsbrucker Diözesanpatron ist?
Die Arbeit an der geistiggeistlichen Wiedergeburt des Katholizismus durch die Neuerfindung eines jesuitischen Schulwesens war das Zentrum des Lebens von Petrus Canisius.
J e s u i t s tat t Bürgermeister.
Keine Sorge: Wenn Sie all das nicht gewusst haben, sind Sie nicht allein. So historisch bedeutsam Petrus Canisius auch ist, so unbekannt ist er Tirol_Magazin
A l s e r i m D e z e m b e r 1597 im schweizerischen Fribourg gestorben war, war das noch ganz anders gewesen. Er hatte sich im Laufe seines Lebens (geb. 1521) geradezu den Status eines katholischen Superstars erarbeitet. Auf einem posthum hergestellten Kupferstich wird er zu denen gezählt, deren Nachruhm „immer und ewig wie Sterne leuchten“ werde (Dan 12,3). U n d w i r k l i c h : Er hatte ein au-
ßergewöhnliches Leben mit außergewöhnlichen Leistungen gelebt. Sein Vater Jacob Kanis hatte gehofft, dass ihn der kleine Peter als führender Mann im Patriziat der niederländischen Stadt Nimwegen beerben würde; zu diesem Zweck hatte er ihn zum Jus-Studium nach Köln geschickt. Daraus wurde aber nichts. Peter Kanis hatte keine Lust, sein Leben als Jurist oder als IN KOOPERATION MIT DER DIÖZESE INNSBRUCK
KULTUR
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84 KULTUR
PETRUS CANISIUS HATTE EIN AUSSERGEWÖHNLICHES LEBEN MIT AUSSERGEWÖHNLICHEN LEISTUNGEN GELEBT UND GALT ZU SEINEN LEBZEITEN ALS KATHOLISCHER SUPERSTAR.
Nachfolger seines Vaters im Bürgermeisteramt von Nimwegen zu verbringen. Ihn faszinierte seit seiner Kindheit das Religiöse und unter dem Eindruck der mystischen Spiritualität der Kölner Kartäusergemeinschaft vertiefte sich diese Faszination so weit, dass er sich schließlich von der Juristerei ab- und der Theologie zuwandte. D i e B e g e g n u n g mit dem 1540 neu-
gegründeten Jesuitenorden machte ihm klar, dass es seine Berufung war, Jesuit zu werden. An seinem 22. Geburtstag am 8. Mai 1543 legte er seine Gelübde ab und wurde so zum Mitglied eines Ordens, der durchdrungen war von dem Bedürfnis, sich nicht in klösterliche Beschaulichkeit zurückzuziehen, sondern in die Welt hinauszugehen und diese zu gestalten. Dieser jesuitischen Berufung hat er sein ganzes weiteres Leben gewidmet. Nachdem er einige Jahre später im sizilianischen Messina mit einer Handvoll Mitbrüder die bahnbrechende Erkenntnis gemacht hatte, dass die Jesuiten ihr Bedürfnis nach Weltgestaltung am besten dadurch erfüllen konnten, dass sie Lehrer wurden, wusste er, was er zu tun hatte: 1549 ging er nach Norden, um im deutschsprachigen Raum an der Erneuerung der katholischen Kirche mitzuarbeiten. Er gründete ab den 1550er-Jahren zahlreiche Jesuitenschulen, von denen die geistige Wiedergeburt des Katholizismus im deutschsprachigen Raum ausgehen sollte – nicht zuletzt auch in Innsbruck und Hall.
F e d e r s tat t S c h w e r t.
Buchtipp Petrus Canisius – Wanderer zwischen den Welten Mathias Moosbrugger Tyrolia-Verlag 288 Seiten, EUR 27,95 Das biographische Porträt beleuchtet die kampfeslustige intellektuelle Beschäftigung des Petrus Canisius mit den Kirchenvätern und seine Rolle als Autor des ersten katholischen Katechismus, thematisiert aber auch seine gravierenden Fehlleistungen, etwa im Bereich der Hexenverfolgungen. Dem Historiker und Theologen Mathias Moosbrugger gelingt es – basierend auf den neuesten Forschungen und doch spannend erzählt –, einem breiten Publikum die Persönlichkeit des Canisius zu erschließen und nicht einfach nur sein Leben nachzuerzählen.
Diese Arbeit an der geistig-geistlichen Wiedergeburt des Katholizismus durch die Neuerfindung eines jesuitischen Schulwesens war das Zentrum des Lebens von Petrus Canisius. Dass er der wichtigste theologische Berater von Kaiser Ferdinand I. und Herzog Albrecht V. von Bayern gewesen ist; dass er als authentischer und mitreißender Prediger ganze Massen von Menschen wieder für die katholische Kirche begeistert hat; dass er ohne Pause in der Seelsorge tätig war; dass er auf dem Konzil von Trient und auch sonst für viele Bischöfe ein wichtiger Inspirator gewesen ist; dass er zahllose Schriften zur Verteidigung der katholischen Lehre verfasst hat – all das und vieles mehr war immer diesem einen zentralen Anliegen zu- und untergeordnet: der katholischen Sache durch eine katholische Bildungsrevolution zu dienen. Nur auf diesem Wege (und nicht durch militärische Zwangsmaßnahmen) konnte die katholische Kirche nach seiner Überzeugung wiedergeboren werden. U n d tat s ä c h l i c h : Die jesuitischen
Schulen sollten schon bald zu den geistigen Kraftwerken der katholischen Erneuerung im Römisch-Deutschen Reich werden. Er war zum Geburtshelfer eines erneuerten Katholizismus nördlich der Alpen geworden.
Tirol_Magazin
M at h i a s _ M o o s b r u g g e r
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K o m m e n ta r
CANISIUS FÜR HEUTE
Immer mehr Menschen interessieren sich für Biographien. Das reale Leben anderer Menschen ist für uns eine wichtige Inspiration. Auch bei Petrus Canisius kann man sich einiges abschauen.
A m w i c h t i g s t e n ist bei Canisius das Thema Bildung. Er wusste, dass Bildung der langfristig wirksamste Hebel ist, um die Welt zu verändern. Bildung müssen wir heute weit denken: Es ist mehr als Ausbildung, die wir beruflich brauchen. Es geht um Charakterbildung, um Herzensbildung. Bildung findet in vielen hochformalisierten Kontexten statt: Schule, Lehre, Hochschulen. Die Bildungslandschaft ist stark institutionell organisiert. Übersehen dürfen wir nicht, dass lebensprägende Bildung aber vor allem in der Familie, der Peer Group und durch einzelne Vorbilder geschieht. Dafür gibt es keine formellen Zeugnisse – aber es gibt kostbare Lebenserfahrung.
C a n i s i u s i s t für seine Weltanschauung öffentlich aufgetreten. Er hat sich als Christ für die Sache Jesu eingesetzt. Natürlich sehen wir heute vieles ganz anders als er. Aber das ist nicht mein Punkt. Mir geht es darum, dass wir für unsere Anliegen, die das Gemeinwohl betreffen, auch öffentlich eintreten. Es gibt die
Versuchung, sich auf die eigenen Interessen und ins Private zurückzuziehen. Sich für andere einzusetzen, sich für die Gemeinschaft zu engagieren: Das brauchen wir heute. Sonst werden wir eine fragmentierte Gesellschaft, wo jeder nur sich selbst optimiert.
U n d s c h l i e s s l i c h : Canisius hatte eine große mentale Landkarte. Er war in vielen Teilen Europas unterwegs: Niederlande, Deutschland, Österreich, Schweiz, Polen, Tschechien, Italien. Diese Weite und diese Bereitschaft zur Mobilität tun uns gut. Wenn rundherum alles kleinkariert wird. Wenn wir merken, dass enges nationalistisches Denken wieder im Kommen ist, dann hilft der Blick auf die Weltkarte. Uns ist die ganze Welt anvertraut – und jede und jeder Einzelne wird gebraucht, damit die Welt zum Guten hin verändert wird. A u c h i m A b s ta n d von 500 Jahren lohnt es sich, die Biographie von Petrus Canisius zu lesen. An seinem Leben sieht man: Es ist nicht wahr, dass ein Einzelner nichts verändern kann. Wir alle haben Spielräume, die wir für uns und für andere nützen können. Ihr Christian Marte
Zur Person Christian Marte SJ, geb. 1964 in Feldkirch/Vorarlberg, ist seit 1999 Jesuit. Davor hat er in Innsbruck Wirtschaft studiert und dann beim Österreichischen Roten Kreuz gearbeitet. Im Jesuitenorden studierte er Philosophie und Theologie in München, London und Innsbruck. Er leitet die Jesuiten in Innsbruck und ist Kaplan in der Innsbrucker Justizanstalt.
KULTUR
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IM GESPRÄCH Fünf Menschen, die in das Jubiläumsjahr involviert sind, sprechen über das Erbe des Petrus Canisius, was von seiner Lehre bis heute Gültigkeit hat und wo es gilt, ganz genau hinzusehen.
BERNADET TE EMBACH-WOSCHITZ Jugendreferentin
Welches Erbe verkörpert für Sie Petrus Canisius? Petrus Canisius verkörpert für mich einen
Menschen, der voll und ganz für seinen Glauben und seine Überzeugungen gelebt hat und nicht müde wurde, dies an die Menschen, denen er begegnet ist, weiterzugeben. Sei es durch seine Predigten, seine Schriften oder sein bewegtes Leben – Petrus Canisius hat versucht, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und andere mit seiner Begeisterung anzustecken. Was bedeutet für Sie Vielfalt in der modernen katholischen Kirche? Dass sich die Buntheit
und Verschiedenheit der Menschen in ihr widerspiegelt. Vielfalt bedeutet für mich aber auch, dass die Kirche als „safe space“, als ein Raum der Sicherheit, erfahren werden kann und sich Menschen mit allem, was sie sind und was sie ausmacht, angenommen und willkommen fühlen. Ist es noch zeitgemäss, einen Gegenreformator zu feiern, der vor 500 Jahren gelebt hat?
Für mich ist das Gedenkjahr des katholischen Reformers Petrus Canisius vor allem ein Anlass, Glaube heute neu zu denken und zu feiern. Wir stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie Canisius zu seiner Zeit, die Gesellschaft befindet sich im Wandel und die Kirche steckt in einer Krise. Mit dem Petrus-Canisius-Jahr haben wir die Möglichkeit, uns bewusst mit der Frage auseinanderzusetzen, was der Glaube uns in heutigen Zeiten bedeutet und wie Glaube in Gegenwart und Zukunft zeitgemäß gelebt werden kann.
FRANZ NEUNER D e k a n , B r e i t e n wa n g
Braucht es im Sinne von Petrus Canisius wieder mehr katholische Bildung? Die Kluft
zwischen Wissen und Glauben ist groß, deshalb braucht es eine Konzentration auf die unentbehrlichen Grundlagen des christlichen Lebens und deren zeitgemäße Vermittlung. Wir müssen wissen, was wir glauben – und es auch sagen können und sagen wollen. Ohne inneres Feuer, ohne Beten geht nichts. Welche Parallelen sehen Sie zwischen der Zeit des Petrus Canisius und heute? Heute
wie damals: die Kirche in der Krise. Der Glaube ist müde geworden. Die damalige Diagnose hätte zum totalen Rückzug führen können. Petrus Canisius war kritisch, aber er wollte aufbauen. Das ist auch heute entscheidend. Ob wir auf Negatives fixiert bleiben oder zeigen, was wir lieben: Jesus zeigen, von dem wir sicher sein dürfen, dass Er uns liebt.
Wie sollte man mit jenem Teil im Leben von Canisius umgehen, der umstritten ist (Stichwort Hexenverfolgung)? Bei allen Er-
folgen finden sich im Leben dieses unermüdlichen Missionars auch schwarze Flecken – durch Fehlentscheidungen, Ausgrenzungen und Konflikte. Was für die Kirche als ganze gilt, gilt auch für ihn: Der Blick in die Vergangenheit verbindet sich in mancher Hinsicht mit Scham und mit der Bitte um Heilung und Versöhnung.
Tirol_Magazin
MARTIN LESKY
D e k a n at s r e f e r e n t i n , L i e n z
Welches Erbe verkörpert für Sie Petrus Canisius? Sein großer
Einsatz für Bildung ist für mich das größte Erbe des Petrus Canisius. Was bedeutet für Sie Vielfalt in der modernen katholischen Kirche? Ich schmunzle zunächst
über die Formulierung „moderne katholische Kirche“. Vielfalt ist oft schwer auszuhalten und in der katholischen Kirche, wie ich sie vielfach erlebe, wohl auch nicht immer erwünscht. Ich möchte diese Frage mit einem Zitat beantworten, das Papst Johannes XXIII. bei der Eröffnung des 2. Vatikanischen Konzils verwendet hat: „Im Notwendigen die Einheit, im Zweifel die Freiheit, im Ganzen die Liebe.“ Vielfalt, die als Basis die Liebe hat und auch Zweifel in aller Freiheit zulässt, ist aus meiner Sicht ein Kennzeichen der Nachfolge Christi und für eine moderne katholische Kirche unabdingbar. Ist es noch zeitgemäss, einen Gegenreformator zu feiern, der vor 500 Jahren gelebt hat? Vielleicht ist feiern tatsächlich
nicht ganz der richtige Begriff. Dass sich eine Diözese mit ihrem Diözesanpatron auseinandersetzt, ist auf jeden Fall richtig und lehrreich. Wichtig sind hier aus meiner Sicht eine ganzheitliche Betrachtung und das Zulassen von Kritik. Dann kann gerade eine solche Persönlichkeit wie Petrus Canisius ein wertvoller Lehrmeister sein und gleichzeitig eine eindrückliche Mahnung zur Vorsicht, was Vorurteile und Verurteilung von Menschen betrifft.
schen den Glauben nahebringen. Dazu legte er viele tausend Kilometer zu Fuß zurück. Einerseits braucht es auch heute wieder die Wege zu den Menschen, dass wir aus den Kirchen hinausgehen und auf die Menschen zu, andererseits müssen wir heute wieder die Frage nach der Bedeutung unseres Glaubens und die Relevanz für unser Leben stellen. Was bedeutet für Sie Vielfalt in der modernen katholischen Kirche? Ich nehme eine große Pluralität im Glauben und in Frömmig-
keitsformen wahr. Diese gilt es zu akzeptieren, ohne die wesentlichen Fragen unseres Glaubens außer Acht zu lassen. Als Beispiel: Wenn es um Gastfreundschaft von Geflüchteten in Österreich geht, dann bietet unser Glaube keine Alternative, wenn es um den Respekt und die Achtung vor jedem anderen Menschen geht, dann ist die Haltung der katholischen Kirche ganz klar. Wie sollte man mit jenem Teil im Leben von Canisius umgehen, der umstritten ist? Meine Meinung ist, dass wir auch auf Schatten-
seiten genau hinschauen müssen. Er wurde für sein Verhalten von seinen Oberen scharf kritisiert. Trotzdem möchte ich nicht dadurch seine Leistung für Tirol abschwächen. Ich wäre gespannt, wie unsere Nachkommen in hundert Jahren unsere Haltung gegenüber Flüchtlingen bzw. die Nichtaufnahme von Flüchtlingsfamilien von den griechischen Inseln bewerten. Auch da braucht es ein genaues Hinschauen.
WOLFGANG KLEMA Pa s t o r a l a s s i s t e n t d e r P fa r r e P e t r u s C a n i s i u s
Braucht es im Sinne von Petrus Canisius wieder mehr katholische Bildung? Ja, allerdings katholisch im ursprünglichen Bedeutungssinn von
allumfassend, das heißt, nicht nur rationales Glaubenswissen, sondern auch emotionale und körperbezogene Bildung, welche Sexualität miteinschließt.
Was bedeutet für Sie Vielfalt in der modernen katholischen Kirche? Dass Gruppen, Bewegungen, Institutionen außerhalb pfarrlicher,
wenn nicht sogar diözesaner Strukturen stärker ausgebaut und finanziell gefördert werden. Der Kuchen müsste in viel mehr Stücke geteilt werden, die dann naturgemäß kleiner werden. Wäre das nicht Gerechtigkeit? Auch die kirchlichen Berufsbilder und Gottesdienstformen könnten vielfältiger werden. Welche Parallelen sehen Sie zwischen der Zeit des Petrus Canisius und heute? Kirche in
Zeit der Krise! Heute darf es nicht mehr um konfessionelle Differenzierung, auch weniger um Abgrenzung der Religionen untereinander gehen. Gott liebt die Vielfalt. Es geht um die Platzierung des christlichen Glaubens und von Religionen in einer sehr säkularen Welt.
KULTUR
ANITA WEBHOFER
Welches Erbe verkörpert für Sie Petrus Canisius? Petrus Canisius wollte in seiner Zeit den Men-
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R e f e r e n t f ü r M i s s i o n a r i s c h e Pa s t o r a l
KULTUR
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DIE MACHT DER BILDER In der Ausstellung „Gebt mir Bilder!“ trifft Gegenwartskunst auf barocke Kirchen und kirchliche Orte in Innsbruck und Hall. Manches mag auf den ersten Blick irritieren, doch Dialog und Diskussion sind ausdrücklich erwünscht.
P
etrus Canisius wusste um die Macht des Bildes. Ja, er benötigte sie dringend, um zu den Menschen – zu seiner Zeit überwiegend Analphabeten – durchzudringen, sie zu lehren und ihre Herzen zu berühren. Daher verlangte er von seinen Ordensgeneral in Rom „Gebt mir Bilder!“. Und er bekam sie zum Teil auch.
Galerien tragen eine hohe Dichte kultureller Reflexion in sich – sie wollen trösten, herausfordern, überwältigen und in eine Entscheidungssituation führen. Salden ist von der „Offenheit und Konsequenz“ von Petrus Canisius, dem ersten deutschen Jesuiten begeistert: „In der Gesellschaft des 16. Jahrhunderts lebte er eine Alternative, asketisch und produktiv. Er hat als Freund und Mentor Bildung weitergeben.“ Auch für unsere Zeit brauche es in Kirche und Gesellschaft Menschen, „die Selbstbewusstsein und selbstständiges Denken jenseits von Ideologien weitergeben, um neues Vertrauen aufzubauen“.
A u c h m i t d e r aktuellen von Bischof
Ausstellungsorte
© COURTESY GEORG KARGL FINE ARTS
Hermann Glettler initiierten und von Hubert Salden kuratierten Ausstellung „Gebt mir Bilder!“ sollen Hirne in Gang gesetzt und Herzen berührt werden. Glettler: „Die präsentierte Gegenwartskunst provoziert ein frisches Nachdenken über grundsätzliche Fragen des Menschseins und des Glaubens. Die ausgewählten Werke spiegeln in überraschender Weise den Schatz katholischer Bildtradition. Neues tut sich auf und Vertrautes erscheint in einem neuen Licht. Die acht Ausstellungsorte sind Räume des Dialogs geworden. Berührung, intellektuelle Auseinandersetzung und Herzensbildung sind möglich.“ Insgesamt sind an acht Orten 50 Werke von 22 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen.
Die künstlerischen Interventionen, wie hier in der Spitalskirche Innsbruck, werfen kritische Fragen zu Mensch und Menschlichkeit auf.
D i e v o n H u b e r t S a l d e n , ehe-
maliger Leiter der Kunsthalle Hall, ausgewählten Bilder und Skulpturen aus internationalen Sammlungen und Tirol_Magazin
Innsbruck: • Dom zu St. Jakob (Mo. bis Sa. von 10.15 bis 19 Uhr, So. von 12.30 bis 19 Uhr) • Spitalskirche (täglich von 8 bis 22 Uhr) ab 12. Juli wegen Renovierung geschlossen • Jesuitenkirche (täglich von 8 bis 19 Uhr) • Bischofshaus (Mo. bis Fr. von 8 bis 12 Uhr, Di., Mi. und Do außerdem von 13 bis 16 Uhr) Hall: • Jesuitenkirche (Fr. bis So. von 10 bis 18 Uhr) • Pfarrkirche St. Nikolaus (täglich von 8 bis 19 Uhr) • Schneiderkirche (Fr. bis So. von 10 bis 17 Uhr) • Friedhof (bis 30. September 2021)
© COURTESY THE ARTIST AND HAUSER & WIRTH
© COURTESY GALERIE EIGEN + ART LEIPZIG/ BERLIN
Wen sehen wir in der Christusfigur von Mark Wallinger: einen gewöhnlichen Menschen oder einen verborgenen Gott?
89 KULTUR
© COURTESY THE DEWEER COLLECTION
Der Schwamm vom Michel Abdollahi soll negative Energien aufsaugen, die Decke über dem Kopf von Berlinde de Bruyckeres Figur V. Eeman kann Flucht oder Obdachlosigkeit symbolsieren.
© ANDREA ASCHAUER
Anlässlich des 500. Geburtstags des Innsbrucker Diözesanpatrons Petrus Canisius wird ausgiebig gefeiert. Mit 500 Veranstaltungen und Initiativen sollen mindestens ebenso viele „Herzfeuer“ entzündet werden.
© KREATIVTEAM MUSICAL
500 HERZ
PETRUS CANISIUS
1521-2021
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EIN JAHR LANG FEIERN
Petrus-Canisius-Jahr
DAS FEST Sa, 25. September 2021, Innsbruck
CANISIUS-MUSICAL
Im Auftrag der Diözese Innsbruck haben Alexander Giner bzw. Bernhard J. Lang die Geschichte von Petrus Canisius zu einem spannenden und ergreifenden Musical verarbeitet. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem PORG Volders, dem Landesjugendtheater, Schauspielprofis und Volksschauspielern statt. Die Premiere ging am 25. Juni im Kurhaus Hall über die Bühne, weitere Termine finden im Juli statt.
INFOS UNTER:
www.dibk.at Es gelten nach wie vor die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen. Danke für das Verständnis.
DAS FEST Bei allen Einzelinitiativen darf ein verbindendes Fest nicht fehlen. Dieses geht an mehreren Orten in Innsbruck über die Bühne, die mit unterschiedlichen Veranstaltungen bespielt werden. Das „Fest der Begegnung“ findet am 25. September 2021 statt.
INFO
WINDLICHTER DER HERZEN Volksschulkinder aus dem Dekanat Sillian haben unterschiedlichste Herz-Jesu-Bilder auf Transparentpapier gemalt und in den Haushalten verteilt. Um ein Glas mit einer Kerze gewickelt, ergeben sie stimmungsvolle und berührende Lichter in den Fenstern.
Das gesamte aktuelle Programm finden Sie unter www.dibk.at
CANISIUS „ON TOUR“
Das Rablhaus am Weerberg, das einzige Museum im Alpenraum, das sich ausschließlich Alltagsreligion und Volksmedizin widmet, hat ein neues Format: Es geht mit einer mobilen Ausstellung auf Reisen. Und die erste ist gleich Petrus Canisius gewidmet. „Petrus Canisius bewegt“ konzentriert sich auf das Werk Canisius’, den Katechismus, und besucht unterschiedliche Plätze in Innsbruck und Hall in Tirol. Infos unter www.rablhaus.at
SPIRITUALITÄT & LAUFEN Die Spiritualität des Jesuitenordens, dem Petrus Canisius angehörte, nennt als einen wesentlichen Pfeiler, Gott in allen Dingen zu finden – also nicht nur im Geist, sondern auch im eigenen Körper. So findet am 19. September 2021 ein Dankbarkeitslauf zwischen Hall und Innsbruck, den zwei Wirkungsstätten des Petrus Canisius, statt. Dankbarkeit deshalb, weil ein gesunder Körper keine Selbstverständlichkeit ist, wie die Coronapandemie eindrücklich gezeigt hat. Dankbarkeit aber auch, weil das Startgeld einem wohltätigen Zweck zugutekommt.
H I N WEI S : Alle Veranstaltungen finden unter den geltenden Coronaregeln statt, Änderungen vorbehalten.
Tirol_Magazin
#füreinandersorgen
Wir sind in ganz Österreich für Sie da. Immer und überall. Online auf wienerstaedtische.at, telefonisch und natürlich auch persönlich.
Ihre Sorgen möchten wir haben.
92 KULTUR
schlusswort
BEGEGNUNG, NÄHE UND DIALOG „Wir leben nicht in einer Ära des Wandels, sondern erleben einen Wandel der Ära.“ Papst Franziskus kündigt einen beunruhigenden Wandel der Ära an. Und damit meint er, dass man sich nicht mehr in einer letztlich beruhigenden Ära des Wandels weiterhin einrichten könne. Nicht ein-richten ist die Devise, sondern aus-richten.
Diesen Schritt wollen wir heuer tun. Nicht im vertrauten Raum der Kirche bleiben, also dort, wo für uns alles „sicher“ ist, sondern uns involvieren, „aussetzen“, dorthin gehen, wo die Menschen leben und sich treffen. Im guten Sinn des Wortes „missionarischer“ werden. Es geht darum, die Freude, die Schönheit, das Glück dessen, was wir mit Glaube verbinden und erleben, diese Erfahrung einer Liebe, nicht für uns zu behalten. Sie weiterzusagen, zu teilen, sie anderen Menschen anzubieten. „Die Kirche wird nicht mit langweiligen, verbitterten Evangelisierern voranschreiten. Nein. Es wird nur mit frohen Evangelisierern weitergehen; mit Menschen, die voller Leben sind: Sie teilen die Freude darüber, das Wort Gottes zu empfangen; die Freude, Christen zu sein; die Freude, vorwärtszugehen; die Fähigkeit, zu feiern.“ (Papst Franziskus) Es gilt, missionarisch tätig zu sein und gleichzeitig die Bereitschaft zu haben, selber missioniert zu werden. Wirklicher Dialog verunsichert, verändert und bekehrt. Wir lernen von anderen Menschen und lernen in allen Begegnungen dazu. Wir machen die Erfahrung: Gott wirkt schon vor unserem Wirken. Papst Franziskus sagt: „Man kann
Die Diözese geht nach außen, setzt auf Begegnung und Dialog mit den Menschen.
nicht vom Balkon herunter evangelisieren.“ Also nicht von oben herab und in sicherer Distanz. Es braucht Begegnung, Nähe, Dialog – und das verändert und bekehrt.
Wir machen uns auf den Weg. Und wir machen die Erfahrung: Das Risiko lohnt sich. Die Menschen sind ansprechbar. Und es kann passieren, dass der alte Glaube, der unser Land über Jahrhunderte geprägt hat, ein neues und lebendiges und frisches Gesicht bekommt.
Jakob Bürgler, Bischofsvikar f ü r M i s s i o n a r i s c h e Pa s t o r a l
Tirol_Magazin
Wie oft lesen Sie den Begriff Qualität? Eigentlich jeden Tag, oder? Auch Nachhaltigkeit hat sich zu einem alltäglichen Wort verselbstständigt. Und wie oft lesen Sie in diesen Zeiten Handwerk? Wahrscheinlich ebenfalls täglich, denn momentan sind Handwerker/innen sehr gefragt.
Waren problemlos auch bei einem Internetgiganten einkaufen, doch mein Kopf und mein Verstand lassen das nicht zu. Mag sein, dass man bei heimischen Unternehmen und Händlern für dies und jenes etwas mehr bezahlt, doch am Ende des Tages werde ich mit meinem Einkaufsverhalten der Tiroler Wirtschaft etwas Gutes getan haben – und somit auch mir selbst. Weil es der Region gut geht. Mit der Qualitätsmarke Qualitäts-Handwerk Tirol erhalten Sie verlässliche, ehrliche Qualität aus Tirol und die gilt es zu unterstützen und zu erhalten. Ihr Franz Jirka, Obmann Verein Q u a l i tät s - H a n d w e r k T i r o l
andwerk hat goldenen Boden, wie ein altes Sprichwort besagt, doch ich soll und will Sie hier nicht mit Schlagwörtern langweilen. Doch sind es genau diese Wörter, die sehr viel in sich tragen. Qualität und Handwerk sind für mich dabei nicht einfach zwei Begriffe, sondern sie bedeuten für mich vor allem eines: Qualitäts-Handwerk Tirol, kurz QHT. Diese drei Buchstaben stehen für alles, wofür sich unsere Mitgliedsbetriebe einsetzen und was sie ausmacht:
H
• Handschlagqualität • Handwerk, das nicht jeder kann • Tiroler Produkte und Tiroler Verarbeitung
P f u s c h e r n s e i n V e r t r a u e n und noch viel mehr
sein Geld anzuvertrauen, ist schon mutig. Ich persönlich investiere keine 1.000 Euro in eine Reparatur oder Neuanschaffung, ohne sicher gehen zu können, dass ich dafür Qualität aus Tirol bekomme. Ich bin diesem Land eng verbunden und deshalb schaue ich darauf, dass mein sauer verdientes Geld in Tirol, in meine Region, zurückfließt. Natürlich könnte man bestimmte ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / FOTOS: WKT/FRANZ OSS
Michaela Engl, Projektleiterin QHT
Verein „QualitätsHandwerk Tirol – geprüft!“ c/o Sparte Gewerbe und Handwerk Wirtschaftskammer Tirol Wilhelm-Greil-Straße 7 6020 Innsbruck Tel.: 05 90 90 5-1384 info@qht.at www.qht.at www.facebook.com/QualitaetsHandwerkTirol
93 QHT
Qualität und Handwerk aus Tirol
94 KULTUR
Das Beste aus Schafwolle
Die Firma Villgrater Natur Produkte aus Innervillgraten steht seit über 30 Jahren für die nachhaltige Verarbeitung von heimischer Schafwolle.
urch die wohlige Haptik, die feuchtigkeits- und temperaturregulierenden Eigenschaften der Schafwolle und ihre ausgezeichneten Isolierwerte bietet sich der Rohstoff geradezu an, in Bettwaren und Dämmstoffen veredelt zu werden. Die Produktpalette reicht von Isolationsmaterialien für den Hausbau über Wohn- und Dekorationsaccessoires bis hin zu hochwertigsten Bettwaren, inklusive orthopädischen Schlafsystemen, Naturmatratzen und Zubehör.
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V i l l g r at e r N at u r verarbeitet nicht nur die Wolle
der eigenen Tiroler Bergschafe am Biobauernhof hoch über Innervillgraten, sondern die Wolle von 75.000 Schafen aus ganz Österreich. Gesunde, authentische Produkte können nur in einem ebensolchen Umfeld entstehen. D i e G r u n d e i n s t e l l u n g von Villgrater Natur ist in
jedem einzelnen Produkt spürbar und bringt natürliches, sinnliches Wohlgefühl und Entspannung in jeden Wohnraum. Das Sortiment für gesunden Schlaf und natürliches Wohnen wird ausschließlich aus regionalen und natürlichen Rohstoffen in sorgfältiger Handarbeit hergestellt: Schafschurwollfilz, Naturkautschuk, Kokos, Lavendel, Kräuterzugaben und Zirbenholz. Sogar Lanolin wird zu Seifen und Kosmetikprodukten veredelt. B e i a l l e r T r a d i t i o n ist der Familienbetrieb in-
novativen Impulsen, die sich in die Firmenphilosophie einfügen, stets aufgeschlossen: Aktuell entwickelte Rebecca Schett, die Betriebsnachfolgerin, eine Yogakollektion und die nächsten Produkte stehen schon in den Startlöchern. Neben dem Stammhaus in Innervillgraten betreibt Villgrater Natur mittlerweile drei Concept Stores in Lienz, Schwaz und Wien. Diese präsentieren sich modern, zugleich aber mit heimeliger Atmosphäre und herrlichem Dufterlebnis. D a s T e a m von Villgrater Natur berät Sie hinsichtlich
Ihrer Wünsche und Bedürfnisse und hilft Ihnen, das perfekte Produkt für ein perfektes Schlaf- und Wohlfühlklima zu finden. Rebecca Schett & Andrea Zanier ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG
Villgrater Natur Produkte – Josef Schett KG A-9932 Innervillgraten 116 Tel. +43 (0)4843 5520 E-Mail: office@villgraternatur.at www.villgraternatur.at, www.woolin.at
Villgrater Natur - Partnershop Schwaz Innsbrucker Straße 2, 6130 Schwaz Tel. +43 (0)5242 20875 E-Mail: schwaz@villgrater.at
95 VILLGRATER NATUR
BEI VILLGRATER NATUR WIRD ALPINE TRADITION ZUM ZEITGEISTIGEN LEBENSSTIL.
96 MENSCH HANS NEUNER: Aus Weidenästen kann man Sportgeräte und Musikinstrumente schnitzen, erinnert sich der Leutascher. Tirol_Magazin
KINDER MÜSSEN SPIELEN! Wie schmecken eigentlich Maikäfer? Schaffe ich es allein auf den fernen Gipfel? Was passiert, wenn ich an einen Elektrozaun fasse? Besonders auf den Nachwuchs warten in den Bergen kleine und große Abenteuer. Fünf Tirolerinnen und Tiroler erinnern sich an Momente ihrer Kindheit, die sie nie vergessen haben.
97 MENSCH
MONIKA NEUNER: Als Mädchen aß sie Pflanzen von der Frühlingswiese, heute bietet sie in Leutasch Kräuterwanderungen an.
98 MENSCH
HANS „BANTL“ NEUNER
MONIKA NEUNER
Wa n d e r f ü h r e r a u s L e u ta s c h
K r ä u t e r e x p e r t i n a u s L e u ta s c h
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ir Burschen auf dem Tiroler Land erfanden immer neue Spiele, um uns zu messen und die Aufmerksamkeit der Mädchen auf uns zu lenken. Der Weidenbaum spendete uns hierfür reichlich Material. Aus seinen Ästen bauten wir Pfeil und Bogen und versuchten uns damit in Länge und Zielsicherheit zu übertreffen. Aber auch Musik konnte man mit der Weide machen. Dafür klopften wir so lange auf die Äste, bis nur noch die Rinde übrig war und der Ast hohl. Mit einer Schnur banden wir die hohlen Zweige zu einer „Maiflöte“ zusammen. Ein Instrument aus der Natur, mit dessen Melodien wir versuchten, die Mädchen aus dem Dorf zu „verzaubern“. Eine Chance, mit der „Richtigen“ zu tanzen, gab es auf den Waldfesten im Sommer – wenn man sich traute. Es spielte eine Blaskapelle, und wir Buben führten auf der Tanzbühne das Schuhplatteln vor. Kurz nach dem ersten Auftritt durfte man sich einen Gast aussuchen, mit dem man das Schuhplatteln üben wollte. In dem Moment gab es sofort Gelächter. Aufregung und Frohsinn lagen in der Luft. Ein anderer Wettstreit fand statt, wenn im Frühling das Schmelzwasser kleine Seen im Tal bildete, die bis zu zwei, drei Meter tief waren. Obwohl niemand von uns schwimmen konnte, wollten wir auf diesen bitterkalten Seen segeln. Aus alten Scheunentoren und Sautrögen bauten wir Flöße. Auf dem Wasser ging es dann immer darum, rechtzeitig den Absprung zu schaffen, denn die Gefährte waren nur bedingt dicht und sogen sich schnell mit Wasser voll. Die Hände fest um eine Holzkelle geklammert, die als Paddel fungierte, rief mein Freund mir mit verschmitztem Grinsen zu: „Pass auf, dass du nicht ersaufst, Hansi!“ Nur ein Spaß. Denn wir hatten keine Angst auf unserer Bootsfahrt in den Bergen.
A Protokolle: Anna_Moll Fotos: Ramon_Haindl
„IM FRÜHLING BAUTEN WIR FLÖSSE AUS ALTEN SCHEUNENTOREN UND SAUTRÖGEN.“ Hans Neuner
Tirol_Magazin
ls ich ein Kind war, machten wir im Herbst aus Kohl unser Sauerkraut selbst. Das war das Gemüse für den Winter. Der Schnee legte sich über die Wiesen unseres Dorfes, und bis zum Ende des Winters waren wir vollkommen ausgehungert nach dem satten Grün auf unseren Tellern und in unseren Wäldern. Als dann im Frühling die ersten Wiesen zu blühen begannen, stürzten wir uns nach der Schule auf die grünen Flächen und aßen die Gräser direkt von der Wiese. Aus der Ferne müssen wir wie bekleidete Schafe ausgesehen haben. Aber wir wussten, was wir dort aßen. Von Wiesenbocksbart bis Sauerampfer fanden wir viele Leckerbissen. Nur die Touristen konnten den Anblick grasender Kinder nicht einordnen. Sie gaben uns Geld, damit wir uns etwas zu essen kaufen konnten. Das amüsierte uns sehr. Von nun an wussten wir, wo wir grasen mussten, um köstliche Bergkräuter zu naschen – und uns etwas dazuzuverdienen.
B e i m S p i e l e n auf den Wiesen im Sommer staunten wir immer wieder über die riesigen Maikäfer in den Gräsern. Manchmal flogen sie direkt auf uns zu, als wären sie blind. Dann griffen wir zu. „Wer traut sich, den Maikäfer auszuzeln?“, riefen wir. Eine Mutprobe. Wer sich das nicht traute, war ein Hosenkacker. Man musste dem Käfer den Kopf abbeißen, diesen schnell ausspucken und dann „zuzeln“. Wer das schon einmal gemacht hat, weiß, dass Maikäfer so süß wie ein Bonbon sind, weil sie sich von den Blättern der Obstbäume ernähren.
MENSCH
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ALOIS BERGER: Als Sechsjähriger beschloss er, allein auf den Großvenediger zu steigen. Den Begriff „Helikoptereltern“ gab es damals noch nicht.
„ICH SPÜRTE, WIE MEIN GESICHT UND MEINE HAARE VEREISTEN – AN EINEM SONNIGEN AUGUSTTAG.“
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MARIA GAPP: Sie verbrachte ihr Leben auf Bauernhöfen, Spiel und Arbeit vermischten sich in ihrer Kindheit. Genossen hat sie das immer.
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HUBERT KIRCHMAIR: Mit fünf Jahren half er auf der Hochalm mit, heute holt Hubert Holz mit Pferden aus dem Wald. Seine prägende Erinnerung? Der erste Elektrozaun.
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ALOIS BERGER
MARIA GAPP
HUBERT KIRCHMAIR
R e n t n e r a u s P r ä g r at e n
Bäuerin aus Reith bei Seefeld
F u h r m a n n a u s S c h wa z
A
uf der Suche nach Edelsteinen ging ich als Kind mit meinem Vater viel in die Berge. Die Schule wollte die Steine als Materialien verwenden, weil ihre Sammlung im Krieg zerstört worden war. Wir verkauften die Steine auch an Gäste und Mineralienmuseen in der ganzen Welt. Unsere Suche nach Hornblenden, Strahlsteinen, Serpentinsteinen und Kristallen dauerte von der Nacht bis in die Nacht. Wir krochen in enge Höhlen, seilten uns darin ab und aßen die Jause, die uns die Mutter eingepackt hatte. Unsere Gemeinde lag am Fuße des Großvenedigers. In meiner Vorstellung konnte ich von seinem Gipfel aus die ganze Welt sehen. Eines Morgens, die Dämmerung hing über den Bergen, meine Eltern waren schon aufs Feld gegangen, entschloss ich mich zum Aufbruch. „Heute schleiche ich ab“, dachte ich. Ohne Verpflegung und in kurzen Hosen wollte ich allein 3.657 Meter besteigen. Fest entschlossen marschierte ich dem Abenteuer meines Lebens entgegen. Am Defreggerhaus, der letzten Hütte vor dem eigentlichen Aufstieg, traf ich auf eine Gruppe von Bergführern, die mich erstaunt anblickten. „Ich möchte auf den Venediger, um die ganze Welt zu sehen“, erklärte ich. Das amüsierte sie, aber imponierte ihnen wohl auch. Sie nahmen mich in ihrer Seilschaft auf und liehen mir Mütze und Handschuhe. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Trotz dieses sonnigen Augusttages kämpften wir in dieser Höhe mit Temperaturen von fast minus 20 Grad. Ich spürte, wie mein Gesicht und meine Haare vereisten. Am Gipfel vergaß ich die Kälte für kurze Zeit. Ich hatte mir die Welt deutlich größer vorgestellt. Fast erfroren beschloss ich damals, Bergführer zu werden. Noch 4.000 Mal sollte ich den Venediger besteigen. So kalt wie bei diesem ersten Aufstieg war es niemals mehr.
W
ir Kinder hatten alle unsere Aufgaben auf dem Hof. Ich erledigte diese Aufgaben gern, denn sonst hätte mein Vater alles alleine machen müssen. Am liebsten mähte ich die Wiesen im Morgengrauen vor der Schule. Dafür verließ ich früh das Haus, wartete auf den Sonnenaufgang und begann zu mähen. Der Herbst führte uns in den Wald. Mein Vater fällte auf fast 2.000 Metern Bäume. Damals gab es noch keine Forstwege, wir mussten unser Holz über eine selbst gebaute Schneise abtransportieren. Ein Teil der Senken war dafür freigeschnitten. Unser Vater teilte uns Stämme von ungefähr zwei Metern Länge zu. Unsere Aufgabe war es, diese möglichst schnell die Schneise hinunterzutransportieren. F ü r u n s K i n d e r war das ein Wett-
kampf. Es ging darum, wer seinen Stamm am weitesten schmeißen konnte – insgesamt mussten wir eine Strecke von fast einem Kilometer bewältigen. Wir versuchten, die anderen zu überholen, und jauchzten freudig, wenn uns dies gelang. Teilweise war es auch eine Mutprobe, denn an manchen Stellen ging es ziemlich steil bergab. Im Herbst, wenn der Boden bereits angefroren war, rutschte das Holz besser, und wir selber eben auch. Ich genoss diese aufregende Zeit. Der Wald spendete uns Wärme für den Winter.
Tirol_Magazin
A
uf 2.000 Metern Höhe hatten wir eine Weidefläche für unsere Kühe. Im Sommer verbrachten die Tiere dort fast zwei Wochen am Stück und mussten natürlich gemolken und behütet werden. Für diesen Zweck zog ich mit fünf Jahren mit meinem Großonkel auf die Alm. Jeden Morgen um vier Uhr brachen wir zu den Weideflächen auf. Gegen sechs Uhr erreichten wir die Tiere, und mein Großonkel begann sie zu melken. Ich musste aufpassen, dass die Kühe ruhig blieben und nicht auf Abwege gerieten. Hier lernte ich schnell, dass jede Kuh einen anderen Charakter hat. Die eine frech und aufmüpfig, die andere ruhig und genügsam.
„EIN STOSS DURCHFUHR MICH, UND MEIN VATER BEGANN ZU LACHEN.“
I c h wa r s e c h s J a h r e alt, als wir un-
seren ersten Elektrozaun auf dem Feld ausrollten. Das muss in den 1970er-Jahren gewesen sein. Bis dahin hatten wir Hirten dafür gesorgt, dass das Vieh auf dem Feld blieb und Ordnung in der Herde herrschte. Meine Geschwister und ich halfen meinem Vater und meinem Großonkel beim Ausrollen des Drahtes. Und dann lautete das Kommando EIN. Alle Augen waren auf meinen Vater gerichtet. Er bewegte seine Hand in Richtung des Weidezauns. Er griff zu, zeigte aber keine Reaktion. Er sah herüber zu meinem Großonkel. Beide verzogen keine Miene. Erstaunt griff auch ich fest an den Zaun. Ein Stromstoß durchfuhr mich, und mein Vater und mein Großonkel begannen zu lachen.
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104 NCM
Gemeinsam erfolgreich
Vor 25 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der Full-Service-Agentur NCM.at in Salzburg. Gründer und Inhaber Michael Mrazek war einer der Ersten im deutschsprachigen Raum, der das wirtschaftliche Potential des World Wide Webs erkannte und seine berufliche Laufbahn darauf aufbaute. Heute ist er gefragter Experte für digitale Strategien von Unternehmen aus der Tourismusbranche. Zu seinen Kunden zählen auch etliche namhafte Hotels aus Tirol, die seit geraumer Zeit auf das Know-how der Digitalagentur NCM.at vertrauen, wie das Hotel Sailer in Innsbruck und das Hotel Neuhintertux im Zillertal.
Wie beschreiben Sie die Zusammenarbeit mit der NCM? S i m o n e T i b e r i : Die Zusammenarbeit
zwischen NCM und dem Hotel Sailer hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Gemeinsam haben wir die Contentseiten stetig weiter ausgebaut. Darüber hinaus sind Landingpages dazugekommen, weil immer wieder neue Projekte anstanden. Wir sind sehr dankbar, wie toll uns NCM beim Umbau der Website geholfen hat. Der Mix aus Zusammenarbeit und Kundenservice hat einfach gestimmt. Was machen Sie gemeinsam mit NCM, um die Gäste zufriedenzustellen? Die Einhaltung des
Josef und Sabine Sailer, Eigentümer des Stadthotel Sailer, Michael Mrazek, Geschäftsführer der NCM.at, und Simone Tiberi, Assistentin der Geschäftsführung Hotel Sailer (v. r.)
as bekannte familiengeführte Stadthotel Sailer in Innsbruck lässt bereits die zweite Website von NCM umsetzen. Die Inhaber Josef und Sabine Sailer freuen sich über einen stetigen Erfolg ihres Hauses im Zentrum Tirols. Möglich macht dies das Lieblingsgastprinzip und das Onlinemarketing der Internetagentur NCM. Neben der Website ist das NCMTeam auch mit dem Vertrieb, der digitalen Konzeption und der Vertriebsunterstützung beauftragt. „Mit Michael Mrazek haben wir immer einen Ansprechpartner für Ideen und Weiterentwicklungen. Er hört zu und spricht mit uns über digitale Strategien“, lobt Simone Tiberi, Assistentin der Geschäftsführung.
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Lieblingsgastprinzips ist entscheidend. Die wichtigste Aufgabe dabei ist, die Website bzw. die Marke aufzubauen, um den Gast direkt ansprechen zu können. Der Aufbau der Marke ist ein Riesenthema und auch unser Ziel. Wir als Sailer haben sicher ein Alleinstellungsmerkmal, schließlich gibt es unser familiengeführtes Stadthotel bereits seit 125 Jahren in Innsbruck. Wir heben uns durch sehr gutes Essen, exzellente Weine und das Verfestigen von Tradition von der Konkurrenz ab. Denn diese Kombination hat so fast niemand.
Warum haben Sie sich für NCM entschieden? Ich habe Michael Mrazek 2014 bei Tagungen und Vorträgen kennengelernt. Da eine neue Website angestanden ist, habe ich ihn zum Gespräch eingeladen. Die Chemie hat sofort gestimmt. Mein Chef Josef und ich sind reine Bauchmenschen und mussten nicht lange überlegen, ihm den Auftrag zu geben. Und wir haben es nie bereut. Wie wichtig sind Ihnen regionale Anbieter?
Enorm wichtig, denn wir wollen schließlich in der österreichischen Wirtschaft bleiben. Wenn das Produkt passt, entscheiden wir uns natürlich für regionale Anbieter. Außerdem halten wir nach wie vor an dem Leitsatz „Beim Reden kommen die Leute zusammen“ fest. Das gilt auch im digitalen Zeitalter. Das Menschliche darf nicht außer Acht gelassen werden.
Tirol_Magazin
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / FOTOS: ANDREAS FRIEDLE PHOTOGRAPHY
105 NCM
Interview
as 4-Sterne-Hotel Neuhintertux inmitten der Zillertaler Alpen hat sich vor zwei Jahren für einen kompletten Relaunch seiner Website entschieden. Markus Tipotsch hat sein Vertrauen in das Team von NCM gesteckt und es bis heute nicht bereut. Im Gegenteil: Der Chef des Hauses, das unmittelbar an der Talstation des Hintertuxer Gletschers liegt, will nach der Corona-bedingten Pause an die Erfolge vor der Pandemie anknüpfen.
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Was hat der Relaunch Ihrer Website auf langfristige Sicht bewirkt? M a r k u s T i p o t s c h :
NCM hat für uns vor zwei Jahren eine komplett neue Website ausgestaltet. Unsere Agentur „Rekord“ hat die Kommunikation und die Designlinie des Hotels vorgegeben, das Team von NCM hat viele neuen Ideen eingebracht und schlussendlich alles umgesetzt. Die Zusammenarbeit hat perfekt funktioniert, weshalb der Relaunch der Website ein voller Erfolg war. Der Relaunch hat mehr Traffic und größere Verweilzeiten verursacht. Auch die Buchungen und Anfragen sind enorm gestiegen. Besonders freut mich, dass vermehrt über unsere eigene Website gebucht wurde und nicht mehr über Channels. Dadurch ist die Buchung für uns als Hoteliers provisionsfrei. Aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, die Website weiterhin ständig mit NCM weiterzuentwickeln.
Wo sehen Sie die Stärken von NCM? Wir schätzen
die zahlreichen Experten im Unternehmen, die stets neue Trends erkennen. Sobald Google seine berühmtberüchtigten Updates macht, haben wir die Sicherheit, dass sofort darauf reagiert wird. Das NCM-Team gibt uns das Gefühl, gut informiert und aufgehoben zu sein. Die Website ist heutzutage die effizienteste und kostengünstigste Visitenkarte. Auch was das Mobile betrifft, sind wir Hoteliers nicht mehr in der Lage, alles selbst zu machen, und sind auf Schnittstellen angewiesen. Geht es um die Ausspielung auf die ganzen Channels, müssen das Profis aufsetzen, die den nötigen technischen Hintergrund besitzen. Das erspart uns viel Aufwand und vor allem Zeit. Wie wichtig ist die permanente Unterstützung von Experten auch in schwierigen Zeiten wie Corona? Auch in der Coronazeit hatten wir vol-
les Vertrauen zu NCM. Natürlich mussten wir in der schwierigen Zeit einen Stillstand bei den Buchungen hinnehmen. Umso erfreulicher ist es, dass schon vor
Markus Tipotsch, Gastgeber im Hotel Neuhintertux, mit Michael Mrazek
der Wiedereröffnung sichtbar war, dass die Zugriffe enorm angestiegen sind. Wir hoffen, dass so schnell wie möglich alles wieder zur Normalität zurückkehrt und wir die Buchungen über unsere Website wieder dort hinbekommen, wo sie vorher waren. Im Digitalbereich fühlen wir uns durch NCM schon mal auf der sicheren Seite und gut aufgehoben. Wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen… Worauf müssen sich Hoteliers einstellen? Für
die Zukunft sehe ich die Notwendigkeit, auf dem neuesten technischen Stand zu bleiben und dem Trend Rechnung zu tragen, dass die User viel mobiler geworden sind. Es ist wichtig, dass die Benutzeroberflächen an die mobilen Geräte wie Smartphone oder Tablet angepasst werden. Hier ist NCM bereits Vorreiter und Vorbild! Darüber hinaus steht im Haus auch ein „Relaunch“ des Wellnessbereichs beziehungsweise dessen Neugestaltung an.
Michael Mrazek Seit mehr als zehn Jahren ist Michael Mrazek auf Einladung von Professor Hubert J. Siller Vortragender an der Fachholschule MCI in Innsbruck und unterrichtet dort Digitale Strategie, Online-Konzeption und OnlineMarketing im Bachelor- und Masterstudium sowie im internationalen Master. Überdies ist er auch Obmann des Fachverbands Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer. www.ncm.at
© IAN EHM / VERLAGSGRUPPE NEWS / PICTUREDESK.COM
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MENSCH
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Als Kind strebte Josephine Bloéb nach fremden Planeten und nach Sesshaftigkeit, gelandet ist der Spross einer Künstlerfamilie im Schauspieluniversum, das es ihr möglich macht, ständig fremde Rollen zu erforschen. Im Interview spricht die Schauspielerin von den Hürden der CoronaPandemie, ihrer Sehnsucht nach sozialer Nähe und ihrem Unverständnis für eine Politik, die Asyl- und Schutzsuchende links liegen lässt.
Die Corona-Pandemie hat die Kulturwelt massiv ausgebremst: Wie ist es Ihnen in den vergangenen Monaten ergangen? J o s e p h i n e
B l o é b : Danke, ganz gut. Anfang 2020 war das nicht so. Während der ersten Welle war ich für mehrere Monate arbeitslos und hatte wie viele andere Künstlerinnen und Künstler quasi „Spielverbot“. Es wurden Produktionen abgesagt und Dreharbeiten auf unbestimmte Zeit verschoben, ich habe lange Zeit wirklich nichts gemacht und abgewartet. Ab dem Spätsommer ging es bei mir dann zum Glück bergauf, weil unter gewissen Voraussetzungen wieder gearbeitet werden durfte. Ich habe meinen Beruf schon immer als Privileg empfunden und in diesen Zeiten noch mehr als vorher. Eine Welt ohne Kunst und Kultur, was wäre das für eine Welt? Nicht
in dieser Welt und auch in keinem anderen Paralelluniversum kann ich mir vorstellen, dass es da nicht mindestens eine kreative Person gibt, die gern ein Bild malt, ein Instrument spielt oder durch Witze und Kunststücke andere Menschen amüsieren oder berühren will. Musik, Tanz, Kunst, Theater und Performance existieren seit abertau-
senden von Jahren. Diese Ausdrucksformen können nicht einfach mal schnell vergessen oder verdrängt werden. Aufgewachsen sind Sie in Berlin und Tirol: Können Sie definieren, wo Ihre Heimat liegt? In mei-
ner Kindheit und Jugend sind wir oft umgezogen, was wahrscheinlich auch beeinflusst hat, dass ich mich jetzt an mehreren Orten zuhause fühle. Früher war das nicht so. Ich habe immer andere Kinder beneidet, deren ganze Familie seit Generationen aus irgendeinem winzigen Kaff stammt und die alle Vorfahren und auch sich selbst einmal auf dem Dorffriedhof begräbt. In meiner riesigen Patchworkfamilie kommen alle von überallher und haben schon überall gewohnt. Mein Bruder und ich haben nicht mal die gleiche Staatsbürgerschaft. Ich glaube, Heimat kann alles sein, ein Geräusch oder ein Geruch. Und wenn ich heute durch bestimmte Ecken in Berlin laufe, werde ich nostalgisch und denke an meine Kindheit. Und in Innsbruck mehr an meine Jugend. Sie waren zehn Jahre jung, als Sie erstmals auf der TV-Leinwand auftauchten. Stimmt es, dass Sie damals gar nicht Schauspielerin
werden wollten, sondern sich als Astronautin oder Reitlehrerin gesehen haben? Ja, das ist wahr. Es
sind auch beides durchaus interessante Berufe mit spannenden Ausbildungen. Ich habe nur leider irgendwann meine Leidenschaft an Planeten und Pferde verloren und wollte mich lieber als Seeräuber verkleiden. Mir hat es einfach immer großen Spaß gemacht, Figuren zu erforschen, dieses ganze Menschsein mit mehr oder weniger komplexen Charakteren kennenzulernen und die Gedanken dieser Rollen ganz neu mitzudenken. Was die Schauspielerei anbelangt, sind Sie erblich „vorbelastet“: Man kennt sowohl Ihre Mutter (Ute Heidorn) als auch Ihren Vater (Gregor Bloéb) aus Theater-, Film- und Fernsehproduktionen, ihren Onkel Tobias Moretti natürlich auch. Ist es Ihnen manchmal passiert, dass Sie den Stempel „Tochter von“ verpasst bekommen haben? Es ist
schon mal vorgekommen, dass mir von manchen Journalisten ausschließlich Fragen zu meiner Familie gestellt worden sind. Ich fand das immer langweilig und versuchte dann höflich darauf hin-
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MIT DEM EIGENEN KOPF DURCH DIE WAND
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„ICH HABE MEINEN BERUF SCHON IMMER ALS PRIVILEG EMPFUNDEN UND IN DIESEN ZEITEN NOCH MEHR ALS VORHER.“ Josephine Bloéb
Josephine Bloéb wurde am 9. Dezember 1992 in Innsbruck geboren und wuchs in Tirol und Berlin auf. Die Schauspielerei wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: Sowohl ihre Mutter Ute Heidorn als auch ihren Vater Gregor Bloéb kennt man aus Theater-, Film- und Fernsehproduktionen. In einer ihrer ersten Rollen spielte die damals Zehnjährige in Xaver Schwarzenbergers „Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers“ die Tochter von Andreas Hofer, der von ihrem Onkel Tobias Moretti verkörpert wurde. Von 2012 bis 2016 studierte Bloéb am Max Reinhardt Seminar in Wien Schauspiel und wurde danach Ensemblemitglied im Theater an der Josefstadt. In der Spielzeit 2017/18 wechselte sie nach St. Pölten ins Ensemble des Landestheaters Niederösterreich, wo sie unter anderem die Titelrolle in „Die kleine Hexe“ übernahm und in „Liliom“, „Der gute Mensch von Sezuan“, „Der Zerrissene“ und „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“ zu sehen war. Seit 2019 ist die 28-Jährige als freischaffende Schauspielerin tätig. In der Regie von Georg Schmiedleitner wird Josepine Bloéb in der ShakespeareKomödie „Was ihr wollt“ als Viola/Cesario zu sehen sein. Coronabedingt musste die Produktion schon mehrmals verschoben werden. Geplanter Premierentermin im Stadttheater Klagenfurt ist nun im Februar 2022.
zuweisen, dass ich für solche Auskünfte wahrscheinlich nicht die richtige Interviewpartnerin bin. Ihre Ausbildung haben Sie am Max Reinhardt Seminar absolviert, danach wurden Sie ins Ensemble des Theaters an der Josefstadt geholt, ehe Sie ans Landestheater Niederösterreich wechselten. Hatten Sie in St. Pölten mehr Möglichkeiten, sich künstlerisch zu entwickeln, als in Wien? Das
Engagement am Landestheater Niederösterreich bedeutete für mich eine breitere Palette an Spieloptionen und mehrere Premieren in einer Saison. Ich hatte zum Beispiel Lust auf Kindertheater und wollte es unbedingt mal erleben, hunderten Schreihälsen eine Geschichte zu erzählen. Bei der „Kleinen Hexe“ wurde ein wundervolles Stück mit viel Zauberei, Musik, tollem Licht, viel Knall und bunten Kostümen auf die Bühne gebracht. Mich hat es auch gereizt, an ein Haus zu wechseln, das ein großes Interesse daran hegt, Jungregisseurinnen und Jungregisseure zu fördern. Ich durfte mit neuen Leuten arbeiten, die ich woanders vielleicht nicht kennengelernt hätte. Außerdem fand ich es super, dass dort Frauen in Chefpositionen funktionieren. In einem Interview haben Sie einmal gesagt, dass Sie an Ihrem Beruf die Möglichkeit fasziniert, „neue Figuren und damit auch immer etwas Neues an mir selber kennenzulernen“. Welche neue
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Erkenntnis über sich selbst können Sie mit uns teilen? „Du bist hier,
um zu lernen und nicht um alles zu können“ war ein Satz eines ehemaligen Professors, den ich mir immer wieder zu Herzen nehme. Gelegentlich neige ich dazu, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, alles sofort schnell und richtig zu machen und mich sehr über mich zu ärgern, wenn etwas nicht gleich klappt, so wie ich es haben will. Ich erkenne ständig, dass künstlerisches Schaffen ein Prozess ist und als solcher lebt. Das geht aber nur mit ein bisschen mehr Ruhe im Gemüt. Sie sind seit 2019 als freischaffende Schauspielerin tätig. Was hat Sie dazu bewogen, Ihr fixes Engagement aufzugeben? Der
Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung hat eine große Rolle gespielt. Die Entscheidungsmacht über Angebote sollte bei mir liegen. Ich wollte auch gerne mehr beim Film und Fernsehen arbeiten, da ich aufgrund meiner klassischen Theaterausbildung noch nicht wahnsinnig viel Dreherfahrung sammeln konnte. Gleichzeitig Filme zu machen und fest an einem Haus sein, ist aber schwierig. Irgendwann ist einfach die Gefahr da, dass einen die Castingagenturen und Leute vom Film als „Theatermensch“ abstempeln, der immer Sperrtermine hat und deswegen nicht mehr besetzt wird. Ich hatte das Gefühl, dass ich nach ein paar fixen Jahren am Theater nun eine Ahnung davon habe, was eine Festanstellung bedeutet. Da wurde ich ein bisschen unruhig
Besseres Studium, bessere Chancen.
Studium. Chance. Kompetenz.
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Josephine Bloéb
und dachte mir, dass ich zu jung bin, um so lange an einen Ort gebunden zu sein.
In Ihrem Castingprofil ist zu lesen, dass Sie den Tiroler Dialekt „nur bei Bedarf“ zum Einsatz bringen. Ist das ein Selbstschutz, um nicht auf das „Tiroler Mädel“ reduziert zu werden? Im Gegenteil,
das ist für mich sehr günstig. Dialekte sind für den Beruf wichtige Tools, die hilfreich sein können. Also kann ich bei Bedarf gern Tiroler Dialekt sprechen, aber auch nur dann, wenn es sprachlich gebraucht wird.
2020 war der Bedarf dann da: Sie haben in der in Innsbruck und Umgebung gedrehten Stadtkomödie „Lederhosenaffäre“ mitgewirkt, die dieses Jahr im ORF ausgestrahlt wird. Es heisst, dass eine Komödie die schauspielerische Königsdisziplin ist. Was ist daran so tricky? Eine große Herausforde-
rung ist die Ernsthaftigkeit und noch mehr die Leichtigkeit und das Timing. Bei einem lustigen Stück oder Film ist
die Gefahr leider sehr groß, dass schnell wahnsinnig viel übertrieben wird und man sich auf den Witz draufsetzt. Dazu kommt, dass Humor vom Publikum unterschiedlich aufgefasst wird und in einer guten Komödie neben all der Komik trotzdem auch die Konflikte lebendig und wahr sein müssen.
Könnten Sie sich vorstellen, eine fixe Rolle in einer Serie zu übernehmen? Da ich selber in Zeiten von
Netflix und anderen Streamingdiensten mehr Serien als Filme schaue, auch manchmal bis spät in die Nacht, hätte
2021 wird Josephine Bloéb an der Seite des Vorarlberger Schauspielers Stefan Pohl in der in Innsbruck und Umgebung entstandenen ORF-Stadtkomödie „Lederhosenaffäre“ zu sehen sein. Darin entspinnt sich zwischen Bayern und Tirol ein bizarrkomischer Markenrechtsstreit um die Frage „Wer hat die Lederhose erfunden?“. Die Ausstrahlung im ORF und auf Arte ist für Herbst geplant. © ORF / E&A FILM
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„ICH GLAUBE, HEIMAT KANN ALLES SEIN.“
ich schon Spaß daran, die Zuseherinnen und Zuseher mit Cliffhangern wach zu halten. Ich stelle es mir auch spannend vor, eine Figur über mehrere Staffeln zu kreieren und dann zu beobachten, in welche Richtung sie sich bewegt. Via Instagram machen Sie sich immer wieder für soziale Themen stark: Unter anderem für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria. Haben Sie das Gefühl, dass die ständige Corona-Diskussion solche menschlichen Tragödien überblendet? Moria gibt es nicht
erst seit dem Ausbruch der Pandemie. Dieses unvorstellbar schreckliche Gefängnis ist nur ein Paradebeispiel für alle anderen katastrophalen Lager und dafür, wie wir in Europa mit Asyl- und Schutzsuchenden umgehen. Gerade in Zeiten von Corona, wo überall heilig gepredigt wird, dass wir zusammenhalten sollen, wird menschenverachtende Politik an Europas Außengrenzen einfach so geduldet. Anstatt aktiv zu helfen und die Aufnahmeblockade mit sofortiger Wirkung zu stoppen, werden Kinder aus unserem Land abgeschoben. Ihnen wird die Zukunft geraubt, weil die österreichische Regierung sich ihrer Verantwortung entzieht. Österreich und die EU müssen alle Geflüchtetenlager evakuieren, da gibt es keine Diskussion. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn sich die Welt eines Tages dann doch wieder normal dreht? Auf diese Menschen, die auf
Festivals mit ihren „Free Hugs“-Schildern inmitten einer verschwitzten, feiernden Meute stehen und kuscheln wollen. Vielleicht werde ich dann selber eine von denen.
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ENGLISH
English Summary
CHARTING YOUR OWN COURSE
Josephine Bloéb was born in Innsbruck in 1992 and grew up in Tyrol and Berlin. She was practically born into the acting profession. Both her mother Ute Heidorn and her father Gregor Bloéb are well-known from theatre, film and television productions. You were ten years old when you first appeared on the TV screen. Is it true that you didn’t want to be an actress back then, but saw yourself as an astronaut or a riding instructor? J o s e p h i n e B l o é b : Yes, that’s
right. They are also both quite absorbing professions with interesting training. Sadly, I lost my passion for planets and horses at some point and preferred to dress up as a pirate. I’ve always enjoyed exploring characters, getting to know the human condition with more or less complex characters and thinking about these roles in a completely new way.
You grew up in Berlin and Tyrol: can you say where you are at home? We moved around a
lot in my childhood and youth, which probably also influenced the fact that I feel at home in several places now. It wasn’t like that before. I used to envy other children whose entire family had been from some tiny backwater for generations and who buried all their ancestors and even themselves one day in the village cemetery. I think home can be anything, a sound or a smell. And when I walk through certain parts of Berlin today, I get nostalgic and think of my childhood. And in Innsbruck, more of my youth.
You have been working as a freelance actor since 2019. What made you decide to give up your previous fixed position in the theatre?
The desire for freedom and self-determination played a big role. I also wanted to work more in film and television, because my classical theatre training didn’t allow me to gain a lot of filming experience. It’s difficult to make films and be a permanent member of a company at the same time.
What are you most looking forward to when the world returns to its normal course one day? To those people who stand at festivals with their
“Free Hugs” signs in the middle of a sweaty, partying crowd and want to cuddle. Maybe I’ll become one of them myself.
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Tirol_Magazin
MENSCH
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ZWISCHEN DEN ZEITEN LESEN Das Konservieren der Gegenwart und das Erforschen der Vergangenheit sind die Hauptaufgaben von Ortschronisten, die in Tirol in nahezu jeder Gemeinde zu finden sind. Das Tirol-Magazin hat zwei von ihnen zum Gespräch gebeten und dabei erfahren, warum ein Dorf manchmal auf die Welt pfeift, weshalb bestimmte Geschichten besser im „Giftschrank“ aufgehoben sind und was einen antreibt, sich unentgeltlich in historische Detektivarbeit zu stürzen.
D
as ist meine Spielwiese“, sagt Ortschronist Joe Bertsch, während er mit wachem Blick durch die Gemäuer der Thaurer Burgruine streift, die vor knapp 20 Jahren noch dem Untergang geweiht schien. Heute ist dieses Relikt vergangener Tage, das in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, ein beliebter Treffpunkt für Familien, die hier mittels einer App ganz zeitgemäß in die Burggeschichte eintauchen können. D i e s e n außergewöhnlichen Abenteu-
erspielplatz zuwege gebracht hat der Thaurer Geschichtsverein „CHRONOS“ (www.chronos-thaur.at), den Bertsch im Jahr 1999 mit ein paar Gleichgesinnten gründete. Zunächst mit der Intention, ein Thaurer Dorfbuch zu schaffen und darin die bewegte Geschichte der 4.000-Seelen-Gemeinde zu erzählen, die urkundlich erstmals 827 erwähnt wurde. „Als das Dorfbuch dann nach drei intensiven Arbeitsjahren abgeschlossen war, tauchte sofort die Frage auf, was wir als Nächstes machen“, erinnert sich der Obmann des
„ES GIBT FAMILIÄRE EPISODEN, DIE MAN ZWAR ARCHIVIERT, ABER ANSONSTEN RUHEN LÄSST UND IN DEN ‚GIFTSCHRANK‘ VERBANNT.“
Vereins, dessen Mitglieder 2003 damit begannen, die Überreste der Burg in mühevoller Kleinarbeit freizulegen. Z w ö l f S o m m e r dauerte die Kno-
chenarbeit, die Bertsch nicht missen will. Weil sie demonstriert, dass ein Ortschronist nicht „nur“ ein Schreibtischtäter ist, sondern vieles mehr. „Wir sind eine Form von Gedächtnisspeicher und schaffen es im besten Fall auch, Identität zu schaffen“, sagt der 66-jährige HTL-Lehrer für Englisch und Geographie. Und erinnert sich daran, wie so manche Stimme aus dem Dorf zu Beginn der Restaurierung noch meinte, man solle „die alten Mauern doch einfach übern Haufen schmeißen“. Was Bertsch freut: Heute sind die Kritiker von einst stolz auf „ihre Burg“, die nachweislich über die ältesten romanischen Mauern Tirols verfügt. Blick von aussen.
Joe Bertsch
Was das Chronistentum anbelangt, hat Tirol österreichweit die Nase vorn. In 240 der 279 Gemeinden sind aktuell mehr als 300 Ortschronistinnen und
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Ortschronisten im Einsatz. Eine von ihnen ist auch Andrea Raggl-Weißenbach, die seit 2016 in Flaurling nicht nur akribisch das aktuelle Zeitgeschehen für kommende Generationen konserviert, sondern dazu immer wieder tief in die Vergangenheit des Dorfes eintaucht, das für die gebürtige Imsterin erst 1982 zur Heimat wurde. „Dass ich eine ‚Zugroaste‘ bin, schadet meiner Tätigkeit als Ortschronistin nicht: Wenn man von außen kommt, dann sieht und erlebt man das Dorf ganz anders. Das ist oft von Vorteil“, ist die 61-jährige Kanzleiangestellte überzeugt. Sagt’s und blättert in der Gemeindezeitung, in der sie regelmäßig Artikel veröffentlicht, in der sie die Dorfgeschichte aus verschiedenen Aspekten beleuchtet.
„OHNE WURZELN FÜHLT SICH DER MENSCH VERLOREN.“ Andrea R a g g l -We i ß e n b a c h
auch in die nunmehr online verfügbaren Matriken ein – also in die einstmals von der Kirche geführten Personenstandsbücher, in denen Tauf-, Trauungs- und Sterbedaten registriert sind. Dabei fand sie heraus, dass die Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 weltweit bis zu 50 Millionen Todesopfer forderte, an Flaurling spurlos vorüberging. „Das Dorf war damals ein eigenes Universum, das vom Rest der Welt isoliert war: Die Leute blieben am liebsten unter sich und begaben sich damit unbewusst in eine sichere Quarantäne“, erklärt Raggl-Weißenbach, die auch laufend die Ortschronik-Homepage www. chronik-flaurling.at mit aktuellen und historischen Einträgen befüttert. F ü r i h r e Nachforschungen greift sie
Z u l e t z t s t e l lt e sie dabei – aus ge-
regelmäßig auf den Fundus des Tiroler Landesarchivs zurück oder „strielt“ in historischen Zeitungen und Zeitschriften, die im virtuellen Zeitungslesesaal der Nationalbibliothek namens „ANNO“
gebenem Anlass – Recherchen zu Seuchen und Epidemien der Vergangenheit an. Und durchforstete nicht nur jede Menge Sterbebilder, sondern tauchte Tirol_Magazin
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FOTOS: © ANDREAS FRIEDLE
online verfügbar sind. Die eine oder andere spannende Geschichte erfährt sie aber auch durch Gespräche mit älteren Dorfbewohnern, die so manches historische Ereignis noch am eigenen Leib erlebt haben. Geheimnisse b e wa h r e n .
„Die Chronistentätigkeit ist wie ein Virus, das einen infiziert und nicht mehr loslässt“, hält Raggl-Weißenbach fest. Und spricht damit auch Joe Bertsch aus der Seele. „Bei mir hat sich die Arbeit fast schon zu einer Sucht entwickelt“, lacht der passionierte Hobbyhistoriker, der zu Beginn seiner Tätigkeit sehr viel Neuland entdecken konnte, da über Thaur noch wenig geforscht worden war. Mittlerweile hat der Verein CHRONOS, der vornehmlich projektbezogen arbeitet, Licht ins Dunkel etlicher Geschichtskapitel gebracht: Unter die Lupe genommen wurde etwa die volksmusikalische Entwicklung des Dorfes, dokumentiert sind aber auch die verschiedenen Wegkreuze vom Marterl bis zum Gipfelkreuz. Im ersten Stock des Gasthauses „Romediwirt“ hat der Verein im Jahr 2018 überdies den musealen Schauraum „rundumthaur“ eröffnet, der neben der 6.000 Jahre alten Siedlungsgeschichte Thaurs auch der Legende vom heiligen Romedius nachspürt sowie archäologische Fundstücke präsentiert, die bis in die Jungsteinzeit reichen. D o c h s o m a n c h e Geschichte(n) will
Bertsch in keiner Vitrine ausgestellt haben. „Es gibt familiäre Episoden, die man zwar archiviert, aber ansonsten ruhen lässt und in den ‚Giftschrank‘ verbannt“, sagt er. Andrea Raggl-Weißenbach sieht das ähnlich. Und berichtet – ohne konkrete Namen zu nennen – von dem Fall einer Magd, die vor mehr als 100 Jahren in Flaurling ihr Neugeborenes tötete und dafür im „schweren Kerker“ landete. Als eine Zeitung diesen historischen Kriminalfall etwas reißerisch nacherzählte, meldete sich
Der Verein CHRONOS arbeitet die vielfältige Geschichte von Thaur auf und hat dafür unter anderem den musealen Schauraum „rundumthaur“ gestaltet, der neben der 6.000 Jahre alten Siedlungsgeschichte auch der Legende vom heiligen Romedius nachspürt. Zu sehen ist die Ausstellung – passenderweise – im ersten Stock des Gasthauses Romediwirt.
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eine verzweifelte Verwandte der Magd bei der Ortschronistin, weil sie entsetzt war, was da über ihre Familie geschrieben worden war. „Selbst wenn manche Geschichten schon lange zurück liegen, darf man nie vergessen, dass es da ja noch immer Nachkommen geben kann, die darunter leiden: Deshalb muss man mit solch dunklen Kapiteln auch sehr behutsam umgehen“, betont Raggl-Weißenbach, die nie den Menschen hinter der Geschichte vergessen will. Im Dienst d e r W i s s e n s c h a f t.
Entlohnt wird diese zum Teil delikate Gedächtnisarbeit in der Regel nicht mit Geld, sondern mit der Möglichkeit, sich weiterbilden zu lassen. Das Tiroler Bildungsforum bietet regelmäßig Kurse an, in denen zunächst die Grundbegriffe des archivarischen Arbeitens vermittelt werden, ehe das Wissen dann sukzessive erweitert werden kann. Der Umgang mit moderner Archivierungssoftware gehört genauso dazu wie das Entziffern alter Schriftbilder. Auf Wunsch bekommt man Einblicke in die Bedeutung und Entwicklung alter Flurnamen, die in einer digitalen und mit GPS-Daten versehenen Datenbank erfasst sind. An der Erhebung der knapp 120.000 in Tirol registrierten Flurnamen, die vom Institut für Sprachwissenschaften der Universität Innsbruck initiiert wurde, waren die Ortschronistinnen und Ortschronisten maßgeblich beteiligt. „Unsere Aufgabe war es, Leute im Dorf zu suchen, die noch wissen, welche Fluren es gegeben hat oder gibt und wie diese heißen“, erzählt Andrea Raggl-Weißenbach, die froh um die Recherchehilfe kundiger Waldhüter, Bauern und Almmeister war, die ihr dabei tatkräftig zur Seite standen. D a s M a m m u t p r o j e k t, das von
Tirols Chronisten In 240 der 279 Tiroler Gemeinden sind aktuell mehr als 300 Ortschronistinnen und Ortschronisten im Einsatz, die sich auf Bezirks- und Landesebene organisieren. Im Österreich-Vergleich liegt Tirol damit an der Spitze aller Bundesländer. Ihre in der Regel unentgeltliche Arbeit besteht darin, das aktuelle Zeitgeschehen für spätere Generationen zu dokumentieren und einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen: Dabei gilt es unter anderem, alte Urkunden aufzuarbeiten und zu übersetzen, historische Schriftstücke zu entziffern und Daten und Zeugnisse historischer Epochen zu erfassen und zu sortieren. Ihre Arbeit wird unter anderem in Dorf- und Heimatbüchern dokumentiert, darüber hinaus widmen sich spezielle Publikationen immer wieder ortsspezifischen Themen. Digitale Chroniken und regelmäßig aktualisierte Homepages runden das vielfältige Chronistenwesen ab. Seit 1969 gibt es die Arbeitsgemeinschaft der Chronisten, die ihre Hauptaufgabe in der Koordination der Chronistentätigkeit und in der Aus- und Weiterbildung der lebendigen Gedächtnisstützen sieht. Weitere Informationen unter www.chronisten.tirol
2007 bis 2017 landesweit durchgeführt und ein Jahr später in die Österreich-Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde, ist nicht Tirol_Magazin
nur aus sprachwissenschaftlicher Sicht spannend. „Auch die Bergrettung profitiert davon“, weiß Joe Bertsch. Geht dort etwa ein Anruf ein, dass ein Wanderer in einer Rinne unter dem „Hahle Wandl“ abgestürzt ist, dann kann sich der Verantwortliche in der Bergrettungszentrale mit diesem Hinweis in die online verfügbare Flurnamenkarte zoomen und den Hubschrauber mit dem Bergretter zur Unfallstelle lotsen. Bertsch: „Der praktische Nutzen der Flurnamenerhebung ist also enorm und kann im besten Fall sogar Leben retten.“ Wurzeln finden.
Ein weiterer Tätigkeitsbereich, der gerade in jüngster Vergangenheit immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, ist die Ahnenforschung. „Das war schon in den 1980er- und 1990er-Jahren sehr gefragt, weil damals durch das Aufkommen des Internets die Recherche auch für Privatpersonen einfacher geworden ist. Seit knapp zehn Jahren hat das Interesse daran dann erneut Schwung aufgenommen, was sicher damit zusammenhängt, dass die Matriken online gestellt wurden“, erklärt Raggl-Weißenbach, die im Dienst der Ahnenforschung bereits die Daten von 12.000 Personen aus Flaurling gesammelt hat. Und ergänzt: „Ohne Wurzeln fühlt sich der Mensch verloren.“ A u c h B e r t s c h kennt diese Sehn-
sucht nach dem Wissen um die eigene Herkunft, die buchstäblich grenzenlos ist. So wurde er im Vorjahr mit einer Anfrage aus Brasilien konfrontiert. „Eine Thaurer Auswanderin mit brasilianischem Namen wollte da etwas über ihre Verwandtschaft erfahren, die einst den Kontinent gewechselt hat“, erzählt er. Recherchen in der Haus- und Hofgeschichte des Dorfes führten ihn dann zu Nachkommen der Auswanderer, die nach wie vor in Thaur leben. Ein weiterer Beweis dafür, dass Geschichte ein lebendiger Prozess ist – und ein Blick zurück oft auch die Gegenwart erhellt. C h r i s t i a n e _ Fa s c h i n g
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ENGLISH
English Summary
READING BETWEEN THE TIMES
Preserving the present and researching the past are the main tasks of local chroniclers. They can be found in almost every municipality in Tyrol. We met up with two of them.
T
his is my playground,” says local historian Joe Bertsch as he wanders through the walls of the Thaur castle ruins. It is a relic of days gone by and today a popular destination for families who can immerse themselves in history here by using an app. This unusual adventure playground was helped into existence by the Thaur history association “CHRONOS”, which Bertsch founded in 1999 with a few like-minded people. Initially, the intention was to create a Thaur village book to recount the turbulent history of the community. “When the village book was completed after three years of hard work, the question was what we should do next,” Bertsch recalls. They got to work. One of the results is the museum showroom “rundumthaur” on the first floor of the Gasthaus Romedi, which traces the 6,000-year-old history of Thaur’s settlement as well as the legend of St. Romedius.
T h e r e a r e m o r e t h a n 300 local chroniclers cur-
rently working in 240 of the 279 Tyrolean municipalities. One of them is Andrea Raggl-Weißenbach, who has been meticulously preserving current events in Flaurling for future generations since 2016. She constantly delves deep into the village’s past. Most recently, she researched - for good reason - epidemics and plagues of the past. She found out that the Spanish flu, which claimed up to 50 million lives worldwide between 1918 and 1920, left Flaurling untouched. “At that time, the village was a universe of its own, isolated from the rest of the world: people preferred to keep to themselves, and thus unconsciously placed themselves in a safe quarantine,” explains Raggl-Weißenbach. “Being a chronicler is like a virus that infects you and doesn’t let go,” she says. And that goes for Joe Bertsch as well: “For me, the work has almost developed into an addiction.
Tirol_Magazin
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Der digitale Hofladen
Regionale Qualität wird nicht nur von Konsumenten hochgeschätzt, auch UNIQA ist es ein Anliegen, die regionale Wertschöpfung zu unterstützen. Mit regional.tirol wurde ein Partner gefunden, der heimische Produkte aus der Region für die Region auf zeitgemäßem Wege zugänglich macht. ir suchen die Nähe“, erklärt regional.tirol-Initiator Mag. Gottfried Mair. Dabei meint er die Nähe zum Kunden gleichermaßen wie die örtliche Nähe, damit Produkte nicht auf kilometerweite Reisen gehen müssen, um zu den Konsumenten zu gelangen. „Wir bringen Verbraucher und Anbieter zusammen und wollen den Kunden die Möglichkeiten aufzeigen, wie sie an regionale Produkte von Direktvermarktern gelangen“, erläutert der Obmann des gemeinnützigen Vereins Ökozentrum sein Ansinnen. Die Qualität heimischer Produkte kann nicht hoch genug geschätzt werden, kaum sonst wo auf der Welt erzeugt eine kleinstrukturierte Landwirtschaft Lebensmittel von so hoher Qualität wie in Tirol.
W
D i e Z e i t e n ä n d e r n s i c h , den kleinen Laden von
nebenan gibt es schon lange nicht mehr. Doch das Bedürfnis der Konsumenten nach qualitativen und regionalen Produkten steigt seit längerem wieder. Es ist dem Engagement von Gottfried Mair zu verdanken, dass er mit einer Plattform für Direktvermarkter landwirtschaftliche Betriebe zusammen und zu den Konsumenten bringt. Die regional.tirol-App
Das Herzstück der regional.tirol-App ist der digitale Hofladen. An die tausend Produkte von rund hundert landwirtschaftlichen Direktvermarktern sind hier bereits gelistet. „Wie bei einem Webshop legt sich der Konsument seine gewünschten Artikel in den Warenkorb, tätigt die Bestellung und holt seine Waren beim ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / FOTOS: TVB TANNHEIMER TAL/ACHIM MEURER
Bauern ab. Bezahlt wird vor Ort, denn im Gegensatz zu Weltkonzernen möchten wir den direkten und persönlichen Kontakt fördern, dem Konsumenten zeigen, wo seine Produkte herkommen“, so Mair. D a s A n g e b o t a u f d e r A p p können die Anbieter
selbst verwalten und je nach Saison oder Verfügbarkeit aktualisieren. Verschiedene Filter wie Produktkategorie, Verkaufsort oder -form sowie Qualitätssiegel helfen dem User, schneller im Shop zu navigieren. Grundsätzlich gliedert sich die Startseite in Pflanzliches, Tierisches, Flüssiges und Sonstiges. Besonders im Auge hat Mair die Kunden der nächsten Generation: „Mit der App sollen auch Jugendliche einen Zugang zu bäuerlichen Produkten finden.“ Die Ideen gehen Gottfried Mair nicht so schnell aus und so wartet die App auch schon mit verschiedensten Aktionen wie Kochworkshops, regionalen und saisonalen Rezepten oder Gutscheinen auf.
Mit Unterstützung von UNIQA
Als Befürworter und Sponsor unterstützt UNIQA Tirol die Initiative regional.tirol. „Wir bei UNIQA legen großen Wert auf Regionalität: Mit unseren Service-Centern sind wir im ganzen Land vertreten, wodurch wir den direkten Kontakt zu den Kundinnen und Kunden pflegen können. Darüber hinaus freuen wir uns, wenn wir Initiativen unterstützen können, die die regionale Wertschöpfung durch heimische Produkte fördern und so zu mehr Nachhaltigkeit beitragen“, so Gottfried Grauss, Marketingleiter UNIQA Tirol.
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„OHNE KULTUR FEHLT UNS ETWAS WESENTLICHES IM MENSCHSEIN“ Tirol_Magazin
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ußerhalb des Großen Festspielhauses geht es an diesem Frühlingstag in Salzburg coronabedingt noch sehr gemächlich zu. Doch hinter den Fassaden der Hofstallgasse dreht sich das Gedankenkarussell in Lukas Crepaz’ Kopf bereits auf Hochtouren. Werden die Covid-19-Verordnungen eine Vollkapazität der Spielorte zulassen? Dürfen internationale Künstler und Gäste im Sommer überhaupt einreisen? Kann ganz Salzburg ab 17. Juli wieder zur Bühne werden? „Ich bin überzeugt, dass die Festspiele stattfinden werden“, meint Crepaz schon Ende Februar mit bestimmtem Ton. Er sollte Recht behalten. K e i n K u lt u r - I s c h g l .
Salzburg ist für Lukas Crepaz eine „wahrhaftige Weltstadt“ und nicht „Disneyworld“, wie Ben Becker das Festspiel-Universum einst bezeichnete. „Disneyworld“ würde ja bedeuten, dass wir hier in einer Fake-Welt sind. Aber das stimmt nicht.
Auch im Vorjahr, anlässlich des 100. Geburtstags der Festspiele (www.salzburgerfestspiele.at), kämpfte der gebürtige Haller in seiner Funktion als kaufmännischer Direktor mit Intendant Markus Hinterhäuser und Präsidentin Helga Rabl-Stadler dafür, dass Salzburg zum Nabel der Kulturwelt wird und das Publikum endlich wieder in den hautnahen Genuss von Schauspiel-, Opern- und Konzertkunst kommen kann. Angst vor der eigenen Courage hatte der 39-Jährige damals keine. „Mir war immer bewusst, dass vereinzelt Infektionen auftreten können. Aber ich habe nie Sorge gehabt, dass ein Cluster entsteht“, betont Crepaz und taucht tief in das ausgeklügelte Präventions- und Sicherheitskonzept der Festspiele ein, das gemeinsam mit Medizinern und Wissenschaftlern erstellt wurde. R ü c k b l i c k e n d s c h e i n t hier wirklich alles richtig
gemacht worden zu sein: Unter 80.000 Beteiligten, davon 76.500 Zuschauerinnen und Zuschauer, gab es keinen einzigen Coronafall. „Der mediale Druck war natürlich enorm: In Deutschland wurden wir schon vor dem Start der Festspiele als Kultur-Ischgl abgestempelt“, erinnert sich der Tiroler, dem noch heute
MENSCH
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© FRANZ NEUMAYR
Seit 2017 ist Lukas Crepaz (39) kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele, die im Vorjahr trotz Coronapandemie ihr 100-jähriges Bestehen vor Publikum feiern konnten. Der gebürtige Haller will Salzburg auch in diesem Sommer brodeln sehen.
124 MENSCH
DER MENSCH KANN NICHT NUR AUF DAS FUNKTIONIEREN UND KONSUMIEREN REDUZIERT WERDEN. Lukas Crepaz
warm ums Herz wird, wenn er an die außergewöhnlichen Jubiläumsspiele zurückdenkt. „Sowohl dem Publikum als auch den Künstlerinnen und Künstlern wurde plötzlich klar, dass das gemeinsame Erlebnis von Kunst nicht selbstverständlich ist“, sagt Crepaz und spricht von einer „Solidarleistung“ aller Beteiligten. Wunsch nach Vertrauen.
Seitens der Politik vermisste er diese Solidarität anfangs. „Wir definieren uns als Kulturnation und sind zurecht stolz auf das kulturelle Leben in Österreich. Umso trauriger ist es, dass sich mit Ausnahme der Salzburger Landespolitik in der Coronakrise lange Zeit niemand für Kulturorganisationen und die Künstlerinnen und Künstler stark gemacht hat“, kritisiert Crepaz. Erfreulich sei jedoch, „dass die Politik mittlerweile die schwierige Lage erkannt und auch im internationalen Vergleich gute Fördermöglichkeiten entwickelt hat“. D a s s m a n i r g e n d wa n n nur noch
mit Impfpass eine Eintrittskarte bekommt, schließt er indes aus. „Dagegen verwehre ich mich: Es muss jedem offenstehen, sich impfen oder im Vorfeld testen zu lassen“, sagt Crepaz, der überzeugt ist, dass Kultur gerade in Krisenzeiten „überlebensnotwendig“ ist. „Der Mensch kann nicht nur auf das Funktionieren und Konsumieren reduziert werden. Ohne Kultur fehlt uns etwas Wesentliches im Menschsein“, findet Crepaz, selbst Spross einer kulturliebenden Familie, die ihn schon früh in seiner Entwicklung beeinflusst hat.
Wie in einer Z i r k u s fa m i l i e .
Zur Person Lukas Crepaz (geb. 1981) ist das zweitjüngste Kind von Gerhard und Maria Crepaz, die zu den Mitbegründern der Galerie St. Barbara in Hall zählen und lange Zeit die Geschicke des Osterfestivals Tirol lenkten. Geführt wird das weit über die Grenzen hinaus bekannte Kulturfestival, das Künstlergrößen wie John Cage, Jordi Savall und auch Festspielintendant Markus Hinterhäuser nach Hall lockte, mittlerweile von Crepaz’ Schwester Hannah. Sein Bruder Christoph leitet das Zillertaler Theaterfestival „Stummer Schrei“, wo es ab 18. Juni –wie bei den Salzburger Festspielen – um das Sterben des reichen Mannes geht. Sein kaufmännisches Talent hat Lukas Crepaz, der in Innsbruck und Barcelona Internationale Wirtschaftswissenschaften studiert hat, schon in jungen Jahren beim Osterfestival erprobt. Weitere Erfahrungen als Kulturmanager sammelte der Vater zweier Kinder im Ruhrgebiet, wo er sechs Jahre lang als Geschäftsführer der „Ruhrtriennale“ tätig war. Seit 2017 ist Crepaz kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele, im Frühjahr wurde sein Vertrag für eine weitere Amtszeit verlängert.
Tirol_Magazin
Seine Eltern Gerhard und Maria Crepaz zählten in den 1960er-Jahren zu den Gründungsmitgliedern der Galerie St. Barbara in Hall und prägten viele Jahre das Osterfestival Tirol, das mittlerweile von Crepaz’ Schwester Hannah geführt wird. Sein Bruder Christoph leitet wiederum die Geschicke des Theaterfestivals „Stummer Schrei“ im Zillertal. Wird da bei Familientreffen auch noch über etwas anderes als über Kultur gesprochen? „Meine Frau würde das verneinen“, lacht der Vater zweier Kinder, der nicht nur mit seinen Eltern und seinen beiden älteren Geschwistern ständig im Austausch steht. „Gerade in der Coronazeit gab es da viele Gespräche. Am öftesten um Rat gefragt wurde aber meine jüngere Schwester Sarah, die Juristin ist“, meint er lachend. D a f ü r , d a s s e r schon als Knirps mit
den verschiedensten Kunstrichtungen konfrontiert wurde, ist Crepaz dankbar. „Wir wurden von unseren Eltern ständig zu Kulturveranstaltungen mitgenommen, was ich als Privileg sehe. Aber es ist schon auch vorgekommen, dass wir während der Vorführung einfach eingeschlafen sind“, gesteht er schmunzelnd. Das Aufwachsen zwischen Pina Bausch und Pippi Langstrumpf, zwischen Mozart-Requiem und „Dem schlauen Füchslein“ hat ihn schon früh spüren lassen, dass Kultur für ihn Berufung und Beruf sein sollte. „Wie in einer Zirkusfamilie haben wir bereits als Kinder mitgeholfen, Plakate aufgehängt, Karten abgerissen oder Programme und Flyer verteilt“,
125 spürt diese mit Kultur aufgeladene Atmosphäre. Das ist einzigartig“, wird er euphorisch. Und huldigt dem Domplatz, der seit 1920 allsommerlich Hugo von Hofmannsthals Festspiel-Herzstück „Jedermann“ beherbergt, als „eine der schönsten Bühnen der Welt“. D i e u n g e b r o c h e n e Faszination
Befreiungsschlag i m R u h r p o t t.
Wa s b l e i b t ?
Salzburg ist für ihn – vor allem während der Festspielzeit – eine „wahrhaftige Weltstadt“ und nicht „Disneyworld“, wie Ben Becker das Festspiel-Universum einst bezeichnete. „Disneyworld würde ja bedeuten, dass wir hier in einer Fake-Welt sind. Aber das stimmt nicht: Während der Festspiele brodelt die ganze Stadt. Man begegnet überall Künstlerinnen und Künstlern und
Die Salzburger Festspiele gehen heuer vom 17. Juli bis 31. August über die Bühne(n). In diesen 46 Tagen finden fast 170 Aufführungen – Oper, Schauspiel und Konzerte – an 17 Spielstätten sowie 62 Vorstellungen im Jugendprogramm statt. © ANDREAS KOLARIK, SALZBURGER BURGEN UND SCHLÖSSER
Mut war indes gefragt, als Lukas Crepaz mit Mitte 20 seine Zelte in der gewohnten Umgebung abbrach, um ins Ruhrgebiet zu ziehen, wo er zunächst am Aufbau der europäischen Kulturhauptstadt „RUHR.2010“ beteiligt war. „In Tirol war ich ja durch meine Familie sehr vorgeprägt: Aber im Ruhrgebiet kannte keiner meinen Namen. Ich war einfach ein junger Mensch, der etwas bewegen wollte und bewegen konnte. Für mich war das ein großer Befreiungsschlag“, sagt Crepaz, der von 2011 bis 2017 als kaufmännischer Geschäftsführer der Ruhrtriennale tätig war, ehe sich die Möglichkeit auftat, sich für die Salzburger Festspiele zu bewerben. Die Rückkehr nach Österreich empfand er dann durchaus als ein „Heimkommen“, selbst wenn er Salzburg landschaftlich für viel romantischer hält als Tirol, das er für die „Schroffheit der Berge, die direkt vor einem hochschießen“ liebt.
für das „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ versteht er vollkommen. „Das Stück führt auf einen ultimativen Punkt hin: Was bleibt von mir in der Stunde meines Todes? Das ist eine Frage, die sich wohl jeder Mensch stellen muss“, sinniert Crepaz. Und was bleibt von ihm später einmal? An diesem Punkt kommt er ins Grübeln. „Hoffentlich viele gute Taten und Erinnerungen. Und die Familie: Das ist das Zentrum, das einen ausmacht.“ C h r i s t i a n e _ Fa s c h i n g
MENSCH
erinnert sich Crepaz, der während seines Studiums der Internationalen Wirtschaftswissenschaften die kaufmännischen Belange des Osterfestivals übernahm. Hat er angesichts dieser ihn umgebenden Kulturflut eigentlich nie davon geträumt, selbst zum Akteur zu werden? „Mir war recht schnell klar, dass mein Talent woanders liegt. Ich bin besser auf der Seite der Ermöglicher aufgehoben“, lautet seine pragmatische Analyse.
„THERE IS AN ESSENTIAL PART OF BEING HUMAN THAT WE LACK WITHOUT CULTURE“ Tyrolean Lukas Crepaz (39) has been the commercial director of the Salzburg Festival since 2017. Born in Hall, he wants to see the city bubbling this summer as well.
T
here are currently many thoughts going around in Lukas Crepaz’s head. Can Salzburg become a stage again from 17 July? Will international artists and guests even be allowed to enter in the summer? “I am convinced that the Festival will take place,” says Crepaz in a determined tone. Last year, with the 100th anniversary of the Festival, the Hall native also fought to make Salzburg the hub of the cultural world together with artistic director Markus Hinterhäuser and president Helga Rabl-Stadler. And they succeeded.
© FRANZNEUMAYR
126 PEOPLE
ENGLISH
English Summary
A r t i s t i c fa m i ly.
Lukas Crepaz’s parents Gerhard and Maria were among the founding members of the Galerie St. Barbara in Hall in the 1960s and shaped the Osterfestival Tirol for many years, now run by Crepaz’s sister Hannah. His brother Christoph oversees the “Stummer Schrei” theatre festival in the Ziller valley. Crepaz is grateful for the fact that he experienced a wide variety of art forms when he was still a toddler. Growing up like this made him realise early on that culture should be his vocation and profession.
D i d h e n e v e r actually dream of becoming an actor
himself in view of this cultural flood that surrounded him? “I’m better off on the side of the enablers,” is his pragmatic analysis. Yet there is a definite creative spirit in him: Crepaz played the horn and the piano and got
a taste of the stage himself as a teenager. “But that was a long time ago,” he says. There is no sense of melancholy.
C o u r a g e , h o w e v e r , was needed when Crepaz
moved to the Ruhr region in his mid-20s, where he was initially involved in setting up the European Capital of Culture “RUHR.2010”. He lived and worked in Germany for ten years before the opportunity arose to apply for the Salzburg Festival. He fully understands the unbroken fascination for the “play about the death of a rich man”. “Everyman leads to an ultimate point. What remains of me at the hour of my death? That is a question that every human being must ask himself,” Crepaz muses. And what will remain of him? “Hopefully, many good deeds and memories. And family: that’s the heart of what defines you.”
Tirol_Magazin
NICHT VERGESSEN: INS MUSEUM GEHEN
Die Tiroler Landesmuseen: Kultur erleben tiroler-landesmuseen.at
128 LEBEN
FEINSTE LAGE AM NORDTIROLER SÜDHANG Jahrzehnte war der Zirler Weinhof Synonym für den Weinbau in Nordtirol. Während dieser inzwischen in einen Dornröschenschlaf verfallen ist, sind zahlreiche andere, neue Gebiete zum Leben erweckt worden.
Tirol_Magazin
129 LEBEN © TOM BAUSE
Georg Flür, bislang einziger Vollerwerbswinzer in Nordtirol, blickt über eine seiner Lagen.
130 LEBEN
ALEXANDRA UND GEORG FLÜR IN TARRENZ SIND NORDTIROLS ERSTE VOLLERWERBSWINZER. ABER AUCH SIE HABEN KLEIN ANGEFANGEN.
W
eit vor allen anderen wollte es 1989 Romed Isser wissen und pflanzte 400 Rebstöcke hinter seinem Haus in Thaur. Mit gehörigem zeitlichem Abstand begann 1997 auch für Peter Zoller und Elisabeth Saumwald in Haiming das Abenteuer Weinbau. Auf zwei Steilhängen rund um ihr Haus pflanzten sie 100 Chardonnay-Reben. Drei Jahre später konnten sie die ersten 14 Liter ihres eigenen Weines abfüllen. Damit war die Leidenschaft endgültig entbrannt, die Suche nach weiteren Grundstücken ging los. Akribisch genau und wissenschaftlich gingen es Zoller-Saumwald an: „Wir haben geschaut, wo zuerst der Schnee verschwindet, Thermometer ausgelegt, Bodenproben genommen. Dabei hat sich herausgestellt, dass unsere Verhältnisse denen im Burgund ähnlich sind, weshalb unsere Reben von dort kommen.“ I n e i n e r A r t Versuchsweingarten
pflanzten sie verschiedene Sorten aus, rissen sie wieder aus, probierten andere. Inzwischen sind es drei Lagen mit Chardonnay, Sauvignon Blanc, Weißburgunder, Jacobus und Pinot Noir. Das Beispiel des Paares machte Schule und es kamen immer mehr Winzer – vornehmlich in den Bezirken Imst und Landeck – dazu. Irgendwann wurden es so viele, dass 2011 ein Nordtiroler Weinbauverband gegründet wurde, dessen Obmann Peter Zoller von Anbeginn ist. Über mangelnden Zuspruch kann man
sich auch nach zehn Jahren nicht beklagen. Derzeit zählt der Verband 73 Mitglieder, von denen jedoch nicht alle selbst produzieren. Laut Peter Zoller kommen jedes Jahr acht bis zehn neue Mitglieder dazu. Elisabeth Saumwald ergänzt: „Teilweise sind es Landwirte, die eine zusätzliche Nische suchen, teils Privatpersonen. Die Neuen wollen aber schon alle auch vermarkten.“ D e r W e i n b a u v e r b a n d organisiert
Weinanbau mit Verkauf Terra Austriacus, 6522 Prutz Vinum Fundus, 6542 Fiss Weingut Flür, 6464 Tarrenz Weinhof Tangl, 6464 Tarrenz Weinhof Strad, 6464 Tarrenz Zoller-Saumwald, 6425 Haiming Weinbau Strigl, 6432 Sautens Joseph’s Weinbau, 6414 Mieming Weinbau Kurt Neurauter, 6410 Telfs Simon Zimmermann, 6122 Fritzens Weinbau Gielerhof, 6280 Zell a. Z.
Winzer ohne Verkauf
Weinbau Schütz, 6551 Pians Weinbau Böhm, 6460 Imst Weinbau Kluibenschedl, 6410 Telfs
Tirol_Magazin
Fortbildungskurse, um das Fachwissen für Weingarten und -keller zu erweitern. Dazu gibt es unter anderem Verkostungstreffen für den jungen Wein. Der Weinbauverband ist kein reiner Interessenverband, sondern auch Freundeskreis. Konkurrenz sei zwar nicht „ganz wegzudenken“, aber eher im Sinne eines Anspornes, erzählt der Verbandsobmann: „Natürlich will jeder gut sein.“ Die Qualität steige von Jahr zu Jahr, selbst bei den Hobbywinzern sei sie „wirklich gut“. G e m e i n s a m ist allen Mitgliedern die
Leidenschaft für den Wein. Elisabeth Saumwald beschreibt die Faszination: „Man begleitet ein Produkt von der Urbarmachung bis zur Dienstleistung. Diesen Prozess haben inzwischen nur mehr ganz wenige. Und es ist ein sehr sinnliches Produkt.“ Bei aller Liebe gab es bei den beiden dennoch nie die ernsthafte Überlegung, Vollerwerbswinzer zu werden, erzählt Elisabeth Saumwald: „Wir betreiben den Weinbau halt doch in einer riskanteren Gegend. Und ständig zu zittern, ob man davon leben kann,
131 LEBEN Tarrenz ist neben einem Bier- inzwischen auch zu einem Weinbaudorf geworden – dem größten Nordtirols.
war für uns kein Thema.“ Da Peter Zoller zwischenzeitlich in Pension ist, ist er indirekt doch irgendwie zum hauptberuflichen Weinbauer geworden. Schritt in den Vo l l e r w e r b .
Schon vor der Pension haben diesen Schritt Alexandra und Georg Flür in Tarrenz gewagt: Sie sind tatsächlich Nordtirols erste Vollerwerbswinzer. Auch sie haben klein angefangen. Vor 25 Jahren begannen sie mit der sogenannten Imster Traube in der Hauslaube. Zwei aus dem Dorf hatten ein Rezept zum Weinmachen. Das Interesse wurde größer, man traf sich immer wieder mit anderen Weinliebhabern und gründete 2006 schließlich den Verein der „Tarrenzer freien Weinbauern“. In dessen Statuten war eine Art Reinheitsgebot verankert, das Hantieren mit Zuckerzusätzen und Wasser war hinkünftig verboten. Und so machten auch die Flürs einen großen Schritt in Richtung Qualität. de Fläsch im Schweizer Graubünden gab endgültig den Anstoß, größer zu werden. Alexandra Flür erinnert sich: „Wir haben gesagt: Wenn die das können, können wir das auch. Ich hab’ doch damals nicht geschaut, dass die auf 500 Meter liegen und wir auf 800.“ Also schaute man sich um Hänge in guter Lage um, 2008 kamen 1.500 Weinstöcke dazu, wenig später eine zweite Lage. Ausgepflanzt wurden Chardonnay, Silvaner, Roesler, Solaris, Pinot Noir und
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E i n B e s u c h in der Weinbaugemein-
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Müller-Thurgau. Dann war „erst einmal Pause“, denn die Infrastruktur im Weinkeller hinkte der Traubenmenge hinterher. Zum Glück, so betont Alexandra Flür, standen die Schwiegereltern hinter dem Vorhaben. Sie gaben die herkömmliche Landwirtschaft nach und nach auf und Sohn Georg rückte mit dem Weinbau nach. Der erste Weinkeller entstand im Kartoffelkeller, der zweite im Schafstall. Alexandra Flür: „Es ist schön, wenn man zurückdenkt, wie wir eigentlich angefangen haben.“ Der nächste Vergrößerungsschritt kam 2012 und schließlich 2018 die ganz große Entscheidung, aus dem Nebeneinen Vollerwerb zu machen. Das hätte für das Ehepaar Flür gereicht, doch dann kam Sohn Marcel mit einem überraschenden Vorschlag, erzählt Mutter Alexandra: „Er hat gesagt: Wenn ihr wollt, dass ich mit einsteige, dann müssen wir größer werden.“ Also suchte man neuerlich Flächen im Dorf: Derzeit steht man bei 4,5 Hektar eigenen Lagen und 1,5 Hektar, von denen nur die Trauben mitverarbeitet werden.
Maria Pfister
Die Familie Pfister im Zillertal vertreibt ihren Wein über den eigenen Buschenschank.
D i e n e u e r l i c h e Vergrößerung war eine echte Herausforderung, sagt Alexandra Flür: „Das sind 100 Reihen, die längste 240 Meter. Da sieht man sich gar nicht mehr, wenn jeder an einem Ende steht.“ Jedenfalls stehen auf der neuen Lage jetzt 1.600 Solaris-Reben. „Wegen der Beständigkeit und weil sie schon Anfang September reif sind. Unser Augenmerk liegt schon sehr auf der Nachhaltigkeit, darum setzen wir auf die Solaris“, sagt Alexandra Flür. Ihr schwebt vor, daraus DIE Tiroler Sorte zu machen. D i e m e i s t e n d e r vermarkten-
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LEBEN
„WEIN TRINKEN UND WEIN MACHEN SIND ZWEI PAAR SCHUHE. WIR HATTEN UNS DAS, EHRLICH GESAGT, VIEL EINFACHER VORGESTELLT.“
Tirol_Magazin
den Tiroler Weinbauern verkaufen ihre Produkte ab Hof, über die eigene Homepage, gehen auf Märkte. Nur wenige beliefern die heimische Gastronomie, doch die Nachfrage nach Nordtiroler Wein ist inzwischen groß, sagt Zoller: „Als Nischenprodukt ist er sehr begehrt. Das Land Tirol will zum Beispiel bei seinen Veranstaltungen in
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Peter Zoller und seine Frau Elisabeth zählen zu den Pionieren des Nordtiroler Weinbaus.
Tirol_Magazin
D e r e r s t e Z i l l e r ta l e r Buschenschank.
Einen für Nordtirol sehr unüblichen Vertriebskanal hat man am Gielerhof in Zell am Ziller gewählt: einen Buschenschank. Weinbäuerin Maria Pfister: „Wir haben 2019 den ersten Tiroler Buschenschank eröffnet und von Donnerstag bis Samstag von Mai bis Oktober offen. Und wenn der Buschenschank zu Ende ist, dann ist auch unser Wein ausverkauft.“ R o l a n d u n d M a r i a P f i s t e r sind mit ihrem Zil-
lertaler Wein sehr jung auf dem Markt. 2014 hat Maria Pfister den elterlichen Hof übernommen und sich überlegt, was man damit machen könnte: „Wir wollten etwas Alternatives finden, weil wir das im Nebenerwerb machen.“ Sie und ihr Mann sind im Brotberuf Juristen. Wein fanden sie immer schon interessant. Sie haben Bodenproben genommen und in einem Versuchsgarten 28 verschiedene Sorten Wein ausgepflanzt. Geworden sind es vorläufig Chardonnay und Zweigelt. Im Jahr 2017 konnten sie die erste Ernte einfahren. Der Weg dorthin war kein einfacher, wie Maria Pfister – obwohl durch einen Besuch der HBLA und der Universität für Bodenkultur vorgebildet – zugibt: „Wein trinken und Wein machen sind zwei Paar Schuhe. Wir hatten uns das, ehrlich gesagt, viel einfacher vorgestellt. Es ist alles mit sehr viel Idealismus und Aufwand verbunden.“ Doch jetzt läuft’s und soll vorläufig so bleiben, wie es ist, sagt die Zillertaler Winzerin: „In Bezug auf die Nachfrage und den Verkauf wäre eine Erweiterung optimal. Aber der halbe Hektar, den wir jetzt bewirtschaften, ist im Nebenerwerb und mit der Familie noch gut möglich. Sonst müssten wir etwas umstellen.“ Interessieren würden sie allerdings pilzresistente Sorten. Noch ist also auch am Pfister’schen Weinberg nicht aller Tage Abend. Uwe_Schwinghammer
135 LEBEN
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ein ist ein Produkt wie kein anderes. Es braucht viel Erfahrung und Wissen, um passend zum Anlass und der Speise den entsprechenden Wein auszuwählen. Das können nur Spezialisten, die sich intensiv mit der Materie auseinandersetzen. Ein Tiroler Weinfachhändler ist dabei immer in Ihrer Nähe. Wenn Sie kompetente Beratung suchen oder neue Weine verkosten wollen: Der Weinfachhändler freut sich darauf, Sie umfassend und kompetent zu beraten. Aus Tradition.
Der Weinfachhandel hat in Tirol eine lange Tradition: Manche Familienbetriebe existieren bereits in vierter oder fünfter Generation. Heute bietet der Tiroler Weinfachhandel ein breit gefächertes Sortiment von Weinen und Spezialitäten aus Österreich und der ganzen Welt, die den Weinliebhaber erfreuen. Mit größter Leidenschaft werden darüber hinaus neue Winzer, Weinbaugebiete und internationale Winzer gesucht.
WEIN TIROL
WEIN TIROL
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Zukunft Nordtiroler Weine anbieten.“ Hinzu kommt, dass durch Corona das Bewusstsein für Regionalität gestiegen ist, berichtet Alexandra Flür.
Für den Tiroler Weinfachhandel steht die Leidenschaft für österreichische Weine an erster Stelle. Darüber hinaus verfügen die Weinexperten des Landes auch über viel internationales Wissen.
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Elisabeth Saumwald
Wein-Kompetenz
Der Tiroler Weinfachhandel
Verein Wein Tirol
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20.12
„STÄNDIG ZU ZITTERN, OB MAN DAVON LEBEN KANN, WAR FÜR UNS KEIN THEMA.“
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GUTE TROPFEN Der beste Wein ist der, den wir mit Freunden trinken, weil keine großen Geschichten mit einem Salat beginnen. Unsere kleine Tirol-Auswahl für einen gemütlichen Abend.
Cabernet Jura 2019 Vinum Fundus, Fam. Spiss, Pfunds Dunkle, rubinrote Farbe, im Geschmack stark aromatisch, im Abgang schokoladenund mandelnotenbetont. 18 Euro (im Stahlfass ausgebaut), 20 Euro (Holzfass) www.vinumfundus.at
„ZU VIEL KANN MAN WOHL TRINKEN, DOCH NIE TRINKT MAN GENUG.“
Casanova 2020 Solaris, Weingut Flür, Tarrenz Intensives Aroma nach Birne, Apfel und Mango, eine Rebsorte mit unvergleichbarem Ausdruck. 14,90 Euro. www.weingut-fluer.at
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Müller-Thurgau, Weinhof Tangl, Tarrenz Blumiges Bukett von Limetten und Äpfeln, eine harmonische, ausgewogen feine Frucht und Nuancen von frischem Gras. 12 Euro. www.tangl.at
Josephs Tiroler Weinbau, Mieming In Österreich selten angebaut und in Tirol noch viel rarer ist der Bouvier ein fruchtiger, vollmundiger, extraktreicher Jungwein mit einem Hauch von Muskat. 13 Euro.
Pink Lady 2020
Kerner 2020
Zweigelt Rosé, Weinhof Strad, Tarrenz Fruchtige Waldbeeren, ein Hauch von frischen Feigen, leicht himbeerige Noten. Ein eleganter, frischer und spritziger Sommerwein. 13 Euro. www.weinhof-strad.at
Weinbau Neurauter, Telfs In der Nase rassig, sortentypisch nach Marille und leichtem Pfirsich. Die kraftvolle Säure macht ihn frisch und „kernig“. 9,50 Euro. www.weintirol.com
Zweigelt 2020
Chardonnay 2019
Gielerhof, Zell Fruchtvolles Bukett, frische Weichseln, ein Hauch von Mandeln und etwas Kakao. Weiches Tannin, lebendig und trinkfreudig. 14 Euro. www.gielerhof.at
Zoller-Saumwald, Haiming Im Bouquet Aromen nach reifem, gelbem Steinobst, dezente Nuancen von Apfel, Birne, Quitte und Zitrus, am Gaumen etwas Exotik. 14 Euro. www.zoller-saumwald.at
Tirol_Magazin
Kleine Abenteuer. Große Momente. www.tirol.at
138 LIFE
ENGLISH
English Summary
FINEST LOCATION ON THE NORTH TYROL‘S SOUTH-FACING SLOPE
For decades, the Zirler Weinhof was synonymous with viticulture in North Tyrol. While this has since fallen into a slumber, many newer areas have sprung into existence.
ten years, there is still no reason to complain about a lack of interest. It currently has 73 members and eight to ten new ones join every year, even if not all of them produce their own wine. A l e x a n d r a a n d G e o r g F l ü r from Tarrenz were
R
omed Isser planted 400 vines behind his house in Thaur in 1989 well before anyone else. Peter Zoller and Elisabeth Saumwald in Haiming began their wine-growing adventure a little later in 1997. They planted 100 Chardonnay vines on two steep slopes around their house. There are now three vineyards with Chardonnay, Sauvignon Blanc, Pinot Blanc, Jacobus and Pinot Noir. The couple’s example set a precedent and more and more vintners joined them. There were so many that a North Tyrolean Winegrowers’ Association was founded in 2011, with Peter Zoller as its chairman from the very beginning. After
the first in Tyrol to take the step of becoming fulltime winegrowers. They started 25 years ago with the so-called Imster Traube. A visit to the wine-growing community of Fläsch in the Swiss Grisons finally gave them the impetus to expand. They looked around for slopes in good locations, and in 2008 1,500 vines were added, followed a little later by a second site. Chardonnay, Silvaner, Roesler, Solaris, Pinot Noir and Müller-Thurgau were planted. The next step in expansion came in 2012 and finally, in 2018, the big decision to turn the sideline into a full-time business. T h e G i e l e r h o f in Zell am Ziller has chosen a very
unusual distribution channel for North Tyrol: a Buschenschank (a traditional inn from eastern Austria which serves its own wine). Wine farmer Maria Pfister: “We opened the first Tyrolean Buschenschank in 2019. And the Buschenschank closes when our wine is sold out.” Maria and Roland Pfister have always been interested in wine, so they took soil samples and planted 28 different varieties of wine in an experimental garden. For the time being, they have grown Chardonnay and Zweigelt.
Tirol_Magazin
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140 LEBEN
IN EINE ANDERE WELT EINTAUCHEN
© NATURPARKREGION REUTTE/ ROBERT EDER
Der Fisch ist nicht nur ein Lebewesen, sondern als Speisefisch auch ein geschätztes, wichtiges und gesundes Lebensmittel. Die Fischerei ist genauso Leidenschaft wie Auftrag, verantwortungsvoll mit den Ressourcen umzugehen.
Tirol_Magazin
LEBEN
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142 LEBEN
FISCHEN IST KEIN SPORT, SONDERN EINE EINSTELLUNG, EIN AKT, DER ZUMINDEST VORÜBERGEHEND DIE HEKTIK DES ALLTAGS VERGESSEN LÄSST.
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er Fisch ist nicht nur ein Lebensmittel, er hat – unter anderem im Christentum – als verbreitetes Bildmotiv eine hohe symbolische Kraft. Er spielt eine wichtige Rolle in der menschlichen Kulturgeschichte und prägt ganze Weltgegenden. Zugegebenermaßen ist ein alpin geprägtes Binnenland wie Tirol kein Fisch-Dorado. Dennoch ist auch unter der Wasseroberfläche – nicht selten in kristallklaren (Berg-)Seen, wildrauschenden Bächen und tosenden Flüssen – im Land einiges in Bewegung. Einer, der ganz genau Bescheid weiß, was sich in Tirol in dieser Hinsicht tut, ist der Biologe Zacharias Schähle, der die Landesgeschäftsstelle des Tiroler Fischereiverbandes leitet und selbst leidenschaftlicher Angler ist. Eine Leidenschaft, die er mit Tausenden von Menschen in Tirol teilt. D e r F i s c h e r e i v e r b a n d zählt
zwischen 5.000 und 6.000 aktive Mitglieder, die Unterweisung bzw. den Grundkurs, der in Tirol grundsätzlich als fachliche Voraussetzung für den Fischfang notwendig ist, haben mittlerweile an die 20.000 Personen absolviert. Seit Jänner 2020 gilt jedoch ein neues Fischereigesetz in Tirol. Neueinsteiger in die Fischerei müssen einen Ausbildungskurs mit anschließender Fischerprüfung beim Fischereiverband absolvieren und können dann die neue Tiroler Fischerkarte beantragen. Um in Tirols Gewässern angeln zu dürfen, braucht man die sogenannte Tiroler Fischerkarte, in den Angelteichen geht’s
– freilich unter fachkundiger Aufsicht – auch ohne. Das Interesse am Fischen ist jedenfalls ungebrochen groß, Nachwuchsprobleme gibt es unter den Fischern keine. Bei den Fischen selbst sieht die Lage nicht immer ganz so rosig aus. Tirol_Magazin
Das Jahr der Äsche.
Als Sport sieht Schähle das Fischen, seine Leidenschaft, nicht: „Fische sind Lebewesen, Bäche, Flüsse und Seen sind wichtige Ökosysteme. Da passt für uns der Sportbegriff nicht hinein. Fischen
ist für uns eine Leidenschaft genauso wie eine Aufgabe und Herausforderung.“ In der Fischerei spielt, ebenso wie in der Jagd, das Hegen und Pflegen der Bestände eine wichtige Rolle. „Das ist Teil unseres gesetzlichen Auftrags und vor allem unseres Selbstverständnisses“, sagt Schähle. In diesen Bestrebungen ist die Renaturierung bzw. naturnahe Gestaltung von Gewässern eine effektive Maßnahme, die allerdings zeitaufwändig und vor allem teuer ist. Deswegen braucht es dafür die öffentliche Hand und ein allgemeines Bewusstsein, dass wildlebende Fischbestände auf artgerechte Lebensbedingungen und ökologisch möglichst intakte Lebensräume angewiesen sind. D e r z e i t g e h t m a n in der Fachwelt davon aus,
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dass in Österreich 62 Fischarten als heimisch gelten dürften, 28 davon in Tirol. Gemeinsam mit dem Österreichischen Fischereiverband und den anderen Landesverbänden wird dabei jedes Jahr ein „Fisch des Jahres“ auserkoren. Die Wahl fiel im heurigen Jahr auf die Äsche. Diese gilt als Hauptleitart der größeren Flüsse, ist aber in Tirol mittlerweile vom Aussterben bedroht. „Die Äsche ist in den meisten Revieren ganzjährig geschützt, bei anderen Arten gibt es genaue Vorgaben, die erfüllt
Die neue Tiroler Fischerkarte Eine Fischerkarte ist seit Jänner 2021 notwendig, um überhaupt in den verschiedenen Gewässerabschnitten bzw. Fischereirevieren fischen zu dürfen. Inhaber einer alten Unterweisungsbestätigung müssen die Fischerprüfung nicht nachholen, sie können bei der entsprechenden Bezirkshauptmannschaft eine Tiroler Fischerkarte beantragen. Das sollte so bald wie möglich gemacht werden, da dies nur innerhalb einer befristeten Übergangszeit möglich ist. Spätestens ab Anfang 2024 hat die Unterweisungsbestätigung keine Gültigkeit mehr. Weitere Informationen zur Fischerei in Tirol finden Sie unter www.tiroler-fischereiverband.at
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144 LEBEN
„MAN HAT ERKANNT, DASS WIR MIT DEN NATURNAHEN FLÜSSEN UND BÄCHEN EINEN SCHATZ VOR DER HAUSTÜRE HABEN.“ Biologe Zacharias Schähle
sein müssen, damit ein Fisch überhaupt vom Fischer entnommen werden darf. Es sind etwa Schonzeiten und Schonmaße zu beachten“, erklärt Schähle. Zudem werde immer mehr mit sogenannten Schonhaken gefischt, damit man den Fang problemlos wieder in die Freiheit entlassen könne und so Jungfische oder wichtige Laichtiere gezielt schonen kann. Derzeit wird über verschiedene Initiativen versucht, die Bestände zumindest so lange zu sichern, bis die ökologische Gewässersanierung – darunter die Fischdurchgängigkeit –, die in Gewässern von EU-Rechts wegen durchzuführen ist, gewährleistet ist und die Äschen sich wieder selber „über Wasser halten“ können. G e n e r e l l sieht Zacharias Schähle das
Bewusstsein der Fischer und Naturliebhaber dafür gestiegen, die Bestände in Tirols Gewässern zu schonen. Daher wurde an vielen Stellen die Entnahme gedrosselt. Angelteiche können aber eine lohnende Alternative sein, wenn es vor allem darum geht, Familie und Freunde mit qualitativ hochwertigem Fisch aus der Region zu versorgen und der Lust am Angeln zu frönen. Gute Flüsse, gute Fische.
Bei der allgemeinen Bewertung der heimischen Fischbestände sei eine differenzierte Betrachtung gefragt, meint Schähle. „Der Fisch ist ein sehr guter Indikatororganismus. Ist mit dem Gewässer etwas nicht in Ordnung, spiegelt sich das im Fischbestand wider. Dann
Fisch essen: Tipps der Redaktion Fischiff, Innsbruck www.fruchthof.at
Bergoase Forellenhof, St. Sigmund im Sellrain www.bergoase.at
Bistro Höll, Pfaffenhofen www.bistrohoell.at
Weidachstube, Leutasch www.culinarium-alpentraum.at Fischerstadl, Brixen im Thale www.fischerstadl.at Fischerstube, Kramsach www.fischerstube.eu
Sigwart’s Tiroler Weinstuben, Brixlegg, www.tiroler-weinstuben.at
Kulinarik- & Genießerhotel Alpin, Achenkirch www.kulinarikhotel-alpin.at
Hotel Fischer am See, Heiterwang www.fischeramsee.at
Parkhotel am Tristacher See, Amlach www.parkhotel-tristachersee.at
Tirol_Magazin
fehlen gewisse Arten oder sind nicht in der Menge vorhanden, wie man das erwarten würde. Das sieht man auch am Altersaufbau der Bestände. Es fehlen oft die Jungfische, weil diese besonders empfindlich sind.“ Auch die Wissenschaft macht sich den Fisch als Indikator zunutze, sagt Schähle: „Ist der Fischbestand in einem guten Zustand – es passen also die Arten und Dichten und es sind genügend Jungfische vorhanden –, kann man daraus schließen, dass es dem Bach oder Fluss gut geht.“ G e h t ’ s d e m F l u s s g u t, geht’s dem
Fisch gut. Und umgekehrt. Das sei gerade bei höhergelegenen Flüssen und Bächen im Land durchaus noch der Fall. „Da haben wir noch Bestände, die sich gut selbst erhalten und vermehren können. Es handelt sich dabei meist um Bäche, die noch naturnah sind. Die Wasserqualität in Tirols Flüssen ist in den vergangenen Jahrzehnten durch den Bau von Kläranlagen zweifellos besser geworden und heute allgemein sehr gut. Das alleine reicht allerdings noch nicht, um die Fischbestände zu sichern. „Die Wasserqualität ist ein wichtiger Parameter, eine Grundvoraussetzung, für sich genommen macht sie noch keinen guten Fischbestand. Bei der Wasserqualität sind wir in Tirol sicher im Spitzenfeld. Entscheidend ist aber die gesamte Lebensraumqualität. Da spielen noch viele andere Faktoren hinein“, erklärt Schähle. Der Fisch braucht Abwechslung, tiefe und flache Stellen mit unterschiedlicher Fließdynamik, geschützte Einstände, Schotterbänke zum Laichen.
145 Im Rahmen des EU-Projekts „INNsieme“ hat unter anderem die Fischerei am Schlitterer Gießen, einem Zubringer des Ziller in der Gemeinde Schlitters, dafür gesorgt, dass dieser wieder fischdurchgängig wurde. „Der Bagger war noch gar nicht aus dem Wasser und schon haben wir erste Forellen aus dem Ziller im Gießen gesichtet“, freut sich Schähle über diese beispielhafte Erfolgsgeschichte: „Durch derartige Maßnahmen wird dafür gesorgt, dass sich der Fischbestand selbst erholen und vermehren kann.“ Doch zwischenzeitlich muss man der Natur auch nachhelfen und Besatzfische einsetzen. Der bedrohte Huchen zum Beispiel, der de facto viele Jahre aus dem Tiroler Inn verschwunden war, konnte durch das Auswildern von Junghuchen wieder angesiedelt werden. Der Zeitgeist könnte den hiesigen Fischbeständen dabei in die Karten spielen, weil naturnahe Gewässer zunehmend als wertvolle (Nah-) Erholungsgebiete entdeckt werden, die nicht zuletzt auch touristisch genutzt werden können. „Man hat erkannt, dass wir mit den naturnahen Flüssen und Bächen einen Schatz vor der Haustüre haben“, meint Schähle dazu. D i e R e n at u r i e r u n g von Flüssen ist
nicht nur schön anzusehen und für den Lebensraum der Fische positiv, sondern spielt auch bei der Beherrschung von Hochwasserereignissen eine wichtige Rolle. „Wir bemerken, dass es auch im Hochwasserschutz zu einem Umdenken gekommen ist und man dazu übergegangen ist, diesen möglichst naturnah zu gestalten“, sagt Schähle.
P e r s ö n l i c h k a n n sich Zacharias
Schähle wie so viele Fischer für das Fliegenfischen, wahrscheinlich die Königsdisziplin beim Fischen, begeistern. Das ist eine elegante Beschäftigung, die Geschick und Konzentration erfordert und beginnt, sich sogar zum echten
LEBEN
Lebensraum und Erholungsgebiet Fluss.
IN DER FISCHEREI SPIELT DAS HEGEN UND PFLEGEN DER BESTÄNDE EINE WICHTIGE ROLLE.
Lifestyle-Trend für stressgeplagte Stadtmenschen zu entwickeln. „Fliegenfischen ist eine unheimlich spannende Angelegenheit. Man steht mitten im Bach, wird Teil davon und muss beobachten. Nicht nur, wie sich die Fische, sondern auch die Insekten verhalten.“ Ein passionierter Fischer wie Schähle ist auch gerne an Teichen und Seen anzutreffen. Das sei eine völlig andere Art des Angelns. Gemeinsam ist allen Arten des Angelns, dass es sich um eine einnehmende Tätigkeit handelt. „Wenn man beim Fischen konzentriert das Gewässer beobachtet, vergisst man alles um sich herum. Da gibt es keine Termine. Man taucht einfach in eine andere Welt ein. Deshalb erfreut sich das Fischen wohl auch so großer Beliebtheit“, sagt Zacharias Schähle. Geht es den Gewässern gut, geht es den Fischen gut, geht es auch den Menschen gut.
Marian_Kröll
146 LIFE
ENGLISH
English Summary
IMMERSE YOURSELF IN ANOTHER WORLD
Fish are not just living creatures; they are also valued, important and healthy nourishment. Fishing is as much a passion as it is a mission to use resources responsibly.
O
ne person who knows a lot about fish in Tyrol is biologist Zacharias Schähle, who heads the regional office of the Tyrolean Fisheries Association and is himself an enthusiastic angler. A passion he shares with thousands of people in Tyrol. You need the Tyrolean fishing card to be allowed to fish in Tyrolean waters, but you can also fish without one in the fishing lakes – naturally under expert supervision. The interest in fishing is great in any case.
Association and the other provincial associations. This year, the grayling was chosen. The grayling is considered the major leading species of the larger rivers but is now threatened with extinction in Tyrol. “The grayling is protected all year round in most areas, while there are detailed requirements for other species that have to be met before a fish can be taken by anglers. For example, closed seasons and size limits must be observed,” explains Schähle.
sport: “Fish are living creatures, and streams, rivers and lakes are important ecosystems. The concept of sport doesn’t really apply for us. Fishing is as much a passion for us as it is a task and a challenge.” Experts currently believe that 62 fish species are native to Austria, with 28 of them in Tyrol. Every year, a “Fish of the Year” is chosen together with the Austrian Fisheries
fishermen’s and nature lovers’ awareness of the need to conserve stocks in Tyrol’s waters. Fishing has therefore been restricted in many places. Nevertheless, fishing ponds can be a worthwhile alternative if the main goal is to provide family and friends with high-quality fish from the region and to indulge in the pleasure of angling.
S c h ä h l e d o e s n o t s e e his passion, fishing, as a
Z a c h a r i a s S c h ä h l e sees a general increase in
Tirol_Magazin
147 THERESE MÖLK
Genuss sehr zum Wohle der Nachhaltigkeit!
Die Bäckerei Therese Mölk setzt ein Zeichen gegen Verschwendung. Mit jeder Flasche Herr Friedrich helfen Sie, Lebensmittelmüll zu vermeiden. Brot von gestern wird in der hauseigenen Brennerei zur erlesenen Spirituose von heute.
inter Herr Friedrich steckt eine nachhaltige Idee: Der ehemalige und der aktuelle Leiter der Bäckerei Therese Mölk, Friedrich und Mathias Mölk, nahmen es sich zu Herzen, dass in Österreich jedes fünfte Stück Brot im Abfall landet. So entstand 2016 die Idee, Brot von gestern als Basis für das Brennen von Gin zu verwenden.
im Duftbild. Am Gaumen bleiben diese wurzeligen Noten evident, werden allerdings mit spannender Süße unterlegt.“ So lautet das überaus gute Feedback zu Herr Friedrich bei der Falstaff Gin Trophy.
H
G e s a g t, g e ta n , denn inzwischen wird Herr Friedrich in einem aufwändigen Verfahren produziert und mit feinen Gewürzen, darunter natürlich Wacholder, verfeinert. In 400 Flaschen Gin stecken 1.000 Kilogramm Brot von gestern – ein Projekt, das nicht nur Gaumen, sondern auch Umwelt erfreut. Denn bisher konnten mit der feinen Spirituose bereits über 80.000 Kilogramm Brot vor der Tonne gerettet und nachhaltig recycelt werden. 2018 wurde Herr Friedrich
von Falstaff mit 92 Punkten bewertet und zählt zu den fünf besten Gins in Österreich. „Vielschichtige Wacholder-, Tannenwald- und Pinienholznoten geben einen Eindruck der Stärke schon
E c h t e r T i r o l e r S p i r i t.
Gin trifft Zirbe Zutaten: • 4 cl Herr Friedrich Gin • 3 cl Nako Zirbe (www.nako.tirol) • 1 cl Zitronensaft • Eiswürfel und Soda zum Auffüllen • optional Zirbenlocke Zubereitung: Eis ins Glas geben und die Zutaten laut Reihenfolge zugeben. Mit Soda auffüllen, umrühren, mit Zirbenflocke garnieren, fertig – genießen!
ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG / FOTOS: PATRICK SARINGER, THE CREATING CLICK & BASEFIVE
Das Sortiment an Hochprozentigem aus Brot von gestern wurde die letzten Jahre in der hauseigenen Brennerei laufend erweitert. Toni Rosetti, einer der besten Schnapsbrenner Tirols, unterstützte bei der Umsetzung der Ideen. So findet sich mittlerweile unter der Marke Herr Friedrich auch ein Eierund Schokolikör, ein hochwertiger Walnusslikör, ein Zirbenlikör oder der einzigartige Vinschgerl Brand, der ausschließlich aus Vinschgerln gebrannt wird, in den Regalen von MPREIS und T&G.
Infos
Weitere Informationen zum Unternehmen und den nachhaltigen Spirituosen aus Brot von gestern finden Sie unter www.therese-moelk.at
148 LEBEN
FISCHLEIN DECK DICH Was er tut, tut er mit Leidenschaft, als Unternehmer im Interior Design, in der Freizeit als Fliegenfischer. Jetzt landet Helmut Zaderer mit seinem neuesten Projekt tirolfisch erneut einen Coup. Seit einigen Monaten kommen exzellente Speisefische und fitte Besatzfische aus seiner Fischzucht auf dem Markt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Fischzüchter zu werden?
H e l m u t Z a d e r e r : Von klein auf war ich Angler, später habe ich das Fliegenfischen für mich entdeckt. Fischen und Wasser waren immer meins. Mit der Zeit habe ich mich mehr für die Zucht interessiert, vor allem für Besatzfische. Als Unternehmer habe ich mich intensiv mit dieser Materie beschäftigt und auch die Marktsituation studiert. In Tirol gibt es so gut wie kein Angebot an Speisefischen. Wir können nicht einmal ein Prozent des Eigenbedarfs decken. Für mich der Anlass – auch im Sinne der Nachhaltigkeit –, diese Geschäftsidee zu entwickeln. Und so mit tirolfisch gewissermassen die Leidenschaft mit dem Geschäft zu verbinden? Ja. Ich
habe mit einer kleinen Fischzucht in Terfens angefangen und dort Besatzfische gezüchtet. Anfangs habe ich auch Lehrgeld gezahlt. Später ergab sich die Gelegenheit, in Lechaschau eine stillgelegte Fischzuchtanlage samt eigener Quellwasserversorgung zu kaufen. Zu diesem Zeitpunkt nahm mein Projekt Fahrt auf: tirolfisch war geboren. Meine Fische will ich ausschließlich regional verkaufen. Durch unser Unternehmen home INTERIOR kenne ich viele Hoteliers persönlich. Schon bei meinen ersten Gesprächen waren die Reaktionen begeistert. Viele Hoteliers und
Gastronomen möchten schmackhaften, frischen, regional produzierten Fisch anbieten. So ist meine Geschäftsidee gereift.
Was unterscheidet Besatz- von Speisefischen? Besatzfische sind
andere Fische als Speisefische. Sie werden getrennt gehalten, bekommen eigenes Futter und stehen ständig in der Strömung. So bereiten wir sie auf das Leben im Wildbach vor. Als passionierter Fliegenfischer ist mir Artenschutz extrem wichtig. Ich möchte dazu beitragen, dass heimische Arten überleben und ihre Population sich erholt und stabilisiert. Für die Zucht entnehmen wir aus den Flüssen Wildfischstämme, die genetisch dort hingehören, streifen die Eier ab und züchten daraus Besatzfische. Wir züchten den danubischen Stamm der Bachforelle und die Äsche. Die Äsche ist auch der heurige Fisch des Jahres. Richtig. Erst un-
längst haben wir 25.000 Äschen aus unserer Zucht im Tiroler Oberland ausgesetzt. Sie züchten mittlerweile auch Lachse? Für den Tiroler Lachs haben
wir zwei unterschiedliche Salmoniden – die Seeforelle und die Regenbogenforelle – gekreuzt. Das Ziel: ein Fisch aus Tirol, der einem Wildlachs in GeTirol_Magazin
schmack und Größe ebenbürtig ist. Das ist uns gelungen. Der Tiroler Lachs ist von hervorragender Qualität und lässt sich wunderbar veredeln, etwa durch Kalträuchern. Sie möchten Ihre Fische grossteils in der Tiroler Gastronomie absetzen. Die Pandemie hat diesen Plan vorerst zunichtegemacht und es entstand ein Onlineshop für Private. Mein Ziel war es, zunächst
die Gastronomie zu beliefern. Die Fische, der Kühlwagen und die Fahrer, alles war vorbereitet. Ab Frühjahr, Sommer 2020 wollten wir die frischen „tirolfische“ auf schnellstem Weg in die Küchen von Hotels und Restaurants bringen. Es kam jedoch anders. Zwischenzeitlich haben wir im Handel sehr gut Fuß gefasst. MPreis engagiert sich bekanntermaßen sehr für regional produzierte Lebensmittel. Seit einigen Monaten ist eine Auswahl unserer Produkte mit großem Erfolg im Sortiment. Sowohl frische Fische als auch geräucherte. Seit kurzem können Private Fische in unserem Onlineshop unter www.shop.tirol-fisch.at bestellen. Für den Versand mussten wir eine spezielle Verpackung entwickeln. Die tirolfisch-Frischebox hält den Fisch kühl und besteht aus recyclingfähigem Material. Zu 99 Prozent liefern wir unsere Fische innerhalb von 24 Stunden in ganz Österreich aus.
149 LEBEN
Helmut Zaderer isst als passionierter Fischer und Fischzüchter natürlich auch selbst gerne Fisch: „Ich nehme mir immer Fisch aus meiner Zucht mit. Am liebsten esse ich ihn heißgeräuchert.
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„DER AUFBAU UNSERER FISCHZUCHT IN LECHASCHAU MITSAMT DEM HOFLADEN IST NICHT UNBEMERKT GEBLIEBEN. VIELE WOLLTEN WISSEN, WANN UND WO UNSERE FISCHE ZU KAUFEN SIND. SO HABEN WIR ENTSCHIEDEN, EINEN ONLINESHOP AUFZUBAUEN.“ Helmut Zaderer
Aquakultur wird allgemein kritisch gesehen. Die Rede ist von Antibiotika und nicht artgerechter Haltung. Was hebt Ihre Zucht davon ab? Der Einsatz von Antibioti-
ka kommt für mich nicht in Frage. Ich verfolge eine andere Strategie: durch optimale Haltungsbedingungen die Fische gesund zu erhalten. Meine Fische haben ausreichend Schwimmfreiheit, zugleich bleiben wir weit unter den erlaubten Haltungsdichten. Und wir haben sehr gutes, kaltes Quellwasser mit der idealen Temperatur das ganze Jahr über. Fische, die in kaltem, lebendigem Wasser leben, wachsen langsam heran und bilden kräftiges Muskelfleisch. Wir können unsere Fische direkt aus den Becken entnehmen und müssen sie nicht in sogenannten Hälterungen für den Verzehr vorbereiten. Wer etwas von Fischen versteht, kann leicht erkennen, ob ein Fisch artgerecht gehalten wurde. Unsere Fische haben von vorn bis hinten ein sauberes Flossenbild, intakte Schuppen, eine klare Zeichnung. Fische, die zu dicht gehalten werden, haben verkümmerte Flossen. Ich sehe auf den ersten Blick, ob ein Fisch ordentlich gehalten wurde. Muss man den Endverbraucher für diese Unterschiede sensibilisieren? Was Fische betrifft, gibt
es hierzulande wenig Wissen über Qualität und Potenzial. Wir sehen es
definitiv als unseren Auftrag, Aufklärungsarbeit zu leisten. Welche Fische sind heimisch? Wie werden sie gezüchtet? Was sind optimale Bedingungen, und wie wirken sich diese auf den Geschmack aus? Und nicht zuletzt: Wie bereitet man Fisch zu? Viele Fragen, zu denen wir uns zu Wort melden werden. Als regionaler Züchter haben wir nur eine Chance, wenn wir sauber und in Topqualität produzieren. Wir haben strenge gesetzliche Vorschriften, die im Ausland ganz anders sind. Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit in der Fischzucht aus? Nach-
haltigkeit ist uns ein großes Anliegen. Der pflegliche Umgang mit der Ressource Wasser steht für uns an erster Stelle. Wir führen das entnommene Wasser nach gründlicher Reinigung in perfekter Qualität in den natürlichen Kreislauf zurück. Was die Futtermittel betrifft, ist die Herausforderung ebenfalls groß. Wir füttern das beste erhältliche Futtermittel mit dem derzeit höchstmöglichen Anteil an pflanzlichen Proteinen. Außerdem enthält es natürliche Omega-3-Fettsäuren aus Algen. Wie geht es mit tirolfisch weiter? Nächstes Jahr bauen wir die Anla-
ge in Lechaschau weiter aus, und in Umhausen im Ötztal planen wir eine neue Anlage. Die Grundvoraussetzung für eine Fischzucht ist Wasser. Frisch, in guTirol_Magazin
ter Qualität und großer Menge. In Tirol sind wir damit gesegnet. Der Hofladen und die Dienstwohnungen für die Fischzuchtmitarbeiter in Lechaschau sind fertig und in Betrieb. In Zukunft planen wir, dort auch Lehrlinge auszubilden. Die Zucht ist eine aufwändige Angelegenheit. Kommen Sie selbst noch dazu, Ihre Leidenschaft, das Fischen, auszuüben? Ich fische nach
wie vor viel. Trotz meiner zahlreichen Projekte nehme ich mir immer wieder Zeit für Fliegenfischerreisen. Natürlich fische ich auch an den Flüssen und Bächen Österreichs, zum Beispiel an der Brandenberger Ache, der Sill und am Inn. Welcher ist Ihr Lieblingsfisch?
Die Äsche. Weil sie so schön ist und vielleicht auch, weil sie bedroht ist. Ich freue mich immer, wenn ich eine Äsche sehe. Das zeigt mir, dass ein Gewässer halbwegs intakt ist. Es gibt leider einige Gewässer bei uns, wo die Ökologie für die Fische nicht mehr passt. Die Fische kommen mit dem Sunk- und Schwallbetrieb der Kraftwerke schlecht zurecht, die Geschiebeführung stimmt oft nicht mehr. Das erschwert die Fortpflanzungsmöglichkeiten für die Fische, was wiederum die Arterhaltung gefährdet. An diesem Punkt kommen unsere Besatzfische ins Spiel. Ein schöner Kreislauf. Marian_kröll
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Heimische Speisefische
VON ÄSCHE BIS ZANDER Äsche Hervorragender Speisefisch, dessen Fleisch einen leicht thymianartigen Geruch verströmt. Darauf nimmt auch der wissenschaftliche Name Thymallus thymallus Bezug.
Forelle
Zählt zu den Salmoniden (Lachsfischen) und ist in der Küche sehr vielseitig einsetzbar. Forellen eignen sich zum Grillen ebenso wie zum klassischen Braten, Garen oder in Folie gebacken. Sie sind fein im Geschmack, zart und fettarm. In Tirol sind einige Unterarten wie Regenbogen-, Bach- und Seeforelle heimisch.
Hecht Trotz seiner relativ vielen, unangenehmen Y-Gräten ist er ein beliebter Speisefisch –auch wegen seines niedrigen Fettgehaltes. Das Fleisch eignet sich gut zum Dünsten, Braten oder Pochieren.
Huchen
Auch Donaulachs bzw. Rotfisch genannt, erinnert er geschmacklich ein wenig an Thunfisch. Er wird gerne als Tatar serviert, die Haut des Huchens kann nicht mit gegessen werden.
Karpfen
Beliebter Speisefisch (besonders zu Weihnachten und Silvester), dessen Geschmack aber selbst unter Gourmets nicht unumstritten ist. Karpfen lässt sich gut beizen oder räuchern.
Saibling Auch er gehört zu den Salmoniden. Dem Saibling wird unter diesen das edelste Fleisch zugeschrieben. Übliche Zubereitungsarten sind Braten, Grillen oder Dünsten. Rezepte für Forellen eignen sich meist auch für den Saibling.
Zander Sein mageres Fleisch ist fest, saftig und praktisch grätenfrei. Die Filets werden meist gebraten oder gedünstet. Tirol_Magazin
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GEBRATENES FORELLENFILET AUF STEINPILZRISOTTO
Zutaten für 4 Personen Forelle
4 Forellenfilets Salz, frisch gemahlener Pfeffer etwas frisch gepresster Zitronensaft Olivenöl extra vergine
Risotto
300 g Steinpilze 1 rote Zwiebel 1,5 l heiße Gemüsesuppe 2 EL Olivenöl 20 g Butter 350 g Risottoreis 100 ml trockener Weißwein 50 g frisch geriebener Parmesan Salz, Pfeffer
Zubereitung Forelle
» Die Forellenfilets entgräten, die Hautseite einige Male einschneiden, dann mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen. » Etwas Olivenöl in einer ofenfesten Pfanne erhitzen. Die Fischfilets mit der Hautseite nach unten in die Pfanne legen und kurz anbraten. » Die Pfanne mit dem Fisch in den auf 180 °C vorgeheizten Ofen geben und den Fisch 4 bis 6 Minuten (je nach Filetstärke) glasig braten.
Zubereitung Risotto
» Die Steinpilze in Scheiben schneiden. Die Zwiebel fein würfeln und in einem Topf mit Olivenöl anschwitzen. » Den Reis hinzufügen und andünsten, bis er leicht glasig aussieht, dabei immer wieder rühren. Mit Wein ablöschen und einkochen lassen. Mit etwas Suppe aufgießen, so dass der Reis gerade bedeckt ist. Eine gute Prise Salz zum Reis geben und rühren. » Das Geheimnis eines guten Risottos ist, dass man nur ein wenig Suppe aufgießt und immer wieder rührt, bis der Reis die Flüssigkeit aufgesogen hat, damit das Risotto schön cremig wird. » Diesen Vorgang wiederholen. Nach ca. 10 Minuten Garzeit die Steinpilze zum Risotto geben. Das Risotto sollte etwa 20 Minuten kochen. Die Körner sollten weich sein, aber innen noch etwas Biss haben. » Den Topf vom Herd nehmen, Butter und den Parmesan unterrühren, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
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FOTOS: © TOM BAUSE
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AUF OSTTIROLER SCHLIPFKRAPFEN MIT TOMATEN-SCHNITTLAUCHBUTTER Zutaten für 4 Personen Seesaibling
4 Saiblingsfilets Salz, frisch gemahlener Pfeffer etwas frisch gepresster Zitronensaft Olivenöl extra vergine
Osttiroler Schlipfkrapfen
30 dag Mehl (halb Roggen-, halb Weizenbrotmehl) 1 Ei mehlig kochende Kartoffeln Zwiebel Schnittlauch Salz und Pfeffer Almkäse zum Servieren
Tomaten-Schnittlauchbutter 200 g Butter Cocktailtomaten Schnittlauch
Zubereitung Saibling
» Gleiche Zubereitung wie beim Forellenfilet von der vorigen Seite.
Zubereitung Schlipfkrapfen
» Aus Mehl, Ei und Salzwasser einen mittelfesten Teig mischen, gut kneten und zugedeckt rasten lassen. Zum Krapfenteig kann man ein paar Tropfen (etwa einen halben Teelöffel) Öl dazugeben, dann wird er geschmeidiger, muss aber wirklich gut geknetet und geschlagen werden. » Für die Fülle die Kartoffeln kochen, noch heiß schälen und durch die Kartoffelpresse drücken. Mit etwas feingehackter, leicht angerösteter Zwiebel, Schnittlauch, Salz und Pfeffer nach Geschmack würzen. Wenn die Fülle auseinanderfällt, kann man 2 bis 3 Esslöffel Milch dazumischen; wenn welche übrigbleibt, kann man sie wie Kartoffelpuffer in der Pfanne braten. » Den Teig zu einer Rolle formen, Stücke abschneiden und auswalken. 1 Teelöffel Fülle hineingeben, umschlagen und gut zudrücken. » Leicht wallend 10 Minuten in Salzwasser kochen lassen.
Zubereitung Schnittlauchbutter
» Butter mit Cocktailtomaten auskochen, bis die Butter klar ist. » Den Schnittlauch unmittelbar bevor man die Butter über die Schlipfkrapfen gießt, zugeben und mit geriebenem Lizumer Almkäse servieren.
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GEBRATENER SEESAIBLING
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GEBRATENES ZANDERFILET
MIT POCHIERTEM EI AUF RAHMBLATTSPINAT UND TOMATENCONCASSÉE Zutaten für 4 Personen Zander
4 Zanderfilets à 150–180 g Salz, frisch gemahlener Pfeffer etwas Zitronensaft 1 EL Olivenöl extra vergine Butter
Pochiertes Ei
4 Eier etwas Weißweinessig
Rahmblattspinat
1 kg Blattspinat 1 kleine Zwiebel, sehr fein gehackt 2 EL Pinienkerne 250 ml Sahne 1 Knoblauchzehe, fein gehackt 1 Prise Muskatnuss Salz, Pfeffer
Tomatenconcassée
400 g geschälte und entkernte Tomaten 3 EL Olivenöl Salz, frisch gemahlener Pfeffer gehackte Petersilie
Zubereitung Zander
» Die Fischfilets mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft würzen. » Grillpfanne mit Olivenöl erhitzen und Fischfilets darin von beiden Seiten ca. 3 bis 4 Minuten (je nach Filetstärke) grillen. » Während des Grillens etwas Butter in die Pfanne geben, darauf achten, dass die Hitze nicht zu stark ist.
Zubereitung Ei
» Das siedende Essigwasser mit einem Holzlöffel umrühren und einen Strudel erzeugen, dann ein Ei hineingleiten lassen und etwa 3 Minuten pochieren. Das pochierte Ei herausnehmen. » Mit den restlichen Eiern ebenso verfahren. Dabei jedes Ei einzeln pochieren.
Zubereitung Spinat
» In einem großen Suppentopf Salzwasser zum Kochen bringen. » Von den gewaschenen Spinatblättern die groben Stiele entfernen. Den Spinat etwa 2 bis 3 Minuten im Salzwasser kochen lassen (blanchieren), dann abseihen, kalt abschrecken und abtropfen lassen. » In einem Suppentopf die gehackte Zwiebel mit den Pinienkernen in Butter hell anrösten. Den Spinat dazugeben und mit Sahne aufgießen. Alles zusammen etwa 10 Minuten einkochen lassen. » Mit Salz, Pfeffer, Muskatnuss und Knoblauch würzen.
Zubereitung Tomatenconcassée
» Die Tomaten in kleine Würfel schneiden. » Das Olivenöl erhitzen, die Tomatenwürfel unter ständigem Schwenken der Pfanne darin erhitzen, würzen und mit Petersilie vollenden. Die Gardauer beträgt ca. 3 Minuten.
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Legende Bezirke RE
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Angelteich am Gächtle Angelplatz Urisee Fischteich Greither Weiher Bloderteich am Haldensee Rieder See Fischerei Galtür Schwarzwassersee Lader Weiher Piller Fischteich Brenjursee Angelteich Nassereither See Stiftsweiher Stams Fischerstüberl Aufeldteich Bichlacher Angelteiche Quellfisch Resort Schwendt Lärchenteich Hopfgarten Angelparadies Erlensee Angelteich Pillerseetal Angelteich Weidachsee Fischteich Bochra See
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LIENZ
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161 LEBEN
FISCHEN IN TIROL
162 LEBEN
FRISCH GEFISCHT Wo man in Tirol frischen Fisch angeln darf.
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Angelteich am Gächtle
Außerferner Fischereiverein Höfen Seilbahnweg 4 6604 Höfen www.lech-plansee.at 2
Angelplatz Urisee
Strandbad Urisee Urisee 8 6600 Reutte Karten: Shell-Tankstelle Reutte 3
Fischteich Greither Weiher
Ulli Rief Untergschwend 13 6675 Tannheim www.greither-weiher.at 4
Bloderteich am Haldensee
Tauscher’s Alm Seewiesenweg 10 6673 Haldensee www.tauschers-alm.at Bezirk Landeck 5
Rieder See
Nr. 111 6531 Ried im Oberinntal Kontakt über die OMV-Tankstelle Ried
11
6
Fischerei Galtür
Dietmar Kathrein HNr. 25c 6563 Galtür www.fischerei-galtuer.at 7
Schwarzwassersee
im Fimbatal bei Ischgl 6561 Ischgl Kontakt über Peter Walser, Altamira Apartments, Ischgl www.ischgl.com 8
Lader Weiher
6532 Ladis Karten über das Gemeindeamt oder Informationsbüro Ladis bzw. im Kinderhotel Laderhof
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9
Piller Fischteich
Willi und Simone Hairer Piller 74 6473 Fließ Bezirk Imst 10
Brenjursee
6464 Tarrenz www.brenjursee.at Tipp: Alle zwei Wochen findet am Wochenende ein Nachtfischen statt. 11
Angelteich Nassereither See
Schulgasse 65 6465 Nassereith www.angelteich.tirol
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© ANDREAS FRIEDLE
Stiftsweiher Stams
LEBEN
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Wirtsgasse 2 6422 Stams www.schwarzfischer-stams.at Bezirk Kufstein 13
20
Fischerstüberl
4
Egon Anderle Embach 4 6320 Angerberg www.fischerstueberl.tirol Bezirk Kitzbühel 14
Aufeldteich
Fischerverein Kössen Niederbichl 6345 Kössen www.fischerverein-koessen.at 15
Bichlacher Angelteiche
Bichlach 58, 6345 Kössen www.angelteiche.at 16
Quellfisch Resort
Kohlentalstraße 10–12 6385 Schwendt www.quellfisch-tirol.at 17
12
Lärchenteich Hopfgarten
Kühle Luft 40 6361 Hopfgarten im Brixental www.fischteich-hopfgarten.com
l e u ta s c h & z i l l e r ta l 18
Angelparadies Erlensee
Restaurant Fischerstadl Stöllnweg 5 6364 Brixen im Thale www.fischerstadl.at 19
Angelteich Pillerseetal
Forellenranch Niedersee 4 6393 St. Ulrich am Pillersee www.forellenranch.at
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Angelteich Weidachsee
Leutascher Fischerei Am Weidachsee 289 6105 Leutasch www.gebirgsforelle.at 21
Fischteich Bochra See
Andreas & Martina Rißbacher Zillerweg 30 6275 Stumm im Zillertal www.bochra-see.at
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TIROL ZUM BLÄTTERN Bücher von und über Tirol. Unterhaltsames, Informatives, zum Schauen, Lesen und Schmökern.
Kurt Albert
Reisehandbuch Tirol
Jakob Prandtauer
Tom Dauer, Tyrolia Verlag 336 Seiten, EUR 29,95
Für alle Jahreszeiten, Mela Hipp, Reisedepeschen Verlag 192 Seiten, EUR 22,70
Baumeister des Barock Huberta Weigl, Michael Imhof Verlag, 928 Seiten in zwei Bänden, EUR 128,00
Kurt Albert prägte als Erfinder des Rotpunkt-Kletterns – also ohne künstliche Hilfsmittel – Generationen von Tiroler Alpinistinnen und Alpinisten und Sportkletterern. Tom Dauer beschreibt großartige 50 Jahre Alpingeschichte.
Die gebürtige Oberösterreicherin Mela Hipp lebt seit zehn Jahren in Tirol. In diesem Buch gibt sie ihre ganz persönlichen Geheimtipps preis, als würde sie sie ihren besten Freunden erzählen.
Was 1997 als Dissertation gedacht war, brachte Huberta Weigl 24 Jahre später fertig. Fast sechs Kilo schwer ist die Geschichte von Jakob Prandtauer und seinen Bauten – bekannten wie unbekannten – geworden.
Berghotels 1890–1930
Da Struwipeda
Nur der See sah zu
Bettina Schlorhaufer, Birkhäuser Verlag, 608 Seiten in zwei Bänden, EUR 79,95
auf Tirolarisch, Heinrich Hoffmann, Martin Reiter, Wagner’sche 24 Seiten, EUR 14,95
Acht Achensee-Krimis Haymon TB 176 Seiten, EUR 9,95
Architekturhistorikerin Bettina Schlorhaufer verfolgt die Geschichte der Grandhotels zwischen 1890 und 1930 in Südtirol, Nordtirol und dem Trentino und eröffnet einen faszinierenden Blick in eine Zeit, in der Urlaub in den Bergen noch eine Besonderheit war.
Vor 175 Jahren schuf Heinrich Hoffmann den Struwwelpeter als Erziehungs- und Lernbuch für seinen ältesten Sohn zu dessen viertem Geburtstag. Zum Jubiläum wurde er ins Tirolerische „übersetzt“. Tirol_Magazin
Anlässlich des 10. Festivals achensee.literatour haben sich die Veranstalter mit einem Sammelband von acht Kurzkrimis beschenkt. Und natürlich nicht nur sich, sondern auch Krimi- und Achensee-Fans.
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168 TIPPS
KULINARISCHE SPITZENLEISTUNGEN
Im neu eröffneten Restaurant Oniriq in der Bürgerstraße 13 in Innsbruck präsentiert Christoph Bickel „Alpine Küche“ in all ihren Facetten. Hochwertige Tiroler Qualitätsprodukte werden dort auf Haubenniveau veredelt und gekonnt in Szene gesetzt. Bickel feilt mit Freude und Begeisterung an Rezepten, ist mutig, Neues auszuprobieren und traditionelle Gerichte in überraschende Zusammenhänge zu bringen: „Das inkludiert die Verbindung moderner Zubereitungsarten und traditioneller Rezepturen ebenso wie das Experimentieren mit oftmals unbekannten Zutaten wie Wildkräutern oder Tannenwipfeln.“ Serviert werden wechselnde Menüs in fünf oder sieben Gängen, gern rein vegetarisch oder mit Fisch- und Fleischgängen. Kommen Sie, genießen Sie. www.oniriq.at
Tirol_Magazin
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KURZ & BÜNDIG
ESSEN
AUSGEZEICHNET
In Tirol gibt es viele wunderbare Plätze, um seinen (Camping-)Urlaub zu verbringen. Das Ferienparadies Natterer See wurde dabei heuer mit dem ADAC Camping Award ausgezeichnet und erhielt die Siegertrophäe in der Kategorie „Innovation & Fortschritt“. Und das völlig zu Recht, wie wir finden. So zählte das Ferienresort Natterer See zu den ersten Anbietern von Glamping-Angeboten in Österreich, das moderne Multifunktionsgebäude am Eingang des Resorts hat bereits mehrere Architekturpreise gewonnen.
DIE NATUR IN DER TASCHE Bereits seit 1989 zählen Kompaktferngläser zu den erfolgreichsten Produkten von Swarovski Optik und haben sich zu treuen und verlässlichen Begleitern beim Wandern oder auf Reisen entwickelt. Mit der jüngsten Generation des CL Pocket wurde das Erfolgsprodukt von Grund auf neu designt. Das faltbare Kompaktfernglas ist robust, bietet höchsten Sehkomfort und liegt perfekt in der Hand. Zur Qualität braucht’s keine großen Worte, die passt bei Swarovski Optik ohnehin immer. Erhältlich ist der kleine, leistungsstarke Alleskönner ab 780 Euro im ausgewählten Fachhandel oder auf www.swarovskioptik.com.
Wild auf Wild. Berno Mühlburger aus Oberdrum veredelt bestes Wildbret zu ganz wunderbaren Produkten: Wildsugo und Rehragout, Hirschgulasch und Gamseintopf, Suppe und herrlich würzigen Würsten. www.bernos.at
Berge sind sicher nicht die Antwort auf alles, aber du vergisst dort immerhin all deine Fragen.
TRINKEN Ginsalabim. Die Zirbe ist ein echter Wunderbaum und kommt nicht nur in Tirol, da aber ganz besonders, in vielen verschiedenen Varianten zum Einsatz. Auch als Gin. www.zirbin.at
DER WEG DES BIERES
Seit über 500 Jahren und mittlerweile 16 Generationen wird bei Zillertal Bier feinste Bierkultur zelebriert. Im BrauKunstHaus in Zell am Ziller gehen Besucher seit Sommer 2020 den „Weg des Bieres“ – von den Zutaten über den Brauprozess bis hin zur Abfüllung. Auf einer Ausstellungsfläche von über 5.000 Quadratmeter auf drei Ebenen erwartet Besucher ein multimedial inszenierter Rundgang, der Einblicke in Tirols älteste Privatbrauerei gibt und ein Erlebnis für alle Sinne bietet, bildet doch eine Verkostung der Bierspezialitäten den kulinarischen Abschluss. www.braukunsthaus.at
TIPPS
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KURZ & BÜNDIG © WOLFGANG LACKNER
R OT, G E L B, G R Ü N Unter dem Label „Bergblut“ stellt Josef Jenewein in Kirchberg innovative, gesunde und richtig gute Saftkompositionen her, in die nur die wertvollsten Zutaten dürfen. Die hochbasischen Energiekicks sind reine Naturprodukte und fluten den Körper mit Vitaminen, Mineralien, Enzymen und Mikroorganismen. www.dasbergblut.com
MITBRINGEN
TIROL UNTERWEGS
Die Lage inmitten der Alpen und die damit verbundenen Themen Reisen und Migration prägen die Europaregion Tirol – Südtirol – Trentino seit jeher. Bereits seit 2010 veranstaltet die Region ihre gemeinsamen Museumstage, die heuer thematisch passend unter dem Motto „Transit – Transport – Mobilität“ stehen. Mit zwei Sonderausstellungen beteiligen sich auch die Tiroler Landesmuseen. Die Ausstellung „Gehen – Fahren – Reisen“ im Zeughaus erkundet die Entwicklung der Fortbewegung in Tirol, während „Al Lavoro!“ im Tiroler Volkskunstmuseum dem Dasein italienischen Migranten im Tirol des 19. Jahrhunderts nachspürt. www.tiroler-landesmuseen.at
Augenzwinkern. Die Ötztaler Künstlerin Hannah P. Scheiber besiebdruckt unter anderem Teller mit frechen Sprüchen. Wir mögen sie sehr. Arbeiten und Infos unter studioscheiber.com
ZACK DIE BOHNE Die Tiroler sind ein durchaus innovatives Volk. Die Manufaktur Rolf Spectacles aus dem Lechtal zum Beispiel stellt stylisch-lässige und ganz spezielle Holzbrillen her. Nun sind die Macher sogar noch einen Schritt weitergegangen und machen Brillen aus Bohnen. Das mittlerweile bereits mehrfach ausgezeichnete Brillendesign überzeugte nicht nur Jurymitglieder mehrerer internationaler Awards, sondern auch die Kunden (was eigentlich viel wichtiger ist). www.rolf-spectacles.com
IMPRESSUM E r s c h e i n u n g s w e i s e : 2 x jährlich _ A u f l a g e p r o M a g a z i n : 25.000 Stück
H e r a u s g e b e r & M e d i e n i n h a b e r : eco.nova Corporate Publishing Senn & Partner KG, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512/290088, redaktion@econova.at, www.econova.at _ C h e f r e d a k t i o n : Uwe Schwinghammer _ R e d a k t i o n : Alexandra Keller, Christiane Fasching, Marian Kröll, Marina Bernardi, Ivona Jelčić, Anna Moll _ M i ta r b e i t : Martin Weissenbrunner, Elisabeth Plattner _ L ay o u t : Tom Binder _ A n z e i g e n v e r k a u f : Ing. Christian Senn, Christoph Loreck, Mag. Sandra Nardin, Matteo Loreck, Mag. Claudia Elzenbaumer _ F o t o r e d a k t i o n : Andreas Friedle, Marian Kröll, Isabelle Bacher, Tom Bause _ Ü b e r s e t z u n g e n : Steve Rout, alpineconcepts _ L e k t o r at : Mag. Christoph Slezak _ D r u c k : RWf Frömelt Hechenleitner GmbH _ U n t e r n e h m e n s g e g e n s ta n d : Die Herstellung, der Verlag und der Vertrieb von Drucksorten aller Art _ C o v e r f o t o : Marian Kröll
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diewildenkaiser.com
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Dahinter steckt mein heimisches Wirtshaus*, das seit Generationen glückliche Gäste begrüßt. DIE GANZE GESCHICHTE AUF WWW.JA-ZU.TIROL
* stellvertretend für ein Tiroler Unternehmen
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