Standortporträt Calw

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Calw


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Politik • Standort Calw

Calw rockt!

Der Musiker Udo Lindenberg steht auf die Hesse-Stadt. Doch den Verlust von 2000 Arbeitsplätzen hat die Stadt allein ausgeglichen

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in wenig skurril mutet das Andenken an: Der Stummel einer kubanischen Zigarre, eingegossen in einen durchsichtigen Kubus aus Acrylharz. Der steht im Besprechungszimmer des Calwer Rathauses gleich neben Büchern des Autors Hermann Hesse. Die Zigarre schmauchte Rockmusiker Udo Lindenberg nach seinem Auftritt bei „Calw rockt“ im August 2007. Lindenberg ist beinahe fanatischer Fan von Hesse. Und seit seinem ersten Besuch im Jahr 2005 auch mit dessen Geburtsstadt herzlich verbunden. Bei jeder Gelegenheit erzählt Lindenberg von der Stadt. „Für uns ist er ein echter Sympathieträger geworden“, sagt OB Manfred Dunst. Dabei passen der Chef des Panik-Orchesters und die Kleinstadt nicht zusammen. Hier ein Rockmusiker der seit Jahrzehnten im mondänen Hamburger Hotel „Atlantik“ residiert. Dort die schwäbische Kleinstadt, deren Fachwerk-

Einwohner davon männlich zwischen 18 und 64 Jahren unter 18 Jahren Haushalte Kaufkraftkennziffer Umsatzkennziffer Beschäftigung Arbeitsplätze

23 609 11 624 14 966 4973 10 627 108 124 8200

Innenstadt bieder daherkommt. Doch Rocker und Stadt bestehen eben nicht nur aus Fassaden. „Calw rockt“ taugt deshalb auch nicht allein als Titel eines Musikfestivals. Die Stadt hat einen ganz eigenen Rhythmus. Etwas mehr als zehn Jahre ist es her, da bricht der Blues aus: Die Calwer Decken AG und das Kühlschrank-Werk von Bauknecht machen dicht.

expansionswilligen Unternehmen. Kersting: „Erfahren wir etwas, setzen wir uns mit den Entscheidern in Verbindung.“ Das klingt nach ermüdendem Klinken putzen. Hat aber seinen Reiz. „Heute hat Calw wieder so viele Arbeitsplätze wie vor der Pleitewelle“, so Kersting. Calw hat aber nicht nur zahlenmäßig aufgeholt. Die Stadt hat noch etwas Wichtigeres geschafft:

25 Millionen Euro investiert die Stadt in Kindergärten und Schulen 2000 Arbeitsplätze brechen weg – rund ein Viertel des Arbeitsplatzangebots in der Stadt. „Das war ein schwerer Schlag“, resümiert der städtische Wirtschaftsförderer Marc Oliver Kersting. Die Stadtverwaltung spielt seit dieser Zeit mit neuen Noten: aktive Wirtschaftsförderung nennt man die gezielte Ansprache von

Produz. Gewerbe Dienstleister Einpendler Auspendler Arbeitslosenquote Steuern Gewerbesteuer Grundsteuer A Grundsteuer B

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2700 5200 4401 4985 3,2 Prozent 350 330 399

Sie ist als Wirtschaftsstandort breiter aufgestellt denn je. OB Dunst: „Bis in die 1990er-Jahre hinein dominierte das produzierende Gewerbe, jetzt haben wir endlich einen krisenfesten Mix.“ Den Blues vertreibt Anfang des Jahrtausends die Ansiedlung der Reum-Gruppe auf dem ehemaligen Bauknecht-Areal. 182 der

Freie Gewerbeflächen Gewerbe- und Dienstleistungspark Stammheimer Feld 4,4 ha Gewerbepark Lindenrain (geplant) 30 ha Interkommunales Gewerbegebiet Würzbacher Kreuz (von 2009 an) 8,5 ha Grundstückspreise 65 - 84 Euro/qm Verkehrsinfrastruktur Autobahn A81, 15 Min., A8, 30 Min.

weltweit 1550 Mitarbeiter sind seitdem in Calw beschäftigt, auf 6000 Quadratmeter werden oberflächenveredelte Innenraumkomponenten für Fahrzeuge gefertigt. Holzma ist dagegen seit 42 Jahren mit dem Standort verwurzelt: Das zur internationalen HomagGruppe gehörende Unternehmen mit 470 Mitarbeitern ist der größte Hersteller von Plattenaufteilsägen. Vier Jahrzehnte älter ist das Unternehmen Robert Seuffer: Die 400 Mitarbeiter entwickeln und produzieren Steuerungen, Schalter und Sensoren für namhafte Fahrzeug- und Hausgerätehersteller. Derzeit plant das Familienunternehmen den Bau eines Entwicklungszentrums in Calw. Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Unternehmen, die der Arbeitsplatzbilanz eine besondere Note verleihen. OB Dunst spricht gar von „einem Quäntchen Exklusivität“, die von den innovativen Unternehmen wie Touron Carbontechnik oder Waidelich CNC Tech-

Bundesstraßen B295, B463, B296 Bahnhof Regionalbahn Haltestelle Flughafen Stuttgart, 40 Min. Parkplätze (Innenstadtnähe) 1200 Bildung und Kultur 8500 Schüler in 14 Schulen, 22 Kindertageseinrichtungen, Städt. Musikschule (2500 Schüler), SRH Hochschule, 6 Museen, umfangreicher Kultursommer Foto: Sven Sindt


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Der Rockmusiker Udo Lindenberg ist Fan von Calw. Angeblich will er dort auch wohnen

nik ausgehe. In dieser Reihe steht auch SDS Systemtechnik: In den zehn Jahren des Bestehens hat sich das Start-up zu einem der führenden Hersteller von Reifenprüfanlagen gerockt. Zu Girrbach Süßwarendekore passt eher ein Hochzeits-Walzer: Seit 48 Jahren verlassen das Werk Marzipanfiguren oder auch sternförmige Schokodekore. Jüngst hat man bei Girrbach gar eine „individuell bedruckbare Praline“ entwickelt. Auf das eigene Entwicklungspotential setzt auch die Börlind-Gruppe, einer der führenden Hersteller von Naturkosmetik. 180 Mitarbeiter beschäftigt die Gruppe in Calw. Und die braucht der geschäftsführende Gesellschafter Michael Lindner auch: „Wir wollen der bedeutendste Naturkosmetikhersteller der Welt werden und den Exportanteil von derzeit 35 Prozent langfristig verdoppeln.“ Ein ehrgeiziges Ziel. Vor allem, da der Bereich der Naturkosmetik arbeits- und forschungsintensiv ist und der Frauenanteil im Unternehmen bei 80 Prozent liegt. Da könnten Schwangerschaften die Ziele schnell gefährden. Doch der vierfache Vater Lindner schützt sein Unternehmen vor dem Baby-Blues: Gemeinsam mit der Stadtverwaltung baut Börlind ein Betreuungs-Angebot auf. Das hat sogar schon Anklang im Bundesfamilienministerium gefunden. Auch Wirtschaftsförderer Kersting ist von der Sinnhaftigkeit überzeugt: „Solche Angebote stellen

echte Standortvorteile dar.“ Deshalb erhalten die Unternehmen auch in diesem Punkt volle Unterstützung: „Schließlich wollen wir den neuen UnternehmensMix mindestens erhalten“, betont der Wirtschaftsförderer. Aus diesem Grund hat sich Calw als „familienfreundliche Kommune“ zertifizieren lassen. In den vergangenen Jahren flossen rund 25 Millionen Euro in Ausbau, Umbau sowie Instandhaltung der Gymnasien, Realschulen, Grundund Hauptschulen. Kersting: „Mit dem modernen Angebot sind wir sicher führend.“ Das gilt auch für die übrigen weichen Standortfaktoren. Der Innenstadthandel ist komplett, die Kultur breit aufgestellt. Allein die Klosterruine St. Peter und Paul in Hirsau besuchen jährlich 120 000 Interessierte. Das Spektakel „Calw rockt“ lockt jedes Jahr 5000 Musikfans auf den Marktplatz. Diese weichen Faktoren überzeugen auch Udo Lindenberg: Dem Vernehmen nach sucht er rund um Calw ein Haus. Dirk Werner

www.calw.de www.udo-lindenberg-stiftung.de www.hermann-hesse.de

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KURZ P RO FIL 1926 Der Kaufmann Robert Seuffer übernahm das Unternehmen samt dem geschützten Warenzeichen für die FLOREAT-Wandhakenfertigung. Der Namensgeber legte den Grundstock für Ideenreichtum und solides Wachstum.

D IE F IRM A SE U FFER – IN NO VAT I ON, DI E BE W E G T Die Robert Seuffer GmbH & Co. KG ist ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen. Der Schlüssel dafür liegt unter anderem in der Konzentration auf die Kernkompetenzen. Dazu gehören kundenspezifische Produkte der Feinwerktechnik, der Elektronik sowie der Sensorik. Kunden aus dem Fahrzeug- und Hausgerätebereich sowie der Heizungstechnik schätzen SEUFFER als kompetenten Partner. Hierzu zählen namhafte Hersteller wie DaimlerChrysler, MAN, DAF Trucks, Scania und Volvo sowie Bosch und Siemens, Neff, Miele, Buderus, Viessmann. Gelebt wird ein Dienstleistungsniveau, das bei der Fachberatung beginnt und über das Entwickeln und Fertigen bis hin zum perfekten Lieferservice reicht. SEUFFER gilt als Unternehmen mit ausgesprochen flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen. Die gewachsene Inhouse-Kompetenz, die in naher Zukunft auch durch das neue Entwicklungszentrum weiter gestärkt wird, gewährleistet darüber hinaus das schnelle Umsetzen der gestellten Aufgaben und Anforderungen. Zuverlässigkeit sowie Innovationen sind für SEUFFER kein Gegensatz, sondern vereinen sich in den Produkten. Ein breites Spektrum an Herausforderungen, die alle Mitarbeiter der Unternehmensgruppe ganzheitlich sehen und erfolgreich lösen. Ein Beispiel dafür ist die zur Gruppe zählende HKR climatec GmbH in Künzelsau, die in der Reglertechnologie für Steuergeräte das Portfolio für die weltweite Automobilindustrie hervorragend ergänzt.

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Als einer der größten Arbeitgeber am Standort Calw legt das Unternehmen besonderen Wert auf qualifizierte und engagierte Mitarbeiter. Die positive Geschäftsentwicklung der letzten Jahre bringt einen hohen Bedarf an Fachkräften mit sich, der nicht immer durch den Arbeitsmarkt abgedeckt werden kann. Dies zeigt sich auch in der Vielzahl von Ausbildungsangeboten in den Bereichen Elektronik und Mechanik, sowie der Ausbildung von Ingenieuren im Rahmen des BA-Studiums. SEUFFER ist stark in die Region eingebunden, was sich auch am gesellschaftlichen Engagement zeigt. Das Unternehmen unterstützt Veranstaltungen und Vereine und spendet für soziale Zwecke.

1950 In dieser Zeit entstand eine Rundfunk- und Fernsehschalterfertigung für namhafte Gerätehersteller im In- und Ausland. 1977 Dipl.-Ing. Manfred Oberländer übernahm die Firma, die ihren erfolgreichen Weg als Robert Seuffer GmbH & Co. KG fortsetzte; die Belegschaft zählte 100 Mitarbeiter. Zum Produktions- und Lieferprogramm gehörten Schiebe-, Dreh- und Tastenschalter, elektromechanische Bauteile sowie die traditionellen FLOREAT-Wandhaken. 1979 Die neue Unternehmensphilosophie – Feinwerktechnik mit Elektronik zu kombinieren – wird begründet. Eine Vision, die erfolgreich weiterentwickelt wird. 1995 Durch die Übernahme der Firma HKR climatec GmbH, Künzelsau kam die PKW-Sparte hinzu. 1997 Die Produktionsfläche wird mit einem Anbau erweitert. 2000 Der Betrieb zählt jetzt 280 Beschäftigte. Weitere Vergrößerung der Fertigung. 2001 Die Firma SEUFFER feiert das 75jährige Firmenjubiläum. 2004 Nochmalige Vergrößerung. 2008 erwirtschaften 470 Mitarbeiter ein Umsatzvolumen von über 76 Millionen Euro; Tendenz steigend. Bau eines Entwicklungszentrums. Robert Seuffer GmbH & Co. KG Bärental 26 · 75365 Calw Postfach 13 55 · 75353 Calw Germany Telefon: +49 (0)70 51 60 01- 0 Telefax: +49 (0)70 51 60 02- 0 E-Mail: info@seuffer.de Internet: www.seuffer.de


Standort Calw • Politik

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Das Tunnelprojekt Kernstadtumfahrung Calw entlastet die Innenstadt. (Abkürzungen im Bild: P bedeutet Prognose, PmT Prognose mit Tunnel)

Ein tiefer Einschnitt Das Tunnelprojekt Kernstadtumfahrung wird für Calw ein Meilenstein. Dabei ist die Stadt schon heute alles andere als unattraktiv

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ie Szene wiederholt sich bis zur Langeweile. Anfahren. Stehenbleiben. Anfahren. Stehenbleiben. Anfahren… Bis zu 25 000 Fahrzeuge schieben sich auf diese Weise täglich durch Calw. Die Bundesstraßen 296 und 463 sind an dieser Stelle die wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen der Autobahn 81, der Stadt Nagold und Pforzheim. Calw ist der Flaschenhals. Zwischen dem Flüsschen Nagold und einer Zeile mit Fachwerkhäusern quetschen sich die Fahrzeuge durch die Stadt. „Ein untragbarer Zustand“, sagt OB Manfred Dunst. Seit Jahrzehnten bemühen sich Foto: Stadt Calw

Verwaltung und Bürger um eine Lösung für das „Tunnelprojekt Kernstadtumfahrung Calw“. „Der Durchgangsverkehr lähmt die wirtschaftliche und kulturelle Weiterentwicklung der Stadt“, bilanziert Friedrich Esslinger vom Stadtmarketingverein. Und Jürgen Ott vom Werbering fordert: „Das Tunnelprojekt muss höchste Priorität genießen.“ Tatsächlich scheint eine Lösung so nah wie nie. OB Dunst rechnet innerhalb der kommenden fünf Jahre mit einem Spatenstich für den Tunnel. Der Grund: Die Stadt finanziert die Planungskosten. „Wir waren die erste Kommune,

die eine solche Lösung angestrebt hat“, sagt Wirtschaftsförderer Marc Oliver Kersting. Einen sechsstelligen Betrag investiert Calw, erkauft sich damit die Unabhängigkeit von der Finanzlage des Bundes. Jedenfalls in diesem Punkt. Die eigentlichen Baukosten in Höhe von geschätzten 18,5 Millionen Euro finanziert aber doch der Bundeshaushalt. Der Gegenwert: Ruhe in der Innenstadt. „Bis zu 75 Prozent des Verkehrs wird in den Tunnel verlagert“, erläutert der OB. In konkreten Zahlen bedeutet das: 20 000 Fahrzeuge befahren nicht mehr den Flaschenhals Bischofstraße am Ufer der Nagold. Allerdings: Ganz auf Verkehr verzichten möchte die Stadt nicht. Kersting: „Wir werden Hinweisschilder aufstellen.“ Denn Calws Innenstadt gilt als Perle. Fachwerkhäuser zieren ganze Straßenzüge. Rund um den Markt-

platz atmet das Mittelalter – liegt dann auch noch Schnee, ist die Postkarten-Idylle perfekt. So etwas lockt natürlich: 20 000 Touristen kommen im Schnitt jährlich in der Stadtinformation vorbei, um Tipps und Broschüren mitzunehmen. Doch die Innenstadt ist keine Puppenstube. Gleich mehrere architektonisch hochkarätige Bauten sind erst jüngst entstanden. Vorneweg die Sparkasse Pforzheim Calw. 8,2 Millionen Euro investierte das Institut, will mit dem Neubau vor allem eines demonstrieren: ein Bekenntnis zum Standort. Der multifunktionale Bau mit seiner Mischung aus Ruhe und Modernität drückt genau das aus. Auch die Vereinigte Volksbank AG hat mit der neuen Hauptstelle am Rand der Fußgängerzone ein architektonisches Kleinod geschaffen. Das gilt auch in unmittelbarer Nachbarschaft für den Le-

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Politik • Standort Calw

Calws Innenstadt: Postkartenidylle pur. Doch der Ort ist beileibe keine Puppenstube

bensmittelhändler Kaufland. Überhaupt ist die gesamte Innenstadt selbst an einem trüben Novembertag ungewöhnlich belebt – auf den Freiluftplätzen vor den Cafés trotzen sogar Nichtraucher der kriechenden Klammheit. „In Calw ist tatsächlich den ganzen Tag etwas los“, bestätigt Wirtschaftsförderer Kersting die Beobachtung. Er macht das auch an den Schülern fest: 8500 zählt

den Branchenmix zu haben. Die Ladeneigentümer selbst könnten in diesem Sinn gar nicht den Überblick haben. Ohne diese aktive Herangehensweise, davon ist der OB überzeugt, „würden Städte wie Calw ausbluten.“ Doch eine Schieflage in diesen weichen Standortfaktoren kann sich die Stadt gar nicht leisten. Da sind allein schon die Unternehmen hinterher. Beispiel Bör-

Calw wird bis 2020 weiterhin wachsen. Und per S-Bahn mit Stuttgart verbunden sein Calw, ein Gutteil davon in der Kernstadt. Kersting: „Das bietet Potenzial für die Innenstadt-Geschäfte.“ Das dieses Potenzial in der Tat vorhanden ist, lässt sich an den Leerständen fest machen: Es gibt kaum welche. Das hat ebenfalls mit der bei Unternehmensansiedlungen bewährten Strategie der „aktiven Wirtschaftsförderung“ zu tun. In Calw wartet man nicht auf Leerstände. Man geht aktiv auf potenzielle Investoren zu, führt Gespräche. Und kann am Ende bei der Vermittlung von Ladenflächen helfen. Für OB Manfred Dunst bietet das den unschlagbaren Vorteil, zumindest ein Stück weit Einfluss auf

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lind-Gruppe: Viele nicht nur der Führungspersonen pendeln zwar täglich aus dem Großraum Stuttgart ein. Dennoch muss auch die Stadt selbst attraktiv sein. Und wenn die Mitarbeiter dort nur die Mittagspause verbringen. Oder nach der Arbeit rasch Besorgungen machen. Da braucht es eine entsprechende Vielfalt. Diesen gehobenen Anspruch an eine Stadt haben auch die 20 Mitarbeiter des Unternehmens Kraftfahrzeug technische Dienstleistungen KTD. Das Team berät und trainiert unter anderem namhafte Automobilhersteller. Für den Wirtschaftsförderer ist klar: Wer solch innovative Unter-

nehmen halten will, der muss selbst fit sein. Dass dies offensichtlich gelingt, davon zeugt die Statistik. Eine Arbeitsgruppe der Verwaltung hat zusammen mit dem freien Statistiker Tilmann Häuser die Bevölkerungsentwicklung bis 2020 ermittelt. Ergebnis: Realistisch kann Calw „mit einem moderaten Wachstum von 3,6 Prozent rechnen“, heißt es im Abschlussbericht. Angesichts der allgemeinen Entwicklungsvorhersagen ist das ein Traumwert. Das findet zwar auch OB Dunst. Doch Ausruhen ist für ihn nicht drin. Die Stadt soll noch attraktiver werden. Für die Unternehmen wird die Erweiterung der Gewerbegebiete angegangen, mit „Lindenrain“ ein 30 Hektar großes Gebiet neu erschlossen. Kersting: „Da sind Lastwagen in zehn Minuten ohne Ortsdurchfahrt auf der Autobahn.“ Für junge Familien werden gezielt erschwingliche Bauparzellen wie die Ökosiedlung Wimberg angeboten. Unternehmen wie Familien wie Pendler sollen dann noch von einem weiteren Verkehrsprojekt profitieren: einer S-Bahn-Anbindung an die Region Stuttgart, binnen 58 Minuten in die Landeshauptstadt. OB Dunst: „Das gibt noch einmal einen richtigen positiven Schub!“ Damit kommt keine Langeweile mehr auf. wer Foto: Stadt Calw


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„Der Tunnel kommt!“ Calws OB Manfred Dunst ist Optimist: Das Warten auf die Stadtumfahrung habe ein Ende. Auch ohne die Hilfe von Udo Lindenberg

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berbürgermeisterManfred Dunst duldet keine Zweifel: Innerhalb von fünf Jahren lädt er zum Spatenstich für die Stadtumfahrung. Die Zahlen sprechen schließlich eine deutliche Sprache für das Projekt. Ebenso die Vorfinanzierung der Stadt. Calws Sympathieträger raucht, malt mit Likör Bilder und macht laute Musik – ist das heute noch ein guter Werbeträger? ➤ Manfred Dunst: Aber sicher! Udo Lindenberg hat sich als großer Kenner von Hermann Hesse erwiesen und sich bei seinem Konzert 2005 sofort in Calw verliebt. Inzwischen ist er regelmäßiger Gast bei uns und hat auch seine Stiftung zur Unterstützung jugendlicher Musiker in Calw gegründet. Und seine Likörelle sind schon in einer großen Ausstellung in Calw gezeigt worden. Spaß beiseite: Beim wichtigsten Calwer Verkehrsprojekt, der Tunnelumfahrung kann der Musiker kaum helfen. ➤ Dunst: Da braucht es nicht die Hilfe von Udo Lindenberg. Ich halte einen Spatenstich innerhalb von fünf Jahren für realistisch. Was macht Sie trotz Finanzkrise und klammer Haushaltslage im Bund so sicher? ➤ Dunst: Wenn alle Beteiligten ihre Hausaufgaben machen, ist das realistisch. Schließlich finanziert die Stadt die Planungskosten vor und

der Tunnel steht im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Außerdem erfahren wir von der Politik und vom Regierungspräsidium Karlsruhe volle Unterstützung. Dennoch: Warum sind Sie so optimistisch? Calw kämpft seit Jahrzehnten um das Projekt. ➤ Dunst: Schon allein die Zahlen sprechen für das Projekt: Der Tunnel weist einen fantastischen Kosten-Nutzen-Faktor von 2,3 aus. Das bringt der Kernstadt eine Entlastung von 60 Prozent! Außerdem arbeiten wir mit allen Fachbehörden und auf allen politischen Ebenen eng zusammen. Wie hätten wir sonst diese Vorzeigelösung mit Vorfinanzierung der Planungsleistungen geschafft? Und es liegen Planungen und Entwürfe auf dem Tisch! Optimismus ist nicht nur angesagt, er ist berechtigt. Ein anderes Thema: Calw hat einen herben Arbeitsplatzverlust ausgeglichen. Das gelingt nicht durch Binnenwachstum. ➤ Dunst: Sicher nicht. Neuansiedlungen sind für Calw ein wichtiges Thema. Darum versuchen wir, neue Unternehmen mit einer aktiven Vermarktungspolitik in Calw anzusiedeln. Das wir erfolgreich sind, zeigen die Ergebnisse. Aktive Ansiedlungspolitik bedeutet: Calw wildert bei ande-

Manfred Dunst, 55, ist seit Oktober 2003 Oberbürgermeister in Calw. Zuvor war der Verwaltungsfachmann 22 Jahre Bürgermeister in Starzach. Unter anderem ist er noch Mitglied im Ausschuss Schul, Kultur und Sport des Städtetages Baden-Württemberg. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

ren Kommunen? ➤ Dunst: Nein! Wir werben keine Unternehmen aktiv ab, sondern reagieren auf Expansionsabsichten oder Umsiedlungen. Dann bemühen wir uns um das Unternehmen. Dass wir dabei im Wettbewerb zu anderen stehen, ist natürlich.

Calw trumpft dabei mit einem familienfreundlichen Image? ➤ Dunst: Das ist mehr als ein Image! Wir sind eine familienfreundliche, schwäbische Kleinstadt. Da fühlen sich die Menschen eben wohl und damit auch die Unternehmen. Dirk Werner

Foto: Stadt Calw

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Die neue Kundenhalle der Sparkasse Pforzheim Calw strahlt Ruhe und Modernität aus

Fotos: Sparkasse Pforzheim Calw

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Die Größte im Land Die Sparkassen in Pforzheim und Calw verbündeten sich im Jahr 2003. Es entstand die größte Sparkasse in Baden-Württemberg, mit einem Geschäftsvolumen von 11,9 Milliarden Euro. Sie ist die zehntgrößte unter den etwa 450 Sparkassen in Deutschland.

Engagement Die Sparkasse Pforzheim Calw engagiert sich aus Verantwortung für die Region im sozialen und kulturellen Bereich sowie für den Sport. Bedacht werden auch die Calwer Hermann Hesse Stiftung, die Stiftung Umweltpreis, die Stiftung Jugendförderung sowie seit einem Jahr „Mit Herz und Hand“, die Stiftung für die Region, die vor wenigen Wochen erstmals den Bürgerschaftspreis für Engagements zugusten des Gemeinwohls verliehen hat.

Starke Präsenz Die Sparkasse Pforzheim Calw hat 8,2 Millionen Euro in Calw investiert. Die größte Bank der Region bekennt sich zu Standort und Mittelstand

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ach der umfangreichen Neugestaltung ist die geschaffen, erklärte Landrat und VerwaltungsratsSparkasse Pforzheim Calw wieder am angeVorsitzender Hans-Werner Köblitz. „Kein Mensch stammten Platz an der Calwer Marktstraße baut, wo er nicht bleiben will“, widerlegte der Kreischef gegenteilige Vermutungen. erreichbar. 8,2 Millionen Euro investierte die Sparkasse in ein helles und modernes Gebäude, dessen Die Sparkasse Pforzheim Calw hat als Hausbank der heimischen Wirtschaft weiter vor allem den Mittelattraktive Räume auch für Veranstaltungen genutzt werden können. Im Kern der Hesse-Stadt demonstriert stand im Auge. Er bildet das Rückgrat der Entwicklung die Sparkasse damit Größe, Stärin der Region. Deshalb wird ke und vor allem Nähe. die Sparkasse auch künftig sinnDer Calwer Umbau sei vor volle Projekte finanzieren und den Kredithahn keinesfalls zu allem „ein Bekenntnis zur Regidrehen. Im Vorjahr begleitete on, zur schönen Stadt Calw, zu den Menschen hier und zur heidie „Bank mit Herz und Hand“ mischen Wirtschaft“, unterstrich in der Region beispielsweise fast der Sparkassen-Chef Dr. Herbert 70 Existenzgründungen, durch Müller bei der feierlichen Eröffdie mehr als 200 Arbeitsplätze nung. Oberbürgermeister Mangeschaffen wurden. fred Dunst bezeichnete das „klar Für die Kunden auch in gegliederte und auf das Wesentschwierigen Zeiten da zu sein ist liche reduzierte“ Gebäude als ein wesentlicher Bestandteil der „neu entstandenes SchmuckGeschäftsstrategie der Sparkasse stück“ der Stadt. Die Sparkasse Pforzheim Calw. Dabei genießt die individuelle Beratung und engagiere sich für das Gemeinwohl und trage wesentlich zur Betreuung in mehr als 150 Ge„Lebensqualität und Attraktivischäftsstellen höchste Priorität. tät der Stadt“ bei, attestierte der Diese Nähe und der persönliche OB. Der Umbau habe nun „adKontakt sind und bleiben die Die umgebaute Sparkassen-Filiale äquate Räumlichkeiten für unsewichtigsten Säulen der Kundenre anspruchsvollen Kunden“ kommunikation. ist ein Schmuckstück für Calw 12/2008

Chronologie 1902 nahm die Oberamtssparkasse Calw ihre Geschäfte auf. Als 1934 die Oberämter in Kreise umbenannt wurden, erhielt das Kreditinstitut den Namen Kreissparkasse. 1965 wurde der Neubau im Zentrum der HesseStadt eröffnet, wo sich die Sparkasse in Calw auch heute noch befindet. Anfang der 1980erJahre sowie im Jahr 2008 wurde das Haus umfassend modernisiert. 2009 feiert die Sparkasse Pforzheim Calw ihr 175-jähriges Bestehen.

Kontakt Sparkasse Pforzheim Calw Direktion Calw Marktstraße 7–11 75365 Calw info@sparkasse-pforzheim-calw.de www.sparkasse-pforzheim-calw.de Telefon: 0 70 51/93 21 70 10 Telefax: 0 70 51/93 21 70 19

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